Blacklist II von Saya_Takahashi (The next event) ================================================================================ Prolog: Die Côte d’Emeraude --------------------------- Am Mount St. Michel beginnt sie, die Côte d'Emeraude. Sie gehört zu den schönsten Küsten der nördlichen Bretagne. Und sie ist gefährlich. Schwindelerregende Kaps und Steilklippen; Ebbe und Flut, die das Wasser um 14 Meter sinken und steigen lassen. Traumstrände - auch das gehört zu ihr. Zu der Smaragdküste Frankreichs. Einige der schönsten Städte der Bretagne reihen sich an der in allen Grüntönen schimmernden Küste des Ärmelkanals: Ferienorte, Touristenziele, Kulturstädte. Und schließlich St-Brieuc mit seinen 46.000 Einwohnern. Die Stadt liegt 3 Kilometer vom Atlantik entfernt auf einem Plateau, in welches sich die Flüsse Gouet und Gouedic tiefe Täler gegraben haben. Im 5. Jahrhundert soll sich hier der Mönch Briocus niedergelassen haben, und der Legende nach gab Briocus der Stadt ihren Namen. Und ganz in der Nähe von St.-Brieuc, abseits des Städtetrubels, steht ein einsames Haus. Es ist kein großes auffallendes Haus, eher ein Häuschen wie man es früher baute. Unter all den prachtvollen Villen fällt es nicht ins Auge, bleibt stets unbemerkt und nur der visierte Postbote findet den schmalen Pfad, der zu diesem Häuschen führt. Und nur der Postbote kennt die beiden jungen Leute, die dort seit einer Weile wohnen. Sein Name ist Pascal Melville, und seit 7 Jahren ist er der Postbote dieser Gegend. Er kennt seine Route, wie es kein anderer tut, und er weiß stets das Neuste aus der Stadt zu berichten. Er kennt seine 'Kunden', denen er die Briefe bringt und weiß sie mit ihren Namen anzureden. Zumeist weiß er noch mehr, und oft rühmt er sich vor seinen Kollegen, alles über seine 'Kunden' zu wissen. Über die beiden jungen Leute weiß er jedoch nichts. Seit einem halben Jahr bewohnen sie das einzige Haus in ihrer Straße, von der Pascal zu Anfang nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Viermal hatte er sich erst einen Pfad zu ihrem Haus bahnen müssen, und nur einmal hatte er sie dort angetroffen. Verwundert hatte es ihn nicht, dass es ein Japaner war, der ihm das kleine Paket entgegen nahm: Ein attraktiver junger Mann, groß gewachsen und äußerst kräftig gebaut. Pascal hatte fast etwas Angst vor ihm gehabt, als er seine dunklen, fast schwarzen Augen bemerkte, die ihn kalt fixierten. "Hast du was dabei oder was glotzt du so?", hatte der Japaner im schnellen Englisch gefragt, als Pascal sich nicht von seinem Anblick lösen konnte. "Äh", hatte er stotternd begonnen und war dabei gar einen Schritt zurückgewichen. "Ein Paket für Mademoiselle Sakura Haruno..." "Das nehm ich", war die gereizte Antwort. "Ich bräuchte eine Unterschrift", sagte Pascal leise und fürchtete schon einen tätlichen angriff, als der Japaner seine Braue gefährlich in die Höhe zog. "Was willst du?" "Ich komme schon", hatte Pascal dann eine Stimme gehört, die er fortan immer wieder hoffte zu hören. Und als er das Mädchen sah, mit rosa Haaren und Augen so grün wie das Wasser der Smaragdküste, da hatte er grinsen müssen. "Salut, belle Mademoiselle!", war es ihm herausgerutscht, kaum das sie in der Tür neben dem Schwarzhaarigen auftauchte. Er hatte nur gehofft, dass der knurrige Japaner sein Französisch nicht verstand. "Hallo", hatte das Mädchen daraufhin gelächelt, seine Unterlagen unterschrieben und war wieder ins Haus gegangen. Und hätte ihn der junge Japaner die Tür nicht unfreundlich vor der Nase zugeschlagen, hätte er dem Mädchen noch lange hinterher gesehen. Kapitel 1: Auftakt ------------------ 1 Es war früh am Morgen, als Hayato Tosa und seine Frau Yui Tosa aus der schwarzen Limousine stiegen. Der ältere Diplomat reichte seiner Gattin die Hand und half ihr die Treppen hinauf, die ins Pariser Justizgebäude führten. Neben ihm und immer an seiner Seite war ein junger Mann von gerade einmal 19 Jahren, der jedoch viele andere an Erfahrung überbot und deswegen des Diplomaten persönlicher Leibwächter war. Hinter den dreien liefen zwei weitere Leibwächter, ebenfalls alles Japaner. „Monsieur Tosa!“, begrüßte ein Beamter den japanischen Diplomaten und salutierte, als dieser die oberste Stufe erreichte und vor dem Eingang stehen blieb. Hayato Tosa verbeugte sich höflich und lächelte. „Ich freue mich, Monsieur Charaque.“ „Monsieur Le Rufé erwartet sie bereits, Monsieur Tosa. Wir freuen uns, das sie sich die Zeit nehmen konnten.“ „Natürlich“, gab der japanische Diplomat zurück. Er setzte seinen Weg fort, hielt jedoch noch einmal inne. „Die Sicherheitsvorkehrungen im Inneren …“ „Sind die besten unseres Landes, Monsieur Tosa! Das Gebäude wird strengstens bewacht und niemand ohne speziellen Ausweis durfte es betreten.“ Hayato Tosa nickte und drehte sich zu seinen Leibwächtern. „Ihr müsst nicht mit hinein, es würd sicher eine anstrengende und vor allem langweilige Verhandlung, sagte er in seiner Muttersprache. „Aber …“, setzte schon der junge Mann zu seiner linken ein. „Macht euch einen schönen Tag“, lächelte Frau Tosa. Die ältere Dame sah vor allem zu dem Mädchen, dass ebenfalls zu ihrem Personenschutz gehörte. „Paris ist eine wunderschöne Stadt und wir sind nur heute hier. Genießt ein paar freie Stunden.“ „Aber das geht doch nicht!“, antwortete diese und sah nervös zu den anderen beiden, die ebenso verwirrt waren. „Heute geht das schon mal“, meinte Herr Tosa und seufzte. „Ich würde mir auch lieber die Stadt ansehen. Also geht, und erzählt uns nachher von den Sehenswürdigkeiten.“ Damit ließ er seine Leibwächter stehen und verschwand im Justizgebäude. „Super“, murrte die Braunhaarige junge Frau. „Was machen wir jetzt?“ „Das was der Boss gesagt hat!“, grinste ihr Kollege. „Wir schauen uns Paris an!“ Ganz euphorisch blickte er zu dem 19 jährigen, der alles andere als begeistert wirkte. „Ach nun komm schon, Neji! Zieh nicht immer so ein Gesicht. Du kennst doch die Tosas, die gehören eben zu den netten Leuten. Seien wir froh, dass wir mal an coole Arbeitgeber geraten. Wenn ich an den beknackten Nasumi denke… 24 Stunden am Tag hätten wir noch für den Schuften sollen!“ „Lee, darum geht es doch nicht! Tosa hat etliche Warnungen bekommen. Wir dürfen nicht leichtfertig sein, und er dürfte es erst recht nicht! Vor allem hier Paris, wo es erst vor kurzen einen Angriff auf einen japanischen Ministert gab.“ „Ach was, du machst dir zu viele Gedanken, Tenten“, gab Lee zurück und streckte sich ausgiebig. „Ich bin dafür, dass wir tun was er verlangt. Es ist auch ein Befehl, jawohl.“ Tenten seufzte und sah zu ihrem ‚Boss’. Neji war der Älteste von ihnen und hatte das Kommando über ihre kleine Einheit. Sie arbeiteten schon eine ganze Weile für die japanische Regierung, doch Neji war am längsten dabei und hatte die meiste Erfahrung. Seine Fähigkeiten hatten ihn weit gebracht, und es waren seine Fähigkeiten, die so manchen Politiker Japans das Leben gerettet hatten. „Und was machen wir jetzt?“, wollte sie wissen. „Wir bleiben in der Nähe“, sagte Neji mit seiner kühlen Stimme. „Wir beobachten das Gebäude von Außen.“ „Mano…“, hörte man Lee jammern, doch Tenten nickte. „Gut. Dann machen wir es so. Ich habe ein ungutes Gefühl.“ 2 Im selben Land, und doch an einem gänzlich anderem Ort, stand ein Mädchen mit zusammengebunden Haaren vor ihrem Herd und zog sich die dicken Kochhandschuh über. „Wenn der jetzt nichts geworden ist…“, sagte sie im wütenden Tonfall zu sich und ihrem Braten, ehe sie die Ofenklappe öffnete. „Ich sag dir, dann war es das letzte Mal, das ich... OH! Sieh mal Sasuke!“, rief sie kreischend aus, machte einen Satz rückwärts und griff nach dem Arm des Uchiha, der eben noch gelangweilt auf dem Tisch gelehnt hatte. Nun wurde er jedoch von dem rosahaarigen Mädchen ergriffen und wild zum Ofen gezogen. „Sie dir den Braten an!“, rief sie stolz. „Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen!“ Sasuke zwang ich zu einem Nicken. „Er sieht ganz passabel aus.“ „Passabel?“ Sakura blinzelte entrüstet. „Passabel??“ „Es ist ein Broiler, Sakura. Da kann man nicht viel falsch machen…“ Doch im Stillen stieß er einen erleichterten Seufzer aus, dass die Küche wenigstens dieses Mal verschont geblieben war. Der letzte Brand war doch recht verheerend gewesen, hatte er immerhin den ganzen Raum renovieren müssen. Sakura hatte unzählige Talente, wie er im letzten Jahr herausgefunden hatte. Sie konnte wunderbar mit Waffen jeglicher Art umgeben, traf ihr Ziel auf den Millimeter genau und war sicherlich eine der besten Killer, die er kannte oder von denen er irgendwann mal gehört hatte. Aber was das Kochen anging – das Backen, das Putzen, das Waschen – darin war sie einfach nur verloren und jeder, der sich in ihrer Nähe aufhielt, in Gefahr. Sasuke musste innerlich grinsen, als er daran dachte. Er bereute es keine Sekunde, dass er damals zusammen mit Sakura Japan verlassen hatte. Ihm fehlte seine Arbeit, und ihm fehlten seine Freunde, aber für nichts auf der Welt würde er sich mehr von Sakura trennen wollen. Er brauchte sie, genauso wie sie ihn brauchte. „Sasuke! Ich rede mit dir!“, riss ihn das Mädchen aus seinen Gedanken. „Wo bist du denn schon wieder?“ „Entschuldige“, schmunzelte Sasuke. „Was hast du gesagt?“ „Hör hin!“ Sakura stellte das Radio lauter, und kaum das Sasuke in etwa begriff, was ihm der Moderator mitteilte, entglitten ihm die Gesichtszüge. „Das kann doch nicht...“, sagte er, verstummte aber, als der Mann weiter sprach und über das Attentat in Paris berichtete, das sich am Vormittag, vor nicht einmal zwei Stunden ereignet hatte. „Erst letzte Woche in Bordeaux und nun in Paris. Das ganze Justizgebäude gesprengt…“ Sakura stellte das Radio aus, als die Nachrichten zu Ende waren. „Und die reden von Zufall!“ „Es war wieder ein Japaner unter ihnen.“ Sasuke setzte sich nachdenklich an den Tisch und sah Sakura zu, wie sie das Huhn aus dem Ofen holte. „In Bordeaux war es ein japanischer Minister und nun ein Diplomat. Ich versteh das nicht…“ „Müssen wir auch nicht“, gab Sakura zurück. „Sie werden es kaum auf zwei japanische Einwanderer abgesehen haben.“ „Das meine ich nicht. Aber es ist doch seltsam. Und die Polizei behauptet fest, es gäbe keinen Zusammenhang.“ „Vielleicht wissen sie es nicht besser, oder vielleicht gibt es auch wirklich keinen.“ „Glaubst du das?“ „Nein, aber es geht uns nichts an. Oh wie der duftet!“, grinste das Mädchen und schien das Thema schon abgeschlossen zu haben. Sasuke öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch ließ er es schließlich sein. Er wusste, dass es Sakura nicht so kalt ließ, wie sie tat. Er wusste, dass es sie mehr beschäftigte, als sie zu gab. Und er hoffte, dass nichts passieren würde, was ihren ersehnten Frieden störte. Doch er hatte ein ungutes Gefühl. Genau wie Sakura. Und wie es Tenten zwei Stunden zuvor gehabt hatte. 3 Es war später Nachmittag als Sasuke aus dem Bus stieg und den Rest des Weges zu Fuß lief. Er fühlte sich ziemlich gestresst und sein Kopf rauchte längst. Den ganzen Tag hatte er am Computer gesessen, den verschiedensten Mist programmiert und zum Dank noch mehr Müll bekommen. Er hasste diese Art von Arbeit, aber leider brachte sie gutes Geld, auf dass er und Sakura angewiesen waren. Er marschierte den schlammigen Pfad entlang (gestern Abend hatte es in Strömen geregnet) und hoffte, dass er wenigstens halbwegs trocken zu Hause ankommen würde. Seine andere Sorge bestand darin, ob sein Zu Hause überhaupt noch stand, hatte Sakura nach ihrem gestrigen Braten laut verkündet, heute backen zu wollen. Es freute ihn, dass sie daran Spaß hatte, doch lieber hätte er gesehen, dass sie in die Stadt ging und sich Bekanntschaften suchte. Den ganzen Tag über verbrachte sie im Haus oder am Strand, und wenn er zur Arbeit war, blieb sie immer alleine. Lediglich einmal die Woche schaffte er es, sie aus dem Haus zu bekommen. Und dann nur, um das nötigste im nächsten Ort einzukaufen. Sasuke schnaufte leicht, als er die steile Böschung erklomm, hinter der ihr gemeinsames Heim lag. Jeden Tag, wenn er es nach seiner nervenden Arbeit sah, wurde sein Gemüt wohler und er fühlte wie der Stress verschwand. Er freute sich auf Sakura, die ihn begrüßte als hätten sie sich seit Ewigkeiten nicht gesehen, und immer wieder war er dankbar dafür, dass dem nicht so war. Sasuke erreichte die Haustür, blickte mürrisch zum dunklen Himmel und schloss auf. Der Geruch von etwas Verbrannten kam ihm entgegen, doch da das Haus noch stand, musste er nur grinsen, schüttelte amüsiert den Kopf und stellte sein Tasche im Flur ab. „Es macht keinen Spaß“, kam ihm Sakura jammernd entgegen, ließ sich von ihm in den Arm nehmen und zog ein leidendes Gesicht. „Dabei wollte ich dich mit einem Kuchen überraschen.“ „Macht nix“, gab Sasuke zurück, gab seiner Freundin einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und hielt das abgepackte Paket hoch. „Ich hab Essen mitgebracht.“ Sakuras Lippen zogen sich beleidigt in die Länge, doch dann brummte sie entmutigt. „Ich bin eine Niete…“ „Ach was. Wie war dein Tag?“, wollte er vom Thema ablenken, stellte das Essen auf den Küchentisch und holte Besteck. „Außer die Sache mit dem verbrannten Kuchen.“ „Nichts passiert“, gab Sakura seufzend zurück und stopfte sich eine volle Ladung asiatischer Nudeln in den Mund. „Und bei dir?“ „Wie immer. Öde, langweilig und noch öder.“ „Ich hab dir gesagt, dass ich auch arbeiten könnte. Dann wärst du nicht auf so einen dummen Computer-Denk-Job angewiesen.“ Sasuke wollte schon etwas erwidern, als ihn ein fremdes Geräusch ablenkte. Er lauschte genauer, doch als er nichts mehr hörte, sah er Sakura mit gehobener Braue an. „Du verlässt das Haus so gut wie gar nicht, Sakura. Fang doch erst einmal an, in die Stadt zu fahren. Mach deinen Abschluss fertig. Dann kannst du immer noch arbeiten.“ „Ich bin alt genug!“ „Du bist 17, und du kannst etwas Vernünftiges lernen, wenn du einen vernünftigen Abschluss machst. Wenn du den in der Tasche hast, sehen wir weiter. Das hatten wir schon oft genug. Wenn du möchtest können wir nächste Woche zu dieser Schule fahren, die wir im Internet gefunden haben.“ „Nächste Woche?“ Sakura stopfte eine zweite Ladung Nudeln in den Mund, kaute schnell und schluckte schwer. „Nächste Woche ist nicht besonders passend.“ „Diese Woche war schon nicht passend. Und letzte Woche nicht, und die davor … Du kannst dich nicht ewig vor der Welt verstecken!“ „Ich will mich doch gar nicht verstecken“, brummte Sakura. „Aber das muss man doch nicht übereilen!“ „Wir fahren nächste Woche, basta! Und wenn ich dich fesseln und dahin schleppen muss!“ Sasuke sah Sakura streng an. Er wusste wie schwer es ihr fiel, und er konnte es nur zu gut verstehen, aber ständig alleine sein tat ihr nicht gut. In keinsterweise, denn so hatte sie immer Zeit über ihre Vergangenheit nachzudenken. Und genau das wollte er verhindern. Ein halbes Jahr waren sie nun in Frankereich, und noch immer wachte Sakura nachts aus ihren Alpträumen auf, weinte oder war nicht einmal mehr ansprechbar. Mit der Zeit war es besser geworden, doch jeder kleinste Vorfall brachte sie zehn Schritte zurück. Auch diese Nacht war sie wieder schreiend aufgewacht, nur weil sie am Tage zuvor im Radio von dem Attentat gehört hatten. Doch Sakura sprach auch nicht darüber. Sie handhabte es, wie sie es früher gehandhabt hatte. Sie verdrängte alles. Nach dem Essen plagte sich Sakura mit dem Abwasch ab, währenddessen Sasuke in den Keller ging und sich mit seinen Geräten beschäftigte. Seit er den Job hatte, fühlte er sich nicht mehr ausgelastet und so hatte er sich im Untergeschoss einen Fitnesskeller gebaut, wo er die angestaute Energie ablassen konnte. An guten Tagen joggte er für gewöhnlich an der Küste entlang, doch waren die Temperaturen im Januar nicht besonders angenehm dafür. Und durch das matschige Wetter packte ihn keine besonders große Lust nass nach Haus zu kommen. Oft war ihm der Gedanke gekommen sich bei der französischen Polizei zu bewerben. Doch es war keine gute Idee sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten, wo er und Sakura endlich Ruhe hatten. Aus der Anbu auszutreten war die richtige Entscheidung gewesen, nach allem was vorgefallen war. Doch sich gänzlich dem Kampf gegen das Böse zu entsagen – es fiel ihm schwer, damit klarzukommen. Ab und an ging er zum Schießtand, glaubte er es sonst zu verlernen. Aber er verlernte es nicht, und umso nutzloser kam er sich bei seiner jetzigen Arbeit vor. Er konnte Menschen beschützen, er konnte Aufträge ausführen, sein Leben in Gefahr bringen – das alles vermisste er auf eine bizarre Art und Weise. Er konnte auch programmieren, Fehler in Websites finden und Rechner reparieren - aber nichts davon reizte oder erfüllte ihn. Am Ende eines nervigen Arbeitstages ging er nach Hause und hatte das Gefühl nichts beigetragen zu haben. Nichts, was irgendwie wichtig war. Was ihn ausmachte. Nachdem Sasuke sich ausgepowert hatte ging er duschen. Die Uhr verriet ihm, dass er schon bald ins Bett müsste, damit er morgen wenigstens ansatzweise frisch aussah. Früher war er mit soviel weniger Schlaf ausgekommen; die Tage waren länger gewesen als die Nächte. Und heute konnte er manchmal nicht einmal einschlafen, weil er über seine Nutzlosigkeit nachdenken musste. Immer und immer wieder. Tag ein und Tag aus. Er befand sich in einer Routine, in der jeder durchschnittliche Mensch steckte. Er hatte das, was er damals wollte. Und er wusste nun, dass es ihm schwerer fiel, als sich schlafen zu legen und nicht zu wissen, ob es einen Morgen gab. Sasuke verließ das Bad und setzte sich zu Sakura ins Wohnzimmer. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es schon um Neun war. „Morgen habe ich eher Feierabend“, sagte er, nachdem er ein paar Minuten dem französischen Programm gefolgt war. Mittlerweile beherrschte er die Sprache recht gut, zumindest verstand er sie. Selbst in Französisch zu sprechen behagte ihm weniger und so redete er mit den meisten Leuten englisch. „Wir müssen morgen einkaufen“, fügte er hinzu, da seitens Sakura keine Reaktion gekommen war. „Die Schränke sind leer.“ „Hmm“, kam es träge von dem Mädchen, das scheinbar in die Sendung vertieft gewesen war, die nun aber auslief. Sie griff sich die Fernbedienung und schaltete zu den Nachrichten. Der Wetterbericht kündigte Schnee an. „Na toll. Jetzt wird’s noch kälter“, brummte Sakura. „Wann hast du Schluss?“ „Um zwei.“ „Dann komm ich mit dem Bus und hol dich ab.“ „So mutig?“, grinste Sasuke, da Sakura selten bis ins Stadtinnere fuhr. Sie begnügte sich meist mit den Supermärkten am Rande, wo weniger los war. „Sicher“, gab sie zurück und musste ebenfalls schmunzeln. „Ich hab noch nie gesehen, wo du arbeitest.“ „Da gibt’s auch nicht viel zu sehen. Ein großer Raum, viele Tische, viele Idioten. Das ist absolut langweilig.“ „Ich mach mir selbst ein Bild“, lachte Sakura. „Vielleicht sind es ja ganz interessante Kollegen.“ „Es sind verrückte Computerfreaks, Sakura. Von denen ist keiner interessant.“ „Na, wenn du mir da nicht … oh.“ Sakura verstummte und sah zum Fernseher, als der Nachrichtensprecher vom Vortag und über das Attentat in Paris sprach. Es wurden Bilder des Justizgebäudes gezeigt, in dem die Bombe hochgegangen war. Er sagte, dass es keine Überlebenden gab und die Polizei im Dunkeln tappte. „Weißt du, wer der Japaner war?“, fragte Sakura, als die Nachrichten zu ende waren. Sasuke schüttelte den Kopf. „Der Name Tosa sagt mir nichts. Ich habe früher ein paar Diplomaten kennen gelernt, aber von ihm habe ich nie gehört. Ich frage mich, was das für eine Verhandlung in Paris war. Darüber haben sie nichts Genaues gesagt.“ „Vielleicht wissen sie nichts Genaues. Vielleicht gab es keine Aufzeichnung, nichts Offizielles.“ „Und wenn, dann wurden sie vermutlich mit in die Luft gejagt.“ Sasuke verschränkte nachdenklich die Arme, seufzte aber schließlich. „Es hat keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Das geht uns nichts an.“ „Hm“, gab Sakura ihm Recht, rutschte näher an Sasuke heran und kuschelte sich bei ihm ein. „Also komm ich morgen um zwei mit dem Bus zu dir und schau mir deinen interessanten Arbeitsplatz an.“ „Der nicht interessant ist“, grinste Sasuke und legte seinen Arm um das Mädchen, zog sie auf seinen Schoss und grinste noch breiter. „Wenn du schon so weit willst, ist es auch nicht mehr weit bis zu der Schule.“ Sakura ließ den Kopf hängen, da Sasuke schon wieder mit dem Thema anfing. „Genauso gut könnte ich auch bei dir anfangen. Ich kann auch Programmieren.“ Der Uchiha lachte. „Ja, kunterbunte Seiten über Hasen.“ „Ich lerne schnell!“ „Das weiß ich“, gab Sasuke etwas ernster zu. „Aber zuerst sollst du einen Abschluss machen, das haben wir doch geklärt.“ „Du has das geklärt, ich halte nichts davon.“ „Fang nicht wieder damit an!“ Sakura öffnete den Mund und wollte etwas sagen, entschloss sich dann aber anders. Stattdessen grinste sie Sasuke nun amüsiert an, schlang ihre Arme um ihn und zog ihn in einen sanften Kuss. „Es ist immer wieder nett, wie du mir sagst, dass ich die Klappe halten soll“, bemerkte er zwischendurch. „Das hilft dir aber auch nicht, Sakura!“ „Weißt du, was ich gerne hätte?“ „Nein. Was denn?“ „Einen richtig süßen Spitznamen! Im Fernsehen kriegen die Freundinnen von ihren Freunden immer ganz knuffige Namen. So was wie Hasi oder Schätzchen oder Mausi oder …“ „Du willst mich also zwingen dir einen Spitznamen zu geben?“ Sasuke schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Ich will dich nicht zwingen!“, schmollte Sakura. „Du hättest im Grunde von alleine drauf kommen müssen! Das ist eigentlich traurig! Und weißt du, was mir Ino vor einer Weile geschrieben hat? Sie hat nen Typen kennen gelernt und der trägt sie nur auf Händen und nennt sie immer Zuckerschnecke! Warum nennst du mich nie Zuckerschnecke?“ „Das ist ein Unding!“, sagte Sasuke überrascht. „Natürlich ist das ein Unding!“ „Ich meine, dass Ino einen Kerl kennen gelernt hat …“ Sakura blinzelte, dann sah sie Sasuke pikiert an. „Du willst mir wirklich keinen Spitznamen geben, oder?“ „Du hast doch auch keinen für mich“, gab Sasuke zu bedenken. „Du möchtest einen?“, fragte Sakura und wirkte verunsichert. „Wirklich? Ich hab gedacht, du fühlst dich gleich beleidigt, wenn ich dich Schnuffelhase nenne. Dabei klingt das so niedlich und Ino …“ „Oh Gott“, entfuhr es Sasuke und versuchte seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. „Du willst mich doch nicht wirklich … Seh ich aus wie ein … Schnuffelhase?“ Sakura kicherte. „Findest du nicht?“ „Nein! Sakura, das ist nicht dein Ernst! Auf was für Ideen bringt Ino dich denn? Findet sie, ich seh wie ein Schnuffelhase aus?“ „Sie meinte, du würdest …“ „Okay, warte … ich glaub ich will gar nicht wissen, was diese durchgeknallte Blondine gesagt hat.“ „Wirklich nicht?“ „Ganz sicher. Ich glaube nicht, dass ich der Typ für Spitznamen bin …“ „Und was ist mit meinem Spitznamen?“ Sasuke zog ein leidliches Gesicht. „Wie wär’s mit Krümmelmonster?“, schlug er ahnungslos vor. „Wenn man bedenkt, wie es immer …“ „Du würdest MICH KRÜMMELMONST nennen?“, brauste Sakura schon auf, noch ehe Sasuke es erklären konnte. „Das ist kein Spitzname, das ist eine Bosheit!“ „Hasenfuß? Immerhin …“ „Das meinst du nicht ernst, oder?“ „Drückeberger?“ „SASUKE!“ Der Uchiha seufzte resigniert und sah seine Freundin rechtfertigend an. „Aber ein Spitzname sollte doch passen und …“ „AH! Halt die Klappe!“ Sakura warf Sasuke einen finsteren Blick zu, glitt von seinem Schoss und setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber. „Wie kann man nur so fies sein! Und so fantasielos! Kein Kerl der Welt würde seine Freundin Drückeberger nennen! Ino hat Recht! Du bist absolut unsensibel!“ Nun zog Sasuke das gekränkte Gesicht. „Ino hat mich unsensibel genannt? Lästert ihr die ganze Zeit, wenn ihr euch schreibt oder was?“ „Du bist doch auch unsensibel! Ino schwärmt mir jedes Mal vor, was dieser Typ tolles gemacht hat, und was für eine Zuckerschnecke sie ist, und was kann ich sagen? Oh ja, und stell dir vor, mich nennt Sasuke immer liebevoll KRÜMMELMONSTER, HASENFUß und DRÜCKEBERGER!“ „Ich kann ja noch mal nachdenken“, murmelte Sasuke missmutig, obwohl er absolut kein Problem bei diesen Spitznamen fand. „Gott bewahre!“ Sakura stand auf und sah den Schwarzhaarigen vernichtend an. „Nachher bin ich noch … huh?“ Sie sah zum Flur, als es plötzlich klingelte. „Um die Zeit? Ob das der Postbote ist?“ „Dem werd ich was erzählen! Das würde zu dem Mistkerl passen, wahrscheinlich hofft er dich alleine anzutreffen! Wenn der seine Augen das nächste Mal …“ „Sag mal, das ist doch gar nicht wahr!“, verteidigte Sakura den jungen Mann. „Ich finde ihn sehr nett. Und er ist höfflich und hat Anstand. Und ER hätte sicher einen richtig lieben Spitznamen für mich!“ Sasuke runzelte die Stirn, stand auf und ging knurrend in den Flur, gefolgt von einer belustigten Sakura. „Der kann was erleben! Von wegen Spitzname!“, zischte er ärgerlich. „Ich hab einen für ihn, wenn er sich erlaubt dich noch mal so …“ Er drückte die Klinke herunter, kurz davor dem Postboten einfach die Faust aufs Auge zu drücken, als er unweigerlich zurückschreckte und sich seine Augen vor Fassungslosigkeit weiteten. „Verdammt, was zum …“ „Lasst ihr uns rein?“, sagte sein gegenüber mit schwacher Stimme. Er war der junge Leibwächter, der am Tag zuvor noch in Paris gewesen war. An seiner Seite hing mehr, als dass sie selbst stehen konnte, seine Partnerin. „Wir brauchen Hilfe, Sasuke …“ Dann klappte Neji zusammen, und Sasuke schaffte es gerade so, ihn und das Mädchen aufzufangen. „Scheiße, was zum Teufel ist passiert?“ Er stützte Tenten, die fast bewusstlos schien, derweil Neji sich auf die Treppenstufe fallen ließ und vorsichtig zu Sakura sah, die mit Schrecken in der Tür stehen geblieben war und sich nicht rührte. „Danke“, murmelte Tenten, als Sasuke sie auf den Verandastuhl hievte. „Wir wollten nicht herkommen“, sagte Neji und atmete schwer. „Wir waren in Paris, wir haben Hayato Tosa begleitet. Verdammt, die haben alles in die Luft gesprengt!“ „Tosa? Ihr habt für den Diplomaten gearbeitet?“ Neji nickte und sah wieder zu Sakura, die immer bleicher im Geicht wurde. „Wir wollten nicht herkommen, ehrlich. Aber sie haben uns versucht auszuschalten. Und Hinata sagte … es war schwer euch zu finden, aber wir sind uns sicher, dass uns niemand gefolgt ist, wirklich!“ Sakura schluckte, doch dann sah sie Neji irritiert an. „Hinata?“ „Er ist ihr Cousin“, antwortete Sasuke schnell, der Neji von früher kannte. Sakura hatte jedoch keine Ahnung von ihm und schien bis zum äußersten angespannt. „Er gehört nicht zu den Anbu, Sakura. Es ist alles okay …“ Doch Sakura verstand nun gar nichts mehr, fühlte die Panik dafür umso stärker. „Aber … Wenn sie uns finden konnten und …“ „Wir gehen ins Haus, okay? Wir müssen erst mal rein …“ „Ins Haus?“ Sakura war weiß im Gesicht, als Sasuke ihr sagte, Tenten und Neji müssen mit hinein. „Wir können nicht …“ „Es ist okay, Sakura.“ Sasuke ging auf seine Freundin zu, die im ersten Moment sogar vor ihm zurückwich. „Sie haben nichts mit früher zu tun. Sie brauchen unsere Hilfe …“ „Das geht nicht!“ Sakuras Stimme zitterte vor Angst. Sie hatte alles vergessen wollen, ganz neu anfangen, abseits von all dem. Und nun sollte es wieder beginnen? Sie hatten damit nichts zu tun, aber wenn sie ihnen halfen, dann würden auch sie mit reingezogen … „Er ist Hinatas Cousin, Sakura“, wiederholte Sasuke, der sich gut vorstellen konnte, was in diesem Moment in Sakuras Kopf passierte. „Wir dürfen ihn nicht wegschicken. Denk an Hinata …“ Sakura schluckte schwer, sah Sasuke starr an und dann hinüber zu Neji, der sich die Schulter hielt. „Es tut mir leid“, sagte er und schien wirklich betrübt über den Umstand, gerade hier auftauchen zu müssen. Er und Hinata hatten einen guten Kontakt zueinander, und natürlich war ihm Sasukes Verschwinden damals nicht entgangen. Irgendwann hatte Hinata ihn im Groben aufgeklärt, und er hatte es in etwa verstanden. Und er wusste von Sakura. Nichts genaues, das hatte Hinata ihm einfach nicht sagen wollen. Aber er wusste, dass sie damals ihr Auftrag gewesen war, und Sakura auf der Blacklist gestanden hatte. Es war alles sehr verworren gewesen, und als Sakura danach das Land verlassen hatte, war Sasuke mit ihr gegangen. „Und wenn ihnen doch … wenn ihnen irgendwer gefolgt ist?“ Sasuke lächelte Sakura aufmunternd an und drückte sie beruhigend an sich. „Ich werde gleich nachsehen. Lass uns in die Küche gehen. Sie könnten sicher einen Tee gebrauchen.“ Sakuras Augen schienen feucht, doch schließlich nickte sie. „Ich mach welchen“, sagte sie leise, löste sich von Sasuke und verschwand ins Haus. Kapitel 2: Unerwartete Begebenheiten ------------------------------------ 1 Nervös stand Sakura in der Küche und wartete, dass der Tee fertig war, derweil die beiden für sie völlig fremden Menschen am Tisch saßen und Sasuke draußen nach dem Rechten sehen war. „Bitte“, sagte sie kaum hörbar, als sie ihnen zwei Gläser hinstellte, sich aber nicht setzte sondern zum Fenster ging und hinaus sah. „Hinata hat …“ Neji sah die Rosahaarige vorsichtig an. „Sie hat mir über dich erzählt.“ „Hat sie das“, gab Sakura leise zurück, doch klang es eher wie eine Feststellung. „Nur Gutes“, nickte Neji und nahm den dampfenden Tee. Sein Blick glitt zu Tenten, die teilnahmslos ihm gegenüber saß und vor sich her starrte. „Ihm geht es gut, Tenten. Wir müssen uns keine Sorgen machen …“ Neji griff sich an die Schulter, als er einen erneuten Stich spürte. Er verzog das Gesicht, doch blieb sein Blick bei seiner Partnerin hängen, die den Tränen nahe schien. „Er wird sich bald melden.“ „Wurdest du angeschossen?“, hörte er Sakura fragen und überrascht sah er auf. „Nur ein Streifschuss“, sagte Neji. „Es ist nichts weiter.“ „Ist sie okay?“, fragte Sakura, obwohl ihre Augen unentwegt nach draußen sahen. „Tenten?“, fragte Neji die Braunhaarige, die kaum eine Reaktion zeigte. „Ja, ich bin … okay.“ Neji nickte und sah wieder zu Sakura. „Nur etwas geschwächt. Es war nicht einfach von Paris hier herzukommen.“ „Hm“, machte Sakura und wirkte, als spräche sie aus einer anderen Welt zu den beiden. „Sasuke kommt zurück“, bemerkte sie dann, stieß erleichtert etwas Luft aus und sah hinaus zum Flur, in dem keine zwei Minuten der Uchiha auftauchte. Er war durchnässt, da es draußen zu regnen begonnen hatte. „Es ist alles okay“, meinte er, schälte sich aus der nassen Jacke und ging zu Sakura „Niemand ist irgendwo zu sehen gewesen.“ Das Mädchen nickte. „Ich geh … das Gästezimmer beziehen.“ „Gut.“ Sasuke fuhr sich durch die Haare und blickte zu den beiden Sitzenden. „Vielleicht zeigst du ihr das Badezimmer“, meinte er mit einem Blick zu Tenten, die noch immer regungslos am Tisch hockte. Prüfend sah er zu Neji, der dankbar nickte und seine Partnerin leise bat, Sakura zu folgen. „Ihr habt also für Tosa gearbeitet“ sagte Sasuke, als die beiden Mädchen die Küche verlassen hatten. Er setzte sich und sah Neji trübselig an. „Ihr ward aber nicht im Gebäude, als es hochging?“ „Nein. Wir hatten sozusagen frei, sind aber in der Nähe geblieben. Die waren aber auch nicht weit. Und sie wussten von uns. Sie haben auf uns geschossen.“ „Brauchst du einen Arzt?“ Neji schüttelte den Kopf. „Eine Dusche reicht. Aber wir wurden getrennt …“ „Getrennt?“ „Ja, wir waren drei Bodyguards für Tosa und seine Frau. Wir arbeiten schon eine Weile zusammen, aber als die Bombe hochging, war die Hölle los. Wir wissen nicht, wohin Lee abgehauen ist. Sie haben uns eine Weile verfolgt, bis wir sie abhängen konnten.“ „Wer sind sie?“ „Keine Ahnung …“ Neji stützte seinen Kopf mit der Hand ab. „So eine Scheiße, dass es … verdammt!“ Sasuke schwieg ein paar Sekunden, ehe er wieder zu sprechen ansetzte. „Weißt du, was in dem Gebäude gemacht wurde? Was war das für eine Versammlung? Wir haben nur die Nachrichten gehört und uns gewundert, weil es schon vor ein paar Tagen ein Attentat gab, wobei ein Japaner ums Leben kam.“ „Wir wissen nichts“, stöhnte Neji und fühlte sich absolut hilflos. „Tosa hat kein Wort verlauten lassen, obwohl er sonst nie so verschwiegen war. Aber diesmal … er hat im Vorfeld Drohungen bekommen, aber selbst da hat er nur drüber gelacht und sie als Scherz abgetan. Wir arbeiten seit einem Jahr für ihn, aber so was … Gott, und jetzt sind er und seine Frau tot …“ Sasuke schüttelte nachdenklich den Kopf, als er Schritte hörte und aufsah. Sakura kam alleine in die Küche und goss sich selbst einen Tee auf. „Sie duscht jetzt“, sagte sie und lehnte sich an die Wand beim Fenster. „Danke. Sie nimmt es sehr mit, dass wir nichts von Lee wissen.“ „Lee?“, fragte Sakura. „Er gehört auch zu uns. Wir wissen nicht, ob er ihnen entkommen konnte, aber es ist anzunehmen. Er wird irgendwo untergetaucht sein und sich melden, wenn die Luft rein ist.“ „Wer sind sie?“, fragte Sakura nun und sah besorgt zu Sasuke. „Sie haben keine Ahnung. Tosa hatte wohl Drohungen bekommen, aber sie nicht ernst genommen. Und was im Justizgebäude verhandelt wurde, hat er ihnen auch nicht gesagt. Sie haben nur als Leibwächter für ihn und seine Frau gearbeitet.“ „Leibwächter?“ Sakura sah nun zu Neji, der leicht lächelte und nickte. „Wir sollten Hinata anrufen“, sagte Sasuke. „Sie werden sich Sorgen machen. Und dann müssen wir überlegen, was zu tun ist. Wo könnte Lee sein?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Neji finster. „Das kam alles unerwartet. Das Beste wäre so schnell wie möglich nach Japan zurück zufliegen. Wir haben privat für Tosa gearbeitet, wir unterstehen niemand. Aber zuerst müssen wir Lee finden …“ „Weiß er von uns?“, fragte Sakura besorgt. „Nein. Nur ich wusste von Hinata, dass ihr irgendwo in Frankreich sein müsst. Nachdem das gestern passierte, habe ich sie angerufen. Sie sagte mir in etwa, wo ihr euch aufhalten könntet. Das ich euch gefunden habe, ist purer Zufall. Ich habe Sasuke in einem Bus gesehen …“ „Warum hat Hinata uns nicht angerufen?“, wollte Sasuke irritiert wissen. „Ich habe sie darum gebeten. Falls ich euch nicht gefunden hätte, und die Chancen standen ziemlich schlecht, wärt ihr unnötig darin verwickelt worden. Es tut mir eigentlich … leid, dass ich dich im Bus gesehen habe.