SoulBlade von ExeonAureas ================================================================================ Kapitel 4: Verloren in den Wäldern ---------------------------------- Etwas wehmütig blickte Melody zum Horizont. Die Sonne ging gerade auf und außer dem melodischen Gezwitscher der Vögel, war nichts zu hören. Sie hatte die gesamte Nacht damit verbracht, die Schulmauer hinaufzuklettern, doch als sie es endlich geschafft hatte, kam sie nicht mehr hinunter. So saß sie nun schon seit einigen Stunden dort fest. Ein trauriges Seufzen entglitt ihr. Sie zog ihre Knie näher zur Brust und legte die Arme darauf, in welchen sie ihr Gesicht vergrub. Plötzlich ertönte von unten Nekus Stimme: „Da bist du ja!“ Er sprang hinauf und landete etwas unbeholfen neben ihr. „Du vermisst ihn, oder?“ Geschockt blickte sie zu Neku auf und nickte nach kurzem Zögern. Neku setzte sich im Schneidersitz hin und beobachtete zwei Vögel, die aufgeregt umeinander herflogen. „Er ist gerade mal einen Tag weg und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit...“, murmelte sie leise. Ihre Stimme klang heiser und verheult. Neku legte eine Hand tröstend auf ihre Schulter. „Du liebst ihn, oder?“, fragte er. Melody nickte nur. Neku seufzte und suchte nach den richtigen Worten. „Ich... ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dir sagen könnte, um dich zu trösten. Ich kann dir nicht garantieren, dass ihr beiden zusammenkommt, nur, dass er wiederkommt.“ Sie schaute Neku wieder an und starrte ihm tief in seine Augen. „Ich hab' ihn geküsst und weißt du, wie er reagierte? Er hat mich weggestoßen und meinte, er müsse los. Wahrscheinlich sehen wir ihn nie wieder...“ Während sie das sagte, rannen ihr Tränen über die Wangen, die sie hastig mit ihrem Ärmel wegwischte. Neku versuchte sie zu beruhigen. „Du weißt besser als ich, dass Exeon nicht der Typ ist, der sowas macht. Außerdem hat er versprochen, dass er wiederkommt und uns bei unserer Prüfung anfeuert.“ Das Mädchen zog die Nase hoch und stimmte ihm zu. „Du hast Recht, 'tschuldige...“ „Schon okay“, erwiderte er mit einem verständnisvollen Lächeln. Gequält erwiderte sie das Lächeln und lehnte sich mit dem Kopf gegen seine Schulter, wo sie nach wenigen Minuten einschlief. Sanft stupste Neku ihr gegen den Kopf, aber sie schlief seelenruhig weiter. Hat sie etwa die ganze Nacht hier verbracht? Zögernd legte er seinen Arm um ihre Schulter und passte auf, dass sie nicht hinunter fiel. Exeon erwachte inmitten eines dichten Waldes. Um ihn herum ragte Baum um Baum in die Höhe und in den Baumkronen konnte er kleine Tierchen ausmachen, die aufgeregt umherhuschten. Kleine Lichter flogen umher und hinterließen einen langen Lichtschweif. Dank dem, mit Moos bedecktem, sanften Boden unter ihm, war die Landung dieses Mal auch deutlich angenehmer. Er stand auf und klopfte sich Dreck und Blätter von der Kleidung. „So, wo bin ich diesmal gelandet?“ Neugierig ließ er den Blick umherschweifen und konnte inmitten des Dickichts eine Art Durchgang erkennen und da er sonst nichts anderes entdecken konnte, schritt er geradewegs auf diesen zu. Bei jedem Schritt sank er leicht im weichen Boden ein. Dahinter wartete eine kleine Lichtung auf ihn. Ein sanfter Lichtstrahl schien auf einen Baumstumpf, neben dem ein menschliches Skelett lag. Die Knochen wirkten trocken und gebrechlich, das Skelett war in eine grüne, mit Moos bewachsene und löchrige Tunika gekleidet. Dahinter ragte ein Langschwert aus dem Boden, dessen Klinge bereits zu rosten begann. Am blauen Griff befand sich ein Goldornament, welches bereits verblasste und eher grau wirkte. Ein Spiegelschild mit rotem Rand lehnte an der Waffe, der Spiegel selbst war gesprungen und ebenfalls schon von Rost befallen. Unter dem Schild lag eine große Spiegelscherbe, die wohl hinausgefallen war. Eine alte Eule flatterte an Exeon vorbei, was ihn ziemlich erschreckte, und landete auf dem Schwertgriff. Von dort starrte sie den Grünschopf an und heulte laut. „Der hat's wohl nicht lebend raus geschafft“, merkte Exeon etwas taktlos an. Er ging an den Überresten vorbei, zum nächsten Durchgang, drehte sich allerdings noch einmal um und musterte die Knochen nochmals. „L-lagen die nicht gerade noch anders?“ Er klang etwas ängstlich. „Das bild' ich mir sicher nur ein...