STARRE von Blanche7 ================================================================================ Kapitel 1: Abgehauen -------------------- Es war ein Uhr Morgens und ich lag wach in meinem Bett. Ich hörte wie jemand die Haustür aufschloss, und mit lauten Schritten die Flurtreppe hochkam. Es war mein Vater, der wie jeden Tag stockbesoffen aus der Kneipe kam. Ich fing an zu zittern und, mein Magen drehte sich um, als ich merkte, dass er in das Zimmer meines Bruders Marcus ging, das direkt neben meinem lag. Ich wusste, dass Marcus nicht zu Hause war. Plötzlich donnerte er in mein Zimmer. „Wo ist dieser Bastard?, wenn ich den in die Finger kriege, breche ich ihm das Genick! „Er kam zu mir herüber, packte mich am Kragen meines T-Shirts und zog mich zu sich hoch.“ Sag schon, wo ist dein Bruder?“ Er stank so erbärmlich aus dem Mund, dass mir übel wurde. „Ich weiß nicht, wo er ist“, sagte ich mit schwerer, zitternder Stimme, die so leise war, dass ich mir nicht sicher war, ob er mich verstanden hatte. Er ließ mich los, lief schwankend aus meinem Zimmer und lallte noch ein paar unverständliche Worte vor sich hin. Vermutlich war er auf seinem Sessel im Wohnzimmer eingenickt. Als ich schnarch’,’Geräusche meines Vaters hörte, entspannte ich mich wieder ein wenig. Ich fragte mich, wo sich mein gottverdammter Zwillingsbruder schon wieder herumtrieb! Marcus ist fünf Minuten eher geboren als ich, er war sowieso in allem, was er tat schneller und besser als ich. Er ist größer, schlauer, stärker und bei den Mädchen war er schon immer beliebter als ich! Dann gibt es da noch unsere Schwester Jennifer! Sie ist ein Jahr älter als ich und Marcus. Unsere Mutter ist bei der Geburt von mir und Marcus gestorben, Jennifer macht uns große vorwürfe! Unser Vater hat den Tod von ihr nicht verkraftet und ist dem Alkohol verfallen. Am nächsten Morgen wurde ich von Jen aus meinen Träumen gerissen:“ Auf stehen Michael, du musst zur Schule!“ Als ich aus meinem Zimmer ging, sah ich das. Marcus Zimmer immer noch lehr war. “Er ist diese Nacht nicht nach Hause gekommen, gestern Nachmittag hat er sich wieder mit Vater geschlagen!“ Sagte Jen in einem trüben Ton. Aber das war nichts Neues, Schlägereien zwischen den beiden kamen häufig vor und nicht selten musste einer ins Krankenhaus! Zu Hause war Marcus fast nie! Als ich zur Schule fuhr, traf ich Rene, einen guten Freund von mir, wir gingen zusammen in die 9. Klasse der Realschule. Marcus ging in die Parallelklasse, also schaute ich mich in der Pause nach ihm um, doch es schien so als würde er mal wieder schwänzen! Marcus war an jeder Schule bekannt. Er hing hauptsächlich mit Typen herum, die einige Jahre älter waren wie er. Auch mir kam es oft so vor, als sei er mein großer Bruder und nicht mein Zwillingsbruder. *** Die Züge preschten laut an ihm vorbei, der kalte Wind ließ seine Hände erstarren. Müde und erschöpft saß Marcus am Bahnhof. Wütend dachte er an seinen Vater, Jahre lang wurde er von ihm Geschlagen und wie Dreck behandelt, das würde er keine Sekunde länger dulden! Er war sich sicher, dass er alles allein schaffen würde, doch wo sollte er hin? Eine Sekunde lang zweifelte er an seinem Vorhaben und dachte an seinen Bruder und seine Schwester, sie würden doch mit diesem Schwein namens Vater nie zurechtkommen! In Gedanken versunken starrte er an eine Wand, wo ihm plötzlich ein Plakat auffiel, in groß gedruckten Buchstaben stand darauf: Berlin *** Als ich so gegen acht Uhr nach Hause kam, saß Jen in der Küche und bereitete Abendessen vor. Dad war nicht zu Hause. „Hast du schon was von Marcus gehört?