“ „Ist okay“, sagte Sasuke. „Wir können jetzt nichts daran ändern. Und hier seid ihr sicher.“ Neji nickte. „Wäre Tenten nicht dabei, hätte ich um keine Hilfe gebeten. Aber so …“ „Schon gut.“ Sakura schien es Überwindung zu kosten, dass zu sagen. Doch sie glaubte Neji, und was er sagte, berührte sie. „Sasuke hat Recht. Hier seid ihr … sicher.“ 2 Die Nacht verging schnell, und am nächsten Morgen schaffte es Sasuke kaum aus dem Bett. „Willst du wirklich zur Arbeit?“, hörte er Sakura grummeln. Er nickte, grinste leicht und legte sich noch einmal zur ihr. „Ich gehe nur kurz. Ich spreche mit dem Chef und sage ihm, dass ich eine Woche Urlaub brauche.“ „Wird er das machen?“ „Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben, und er kann es sich nicht leisten, mich zu kündigen.“ „Oh, das ist sehr überzeugend“, kicherte Sakura, schlang ihre Arme um Sasuke und zog ihn zu sich. „Bringst du gleich den Einkauf mit?“ „Sicher“, brummte Sasuke und ließ sich zu Sakura hinab, um sie zu küssen. „Kommst du wieder drum rum, in die Stadt zu müssen“, grinste er dann. „Glück gehabt.“ „Ich wäre heute lieber in die Stadt gefahren“, gab Sakura ernst zurück. „Es wird nichts passieren“, meinte Sasuke, der genau wusste, was Sakura damit sagen wollte. „Sobald ihr Partner sich meldet, werden sie nach Japan fliegen.“ „Wenn er sich meldet. Was ist, wenn sie ihn erwischt haben?“ „Kommt drauf an, wer sie sind …“ „Hm.“ Sakura ließ von Sasuke ab, richtete sich auf und lehnte sich gegen das Bettgestell. „Woher kennst du Neji eigentlich? Nur von Hinata?“ „Nein“, erwiderte Sasuke. „Ich habe ihn schon vorher bei einem Einsatz der Anbu kennen gelernt. Er ist in Ordnung, wir können ihm trauen. Und ich schulde ihm einiges.“ „Du schuldest ihm etwas?“ Der junge Mann nickte, doch mehr sagte er nicht dazu. Es war bitterkalt, als Sasuke die Haustür öffnete und nach draußen trat. Der eisige Wind kam ihm entgegen und schnell schloss er seine Jacke, ehe er nach seiner Tasche griff. „Als was arbeitest du jetzt?“, fragte ihn Neji, der trotz der kalten Temperaturen und der frühen Morgenstunde auf dem Verandastuhl saß und in die Dämmerung blickte. Sasuke grinste knapp und schloss die Tür. „Als Programmierer.“ Auch Nejis Mundwinkel hoben sich kaum merklich. „Programmierer? Ich hätte auf vieles getippt. Aber im Büro? Du lässt es jetzt also ruhiger angehen?“ „Hn“, kam es von dem Uchiha und mit einem Blick zum Himmel stellte er fest, dass es zu schneien begann. „Irgendwann kommt für jeden die Zeit kürzer zu treten.“ „Das stimmt. Obwohl ich so einen Satz von jemanden wie dir nie erwartet hätte.“ Neji schüttelte amüsiert den Kopf. „Du stehst jetzt unter dem Kommando einer Frau. Sie muss dich sehr beeindruckt haben.“ Sasuke grinste, schloss die Augen und spürte die ersten Schneeflocken auf sich fallen. „Ich werde euch helfen, Neji. So gut ich kann. Aber ich kann nicht weiter gehen, als sie es erträgt.“ „Ich verstehe“, nickte Neji. „Danke.“ Später, als Sasuke schon mit dem Bus auf dem Weg in die Stadt war, ging Neji wieder ins Haus. Er machte sich einen Tee und blieb in der Küche, bis Tenten gegen acht Uhr auftauchte und sich müde zu ihm setzte. „Wie geht’s dir?“, fragte der Schwarzhaarige. „Es geht. Der Schlaf hat gut getan.“ „Das ist gut“, sagte Neji und stellte Tenten ebenfalls eine Tasse Tee hin, doch das Mädchen schien schon wieder in Gedanken. „Lee wird sich melden. Und spätestens morgen werde ich ihn suchen.“ „Dann komme ich mit!“, sagte Tenten gleich. „Nein, ich mach das allein. Du bleibst hier. Wir wissen nicht, wer der Gegner ist.“ „Aber ...“ „Kein Aber. Ich habe nach wie vor das sagen. Es wird so gemacht, wie ich es für das Beste halte.“ Neji blieb streng. „Du wirst dich ausruhen. Sobald Lee da ist, fliegen wir zurück.“ „Gott, aber … du kannst meine Hilfe gebrauchen, und Lee … wenn sie ihn …“ Tenten versummte, als sie Geräusche aus dem Wohnzimmer hörte. Sie wartete kurz, dann sah sie auf, als Sakura in die Küche kam. „Morgen“, kam es leise von der Rosahaarigen. Sie ging hinüber zur Anrichte und goss sich einen Tee auf. „Habt ihr … gut geschlafen?“, fragte sie vorsichtig und klang sehr gezwungen. „Danke, ja“, gab Neji freundlich zurück. Auch Tenten nickte leicht. „Danke, dass wir hier unterkommen durften.“ „Kein Problem“, erwiderte Sakura, doch wirkte sie dabei, als wäre eben doch alles ein Problem. „Ich … geh dann mal und … ich beeil mich im Bad, dann könnt ihr auch gleich.“ „Es ist ihr nicht angenehm uns im Haus zu haben“, sagte Neji mehr für sich, als Sakura schon wieder aus der Küche verschwunden war. „Das wäre keinem normalen Menschen angenehm, Neji. Und ich denke, sie stand einmal auf der Blacklist? Hast du das nicht gesagt gehabt?“ „Hm, so hat es Hinata mir erzählt. Sie hatte wohl ihr Gedächtnis verloren, und diese Bande von Akatsuki haben sie gejagt, wegen irgendwas in ihrer Vergangenheit. Hinata meinte, es lag wohl sogar so etwas wie eine Verwechslung vor, aber sie hat … naja sich ziemlich quer gestellt, mir irgendwas zu erzählen. Und es geht uns ja auch nichts an.“ Tenten nickte. „Stimmt. Es war sicher schlimm ins Visier dieser Verbrecher zu geraten. Und nun kommen wir hier her … “ „Wir sind verschwunden, bevor irgendwas passieren kann.“ Neji trank seinen Tee leer und sah zum Fenster hinaus. Der Schnee war stärker geworden und längst lag eine dünne Schicht auf dem Erdboden. Sie mussten so schnell wie möglich zurück nach Japan. So schnell es denkbar war. 3 Sasuke kam erst gegen Mittag zurück, doch hatte er einen Beutel voller Lebensmittel mitgebracht. „Und was hat er gesagt?“, fragte Sakura. Sasuke schnaubte und stellte den Einkauf auf den Küchentisch. „Eine Woche. Ein paar Dinge soll ich hier erledigen und dann ins Büro schicken. Also kann man kaum von Urlaub sprechen.“ „Beschwer dich nicht“, grinste das Mädchen und packte die Sachen in den Kühlschrank. „Immerhin kam das ziemlich plötzlich. Ich werde wohl Spagetti zum Mittag machen, soviel Nudeln wie du mitgebracht hast.“ Sakura schüttelte belustigt den Kopf. „Oder Nudelauflauf. Oder besser alles zusammen.“ „Mal sehen, wie lange Neji und Tenten deine Kochkünste überleben.“ „Wie?“, plusterte sich Sakura auf. „Das ist absolut niederträchtig, so etwas zu sagen! Du lebst immerhin auch noch, und ich koche schon ein halbes Jahr für dich!“ „Stimmt“, lachte Sasuke. „Aber ich habe auch eine sehr gute körperliche Verfassung.“ „Ach, halt den Mund! Du kannst dir ja ab jetzt selbst was kochen! Mal sehen, wie lange du deine Verfassung dann noch hast!“ Sasuke grinste, sagte aber nichts darauf. Stattdessen half er Sakura alles zu verstauen. „Wo sind die beiden überhaupt?“ „Im Gästezimmer, nehm ich an.“ „Du hast sie aber heute schon gesehen?“ „Ja, heute morgen.“ „Es ist deine Gelegenheit, Sakura. Rede doch etwas mit ihnen. Keiner der beiden wird dir etwas tun.“ Sakura hielt in ihrer Bewegung inne, als sie gerade den Reis wegpacken wollte. Sie biss sich auf die Lippen und drehte sich zu Sasuke. „Wissen sie denn … irgendwas?“ Sasuke lächelte leicht. „Nein, sie wissen so gut wie nichts. Hinata hat Neji nur gesagt, dass wir dich damals beschützt haben. Du hast Japan verlassen, und das war’s. Sie interessieren sich nicht für das, was damals war. Mach dir keine Gedanken.“ „Schon, aber …“ „Keine Gedanken, Sakura. Versprich es mir, hm?“ Sakura ließ die Schultern hängen und sah Sasuke leidlich an. „Ich will ja gar nicht darüber nachdenken, es ist nur … wenn sie doch jemanden hier her locken? Oder wenn gar Pain in die ganze Sache verwickelt ist und herausfindet, wo wir sind?“ „Das glaube ich nicht. Und nach wie vor gibt es den Vertrag, Sakura. Sie dürfen dich nicht anrühren, und das werden sie nicht. Und ich bin auch noch da. Ich bin noch nicht so verrostet, wie es aussieht. Wir rosten alle nicht so schnell …“ Sakura zuckte unwillkürlich zusammen, stellte den Reis weg und holte tief Luft. „Ich weiß. Aber … du willst ihnen unbedingt … helfen, oder?“ „Ich schulde es Neji. Aber ich werde nichts tun, was unser Leben hier gefährdet. Ich gehe nicht weiter, als ich kann. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Sakura nickte leicht. „Aber … ich will nicht, dass du wegen mir … wenn es dir nicht gefällt und …“ „Sakura!“, unterbrach Sasuke sie etwas lauter als gewollt. „Denk so was niemals!“ „Es ist nur … Ich denke es ja nicht, aber … wegen mir hast du die Anbu verlassen, und dabei waren auch deine Eltern dort und überhaupt … dieser Job im Büro und das alles!“ „Die Anbu wollten dich töten, verdammt!“ Sasuke sah die Rosahaarige aufgebraucht an. „Für nichts in der Welt hätte ich bei denen bleiben wollen!“ Sakura wich etwas zurück und zog ein entschuldigendes Gesicht. Sasuke schloss die Augen, seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Tut mir leid, ich wollte nicht laut werden. Aber was du da sagst ich wirklich dumm, Sakura. Ich mag den Job zwar nicht, aber das ist reine Gewohnheitssache. Ich hab sehr lange für die Anbu gearbeitet, mehr steckt da nicht dahinter.“ „Ach nein?“, meinte Sakura leise, und man hörte genau, dass sie es Sasuke nicht abkaufte. „Du hast etwas Gutes gemacht. Du konntest Menschen beschützen. Das hat nichts mit Gewohnheit zu tun …“ „Ich habe dich, Sakura! Ich will nichts anderes, und dich beschützen reicht mir vollkommen, weil es nichts Wichtigeres für mich gibt!“ Sakura biss sich erneut auf die Lippen. „Ich …“ Sie stoppte abrupt, als Neji unerwartet in der Tür auftauchte. „Stör ich?“, fragte er und blieb jäh stehen, als er Sakura mit feuchten Augen sah. „Tut mir leid, ich …“ „Schon okay“, lächelte das Mädchen matt, wischte sich über die Augen und ging aus der Küche, und noch etwas zu den beiden Jungs zu sagen. „Hab ich … Habt ihr wegen uns gestritten?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Nein, das war … es war wegen was anderem. Was macht die Schulter?“ „Ist okay. Hör mal, wenn es Sakura wegen uns …“ „Es ist wirklich in Ordnung, Neji. Sakura hat nichts dagegen, dass ihr hier seid.“ „Hmm.“ Neji setzte sich an den Küchentisch, doch sah er nicht gerade überzeugt aus. „Wie geht es Tenten?“, lenkte Sasuke also vom Thema ab. „Besser.“ „Und was ist mit Lee? Habt ihr schon irgendwas gehört? Hat er sich irgendwie gemeldet?“ „Nein, leider gar nichts. Ich wollte nachher in die Stadt und telefonieren. Von hier ist es mir zu gewagt, solange ich den Feind nicht kenne. Wenn es nichts bringt, werde ich morgen nach Paris fahren müssen …“ Sasuke nickte, sah hinaus in den mittlerweile herrschenden Schneesturm und setzte sich schließlich ebenfalls. „Dann begleite ich dich.“ „Nein, das kann ich nicht … ich mach das alleine.“ „Vergiss es“, sagte Sasuke einfach. „Ich begleitete dich. Mehr werde ich vermutlich nicht tun können, aber wenigstens das bin ich dir schuldig.“ „Du bist mir überhaupt nichts schuldig, Sasuke!“ „Ich bin dir eigentlich viel mehr als das schuldig, Neji. Und ich diskutiere nicht.“ „Dann pass für mich auf Tenten auf“, bat der Hyuuga. „Ich will sie nicht mitnehmen, solange ich nichts Genaues weiß.“ „Sakura wird auf sie aufpassen.“ „Tenten wird einfach abhauen, ich kenne sie! Sie kennt Lee seit der Grundschule, sie macht sich wahnsinnige Sorgen!“ „Ich passe auf“, sagte Sakura plötzlich und stand jäh in der Tür. Sasuke sah überrascht auf, genau wie Neji. „Es passiert ihr nichts.“ Sasuke grinste kaum merklich, doch erkennbar erleichtert. „Dann gehen wir jetzt in die Stadt.“ Er erhob sich und blieb vor Sakura stehen. „Ist das …“ „Sicher ist das in Ordnung.“ Sakura lächelte traurig. „Und ich wollte vorhin nicht …“ „Wir vergessen das einfach.“ Sasuke nahm seine Freundin in den Arm und drückte sie leicht an sich. „Und wenn wir zurück sind, essen wir deinen Auflauf.“ „Wenn du dich das traust“, grinste Sakura, nahm Sasukes Hand und küsste sie. „Pass auf dich auf. Aber tu das, was du für richtig hältst.“ Sasuke nickte, als Sakura ihm plötzlich seine Waffe reichte, die er schon seit etlichen Wochen im Karton über dem Kleiderschrank einstauben hat lassen. „Sakura, es ist nicht gefährlich“, meinte Sasuke, nahm sie aber entgegen. „Du machst dir schon wieder unnötige Sorgen.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nichts ist unnötig, Sasuke. Denn trotz allem … bleiben wir immer wir, nicht? Und dagegen können wir nichts machen …“ Kapitel 3: Spuren im Schnee --------------------------- 1 Sakura stand missmutig vor dem Herd und wartete darauf, dass das Wasser im Topf zu kochen anfing. Ihrer Meinung nach hätten die hundert Grad längst erreicht sein müssen, doch das Wasser war so ruhig wie es in einem klaren Glas war, das still auf dem Tisch stand und das nichts erschütterte. Ruhig eben. Seufzend ließ sich die Rosahaarige auf einen Stuhl fallen und fixierte den Kochtopf mit ihren wütenden Blick. Doch scheinbar würde eher sie anfangen zu kochen, als dass es das Wasser tat. Zermürbt sah sie wieder das aufgeschlagene Rezeptbuch. Sobald sie die Nudeln gekocht hatte, würde sie sich um die Soße kümmern müssen. Ganz so schwer wie es in dem Text beschrieben war, würde sie es sich jedoch nicht machen. Das fertige Pulver aus der Tüte genügte, und schmeckte zudem vernünftig und besser, als sie es je hinbekommen würde. Sie sah zur Uhr und nickte sich selbst zu. Sasuke und Neji waren noch nicht lange weg, also hatte sie genug Zeit um fertig zu werden. Hoffte sie zumindest. Während sie mit einem Ohr auf das unbewegliche Wasser lauschte, horchte sie mit dem anderen nach Tenten, die im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß. Zuvor hatte sie eine lautstarke Auseinandersetzung mit Neji gehabt, der sie nicht mitgehen ließ, und nun saß sie stillschweigend auf der Couch und schmollte. Sakura konnte Tenten verstehen, doch verstand sie Hinatas Cousin ebenso. Beide hatten es im Moment nicht leicht, und die Sorge um ihren verschwundenen Partner war auf beiden Seiten groß. Sakura seufzte abermals, als sie bemerkte, wie der Fernseher lauter gedreht wurde. Es war nicht viel mehr als vorher, doch konnte sie den Unterschied dennoch hören. Und den Grund dafür kannte sie auch. Sie schmunzelte etwas, erhob sich und folgte den tapsenden Geräuschen in den Flur. Es gab keine Fenster und dementsprechend war es hier viel dunkler als in den anderen Räumen. Trotzdem konnte sie Tenten erkennen, die gerade zur Tür schlich. Dieser Versuch sich aus dem Haus zu stehlen war fast schon beleidigend … „Entschuldige“, räusperte sich Sakura schließlich, bevor Tenten die Tür öffnen konnte. „Ich hab mich gefragt, ob du mir wohl beim Mittagessen helfen könntest?“ „Was?“, die Braunhaarige zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum. „Ich … ich wollte nicht …“ „Das Wasser will nicht kochen, weißt du?“, sagte Sakura einfach und überging den Fakt, dass sich das Mädchen eben noch aus dem Staub hatte machen wollen. „Und ich bin nicht besonders gut im kochen. Aber vielleicht ist auch der Herd kaputt … davon versteh ich allerdings auch nichts.“ „Ähm … ja klar, ich … ich komme … ich wollte nur schauen, wo sie bleiben“, log Tenten, der die Situation jedoch merkwürdig erschien. „Das dauert sicher noch“, erwiderte Sakura und lächelte freundlich. „Sie sind erst eine halbe Stunde weg. Solange brauchen sie allein um in die Stadt zu kommen.“ „Verstehe“, sagte Tenten. „Das hab ich nicht gewusst.“ „Kein Problem.“ Die beiden Mädchen gingen in die Küche und Sakura stellte sich grummelnd vor den Herd. „Es kocht immer noch nicht“, klagte sie und stellte die Stufe höher. „Oder er ist doch kaputt.“ „Nein“, grinste Tenten nur und drückte einen Schalter neben den Herd. „Ich glaub, es war nur kein Strom an … ah siehst du?“ Sie deutete auf die Herdplatte, die nun im leuchtenden Rot erschien. „Jetzt wird’s gleich kochen.“ „Danke“, sagte Sakura, erstaunt und verärgert zugleich. „Daran hatte ich nicht mehr gedacht. Aber ich hab ihn ja gestern nach dem Backen ausgemacht, stimmt. Ah, ich mag kochen nicht.“ „Hast du vorhin nicht vor Sasuke noch behauptet, es wäre dein liebstes Hobby?“, erinnerte sich Tenten an die Unterhaltung der beiden, kurz bevor der Uchiha und Neji gegangen waren. Sakura grinste leicht und setzte sich an den Tisch. „Das kann er auch weiterhin glauben. Aber wenn ich ihm die Wahrheit sage fängt er nur damit an, dass ich etwas Neues ausprobieren soll.“ „Verstehe. Typisch Mann.“ „Ja, das stimmt. Ah, jetzt kocht das Wasser. Na endlich!“ Sakura füllte die Nudeln in den Topf und holte zwei Tassen aus dem Schrank. „Möchtest du auch einen Kakao?“ Tenten nickte. „Klar. Gerne. Sag mal, darf ich dich etwas fragen?“ Sakura blickte über ihre Schulter, derweil sie die Milch in der Mikrowelle erwähnte. „Was denn?“, fragte sie mit Vorsicht in der Stimme. „Nicht schlimmes“, lachte Tenten, der ihr Ton nicht entgangen war. „Ich hab mich nur gefragt, wie alt du bist?“ „Ähm, 17.“ „Gehst du noch zur Schule?“ „Nein, aber … ich meld mich wieder an. Ich will den Abschluss noch nachholen, weißt du?“ „Wollt ich auch irgendwann“, meinte Tenten offenherzig. „Ich weiß nur nicht, wann. Aber bald vermutlich. Vielleicht sogar, wenn ich wieder in Japan bin. Ne Auszeit wäre nicht schlecht.“ „Wie lang arbeitest du denn schon als Personenschutz?“, fragte Sakura nun, die doch etwas Interesse entwickelte. „Im Mai werden’s zwei Jahre. Ich hab damals ne Ausbildung angefangen, und dann recht schnell einen Job bekommen. Die Ausbildung hab ich abgebrochen und stattdessen richtig gearbeitet.“ „Wie alt bist du denn?“ „Ich werd bald 19. Was willst du mal werden?“, fragte Tenten neugierig, doch Sakura fuhr innerlich zusammen. Was sie werden wollte? „Ich …“, zögernd drehte sie sich zu Tenten um und stellte ihr den Kakao hin. „Keine Ahnung, ich hab … noch nie darüber nachgedacht und …“ „Du hast noch nie darüber nachgedacht?“ Tenten kicherte amüsiert. „Wie kann man sich denn nie darüber nen Kopf machen? Ich hab schon mit 10 überlegt, was ich alles werden will. Obwohl da ein paar abstruse Ideen bei waren. Hast du echt gar keine Ahnung, was du machen könntest?“ Sakura schüttelte ahnungslos den Kopf und fühlte sich wie bei einem Verhör. „Ich dachte … ich arbeitete einfach irgendwas, wenn es soweit ist.“ „Aber was macht dir den Spaß? Was liegt dir?“ Sakura hatte das Gefühl, in die Enge getrieben zu werden. Nervös wandte sie sich den kochenden Nudeln zu und stocherte im Topf herum. „Keine Ahnung, ich … bin nicht besonders begabt in irgendwas bestimmtes. Ich hab mir da auch noch nicht so den Kopf gemacht und … Zeit ist ja auch noch.“ „Stimmt schon. Und nach der Sache, was Neji da gesagt hat, also das mit der Blacklist, da wär mir bestimmt auch nicht nach arbeiten oder Schule oder Ausbildung. Aber echt krass, ich meine dass du verwechselt wurdest und deswegen von den Akatsuki … schon heftig, war bestimmt sehr schwer alles, nicht?“ Sakura blinzelte, sah Tenten verwirrt an und schluckte schließlich. „Ähm , ja …“, sagte sie zögerlich, da sie nicht richtig wusste, wovon das Mädchen sprach. Was hatte Hinata Neji erzählt, dass sie auf die Liste gekommen war? „Und das mit dem Gedächtnisverlust, wirklich einfach nur heftig“, sagte Tenten und nahm einen kräftigen Schluck Kakao. „Kein Wunder, dass du nicht in Japan bleiben wolltest. Das steckt man sicher nicht so schnell weg! Und das Sasuke mit dir gegangen ist … das ist richtig romantisch, irgendwie mein ich.“ „Hm“, machte Sakura nur und wirkte verschreckt wie ein kleines Häschen. „Er ist echt ein schnuckeliger Kerl. Du musst gut auf ihn aufpassen!“ Erschrocken sah Sakura auf. „Aufpassen?“ Drohte doch Gefahr? Tenten aber lachte. „Na vor den wilden französischen Hühnern! Du weißt doch, wie Französinnen sind!“ Sakura schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht.“ „Na, die werden sich versuchen ihn zu krallen, wo sie nur können! Du solltest immer ein Auge auf ihn haben, wenn ihr ausgeht!“ „Wir … gehen eigentlich nicht wirklich aus …“ „Nicht? Grade hier wird es doch tolle Bars und Discos geben! Das wird ich mir doch nicht entgehen lassen!“ „Ah, dafür bin ich nicht so der Typ“, winkte Sakura schnell ab. „Und Sasuke eigentlich auch nicht.“ „Dann hängt ihr die ganze Zeit nur zu Hause?“ „Ähm, wir gehen einkaufen“, bedachte Sakura. „Und Sasuke arbeitet ja auch viel.“ „Aber was machst du dann den ganzen Tag?“ „Ich bin hier“, lächelte Sakura leicht. „Ich geh ans Meer.“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Und ich seh mir den Himmel an.“ „Aber ist das … nicht etwas langweilig?“ Sakura machte große Augen, ehe sie den Kopf verneinend bewegte. „Gar nicht! Es gibt nichts Schöneres!“ „Das klingt fast so, als hättest du in einem früheren Leben im nur im Dunkeln gelebt!“, meinte Tenten spaßig, doch hätte sich Sakura in diesem Moment nicht dem Herd zugewandt, dann hätte Tenten die Traurigkeit in ihrem Gesicht gesehen. Die Traurigkeit darüber, dass dieses frühere Leben Realität gewesen war. 2 Sakura war erleichtert, als sie den fertigen Auflauf aus dem Backofen holte. Grinsend sah sie Tenten an, die zum gelungenen Essen tatkräftig beigetragen hatte. Eigentlich hatte sie sogar das meiste gemacht. Und das schlimmste verhindert. „Ich finde, wir sollten schon essen“, sagte die Braunhaarige und grinste dabei über das ganze Gesicht. Zudem knurrte ihr Magen verdächtig. „Wenn du möchtest“, gab Sakura zurück und lächelte ebenfalls. Innerhalb der letzten Stunde war sie um ein vielfaches aufgetaut, was nicht zuletzt an dem freimütigen Mädchen lag. „Wie schafft’sch Schasuke sich eigenlisch so fit schuu halten?“, begann Tenten irgendwann, und mit vollem Mund. Es war nicht ihre erste Portion … „Isch meine, woher kommen die ganschen Muschkeln?“ „Er macht viel Sport. Er hat den Keller voller Geräte“, erklärte Sakura offen. Es fiel ihr mittlerweile viel einfacher über sich und Sasuke zu sprechen. „Schehr dischipliniert!“ Sakura nickte. „Ja das stimmt. Durch die Arbeit am Computer muss er viel sitzen. Das ist ein ziemlicher Gegensatz zu früher.“ „Schtimmt.“ Temari schluckte den großen Bissen hinunter. „Er hat bei den Anbu gearbeitet, oder? Ich glaube, Neji hat davon erzählt.“ „Ja“, gab Sakura zu. „Und Nejis Cousine hat doch auch einen Freund, nicht? Die sind alle vor einem halben Jahr ausgetreten, oder?“ „Naruto, ja. Sie arbeiten jetzt für die PEGA.“ „Pega?“ Tenten sah irritiert auf. „Wer sind die?“ „Ähm, auch eine … Organisation, ähnlich wie die Anbu. Allerdings sind sie paramilitärisch geregelt, also nicht vom japanischen Militär, weißt du?“ „Nicht so ganz“, grinste Tenten verlegen. „Damit kenn ich mich gar nicht aus.“ „Naja, ich meine, dass sie etwas Eigenständiges sind. Sie unterstehen niemand. Sie haben sich sozusagen selbst gegründet und entwickelt.“ „Also wie wir das machen? Wir sind zwar als Leibwächter registriert, aber unterstehen nicht der Polizei wie viele andere.“ „Ja, so in etwa.“ „Und was macht die Pega?“ „Sie kämpfen gegen die Akatsuki, genau wie die Anbu. Sie operieren verdeckt.“ „Und Hinata und ihr Freund sind gewechselt? Aber wieso?“ „Ich … keine Ahnung, interne Probleme glaub ich“, log Sakura eilig. Tenten wirkte etwas verwirrt, doch dann winkte sie ab. „Naja, geht mich ja auch nichts an. Ich werd mir mal … äh die Beine vertreten, glaub ich.“ Sie nickte und erhob sich. „Es ist ja nicht weit von hier bis zum Meer, nicht wahr?“ „Ich komm mit“, sagte Sakura gleich. „Dann zeig ich dir den Weg.“ „Ach was, ich find’s schon. Mach dir mal keine Umstände wegen mir.“ Tenten lächelte, doch als sie Sakuras ernstes Gesicht sah, seufzte sie. „Neji hat gesagt, du sollst mich nicht rauslassen, stimmt’s?“ Sakura nickte bedrückt. „Tut mir leid. Aber ich hab's versprochen.“ „Was denkt sich der Kerl eigentlich?“, knurrte Tenten, jedoch mehr zu sich selbst. „Das ist eine absolute Frechheit, dass er sogar dich mit reinzieht!“ „Er macht sich nur Sorgen.“ „Vollkommen unbegründet!“ „Begründet, Tenten. Ihr kennt den Feind nicht. Und wer den Feind nicht kennt und offen in seine Arme rennt, der ist verloren.“ Tenten runzelte die Stirn, doch dann musste sie unwillkürlich schmunzeln. „Wo hast du den Satz denn aufgegriffen?“ Sakura lächelte leicht zurück. „Hab ich mal im Fernsehen gehört.“ „Stimmt, da gibst immer mal paar Weisheiten umsonst. Aber es ist trotzdem nicht wahr. Ich will doch nur helfen Lee zu finden!“ „Neji ist sicher kein Anfänger, Tenten.“ „Aber Hilfe schadet nicht!“ Sakura schüttelte den Kopf. „Manchmal mehr, als man glauben möchte.“ „Aber … weißt du wie nutzlos ich mir hier vorkomme? Ich will was machen! Ich will ihn suchen und …“ „Ihm geht es sicher gut. Und Sasuke und Neji finden bestimmt etwas heraus. Sie geben nicht so schnell auf.“ „Ich weiß ja …“ „Dann lass uns etwas spazieren gehen, okay? Wenn du das Meer siehst, dann geht es dir gleich besser. Glaub mir.“ Tenten seufzte, doch dann nickte sie. „Gut, dann zum Meer.“ Tatsächlich fühlte sich die Braunhaarige nach dem Spaziergang um Längen wohler. Es war zwar eiskalt gewesen, doch die sanften Wogen des Wassers hatten sie innerlich auf angenehme Weise beruhigen können. Und der anhaltende Schneefall, der die Landschaft in ein strahlendes Weiß getaucht hatte, trug ebenfalls zu ihrem erweckten Gemüt bei. „Wann Neji und Sasuke wohl zurück sind?“, fragte Tenten, als sie zusammen mit Sakura an der Busstation hielt, bei der sie vorbeikamen. „Wir können heir warten, wenn du möchtest“, meinte die Jüngere. „Sie kommen in drei Minuten. Sasuke hat mir geschrieben.“ „Achso?“ Tenten zog eine Schnute. „Wenn dieser Hyuuga mal so freundlich wäre!“ Sakura grinste, rieb sich die Hände aneinander und setzte sich auf den Warteplatz der leeren Station. „Du magst ihn wohl, hab ich recht?“ „Mögen? Ihn? Diesen ungehobelten Kerl?“ „Ja, du regst dich immer sehr über ihn auf.“ „Das ist bei dir ein Zeichen von mögen?“ „Es ist ein allgemeines Zeichen dafür, dass einem eine Person nicht egal ist. Weder diese Person selbst, noch was sie tut und wie sie sich verhält. Ich rate nur, dass du ihn als wichtig empfindest, weil du ihn magst. Und deine Art mir zu antworten zeigt eigentlich, dass dem der Fall ist.“ „Ey Doktor Freud, das ist ja beängstigend!“ „Dann habe ich Recht?“ „Nein!“ Tenten grinste jedoch keine Sekunde später schon wieder. „Naja, ein bisschen vielleicht.“ „Weißt er das?“ „Natürlich nicht!“ Sakura blinzelte. „Wieso natürlich?“ „Keine Ahnung.“ Tenten zuckte mit den Schultern. „Wir sind Partner, und er ist der Boss. Deswegen natürlich. Da passt es nicht rein, wenn ich … ihm sagen würde, dass ich ihn mag … also so mag, wie du es meinst.“ „Ich war Sasukes Auftrag“, sagte Sakura einfach. „Das hat auch nicht gepasst, und funktioniert hat es trotzdem.“ „Ja, aber das ist nicht vergleichbar. Ich meine … Gefühle zwischen uns würde es nur unnötig kompliziert machen.“ „Aber die Gefühle sind doch schon da, denk ich?“ „Ja, aber … ah lass uns nicht von so was reden, okay? Und du darfst es ihm auch nicht sagen! Versprich es, ja?“ „Sicher. Aber dann darfst du Sasuke auch nicht verraten, dass ich ihn liebe, einverstanden?“ Tenten sah Sakura verdutzt an. „Aber das weiß er doch, ihr seid doch zusammen!“ „Das weiß er?“, grinste Sakura und stand von dem Sitzplatz auf. „Glaubst du wirklich?“ Doch ehe Tenten sich darüber den Kopf zerbrechen konnte, was Sakura ihr eben hatte sagen wollen, fuhr der Bus heran. „Da seid ihr ja!“, lächelte Sakura Sasuke an und fiel ihm in den Arm, als habe sie ihn seit Wochen nicht gesehen. „Ihr ward lange weg.“ „Und trotzdem ist nichts dabei rausgekommen“, antwortete Neji und wich Tentens bohrendem Blick aus. „Ich werde morgen nach Paris fahren müssen …“ „Dann wirst du mich aber nicht wieder hier lassen!“, sagte diese gleich, doch der Hyuuga ging darauf nicht ein. „Bei euch war alles ruhig?“, fragte Sasuke, legte den Arm um Sakuras Schultern und lief mit ihr und den anderen beiden die Straße entlang zurück nach Hause. „Das Essen ist fertig?“, grinste er. „Natürlich! Und es ist super lecker geworden!“ „Tatsächlich?“ „Tentens Verdienst“, lächelte die Rosahaarige und sah hinüber zu dem schmollenden Mädchen. „Sehr gut“, gab Sasuke zurück und meinte dabei eher den Umstand, dass Sakura sich scheinbar mit Nejis Partnerin angefreundet hatte. „Und sonst ist nichts vorgefallen? Keine Ausbruchsversuche?“, fragte er und grinste in Richtung Tenten. „Ich habe keine mitbekommen“, gab Sakura zurück. „Wir haben nur gekocht und sind zum Meer gegangen.“ Die Vier liefen den steileren Pfad hinauf zum Haus hinauf, wobei sich Sakura mittlerweile bibbernd bei Sasuke eingehakt hatte. „Du hättest dir auch Handschuhe anziehen können“, seufzte der Uchiha, der die Hände seiner Freundin in seinen Ärmeln verpackt hatte. „Du weißt, wie kalt es draußen ist.“ „Ja ja“, grummelte die Rosahaarige nur, als sie plötzlich abrupt stehen blieb. „Was ist?“, fragte Sasuke, der sofort alarmiert war. Er kannte Sakura gut genug. Und er hatte sie bestens kennen gelernt. Im ersten Moment sagte sie jedoch nichts, sondern sah starr auf einen Punkt am Boden. Rasch ging sie in die Hocke, schob den Schnee beiseite und fuhr mit den Fingern über den versteckten Abdruck. „Der ist von keinem von uns“, sagte sie atemlos und sah versteinert zu Sasuke. „Das ist mindestens Schuhgröße 45 …“ „Was zum … Was hat das zu bedeuten?“, fragte Neji, der jedoch nicht wirklichen verstand. Sasuke wandte langsam seinen Blick von dem Abdruck, der einzig und allein erhalten war, weil es vor dem starken Frost und dem Schnee so sehr geregnet hatte. „Das jemand hier war. Und hierher kommt so gut wie nie jemand …“ Kapitel 4: Telefonat -------------------- 1 „Das schmeckt tatsächlich“, sagte Sasuke, als die vier in der Küche waren. Er hoffte Sakura etwas aufzumuntern, da das Mädchen gedankenverloren vor sich her starrte, seit sie den Abdruck gefunden hatten. Als keine Antwort kam seufzte er leicht. „Sakura, das muss gar nichts bedeuteten. Es kann auch einfach irgendwer dort lang gelaufen sein. Es ist zwar selten, aber es kommt vor.“ „Die Person stand dort eine Weile“, meinte Sakura leise. „Und sie ging rückwärts zurück …“ „Rückwärts?“, fragte Tenten und sah von ihrer vierten Portion auf. „Der Hacken war tiefer. Der Druck lag auf dem hinteren Fuß. Die Person hat sich zurückbewegt und ist nicht weiter gegangen.“ „Aber wenn dort länger jemand gewesen wäre, dann hätten wir doch jemanden bemerken müssen“, überlegte Tenten. „Oder die Person wollte nur wissen, wer hier lebt. Sie hat uns gesehen und ist gegangen.“ „Ein Auskundschafter?“ Tenten sah unheilvoll auf. „Der uns doch irgendwie gefolgt ist? Aber wieso hat er uns dann nicht angegriffen? Sakura und ich waren den ganzen Vormittag alleine, er hätte uns doch einfach überraschen können!“ Neji nickte langsam. „Es wäre das einfachste gewesen. Sie hätten leichtes Spiel wittern müssen, wer auch immer sie sind.“ „Nicht unbedingt“, sagte Sasuke und sah zu seiner Freundin, die längst wieder aus dem Fenster blickte. Vielleicht wurden Tenten und Neji wirklich hier aufgespürt. Vielleicht hatte man entdeckt, wo sie sich versteckten. Und vielleicht hatte man herausgefunden, wem das Haus gehörte. Vielleicht hatten sie Sakura erkannt. Und in dem Fall hätte niemand mehr an ein leichtes Spiel geglaubt. „Aber wie auch immer“, sagte Sasuke und stand auf. „Wir haben Kameras. Ich werde sie einschalten. Und morgen mieten wir uns ein Auto und fahren nach Paris.“ „Nein!“, sagte Neji sofort. „Wir haben genug angerichtet Sasuke! Tenten und ich werden von hier verschwinden, das ist das Beste.“ Er sah zu seiner Partnerin, die ebenso nickte. „Das wollten wir nicht“, meinte sie traurig. „Wir wussten nicht, welche Gefahren das mit sich bringt. Wir …“ „Wir brauchen vier Stunden mit dem Auto“, unterbrach sie Sasuke. „Wenn wir die A11 nehmen sind wir schneller. Wir sehen uns um, und wir kommen so schnell wie möglich zurück, wenn wir keine Spur finden.“ „Sasuke, nein! Wenn sie wissen, dass ihr uns helft, dann werden sie vermutlich noch eurer Haus angreifen, oder was weiß ich!“ „Ich bleibe hier“, sagte Sakura plötzlich. „Niemand wird dem Haus zu nahe kommen. Und ich werde in die Stadt gehen und mit Ino telefonieren …“ Sasuke nickte, doch Neji und Tenten sahen nur verwirrt auf. „Ino?“ „Sie arbeitet auch für die Pega“, erklärte Sasuke. „Wie Hinata und Naruto. Vielleicht wäre es das Beste, wenn …“ Sakura lächelte kaum merklich. „Sie wird sich über etwas Urlaub freuen. Sie war noch nie in Frankreich und liegt mir schon sehr lange in den Ohren.“ „Das ist … Das ist zu viel, was ihr für uns machen wollt!“ Neji schüttelte fassungslos den Kopf. „Wir wissen doch nichts über den Gegner, vielleicht ist es nur eine Bande korrupter Idioten, die wild herumballern!“ „Eine Bande von Idioten hätten Sakura und Tenten heute Morgen angegriffen, Neji. Sie haben es nicht getan, also wissen sie mehr. Sie wissen, wer wir sind. Wieso auch immer, aber sie wissen es. Deswegen besteht die Möglichkeit, dass sie mit den Akatsuki in Zusammenhang stehen. Und die Akatsuki haben nichts mit Idioten am Hut!“ „Du meinst sie wissen, dass du bei den Anbu warst?“, fragte Tenten. „Ja“, sagte Sasuke und sah zu seiner Freundin. „Das vermutlich auch.“ Und sie wussten, wer Sakura war … „Gut, dann ist es beschlossen.“ Sasuke sah Neji fest an. „Morgen früh fahren wir in die Stadt und mieten uns ein Auto. Sobald wir in Paris fertig sind, kommen wir zurück.“ „Ich …“ „Es wird so gemacht, Neji“, sagte Sasuke nachdrücklich. „Sie wissen längst von uns, also ist es besser, wenn wir die Sache so schnell wie möglich erledigen.“ Das hoffte er zumindest … 2 „Ihr macht auch vorsichtig?“, fragte Sakura, kurz nachdem der Wecker am nächsten Morgen geklingelt hatte und Sasuke sich in der Dunkelheit des Schlafzimmers umzog. „Kein Risiko?“ „Keine Sorge, Sakura. Wir hören uns nur um. Sei du mir bitte Vorsichtig.“ „Ich bin immer vorsichtig. Und du solltest wissen, dass ich auf mich aufpassen kann …“ Sakura holte tief Luft und stand ebenfalls aus ihrem gemütlichen Bett auf. Sie ging hinüber zu einem Bild, das an der Wand hing und nahm es ab. Sie öffnete den kleinen Safe, der dahinter lag und sah etwas länger hinein, ehe sie ihre alte Waffe hinausnahm. „Sie ist nicht einmal eingestaubt“, bemerkte sie traurig. Sasuke nahm das Mädchen in die Arme und drückte sie an sich. „Es wird alles gut werden. Vielleicht finden wir Lee, und dann fliegen die drei so schnell es geht nach Japan zurück.“ Sakura nickte und gab Sasuke einen liebevollen Kuss. „Pass gut auf, und Neji … ich glaube seiner Schulter geht es noch immer nicht gut.