V-M4: A Long Way Home von Morbilli (Virus M4 - Ryan & Vik) ================================================================================ Kapitel 10: Der Aufbruch - Vik ------------------------------ Noch immer lag sie an Ryans rechter Seite gekuschelt. Ihr Herz und Atem hatte sich langsam wieder beruhigt, aber das warme, geborgene Gefühl war ihr geblieben. Viki lauschte seinem kräftigen Herzschlag, während ihr Kopf noch an seiner Brust lag und sie mit der rechten Hand vorsichtig über seine verletzte Seite streichelte. Auch Ryan hielt seine Augen geschlossen während er ruhig da lag, sein rechter Arm verlief unter Viktoria, seine Fingerspitzen glitten abwesend über ihre Flanke, sein Atem ging dabei flach. Hoffentlich hatte er sich dabei nicht zu viel zugemutet. Selbst wenn er es währenddessen nicht gemerkt hatte, so würde sich das später vielleicht rächen. Keiner von den beiden hatte bisher viel gesprochen. Einzig sein Name war ihr stöhnend über die Lippen gekommen. Es war nicht nötig gewesen etwas zusagen, denn das Verlangen nacheinander hatte sie gleichermaßen befallen. So ganz verstand sie immer noch nicht was passiert war. Erst heulte sie bei der kleinsten Berührung, ließ sich dann in seinen Armen trösten und dann fielen sie übereinander her. Bei der ganzen Sache kam sie sich schon ziemlich dumm vor. Seit Monaten hatte sie versucht jedes Gefühl zu unterdrücken, sodass es nun plötzlich alles auf einmal über sie herein brach. Sie seufzte einmal tief, wobei ihr warmer Atem über seine Haut wehte. Es war sonst nicht ihre Art sich gleich irgendjemanden an den Hals zu werfen. Selbst Leon musste zwei Monate auf sie warten, bis sie zum ersten Mal bereit war. Wieder schlich sich ein drückendes Gefühl in ihr Herz, als hätte sie Leon eben betrogen, aber er war nicht mehr da, wie sie sich schmerzlich versuchte klar zumachen. Und nun lag sie bei Ryan, von dem sie nicht viel mehr als seinen Vornamen und seinen Beruf kannte. Dennoch bereute sie es nicht schon jetzt mit ihm geschlafen zu haben. Wer wusste schon, was in zwei Monaten war. Früher hatte man doch alle Zeit der Welt und jetzt konnte man froh sein, wenn man die nächste Woche überlebte. Sie schmiegte sich wieder leicht an Ryan, um den letzten Gedanken los zu werden. Sein Streicheln half ihr dabei, sich wieder zu entspannen. Am liebsten hätte sie hier für immer in seinen Armen gelegen. Die Welt schien so weit weg, genauso wie die ganze Angst, die Gefahr und die Brutalität, die draußen herrschten. Wieder ließ sie ihren Blick zu seinen Hämatomen wandern. Er würde nicht mal Zeit haben es richtig verheilen zu lassen, bevor sie wieder kämpfen mussten. „Ich wünschte, wir könnten uns ewig hier verkriechen...“, sprach sie geistesabwesend ihre Gedanken aus und durchbrach die Stille. Nur ein genießendes und zustimmendes „Hmh“ entrann seiner Kehle. Als sie bemerkte wie bitter ihre Worte geklungen haben musste, sah sie ihn mit einem sanften Lächeln an, das langsam etwas frecher wurde. „... dann würd‘ ich dich jeden Tag so vernaschen“, versprach sie, während sie nun über sein Brustbein hinauf leckte, welches noch angenehm salzig schmeckte. Seine Kehle bedeckte sie mit zärtlichen Küssen, knabberte vorsichtig einmal an ihr und küsste sich zu seinen Lippen hoch. Den Kuss, den sie ihm noch schenkte war sanft, genügsam und liebevoll. Er richtete seinen Oberkörper ein wenig auf, reckte sich so ihrem abschließenden Kuss entgegen, den er nur zu gerne kurz und zärtlich erwiderte. Seine rechte Hand streichelte unentwegt über ihre Seite. Danach sah sie ihm wieder tief in die Augen, während sie ihm eine Strähne aus den Gesicht streichelte, senkte aber dann wieder ihren Blick. Sie wusste genau, dass sie hier nicht für immer liegen konnten. Ihre Wasservorräte war leer und wenn es stockfinster war konnten sie nicht sehen, ob eine Quelle sauber genug wäre, um sie wieder aufzufüllen. Zudem würden Nachts einige Banden wieder aus ihren Verstecken kriechen, um auf Beutezug zu gehen. Denen wollte sie auch nicht gerade in die Arme laufen. Allgemein müssten sie nun zusammen planen, was sie in der nächsten Zeit machen wollten, wohin sie gingen und wo die besten Verstecke zu finden waren. In den südöstlichen Gebieten kannte sie sich noch aus, in den anderen wäre sie auf Ryan oder ihr Glück angewiesen. Noch immer fühlte es sich so an, als könnte alles nur ein Traum sein. Das sanfte Streicheln, der zarte Kuss und wie es überhaupt zu allen gekommen war... es wirkte zu irreal für diese Zeiten. Wenn dem so wäre, wollte Viktoria nie wieder erwachen. Und doch drehten sich ihre Gedanken schon wieder darum, wie sie weiter überleben konnten. Verstecke, Nahrung und die Banden, das alles würde ihr Leben deutlich erschweren. Als Viktoria ihren Blick von ihm abwandte, strich Ryan mit seiner bisher tatenlosen, linken Hand über ihre Wange, bis er sanft ihr Kinn erreichte und sie ohne viel Nachdruck mit einem Finger aufforderte ihn erneut anzusehen, damit er ihr ein weiteres Lächeln schenken konnte. „Das Versprechen klingt doch gut, wir werden zwar nicht hier sein, aber mit solch einer Belohnung im Hinterkopf werde ich doch nur zu gerne dafür Sorgen, dass wir irgendwo immer sicher unter kommen.“ Er ergriff kurzum ihre Hand die zuvor noch vor seinem Gesicht war, hakte sich in ihre Finger ein und drückte sanft ihre Hand. „Zusammen sollten wir das doch nur zu gut schaffen können…“ Als sie warme Hand an ihrer Wange spürte, ließ sie die Bedenken fürs erste wieder fallen und schloss genüsslich die Augen. Ohne zu zögern kam sie der Aufforderung seiner Finger nach, dachte nur leicht beschämt daran, das eine ähnliche Geste vorhin eine ganz andere Wirkung gehabt hatten und das es sie vermutlich erst hierzu geführt hatte. Seine Worte zusammen mit dem Drücken ihrer Hand ließ sie doch leicht verlegen Blick senken. „Ich hoffe es...“, murmelte sie. Es war seltsam sich wieder auf jemanden zu verlassen, aber sie hatte ebenfalls Angst davor ihn verlieren zu können. Dabei kannten sie sich doch kaum, auch wenn sie ihm schon komplett vertraute. Woran das lag wusste sie selbst nicht. Es war wohl sein warmes Lächeln, sein fürsorgliches Wesen, seine humorvolle Art. Alles an ihm hatte sie langsam oder eher schnell in seinen Bann gezogen und nun glaubte sie alles was ihr Soldat ihr versprach. Bei dem Gedanken musste sie doch leicht Schmunzeln. Viki drückte nun ebenfalls fest seine Hand. „Zumindest sind wir ein recht gutes Team“, wiederholte sie seine Worte vom frühen Abend. „Das beste Team und dabei stehen wir noch am Anfang.“ Die Bemerkung war beiläufig an ihre Aussage angeknüpft, seine Augen waren dabei unentwegt stur auf ihr gerichtet. „ ...ein ziemlich lädiertes Team, aber es kann ja nur besser werden“, nuschelnd sie noch an seiner Brust, aber zog ihre ineinander verschränkten Hände näher zu sich und hauchte einen kleinen Kuss auf seinen Handrücken, um die kleine Verbindung zu besiegeln. Kaum zu glauben, das sie heute morgen noch Angst vor der Person hinter der geschlossenen Tür gehabt hatte und sogar überlegt hatte mit den Dolchen auf ihn los zu gehen. Seit dem war so viel passiert und alles hatte sie so überrumpelt. Wenn sie daran dachte war sie noch immer verwirrt. Vor Sonnenaufgang hatte sie alles noch tief in sich vergraben, jedes Gefühl so weit es ging verdrängt, vor jeden Menschen in ihrer Nähe versteckt, um irgendwie überleben zu können und nun lag sie hier an Ryan gekuschelt. Dabei wusste er von ihr genauso wenig, wie sie von ihm. Ihren Vornamen, das sie studieren wollte, eine Andeutung von ihrem Musikgeschmack, ein paar schlimme Geschichten zu ihren Narben, aber mehr auch nicht. Nichtmal ihren Nachnamen kannte er, auch wenn es in dieser Welt irgendwie bedeutungslos war. Was er wohl von ihr nun dachte? Ob er ein ganz anderes Bild von ihr hatte? Was wenn die ganze Sache einfach schief ging, weil sie zu verschieden waren? In ihr machte sich eine andere Art der Unsicherheit breit. „Pratt!