“, versuchte er sich einzureden, schüttelte den Kopf und ging wieder weiter. Plötzlich vernahm er hinter sich seltsame Laute und die Eule flog hastig an ihm vorbei. Leicht zitternd wandte er sich wieder um und erschrak. Das Skelett erhob sich gerade und nahm den Schild in die Hand. Staub und Dreck rieselten daran hinab, während es sich langsam bewegte. Während Exeon noch immer wie erstarrt da stand, griff der Untote nun auch nach dem Schwert und stellte sich kampfbereit vor Exeon. Völlig unerwartet sprang es in die Luft und stürzte mit ausgestreckter Waffe über ihm hinab. Exeon hechtete zur Seite und zog nun ebenfalls sein Schwert. Das Skelett richtete sich auf und schlug vertikal nach ihm. Der Grünschopf konnte den Schlag nur mühevoll abwehren. Wow, für einen Haufen Knochen hat das Ding ziemlichen Wumms in seinen Angriffen. Er ließ seine Klinge an der seines knochigen Gegners hinuntergleiten und holte zum Gegenangriff aus. Gekonnt hob der Untote seinen Schild und ein metallisches Klirren ertönte beim Aufprall von Exeons Schlag. Ruckartig stieß das Skelett seinen Schild nach vorne und brachte damit den Jugendlichen aus dem Gleichgewicht. Mit einem Satz hievte sich das Gerippe in die Luft und schlug, im Salto, nach Exeons Kopf. Im letzten Moment fand der Grünschopf wieder festen Stand und konnte dem Angriff so knapp entgehen. Die Klinge sauste rasend schnell an seinem Kopf vorbei und trennte ein paar seiner Haare ab. Exeon konterte mit einem Wirbelangriff, der das, noch landende Skelett, am Rücken traf und wegschleuderte. Während es sich aufraffte, bildete Exeon eine Aurasphäre in seiner Hand, die er auf das Gerippe abfeuerte und erneut umwarf. Es herrschte kurzzeitig Stille, bis sich der Untote wieder aufrichtete. Seine glühend roten Augen schienen den Grünschopf regelrecht zu durchbohren. Es ließ seine Waffe sinken und nickte anerkennend. Danach stapfte es in die Richtung, aus der Exeon gekommen war und verschwand im Dickicht des Waldes. Erleichtert atmete der Grünschopf auf und packte seine Waffe weg. Er drehte sich um und zuckte vor Schreck zusammen. Hinter ihm stand ein Junge, der etwas kleiner war als er selbst und ihn interessiert mit seinen braungrünen Augen musterte. Er hatte braunes, zerstrubbeltes Haar und trug, ähnlich wie das Skelett, eine grüne Tunika. Um seinen Rücken war ein Köcher mitsamt Bogen geschnallt, an seiner Hüfte hing eine scharfe Eisenaxt. „Woah, w-wer bist du?“, fragte Exeon erschrocken und beäugte den Jungen ebenfalls. Dieser betrachtete den Grünschopf noch eine Weile, bevor er sprach: „Du hattest Glück, dass er von dir abgelassen hat. Schon zu Lebzeiten gab es niemanden, der sich mit ihm messen konnte... Anscheinend ist etwas von seinem alten Bewusstsein zurückgekehrt, ansonsten hätte er bis zu deinem Tod weitergemacht.“ Zu sich selbst murmelte der Junge: „Mich wundert es, dass er überhaupt angegriffen hat... Vermutlich ist es schwierig in seiner Form die Kontrolle zu bewahren...“ Plötzlich schaute er auf, als hätte er gemerkt, dass er abschweifte. „Oh, Verzeihung, du hattest nach meinem Namen gefragt. Ich bin Codric. Aber... wer bist du?“ „E-exeon“, antwortete der Grünschopf etwas überfordert. Das alles ging ihm etwas zu schnell. „Du scheinst den Knochenhaufen ja gut zu kennen“, merkte Exeon an und zeigte mit dem Daumen hinter sich. Codric blickte einen Moment zu Boden, dann sah er hoch und sprach wieder: "Ich kenne ihn, ja... Vor allem kannte ich ihn schon, als er noch lebte. Er starb vor ein paar Jahren - der Fluch des Waldes machte ihn zu dem, was er heute ist.“ Er besah den sichtlich verwirrten Exeon mit einem seltsamen Blick. „Von wo stammst du? Eigentlich kennt jeder hier seine Geschichte, demnach scheinst du von einem sehr weit entfernten Ort zu stammen.“ Exeon kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Weit entfernt trifft's ziemlich gut.“ Mehr zu sich selbst sagte er: „Anscheinend bin ich wieder in einer anderen Welt. In der vorherigen gab's keinen Wald. Aber es sieht auch nicht wirklich nach dem Zedori-Forst aus...“ Er seufzte kurz und richtete sich wieder an Codric: "Du weißt nicht zufällig wo ich hier bin?“ „Wir befinden uns in den verlorenen Wäldern, weit im Osten Hyrules. Eine andere Welt, sagtest du?“ Er überlegte kurz und murmelte: „So etwas wie Termina?“ Zu Exeon sprach er weiter: „Woher kommst du denn nun? Wenn du nicht weißt, wo du bist, wie bist du dann hierher gelangt?“ Laut seufzend ließ sich Exeon auf dem Baumstumpf nieder und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, bis sie den Nacken erreichten. „Das ist etwas... schwer zu erklären.“ Nun war es Codric, der ihm einen verwirrten Blick schenkte. Exeon griff in seine Hosentasche und kramte den Sternensplitter hervor, den er hoch ins Licht hielt, wodurch er bläulich schimmerte. „Dieser Kristall hat mich irgendwie hergebracht“, versuchte der Grünschopf zu erklären. „Ich hab' keinen Schimmer, wie das Ding funktioniert. Es leuchtet einfach und schwupps - Neue Welt.“ Gespannt lauschte Codric seinen Worten und musterte den Sternensplitter. Die Tatsache, dass es andere Welten gab, ließ ihn wohl kalt. „Hm... ich frage mich, ob er dich willkürlich umherschickt, oder ob es vielleicht gezielt ist...“ Nachdenklich rieb er sich das Kinn und schaute nun wieder zu Exeon. „Wie dem auch sei, was willst du nun tun? Da du unabsichtlich hier gelandet bist, hast du vermutlich auch kein Ziel.“ Exeon zwang sich ein kurzes Lächeln auf und antwortete: „Na ja, entweder ich warte, bis das Mistding mich nachhause bringt, oder...