V-M4: A Long Way Home von Morbilli (Virus M4 - Ryan & Vik) ================================================================================ Kapitel 5: Gefahren der Straße ------------------------------ Ryans Atem war bereits stark beschleunigt und jedes Mal wenn er einen tiefen Atemzug tat, wurde er schmerzhaft an seine Rippen erinnert. Dennoch fiel ihm das stärker werdende Humpeln von Viktoria nach einer Weile auf, auch aus dem Grund dass er weiterhin hin und wieder seinen Blick auf ihren Rücken ruhen ließ. Selber schwer atmend, vom restlichen Regen und seinem eigenen Schweiß durchnässt, ließ er es auf sich beruhen, entschied sich Vik vorerst nicht darauf anzusprechen. Sie würde sich wohl melden, wenn es nicht mehr auszuhalten war, hoffte er. Auf das Sommerkleid angesprochen blieb er ihr ebenfalls eine Antwort schuldig, wollte seinen Atem vorerst sparen. Er hoffte dass die restlichen Straßen bis zum Park nicht mehr allzu weit waren, sein ganzer Körper schien mittlerweile nach Ruhe zu rufen. Schon bald kamen sie an eine große Kreuzung, wo Vik merklich langsamer wurde, um an der Häuserecke erst vorsichtig die nächste Straße zu erkunden. Dieses mal blieb sie sogar einen Moment nach Atem ringend stehen, bevor sie um die Ecke schauen wollte. Sie lehnte sich an die Hauswand und legte kurz eine Hand auf die Brust, die sich hastig hob und senkte. Vorsichtig sah sie nun in die neue Straße und fuhr mit den Kopf dann ruckartig zurück. Als Viktoria an der Straßenecke anhielt und ihren Kopf erschrocken zurückzog wäre Ryan beinahe in sie hinein gelaufen, so sehr hatte er bereits das Spiel an den Straßenecken verinnerlicht. Das Mädchen presste Lippen und Augen kurz zusammen, bevor sie Ryan eindringlich ansah. „Vier Männer,... sehen nicht... freundlich aus“, brachte sie noch schnaufend hervor. „Könnten einen längeren Umweg machen... oder warten bis sie weg sind“, schlug sie vor und sah erwartungsvoll zu den Soldaten auf. Für einige Momente starrte Ryan sie ausdruckslos an, seine Gedanken schienen in Zeitlupe abzulaufen, ehe er den Ernst realisierte und Viktoria kurz zunickte, seine Gedanken fuhren nun bereits die verschiedenen Möglichkeiten im Eiltempo ab. Mit einer Hand zog er Viktoria hinter sich und drückte sich zeitgleich an ihr vorbei um sich an der Straßenecke zu positionieren, was sie bereitwillig zu ließ. In geduckter Haltung warf er selbst einen sekundenschnellen Blick um die Ecke. Viktoria hatte recht mit ihrer Einschätzung, auf den ersten Blick waren vier Typen auf der Straße. Sie schienen in den Trümmern eines alten Geschäftes zu wühlen, circa zwanzig Meter von ihnen entfernt und das direkt auf ihrer Route. Einer der Kerle, der etwas weiter von dem Geschäft mitten auf der Straße stand, schien eine Pistole an seinem Gürtel zu tragen, die anderen drei durchwühlten den Schutt, zwei Kanthölzer und ein Aluminiumschläger, die an der Wand gestellt waren, schienen ihre Waffen der Wahl zu sein. Ryan schätzte die Truppe ebenfalls als aggressiv ein, wie Viktoria schon vor ihm, die vier schienen sich keiner Gefahr bewusst. Kampferfahren sahen sie bei weitem auch nicht aus, eher der Natur sich auf Stärke und Masse zu verlassen. Wenn man in der Überzahl war, mochte es auch ausreichend sein, sich auf die Masse zu verlassen. Hätte er bloß selber noch seine Waffe, würde sich das Risiko für die beiden sicherlich reduzieren. Er blickte zu Viktoria zurück, musterte ihren Zustand knapp. Lieber auf Nummer sicher gehen, ob sie nun eine Stunde länger brauchten oder nicht, sollte keine Rolle mehr spielen, solange die beiden lebend an ihrem Zielort ankamen. „Wo lang führt uns der Umweg? Wo müssen wir hin?“, flüsterte er kaum hörbar, ehe er hektisch seinen Blick wieder der Straßenecke zu wandte. Waren dort Schritte zu hören? „Ein Stück zurück, zu dem Tunnel. Dann runter klettern und die Schnellstr-...“, ihr Flüstern brach abrupt ab, als auch sie die Schritte hörte. „Ryan?!