“ „Ja“, gab Sasuke zurück. „Ich habe es bemerkt. Er hat schon immer den Harten gespielt.“ „Spiel du mir nicht den Harten, Sasuke. Wenn irgendetwas ist, dann …“ „Ich weiß. Aber es wird nichts passieren.“ Sakura nickte und steckte ein volles Magazin in die Desert Eagle. „Es war eigentlich klar, oder? Das wir nicht ewig unseren Frieden haben werden.“ Sie klang deprimiert, als sie das sagte. „Es beginnt wieder. Wir scheinen Ärger anzuziehen.“ „Das ist ein Zufall, mehr nicht. Denkt nicht zuviel darüber nach.“ „Glaubst du wirklich, dass es mit Zufall zu tun hat? Vielleicht ist es auch unsere Bestimmung.“ „Ich bestimmt selbst, was mit mir passiert. An so etwas habe ich noch nie geglaubt.“ „Ich schon“, grinste Sakura plötzlich. „Weil ich dir begegnet bin.“ Lachend nahm Sasuke seine Freundin in die Arme. „Ich bin also deine Bestimmung? Ich glaube, das kann ich hinnehmen.“ „Dann pass auf dich auf, Sasuke. Pass auf dich auf und komm schnell zu mir zurück …“ „Es ist echt schön hier“, sagte Tenten, als sie neben Sakura herlief und sich musternd die Stadt und ihre Menschen ansah. „So`n bisschen Alt, und bisschen modern, und alles irgendwie gemischt und trotzdem passend.“ „Und ganz anders nicht?“, lächelte Sakura leicht. „Anders als irgendwo in Japan. Manche Häuser ähneln sich zwar, aber trotzdem ist alles ganz anders.“ „Das stimmt. Ich glaube, wenn ich eine hier wäre, würde ich Tokio vermissen.“ „Ja“, gab Sakura einfach zu. „Das tut man auch.“ „Warum eigentlich Frankreich?“, fragte Tenten unerwartet. „Warum seid ihr bis nach Europa, mein ich? Wieso nicht ganz in den Norden von Japan, oder auf eine der Inseln?“ Sakura zuckte mit den Schultern. „Frankreich ist schön. Das Meer ist schön, und der Himmel auch.“ „Aber der Himmel über Japan ist auch nicht schlecht“, grinste Tenten. „Und er ist einem doch viel vertrauter, oder nicht?“ „Schon“, antwortete das rosahaarige Mädchen. „Aber eigentlich ist es doch immer der gleiche Himmel, oder?“ Jetzt grinste auch sie. „Es gibt ja nur einen.“ „Stimmt“, nickte Tenten. „Den Himmel findet man überall. Aber was ist mit den anderen Dingen? Das, was man zurücklässt?“ „Die lässt man zurück, ja.“ Sakura lächelte weiterhin, doch war es nur eine Maske, die sie trug. Sie wusste, was für Dinge Tenten meinte. Dinge? Oder Freunde? „Oh sieh mal!“, rief Tenten plötzlich aus und Sakura schrak beinah zusammen. „Da gibt’s Eis!“ „Eis?“ Sakuras Lächeln wurde ehrlich. „Wir haben Minusgrade, und du möchtest Eis?“ „Eis ist cool!“ „Das ist es. Deswegen, ja … Eis isst man im Sommer, aber doch nicht im tiefsten Winter!“ „Das ist doch nur Ansichtssache“, lachte die Braunhaarige und zog Sakura plötzlich mit sich. „Eis schmeckt immer.“ „Aber dann wird einem noch kälter.“ „Ach was, noch kälter geht ja bald gar nicht! Was willst du? Ich lad dich ein.“ „Ähm …“ Sakura wusste nicht recht, ob sie bei diesem Frost wirklich Eis essen wollte, doch da Tenten sie schon ins Innere des kleinen Cafes zog und zwei Portionen Eis und Kakao bestellte, da hatte sie keine Wahl mehr. „Siehst du, lecker oder?“ Tenten verschlang ihre Ration in Rekordzeit. „Und mit dem Kakao wärmt man sich wieder auf.“ Sakura musste bei dem Anblick kichern. „Das ist sehr seltsam, weißt du das?“ „Und wenn schon“, erwiderte Tenten grinsend und spülte ihre Tasse Kakao hinter. „Ah, so ist’s gut!“ Sakura schüttelte amüsiert den Kopf und musste unwillkürlich an Naruto denken. Er hätte gegen Eis im Winter sicher auch nichts. Nach ihrem Eis verließen die beiden Mädchen das Cafe und Sakura führte Tenten zu einer öffentlichen Telefonzelle mitten im Stadtzentrum. „Glaubst du, deine Freundin von der Pega hat ’ne Ahnung, was hier vor sich geht?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Trotzdem müssen wir es versuchen.“ „Hm.“ Sakura griff nach dem Hörer, doch dann hielt sie noch einmal inne. Sie fuhr mit der Hand unter den Telefonkasten und tastete jede erreichbare Stelle ab. „Was suchst du denn?“, fragte Tenten neugierig. „Geld? Ich hab auch paar Münzen, wenn du …“ „Nein, ich wollte nur sehen, ob …“ Sie stoppte ihren Satz und verengte die Augen. Dann ließ sie jedoch von dem Kasten ab und wählte eine Nummer. „Ich möchte eine Pizza bestellen, mit Salami und Käse“, sagte sie, kaum das jemand am anderen Ende abnahm. Sie nannte eine Adresse in St. Brieuc, bedankte sich und legte auf. „Ich dachte, heute gibt’s wieder Nudeln?“, fragte Tenten verwirrt, doch Sakura schob sie schon aus der Telefonzelle. „Was ist mit deiner Freundin?“ „Wir telefonieren beim Cafe“, sagte Sakura ernst. „Wem auch immer ihr auf den Schlips getreten seid, er ist uns einen Schritt voraus.“ „Was meinst du?“ „Das Telefon wird abgehört. Das mein ich …“ 3 „Eigentlich“, sagte Tenten und grinste trotz der unangenehmen Erkenntnis, die Sakura herausgefunden hatte. „Sind sie uns nicht voraus, oder?“ „Sie hören sogar die Telefonzellen ab, ich weiß ja nicht, Tenten …“ „Ja, aber du hast es doch erraten, also sind wir ihnen voraus!“ „Falls sie dieses Telefon nicht auch angezapft haben“, bemerkte Sakura trocken und wählte eine Nummer aus ihrem Handy. Vielleicht sollte sie damit anrufen, aber hier bestand ebenfalls die Möglichkeit, dass das Mobilfunknetz abgehört wurde. Sie wählte rasch und kaum, dass sie Inos Stimme hörte, unterbrach sie ihre Freundin. „Siehst du die Nummer, von der ich anrufe?“, fragte sie schnell. „Kannst du uns hierher eine sicherer Verbindung machen, Ino?“ Tenten sah nur, wie Sakura auflegte, und kaum dass das Telefon ein paar Sekunden später klingelte, wieder ranging. Irgendwie hatte dieses Mädchen was Unheimliches an sich … „Ino?“ Sakura stieß erleichtert die Luft aus, als sie die aufgeregte Freundin hörte, die ihr versicherte, dass jetzt alles sauber sein müsste. „Das mit deinem Freund kannst du mir doch später erzählen“, meinte sie jedoch, als Ino schon von diesem anfing. „Du weißt doch von Neji und Tenten, oder?“ Sie hörte Ino eine Weile zu, als sie lang und breit erklärte, dass sie natürlich von den beiden wusste. Knapp und präzise erklärte ihr Sakura daraufhin, was bisher passiert war, und das sie schnellstens Informationen brauchten. Und vermutlich auch Hilfe … „Sie kommt“, sagte Sakura nach dem auflegen. „Und was ist mit Hinata und Naruto?“, wollte Tenten wissen. „Ich will nicht, dass sie da auch mit reingezogen werden“, erwiderte Sakura nur. „Es ist schlimm genug, dass Ino kommen wird. Aber sie hat ihr ein paar gute Kontakte und kann uns vielleicht ein paar Leute beschaffen, die Antworten haben.“ „also weiß sie auch nichts?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, damit befasst sich die Pega auch nicht. Sie sind allein dafür da, gegen die Akatsuki vorzugehen. Und was hier in Frankreich passiert, scheint mit denen nichts zu tun zu haben. Deswegen kümmert sich die Pega nicht drum.“ „Gibt’s irgendwem, der sich darum kümmern würde? Was ist mit den Anbu oder irgendwelchen anderen Organisationen? Militär oder Polizei oder …“ „Wir sind hier in Frankreich, nicht in Japan. Und ein japanischer Diplomat ist nicht wichtig genug, damit die japanische Regierung ihre Spezialeinheiten schickt. Wir stehen alleine da.“ „Und wenn wir mit den französischen …“ „Nein, wir sollten niemanden trauen, Tenten. Niemanden! Und jetzt lass uns nach Hause gehen, ich habe ein ungutes Gefühl.“ Tenten nickte, und sie war sich nun ganz sicher: Sakura hatte eindeutig etwas Unheimliches an sich. Gegen Sakuras Erwartungen stand das Haus noch, und es schien auch niemand da gewesen zu sein. Sie kontrollierte die Videoaufnahmen von den Außenkameras und prüfte auch alles im Haus selbst. „Wann will Ino hier eintreffen?“, fragte Tenten, als sie am Nachmittag einen Tee tranken und dabei die Nachrichten anschauten. „Sie nimmt den nächsten Flieger. Also ist sie morgen früh, wenn alles klappt, in Paris.“ „Wie alt ist Ino eigentlich?“ „So alt wie ich. Ihre Eltern arbeiten für die Pega, deswegen ist sie schon dabei, wenn du das meinst.“ „Und woher kennt ihr euch?“ „Aus der Schule. Wir sind in eine Klasse gegangen.“ Sakura grinste. „Und sie muss immer noch zur Schule. Ihre Eltern bleiben streng, obwohl sie keine Lust mehr hat.“ „Und nebenbei übernimmt sie noch Aufträge für diese Organisation?“ Sakura nickte. „Ino ist sehr fleißig. Und sehr eigenwillig. Sie hasst die Akatsuki, und niemand könnte sie daran hindern, gegen sie zu kämpfen.“ „Die haben so viele Gegner.“ Tenten seufzte. „Und trotzdem schafft es niemand, sie zu besiegen. Was haben sie ihnen voraus?“ „Sie haben kein Gewissen“, sagte Sakura trocken. „Das haben sie allen voraus. Sie haben keine Moral und fühlen sich einzig ihrem Anführer verpflichtet. Mit Leib und Seele.“ Sakuras Züge wurden hart, und abwesend starrte sie in den Fernseher. „Meinst du, Inos Organisation oder die Anbu oder sonst wer, wird die irgendwann mal klein kriegen können?“ „Klar“, sagte Sakura. „Aber mehr auch nicht. Und wenn sie klein sind, dann richten sie sich wieder auf. Man kann Schlachten gegen sie gewinnen, aber den Krieg? – Das ist ihrer. Und sie werden nicht untergehen. Dafür sind ihre Finger zu lang und ihre Körper zu hart. Man kann sie durchlöchern, aber selbst wenn man einen erwischt hat, wird er einfach ersetzt. Durch einen besseren vermutlich …“ Ob sie auch ersetzt wurde? Sakura schüttelte sich bei dem Gedanken, doch dann bemerkte sie Tentens fragenden Blick. „Tut mir leid“, meinte sie verlegen. „Ich mag die Akatsuki nicht besonders.“ „Die mag wohl keiner“, stimmte ihr die Braunhaarige zu, und trotzdem fand sie Sakuras Art die Akatsuki zu hassen, anders. Irgendwie persönlicher. Aber vermutlich kam das daher, dass sie einst auf ihrer Liste gestanden hatte. „Wollen wir jetzt Essen machen?“, löste sie sich selbst aus ihren Gedanken. „Ich hab Hunger wie ein Tier!“ Der Nachmittag zog sich dahin und langsam wurde es draußen dunkel. Der Schnee von gestern war einem feinen Nieselregen gewichen, und die Mädchen waren froh, dass es etwas wärmer geworden war. „Du solltest schlafen gehen“, bemerkte Sakura, als Tenten auf der Couch hockte und herzhaft gähnte. „Ach was“, gab diese zurück. „Ich bin hellwach.“ „Du siehst aber müde aus.“ „Du täuschst dich.“ „Ich täusche mich sehr selten, Tenten“, grinste Sakura. „Geh etwas schlafen. Na los.“ „Und wenn jemand …“ „Ich bleib unten, ich krieg schon mit, wenn sich hier jemand rumtreibt. Du brauchst dir keinen Kopf machen, wirklich nicht.“ Tenten seufzte, doch als sie zum zweiten Mal gähnen musste, gab sie Sakura Recht. „Gut, aber weck mich in einer Stunde, okay?“ „Na klar. Schlaf gut.“ Tenten schlürfte die Treppen hoch, ließ sich auf ihr Gästebett fallen und schlief ein, noch ehe sie überhaupt darüber nachdenken konnte. 4 Als die Braunhaarige viele Stunden später aufwachte, sah sie erschrocken auf den Wecker. Es war längst nach Mitternacht, und als sie ihr Zimmer verließ, brannte nirgends mehr Licht. Sie lauschte an Sakuras Schlafzimmertür, doch ein Geräusch aus der unteren Etage ließ sie zusammenfahren und sich abrupt umdrehen. Vorsichtig schlich sie den Flur entlang, horchte auf jedes noch so kleine Geräusch und versuchte dabei selbst keine zu machen. Die Treppe nahm sie so zaghaft wie möglich, lugte dabei immer wieder über das Geländer und spürte gleichfalls, wie die Angst in ihr stieg. Hier war jemand … Die Finsternis machte das Mädchen zu schaffen, da sie sich nur langsam vortasten konnte und nicht wusste, auf wen sie plötzlich stoßen könnte. Sie war im Moment für jeden eine offene Zielscheibe, und etwas zum wehren hatte sie sich auch nicht mitgenommen. Als ihr dieser Gedanke kam, griff sie den nächstbesten Gegenstand, den sie fühlen konnte. Ein Briefbeschwerer, klasse … Tenten hörte erneut auf, als sie die Geräusche aus der Küche vernahm. Es war ein leises Klicken, doch als sie aus Versehen gegen den Schirmständer stieß, verstummten es sofort. Verdammt!, schoss es ihr durch den Kopf und sie umfasste den Metallklotz fester. Wer auch immer hier unten war, er hatte sie gehört … „Du kannst dir ruhig Licht anmachen“, sagte plötzlich Sakuras Stimme, und im ersten Moment setzte Tentens Herz fast aus. „Gott!“, stieß sie hervor und knipste den Schalter um. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt!“ „Du bist auch ganz weiß im Gesicht“, kicherte Sakura, die es offensichtlich lustig fand. „Gut geschlafen?“ „Du solltest mich doch wecken, Sakura!“, beschwerte sich Tenten gleich und ließ sich der Rosahaarigen gegenüber auf den Stuhl fallen. „Und warum hockst du hier im Dunkeln?“ „Weil es sich dann besser beobachten lässt und mich niemand sehen kann“, gab Sakura zurück, doch wirkte sie noch immer amüsiert. „Außerdem müssten Sasuke und Neji bald auftauchen.“ „Hast du mit ihnen geredet? Haben sie was …“ Sakura schüttelte schon den Kopf. „Nichts, tut mir leid. In Paris sieht es aus, als wäre nie etwas passiert. Sie haben auch versucht mit der Polizei zu reden, aber es hat sie nicht weitergebracht. Die tappen ebenso im Dunkeln.“ „So’ne Scheiße!“, entfuhr es Tenten wütend. „Lee könnte schon … verdammt, warum finden wir ihn nicht?“ „Dir liegt wohl sehr viel an ihm“, bemerkte Sakura traurig. „Er muss wohl ein guter Freund sein.“ „Das ist er. Der beste, den man haben kann. Und … Gott ey, ich …“ Tenten musste sich über die Augen wischen, als die ersten Tränen kamen. „Er war bisher immer für mich da, weißt du? Und er hat immer auf mich aufgepasst, seit wir im Kindergarten waren. Wir waren … man wir waren immer unzertrennlich. Wenn ihm irgendwas passiert ist, Sakura! Was soll ich dann machen? Was soll ich … was soll ich denn ohne ihn machen?“ Die Tränen liefen der jungen Frau nun ungehindert über die Wangen. Sie kauerte sich auf dem Stuhl zusammen und schüttelte heftig den Kopf. „Verdammt, Lee …“ Sakura biss sich auf die Lippen, doch dann stand sie auf, ging hinüber zu Tenten und nahm sie kurzerhand in die Arme. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Aber wir finden ihn, hm? Ganz bestimmt. Es wird ihm gut gehen, und wir werden ihn finden.“ „Glaubst du das wirklich?“ Tenten schluchzte einmal mehr, doch versuchte sie sich zusammenzureißen. Sie war nicht der Typ, der schnell zu weinen begann, aber der Moment hatte sie einfach überrannt. Der Gedanke an Lee. „Ja, das glaube ich. Das glaube ich ganz fest.“ Sakura sah kurz auf und hinaus zum Fenster. Ein mildes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Sie sind da, Tenten. Das ist doch ein gutes Zeichen, nicht?“ Tenten nickte zaghaft, rieb sich noch einmal übers Gesicht und horchte auf, als die Haustür geöffnet wurde. „Wir sind wieder da, Sakura“, hörten sie Sasuke aus dem Flur rufen und keine Sekunde später erschien er schon in der Küche. „Alles klar?“, fragte Neji, kaum dass er Tenten mit verweinten Augen sah. „Was ist passiert?“ „Nichts weiter“, lächelte Sakura und schüttelte vielsagend den Kopf. „Ist bei euch alles gut gelaufen?“ „Wie man’s nimmt“, erwiderte Sasuke brummend, gab seiner Freundin einen Kuss und ging zum Kaffeeautomaten. „Noch jemand?“ Der Hyuuga nickte, doch sein Blick blieb unverwandt auf Tenten, die hingegen aufmunternd zurücklächelte. „Hör auf so zu gucken“, sagte sie und zuckte leichthin mit der Schulter. „Es ist echt alles okay.“ „Habt ihr das Telefon mitgebracht?“, fragte Sakura, als Sasuke ihr und den anderen Kaffee reichte. „Ja. Was ist mit Ino?“ „Sie wird morgen in Paris sein. Das Telefon ist in jeden Fall sicher?“ Sasuke nickte und holte es aus der Tasche. „Es war nicht leicht, das Ding zu beschaffen. Aber es sollte abhörsicher sein und niemand dürfte die Telefonate zurückverfolgen können. Was ist mit der Telefonzelle in der Stadt?“ „Sie wird abgehört“, sagte Sakura. „Wie hast du das bemerkt?“, wollte Neji wissen, der von Sasuke schon davon erfahren hatte. Auch er fragte sich langsam, woher Sakura solche Sachen wusste. Wie sie den Abdruck finden konnte … „Das sieht man doch immer im Fernsehen“, grinste Sakura nur, wurde aber ernst und griff nach dem Telefon. „Ich kann damit ins Ausland telefonieren?“ „Wenn willst du anrufen?“, fragte Sasuke. „Ino?“ „Nein“, gab Sakura zurück und seufzte leicht. „Ich geh mal schnell …“ „Wen, Sakura?“ Sasuke hielt ihre Hand fest, als sie das Telefon nahm. „Keine Sorge. Nur eine Freundin.“ Sie lächelte kurz, dann ging sie aus der Küche. „Wen meint sie?“, fragte Neji verwirrt über diese Szene. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Das wird sie uns vielleicht sagen, wenn sie zurückkommt …“ Aber er ahnte böses. 5 Sakura blieb einige Minuten weg, doch als sie schließlich zurück in die Küche kam, lächelte sie nur, holte sich ihren Kaffee und stellte sich zu Sasuke ans Fenster. „Wen hast du angerufen?“, wollte der Uchiha mit Nachdruck wissen. „Noch niemanden weiter“, gab Sakura zurück und ihr Lächeln verschwand. „Niemand wichtigen.“ „Wen …“ „Irene.“ Für einen Moment herrschte Stille. Sasuke schien sich jedoch anzuspannen, kaum dass er Sakura den Namen der alten Ärztin aussprechen hörte. „Wer ist das?“, fragte Tenten und sah zum Uchiha, dessen Mimik wütend schien. „Eine Bekannte“, presste er zwischen den Zähnen hervor und sah Sakura kopfschüttelnd an. „Wozu hast du das gemacht? Gott, das geht zu weit, Sakura! Wir haben gesagt, wir gehen nicht weiter, als …“ „Wir haben sie reingelassen, Sasuke“, sagte Sakura unerwartet und sah hinaus in die tiefschwarze Dunkelheit. „Und wenn man jemanden rein lässt, kann man ihm nicht nur ein halbes Brot geben, oder? Man versteckt die andere Hälfte nicht, wenn man eine hat. Entweder man gibt es, oder man lässt es ganz sein …“ „Verdammt“, knurrte Sasuke und stieß sich sauer von der Anrichte ab. „Das reitet uns aber weiter rein, als gut ist! Und was ist, wenn Irene geradewegs zu ihnen geht?“ „Das wird sie“, erwiderte Sakura abweisend und wich Sasukes Blick aus. „Ich habe sie darum gebeten …“ „Was?“ Sasuke sah aus, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. „Verdammte Scheiße, bist du verrückt geworden, Sakura? Das war das Dümmste, was du tun konntest!“ „Von was redet ihr?“ Auch Neji stand auf, da ihm die ganze Situation einen Schauer über den Rücken jagte. Mit wem hatte Sakura telefoniert, dass es Sasuke so aufregte? „Wer ist diese Irene?“ Sasuke wollte schon etwas sagen, doch Sakura kam ihm zuvor. „Sie war früher bei den Akatsuki. Sie hat dort als Ärztin gearbeitet.“ „Sie hat was?“ Tenten glaubte sich verhört zu haben. „Und wieso … Warum geht sie jetzt zu denen, und warum überhaupt und … ich versteh nicht, warum …“ Sakura lächelte schwach. „Ich glaube nicht, dass die Akatsuki hier ihre Finger im Spiel haben. Deswegen … müssen wir mit ihnen sprechen.“ „Fuck!“, entfuhr es Sasuke. Fassungslos fuhr er sich durch die Haare und ließ sich schließlich am Tisch nieder. „Also willst du mit Pain reden?“ Sakura nickte. „Ich glaube, dass einer von seinen Leuten hier war. Die Größe des Fußabdrucks … Es gibt nicht viele, die solche Füße haben. Aber einer von Pains Hauptleuten …“ Sakura sah unwohl zu ihrem Freund. „Kisame Hoshigaki ist groß, verstehst du? Sehr groß. Er hat große Füße. Und er …“ „Ihr glaubt, dass die Akatsuki hinter uns her sind?“ Tenten sah erschrocken auf und eine plötzliche Welle des Zitterns durchfuhr ihren Körper. „Nein, keine Sorge“, lächelte die Rosahaarige. „Das meinte ich damit nicht. Aber wir müssen den Anruf abwarten.“ „Sie rufen hier an?“ Sasuke schnaubte zornig. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch. Irene geht zu ihm. Und er wird sie anhören.“ „Zu Pain? Dem Chef dieser Bande?“ Nejis Augen verengten sich. „Wie kann sie einfach so zu ihm gehen? Wieso sollte so ein Kerl die Ärztin anhören?“ „Er wird es tun“, sagte Sakura einfach. „Gott, verdammt Sasuke, was habt ihr mit denen zu schaffen?“ Sasuke zuckte wütend mit den Schultern, und sein bohrender Blick galt noch immer Sakura. „Du hättest ihn genauso gut auch selbst anrufen können, weißt du das? Warum Irene als Überbringerin? Sag ihm doch gleich: ey wir sind hier. Schick deine Männer und mach uns das Leben zur Hölle!“ Sakura zuckte bei Sasukes heftigem Ton zusammen. „Ich … Sasuke, verstehst du das denn nicht?“ „Nein! Ich versteh es absolut nicht! Wir wollten unseren Frieden, schon vergessen? Und jetzt telefonierst du mit ihm, und …“ „Sie wissen es längst, Sasuke!“ Sakura wurde lauter und klang verzweifelt. „Es hat keinen Sinn mehr, sich vor ihnen zu verstecken, weil Pain seine Leute längst hier hatte! Sie wissen, wo wir sind, und …“ „Das kannst du nicht wissen. Nur wegen einem Abdruck, Sakura!“ „Deswegen Irene“, meinte das Mädchen und versuchte ruhig zu bleiben. „Sie wird dafür sorgen, dass er nichts herausfinden wird, was er nicht schon weiß.“ „Wie will sie das anstellen?“ „Sie macht das schon, Sasuke.“ Sakura holte tief Luft. „Wir können ihr vertrauen. Sollte Pain nicht wissen, wo wir sind, dann wird er es auch nach dem Telefonat nicht wissen. Aber ich bin mir sicher, das ich mich nicht irre.“ „Und wie kannst du dir da so sicher sein?“, schnaubte Sasuke, doch beruhigte auch er sich langsam wieder. „Weil wir … weil wir sonst vermutlich längst angegriffen worden wären.“ „Von den Akatsuki?“, fragte Neji, der nur schwer hinterblicken konnte, von was die beiden die ganze Zeit sprachen. Doch Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, von denen, die das Gebäude in die Luft gejagt haben.“ „Aber … willst du sagen, dass die Akatsuki uns dann …“ Tenten sah Sakura starr an. „Dass sie uns irgendwie … geholfen haben?“ „Geholfen?“ Sasuke blickte auf, doch als er Sakuras bekümmerte Augen sah, da verstand er endlich, was sie mit all dem hatte sagen wollen. „Scheiße, verdammt … Also glaubst du es wirklich?“ „Ja“, nickte sie leicht. „Ich denke, das Kisame dafür gesorgt hat, dass wir hier noch keine unangemeldeten Gäste hatten.“ “Aber … warum sollten die Akatsuki uns nicht selbst umbringen wollen?“ Tenten sah wieder zu den beiden, doch diesmal war es Neji, der antwortete. „Weil sie zu ihnen gehört.“ Er stand auf und wirkte plötzlich wie versteinert. „Nicht wahr, Sakura? Weil du eine von ihnen bist …“ 6 Die Stille in der Küche war unerträglich. Es lag eine Anspannung in der Luft, die einem fast den Atem nahm. Der Wind draußen pfiff, der Regen peitschte gegen die Fensterscheibe und drinnen war es, als würden die Naturgewalten soeben aufeinander geschlagen sein. „Eine von ihnen.“ Neji schüttelte den Kopf und fixierte die Tischplatte, als könne er niemand anderen ansehen. „Das ist einfach nur …“ „Nicht wahr“ sagte Sasuke plötzlich und mit eisiger Stimme. „Sie gehört seit über zwei Jahren nicht mehr zu ihnen.“ „Seit über zwei Jahren?“ Tenten schien gefasster als erwartet. „Aber da … da warst du doch noch ein Kind, oder nicht?“ Verwirrt, als hätte sie etwas missverstanden, sah sie zu Neji. Doch der Hyuuga blickte trotzdem nicht auf. Er saß einfach nur da und wirkte wie gelähmt. „Ich bin bei ihnen aufgewachsen“, gab Sakura ruhig zu. Auch sie machte nicht den Anschein, als würden ihre Nerven jeden Moment den Dienst aufgeben. Sasuke war darüber mehr als erleichtert, da er wusste, wie empfindlich das Mädchen bei diesem Thema reagierte. „Aufgewachsen?“ Tenten fuhr sich erschrocken über den Mund. „Himmel, dass ist … Was hast du …“ Sie schaffte es nicht, ihre Frage auszusprechen, doch als wäre es sein Stichwort sah Neji auf. „Das würde ich auch gerne wissen.“ Er schnaubte verächtlich. „Da gibt’s ja nicht viel Auswahl, oder? Vielleicht hat sie ja im Büro gearbeitet, oder als Sekretärin vom großen Chef …“ Er begann zu grinsen, und es wirkte alles andere als erheitert. Man sah ihm deutlich an, wie enttäuscht der Hyuuga war. Vor allem von Sasuke. „Überleg dir, was du sagst, Neji.“ Die Augen des Uchiha waren bedrohlich auf seinen Gegenüber gerichtet, und Tenten schluckte schwer, als sie Sasukes Wut regelrecht spüren konnte. „Lass es bitte, Sasuke“, sagte Sakura und griff nach seiner Hand. „Es ist sein gutes Recht darüber … zornig zu sein. Ich gehörte nun einmal zu ihnen, und …“ „Das Recht hat er nicht“, zischte Sasuke. „Du hast dich geändert, und du hast dafür oft genug grade gestanden.“ „Grade gestanden?“, höhnte Neji und stand lautstark auf. „Verdammt, Sasuke! Die Akatsuki sind deine Feinde gewesen, und jetzt holst du dir eine von ihnen ins Bett?“ Zu weit … Neji war zu weit gegangen, und als er Sasukes harte Rechte im Gesicht spürte, war ihm das bewusst. Doch anstatt etwas zu sagen, schlug er genauso fest wie der Uchiha zurück. „Hört auf!“, schrie Tenten und sprang zur Seite, als die beiden sich immer mehr prügelten und keine Rücksicht auf die Küche nahmen. „NEJI, HÖR AUF!“ Doch Neji hörte nicht auf seine Partnerin, sondern griff Sasuke immer wieder an. Er warf sich auf ihn, schlug ihm seine Faust in den Magen und drückte ihm sein Knie hinterher. Sasuke krümmte sich, spuckte Blut und schnappte sich den Hyuuga im nächsten Moment, um ihn seinerseits einen derben Stoß in den Bauch zu verpassen. Neji griff wie im Reflex zu seiner Waffe, doch als der laute Knall eines Schusses ertönte, der scheinbar direkt zwischen den Gesichtern der beiden vorbeizischte, sprangen sie ruckartig auseinander. „Zum Teufel“, brüllte Neji und sah Sakura wütend an. „Was hast du dir dabei …“ „Sie hat gesagt, ihr sollt aufhören“, meinte Sakura kalt und zielte mit ihrer Desert Eagle weiterhin auf den jungen Mann. „Also solltet ihr das auch tun.“ „Schon gut“, sagte Sasuke atemlos und wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln. „Es ist okay, Sakura. Nimm die Waffe … bitte runter, ja?“ „Nein“, gab das Mädchen stumpf von sich. „Ihr habt gerade meine Küche zertrümmert. Ich hab keine Lust, dass ihr durchs ganze Haus fegt.“ „Ah, krieg dich ein.“ Neji griff sich an die verletzte Schulter. „Wir haben’s verstanden. Jetzt wissen wir ja bescheid …“ Er schüttelte wieder seinen Kopf. „Jetzt wissen wir ja, was du gemacht hast. Bravo, eine echte Killerin im Haus. Da fühlt man sich gleich sicher.“ „Setz dich“, sagte Sakura plötzlich und niemand hätte vermutet, dass ihre Stimme noch kälter werden konnte. „Ein Scheißdreck werd ich tun, was …“ „Ich habe gesagt, du sollst dich setzten, Neji Hyuuga.“ Sakura entsicherte ihre Waffe ein weiteres Mal. „Sofort.“ Nejis Augen verengten sich zu Schlitzen, doch in Anbetracht der recht großen Pistole, ließ er sich widerwillig auf den Stuhl fallen. „Zieh dein Shirt aus.“ Nicht nur Neji sah Sakura in diesem Moment entsetzt und verwirrt zugleich an. „Bitte“, fügte sie schließlich hinzu und wirkte dabei etwas wohlwollender. „Sie ist wieder aufgerissen, nicht wahr?“ „Aufgerissen?“ Tenten sah ihren Partner unverständlich an. „Was ist aufgerissen?“ „Sie ist okay“, presste Neji wütend hervor. „Wir können auch sofort einen Arzt rufen. Entscheide selbst, Neji.“ Sakura blieb hartnäckig, und schließlich tat der Hyuuga, was sie ihm sagte. Einen Arzt konnten sie nicht gebrauchen, und Sakura hatte noch immer eine Waffe in der Hand. „Gott!“, stieß Tenten aus, als sie Nejis Wunde sah. Das Blut rann längst seinen Arm hinunter und auch im schwarzen T-Shirt was es durchgesickert. „Warum hast du denn nichts gesagt?“ „Es ist nur ein Kratzer“, tat er es ab ohne den zornigen Blick von Sakura zunehmen. „Das muss genäht werden“, sagte diese nur. „Wir können einen Arzt rufen, oder du lässt es mich machen. Ich kann es.“ „Tatsache? Und plötzlich habe ich ein Messer im Rücken, was?“ Sasuke wäre fast wieder darauf angesprungen, doch Sakura senkte schon die Waffe. „Holst du das Verbandszeug, Sasuke?“ Der Uchiha rührte sich nicht, und auch Neji saß einfach nur regungslos da. „Tenten?“ Sakura sah fragend zu der jungen Frau, die im ganzen Gesicht bleich und ermüdet wirkte, aber keine Spur von Angst zeigte. „Ich nehme an, du kannst schießen, oder?“ Tenten nickte verwirrt. „Ja schon, aber warum …“ „Dann erschieß mich, falls ich Neji abstechen sollte.“ Sie gab der Braunhaarigen ihre Waffe, machte einen Schritt zurück und sah noch einmal zu Sasuke. „Das Verbandszeug, bitte.“ „Und du weißt auch wirklich, was du da tust?“ „Sicher“, sagte Sakura und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Neji beim nächsten Stich mit der Nadel zusammen zuckte. „Ich habe schon ganz andere Sachen genäht.“ „Klasse“, brummte der Hyuuga. „Abgetrennte Finger, oder was?“ „Meine Hosen“, korrigierte Sakura, und auch diesmal zuckte der Hyuuga zusammen. Allerdings nicht wegen dem Stich … „Hosen?“ Tenten wirkte besorgt. „Was ist, wenn es sich infiziert?“ „Dann verliert er vermutlich den Arm.“ „Den Arm?“ Sakura kicherte verhalten. „Ich hab das wirklich schon gemacht. Und nicht nur an Hosen. Es wird sich nichts infizieren, und wenn Neji sich in nächster Zeit etwas zurückhält, dann wird es auch bald verheilt sein.“ Tenten atmete erleichtert auf. „Das ist gut.“ Dann wandte sie ihren Blick zu Neji und sah ihn bedeutungsvoll an. „Was ist?“, brummte er nur. „Möchtest du nicht etwas sagen?“, fragte sie überdeutlich. „Was sagen?“ „Wie wäre es mit einer Entschuldigung?“, sagte Tenten spitz. „Und einem Danke?“ „Wie bitte? Sie war … au! … bei den Akatsuki, du glaubst doch nicht wirklich …“ Tenten richtete sich auf, und zum ersten Mal wirkte auch sie wütend. „Weißt du, wie egal mir das ist, ob Sakura bei denen war? Als wir hier angekommen sind, da hat sie uns geholfen! Sie will mit dieser Bande nichts mehr zu tun haben, versteckt sich deswegen am Ende der Welt, musste ihre ganzen Freunde zurücklassen … und wegen uns nimmt sie mit diesen verdammten Arschlöchern wieder Kontakt auf! Bringt sich in Gefahr, und will uns auch weiterhin helfen! Ja, verdammt, ich finde du hast dich zu entschuldigen! Und du hast dich zu bedanken, weil sie uns nicht im Stich lässt, obwohl sie allen Grund dazu hätte! Und weil wir ohne Sakura und Sasuke tot wären! Dafür, okay?“ Neji sah seine Partnerin erstarrt an. „Das ist zu viel“, knurrte er wütend. „Denk mal daran, wie lang ihre Liste ist. Wie viel Leute sie umgebracht … au!“ „Tut mir leid“, sagte Sakura und erhob sich, kaum dass sie fertig war. „Und es ist schon okay. Ich will kein Danke und keine Entschuldigung. Du hast meine Küche verwüstet, du könntest das gar nicht entschuldigen …“ Sie seufzte und sah zu Tenten. „Und er hat recht. Meine Liste ist … lang. Aber ich … bereue es. Niemand hat mir das, was ich getan habe, zu verzeihen, und ich tue es am allerwenigstens, doch … wenn ihr geht, Neji … dann werdet ihr sterben. Ich verlange nicht, dass du mir vertraust. Aber wenn du leben möchtest, dann solltest du dir überlegen, was du als nächstes tun wirst. Wenn du heute Nacht von hier abhaust, dann werden sich dich noch heute Nacht töten, das kann ich dir versprechen.“ Das Mädchen räumte das Verbandszeug zusammen und schmiss die blutigen Wattepads in den Mülleimer. „Und solltest du noch einmal gegen Sasuke deine Waffe richten wollen, dann werde ich dich töten. Auch das verspreche ich dir …“ Kapitel 5: Ein halbes Brot -------------------------- 1 Es war fast drei Uhr morgens, als Sakura mit Tenten in der Küche saß und heißen Kakao trank. Neji hatte sich hinlegen müssen, nachdem Sakura ihn verarztet hatte, und Sasuke hing im Wohnzimmer herum und döste ebenfalls vor sich her. Der Streit mit seinem Freund hatte ihn mitgenommen, auch wenn er es nicht zugab. Nejis Reaktion war heftig gewesen, doch hatte er es fast erwartet. Seine Enttäuschung war nachvollziehbar, denn was Sakuras Vergangenheit betraf, so hatte er ihn belogen. Der junge Mann brummte ungemütlich vor sich her, schaltete den Fernseher aus und entschloss sich in den Keller zu gehen. Er hatte das Gefühl jetzt etwas Ablenkung zu gebrauchen, und besser als beim Training konnte er sich nicht abreagieren. Neji im Keller zu finden, hatte er jedoch nicht vermutet, und für einen Augenblick überlegte er sich, umzudrehen. „Was machst du hier?“, fragte er dann aber und blieb in der Tür stehen, währenddessen der Hyuuga auf den Geräten saß und zermürbt vor sich her starrte. „Hab nachgedacht“, war die simple Antwort. „Und hast du dich entschieden?“ Neji nickte kaum merklich. „Die Alternative ist keine Möglichkeit.“ Sasuke seufzte, ließ sich an der Wand hinunter und schüttelte den Kopf. „Ich hätte es dir sagen müssen. Aber Sakura ist für niemanden eine Gefahr.“ „Ach nein?“ „Nein“, sagte Sasuke fest. „Zumindest für keinen von uns.“ Eine Weile blieb es ruhig zwischen den beiden, bis Neji wieder aufsah und durch das Kellerfenster blickte. Es hatte zu schneien begonnen. „Dann ist es also wahr. Die Akatsuki haben Kinder ausgebildet.“ Sasuke folgte Nejis Blick, nickte aber. „Ja, Sakura war damals die erste …“ „Was ist mit ihrer Familie?“ „Verkauft“, sagte Sasuke schlicht, musste aber jeglichen aufwallenden Zorn unterdrücken. „Pain hat sie später adoptiert.“ „Adoptiert?“ Neji runzelte die Stirn und schüttelte er den Kopf. „Er war wohl kein angenehmer Stiefvater.“ „Nein.“ „Warum stand sie auf der Blacklist?“, wollte Neji dann wissen, und in kurzer Ausführung versuchte Sasuke es dem Hyuuga zu erklären. Er erzählte ihm, was vor einem halben Jahr passiert war … „Deswegen habt ihr alle die Anbu verlassen“, meinte Neji und grinste leicht. „Hinata hat sich zu einer guten Lügnerin entwickelt. Sie scheint Sakura sehr zu mögen.“ Sasuke blieb stumm, nickte aber etwas. „Und ihr könnt niemals zurück nach Japan …“ „Nein, das können wir nicht. Der Vertrag schützt Sakura. Aber das sie nun wissen, wo wir uns aufhalten, ist trotz allem ein Problem. Sie könnten irgendwann ihre Meinung ändern, oder hinter Sakuras System kommen. Ich bezweifle es zwar, aber möglich ist alles.“ „Ja, es ist alles möglich. Also aktualisiert sie alle paar Wochen eine Seite, und wenn sie das nicht tut, gehen Briefe raus mit den Geheimnissen der Akatsuki?“ „So in etwa.“ „Und wenn sie auf anderen Wege stirbt? Autounfall oder so etwas?“ „Es gibt irgendwo in der Kette eine Zwischenperson, die das erfahren sollte. Sakura hat mir dazu nicht viel gesagt. Aber die Briefe gehen nur raus, wenn sie durch unnatürliche Umstände ums Leben kommt. Mord, Anschlag … verstehst du?“ Neji schnaubte. „Sie könnte die ganze Bande hops nehmen, Sasuke. Sie könnte ihrem ganzen Treiben ein für allemal ein Ende setzen, mit dem was sie weiß! Und sie war seine Adoptivtochter, ich zweifle nicht, dass sie sehr viel erfahren hat.