Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 45: Devon ----------------- "Haltet Ihr es für eine gute Idee, sie hier zu behalten?" Trias ließ seinen Unmut freien Lauf. Er lief durch das Arbeitszimmer und raufte sich durch die Haare. Devon hatte ihn schweigend dabei beobachtet. "Sie ist ihre Ziehmutter", antwortete Devon ruhig. "Ausgerechnet jetzt",] schimpfte der Volan und stampfte über den Teppichboden. "Setz' dich, Trias. Du versaust den Boden." "Verzeihung, grummelte Trias, der kleine glühende Kohlesplitter fallen gelassen hatte. Er blieb stehen und zwängte sich auf den Stuhl. "Ich meine nur", sprach er leise gedämpft und in der Sprache der Menschen weiter, "ich finde es verdächtig, dass sie gerade jetzt auftaucht. Gerade, wo Ihr Euch von der letzten Mission erholen müsst." "Das ist etwas weit hergeholt", entgegnete Devon und verschränkte die Arme vor der Brust. Er konnte es nicht leiden, wenn Trias sich zu viele Sorgen um seinen Zustand machte. Der Volan wusste das. "Sie ist eine Hyrakonda", warf Trias ein, als wäre es nicht offensichtlich, was diese Frau war. "Einer Hyrakonda ist nicht zu trauen. Egal, wessen Ziehmutter sie ist." "Ich habe auch nie behauptet, dass ich ihr traue", sagte Devon scharf.   Trias hob eine Augenbraue. "Aber Ihr habt-" "Ich habe sie ins Schloss gelassen, weil ich wissen will, was hinter ihrer Geschichte steckt", antwortete Devon in ihrer Sprache. " Fakt ist, der Ziehvater ist nicht mehr in Kandio." Und auf die Informationen seiner Späher war Verlass. "Ihr wisst, dass die Möglichkeit besteht, dass er- "Ja, knurrte Devon. Er wollte nichts davon hören. "Aber, wie ich den Großmeister einschätze, wird er ihn nicht einfach töten wollen. Nicht solange er nicht das hat, was er will." Der Leibwächter schluckte. Der Titel hinterließ selbst bei einem solch kräftigen Drachen wie Trias ein unangenehmes Ziehen im Hinterkopf. "Also", fuhr Devon ruhiger fort, "müssen wir unsere nächsten Schritte überdenken und uns auf alle Eventualitäten vorbereiten." "Ihr meint einen möglichen Angriff auf Dragor?" "]Wir dürfen es nicht ausschließen", nickte Devon, auch wenn er es für unwahrscheinlich hielt. Die Drachenmetropole war gut bewacht. Die Männer an der Stadtmauer waren stark und auf alles vorbereitet. Selbst, wenn die Paladine einen Angriff planten, würde ihnen das nicht viel nützen. Letztendlich waren die Drachen in der Überzahl, eine Niederlage wäre unausweichlich. Dennoch gefiel es ihm nicht, dass diese Option in den Raum geworfen wurde. "Jemand soll den Bürgermeister informieren", sagte Devon und legte die Arme auf den Schreibtisch ab, "ansonsten will ich, dass diese Information geheim gehalten wird. Wir dürfen keine Panik schüren." Gerade jetzt, wo das Drachenvolk einen Funken Hoffnung verspürte. Wieder einmal gelang es den Paladinen, für Verwirrung und Missmut zu sorgen. "Der Bürgermeister wird das nicht so entspannt sehen, wie Ihr, Hoheit", warf Trias in den Raum und kippte mit dem Stuhl ein Stück nach hinten. "Er wird mehr Wachen an den Stadttoren fordern, mehr Späher an den Außenposten. Wenn das geschieht, werden die Drachen selbst drauf kommen, dass etwas nicht stimmt." Trias schnaubte verächtlich. "Alles wegen einer unzuverlässigen Quelle. Am Ende will uns das Weib auf eine falsche Fährte locken." "Und was willst du tun, wenn sie die Wahrheit sagt?" Die dritte Stimme meldete sich zu Wort. Bisher hatte Kyia einfach nur an der Tür gelehnt. Die Beine überkreuzt starrte sie grimmig aus dem Fenster. "Du willst doch nicht behaupten, dass du ihr traust?!", lachte Trias auf. "Ich behaupte gar nichts", entgegnete der Bergdrache trocken, "aber ich gebe dem König recht, wir dürfen die Information nicht einfach ignorieren." "Na toll", der Volan fasste sich durchs Gesicht, die dunklen Augenringe waren noch nicht ganz verschwunden. "Jetzt machen wir Panik wegen einer Hyrakonda, deren Menschenmann verschwunden ist." "Dieser Menschenmann ist der Ziehvater der Prinzessin", erwiderte Devon und musterte seinen Leibwächter streng. "Außerdem haben wir keine Ahnung, was die Paladine planen." "Aber die Stadt angreifen? Ist das nicht ein wenig zu weit hergeholt?" "Du meinst unsere Wasserversorgung zu kitten, die Handelsrouten zwischen den Lóng abzubrechen, unsere Einkommensquelle zum Erliegen zu bringen…?" Trias antwortete nicht. Er hatte aufgehört, mit dem Stuhl zu kippeln