“, sagte sie plötzlich eindringlich, während sie ihm in die Augen sah. „Ich... mein... mein Name... Ich heiße Viktoria Pratt“, stammelte sie nun verlegen. Irgendwie war es ihr gerade wichtig gewesen, dass er zumindest das wusste. Ansonsten kam sie sich erst recht vor wie ein billiges Flittchen. Nun fühlte sie sich aber genauso dumm, wie bei der Pfirsich-Sache. Also wendete sie ihren Blick leicht ab und lehnte ihren Kopf doch wieder beschämt an seine Brust und hoffte einfach das er es ignorieren würde oder sie im Boden versank. Unverwandt streichelte seine rechte Hand über ihre Haut, hielt sich so ein kleines Echo ihrer vergangenen Zweisamkeit aufrecht. Wie zur Bestätigung drückte er erneut sanft ihre Hand. „Freut mich Frau Pratt, Operator Ryan Bradon für meinen Teil. Aber Ich hoffe ich darf bei Viki oder Viktoria bleiben?“ Das Streicheln und seine Hand in ihrer zu spüren half zumindest, dass sie sich wieder entspannte. Auch sie genoss die Nähe und das Gefühl nicht mehr allein sein zu müssen. Ihre linke Hand hatte noch an seiner Schulter geruht, fing aber nun doch leicht an mit seinen Haaren zu spielen, als Viki sich einbildete sein Schmunzeln aufgrund ihres Satzes fast schon hören zu können. Zumindest konnte sie sich sein Gesicht dazu schon gut vorstellen. „Natürlich...“, murmelte sie sofort als Antwort auf die rhetorische Frage und war irgendwie erleichtert auch seinen Namen zu erfahren, warum wusste selbst nicht mal genau. „Ich würde es begrüßen, wenn du auch bei Ryan bleibst, aber wahrscheinlich werde ich mich bei jedem deiner Worte angesprochen fühlen, egal ob du mich direkt ansprichst oder nicht.“, fügte Ryan hinzu. „Jeden meiner Worte? Hmm... Hast du denn schon ‘nen peinlichen Spitznamen oder muss ich mir selbst einen ausdenken?“, fragte sie nun doch wieder frech und sah sogar kurz mit kleinen entschuldigenden Lächeln wieder zu ihm auf, bevor sie abermals den Blick abwendete, konnte aber kurz noch sein Schmunzeln erhaschen. Seine rechte Hand strich weiter abwesend über ihre Haut, während er wieder das Wort ergriff: „Peinlich sind mir glaub ich beinahe alle Spitznamen, die ich je besessen habe, aber ich würde mich über einen neuen mit Viki-Siegel sicherlich freuen… In meiner Einheit hing mir ziemlich schnell der Name Sergeant Smile nach… Der dürfte ziemlich selbsterklärend sein.“ Sein in die Vergangenheit gerichtetes Schmunzeln schien wie zur Bestätigung kurz breiter zu werden, besonders als sie sich erneut etwas enger an in schmiegte. „Und mein Bruder brachte mich gerne durch ein kitschig säuselndes Ryry auf die Palme. Familie eben…“, sagte Ryan und wurde daraufhin für einige Sekunden still. Seine Spitznamen zuhören zauberten auch auf ihre Lippen ein kleines Grinsen, wobei sie sich Ryan bei seiner Einheit und bei seinem Bruder vorstellte. Danach drifteten Viktorias Gedanken auch zu ihren Spitznamen, ihrer Familie und den anderen Dingen ab, die sie ihm erzählen wollte. Wahrscheinlich würde es nun so weiter gehen. Stück für Stück würden sie dem anderen mehr von sich erzählen. Dabei lag Viki doch so viel auf der Zunge, was sie am liebsten alles auf einmal los werden wollte. Vom Lieblingsessen, über Hobbys und Familiengeschichten. War es denn überhaupt wichtig, das sie mehr von sich erzählten? Immerhin würde sich alles was sie sagen wollte nur auf ihr 'altes Ich' beziehen und welchen Sinn würde das schon haben? Viki wollte sich ihm noch näher fühlen, aber ging das im Moment überhaupt? Bei dem Gedanken schmiegte sie sich wieder etwas an, als wollte sie ebenfalls an der trauten Zweisamkeit festhalten, Seine rechte Hand verließ ihre Haut, stattdessen fand seine rechte zu ihrem Haar, durch welches er nun langsam streichelte, während sie immer noch beschämt auf seiner Brust ruhte. „Einen Penny für deine Gedanken Viki… Kein Grund Trübsal zu blasen und ebenso kein Grund für dich sich in meiner Gegenwart unbehaglich zu fühlen.“ Viktoria zögerte noch seiner indirekten Bitte nachzukommen, während sie einfach nur mit geschlossenen Augen sein Streicheln genoss. „Ich hab Angst das ich dich enttäusche, wenn du mich kennenlernst... oder du gar keine Gelegenheit dazu hast“, sprach sie nun knapp ihre Gedanken aus und verstärkte kurz den sanften Druck in seiner Hand. Beide Befürchtungen waren durchaus möglich. Das sie starben, bevor sie viel von einander wussten, war wohl wahrscheinlicher, als dass er sie nicht mögen könnte, wenn er mehr von ihr erfuhr, aber für Viktoria waren sie gerade gleich schlimm. Sie erwartete zwar nicht direkt vor der Tür niedergeschossen zu werden, aber des öfteren war sie nur wegen ihrem Glück überhaupt noch am Leben geblieben. Zumindest zweimal hatte man sie hilflos am Boden liegend zurück gelassen, obwohl man sie auch mit Leichtigkeit hätte umbringen können. Ihre Narben zeugten doch auch davon, das sie in diese Welt nicht hingehörte. Bisher kam sie nur relativ gut durch, weil sie sich fast immer an den gleichen Orten versteckte, aber Ryan wollte doch nach jemanden suchen und sie würde ihm nun bedingungslos folgen. Dennoch würde die Umstellung schwierig werden. Unbekannte Gebiete mit neuen Banden, keine bekannten Verstecke, vermutlich mehr Kämpfe, ungewisse Nahrungsversorgung, weniger Schlaf durch die Gefahr... Mal ganz davon abgesehen, dass sie plötzlich wieder ständig jemanden um sich hatte und selbst noch nicht wusste wie sie überhaupt damit klar kam. Trotzdem wollte Viki für ihn das Risiko eingehen. Seit langem hatte sie sich nicht mehr so gut, so lebendig gefühlt und unter keinen Umständen wollte sie das wieder verlieren und sie wollte alles dafür tun, damit es so lang wie möglich so blieb. Innerlich wurde sie leicht nervös, als sie die Worte aussprach und nicht wusste wie Ryan darauf reagieren würde. Ohne ein direktes Wort zu sprechen verließ seine Hand ihre Haare und umgriffen stattdessen ihren Körper um sie etwas zu ihm hochzuziehen, damit er für einen kurzen Moment ihre Lippen mit seinen erreichen konnte, ihr ein stummes Versprechen auf die Lippen zu legen, ehe er sich wieder von ihr löste und sie warm anlächelte. „Weißt du… In solchen Extremsituationen, die wir in der kurzen Zeit schon durchstanden haben, geben die Menschen meist viel mehr von ihrem innersten Wesen Preis als nach monatelangen Gesprächen in ruhiger Umgebung. Meistens unbewusst, aber dadurch auch meist kaum verschleiert oder beschönigend. Ich glaube enttäuschen kannst du mich kaum noch…“ Mit seinen Zeigefinger der rechten Hand strich er kurz über die soeben geküssten Lippen. „Und deine andere Befürchtung werden wir zu zweit schon zu verhindern wissen, ich werde definitiv zur Stelle sein wenn es gefährlich wird und mein bestes geben.“ Das er den Händedruck erwiderte und für einen weiteren Kuss hoch zog ließ sie zumindest die meiste Anspannung von ihr abfallen. Zu gern ging sie auf den kurzen Kuss sein, obwohl ihr Blick noch immer leicht bedrückt war. Seine nächsten Sätze nahmen ihr dann endgültig alle Bedenken. Vermutlich hatte er mit seinen Worten recht. Ihr ging es doch genauso, dass sie glaubte Ryan schon besser als manch anderen zu kennen. Einerseits freute sie sich schon darauf mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, selbst wenn es gefährlicher wäre, als sich hier alleine zu verkriechen. Mit sanften Lächeln sah sie ihn dankbar an, schloss kurz die Augen, als sie seinen Finger auf den Lippen spürte und sah ihn danach wieder zu ihm auf. Sie reckte sich kurz und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich danke dir... für alles“, flüsterte sie und sah ihn dann eindringlich an. „Ich werde ebenfalls alles tun was ich kann, damit wir so viel Zeit wie möglich zusammen in Sicherheit genießen können.“ Nun war sie es, die ihr Versprechen mit zärtlichen Kuss auf seine Lippen gab. Kurzes Erstaunen legte sich auf seinen Ausdruck als sie ihm dankte und küsste, ließ sein Lächeln für einen Moment sprachlos werden. „Du, musst mir doch nicht…“ Er brach den Satz ab, nickte nur knapp, während er ihren Kuss für einen Moment erwiderte. „Aber wirklich kein Grund mir zu danken… Ich wüsste nicht mal wofür…“ Das Ryan nun etwas irritiert wirkte, amüsierte sie ein wenig. Immerhin war es ernst gemeint, wo er sie doch aus der selbst auferlegten Einsamkeit geholt hatte. Auch wenn ihre Ängste sie ziemlich mitgenommen hatten, war alles andere es durchaus Wert gewesen. Viki hoffte, dass er ihr weiterhin half ihre Schrecken zu ertragen. Nun konnte sie über sein entschuldigendes Lächeln nur leicht Grinsen. „Weil du einfach da bist...