“, mit einem Satz stand er auf und sprach weiter: „... ich mach das Beste aus meiner Situation un--“ Er stockte mitten im Satz, als er plötzlich eine feindliche Aura spürte. Aus dem Dickicht heraus sprangen einige Another, die mit ihren Klauen nach den beiden schlugen. Blitzschnell zog Exeon sein Schwert und erledigte mit einem Streich gleich zwei der Monster. Interessiert musterte Codric die Monster. „Solche Wesen habe ich bisher noch nie gesehen. Was sind das?“ „Another“, gab Exeon knapp zurück und besiegte bereits den nächsten. Aus dem Dickicht kamen noch mehr Another gestürmt. Plötzlich ertönte lautes Geheul und zwei wolfsartige Another huschten auf die beiden zu. „Uh, ihr seid neu“, merkte Exeon voller Neugier an und begutachtete die Monster. Anders als ihre Artgenossen besaßen diese Another ein violettes Fell. Mit ihren langen Gliedmaßen hiebten sie nach Exeon und Codric und verfehlten nur knapp mit ihren scharfen Klauen. Besorgt drehte sich Exeon zu dem Jungen. „Kommst du mit denen klar, Codric?“ „Ich denke schon. Schließlich trage ich die hier nicht nur zur Zierde.“ Er nahm seine Axt in die Hand und attackierte den wolfsartigen Another. „Na dann...“ Exeon zückte seine Klinge und schlug mehrmals nach seinem Gegner. Mit wilden Bewegungen wich dieser immer wieder aus und schwang bedrohlich mit seinen Klauen umher. Mit einem Sprung beförderte sich der Grünschopf über die Bestie und feuerte einen Aurablitz auf diese. Bei der Landung stand sie wie gelähmt da, was Exeon zu seinem Vorteil nutzte. Mit einem gekonnten Hieb zerteilte er das Biest und schaute nun Codric zu. Dieser wich den Angriffen des zweiten Anothers aus und schien sein Angriffsmuster zu beobachten. In einem Moment der Unachtsamkeit schwang Codric seine schwere Axt vertikal und trennte damit den Arm des Gegners ab. Noch bevor dieser etwas tun konnte, schlug Codric erneut zu und enthauptete ihn. Der leblose Körper sackte zusammen und löste sich in dunklen Rauch auf. „Nicht schlecht“, flüsterte Exeon und grinste. Dieses verging ihm allerdings recht schnell, als noch mehr Another aus den Tiefen des Waldes kamen und bedrohlich knurrten. „Verdammt, das werden einfach nicht weniger...“ Codric heftete seine Axt wieder an den Hüftgürtel und sprach zu Exeon: „Das sind zu viele, das würde zu lange dauern.“ Er rannte los und rief: „Komm mit, ich kenne einen Ort, an dem wir sicher sind.“ Verdutzt schaute Exeon ihm nach. Er zuckte mit den Schultern und folgte ihm hastig, dabei feuerte er noch einige Aurasphären hinter sich, um ihren Gegnern die Verfolgung zu erschweren. Nach einiger Zeit blieb Codric auf einer kleinen Lichtung stehen. Exeon erreichte diese kurz darauf und stützte sich auf seinen Beinen ab. „Puh... die wären... wir los“, sagte er keuchend und nach Luft ringend. Nachdem sich seine Atmung beruhigt hatte, schaute er sich etwas um. Vor ihnen befand sich etwas, das an eine zerstörte Treppe und einen Eingang erinnerte. Das Steingebilde war überwuchert von Ranken, die sich verlangend zum Himmel streckten. Es wirkte, als läge Trauer in Codrics Augen. Zu sich selbst murmelte er: „Wie lang war ich nicht mehr auf dieser Lichtung?“ Exeon stellte sich neben ihn und legte tröstend eine Hand auf seine Schulter. „Du kannst später in Erinnerungen schwelgen, jetzt sollten wir erstmal weiter.“ Exeons Worte wurden durch das Geheul der Another verstärkt. Er nahm etwas Anlauf und hechtete die Überreste der Treppe hoch. Kurz darauf folgte auch Codric. Mit beruhigender Stimme sagte er: „Keine Sorge, bis zur Lichtung dringen sie für gewöhnlich nicht vor. Da drin... “, er deutete auf den steinernen Eingang vor ihnen, „... ist es vermutlich gefährlicher als hier.“ „Okay... ich will nur mal kurz reinschauen.“ Exeon konnte seiner Neugier nicht widerstehen und trat durch den steinernen Torbogen, dicht gefolgt von Codric. Die beiden standen nun in einem, nach oben hin, offenen Raum, dessen Wände von Efeu und Moos geziert waren. An den Seitenwänden ragten zwei Bäume in die Höhe und gegenüber des Eingangs stand eine steinerne Bedachung hütend vor einer Holztür. „Ist doch recht hübsch hier. Und hier drin soll es wirklich gefährlich sein?“, wollte Exeon sich vergewissern. Codric nickte bedacht. „In der Tat. Außer Monstern gibt es hier nichts mehr zu entdecken. Es gab hier zwar mal einiges zu holen, aber das war bevor ein... Bekannter von mir hier war.“ Exeon setzte ein keckes Grinsen auf. „Da du dich hier ja recht gut auskennst, könntest du ja mitkommen und dafür sorgen, dass ich mich nicht verlaufe.“ Darauf erwiderte Codric nur: „Hm... ich war nur einmal da drin und das ist ewig her...“ Er schritt langsam auf den Tempeleingang zu. „Aber wenn du dennoch rein möchtest, komme ich mit.“ Exeon überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Nah, muss nicht se--“ Er vernahm plötzlich eine schockierend starke Aura im Inneren des Tempels. Sein Gefühl sagte ihm, sich davon fernzuhalten doch irgendetwas an der Aura faszinierte ihn. Sie erinnerte ihn an seine eigene. Er atmete tief durch. „Ein Blick schadet ja nicht?