“, wisperte mit leichter Panik in der Stimme, während Ryan bereits einen wachsenden Schatten erblickte. Wurde er entdeckt, als er um die Ecke gelinst hatte? Sie hatten keine Chance mehr auf Flucht, wenn das der Mann mit der Knarre war! Blindlings streckte Ryan seine Hand nach Viktoria aus, drückte sie unsanft gegen die Wand. Der Schatten wuchs bedrohlich. Ryan, der vor kurzem noch außer Atem, war schien nun beinahe schon den Atem anzuhalten und Adrenalin durchflutete seinen Körper. Er drückte Viktoria nun auch noch von sich weg, sie zur Flucht nach hinten antreibend, während er im selben Augenblick um die Ecke schnellte, den festen Vorsatz, ihr zu mindestens etwas Zeit zu verschaffen. Knappe drei Meter von ihm entfernt stand der Mann mit der Waffe, seine Augen weiteten sich als er Ryan erblickte, zu spät um seine Waffe aus dem Gürtel zu befreien. Als der Typ die Überraschung überwunden hatte und sich in Bewegung setzte, war es bereits zu spät um Ryan zu entgehen, dennoch rollte sein Schlag ineffektiv von dem Adamsapfel seines Gegenübers ab, da dieser sich bereits instinktiv abwandte. So umschlang er stattdessen den Hals seines Opfers, benutzte den Arm desselben als Hebel. Der Soldat griff augenblicklich in dessen Gürtel und zog nun selber den darin untergebrachten Revolver, den er sogleich auf seine drei Kumpane richtete, von denen bereits einer den Aluschläger ergriffen hatte, erstaunlich wenn man bedachte das Ryan erst seit circa fünf Sekunden auf der Straße war. „Woah, lass den mal schön da liegen! Dann können wir uns alle wieder als Freunde trennen“, warnte Ryan ihn. Nun hatten ihn auch die beiden anderen bemerkt, von denen einer direkt die Flucht ergriff, sehr sympathisch in Ryans Augen, und der zweite blieb noch unschlüssig im Schutt hocken. Sein eigentlicher Ansprechpartner machte jedoch keine Anstalten den Schläger beiseite zu legen, immerhin war er aber stehen geblieben. Zeit genug für Ryan, den in seinen Armen sich windenden mit einem starken und sicher schmerzhaften Druck auf die Luftröhre zu mehr Ruhe aufzufordern. Der erste Adrenalinschub ebbte langsam ab, nun merkte er wie sein Herz raste, Schweiß lief ihm von der Stirn und sein Atem ging sichtbar schwerer. Die Hand die den Revolver hielt blieb trotzdem ruhig auf seine Gegenüber gerichtet. Mit entschlossener Miene trat plötzlich auch Viktoria an Ryans Seite ohne diesen direkt anzusehen, damit die anderen registrierten, das er nicht alleine war. Vik war darauf bedacht normal zu ihm zu gehen, was ihr tatsächlich ohne großartig zu humpeln gelang, aber der Schweiß stand auch ihr auf der Stirn. „Du solltest besser auf meinen Freund hören. Mein Bro hat einen nervösen Finger und ich würde auch nicht zögern euch aufzuschlitzen“, drohte sie mit einer etwas tieferen Stimme. „Geht ohne Waffen darüber und lasst uns vorbei. Dann lassen wir ihn wieder los...“, mit einen Nicken deutete sie auf die andere Straßenseite. Als Viktoria aus der Ecke hervorkam flüchtete nun, wenn auch zögerlicher, der zweite Plünderer. Nun hatten sie sogar Chancengleichheit erlangt. Ebenfalls ging der Mann mit dem Schläger einige Schritte rückwärts, reagierte aber nicht weiter auf die beiden. Ryans Atem ging mittlerweile nur noch stoßweise, mit einem knappen Blick auf die Trommel überprüfte er die Kammern, ohne den Revolver von seinem Gegenüber abzuwenden. Drei der sechs Kammern waren nur gefüllt, anscheinend hatte der ehemalige Besitzer selber keine Munition mehr gehabt... Eben jener Besitzer wurde in Ryans Armen wieder wehrhaft, hatte er wohl das Gefühl, das er Handeln musste um seinem Tod zu entgehen. Ryan war überrascht von der panischen, nicht zielgerichteten Kraft, die sein Opfer plötzlich mobilisieren konnte. Ein kräftiger Ellenbogen, der sich in seine Seite rammte, trieb ihm die Luft aus den Lungen, lies vor seinem inneren Auge ein Farbengewitter aus Schmerzen explodieren. „Ryan!