“, sagte sie nur noch. Lächelnd ließ Ryan es darauf beruhen, auch wenn er noch immer etwas verwirrt erschien. „Mit welchen Spitznamen darf ich dich den zudecken? Gefährliche Schönheit? Die mit den Dolchen tanzt?“ Knapp zwinkerte er ihr lächelnd zu. „Gefährliche Schönheit? Ganz wie du meinst... ist zumindest was anderes als 'Krümel' oder 'Vizzi'“, meinte sie mit zurückhaltenden Kichern, bevor sie ihre Spitznamen erklärte. „Naja... ich war ein Einzelkind bis ich zehn war. Mein Vater sagte immer stolz zu Anderen 'unser Krümel geht schon in die Schule!' oder 'unser Krümel ist nun auch im Verein' oder so. Ich war ja nie die Größte und so hat es sich statt 'unsere Kleine' eingebürgert. Und Elli konnte damals kein 'K' aussprechen, wobei aus Viki dann Vizzi wurde, wobei es ebenfalls jahrelang geblieben ist.“ Nur einen Moment hing sie mit melancholischen Lächeln ihrer Erinnerung nach, bis sie ihn wieder frech ansah. „Aber 'Gefährliche Schönheit' oder 'die mit den Dolchen tanzt' klingt auch nicht schlecht, wobei du wohl erstmal nichts vor meinen Klingen zu befürchten hast, wenn du brav bist.“ Ryan Grinsen wurde bei der Erklärung breiter, sogar ein kurzen leises Auflachen entrann seiner Kehle. Seine Hand fuhr wilder durch ihre Haare, sorgte dafür eine kleine Unordnung zu hinterlassen als er die Spitznamen hörte. „Krümel gefällt mir… Aber auch Vizzi, Vizz hat seinen nicht von der Hand zu weisenden Charme. Vielleicht werde ich die in meinen Wortschatz für dich aufnehmen.“ Er zwinkerte ihr knapp zu als er ihr Lächeln sah, wurde seine Hand in ihrem Haar auch wieder sanfter und strich einige durcheinandergebrachte Strähnen wieder in die richtige Bahn. Vik bereute es dann etwas, als er zu Lachen begann und sich ihre Wangen wieder leicht rot färbten. Auch wenn er gerade wieder, wie heute morgen, ihre Haare zerzauste, sah sie ihn nur mit leicht schmollenden Grinsen an, während ihr abermals nur ein kleines protestierendes „Hey“ über die Lippen kam. Ihre Namen waren Viktoria eigentlich ziemlich peinlich, aber irgendwie auch die schönsten die sie zu bieten hatte neben ihren normalen 'Viki'. „Ich hatte so etwas befürchtet, aber ich werd' mich dagegen auch nicht wehren“, sagte sie mit leichten Kichern, während sie die kleine Berührung genoss, als er die Haare wieder in Ordnung brachte. Sie hätte aber nichts dagegen, wenn er den Namen gebrauchen würde, denn ansonsten würden auch diese für immer vergessen werden. „Okay, ab nun werde ich brav sein und mich bemühen artig zu bleiben, nicht das ich doch noch ein Schlag gegen die Rippen bekomme“, stichelte er. Dabei fiel ihr wieder ein, das er zwar von ihr nicht abgestochen werden würde, aber er ja immer noch verletzt war. So ging ihr Blick danach automatisch zu seiner verletzten Seite, bevor sie ihn wieder besorgt ansah. „Wie geht es dir überhaupt? Ist es schlimmer geworden?“, fragte sie fast schon schuldbewusst. Sie hätten sich vielleicht doch noch etwas schonen sollen. Er machte bei ihrer sorgenvollen Nachfrage eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, lass uns da drüber nicht reden. Kein Grund, dass du dir Sorgen machen solltest. Hauptsache dein Bein ist belastbar genug, dass wir uns nachher Wasser holen können, vorher kriegst du aber noch ein Schmerzmittel, damit du es etwas belasten kannst.“ Ob sie Ryan nun glauben sollte, das mit seiner Verletzung alles in Ordnung war, wusste sie nicht. Daher sah sie ihn einen Moment skeptisch an, sagte jedoch dazu nichts weiter. Ein kleines schlechtes Gewissen schlich sich in ihre Gedanken, auch wenn sie ihr kleines Spiel jederzeit gerne wiederholen würde. Als er sie allerdings auf ihr Bein ansprach presste sie nur kurz die Lippen zusammen. „Naja, ich kann es auch erst mal ohne probieren. Bisher musste ich es ja noch nicht belasten. Was sagt denn mein Leibarzt, wie lange werde ich denn mit der Verletzung zu kämpfen haben? Oder musst du erst neue Doktorspielchen durchführen, bevor du das beurteilen kannst?“, fragte sie nun frech, aber eine ernste Antwort erhoffte sie sich trotzdem. Gerade ihre Agilität war ihre größte Stärke, wenn sie die auf Dauer einbüßen musste, würde die nächste Zeit kompliziert werden. „Ich flicke eher als das ich genaue Prognosen stelle, aber einige Wochen kann es unbehandelt schon noch Probleme machen… Das Antibiotikum ist nicht gerade das Mittel der Wahl, verhindert es einfach nur das die Entzündung nicht systemisch wird, also auf deinen ganzen Kreislauf übergreift. Wenn wir jedoch noch irgendwo Cortison oder ein NSAR wie Aspirin finden würden. Würde es ziemlich zügig wieder voll belastbar sein.“ Einen Moment schwieg er nach seiner Ausführung nachdenklich, ehe er Viktoria nun knapp zu zwinkerte und er seinen Satz beendete: „Wobei weitere Doktorspielchen einer genaueren Diagnose sicherlich hilfreich wären.“ Viki runzelte die Stirn. Das es einige Wochen dauern könnte, gefiel ihr gar nicht und so wie es klang, wäre das andere Zeug wohl schwerer zu besorgen. Zumindest verstand sie wieder kein Wort von seinem Gefasel, außer das sie ohne die Sachen Ryan sicherlich nur bei seiner Reise aufhielt. Sein nächster Satz lenkte sie jedoch hinreichend von diesen trüben Gedanken ab, wo sie doch an den 'Doktorspielchen' mit ihm durchaus gefallen gefunden hatte. „Apropos, sollten wir uns glaub ich demnächst noch aufmachen, die Dämmerung sollten wir ausnutzen können: Einigermaßen gute Sicht, aber genug um sich effektiv vor fremden Augen verbergen zu können.“, gab Ryan zu bedenken. Über ihre Hände, die immer noch miteinander verschränkt waren, zog er Viktoria ein wenig mehr zu sich. Lächelte ihr schnurgerade ins Gesicht. „Wobei es mir schon ziemlich schwerfällt wieder in Bewegung zu kommen…“ Während Ryan nun das Thema ansprach, das sie am liebsten verdrängt hätte, entwich ihr ein Seufzen. Anscheinend hatte die harte Realität sie wieder. Dennoch nickte sie nur bei seinem Vorschlag, klang es doch recht vernünftig bald aufzubrechen. Umso überraschter war sie, als er sie zu sich zog. Bei diesem Lächeln konnte sie nicht anders als es mit frechen Blick zu erwidern. Viki legte sich wieder gänzlich auf ihn, schmiegte sich leicht an und wisperte sinnlich: „Zu schade, aber ich kenne noch Aktivitäten wo nur ich mich Bewegen muss, falls dir das lieber ist.“ Zärtliche Küsse verteile sie nun von seinen Lippen, Mundwinkel, Wange bis zu seinen Ohr. „Ich hätte zudem nichts dagegen einfach einen Tag länger hier zu bleiben und einfach so weiter zumachen“, flüsterte sie und beugte sich wieder über seinen Hals, auf den sie nun einige sanfte Küsse hauchte und hier und da mal daran knabberte. Ryan schloss erneut seine Augen, erwiderte ihren Kuss auf seine Lippen nur zu gerne, hielt sie kurz bei ihm, als er ihre Lippen für einen Moment zwischen seinen gefangen hielt. „Ein wirklich sehr verlocken…“ Sein Satz wurde von einem kurzem Ächzen unterbrochen, als Viki sich seinem Hals widmete. „…verlockendes Angebot von dir Vizz.“ Besonders, dass sie es geschafft hatte seinen Satz zu unterbrechen ließ sie zwischendurch frech grinsen, bevor sie noch einen Augenblick weiter seinen Hals liebkoste. Auch das er sie nun tatsächlich 'Vizz' nannte brachte sie noch kurz zum leisen Kichern. Dann legte sich wieder ein freches Lächeln auf ihre Lippen: „Hmm~. ... aber ohne Wasser krieg‘ ich die nächsten 'Ryan-Burger' wirklich nicht runter.