Heartbeat von MissyX ================================================================================ Kapitel 21: Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnen ------------------------------------------------------------------ »Usagiiii...« »Bitte, warte doch...«   Mehrfach rief Mamoru ihren Namen. Bat sie, stehen zu bleiben. Hoffte, sie würde doch noch einmal stehen bleiben, nachdem sie sich plötzlich umgedreht hatte und losgelaufen war. Doch sie hatte nicht mehr zurückgeblickt; hatte ihm keine Gelegenheit gegeben, etwas sagen zu können. Sie war vor ihm davon gelaufen und er war sich sicher gewesen, Tränen in ihren Augen glänzen gesehen zu haben, als sie sich so abrupt umgedreht hatte.   Doch was hatte das zu bedeuten? Warum lief sie völlig aufgelöst vor ihm weg? Hatte es sie etwa doch gekränkt, dass er das Abendessen mit ihr und ihren Eltern absagen musste? Wenn dies wirklich so wäre...........   Kurz wägte er ab, ob er ihr folgen und sich entschuldigen sollte, entschied sich aber nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr dagegen. Es war bereits spät und er konnte auch noch am nächsten Tag das Gespräch mit Usagi suchen.   Vielleicht hatte sie auch ganz andere Beweggründe...   *   Am nächsten Morgen saß Usagi bereits mit Yukiko und Midori am Frühstückstisch, als Mamoru in der Tür erschien und freundlich in die Runde lächelte. »Guten Morgen«, sagte er und nahm neben Midori und gegenüber von Usagi Platz. »Guten Morgen, mein Sohn, hast du gut geschlafen?« »Durchaus. Jedenfalls soweit, wie es die Umstände erlaubt haben«, antwortete Mamoru seiner Mutter und ließ sich von Noguchi die Tasse mit heiß dampfenden Kaffee vollmachen. Frisch gemahlene Kaffeebohnen. Kraftvoll und aromatisch. Kurz sog er den köstlichen Duft ein, ehe er die Tasse an seine Lippen führte. Über den Rand der Tasse blickte er dabei zu Usagi hinüber, die, seitdem er den Raum betreten hatte, starr auf den vor sich stehenden Teller mit Pancakes blickte und mit der Gabel lustlos darauf herumstocherte. Wieder vermied sie jeden Blickkontakt. Ignorierte ihn regelrecht, was ihn so sehr wurmte, dass er die Stirn in Falten legte. »Du bist erst recht spät nach Hause gekommen, hab ich recht? Hatten du und Natsumi denn einen schönen Abend?«, fragte Midori und blickte ebenfalls zu Usagi, die auf ihrem Stuhl immer kleiner zu werden schien. Die nächtliche Szene zwischen der jungen Frau und ihrem Sohn war ihr nicht entgangen, nachdem sie zu dieser späten Stunde gerade aus dem Badezimmer gekommen war und Stimmen gehört hatte. Natürlich tat es ihr leid, dass Usagi anscheinend doch sehr unter ihrer Zuneigung zu Mamoru litt, aber die Verhältnisse waren im Moment nun einmal klar bestimmt und das wusste sie. Der Schwarzhaarige räusperte sich kurz. »Der Abend war ... nun ja, er verlief anders als geplant. Wir sind nicht lange im Restaurant geblieben.« Usagi erstarrte. Das war nicht sein Ernst? Er würde jetzt nicht erzählen, dass sie sofort zu Natsumi nach Hause wären, um......................... - ,Nein! Bitte den Gedanken nicht zu Ende denken, Usagi.‘, schallte sie sich gedanklich selbst. Es war doch so oder so schon Qual genug, Gefühle für jemanden zu haben, der unerreichbar war und diese womöglich auch nie mit der Intensität erwidern würde, wie sie sie hegte. »Ich hoffe, dir ist etwas anderes dazwischen gekommen!?