Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 11: Blutgier -------------------- Ich trieb an einer milchigen, hellen Oberfläche, die wie eine undurchsichtige Scheibe vor meinen Augen lag. Um mich herum war es eng und kalt, wie in einem Tunnel und ich konnte meine Arme und Beine nicht ausstrecken, aber das beunruhigte mich irgendwie gar nicht. Im Gegenteil; ich fühlte mich; wie eine Art Raupe in einem Kokon, ruhig und geborgen, doch dann hörte ich Edwards honigsüße aber panisch verzehrte Stimme. „Bella wach auf! Wach auf!“ Die Scheibe verlor mit einem mal an Helligkeit und in meinen Ohren begann es merkwürdig zu summen. Ich versuchte zu blinzeln, aber meine Augen wollten nicht. Sie waren bleiern schwer. Edward schrie immer noch meinen Namen, bis die Scheibe Risse bekam, die immer größer und größer wurden. Das feine Summen steigerte sich dabei langsam zu einem quälenden Rauschen, so dass ich den Kopf weg drehen wollte, aber auch das funktionierte nicht. Durch die Risse drang jetzt eine Schwärze, die wie zähe Tinte in meine Augen drang und furchtbar weh tat. Wieder versuchte ich sie schützend zusammen zu kneifen und dieses mal reagierten sie endlich, wenn auch viel zu langsam, während der Ton in meinen Ohren weiterhin anschwoll. Meine Lider verwischten langsam das Schwarz und den Schmerz, bis sich Konturen daraus bildeten. Zu erst waren es nur dunkle Striche, die sich immer wieder in einander schoben, doch nach dem ich ein paar mal mühevoll den Kopf heben und senken konnte blieben sie endlich starr und verwandelten sich schließlich in grüne, zerfurchte Säulen. Ich schnappte stöhnend nach Luft. Das war keine gute Idee, denn mein Brustkorb brannte wie Feuer. Genauso wie meine Arme, die schmerzhaft hinter meinem Rücken verdreht waren. Ich versuchte sie zu bewegen, aber etwas hielt sie fest, genauso wie den Rest meines Körpers, der förmlich erstarrt zu sein schien. Ich wandte erneut den Kopf, nach unten und erkannte mit Schrecken, was mich bewegungsunfähig machte. Ein neongelbes Seil spannte sich über meinen Bauch und anhand des scheidenden Gefühls an meinen nackten Fesseln mutmaßte ich, das meine Beide ebenso wie meine Handgelenke auf die gleiche Art und Weise ruhig gestellt waren. Das Rauschen entpuppte sich als der wütende Wind in den Kronen der Bäume um mich herum die sich aus den Säulen herauskristallisiert hatten. Dicke, schwere Regentropfen prasselten durch sie hindurch und hatten mich bereits komplett durch tränkt. Das einst schöne Hochzeitskleid klebte mir wie ein öliger Film auf der Haut und aus meinen Haaren lief mir das Wasser wie Tränen übers Gesicht. Ich musste wieder Luft holen, auch wenn es weh tat, als mir meine Lage bewusst wurde. Ich stand gefesselt an einem Baum mitten in einem Wald! Über meinem linken Ohr begann es stehtig zu pochen, weil mein Körper zusammen mit meinem rasenden Herz massenhaft Adrenalin in die Blutbahn schickte. Ich befand mich im Wald, aber warum und wie kam ich hier her? Ich konnte niemanden sehen oder hören, dafür war der Wind und der Regen auch viel zu laut. Hecktisch begann ich an den Fesseln zu ziehen, doch das führte nur dazu das sich die Plastikfasern nur noch tiefer ins Fleisch gruben. Ich fluchte leise vor Schmerz. „Gib dir keine Mühe.