“ Fragte sie ein wenig besorgt. „ Nein. Er war auch nicht in der Schule.“ Er war zwar schon öfter nicht nach Hause gekommen, aber ich merkte das Jen unruhig war. Das war untypisch für sie, es muss wohl gestern Nachmittag ziemlich schlimm gewesen sein. Nach dem Essen ging ich hoch in mein Zimmer. Nach einer Weile hörte ich im neben Zimmer leises schluchzen. Ich stand auf und ging zu Jen ins Zimmer, sie lag auf ihrem Bett und hatte den Kopf ins Kissen gepresst, als sie mich bemerkte, strich sie schnell mit der Hand übers Gesicht um die Tränen wegzuwischen. So hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen! Ich setzte mich zu ihr ans Bett und legte meinen Arm um sie. "Was war gestern los?“ Fragte ich. Sie guckte mich ratlos an, und brach wieder in Tränen aus. Mit erstickter Stimme fing sie an zu erzählen:“Ich weiß nicht genau, worum es ging, aber als ich gestern von der Schule kam, lag Dad bewusst los auf dem Boden. Blutflecken waren auf dem Teppich und an der Tapete. Es war so schrecklich, ich dachte, Dad wäre Tod! Ich rief sofort den Krankenwagen. Die Polizei wird Dad verhören wollen“. Für einen Moment lang hielt sie inne, dann sprach sie weiter: „Morgen früh kommen Leute vom Jugendamt, wir werden in ein Heim ...“ Ihre Stimme erstickte. Auch ich hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals, es war, als ob mir jemand die Kehle zu schnürte! „Was ist mit Marcus?“ Fragte ich nach einer Weile. “Die Polizei ist schon auf der Suche nach ihm!“ Wir packten schon mal die wichtigsten Sachen zusammen, auch für Marcus machten wir eine Tasche fertig. Diese Nacht konnte ich nicht schlafen, es war so viel passiert: Marcus war weg, wir müssen ins Heim und das einzig gute daran war, endlich ruhe vor unserem Vater! *** Berlin Eine dunkle Stimme weckte ihn aus seinem Schlaf, als er die Augen öffnete, sah er einen grimmig guckenden Mann vor sich stehen. “Hau ab Junge, hier ist kein Obdachlosenheim!“ Marcus schaute sich um, er war in einem Hausflur eines Blocks, wo er gestern Schutz vor der Kälte gesucht hatte. Der Mann zog ihn am Arm hoch und stieß ihn zur Tür raus. „Arschloch!“, schrie Marcus ihm wütend hinterher. Er kramte in seiner Jackentasche und fand ein paar Euros darin, er setzte sich in ein kleines Café und aß etwas. Sofort danach ging, er aufsuche nach Arbeit, doch erfolglos! *** So gegen 10:00 Uhr morgens wurden Jen und ich abgeholt und ins „Kinder Wohnheim“ gefahren. Ein großer blonder Mann begrüßte uns freundlich: “Ihr seid bestimmt Jennifer und Michael Starre.“ Wir beide nickten und schüttelten ihm die Hand. „Ich bin Andre Scheiber “, sagte er und führte uns ins Sekretariat, wo der Heimleiter bereits auf uns wartete. Als dann alles nötige geklärt war, brachte der blonde Mann uns in unsere Zimmer. Ein großer blonder Junge saß auf einem der zwei Betten in dem Zimmer. Herr Scheiber wendete sich an den Jungen: “ Das ist Michael, ihr werdet euch das Zimmer teilen.“ Dann verließ Andre den Raum. Meine Koffer lagen auf dem Bett. Der Junge stand auf und ging auf mich zu. „Ich bin Reiner“, sagte er in einem kühlen Ton. Ich nickte, und fing an, meinen Koffer auszuräumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)