«, schaltete sich nun Yukiko ein, die wiederum Usagi beruhigend die Hand tätschelte. »Das ist es wirklich!«, antwortete er sofort und stieß unter dem Tisch mit der Schuhspitze gegen Usagis Schuh. Er wollte, dass sie aufblickte und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Er wollte, dass sie begriff, dass es letzte Nacht alles ein Missverständnis war. Dass sie sich in ihm getäuscht hatte. »Der Kellner nahm gerade unsere Bestellungen entgegen, als mein Handy klingelte und ich zu einem dringenden Notfall ins Krankenhaus gerufen wurde, nachdem am Abend mehrere Fahrzeuge in einen schweren Auffahrunfall verwickelt waren«, fuhr er fort und nahm dabei zur Kenntnis, dass Usagi tatsächlich von ihrem Teller aufgeblickt hatte. Na, also!   Ihre Augen weiteten sich, als sie die Erkenntnis traf, sich letzte Nacht geirrt zu haben. Er sah es ihr an, als er ihr geradewegs ins Gesicht blickte. Der erste Eindruck war halt nicht immer der Richtige.... Zu seinem Bedauern unterbrach sie schon im nächsten Moment den Blickkontakt und senkte beschämt den Kopf. Und so nahm er sich vor, sie in einem günstigen und ruhigen Moment abzupassen und mir ihr zu reden. »Bitte entschuldigt mich, ich habe noch dringende Termine«, erwiderte er, trank den letzten Schluck seines Kaffees und erhob sich. Als er im Begriff war, sich umzudrehen, trafen sich noch einmal Usagis und sein Blick. Stirnrunzelnd blickte sie zu ihm auf, sodass er sich entschloss, noch etwas anzumerken. Ob Usagi es verstand? Er würde es beizeiten erfahren... »Wenn etwas ist, ich bin jederzeit auf dem Handy erreichbar!«   10 Minuten später erhob sich Midori ebenfalls. »So, ich werde mich dann jetzt ebenfalls auf den Weg in mein Büro machen. Ich wünsche euch einen schönen Vormittag. Ach, und Usagi? Vergiss nicht, dass Saphir um 13:00 Uhr zum Tanzunterricht erscheint.«   Usagi nickte zur Bestätigung und machte innerlich schon drei Kreuze, dass sie danach zum Glück keine weiteren Tanzstunden mit Saphir nehmen musste.   »Usagi, hast du Lust, mit mir einen Ausflug in die Stadt zu machen? Ich würde gerne ein wenig das schöne Wetter im Hibiya-kōen (der Hibiya-Park (jap. 日比谷公園 , Hibiya-kōen) ist ein öffentlicher Park und Stadtteil im Bezirk Chiyoda, Tokyo) genießen.« »Ja, sehr gerne. Das trifft sich sogar ganz gut, weil ich eh wegen einer Besorgung kurz in die Stadt wollte.« »Gut, dann lass uns doch direkt aufbrechen und den freien Vormittag nutzen, ehe Saphir kommt, um dich auf heute Abend vorzubereiten.« Seufzend schob Usagi Yukiko aus dem Esszimmer durch den Flur, hinüber in ihr Zimmer. »Oh, erinnere mich bitte nicht an heute Abend...« »Nanu, warum nicht, Liebes? Bist du etwa nervös? Dabei bin ich mir wirklich sicher, dass du den Abend genießen wirst. Außerdem lernt man dort so viele interessante Menschen kennen«, schwärmte Yukiko von der bevorstehenden Veranstaltung, während Usagi ihr beim Ankleiden der Jacke half. »Hm... Ganz ehrlich? Ja, ich bin wirklich furchtbar nervös...« »Das musst du nicht, mein Kind. Du wirst sehen, es ist keinesfalls so spießig und steif, wie du denkst und wie es bei solchen Anlässen oft den Anschein hat.