“, sagte er schief grinsend und öffnete die Tür. Hinter der Tür wartete ein recht kurzer Gang, den sie gemeinsam durchquerten, bevor sie in einer großen Halle stehen blieben. Mittig waren vier Fackeln in einem Quadrat aufgestellt. Eine rote, eine blaue, eine grüne und eine lila Flamme brannten und hüllten die Halle in ein regenbogenartiges Licht, das dem Raum eine mystische Atmosphäre verlieh. Rechts und links lagen erhöht, jeweils eine Plattform. Alles war überwuchert mit Kletter- und Schlingpflanzen und überall lagen Gesteinsbrocken verteilt. „Sieht so aus, als hätte hier irgendetwas gewütet“, bemerkte Exeon. Er trat einen Schritt vor, als plötzlich eine dickflüssige, grüne Flüssigkeit von der Decke, vor ihm heruntertropfte. „Eww...“, sagte der Grünschopf, das Gesicht vor Ekel verziehend. Die beiden blickten zur Decke und entdeckten mehrere kleine, spinnenartige Monster. Ihre Klauen hatten sich fest in den Stein gekrallt und ihre sanften Atembewegungen deuteten darauf hin, dass sie wohl schliefen. Codrics Augen weiteten sich. „Gohmas...“, keuchte er erschrocken. „Gohmas?“, wiederholte Exeon fragend. „Ein arachnider Parasit. Für gewöhnlich nisten sie sich im Inneren von Bäumen ein und entziehen diesen dann die Nährstoffe, bis der Wirt abstirbt“, erklärte er. „Sie sollten keine Bedrohung für uns darstellen. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Abgesehen davon sind das Jungtiere. Wenn etwas mehr als doppelt so groß ist wie sie, halten sie sich für gewöhnlich fern. Solange wir sie nicht angreifen, werden sie also nichts tun. Es scheint ohnehin so, als würden sie schlafen.“ Codric schaute zu Boden und fuhr sich unruhig durchs Haar. „Ich wusste nicht, dass sie noch leben. Ich dachte eigentlich, es wären damals alle gestorben... Wenn wir Glück haben, sind die hier kürzlich aus noch verbliebenen Eiern geschlüpft. Wenn wir Pech haben... dann gibt es ein neues Muttertier.“ Exeon schluckte. „Dann hoffen wir mal, dass wir Glück haben!“ Codric nickte und zusammen stiegen sie die Treppe hinab zu den vier Fackeln. Interessiert musterte Exeon die bunten Flammen. In seiner Hand bildete er eine Auraflamme, die er neben das grüne Feuer der Fackel hielt. Er bemerkte, wie Codric ihm zuschaute und ließ die Flamme, schief grinsend, erlöschen. Zu sich selbst murmelte der Grünschopf: „Scheint wohl magisches Feuer zu sein.“ In Gedanken versunken stapfte er weiter und musterte alles gründlich. Diese Aura hab ich mir doch nicht eingebildet. Hier irgendwo muss sie doch sein... Er erschrak, als er plötzlich mit jemandem zusammenstieß. Mit einem Satz entfernte sich Exeon ein Stück von der Person und beäugte diese genauer. Sie war etwa gleich groß wie der Jugendliche und der Körper wurde durch einen braunen, zerfetzten Umhang verdeckt. Aus der Kapuze des unbekannten Mannes lugten ein paar feuerrote Strähnen hervor. Codric betrachtete den fremden Ankömmling mit Neugier und bemerkte den silbernen, mattschimmernden Schwertgriff, der unter seinem Umhang hervorguckte. Diabolisch grinsend sagte der Mann: „Endlich hab' ich dich gefunden!“ Exeon musterte den Mann argwöhnisch. „Kennen wir uns?“ Der Mann tat betroffen und hielt sich die Hand auf die Brust, so als würde diese schmerzen. „Wie... wie kannst du dich nur nicht erinnern? Nach allem was wir durchgema-- Pff... Mwahaha!“ Mitten im Satz brach er in lautes Gelächter aus. Der Unbekannte wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Puh, das tat gut.“ Er richtete sich zu Exeon und fuhr fort: „Wundert mich nicht, dass du dich nicht erinnerst. Alles Böse verdrängen.“ Exeon war nun vollkommen verwirrt. „Wo-wovon redest du bitte?“ „Ach, ich will dich nicht mit den Details langweilen. Ich--“ Der Mann verstummte augenblicklich, als ihm etwas Sabber auf die Schulter tropfte. Angewidert wischte er sie sich vom Mantel und blickte hinauf zur Decke. In seiner Hand bildete er eine schwarzrote Aurasphäre, die er ohne Vorwarnung auf ein Gohma-Baby feuerte. Dieses fiel, sich vor Schmerz krümmend und schreiend, zu Boden, wo es sich in bläuliche Flammen auflöste, bis schließlich nichts mehr übrig war. Geschockt schauten Exeon und Codric dem Ganzen zu und griffen beide, kampfbereit, nach ihren Waffen. Wutentbrannt schrie Exeon: „Bist du wahnsinnig? Es hat dir doch nichts getan.“ Der Mann richtete sich wieder dem Grünschopf zu und hielt seine vollgesabberte Hand hoch. „Das nennst du nichts?“ Er wischte die Hand an der nahegelegenen Steinwand ab. „Dämliche Viecher...“, murmelte er. Der Mann blickte in die wütenden Gesichter der beiden und meinte spöttisch: „Beruhigt euch, von denen gibt's noch reichlich.“ Exeon funkelte ihn weiter hasserfüllt an und auch Codrics Blick verfinsterte sich. So kontrolliert, wie er konnte, sprach er: „Es gab trotzdem keinen rationalen Grund, es zu töten!“ Der Braunschopf senkte seine Stimme auf eine normale Sprechlautstärke. „Du sagst, es gibt noch mehr von ihnen... Was genau meinst du, wo sind sie?“ Der Unbekannte erwiderte lachend: „Ich zeig's euch am besten.