“ Als sie ihn wieder ansah schenkte sie ihm ein Zwinkern und einen kurzen Kuss, bevor sie sich langsam aufrichtete und dabei ihre Fingerspitzen der linken Hand von seiner Schulter bis zu seinen Bauch streichelten. Nun genoss sie kurz den Anblick, wie er unter ihr lag und verschob die Gedanken, die ihr gerade in den Sinn kamen widerwillig auf ein anderes Mal, als sie sich von ihm löste. Während sie im zuzwinkerte antwortete er mit einem warmen Lächeln, streckte seinen Hals weit vor um dem Kuss so lang es ging zu folgen ehe er sich unter ihrer Berührung wieder sinken ließ, dabei mit einem genießenden Grinsen zu ihr aufsehend. Jedoch entfuhr ihm ein kurzes missfallendes Seufzen als Viktoria sich nun von ihm löste, widerwillig setzte auch er sich langsam auf. Ryans Missfallen teilte sie durchaus, aber die Dämmerung setzte schon bald ein. „Du hast gesagt, dass wir gleich los müssen“, erinnerte sie ihn mit einen Schmunzeln. „Im nächsten Versteck können wir das gerne weiter fortführen...“, meinte sie noch. „Bevor wir uns aber aufmachen möchte ich dir noch meinen größten Schatz zeigen“, sprach sie mit einem Schmunzeln weiter und sah sich dann nach ihren Schuhen um, während sie sich gänzlich von ihm löste. Als sie sich den achtlos weggeworfenen Schuhen zuwendete und sie zu sich zog, konnte sie sich seine Verwirrung schon vorstellen. Dennoch sagte sie erst mal nichts, entfernte die Einlegesohlen und zauberte dann jeweils eine Hälfte einer Stadtkarte aus jedem Schuh, ordentlich in Folie vor Nässe und Gerüchen geschützt. Mit diesen Karten kroch sie wieder zu ihm und breitete sie neben ihnen aus. Das er ständig im Gebrauch war, sah man dem Plan durchaus an, da er ziemlich abgegriffen, an einigen Stellen eingerissen und mit Tesafilm erneut geflickt worden war. „Ich bewahr‘ sie lieber da auf, bevor sie mir mit dem Rucksack geklaut werden“, sagte sie schon mal mit einem entschuldigenden Lächeln. Zuerst sah Ryan noch gespannt zu, was sie nun herauszog, aber sein Blick wurde merklich desinteressierter, als er die Karte erkannte. Es war ein detaillierter Straßenplan, auf denen mit Bleistift einige Kreise gezogen waren, an denen sich Kürzel befanden. Zudem waren viele Häuser mit einem 'x' weg gekreuzt, einige mit Rufzeichen markiert und andere mit Kreisen umkringelt. Auffällig war, das die meisten dieser Informationen sich nur auf die Bereiche des südwestlich gelegenen, mittelständischen Evans und südöstlichen gelegenen, wohlhabenden McNamara-Viertel, sowie ein wenig auf die südöstlichen Bereiche des nordöstlich gelegenen, Unterhaltungs- und Bildungszentrums des Dickinson-Viertels und östlichen Teil des ärmlichen Douglass-Viertels, welches westlich vom mittelständischen Evans-Viertel lag, bezogen. Im südöstlichen Teil des nordwestlich gelegenen Ford-Industriegebiets waren ebenfalls einige Informationen versammelt, auch wenn es deutlich weniger war. Einen Moment wanderten ihre Augen selbst über die Karte, bevor sie ihn einweihte und dabei hin und wieder mit dem Finger über die Karte fuhr: „Wir haben recht früh angefangen Informationen hier einzutragen. Meine Freunde und ich haben schon abgeklapperte Häuser, in denen nichts mehr zu finden war, weg gekreuzt. Andere Häuser mit Essensvorräten haben wir mit Kreisen markiert, damit wir wussten zu welchen Häusern wir zurück können, um sie irgendwann erneut auszuspionieren, wenn wir von dort übereilt aufbrechen mussten, so wie heute morgen zum Beispiel. Größere Gang-gebiete zeichne ich mit Bleistift ein und kann zumindest sehen welche Bereiche ich meiden muss, wenn ich lange nicht mehr in der Gegend war. So kann ich auch bis auf die Straße genau Auffälligkeiten eintragen und schauen welche Banden an Macht gewinnen oder verlieren. Im Evans- und McNamara-Viertel bin ich am häufigsten, früher war ich mit Freunden im Ford-Industriegebiet. Wir befinden uns hier bei dem Rufzeichen, die einige meine Verstecke markieren. Also wir sind direkt am Stadtrand des McNamara-Viertels, recht zentral auf Höhe des südlichen Endes des Parks, wo es noch sehr ruhig ist. Wie du hier siehst, sind die 'Wölfe' im Zentrum vom Park, sowie östlich davon recht aktiv. Wir sollten also das Gebiet weiträumig umgehen und uns höchstens an den westlichen Rand des Parks wagen, um Wasser zu suchen. Die Wölfe sind fast noch umgängliche Gesellen, aber sie fackeln nicht lange, wenn sie vermuten, dass jemand das Virus hat... daher könnte es gefährlich werden, wenn sie sehen das wir verletzt sind. ... Naja, also wir könnten hier im Südwesten der Universität entlang gehen, kommen aber dann an der U- Bahnstation vorbei. Der ist leider auch kein schöner Ort, weil viele Leute die U-Bahnen-Tunnel nutzen. Klüger wäre es wohl, nach dem Park den langen Weg um die Uni herum an den Grenzen entlang zu gehen. Am südlichen Parkende gibt es aber Gerüchte über eine neue Gang, die ich leider noch gar nicht einschätzen kann. Aber erst mal... wo willst du überhaupt hin?“, fragte sie dann mit kleinem Schmunzeln und sah ihn aus den Augenwinkeln an, als ihr einfiel, dass sie ja keine Ahnung hatte, was er nun eigentlich vor hatte. Dabei bemerkte sie, wie sein anfangs fast gelangweilter Blick sich änderte und ihr Grinsen wurde nur noch breiter. Er schien überrascht zu sein, dass sie auf die Idee mit der Karte gekommen waren, dabei war es doch durchaus praktisch, um den Überblick über durchsuchten Gebäude zu behalten. „Beeindruckt?“, fragte sie knapp mit einen Schmunzeln. „Die Karte ist zumindest ein guter Zeitvertreib für lange Nächte. Die Straßen hier in Süden kenn‘ ich eigentlich alle blind“, sagte sie noch mit einen Schulterzucken. Ein kurzes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.„Ziemlich Beeindruckt, von einem Krümel hätte ich etwas anderes erwartet, ich sehe schließlich gar keine Smiles eingezeichnet… Aber ich hoffe, dass wir in langen Nächten andere Ablenkungen finden als in Karten rumzukritzeln…“ Ein kurzes, keckes Zwinkern galt ihr noch, ehe er sich seinen Erklärungen auf der Karte widmete. Dennoch wand seinen Blick von der Karte ab, als er weiter sprach: „Naja, ich war dabei die größeren Gebäude abzusuchen, weshalb ich eine Weile mit meinem Bruder im Einkaufzentrum festhing… Sicher nicht die sichersten Orte, aber wenn es noch Reste von meinem Trupp, dem Militär und der Polizei als solches außerhalb von dem Militärstützpunkt gäbe, hätten sie sicher eines der größeren Gebäude als eine Art Notfallzentrum gesichert. Dort hätte man Platz für Material, Versorgung und Menschen, die Unterschlupf suchen, ebenfalls wäre es gut zu sichern und gegen die Gangs zu verteidigen solang man eine ausreichend große Truppenstärke hat…“ Kurz tippte er auf die größeren Zentren auf der Karte: Das Einkaufzentrum, die Universität, das Stadion, das Fabrikgebäude und das Krankenhaus. Ehe er mit seinem Finger einen Kreis gegen den Uhrzeigersinn zog. „Ich wäre nun in Richtung der Universität vorgegangen, Stadion, Krankenhaus und so weiter. Bezüglich der Medikamente wäre das Krankenhaus eine gute Anlaufstelle. Dort wurde sicher als erstes geplündert, jedoch wäre dies ebenfalls der Ort wo das Militär nach dem Ausbruch als erstes aufgetaucht wäre, die Frage ist nur ob sie rechtzeitig und mit ausreichend Mann dort waren…“ Erst als er von seinen Plänen erzählte, konnte sie sich ihn wieder besser als Soldat vorstellen, aber Vik fragte sich ein wenig, wie es weiterging, wenn er seine Leute fand. Würde er allein mit ihnen weiter ziehen oder versuchen die Stadt irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen? Was würde dann mit ihr passieren? Würde sie bei anderen 'Zivilisten' irgendwo abgeschoben? Auch wenn sich gerade ein mulmiges Gefühl in ihr breit machte, war sie es nun, die konzentriert seinem Finger auf der Karte mit den Augen verfolgte. „Also willst du zum Krankenhaus...“, wiederholte sie kurz und schaute wieder auf den Plan. „Von der Ecke weiß ich nicht so viel, aber wir können uns vorher schon mal einen Weg überlegen. Am besten gehen wir hier im Viertel noch an der Grenze zum Zentrum vorbei, dann ist an der Ecke zum Evans-Viertel noch ein Versteck. Ich weiß nicht ob es sicher ist, aber ein paar Dosen und Packungen Zigaretten hab ich da zurückgelassen und wenn es gut läuft, können wir dort wieder eine längere Pause einlegen. Von dort können wir direkt beim Zentrum weiter und ins nächste Gebiet. So umgehen wir zumindest wieder die U-Bahnstation. Aber alles jenseits des Verstecks ist für mich auch wieder Neuland und einige Gangs könnten uns zu Umwegen zwingen“, überlegte sie nun laut und ließ ihren Blick weiter wandern. „Meinst du wir finden im Krankenhaus deine Leute? Oder vielleicht noch was von dem NASIR-Cortion-Zeugs für mich?