“ „Das ist wahr“, gab Sasuke zu. „Aber die Akatsuki haben ihre Finger überall, und jeder Kleinkriminelle leckt dich die Hände, etwas für sie zu tun … die Akatsuki sind weg, aber jeder Verbrecher würde aus seinem Loch gekrochen kommen und jagt auf dich machen.“ „Ich nehme an, dass sie gut ist. Was fürchtet sie sich vor kleine Fische?“ „Die kleinen Fische kommen in Schwärme, Neji. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich in erster Linie nicht mit Sakura anlegen wollen. Aber sie werden ihre Freunde töten. Naruto und Hinata, Ino. Was würdest du tun?“ Eine dumme Frage, dachte Neji, sprach es aber nicht laut aus. Wenn er die Möglichkeit hätte, einen organisierten Ring von Mördern zu zerschlagen … würde er da wirklich auch nur eine Sekunde zögern? Doch dann fiel ihm Lee ein. Und Tenten. Sakura schützte in erster Linie nicht sich, sondern ihre Freunde. Sasuke und Hinata, und Naruto und Ino. Aber sie nahm in Kauf, dass viele weitere Menschen starben. Was würde er tun … Neji gab Sasuke keine Antwort, er hatte einfach keine auf seine Frage. Aber er besaß nun etwas mehr Verständnis gegenüber einem Killer. Doch vertrauen würde er ihr trotzdem nicht können. Sakura befasste sich gerade mit dem Abwasch, als ihr Telefon klingelte. Sie schrak heftig zusammen und ließ einen Teller fallen, ehe sie sich abrupt umdrehte und auf ihr Handy starrte. „Das ist er“, sagte Sasuke rau, als er mit Neji zur Küche hinein kam. Der Hyuuga warf enen Blick zu Tenten, die wie eine Salzsäule auf dem Stuhl saß und voller Sorge zu der Rosahaarigen sah. „Das ist er …“, wiederholte Sakura, trocknete sich die Hände und griff nach ihrem Telefon. Sie biss sich auf die Lippen und musste tief durchatmen. Ihr Herz setzte fast aus, und ihr Gesicht war aschfahl geworden. Es war blanke die blanke Angst, die ihr nun jeder zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ansehen konnte. Einfach nur Angst … Sakura nahm ab und erstarrte, als sie das Gesicht erblickte. Es war ein Videoanruf, und Pains wilde Augen sahen sie amüsiert und durchdringend zugleich an. „Du sagst ja gar nichts“, lachte seine Stimme durch das Handy. „Kein Hallo? Kein: wie geht es dir? Sakura, habe ich dir keine Manieren beigebracht?“ In der ganzen Küche war es still. Es schien, als traute sich keiner der Anwesenden zu atmen. Auch Sakura nicht, die mit geweiteten Augen auf die Person in ihrem Bildschirm blickte. Keinen Ton brachte sie über ihre Lippen, keinen Mucks. Sie konnte nur den Schwindel fühlen, der sie zu übermannen drohte. Der von ihren Erinnerungen hervorgerufen wurde, die Pains Erscheinen auslösten. „Wenigstens Sasuke könnte mich begrüßen“, grinste der Anführer der Akatsuki nun, und plötzlich versteifte sich Sakura und erwachte aus ihrer Starre. „Wir müssen reden“, sagte sie heiser. „Sasuke hat damit nichts zu tun.“ „Ich weiß, dass du reden möchtest, aber du redest ja nicht.“ Pain lachte auf. „Du bist ein kleiner Angsthase geworden, Sakura. Dein Urlaub scheint dir nicht gut zu tun.“ Das Mädchen zuckte zusammen. Urlaub? „Hätte ich diese Zeit, ich würde mir auch Urlaub gönnen“, seufzte Pain, und nicht nur Sakura hielt in diesem Moment die Luft an. „Aber die habe ich leider nicht“, fügte der Mann hinzu und schien plötzlich betrübt. „Ich will wissen, ob du Kisame hergeschickt hast!“ Sakuras Stimme wurde fester. Und wütender. „Du willst? Befielst du mir, Sakura?“ Er klang eisig. „Sag es mir!“ Tenten wurde übel, als sie Sakura so reden hörte. Und auch Neji jagte es einen Schauer über den Rücken. Verdammt, das Mädchen sprach mit Pain! Er war einer der Obersten in allen kriminellen Angelegenheiten, die es gab. Sie hatte ihn nicht zu provozieren, wenn sie damit die Gefahr auch auf andere zog! „Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn jemand so mit mir spricht, Sakura.“ Pains Gesicht glich einer Statue, einem der gefürchteten Wasserspeier auf den großen Bauten vergangener Zeiten. Bedrohlich sah er zu Sakura, und obwohl es nur eine Videoaufnahme war, so glaubte Sasuke, dass er fast vor ihnen stand und jeden Moment zum Hieb ausholen könnte. Sakura atmete tief durch, doch ihre Miene wurde nicht milder. Fast glich sie der kalten Fratze des Mannes auf dem Bildschirm. „Ich bin nicht irgendjemand Pain!“, sagte sie ruhig, aber sehr wohl ebenso gefährlich. „Und du verstößt gegen den Vertrag, wenn du uns Kisame auf den Hals hetzt. Nimm ihn von uns weg, oder ich schicke dir seine Einzelteile nach Hause!“ Pains Gesicht verzog sich ein weiteres Mal und Sasuke gefror das Blut in den Adern, als er ihn immer zorniger werden sah. „Du reißt den Mund sehr weit auf, meine kleine Sakura. Weiter als gut für dich ist. Und für deine Freunde. Du kannst mir nicht drohen.“ „Nichts, Pain“, sagte Sakura und unerwartet begann sie zu grinsen. „liegt mir ferner, als dir zu drohen. Ich werde Kisame töten, und ich werde ihn dir schicken.“ Stille. Tenten hatte Nejis Arm gegriffen und sich in sein Shirt gekrallt. Es war nicht nur die Situation, die ihr in diesem Moment Panik machte. Auch wenn sie sich fühlte, als würde jeden Moment irgendwer durchs Fenster stürmen und sie alle erschießen, das war es nicht. Es war nicht einmal Pains Stimme, die so grausam klang, wie sie noch keine Stimme zuvor hatte reden hören. Es war Sakura. Es war einfach nur Sakura, die hier mit ihr in der Küche stand und mit einem der schlimmsten Mörder ihrer Zeit sprach, als wäre er ein dummer Junge, ein Knabe der ihr zu gehorchen hatte und der aufmüpfig geworden war. Und nicht eine Sekunde zweifelte sie daran, dass Sakura diesen Kisame wirklich zerstückelt nach Japan schicken würde. Dann hörte sie das Lachen aus dem Telefon, und sie wusste, dass sie es noch viele Nächte in ihren Träumen wieder hören würde. „Ah, meine kleine Sakura“, grinste Pain und schüttelte den Kopf. „Ich habe wirklich geglaubt, du wärest ein Feigling geworden, aber … Ich freue mich, dass du nichts eingebüßt hast. Ich habe mir wirklich schon sorgen gemacht, aber du bist immer noch mein kleiner Liebling …“ Sakura sagte nichts, und auch in ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung. Ihr Herz jedoch schlug wild und unregelmäßig, und fast meinte sie, den Schweiß auf ihrer Stirn zu spüren. Pain seufzte, als das Mädchen keine Antwort gab, und schüttelte einmal mehr den Kopf. „Schön, schön. Du willst scheinbar nicht über alte Zeiten reden … Warum also behelligst du mich?“ Wie aus dem Nichts klang er mit einmal ernst, als stünde er einem Geschäftspartner gegenüber, auf den er keine Lust hatte. „Du weißt doch selbst, warum Kisame bei euch rumstreunert. Dieser Trottel, wenn du ihn mir im Paket schicken würdest, müsste ich dir noch danken. Das er es in all den Jahren nicht lernte, unauffällig zu bleiben …“ „Ich will, dass du ihn zurückholst, Pain. Wir brauchen ihn nicht!“ „Was ihr braucht oder nicht, ist mir egal, kleine Sakura. Ich habe in Frankreich etwas sehr wichtiges, und ich sorge nur dafür, dass es nicht unerwartet verschwindet.“ „Verdammt Pain!“, wütete Sakura nun. „Ich will keine Hilfe!“ „Es ist keine Hilfe, Sakura. Es ist nur meine Versicherung, dass dein hübscher Körper nicht in einer Mülltonne landet. Ihr habt euch da mit etwas angelegt, dem ihr nicht gewachsen seid. Lasst diese so genannten Freunde sterben, und seht zu dass ihr aus Frankreich verschwindet! Mein Wort in Gottes Ohr, dass ihr überall hinkönnt und euch niemand folgen wird, aber … Sakura, wenn du dich mit diesen Leibwächtern von Tosa einlässt … und denk nur an Sasuke! Er hat sicher kräftige Nieren, er gäbe einen vorzüglichen Organspender ab, findest du nicht auch?“ Sakura zuckte zusammen, als hätte sie ein heftiger Schlag ins Gesicht getroffen. Das durfte nicht sein, schrie sie innerlich, und gleichfalls spürte sie schon die Tränen hinauf steigen. Das konnte einfach nicht sein! „Dann weißt du … wer sie sind?“ Plötzlich zitterte ihre Stimme, und Pain begann zu lachen. „Da bekommst du Angst, nicht wahr? Die Vorstellung ist auch zu grässlich. Ein zerhakter junge Mann der in einem Koffer …“ „Wer sind sie Pain!“, schrie Sakura und ihre Hand bebte so stark, dass sie das Telefon kaum noch halten konnte. „Was habt ihr mit ihnen …“ „Nichts!“, unterbrach sie Pain sofort. „Das verwechsle nicht, Sakura! Die Akatsuki haben mit solchen Spinnern nichts am Hut, verstanden? Aber wir mischen uns nicht ein. Und du hast dich auch nicht einzumischen! Wir haben einen Vertrag, Sakura! Keiner von rührt dich an, aber du hast dich verdammt noch mal nicht in solche Scheiße zu reiten!“ Er spuckte vor Zorn und seine wilden Augen fixierten Sakura Unheilvoll. „Kisame bleibt, bis ihr Frankreich verlassen habt! Und dir sollte etwas daran liegen, kapiert? Du kannst ihnen nicht helfen, und ich verstehe auch nicht, woher du diesen idiotischen Hilfe-Komplex bekommen hast! Sie sind schon so gut wie Tod, wenn es dir nicht um dich geht, dann denke an diesen idiotischen Kerl, für den du soviel übrig hast!“ Sakuras Agen waren weit aufgerissen, als Pain das sagte. Sie spürte Sasukes entsetzten Blick auf sich ruhen, und für einen Moment sah sie ihn, festgebunden auf einem Operationstisch … sie hatte davon gehört, schon vor vielen Jahren … „Gott“, entfuhr es ihr und sie musste sich übers Gesicht fahren. Ihr Blick glitt zu Tenten und Neji, die beide dasaßen, als wären sie längst Leichen. Sie konnte ihnen nicht helfen, Pain hatte Recht! Sie brachte Sasuke und sich nur in Gefahr, und Ino nun genauso. Sie hatte keine Wahl, sonst würden alle sterben … „Schick sie weg, Sakura“, flüsterte Pain durchs Telefon, und das Mädchen sah die Tränen in Tentens Augen steigen. Sie sah ihre Angst um sich, und um Neji. Und um Lee, der vermutlich längst zerstümmelt war … „Du musste sie wegschicken und das Land verlassen, kleine Sakura. Du bist ihnen nicht gewachsen, und ich kann dich nicht ewig vor ihnen beschützen. Niemand darf wissen, dass es zwischen uns eine Verbindung gibt …“ Sakuras Lippen bebten. Sie konnte ihren Blick nicht von den beiden nehmen, die sie hier aufgenommen hatten. Aber sie musste sich entscheiden, ob sie Leben oder sterben wollte. Und eigentlich wollte sie doch leben, mit Sasuke. Wir haben sie reingelassen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte das zu Sasuke gesagt gehabt. Und wenn man jemanden rein lässt, kann man ihm nicht nur ein halbes Brot geben, oder? Man versteckt die andere Hälfte nicht, wenn man eine hat. Entweder man gibt es, oder man lässt es ganz sein … Und dann fiel ihr ein, dass das schon mal jemand gesagt hatte. Nicht sie, aber über sie. Ino hatte es zu ihren Eltern geflüstert, damals im Krankenhaus. Sie hatte den Unfall gehabt, und Ino hatte ihre Eltern davon überzeugt, sie vor den Anbu und den Akatsuki zu beschützen. Ino war ihre beste Freundin gewesen. Und als diese hatte sie sie nicht im Stich gelassen. Sakura erzitterte, sah wieder zum Bildschirm und schüttelte den Kopf. „Zieh deinen Mann zurück, Pain. Wir brauchen keine Hilfe.“ Der Anführer lachte, doch schien er überrascht. „Du wirst verlieren, Sakura. Und das weißt du. Du wirst dein Herz verlieren.“ Flüchtig blickte Sakura zu Sasuke, denn sie verstand genau, was Pain sagen wollte. Er würde sie vermutlich überall freikaufen können, allein um den Vertrag zu schützen. Aber für Sasuke oder jemand anderen würde er keinen Finger rühren. Sakura lächelte, obwohl sie bedrückt wirkte. „Ich werde aber nicht verlieren …“ Doch sicher war sie sich diesmal nicht. Kapitel 6: Des Bösen größer Feind --------------------------------- Ino’s Erscheinen am nächsten Tag brachte etwas Aufmunterung in die trostlose Runde. „Dieser Arsch!“, kommentierte sie das Telefonat, kaum dass sie mit Sasuke und Sakura den Flur betrat. Die beiden hatten sie von der Bushaltestelle abgeholt, wo das Taxi sie rausgelassen hatte. „Und hör auf dir deswegen die Birne zu zerbrechen, Saku! Du ziehst ein Gesicht, als würde die Welt untergehen!“ Sakura lächelte matt, derweil Sasuke nur die Stirn runzelte und hastig ins Wohnzimmer verschwand, damit er nicht Zielscheibe ihrer Vorträge wurde. „Ey Uchiha!“, rief sie ihm aber schon hinterher. „Was rennst du denn jetzt davon? Immer noch die gleiche Unhöflichkeit, was?“ Sie grinste breit, als sie ihm mit Sakura ins Wohnzimmer folgte. Neji und Tenten erhoben sich von der Couch und nickten Ino begrüßend zu. „Hey!“, strahlte die Blondine und reichte Tenten die Hand. „Ihr seid also die Unheilbringer. Freut mich euch kennen zu lernen. Ich bin Ino Yamanaka, und du …“ Sie zeigte bedeutend zu Neji. „bist eindeutig Hinatas Cousin, was? Naja, was heißt eindeutig, ’nen bisschen seht ihr euch schon ähnlich. Zumindest die gleichen Augen, ja.“ Neji blinzelte, doch Tenten konnte sich das Grinsen kaum verkneifen. Obwohl sie übermüdet und ausgelaugt war, brachte Ino neuen Schwung mit sich und steckte auch die Braunhaarige an. „Freut uns auch“, sagte sie und erwiderte den Händedruck. „Einen guten Flug gehab?“ „Nee, nix mit guten Flug“, stöhnte Ino schon und schmiss sich auf den Sessel, ehe sie Sasuke bedeutend ansah. „Ich hätte gerne etwas zu trinken …“, bemerkte sie spitz, woraufhin der Uchiha die Augen verengte, sich brummend umdrehte und ohne Kommentar in die Küche trottete. „Du hast ihn nicht erzogen, Sakura“, begann die Yamanaka. „Du solltest mal Shikamaru sehen, der springt schon, wenn ich nur gucke!“ Sakura grinste, obwohl sie sich das in keinsterweise vorstellen konnte. Ino hatte ihr viel über den jungen Mann erzählt, der ebenso für die Pega arbeitete. Bisher klang es immer danach, als wäre Shikamaru ein sehr, nun … gelangweilter Mann, der sich nur ungern nützlich machte. „Aber der Flug war wirklich anstrengend“, wechselte Ino schon das Thema, kaum das Sasuke ihr ein Glas Limonade vor die Nase stellte. „Und die Fahrt von Paris hier her war das Letzte. Als wäre die Infrastruktur Frankreichs ein reines Wirrwarr an Baustellen und kaputten Straßen und was weiß ich. Und so kalt … ich wäre auf dem Bahnhof fast erfroren! In Tokio ist es wärmer, ja viel wärmer.“ „Tut mir leid“, murmelte Sakura und ließ sich auf einen Hocker fallen. „Was tut dir da leid?“, gab Ino schon zurück. „Bist du fürs Wetter verantwortlich, oder was?“ Sakura musste wieder grinsen, doch wurde sie schnell ernst. „Dafür nicht …“ „Ach du meinst, weil wir alle wieder einmal in Lebensgefahr schweben und womöglich Organspender für den Westen werden? Das ist doch nichts neues, also hab dich mal nicht so! Im Gegensatz zu dir Hausmütterchen bin ich jeden Tag in Gefahr, und zudem ist mein zweiter Vorname Wagnis, schon vergessen? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, genau!“ „Wie geht es Naruto, Hinata und Kakashi?“, wollte Sakura irgendwann wissen, als Ino endlich mit ihrer Rede über Notlagen und Gefahren schloss. „Hat er immer noch keinen neuen Job?“ „Tz, der kümmert sich doch um nichts. Die Pega hat sich darum gerissen, ihn bei sich zu haben. Ich musste tausendmal zu ihm, ihn bequatschen und Briefe bringen. Aber nichts! Meinst du, der hätte einmal was in die Richtung gesagt? Hockt in seinem Garten und grinst blöde! Und letztens hat er mir eine Urkunde gezeigt. Der hat tatsächlich ’nen Preis für seine Bohnen bekommen?“ „Das freut mich“, grinste Sakura, doch Ino verzog nur den Mund. „Der war gut in dem, was er gemacht hat, Sakura. Er kann seine Fähigkeiten doch nicht für Bohnen und Erbsen und weiß der Fuchs was eintauschen!“ „Aber er hat es sich verdient. Und scheinbar ist er als Gärtner genauso erfolgreich. Gönn’ ihm seine Ruhe.“ „Tu ich ja. Aber so langsam könnte er sich mal wieder aufraffen!“ „Was ist mit Naruto und Hinata?“ „Bei denen läuft’s wie immer“, schnaufte Ino. „Turteln herum und das alles. Echt anstrengend. Und bei euch?“ „Bei uns? Ob wir turteln?“ Sakura blinzelte verwirrt und sah flüchtig zu Sasuke, der nur genervt mit den Schultern zuckte. „Ich meine, wie es läuft. Hast du dich schon in der Schule angemeldet?“ „Ähm…“ „Hat sie nicht“, gab der Uchiha zur Antwort. „Aber auf mich hört ja niemand. Ich red schon seit Wochen davon.“ „Jetzt ist nicht die Zeit“, winkte Sakura ab. „Wenn das hier erledigt ist, kümmere ich mich darum.“ „Das möchte ich wohl meinen, Saku!“ Ino streckte sich ausgiebig. „Aber jetzt bin ich ja hier, ich mach dir mal ein bisschen mehr Druck unterm Hintern. Uchiha ist viel zu nachsichtig mit dir! Seine Sakura-In-Watte-Packen Art ist ja ganz reizend, aber das bringt dich nicht weiter. Du musst deinen Abschluss machen, jawohl!“ Sakura lächelte nachsichtig, als Sasuke ihr einen deutlichen Blick zu warf, sich von der Wand abstieß und hinüber zum Wohnzimmerfenster lief. Eine Weile blickte er schweigend hinaus, ehe er sich den anderen wieder zuwandte. „Was sind das für Leute, die du hier kennst?“, fragte er die Blonde. Ino wurde ernster und trank ihr Glas leer. „Hauptsächlich Geheimagenten der japanischen Regierung. Mein Vater hat damals mit ihnen gearbeitet, und er glaubt, dass sie uns helfen könnten. Allerdings sind das sehr misstrauische Leute. Ich habe in St. Brieuc ein Treffen arrangieren können. Heute Abend fahre ich hin.“ Sie sah besonders zu Sakura. „Alleine. Sonst wittern die Gefahr und verschwinden.“ „Ich lass dich nicht alleine nach St. Brieuc, Ino“, meinte Sakura schlicht. „Du weißt doch wie Spione sind, Saku. Die verschwinden, wenn der Aufmarsch zu groß wird. Die arbeiten hier verdeckt. Die riskieren nicht, dass ihre Tarnung auffliegt.“ „Sie werden mich nicht bemerken.“ „Argh“, schnaubte Ino missmutig. „Aber mir soll’s egal sein.“ „Wissen sie, was hier vor sich geht?“, wollte Neji nun wissen. „Ich vermute es. Sie wissen recht viel, logischerweise. Und da wir ihnen nun etwas genauer beschreiben können, wer der Feind ist… Vielleicht bekommen sie etwas raus oder haben etwas gehört.“ „Es ist wichtig, dass wir herausfinden, wo ihr Partner ist“, sagte Sakura und sah zu Tenten. „Alles andere geht uns nichts an.“ „Ich weiß.“ Ino wirkte plötzlich angespannter als zuvor. „Ich hoffe nur, dass ihr nicht schon zu sehr in der Scheiße steckt.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Zu auffällig!“, brummte Sakura, als sie mit Sasuke alleine war. Sie saß auf dem Verandastuhl, eingekuschelt in dicke Decken, und beobachtete den niederfallenden Schnee. „Sie werden etwas merken, wenn wir beide dort rumschleichen.“ „Ich lass dich nicht alleine gehen, Sakura.“ Sasuke blieb hartnäckig. „Wenn sie uns beschatten lassen, dann wirst du für sie ein gefundenes Fressen sein.“ „Ich bin für niemanden ein gefundenes Fressen, Sasuke.“ „Du weißt, was ich meine! Wir müssen kein Risiko eingehen.“ „Ino ist auch da. Ich bin nicht alleine.“ „Ich weiß nicht, ob Ino dir eine Hilfe ist…“ „Ach, jetzt hör doch auf.“ Sakura seufzte schwer und sah Sasuke mahnend an. „Wenn sind schneller zurück, als du dir sorgen machen kannst!“ „Ich mache mir jetzt schon sorgen.“ „Sasuuuke“, quengelte Sakura nun und zog eine Schnute. „Etwas mehr vertrauen bitte. Dieses Treffen ist ein Spaziergang im Gegensatz zu dem, was uns erwarten wird. Selbst wenn wir herausfinden, wo Lee ist – falls er noch leben sollte – dann haben wir ihn noch nicht befreit. Darüber mach ich mir viel mehr sorgen.“ „Eins nach dem anderen.“ Sasuke schloss die Augen. „Trotzdem gefällt mir nicht, dass ihr alleine geht.“ „Es passiert nichts.“ „Und wenn sie euch angreifen? Wenn sie in die Offensive gehen?“ Sakura zuckte unmerklich zusammen und erhob sich rasch. „Schluss jetzt“, sagte sie leichthin, sammelte die Decken zusammen und ließ Sasuke einfach auf der Veranda stehen. „Nichts mit: Schluss jetzt!“ Der Uchiha lief ihr hinterher und schien längst wieder wütend zu sein. „Ich will eine vernünftige Antwort!“ „Es gibt keine Antwort!“, gab Sakura ebenso sauer zurück. „Ehekrach?“, kommentierte Ino, die mit Neji und Tenten in der Küche saß und Tee trank. „Nein, wir haben kein Krach!“, motzte Sakura. „Du schuldest mir eine Antwort, Sakura! Ich will wissen, was du tun wirst!“ Sasuke blieb im Türrahmen stehen und versperrte seiner Freundin den Weg. „Was für eine Frage?“, mischte sich die Blonde ein und sah zwischen den beiden Streithähnen aufmerksam hin und her. „Was will Sakura denn tun?“ „Gar nichts will ich tun! Es gibt nichts zu tun, weil nichts passieren wird!“ Sakura verschränkte die Arme und stellte sich an die Spüle. „Sasuke übertreibt und fertig.“ „Und wenn doch etwas passiert? Angenommen die Feinde greifen euch an, hm?“ „Das tun sie ni…“ „Wenn, Sakura! Wenn sie angreifen, wenn sie auf euch schießen. Was wirst du tun?“ „Das…“ die Rosahaarige schüttelte den Kopf. „Das ist doch Schwachsinn!“ „Wir wehren uns, ganz einfach“, meinte Ino kurzerhand. „Sollen sie’s nur versuchen.“ „Wehren?“ Sasuke lachte leise. „Wirst du dich auch wehren, Sakura?“ Das Mädchen erstarrte und unwirsch drehte sie sich zum Fenster. „Hör doch auf“, sagte sie betont ruhig. „Natürlich würde ich das.“ „Tatsache?“ Diesmal war es Tenten, die Sasuke irritiert ansah. „Was meinst du damit?“ „Sakura würde auf niemanden schießen, das meine ich!“ Sasukes Miene war steinern. „Oder kannst du mir dein Wort geben, dass du dich verteidigen wirst?“ „Warum sollte sie sich nicht verteidigen wollen?“, fragte Tenten, da Sakura keinen Mucks von sich gab. „Weil sie sich affig hat!“ Inos Worte waren um einiges treffender als Sasuke Ausdruck. „Das ist nicht dein ernst, oder Sakura? Musst du jetzt echt… argh man, musst du denn in so einer Situation auf Moral machen?“ „Das hat damit nichts zu tun, Ino.“ Das Mädchen drehte sich ihrer Freundin zu und kaute unruhig auf ihren Lippen. „Ich hab schon genug… getan, ich will niemanden mehr angreifen. Nicht so.“ „Nicht so?“ Ino holte tief Luft. „Gott, verdammt willst du die Bande mit Fäusten niederstrecken, oder was? Drehst du jetzt am Rad? Meinst du, die wird es kümmern, ob du ’ne Waffe in der Hand hast oder nicht? Die machen dich kalt, allein weil du du bist! Die wissen hundert pro wer du bist, Sakura! Du bist die erste, die sie aus dem Weg räumen wollen, weil sie wissen, dass du der dickste Fisch bist! Willst du da stehen und sagen: Hey! Nein, lasst mich, ich ballere ja gar keinen mehr ab und tu’s nie wieder? Willst du mich verarschen, Sakura?“ „Ich muss niemand eine Waffe an den Kopf halten, um da lebend raus zu kommen.“ Sakura blieb trotz Inos heftiger Worte ruhig. „Und ich will niemanden mehr töten.“ „Gut, schön!“ Ino schnaubte wütend. „Dann bist du draußen, okay. Und was ist, wenn der Kerl, denn du hast laufen lassen, gleich den nächsten von uns erschießen wird? Die nehmen keine Rücksicht. Wenn die Spitz kriegen, dass aus dir jetzt ’nen Lamm geworden ist, dann räumen die erst richtig auf!“ „Lass es sein, Ino.“ Sakuras Stimme war ungewöhnlich fest. „Was ich tue, geht dich nichts an, verstanden?“ Noch immer klang sie gedämpft, doch ihr Ton hörte sich gefährlich an, und nicht nur Ino spürte die Kälte in die Gliedern steigen. Sie kannte Sakura, und sie machte sich nur sorgen. Aber sie wusste auch, dass das Mädchen noch einen großen Teil ihres alten Ichs in sich hatte. Und dieses alte Ich machte ihr nach wie vor Angst. „Gut, okay. Es geht mich nichts an. Zumindest solange nicht, bis ich die jenige bin, die sie erwischt haben…“ „Es wird niemand erwischt werden.“ „Super, du wirst mich mit deiner herausragenden Nahkampftechnik retten!“ Ino musste unbewusst grinsen. „Komm schon, Saku! Du bist eine Niete im Prügeln. Sogar ich könnte dir den Arsch versohlen!“ „Willst du es drauf anlegen?“, gab Sakura zurück, doch während Ino im Scherz gesprochen hatte, blieb Sakura eisig. Ino fuhr unwillkürlich zusammen. „So… meinte ich das nicht, aber…“ „Schon gut“, kicherte Sakura unerwartet. „Vielleicht reicht es schon wenn ich sie mit einem Spruch einschüchtere? Asta la Vista, Baby vielleicht?“ „Man Saku!“ Ino pustete die Backen auf. „Mach dich noch lustig!“ „Mach ich nicht“, lachte Sakura, seufzte dann aber. „Aber recht hast du.“ „Ich hab dir damals gesagt, ich bring’s dir bei“, brummte Sasuke und ließ sich am Küchentisch nieder. Die Situation hatte sich entspannt und insgeheim war er Ino dankbar dafür. „Du wolltest es ja nicht.“ „Weil ich es für unnötig gehalten habe. Ich hab nicht damit gerechnet, dass ich ein halbes Jahr später … “ Sakura seufzte schwer. „Was soll’s. Muskeln hätte ich mir so oder so nicht antrainiert. Und du kamst auch gleich mit Eiweißen und dem ganzen Zeug an. Ich wollte am Ende nicht wie ein Bodybuilder aussehen.“ „Jetzt siehst du aus wie eine schlappe Nudel“, bemerkte Ino. „Wenn du vor denen die Arme hebst, lachen die sich über dein Fliegengewicht schlapp.“ „Na schönen Dank!“ „Ich könnte... dir was beibringen, wenn du möchtest“, sagte Tenten plötzlich, so dass alle Augen auf ihr ruhten. „Ich kenn einige Tai-Jutsu Techniken, die sich sehr für Frauen eignen. Man braucht wenig Kraft, nur die Konzentration ist wichtig.“ „Lass es sein, Tenten“, knurrte Neji. „Ich will nicht, dass du mit Sakura kämpfst.“ Ino lachte jäh auf. „Hast du Angst um deine Freundin? Du musst dir wirklich keine Gedanken machen, Hyuuga. Glaub mir, Sakura wird Tenten nicht mal berühren können.“ „Sie ist wirklich nicht gut“, fügte Sasuke hinzu, woraufhin er von seiner Freundin mit Blicken erdolcht wurde. „Es wäre zumindest einen Versuch wert.“ „Einen Versuch?“, höhnte Sakura missmutig. „Ihr übertreibt, wisst ihr das?“ „Nein“, sagte Sasuke trocken. „Das ist ja das Problem.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Zumindest“, meinte Neji und zuckte leicht zusammen. „ist sie hart im Nehmen.“ „Wir sollten ein Auge auf Sasuke werfen“, gab Ino zurück. „Er scheint leicht nervös. Ich glaube, er sieht nicht gern, wenn Sakura vermöbelt wird. Au!“ Ino kniff die Augen zu, als Sakura rücklings zu Boden ging. Tenten hatte ihr gerade einen nicht besonders schmerzfreien Schlag in den Magen verpasst, und trotzdem gönnte sie ihr keine Erholungspause. Seit einer Stunde trainierten die beiden draußen, während Sasuke die ganze Zeit aufmerksam daneben stand und sie beobachtete. Neji und Ino hingegen kamen nur ab und an raus, ihnen war es eindeutig zu kalt. Und Neji machte sich mittlerweile auch keine Sorgen mehr um seine Partnerin. Er machte sich eher Sorgen um Sakura. „Wieso kann sie es nicht?“, fragte er Ino irgendwann. Sie stand am Fenster in der Küche und sahen nach draußen. „Weil sie aufs töten trainiert wurde“, meinte Ino einfach. „Jemanden mit seinen Fäusten umzubringen, erfordert mehr Kraft, als ein Kind haben könnte. Die Akatsuki hielten das Training für Schwachsinn und konzentrierten sich deswegen auf das Schießen oder jede andere Art von Waffenkampf. Hättest du Sakura früher eine Nagelpfeile gegeben, hätte sie damit ’ne ganze Truppe Berufsmörder beseitigen können. Ich zweifle nicht daran, dass sie es immer noch könnte, aber heute würde sie daran vermutlich nicht einmal mehr denken.“ „Das Böse hat sich eine Killermaschine geschaffen“, sagte Neji, derweil er starr aus dem Fenster blickte. „Stimmt“, meinte Ino unverblümt und zuckte mit den Schultern. „Aber sie haben vergessen Herz und Seele rauszunehmen. Jetzt hat die Maschine ein Gewissen, und das Böse seinen größten Feind.“ Kapitel 7: Der Fuchs im Hasenbau -------------------------------- „Ihr geht kein Risiko ein“, sagte Sasuke zum zigsten Mal. „Wenn es zu heiß wird, verschwindet ihr von dort.“ „Natürlich“, schmunzelte Sakura. „Und ihr wollt wirklich den Bus nehmen?“ „Natürlich“, grinste nun Ino, währenddessen sie sich ihre dicke Winterjacke überzog. Sie sah aus wie eine junge Frau, die zur Party wollte. Sie trug trotz der eisigen Kälte einen Mini, und Sakura hatte sie nur unverständlich angesehen, als sie so die Treppen hinunter gekommen war. „Man muss immer gut aussehen“, war ihr einziger Kommentar gewesen. „Was macht der Kopf?“ Sasuke war sich überhaupt nicht wohl bei der ganzen Geschichte. Er stand Sakura gegenüber, schloss ihre Jacke wie ein Vater es bei seinem Kind tun würde, und seufzte ununterbrochen. „Der pocht, als wäre ´ne Eisenbahn drüber gefahren“, lachte das Mädchen nur. Das Training mit Tenten hatte sie ziemlich mitgenommen, allerdings fühlte sie sich trotz allem etwas besser als vorher. Einige Tricks hatte sie sich beibringen lassen, und sicher würden sie ihr auch nützlich werden. Tenten kicherte leise, obwohl ihr Gesicht bedrückt wirkte. „Du hättest nur ausweichen müssen“, meinte sie. „Aber wir üben weiter. Wir machen aus dir auch noch einen Tai-Jutsu Champion.“ „Na ich weiß nicht“, grinste Sakura nur. „Aber wer weiß.“ „Du hast sie trotzdem bei?“, fragte Neji unerwartet. Auch wenn er Sakura nach wie vor nicht trauen wollte, so begann er sich doch langsam Sorgen zu machen. Tenten war zweifellos eine starke Kämpferin, aber Sakura hatte dennoch keine gute Figur im Faustkampf gemacht. Und immerhin brachte sie sich jetzt für ihn und seine Partner in Gefahr. „Hat sie“, sagte Sasuke an Sakuras Stelle, da er dafür gesorgt hatte, dass sie ihre Desert Eagle trotz aller Einwände mitnahm. „Und du wirst sie benutzen, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, Sakura. Versprich es mir!“ Die Rosahaarige zögerte einen Moment, doch dann nickte sie. „Gut.“ Sasuke zog Sakura an sich und küsste sie einfach. „Dann passt auf euch auf.“ „Mir kommen gleich die Tränen“, sagte Ino und versteckte ihre Pistole unter der Jacke. „Du bist ja ein sentimentaler Macho geworden, dass du Naruto Konkurrenz machen könntest.“ Sasuke ignorierte die Blonde einfach, doch innerlich sah er sie schon auf dem Scheiterhaufen brennen. Diese herumkommandierende, großklapprige Hexe! „Und jetzt Abmarsch, sonst verpassen wir den Bus.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ In St. Brieuc waren auch zu später Stunde noch viele Menschen unterwegs. Vor allem lag es daran, dass an einem Freitagabend die Jugendlichen zu Diskos und Bars aufbrachen, um sich von der langweiligen Arbeitswoche zu erholen. „Wo ist der genaue Treffpunkt?“, wollte Sakura wissen, kurz bevor der Bus hielt und sie aussteigen mussten. „In der Tanzbar Petit Bateau. In einer Viertelstunde.“ Sakura nickte. „Ich werde draußen bleiben. Wenn etwas passieren sollte, klingelst du mich an.“ „Klar. Aber sagst du nicht die ganze Zeit, dass nichts passieren wird?“ „Ich habe einen Wagen gesehen, Ino. Einen auffälligen Wagen.“ „Auffällig im Sinne von anders als erwartet?“ Die Blonde grinste. In St. Brieuc gab es hunderte von auffälligen Wagen. „Auffällig im Sinne von Panzerglas.“ „Ah“, machte Ino und runzelte die Stirn. „Das erkennst du?“ „Natürlich. Zudem hatte der Wagen eine Gegensprechanlage. Es ist also gut möglich, dass es ein Sicherheitsfahrzeug war.“ „Man“, stöhnte Ino. „Kannst du nicht einmal irgendwo sein und dich wie ein normales Mädchen aufführen?“ Doch grinste sie, denn sie wusste, wie wichtig diese Information für die beiden war. Als Sakura und Ino den Bus verließen, trennten sich ihre Wege. Ino lief geradewegs zu der genannten Bar, derweil Sakura eine andere Richtung einschlug, in die dunklen Gassen verschwand und sich auf diesen Weg zur Petit Bateau aufmachte. Als sie auf ihre Uhr sah, war es Punkt 10 und Sakura holte tief Luft. Ino traf in genau diesem Moment auf ihren Informanten. Noch war alles ruhig, sie blieb im Schatten und beobachtete aus sicherer Entfernung das Lokal, aus dem laute Musik drang. Die Zeit verstrich wie im Flug, und als Sakura ein weiteres Mal zur Uhr blickte, stellte sie fest, dass Ino schon seit einer halben Stunde fort war. Sie besann sich zur Ruhe, blickte auf ihr Handy und ließ es wieder in der Jackentasche verschwinden. Sie hoffte inständig, dass der Informant etwas zu erzählen hatte, ihnen irgendwas geben konnte, damit sie einen Anhaltspunkt finden würden. Umso länger alles dauerte, umso geringer war die Chance, dass Lee noch leben würde. Vermutlich hatten sie ihn längst getötet… Sakura schüttelte sich bei diesen Gedanken. Sie hatte früher viel über den Organhandel gehört, auch wenn Pain und die Akatsuki nie damit geschmuggelt hatten. Sie hatten vorwiegend mit Drogen zu tun, Waffen und auch mit Menschen. Sie hatten japanische Prostituierte in die westliche Welt verkauft, ja selbst Kinder. Doch der Markt für Organhandel war ihnen nicht lukrativ genug. Sakura wusste noch, wie sie einmal eines Auftrages wegen nach Mosambik musste. Sie war dort den Straßenkindern begegnet, die es im ganzen Land gab. Und irgendwann waren ihr die grausamen Geschichten zu Ohren gekommen, denen sie sich noch Jahre später erinnern musste. Kinder, die ermordet wurden, damit ihre Organe verkauft werden konnten. Niemand fragt nach diesen Kindern, niemand kümmerte sich um ihre Leichen. Und auch, als die Entführung einer ganzen Gruppe bekannt wurde, blieb die Kriminalpolizei von Mosambik machtlos. Die Kinder waren Tage später wieder aufgetaucht, und sie lebten. Aber sie waren zur Gewinnung menschlicher Ersatzteile missbraucht worden. Sakura hatte ihr Versteck verlassen und sich etwas näher an die Bar geschlichen. Sie blieb jedoch ausnahmslos im Schutz der Häuserwände, denn sie rechnete mit Angriffen aus jeder Entfernung. Für einen Scharfschützen wäre sie ein leichtes Ziel, sollte sie sich zu öffentlich bewegen. Dass Ino noch immer nicht zurück war, ließ Sakura immer nervöser werden. Eine Stunde war mittlerweile vergangen, und würde es noch lange dauern, würde sie Ino suchen gehen. Ein junges Pärchen in den Zwanzigern lief an ihr vorüber, doch bemerkten sie Sakura nicht. Sie trotteten gemächlich zum Petit Bateau, grüßten den Türsteher und gingen ins Innere. Mit Argusaugen verfolgte Sakura jede ihrer Bewegungen, doch stellte sie nichts Verdächtiges fest. Und das machte sie skeptisch. Es war zu ruhig, fand sie. Bis auf das Pärchen waren kaum Menschen hier in diesem Viertel, als fürchteten sie einen aufkommenden Sturm. Auch wenn das Wetter kalt und nass war, so war dies für Jugendliche selten ein Grund, die Bars und Diskotheken nicht zu besuchen. Allerdings konnte sie sich kaum vorstellen, dass irgendeine Organisation Rücksicht nahm und die Stadtbewohner warnte, wenn sie irgendwo zuschlagen würden. Warum also war es dann so menschenleer in dieser Gegend? Vermutlich, weil diese Gegend nicht besonders beliebt war. Die Straßen hier waren eng und nur schwer erreichbar. Die Beleuchtung war ungenügend und die Gassen tief und weitläufig. Die jungen Leute handelten wahrscheinlich unbewusst aus den richtigen Gründen. Sie meiden die Gegend, weil sie ideal für Kriminelle war. Für Diebe, wie für Mörder gleichfalls. Die Kriminalitätsrate in St- Brieuc war nicht sonderlich hoch, aber es gab Verbrechen. Und hier konnte ihr zentraler Punkt sein… Die Rosahaarige fuhr sich übers Gesicht, zog ihre schwarzen Handschuhe an und rückte den Schal höher. Gezielt verließ sie die Dunkelheit und ging hinüber zur Bar. Sie konnte nicht mehr warten, und sie mussten hier weg. Schnellstens. Sakura imitierte das Verhalten des jungen Pärchen, grüßte den Türsteher und kam unauffällig in die stickige Bar. Der Qualm von Zigaretten stieg in Nase und Augen, ließ sie blinzeln und weitergehen. Zwielichtig war es hier. Finster. Riskant. Sie spürte, wie sie die Leute hier beobachteten. Sie glitt in eine schmale Nische und hielt nach Ino Ausschau. Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Freundin an einem kleinen Tisch unweit des Notausganges saß und sich angeregt mit einem dunkelhaarigen Mann unterhielt. Ohne noch weiter zu zögern lief sie geradewegs zu ihr. „Wir gehen“, sagte sie barsch und hielt ihr Gesicht verdeckt. „Wer ist das?“, fragte der Fremde sofort. „Wir hatten doch ausgemacht, dass …“ „Jetzt Ino!“ Ino grummelte dem Mann eine Entschuldigung entgegen und erhob sich. „Danke Herr Sakaido.“ „Nichts zu danken“, sagte der Fremde und erhob sich ebenfalls. „Bestell deinem Vater schöne Grüße. Und… seid vorsichtig.“ „Machen wir.“ Viel mehr konnte Ino nicht herausbringen, da Sakura sie schon mit sich schleifte. Sie winkte dem japanischen Agenten und alten Freund ihres Vaters noch einmal zu, als plötzlich ein Schuss ertönte. „Scheiße!“, rief Sakura, zog Ino heftiger mit sich und wurde fast von den panisch werdenden Menschen umgerannt. In Massen drängten sie sich kreischend und hetzend zur Tür, derweil Ino erstarrte und kaum mehr einen Schritt machen konnte. „Nein!“, stieß sie aus, wischte sich über die Augen und wollte zurück rennen, doch Sakura packte sie grob und zog sie zu einem hinteren Notausgang, der im Dunklen lag. „Sie haben ihn erschossen, Sakura! Gott, verdammt sie haben ihn umgebracht! Wir müssen zurück und …“ „Lauf gefälligst!“, blaffte die Rosahaarige nur. „Wir können ihm nicht mehr helfen, Ino. Lauf!“ Sakura zerrte Ino nach draußen auf einen Hinterhof, den sie scheinbar als einzige gefunden hatten. Keine Seele schien hier zu sein, doch die Mädchen wussten es besser. „Eine Falle“, keuchte Ino und blieb abrupt stehen. „Verdammt, wir sind in eine Falle getappt!“ Sie sah sich hektisch um, aber niemand schien in der Nähe. „Kannst du…“ „Psst!“, machte Sakura und hielt die Luft an. Sie drückte Ino und sich in eine tiefe Ecke und suchte den ganzen Hinterhof ab. Wo war der Feind? Warum zeigte er sich nicht? „Sie haben Sakaido. Gott …“, weinte Ino leise. „Er wollte sich gar nicht treffen, hätte ich ihn nur nicht…“ „Ino, sei still!“ Sakura verengte die Augen, doch sie griff nicht nach ihrer Waffe. Sie holte kaum noch Luft, doch plötzlich machte sie einen Satz nach vorne und riss die Blondine mit sich. „Was ist?“, entfuhr es Ino, die sich erschrocken umsah. „Willst du hier einfach lang laufen? Wir werden…“ „Sei bitte ruhig, Ino. Komm einfach und bleib leise. Lauf schneller, los …“ „Aber…“ „Ino, vertrau mir!“ Ino schluckte, doch sie nickte und lies sich von Sakura durch den Hinterhof führen. Niemand sprang auf sie zu oder gab einen weiteren Schuss ab, aber Ino wusste ganz genau, dass sie beobachtet wurden. Sie passierten einen hohen Torbogen und kamen zur Straße, die zur Bushaltestelle führte. Sie erreichten auch den Bus, und niemand griff sie an. Der Bus kam und Sakura drehte sich nicht um, als sie ins Innere des Wagens stieg. Sie schubste Ino nach hinten und sagte kein Wort. „Was zum…“ „Nicht hier, Ino. Wir müssen erst nach Hause, dann erklär ich dir alles.“ „Aber warum … Gott, warum hat niemand auf uns geschossen? Der Kerl, der Sakaido umgebracht hat, der hat uns doch verfolgt, oder nicht?“ Ino flüsterte so leise wie möglich, doch das Gefühl des Beobachtens ging nicht vorüber. „Man, was ist da grad passiert?“ „Du hast es doch schon gesagt. Es war eine Falle.“ Sakura öffnete beim Sprechen kaum den Mund. „Aber … wieso hat dann niemand …“ „Sakaido“, sagte Sakura und sah ihre Freundin traurig an. „Er war die Falle, Ino. Er wurde erschossen, weil er uns vorhin erschießen wollte. Er hatte seine Waffe griffbereit, als wir den Tisch verließen.“ „Was? Aber wer…“ „Dieser verdammte Pain“, presste Sakura zwischen den Zähnen hervor. „Ich hab ihm doch gesagt, er soll seine Leute abziehen!“ "Etwa Kisame?" "Ja." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakura fühlte sich schwer, als sie den steilen Pfad zum Haus folgte. Ino lief hinter ihr und schluchzte leise. Sakaido war ein Freund ihres Vaters gewesen, er war ein Verräter und nun war er tot. Sakura sah kurz nach hinten, als schon Sasuke vor ihr stand. „Was ist passiert?“, fragte er gleich, kaum das er die Blonde in der finsteren Nacht erblickte. „Drinnen“, sagte Sakura schlapp, ließ sich von Sasuke stützen und nahm Ino bei der Hand. „Wir haben Besuch?“, entfuhr es der Rosahaarigen, kaum dass sie im Flur stand und ein unbekanntes Paar Schuhe sah. „Wer?“ „Shikamaru?“ Ino blickte verdutzt auf, kaum dass ihr Freund mit Neji und Tenten zu ihnen kam. „Ist was schief gelaufen?“, fragte der Hyuuga, als sie ins Wohnzimmer gingen, wo für alle Platz war. Sakura erzählte ihnen in kurzer Form, was vorgefallen war. „Was machst du hier, Shikamaru?“, fragte Ino dann. Sie schien noch immer verwundert, doch sichtbar froh über diese Überraschung. Shikamaru hingegen wirkte – und einen passenderen Ausdruck gab es nicht – absolut gelangweilt. „Ich sollte nach Malaysia“, meinte er gedehnt. „Aber ich dachte, es wäre besser, wenn ich hier her komme.“ „So?“ „Shikamaru glaubt, dass die Akatsuki falsche Fährten legen“, erklärte Sasuke. „Aber darüber können wir später reden. Hat dieser Sakaido irgendwas gesagt, das uns nützen könnte? Oder bedeutet das, seine ganzen Informationen waren gelogen?“ „Gelogen“, meinte Ino traurig. „Das wusste ich schon während der Unterhaltung, aber… ich dachte er belügt mich nur aus Angst. Ich hätte niemals vermutet, dass er uns ausschalten sollte.“ „Verdammt“, stöhnte Neji und ließ sich schlaff gegen Lehne der Couch fallen. „Wir kommen nicht weiter, verdammte scheiße! Uns rennt die Zeit davon.“ „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass euer Freund noch lebt“, sagte Shikamaru plötzlich. „Was?“ Tenten sah ihn aufgeregt an. „Weißt du etwas?“ „Nur das, was ihr mir vorhin und jetzt gesagt habt. Aber findet ihr nicht, dass er ein wunderbares Druckmittel darstellt?“ Shikamaru klang monoton wie eh und je. „Die Frage ist nur, warum sie ihn euch noch nicht zum Tausch angeboten haben.“ „Zum Tausch?“ „Natürlich zum Tausch“, sagte Shikamaru genervt. „Falls sie ihn nicht gleich zu Anfang getötet haben, dann ist er im Moment für sie von großem Wert.“ „Und warum?“ „Weil ihr die Falschen um Hilfe gebeten habt. Die Falschen in ihren Augen. Ihr habt Sakura und Sasuke ins Boot geholt, und damit auch die Akatsuki. Wir wissen nicht, wer genau der Feind ist, wir können nur vermuten. Aber wie es aussieht, sind unsere momentanen Gegner und die Akatsuki keine guten Freunde. Allerdings wollen sich die Akatsuki nicht einmischen. Wer also die Oberhand hat, können wir nicht genau sagen. Das bedeutet aber trotzdem, dass die Feinde sich gestört fühlen. Sie können nicht agieren, solange Sakura im Boot sitzt, weil sie Pain und seine ausführende Hand hinein zieht. Sie fühlen sich gestört und wollen ihre Ruhe vor uns. Das können sie erreichen, in dem sie Lee am Leben lassen und im richtigen Moment an uns verkaufen werden.“ Alle sahen auf den Braunhaarigen, der sich im Sessel streckte und ausgiebig gähnte. Darauf wäre niemand so einfach gekommen. Aber Shikamaru war nicht einmal zwei Stunden bei ihnen, und schien schon alles vorauszusehen. „Das bedeutet also, dass wir hoffen können“, sagte Neji und wirkte um einiges beruhigter. Er fuhr sich durch die Haare und sah zu Tenten, die Tränen der Erleichterung in den Augen hatte. „Vielleicht“, sagte Sakura plötzlich und blickte zu Shikamaru. „Aber der springende Punkt ist doch, dass Lee ein Druckmittel ist, nicht wahr? Sie würden ihn verkaufen, aber sicher nicht gegen Geld…“ „Nein“, grinste der Angesprochene auf einmal. „Du bist ein schlaues Mädchen, Sakura Haruno. Ino hat mir viel erzählt. Ich war ganz gespannt, dich kennen zulernen. Deine Psyche zu beobachten ist für mich eine Ehre.“ Sakura blieb regungslos, doch Sasuke zuckte unmerklich zusammen und zog die Braue hoch. „Was meinst du damit?“, fragte er scharf. „Shikamaru ist ausgebildet, Täterprofile zu erstellen“, erklärte Ino lächelnd. „Er arbeitet bei der PEGA als Analytiker. Er untersucht auf Basis von Indizien die Muster bei den Verbrechen der Akatsuki. Er ist der Beste, was das erstellen von Täterprofilen angeht“, sagte die Yamanaka stolz. „Täterprofile?“ Sasuke sah alles andere als begeistert aus. Shikamaru nickte unverblümt. „Und Sakura ist ein sehr interessanter Mensch. In erster Linie aufgrund ihrer Eigenschaften als Berufsmörderin, aber auch durch ihren extremen Wandel. Als hätte man den Teufel persönlich bekehrt.“ Tenten öffnete abrupt den Mund, doch Sakura lächelte nur. „Schon gut“, sagte sie, damit sich das Mädchen oder Sasuke nicht aufregten. „Shikamarus Gründe hier zu sein sind vielseitig. Aber ich werde dir nichts sagen“, meinte sie freundlich und gleichsam fest. „Das habe ich mir gedacht.“ „Was meinst du damit?“, fragte Ino erbost. „Wolltest du Sakura aushorchen?“ Shikamarus Grinsen wurde breiter. „Es wäre eine hervorragende Möglichkeit auch mehr über Pain zu erfahren. Aber ich sehe die Gründe deiner Verschwiegenheit ein. Auch mir liegt viel daran, Ino in Sicherheit zu wissen.“ „Über was quatscht ihr denn da?“, brauste die Blonde auf. „Was hat das mit meiner Sicherheit zu tun?“ „Eine ganze Menge, Ino. Und der jüngste Fall beweist es uns.“ Shikamaru räusperte sich, da er ahnte, wieder einmal etwas länger reden zu müssen. Es ging ihm gegen den Strich, solche langwierigen Erklärungen abhalten zu müssen, doch das Verständnis der anderen war im Vergleich zu seinem gering. „Ich höre, Watson.“, brummte die Blonde. „Der Grund, warum du noch am Leben bist, ist Sakuras Entscheidung nichts über die Akatsuki zu sagen. Sie hat die Organisation nicht im Guten verlassen, und soweit mir bekannt ist, ist sie das einzig lebende Ex-Mitglied, dass es sich mit denen verscherzt hat. Und wir können wirklich behaupten, dass die Organisation nicht gut auf Sakura zu sprechen ist.“ „Ja, kapier ich. Und weiter?“ Shikamaru seufzte. „Sakuras System, sich die Akatsuki vom Leib zu halten, ist einer der wichtigsten Punkte dabei. Du hast es versucht mir zu erklären, und ich glaube im Gegensatz zu… den meisten habe ich es verstanden.“ Shikamaru grinste Sakura leicht an. „An sich ist es sehr simpel.“ Sakura nickte schmunzelnd. „Es entspringt dem Hirn einer 13 jährigen, Shikamaru.“ „Ich weiß nicht, was daran einfach sein soll“, knurrte die Yamanaka. „Das ist es aber“, erwiderte Shikamaru. „Das System an sich ist kinderleicht, wie es eben von einem Kind zu erwarten ist. Person eins ruft drei Personen an, die jeweils wieder Personen anrufen. Man braucht keine Intelligenz, um das zu verstehen.“ „Und warum hat es Pain dann nicht längst geknackt?“ Shikamaru lächelte breit. „Weil es unknackbar ist.“ „Da soll jetzt einer hinterherkommen, oder was?“ „Ich versteh´ es aber auch nicht“, meinte Tenten. „Wie kann es beides sein?“ „Das Entscheidende ist, dass man das System versteht – und für Pain ist das mit Sicherheit eines der unverschämtesten Dinge überhaupt – aber man kann es nicht brechen. Am Ende der Kette sind es hunderte von Menschen, die in irgendeiner Weise irgendetwas erfahren haben. Hunderte! Zwischendrin sind es schon hunderte. Die Akatsuki müssten auf einen Schlag hunderte von Leuten umbringen, deren Namen sie erst einmal herausfinden müssten. Und wie verheimlich man den Mord an so vielen Menschen? Es ist einfach nicht zu verheimlich. Und das Beste ist, das niemand weiß, was passiert, wenn einer dieser Menschen sterben sollte. Pain macht das verrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich in seinem ganzen Leben einmal so verarscht vorgekommen ist. Abgesehen von dem Fakt, dass Sakura ein Kind war, als sie ihm den Schlag verpasste. Aber viel größer ist die Schande, dass er eigentlich genau weiß, was ihn aufhält. Es liegt sozusagen direkt vor seiner Nase. Er muss es sich ansehen und kann nichts unternehmen, weil alles was er tut nur noch mehr Menschen auf den Plan rufen könnte. Verstehst du jetzt?“ Ino nickte zögernd. „Das ja. Aber was hat das jetzt mit heute zu tun?“ Der Braunhaarige rieb sich die Schläfen und seufzte schwer. „Durch Sakuras System hat sie einen Schutz gegenüber den Akatsuki. Und in diesem Schutz sind noch weitere Leute einbegriffen. Nämlich du als ihre beste Freundin, und Sasuke, den sie liebt. Ich nehme stark an, dass es auch Hinata und Naruto betrifft, aber zu den beiden komme ich später. Du und Sasuke sind die wichtigsten Personen in Sakuras Leben, und solange sie den Mund hält, seid ihr vor den Akatsuki sicher. Aber…“ Shikamaru holte tief Luft. „vor niemand anderen. Die Feinde können euch nach belieben töten, oder als Organspender nach Amerika schicken. Das ist egal. Fakt ist, sie können euch einfach töten. Und das wiederum würde Sakura jeden Grund nehmen, zu schweigen. Ich kenne sie nicht, aber wenn ich ihr Handeln beurteile und sie einschätzen müsste, würde ich behaupten, dass sie ihr Leben nicht weiterleben würde wollen, wenn es euch nicht mehr gäbe.“ Der junge Mann sah kurz zu Sakura, und obwohl sie nichts sagte, war er sich sicher, dass es stimmte. „Also bedeutet das kurzgefasst: Seid ihr aus dem Weg, verrät Sakura die Geheimnisse der Akatsuki. Pains Geheimnisse und alles was sie weiß. Stirbt Sakura, werden diese Geheimnisse im Falle eines vorsätzlichen Todes ebenso verraten. Hier ist Pains Dilemma und Sakuras genialste Idee, die sie damals hatte. Pain darf euch nichts tun, und zudem – und das ist wahrlich absolut genial – darf er euch in seinem Interesse nicht sterben lassen.“ Ino blinzelte, als sie langsam verstand, was Shikamaru eben gesagt hatte. „Deswegen hat Kisame also Sakaido getötet, als er mich erschießen wollte?“ „Genau, nur deswegen.“ „Wahnsinn“, entfuhr es Ino. „Heftig, ey.“ „Ja, das ist heftig. Pain hat Sakura für sich töten lassen, und nun… lässt Sakura ihn für sich töten.“ Ino hob abrupt den Kopf und sah ihre Freundin entsetzt an. „Du hattest das… von Anfang an so geplant?“ Sie wirkte ungläubig und ehrfürchtig zugleich, doch Sakura lächelte nur. „Pain muss doch Alpträume von dir haben!“, lachte sie und schüttelte den Kopf. „Ich fass das nicht.“ „Nicht nur Pain hat sie die Alpträume verpasst“, gab Shikamaru von sich. „Auch den Anbu und der PEGA. Denen ist ihr Leben… nicht viel Wert, denn sie bleibt eine Killerin der Akatsuki. Aber würden sie versuchen ihr Schweigen zu brechen, dann müssten sie euren Tod verantworten. Sakura hat sich in diesem Sinne gegen jede Form zur Wehr gesetzt, die ihr oder euch etwas tun könnte.“ „Ich krieg´ Kopfschmerzen“, jammerte Ino, grinste aber unentwegt. „Das hättest nicht mal du so hinbekommen, oder Shika?“ Der Angesprochene runzelte beleidigt die Stirn. „Das würde ich nicht behaupten wollen.“ Ino lachte nur. „Dann sind wir also… tja in Sicherheit kann man sagen, oder?“ „Nicht ganz“, sagte Shikamaru unerwartet und alle Augen ruhten wieder auf ihm. „Denn die Medaille hat zwei Seiten. So heißt es doch.“ Er blickte zu Sakura, deren Lächeln nun verschwunden war. „Ja, so heißt es“, sagte sie leise. „Und das bedeutet?“ Diesmal war es Neji, der fragte. Das hörte sich nicht gut an. „Das bedeutet, das Pain noch genau einen Triumph in der Hand hält. Von uns allen ist er derjenige, der Sakura am Besten kennt. Er hat sie trainiert, und er hat aus ihr das gemacht, was sie war und heute noch immer ist.“ „Was meinst du?“, fragte Tenten verwirrt. „Er meint“, sagte Sakura und sah Shikamaru betrübt an, als würde sie durch ihn hindurchsehen. „Dass ich ein Mörder war und es immer sein werde.“ „Das ist doch Schwachsinn!“, brauste Ino auf. „Sakura ist keine…“ „Doch Ino“, sagte Shikamaru fest. „Und das merkt man auch jetzt.“ „Wie soll man das denn merken?“ Shikamaru holte tief Luft und fühlte sich scheinbar nicht mehr besonders wohl. „Man sieht es in ihren Bewegungen, in ihren Augen. Sie beobachtet uns, sie bemerkt jede Veränderung. Sie sieht in einem Fremden zuerst einen Feind und dann einen möglichen Freund. Solche Dinge mein ich. Kein… Verbrecher gleicht dem anderen, und es macht einen erheblichen Unterschied, ob du eine Tat im Affekt ausführst oder ob du darauf trainiert wurdest.“ „Hä?“, kam es nicht gerade geistreich von der Blonden. „Du meinst die Art des Verbrechens? Also ihre Art und Weise?“ „Er meint, dass ein Mensch, der lernte zu töten, die Dinge anders sieht als jemand, der aus Wut zum Beispiel jemanden erschlug“, vereinfachtete es Neji. „Jemand wie… in dem Fall Sakura, betritt einen Raum und sieht zuerst die Fluchtmöglichkeiten oder überprüft, ob der Raum verwanzt ist. Danach realisiert sie erst, dass er im Wartezimmer eines Arztes steht. Sakura bemerkte Shikamaru und überlegte erst, welche Sorte Feind er ist, bevor sie ihn als deinen Freund wahrnehmen konnte.“ „Echt?“, fragte Ino und sah wieder zu Sakura. „In etwa.“ Sie nickte schwach. „Aber ich gehe nicht zu Ärzten“, meinte sie dann schmunzelnd. „Weil Ärzte die Möglichkeit haben sie auf natürliche Weise sterben zu lassen, zumindest dass es so aussieht“, erklärte Shikamaru. „Deswegen, nicht wahr?“ „Ich kenne Pain ebenso“, gab Sakura zurück. „Und er spielt sicherlich öfters mit diesem Gedanken.“ „Aber abgesehen davon: Wo ist Pains Triumph? Was hat er davon, Sakura gut zu kennen? Er kann sie ja scheinbar doch nicht überlisten“, bemerkte Tenten. „Das muss er auch nicht“, sagte Sasuke unheilvoll und mit versteinertem Gesicht. „Denn mit den Auftauchen der neuen Feinde hat er auch gleich eine gänzliche andere Möglichkeit gefunden, stimmt’s?“ Er sah zu Sakura, doch es war Shikamaru, der ihm antwortete. „Die Frage ist offen, ob er selbst schon von dieser Möglichkeit weiß. Ich nehme es an, aber wir wissen es nicht.“ „Man Shika, ich versteh nur Bahnhof! Welche Möglichkeit?“, knurrte Ino unwirsch. „Der Triumph ist mir immer noch ein wenig schleierhaft!“ „Er ist sehr deutlich, Ino“, gab ihr Freund zurück. „Sakura ist und bleibt eine Killerin, und auch wenn sie ins Kloster gehen sollte – sie kann ihre frühere Identität niemals ablegen. Sie wird sie vermutlich sehr gut verstecken können, die Ruhe in Person sein und gottesfürchtig in den Himmel beten…“ Shikamaru grinste bei der absurden Vorstellung. „Aber es gibt immer Dinge, die das innere nach außen kehren. Nehmen wir an, Sakura verliert dich und Sasuke im Kampf gegen den neuen Feind? Hinata und Naruto packen wir auch noch drauf. Auch Kakashi, Tenten und Neji. Sie sieht euch sterben, oder sieht eure Nieren. Was würde eine echte Nonne tun?“ „Beten?“, zischte Ino, die es als beleidigend empfand, dass Shikamaru ein so lächerliches Beispiel erfand. „Genau“, grinste er. „Sie betet. Und was tut ein echter Killer?“ „Töten?“ „Eben. Und jetzt sage mir, Ino. Ist Sakura eine echte Nonne, oder ein echter Killer?“ Ino schwieg und zum ersten Mal schien sie sprachlos. „Und was sollte daran Pains Triumph sein?“, zürnte Sasuke missmutig. „Alle sind tot. Sakura würde ihn verraten. Was hat er davon?“ Shikamarus Grinsen erstarb noch immer nicht. „Würde sie das, Sasuke? Würde ein echter Killer, der jeden, den er liebt, verloren hat, wirklich in erster Linie denken: Okay, dann kann ich ja jetzt die verdammten Akatsuki hops gehen lassen?“ Shikamaru schüttelte den Kopf und sah wieder hinüber zu Sakura. „Sagst du es uns?", bat er ruhig. „Sagst du uns, was ein Killer, der alles verloren hat, tun würde?“ „Was meint er, Saku?“ Sakura sah hinüber zu Ino und es schien, als wären ihre Augen feucht. Sie versuchte ein klägliches Lächeln, doch Shikamarus Worte waren tief gedrungen. Und sie sagten die einzige Wahrheit. „Ihm würde…“, meinte sie zögernd. „würde nur noch eines etwas bedeuten, Ino. Nur noch eines, wenn er sonst nichts mehr hat.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Er würde Rache wollen. Und nichts anderes. Denn er kennt nichts anderes.“ Ino sah erschrocken zu ihrer Freundin, doch sie brachte keinen Ton heraus. „Das ist es“, schloss Shikamaru. „Rache an denen, die einem alles genommen haben, und vielleicht mit Hilfe derer, die einem zwischendurch als Verbündete erschienen.“ Er blickte niemanden mehr an, den er wusste, wie sie ihn alle entgeistert ansahen. „Und so hüpft auch ein entflohene Kaninchen wieder in den Bau, ungeachtet dessen, dass dort der Fuchs wartet." Kapitel 8: Ein Fehler und der Schatten -------------------------------------- Es war ein ziemlich trister Morgen, als Sakura aufwachte und zum Wecker sah. Es war gerade einmal sieben Uhr, doch konnte sie nicht mehr schlafen und stand schließlich auf. Sasuke war nicht im Schlafzimmer, aber sie konnte sich denken, wo er steckte. Sie zog sich ihren Morgenmantel über und ging hinunter in den Keller. „Du bist früh auf“, lächelte sie ihn an und unterbrach damit sein Training. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er, nahm sein Handtuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Die Leere im Bett hat mich geweckt“, grinste Sakura und gab ihrem Freund einen Kuss. „Aber ich konnte auch so nicht mehr schlafen.“ „Es war sehr aufschlussreich gestern“, meinte Sasuke und seine Miene verhärtete sich. „Aber es muss nicht alles stimmen, was Shikamaru gesagt hat.“ „Deswegen konnte ich nicht nicht mehr schlafen.“ Sakura schlang ihre Arme um Sasuke und zog ihn zu sich hinunter. „Dann war dir das Bett zu leer?“, grinste er amüsiert und ließ sich seine schlechte Laune vertreiben. „Nein, auch deswegen nicht. Ich wollte eigentlich zum Strand runter.“ „Heute? Das Wetter ist nicht gerade geeignet.“ „Das Wetter“, schmunzelte Sakura. „Ist absolut geeignet. Kommst du mit?“ Sasuke zog die Braue hoch, doch schließlich nickte er. Er fühlte sich wohler, wenn er Sakura nicht alleine durch die Gegend laufen ließ. ~~~~~~~~~~~~~~~ „Hast du mit Shikamaru über Naruto und Hinata gesprochen?“, fragte Sakura, als sie mit Sasuke den asphaltierten Fußweg entlang ging, der parallel zum Strand verlief. „Er hat gestern Abend nichts mehr erzählt.“ Sasuke nickte knapp. „Die beiden sind in Malaysia. In Kuala Lumpur gab es angeblich Informanten, die dort den Drogenschmuggel der Akatsuki aufgedeckt hätten. Sie sollen das ganze untersuchen.“ „Angeblich?“ „Shikamaru glaubt nicht, dass es stimmt. Er hält es für eine Inszenierung der Akatsuki, damit die beiden rausgehalten werden.“ „Und nicht auf den Gedanken kommen, nach Frankreich zu fliegen?“ „Das glaubt er, ja. Es würde zu seiner Theorie passen, dass Pain auf alle ein Auge wirft und niemanden in die Fänge der neuen Gegner wissen will.“ „Ich sollte Pain eine Dankeskarte schicken.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Shikamarus Ausführungen sind zwar logisch, aber …“ „Aber wir reden über Pain.“ Sasuke nickte, denn dieser Gedanke beschäftigte auch ihn. „Und Pain als der stille Beschützer?“ Sakra seufzte. „Shikamaru hat einen entscheidenden Faktor vergessen, obwohl er ihn genannt hat.“ „Der wäre?“ „Sein Hass“, lächelte Sakura. „Ich glaube, dass er mich bis ins Letzte dafür hasst, was ich mit dem Vertrag angerichtet habe. Er wird uns vielleicht für eine Weile des Abkommens wegen helfen, aber … ich glaube, das mit jeder Minute und mit allem, was er wegen uns in Kauf nehmen muss, sein Hass steigen wird.“ „Und irgendwann tickt er aus.“ Sakura griff sich Sasukes Hand und nickte. „Und dann macht er vielleicht einen Fehler.“ „Der für uns alle den Untergang bedeuten kann“, beendete Sasuke den Satz. „Wolltest du deswegen raus?“ „Wände haben Ohren“, grinste Sakura. „Mauern haben Löcher, und Türen sind nicht immer geschlossen.“ „Du glaubst, dass jemand unter uns…“ „Nein“, sagte Sakura schnell. „Aber ich glaube, dass Angst den Verstand benebelt und den treusten Verbündeten in einen gefährlichen Spion der anderen Seite verwandeln kann, bewusst oder unbewusst.“ „Hmm.“ Sasuke legte seinen Arm um Sakuras Schultern und zog sie im Gehen näher zu sich. „Was ist mit deiner Angst?“ „Ich habe keine“, grinste Sakura, doch wurde sie noch im gleichen Moment ernst. „Angst ist ein unbestimmtes Gefühl, weißt du? Soviel hat mich Pain gelernt. Wenn ich nicht weiß, was mich erwartet, wenn sich dieses Gefühl nicht auf etwas Bestimmtes bezieht, dann empfinde ich Angst. Er sagte immer, dass ich die Angst aus mir verbannen soll, weil sie unnötig ist. Und das ist das einzige, worin ich ihm Recht gebe. Angst zu haben vor etwas, das ich nicht kenne – das ist nur nutzloser Ballast. Pain handelt danach. Er empfindet niemals Angst. Ich tu mich etwas schwerer.“ „Er fürchtet den Vertrag“, gab Sasuke zu bedenken. „Natürlich“, nickte Sakura. „Er kennt die Gefahr, seine Angst bezieht sich auf eine Sache. Wenn ich genau weiß, wovor ich Angst habe, dann ist es eigentlich keine Angst mehr. Objektbezogene Angst nennt man Furcht. Er fürchtet sich vor dem Vertrag, und er fürchtet sich vor den Gegnern.“ „Er fürchtet sich vor ihnen?“ „Ich glaube, das tut er. Er weiß, wer sie sind, da bin ich mir sicher. Er fürchtet sicher nicht um sein Leben, aber er kann andere Dinge fürchten. Verlust von Kontakten, Verlust von Partnern und Kontrollverlust, oder Verlust von Macht. Deswegen meine ich, dass Pain keine Angst kennt. Aber sehr wohl kann er sich fürchten. Das macht ihn zu einem gefährlichen Menschen, weil er es schaffte, seine unbestimmte Angst vor unbestimmten Dingen zu zerstören. Hätte er meinen Vertrag nicht verstanden, dieses System mit den ganzen Leuten, hätte es ihn vermutlich nicht gekratzt. Aber gerade weil er genau weiß, was ihn bedroht, empfindet er vor dem Vertrag Furcht.“ Trotz des unangenehmen Gesprächsthemas musste Sasuke grinsen. „Wer kennt wen besser?“, fragte er. „Pain dich, oder du Pain? Shikamaru würde in die Luft springen, wenn er deine Ausführung über Pains Denkweise gehört hätte. Er könnte ein genaueres Profil erstellen.“ „Ich weiß. Auch deswegen sind wir nicht im Haus.“ Sasuke nickte. „Aber jetzt lass uns zurückgehen. Es scheint bald wieder zu regnen.“ „Sasuke?“ „Hm?“ „Was hat Neji für dich getan, dass du in seiner Schuld stehst?“ Sakura sah zu dem Schwarzhaarigen, dessen Gesicht wieder ernsthaft und düster wurde. „Schon gut“, sagte sie hastig, als sie merkte, dass Sasuke mit sich ringen musste, etwas zu sagen. „Du kannst es mir ja irgendwann einmal erzählen“, lächelte sie ihn an, lief etwas schneller und zog ihn mit sich. „Jetzt hab ich Hunger.“ Der Uchiha nickte, doch seine Miene wurde nicht milder. „Sakura?“ „Ja?“ „Was ist mit deiner Furcht?“ Sie stoppte abrupt, als hätte er ihr eine undenkliche Frage gestellt. „Meiner?“ „Du sagtest, du hast keine Angst. Aber du sagtest auch, dass Angst und Furcht etwas anderes ist. Wenn du dich nicht vor etwas Unbestimmtes ängstigst, heißt das also nicht, dass du dich nicht vor etwas Bestimmten fürchten könntest, oder?“ Sakura grinste, doch wirkte es aufgesetzt. „Ich fühle mich durchschaut“, witzelte sie. „Das ist keine befriedigende Antwort.“ „Nein“, gab Sakura zu und ging voran, als sie schon den Pfad zu ihrem Haus erreichten. „Wie ist deine Antwort, Sakura?“ Das Mädchen hielt noch einmal inne. „Es ist immer die Gleiche“, meinte sie leise. „Pain hat mich gelehrt, Angst zu verdrängen. Und er hat mir beigebracht, dass es für mich nur eine Furcht gibt.“ „Welche?“ Sakura zog sich die Handschuhe aus, als sie ihre Veranda erreichten. „Pain selbst“, sagte sie und lächelte kümmerlich. „Und kein Vertrag könnte das jemals ändern. Egal, wer im Moment unsere Feinde sind und was für widerliche Dinge sie mit den Menschen machen… Und selbst, wenn es so scheint, als wäre Pain auf unserer Seite – er wollte, dass ich ihn genau kenne, denn er wollte, dass ich nur ihn fürchte. Er wird immer der gefährlichste aller Feinde bleiben.“ Sasuke sah Sakura prüfend an. „Es gibt noch mehr Dinge, die er getan hat, oder?“, erriet er. „Der Vertrag schützt ihn nicht nur davor, dass seine Waffengeschäfte scheitern, oder sein Drogenhandel aufliegt, nicht wahr?“ „Nein“, gab Sakura heiser zu. „Das würde ihn nicht wirklich kümmern.“ Sasuke zuckte bei ihrer Antwort unbewusst zusammen. „Was ist es dann?“, wollte er wissen, doch Sakura schüttelte nur den Kopf. „Sag es mir!“ „Tut mir leid“, meinte sie und biss sich auf die Lippen. „Aber ich… kann es nicht sagen. Und du würdest es… nicht wissen wollen, Sasuke.“ „Hat es etwas mit dir zu tun? Du weißt, dass ich dir nicht…“ „Nein!“, sagte Sakura schlagartig. „Ich habe niemals… Aber es betrifft mich auch. Deswegen… geht es nicht. Bitte, Sasuke.“ Sasuke seufzte. „Du wirst es mir irgendwann sagen müssen, Sakura.“ „Vielleicht tue ich das, ja. Aber dann… würde einer von uns sterben.“ Sie grinste, obwohl Sasuke die Gesichtszüge entglitten waren. „Und ich habe nicht vor, in nächster Zeit diese Welt zu verlassen. Du solltest das auch nicht. Und jetzt hab ich Hunger.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Pfannkuchen!“, klatschte Ino in die Hände, als Sakura ihr einen Teller hinstellte. „Seit wann kannst du die denn?“ „Hinata hat mir das Rezept gegeben“, gab die Rosahaarige zurück. „Und tu mal nicht, als wären Pfannkuchen besonders schwer.“ „Wie auch immer“, kicherte die Yamanaka nur und biss genüsslich in ihr Frühstück. „Die sind sogar lecker…“ „Sehr gut“, bestätigte Tenten, die neben Ino saß. In der Küche war nicht genug Platz für die Sechs, und so verschob man das gemeinsame Frühstück ins Wohnzimmer. „Wir werde heute einkaufen gehen müssen“, seufzte Sakura, als sie auch den Jungs die Teller voll packte. „Es ist nichts mehr da.“ „Shikamaru und ich könnten gehen“, schlug Ino vor. „Dann könnte ich gleich noch etwas Persönliches für mich besorgen. Oder Shika?“ „Hmm“, brummte der Angesprochene und nickte recht widerwillig. „Wenn’s sein muss.“ „Persönliches?“, fragte Sakura. „Du willst doch nicht etwa shoppen?“ „Nur ein bisschen“, grinste Ino. „Dann können wir trainieren“, schlug Tenten vor und sah zu Sakura, die auch nur widerwillig nickte. „Meinetwegen.“ „Ich werde auch trainieren“, sagte Neji. „Das Rumsitzen macht einen noch wahnsinnig.“ „Und du?“, schmunzelte Sakura und sah zu Sasuke. „Ich muss arbeiten“, schnaubte der Uchiha genervt. „Ich hab noch einiges für die Firma zu erledigen.“ Nach dem Essen verabschiedeten sich Ino und Shikamaru und fuhren mit dem Bus in die Stadt, derweil Sakura, Tenten und Neji sich warm anzogen und nach Draußen gingen. Die beiden Mädchen trainierten zusammen, währenddessen Neji Abstand nahm und für sich blieb. Trotzdem schaute er ab und an zu ihnen hinüber, doch versuchte er konzentriert an sich selbst zu arbeiten. „Deine Deckung, Sakura“, mahnte Tenten zum zigsten Mal. „Du darfst sie nicht ständig vernachlässigen!“ „Mach ich ja gar nicht“, schnaufte Sakura und hob die Arme, als die Braunhaarige erneut angriff. Tenten setzte Sakura stark zu, sprang dann rückwärts und wischte sich über die Stirn. „Zumindest ist nichts verloren“, grinste sie. „Dafür, dass wir heute erst zum zweiten Mal üben, ist es ehrlich nicht schlecht. Aber du gibst dir manchmal keine Mühe“, sagte sie strafend. „Du lässt dich regelrecht von mir verprügeln, Sakura. Woran liegt’s?“ „Stimmt doch gar nicht“, verteidigte sich das Mädchen. Sie zog eine Schnute und ließ sich auf einen Stein fallen. „Vielleicht nimmt sie dich nicht ernst“, bemerkte Neji, der zu ihnen herüber gekommen war und das Gespräch mitbekommen hat. „Und du machst nicht ernst genug, Tenten. Das bereitet sie nicht auf eine reale Begegnung vor!“ „Ich mach ernst genug, Neji“, gab Tenten verdrießlich zurück. „Zudem geht es in erster Linie um die Technik. Sie muss die Grundzüge verstehen, damit sie die richtig anwenden kann.“ „Niemand kann etwas lernen, wenn er es auf die sanfte Tour beigebracht bekommt. Findest du nicht auch… Sakura?“ „Ähm“, die Rosahaarige schnappte unsicher nach Luft. „Nicht unbedingt…“ „Wie hast du gelernt zu schießen?“ „Was?“ Sakura fuhr zusammen und sah Neji entgeistert an. „Haben sie es dir auf die sanfte Art beigebracht?“ Neji sah das Mädchen herausfordern an. „Wie werden Killer ausgebildet, hm?“ „Neji!“, empörte sich Tenten. „Fängst du schon wieder damit an? Ich dachte…“ „Ich frage nur, Tenten. Reine Neugierde. Also was ist? Als du das erste mal schießen solltest, was war dein Ziel?“ Sakura sah Neji noch immer an, als wäre er ein Geist. Einer der bösen Geister aus ihrer Vergangenheit, der die verdammten Erinnerungen hervor holte und sie ihr vor Augen führte. Ein Geist, der tief in ihrem innersten bohrte, und sie nach wie vor zu verurteilen schien. Zu Recht… „Ein Apfel“, sagte Sakura schließlich. „Pain empfand das als witzig.“ „Du solltest auf einen Apfel schießen?“ Tenten grinste. „Hast du ihn getroffen?“ „Nein“, sagte Sakura leise, und noch immer sah sie zu Neji. Er blickte zurück, und seine weißen Augen sahen sie durchdringend an. „Nein, das habe ich nicht. Es waren fünf Äpfel, und fünfmal schoss ich daneben.“ „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, lachte Tenten. „Üben, üben, üben! Jawohl. Wie lang hast du gebraucht, um besser schießen zu können?“ „Fünf Äpfel“, gab Sakura trocken zurück. „Danach habe ich nie wieder vorbeigeschossen.“ Ihre Stimme war noch immer leise, und auch ihr Blick zu Neji blieb. „Echt nicht?“ Sakura sagte nichts, doch Neji schüttelte den Kopf. „Fünf Äpfel, und nicht einmal getroffen.“ Seine Augen verengten sich. „Wie alt warst du?“ „Sieben“, sagte Sakura. „Na dann ist das doch vollkommen normal“, nickte Tenten. „Mit sieben hat man sowieso eine unruhige Hand, und wenn man vorher nie geschossen hat? Und außerdem braucht man auch eine gewisse Kraft für die Pistole, eine Kinderhand…“ „Fünf Äpfel“, unterbrach Neji sie und schien sich zu versteifen. „Und was fand Pain daran witzig?“ „Man kennt das doch aus dem Fernsehen“, belehrte Tenten. „Wenn man die Äpfel jemanden auf den Kopf…“ Sie stockte abrupt und ihre Augen weiteten sich. „Oh Gott“, stieß sie atemlos aus und sah Sakura fassungslos an. „Er hat den Apfel jemanden…“ Sakura nickte, doch war ihre Bewegung kaum mehr als ein schwaches Beugen des Kopfes. „Ja“, sagte sie rau und löste ihren Blick von Neji, der sie nicht minder entsetzt ansah. „So bringen es einem die Akatsuki bei.