Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 59: Devon ----------------- Schwer stieß Devon den Atem aus. Es war genug. Noch mehr Energie würde ihn nur auslaugen und er war alles andere als bereit, alles aufs Spiel zu setzen. Nicht für diesen unflätigen Trupp. Langsam lichtete sich der Nebel, Devon beeilte sich, aus der Schusslinie zu kommen. Das Tor zum Hauptquartier rückte näher. Er brauchte nur noch an den letzten Zeltlagern vorbei zu huschen. Der Speer, der wie ein Blitz vor seinen Füßen landete, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. "Himmelsdrache!" Zwei Paladine kamen hinter den Zelten hervor. Ein Mann und eine Frau. Devon spürte Magie - diese zwei Paladine waren anders als ihre Genossen. Gefährlicher. Der Eine riss sich den Handschuh herunter, lud seine Kräfte auf, die den Speer zurück in seine Hand beförderten. Er zischte, als die Magie schon wieder in sein Innerstes gekehrt wurde. Neben ihm lachte das Weib. "Hast du vergessen, was der Großmeister gesagt hat?", höhnte sie und zog ihr Schwert aus der Scheide. Lächelnd, hungrig - dennoch mit einer gewissen Vorsicht - näherten sich die Krieger dem Drachenkönig. "Der Großmeister hat eine Belohnung für Euch ausgesetzt", raunte der Paladin und drehte den Speer in seiner Hand. "Tod oder lebendig", fügte die Kriegerin hinzu und streckte den Arm mitsamt Klinge vor sich aus. Devon beobachtete ihre Bewegungen. Das Weib war stark, sicher nicht so stark wie Kyia, doch für ein zartes Geschöpf wie sie beachtlich. "Greifen wir an und erledigen ihn gemeinsam", schlug der Krieger vor und leckte sich die Lippen. "Nur, wenn du mir nicht in die Quere kommst", entgegnete die Frau und rannte als erste auf Devon zu. Devon nahm das Schwert an seinen Oberkörper. Nun hatte sich auch ihr Partner in Bewegung gesetzt. Von links griff er an, den Speer locker in seinen Händen liegend. Sie holten gleichzeitig aus. Die beiden Paladine mit ihren Waffen und Devon mit seinem Schwert. Links blockte er den Angriff des Paladins, rechts versuchte die Kriegerin wie eine Irre auf ihn einzuschlagen. Ihre Fähigkeiten waren nicht im Ansatz so geschmeidig, wie er es erwartet hatte. Sie setzte alles auf ihre Kraft. Anders der Paladin. Sein Speer war wie eine Verlängerung seines rechten Armes. Die Bewegungen waren geschmeidig, fast schon rhythmisch. Devon drückte ihn mit der Klinge von sich. Sein Schwert traf die Spitze seines Speeres und mit einer halben Drehung parierte er nur knapp den Schwerthieb seiner Gegnerin. Das Weib fletschte die Zähne. Aus Unzufriedenheit wurde Frustration. Das Schwert von oben ausholend setzte sie alle Kraft in ihre Arme. Ein Fehler. Devon, der den Paladin mit einem ordentlichen Tritt ins Wanken gebracht hatte, drehte sich zu ihr um. Klinge traf auf Klinge. Das Metall vibrierte. Die Kämpfer sahen sich in die Augen. Blutunterlaufene Seelenspiegel kämpften gegen die Tiefen des blauen Ozeans. Ein unachtsamer Moment und Devon schlug ihr die Klinge aus der Hand. "Noch nicht!", kreischte sie, die Augen weit aufgerissen. Ein Lufthauch streifte seinen Nacken, Devon reagierte nur noch, duckte sich und spürte eine scharfe Spitze seinen Hals vorbeiziehen. Der Paladin hatte viel Schwung genommen - zu viel. Das nutzte Devon aus, griff nach dem Speer und zog ihn zu sich heran. Mit der anderen Hand drehte er sein Schwert herum, holte aus und rammte es in den Leib des Kriegers. In Sekunden sickerte das Blut durch seinen Ledermantel. Röchelnd