Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 43: Izara ----------------- Kerzen schwebten an den Decken und tauchten die Vorhalle in ein warmes Licht. "Ich hoffe, Maya ist gut nach Hause gekommen", sagte Izara und stellte sich vor, wie Mayabe durch die Gassen torkelte. "Mayabe geht es gut", entgegnete der Ältere trocken, "bis nach Hause sollte sie problemlos kommen. Geht ja schließlich nur geradeaus. Sie sollte sich lieber Gedanken machen, wenn Mutter vor der Tür steht." "Na, den Hintern versohlen wird sie ihr ja wohl nicht mehr." "Du hast Mutter noch nie wütend erlebt." "Ehrlich?!", Izara konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, "das möchte ich nur zu gern-" Dass Solar abrupt stehen geblieben war, brachte Izara zum Schweigen. Noch mehr jedoch der Gesichtsausdruck des Blitzdrachen, dessen Augen leicht geweitet waren. Schrecken, gefolgt von Ehrfurcht zwangen Solar auf die Knie. Ein tiefes, weit entferntes Grollen ließ ihn stolpernd auf die Füße kommen. Mit zusammengekniffenen Augen drehte sich Izara zu der Quelle um. Auch sie riss die Augen auf - wenn auch aus einem anderen Grund als Solar. Am anderen Ende der Vorhalle, die zum Ostflügel führte, stand König Devon. Das Kerzenlicht ließ seine Gestalt im Halbschatten verschwinden. Seine eiskalten Augen konnten sie nicht abmildern. Das Tiefgründige war durch eine Kälte ersetzt worden, die auch Izara frösteln ließ. Sie meinte sich nicht zu erinnern, ihn jemals so abweisend, so…wütend erlebt zu haben. Gespannt sah sie zwischen den beiden Männchen hin und her. Die Machtverhältnisse waren rasch geklärt, Solar würde es nie wagen, seine Dominanz an den mächtigsten Drachen der Welt auszuprobieren. Ein Blick in die Augen des Drachen und Solars Beherrschung riss wie Seidenpapier, und König Devons Aufmerksamkeit galt ganz allein dem Blitzdrachen, dass er Izara keines Blickes würdigte. Ein schwaches Nicken von Solar und dieser senkte sein Haupt. "Ich sollte jetzt gehen", sagte er mechanisch. "Aber…Das musst du nicht", entgegnete Izara. An der Art, wie er es sagte, schwang eine gewisse Endgültigkeit mit, dir ihr Angst machte. "Doch, Izara", Solar wandte sich ab. Kein Blick, kein »Aufwiedersehen«. Er war einfach fort und das brennende Stechen, das seine Ablehnung hervorbrachte, verwandelte sich in ein loderndes Feuer. Alle, die ihr wichtig waren, alle, dir ihr je etwas bedeutet hatten - sie waren weg. Wegen eines Schicksals und einem Drachen, der wie eine Festung an der Schwelle stand, einfach in ihr Leben getreten war und das Gefüge vollkommen aus den Bahnen geworfen hatte. Izaras Augen begannen zu brennen. Wütend schluckte sie das Verlangen zu weinen hinunter und wandte sich ganz dem König zu. "Ihr habt ihn vertrieben!", rief sie. Er sollte ihre Verzweiflung spüren. "Das habe ich nicht", sagte König Devon ruhig. Es war weniger die Ruhe, die er sonst ausstrahlte. Zu viel Erschöpfung lag in seinem Ton, das blasse Gesicht ließ ihn ausgelaugt und müde aussehen. "Doch", so einfach wollte sie sich nicht abspeisen lassen, "mit Eurer blöden Geheimsprache habt Ihr ihn fortgeschickt." "Geheimsprache", wiederholte König Devon düster, "wenn du dich weniger darüber echauffieren und einfach nur zuhören würdest, hättest du längst wissen können, was ich gesagt habe." Seine Worte waren bröckeliger