“, fragte sie erst hoffnungsvoll, konnte sich aber seine Antwort auf letzteres schon denken. Vermutlich würde es im Krankenhaus nicht mal mehr einen Verband geben. „Ehrlich gesagt sehe ich für beides die Chance, in der Universität darauf zu stoßen für wahrscheinlicher. Bis die Regierung das Militär mobilisiert bekommen hat war das Krankenhaus sicher schon komplett leer geräumt, das war sicher das erste Ziel der ganzen Plünderungen, wie ich gerade schon angedacht hatte.“ Er tippte knapp auf die Uni, sah daraufhin wieder zu Viktoria. „Ich denke dort sind die Erfolgsaussichten mit am größten. Wie gesagt, gut zu verteidigen und viel Platz. Am Anfang des Ausbruchs für Plünderungen sicher kein lohnendes Ziel. Wer will schon zurück in die Universität? Vielleicht wurde dort ein wenig randaliert und die Mensa leergeräumt. Alles flüchtig genug, das es sich für das Militär lohnen würde es wieder herzurichten und in ein Fort zu verwandeln. Viel Platz für Verletzte und so weiter. Auch ist in solch einer großen Universität meist ein kleines Krankenzimmer mit ein wenig Erste Hilfe Zubehör.“ Kurz schmunzelte er, bevor er ihr erklärte: „Vielleicht wurde etwas von den Medikamenten übersehen, bis auf das die Medikamente tolle Fachwörter haben ist an ihnen nichts besonderes, stinknormales Ibuprofen, Aspirin und so weiter, auf Cortison kann man gut verzichten.“ „Hmm... so wie du das sagst, klingt die Uni sogar recht logisch. Ich wär‘ da wohl auch nicht drauf gekommen“, gab sie zu. Eine Universität hatte wirklich nichts was noch groß interessant war. In Sporthallen wurden ja auch bei anderen Katastrophen oft die Bevölkerung untergebracht, in den Unterrichtsräumen war ebenfalls Platz. Kurz kam ihr die Musikfakultät in den Sinn. Ob es dort noch Instrumente gab? Vielleicht sogar eine Violine? In ihr wuchs plötzlich der Wunsch das unbedingt herauszufinden, wenn sie eh schon dahin unterwegs waren! Aber das Krankenzimmer war gerade ebenso interessant, obwohl da wohl noch weniger Chancen waren etwas zu finden. Es wäre aber auch möglich, dass sie in einen der Häuser noch etwas fanden. „Wenn es nur um Aspirin geht, dann sollten wir unterwegs in einigen Häusern vorbei schauen. Einige Häuser sind so gut ausgestattet, wie ‘ne kleine Apotheke, man muss dabei nur Glück haben.“ Auch diese Häuser warteten nun darauf entdeckt zu werden. Gerade in dem Bereich hatte sie kaum gesucht und hatte es eigentlich auch nicht vorgehabt. Immerhin hatte sie im südöstlichen Bereich des Industriegebiets gewohnt, welches direkt neben dem Dickinson-Viertel lag, und hatte etwas Angst wieder in die vertrauten Straßen zurück zu kehren. Plötzlich senkte Ryan wieder kurz einen Blick. „Ich will ehrlich sein, das alles ist nur eine Idee, nicht mehr, nicht weniger. Eine kleine Hoffnung und Spekulation meinerseits… Wahrscheinlich ist es alles nur eine Seifenblase, die ich mir Wünsche. Eventuell, eher sogar wahrscheinlich, gibt es meine Einheit gar nicht mehr, auch das es noch eine Obrigkeit gibt die alles wieder versucht unter Kontrolle zu bringen bezweifle ich“, ein Seufzer entfuhr ihm ehe er wieder die Worte fand, „Mein Plan ist wahrscheinlich dumm und auch alles andere als ungefährlich, zu mindestens deutlich gefährlicher als nur von Versteck zu Versteck zu pendeln… Und das nicht mal mit einer großen Chance auf Erfolg…“ Besorgt sah sie ihn an, konnte sie seine Bedenken durchaus verstehen. Hätte sie noch jemanden gehabt nachdem sie hätte suchen können, hätte sie es vermutlich ebenfalls gemacht. Nun nahm sie wieder seine Hand und drückte sie, während sie ihm mit aufmunternden Blick ansah: „Ist schon okay. Ich würde es genauso machen. Irgendwann sind die Häuser im Süden eh alles abgegrast, dann hätte ich auch weiter ziehen müssen. Soweit es geht werde ich dich begleiten und dir helfen. Wer weiß, vielleicht haben wir ja tatsächlich noch etwas Glück und finden jemanden. Mich hast du ja auch gefunden, auch wenn du nach mir nicht direkt gesucht hast... und vermutlich sind meine Chancen bei dir immer noch besser, als wenn ich weiter allein ‘rumziehe“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. Hoffentlich konnte sie Ryan ein klein wenig beruhigen. Immerhin meinte sie jedes Wort so, wie sie es sagte. Alleine würde sie auf Dauer wirklich nicht durchhalten, aber mit ihm fühlte sie sich sicher. Allein die paar gemeinsamen Stunden waren alle kommende Gefahren schon Wert gewesen. Nun war Ryan es, der Viktorias Hand hochzog und einen knappen dankbaren Kuss auf ihre Hand pflanzte, ehe er die Kraft fand ihren Blick wieder zu erwidern. Viki konnte sich kaum vorstellen, wie es sein musste in dieser Stadt noch nach jemand suchen zu müssen. Allein die Größe machte so ein Unterfangen fast unmöglich. Mit den ganzen Gefahren sank die Wahrscheinlichkeit wohl wirklich gegen Null, noch jemand lebend zu treffen. Dennoch konnte sie verstehen, das Ryan die Hoffnung nicht aufgeben konnte. Vielleicht konnte sie ihm ein wenig Trost und Beistand wiedergeben, den er ihr schon geschenkt hatte und es ihm so etwas leichter machen. Daher legte sich aufgrund seines Handkusses nun ein warmes Lächeln auf ihrer Lippen und Erleichterung machte sich in ihr breit, als er sie endlich wieder ansah. „Und wie froh ich bin dich gefunden zu haben… Ob deine Chancen mit mir sehr viel besser werden kann ich dir jedoch nicht versprechen, wenn wir wirklich diese Route nehmen wollen wird es auf jeden Fall gefährlicher werden als bisher in deinen Verstecken.“ Ein weiteres zögerliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Wir werden auf jeden Fall gegenseitig auf uns aufpassen, das kann uns ja eigentlich nur noch besser gelingen als bisher… Aber das wir die Häuser, die sicher aussehen auf den Kopf stellen sollten, klingt nach einem guten Plan, grade weil die Medikamente ja doch ziemlich geläufig sind und für Junkies dann ja doch eher in die uninteressante Sparte fallen.“ Viki nickte nur bei seinen Worten. „Zusammen schaffen wir das“, sagte sie nur bestätigend, auch wenn sich wieder ein kleines mulmiges Gefühl in ihr ausbreitete. Sie hatten beide schon so viel schlimmes erlebt, mehr würde zumindest Viki nicht verkraften. Für einen Moment erwiderte er ihren Händedruck, ehe er sich ein letztes Mal der Karte zuwandte. „Also du meinst am sichersten wäre es als erstes nun westlich am Park entlang zu gehen und nach Wasserstellen zum Auffüllen Ausschau halten, zweitens vor der U-Bahn Station östlich, Richtung Universität und dann nördlich in dem Versteck untertauchen, ehe wir die Uni in Angriff nehmen?“ Während er sprach zeichnete sein Finger auf dem Plan die Strecke ab so wie er Viktoria davor in ihren Ausführungen verstanden hatte. Kurz sah sie noch besorgt zu ihm, aber er wandte sich schon der Karte zu. So verfolgte sie nun wieder die Route mit den Augen und nickte. „Das wäre wohl die beste Möglichkeit. Wir könnten auch an der äußeren Grenze vom McNamara-Viertel entlanggehen. Der Weg wäre kürzer, aber ich weiß nicht wie groß der Einfluss der Wölfe im östlichen Park schon ist. Das herauszufinden hatte ich mir für nächste Woche vorgenommen“, gab sie schmunzelnd zu. Sie war aber auch nicht böse drum, zumindest dieser selbst gestellten Aufgabe aus den Weg zu gehen. Die nächste Zeit würde aber schon aufregend genug werden. „Ich denke wir sollten westlich im Park vorangehen, dort hätten wir eine höhere Chance auf saubere Wasservorräte. Ich denke speziell an Brunnen die nun das Regenwasser aufgefangen haben und wir könnten uns so eventuell länger vor den Wölfen versteckt halten“, schlug Ryan abermals vor und Viktoria nickte nur zustimmend, als er nochmals den westlichen Weg vorschlug. Vermutlich hatten sie da wirklich die besten Chancen schnell und ohne Zwischenfälle zum nächsten Versteck zu kommen. Als Ryan sich ihr wieder zuwandte und leise seufzte, sah sie ihn nochmals eindringlich an, während sie seine Hand drückte und auch ihre andere auf seine legte. „Ryan, ich weiß wie wichtig es für dich ist. Und bitte... denk immer dran, falls... falls doch was passiert... ich weiß das es gefährlich wird und es ist meine eigene Entscheidung mit dir zu kommen.