“ „Hast du ihn…“ Tenten schluckte. „Hast du ihn getroffen?“ Sie schüttelte sich unwillkürlich, als sie sich ein siebenjähriges Mädchen vorstellte, mit zittriger Hand und sich dessen bewusst, was passiert, wenn sie nicht trifft. Wie hatte ein Kind damit umgehen können? Das Mädchen, das aus dem Kind wurde? Und wie musste es für den Menschen sein, der den Apfel trug? Das kam Folter gleich! Einer grausamen, bestialischen Folter! „Du hast ihn erschossen, nicht wahr?“, sagte Neji hart. Im Gegensatz zu Tenten schien er Sakura nur als Mörderin zu sehen, nicht als siebenjähriges Kind, das dazu gezwungen wurde. „Nein“, sagte Sakura und erhob sich von dem Stein. „Ihn traf ich in der Schulter.“ Ihr Blick wurde finster. „Dem zweiten durchschoss ich die Kehle. Willst du auch wissen, was mit den anderen dreien passierte?“ Ihre Stimme war unerwartet zynisch und auch ihre Haltung wurde steifer. Sie ähnelte wieder mehr dem Killer, als dem Mädchen, dass sie war. Doch jedes Mal wenn Sakura sich bedroht fühlte – in diesem Moment ging die Bedrohung von Neji aus – schien sie zu ihrem Alten selbst zu werden, welches mit den grausamen Erinnerungen und Gefühlen besser umgehen konnte. Es war wie eine Art Schutz vor der Realität. Der Killer, der das Mädchen schützte „Oder möchtest du vielleicht wissen, wie alt sie waren?“ Sakuras Augen blickten Neji gefährlich an. „Was ist, wenn ich dir den Glauben nehme, es wären allesamt erwachsene Männer gewesen? Soll ich dir von einer Gruppe Siebenjähriger erzählen, Neji Hyuuga? Die bewusst dafür sorgen mussten, dass sich ihre Anzahl minimiert? Ich war damals nicht das einzige Kind bei den Akatsuki. Ich war nur die Erste, doch Pain hatte gefallen an mordenden Kindern. Er fand die Idee amüsant. Und willst du wissen, wie viele Kinder nach seiner Ausbildung noch übrig waren? Zwei, Neji! Aber nur der Stärkste überlebt, nicht wahr? Ich habe bei den Akatsuki nicht auf die sanfte Tour gelernt zu schießen, und ich habe auch nicht auf die sanfte Tour gelernt, überleben zu können. So wird man zu einem Killer ausgebildet.“ Sakura schloss erschöpft die Augen, als hätte sie diese Erinnerung angestrengt. „Und ich finde nicht, dass es die richtige Tour war. Die harte Tour… ist nicht immer die Richtige.“ Neji brauchte etwas, um sich aus seinen Gedanken zu lösen. „Hast du mal daran gedacht, wegzulaufen?“ Seine Worte waren voller Abscheu. „Oder Pain eine Kugel ins Herz zu jagen?“ „Natürlich“, grinste Sakura amüsiert, doch weiterhin wirkte es gefährlich. „Ich habe oft daran gedacht. Ich bin auch einmal weggerannt. Sie haben mir danach auf die härtere Art gezeigt, dass mein Verhalten inakzeptabel war. Und sie haben dafür gesorgt, dass ich einige Zeit lang nicht mehr ans Weglaufen denken brauchte, als sie mir die Beine brachen. Und Pains Herz…“ Sakura lachte bitter. „Ja, auch das habe ich versucht. Und ich habe festgestellt, dass er kein Herz hat. Aber er vertritt die harte Tour genauso wie du. Möchtest du wissen, was er mit einem Kind macht, das ihm in die Brust schießt?“ Sakuras Lachen erstarb. „Ich glaube kaum, nicht wahr? Wenn du ihn siehst, dann schieß in seine herzlose Brust, Neji Hyuuga. Und dann hoffe, dass du beide Beine zum Weglaufen hast. Oder hoffe wenigstens, dass er dich für nutzlos genug hält und tötet. Renn weg, oder stirb. Aber bete, dass du nicht überleben musst.“ Neji sah Sakura starr an und wusste nicht, was er erwidern sollte. Er spürte den Ekel, den die vielen Bilder in seinem Kopf heraufbeschworen. Er verdrängte seine abartigen Vorstellungen von mordenden Kindern, von Folter und Strafe. Er fühlte sich erschüttert, und er fühlte dennoch seinen eigenen Trotz. Was auch immer Sakura erlebt hatte, er durfte damit nicht entschuldigen, was sie später getan hatte. Ein Mörder war er Mörder. Er war der Täter, und nicht das Opfer. Er durfte Sakura trotz allem nicht als Opfer sehen. Sie mochte sich geändert haben, und sie mochte für ihn und Tenten eine Menge in Kauf nehmen, doch er durfte dennoch nicht entschuldigen, was sie alles getan hatte. „Na los“, sagte Sakura plötzlich. „Zeig mir deine Art zu kämpfen. Bring mir bei, in einer realen Situation zu bestehen.“ Sie stellte sich ihm gegenüber und sah ihn herausfordernd an. „Das muss jetzt nicht sein“, sagte Tenten, die kreidebleich im Gesicht war. „Wir sollten Schluss machen, wir haben genug…“ „Gut“, sagte Neji und ging schon in Position. „Ich werde dich angreifen, und du wirst versuchen, mich aufzuhalten. Halte dich nicht zurück, Sakura, denn ich werde es auch nicht tun.“ Sakura nickte. „Ich habe verstanden.“ Dann griff Neji an, und Sakura wusste genau, dass sie der erste Treffer schon ausknocken würde. Sie schaffte es ihn zwar auszuweichen, doch zögerte er zwischen den Schlägen nicht, wie es Tenten getan hatte. Neji griff unentwegt an, und Sakura hatte Mühe, seine Bewegungen überhaupt verfolgen zu können. Einmal versetzte er ihr einen ordentlichen Hieb in die Seite, doch Sakura konnte sich rasch abwenden, so dass sie nicht mit voller Kraft getroffen wurde. Sie sprang nach hinten und duckte sich unter einem weiteren Schlag hinweg. Mit schneller Drehung konnte sie seinem Fuß entkommen, doch die folgende Faust hatte sie nicht bemerkt. Sakura flog zu Boden, richtete ihren Oberkörper auf und hielt die Luft an. Sie hatte keine Kraft auszuweichen, sie hatte nicht einmal die Kraft es zu versuchen. Sie sah Neji kommen, als vergingen Sekunden. Kein Muskel schien ihr zu gehorchen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als den Schlag abzuwarten, denn sie wusste nicht einmal, warum sie nicht regieren konnte. Sie sah alles so genau, und dennoch rührte sich nicht eine Faser ihres Körpers, als würde ihr eigenes Ich gegen sie arbeiten. Als würde es denken, es verdient zu haben, diesen Schlag einzustecken. Und Neji dachte genauso, als er seine Kraft mobilisierte und auf Sakura zu schoss. Er hörte Tenten rufen, doch er ignorierte es. Er ignorierte auch den Schatten, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte. Und als dieser Schatten seinen Angriff stoppte, ihn heftig in den Magen schlug und nach hinten feuerte, da erkannte er seinen Fehler. Nur, dass es zu spät war. Kapitel 9: Fünf Feinde ---------------------- Sakura starrte wie perplex auf den Rücken des Mannes, der sie so eben vor Nejis Schlag bewahrt hatte und den angreifenden Hyuuga leichterhand selbst zu Boden schickte. Sie erkannte die grüne Weste, die er schon damals schon trug. Sie erkannte auch seine silbernen Haare, die wild nach oben standen. Und als Kakashi sich grinsend zu ihr umdrehte, da erkannte sie auch sein Lächeln. „Du bist doch nicht außer Form, oder Sakura?“, fragte er schelmisch, griff nach ihr und zog sie zu sich nach oben. „Was schaust du denn so?“ Er legte den Kopf schief. „Du hast mich wohl nicht erwartet?“ „Ich…“ Sakura spürte, wie ihre Augen feucht wurden, als sie den Hatake vor sich stehen hatte, der damals noch ganz andere Gefühle in ihr ausgelöst hatte. Nun empfand sie keinen Hass mehr, dafür umso mehr ehrlich Freude. Sakura fuhr sich über die Augen, als sie die aufkommenden Tränen spürte, und zuckte zusammen, als er sie einfach in die Arme schloss. „Das mich rundweg jeder angelogen hat, als ich nach dir und Sasuke fragte, war wohl dein Werk?“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich musste die ganze Bande von der PEGA vermöbeln, damit sie mir zufrieden stellende Antworten geben. Ihr könnt meine Hilfe gebrauchen, Sakura. Es war dumm, mich schützen zu wollen und es ohne Hilfe anzugehen.“ „Wir wollten nicht…“ Sakura biss sich auf die Lippen. „Du hast doch nichts mehr damit am Hut, Kakashi!“ „Ich schmeiße meine Hüte aber nie weg. Sie hängen alle im Schrank, und sollte ich einen ganz bestimmend brauchen, Sakura, dann weiß ich, wo er ist.“ Sakura musste grinsen. „Und deine Bohnen?“ „Sind in guten Händen“, lachte der ehemalige Kommandant der Einheit ‚roter Fuchs’. „Du allerdings scheinst dich neuerdings mit Fäusten anfreunden zu wollen.“ Kakashi ließ Sakura los und wandte sich zu dem Hyuuga. „Neji, nicht wahr? Ich glaube, du bist mir ein Danke schuldig.“ „Danke?“ Neji konnte kaum Laufen, so sehr hatte Kakashi zugeschlagen. „Ja, danke, Hyuuga. Hätte ich nicht eingegriffen, als du zuschlagen wolltest, dann wäre es wohl Sasuke gewesen. Er hat euch beobachtet, und er sah sehr wütend aus, bis er mich als einziger bemerkte. Hätte er deinen Schlag abfangen müssen, dann würdest du jetzt vermutlich nicht mehr aufstehen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nichts von seiner Beziehung zu Sakura weißt?“ „Pah“, knurrte Neji, der von einer aufgelösten Tenten gestützt wurde. „Sie wollte, dass ich sie angreife.“ „Natürlich“, sagte Kakashi und lächelte vielsagend. „Jemand, der am Boden liegt, möchte immer, dass man ihn weiterhin niedertritt. Du solltest lernen, dich unter Kontrolle zu halten, junger Mann.“ „Ist schon gut“, sagte Sakura schnell. „Es ist ja nichts passiert, und ich wollte ja auch, dass wir es realitätsnah trainieren.“ „Realitätsnah heißt aber auch, nicht zu vergessen, wen man vor sich hat.“ Kakashis Blick richtete sich noch immer auf Neji, der sich seinerseits abwandte. „Gehen wir rein“, schlug Sakura vor und sah Kakashi grinsend an. „Ino ist grad einkaufen, aber sie wird Augen machen, wenn sie dich sieht.“ „Kann ich mir vorstellen“, lachte Kakashi, wartete aber, bis Sakura schon ein paar Meter vor ihnen war. „Ich kenne deine Vergangenheit, Neji Hyuuga“, sagte er leise und sein Blick verdunkelte sich. „Ich verstehe deinen Hass auf die Akatsuki.“ „Tatsache?“, höhnte dieser nur. Er spuckte etwas Blut aus, das sich in seinem Mund gesammelt hatte. „Kann ich mir kaum vorstellen.“ „Doch, Neji. Ich verstehe es. Aber du solltest deinen Hass nicht auf Sakura übertragen. Sie kann nichts für das, was dir passiert ist. Und sie selbst hat genug Gründe, die Akatsuki ebenso zu hassen. Sie hat mehr als du. Nimm dir daran ein Beispiel. Ihr Hass beherrscht nicht ihr Denken oder ihr Handeln. Du solltest deine Selbstkontrolle trainieren, nicht deinen Kampfstil.“ Neji wandte sich zum Gehen. „Ich werde mir an keinem Mörder ein Beispiel nehmen.“ Er schnaubte verächtlich aus. „Das wäre das Letzte.“ „Es ist einzig deine Sache. Aber du solltest einmal versuchen, Sakura als Menschen zu betrachten. Und vielleicht solltest du ihr auch erklären, weshalb du so zu ihr bist. Dein Verhalten verletzt sie“ „Wem stört’s?“, knurrte Neji, doch Kakashi zog nur die Braue hoch. „Es stört mich, Neji Hyuuga. Und es stört die ganze Situation. Ihr habt die Gefahr hier her, und somit ins Rollen gebracht. Überdenke deine Einstellung, bevor es zu spät ist.“ Dann ging Kakashi Sakura nach, ohne sich noch einmal dem verärgerten jungen Mann zuzuwenden. Er verstand ihn wirklich, er konnte seine Gefühle nachvollziehen. Aber er musste sie lernen zu kontrollieren, wenn er unbeschadet aus der Sache rauskommen wollte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Du trainierst nicht mehr, Sakura“, sagte Sasuke streng, derweil er sie aus ihrer Jacke schälte, als könne sie es nicht selbst. „Wenn Kakashi nicht eingegriffen hätte…“ „Hör doch auf, Sasuke“, maulte das Mädchen. „Es ist nichts passiert, und es wäre auch nichts passiert. Ich glaube nicht, dass Neji wirklich zuschlagen wollte.“ „Es sah aber ganz anders aus!“ „Ach was“, grinste Sakura nur. „Ihr habt ein schönes Haus“, bemerkte Kakashi, der am Ende des Flures auf die beiden wartete. „Ihr solltet euch einen Wintergarten anbauen.“ „Lieber nicht“, brummte Sasuke „Das ist gar keine schlechte Idee“, meinte Sakura dagegen. Ernst blickte sie Sasuke an, der nur die Stirn runzelte. „Überleg mal, wir hätten immer frische Kräuter und Gemüse und…“ „Wir hätten tote Kräuter, Sakura. Es hat einen Grund, weshalb wir die Palme wegschmeißen mussten.“ Sakura zog eine Schnute. „Weil du sie nicht richtig gegossen hast!“ „Weil du sie ertrunken hast, Sakura…“ „Ah“, machte Kakashi und tauschte einen allessagenden Blick mit dem Uchiha. „Dann lieber keinen Wintergarten.“ „Möchtest du was trinken?“, fragte Sakura, als sie ihn in die Küche führte und kurz aus dem Fenster sah. „Gerne.“ Kakashi folgte ihrem Blick. „Machst du dir um den Hyuuga Gedanken?“ „Du hast ihm ganz schön getroffen“, meinte Sakura betrübt, setzte dann aber Wasser auf und seufzte. „Er scheint mir ein sehr stolzer Mensch zu sein. Nicht, dass er sich in Gefahr bringt. Und Tenten ist auch bei ihm.“ „Sie sind sicher nur spazieren“, lächelte Kakashi aufmunternd, sah aber selbst nach draußen. „Der soll nur zurückkommen“, knurrte Sasuke und schüttelte dabei den Kopf. Er ließ sich am Küchentisch nieder und verschränkte dabei die Arme. „Das war unverantwortlich. Wäre Kakashi nicht dazwischen gegangen…“ „Fang doch nicht schon wieder an“, nörgelte Sakura, währenddessen sie die Tee vorbereitete. „Wir können von Neji nicht erwarten, dass er die Wahrheit einfach hinnimmt.“ „Solange er in unserem Haus ist, hat er sie aber hinzunehmen. Hör auf ihn in Schutz zunehmen, Sakura! Sollte Neji noch einmal die Kontrolle verlieren, dann wird er gehen.“ „Aber…“ „Kein aber, Sakura.“ „Sasuke hat recht“, nickte auch Kakashi. „Er mochte vielleicht nicht wissen, wen er um Hilfe bittet, aber er sollte längst bemerkt haben, dass du dich geändert hast.“ „Aber wenn er geht, dann wird auch Tenten gehen. Und wenn sie die beiden angreifen? Sie sind nur zu zweit.“ Sakura schüttelte sich bei dem Gedanken. „Wir wissen doch nichts über die Feinde. Wir wissen nicht, wer sie sind und was sie von den beiden wollen. Wir…“ „Bei ersterem“, sagte Kakashi unerwartet und sah gedankenverloren aus dem Fenster. „Kann ich euch vielleicht weiterhelfen…“ Sakura hatte fast die Tasse fallen lassen, doch nun stand sie wie versteinert in der Küche und sah Kakashi fassungslos an. Stille Sekunden verstrichen, bis sie es schaffte ihre Starre zu überwinden und Sasuke anzusehen, der ebenso fassungslos wirkte. „Du weißt… etwas?“ Sasukes Augen schienen unheilvoll den Hatake zu fixieren. „Woher?“ „Noch nicht ganz“, sagte Kakashi nun und holte tief Luft. „Bevor ich zu euch kam, war ich einen alten Freund besuchen, der wie ihr in Frankreich lebt. Er ist wie der alte Doktor damals in einem Zeugenschutzprogramm.“ „Ein ehemaliger Akatsuki?“ Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein, ein Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes. Er hat für die NSA gearbeitet.“ „Die NSA? Du meinst die National Security Agency?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Die sind für alle Arten der elektronischen Aufklärung zuständig, oder?“ „Ja. Er hat sich für die NSA in diverse Systeme der Untergrundorganisationen gehackt. Allerdings ist ihm die La Cosa Nostra auf die Schliche gekommen.“ „Die amerikanische Mafia?“ Sakura musste sich ebenfalls setzen. „Du meinst der Feind ist…“ „Nein“, wehrte Kakashi hastig ab. „Nein, sie waren nur der Grund, weshalb er unter tauchen musste. Wie der Doktor aus Chabarowsk hat auch er Familie. Im Übrigen“, sagte Kakashi, so dass ihm die beiden erwartend ansahen. „Im Übrigen hat er dennoch unter falschen Namen am Bohnenzuchtprogramm teilgenommen und mich in der Kategorie ‚größte Bohne international’ geschlagen.“ „Wie?“ Sakura blinzelte und sah unverständlich zu Sasuke, dem die Gesichtszüge entglitten waren. „Ja, ich konnte es auch nicht glauben. Aber er hatte schon immer ein Händchen für …“ „Kakashi!“ Sakura sah den Älteren bittend an. „Das ist doch… jetzt nicht wichtig, oder?“ „Ähm, nein“, gab der Hatake zu und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich wollte nur daraufhin weisen, dass ich durch Zufall mit ihm ins Gespräch kam. Wir haben eine Zeit lang zusammengearbeitet, nicht als Bohnenzüchter versteht sich, denn es wäre…“ „Kakashi!“ „Ja, entschuldigt.“ Seufzend schüttelte Kakashi den Kopf. „Worauf ich hinaus wollte: Er versteht sein Handwerk. Nicht die Bohnenzucht, sondern die elektronische Datenaufklärung. Er wird für uns ein paar Dinge nachsehen. Er ist sehr tüchtig und ich denke, unsere Chancen stehen gut.“ „Bisher wusste er nichts?“, fragte Sasuke. Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein. Aber wir vermuten Zusammenhänge zwischen den letzten Attentaten hier in Frankreich. Es waren bisher drei insgesamt. Einer auf den japanischen Minister, dann die Bombe, die im Justizgebäude von Paris hochging und einer in Toulouse.“ „Toulouse?“ „Ja, eine amerikanische Frau wurde erschossen. Es schien wie ein Raubüberfall.“ „Aber?“ Sakura sah Kakashi angespannt an. „Aber es war vorsätzlicher Mord. Die Frau war eine Agentin des CIA. Darüber hat man natürlich nichts verlauten lassen. Und man brachte es nicht mit den Attentaten in Verbindung, weil sie keine Japanerin war.“ „Und es gibt einen Zusammenhang?“ „Davon gehen wir aus.“ „Was ist mit dem Organhandel?“, fiel es Sasuke ein. „Sakura hat mit Pain gesprochen, und es sieht so aus, als würden die Feinde darin tätig sein.“ „Organhandel?“ Kakashi erschauderte. „Und ihr habt mit Pain gesprochen?“ Sakura nickte und erzählte ihm kurz, worauf das Gespräch hinaus lief, sowie Shikamarus Schlussfolgerung und ihre eigenen Gedanken bezüglich Pain; dass er nach wie vor die größte Gefahr darstellte. Kakashi hörte aufmerksam zu, ehe er schließlich nickte. „Das heißt, die Akatsuki fallen weg. Aber wir dürfen sie nicht außer Acht lassen. Und das Kisame hier irgendwo ist…“ Er schnaubte verächtlich. „Dreckiges Pack, aber wie es aussieht hat er euch den Rücken freigehalten. Wir müssen vorsichtig sein.“ „Dann warten wir jetzt ab, bis sich dieser Freund von dir meldet?“ Sakura sah Kakashi ungeduldig an. „Ja. Aber ich denke, es wird in den nächsten Stunden passieren. Habt ihr einen Computer und eine sichere Leitung?“ Sasuke nickte und reichte Kakashi das Telefon, dass er vor ein paar Tagen mitgebracht hatte. „Ich zeig dir den Rechner. Wir müssten damit eine sichere Verbindung aufbauen können. Glaubst du, sie überwachen uns?“ „Ich glaube“, sagte Kakashi beim Aufstehen. „Das sie alles überwachen, was ihnen stinkt.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakura saß nachdenklich auf der Veranda und sah dem leisen Schneetreiben zu. Sasuke und Kakashi waren im Haus geblieben und durchsuchten das Internet nach Informationen, derweil sie auf den Anruf von Kakashis Informanten warteten. Neji und Tenten aber waren noch immer nicht zurück, genau wie Ino und Shikamaru. Sakura grinste leicht. Shikamaru musste Ino vermutlich zurück schleifen. Freiwillig würde sie kaum mit Shoppen aufhören… Aber was Neji und Tenten solange machten? Sakura beschlich ein ungutes Gefühl. Was hatte Neji vor, dass er so lange weg blieb? Ob die beiden gegangen waren? Aber würde Tenten gehen, ohne sich zu verabschieden? Das konnte sie eigentlich nicht glauben. Beide waren erfahren, und keiner würde die Situation unterschätzen. Nicht, nachdem man sie aus dem Weg hatte räumen wollen, und Lee möglicherweise gefangen gehalten wurde. Sakura biss sich auf die Lippen, wippte nervös mit dem Fuß und stand schließlich auf. Sie musste ja nicht weit vom Haus gehen, aber bis zum Meer war auch keine Entfernung. Vielleicht waren Neji und Tenten dort. Sie würde zumindest Gewissheit haben. ~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakuras ungutes Gefühl nahm mit jeder Minute zu, in der sie die beiden nicht finden konnte. Sie überlegte schon Sasuke anzurufen, ließ es dann aber. Sasuke war wütend auf Neji, und vermutlich würde er nur noch wütender sein, wenn Sakura ihm sagte, wo sie war. Als sie den Strand erreichte, war auch dort nichts von den beiden zusehen. Konnte es sein, dass sie wirklich gegangen waren? Lee vielleicht auf eigene Faust suchen wollten, direkt in die Arme der Feinde hinein liefen? Sakura schüttelte sich bei dem Gedanken. Neji mochte sie nicht, aber sie selbst hatte nichts gegen den Hyuuga. Sie verstand sein Verhalten, seine Abneigung gegen sie. Was sie getan hatte war schlimm, und man durfte nicht so tun, als wäre sie nun ein vollkommen anderer Mensch geworden. Zum einen - und das tat ihr selbst am meisten weh – spürte sie ihre eigene dunkle Seite immer und immer wieder nach oben brechen. Und zum anderen konnte nichts und niemand die Vergangenheit rückgängig machen. Und sie konnte auch niemand anderen dafür verantworten. Pain hatte sie vielleicht gezwungen, er hatte sie vielleicht für jedes Widerwort bestraft; den Abzug aber drückte immer sie, wenn sie einen Auftrag bekam. Sie tötete Menschen. Und eine Wahl hatte Pain ihr immer gelassen. Die Wahl, die Waffe gegen sich selbst zu richten. Aber das hatte sie nicht gekonnt. Sakura schüttelte nur den Kopf und griff in ihre Tasche, die sie immer bei sich trug. Ihre Desert Eagle, ob sie sie benutzen würde oder nicht, lag immer in derselben Innentasche. Sie könnte sie auch jetzt noch nehmen, sich an die Schläfe halten und abdrücken. Sie könnte sich noch immer für das richten, was sie einst getan hatte. Wer hinderte sie daran? Wer war hier, um sie zu hindern? Sakura schloss die Augen, ließ die Hand in der Tasche und lief langsam weiter. Es war also soweit. Sie waren da… Sie verließ den menschenleeren kleinen Strandpfad und schlug einen Weg Richtung Wälder ein. Mittlerweile war sie einige Kilometer von Sasuke und Kakashi entfernt, und dafür war sie dankbar. Die beiden waren zu Zweit, aber sie glaubte nicht, dass dies ein öffentlicher erster Angriff war. Vielleicht wollten sie nur reden und hatten deshalb einen Moment abgepasst, in dem sie alleine war. Vielleicht wollten sie auch über Lee verhandeln, oder ihnen ein Angebot machen. Sakura wusste es nicht, als sie den Waldweg folgte. Was sie dafür aber wusste, war, dass zwei Mann zu ihrer Rechten schlichen. Sie mochten sich vielleicht sicher fühlen im dichten Tannenwald bei einsetzender Dämmerung, aber Sakura konnte nur den Kopf schütteln bei soviel Lärm, den die aufgetauchten Feinde veranstalteten. Aber sie hielten sich nach wie vor verdeckt, und Sakura tat, als hätte sie niemanden gesehen. Auch nicht die vier Personen, die sich ihr von hinten näherten… Sie erreichte eine Lichtung, und fast musste sie etwas lächeln. Man hatte sie gekonnt eingekreist, obwohl man nicht von gekonnt sprechen durfte. Sie hatte sich einkreisen lassen, um den Zweck dieses Treffens zu erfahren. Sakuras Finger glitten zu ihrer Pistole, doch hielt sie inne. Für einen Moment hatte sie fast vergessen, wofür sie trainiert hatte. Sie wollte niemanden erschießen, auch wenn es ihrem dunklen Ich sehr danach durstete. Sie spürte den Drang, die Waffe zu ziehen und wenigstens die beiden Männer in den Tannen zu töten. Sie könnte sich eine weitere Waffe schnappen, und die restlichen innerhalb von Sekunden niederstrecken. Wozu Informationen? Wozu verhandeln? Sie könnte auch jeden umbringen, der sich ihr in den Weg stellte. Sich bis zu Lee vorkämpfen, nur einmal wieder die sein, die sie einst war. Ihre Fähigkeiten dafür einsetzen, Lees Leben zu retten… Sakura fuhr heftig zusammen, als sie ihre eigenen Gedanken hörte. Sie senkte den Kopf und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Wie konnte sie nur so etwas denken? Wie konnte sie alles verraten, was sie sich aufgebaut hatte? Sie zog die Hand aus der Tasche, richtete ihren Blick in den dunklen Wald und lauschte ein paar Sekunden. Sie wusste, dass die vier Leute hinter ihr standen und sie ansahen. Wollte man sie vielleicht hier und jetzt hinrichten? Aber dann hörte sie ein leises Schluchzen und riss gleichzeitig die Augen auf. Es waren keine sechs Feinde! Es waren fünf, und sie hatten Tenten… Kapitel 10: Viele Feinde, viele Pläne ------------------------------------- Im ersten Moment traute Sakura sich nicht zu rühren. Dass Tenten in ihrer Gewalt war, änderte alles. Die Feinde hatten ein Druckmittel, und Sakura konnte sich nicht vorstellen, was das zu bedeuten hatte. Wenn sie Tenten erwischt hatten, wo war dann Neji? Und warum schlich man ihr hinterher? Warum lebte Tenten noch? Sakura schielte unmerklich zur Seite. Zwei Mann saßen zwischen den Ästen einer Tanne, und im schwachen Licht erkannte sie durch das Aufblitzen des Metalls, dass diese beiden Männer ihre Waffen auf sie richteten. Sie bildeten also die Deckung. Wollte man doch verhandeln? Sakura atmete leise ein und hob die Hände. Sie war in einer Falle, und so grotesk es ihr erschien: ein kleiner Teil ihrer Selbst lachte amüsiert über die Situation. Er schrie nach einer Herausforderung, die sie lange nicht mehr hatte. Zeit, die diesen Teil hatte schläfrig werden lassen. Sakura ließ die Hände oben, als sie sich langsam zu den Personen umdrehte. Ihre Mundwinkel gehorchten ihr nicht, als sie zuckten und böse zu grinsen begannen. Es war, als würde sie von zwei Persönlichkeiten beherrscht werden. Die eine, die die grauenvolle Gefahr sah, in der sie sich befand. Die andere, die sich auf diese Gefahr freute und der es danach sehnte, den Feinden eine Lektion zu erteilen. „Hi“, sagte Sakura und zwang sich nicht mehr zu grinsen. Unbemerkt schielte sie zu Tenten, die von einem bulligen Mann im Hintergrund festgehalten wurde. „Ich habe keine Waffen, wie ihr seht. Sagt euren Männern, sie können ihre Pistolen runter nehmen.“ Sakura deutete nach links, noch ehe einer von ihren Gegenübern nur den Mund aufmachen könnte. „Ich fühle mich bedroht.“ „Sakura Haruno.“ Der vorderste Mann mit schwarzen Haaren und dunkler Brille schmunzelte unverfroren. „Es ist uns eine Freude, dich kennen zulernen. Persönlich, mein ich. Ein ausgezeichneter Ort für eine Unterredung.“ Er nickte zu den Männern, die weit entfernt in den Bäumen saßen. „Nur eine kleine Sicherheit. Nimm es mir nicht übel.“ „Ihr seid zu viele und ich bin allein“, gab Sakura zurück und blinzelte unschuldig. „Es wirkt etwas lächerlich, findest du nicht?“ „Ein freches Mundwerk“, lachte der Schwarzhaarige, der offensichtlich der Chef dieser Truppe war. „Dein Ruf eilt dir voraus, Sakura. Solltest du ihm Gerecht werden, darfst du dich an meinen Männern nicht stören. Wir wollen uns alle nur sicher fühlen.“ Sakura nickte. „Wenn sie dir Sicherheit geben.“ Sie grinste wieder, ehe sie aufseufzte. „Gut, du willst eine Unterredung? Rede.“ „So hektisch? Zuerst: du darfst mich Akaido nennen. Es freut mich außerordentlich.“ Sakura unterließ einen abfälligen Kommentar. „Wo ist Neji Hyuuga?“, fragte sie stattdessen. Vielleicht hatten sie keine Zeit für lange Reden. Vielleicht musste es schnell gehen… „Nicht hier.“ „Warum ist sie bei euch?“ Sakura deutete auf Tenten, der man den Mund zuhielt. Sakura sah ihre stummen Tränen und spürte die Wut wachsen. „Eine weitere Sicherheit.“ „Ah“, schmunzelte Sakura. „Eine Frau erregt mehr Mitleid, nicht wahr? Falls das ganze hier aus dem Ruder läuft, könnte ich sie zu schützen versuchen, hmm? Hättet ihr Neji als Geisel genommen, hätte ich vielleicht anders gedacht. Geglaubt, er könne sich selbst verteidigen. Ich hätte euch mehr Aufmerksamkeit gewidmet.“ Sakuras Grinsen wurde breiter. „Habt ihr darauf spekuliert?“ Akaido lachte auf. „Ein kluges Mädchen bist du, Sakura. Ich ziehe den Hut. Etwas Spekulation bringt Vorteile.“ „Dann solltest du richtig spekulieren, Akaido. Ich unterscheide nicht wie andere.“ Sakuras Lächeln erstarb, genau wie das des Mannes und seiner Leute. „So?“, sagte er um einiges ernster. „Wie unterscheidest du dann?“ „Vielleicht unterscheide ich gar nicht“, meinte Sakura kalt. „Und jetzt rede, oder wir werden alle sterben.“ „Du bist nicht in der Position Befehle zu geben, Sakura. Wenn ich meinen Männer das Zeichen gebe, werden sie dich erschießen.“ „Wenn du deinen Männern ein Zeichen gibst, Akaido, dann ist die Kugel meiner Waffe längst auf dem Weg zu deinem Hirn. Und dein verdammtes Gehirn wird raus geschossen, und deine Männer werden ihre Brillen erst säubern müssen, ehe sie wieder etwas sehen können“, zischte Sakura unerwartet heftig. „Rede, oder gib ihnen dein Zeichen. Ich warte nicht gern…“ Akaido überwand seinen ersten Schrecken und schüttelte den Kopf. „Gut, reden wir also. Ich gebe dir das Mädchen, und dafür haltet ihr euch ab sofort raus. Das ist das Angebot, und ich habe nur dieses eine.“ „Das ist alles?“ Sakura schnaubte. „Das ist etwas wenig.“ „Wenig? Das Leben der Kleinen…“ „Hat für mich nicht die Bedeutung, Akaido, die du dir anscheinend erhoffst“, unterbrach ihn Sakura. „Ich will wissen, für wen du arbeitest. Wer hinter dieser ganzen Scheiße steckt. Du willst mir ein Leben geben? Aber was ich will, das sind Antworten auf meine Fragen, Akaido. Wo steckt der Hyuuga? Und wo ist sein Partner?“ „Beide tot, Sakura. Wenn du noch irgendjemanden retten möchtest, dann solltest du dir gut überlegen, was du jetzt tun wirst.“ „Wer schickt dich?“ „Welches Interesse hast du daran? Nimm die Kleine, komm uns nicht mehr in die Quere und wir werden dich auch nicht mehr behelligen. Das finde ich fair.“ Sakura grinste leicht, ehe sie den Kopf schüttelte. „Weißt du, wo das Problem liegt? Ihr versteht mich nicht.“ „Wir verstehen sehr viel. Du möchtest deine Ruhe, und wir können dir deine Ruhe geben.“ „Nein“, sagte Sakura und klang wie ein kleines, unverstandenes Kind, das mit einem Erwachsenen sprach und kurz vor dem Weinen war. „Eben nicht. Ich möchte meine Ruhe, ja. Ich möchte in mein Haus zurück, und ich möchte die nächsten Jahre damit verbringen, zu kochen und zu backen, und Himmel… ja vielleicht möchte ich auch wieder eine Palme!“ „Wie?“ Akaido runzelte die Stirn. „Eine Palme! Ich hatte eine wirklich große Palme, und Sasuke sagt, es wäre meine Schuld, dass sie eingegangen ist, aber … das stimmt nicht. Und weißt du, was ich glaube?“ „Was redest du für einen Scheiß?“ „Ich glaube ernsthaft, ihr habt der Palme Gifte untergemischt! Ohne Scherz“, Sakura schloss die Augen und schüttelte heftig den Kopf, ehe sie Akaido bohrend ansah. „Ihr habt sie getötet nicht wahr? Und nun wollt ihr mit mir Frieden schließen? Erzählt mir, wenn ich Ruhe will, dann soll ich euch nur nicht mehr in die Quere kommen, und Tenten krieg ich obendrauf? Neji und Lee sind tot, okay ja … musst du mit Leben, Sakura.“ Sakura blickte Akaido an, als hätte er den Verstand verloren, derweil Akaido das gleiche von Sakura dachte. „Aber was soll das? Hä? Alle sind tot, nagut außer Tenten, und ihr glaubt ich bin zufrieden? Weißt du, was du hättest tun müssen, damit ich zufrieden bin?“ Sakura sah Akaido deutlich an. „Du hättest mir statt Tenten eine Palme mitbringen müssen. Dann wäre alles okay. Aber Tenten…“ Sakura schluckte und wischte sich über die Augen. „Man, ich will doch einfach nur ...!“ Sie griff in ihre Tasche, als auch schon drei Waffen auf sie gerichtet wurden, doch Sakura sah Akaido nur weinend an und zog ein Taschentuch heraus. „Und was soll das jetzt? Du machst so ein Mist mit mir, und nur weil ich weine, willst du mich erschießen?“ Sie schnaubte, und Akaido glaubte schon im falschen Film zu sein. Was ging denn mit dem Mädchen ab? War sie durchgeknallt? „Pass mal auf, Sakura!“ sagte er wütend. „Entweder du entscheidest dich jetzt, oder ich knall die Kleine ab, kapiert? Ich lass mich nicht an der Nase herumführen!“ „Du wirst an der Nase herumgeführt? Was soll ich denn sagen?“, jammerte Sakura und schnaubte ein weiteres Mal demonstrativ ins Taschentuch. „Ihr killt meine Palme, und Sasuke sagt, ich hätte sie ersoffen. Weißt du, wie ich mich gefühlt habe?“ „Deine letzte Chance, Mädchen“, sagte Akaido ungehalten und richtete die Waffe auf Tenten, die aufkeuchte. „Was wählst du?“ Sakura schluchzte, steckte das Tuch weg und sah Akaido kläglich an. Sie biss sich au die Lippen, die zu Beben begonnen hatten. „Dich“, grinste sie dann Vollendens, hatte die Desert Eagle schon in der Hand und erschoss Akaido. Zwei weitere Schüsse ertönten aus der Richtung, in der die Männer in den Tannen gesessen hatten. Doch anstelle Sakura fielen Akaidos beide Leibwächter um. Tenten schrie auf, im gleichen Moment wie Sakura sie schon schnappte und hinter sich zog. Sie starrte unverwandt in die tiefe Dunkelheit und bewegte sich keinen Zentimeter. „Was… Sakura was ist...“ Tenten konnte kaum sprechen vor Tränen. „Sei still“, gab die Rosahaarige leise zurück, als sich ihnen eine Gestalt näherte. Sakura hob ihre Waffe und zielte augenscheinlich ins Nichts. „Deine Hilfe ist ätzend, Kisame!“, rief sie und wartete, bis der großgewachsene Akatsuki vor ihnen auftauchte. Lachend blieb er in einigen Metern Entfernung stehen. „Hallo Sakura, ich freue mich auch. Eine nette Vorstellung deiner außergewöhnlichen schauspielerischen Fähigkeiten. Wie in alten Zeiten…“ Er lachte belustigt. „Niemand bekam mit, wie ich den beiden die Kehle durchgeschnitten hab. Lautlos, unbemerkt, schnell. Ja, ganz wie in alten Zeiten…“ „Und was nun? Soll ich dich auf eine Tasse Tee einladen? Wollen wir in netter Runde beieinander sitzen?“ Sakura schüttelte verachtend den Kopf. „Oder soll ich dich erschießen?“ „Ich ziehe mich einfach zurück, Sakura. Wir müssen nicht reden. Und ich habe dir wieder einmal den Arsch gerettet. Du würdest mich auch nicht erschießen.“ Kisame seufzte, als Sakura die Waffe nicht runter nahm. „Gut, vielleicht hättest du deinen Spaß daran, aber du wirst mich jetzt noch nicht erschießen“, sagte Kisame und grinste widerlich. „Denn du bist mir noch etwas schuldig. Ich hab deinem kleinen Freund geholfen. Er liegt m Waldrand. Oder er lag da, hmm…“ „Was heißt, er lag da?“ „Er ist verletzt“, lachte Kisame. „Hübscher Stich in die Seite. Aber er kann laufen. Und ich weiß, wo er gerade hin läuft.“ „Was? Wo…“ „Er weiß, wo sie Lee gefangen halten. Und ich…“, grinste der Akatsuki. „Weiß es ebenso.“ „Sag es!“ „In der Arztpraxis von Dr. Lambér. Ein netter Arzt, allerdings ist er tot. Und die Bombe tickt. Tick tick tick … In einer dreiviertel Stunde geht sie hoch. Neji wird Lee finden und … Bum, beide fliegen in die Luft und alle Spuren sind beseitigt. Der Feind hat erreicht was er wollte, auch wenn er dabei glaubte, den Brillenträger wieder zu sehen.“ „Das war geplant?“ „Sie planen viel, eure Feinde. Planen jede Möglichkeit im Voraus…“ „Ich versteh aber nicht…“ „Ist das jetzt wichtig? Alle sterbe, Sakura. Alle sterben.