Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 13: Blinde Wut ---------------------- „Noch ne Cola Bells“ fragte mich Charly düster und ich schüttelte den Kopf. Das war schon meine zweite und die Wirkung des Koffeins war jetzt schon zu heftig um noch ein Auge heute Nacht zu, zu kriegen. Charly ließ die Dose wieder in das Eiswasser plumpsen und riss dann missmutig seine auf. Er war, wie ich mir gedacht hatte, nicht besonders erbaut darüber gewesen, dass Renée über seinen Kopf hinweg diesen Abend veranstaltete. „Die Lakers spielen heute Abend“ brummte er und nahm einen tiefen Schluck. „Ich weiß Dad, aber siehs mal so, jetzt kommst du wenigstens so schnell nicht mehr in die Verlegenheit einen einzuladen zu müssen.“ versuchte ich ihn aufzuheitern. Es funktionierte ein Stück weit. Seine Augenfältchen bildeten sich. „Stimmt, so gesehen.“ Doch insgeheim verfluchte er Mom dafür, dass sie ihn zwang so viel Konversation zu betreiben und das nach seinem wohlverdienten Feierabend. Er entschuldigte sich bei mir und dackelte dann lustlos zu Miss Doltan der Verkäuferin aus der Drogerie hinüber, die ihn lachend zu sich und ihrem Mann winkte. Ich nutzte die Gelegenheit und stahl mich in die Küche. Hier herrschte am wenigsten Betrieb und ich tat so, als müsse ich jetzt unbedingt ein paar Gläser abspülen, dabei dachte ich unentwegt an Edward und Victoria. An Edward sehnsuchtsvoll, an Victoria mit Abscheu. Ich hoffte so inständig, dass ihre Reste schon irgendwo lichterloh brannten, dass ich mich fast schon vor mir selbst graute. Es klingelte mal wieder an der Tür und ich rief schon bestimmt zum dreißigsten mal „Es ist offen!“ über die Schulter. Ich zog gerade am Stöpsel um das Wasser ablaufen zu lassen, als jemand leise hinter mir in die Küche kam. „Was wird gebraucht?“ fragte ich und drehte mich um. Mein Lächeln gefror mir im Gesicht, als Jacobs hünenhafte Gestalt vor mir aufragte. Er stieß fast mit dem Kopf an die Decke. Es war einfach unglaublich wie riesig er war. Auf seinem Gesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck. Seine früher sanften braunen Augen blickten mich gequält an, während er die Lippen fest aufeinander presste. Wir starrten uns gute zehn Sekunden an, bis ich ein leises „Hallo Jacob“ über die Lippen brachte. Seine Lider zuckten leicht, als er genauso leise antwortete „Hallo Bella“ dann schwiegen wir wieder. In mir kämpfte das neue Gefühl der Angst vor ihm, mit dem alten Gefühl der tiefen Zuneigung, die ich vor nicht all zu langer Zeit noch für ihn empfunden hatte. Darum wusste einfach nicht was ich sagen sollte und ihm schien es nicht besser zu gehen, bis sich Mr. Newton kurz zu uns gesellte um ein paar Soßen aus dem Kühlschrank zu holen. Dabei sah er Jacob so ungläubig an, das ich einfach lachen musste als er wieder verschwunden war. Das schien die verquere Situation endlich ein wenig zu entspannen, denn er grinste jetzt schief zurück. Ich deutete zaghaft auf einen Stuhl „Setz dich besser hin, bevor der nächste der kommt noch in Ohnmacht fällt.“ Er befolgte meine Bitte und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Dann sehe ich noch ein Stückchen kleiner aus.“ Murmelte scherzhaft. Seine Stimme klang dunkler als früher. Ich nickte. Seine Statue war atemberaubend, auch wenn er immer noch eher schlaksig wirkte, aber ich kannte die Muskeln die sich unter seinem Hemd verbargen. „Wie geht es deiner Wunde?