und ließ die Hände auf den Schoß sinken. Ein Zeichen der Resignation. "Sende einen Luftboten nach Dragor aus", Devons Befehl richtete sich an Trias, "und der Bürgermeister soll die Füße still halten. Sollten widererwartend irgendwelche Ereignisse passieren, kann er mit meiner Unterstützung rechnen." "Wie Ihr wünscht", nickte der Volan. "Für den Augenblick ist alles gesagt", damit ließ er Trias abtreten. Der Leibwächter erhob sich, sein letzter zweideutiger Blick galt seiner Kameradin. Kyia nickte ihm ernst zu. "Wo hält sich die Prinzessin derzeit auf?", fragte Devon, als Trias in den Fluren verschwunden war. "Die Prinzessin hält sich in den Gärten auf." "In Begleitung?" "Es ist unmöglich, die Prinzessin von der Hyrakonda fernzuhalten. Aber seid unbesorgt, Sila ist an ihrer Seite." Devon nickte. Seit dem Anschlag auf die Eier hatte sich das Verhältnis der beiden Weibchen verbessert. Sila schien nicht weiter ihre Position verteidigen zu wollen, was Devon sehr begrüßte. Im schlimmsten Fall hätte er sich von der Lóng trennen müssen. Ein harter Verlust für seine Allianz, aber derartige Respektlosigkeiten gegenüber der Prinzessin wären weiterhin nicht hinnehmbar gewesen. "Wenn Ihr mir die Frage erlaubt", Kyia stellte sich aufrecht hin, ihre Hand löste sich von dem Knauf ihrer Waffe, "in Bezug auf den Menschen-" "Izaras Ziehvater", Devon schloss kurz die Augen. "Ihr werdet doch nicht nach ihm suchen? Das ist genau das, was sie wollen." "Meinst du?", ein schwaches, trostloses Lächeln zierte seine Lippen. "Was den Großmeister angeht, kann ich dir nicht sagen, was er will. Wen er will, ja. Aber wie er das anstellen wird, weiß nur er selbst." "Ihr werdet der Prinzessin helfen, nicht wahr?", hakte Kyia nach. Sie mochte keine Antworten, die nicht eindeutig waren. Aber mehr würde sie nicht von ihm bekommen. Das merkte auch der Bergdrache, er nickte, dann trat auch Kyia ab. Zurück blieb die drückende Luft. Schnaubend erhob sich Devon und schritt durch sein Arbeitszimmer. Vertrauen kämpfte gegen Misstrauen. Er konnte sich nicht entscheiden, auf wen er zuerst sein Augenmerk richten sollte. Dragor war wichtig - ein letzter Rettungsanker in einer Welt, in der Drachen kaum noch frei herumspazieren konnten. In der kastriert, dominiert und abgeschlachtet wurde - erbarmungslos und unter dem Deckmantel von Frieden und Einigkeit unter den Reichen. Aber Trias hatte recht. Der Hyrakonda war nicht zu trauen. Ganz gleich welchen Status sie genoss, die Hyrakonden war immer noch diejenigen, die sich auf die Seite der Paladine geschlagen hatten. So einfach gab eine Bestie wie sie nicht ihre Sicherheit auf. Das einzig Beruhigende: eine Bestie allein konnte nichts ausrichten. Ihre Beißer waren unangenehm, doch gegen einen Drachen standen die Chancen schlecht, aus der Sache lebend herauszukommen. Er verließ das Arbeitszimmer. Vorsicht hatte nie geschadet und Devon war ein vorsichtiger Drache, wenn es um Vertrauen und den Schutz seines Volkes ging. Durch die Flure gewandert fühlte er die Magie in den Wänden. Die Schutzzauber waren ungebrochen - und stark. Paladine konnten von außen nicht eindringen, ohne von seiner Himmelsmacht zurückgeworfen zu werden. Er atmete tief ein, trieb seine Kräfte in die Mitte seines Innersten direkt in seine Hände. Erschöpfung minderten die Intensität, doch es sollte genügen. Ein großer, runder Ballen staute sich auf, Devon entließ die Kräfte, ließ sie über die Wände fließen, die von Kyias Magie hart und schwer zerstörbar gemacht worden waren. Weiter ging es. Entlang der einzelnen Gärten, kam er an der Schlucht vorbei. Die Weibchen hatten ganze Arbeit geleistet und das Schlachtfeld in einen annehmbaren Rückzugsort zurückverwandelt. Das drückende Gefühl blieb. Die Sicherheit des Schlosses war angekratzt worden. Kein guter Tag für das Drachenvolk - oder Devon, dem alles gerade um die Ohren flog. Erst Entführungen und eine zum Scheitern verurteilte Befreiungsaktion, dann neue Sicherheitslücken, und aus Raj erwartete man auch täglich Antworten, die Devon alles an Nerven kosteten. Die Miene verzogen, lief er weiter. Er würde überall die Magie verstärken. Die meisten Eier waren am Brechen, aus den ersten kamen bereits die Nachkommen. Es sollte demnach kein Problem darstellen, seine Schutzmagie weiter auszubauen. Nur für den Fall aller Fälle. 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