“ Es hörte sich an als wispere der Wind. Mein Herzschlag setzte einmal aus, als das Wispern direkt neben meinem linken Ohr weiter sprach. Leise und zischen, aber so deutlich das sich alle meine gepeinigten Muskeln verkrampften. „ Du wirst sie nie aufkriegen, selbst sie werden sich damit Mühe geben müssen.“ Aus dem Wispern wurde ein hohes gemeines Kichern. Ich wagte nicht meinen Kopf zu drehen, darum versuchte ich etwas aus den Augenwinkeln zu erkennen. Was meine Pupillen allerdings erfassten, ließ mich fast aufschreien. Eine verfilzte, orange rote Locke wehte oberhalb meines linken Wangenknochens wie eine Stichflamme in der Luft und ich wusste das es kein Entkommen mehr gab. Wie um meine grauenhafte Erkenntnis noch zu unterstreichen, schob sich jetzt Viktorias katzenhaftes Antlitz vor meins. Ihr süßlicher Atem blies mir betörend ins angstverzehrte Gesicht. Ich konnte nur auf ihre entblößten weißen Eckzähne starren, die sich wie die einer angriffslustigen Schlange langsam aufrichteten. Ihre dunkel roten Augen glühten wie brennende Kohlen in der Dunkelheit. „ Wie lange habe ich auf diesen Moment warten müssen!“ ihre Stimme klang wie ein Peitschenschlag. Mit gierigen Blicken sah sie an mir herunter und ich verzweifelte innerlich über den weiten Ausschnitt der Korsage. Sie hatte mehr als frei Bahn um mich mit ihren Raubtierzähnen zu zerfetzen. Sie sah das bestimmt ebenso, aber sie ging nicht gleich zum Angriff über, anscheinend wollte sie den Augenblick ihres Triumphes noch ein wenig genießen. Ich hörte Laurants gehässige Stimme in meinem Kopf „was sie sich für dich ausgedacht hat“ Ich versuchte die lähmende Angst und die grauenhaften Vorstellungen die mein Gehirn produzierte abzuschütteln und stieß einmal heftig die Luft aus. „Was hast du mit mir vor?“ quietschte ich, mehr bekam ich einfach nicht über die zitternden Lippen. Sie lachte jetzt kreischend und meine Angst kam mit doppelter Verstärkung zurück. „Oh, was glaubst du Liebchen? Was könnte ich wohl mit dem Mädchen machen, dass mir meinen Gefährten gestohlen? Was sollte ich mit dem Mädchen machen das mich von Werwölfen jagen ließ?“ Ihr schriller Ton tat mir in den Ohren weh und verstärkte das unangenehme Pochen an der Seite. Ich kniff die Augen zu, bis sich ihre eiskalten Finger um meinen Unterkiefer legten und ihn schmerzhaft zusammen pressten. Ich wartete auf Edwards beruhigende Worte, aber sie kamen nicht oder gingen meinen unterdrückten Schluchzern unter, die sich jetzt durch meine gepeinigte Brust schoben. Sie war verrückt, nein vollkommen wahnsinnig und sie hasste mich abgrundtief. Die rothaarige Vampirin grinste sadistisch. „ Erst wollte ich es langsam und ganz alleine tun,“ flüsterte sie gespenstisch, „doch dann habe ich mir was anderes überlegt.“ Ihre Finger glitten über meine regennasse Haut. „ Ich wollte ihn damit bestrafen, aber da er und die anderen dich anscheinend nicht mehr wollten, würde es mir so keinen Spaß machen.“ Sie presste noch eine Spur fester zu und ich hörte schon leise meinen Kiefer knacken, doch dann ließ sie mich los. „Aber wir haben ja noch eine andere Möglichkeit.“ Trotz der Panik und Angst, die mich fast nicht mehr denken ließen, fügte sich der Sinn ihrer Rede in meinen Kopf zusammen. Sie hatte anscheinend keine Ahnung, dass die Cullens wieder in Forks waren. In mir keimte ein winziger Funken Hoffnung auf. Vielleicht bestand doch noch eine Chance auf meine Rettung, aber wie sollten sie mich so schnell finden, wenn sie mein Verschwinden überhaupt schon bemerkt hatten, denn ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit schon vergangen war. Der Regen wurde jetzt weniger heftig und Victoria sah mit einem zufriedenen Ausdruck in den schwarzen Himmel. „Hervorragend, ich dachte schon ich müsste dich noch eine weitere Stunde am Leben lassen.