“ Ich wusste einfach nicht wie ich das Gespräch in Gang bringen sollte. Die Muskeln in seinem Gesicht fingen an zu zucken, doch er bekam sie schnell wieder unter Kontrolle. „Schon fast wieder verheilt“ raunte er leise und senkte den Blick. Ich leckte mir über die Lippen. Es war offensichtlich was ihm so zu schaffen machte, dass er es sogar auf sich nahm hier her zu kommen. In dieses feindliche Gebiet „ Hör zu Jacob, was da letzte Nacht passiert ist, war nicht deine Schuld, es war Victoria. Sie hat mich an den Baum gebunden und wollte das ihr mich zerfetzt, sie hat alles dafür getan, um euch wild zu machen.“ Meine Worte schienen nicht die erwünschte beruhigende Wirkung auf ihn zu haben. Jetzt begann auch sein Oberkörper zu vibrieren und ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, doch er riss sich immer noch erstaunlich gut zusammen. Er sah mich wieder mit verbitterter Mine an „Entschuldige, ich werde zwar immer besser in diesen Dingen, aber das hier ist nicht einfach,“ Er kniff angestrengt die Augen zusammen. Mir fiel ein, was für einen unangenehmen Geruch ich mittlerweile für ihn ausstrahlen musste, zu mal ich auch gerade eins von Edwards Sweatshirts trug. Doch seine nächsten Worte zielten auf etwas anderes ab „Ich hätte dich um ein Haar getötet, wenn mich dieser Blutsauger nicht aufgehalten hätte.“ Presste er zwischen den Zähnen hervor. Ich verzichtete darauf ihn wegen dem Schimpfwort zu recht zu weisen. Plötzlich lachte er grimmig „Dieser verdammte Scheißkerl.“ Ich zuckte zusammen, als hätte mich ein elektrischer Schlag getroffen. In Jacobs schwarzen Augen glitzerte es dunkel „ Er hat recht, nicht er allein ist das Monster vor das du dich retten musst, sondern ich bin genauso eine Gefahr.“ Sein linkes Bein wackelte plötzlich unkontrolliert hin und her und er hielt es mit einer Hand fest, bevor er mich wieder ansprach „ Trotzdem Bella, fleh ich dich an, es nicht zu tun. Denk an Charly und Renée. Willst du ihnen das wirklich antun?“ Seine Mine war jetzt regelrecht verzehrt. Es zeriss mir das Herz ihn so zu sehen, doch was sollte ich ihm noch dazu sagen. Es gab nichts mehr zu sagen. Ich würde das werden, was ich werden musste, um weiterhin bei Edward zu bleiben für immer bei ihm zu bleiben und letzten Endes tat ich es auch, damit niemand anderes zu Schaden kam. Niemand konnte mich davon abhalten, nicht einmal Edward selbst. „Ich kann nicht Jacob,“ flüsterte ich leise „Ich muss es tun und nicht allein wegen Edward, sondern auch wegen Renée und Charly.“ Über seine angespannte Mine huschte Verwunderung und ich hielt es für das Beste ihm alles zu erklären, denn irgendwo schuldete ich ihm die Wahrheit. „Als ich nach Italien gefahren bin um Edward zu retten, da bin ich auf die Volturi gestoßen und sie haben mich und Edward nur gehen gelassen, weil ich ihnen versprochen habe, dass ich einer von ihnen werde. Ansonsten töten sie mich, die Cullens und alle anderen die mir nahe stehen.“ Er sah mich ohne jegliche Regung an und ich dachte schon er würde nichts mehr sagen, als er wütend die Stirn zusammen zog, jetzt fing auch sein Arm an zu zucken. „Wäre dieses Weibstück doch niemals mehr aufgetaucht, dann wärst du nicht nach Italien gefahren um dieses Monster zu retten und alles wäre gut!“ zischte er hasserfüllt. Mein Magen wurde bei seinen Worten kalt, als hätte ich einen Eiszapfen verschluckt. „Gar nichts wäre gut!“ stieß ich tonlos hervor. Bei dem Gedanken an Edwards fatale Absichten auf Grund meines vermeintlichen Selbstmords wurde mir fast wieder so schwindelig wie damals auf der Treppe. Ich hielt mich an der Spüle fest, vor der ich immer noch stand. „ Als er mich damals verlassen hat um mich vor sich und den anderen zu retten, da hat er mich ohne es zu wollen mitgenommen, verstehst du?