Heartbeat von MissyX ================================================================================ Kapitel 18: Perceptions!? ------------------------- »Ohayō gozaimasu, Mamoru! Entschuldige meine Verspätung, aber die Suche nach einem Parkplatz hat sich mal wieder schwieriger gestaltet, als gedacht.« »Hisashiburi, mein Freund! Danke, dass du es einrichten konntest!« Motoki winkte ab. »Keine Ursache, Kumpel. Unazuki war tatsächlich so freundlich und hat meine Schicht im Crown übernommen. Aber sage mal, wie kommt es, dass du nun doch schon eher zurück bist? Ich dachte, der Kongress wäre äußerst wichtig für dich?!« Mamoru seufzte. »Das stimmt. Eigentlich war es nicht sonderlich klug von mir, den Kongress vorzeitig zu verlassen, aber du kennst mich... - Ganze drei Tage ohne meine Familie waren mir dann doch ein wenig zu viel. Zumal meine Großmutter vorgestern auch noch ihre Untersuchungen hatte.« »Verstehe. Dann lass uns mal aufbrechen. Je eher wir uns nämlich auf den Weg machen, desto schneller kannst du dich selbst davon überzeugen, dass es Yukiko gut geht.« Ohne weiter auf Mamoru zu achten, schnappte Motoki sich dessen Koffer und bugsierte ihn in Richtung Ausgang des Flughafens. Gute zehn Minuten später hatten sie endlich den Parkplatz erreicht, auf dem Motoki seinen weißen Nissan GT-R geparkt hatte. Während der blonde junge Mann Mamorus Koffer in den Kofferraum verstaute, begutachtete der Schwarzhaarige dessen Auto. Irritiert runzelte er die Stirn. »Irre ich mich, oder ist der Wagen neu?« »Jepp, ist er! Seit gestern. Musste mich notgedrungen von meiner alten Karre trennen. »Wieso?« Motoki zuckte mit den Schultern. »Motorschaden. Da war leider nichts mehr zu machen.« »Verstehe. Und ehe du dir einen neuen Motor einbauen lässt, erfüllst du dir lieber einfach gleich deinen langersehnten Traum nach einem Nissan GT-3.« Belustigt schüttelte Mamoru den Kopf und klopfte seinem langjährigen Freund auf die Schulter. »Aber ich muss zugeben, da hast du ausnahmsweise mal die richtige Entscheidung getroffen.« »Ja, die Frauenwelt wird mir mit diesem heißen Gefährt von nun an gewiss zu Füßen liegen«, erwiderte er lachend und warf Mamoru kurzerhand seine Autoschlüssel zu. Reflexartig fing dieser die Schlüssel auf und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. »Nu schau nicht so. Da ich in deinen Augen ausnahmsweise mal die richtige Entscheidung getroffen habe, darfst du auch ausnahmsweise mal Probe fahren.« Mamoru grinste. »Wie großzügig von dir, mein Freund!« »Ja, so bin ich. Und nun los, bevor ich es mir doch noch anders überlege.«                                                                               ✲ Während der Fahrt erzählte Mamoru Motoki ein wenig von dem Kongress. Auch seine neuen Bekanntschaften ließ er nicht unerwähnt, sodass er prompt einen äußert neidvollen Blick von seinem besten Freund zugeworfen bekam. »Du und die Frauen. Vielleicht hätte ich ja auch Arzt werden sollen, oder was meinst du?« Der Schwarzhaarige lachte. »Ja, vielleicht. Aber so wie sich das gerade anhört, scheinst du endlich über Reika hinweg zu sein. Hat sie sich eigentlich mal wieder bei dir gemeldet?« Motoki verdrehte leicht die Augen. »Wie man es nimmt. Außer einer Nachricht, dass es ihr in Amerika äußerst gut gefällt und sie bereits viele neue Leute dort kennengelernt hat, kam bisher nichts weiter.« »Glaubst du, sie bleibt für immer dort? Ich meine, bisher sprach sie ja immer nur von zwei Jahren. Und 1 ½ sind davon bereits um...