SoulBlade von ExeonAureas ================================================================================ Kapitel 5: Die Ruhe vor dem Sturm --------------------------------- „Deiner Heimat?“ Interessiert sah sich Exeon um. Baumstümpfe, so breit wie Häuser lagen überall verteilt und waren mit Löchern, für Fenster und Türen, versehen. Ein kleiner Wasserfall stürzte ins Dorf hinunter und mündete in einen Bach, der sich durch die Landschaft zog. Steinsäulen standen zentral im Dorf und waren durch Hängebrücken miteinander verbunden. Auf einem Hügel lugte ein weiteres Baumstumpfhaus hervor, sowie ein hoher Zaun. Um Exeon und Codric bildete sich ein Kreis aus schaulustigen und neugierigen Kindern. Sie wirkten nicht älter als 14, vielleicht 15. Bei näherem Vergleich bemerkte der Grünschopf auch eine große Ähnlichkeit zwischen den Kindern und Codric. Er dachte einfach nur, der Unbekannte wäre klein, aber nun fielen ihm seine kindlichen Gesichtszüge auf. Auch trugen alle, so wie Codric auch, eine grüne Tunika. Aus der Menge sprach ein blondes Mädchen mit Zöpfen: „Hey, Codric ist wieder da!“ „Ja, aber er hat einen Fremden mitgebracht...“, erwiderte ein Junge mit Sommersprossen und rotorangem Haar. Exeon stieß seinem Begleiter sanft in die Seite und murmelte zu ihm: „Sag mal... gehörst du zu denen?“ Codric nickte und deutete ihm zu folgen. „Wir sollten erstmal zu meinem Haus. Dort können wir in Ruhe alles bereden.“ Exeon zuckte mit den Schultern, quetschte sich durch die Menge und folgte ihm, während die Kinder ihnen teilweise kichernd, teilweise empört nachschauten. Codric erklomm den Hügel und trat in das dort stehende Stumpfhaus. Bevor Exeon eintrat, blickte er zur Seite und bemerkte dabei ein kleines, eingezäuntes Gelände, das voller Schilder, Steine und hohen Grasbüscheln war. Im Inneren sprach er: „Das ist also dein Zuhause? Etwas abseits von den anderen, oder?“ Codric holte zwei Holztassen aus einem Schrank, die er auf den Tisch in der Mitte stellte. Während er eine Kanne heraus nahm und mit Wasser füllte, antwortete er: „Ich bin nicht gerade das, was man als gesellig bezeichnen würde.“ In die Kanne legte er einen Teebeutel und stellte diese nun ebenfalls auf den Tisch. Dann setzte er sich und goss Exeon, dann sich selbst ein. Der Grünschopf ließ sich auf den kleinen Hocker fallen und nahm die Tasse dankend an. „Ich kenne Tee eigentlich nur warm...“ „Das ist ein Kräutertee, den man auch kalt genießen kann. In einem Dorf, bestehend aus Bäumen, vermeidet man Feuer meist.“ Exeon lachte und stimmte zu. „Das kann ich verstehen.“ Er nahm einen kräftigen Schluck, bevor er fragte: „Also... das ist deine Heimat?“ Codric blickte einen Moment zu Boden, bevor er sprach: „Sozusagen. Ich verbringe nicht allzu viel Zeit hier.“ „Ist es eigentlich normal, dass hier nur Kinder leben?“, wollte Exeon nun wissen. Sein Gegenüber nickte. „Wir befinden uns im Kokiri-Dorf. Wir, die Kokiri, leben hier im Schutz des Deku-Baumes, abseits von allem Bösen. Man nennt uns auch die Kinder des Waldes oder die ewigen Kinder, da wir niemals altern.“ Exeon, der gerade einen weiteren Schluck trank, prustete den Inhalt seiner Tasse wieder aus. „Was?! W-wie alt bist du, bitte? Ich mein', altert ihr nur äußerlich nicht, oder seid ihr...“ Codric nickte erneut und führte den Gedanken Exeons weiter. „Richtig. Wir sind quasi unsterblich. Auf die Frage wie alt ich bin... das weiß ich leider selbst nicht. Wenn man sich keine Sorgen um den Tod machen muss, vergisst man schnell die Zeit...“ Exeon lehnte sich zurück und kratzte sich geschockt am Kinn. „Puh... unsterblich sein ist sicher hart.“ „Hm?“ Codric schien etwas verwirrt. „Na ja... klar, man hat genug Zeit alles zu tun, was man will... aber was dann? Das Leben endet ja nicht, nur weil man nichts mehr zu tun hat. Und außerhalb seiner Rasse kann man sich auch mit niemanden anfreunden, außer man hat kein Problem damit, die Menschen um sich herum beim Sterben zuzusehen.“ Codric lauschte dem Jugendlichen, überrascht über dessen Sichtweise. Er seufzte und sprach: „Die meisten hören nur unsterblich und denken sofort an all die tollen Dinge und Abenteuer, die sie erleben könnten. Selbst das eigene Volk versteht nicht immer, was für ein Fluch dieses Geschenk sein kann. Schön zur Abwechslung mal jemanden zu treffen, der einem Verständnis entgegenbringt... „ Er blickte Exeon direkt in die Augen und lächelte sanft. Der Grünschopf verschränkte die Arme und schien fieberhaft nachzudenken. Wer war bloß dieser Kerl? Und was machen die vielen Another hier? Ich frage mich... gibt's vielleicht 'ne Verbindung zwischen beidem? „Über was grübelst du?“, fragte Codric etwas besorgt. „Ach, nicht so wichtig...“ Der Grünschopf lächelte schief, merkte allerdings selbst, dass er wohl nicht überzeugend war. Er richtete sich auf und stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab. „Also, wie gehen wir jetzt am besten vor? Immerhin wimmelt es im Wald nur so vor Another...“ Nachdenklich antwortete Codric: „Wir sollten den Deku-Baum erstmal informieren. Er kann uns sicher mehr sagen.