“ Er bildete eine weitere, deutlich größere, Aurasphäre in seiner Handfläche. „Ach ja, zu deiner ersten Frage: Ja, ich bin wahnsinnig!“ Er setzte wieder ein diabolisches Grinsen auf und schoss auf die Westwand der Halle. Die Erde bebte bei der Explosion der Sphäre für einige Sekunden und die dicke Staubschicht wurde aufgewirbelt. Sowohl Codric, als auch Exeon fingen an zu husten und hielten sich schützend die Hände vor den Mund. Nach einer Weile legte sich die Staubwolke und gab einen immensen Riss in der Wand frei. Es dauerte nicht lange bis unzählige, aufgescheuchte Gohma-Babys aus diesem strömten. „D-das sind aber viele...“, bemerkte Exeon schluckend. Codric nickte zustimmend und nahm seine Axt aus der Halterung. „Es hilft wohl nichts. Wir werden kämpfen müssen.“ Er wirkte nicht sonderlich begeistert von dieser Idee. Exeon zog etwas missmutig sein Schwert und gemeinsam wehrten sie die wildgewordenen Parasiten ab, bis sie sich beruhigten und sich nach und nach verzogen. „Och, wie langweilig“, jammerte der Mann, der die ganze Zeit über, mit verschränkten Armen an der Wand lehnte und zusah. Plötzlich ertönte ein lautes Poltern, welches die Erde erzittern ließ. „W-was war das?“, fragte Exeon mit weit aufgerissenen Augen. Der Mann lachte laut los. „Haha! Sieht so aus, als hätte ich Mama Gohma aufgeweckt. Ich wette, sie ist jetzt stinksauer.“ Erneut bebte der Boden. Mit jedem Mal wurden die Schritte etwas lauter und schneller, bis die Kreatur die Halle erreichte. Aus dem Riss stampfte ein gewaltiges Biest. Sein Körper war mit rotbraunen Schuppen bedeckt, deren Oberseiten grünlich schimmerten. Es stützte sich auf seinen langen, rüsselartigen Schweif und wirbelte bedrohlich mit seinen Armen und Beinen. Ein schrilles Fauchen unterstrich die Drohung nur noch mehr. „Ich gehe mal davon aus, dass das ein ausgewachsenes Exemplar ist.“ Codric bestätigte den Grünschopf: „Da gehst du ganz richtig aus.“ Ruckartig ließ der Parasit seine Beine fallen und kam nun bedrohlich auf die beiden zu. Beide stürmten mit gezückten Waffen auf Gohma los und attackierten seine Beine. Wütend stampfte er nach ihnen und zwang sie, Abstand zu nehmen. Er hiebte mit seinen scherenartigen Armen nach Exeon. Dieser hielt sein Schwert schützend vor sich und fing die Schere ab. Codric nutzte die Gelegenheit und schwang seine Axt gegen das massive Bein der Kreatur. Fauchend und wild um sich tretend, stieß Gohma die beiden zurück. Während Exeon und Codric sich aufrichteten, kletterte der Parasit die Wand entlang zur Decke und hiebte dabei immer wieder gegen diese, sodass mehrere Felsbrocken hinab fielen. Exeon drehte das Schwert in der Hand und zerteilte einen Felsen, der gerade auf ihn stürzte. Mit einer Aurasphäre zerstörte er einen weiteren, der beinahe drohte, Codric unter sich zu begraben. Gohma nahm unterdessen eine seltsame Pose ein und etwas in seinem Schweif bewegte sich langsam nach außen. „Mist, es will Eier legen“, rief Codric. Von Exeon kam nur ein „Irgh!“, während der Braunschopf seine Axt neben sich in den Boden rammte und seinen Bogen zückte. Mit einem gezielten Schuss ins Auge, unterbrach er das Ungetüm. Es verlor den Halt und krachte rücklings zu Boden. Exeon setzte gerade zum Sprung an, doch stockte er mitten in der Bewegung und war wie festgefroren. „Ich... ich kann mich nicht bewegen.“ Er schielte rüber zu Codric, dem es gleich erging. Der Mann schlenderte auf den Grünschopf zu, vorbei an Gohma. „Sorry, das liegt an mir. Weißt du, euch zuzuschauen ist echt langweilig. Wenn ihr euch schon an einem der Viecher so schwer tut, wie soll das dann mit den restlichen hier drin ablaufen?“ Er seufzte und stemmte die Arme in die Hüfte. „Wie machst du das?“, fragte Exeon gereizt. „Hm? Ach, du meinst euch wie zwei Idioten aussehen zu lassen? Ganz einfach: Ich halte eure Auren fest.“ Er verdeutlichte seine Worte, indem er seine Hand hochhielt und zur Faust ballte, so als würde er etwas festhalten. Exeon starrte ihn erstaunt an. „Wa... w-wie?“ Abermals blitzte das diabolische Grinsen des Unbekannten unter seiner Kapuze hervor, während er erwiderte: „Wenn dich das schon beeindruckt, wird dich das umhauen!“ Er richtete seine linke Hand auf Gohma. Langsam formte sich um Gohma herum eine rotgrüne Aura, die wild umherwirbelte, wie ein unbändiges Feuer. Die Aura flog zur Handfläche des Mannes, wo sie sich sammelte, bis er die gesamte Aura Gohmas absorbiert hatte und der Parasit leblos zusammensackte. In der Hand des Mannes befand sich nun eine gewaltige Aurasphäre, welche er hoch, gegen die Decke warf. Die daraus resultierende Explosion riss das Gebilde auseinander und alles drohte einzustürzen. „Man sieht sich!“ Der Unbekannte verabschiedete sich lachend und Exeon konnte sich endlich wieder bewegen. Die Decke gab nun völlig nach und bröckelte auseinander. Immer mehr Felsen stürzten von der Decke hinab und versuchten Exeon und Codric unter sich zu begraben. Es vergingen einige Stunden bis Exeon wieder zu Bewusstsein kam. „Au...