« »Willst du wirklich meine ehrliche Meinung dazu hören?«, fragte der Blonde. Mamoru überlegte, nickte schließlich jedoch. »Okay! Also, ich denke, dass Reika mir mit ihrer letzten Nachricht schonend beibringen wollte, dass sie dort bereits einen neuen Lebenspartner gefunden hat und zumindest auf der Suche ist.« »Du denkst also, dass sie nicht wieder zurück kommen wird, nicht wahr?« »Ja, aber das ist vielleicht auch besser so. Ich meine, wir haben uns damals, bevor sie flog, einvernehmlich getrennt. Innerlich wussten wir wohl schon, dass zumindest einer von uns beiden mit der Entfernung nicht zurecht kommen würde.« »Ganz ehrlich, ich denke, dass es für beide Parteien nie wirklich einfach ist... Aber glaubst du nicht, dass eine Beziehung, wenn man sich wirklich liebt, auch solche Distanzen übersteht?« Motoki runzelte die Stirn. »Das sagt ausgerechnet der, der noch nie wirklich verliebt war.« »Ich war schon mal verliebt«, protestierte Mamoru, während er an einer roten Ampel anhielt. »Ach wirklich? In wen? Natsumi? Mamoru, mal ganz im Ernst, wem willst du eigentlich noch alles vormachen, dass das mit dir und diesem falschem Miststück die ganz große Liebe ist?« Für einen kurzen Augenblick schwieg der Schwarzhaarige beharrlich, ehe er tief Luft holte und seinen Standpunkt klar machte: »Ich weiß gar nicht, wie ihr gerade jetzt alle auf dieses Thema kommt. Ein ähnliches Gespräch hatte ich gestern schon mit meiner Mutter. Und ich muss eigentlich keinen von euch daran erinnern, warum ich diese Beziehung eingegangen bin.« »Nein, das musst du wirklich nicht. Aber bist du wirklich der Meinung, dass dich diese, ich nenne es jetzt einfach ,arrangierte Zweckehe‘ jemals wirklich glücklich machen wird? Und bist du dir darüber im Klaren, dass du mit der Eheschließung einen Pakt auf Lebenszeit eingehst?« »Das hört sich fast so an, als würde ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen.« Mamoru lachte höhnisch. »Ehrlich gesagt, denke ich das, ja! Denn ich bin mir sicher, dass Natsumi dir irgendwann das Leben zur Hölle machen wird.« »So wie du sie gerade hinstellst, ist sie nicht. Und ich muss es ja wohl am besten wissen!« Der blonde junge Mann rollte mit den Augen. »Wie du meinst! Aber hast du vielleicht auch nur eine einzige Sekunde darüber nachgedacht, was wäre, wenn dir plötzlich und völlig unerwartet die Liebe deines Lebens über den Weg läuft?« »Darüber brauche ich nicht nachzudenken, da es eh nie passieren wird...«, fuhr Mamoru ihm trotzig dazwischen. Keine Sekunde später jedoch schallte er sich innerlich selbst einen riesigen Dummkopf, als ihm abrupt eine blonde junge Frau in den Sinn kam. ,Usagi‘, dachte er und seufzte hörbar. Ohne es zu ahnen, hatte Motoki mit seiner Frage genau ins Schwarze getroffen und etwas in Mamoru hervorgerufen, worüber sich der junge Mann bisher noch nie wirklich Gedanken gemacht hatte. Doch jetzt, wo Motoki ihn so offen darauf ansprach und ihm dann dabei auch noch abrupt Usagi in den Sinn kam, kam er kaum dagegen an, sich Gedanken zu machen. Und je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er vermutlich weitaus mehr für Usagi empfand, als ihm bisher bewusst war. Dennoch wollte er es sich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich eingestehen. Erst recht nicht vor anderen. Weder vor Motoki, noch vor seiner Familie oder sonst jemanden. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel. »Mamoru, mein Junge, du bist etwa schon zurück?