“ „Stimmt, den hast du vorhin schon mal erwähnt. Ist das so 'ne Art... Anführer von euch?“ Der Braunschopf schüttelte den Kopf. „Nein, er ist unser Schutzpatron. Er beschützt uns und diesen Wald vor allen Gefahren.“ „Dann mal los!“ Voller Elan drehte sich Exeon um und wollte schon zur Tür hinaus. „W-warte!“ Codric lief hinterher und hielt ihn auf. „Das kann bis morgen warten. Es ist bereits spät und wir sollten uns von den heutigen Strapazen erholen.“ Exeon legte grübelnd den Kopf schief: „Du hast Recht... Mein Rücken tut auch ganz schön weh.“ Codric eilte zum Schrank und holte Decken und Kissen heraus, die er auf einem Stockbett verteilte. Etwas verdutzt fragte Exeon: „Warum hast du eigentlich ein Doppelbett?“ „Das Haus hier gehörte mal drei Brüdern und mir gefielen die Möbel. Zumal ich sowieso selten hier bin, weshalb es sich nicht lohnen würde, sie auszuwechseln.“ Er richtete die Betten fertig ein und deutete auf das untere. „So, bitteschön.“ Exeon bedankte sich und zog sich seine Jacke aus. Als er sich bückte, um sie neben das Bett zu legen, rutschte sein Shirt ein Stück hinauf und gab einen kurzen Blick auf seinen Rücken frei, sowie der gewaltigen Prellung auf diesem. Codric schluckte ein wenig bei diesem Anblick. „Exeon. Geht es dir wirklich gut?“ „Hm?“ Überrascht drehte sich Exeon zu ihm. „Öhm, ja... wieso?“ Codric schüttelte den Kopf. „Nur so. Gute Nacht.“ „Dir auch...“ Noch immer verwundert über das Verhalten des Kokiri streifte er sich nun auch Schuhe und Hose vom Leib und machte es sich, so gut er konnte, auf dem Kinderbett gemütlich. Auch Codric zog sich um und erklomm die Leiter zur oberen Matratze. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Vergeblich. Immer wieder rollte er sich umher oder starrte die Decke an. Die Gedanken an den heutigen Tag beschäftigten ihn einfach zu sehr. Im Waldtempel befinden sich wahrscheinlich noch weitere Gohmas. Und diese Another breiten sich ebenfalls in den Wäldern aus. Nicht zu vergessen, dieser mysteriöse Mann. Er hat, wie auch Exeon, diese seltsame Energie verwendet. Ich muss ihn morgen früh unbedingt mal dazu befragen. Ich glaube, er nannte es Aura. Codric seufzte lauthals. Ich mache mir schon wieder zu viele Gedanken. Exeon beschäftigt das sicher auch, dennoch wirkt er so sorgenfrei. Trotz dieser Verletzungen... Er dachte noch eine Zeit lang nach, bis ihn die Müdigkeit übermannte und er langsam einschlief. Unterdessen betrat der unbekannte Mann das Innere des Waldtempels. „Mist, ich hab' zu viel Zeit in der Stadt vertrödelt!“ In seiner Hand hielt er eine Brezel, von der er genüsslich abbiss und sich umschaute. Mit vollem Mund sagte er: „Wie lange braucht Leo denn?“ Er musterte die Trümmer und den klaffenden Riss im Boden, sowie das Loch mitten in einem der Gemälde. Er schluckte den Bissen hinunter und fuhr fort: „Mist, ich spür seine Aura nicht mehr... Aber wenn er sie erledigt hätte, wäre er wieder zu mir gekommen, was bedeutet...“ Der Mann verzog wütend das Gesicht und feuerte eine Auraflamme in eines der Gemälde. „Die haben Leo nicht nur fertig gemacht, er hat auch seine Aura absorbiert. Die Frage ist nur... bewusst oder unbewusst?“ Nachdenklich stopfte er sich den Rest der Brezel in den Mund und erschuf vor sich ein Schattenportal, durch das er verschwand. Das Portal beförderte ihn auf die Lichtung vor dem Tempel, wo ihm ein Mann entgegen kam, gehüllt in eine violette Tunika, verborgen unter einem dunkelvioletten Umhang. Eine lange Mütze bedeckte einen Teil seines silbernen, leicht violett schimmernden Haars, welches wiederrum sein Gesicht bedeckte. Die beiden Männer musterten sich gegenseitig, bis schließlich einer von ihnen das Eis brach. Es war der Silberschopf, der langsam auf sein Gegenüber zutrat und ihm zuflüsterte: „Du hast mich hier nie gesehen, verstanden?“ Belustigt erwiderte dieser: „Und was springt dabei für mich raus?“ Diabolisch grinsend wartete er eine Antwort ab. Der Silberhaarige blickte ihn bedrohlich an und sprach: „Dein Leben. Du scheinst nicht zu wissen, wer ich bin, deswegen werde ich dir etwas helfen: Man nennt mich Hexenmeister Vaati - oder auch den Erzdämon der Winde.“ Der Mann zuckte nur mit den Schultern, wodurch sein brauner Mantel aufwehte. „Nie gehört. Kannst du auch was?“ Nun wirkte Vaati sichtlich empört. „O-ob ich was kann? Man versiegelte mich in einem Felsen, gehalten von einem magischen Schwert, das seinen Träger in vier verschiedene Körper seiner selbst spaltet. Dreimal.“ Der Mann erwiderte lachend: „Und warum rennst du dann weg, wie ‘n feiger Cockatrice?“ „Wie ein wa-- Nicht so wichtig. Ich würde gerne darauf verzichten, ein viertes Mal versiegelt zu werden. Deswegen muss ich einen ruhigen Ort finden, an dem ich meine Kräfte regenerieren und ausbauen kann.“ Interessiert kratzte sich der Mann, dessen rote Strähnen hervorlugten am Kinn. Breit grinsend fragte er: „Wie wäre es mit einem Deal?