«   Verhalten nickte Usagi. Yukiko hatte gut reden, immerhin war sie in diesen Verhältnissen aufgewachsen. Für sie war es jedoch eine völlig neue Erfahrung. Sie, als Normal-Bürgerliche inmitten von einflussreichen, wohlhabenden und prominenten Leuten... Allein der Gedanke daran schüchterte sie ein. Würde sie den Abend ohne Zwischenfälle und Peinlichkeiten überstehen können? Ohne in irgendein Fettnäpfchen zu treten? Bekanntermaßen legte man gerade in solchen Kreisen sehr viel Wert auf die korrekten Umgangsformen und Manieren.   *   Sie saßen bereits 5 Minuten im Auto, als Yukiko sich erneut an Usagi wandte: »Entschuldige meine Neugier, aber du hast vorhin von einer Besorgung gesprochen, die du in der Stadt machen möchtest...« »Oh, äh, ja! Ich habe Anfang der Woche in einem kleinen Juweliergeschäft eine Taschenuhr gesehen, in die ich mich auf Anhieb verliebt habe. Die Inhaberin war so nett und hat sie mir bis heute zurückgelegt.« »Das ist ja sehr aufmerksam von ihr. Und die Taschenuhr muss es dir ja sehr angetan haben«, schmunzelte Yukiko und blickte zur Seite, als der Fahrer die Tür öffnete, nachdem sie auf dem großen Parkplatz in der Nähe der Einkaufsstraße und des Hibiya-kōen gehalten hatten. »Ja, das hat sie tatsächlich. Kurz war ich sogar der Meinung, ich würde sie mit irgendetwas oder irgendwem aus der Vergangenheit verbinden...«, erwiderte Usagi, während sie ausstieg und zu Yukiko herum eilte, um ihr in den Rollstuhl zu helfen, den der Fahrer bereits aufgestellt hatte. »Du machst mich neugierig, Kind...« »Ich wüsste aber beim besten Willen nicht, womit oder mit wem. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich in meiner Kindheit solch eine Taschenuhr besessen habe.«   Die beiden Frauen standen bereits einige Minuten vor dem Juweliergeschäft und bestaunten die in der Auslage befindlichen Schmuckstücke, als die Inhaberin sie erblickte und freundlich lächelnd nach draußen trat: »Konnichiwa! Da sind Sie ja. Ich habe Sie bereits erwartet.« »Ah, konnichiwa!« Usagi trat hinter dem Rollstuhl von Yukiko vor und verbeugte sich höflich vor der Frau. »Kommen Sie, ich habe die Taschenuhr bereits für Sie beiseite gelegt, nachdem ich letztens einen weiteren Interessenten dafür hatte.« »Ein anderer Interessent? Oh, Gott, ich hoffe, ich habe die Taschenuhr niemanden weggeschnappt.« »Nein, nein, Miss, seien Sie unbesorgt! Es ist schon eine Weile her, dass ein junger Mann sein Interesse bekundet hatte. Da er sich aber über einen längeren Zeitraum nicht mehr gemeldet hat, war das Thema schnell für mich erledigt.« Die junge Frau nickte verstehend und atmete erleichtert auf. »Ein Glück, denn ich will wirklich niemanden etwas vor der Nase wegkaufen.« »Kommen Sie, ich habe das gute Stück schon auf dem Tresen liegen. Und wenn Sie möchten, packe ich es Ihnen auch direkt ein.« »Das ist sehr freundlich, vielen Dank!«, antwortete Usagi und schob den Rollstuhl von Yukiko hinter der Inhaberin des Juwelierladens hinein.   Die Taschenuhr lag leicht in Usagis Hand, als sie diese Yukiko stolz präsentierte: »Schau doch, Yukiko, ist sie nicht wundervoll?« »Das ist sie wirklich, meine Liebe. Aber schau doch mal, was ist das für eine Gravur auf der Rückseite?« Erstaunt drehte die Blondine die Uhr in ihrer Hand. »Oh, die ist mir noch gar nicht aufgefallen...«     "Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnen." (Chuck Spezzano)     Sofort wandte Usagi sich an die Inhaberin: »Wissen sie vielleicht, was dieser Spruch bedeutet und was es damit auf sich hat?