“ Es war ihr wichtig, dass er das auch wirklich realisierte. Wenn wirklich etwas passieren sollte, wollte sie auf gar keinen Fall, dass er sich auch noch Vorwürfe machte. Vermutlich würde er es dennoch machen, aber sie wollte es unbedingt gesagt haben. Viki konnte es ihm schon ansehen, dass er es darauf nicht beruhen lassen wollte. Umso dankbarer war sie, als er dann doch nur nickte und sie nochmals seine Lippen spüren durfte. Erst dann machte sich auf ihren ernsten Gesicht ebenfalls wieder ein kleines Lächeln breit. Sie ließ ihren Blick nochmals über die Karte schweifen, als ihr noch etwas anderes einfiel: „Hast du bei den anderen möglichen Stützpunkten Nachrichten hinterlassen? Ich mein,... wenn nun ebenfalls einzelne Personen nach der Einheit suchen, könnten sie zumindest sehen, dass du schon da gewesen bist. Wir könnten in den Häusern auch nach Farbe oder Sprühflaschen suchen und zumindest an der Uni eine Botschaft hinterlassen, die nur deine Einheit versteht. Vielleicht so etwas wie 'Sergeant Smile' und die Richtung in der wir unterwegs sind oder ein Datum. Es ist doch möglich, dass ihr nur aneinander vorbei lauft...“, gab sie zu bedenken. Für sie klang es zumindest recht logisch. Man versuchte ja so schon sich vor allen und jeden zu verstecken, wie sollte man da jemanden ernsthaft wieder finden oder gar selbst gefunden werden, wenn man keine Brotkrumen auslegte? „Nach Farbe Ausschau zu halten ist sicher eine gute Idee, bis jetzt war ich ja von den ganzen möglichen Punkten nur im Kaufhaus…“ Für einen Augenblick schwieg er bedrückt ehe er zögerlich weiter sprach: „Leider waren wir nicht so sonderlich gut vorbereitet gewesen, wir standen wohl auch etwas unter Druck und die Umstände waren schwierig… Ich konnte immerhin ein Protokoll zurücklassen, nicht die längste Nachricht, aber wer danach sucht müsste es finden und für Eingeweihte dürfte die Nachricht ziemlich klar sein.“ Auch danach saß er für eine Weile nun schweigend da. „Nur im Kaufhaus..“, wiederholte sie leise in Gedanken. „Das ist ja zumindest ein Anfang“, aber mit einen flüchtigen Blick über die Karte wurde ihr wieder bewusst, dass es so viele verschiedene Orte gab, wo sich seine Einheit aufhalten konnte. Dennoch wollte sie ihm so gut es ging helfen das meiste schnell abzulaufen. Mit den jetzigen Vorräten würden sie erst mal ein gutes Stück voran kommen, bevor sie regelmäßig gezwungen waren nach neuen Konserven Ausschau zu halten. Erst als Ryan von der Nachricht erzählte, schlich sich ihr ein leiser Gedanke ein, warum er erst jetzt nach seiner Einheit suchte. Er hatte doch gesagt, dass im Kaufhaus sein Bruder noch bei ihm gewesen war, den er anscheinend erst vor Kurzem verloren hatte. Das er nun schwieg ließ sein Leid und die dunkle Ahnung, was passiert war nur noch greifbarer werden, woraufhin Viki nichts anderes zu tun wusste, als über seine Hand zu streicheln. Sollte sie danach fragen? Aber er schien so schon damit zu kämpfen, sie wollte ihn nicht weiter damit konfrontieren. Sollte sie ihn ablenken? Aber wie und womit? „Wenn wir sie nicht finden, dann finden sie uns. Dafür werden wir schon sorgen,“ murmelte sie noch aufmunternd, um überhaupt irgendwas zu sagen, auch wenn sie nicht wusste ob es überhaupt half. Langsam richtete Ryan sich nun komplett auf, nachdem er ihre Hand nochmals gedrückt hatte und half Viktoria dann in derselben Bewegung mit auf die Beine, als er sie an ihrer Hand mit hoch zog. „Lass uns langsam unsere Sachen zusammenpacken und uns wieder anziehen, es hilft ja leider alles nichts, aber wir sollten nun los.“ Ihre Sorgen wurden von seinem Druck etwas unterbrochen. Wie zur Bestätigung erwiderte sie die kleine Geste. Sie war erleichtert und enttäuscht zu gleich, als er zum Aufbruch drängte. „Du hast wohl recht...“, gab sie noch zu und versuchte nun, da er ihr hoch geholfen hatte, vorsichtig mehr ihr linkes Bein zu belasten und etwas auszutesten, während sie sich noch kurz an ihm festhielt. Auch wenn die lange Pause durchaus gut getan hatte, so war die stärkere Belastung, als sie Ryan gestützt hatte, wohl nicht sehr förderlich gewesen. Zumindest tat es noch immer etwas weh, großartige Sprünge oder Klettern würden wohl schwieriger werden. Laufen würde aber vielleicht noch gehen. „Solang ich keinen Hindernisparktour in Bestzeit bewältigen muss, werd‘ ich es bis zum Versteck noch schaffen“, sagte sie mit beschwichtigenden Schmunzeln und ließ ihn dann erst los, nachdem sie seinen sorgenvollen Blick bemerkt hatte. Viki sah sich nach ihren Sachen um und zog sich dann zuerst die Hosen wieder an, bevor sie ihren restlichen Kram bei ihren Rucksack versammelte. „Spiel aber bloß nicht die Heldin, dafür sind Krümel nicht gemacht…“, sagte er mit einem Schmunzeln und beobachtete sie kurz dabei, wie sie sich anzog. Frech streckte sie ihm kurz die Zunge raus. „Ich werd‘ mich schon melden bevor ich vollkommen zerbrösel“, erwiderte sie mit einem Schmunzeln. Dennoch wollte es Ryan darauf nicht belassen: „Wenn es zu schlimm wird, lass dir von mir etwas geben… Sonst könnte ich dir noch eine Schiene zurecht bauen, was eine weitere Fehlbelastung verhindern würde und die Stelle vielleicht etwas schont, würde dich aber in deiner Beweglichkeit ziemlich einschränken.“ Viktoria war doch leicht sprachlos als er die Schiene ansprach. „‘ne Schiene?“, wiederholte sie nur fast entsetzt. „Das... das wird nicht nötig sein“, sagte sie schnell. Da könnte sie sich ja gleich von ihm tragen lassen oder als Schießübung an die Straße stellen. Viki würde schon dafür sorgen, dass sie bald das dumme Aspirin in die Hände bekamen und wenn sie dafür jedes Haus umkrempelten, an dem sie vorbei gingen. „Ach, ähm... die Pistole hab ich dort über das 'Kopfkissen' hingelegt“, sagte sie fast verlegen nebenbei und hoffte das er nicht weiter darauf einging. Während sie hockend alles im Rucksack verstaute, was sie nicht mehr brauchte, achtete sie darauf,das die Wasserflasche und das weiße Hemd schnell erreichbar waren. Vielleicht hatte sie Glück und konnte das Hemd draußen noch irgendwo auswaschen, wenn sie eine Stelle fanden, die zwar zum trinken zu verschmutzt, aber ansonsten noch in Ordnung war. Ohne ein weiteres Kommentar setzte auch Ryan sich in Bewegung sich Shorts und Hose anzuziehen, ehe er den erwähnten Revolver aufhob und wie automatisch die Kammern und die Sicherung kontrollierte, bevor er ihn erneut in den Bund schob. Kurz überprüfte er den Sitz der Waffe, ehe er sich seinen Schuhen zuwandte und nun gewissenhaft die Messerschneide festzurrte und auch dessen Sitz ein weiteres Mal kontrollierte Viki packte die Karte wieder weg, bevor sie sich nochmal auf den Teppich setzte, die Schuhe anzog und den Verband in die Hand nahm. Es war wirklich seltsam gewesen, wie schnell sie Ryan vertraut hatte und sich ihm gänzlich zeigte. Ihre linke Hand fuhr kurz über die Narbe zwischen ihren Brüsten, während ihr diesmal nur die Bilder in den Kopf kamen, wie er sie zärtlich liebkost hatte. Langsam begann sie mit gemischten Gefühlen den Verband aufzurollen. Dennoch sah sie kurz schmunzelnd über ihre Schulter zu ihm. „Ich hätte nicht gedacht, das ich das heute zwei mal machen muss. Das erste Mal hast du ja verschlafen“, sagte sie frech und sah dann wieder leicht nervös auf den eingerollten Verband. Gerade als er sich seinem Hemd auf dem Tisch zuwenden wollte, hielt er bei Vikis Satz inne und drehte sich zu ihr um, sah mit einem verwunderten Grinsen auf ihren Rücken und dem Gesicht welches sie ihm nun zuwandte. „Wie bitte? Das du das Hemd gewechselt hattest war mir aufgefallen, aber den Anblick hab ich 'Nachts' wirklich verpasst? Du hättest mich wirklich wecken sollen… Hab ich noch mehr Spannende Augenblicke verpasst, die du mir gestehen solltest?