“ Der Geruch von kochendem Wasser und verbrannten Kräutern weckte Codric am nächsten Morgen. Panisch schrak er hoch und sah sich um, um die Feuerquelle ausfindig zu machen. Zu seinem Erstaunen standen auf dem Tisch zwei Tassen mit heißem, dampfenden Tee. Exeon stand am Fenster und schien gerade etwas zu kochen. Mit jeweils einem Teller in der Hand schritt er zum Tisch und bemerkte Codric, der sich halb aus dem Bett gelehnt hatte und erschrocken zusah. „Oh, Morgen! Ich dachte mir, bevor wir zum Deku-Baum gehen, könnten wir ja was frühstücken.“ Der Grünschopf hob zur Verdeutlichung die Teller kurz an und stellte diesen dann auf dem Tisch ab. Gabeln lagen schon bereit. „Ich hoffe, bei euch im Dorf wachsen keine giftigen Kräuter, ansonsten rate ich vom Salat ab.“ Codric begriff noch immer nicht ganz, was gerade vor sich ging und stand erst einmal auf. Rasch zog er sich etwas über und setzte sich an den Tisch, dabei musterte er das Essen vor sich. „Was ist das?“, fragte der Braunschopf etwas skeptisch. „Ah ja, Vogel. Aber ich kann verstehen, wenn du kein Fleisch magst.“ „Es ist nicht so, dass ich es nicht mag, sondern viel eher, dass ich noch nie welches gegessen habe.“ Überrascht riss Exeon die Augen auf und setzte sich ebenfalls an den Tisch. „Wirklich? Na dann wird's Zeit. Guten Appetit!“ Mit hochgezogener Augenbraue nahm der Kokiri ein Stück, roch daran und biss zaghaft hinein. Noch immer skeptisch kaute er eine Weile darauf herum und schluckte schlussendlich. „Und?“, fragte Exeon gespannt. Freudig nahm Codric einen weiteren Bissen und kostete auch vom Salat, wobei er ihm zufrieden zunickte. Der Grünschopf grinste breit und aß ebenfalls. Nach dem üppigen Frühstück tranken beide von ihrem Tee und Codric nutzte die Gelegenheit. „Exeon, kann ich dich etwas fragen?“ Überrascht entgegnete der Grünschopf: „Klar, was denn?“ Codric räusperte sich und begann zu reden: „Was war das für eine seltsame Energie, die sowohl du, als auch der Mann gestern genutzt habt? Ich glaube, du nanntest es Aura.“ „Aura ist richtig.“ Exeon nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse und erklärte: „Ich hab' mein Wissen selbst nur aus einem staubigen Wälzer einer Bibliothek, aber folgendes weiß ich: Jedes Lebewesen, sei es Mensch, Tier oder auch Kokiri, besitzt eine Aura. Es ist vergleichbar mit dem Konzept der Seele - eine Kraft, die dem Körper innewohnt und unsere Persönlichkeit und Stärke wiederspiegelt. Und, nun ja, es gibt Menschen, wie mich, die mit der Fähigkeit geboren werden, eben diese Aura zu sehen. Sie zu spüren, zu manifestieren und anderweitig zu manipulieren. Ich kannte bisher allerdings niemanden, der das konnte außer mir selbst. Bis gestern.“ Er holte tief Luft und nippte erneut an seiner Tasse. Codric, der gebannt lauschte, lehnte sich nach hinten und grübelte vor sich hin. „Du siehst also... meine Seele?“, fragte er nach einer Weile. Exeon nickte und richtete seine Hand auf Codric. Um ihn herum erschien eine grüne Aura, die sanft und ruhig pulsierte. „Deine Aura ist sehr gutherzig. Das hab' ich sofort gemerkt, als ich dich im Wald traf.“ Codric schluckte ein wenig. „Du kannst anhand einer Aura spüren, wie jemand ist?“ Exeon nickte erneut. „Jap. Allein die Farbe ist schon ausschlaggebend. Das ist wohl das größte Merkmal eines Auranutzers. Innerhalb der ersten Tage, Wochen oder Monate des Lebens eines Auranutzers, verfärben sich dessen Haare und Augen, abhängig von dessen Persönlichkeit.“ Er zupfte sich an einer seiner grünen Haarsträhnen und bei genauerem Betrachten bemerkte der Braunschopf das Wirbeln in Exeons Augen. „Bemerkenswert. Also hast du eigentlich gar kein grünes Haar oder grüne Augen.“ Lachend erwiderte der Grünschopf: „Nope. Aber ich hab keine Ahnung welche, da ich keinerlei Erinnerung an meine Kindheit habe und auch nie meine Eltern getroffen hab.“ „Oh, das tut mir leid“, meinte Codric betroffen. „Ach, dafür kannst du ja nichts. Und jetzt komm, wir sollten wohl langsam zu diesem Deku-Baum.“ Der Kokiri seufzte und stand auf. Zusammen mit Exeon ging er hinaus ins Dorf, welches sie innerhalb weniger Minuten durchquert hatten und den Eingang zum Hain des Deku-Baumes erreichten. Meterhohe Steinwände, welche mit allerlei Pflanzen überwuchert waren, grenzten den Weg zum Baum ein und bildeten so einen schmalen, verwinkelten Gang. Noch bevor sie um die letzte Ecke bogen, konnte Exeon den Deku-Baum ausmachen, sowie eine fremde Aura. Allerdings spürte er sie nur sehr schwach. Kurz vor dem Ausgang war ein großer Busch, hinter dem sich Exeon versteckte, Codric zog er an dessen Schulter ebenfalls zu sich hinunter. Ein großgewachsener, blauhaariger Mann stand, mit dem Rücken zu ihnen, dort. Hinter ihm ragte ein mächtiger Baum in die Höhe. Sein Stamm war fünfmal so breit wie Exeon und zehnmal so hoch. Zwei schwarze Knopfaugen beäugten interessiert den blauhaarigen Mann vor sich, darunter wuchsen zwei lange, dicht bewachsene Äste, die so aussahen, als würde der Baum einen Schnauzbart tragen. Zwischen den „Barthaaren“ lugte ein langer, dünner Ast mit einem einzelnen Blatt hervor. Erstaunt flüsterte Exeon: „Das ist also der Deku-Baum...