« Irritiert und besorgt zugleich sah Yukiko zu ihrem Enkelsohn auf, der plötzlich vor ihr stand, und musterte ihn eingehend. »Ist etwas passiert?« Mamoru schmunzelte und schüttelte sofort mit dem Kopf. »Alles gut, obaa-san. Mach dir keine Sorgen!« »Aber warum bist du dann schon zurück? Sollte der Kongress nicht erst heute enden?« »Naja, wenn ich ehrlich sein soll, habe ich euch ziemlich vermisst. Zudem wollte ich mich so schnell wie möglich selbst davon überzeugen, dass es dir auch wirklich gut geht. Und wie ich sehe, geht es dir blendend. Gut schaust du aus.« Motoki, der soeben vom Gäste-WC zurückkehrte, nickte zustimmend. »Auch wenn Mamoru und ich sonst selten einer Meinung sind, so muss ich ihm da absolut recht geben. Du siehst blendend aus, Yukiko«, zwinkerte er und küsste sie, wie Mamoru zuvor, zur Begrüßung kurz auf die Wange. »Mein lieber Motoki, schön dich auch mal wiederzusehen«, erwiderte sie herzlich und bat sowohl ihn als auch ihren Enkelsohn, sich zu ihr zu setzen. Doch beide lehnten dankend ab. »Sag mal obaa-san, was machst du eigentlich ganz allein hier draußen?«, fragte er verwundert, als er sich umblickte und sonst niemanden weiter ausmachen konnte. Die ältere Frau lächelte wissend. »Ich bin doch nicht alleine, Mamoru!« »Nicht?« »Nein, Usagi ist vor wenigen Minuten hinunter zum Kräutergarten gegangen, um mir frische Minze für meinen Tee zu holen. Sie müsste eigentlich jeden Augenblick zurück...« Yukiko brach ab, als sie kurz zum Garten hinüber schaute und die junge Frau im Schein der Sonne ausmachte. »Ach sieh mal einer an, da kommt sie auch schon«, wies sie sofort Mamoru, als auch Motoki auf die Rückkehr von Usagi hin, die soeben den kleinen Kiesweg passierte. Von der Sonne in ein sanftes Licht getaucht, musste Usagi mehrfach blinzeln, da diese sie doch ein wenig blendete. Ein leichter Windhauch und leise Stimmen ließen sie jedoch abrupt innehalten und direkt zur Terrasse hinüber blicken. Nur schemenhaft konnte sie die drei darauf befindlichen Personen erkennen. Eine Person war definitiv Yukiko, da war sich die junge Frau sicher. Noch einmal blinzelte sie und plötzlich und völlig unerwartet schlug ihr Herz ein paar Takte höher, je näher sie ihrem Ziel kam. ,Mamoru#, dachte sie und errötete leicht. Nervös machte sie langsam einen Schritt nach den anderen und strich sich dabei immer mal wieder einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich durch die leichte Brise dort hin verirrten. Zaghaft lächelte sie dem jungen schwarzhaarigen Mann entgegen, als sie näher kam. »Hallo, Mamoru. Du bist schon zurück?«, fragte sie und legte den kleinen Bund Minze neben Yukiko auf dem Tisch ab, ehe sie sich wieder umdrehte. Der Schwarzhaarige hatte jeden ihrer Schritte verfolgt und wurde mehr oder weniger unsanft aus seiner kurzzeitigen Starre gerissen, als Motoki ihm seinen Ellbogen leicht in die Seite rammte. »Aua, Mensch Motoki, was sollte das denn jetzt?«, zischte er ihm leise und äußerst verärgert entgegen. »Nichts! Aber die reizende junge Frau vor dir hat dich soeben etwas gefragt.« »Wie bitte?« Überrascht sah er zu Usagi hinüber und kratzte sich dann leicht verlegen am Hinterkopf. »Ach! Bitte entschuldige, Usagi .. ich war mit meinen Gedanken wohl gerade woanders. - Ja, ich bin schon früher zurückgekehrt. Normalerweise begleite ich nämlich meine Großmutter zu ihren regelmäßigen Untersuchungen.