“ Er hielt sich den schmerzenden Kopf und schob mit der freien Hand die Brocken, die auf ihm lagen, weg. Vorsichtig richtete er sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Ihm tat alles weh. Während er sich seinen Arm wieder einrenkte, bemerkte er eine große Felswand neben sich. „Verdammt, Codric!“ Er schaute sich suchend um, konnte ihn aber nirgends entdecken. „Bitte sag mir, dass du nicht unter diesem Steinhaufen liegst.“ Er fing an, die Steinwand Stück für Stück abzutragen, jedoch ohne sonderlich großen Erfolg. Plötzlich ertönte Codrics Stimme von der anderen Seite: „Exeon, bist du in Ordnung?“ Dem Grünschopf fiel ein Stein von Herzen und erleichtert antwortete er: „So halbwegs... und wie sieht's bei dir aus?" „Gut, schätze ich.“ Man konnte hören, wie er gegen die Felswand klopfte. „Hm... die abzutragen könnte recht lange dauern.“ Exeon stimmte ihm zu: „Jap. Aber hinter mit ist 'ne Tür da könnte ich durch. Weißt du, ob der Tempel irgendwo wieder zusammenführt?“ Codric dachte kurz nach. „Da bin ich überfragt - Ich kenne mich hier nicht wirklich aus. Es bleibt uns allerdings auch nichts anderes übrig, als einen anderen Weg zu suchen.“ Er seufzte laut und fuhr fort: „Sieht so aus, als müssten wir uns ab hier getrennt durchkämpfen.“ Etwas traurig erwiderte Exeon: „Scheint so... Gut, dann versuchen wir einfach beide, dass wir hier einen weg raus finden und treffen uns dann draußen.“ „In Ordnung. Viel Glück!“ Daraufhin hörte der Grünschopf nur noch die immer leiser werdenden Schritte seines Begleiters. „Dir auch...“, murmelte er und drehte sich zu der Tür, die er eben erwähnte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch trat er durch diese und fand sich in einem Außenbereich wieder. Er selbst stand auf einer Wiese, vor ihm lag ein großer Teich. Eine kleine Insel ragte aus dem Wasser und schloss an die steinerne Außenwand an. Durch die meterhohen Wände bekam Exeon einen besseren Eindruck davon, wie groß der Tempel sein musste. Oben hingen die Überreste eines Balkons, dessen Trümmer auf dem Grund des Teichs lagen. Exeon bog um die Ecke und fand einen Brunnenschacht vor sich. Er stützte sich am Rand ab und beugte sich vorsichtig vor um einen Blick hinunter zu riskieren. Der Schacht schien nicht allzu tief zu sein, da er den Grund des Brunnens problemlos erkennen konnte. Er überlegte kurz, zuckte dann aber mit den Schultern und hüpfte über das Geländer. Kurz vor der Landung rauschte er mit dem Gesicht durch ein Spinnennetz. Mit dem Po voran landete Exeon unsanft und versuchte sich die klebrige Spinnenseide aus dem Gesicht zu wischen. „Bluärgh, ist das eklig!“ Er schaute hoch, konnte jedoch nicht weit sehen, da es stockfinster war. Noch immer etwas angewidert stand Exeon auf und schüttelte die letzten Spinnfäden von seiner Hand. In der anderen zündete er eine Flamme, von der ein schwaches Licht ausging, aber gerade genug, um sich umzuschauen. Er verzog jammernd die Mundwinkel bei dem Anblick vor sich. Der gesamte Brunnenschacht war voller Spinnennetze. „Na klasse...“ Er seufzte, zog sein Schwert und bahnte sich so einen Weg durch den Gang. Ein kleiner Wasserlauf plätscherte neben ihm entlang, während er sich Schnitt um Schnitt vorwärts bewegte. „Hm?“ Plötzlich spürte Exeon eine gewaltige Aura, die sich ihm langsam näherte. Die Aura eines Gohmas. Langsam drehte sich Exeon um und erschrak. Er blickte direkt in das Auge eines ausgewachsenen Gohmas. Das Auge stierte in begierig an, drehte sich einmal in der Augenhöhle und blinzelte. „Äh... hi?“, stammelte Exeon leicht panisch. Verdammt, was mach' ich jetzt? Während er fieberhaft nach einer Lösung suchte, kam Gohma ihm Stück für Stück etwas näher. Seine Fangzähne geiferten nach ihm und ein leises, zischendes Knurren war zu hören. Plötzlich schlug Gohma mit seinen Armen nach ihm und warf den Grünschopf um. Gierig schnappte es nach Exeon, der schützend sein Schwert nach oben streckte und dem Parasiten mitten ins Auge stach. Ein schriller, schmerzerfüllter Schrei erklang, der durch den ganzen Schacht hallte. Exeon rollte nach hinten, kam so auf die Beine und rannte los. Gohmas schwere Schritte folgten ihm. „Scheiße, scheiße, scheiße!“ In seiner Panik feuerte Exeon eine Auraflamme hinter sich und traf dabei das Spinnennetz. In Sekundenschnelle brannte dieses lichterloh und gab hunderte, wenn nicht tausende Eier zum Vorschein. „Ach du heiliger Chocobo...