“, schrie Viktoria nur und machte einen Schritt auf ihn zu, wagte es jedoch nicht sich einzumischen. Angestrengt unterdrückte Ryan einen Schmerzensschrei, konzentrierte sich darauf nicht die Kontrolle zu verlieren, musste dafür jedoch mit seiner zweiten Hand, die den Revolver hielt seinen Würgegriff unterstützen. Ryan erhöhte den Druck auf dessen Halsschlagader wodurch er bereits nach Sekunden an Elan verlor. Dennoch schien sein Hadern neuen Mut in den letzten Übergeblieben getrieben zu haben, der anscheinend seine Chance witterte und die knapp siebzehn Metern mit schnellen Schritten verkürzte. „Vorsicht! Vor dir!“, rief Viktoria ihm plötzlich zu, bevor sie selbst zum Angriff überging. Doch ihr Bein versagte schon nach den ersten zwei Schritten und knickte weg, woraufhin sie auf die Knie fiel. Ryans Handeln war durch ständiges Training schon instinktiv, so ließ er den bereits erschlafften Körper zu Boden gleiten. Er wollte gerade die Waffe wieder anheben, doch es war zu spät, der Baseballschläger war bereits ausgeholt, keine zwei Meter von Ryan entfernt. Anstatt zurückzuweichen machte Ryan einen Satz auf seinen Gegner zu, entnahm so dem Schlag die meiste Energie, indem er sich nur von dem Griff anstatt von dem Kopf des Schlägers an der Schulter treffen ließ, dennoch genug Kraft um ihm die Pistole aus der Hand zu reißen. Seine eigene Faust schnellte vorwärts, traf seinen Gegenüber kraftvoll und glücklich mitten in seinem Ziel, dem Nervengeflecht knapp unter dem Brustkorb, beinahe augenblicklich ließ sein Gegenüber den Schläger fallen und sackte zusammen. „Vik! Die Pistole!... Und dann lass uns von hier verschwinden…“, rief er bereits aus, noch bevor sein Gegenüber den Boden vollends erreicht hat, der Revolver war fast bis zu Viktoria gerutscht weshalb er sie fast schon anblaffte. Gleichzeitig zu Ryans Ruf hechtete sie das letzte Stück in dessen Richtung, ließ einen Dolch fallen und nahm sofort den Revolver auf. Mit zitternden Händen richtete sie die Waffe auf die ebenfalls am Boden liegenden Schlägertypen, während sie sich langsam aufrappelte. Währenddessen steckte sie den einen Dolch wieder in den Gurt an der Hüfte und hinkte leicht zu dem anderen, um auch diesen vorsichtig wieder aufzunehmen und weg zu stecken. Ryan war zu mehr als einer kurzen Anweisung nicht mehr in der Lage gewesen, merkte er nun, als der Kampf vorerst vorüber war, wieder seinen Körper im Ganzen. Er schnaufte geradezu, sein Herzschlag schlug ihm quasi bis zum Hals, seine Schmerzen pochten vorerst noch dumpf im Hintergrund. Der Mann hinter ihm kam langsam wieder zu sich und wollte sich bereits aufrichten. „Fuck! Nun bleib liegen, verdammt, bis wir weg sind, sonst müssen wir doch noch die Pistole benutzen…“, warnte Ryan sofort. Erst nach Ryans Worten wechselte Viktoria merklich nervös und eilig das Ziel, zu dem, der sich nun ebenfalls erheben wollte. Immer wieder ging ihr besorgter Blick zwischen Ryan und Angreifern hin und her, als sie wieder zu ihm kam. Anscheinend hatte der Mann ihre Niederlage akzeptiert, ließ er sich wieder auf den Boden fallen und hob sogar seine Hände in die Höhe. Die beiden sollten hier Weg und zwar schnell, auch wenn Ryan glaubte selber nicht mehr allzu weit zu kommen… Auch als Vik wieder neben ihm stand, richtete sie noch zitternd die Waffe auf die Anderen. „Nimm mir das Ding ab!“, hauchte sie schon fast flehend und ein paar Töne höher als sonst. Ryan keuchte angestrengt, stützte sich für einige Momente auf seinen Beinen ab. Glücklich den Kampf entschieden und es hinter sich gebracht zu haben, dennoch hatte er mehr abbekommen als er sich erhofft hatte. Plötzlich hörte er Viktoria selbst nur gedämpft, als würde sie Meilenweit von ihm entfernt sein. War seine Müdigkeit Grund für seine Nachlässigkeit? War er bereit zu lange aus seiner Übung? Oder war es eventuell wegen Viktoria? Er probierte seine Gedanken beiseite zu schieben. Erst als sie knapp vor ihm stand und ihm die Pistole hinhielt, fing er sich wieder etwas, landete langsam im hier und jetzt. Somit nahm er ihr die Pistole ab, ohne seinen Blick merklich zu heben, sicherte die Waffe mit einem Handgriff und ließ sie in seinem Hosenbund verschwinden. „Danke Vik…“ Nun hob sich sein Blick endlich musterte er seine Partnerin knapp. „Geht’s dir gut? Hast du was abgekriegt?