« »Ich bin übrigens Motoki«, drängelte sich der Blonde nun dazwischen und bedachte Usagi mit einem mehr als charmanten Lächeln, das sie leicht erröten ließ. »Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Motoki! Mein Name ist Usagi«, antwortete sie und senkte leicht den Kopf, als sie Mamorus durchdringenden Blick von der Seite spürte. »Du bist jetzt die neue Betreuerin für Yukiko, deute ich das richtig?« Neugierig musterte er die junge Frau vor sich, die sich unter den Blicken der beiden jungen Männer mit einem Mal äußerst unwohl fühlte. »Ähm ja, das bin ich tatsächlich.« »Dann sehen wir uns jetzt wohl öfters, Usagi«, grinste er und wandte sich gespielt empört an Mamoru. »Du hättest mir ja ruhig mal von eurer hinreißenden neuen Angestellten erzählen können!« »Entschuldige«, knurrte der Schwarzhaarige missmutig. Ihm passte das offensichtliche Interesse Motokis an Usagi überhaupt nicht und am liebsten hätte er seinen besten Freund am Arm gepackt, um ihn auf der Stelle von hier wegzuzerren. Ehe er sich darüber jedoch weiter Gedanken machen konnte, kam Midori schimpfend aus dem Haus. »Kann mir mal jemand verraten, wem das weiße Auto gehört, was direkt vor dem Eingang parkt und allen anderen den Weg ver...« Überrascht blickte sie in die Runde, als sie erst Motoki und dann ihren Sohn entdeckte. »Mamoru? Du bist schon zurück? Ist etwas passiert?« Das Klingeln von Motokis Handy unterbrach die Unterhaltung und er entschuldigte sich kurz, um ungestört telefonieren zu können. Jedoch dauerte es keine Minute, bis er eilig zurückkam und sich von allen verabschiedete: »Bitte entschuldigt mein plötzliches Aufbrechen, aber meine Schwester hatte einen kleinen Arbeitsunfall und ich muss sie im Crown ablösen.« »Ich hoffe, Unazuki ist nichts schlimmes passiert?«, fragte Yukiko besorgt. »Nein nein, sie hat sich unglücklich geschnitten und die Wunde musste getackert werden.« »Dann richte ihr trotzdem gute Besserung und liebe Grüße aus! Und Motoki!? Lass dich ruhig mal wieder öfters sehen!« »Das mache ich, Yukiko!«, antwortete der Blonde und küsste die Ältere auch zum Abschied wieder auf die Wange, ehe er sich an Usagi wandte und ihr seine Visitenkarte hinhielt: »Ich würde mich freuen, von dir zu hören, Usagi! Und vielleicht magst du mich auch mal auf einen Kaffee im Crown besuchen kommen!«                                                                                 ✲ Nachdem Motoki weg war, herrschte Schweigen, bis Midori die Stille brach und sich an ihren Sohn wandte: »Dein Anzug für die Gala kam heute übrigens von der Schneiderin. Noguchi hat ihn dir bereits aufs Zimmer gebracht.« »Gut, dann werde ich ihn gleich einmal anprobieren. Bitte entschuldigt mich!« Mamoru wandte sich zum Gehen, als ihn seine Mutter noch kurz zurückhielt. »Sicher...«, erwiderte Midori, »Aber sei doch bitte so nett und komm hinterher zu mir ins Büro. Wir müssen nämlich noch ein paar Dinge, die die Gala betreffen, besprechen; wie zum Beispiel die Gästeliste.« »Apropos Gästeliste! Ich habe mir erlaubt, an dieser eine klitzekleine Änderung vornehmen zu lassen«, fiel Yukiko ihr ins Wort und blickte dann lächelnd zu Usagi hinüber. »Und die wäre?«, fragte Midori sichtlich überrascht. »Ich denke, dass es auch in eurem Interesse ist, wenn Usagi während der Gala an meiner Seite sein wird«, antwortete Yukiko nun und wartete insbesondere auf die Reaktion von Mamoru und Usagi selbst. Midori schmunzelte leicht, als sie begriff: »Natürlich ist es in unserem Interesse, oder was meinst du, Mamoru?