“ Exeon rannte fluchend weiter und nach kurzer Zeit sah er ein Licht, sowie das Ende des Schachtes. Gohma war noch immer hinter ihm und fauchte immer wieder. Komm schon, fast geschafft! Er stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab und segelte auf die Wand am Ende des Ganges zu. Diese nutzte er, um erneut abzuspringen. Dies wiederholte er, bis er ganz oben war. Begleitet von einem lauten Schrei feuerte er eine letzte Auraflamme den Brunnen hinab und setzte diesen nun vollständig in Brand. Während Exeon auf den Boden aufprallte, erklangen die Schreie unzähliger, frisch geschlüpfter Gohmas und ihrer Mutter. Die Parasiten knisternden und knackten in den Flammen und ein unangenehmer Geruch stieg aus dem Schacht auf. Exeon versuchte, sich nicht zu übergeben und rollte einige Meter vom Brunnen weg. Nachdem er sich von dem Schock halbwegs erholte, sprang er auf und schaute sich um. Abermals stand er auf einer grünen Wiese, umgeben von einem Teich. Eine kleine Brücke führte über diesen zu einer kleinen Insel. „Scheint wohl die andere Seite des Tempels zu sein“, schlussfolgerte der Grünschopf und ging weiter. Interessiert musterte er die drei Marmorsäulen, die auf der Insel standen und schaute an ihnen hinauf. Oben war, wie auch auf der anderen Seite, ein Balkon, nur mit dem Unterschied, dass dieser noch intakt war. Mit etwas Anlauf hüpfte Exeon auf eine Säule und von dort auf den Balkon. Der weitere Weg führte durch eine Holztür, durch einen schmalen Gang. Außer ein paar Fackeln war dieser komplett leer. „Ganz schön unheimlich hier...“ Ein unbehagliches Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Exeon erreichte das Ende des Flurs, einen kreisförmigen Raum. Vasen standen verteilt im Raum, einige davon zerbrochen und der Boden war bröckelte unter Exeons Schritten. Auf der rechten Seite war der Boden bereits eingestürzt und von einer Kerbe durchzogen. Ein großer Felsbrocken versperrte die gegenüberliegende Tür. Exeon musterte diesen etwas genervt. „Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig...“ Sein Blick schwenkte rüber zum klaffenden Loch, dem er sich seufzend näherte. Vorsichtig kletterte er hinunter und drang so immer tiefer in das Gebäude ein. Schließlich landete er in einem großen Zimmer, dessen Boden von einem roten Samtteppich bedeckt war. Von der linken Wand waren nur noch Trümmer übrig und so gab es weiterhin nur einen Weg, dem Exeon folgen konnte. Während er dies tat, musterte er das Geröll. „Wie tief ich wohl mittlerweile bin? Und wie es Codric gerade ergeht...“ Ein lautes Seufzen entglitt seiner Kehle. „Es sind Stunden vergangen, seit wir getrennt wurden... Und diesen Kerl getroffen haben. Wer war er überhaupt? Er hat Aura benutzt.“ In seiner Hand formte er eine kleine Aurasphäre die wild umhertänzelte. „Ich dachte mir schon, dass ich nicht der Einzige bin, der das kann. Aber das ich so wenig darüber weiß... Er hat meine Aura einfach eingefroren und... und die des Gohma einfach absorbiert.“ Er ballte die Faust zusammen, wodurch die Sphäre erlosch. Mittlerweile hatte Exeon eine Wendeltreppe erreicht. Stufe um Stufe erklomm er diese, bis er an deren Ende ankam - einem großen, hexagonförmigen Raum. Auf dem Boden waren drei goldene Dreiecke eingearbeitet, diese wurden von einem weißen Kreis und weiteren Dreiecken verziert. Ein braunes, vergilbtes Absperrband umgab die Bodenmalerei und ein Gemälde von einem dunklen Schloss bei Nacht war sechsmal an der Wand angebracht. „Sackgasse...“, murmelte der Grünschopf und ließ sich entmutigt zu Boden fallen. Er lehnte sich an eine der blassen Goldstangen, an denen das Band befestigt war und starrte erschöpft in das gegenüberliegende Bildnis. Nach einiger Zeit stürmte auch Codric in den Raum, er wirkte leicht gehetzt und besorgt. Er suchte den Raum nach Exeon ab und fand ihn am Boden sitzend. Etwas erleichtert sprach er: „Hey, da bist du...“ Unsicher schaute der Braunschopf hinunter zum Eingang und dann wieder zu Exeon. „Ist auf deinem Weg irgendetwas passiert?“ Exeon nickte. „Ja, ich bin durch 'nen Brunnenschacht, der sich als Gohma-Nest entpuppte.“ „Das habe ich befürchtet. Ich habe auch ein Nest gefunden, mehr dürfte es auch nicht geben. Hoffentlich.“ Der Grünschopf blickte betroffen zur Seite, bevor er wieder das Wort ergriff: "Dort war auch ein ausgewachsener Gohma, der mich angriff und dabei hab ich das Nest, samt Muttertier, niedergebrannt.“ Codric wirkte sichtlich beunruhigt. „Zwei Muttertiere und zwei Nester also. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass hier irgendwo noch Jungtiere sind...“ Zu sich selbst murmelte er: "Ich sollte hier später mal alles gründlich absuchen.“ Codric stemmte die Arme in die Hüfte und seufzte laut. Exeon richtete sich wieder auf und fragte ihn: „Und jetzt? Hier geht's nicht weiter, also sollen wir wieder zurück?“ Bevor Codric antworten konnte, erschütterte ein Beben die Erde. „W-was war das?“ Nervös antwortete Codric: „Ich vermute, das werden wir gleich erfahren.“ Ein Riss bildete sich über einem der Gemälde. Erneut bebte der gesamte Erdboden und der Riss zog sich weiter, durch das Bild hindurch. Plötzlich brach etwas durch die Wand und Felsbrocken schleuderten durch den Raum. Mit einem Auraschild schützte Exeon sich und seinen Begleiter und senkte diesen wieder um einen Blick auf die Kreatur zu erhaschen, die gerade durch die Wand kam. Die Gestalt bäumte sich vor ihnen auf und gab sich zu erkennen. Es handelte sich um einen großgewachsenen, muskulösen Mann. Er hatte kurzes, lockiges, braunes Haar, das wild nach hinten stand. Seine leuchtend roten Augen funkelten die beiden böse an. Exeon musterte den Mann genauer und bemerkte, dass sein Körper denen der Another ähnelte. Auch seine Aura erinnerte ihn stark an die Kreaturen, nur dass seine bedeutend stärker war. „Bist... bist du ein Another?