« »Natürlich!«, antwortete diese lächelnd und begann mit der Erzählung:   ~ Es war einmal... ~   Viele Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung gab es auf dem irdischen Mond ein großes und mächtiges Königreich. Es wurde das Silberkönigreich genannt und von Königin Serenity und ihrer gleichnamigen Tochter Prinzessin Serenity in Frieden und Harmonie regiert. Unter ihrer Herrschaft gab es weder Neid noch Missgunst, von Gewaltverbrechen und Hass ganz zu schweigen.   Da das Mondvolk friedlich war, konnte Prinzessin Serenity als Thronerbin des Silberkönigreichs sorglos ihr Leben bei Hofe genießen - bis sie den Erdprinzen Endymion kennenlernte und sich in ihn verliebte.   Obwohl sie zwei unterschiedliche Positionen einnahmen und nicht zusammen sein durften, fanden sie dennoch zueinander, denn schon damals hegten sie dieselben Wünsche, hatten dieselben Kräfte und Pflichten bei Hofe. Vor allem aber empfanden sie das Gleiche. Fühlten etwas Tiefes und Inniges; wussten, dass ihre Liebe etwas Besonderes war.   Leider sahen nicht alle diese Verbindung mit wohlwollenden Augen. Viele waren der Meinung, dass die Königreiche der beiden Verliebten zu verschieden wären. Und so trafen sich Prinzessin Serenity und Prinz Endymion heimlich.   Es war eines der letzten Treffen vor dem Ausbruch des Krieges, der den Untergang des Mondkönigreichs bedeutete, als Prinz Endymion seiner Geliebten diese Taschenuhr schenkte und sie sich ewige Liebe schworen.   (Quellen: http://www.sailormoonpage.de/Sailormoon/staffel.htm & http://www.sailor-senshi.de/se.html)   _____________________ ☜♥ ☞ _____________________   Wie gebannt hatte Usagi der Frau gelauscht und seufzte, als diese geendet hatte. »Wow, was für eine tragische Liebesgeschichte.« Die Inhaberin nickte zustimmend, während sie die Taschenuhr in eine kleine Schatulle legte. »Ja, aber wenn man der Legende Glauben schenkt, so wurden der Prinz und die Prinzessin hier auf Erden wiedergeboren. Und wer weiß, vielleicht haben sie bereits wieder zueinander gefunden.« Usagi lächelte. »Ich hoffe, Sie haben recht und die Beiden haben sich in dieser Zeit noch einmal gefunden.« »In solchen Legenden und Mythen steckt ganz oft ein Funken Wahrheit, mein Kind«, erwiderte Yukiko wissend und ebenfalls lächelnd.   Nachdem Usagi die Taschenuhr bezahlt und sie sich tausendfach bei der Inhaberin des Juweliergeschäfts bedankt hatte, weil sie so freundlich war, ihr diese zurückzulegen, machte sie sich mit Yukiko auf den Weg durch die Stadt, hinüber zum Park. Kurz vor dem Eingang rief jemand Usagis Namen. Neugierig dreht sie sich nach allen Richtungen, bevor sie ihre Mutter mit vollen Einkaufstüten in der Bushaltestelle vor dem Park stehen sah. Mit einem Lächeln im Gesicht schob sie Yukiko im Rollstuhl hinüber, ehe sie von ihrer Mutter in eine herzliche Umarmung gezogen wurde.   »Das ist ja eine Überraschung«, erwiderte Ikuko und verbeugte sich vor Yukiko. »Hallo, ich bin Usagis Mutter. Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, nachdem ich gestern schon das Vergnügen hatte, Ihre Tochter bei uns zum Abendessen begrüßen zu dürfen.« »Es ist mir ebenfalls eine Freude, Mrs Tsukino.