« »Was? Oh natürlich, aber hatten wir nicht ausgemacht, dass Frau Dr. Mizuno an diesem Abend ein Auge auf dich haben wird?« »Ja, sicher! Aber zu diesem Zeitpunkt war Usagi auch noch nicht bei uns. Außerdem würde ich mich um einiges wohler fühlen, wenn ich sie an meiner Seite weiß. Zumal ich Ami bereits darüber in Kenntnis gesetzt habe, das Usagi mich womöglich begleiten wird.« »Du hast ihr also abgesagt?«, schlussfolgerte Mamoru und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Das war ja mal wieder so typisch für seine Großmutter. Auch wenn er die kurzfristigen Entscheidungen seiner obaa-san bisher immer ohne wenn und aber akzeptierte, so bereitete ihm diese gerade doch ein wenig Unbehagen. Sollte Natsumi nämlich davon erfahren, dass Usagi ebenfalls anwesend sein würde, so würde sie ihn dort gewiss keine einzige Minute mehr aus den Augen lassen. ,Welch wunderbare Aussichten‘, dachte er sarkastisch und seufzte hörbar. »Hast du was gesagt, Mamoru?«, riss ihn Midori abrupt aus seinen Gedanken, als sie sein Seufzen vernahm. Überrascht sah er zu ihr hinüber und schüttelte prompt mit dem Kopf: »Nein, ich habe gerade nur über etwas nachgedacht.« »Aha! Und über was?« »Nichts Wichtiges! Also über nichts, worum man sich ernsthafte Gedanken machen müsste.« »Das heißt, du hast nichts dagegen, dass mich nun Usagi anstelle von Ami zur Gala begleitet?« »Nein, warum auch? Wenn du dich in ihrer Gegenwart wohler fühlst, wäre es eigentlich nur von Vorteil, wenn sie dich begleitet. Schlussendlich liegt die Entscheidung aber weder bei dir noch bei mir, sondern bei Usagi selbst. Wenn ihr mich dann jetzt entschuldigt?! Ich werde jetzt meinen Anzug anprobieren«, zwinkerte er und zog sich dann ohne eine Antwort abzuwarten ins Innere des Hauses zurück; nicht jedoch, ohne vorher noch einmal zu Usagi zu schauen, die ihn gerade direkt anblickte. Innerlich seufzend wandte er sich ab.                                                                                      ✲ Sein Reisegepäck stand bereits in seinem Zimmer, als er eintrat. Kurzerhand beschloss er, dass Noguchi als erstes seine Souvenirs aus Deutschland erhalten sollte. Er war einfach die gute und treue Seele im Hause Chiba und versuchte, es allen Bewohnern so gemütlich und behaglich wie möglich zu machen. Außerdem wollte er ihm für seine ausgezeichneten Kochkünste danken, die ihn seit seiner Kindheit begleiteten. Im Anschluss würde er dann bei seiner Mutter vorbei schauen, ihr die Kiste des vorzüglichen deutschen Weines überreichen und mit ihr die weiteren geschäftlichen Dinge besprechen, so wie die neue Geschäftsbeziehung zu Miss Meioh. Doch Midori kam ihm zuvor, als sie leise an seine Zimmertür klopfte und eintrat: »Brauchst du noch lange, Mamoru? Ich habe in einer halben Stunde noch eine wichtige Telefonkonferenz«, entgegnete sie und blickte ihm kurz über die Schulter. »Eigentlich wollte ich gerade noch kurz zu Noguchi und dann direkt zu dir. Aber wo du nun schon mal hier bist...« Schmunzelnd deutete er auf den Weinkarton, der direkt neben ihm auf dem Tisch stand. »Aus Deutschland?« »Ja, dieser Wein wurde mir ausdrücklich empfohlen und da du ja so gerne Rotwein trinkst, dachte ich, bringe ich dir eine Kiste mit.« »Ich danke dir, mein lieber Sohn! Und es wäre mir eine Freude, wenn du mir heute Abend bei einem Glas Rotwein Gesellschaft leisten würdest.« »Das Angebot nehme ich natürlich gerne an!« »Aber sag mal, für wen ist denn diese wunderschöne Kette dort drüben? Etwa für Natsumi?