“ Ihre hasserfüllten Augen brannten sich in meine „Sie werden gleich hier sein, jetzt können sie die Fährte ohne Probleme aufnehmen.“ Sie legte lauschend den Kopf schief. „Oh ja ich höre sie schon, sie können es kaum erwarten mich endlich zu stellen und zu zerreißen.“ Sie kicherte wieder grell. „Ich habe mich aber auch wirklich sehr, sehr böse in ihrem Revier benommen.“ Und dann spie sie es förmlich aus „elendige Drecksköter!“ Wenn ich vorher schon fast wahnsinnig vor Panik gewesen war, war ich jetzt ein Schritt weiter. Trotz der strammen Stricke zuckten meine Glieder wie wild und ich musste die Zähne zusammen beißen, weil sie unkontrolliert aufeinander schlugen. Ich bekam wohl so etwas wie einen hysterischen Anfall, der Victorias Hochstimmung noch die Krone aufsetzte. „ Sehr gut Schätzchen, dass wird sie noch ein bisschen wilder machen.“ Ich klapperte immer noch mit den Zähnen, als ich versuchte ein vernünftiges Wort raus zu bringen „Warum sollten sie mich angreifen? Sie wollen dich!“ stieß ich mühsam hervor. Meine eigentlich nur gespielte Sicherheit im Bezug dessen machte sie wohl wütend und sie riss meinen Kopf an den nassen Haaren nach hinten, so dass er an den Baumstamm knallte. Edwards monströses Zähnefletschen in meinem Kopf übertönte sogar ihr kehliges Lachen. „Aber sie sind bis aufs Blut gereizt und nur noch aufs Töten aus, genauso wie ich.!“ Ihre Zähne schlugen mit einem knirschenden Geräusch neben meinen Hals aufeinander. „ Darum werden sie sich auf das erstbeste stürzten, was sie sehen und das wirst du sein!“ Plötzlich nahm das Rauschen um uns herum zu und sie wich von mir zurück. Hinter ihr war ein schmaler Trampelpfad, der von zwei alten Eichen eingefasst wurde. Ihre Stimme war wieder nur ein leises Wispern. „Sie werden gleich hier sein und wenn sie zum Sprung ansetzen, werde ich weg sein. Du allerdings nicht.“ Meine Augen blickten starr auf das schwarze Loch in dem der Weg zwischen den Bäumen verschwand. Totes Laub wirbelte daraus hervor und jetzt konnte sogar ich es hören. Das dumpfe Geräusch rennender Beine gemischt mit dem zischenden Laut von luftholender Kehlen. Ich sah Jacob vor mir, wie sich sein roter, geschmeidiger Körper über den Waldboden bewegte. Die heraushängende Zunge, über die kräftigen, todbringenden Fangzähne gebleckt, die pure Ausgeburt von Kraft und Stärke. Dann sah ich Emilys und ihr zerstörtes Gesicht und all das zusammen lähmte mich und verhinderte damit, dass ich die Augen schließen konnte. Ich würde gleich von ihnen zerfleischt werden bei lebendigen Leib und niemand würde es verhindern können. Auch nicht Edward, der sich jetzt, kurz bevor ich starb, wieder als perfekte Halluzination vor meinem geistigen Auge formierte. Wie immer strahlend schön, doch es war nicht das Bild das ich damals im Wasser gesehen hatte. Es war das Bild aus meinem Traum. Edward mit funkelnder Haut, gefährlich blitzenden schwarzen Augen und rasiermesserscharfen Zähnen. „Vertrau mir“ hörte ich ihn wieder flüstern, bis der Wolf anfing zu knurren und das Bild damit zerstörte. Sie kamen! Aus der Dunkelheit heraus waren es erst