“ Von ihrer momentanen Position aus konnten die beiden den Unbekannten, der sich gerade mit dem Schutzpatron der Kokiri unterhielt, gut belauschen. „... ich rate Euch, die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Dorf zu erhöhen. Die verlorenen Wälder wimmeln bereits vor Another. Diese Kreaturen bestehen aus negativer Energie... Hass, Trauer, Wut, Neid, Angst... all das wird über die Bewohner des Waldes einfallen, wenn nicht etwas dagegen unternommen wird.“ Eine ehrfürchtige Stimme ertönte. Es war die des Deku-Baumes, der fragte: „Und wisst Ihr auch, woher diese Kreaturen kommen?“ Der Mann schüttelte den Kopf, wobei sein blaues, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar, umherwedelte. „Ich habe zwar eine Vermutung... aber ich möchte erst sicher gehen, bevor ich jemanden beschuldige.“ „Dann danke ich Euch für Eure Warnung. Und trete gleich mit einer Bitte zu Euch... Dies scheint eine weitaus größere Bedrohung zu sein, als ich zuerst annahm. Ihr solltet Königin Zelda aufsuchen und ihr erzählen, was Ihr mir erzählt habt. Sie wird eher etwas gegen diese dunklen Mächte zu verrichten vermögen.“ Der Mann nickte und verbeugte sich höflich. In diesem Moment hallte Exeons Stimme durch die Umgebung. Er kam auf die beiden zu und sprach hastig: „Entschuldigt die Unterbrechung Herr Baum, aber ich kam nicht umher euer Gespräch mit zu verfolgen und du scheinst ja 'ne Menge über die Another zu wissen.“ Exeon wandte sich an den deutlich größeren Mann. Dieser starrte ihn vollkommen geschockt an und murmelte irgendwas, jedoch verstand Exeon kein Wort und betrachtete den Mann etwas verdutzt, bis Codric hervortrat und sprach: „Seid gegrüßt großer Deku-Baum. Verzeiht bitte das Verhalten meines Begleiters. Wir kamen her, um Euch ebenfalls vor der Bedrohung der Another zu warnen, doch wie es scheint kam man uns zuvor.“ Er deutete auf den Blauhaarigen. „Ihr wart also im Wald? Ist die Lage dort wirklich so, wie beschrieben?“, fragte der Deku-Baum besorgt. Codric nickte und auch Exeon bestätigte dies. „Jap, da drin wimmelt es nur so von den Viechern.“ „Und das ist noch nicht alles...“ fügte Codric hinzu. „Im Waldtempel trafen wir auf mehrere Gohmas sowie deren Nester.“ Der Deku-Baum stieß ein tiefes Seufzen aus. „Das ist wirklich besorgniserregend.“ Exeon wandte sich unterdessen wieder dem Mann zu und beugte sich, auf Zehenspitzen, zu ihm hoch. „Wer bist du? Und woher weißt du so gut über die Another Bescheid?“ Der Mann schnippte dem Grünschopf gegen die Stirn und antwortete: „Mein Name ist Tetsu. Ich bin viel unterwegs, da bekommt man eben so einiges mit.“ Exeon rieb sich die schmerzende Stirn und erwiderte: „Also reist du durch die Welten... Kann ich mitkommen?“ „W-was?“ Tetsu reagierte erneut geschockt. „Tut mir leid, aber das geht nicht.“ Genervt seufzte Exeon bei der Absage und verschränkte beleidigt die Arme. Nun sprach Codric zu Tetsu: „Entschuldigt, aber könnten wir Euch zumindest bis zur Königin begleiten? An Eurer Seite können wir mehr ausrichten, als hier in diesem Wald.“ Tetsu beäugte die beiden skeptisch und überlegte eine Weile, bevor er widerwillig einwilligte. „Meinetwegen. Morgen früh geht's los.“ Danach stapfte er ohne ein weiteres Wort ins Dorf zurück. Ein lautes Räuspern zog die Aufmerksamkeit der zwei verbliebenen auf sich. Mit sanftem und doch bestimmten Ton sagte der Deku-Baum: „Ich habe befürchtet, dass du das vorhaben könntest, Codric. Du warst noch nie der Typ, der einfach tatenlos zusieht und das obwohl du Gewalt verabscheust.“ Der Baum seufzte lauthals und fuhr fort: „Nichts was ich sagen könnte, vermag dich wohl aufzuhalten, doch ist es meine Pflicht als Wächter dieses Waldes, dich zu warnen. Die Warnungen und Geschichten sind wahr - In der Sekunde, in der du den Wald verlässt, wirst du sterben.“ Codrics Augen weiteten sich vor Schreck und auch Exeon war vollkommen sprachlos. „St-sterben? Ist das nicht etwas krass?“, fragte der Grünschopf besorgt. „Entschuldigt, das war wohl etwas dramatisch formuliert“, fügte der Deku-Baum hinzu. „Aber es stimmt. Du wirst sterben. So wie jedes andere Lebewesen auch, wirst du beginnen zu altern.“ Ungläubig starrte der kleinere zu Boden. Er kannte die Antwort auf diese Entscheidung, schließlich hatte er sich sein ganzes Leben damit gequält. Und doch zögerte er. Ob es Angst war, vermochte der Kokiri selbst nicht zu sagen. Er atmete tief durch und legte sich seine folgenden Worte sorgsam zurecht, bevor er letztendlich sagte: „Wie Ihr bereits erkannt habt, gibt es nichts, was mich von meinem Vorhaben, nämlich diesen Menschen zu helfen, abbringen kann. Auch wenn das bedeutet, dass ich dadurch eines Tages meinem Tod ins Auge blicken werde. Ich werde gehen.“ Mit diesen Worten verließ auch Codric den Hain und nun war nur mehr ein fassungsloser Exeon zurückgeblieben. Nach einer Weile kratzte er sich am Hinterkopf und fragte schief lächelnd: „Entschuldigt die Frage, aber... wie ist das Leben so als Baum?“ Der Deku-Baum knarzte und schaukelte sich erst vor Lachen, doch dann antwortete er in einem, fast schon deprimierten Ton: „Es ist ziemlich frustrierend... Hast du jemals versucht dich am Rücken zu kratzen ohne Arme?