“, fragte der Grünschopf unsicher. Der Mann starrte ihn wortlos an und hob seine rechte Hand einige Zentimeter an. Ein Tomahawk mit blutroter Klinge erschien in dieser, welchen er auf die beiden richtete. „Das hatte ich befürchtet...“ sagte Codric und zog widerwillig seine Axt. Auch Exeon nahm seine Waffe in die Hand und wartete kampfbereit auf eine Reaktion des Gegners. Mit tiefer und doch sanfter Stimme sprach der Another: „Mein Meister taufte mich auf den Namen Leo und gab mir den Auftrag euch zu vernichten.“ Ohne weitere Umschweife setzte er seine Worte auch in die Tat um und stürmte auf die beiden los. Er schwang seine Waffe auf den Boden, der zersplitterte und mehrere Steine in ihre Richtung schleuderte. Exeon und Codric wehrten diese mit einigen Schlägen ihrer Waffen ab und gingen zum Gegenangriff über. Abwechselnd schlugen das Schwert und die Axt nach dem Gegner. Mit seinem Tomahawk wehrte dieser die Angriffe problemlos ab und Funken flogen bei jedem Aufprall der Waffen. Leo verpasste Exeon einen Faustschlag, der ihn gegen die Wand schleuderte und attackierte wie ein Berserker. Seine Angriffe waren zu stark für Codric, der erst gar nicht versuchte, sie abzuwehren und stattdessen seine geringe Größe nutzte um den Schlägen auszuweichen. In der Zwischenzeit richtete sich Exeon auf und wischte sich etwas Blut von seinem Mundwinkel. „Mistkerl.“ In seiner linken Hand formte er eine Aurasphäre die er direkt auf Leo feuerte. „Codric, ducken!“ Dieser war erst verwirrt, reagierte jedoch schnell und tat, wie geheißen. Die Sphäre erwischte ihren Kontrahenten und warf ihn um. Codric und Exeon rasten beide auf ihn zu, während er sich aufrappelte. Wutentbrannt holte Leo aus und schleuderte seine Waffe nach den beiden. Codric, der auf halbem Weg von Exeon überholt wurde, warf sich auf den Jugendlichen und riss ihn zu Boden. Der Tomahawk segelte nur knapp über ihren Köpfen hinweg und schlug in der Wand ein, was wiederum den gesamten Raum erzittern ließ. Im Liegen feuerte Exeon einen Aurablitz auf den Gegner, doch dieser schlug auf den Boden auf und spaltete die Erde vor sich. Wie ein Schild schob sich ein Felsen vor ihn und fing den Blitz gefahrlos ab. Leo verpasste dem Fels einen Tritt und dieser glitt, rasend schnell, auf die beiden zu. Codric stand mittlerweile wieder und lief dem Gesteinsbrocken entgegen. Mit einem Sprungangriff zerteilte er den Felsen und Exeon nutzte die Chance, um zwischen beiden Hälften hindurch zu springen. Er drehte sich mehrmals in der Luft und griff dann mit seinem Schwert an. Er traf Leo, allerdings wirkte dieser eher unbeeindruckt. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck packte er den Grünschopf am Gesicht und schmetterte ihn zu Boden. Exeon stieß einen lautlosen Schrei aus, während sein Körper in den Boden unter ihn einsank und seinen gesamten Rücken prellte. Geschockt sah Codric zu und überlegte nach einer Lösung, um diesen Koloss aufzuhalten. Er zog geschwind seinen Bogen, spannte einen Pfeil in die Sehne und schoss direkt in Leos Auge, der gerade mit seiner freien Hand ausholte. Voller Schmerz wich er zurück und umklammerte mit beiden Händen das Auge. Mit dem anderen schenkte er Codric einen hasserfüllten Blick und stürmte wütend auf ihn los. Exeon holte, mit letzter Kraft aus und hackte dem Mann den Fuß ab, als dieser gerade an ihm vorbeirannte. Seines Fußes beraubt, stolperte Leo zu Boden und krachte mit dem Gesicht voran in den Boden. Ein letztes Mal hob Codric seine Axt und schlug mit aller Kraft zu. Leos Kopf rollte langsam über den Boden, während sich sowohl sein Körper, als auch dessen Tomahawk in erdfarbenem Rauch auflösten. Erleichtert atmete Codric auf und eilte zu Exeon. Dieser setzte sich, so gut er konnte, auf und hustete etwas Dreck aus. Besorgt kniete sich der Braunschopf neben ihn und fragte: „Geht es?“ Exeon nickte leicht. „Ge-geht schon.“ Sachte hob er die Arme an und ließ diese kreisen. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als sich seine Schultergelenke, begleitet von einem lauten Knacksen, wieder einrenkten. „Das klang schmerzhaft.“ „War es auch!“, erwiderte Exeon etwas gereizt. „Wir sollten schauen, dass wir hier rauskommen.“ Wie auf's Stichwort erschien unter ihnen ein blaues Licht. Eine seltsame Macht trug die beiden in die Höhe und mit einem Mal waren sie verschwunden. Als sie ihre Augen öffneten, landeten sie sanft inmitten eines kleinen Dorfes. Alle Häuser bestanden aus Bäumen und eine Handvoll, kindlich aussehender Menschen beobachteten fasziniert, wie Exeon und Codric aus dem Nichts auftauchten. „Wo... sind wir?“, fragte Exeon überrascht. „Im Dorf der Kokiri... meinem Zuhause.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)