“ Ich deutete auf meine Brust „ Charly sagte ich hätte mich benommen, als wenn jemand gestorben wäre und es ist auch jemand gestorben, nämlich ich.“ Mein Blick wurde langsam durch einen Tränenschleier verklärt, doch ich musste es einfach los werden, auch wenn ich Gefahr lief ihn noch tiefer zu verletzten. „ Ich fühlte mich, als wenn ich eine nicht zu heilende Wunde gehabt hätte und weiß Gott ich habe versucht mit ihr zu leben, sie zu heilen, doch es war unmöglich.“ Ich schluckte so gut es ging die schmerzhaften Erinnerungen hinunter, aber meine Stimme begann weg zu kippen „ Ich hätte dich niemals lieben können Jacob, glaub mir ich habe es probiert, doch es ging nicht, weil mein Herz bei ihm war, die ganze Zeit, auch wenn ich mir einredete, dass er mich nicht will. Mein Herz wusste es besser. Es wusste das ich alleine zu ihm gehöre und zu niemanden sonst.“ Mit Jacobs Selbstbeherrschung war es nach meiner Ansprache entgültig vorbei. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als er hastig auf sprang und dabei den Stuhl umriss.„Ich kann das nicht zu lassen!“ brüllte er und war dabei bereits in den Flur gesprungen. „ Dafür und für Sam!“ Ich sah wie sich die Nähte an seiner Hose spannten, als er auf die Veranda hechtete „werden sie büßen!“ dann hörte ich das hässliche Geräusch von zerreißenden Stoff bevor ich keuchend die Tür zu schlug. Hinter mir hörte ich Charlys hellhörige Stimme „Was ist los Bella?“ Ich versuchte so schnell wie möglich meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. „Nichts Dad, vor unserer Tür zanken sich nur zwei Waschbären!“ Ich lachte eine Spur zu laut. So unbeschwert wie möglich schob ich mich an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Er sah immer noch leicht misstrauisch in den Flur, als er weitersprach „Billy und Jacob sind übrigens hier. Billy sitzt draußen, aber Jacob, hast du ihn gesehen?“ Ich spürte wie meine Zähne leicht auf einander schlugen. „Ich glaub der steht bei Jess und Mike hinten am Schuppen.“ Der ganz hinten am Ende des Grundstücks stand. Charly reichte das zum Glück an Informationen, denn er nickte nur. „Gut, ich denke er und Billy sind immer noch ein wenig über deine Heiratspläne verstört. Vor allem Billy kann es einfach nicht lassen mich darauf anzusprechen.“ Er lächelte milde. „Bring sie von hier fort, sagt er immer, hier findet sie nicht ihr Glück, sondern den Tod“ Jetzt wurde er so gar ein bisschen wütend „Ich habe ihm schon eindringlich gesagt, dass er aufhören soll, mir so einen Stuss zu prophezeien.“ Ich war bei dem Wort Tod ein bisschen blass geworden. Wenn Charly wüsste, wie eng verwoben Glück und Tod bei mir waren. „Er meint es nur gut, auch wenn er es damit wirklich ein wenig übertreibt.“ Sagte ich versöhnlich um ihm zu zeigen, dass mich das Gerede nicht verärgerte. „Ja, ich glaube er und vor allem Jacob haben dich mehr als gern.“ Wie aufs Stichwort hörte ich die leise schlurfenden Räder von Billy Rollstuhl, die Terrasse heraufkommen. Ich reagierte instinktiv, in dem ich Charly entschuldigend anlächelte. „Bist du mir böse, wenn ich mich in mein Zimmer verkrümle? Ich bin hundemüde.“ „Nein,“ antwortete er seufzend „ich wünschte ich könnte das auch.“ In meinem Zimmer huschte ich im Dunkeln auf leisen Sohlen zum Fenster um vorsichtig in unsere Einfahrt zu schielen. Billys schwarzer Wagen stand regungslos unter den Bäumen. Von Jacob war keine Spur zu sehen. Ich ließ erleichtert meine Stirn an das kalte Glas sinken. Hoffentlich machte er in seiner Wut keine Dummheiten. „Keine Sorge, er hat sich schon wieder beruhigt und streift im Süden um her.