“ Beide starrten sich an und ein betretendes Schweigen machte sich breit... Bevor die Situation noch peinlicher wurde, hatte Exeon die Flucht ergriffen und spazierte nun durch das Dorf, auf der Suche nach Codric. Wenn der Grünschopf an ihnen vorbei lief, stoppten die Kokiri jedes Mal ihre aktuelle Tätigkeit und beobachteten den Jugendlichen neugierig. Die scheinen ja nicht gerade oft Besuch zu haben, dachte er sich und ignorierte so gut er konnte das Starren der Kinder. Er kam gerade am Hügel an, als plötzlich etwas Grünes an ihm vorbeihuschte. „Hm, war das...?“ Überrascht drehte er sich um und heftete seinen Blick auf das kleine Etwas. Bei genauerem Hinsehen erkannte Exeon es als ein kleines, katzenartiges Tier, mit großen Ohren, einem langen, flauschigen Schweif und einem roten Kristall auf der Stirn. „Tatsache, ein Karfunkel.“ Er schaute zu, wie das Karfunkel vor einem Baumhaus neben dem Hügel Halt machte und geschwind den Baum hinaufkletterte. Er entschied sich, dem Wesen zu folgen und, nachdem er sie erreicht hatte, erklomm er die Leiter des Hauses. Das Holz knarzte unter seinem Gewicht und Exeon hatte Angst, dass es jeden Moment zusammenbrechen würde. Deshalb sprang er nach der Hälfte des Weges ab und hielt sich am kleinen Balkon, der gleichzeitig als Eingang diente, fest. Mit einem Ruck zog er sich hoch und ging auf den Eingang zu, der von einem vergilbten Vorhang verdeckt war. Zaghaft schob er diesen zur Seite und riskierte einen Blick ins Innere des Baumhauses. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein kleines Bett, darüber ein Fenster, wodurch eine angenehme Luft im Zimmer herrschte. Vor dem Bett war ein winziger Baumstumpf, der als Tisch diente, mit sogar noch kleineren zum Sitzen. An der rechten Wand stand ein Waschbecken, daneben ein leerer Holzeimer um Wasser zu holen. Sogar ein Spiegel war darüber angebracht, der von einer dicken Dreckschicht bedeckt war. Exeon lugte nun nach links und erblickte ein enormes Schwert, das an der Wand lehnte. Eine Kette zog sich um den blassgoldenen Griff und ein, an der Parierstange angebrachter, kobaltblauer Kristall schimmerte im Sonnenlicht. „Wow, die Klinge von dem Ding allein ist sicher schon an die 1,20 lang. Wem das wohl gehört?“ „Mir“ ertönte es plötzlich hinter ihm und voller Schreck zuckte Exeon zusammen. Reflexartig machte er eine Drehung und einen Sprung nach hinten, blieb jedoch am Vorhang hängen und riss diesen mit sich selbst zu Boden. Panisch zog er den Vorhang über seinem Kopf hinunter und starrte hoch in das Gesicht eines genervt dreinblickenden Tetsus. Der Grünschopf grinste schief und richtete sich hastig auf. Den Vorhang rollte er, so gut er konnte, ein und hielt ihn Tetsu entgegen. „Entschuldige.“ „Schon in Ordnung.“ Der Blauhaarige nahm das Stoffknäuel an und warf es auf das Bett, während er das Zimmer betrat. „Was machst du hier?“, fragte er in einem schroffen Ton und starrte Exeon durchdringlich an. Dieser geriet ins Schwitzen und erklärte: „Ähm, also da war ein Karfunkel, das einfach an mir vorbeigerannt ist. Das hat mich verwirrt, da ich nicht wusste, dass es auch in anderen Welten welche gibt. Bis vor kurzem wusste ich nicht mal, dass es andere Welten gibt. Jede--“ Plötzlich unterbrach in der Mann: „Du redest zu viel. Also, du hast ein Karfunkel gesehen. Und das, obwohl es in dieser Welt gar keine gibt...“ Er rieb sich nachdenklich am Kinn, begleitet von einem tiefen „Hm“. Verwirrt kratzte sich Exeon am Hinterkopf und meinte: „Vielleicht können sie ja zwischen den Welten reisen?“ Tetsu ging nicht weiter darauf ein und stellte Exeon stattdessen eine Frage: „Hast du jemanden namens Lloyd getroffen?“ Seine Miene war dabei sehr ernst. Überrascht über die Frage legte Exeon nachdenklich den Kopf in den Nacken und antwortete schließlich: „Nope.“ Erleichterung machte sich im Gesicht des Mannes breit. „Gut. Solltest du jemanden mit diesem Namen begegnen, halte dich von ihm fern!“ Nun wirkte der Blauhaarige wieder todernst und seine graublauen Augen durchbohrten Exeon förmlich. „Ö-öhm, ist o-okay...“, antwortete dieser stotternd. „'T'schuldige, aber was bedeu--“ Erneut wurde er von Tetsu unterbrochen: „Bereite dich lieber auf morgen vor. Wir haben einen langen Weg vor uns.“ Bevor der Grünschopf etwas darauf erwidern konnte, stand Tetsu auch schon neben ihm und schubste ihn vorsichtig Stück für Stück nach vorne, bis Exeon am Balkon stand. „W-warte!“, rief er und wollte wieder ins Zimmer stürmen, als plötzlich mehrere Ketten aus dem Holzboden schossen und sich in den Türrahmen bohrten umso ein Eintreten zu verhindern. „Hey!“, brüllte der Junge empört und stand nun vollkommen verdutzt da. Er seufzte und wandte sich der Leiter zu. Es schien sowieso keinen Sinn zu haben, weiter mit dem rätselhaftem Mann zu reden, also sprang er elegant hinunter und widmete sich wieder der Suche nach Codric. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich fündig wurde. Auf einer hohen Klippe über dem Wasserfall, erblickte er den Kokiri, wie er an einer Felskante saß, die Beine hinunterbaumelnd und den Blick gesenkt. Exeon nahm etwas Anlauf und mit wenigen Sprüngen erreichte er Codric. Mit einem freundlichen „Hi“ ließ sich der Grünschopf neben ihm fallen und setzte ein schiefes Lächeln auf. Codric schaute kurz hoch, als Exeon neben ihm landete, richtete seinen Blick aber wieder nach unten. „Entschuldige meinen Ausbruch von vorhin.