“ Nur bedingt konnte er ein Lachen unterdrücken. Noch war sie dabei den Verband auf zu wickeln, als er wie erwartet ziemlich verwundert reagierte. Bei seiner Frage und dem Lachen konnte sie nicht anders, als nochmal aus den Augenwinkeln mit breiten Grinsen zu ihm zu sehen. „Nichts wichtiges, nur wie ich dich von der Waffe befreite und mich gänzlich frisch gemacht hab. Aber sei nicht traurig, beim nächsten Mal lass ich dich bestimmt helfen. Falls es dich tröstet: Es hat mich ziemlich viel Überwindung und Nerven gekostet“, gab sie mit einem Zwinkern zu, bevor sie sich wieder abwendete. „Ich frage besser gar nicht was du mit der Pistole vorhattest, aber ich scheine ja diese Nacht wirklich etwas verpasst zu haben. Freut mich das ich das nächste Mal teilhaben darf“, sagte er mit heiterer Stimme. Sie zögerte etwas, begann aber dann doch damit sich abermals fest einzuwickeln. Zwischendurch zog sie mit sanfter Gewalt den Verband stramm, sodass ihr schon fast selbst die Luft weg blieb. Sie würde sich besser fühlen, es gab ihr mehr Sicherheit, es würde alles da draußen einfacher machen, zumindest redete Vik sich das und andere, ähnliche Sachen währenddessen selbst ein. Auch wenn Ryan ihr für den Moment geholfen hatte, die Ängste waren nicht weg, aber es würde nun leichter werden. Das kleine Wortgefecht hatte sie hinreichend von trüben Gedanken abgelenkt, aber nun begannen sich doch wieder so viele Dinge im Kopf zu kreisen. Auch wenn Ryan auf sie aufpassen wollte, wusste sie genau, das es so weniger Ärger geben würde. Leon und Xander hatten doch auch schon auf sie Acht gegeben und dennoch war es zu ein paar Zwischenfällen gekommen. Auch Christina und Vanessa hatten mal ähnliche Erfahrungen gemacht. Es war einfach sicherer für Ryan und für sie. Wenn sie als Frau los ging, würde man schneller darauf kommen, dass sie mehr als nur Freunde oder ein zufällige Bekanntschaft mit Zweckbündnis waren. Sie würden mit ihnen spielen und versuchen... sie wollte gar nicht weiter denken. Jedenfalls war sie gerade froh ihn nicht direkt ansehen zu müssen, während sie den Verband anlegte. Denn jetzt, wo sie nur noch Hemd, Schal und Jacke vor sich liegen hatte, wurde sie innerlich doch wieder etwas unruhig. Vik konnte nur beten, dass sie ihn nicht doch aufhielt und das alles gut gehen würde. Hoffentlich liefen sie keiner Gang in die Arme, hoffentlich war das Militär an der Uni, hoffentlich mussten sie nicht in die Nähe der Fabrik. Bei ihrem letzten Gedanken musste sie erst mal tief durchatmen. Als sie sich jedoch wieder abgewandt hatte und die Arbeit mit dem Verband begann sah sie seine sich hebende Augenbraue nicht mehr. „Wirklich Viki?“, seuftzte er, als er ihr zusah. „Nein, das klingt falsch…Zu mindestens nicht wie ich es meine.“ Kurz wurde es still, während Ryan scheinbar nach Worten suchte. Viktorias Gedanken wurden von seiner Stimme unterbrochen, auch ihre Hände hielten kurz mitten in der Bewegung still. Leicht irritiert zog sie die Augenbrauen zusammen, auch wenn sie sich noch abwendete. Hatte er nicht verstanden warum sie das tat? Sie würde sich eher umbringen, bevor ihr das noch mal passierte, was in dieser beschissenen Welt nicht mal unwahrscheinlich war. Auch wenn der Vorfall im Ford-Viertel durchaus zeigte, dass es nicht unbedingt half, so war es noch immer besser als nichts zu tun. Schweigend wickelte sie auch den letzten Rest um sich und machte das Ende wieder fest, während sie nochmals Ryans Stimme vernahm: „Ich mein ich versteh den Sinn der Mimikry, eventuell ist man sicherer wenn man als Mann gehandelt wird… aber schränken dieses enge Wickeln nicht ziemlich ein?“ Mit leicht gesenkten Kopf zog sie ihr Hemd an. „Man gewöhnt sich dran“, sagte sie trocken und griff sich nun auch Jacke und Schal, um sie anzulegen. Kurz darauf erhob sie sich und schulterte ihren Rucksack. Ausdruckslos sah sie ihn an. „Ein Sommerkleid wär‘ mir auch lieber, aber bevor ich wieder wie ein hilfloses Stück Fleisch, an dem man sich jederzeit bedienen kann, von irgendwelchen notgeilen Säcken an geglotzt oder gar angefasst werde, bevorzuge ich diese Variante“, sagte sie scharf und mit kurzen durchbohrenden Blick. Danach sah sie sich flüchtig im Raum um, ob sie etwas vergessen hatte. Ihre scharfe aber verständliche Reaktion traf ihn sichtlich, er blieb einige Momente wie angewurzelt stehen, ehe er die Schultern mit einem Seufzer hängen ließ. „Schon okay… Sorry, Ich hatte wirklich nicht nachgedacht. Es tut mir Leid…“ Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten wandte Ryan sich ab und zog sich nun auch sein getrocknetes Hemd über. Sammelte noch seine Wasserflasche und die Tüte die gegen das Hyperventilieren benutzt wurde, viel mehr hatte er während ihrem kurzen Aufenthalt nicht ausgepackt. Über seinen Rucksack gebeugt versuchte er für eine kurze Weile seine Erinnerungsstücke ein wenig zu ordnen ehe er sich frustran damit zufrieden gab das sie nun zurück in ihrer Tüte nun immerhin vor Wind und Wetter geschützt waren. Als Viki bemerkte, was sie gerade und vor allen Dingen wie sie es gesagt hatte, taten ihr die Worte schon Leid. „Ich... es...“, stammelte sie leise, bei dem Versuch eine Entschuldigung über die Lippen zu kriegen und vermied es ihn anzusehen, auch wenn ihr Blick, der stur auf den Boden gerichtet war, etwas weicher, sowie bereuend wurde. Mit einem Seufzen gab sie es auf und schloss die Augen. „Es ist besser so...“, murmelte sie dennoch entschlossen und ging zum Metallschrank der vor dem Ausgang stand und begann diesen langsam zur Seite zu schieben. Einen Moment fragte sie sich, ob Ryan überhaupt wusste wie sie in das Gebäude gekommen waren. Als Ryan sich entschuldigte und dann schwieg, wurde ihr schlechtes Gewissen nur noch größer. Dennoch schwieg sie ebenfalls und ließ ihre Enttäuschung und Wut über sich selbst eher am Schrank aus, während sie versuchte ihn zu bewegen. Mit nur einen Bein als Stütze ging es doch schwerer als sonst, wobei ihre Gedanken sie ebenfalls etwas ablenkten und sie sich fühlte, als könnte sie jeden Moment wieder los heulen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht ihn so an zu keifen? Er konnte doch am wenigsten etwas dafür! Dennoch hatte seine Reaktion sie am wunden Punkt getroffen. Sie würde sich 'ohne Viktor' nicht mehr aus dem Versteck trauen, nie wieder würde sie ein Kleid oder Rock tragen, sich nie wieder wie früher für irgendwas hübsch machen ohne Angst haben zu müssen, dass ihr was schlimmes zu stieß. Da konnte er versprechen was er wollte. Es lag nun mal nicht in seiner Macht zu bestimmen was da draußen passierte. Das sie sich aus den bekannten Bereichen herauswagen wollte, kostete Viki schon eine Menge Überwindung. Sie wollte ihm ja vertrauen. Sie wollte es unbedingt! Aber... so einfach war es nicht. Mit einem plötzlichen Ruck überwand der Schrank auch das letzte Stück. Leicht überrascht bemerkte Viki erst jetzt die starken Hände neben ihren. Sie war mal wieder so in ihre Gedanken abgedriftet, das sie nicht mal gemerkt hatte, wie er zu ihr gekommen war. Nun rutschten ihre Hände wenige Zentimeter am Schrank hinab, während sie ihre Stirn an das kühle Metall lehnte und nach dem Mut suchte, sich wieder zu ihm um zudrehen. Es half zumindest ihre Gedanken zu ordnen, bevor sie ihren Rucksack von der Schulter in ihre Hand rutschen ließ und sich dabei mit den Rücken an den Schrank lehnte. Ihren Blick hielt Viki noch gesenkt, wobei sie fast enttäuscht feststellte, das Ryan sein Hemd wieder angezogen hatte... natürlich hatte er das, doch stahl es ihr gerade etwas von der Vertrautheit, die sie eben noch geteilt hatten. Einen Moment presste sie die Lippen zusammen und suchte noch nach Worten, bevor sie einfach leise zu sprechen begann: „Es... es tut mir Leid. Ich wollte nicht... ich bin nur leicht nervös...