« »Oh, ähm... Nein! Für Natsumi habe ich einen goldenen Füllfederhalter. Die Kette ist für jemand anderes.« »Und der jemand wäre?«, fragte Midori mit hochgezogener Augenbraue. »Warum müsst ihr Frauen eigentlich immer so neugierig sein?« »Das liegt in unserer Natur! Aber ich denke, ich weiß eh für wen diese Kette mit dem Engelsflügel gedacht ist...« Lächelnd beugte sie sich vor und drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. »Und nun verrate mir doch bitte noch, was der wirkliche Grund für deine vorzeitige Rückkehr ist!« Überrascht blickte Mamoru zu seiner Mutter und runzelte die Stirn. »Hat Großmutter dir nichts erzählt?« »Doch hat sie. Sie meinte, du hättest uns vermisst und wolltest einfach auf Nummer sicher gehen, dass es ihr auch wirklich gut geht. Aber waren das wirklich deine Hauptbeweggründe gewesen oder steckt da noch was, beziehungsweise ,wer‘ anderes dahinter?« »Ich kann wohl kaum leugnen, dass mich unser Telefonat bezüglich Natsumi und auch Usagi völlig kalt gelassen hat. Zumal du mir noch immer nicht gesagt hast, was genau Usagi eigentlich beobachtet hat.« »Das hab ich mir gedacht. Aber ich kann dir nur erneut nahelegen: pass auf, was du sagst und tust. Noch habe ich nämlich keine weiteren Informationen von Tadashi Katō über Natsumi und ihre Familie erhalten. Er hat jedoch den Auftrag, sie über mehrere Tage zu observieren.« »Irgendwie hoffe ich, dass sich deine Vermutung nicht bewahrheitet und das alles nur ein großes Missverständnis ist«, seufzte der junge Mann schwer. »Das hoffe ich natürlich auch. Aber solange wir nichts Konkretes wissen, sollten wir vorerst auf der Hut sein und uns weitestgehend so normal wie möglich Natsumi gegenüber verhalten.« »Verstehe! Ich werde versuchen, mir ihr gegenüber nichts anmerken zu lassen.« »Gut.. Ich werde mich dann jetzt der Telefonkonferenz widmen. Sei doch bitte so nett und komm in einer Stunde nach. Dann können wir in Ruhe alles Weitere besprechen«, erwiderte Midori, nachdem sie einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte. Mamoru nickte und seufzte auf, als seine Mutter kurz darauf die Tür hinter sich schloss. Ratlos fuhr er sich durch das pechschwarze Haar. Sein Leben nahm plötzlich eine derart unerwartete Richtung, dass er sich mit all dem, was an Eindrücken, Informationen, Offenbarungen und Gefühlen auf ihn einprasselte, ein wenig überfordert fühlte. Vor allen seine Gefühlswelt stand mit einem Mal Kopf, was er eigentlich nur darauf zurückführen konnte, dass Usagi in sein Leben getreten war. Nicht nur Yukikos Herz hatte sie im Sturm erobert... ...nein, auch sein Herz ebenso und dies wurde ihm mehr und mehr bewusst. Doch wie sollte es weitergehen? Hatte Motoki wirklich recht und er wäre so oder so niemals mit Natsumi glücklich geworden? Nein, nicht seit Usagi da war und ihn Stück für Stück in seinen Bann gezogen hatte! Still lehnte er an dem großen Fenster und blickte nach draußen, direkt hinunter in den Garten, wo seine Großmutter und Usagi noch immer beisammen saßen und sich angeregt unterhielten. Jede von Usagis Bewegungen, ihre gesamte Mimik und Gestik verfolgte er mit Argusaugen. Und als er sie lächeln sah, wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie ihn eines Tages so anlächeln würde.                                                                                      ✲ Zum Abendessen hatte Noguchi wieder seine erstklassigen Gyōza* zubereitet, aber dennoch wollte sich bei Mamoru kein wirklicher Appetit einstellen. Stattdessen stocherte er mehr oder weniger auf seinem Teller und verfolgte dabei das Gespräch zwischen Midori, Yukiko und Usagi, die sich über den nächsten Tag unterhielten. Es stand viel für Usagi an, nachdem seine Großmutter eröffnet hatte, dass sie die junge Frau gern an ihrer Seite haben wollte. So sehr sie sich auch aufgeregt zeigte, umso mehr merkte Mamoru auch ihre Unsicherheit. Allein der Umstand, dass sie nicht tanzen konnte, machte ihr scheinbar sehr zu schaffen und sie fürchtete sich vor dem Moment, sobald sie jemand zum Tanzen auffordern würde.  Hierbei wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass er es nicht sein würde, solange Natsumi an seiner Seite war. Und da diese wohl den ganzen Abend an seiner Seite verbringen würde, sah er keine Möglichkeit, Usagi auffordern zu können.  Dabei behagte ihm der Gedanke, dass andere Männer ihre direkte Nähe genießen konnten, so gar nicht. Nein, es missfiel ihm gänzlich und er überlegte fieberhaft, was er tun konnte, um diese Tanzaufforderungen von anderen Männern zu unterbinden. Doch so richtig fiel ihm keine gescheite Maßnahme ein und er konnte Usagi ja schließlich auch nicht neben seine Großmutter festbinden.  Und ihr zu sagen, dass er damit nicht klar käme, kam erst recht nicht in Frage. »Mamoru?«, holte seine Mutter ihn aus seinen Gedanken. »Du bist so schweigsam und gegessen hast du auch kaum etwas. Ist alles in Ordnung?« Alle Blicke waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet, auch der von Usagi. »Äh, ja, natürlich«, murmelte er und erhob sich. »Bitte entschuldigt mich! - Obaa-san, ich würde in ein paar Minuten gern noch einmal zu dir kommen wollen, wenn es für dich okay ist!?« »Natürlich, mein Junge!«, nickte diese ihm lächelnd zu. »Danach komme ich dann noch, wie besprochen, auf ein Gläschen Wein zu dir, okâsan.« -Der nächste Morgen...- »Die Schokolade schmeckt fantastisch. Ich konnte gestern Abend gar nicht widerstehen und habe mir direkt ein kleines Stück dieser Köstlichkeit genehmigt. Und der Bademantel war himmlisch weich und warm. Ich danke dir von Herzen für diese wunderbaren Omiyage* aus Deutschland, mein Junge«, schwärmte Yukiko beim Frühstück und ließ Mamoru zufrieden lächeln. »Das freut mich sehr, dass es dir gefällt«, antwortete er und nahm einen Schluck seines Kaffees, wobei sich sein Blick mit dem von Usagi kreuzte, die ihm wie immer gegenüber saß. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass er es wahrlich kaum erwarten konnte, ihr endlich das kleine Präsent aus Deutschland überreichen zu können. Und die passende Gelegenheit bot sich direkt am Samstag. Selig lächelte er bei dem Gedanken daran vor sich hin. Erschrocken blickten alle auf, als plötzlich Natsumi wie eine Furie in das Esszimmer gelaufen kam; gefolgt von einem völlig überforderten Noguchi. »Mamoru Chiba, wieso musste ich erst von meinem Vater erfahren, dass du den Kongress vorzeitig abgebrochen und anschließend nach Hause gereist bist?« Ihr Ton war mehr als bissig, was ihn sofort darauf schließen ließ, dass sie mehr als nur verärgert war. »Zuerst einmal: Guten Morgen, Natsumi!«, entgegnete er, verzog dabei jedoch keine Miene, als er zu ihr aufblickte und dabei seelenruhig seine Kaffeetasse abstellte. »Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?«, fragte sie und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Ich weiß gar nicht, was du hier für einen Aufstand machst. Ich hätte mich heute schon noch bei dir gemeldet. Außerdem hatte ich gestern einen sehr anstrengenden Flug hinter mir!