“ „Lauf zu Sasuke und Kakashi“, sagte Sakura plötzlich und an Tenten gewandt. „Sag ihnen wo ich bin.“ „Was, aber …“ „Ich muss zu der Arztpraxis, wir haben keine Zeit! Lauf!“ Tenten nickte, wischte sich über die Augen und rannte den Waldweg zurück. „Du lügst auch nicht?“, wandte sich Sakura an Kisame, der nur lächelnd dastand und in der Gegend herumsah. „Natürlich nicht.“ „Warum hast du mir diese Information gegeben?“ „Um dir zu helfen? Ich will nicht blutend im weißen Schnee sterben. Das sieht nicht schön aus. Und der Chef sagt, ich darf dir deinen kleinen hübschen Kopf nicht umdrehen, so gern ich es täte…“ „Und wenn ich bei dem Bombending sterbe?“ „Die Bombe ist in diesem Fall eine defekte Gasleitung, Sakura. Es wäre ein kleiner, tragischer Unfall … mehr aber auch nicht.“ Sakura grinste unerwartet. „Der Feind plant alles, nicht wahr? Viele Feinde haben viele Pläne.“ „Du hast noch 40 Minuten“, lachte Kisame. „Deine Zeit läuft.“ „Und wenn du lügst?“ „Dann sterben sowieso alle“, grinste er nur, machte einen Schritt rückwärts und verschwand. Und Sakura rannte los. Kapitel 11: Die Moral ihrer eigenen Geschichte ---------------------------------------------- Whow, an dieser Stelle doch mal ein paar Worte meinerseits - EIN NEUES KAPITEL! Hihi, wie ich es euch versprochen habe ;-) Endlich geht die Handlung weiter, meine Güte - es war nicht leicht, kann ich euch sagen! Ich war ziemlich aus der Geschichte raus (nach recht langer Zeit oO), aber nun hoffe ich, dass ich mich zu eurer Zufriedenheit wieder eingefunden habe. Ich habe auch fleißig voraus geschrieben, während ich nach und nach die alten Kapitel wieder hochgeladen habe. Mein Dank gilt euch allein, denn ohne eure lieben Worte hätte mich der Ansporn sicher nicht mehr so gepackt. Nun aber lass ich euch mal in ruhe, lehne mich zurück und wünsche viel Spaß beim Lesen! ***************************************** Es war Shikamaru, der Tenten als erstes erblickte. Sofort wusste er, dass etwas passiert sein musste, und noch im Reflex schob er sich vor Ino, die viel langsamer registrierte, dass Tenten weinend auf sie zugerannt kam. „Was zum ...“, entfuhr es der Blonden, griff jedoch geistesgegenwärtig nach der zusammenbrechenden Tenten und half ihr beim Stehen. „Was ist passiert? Zum Teufel, Tenten! Was ist hier los? Wo sind die anderen?“ Tenten schluchzte heftig auf und ihr ganzer Körper erzitterte. „Neji ...“, wimmerte sie und sackte mit Ino zu Boden. „Sie haben ihn. Ino, sie haben ihn!“ „Wer hat ihn?“, rief Ino, die trotz Panik versuchte, Ruhe zu bewahren. Hilfesuchend blickte sie zu Shikamaru, der jedoch schon sein Handy gegriffen und Sasukes Nummer gewählt hatte. Während er sprach, sah Ino wieder Tenten unverwandt ins Gesicht und versuchte, sie mit sanften Schütteln zur Besinnung zu bringen. „Wo ist Neji? Krieg dich ein, Tenten, du musst uns sagen, was passiert ist!“ „Sakura ist verschwunden.“ Shikamarus Stimme klang eine Spur erregter als sonst. „Sasuke und Kakashi kommen uns entgegen. Tenten, wo ist Sakura?“ „Zu Neji“, weinte Tenten bitterlich. „Sie will Neji retten, und Lee. Sie haben die beiden, und sie haben eine Bombe!“ „Eine Bombe?“ Inos Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wo sind sie hin, sag es uns! Himmel, Tenten! Was weißt du noch?“ „Dr. … Dr. Lambért - Ein Zahnarzt- Und Kisame war da.“ „Kisame?“ Shikamaru fuhr sich übers Gesicht. Man sah ihm an, wie es in seinem Kopf ratterte. „Hat man euch aufgelauert? Wer hat euch angegriffen? Kisame hat euch geholfen?“ Tenten nickte, holte mehrmals tief Luft und verusuchte so gut wie möglich, über das Geschehene zu sprechen. „Neji und Sakura haben gekämpft, und Neji ist ausgerastet. Jemand ging dazwischen … Kakashi … Dann ist Neji abgehauen und ich bin ihm nach. Wir wurden aus dem … aus dem Hinterhalt angegriffen, und sie haben Neji weggebracht. Mich nahmen sie mit in den Wald, dort war Sakura. Ich weiß nicht, wer sie sind ...“ „Und Sakura hat die getötet, die dich gefangen hielten?“ Tenten nickte, dankbar das Shikamarus scharfer Verstand eins und eins zusammenzählen konnte. „Mit Kisame. Er hat uns erzählt, wo sie Neji und Lee festhalten. Sakura wollte, dass ich euch bescheid sage.“ Shikamaru nickte, als er Kakashi und Sasuke von weiten erkennen konnte. Nur zwei Minuten später waren die beiden bei ihnen. „Du bist auch hier, Kakashi?“ Ino hatte Not, die Tränen zurückzuhalten. Auch sie verstand, wie ernst die Situation war, und dass sich Sakura in größter Gefahr befand. „Wo sind sie?“ Sasukes eiskalte Stimme durchschnitt die Luft wie eine messerscharfe Klinge. Sein Gesicht schien blasser als je zuvor, und seine finsteren Augen waren voller Wut. Aber auch Angst. Angst um die Frau, die er mehr als alles andere in seinem Leben liebte. Shikamaru verlor keine Zeit, und in kurzen und präzisen Sätzen erklärte er, was Tenten ihnen gesagt hatte. „Bring Tenten ins Haus, Ino. Bleibt dort und rührt euch nicht vom Fleck!“ Kakashi sah sich angespannt um, ehe sein Blick auf Sasuke fiel. „Handle jetzt nicht überstürzt“, sagte er warnend und griff den Uchiha bei der Schulter. „Wir gehen gemeinsam, sonst rennen wir direkt in ihre Hände.“ „Sie rennt in ihre Hände!“, raunzte Sasuke hasserfüllt, und eine beängstigende Aura umgab ihn. Ino fuhr unwillkürlich zusammen und ging mit Tenten einen Schritt rückwärts. Ihre Augen huschten zu Shikamaru, der ihr mit einer Kopfbewegung deutete, zum Haus zu gehen. „Ich will helfen“, wisperte Ino und biss sich auf die Lippen. „Ich will nicht ...“ „Geht jetzt ins Haus!“ Kakashis Stimme war nicht mehr so gefasst, wie eben noch, und keine Sekunde wich sein Blick von Sasuke, dessen Reaktionen nicht mehr vorherzusehen waren. „Wir geben euch Bescheid. Jetzt geht, Ino!“ Ino schluckte schwer, traute sich aber nicht, sich Kakashi zu widersetzen. Flüchtig sah sie zu Shikamaru, als wolle sie sagen, dass sie auf ihn vertraue. Als Ino Tenten mit sich zog, holte Kakashi merklich Luft und festigte seinen Griff an Sasukes Schulter. „Geh voran, Shikamaru. Besorg uns ein Auto. Wir kommen nach.“ Wenn auch im Ruhestand, so strahlte Kakashi nach wie vor die Autorität eines Kommandanten aus. Als Shikamaru nickte und losrannte, wandte er sich an Sasuke. „Beruhig dich jetzt, Sasuke. Halten wir nicht zusammen, wird jemand zu Schaden kommen.“ „Lass los“, zischte Sasukes eisige Stimme, doch Kakashi blieb standhaft. „Wenn sie Sakura auch nur anrühren ...“ „Nur gemeinsam haben wir eine Chance“, sagte Kakashi betont ruhig, und bedächtig lockerte er den Griff. Er würde es nie zugeben, doch in Situationen wie dieser fürchtete sogar er, Kakashi Hatake, den jungen Mann, der immer schon unberechenbar gewesen war. „Zusammen, Sasuke?“ Sasuke erbebte unter seinem Zorn und ballte die Hände zu Fäusten, dass schon die Adern heraustraten. Langsam aber ließ er die Arme sinken, presste den Kiefer aufeinander und nickte. „Gut“, sagte Kakashi, und plötzlich wurde auch er hektisch. „Dann lass uns keine Zeit verlieren. Shikamaru sollte uns schon einen Wagen besorgt haben.“ Damit hatte er recht, denn kaum dass sie den Pfad über eine ausschweifende Düne verließen, fuhr ein Auto in rasender Geschwindigkeit heran. „Wir retten sie“, sagte Kakashi, und betete innerlich, dass er sich nicht irrte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakura brauchte 15 Minuten, bis sie die naheliegende Ortschaft erreichte. So unauffällig wie möglich fragte sie eine alte Dame nach der Zahnarztpraxis von Dr. Lambért, ließ den gestohlenen Wagen am Straßenrand stehen und rannte im Schutz der Gassen weitere fünf Minuten, bis sie das Gebäude erreichte. Der Eingang war direkt gegenüber, und Sakura sah in alle Richtungen, um mögliche Scharfschützen zu bemerken. Es machte keinen Sinn, sagte sie sich immer wieder, denn nirgends hatte sie das Gefühl, eine Bedrohung erahnen zu können. Sie drückte sich weiter in die Nische der Häuserwand, sah auf die Uhr, griff nach ihrem Handy und wählte Sasukes Nummer. „Ihr müsstet noch zehn Minuten brauchen, hab ich recht?“, fragte sie, kaum dass Sasuke abgenommen hatte. Sie konnte hören, wie er die Luft scharf einsog und mit sch ringen musste. „Sag jetzt noch nichts.“ Sakura lächelte traurig, denn sie wusste um Sasukes Sorgen. „Es wird nichts bringen, wenn ich dich bitte, nicht herzukommen, oder?“ „Nein“, sagte Sasuke am anderen Ende der Leitung. Seine Stimme war rauher als sonst, als kämpfe er darum, dass sie nicht zittere. „Warte auf uns, Sakura ...“ Doch Sasuke wusste die Antwort. „Nein“, gab Sakura zurück und lächelte noch immer. Sie war nur froh, dass er es nicht sehen konnte. „Du könntest sterben, wenn du das im Alleingang machst!“ Nun brüllte er ins Telefon, so dass die junge Frau, die einst zu den besten Killern gehörte, zusammenzuckte. „Ich weiß“, sagte sie ruhig. „Doch wenn ich warte, werden andere sterben.“ Leichtfüssig sprang sie auf die Beine. Ihr geübter Blick huschte zu den Dächern und prüfte erneut die möglichen Gefahren. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie etwas blitzen, doch außer einem Lächeln bewegte es in Sakura nichts. „Wenn ihr die Praxis erreicht, werdet ihr zwei Scharfschützen auf dem Dach sehen“, sagte sie und blickte dabei erneut auf die Uhr. „Sie haben sich eben postiert und werden euch nichts tun, Sasuke. Nicht, solange die Bombe noch nicht hochgegangen ist.“ „Was?“ Sasuke rang merklich um Fassung. Sakura nickte für sich selbst. „Sollte ich noch im Gebäude sein, Sasuke ...“ Langsam hatte sie Mühe, Ruhe zu bewahren. „Dann werden sie alles daran setzen, euch zu töten.“ „Akatsuki.“ Sasuke keuchte unmerklich. „Sie hoffen auf ihre Chance ...“ „Ja. Sasuke?“ Sakura atmete tief durch. „Ich liebe dich.“ Dann legte sie auf, setzte zum Sprint an und rannte hinüber zur anderen Straßenseite. Nichts geschah, niemand schoss, und sie war sich sicher, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Das Erdgeschoss war menschenleer. Sakura hatte ihre Waffe schussbereit in den Händen, doch eigentlich war sie sich sicher, dass sie bis zu Neji und Lee vordringen könne, ohne angegriffen zu werden. Dieses unbeschreibliche Wissen machte ihr Angst, zeigte es doch, wie viel der Killermaschine noch in ihr steckte. Und immer wieder musste sie an das Gespräch mit Sasuke denken, daran, wie sie hatte lächeln müssen. Erst, weil sie glücklich war, dass er noch nicht in unmittelbarer Gefahr schwebte. Dann, weil sie diese Gefahr direkt vor sich hatte – sie alleine. Es war kein betrübtes Lächeln gewesen, sondern ein freudiges. Sakura freute sich, diese Schlacht zu schlagen … Sie schüttelte sich, wie sie diese makabren Gedanken überkamen. So sehr hatte sie sich bemüht, moralische Werte zu erlangen, hatte versucht, jeden dunklen Zug an sich zu unterdrücken. Doch hatte es geglückt? Warum diese freudige Erregung? Behielt Pain am Ende recht, und sie würde nie die Killerin hinter sich lassen können? Es wäre ihr größter Wunsch, dachte sie bei sich. Unhörbar schlich sie dabei durch die Gänge bis zu den Treppen, um in den nächsten Stock zu gelangen. Dort lag die Zahnarztpraxis. Sakura merkte, wie ihr Handy in ihrer Jackentasche vibrierte. Sie wusste, dass Sasuke sie zu erreichen versuchte. Doch sie konnte nicht rangehen, und sie wollte es auch nicht. Auf sich allein gestellt zu sein, war die einzige Möglichkeit, das Schlimmste zu verhindern. Und es war die einzigste Art, die sie bei ihrer Arbeit je kennengelernt hatte. Als Sakura die erste Etage erreichte, schlich sie sich durch die Korridore zum Empfangsraum des Zahnarztes. Nur kurz huschten ihre Augen über die beiden Frauenleichen. Ihre Ohren suchten nach jedem noch so kleinen Geräusch, und selbst das tropfen des Wasserhahnes im Toilettenraum nahmen ihre trainierten Sinne war. Nichts hatte sie verlernt, in all den Jahren nicht. Zu sehr steckte es in ihr, als dass sie sich selbst entkommen konnte. Sakura holte tief Luft, um ihre Gedanken zu ordnen. Es war nur hinderlich, jetzt über die Moral ihrer eigenen Geschichte nachzudenken. Ein Blick zur Uhr sagte ihr, dass die Zeit drängte. Sakura blieb vor dem Behandlungsraum stehen und schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Die Desert Eagle lag ruhig in ihrer Hand, doch plötzlich – in einer einzigen Geste – sicherte sie ihre Waffe und steckte sie zurück in ihre Jacke. Dann griff sie die Klinke und die Falle schnappte zu. Kapitel 12: Des Teufels rechte Hand ----------------------------------- Tenten hatte aufgehört zu weinen, als Ino sie in die Küche brachte und sich schlaff neben sie fallen ließ. „Es ist alles unsere Schuld“, sagte die Brünette wehmütig. Ihre verweinten Augen blickten zu Ino, die jedoch nichts erwiderte. „Wären wir nicht aufgetaucht, dann wäre alles anders gekommen. Wir hätten euch nicht in Gefahr gebracht, und die ganze Scheiße wäre nicht ausgeartet. Nun sind selbst die Akatsuki ins Spiel gekommen, und …“ „Hör auf, das bringt nichts!“ Ino erhob sich abrupt und blickte zum Fenster hinaus. Es hatte wieder zu schneien begonnen. „Was hast du vor? Ino!“ Ino hatte sich ihre Jacke geschnappt, ihre Pistole geladen und war in den Flur gegangen. „Bleib hier!“, raunte sie Tenten an, deren Gesicht jegliche Farbe verloren hatte. „Kakashi hat gesagt, wir sollen hier bleiben“, versuchte sie Ino aufzuhalten. „Wenn sie sich melden, sag mir sofort Bescheid.“ Während Ino ihre Jacke schloss und in den immer dichter werden Schnee trat, blickte sie noch einmal hinüber zum Strand. Es war kaum noch etwas auszumachen, doch sie wusste, dass es dort war – das Meer, das ihrer besten Freundin so viel bedeutete. „Ino!“, rief Tenten erneut, doch prallten ihre Worte einfach ab. Ino ging, und sie blickte nicht ein einziges Mal zurück. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sakura blieb für etliche Sekunden regungslos. Die Zeit verstrich weiter, doch sie rührte sich keinen Zentimeter. Zu ihren Füßen lag die Leiche des Zahnarztes. Sein Kittel war am Kragen blutgetränkt, seine Beine standen im unnatürlichen Winkel zueinander. Hinter ihm lag der bewusstlose Neji und ein weiterer junger Mann. Lee? Sakura atmete tief ein, doch außer dem Geruch einer Zahnarztpraxis konnte sie nicht riechen. Ihre Augen suchten nach jedem noch so winzigen Anhaltszeichen, nahmen jedoch nichts wahr. Die Zeit rann, doch Sakura rührte sich nicht. „Sakura!“ Sasukes Ruf riss sie aus ihrer Starre. Sie drehte sich jedoch nicht um, sondern blickte weiter ins Leere. „Was ist passiert?“ Sie reagierte nicht, doch ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und ihre Gedanken versuchten jeden Faden neu zu spinnen. „Was ist mit der Bombe? Neji!“ Kakashi trat hektisch über die Leiche und kniete sich zum Hyuuga. Er fühlte erst seinen, dann Lees Puls. „Sie leben. Beide. Sakura, was ist hier passiert?“ Flüchtig sah er zu Sasuke, der Sakura ebenso fassungslos anblickte. „Sakura, was ist mit der Bombe?“, fragte er ruhig, als hoffe er so, zu ihr vorzudringen. „Es gibt keine Bombe, oder?“ Shikamaru trat neben Sakura und blickte sich im Raum um, wie sie es zuvor getan hatte. „Hier läuft etwas falsch.“ „Ich verstehs nicht.“ Die leise Stimme Sakuras durchhalte den Raum wie ein Echo. „Neji und Lee leben, der Arzt wurde gefoltert … Ich versteh es nicht.“ Sasuke wechselte mit Kakashi einen irritierten Blick. „Bist du dir sicher, Shikamaru? Es ist keine Bombe hier?“ „Keine Bombe“, sagte Sakura an seiner statt. Langsam bewegte sie sich wieder und kniete sich zu dem ermordeten Zahnarzt. „Nur warum?“ „Es ist keine Falle?“ Kakashi traute sich kaum, erleichtert aufzuatmen, doch als er zu Sakura sah, erstarb sein leichtes Schmunzeln. „Was ist, Sakura?“ „Doch“, keuchte sie und fuhr sich erschrocken über den Mund. Sie sprang auf, sah zum Arzt und dann zu Shikamaru. Entsetzen lag in seinem Gesicht. Auch er hatte begriffen. „Die Falle galt nicht uns.“ Seine Stimme erbebte. „Nicht hier ...“ „Was?“ Bei Sasuke machte es Klick. „Das Haus!“ „Ino und Tenten sind dort!“ Shikamaru drehte auf dem Absatz um und rannte voraus. „Ich bringe Neji und Lee außer Gefahr.“ Kakashi ballte die Fäuste. „Geht ihr mir Shikamaru. Ich komme nach.“ Sasuke und Sakura nickten. Keine Minute später saßen sie wieder im Wagen und fuhren Richtung Meer. Der gestohlene BMW rauschte mit 250 kmh über die Landstraße. Sasuke saß am Steuer, neben ihm Sakura. Beide sagten kein Wort, genauso wie Shikamaru. Doch seine gelangweilte Haltung hatte sich in eine überaus gespannte verändert. „Ich hätte Ino nicht alleine lassen dürfen“, flüsterte er irgendwann. Sasuke blickte in den Rückspiegel und schüttelte den Kopf. „Keine Vorwürfe, Shikamaru. Das konnte niemand ahnen.“ „Ich hätte es ahnen müssen“, sagte Shikamaru monoton, ganz so, als habe er schon aufgegeben. „Sie geht nicht an ihr Telefon. Das würde sie nie tun.“ Sakura starrte aus dem Fenster. Das Herz schlug ihr heftig gegen die Brust. Die gefühlskalte Mörderin war in ihrem tiefsten Innern verschwunden, und zurückgeblieben war nur die sorgenvolle Freundin. Shikamaru hatte recht – Ino wäre immer ans Telefon gegangen. „Wie ist der Plan?“ Sasuke, der sonst den Ton angab, blickte fragend zu Sakura. Er wusste, wie es in ihr aussah, kannte sie mittlerweile ganz genau – wusste von den zwei Seiten, die in ihr waren. Der Kampf, der in Sakura tobte, belastete auch ihn, änderte aber nichts an seinen Gefühlen zu ihr. Doch manchmal fürchtete er, dass die sanfte, gutmütige Sakura nicht gewinnen würde. „Ich weiß nicht“, erwiderte Sakura nun. Ihre Stimme klang rau, als würde sie ihr gleich versagen. „Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht ... wieso.“ „Shikamaru? Hast du dir einem Reim gemacht? Ich will nicht unbedingt blind in die nächste Falle tappen.“ Shikamaru zuckte mit den Schultern. Die Gedanken an Ino vernebelten seinen scharfen Verstand. „In eurem Haus“, sagte er zögernd, als würde er alle Kraft brauchen, um sich zu konzentrieren. „Was ist in eurem Haus?“ „Du meinst, ihr Ziel sind nicht Ino und Tenten?“ Sasuke blickte starr auf die Straße, doch auch seine Gedanken kreisten immer wieder um diese Frage. Warum hatte man sie vom Haus weggelockt? „Es macht keinen Sinn“, überlegte Shikamaru. „Sie hatten Neji und Lee. Warum die Geiseln tauschen? Es sind nicht Ino und Tenten. Es muss euer Haus sein. Was ist in dem Haus?“ „Es ist ein normales Haus“, antwortete Sakura matt. „Dort ist nichts.“ Shikamaru schüttelte den Kopf „Das ergibt keinen Sinn.“ „Aber wir haben nichts, was ihnen von Bedeutung sein könnte. Sasuke?“ Sakura blinzelte, als Sasuke nicht gleich antwortete. „Nein“, sagte er schließlich. „Dort ist nichts.“ Shikamaru nahm es wortlos hin. Seine Augen schweiften zum Meer, das zu seiner rechten lag. Er versuchte in Gedanken, andere Lösungen zu finden. Auch Sakura blickte aus dem Fenster, doch bemerkte sie das Meer gar nicht mehr. Sie fragte sich nur, warum Sasuke eben gelogen hatte. Sie fragte sich, was er ihr verschwieg. Schlitternd kam der BMW zum Stehen. Sasuke war der erste, der ausstieg und nicht glauben konnte, was für ein Anblick sich ihm bot. „Gott, nein ...“ Sakura tauchte neben ihm auf, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. In ihnen spiegelte sich das Feuer, dessen lodernde Flammen ihr Haus niederbrannten. „Was haben die getan? Warum tun die das, Sasuke?“ Sasuke schüttelte lautlos seinen Kopf. „Ich weiß es nicht ... Sakura, warte!“ Sakura war losgelaufen, hielt aber inne. „Wir müssen Ino suchen, Sasuke! Wir dürfen keine Zeit vergeuden!“ Sasukes Blick wurde starr, als er sein brennendes Haus in den Flammen verschwinden sah. Der Pfad dorthin betrug noch ein paar hundert Meter, doch die Hitze spürte man selbst hier. „Sakura … wenn sie dort waren, dann ...“ Er wollte es nicht aussprechen, doch es gab keine andere Möglichkeit. Langsam näherte er sich seiner Freundin und nahm sie tröstend in die Arme. „Es tut mir leid, Sakura. Doch wir dürfen nicht näher, es wäre zu gefährlich.“ Sakura biss sich auf die Lippen, aber die Tränen liefen ihr ungehindert übers Gesicht. Grausame Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge, und qualvoll klammerte sie sich an Sasuke. „Nicht Ino!“, wimmerte sie. „Gott, nicht Ino!“ Plötzlich rauschte Shikamaru an ihnen vorbei. Sakura schreckte auf, wollte noch nach ihm greifen – doch er rannte weiter, ohne auch nur an die Gefahren zu denken. „Warte hier!“ Sasuke schnellte ihm nach, fing ihn ab und stürzte sich mit ihm in den Schnee. „Lass mich los!“, brüllte Shikamaru wutentbrannt. „Ich muss zu ihr, ich muss sie retten!“ Er schlug auf Sasuke ein, doch dessen Griff lockerte sich kein bisschen. Stattdessen drückte ihn der Uchiha erneut zu Boden und nagelte ihn fest. „Du kannst ihr nicht mehr helfen!“, rief er kalt zurück, die eigene Trauer unterdrückend. „Du würdest sterben!“ „Lass mich los!“ „Nein!“ Shikamaru hatte keine Chance gegen Sasuke. Er wehrte sich mit aller Kraft, doch war sie nichts im Vergleich zu der, die Sasuke besaß. „Ino!“, schrie Shikamaru nun und riss seinen Kopf nach oben. „Ino, hörst du mich?“ Seine Sicht war durch die Tränen bedeckt, und der starke Rauch nahm ihm jede Orientierung. Er wurde von Minute zu Minute dichter. „Wir müssen von hier verschwinden“, sagte Sasuke bitter. Er zog den erschlafften Shikamaru auf die Beine, ohne ihn aber loszulassen. „Wir können hier nicht bleiben.“ „Ich gehe nicht ohne Ino.“ Shikamarus Stimme verlor sich, und es waren kaum mehr als die Laute eines gebrochenen Mannes. „Bitte, Ino. Bitte komm doch ...“ „Es tut mir leid.“ Sasuke senkte den Blick und wandte sich von den erschreckenden Ausmaßen der Zerstörung ab. Sein eiserner Griff zog Shikamaru mit sich, doch ebenso graute es ihm davor, nun Sakura anzusehen. „Sakura?“ Sasuke und Shikamaru fanden den BMW verlassen vor. Im Bruchteil einer Sekunde überflogen Sasukes scharfe Augen die Gegend, suchten nach Spuren eines Angriffs oder nach Abdrücken, die ihm zeigten, wohin Sakura gegangen sein musste. „Sakura!“, rief er, lauter als zuvor. Der Schweiß lief ihm trotz eisigen Temperaturen über die Stirn und erneut sah er in alle Richtungen. Das durfte nicht wahr sein! Sasuke rief ein weiteres Mal, immer und immer wieder. Er rannte den Pfad zurück zum Haus entlang, soweit wie er es trotz dichtem Rauch schaffte. Er rannte in die andere Richtung, rannte zurück zum Wagen und Shikamaru. Er wählte ihre Nummer, noch einmal und noch einmal. Niemand meldete sich. „Verdammt!“, fluchte der junge Uchiha und schlug gegen die Tür des BMWs. Seine Miene verzog sich kein bisschen, obwohl der Wagen nun eine tiefe Delle hatte. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Immer wieder dreschte er gegen die Tür. „Sasuke ...“ Es war Shikamarus gebrochene Stimme, die ihn zurück ins Jetzt holte. Schlagartig sah Sasuke auf und erblickte noch im gleichen Moment die sich ihm nähernde Gestalt. Seine Augen weiteten sich, sein ganzer Körper wurde starr. Voller Hass sah er den Mann auf sich zukommen, der ein wissendes Lächeln im Gesicht trug. Sasuke spuckte den Namen, als sie sich gegenüberstanden. „Kisame ...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Shikamaru glaubte, es müssen Minuten vergangen sein, doch in Wahrheit waren es nur Sekunden. Er lehnte noch immer gegen den Wagen, zu kraftlos, um sich hochzuhieven. Er erkannte die schreckliche Gefahr, doch war er ihr nicht mehr gewachsen. Ino war tot, und nichts anderes interessierte ihn. Seine klugen Augen wanderten zum Feind, den er heute das erste Mal vor sich hatte. Die ausführende Hand Pains, die zuschlug, ohne je gesehen zu werden. Kisame war ein Hüne, und allein sein Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Doch dann blickte Shikamaru zu Sasuke, und unwillkürlich zuckte er zusammen. Noch nie in seiner gesamten Laufbahn als Agent hatte er so viel abgrundtiefen Hass gesehen. Obwohl Sasuke um einiges kleiner war und obwohl er sich keinen Zentimeter rührte, fürchtete sich Shikamaru in diesem Augenblick mehr vor Sasuke, als vor dem Feind. Er war unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, doch alles in ihm schrie danach, von hier fortzulaufen. „Was ist denn mit dem los?“, hörte er Kisame lachen. Shikamaru wusste, dass er ihn meinte, doch konnte er seinen Blick nicht von Sasuke nehmen. „Ist ja ne traurige Party, die ihr hier feiert. Was ist mit dem Rest von euch passiert?“ „Was willst du ...“, zischte Sasuke voller Abscheu. „Auf jeden Fall nicht mitfeiern. Da vergeht einem ja die Laune.“ Shikamaru bemühte sich, seine Augen von Sasuke zu lösen. Er musste wieder zu sich kommen, sagte er sich. Er durfte die Angst nicht siegen lassen. Auch nicht die Trauer. „Was suchst du hier?“ Sasuke hatte offensichtlich Mühe, Herr über seine Taten zu bleiben. Shikamaru spürte, wie Sasukes Wut regelrecht um sich schlug. Ein falsches Wort des Feindes, und er würde losspringen, ohne Sinn und Verstand. Kisame zeigte seine hervorstehenden Zähne und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Ihr macht ein so deprimiertes Gesicht. Mich zieht das an.“ Es vergingen einige Sekunden, ehe Sasuke wieder sprach. „Was willst du ...“, zischte er eisig. „Wo ist Sakura?“ Kisames Lächeln wurde breiter. „Was ich will und wo sie ist … das hängt vielleicht zusammen.“ Shikamaru bemerkte, dass Sasuke zusammenfuhr. Trotzdem begann sein scharfer Verstand wieder zu arbeiten, und er konzentrierte sich auf jeden Zug in Kisames Gesicht. „Hast du das Feuer gelegt?“, fragte er kühl kalkuliert. „Sicher nicht“, erwiderte Kisame leichterhand, ohne sich Shikamaru jedoch zuzuwenden. „Wo ist Sakura?“, knurrte Sasuke, für den nichts anderes mehr zählte. „Nicht mehr bei uns ...“ Sasukes Hände, längst zu Fäusten geballt, erzitterten unter dem Druck, sich kontrollieren zu wollen. „Was willst du damit sagen?“ „Genau das, was ich gesagt habe, Uchiha. Pain hat dieses Spiel satt. Ich habe Sakura getötet, und nun bin ich hier, um euch zu töten ...“ Dann zog er seine Waffe, zielte auf Sasuke und drückte ab. Kapitel 13: Shikamarus Leiden ----------------------------- Shikamaru hatte Sasuke nie wirklich kennengelernt. Ino hatte ihn als arrogant beschrieben, jedoch stets gerötete Wangen bekommen, wenn sie von Sasuke erzählt hatte. Das war, als sie und Shikamaru noch kein Paar gewesen waren. Von Hinata wusste er, dass man Sasuke niemals zum Feind haben wollte. Auch Sasukes Akte, die er vor seinem Erscheinen in Frankreich eingesehen hatte, sprach dafür. Sasuke war zu keiner Zeit ein einfacher Soldat der Anbu gewesen – seine Fähigkeiten hatten ihn den Ruf eingebracht, unzerstörbar zu sein. Ein Kraftpaket, der zuverlässig Befehle ausführte. Und von Naruto wusste Shikamaru, dass es keinen besseren Freund als Sasuke Uchiha gab. Shikamaru war auf die Beine gesprungen, doch er hatte es nicht verhindern können. Neben ihn lag Sasuke blutend am Boden. Er rührte sich nicht, schien bewusstlos zu sein oder tot. Shikamaru konnte es nicht sagen. „Ein Schuss, ein Mann“, lachte Kisame, der nur wenige Meter entfernt stand. Er richtete den Lauf seiner Glock auf Shikamaru und grinste amüsiert. „Und jetzt du, oder?“ Shikamaru antwortete nicht. Sein Verstand, auf den er sich immer hatte verlassen können, war ausgeschaltet. In ihm herrschte nur noch der Instinkt, der ihm sagte, sich nicht zu rühren. „Eigentlich schade um die Kugel.“ Kisame zuckte gelangweilt mit den Schultern und steckte seine Waffe in die Hosentasche. „Dir kann ich das Leben auch aus dem Körper prügeln ...“ Ehe Shikamaru reagieren konnte, hatte er Kisames wuchtige Faust im Magen. Blutspuckend taumelte er rückwärts, doch stieß ihn der nächste Schlag in den Rücken gegen den Wagen. Krampfhaft versuchte er sich noch, an der Tür festzuhalten, doch stattdessen riss Kisame ihn zur Seite und schlug mit der Tür gegen sein Gesicht. „Au, das hat wehgetan, oder?“ Shikamarus Beine zitterten heftig, als er sich aufrichten wollte. Gegen den Hünen hatte er nicht den Hauch einer Chance, und obwohl er sich kaum bei Bewusstsein halten konnte, schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Kisame merkte es auch. „Was ist so lustig?“, fragte er ehrlich überrascht. Shikamaru spuckte angewidert und sah zu Sasuke, der sich nicht mehr rührte. „Du hast Angst vor ihm ...“, krächzte er grinsend. „Du wusstest, dass er um vieles … stärker war als du. Hast ihn … erschossen, weil du in einem echten … Kampf niemals … niemals gewonnen hättest.“ Shikamaru keuchte, weil ihn das Sprechen anstrengte. Doch sein lächeln blieb. „Red keine Scheiße, halbtoter Bengel!“ „Nur die Wahrheit ...“, lächelte Shikamaru, als ihm der nächste Schlag unerwartet ins Gesicht traf. „Hör auf zu grinsen, Bastard!“ Kisame holte aus und trat den am Boden liegenden immer und immer wieder in den Magen. Shikamaru krümmte sich, spuckte Blut und versuchte, sich noch in irgendeiner Weise bewegen zu können. Doch dann schrie er auf, als Kisame ihm auf die Hand trat und seine Knochen brach. „Das ist nicht mehr so lustig, hu? Hat sich jetzt ausgegrinst!“ „Feig … ling“, würgte Shikamaru, der sich vor Schmerzen erbrach. „Mehr bist … du nicht. Nur ein … nur ein Feigling.“ „Ah ja?“ Kisame lachte und trat erneut auf Shikamarus Hand. Dann zog er ihn an den Haaren auf die Beine und schmiss ihn auf die Motorhaube. Im nächsten Moment hatte er eine winzige Klinge in den Händen und ging langsam auf Shikamaru zu, das Gesicht zu eine erregten Grimasse verzogen. „Wie willst du es haben?“, fragte er mit Wahnsinn in den Augen. „Die Wahrheit ...“ Shikamaru schnappte nach Luft. „Ich will die Wahrheit wissen … du hast den Zahnarzt getötet, nicht wahr?“ Kisame zuckte mit den Schultern. „Was solls, warum nicht. Ja, das war mein Verdienst. Schöne Sache, nicht?“ „Warum ...“ „Interessiert dich das wirklich?“ Kisame schien nachzudenken, doch dann zuckte er abermals mit den Schultern. „Er war mir im Weg. Und jetzt labbre nicht. Wehr dich lieber, falls du es noch ...“ „Er gehörte auch zu … zu den Akatsukis ...“, unterbrach ihn Shikamaru kraftlos. „Nicht wahr, Kisame? Er war … Pains Versuch, Sakura unbemerkt sterben zu … zu lassen.“ Kisame knurrte hörbar. „Was geht’s dich an, hä? Erzähl jetzt keinen Müll.“ Shikamaru brachte ein wissendes Lächeln zustande. „Das war gar nicht das Werk der anderen“, riet er richtig. „Es war deines. Wir sollten es nur glauben. Auch das Abbrennen des Hauses ...“ „Und wenn schon. Es sollte nun mal so aussehen“, sagte Kisame einfach. „Und … Sakura? Wo ist sie?“ „Tot.“ Kisame grinste wieder. „Hab ihr gesagt, dass diese Braunhaarige lebt. Manchmal ist sie einfach zu naiv.“ „Also hast du … vorhin mit ihr gesprochen?“ „Sicher. Es war meine Chance, sie blieb ohne euch zurück. Sie hats mir abgekauft und ist sofort losgerannt. Was Pain immer an ihr fand … immerhin ist sie blind in die Falle getappt. Meine Leute haben sich um sie gekümmert. Ich denke nicht, dass sie gute Chancen hatte. War ziemlich mitgenommen. Man könnte fast behaupten, ihr Tod ist eure Schuld. Immerhin habt ihr sie zu einem Menschen gemacht, und Menschen sind verwundbar.“ „Du verlässt dich auf andere?“ Shikamaru atmete tief ein, um den unerträglichen Schmerz zu überspielen. Lange würde er nicht mehr bei Bewusstsein bleiben, doch er musste wissen, was passiert war. „Was ist … was ist mit Ino. Sie war bei Tenten … Was hast du …“ „Die Blonde?“ Mehr musste Kisame nicht sagen, denn Shikamaru konnte es aus seinem Gesicht lesen. „Sie war nicht dort ...“, sagte er zu sich selbst. Erleichtert lächelte er, als wäre damit all sein Leid vergessen. „Und wenn schon. Was interessiert mich das Weib? Ich finde sie sowieso noch.“ „Und wenn … Sakura lebt?“, hauchte Shikamaru hoffnungsvoll, doch Kisame schüttelte lachend den Kopf und deutete auf Sasuke. „Dann hätte sie ihn gerettet, oder? Jetzt ist es aus mit ihm. Wäre sie noch am Leben, hätte sie das niemals zugelassen. Ich hab gewonnen, Junge. Und jetzt stirbst auch du ...“ „Wirklich?“, fragte eine andere Stimme. Und es war nicht Shikamarus. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kakashis Ankunft hatte niemand bemerkt. Hinter ihm standen Neji und Lee, beide lädiert, aber wohlauf. Während Kisame sich grinsend seinem neuen Gegner zuwandte, griff sich Neji den verwundeten Shikamaru und zog ihn in Sicherheit. „Jetzt sind alle Schäfchen in der Herde.“ Kisame ging in Angriffsstellung. „Ich bevorzuge es ohnehin, nicht nur mit Schwächlingen zu kämpfen. Aber keine Sorge, nachdem ich dich getötet habe, kommen auch die anderen dran. Dabei habe ich noch gar nicht mit dir gerechnet, Kakashi.“ „Ich nehme an, du hast überhaupt nicht mit uns gerechnet“, gab Kakashi nicht weniger amüsiert zurück. „Deine Männer wollten uns ziemlich schnell ans Leder, kaum dass Sakura weg war. Damit hatten wir nicht gerechnet.“ „Schöne Sache, nicht wahr?“ Kakashi nickte. „Sicher. Für uns. Dein Plan geht nicht auf.“ Kisame deutete auf Sasuke. „Der machts keine zehn Minuten mehr, wenn er nicht verarztet wird. Und auf Sakura könnt ihr auch nicht mehr hoffen. Der da ist kein Gegner für mich ...“ Er deutete auf Shikamaru. „Und deine beiden Anhängsel hier sind halbtot. Wer fehlt noch … hmm, Tenten ist mit Sakura untergegangen, und die Blonde treib ich auch noch auf. Also Kakashi, findest du nicht, mein Plan ist doch aufgegangen?“ Kakashi hatte unmerklich schlucken müssen, als er Kisames Worten lauschte. Seine Augen huschten zu Sasuke, und innerlich wurde ihm klar, dass der Akatsuki recht behalten würde. Sasuke lag im Sterben, und Sakura … „Du willst Sakura getötet haben? Niemals.“ „Niemals? Aber wo ist sie dann, Kakashi? Hm? Ihr Herzchen liegt hier und verblutet, aber von Sakura keine Spur. Ich glaube, du unterschätzt mich.“ Und dann, ohne Vorwarnung, griff Kisame Kakashi mit seinem Messer an. Kakashi sprang zurück, war auf diesen Schlag längst vorbereitet gewesen, und holte nun selbst zum Gegenschlag aus. Er versetzte Kisame einen wuchtigen Tritt in die Brust und entwich erneut dem Messerangriff. „Ich habe nichts anderes von dir erwartet“, grinste Kisame, als würden ihm die Schläge nichts ausmachen. Erneut sprang er blitzschnell nach vorne, setzte nun Kakashi zu und entkam mit Mühe einem Angriff von Seiten des Hatake. Der nächste Hieb traf ihm jedoch ins Gesicht, und grinsend wischte sich Kisame das Blut von den Lippen. „Du scheinst nicht eingerostet zu sein“, bemerkte er belustigt. Kakashi verbeugte sich. „Danke für die netten Worte.