nur zwei leuchtende, gelbe Augen, die wie Scheinwerfer die Schwärze durchschnitten, dann schob sich Victorias Gestalt vor meinen Körper. Sie wollte sicher gehen, dass sie auch genau richtig landeten. Ich versuchte zu schreien, doch kein Laut drang über meine Lippen, als ich den ersten Wolf auf sie zuspringen sah. Ich erkannte seinen roten Kopf, seine zurück gelegten Ohren, dann war sie plötzlich innerhalb eines Wimpernschlags verschwunden und ich sah ein riesiges, geöffnetes Maul auf mein Gesicht zu rasen. Im nachhinein erinnere ich mich nur noch an einen grellen Blitz, der von der Seite hervorstieß und das Maul, samt dazugehörigen Wolf vor mir wegriss. Der rostrote Wolf brüllte vor Schmerz und Überraschung, während der weiße Strahl ihn zu umhüllen schien. Blätter und lose Äste wirbelten um her als er über den Boden kugelte und sich schnappend hin und her warf. Der Anblick wirkte wie ein befreiender Schlag auf meine Kehle und endlich konnte ich schreien. Ich schrie wie noch nie in meinem Leben und es war mir gleich, dass der Schmerz in meiner Brust mich zu zerreißen drohte. Ich hörte mich an wie ein sterbendes Tier und der gellende Laut hallte in doppelter Lautstärke von den Bäumen zu mir zurück. Der Wolf erlahmte plötzlich in seinen Bewegungen und der weiße Strahl zog sich daraufhin langsam von ihm zurück, dabei entwickelte sich wie aus einem Nebel Edwards geisterhafte Gestalt. Er kauerte wie ein sprungbereiter weißer Löwe zwischen mir und dem jabsenden Wolf. Bereit sich jeden Moment wieder auf ihn zu schürzen, falls er angreifen sollte, doch das tat er nicht. In seinen grellgelben Augen war jetzt kein blinder Zorn, sondern ein Ausdruck von Schrecken, der noch deutlicher wurde, als sich seine schwer atmende Gestalt verformte und wieder zu der von Jacob Black wurde. Edward gab seine Lauerstellung immer noch nicht auf. Sein gespannter Körper hob und senkte sich rhythmisch, er traute der Sache anscheinend noch nicht. Ich stöhnte jetzt leise und das brachte Edward dazu, sich blitzartig umzudrehen und sich wachsam knurrend vor mich zu stellen. Erst als er sah das Jacob immer noch auf dem Rücken lag und keinen Finger rührte, riss er mit einem Ruck und ohne Anstrengung das Seil an meinem Bauch durch. Ich stöhnte erneut als er auch meine malträtierten Hände und Füße befreite und sackte dann kraftlos in seine starken, kühlen Arme, die mich sanft auffingen. Mein leerer Blick glitt zu Jacob, der sich mit kreidebleichem Gesicht und nackter Brust langsam aufzurichten versuchte. Ich verzog schmerzhaft den Mund, als ich die riesige, tiefeklaffende Wunde sah, die sich heftig blutend von seinem Brustbein bis zum Hals hochzog, doch er schien sie nicht einmal zu bemerken. Fassungslos sah er uns an und ich merkte, wie Edward neben mir erneut anfing zu vibrieren. Seine Augen waren immer noch tief schwarz und gefährlich glänzend, als er Jacob in mühsam beherrschten Ton ansprach „Wie war das, ich würde ihr nie etwas tun?“ Seine Hände krallten sich schon fast in meine Hüften als er mich auf seine Arme und schließlich auf seinen Rücken zehrte. Ich schloss die Arme um seinen Hals und wünschte mich nur noch weit weg aus diesem Alptraum. Edward erfüllte ihn mir und brachte mich fort. Ich merkte es nicht, denn ich war endlich in die Ohnmacht geglitten, auf die ich schon so lange gewartet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)