« Während die beiden Frauen kurz plauschten und erneut über Usagi und ihren Job bei den Chibas sprachen, kramte die Blondine nach ihrem Handy. Seit Stunden rang sie mit sich, Mamoru einfach eine SMS zu schreiben und sich für ihre überstürzte Flucht zu entschuldigen. Immerhin hatte sie ihm bisher keine Chance gegeben, das Missverständnis der letzten Nacht aus der Welt zu schaffen. Doch sie schämte sich für ihr Verhalten und sie war bereits heute Morgen am Frühstückstisch am liebsten im Erdboden versunken. Und doch juckte es ihr nach wie vor in den Fingern, ihm zu schreiben, nachdem er beim Gehen angemerkt hatte, dass er jederzeit auf dem Handy erreichbar wäre und sie dabei direkt angeschaut hatte. Daraus schloss sie, dass der Wink mit dem Zahnpfahl ihr gegolten hatte. Der bremsende Bus und Ikukos Verabschiedung von Yukiko rissen Usagi aus ihren Gedanken. Lächelnd breitete sie die Arme aus und umarmte ihre Mutter fest, die beinahe wehmütig seufzte, so als würde ein längerfristiger Abschied anstehen.   »Ach, Mama, wir sehen uns doch regelmäßig und telefonieren fast täglich.« »Ja, aber es ist dennoch nicht dasselbe, als würde ich dich zu Hause um mich herum haben.« »Ich verspreche hiermit hoch und heilig, mich regelmäßig zu melden und Zuhause vorbei zu schauen. Ich hab dich lieb, Mama!«, rief Usagi, als Ikuko gerade in den Bus stieg und noch einmal hinüber winkte.   »Deine Mutter ist ei ne sehr nette Frau. Und jetzt weiß ich auch, wo du deine liebe und herzliche Art her hast«, plauderte Yukiko drauf los, als sie durch das große Tor des Hibiya-kōen (https://www.youtube.com/watch?v=U3Gn_uQyFwk) liefen. »Ja, aber manchmal kann sie auch ganz schön anstrengend sein«, erwiderte Usagi schmunzelnd, während sie Yukiko unter den mit Ranken überwucherten Holzbögen durchschob. »Weißt du, dass es Zeiten gab, wo auch Mamoru so von seiner Mutter gesprochen hat?« Verblüfft blickte Usagi auf Yukiko hinunter. »Wirklich?« »Ja, es war nicht immer leicht. Ich denke, das hat auch viel damit zu tun, dass Mamoru ohne seinen Vater aufwachsen musste. Und da Midori mitunter im Familienbetrieb sehr eingespannt war und den kleinen Kerl dann auch noch allein großziehen musste, kam es, gerade als Mamoru zu einem jungen Mann heranwuchs, immer wieder zu Differenzen zwischen den Beiden.« »Hmm, bisher hatte ich eigentlich den Eindruck, dass es sehr harmonisch zwischen den Beiden ist.« »Oh, mittlerweile ist es das auch wieder, mein Kind«, antwortete Yukiko lächelnd.   Nach einem ausgiebigen Spaziergang quer durch den Park, schob Usagi Yukiko langsam Richtung Ausgang. Es war Zeit den Heimweg anzutreten, um nicht zu spät zur Tanzstunde mit Saphir zu kommen, denn nichts hasste sie unterdessen mehr, als zu Terminen und Verabredungen zu spät zu kommen. Diese Unart, die ihr schon in ihrer Schulzeit den ein oder anderen Ärger und regelmäßiges Nachsitzen eingebracht hatte, hatte sie in ihrer Ausbildungszeit so gut es ging abgelegt. Und so schob sie Yukiko schnellen Schrittes hinüber zum Parkplatz, wo der Chauffeur bereits an der hinteren geöffneten Tür der schwarzen Limousine auf sie wartete.   Als sie gute zwanzig Minuten später ins Anwesen zurückkehrten, wurden sie direkt am Eingang von Noguchi empfangen.   »Oh, ich glaube, wir werden schon dringend erwartet«, mutmaßte Usagi und schob Yukikos Rollstuhl die Rampe empor, während Noguchi ihnen bereits entgegen lief, um ihr zu helfen. »Miss Tsukino, Mister Black hat sich soeben telefonisch entschuldigen lassen. Ihm ist leider etwas dazwischen gekommen, sodass er es nicht pünktlich zu Ihrem Tanztraining schafft.