“ Exeon lachte und klopfte ihm auf den Rücken. „Schon okay. Ihr solltet euch nur lieber Sorgen um euren Baum machen.“ Verwirrt sah er den Grünschopf an und stammelte: „W-was?“ „Nicht so wichtig“, meinte Exeon und fuhr sich, begleitet von einem gequälten Lachen durch die Haare. Er wurde nun wieder ernster und fragte: „Sag mal, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?“ Codric deutete hinter sich auf einen Holzrahmen, der anscheinend tiefer in den Wald führte und antwortete: „In den verlorenen Wäldern. Verzeih, falls du dich um mich gesorgt hast.“ „Ach, schon okay. Dachte mir schon, dass du wohl eher Zeit für dich brauchst.“ Codric blickte hoch und bedankte sich lächelnd. Die Sonne sank langsam hinab und hüllte den Wald in ein dumpfes Orange. Der kleine Bach funkelte im Licht und so langsam verschwanden die ganzen Kokiri in ihren Häusern. Gegenüber von ihnen stand das Baumhaus, in dem Tetsu gerade versuchte, den Vorhang wieder anzuhängen. Beim Anblick des Mannes, wandte sich Exeon an seinen Freund: „Was hältst du eigentlich von diesem Tetsu?“ Etwas überrascht überlegte Codric für einen Moment, bevor er als Antwort zurückgab: „Nun ja... da ich ihn nur kurz sah, als wir beim Deku-Baum waren, kann ich nicht wirklich was zu ihm sagen. Aber warum fragst du mich das? Dank deiner Aura solltest du ihn doch besser einschätzen können?“ Exeon ließ den Kopf sinken und entfaltete seine Hände, die er zweifelnd anstarrte. „Das ist es ja... ich kann seine Aura nur schwach wahrnehmen. Ich denke... ich denke, wir können ihm trauen. Aber er hat auf jeden Fall etwas zu verbergen!“ Im selben Moment ballte er seine Hände zu Fäusten und sah misstrauisch zu Tetsu hinüber, der den Vorhang inzwischen erfolgreich angehängt hatte und ihn nun zuzog. Der Jugendliche seufzte und sagte mit etwas freundlicherer Miene: „Na ja, wir sollten uns auch auf morgen vorbereiten und schlafen gehen.“ Codric nickte zustimmend und gemeinsam blickten sie noch einmal in die untergehende Sonne. Am nächsten Tag war Exeon derjenige, der geweckt wurde. Der Geruch von frischen Kräutern stieg in seine Nase, während er sich verschlafen umdrehte und noch im Halbschlaf Codric beobachtete, wie dieser die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Reise traf. Grummelnd setzte sich der Grünschopf auf und gähnte ausgiebig. „Oh, guten Morgen!“, hallte es von Codric zu ihm hinüber. Als Erwiderung an den Gruß hob Exeon nur die Hand, danach stand er auf und zog sich hastig seine Sachen über. Er gähnte erneut, als er sich an den Tisch setzte, wo ihm Codric eine Tasse Tee bereitstellte. Exeon bedankte sich und nahm erst einmal einen großen Schluck. In der Zwischenzeit beendete der Kokiri die Vorbereitungen und gesellte sich daraufhin zu Exeon. „Du wirkst heute so... positiv“, bemerkte der Grünschopf, während er in Codrics lächelndes Gesicht starrte. Dieser kratzte sich verlegen an der Wange und antwortete: „Ich fühle mich heute auch um einiges besser. Zwar habe ich noch immer meine Bedenken, aber inzwischen konnte ich meine Gedanken halbwegs ordnen.“ „Freut mich für dich.“ Exeon, der seine Tasse umklammerte, nahm einen weiteren Schluck und leerte damit den Becher, bevor er sich aufrichtete. „Wir sollten dann wohl los...“, schlug er, noch immer müde, vor. Codric nickte und stand ebenfalls auf. Neben dem Tisch hatte er schon alles bereitgestellt, seine Axt, seinen Köcher, der mit einigen Pfeilen und dem Bogen befüllt war, sowie ein Lederrucksack, den er randvoll gepackt hatte. Während Exeon sein Schwert, das neben dem Bett lehnte, nahm und es sich anlegte, schnallte sich auch der Kokiri nach und nach alles um. Gemeinsam traten sie vor die Tür und wurden sogleich von der aufgehenden Sonne geblendet. Das Gras war noch bedeckt vom Morgentau und mit jedem Schritt wurden ihre Stiefel etwas feuchter. Die beiden steuerten geradewegs auf den Ausgang des Dorfes zu, wo Tetsu bereits auf sie wartete. Er trug einen langen, dunkelblauen Umhang und hinter seinem Rücken ragten Griff und Spitze seiner immensen Waffe hervor. Der Blauhaarige musterte Codric und vor allem Exeon kritisch. „Seid ihr bereit?“ Während Exeon sofort nickte, zögerte Codric für einen Moment. Er starrte den Ausgang, ein rundes Holztor, mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich bin bereit“, murmelte er und atmete noch einmal tief durch. Tetsu blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an, dann drehte er sich um und schritt durch das Tor. Exeon schenkte dem Braunschopf ein aufmunterndes Lächeln und folgte dem Mann. Etwas zögerlich setzte sich nun auch Codric in Bewegung. Kein Zurück! Sein Herz raste, als er das Tor durchquerte und sie gemeinsam über eine kleine Holzbrücke liefen, die über den verlorenen Wäldern hinweg, aus dem Wald führte. Sie knarzte unter dem Gewicht der dreien und hallte wie ein Heulen durch den Wald, so als ob dieser den Verlust seines Kindes betrauern würde. Am anderen