als sonst, der Akzent noch stärker als vor zwei Monden. "Darum geht es überhaupt nicht", entgegnete Izara und ballte die Hände zur Faust, "Ihr…Solar, er…er ist mein Freund." Eine Veränderung zeichnete sich in König Devons Gesichtszügen ab. Ein kurzes Aufflackern in seinen Seelenspiegeln, eine plötzliche Erkenntnis, bevor die Mundwinkel nach unten drifteten und seine Stimme noch kühler als zuvor durch die Vorhalle bebte. "Weißt du, in was für eine Gefahr dich dein Freund gebracht hat?" "Es war meine Entscheidung!", konterte Izara, weit weniger wütend als sie sich fühlte. "Ihr habt doch selbst gesagt, dass ich keine Gefangene bin und ich mich frei bewegen darf." "Wenn es sicher ist. Und das ist es nicht. Ich dachte, das hättest du begriffen." "Oh, ja. Ich habe begriffen." Jetzt wurde Izara auch lauter. Ihre Wangen begannen zu glühen, Alkohol und Scham vermischten sich mit dem brodelnden Etwas, das an der Oberfläche waberte. "Dass Ihr mich hier einsperren wollt und ich für den Rest meines Lebens hier versauern soll, das habe ich sehr gut verstanden." Der König blinzelte, fast schien es, als wollte er etwas erwidern. Resigniert schloss er die Lider. Er sammelte sich, das Eisige wich aus seinem Gesicht, selbst seine Augen wirkten blass und schwach. Seufzend wandte er sich ab. Er wandte sich einfach ab! Izara starrte ihn mit offenem Mund an. "Du solltest auf dein Zimmer gehen", sagte er so ruhig, dass Izaras Blut in Wallungen geriet. "Mehr habt Ihr nicht dazu zu sagen?", rief sie ihm hinterher. Doch König Devon reagierte nicht, er setzte einen Fuß vor dem anderen. Er machte ernst, er würde gehen. Ihr Drachenblut reagierte schneller als ihre menschliche Seite. Ihr Zorn brachte ihr Innerstes hervor, die Quelle ihres Himmelsblutes. Die Augen brannten und ohne es zu merken, feuerte sie einen spitzen Lichtpfeil auf den König los. Dieser drehte sich um, die Hand schnappte sich den Pfeil, der in seiner Handfläche zu einem Klumpen Energie schrumpfte und sich zurückzog. Seine Augen waren geweitet. Er war…überrascht? Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, keines der angenehmen Sorte. Jetzt war er wütend, egal wie irritiert ihn Izara zunächst anstarrte, ihre Aktion hatte einen Schalter umgelegt. "Du bist nicht in der Verfassung, dich mit mir anzulegen", sagte der König und ließ den Arm sinken. "Wieso? Weil ich kein richtiger Himmelsdrache bin?" "Weil du betrunken bist", entgegnete König Devon scharf, "und betrunken bist du noch unkontrollierter als sonst…und launischer." "Was soll das heißen?!", sie kam ein paar Schritte auf ihn zu, der Drachenkönig tat es ihr gleich. "Ich bin noch sehr klar im Kopf, wenn Ihr das damit ansprechen wolltet." Sie reckte das Kinn. Sinnlos. Der König überragte sie um anderthalb Köpfe. Und selbst ohne seine Größe war er gefährlich und dominant. Dominanter als sie jemals sein würde, ganz gleich wie wütend sie war. Ihr Körper begann dieses Prickeln auszusenden. Blubberblasen sammelten sich in ihrem Magen, eine schäumende Gischt stieß wellenförmig aus ihrem innersten Kern. Da war wieder dieses Band. Diesmal zog es sie in Richtung des Königs. Sie hasste dieses Gefühl. Sie hasste es, dass es sich so gut anfühlte. Die Spannung, das Kribbeln, die Dominanz, die sich wie ein Mantel um ihren eigenen Willen legte. "Dann soll ich deinen Angriff also ernst nehmen?", fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick erlaubte es ihr nicht, sich ihm zu widersetzen. Ein Himmelsdrache hatte gelernt, seinen Willen durchzusetzen. Doch Izaras eigenes Himmelsblut klopfte an die Pforte, wollte den König herausfordern, ihn provozieren. "Ich will, dass Ihr mich ernst nehmt", sagte Izara und schaute so stolz sie nur konnte zu König Devon hinauf. "Wie kann ich das, wenn du so leichtsinnig bist?"  