“ Dann schlug er wieder zu, brachte Kisame zu Fall und musste selbst einen Stich mit dessen Klinge einstecken. Kisame lachte nur und ging einige Schritte rückwärts. „Ist das alles?“, meinte Kakashi kopfschüttelnd, als ihm im Bruchteil einer Sekunde die Knie versagten. „Kakashi!“ Neji, der noch am besten aussah, schnellte nach vorne und fing Kakashi ab. „Was ist?“ „Verdammt“, lächelte dieser zurück, sich seiner Unachtsamkeit bewusst. „Gift ...“ „Hübsche Idee, oder?“ Kisame wirbelte sein Messer in der Hand und visierte Neji an. „Ein schnellwirkendes. Setzt den Gegner außer Gefecht, sobald es nur an der Haut kratzt. Eine wirkungsvolle Waffe, in jeder Hinsicht. Man muss auf alles immer gut vorbereitet sein. Und nun? Nimmst du es jetzt mit mir auf?“ Erwartungsvoll sah er Neji an, der als einziger noch stehen konnte. Kakashi war vollends zusammengebrochen. „Wird es … töten?“ Neji schluckte. Er wusste, dass er gegen Kisame nichts ausrichten konnte. „Nein, wo bleibt denn da der Spaß?“, lachte dieser nur. „Und jetzt stell dich, Neji Hyuuga. Jetzt bist du an der Reihe, in den Ring zutreten.“ Nejis blieb regungslos, als Kisame auf ihn zukam, langsam und ohne Hast. Er wollte seine Pistole ziehen, doch sein Körper versagte ihm den Dienst. „Du machst es mir wirklich leicht.“ Kisame blieb vor ihm stehen. Dann lachte er auf, hob das Messer und stach zu. Doch das einzige, was er traf, war nur Leere. Seine Augen sahen zu dem, der ihn aufgehalten hatte, und zum ersten Mal waren sie es, die sich vor Entsetzen weiteten. „Wir sind noch nicht fertig“, sagte Sasukes eiskalte Stimme, und mit einem einzigen Schlag brachte er Kisame zu Fall. Kapitel 14: Die Rache, die genommen werden muss ----------------------------------------------- „Uchiha“, raunzte der Akatsuki. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, stattdessen blutete er aus Nase und Mund. Er spannte die Schultern, kaum dass er wieder auf den Beinen stand, und knackte mit den Fingern. „Widerlicher Bastard. Du solltest tot sein.“ Neji zog Kakashi mit sich, ließ Sasuke aber nicht aus den Augen. Er sah alles andere als tot aus, eher wirkte er wie eine Bestie, die man freigelassen hatte. Was war geschehen? Seine Schusswunde blutete noch immer, doch er schien es nicht einmal mehr wahrzunehmen. Wie konnte er sich noch auf den Beinen halten? Wie hatte er die Kraft aufbringen können, Kisames Schlag abzuhalten? „Versuch es doch nochmal ...“, hörte er Sasuke sagen. Es war kaum mehr als ein Flüstern, doch lief es Neji kalt über den Rücken. Er musste unwillkürlich schlucken, und in diesem Moment empfand er mehr als nur Respekt vor Sasuke. Er fürchtete ihn. Kisame grunzte, zog die Oberlippe angewidert hoch und reckte sich. „Du glaubst ernsthaft, eine Chance gegen mich zu haben? Dein Freund hat versagt, Kakashi hat versagt. Selbst Sakura hat ...“ Sasuke schnellte nach vorne, ließ Kisame seinen Satz nicht beenden. Die Aura, die ihm umgab, war dunkler noch, als sie jemals zuvor gewesen war. Sasuke handelte nicht mehr mit dem Verstand, versuchte nicht mehr, sich zu kontrollieren. Allein sein Instinkt lenkte ihn, trieb ihn an, ließ ihn durchhalten. Der Instinkt eines Tieres. Eines Mörders. Einer Bestie … Kisame riss die Augen auf und sackte zeitgleich zusammen. Er hatte Sasuke nicht einmal kommen sehen. Nun blickte er irritiert an sich herunter und spürte den Schmerz in seiner Brust. Sein eigenes Messer steckte in ihm, das Gift erreichte sein Herz. Noch einmal sah er auf, sah ihn Sasukes kaltes Gesicht. Das Gesicht seines Richters. Er lächelte. Dann war er tot. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Neji rührte sich als erstes. Kakashi stützend, ging er zu der hünenhaften Leiche, dessen Leben vergangen war. „Es ist vorbei“, sagte Shikamaru, der sich unter Schmerzen zu den anderen Stellte und dabei von Lee gehalten werden musste. „Ist es nicht.“ Sasukes Ton war düster, und sein Gesicht blickte noch immer auf Kisames toten Körper. „Was meinst du?“ Zum ersten Mal ergriff Lee das Wort. Seine dünne Stimme verriet, welche Qualen er in den letzten Tagen durchgestanden hatte. Sein ausgemergelter Körper zeigte die Spuren, die man an ihm hinterlassen hatte. „Es kommt jemand ...“ Kakashi selbst klang nicht besser. Das Gift in seinem Körper wirkte nur kurz, aber er hatte noch immer Probleme sich zu bewegen. Langsam wandte er den Kopf und die anderen taten es ihm nach. „Du ...“ Seine Stimme verlor sich, doch dann schluckte er und ballte langsam die Hände. „Kakuzu.“ „Eine beeindruckende Vorstellung.“ Kakuzu kam den Pfad hinunter auf die Straße und blieb wenige Meter vor der kleinen Gruppe stehen. „Und eine vortreffliche Leistung. Sasuke, ich bin überrascht. Du bist ein richtiger Kämpfer geworden.“ Sasuke knurrte hasserfüllt. Überall würde er dieses Gesicht wiedererkennen – während seiner Gefangenschaft bei den Akatsukis hatte er es nur zu oft gesehen. „Willst du der nächste sein?“, zischte er. Doch plötzlich stand Kakuzu vor ihm, verpasste ihm einen Schlag in seine Wunde und warf Sasuke zu Boden. „Du überschätzt dich.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Kakuzus Gesicht, dann sprang er zurück und blickte die anderen aus sicherer Entfernung an. „Und nein, ich werde nicht der nächste sein. Eigentlich bin ich nur gekommen, um die Lage zu überprüfen. Nun, Kisame sieht nicht gut aus.“ „Er wollte uns töten.“ Neji ergriff das Wort, da Sasuke unter den starken Schmerzen kaum mehr aufstehen konnte. Kakashi nickte. „Ihr habt den Vertrag zuerst gebrochen …“ „Ist das so?“ Kakuzu spannte sich. „Rede weiter!“ „Er hat ...“ Kakashi sah zu Sasuke, dann senkte er den Blick. „Kisame hat Sakura getötet ...“ In Kakuzus Augen funkelte es plötzlich. „Wirklich? Das sind nicht die besten, aber auch nicht die schlechtesten Neuigkeiten. Das ändert … alles. Es bedeutet, dass ihr ...“ Belustigt blickte er sich um, als würde er jeden einzelnen in seiner Kraft abschätzen wollen. „Es bedeutet, dass keiner von euch heute überleben wird.“ Lee erzitterte. Er suchte in Kakashis Augen, was dieser jetzt tun würde, doch seine Angst vor dem Kommenden, schaltete seinen Verstand aus. Genug hatte er in den letzten Tagen erleben müssen, als dass er jetzt noch länger durchhalten würde. „Beruhige dich“, flüsterte Shikamaru ihm zu, doch auch sein Gesicht war noch blasser geworden. Sasuke lag am Boden, unfähig sich zu rühren, und niemand von ihnen hatte Kakuzu noch etwas entgegenzusetzen. „Ja ja“, sagte Kakuzu. „Beruhige dich lieber, junger Mann. Aufregen bringt euch auch nichts mehr. Der Vertrag ist erloschen, ich habe freie Hand. Vielleicht sollte ich ...“ Unerwartet schoss er nach vorne, schlug Lee in den Magen und trennte ihn so von den anderen. „Mit dir beginnen!“ Unter seinem langen Mantel holte Kakuzu ein Katana hervor, das er im gleichen Moment noch gegen Lees Kehle richtete. „Niemand rührt sich!“, rief er triumphierend. Neji brach seinen Angriff ab, doch als Kakuzu zum Schlag ausholte, sprang unerwartet Sasuke auf die Beine. „Ich bin dein Gegner“, sagte er und presste dabei die Hand auf die blutende Wunde. „Oder bist du ein noch größerer Feigling als Kisame es war?“ „Ein Feigling?“ Kakuzu wandte sich Sasuke zu. Sein Griff um den Schaft des Katana verhärtete sich und wütend setzte er zum Hieb gegen Sasuke an. Dieser konnte ihm nur mit Mühe entkommen, doch sah es nicht so aus, als würde Sasuke deswegen aufgeben wollte. „Du hast dich gemacht.“ Kakuzu drängte Sasuke immer mehr in die Enge, bis er ihn schließlich zu Fall brachte. Er hatte einfach zu viel Blut verloren. „Ich erinnere mich, wie du geschrien hast. Das Geheule war kaum auszuhalten. Aus dir ist was geworden.“ „Lass ihn!“, rief Neji plötzlich. „Kämpf gegen mich!“ „Gegen dich? Das ist ein Witz, Neji Hyuuga! Du könntest mir nie das Wasser reichen. Sasuke dagegen … gönne ihm einen ehrenhaften Tod.“ Neji zitterte vor Wut, doch Sasukes Blick sagte ihm, dass er sich zurückhalten sollte. „Sei ein braver Junge“, lachte Kakuzu und blickte wieder zu Sasuke. „Ich möchte dir ein Geschenk machen, weil du ein tapferes Kerlchen geworden bist, Sasuke. Ich weiß, was dich all die Jahre angetrieben hat, gegen die Akatsuki zu kämpfen. Wolltest seinen Tod rächen, nicht wahr?“ Nicht nur Sasuke, sondern auch Kakashi fuhr zusammen. Das Gift ließ nach, doch zu langsam. Er konnte eins und eins zusammen zählen, er ahnte, was Kakuza sagen wollte. „Wolltest Itachis Mörder finden, hm?“ Kakuza beugte sich mit wissenden Augen zu ihm hinunter. Dann flüsterte er. „Ich bin sein Mörder ….“ „Und ich werde deiner sein“, hauchte die eiskalte Stimme von Sakura. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Eine schneebringende Böe zog an der kleinen Gruppe vorbei, doch niemand bemerkte es. Alle Augen starrten auf Sakura, die unweit Kakuzu stand und das gefühlsloseste Gesicht zeigte, dass man je gesehen hatte. Kakashi fuhr sich über den Mund, denn er konnte es einfach nicht glaubten. „Du lebst?“, sprach Kakuzu die Gedanken aller aus. „Hast du wirklich erwartet, Kakuzu, das ich durch Kisames Plan sterben könnte?“ Sakuras Mundwinkel zuckten, als wäre sie über diese Vorstellung amüsiert. „Aber ich gebe zu, dass ich lange gebraucht habe.“ Für einen winzigen Moment, als ihr Blick zu Sasuke glitt, wurden ihre Züge weich. Doch kaum, dass sie sich wieder dem Akatsuki zuwandte, erhärteten sie zu der Maske, die sie ein Leben lang begleitet hatte. „Es war schwer, Tenten zu befreien, ohne ihren Arm zurückzulassen.“ Kakashi und die anderen drehten sich schlagartig um und sahen Tenten, die von Ino gestützt wurde. „Ihr seht schlimm aus“, bemerkte Ino, als würde längst alles überstanden sein. Sie lächelte sogar Shikamaru ermutigend zu, ehe sie Tenten an Neji übergab und ihn in den Arm nahm. „Es tut mir leid“, flüsterte sie liebevoll, dass es nur Shikamaru hören konnte. Dann atmete sie tief durch und sah zu Sakura. Zum ersten Mal wurde klar, wie sehr die Freundinnen einander bedeuteten – denn allein durch Inos Blick schien Sakura zu verstehen, was sie sagen wollte. Sakura nickte kalt, dann sah sie Kakuzu in die Augen. „Pain wird nicht begeistert sein“, sagte sie unerwartet. „Pain?“ Kakashi horchte auf, genau wie Kakuzu und die anderen. Selbst Sasuke schien irritiert. „Natürlich. Er wird wissen wollen, welche Rolle du spielst.“ „Welche Rolle?“, fragte Kakuzu. „Kisame war ein Verräter, Kakuzu. Pain hätte niemals zugelassen, dass der Vertrag gebrochen wird, oder dass die Akatsuki gemeinsame Sachen mit den anderen machen. Du denkst, Pain hätte Kisame befohlen, mich zu töten?“ Sakura lachte auf. „Denkst du das, Kakuzu?“ „Ein Verräter?“ Kakuzu sah hinüber zu Kisames Leiche. „Nein!“ „Doch. Kisame hat es selbst gesagt, als er mir im Wald die Männer der anderen Organisation vom Leib gehalten hat. Ginge es nach, würde er mir am liebsten den Hals umdrehen. Ich war dumm, dass ich das nicht bemerkt habe … mir ist alles viel zu spät klar geworden. Kisame selbst hatte mit den Männern gemeinsame Sache gemacht. Und damit ich ihm glaubte, half er mir. Er hat Pain verraten, und auch die anderen, wer immer sie sein mögen. Kisame hat auf eigene Faust gehandelt.“ „Lüge!“, zischte Kakuzu. „Ach ja? Warst du schon bei Dr. Lambért? Er ist tot, Kakuzu. Das hab ich erst nicht verstanden, aber es war logisch. Er gehörte zu euch.“ Sakura zuckte mit den Schultern. „Pains Ass im Ärmel. Kisame hat ihn getötet, weil er ihn sonst hätte auffliegen lassen. Er hat den alten Mann dummerweise eingeweiht, weil er ein Schwätzer ist. Sicherlich wollte Kisame ganz groß raus kommen. Er dachte, niemand würde es bemerken, wenn er seine Fäden zieht. Am Ende hätte er einfach behauptet, die andere Organisation hätte mich getötet, und ihm wäre keine Wahl geblieben, als auch meine Freunde zu töten. Nur das Problem ist, dass Kisame schon immer kein Denker war. Außerdem ist er schlampig. Er bricht den Menschen immer auf die gleiche Weise die Knochen. Findest du nicht, dass das dumm ist? Und das Gift, das er benutzt, ist auch immer das gleiche. Glaubst du ernsthaft, ich könne es nicht riechen?“ Kakuzu knurrte. „Ein Verräter … hmm, meinetwegen. Der Befehl kam nicht von Pain … Kisame, dieser Idiot!“ Plötzlich lächelte Kakuzu wohlwollend. „Dann hat sich das scheinbar erledigt. Der Vertrag besteht fort.“ „Der Vertrag besteht fort.“ Sakura nickte. Kakuzu zog sein Katana zurück und ließ es unter seinem Mantel verschwinden. Das Aufatmen der anderen war deutlich zu spüren. Shikamaru jedoch bemerkte, dass Ino keineswegs entspannter wurde, obwohl sie vorhin noch beinah fröhlich gewirkt hatte. „Was hast du?“, flüsterte er, so dass ihn niemand sonst hören konnte. Sie standen hinter den anderen, einige Meter von Sakura, Kakuzu und Sasuke entfernt. Jeder glaubte, es wäre endlich vorbei. Ino lächelte matt, als sie Shikamaru ansah. „Sie wird ihn nicht gehen lassen. Sie wird den Vertrag brechen ...“ „Was? Wieso?“ Doch nicht Ino gab ihm die Antwort. Shikamaru sah zu Kakuzu, der ungewöhnlich steif wirkte. „Was hast du vor?“, knurrte er. Sakuras Züge wurden traurig, als wäre sie wieder die Sakura, die ohne ihre teuflische Hälfte lebte. „Ich kann dich nicht gehen lassen ...“, sagte sie matt. „Sakura!“ Es war Kakashi, der einen Schritt nach vorne trat. „Tu das nicht. Lass ihn gehen, Sakura! Wenn du den Vertrag verletzt, dann werden sie kommen und dich töten! Dann schützt dich nichts mehr!“ „Das stimmt, kleine Sakura.“ Kakuzu lachte erleichtert. „Das willst du doch nicht riskieren. Denk an deine Freunde.“ „Das tue ich“, erwiderte Sakura, sah zu Sasuke, der entsetzt zurückblickte und verstand. „Deshalb wirst du heute sterben.“ „Sie leben doch, und es war ein Missverständnis!“ „Ich meine nicht sie. Du hast ihn getötet, Kakuzu. Du bist sein Mörder. Sasuke möchte Rache … und das möchte ich auch.“ „Du reißt euch alle ins Verderben!“ Kakuzu zog sein Schwert und ging auf Abstand. „Du verdammst deine Freunde zum Tod!“ „Nein.“ Plötzlich lachte Sakura wieder auf, doch war es nicht die sanfte, gutmütige Sakura. Es war die Maschine, der Killer in ihr. Die Seite, die keine Rücksicht nahm – die keine Vernunft kannte, und keine Liebe. Sakura sah zu Sasuke, und jeder wusste, dass nur er sie noch aufhalten konnte. Selbst Kakuzu schien sich auf ihn zu verlassen. Selbst er hoffte, ohne einen Kampf davon zu kommen. Doch Sasuke, der selbst die dunkelste aller Seiten besaß, schüttelte nicht den Kopf, hielt Sakura nicht auf. Er atmete tief durch … und nickte. Da zog Sakura ihre Desert Eagle, drückte ab und schickte Kakuzu in die Hölle. Kapitel 15: Die Theorie der zwei Persönlichkeiten ------------------------------------------------- Als Feuerwehr und Polizei am brennenden Haus ankamen, waren Sakura und die anderen längst verschwunden. Kakashi kannte einen Ort, wie er behauptete. Es war längst tiefschwarze Nacht, als sie eine alte, verlassene Hütte erreichten. „Sollten wir nicht lieber in ein Krankenhaus?“, fragte Tenten, als sie Kakashi dabei zusah, wie er Sasukes Wunde nähte und verband. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Ich habe schon schlimmere Dinge genäht. Er wird es überleben.“ Kakashi grinste und gab Sasuke einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Schmerzvoll verzog Sasuke das Gesicht, knurrte Kakashi böse an und ließ sich rücklings auf die schmutzige Decke fallen, die auf dem kalten Boden für ihn ausgebreitet worden war. „Und Lee?“, hakte Tenten besorgt nach. Vorsichtig blickte sie zu ihren Kameraden, die in der anderen Ecke des einzigen Raumes saßen, den diese Hütte besaß. „Sie werden es überstehen. Mach dir keine Sorgen. Leg dich lieber etwas schlafen, du siehst blass aus.“ „Später“, sagte Tenten, ehe sie sich zu Ino und Shikamaru setzte. „Ist sich Kakashi wirklich sicher, dass uns hier niemand finden wird?“ Ino nickte überzeugt. „Vertrau dem alten Mann.“ „Alter Mann?“ Kakashis machte eine beleidigte Schnute, ehe er sich Shikamarus Verletzungen widmete. „Das sieht übler aus, als ich dachte. Ich glaube nicht, dass wir hier ohne einen Arzt weiterkommen. Allerdings ...“ Er machte ein entschuldigendes Gesicht. „Wir können es nicht wagen, jetzt einen Arzt aufzusuchen.“ Shikamaru nickte. Es war zu gefährlich. „Aber ...“ Ino war aufgestanden und sah Kakashi flehend an. „Ohne Arzt wird der Bruch nicht … Kakashi bitte!“ Kakashi schüttelte betrübt den Kopf. „Ich kenne jemanden, der helfen könnte. Aber es ist weit, und unterwegs könnte der Feind an jeder Ecke lauern.“ „Lass mich gehen, bitte Kakashi! Ich kann mich verdeckt halten und beeilen. Niemanden würde es auffallen. Ich hole ihn her!“ „Er würde nie im Leben mit dir gehen. Nein Ino, das kann ich nicht verantworten. Es könnte uns alle töten, wenn dir ein Fehler unterläuft.“ „Er hat Recht“, sagte auch Shikamaru. „Es muss gehen, bis wir einen Plan haben. Ich komme zurecht, wirklich.“ „Aber …“ Ino biss sich auf die Lippen. Sie unterdrückte die Tränen, dann wandte sie sich plötzlich zu Sakura, die schon kurz vor dem Eindösen gewesen war. Der Tag hatte sie allerhand Kraft gekostet. „Sakura“, flehte sie. „Bitte ...“ Sakura seufzte, denn die Müdigkeit hatte sie fast einschlafen lassen. Sie rieb sich über die Augen und sah zu Kakashi. „Lass sie gehen. Sie wird es schaffen.“ Dann schloss sie erneut ihre Lider, als ginge sie das alles nichts an. Ino grinste, als sie Kakashis Gesicht sah. Er zuckte mit den Schultern und nickte. „Wenn Sakura es dir zutraut, dann geh. Hier ist die Adresse.“ Er schrieb etwas auf einen kleinen Zettel und überreichte ihn Ino. „Danke!“ Ino griff sich ihre Jacke und rauschte davon, ehe jemand etwas sagen konnte. „Bist du verrückt!“ Neji schüttelte erbost den Kopf. „Nur weil Sakura es ihr zutraut? Ino könnte nicht wiederkommen, oder uns alle in Gefahr bringen!“ Auch Shikamaru war hin und hergerissen. Doch im Gegensatz zu Neji, vertraute er Sakura und Ino. „Kakashi, bist du ...“ Tenten schluckte schwer. „Bist du dir wirklich sicher, dass es das richtige ist? Wenn jemand Ino angreift, und sie ganz alleine ist ...“ Kakashi lächelte leicht, doch er antwortete nicht. Stattdessen war es Sakura, die sich unerwartet erhob und herzhaft gähnte. Der Wandel in ihrem Verhalten war mittlerweile allen bewusst geworden, und nicht nur der scharfsinnige Shikamaru wusste, dass nicht die freundliche Sakura mit ihnen in der Hütte war. „Ich sorge dafür, dass sie der Arzt begleitet.“ Ohne ein weiteres Wort ging sie an der Gruppe vorbei, blickte nocheinmal zurück zu dem schlafenden Sasuke und verließ die Hütte. Kakashi lächelte noch immer. „Jetzt kannst du dir sicher sein, Neji Hyuuga. Sakura wird dafür sorgen, dass Ino unversehrt zurückkommt.“ Als der Morgen anbrach, ging Kakashi nach draußen, sich seine Füße vertreten. Er lief ein paar mal um die schäbige Hütte herum, als sich Shikamaru zu ihm gesellte. „Du vertraust ihr wirklich?“, fragte er besorgt. Die ganze Nacht über hatte ihn diese Frage gequält. Seine Sorge um Ino war noch größer, seitdem er geglaubt hatte, sie für immer verloren zu haben. „Natürlich.“ Kakashi führte seine zehnte Runde fort. „Du nicht? Ich dachte, du wärst Analytiker. Ist es nicht ein Vergnügen, eine Persönlichkeit wie Sakuras analysieren zu können?“ „Schon“, gab Shikamaru zu. „Aber ich habe das Gefühl, dass in Sakura mehr als eine Persönlichkeit steckt.“ Kakashi lächelte sanft, dann nickte er. „Ja, das ist mir aufgefallen.“ „Erklär es mir“, bat Shikamaru. „Wer ist sie jetzt?“ „Jetzt ist sie Sakura“, sagte Kakashi schlicht, doch er merkte, dass diese Antwort jemanden wie Shikamaru nicht genügte. „Ich habe eine Theorie, seit ich wieder hier bin. Sasuke stimmt mir da zu.“ „Und die wäre?“ „Sakura war 15 Jahre lang ein Monster.“ Kakashi grinste, als Shikamarus Gesicht unverständlich dreinsah. „Als sie ihr Gedächtnis verlor, dann wiederbekam und die Hoffnung hatte, dass sie nie mehr das Monster sein müsste, da spaltete sich ihre Persönlichkeit.“ „Einfach so?“ Shikamaru schien ungläubig, doch Kakashi schüttelte den Kopf. „In Sakuras Leben ist nichts einfach, Shikamaru. Das letzte halbe Jahr hat sie versucht, ihr altes Leben zu vergessen. Doch ihr altes Leben, die ganzen Ereignisse, das war zu viel. Die alte Sakura lässt sich nicht verbannen. Dafür ist sie zu stark und hat zuviel erlebt. Sie ist die Kämpferin, die ihr Leben sichert.“ „Und das heißt?“ „Das Sakura zwei Persönlichkeiten besitzt, bis sie lernt, sich zu akzeptieren.“ „Und jetzt läuft die gefährliche Sakura mit Ino durch die Gegend?“ Shikamaru fröstelte es. Langsam schien er zu verstehen. „Ja“, sagte Kakashi. „Und im Moment müssen wir darüber froh sein. Die freundliche Sakura kann niemanden beschützen, kann nicht klar denken, wenn die Geschehnisse sie übermannen. Die … nennen wir sie die weniger freundliche Sakura … kann dagegen Dinge, die niemand von uns jemals können würde. Mit Ausnahme von Sasuke vielleicht, doch er hätte Ino in seinem Zustand nicht begleiten können.“ „Das beruhigt mich jetzt nicht, Kakashi. Und wenn deine weniger freundliche Sakura Ino fallen lässt?“ „Warum sollte sie das tun?“ Kakashi wurde ernst. „Versteh doch, Shikamaru. Ino und Sakura waren schon Freunde, bevor sie ihr Gedächtnis verloren hatte. Selbst wenn Sakura sich … gegen uns wenden sollte, selbst wenn sie … ihre Liebe zu Sasuke vergessen sollte – Ino würde sie niemals im Stich lassen. Ino war da, als sie noch das Monster war, und egal was passieren sollte – Ino würde die letzte sein, die sich vor Sakura fürchten müsste. Wir anderen dagegen ...“ Shikamaru nickte, denn er hatte begriffen. „Wir anderen spielen mit dem Feuer.“ Die Tür wurde geöffnet und Shikamaru erschrak unmerklich. Sasuke trat zu ihnen heraus und warf Kakashi einen vielsagenden Blick zu. „Sie kommen“, lächelte Kakashi und streckte sich genüsslich. Dann drehte er um und ging zurück ins Innere. Shikamaru folgte ihm, doch beschäftigte er sich mit einer anderen Frage. Woher hatte Sasuke das Wissen können ... Dr. Fushigisan war nicht begeistert, dass Ino und Sakura ihn hergebracht hatten. Doch Kakashis aufbauende Worte taten das Nötige, um ihn zu beschwichtigen. „Ich bin seit 10 Jahren im Ruhestand“, brummte Fushigisan. Er meinte damit nicht nur seine Tätigkeit als Arzt sondern auch als Anbumitglied. Umso genervter war er, als Ino ihn im Auftrag Kakashis geholt hatte. „Das sieht ziemlich schlecht aus.“ Er beäugte sich Shikamarus Hand ganz genau, fühlte jede einzelne Sehne und tastete jeden Knochen. Shikamaru musste an sich halten, um dabei nicht zu schreien. Die Schmerzen waren entsetzlich. „Gut.“ Der Doktor wischte seine Hände an einem Tuch und ließ die Finger knacksen. „Ich nehme an, ihr werdet nicht mit mir nach Hause kommen … Nein Kakashi, ich möchte nur ein Ja oder Nein hören. Zieh mich in keine Geschichte rein, in die ich absolut nicht will!“ Kakashi nickte grinsend. „Nein, es muss hier gemacht werden.“ Shikamaru wurde bleib, genau wie Tenten und die anderen. Lediglich Sasuke und Sakura sahen teilnahmslos aus. „Schön, dann brauch ich jemand, der ihn festhält ...“ Ino trat nach vorne, doch der Doktor schüttelte den Kopf. „Jemanden mit ausreichend … Kraft. Außer meinen Händen habe ich nichts dabei. Also auch kein Betäubungsmittel.“ „Ich übernehm das.“ Kakashi grinste noch immer, derweil Shikamaru schon grün wurde. Er war Analytiker und seine Außeneinsätze beschränkten sich auf ein Minimum. Das hieß auch, dass er mit Knochenbrüchen nicht viel am Hut hatte. Der Doktor nickte einverstanden, dann sah er tröstend zu Ino. „Kannst ihm ja was nettes sagen, damit er abgelenkt ist“, schlug er ernsthaft vor. „Bitte!“, stieß Shikamaru nun hervor. „Können sie's nicht einfach machen, und gut ist?“ „Sicher, Junge. Nur keine Ungeduld. Also dann ...“ Er nahm sich Shikamarus Hand, währenddessen sich Kakashi hinter ihn stellte. „Ich zähle bis drei, dann bring ich das wieder ins Lot. Wird ein wenig wehtun, aber danach ist das … Gröbste überstanden.“ Shikamaru nickte, als der Doktor auch schon anzählte. „Eins“, sagte er, holte tief Luft und noch bevor die Zwei kam, richtete er Shikamarus Hand. Dieser schrie vor Schmerzen auf, ehe er für einen kurzen Moment das Bewusstsein verlor. „Tja, ist eine schnelle Sache, wenn man es drauf hat.“ Fushigisan grinste überheblich. „Wie auch immer, er wird dennoch zu einem Arzt müssen. Ich habe euch nur etwas Zeit verschafft. Aber ich gebe euch eine Adresse … mehr kann ich nicht tun.“ „Danke“, sagte Kakashi erleichtert. „Ich bringe dich noch ...“ „Lass mal stecken, Hatake. Ich bin froh, wenn ich nicht mehr in eurer Nähe sein muss.“ „Gut, dann begleite ich dich nur noch hinaus.“ Kakashi und der Doktor verließen die Hütte, und Ino stürmte gleich auf Shikamaru zu, der langsam wieder zu sich kam. „Wie geht’s dir?“, fragte sie mitfühlend. „Passt schon“, krächzte Shikamaru nur. „Werds überleben.“ Die Tür öffnete sich und nachdenklich kam Kakashi zurück. Er seufzte schwer und las abermals die Adresse in seiner Hand. „Was ist?“, fragte Neji aufmerksam. „Stimmt was nicht?“ Kakashi sah betrübt aus. „Die Adresse muss eine Falle sein, ich bin mir sicher.“ „Eine Falle? Du meinst, er war ein Verräter?“ Kakashi nickte, dann sah er sich verwirrt um. Neji tat es ihm gleich. „Wo sind Sakura und Sasuke? Wann haben sie denn die Hütte verlassen?“, fragte er und zog die Augenbrauen kraus. Doch in diesem Moment hörte man in einiger Entfernung einen dumpfen Schuss, und Kakashi seufzte abermals. „Ein Verräter, wie ich es mir gedacht habe.“ Kapitel 16: Das Paradies, das andere Alltag nannten --------------------------------------------------- „Das Land verlassen?“ Kakashi wusste nicht, ob er Neji richtig verstanden hatte. „Ist das dein ernst?“ Es war der dritte Tag, den die kleine Gruppe in der verwitterten Hütte verbrachte. Sie hatten ein paar Hasen erlegt und den Schnee über einer Feuerstelle erhitzt, damit sie das schützende Versteck nicht verlassen mussten. Wogegen sie jedoch nichts ausrichten konnten, war die Kälte – es herrschten Minustemperaturen, und weder konnten sie die Hütte heizen, noch war sie sonderlich gut isoliert. Das sie überhaupt durchhielten, verdankten sie nur dem Umstand, allesamt gut trainiert zu sein. „Und du glaubst, das wärs dann?“ Shikamaru schüttelte den Kopf. Mittlerweile hatte er sich erholt, wenn er auch immer noch sehr geschwächt war. „Wir wissen noch immer nichts über den Feind außer den Andeutungen von Pain. Ich halte es nicht für ratsam, voreilig zu handeln, Neji. Sie würden uns aufspüren, egal wohin wir gehen.“ „Das weißt du nicht. Und die Alternative ist kein Stück besser. Hier werden wir irgendwann erfrieren. Selbst wenn du und ich durchhalten, aber was ist mit Tenten und Ino?“ Flüchtig blickte er auch zu Sakura, die jedoch nicht den Anschein erweckte, überhaupt zu frieren. „Da hat er recht“, sagte diese nun, kaum das Inos Name fiel. „Und irgendwann werden sie uns auch hier finden. Es ist alles nur eine Frage der Zeit. Aber ich gebe Shikamaru recht – egal wohin wir gehen, sie werden uns jagen.“ „Und was schlägst du vor?“, fragte Kakashi an Neji gewandt. „Japan“, gab dieser promt zurück. „Sakura kann nicht nach Japan!“ Es war Ino, die die Stimme erhoben hatte. Zitternd saß sie an Tenten gekauert und hielt eine kaputte Tasse mit heißen Wasser in den Händen. „Das weißt du, Neji!“ Neji zuckte mit den Schultern, doch fing er sich sogleich einen bitterbösen Blick von Tenten ein. „Ohne Sakura und Sasuke überleben wir keine fünf Tage! Und ich glaube auch nicht, dass Kakashi nach Japan gehen würde ...“ Als sie ihn fragend ansah, schüttelte er seinen grauen Schopf. „Ich bleibe bei Sakura und Sasuke.“ „Genau wie ich!“, sagte Ino, und auch Shikamaru nickte. „Ich will auch bei ihnen bleiben“, meinte Tenten leise. Neji knurrte unmerklich, beließ es aber dabei. „Wohin dann?“ „Ich kenne da einen hübschen Ort“, sagte Ino unerwartet und grinste breit. Alle Augen waren auf sie gerichtet. „Das Ferienhaus meiner Eltern. Natürlich weiß niemand, dass es eines gibt.“ Kakashi musste grinsen. „Klingt gut. Wo ist es?“ Ino lächelte breit. „Sizilien.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es machte nicht nur Kakashi stutzig, dass sie unbehelligt den Flughafen erreichten und sicher ins Flugzeug steigen konnten. Jeden Moment rechnete er mit einem Angriff, und das dieser ausblieb, versetzte ihn nur noch mehr in Alarmbereitschaft. „Entspann dich doch endlich mal!“, sagte Ino gut gelaunt. „Es wird schon keiner das Flugzeug kapern!“ „Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.“ Ino zog eine Schnute und deutete auf einige Sitzreihe weiter vorne, wo Sakura und Sasuke saßen. „Was glaubst du, warum die beiden abwechselnd sooft aufs Klo gegangen sind? Dreimal in einer Stunde? Das kann sogar ich mir zusammenreimen!“ Kakashi seufzte und blieb Ino eine Antwort schuldig. Stattdessen wandte sich ihr Tenten zu, die mit ihr, Shikamaru, Neji und Lee in der mittleren Sitzreihe saßen. „Ihr kennt euch gut, oder?“, fragte sie flüsternd. „Du und Sakura, mein ich.“ Ino nickte stolz. „Klar, wir sind schon lange befreundet. Ich weiß am besten, wie sie tickt.“ Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als Neji seinen Kopf ungläubig schüttelte. „Glaubst du mir nicht? Frag mich doch was, hm? Stell mich auf die Probe!“ Neji brummte nur. Es schien, als hätte er keinerlei Interesse an dieser Unterhaltung. Seine Abneigung gegenüber Sakura hatte sich nach wie vor nicht geändert. Dann jedoch schnaubte er verächtlich und schob seinen Kiefer nach vorne. Herausfordernd sah er Ino an. „Gut, wie viele Menschen hat Sakura getötet?“ „Neji!“ Tenten sah ihn entsetzt an, und auch Kakashi horchte auf. „Was?“, fragte Neji abschätzig. „Ich denke, sie würde alles wissen? Aber das ist wohl etwas, was unter den Tisch fällt, hm? Über so etwas reden beste Freundinnen wohl nicht.“ „Du bist ein Mistkerl“, sagte Ino leise, und alle Freude war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie ließ sich matt in ihren Sitz sinken und blickte Neji betrübt in die Augen. „Soviel Hass hat sie nicht verdient! Sie hat dir das Leben gerettet, sie hat uns allen das Leben gerettet. Ich finde, dass sie etwas mehr verdient, als das du bereit bist zu geben, Neji Hyuuga. Und bevor … bevor du wieder deinen großen Mund aufmachst, und wieder deine Zorn erfüllten Worte sprichst … es waren weit über 100 Morde, die sie begangen hat. Sie hatte den Mut, es mir zu sagen. Und du?“ Ino lächelte bitter. „Hast du diesen Mut auch? Wie viele Menschen stehen auf deiner Liste?“ Plötzlich war alles still. „Was meinst du damit?“ Tentens Stimme zitterte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Genauso wenig wie Neji, dessen Augen leer geworden waren. „Was will Ino damit sagen, Neji?“ „Soll ich es ihnen sagen, Neji, oder hast du den Mut es alleine zu tun? Den Grund zu nennen, warum du Sakura so abgrundtief zu hassen scheinst? Sie hat sich erinnert, weißt du? Und trotzdem hat sie es nur mir gesagt, niemanden sonst. Nicht einmal Sasuke, und nicht einmal dir. Sakura hat dir den Rücken freigehalten, obwohl du genauso die Kugel verdienen würdest wie sie, zumindest wenn es nach deinen Maßstäben geht!“ „Ich ...“ Neji presste die Lippen aufeinander und sah starr auf den Sitz vor ihnen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, dann fuhr er sich wütend über das Gesicht. „Was geht’s dich an, Yamanaka! Was weißt du schon?“ Ino wollte gerade den Mund aufmachen, als Sakura neben ihnen auftauchte. Ihre kalten Augen brachten selbst die Blonde zum Schweigen. „Genug, Ino“, sagte sie leise. „Wir sind nicht allein, und japanisch zu sprechen ist kein Schutz vor offenen Ohren. Außerdem ...“ Sie sah zu Neji, der sich kein Stück gerührt hatte. „Ist es allein seine Sache. Wir tragen alle Geheimnisse mit uns herum, und manche … sollten auch geheim bleiben.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Es ist ein Traum!“, sagte Tenten, kaum dass sie das Ferienhaus der Yamanakas erreichten. „Das ist doch eine Villa, oder?“ „Natürlich“, sagte Ino hochmütig und ging erhobenen Hauptes voran. „Sie wurde leicht restauriert und ist aus dem 18. Jahrhundert. Das Anwesen umfasst 8000 m² und hat exklusiven Zugang zum Strand.“ Augenzwinkernd sah sie Sakura an. „Aber ich verrate dir nur, wo es langgeht, wenn wir shoppen gehen.“ „Shoppen?“ Sakuras eisige Stimme jagte selbst Kakashi einen Schauer über den Rücken, dann jedoch sah Sakura zu Sasuke und begann unerwartet zu grinsen. „Und danach zum Meer?“ Sasuke nickte einfach, als wäre ihm Sakuras Launenwechsel nicht aufgefallen. Die anderen dagegen schluckten schwer, und auch Kakashi brachte keine Einwände hervor. Für den Moment, so glaubte er, hatten sie die freundliche Sakura wieder. Und er fand, dass sie es sich selbst am meisten verdient hatte. „Das ist euer Zimmer“, sagte Ino, die wie ein Reiseführer voranging und die kleine Gruppe durch die Räume führte. Sie sah dabei Sasuke und Sakura an und nickte in den Raum zu ihrer linken. „Er müsste ganz nach eurem Geschmack sein. Keine Kameras, aber Videoüberwachung in jeden anderen Raum.“ Ino lachte. „Das Schlafzimmer meiner Eltern ...“, erklärte sie. „Hier schlafen wir, Shikamaru … das ist mein altes Kinderzimmer.“ Sie deutete nach rechts und öffnete die Tür. Die knallrote Farbe der Tapete stach ihnen dabei fast die Augen aus. „Wenns sein muss“, maulte Shikamaru, der schnell wieder in sein gelangweiltes Muster gefallen war. „Hier sind noch zwei Gästezimmer ...“, erklärte Ino, als sie weitergingen. „Ich weiß nicht, wie ihr sie euch … aufteilt.“ Während Neji unberührt blieb, liefen Lee und Tenten rosa an. „Mal schaun“, sagte die Brünette nur und wandte sich einem anderen Raum zu. „Das Bad?“ Kaum das Ino nickte, entschuldige sie sich und verschwand eilends. „Unten sind noch zwei Bäder und im zweiten Stock ist auch noch eines“, erklärte Ino. „Dann haben wir im Erdgeschoss noch die Küche und das Wohnzimmer, einen weiteren Videoüberwachungsraum und den Speisesaal. Im dritten Stock sind leere Kammern und ein dritter Überwachungsraum. In den Garagen müssten eine Handvoll Autos stehen, und in der Parkanlage gibt es einen abgesicherten Bereich für Trainingskämpfe und Schießübungen.“ Ino kicherte über die Gesichter der anderen. „Ich sagte ja, die Villa wurde restauriert, naja, und modifiziert. Wenn wir Langeweile haben, zeig ich euch den Keller ...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)