“ Seine Augen inspizierten ihren Körper hielten nach neuen Wunden Ausschau, hatte er während den paar Sekunden die der Kampf gedauert hatte Viktorias Position komplett aus den Augen verloren. Soweit schien sie keine ernsthafte Wunde dazu gewonnen zu haben, also nickte er ihr zu drückte mit einer Hand gegen ihren Rücken, drängte somit auf Eile, war er sich selbst nicht mehr so sicher wie lange er sich noch auf den Beinen halten konnte. Ryan setzte sich selbst langsam und weiterhin schwer atmend in Bewegung, sein Herz raste weiterhin schmerzhaft in seiner Brust. Viktoria fuhr sich mit der nun freien Hand durch ihr Gesicht und rieb sich die Tränen aus den Augen. Sie biss sich noch auf die Lippe und fing sich dann wieder. Auch ihr Gesicht war noch blass, aber ihre Stimme klang fast normal: „Mir geht es gut, du hast mir ja die ganze Arbeit abgenommen“, meinte sie leicht schmunzelnd, aber die Sorge war ihr deutlich anzusehen. „Lass uns los, es ist nicht mehr weit. Hinter der nächsten Ecke ist schon unser Ziel. Sei ehrlich, kann ich dir helfen?“ Besorgt sah sie ihn an. „Du solltest dein Bein schonen, sag mir nur, dass es wirklich nicht mehr so weit ist. Komm schon wir sollten uns beeilen…“, er probierte es lockerer klingen zu lassen, schaffte dies aber kaum zwischen seinen schnaufenden Atemzügen. „Mein Bein ist okay. Es ist auch nur ein paar Minuten entfernt. Das schaffen wir nun auch noch!“, meinte sie aufmunternd. Einen Blick hinter sich werfend stellte Ryan fest, dass die beiden immer noch artig auf dem Boden lagen. Beim Vorangehen vertrat er sich leicht und anstatt Viktoria weiter voranzutreiben, stützte er sich nun doch an ihr ab und legte einen Arm um sie. Plötzlich sackte Vik selbst unter dem zusätzlichen Gewicht leicht weg, konnte es aber noch gut abfangen, indem sie sofort einen Arm um seine Hüfte schlang und mit der anderen den Arm um ihren Hals fixierte. „Hey, nicht so stürmisch, heb‘ dir das für unser Date auf“, keuchte sie gleichzeitig. „Entschuldige… wenn ich dir zu schwer werde, geh vor und ich folge dir langsam...“ Von seiner Stirn floss der Schweiß, seine Lider waren bereits leicht gesunken. Seine Kraft schien ihn bereits so kurz nach dem Kampf Stück für Stück zu verlassen, seine Aufmerksamkeit sank merklich, doch es war okay, er musste sich nun auf Viktoria verlassen, sie würde schon Acht geben… „Ich schaff das schon“, versicherte sie und biss nun die Zähne zusammen. So schnell es ging humpelte sie mit Ryan die Straße hinauf und bog endlich in die nächste Straße. „Danke... Viki, ich bin dir wohl gerade ein ziemlicher Klotz am Bein, Sorry.“ Seine Augen schlossen sich abwechselnd, seine Augen waren beinahe länger geschlossen als das sie offen blieben. Nun waren sie schon mal auf der richten Straße und hatten schon entfernt einen Blick auf den südlichen Teil des Parks am anderen Ende der langen Straße. „Nicht mehr lange, halt durch“, murmelte sie und schleppte sich weiter. Vik atmete schwer, biss weiter die Zähne zusammen. Nebenbei blickte sie unruhig zu den Häusern und hielt Ausschau nach weiteren unliebsamen Gruppen. Bisher hatten sie aber noch Glück. „Ryan,... wir sind da... Ryan? ... Nur noch ein paar … Meter,... du musst mir … aber etwas helfen“, keuchte sie vor Anstrengung und rüttelte ihn leicht. Sie atmete tief ein und lief langsam weiter. Ohne das antreibende Stresshormon, das seinen Körper bereits wieder verlassen hatte, fühlte Ryan sich nur noch müde, seine Muskeln fühlten sich wie Gummi an, jegliche Spannung schien