Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 56: 22.2.2024: Silberstreifen - Archiv ---------------------------------------------- „Und? Wie geht es ihr heute?“, fragte Maggie den Arzt, der gerade aus der Tür trat, als sie in das Zimmer gehen wollte. Wie immer war er sehr beschäftigt und hätte sie mit seinem Schwung beinahe umgelaufen. „Oh! Schön Sie zu sehen! Es gibt wieder Grund zur Hoffnung: Das Medikament scheint Wirkung zu zeigen und das Fieber geht langsam runter. Wir müssen noch die weiteren Tage abwarten, aber das ist schon mal eine positive Entwicklung“, lächelte er ehrlich, wenn auch gehetzt, um dann den Gang runter zu eilen und in das nächste Krankenzimmer zu verschwinden. Maggie schaute ihm kurz nach. Auch sie hatte bei dieser Nachricht gelächelt, aber eher müde und fast schon aufgesetzt. Sie trottete langsam in das Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und schaute zu dem weißen Bett mit der weißen Decke in dem weißen Raum. „Hallo, Oma, da bin ich wieder“, rief sie zum Fenster hinüber und nahm im Vorbeigehen einen Stuhl mit zum Bett ihrer Großmutter. Wie immer war sie dick eingepackt, die Decke bis an das Kinn gezogen und die Augen waren fest verschlossen. Maggie setzte sich neben sie und betrachtete sie eine Weile. „Der Arzt hat gesagt, dass die Medikamente gut anschlagen“, sprach sie und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie überhaupt gehört wurde. Das Zimmer war so still, fast totenstill. Keine Gerätschaften, die piepsten, keine anderen Patienten oder Besucher. Die Intensivstation war erschreckend gewesen, aber die Stille in diesem Zimmer war für Maggie fast noch beklemmender. Sie legte kurz die Hand auf die Decke, zog sie aber wieder weg und kauerte sich stattdessen auf ihren Stuhl. Die letzten Wochen waren so voller Hoffen und Bangen gewesen, dass sie schon keine Kraft mehr hatte, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Sie war einfach nur noch müde und ausgelaugt. Immer wieder war ihre Großmutter auf dem Wege der Besserung gewesen und dann doch wieder kränker geworden. Maggie konnte kaum noch daran glauben, dass es jetzt vielleicht wirklich einen Silberstreif am Horizont gab. Sie wollte sich der Hoffnung nicht hingeben, um dann hinterher nicht wieder enttäuscht zu sein. Sie wollte ihrer Großmutter aber auch nicht das Gefühl geben, sie bereits aufgegeben zu haben. Eigentlich liebte die alte Frau das Leben doch und hatte noch so vieles vor… Maggie ließ den Kopf auf die Knie sinken und schluchzte. „Meine Kleine“. Ganz leise und schwach hörte sie die Worte und riss den Kopf hoch. „Meine Kleine, warum weinst du denn?“ Ihre Großmutter hatte sie Lider ein Stück weit geöffnet und schaute Maggie so sanft und liebevoll wie immer an. Seit Wochen war sie nicht mehr so klar bei Bewusstsein gewesen wie jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)