« Usagi stutzte kurz. »Oh! Das heißt, das Tanztraining fällt aus?« »Nein, keineswegs, Miss. Er wird sich nur um eine viertel Stunde verspäten«, antwortete der ältere Mann und hielt den Beiden die große Eingangstür auf. »Hm, gut, dann habe ich wenigstens noch etwas Zeit meine Wäsche zu waschen.« »Aber Usagi, dafür haben wir doch unseren verehrten Noguchi«, erwiderte Yukiko, und Noguchi nickte ihr ebenfalls kurz zu: »Selbstverständlich! Sie können mir ihre Wäsche gern hinstellen, ich kümmere mich dann darum, Miss Tsukino.« »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Noguchi, aber wenn es niemanden etwas ausmacht, würde ich meine Wäsche gern weiterhin selbst waschen.«   Nachdem Noguchi ihr die Hauswirtschaftsräume gezeigt und die Bedienung der Waschmaschinen erklärt hatte, machte sich Usagi an das Sortieren ihrer Schmutzwäsche. Schnell hatte sich zwei kleine Berge mit dunkler Wäsche sowie Unterwäsche und Socken gebildet. Und noch während sie die Taschen ihrer Hosen durchsuchte, fiel ihr ein kleines Kärtchen direkt vor die Füße. Motokis Visitenkarte. Schon längst hatte sie diese vergessen und wunderte sich über sich selbst. Das war gar nicht ihre Art. Sie mochte es eigentlich, neue Bekanntschaften zu machen und mehr über diese zu erfahren. Mitunter entwickelten sich auch Freundschaften, bei denen sich Usagi sicher war, dass sie nie vergehen würden. Freundschaften mit besonderen Menschen, die sie liebevoll als ihre Herzensmenschen bezeichnete.   Nachdem sie Motokis Visitenkarte aufgehoben und mehrfach in ihrer Hand hin und her gedreht hatte, während sie sich den sympathischen jungen Mann noch einmal ins Gedächtnis rief, entschied sie sich, ihm, sobald sie wieder in ihrem Zimmer war, zu schreiben.   Leise vor sich hin summend manövrierte sie den ersten kleinen Haufen mit ihrer Schmutzwäsche in die geöffnete Luke, griff wahllos nach einer der vielen verschiedenen Weichspüler und atmete mit geschlossenen Augen den unvergleichlichen Duft ein, nachdem sie die Flasche geöffnet hatte. Mamoru. Es war ganz unverkennbar Mamorus Weichspüler, der so herrlich nach Rosen duftete. Schmerzlich wurde ihr erneut ihre Situation bewusst. Ja, sie hegte Gefühle für ihn, doch sie würden wohl auf ewig unerwidert sein und so verbot sie sich nunmehr strikt, weiter seine Nähe und Aufmerksamkeit zu suchen. Es war einfach besser für alle Beteiligten, vor allem aber für ihren eigenen Seelenfrieden. Schon viel zu sehr hatte sie ihn in ihr Herz gelassen und das, obwohl sie von Anfang an wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. Aber das würde nun ein Ende haben. Jawohl, so wahr sie Usagi Tsukino hieß! Sollte Mamoru doch mit seiner Natsumi glücklich werden.   *   Ihr Handy blinkte wie wild, als sie zurück auf ihr Zimmer kam. Eine ungelesene SMS. Neugierig öffnete sie den Eingang und lächelte, als sie den Absender der SMS sah.   Absender: Naru Empfänger: Usagi Zeit: 12:33 Uhr Hallo, Usa, meld dich doch bitte bei mir, sobald du Zeit findest. Ich habe wichtige Neuigkeiten, die ich dir dringend erzählen muss. Naru   Ungewöhnlich ... was es wohl so dringendes bei Naru gab?   