ging der Paladin auf die Knie. Devon zog das Schwert aus seinem Körper, der einfach nach vorne klappte. Devon wartete, dass etwas passierte. Doch nichts geschah. Der Mann raffte dahin. In seiner eigenen Blutlache liegend tat er seine letzten Atemzüge und war tot. "Ihr", fauchte das Weib ihn an. Sie hatte sich zu ihrem Schwert herunter gebeugt. Der Tod ihres Kameraden hatte ihr etwas an Selbstsicherheit genommen. Devon sah es in ihren Augen. Das Aufflammen eines Gefühls. "Ich lasse Euch nicht durch das Tor!", keifte sie. "Du musst das nicht tun", sagte Devon und betrachtete ihre blutende Nase, die aufgeplatzte Lippe und die Schürfwunde an der Stirn. Verächtlich schnaubte sie, wischte die Tropfen mit ihrem Handrücken weg. "Ihr habt keine Ahnung, was ichmuss. Aber wenn Ihr durch das Tor wollt, müsst Ihr mich schon töten." "Ich töte keine Frauen." Sie riss die Augen auf. Brüllend ging sie auf ihn los. Eine ruppige Bewegung folgte der nächsten. Mit aller Brutalität ging sie auf ihn los. Doch mit rauer Gewalt käme sie nicht weit. Devon fragte sich, wann sie endlich ihre Erdmagie einsetzen würde. Sonst gingen sie doch auch nicht so spärlich mit ihren Kräften um. Warum also wollte sich niemand seiner wahren Fähigkeiten bedienen? War es falscher Stolz, der die Paladine in den freien Tod geschickt hatte? Oder waren es die Anweisungen eines amüsierten Sadisten, der seine Leute angestachelt hatte, sich einem Drachen mit bloßer Faust zu nähern? Die Kriegerin steckte all ihre Energie, all ihr Vertrauen in die Klinge und damit hatte sie ihr Schicksal besiegelt. "Nein", schrie sie. Ein Schlag, ein Zweiter und noch einer. Devon parierte, blockte und trieb die Kriegerin weiter Richtung Haupttor. "Ich lass' Euch nicht durch", ihr Keuchen vermischte sich mit dem Klang ihrer Waffen. Die Kriegerin drehte sich, nutzte ihre Körpergröße und schlug von unten nach oben. Devon sah den Angriff kommen. Die Zähne zusammen gebissen ließ er sie sein Gesicht streifen. Blut tropfte auf die Klingenspitze, die Kriegerin rang nach Atem. Ein Augenblick der Überlegenheit, als Devon mit dem Fuß ausholte und das Weib auf dem Boden landete. Eine weitere Bewegung und Devon hatte sie bäuchlinks gedreht. Die Arme hinter dem Rücken, gab es ein einziges, lautes Knacken. Das Weib kreischte, bäumte sich auf, doch es nützte nichts. Devon hatte beide Hände gebrochen und so, wie er sie festhielt, konnte sie ihm nicht entkommen. "Ich werde dich nicht töten", wiederholte Devon seinen Schwur. Und weil er keine Fesseln zur Verfügung hatte, griff er nach ihrem Schwert und stieß es in ihre Hände. "Nein!", plärrte sie über den gesamten Platz, "tötet mich! Tötet mich! TÖTET MICH!!!" Ihre Schreie waren blanke Panik. Noch schlimmer als der Tod war die Entehrung eines Paladins. »Ein Begabter, der als Drachenreiter versagte, war kein richtiger Paladin!« Devon kannte sich gut genug aus, um zu wissen, dass sie nie wieder Hand an sein Volk legen konnte. Wahre Befriedigung verschaffte es ihm nicht. Er sah auf das Eingangstor. Dort drin wartete etwas viel Gefährlicheres auf ihn. Das Schwert zurück in die Scheide gesteckt, schritt er auf das Gebäude zu. Süße Duftnoten umwehten ihn. Devon spannte sich an. Sie war noch hier, dem Himmel sei Dank! Das große, sperrige Eisentor geöffnet, ließ er das Schlachtfeld hinter sich zurück. Bis hierhin verlief alles so einfach. Viel zu einfach. Ihm drehte sich der Magen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)