“, bei der Erklärung, die wohl ziemlich untertrieben war, versuchte sie zwischenzeitlich in seine geduldig abwartenden Augen zu sehen, auch wenn sie den Blick nicht lange stand hielt. „Du weißt schon,... erstes mal so weit von Zuhause weg und niemand der meine Ratten füttert oder meine Pilze gießt...“, versuchte sie mit einem missglückten, aufgesetzten Lächeln zu ergänzen, als würden sie nur in die Ferien fahren, um doch irgendwie wieder abzulenken. Es war ein schlechter Versuch, wie sie selbst feststellte. „Schon okay… hör auf. Ich hatte nicht nachgedacht… und du musst dich am wenigsten von uns beiden entschuldigen…“, sagte Ryan, wobei er ihr wieder ein entschuldigendes angedeutetes Lächeln schenkte, ehe er ihr für einen kurzen Moment seine Hand auf ihre Schulter legte und diese in einer Zustimmenden Geste sanft drückte. „Manchmal ist mein Mundwerk zu schnell für meine Gedanken, weißt du? Dann spreche ich Sachen aus, weshalb ich mir Sekunden später am liebsten vor den Kopf schlagen möchte… Ich hoffe nur deine Ratten werden ihr Futter schon finden.“ Noch immer fühlte sie sich mies, was auch nicht viel besser wurde, als sie sein schwaches Lächeln sah und seine Hand auf der Schulter spürte. Viki legte ihre Hand auf die seine und hauchte einen kurzen Kuss auf diese. Damit hoffte sie zumindest etwas wieder gut zu machen. Immerhin kam es ihr so vor, als hätte sie mit so wenig Worten wieder eine riesige Kluft zwischen ihnen gerissen. Erst bei seiner Erklärung schlich sich wieder ein kleines Schmunzeln auf ihr Gesicht. „Mir geht es genauso. Das hab ich heute doch auch schon oft bewiesen...“, sagte leicht verlegen und dachte an den unbedachten Pfirsich-Satz, die Vorstellung mit ihren Namen und nun an diesen Zwischenfall. Das war zumindest schon mal eine Gemeinsamkeit, die sie entdeckt hatten, auch wenn es wohl nicht die unkomplizierteste werden würde. Vielleicht war es auch besser einfach los zu gehen. Immerhin hatten sie schon genug Zeit vertrödelt. Leicht bedrückt, sah sie zu ihm auf, während sie ihm ihren Rucksack hinhielt und vorsichtshalber erklärte, was sie jetzt vor hatte: „Nimm am besten meinen Rucksack schon mal mit. Ich schieb‘ das Ding dann wieder vor die Tür, damit sich hier kein Anderer breit macht und folge dir dann durchs kleine Fenster nebenan.“ Danach schaffte sie es sogar ein schwaches, entschuldigendes Lächeln hin zu kriegen, während sie in seine Augen sah. Mit einem kurzen Nicken ließ er ihre Schulter wieder los, um ihren Rucksack entgegen zu nehmen, ehe er einen kurzen Blick auf den Schrank warf. „Sicher dass es mit deinem Bein klappt? Oder soll Ich das übernehmen? Oder pass‘ ich nicht durch dieses Fenster nebenan?“ Mit einem Seufzen entschwand ihr Ryans Hand wieder, während sie seinem Blick zum Schrank bemerkte. Viki deutete auf seine Frage hin nur ein Kopf schütteln an. „Nein ich schaff das schon. Ich hab es ja selbst vorhin geschafft und da war ich wesentlich angeschlagener...“, meinte sie entschlossen. Dennoch musterte sie ihn kurz mit einem amüsierten Lächeln. „Zudem bin ich mir wirklich gerade nicht sicher ob du durch dieses Fenster kommst. Eigentlich hatte ich nur an deine Verletzung gedacht, aber vermutlich bist du doch zu groß und ungelenk.“ Bei der Vorstellung wie er versuchte durchs Fenster zu kommen, musste sie wieder leicht schmunzeln. „Zu ungelenkig eh?“ Ein Schmunzeln glitt auch über sein Gesicht, ehe er sich aber dennoch willig zum Gehen wandte. Nun wurde Viktoria plötzlich wieder unruhig. So konnte sie ihn nicht gehen lassen, nicht wenn sie noch immer dieses schlechte Gewissen hatte! „Warte!“, rief plötzlich und schob sich zwischen ihm und die Tür, während sie ihn am Kragen seiner Jacke zu sich zog und sich auf die Zehnspitzen stellte, um seinen Mund besser erreichen zu können Als Viki sich ihm in den Weg stellte zog er nur fragend eine Augenbraue hoch, wehrte sich aber nicht dagegen. Ihre Lippen versiegelten seinen Atem abrupt, als sich ihre Zunge sanft durch seine Lippen schob, um mit seiner leidenschaftlich zu tanzen. Ihre Hände wanderten dabei in seinen Nacken und seine Haare, während sie den vorerst letzten Kuss in Sicherheit genoss. Hier, wo es nur ihn und sie gab und sie auf nichts anderes achten mussten. Als sie den Kuss nach einiger Zeit wieder löste, drückte sie ihn noch einen Moment umarmend an sich. „Egal was du sagst, es tut mir Leid. Dennoch kann ich im Moment nicht anders, ich brauche die Verbände und ich brauch 'Viktor' noch da draußen. Aber hier bei dir ist es was anders. 'Viki' gehört nur dir... Ich gehöre nur dir und das werd‘ ich im jeden Versteck aufs neue beweisen...“, wisperte nah an seinem Ohr und hauchte noch einen Kuss auf seine Wange, bevor sie sich etwas von ihm löste und einen weiteren kurzen Kuss auf seine Lippen gab, welchen er augenblicklich erwiderte. Als sie sich wieder von ihm löste, stand er dort wie versteinert. „Sei vorsichtig“, murmelte sie. „Sei du aber auch vorsichtig…Wir sehen uns auf der anderen Seite“, erwiderte er die Floskel, ehe er immer noch perplex, vorsichtig nach draußen schritt. Viki war erleichtert, als er ihren Kuss ebenso erwiderte. Vielleicht hatte sie sich doch zu viele Sorgen gemacht. Aber dennoch schien Ryan ziemlich verwirrt, als sie sich von ihm löste und er dann nach draußen verschwand. Während sie den Schrank vor die Tür schob, schlichen sich schon wieder Zweifel in ihre Gedanken. Hatte sie was falsches gesagt? Irgendwie schien alles schief zu gehen. Sie schien sich selbst nicht mehr zu verstehen. War sie schon so lange allein gewesen, dass sie nicht mal mehr merkte, wenn sie was seltsames sagte? Aber für so was war jetzt keine Zeit. Sie mussten konzentriert sein, wenn sie draußen um diese Zeit herum schlichen. Unverzüglich machte sie sich daran den Schrank wieder vor die Tür zu schieben und hastete danach zum besagten Fenster, welches sie öffnete, auf den Stuhl stieg und sich dann am Fensterbrett hoch zog. Dort sitzend schob sie die Rollläden wieder hoch, zwängte sich auf die andere Seite nach draußen, während sie die Rollläden mit den Schultern stützte und versuchte so gut es ging das Fenster mit etwas Schwung hinter sich wieder zufallen zu lassen, bis es leicht einrastete, damit es nicht beim kleinsten Windstoß auf ging. Als sie dann vom Fensterbrett auf die Mülltonne fallen ließ, die noch draußen unterm Fenster stand, fielen die Rollläden wieder polternd hinab und verbargen somit den leichten Eingang. Dann stieg sie auch von dort zu Ryan hinab und nahm ihren Rucksack entgegen, während sie mit Kopf in die Richtung des Parks nickte. „Zuerst da lang, alles klar so weit?“, murmelte sie und sah sich nun nervös selbst kurz um. „Du kannst auf mich zählen Krümel. Ich bin soweit fertig und freue mich bei den Versprechungen sogar schon auf das nächste Versteck, aber ich hoffe dass ich dich nicht teilen muss solange du als Viktor unterwegs bist“ Mit einem Lächeln überquerte er bereits die erste Straße, immer in den Schutz der schattenwerfenden Häuserwände gedrückt. Leicht unbehaglich war ihr noch, da sie nicht ganz wusste warum er so reagiert hatte. Jedoch folgte sie ihm unverzüglich, nachdem sie ihren Rucksack aufgesetzt hatte. Jeder Zweifel wurde wieder verdrängt, als sie doch noch eine Antwort bekam. „Es kommt drauf an, Ryry. Wenn du drauf stehst, können wir gerne im Park ‘ne Pause machen und schauen, ob wir jemand drittes finden... Aber leider hast du ja deine Kamera noch nicht...“, erwiderte sie nun mit frechen Grinsen gerade noch laut genug, dass er es mitbekam. Noch bevor das Teppichgeschäft ganz aus ihren Augen verschwand, sah sie sich nochmal danach um. Da drinnen war wirklich viel passiert und das auch ziemlich schnell. Einerseits lag das wohl an ihrer launischen Art, andererseits das sie sich immer wieder in seiner Nähe überfordert vorkam. Hoffentlich würde sich das noch bald einpendeln, sonst würde sie selbst irgendwann noch wahnsinnig werden, aber selbst das war ihr egal. Mit einem Lächeln auf den Lippen, folgte sie ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)