Ende mussten sie ein zweites Holztor durchschreiten, um den Wald nun gänzlich zu verlassen. Codric konnte seinen Augen nicht trauen, als sich vor ihm die weite Steppe der Ebene von Hyrule erstreckte. In der Ferne konnte er ein gewaltiges, hellgraues Marmorschloss erkennen, deren tannengrünen Spitzdächer in die Höhe ragten. Sein Blick wanderte weiter zur Mitte der Ebene, wo eine kleine Farm zu erkennen war, die von einer moosbewachsenen Steinmauer umrundet wurde. Die hügelige Landschaft war übersät mit Bäumen und Büschen, sowie den Überresten einiger Steinmauern und Holzzäunen. Der Kokiri kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und brauchte eine Weile, bis er sich wieder fing. Exeon stand neben ihm, die Arme verschränkt und genoss ebenfalls den Ausblick, der sich ihnen bot. Mit einem breiten Lächeln sagte Codric: „Dieser Anblick allein war es wert.“ Der Grünschopf schaute verwirrt zu ihm herüber, musste jedoch grinsen, als er begriff, was sein Freund meinte. „Können wir dann?“, fragte Tetsu etwas ungeduldig. „N-natürlich“, antwortete Codric verlegen, bevor er sich in Bewegung setzte und die Truppe über die Steppe spazierte. Während sie dem Weg folgten, rollte Tetsu eine alte Landkarte aus und studierte diese kurz. „Wir müssen einfach nur dem Weg folgen, dann sollten wir gegen Abend ankommen“, erklärte er, während er die Karte wieder zusammenrollte und unter seinem Umhang verstaute. Nach einigen Stunden hatten sie etwa dreiviertel des Weges hinter sich bringen können und entschieden sich, kurz Rast zu machen. Exeon und Codric setzten sich auf die Ruine einer Steinmauer, letzterer holte eine Trinkflasche aus seinem Rucksack, trank etwas und bot Exeon etwas an, der dankend einen Schluck nahm. Tetsu stand etwas abseits und ließ den Blick über die Landschaft wandern. Codric musterte das Schwert des Mannes genauer und kam nicht umher zu fragen: „Verzeih, aber ist dir deine Waffe nicht zu schwer?“ Überrascht drehte sich Tetsu um, doch statt zu antworten, nahm er das Schwert in die Hand und drehte es mehrmals in dieser herum. Der dadurch erzeugte Luftzug wehte den beiden entgegen und sogar das Gras wog sich im Takt der Drehungen. „Das bedeutet wohl nein...“, meinte Exeon beeindruckt und gab Codric das Trinken wieder. Auch dieser staunte nicht schlecht, während Tetsu das Schwert wieder an seinen Rücken hing. „Können wir weiter?“ Exeon und Codric nickten, bevor sie sich aufrichteten und sich wieder in Bewegung setzten. Inzwischen konnten sie sogar den Eingang der Schlossmauer erkennen. Eine Zugbrücke war heruntergelassen und bildete so einen Weg über den Burggraben, der um das Schloss herum führte und metertief mit Wasser gefüllt war. Als sie das Tor schon fast erreicht hatten sagte Tetsu: „Wir liegen gut in der Zeit. Eventuell können wir noch heute um eine Audienz bei der Königin bitten.“ Kaum hatte er fertig gesprochen, räusperte sich eine Wache, die nahe der Brücke positioniert war und erwiderte: „Dies wird leider nicht möglich sein.“ Verdutzt starrte der Blauhaarige den Mann an und fragte: „Und warum nicht?“ „Nun ja, Königin Zelda ist derzeit nicht im Schloss. Sie brach vor einigen Tagen zum Dorf der Goronen auf“, erläuterte die Wache. „Goronen?“, warf Exeon fragend in die Runde und erntete einen vorwurfsvollen Blick von Tetsu. Die Wache räusperte sich erneut und erklärte: „Die Goronen sind ein stolzes Volk, dass am Gipfel des Todesberges lebt.“ Der Mann deutete nach Osten, wo ein gigantischer Berg in die Höhe ragte, dessen Spitze vom einem Ring aus Wolken umkreist wurde. „Dort werdet ihr auch die Königin finden.“ Tetsu seufzte enttäuscht, bedankte sich allerdings für die Information und machte auf der Stelle kehrt, in Richtung der Berge. Codric und Exeon schauten sich gegenseitig an, seufzten ebenfalls und hasteten ihm hinterher. „Und jetzt? Auf zum Todesberg?“, erkundigte sich der Grünschopf. „Welche Wahl haben wir denn?“, gab Tetsu schroff zurück. Exeon zuckte nur mit den Schultern und so marschierten sie weiter über die Ebene Hyrules. Am späten Nachmittag erreichten sie ein Dorf am Fuße des Berges. Ein Holzbogen markierte den Eingang und „Kakariko“ war auf dem darauf angebrachten Schild niedergeschrieben. Einige Kinder liefen lachend herum und verfolgten ein Huhn, welches wild umhergackerte. An einer großen Eiche standen zwei Männer, die sich angeregt unterhielten und eine Frau schöpfte gerade Wasser aus einem Brunnen weiter hinten im Dorf. Erschöpft schlug Exeon vor: „Wie wär's, wenn wir 'ne Taverne oder sowas suchen und uns dort ausruhen?“ Codric stimmte dem Vorschlag zu, Tetsu hingegen schien der Idee zwar abgeneigt, stimmte jedoch nach kurzer Überlegung ebenfalls zu. „Mir gefällt's zwar nicht, aber vor Einbruch der Nacht würden wir sowieso nicht diesen Berg erklimmen können.“ Freude machte sich in Exeons Gesicht breit und gemeinsam durchkämmten sie das Dorf nach einem Gasthaus. Auf einem Hügel am Rande des Dorfes wurden sie schließlich fündig. Als sie eintraten, wurden sie sofort von einer wohligen Wärme empfangen, die sie umarmte und zum Bleiben einlud. Exeon schlenderte zum Tresen und sprach zum Besitzer der Taverne, einem etwas älteren Mann: „Wir hätten gerne ein Zimmer für drei.