ihm entwichen zu sein. Zu lange auf den Beinen für solch eine Stressbelastung, das muss es gewesen sein… Dennoch biss er sich auf die Lippe, versuchte angestrengt seine restliche Kraft zu mobilisieren, übernahm wieder ein wenig mehr seines Gewichts selbstständig. „Ich brauch nur eine kleine Pause, Vik, dann bin ich wieder auf dem Damm…“ So sicher war er sich seinem Gesagten derzeit nicht, war er sich derzeit wenig absolut sicher. Er empfand seine Umgebung Dumpf, als hätte jemand eine Decke um die Welt gehüllt, alles schien weit entfernt, das Licht war gedämpft, ebenso wie Viktorias Stimme die hin und wieder aufbauende Sätze sprach. Sein Zeitgefühl funktionierte auch nicht mehr, ihm kam dieser Tag schon so unendlich lang vor… Was war auch alles schon geschehen seit er im Morgengrauen durch die Gassen schlenderte und den Ball im Garten fand? Durch einen kurzen aber intensiven Hustenanfall wurden seine Gedanken beendet. Zügig kamen sie einem recht großen Geschäft näher, dessen Fenster und Türen allesamt gut vernagelt waren. „Du kannst gleich so viel schlafen wie du willst...“, brachte Vik angestrengt hervor und rang kurz nach Luft. Keuchend setzte sie ihn kurz auf den Boden ab. „Ich mach dir die Tür auf... Warte hier.“ Ihm fiel es kaum auf als Viktoria sich durch das Fenster stahl, um nach einiger Zeit die Tür von innen aufzumachen. Sie schien nur eine Sekunde? Minute? Stunde? Von seiner Seite gewichen zu sein, als sie auch schon wieder neben ihm war. Sie betraten bereits das Teppichgeschäft und Ryan probierte zu Viktoria aufzusehen, versuchte dabei seinen Stand etwas besser zu sichern. Ryan selbst sah sich nicht großartig um, vertraute auf Viktorias Urteil. Als er eine der Zimmerwände ausmachte, entwand er sich vorsichtig aus ihrer Haltung und stützte sich gegen die Wand, wollte Vik der zusätzlichen Belastung nicht länger als nötig aussetzen. Er ließ sich an der Wand zu Boden gleiten, seine Augen waren zusammengekniffen und sein Gesicht bei seiner Bewegung zu einer Grimasse verzogen. „Sorry, ich glaube ich hab unser Date im Park ziemlich zunichte gemacht... Vielleicht erlaubst du mir eine kleine Terminverschiebung?“ Sein Lächeln erkannte man wohl auf den ersten Blick als aufgesetzt, seine Augen waren geschlossen, während er seinen Kopf an der Wand abstützte. „Macht nichts...“, versicherte sie schwer atmend, aber erleichtert. „Ich wollte es hier eh erst gemütlich machen.“ „Was sagt dein Bein? Ich hab es wohl doch nicht so mit dem Schonen zugelassen wie es nötig wäre… Benötigst du etwas von deinem Doc? Jetzt hast du mich ja schließlich doch zu deinen Füßen liegend, nur leider ohne das du über mich hergefallen wärst…“ Seine Augen blieben geschlossen während er sprach, mit einer Hand stützte er seinen Oberkörper. „Mach dir keine Gedanken. Ich brauch auch nur Ruhe“, sagte sie beruhigend. „Ich falle später über dich her, aber erst schau ich mich hier kurz um und hol ein paar Sachen.“ „Es geht schon so. Ich muss nur zu Atem kommen, Vik… Ist es hier sicher?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten begann er seine nasse Jacke auszuziehen, hielt inne als sich ein weiterer stechender Schmerz meldete, ehe er es ein weiteres Mal versuchte, nur um kurz danach aufzustöhnen und sich mit halb ausgezogener Jacke resigniert zurücksinken ließ. Immerhin seinen rechten Arm hatte er befreien können. „Mach es dir bequem, ich bin gleich wieder da“, sagte sie nun gequält lächelnd und ging. Er lehnte seinen Kopf zurück gegen die kühle Wand, hielt seine Augen geschlossen. Viktorias Schritte entfernten sich langsam. Sie hatte etwas von warten gesagt? Er öffnete seine Augen wieder, konnte Viktoria aber nirgendwo erblicken.War sie wieder aufgebrochen? Durchsuchte sie nur das Geschäft? Er konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren… Sie wird ihn schon nicht zurückgelassen haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)