Eine Gegenfrage. Natürlich. Ihre Augen leuchteten scharf auf - eine Gegenreaktion auf König Devons tiefen Blick. Izara ließ nicht locker. "Dann vertraut mir", sagte sie. Der König sah sie lange und schweigend an. Also fügte sie hinzu: "Ihr erwartet, dass ich Euch vertraue, dass ich Euch glaube-" "Und habe ich dein Vertrauen missbraucht, Izara? Habe ich dich angelogen?" Izaras Lippen bebten. "Ich weiß es nicht", entgegnete sie, "Ihr sagtet, ich sei hier sicher. Dass ich nur beschützt werden kann, wenn ich mit Euch gehe", die Stimme wurde fester, "Ihr wollt mir sagen, dass ich keine Gefangene bin. Dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen darf. Aber die Wahrheit ist, ich darf überhaupt nichts. Selbst mit meinem Titel bin ich eine Gefangene. Sagt mir, was unterscheidet Euer Handeln von dem der Paladine?" Sie stockten gleichzeitig. Izara wusste, dass es falsch war, aber sie hatte es gesagt. Die Worte waren nicht zurückzunehmen und ein klein wenig wünschte Izara, der König wäre so verletzt wie sie. Der König zeigte eine Reaktion und diese ließ ihren Magen schmerzhaft zusammenziehen. Ihre Worte hatten getroffen, wie tief, das konnte sie nicht sagen, aber für Entschuldigungen war sie viel zu aufgewühlt. Das Resultat war Schweigen. Ein kurzes Schweigen, das sich wie ein halbes Jahrhundert anfühlte und von König Devons ruhiger Stimme gebrochen wurde. "Wenn du gehen willst-", die Worte brachten alles, was sie an Selbstkontrolle noch besaß, zum Einsturz. "Ihr versteht überhaupt nicht, was ich will", schimpfte sie, "ich will doch nur, dass Ihr…" Sie wandte sich ab. Beinahe hätte sie sich verplappert. Verdammter Alkohol. Verdammtes Himmelsblut. Verdammter Drachenkönig. "Ich will nicht fort." "Was denn nun?", sprach König Devon leicht gereizt. Er fuhr sich durchs Haar. "Bei dem Großen Drachen, Weib, du machst mich wahnsinnig!"   "Ich mache Euch wahnsinnig?!", rief Izara. Vergessen war die Scham, die Röte stieg von ihren Ohren direkt in ihr blasses Gesicht. "Schon mal darüber nachgedacht, dass nicht ich diejenige bin, die mit ihrem ständig wechselnden Verhalten in den Wahnsinn treibt?" "Dann bist du die erste, die-" Ein lautes Scheppern und König Devon wurde augenblicklich ruhig. Genervt drehte sich Izara zur Tür. Das Klopfen kam von draußen, dort wo die Wachen rund um die Uhr patrouillierten. Die Spannung ließ die Luft im Raum knistern. Izara spürte wie König Devon seine Sinne schärfte, wie alles an ihm anspannte, er seine Kräfte verstaute. Schließlich ging die Tür auf. Ein Wyvern kam zum Vorschein. "Bitte entschuldigt die späte Störung, Hoheit", er verneigte sich flüchtig. Eher aus einer Marotte als aus einer Notwendigkeit heraus. "Aber eine Hyrakonda steht vor unseren Toren und bittet die Prinzessin zu sprechen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)