Leider blieb ihr keine Zeit, ihre beste Freundin anzurufen, da diese Telefonate meist nicht unter einer Stunde endeten. Der Anruf musste also bis morgen warten, denn nach der Tanzstunde mit Saphir wartete bereits Tokios angesagte Visagistin Nehelenia und im Anschluss die Schneiderin Sērā Gyarakushia mit dem Ballkleid auf sie.   Schnell tippte sie zwei SMS in ihr Handy:   Absender: Usagi Empfänger: Naru Zeit: 12:53 Uhr Hallo, Naru, ich schaffe es heute leider nicht. Lass uns morgen in Ruhe telefonieren, ok? :* Deine Usagi   Absender: Usagi Empfänger: Motoki Zeit: 12:55 Uhr Hallo Motoki, hier ist Usagi. Ich würde deine Einladung zum Kaffee im Crown gern annehmen. LG   Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an Motokis offensichtliches Interesse dachte. Und schlecht sah er ja auch nicht aus. Blond, sanfte braune Augen, ein sympathisches Lächeln, groß gewachsen und gut gebaut. Ihr Interesse war jedenfalls geweckt und sie war gespannt auf seine Antwort. Vielleicht würde sie ihn ja schneller wiedersehen, als sie dachte.   Das Klopfen an der Tür ließ sie aufblicken. Von draußen erklang Noguchis tiefe Stimme, nachdem sie ihre Anwesenheit mit einem 'Ja' bestätigt und die Tür geöffnet hatte.   »Miss Tsukino? Mister Black ist soeben zusammen mit Mister Chiba eingetroffen.« »Ähm, sagen Sie Mister Black bitte, dass ich sofort bei ihm bin.« »Natürlich, Miss.« »Ach, und Noguchi? Sagen Sie, ist Mister Chiba noch bei ihm?« »Das ist gut möglich, aber mit Gewissheit kann ich Ihnen das nicht sagen.« »Alles klar. Danke!«, murmelte Usagi und schloss die Tür wieder, nachdem der Bedienstete sich höflich verneigt und wieder den Flur zurück gegangen war.   Was sollte sie nur machen? Immerhin hatte sie sich nicht mehr bei Mamoru gemeldet, obwohl seine letzten Worte beim Frühstück ganz bestimmt ihr gegolten hatten. Sicher war er jetzt erst recht wütend auf sie, nachdem sie in dieser missverständlichen Situation letzte Nacht einfach geflüchtet war und ihm partout keine Gelegenheit gab, mit ihr zu reden und die Sache aus der Welt zu schaffen.   Das immer stärker werdende mulmige Gefühl ließ sie an der Tür innehalten und die Türklinke krampfhaft umklammern. Sie wusste, dass sie Mamoru gleich gegenüber stehen würde. Dass sie ihm in die Augen blicken und seinen vorwurfsvollen Blick ertragen musste. Aber sie war ja selbst schuld daran. Warum hatte sie sich auch nicht bei ihm gemeldet?   Die bevorstehende Tanzstunde mit Saphir machte die Situation gerade nicht besser. Mit seinen kalten und emotionslosen Augen und seiner düsteren Aura machte er ihr schlichtweg Angst. Und auch die letzten Minuten der gestrigen Tanzstunde waren noch so präsent, dass sie am liebsten alles gecancelt hätte. Doch dann würde sie Yukiko enttäuschen und das widerstrebte ihr. Nein, sie wollte, dass Yukiko auf der Gala einen schönen und unterhaltsamen Abend genoss und dazu sollte sie an ihrer Seite sein. Immerhin war es ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass sie dran teilnahm.   Das Handy vibrierte leise auf der Kommode, als sie noch immer unschlüssig in ihrem Zimmer an der Tür stand. Hastig griff sie nach ihrem Handy, das mit dem stetig blinkenden Licht den Eingang einer SMS signalisierte. Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie den Absender sah. Motoki... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)