“ Sagte eine vertraute Samtstimme an meinem Ohr und ich fiel fast in Ohnmacht. Edwards Marmorarme verhinderten das ich auf die Knie fiel. Ich jabste hörbar nach Luft und griff mir ans Herz, während er hinter mir glucksend ein Lachen unterdrückte. „Willst du mich umbringen?“ stöhnte ich und er wurde schlagartig ernst. „Nein, ich versuche alles um das zu verhindern.“ Murmelte er kühl und ich verzog verärgert über meinen Wortpatzer das Gesicht. „Schuldige bitte, ich bin nur ein bisschen nervös“ „Kein Wunder bei den Gästen“ knurrte er verdrießlich und sah über meinen Kopf hinweg ebenfalls in den Garten. Ich wandte mich vom Fenster ab und zog ihn hinter mir her zum Bett. „Er begreift es einfach nicht oder will es nicht begreifen“ sagte ich leise und schmiss mich rücklings auf die Matratze. Edward macht es mir nach, zog es aber vor mich danach auf seine Brust zu ziehen, so das ich unverwandt in sein hinreißendes Statuengesicht blicken musste. Er strich mir zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr, um dann anschließend mit den Finger ganz langsam von meinem Ohrläppchen zu der Spitze meines Kinns zu wandern. Ich begann mich aufs Atmen zu konzentrieren. „Ich kann ihn verstehen.“ Mein ungläubiges Gesicht brachte ihn zum lachen. „Wir teilen das gleiche Schicksal. Wir beide lieben dich abgöttisch.“ Ich verzog verzweifelt das Gesicht. „Aber ich kann doch nichts dafür!“ Wieder lachte er und nahm mein Gesicht in seine kalten Hände „Stimmt, aber das ändert nichts an unseren Gefühlen“ Seine Lippen berührten hauchzart meine und ich wiederstand nur widerwillig der Versuchung ihn an mich zu reißen. Ich spürte wie er die Lippen zu einem frechen Lächeln verzog. „Schön artig bleiben, Bella“ gurrte er verführerisch, ausnahmsweise war ich mal diejenige, die knurrte, auch wenn ich mich nicht mal ansatzweise so gefährlich anhörte wie er. Er grinste immer noch als er mir endlich den Gefallen tat und mich küsste, bis ich so laut seufzte, dass er mir die Hand auf den Mund legte. „Was sollen denn die Leute unten von dir denken?“ er tat entrüstet. Berauscht öffnete ich mühsam die Augen und versuchte mich zu räuspern. „Das ich mich mit meinem zukünftigen Ehemann amüsiere und ihm dabei am liebsten die Kleider vom Leib reißen würde“ Das Okka in seinen Augen zerfloss zu einem dunklen Karamell. Ich hasste es, dass ich bei seinem Blick immer die Wahrheit sagen musste. Mein Gehirn bekam endlich wieder genügend Sauerstoff, um mir die Gewalt über meinen Verstand zurück zu geben. Ich musste aus sehen, wie eine überreife Tomate. Ich startete ein Ablenkungsmanöver, damit er mich nicht länger mit diesem verlogenen Grinsen ansah. „Was ist aus Victoria geworden? Hat Carlisle sie gefunden?“ Das Grinsen verschwand wie beabsichtigt auf der Stelle. „Ja und der Zufall wollte es, dass wir dabei auch in der nähe waren.“ Ich schauderte beim zischenden Klang seiner sonst samtigen Stimme. „Erspar mir die Einzelheiten.“ Murmelte ich und er nickte, dann blähten sich seine Nasenlöcher und bevor ich auch nur ausatmen konnte stand er halbgeduckt vor dem Fenster. Ich hörte wie ein Motor angelassen wurde. „Billy und Jacob?“ Ich sah ihn im Halbdunkel nicken. Das Geräusch des Autos entfernte sich langsam. Mir fielen die letzten Worte von Jacob plötzlich ein „Wegen Sam,“ er lag wieder neben mir, ohne das sich die Matratze bewegt hatte, „er sagte sie wollen Vergeltung!“ Er schloss mich in die Arme „ Ich weiß“ antwortete er leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)