« Midoris Räuspern ließ ihn kurz inne halten. Abrupt fiel ihm ein, dass er sich ihr gegenüber etwas zurückhalten und sie nicht gegen sich aufbringen sollte.  Kurz überlegte er, ob er einfach das Omiyage aus Deutschland für sie holen sollte und entschied sich prompt dafür. Es wäre sicherlich das Richtige, um Natsumi wieder ein wenig zu besänftigen. Leider hatte das Räuspern auch Natsumis Aufmerksamkeit auf die anderen Anwesenden am Tisch auf sich gezogen. Ihr Blick blieb dabei an Usagi hingen, die sie nun abfällig musterte: »Seit wann sitzt eigentlich das Personal mit am Frühstückstisch?«, empörte sie sich. »Usagi ist nicht irgendwelches Personal, Miss Ginga!«, antwortete Yukiko im scharfen Ton und blickte sie kühl an. »Natsumi!«, knurrte Mamoru und erhob sich. »Kommst du bitte mit? Ich habe noch etwas für dich!« »Natürlich, Darling«, schnurrte sie mit einem Mal und umschlang augenblicklich seinen Arm, bevor der Schwarzhaarige sie genervt nach draußen zog. Abrupt wurde es still und zurück blieben drei völlig perplexe Frauen, die nur mit den Kopf schütteln konnten. Vor allem Usagi konnte das eben Erlebte kaum fassen. »Oh mein Gott, was war das denn?«, flüsterte sie mehr zu sich selbst. »Mach dir nichts draus, meine Liebe!« Aufmunternd tätschelte Yukiko ihren Arm. Keine zehn Minuten später standen Mamoru und Natsumi wieder in der Tür. Während man ihm das Unbehagen und auch die Verärgerung noch immer deutlich ansehen konnte, so war Natsumi ganz offensichtlich mehr als besänftigt und schmiegte sich eng an ihn. »Oh Darling, der Füllfederhalter ist einfach wundervoll. Und du kennst ja meine Vorliebe für Gold. Apropos Gold - ich habe da letztens eine hinreißende goldene Kette gesehen, die ich dir unbedingt zeigen muss. Ich denke, sie würde perfekt zu meinem Kleid für die Gala passen.« Mamoru selbst überging ihre Bemerkung mit der goldenen Kette. »Wir wollten uns nur kurz von euch verabschieden. Meine Schicht im Krankenhaus beginnt nämlich gleich. Zuvor müsste ich jedoch noch meine Unterlagen aus meinem Zimmer holen.« »Soll ich solange auf dich warten?«, fragte Natsumi und warf einen Blick auf ihre goldene Armbanduhr. »Nein, geh nur, ich melde mich später noch einmal bei dir!«, antwortete er und wollte seine Verlobte nur flüchtig küssen. Doch sie nutzte den Augenblick und zog ihn näher an sich. Der Kuss dauerte länger, als Mamoru lieb gewesen wäre. Doch er konnte sich dem unmöglich entziehen, ohne Natsumi damit misstrauisch zu machen. Und so ließ er es über sich ergehen, auch wenn er sich der Anwesenheit von Usagi bewusst war. Erleichtert seufzte er auf, als sie sich endlich von ihm gelöst und verabschiedet hatte. Ohne sich dann noch einmal zu den anderen umzudrehen, flüchtete er mehr oder weniger in sein Zimmer, um dort kurz durchzuatmen. Das alles war in seinen Augen nur noch eine Farce. Wie sollte er das mit Natsumi weiterhin aufrecht erhalten können, wenn sein ganzer Körper und sein Herz sich nach einer anderen Person sehnten? Als er gerade nach seinen Unterlagen greifen wollte, surrte sein Handy und kündigte den Eingang einer SMS an. Sofort fiel ihm der Absender ins Auge: Motoki!? Warum schrieb er ihm um diese Zeit eine Nachricht? Neugierig öffnete er die SMS, las den Text und legte das Handy abrupt wieder beiseite. Das konnte nicht sein Ernst sein, dass er ihm ausgerechnet deswegen schrieb............ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)