“ Daraufhin legte er einige Gil klimpernd auf den Tisch. Der Mann hinterm Tresen beäugte diese genauer, schob sie jedoch weg und meinte: „Tut mir leid, aber wir akzeptieren nur Rubine.“ Verdutzt starrte der Grünschopf den Mann an und nahm das Geld wieder an sich. „Toll und jetzt?“, fragte er die anderen beiden. Tetsu trat vor, kramte in seiner Tasche und legte zwei rote Edelsteine auf den Tisch. „Ich bezahl für die zwei. Aber statt dem Dreierzimmer hätte ich gerne ein Einzel- und ein Doppelzimmer.“ Der Mann nickte zufrieden, nahm die Rubine und verschwand daraufhin im Hinterzimmer. Verlegen kratzte sich Exeon am Hinterkopf. „D-danke.“ „Auch von mir. Ich hätte wahrscheinlich nicht genug Rubine gehabt um mir ein Zimmer zu leisten“, bedankte sich auch Codric. „Kein Thema“, gab Tetsu zurück und stellte sich vor Exeon. Mit scharfem, tadelnden Ton sagte er: „Wenn du weiterhin durch die Welten reisen willst, solltest du lernen, dich ihren Gegebenheiten anzupassen. Nicht in jeder Welt ist eine Goldmünze auch was wert.“ Überrascht von der harten Kritik, blickte Exeon empört zum ihm und wollte gerade etwas sagen, als der Tavernenbesitzer den Raum betrat und verkündete: „Ihre Zimmer sind hergerichtet und bezugsbereit. Wenn sie mir bitte folgen würden.“ Tetsus Zimmer erreichten sie als erstes. Der Blauhaarige nahm den Schlüssel entgegen und verschwand sofort hinter der Tür, die er unsanft zuschlug. Zwei Türen weiter lag das Zimmer der anderen beiden. Nachdem sie eintraten, legte Codric seinen Rucksack samt Ausrüstung ab und ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. Der Kokiri schaute hinüber zu Exeon, der ziemlich geknickt wirkte. Plötzlich schaute Exeon schnaubend hoch. „Was weiß der Kerl denn schon? Ist ja nicht so, als wäre das meine erste Reise in eine andere Welt. Verdammt, vor drei Tagen wusste ich nicht mal, dass es andere Welten gibt.“ Empört verschränkte der Grünschopf die Arme. „Er hat es sicher nicht so gemeint. Und selbst wenn doch, kennt er nicht die Umstände in denen du dich zurzeit befindest“, meinte Codric aufmunternd, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. „Wenn er keine Ahnung hat, soll er seine Klappe halten!“ Damit beendete der Grünschopf das Thema und versuchte zu schlafen. Exeon schrak hoch, als er panische Schreie von draußen vernahm. Ruckartig setzte er sich auf und auch Codric im gegenüberliegen Bett, richtete sich verschlafen auf. Ein weiterer, schriller Schrei ertönte und die beiden warfen sich einen alles sagenden Blick zu, zogen sich hastig etwas über und schnappten ihre Waffen. Hastig liefen sie den Flur des Gasthauses entlang, durch das Foyer und schließlich nach draußen. Unzählige Another machten das Dorf unsicher und attackierten die hilflosen Bewohner. Ein Mann, der in einer Ecke, sein Kind fest umschlungen, kauerte, wurde gerade von drei wolfartigen Another attackiert. Doch bevor diese ihn erreichten, zückten die beiden Jungen ihre Waffen und erledigten die Kreaturen mit Leichtigkeit. Sofort eilten sie weiter und besiegten die nächste Welle an Another. „Es werden einfach nicht weniger“, meinte Exeon verzweifelnd. Plötzlich stapfte Tetsu an ihm vorbei, in einer Hand eine Tasse Kaffee, in der anderen sein Claymore. Er nahm einen Schluck, dann reichte er die Tasse, mit den Worten „Halt mal“, an Exeon. Blitzschnell stürmte Tetsu los und schwang im Laufen sein mächtiges Schwert. Jeder Schlag zerschmetterte regelrecht eines der Monster, welche gar nicht schnell genug reagieren konnten. Es dauerte nicht lange, bis die Wesen bemerkten, dass sie keine Chance hatten und zur Flucht ansetzen wollten. „Hiergeblieben!“, rief Tetsu, der sein Schwert mehrmals in der Hand drehte. Mit aller Kraft rammte er die Klinge in den Boden, woraufhin hunderte Ketten aus dem Boden schossen und wie Projektile einen Another nach dem anderen erlegten. Nachdem nun alle Gegner besiegt waren, verschwanden die Ketten, während der Blauhaarige sein Schwert aus dem Boden zog. Gähnend drehte er sich um, schritt an einem vollkommen verblüfften Codric und Exeon vorbei und schnappte sich im Vorbeigehen seinen Kaffee aus den Händen des völlig sprachlosen Grünschopfs. Gerade als der Mann zurück in die Taverne treten wollte, ertönte ein lautes Lachen hinter ihm. Alle drei drehten sich zur Quelle des Gelächters und erblickten einen silberhaarigen, blasshäutigen Mann, der in der Luft schwebte und sie belustigt beäugte. Mit seiner Hand schob er seinen violetten Umhang zur Seite und deutete auf Exeon. „Hey, Mooskopf! Bist du Exeon?“ „M-mooskopf?“, erwiderte Exeon nur empört. Erneut lachte der Mann laut auf und sprach: „Ha, genau die Reaktion, die er vorausgesagt hatte.“ Nun wich Verwirrung der Empörung im Gesicht des Jugendlichen, während er zuschaute, wie der Mann langsam zu Boden glitt. Dieser grinste höhnisch und verkündete: „Heute ist dein Glückstag, Junge. Du hast die Ehre von mir, Vaati, dem Dämon des Windes besiegt zu werden!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)