Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 27: Wahrheit -------------------- „Nein!“ Jacob war plötzlich hinter mir, schlang einen seiner langen Arme um meine Hüfte und riss mich hoch. Seine Kraft drückte mir die Lunge zusammen, so das ich nur hilflos in der Luft strampeln konnte, während er versuchte mit der freien Hand das Loch zu verdecken. „Lass mich los, lass mich!“ keuchte ich, verzweifelt darum bemüht, mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war wie eine Eisenklammer trotz meiner eigenen übermenschlichen Kraft. „Die Polizisten kommen zurück und sie haben vor das Haus zu stürmen.“ zischte er mir knurrend ins Ohr. „Es ist nur noch eine Frage von Sekunden ob Emily oder ein Schuss aus einer Waffe das Haus in die Luft fliegen lässt. Du kannst nichts mehr tun!“ Oh nein, nein nein neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!! Ich trat wie in Raserei um mich. Das durfte einfach nicht passieren, niemals! Einer meiner zappelnden Füße erwischte bei Jacobs Versuch mich zu bändigen den Rollstuhl. Die Wucht war so stark, das es Billy, wie einen Crashtestdummy, rückwärts aus seinem Sitz katapultierte. Mit herumwirbelnden Gliedmaßen krachte er hinter den Schreibtisch, wo er regungslos liegen blieb. Das lenkte Jacob für eine Sekunde ab, in der ich mich noch mal anspannte und nach vorne warf. Ich rutschte ihm aus den Fingern und rannte los, bevor ich überhaupt den Boden berührte. Die Zeltwand flog zur Seite und gab mir den Weg frei. Ich sah keine Polizisten und keinen Streifenwagen, sondern nur die Eingangstür, die in rasender Geschwindigkeit auf mich zu flog, aber als ich sie erreichte, brach sie unter mir weg, als wäre sie aus Pappmarsche und krachend landete ich auf der schmalen Treppe in Emilys Flur. Holzspäne wirbelten um mich herum nieder und von draußen hörte ich Jacob wie einen wahnsinnigen brüllen „Nicht schießen, nicht schießen! Um Gottes Willen! Da drin ist Gas!“ Schnaufend rappelte ich mich hoch und drückte mich an die Wand, so das mich von draußen niemand sehen konnte. Eigentlich hatte ich schon eine Explosion erwartet, doch mein unerwartetes Erscheinen musste Emily so überrascht haben, dass sie sich nicht rührte. Vielleicht hatte ich noch eine Chance sie aufzuhalten. Mit einem Satz war ich in der Küche, doch da war niemand. Nur zwei leere einsame Teetassen standen auf dem Tisch. Immer noch japsend wollte ich mich gerade in Richtung Wohnzimmer umdrehen, als meine Stirn gegen Edwards Brust knallte. Benommen blickte ich zu ihm auf. Ich konnte mich nicht daran erinnern ihn je so ungläubig drein schauend gesehen zu haben. „Bella?“ Ich wollte ihm antworten, doch meine Erleichterung darüber das er unversehrt war, nahm mir die Stimme. Sein fesselnder Blick wurde jetzt allerdings steinhart. „Los schnell in den Keller!“ zischte er böse und packte mich grob am Handgelenk, bevor ich was sagen konnte, polterte ich auch schon zusammen mit ihm die Treppe runter. Jaspers Blick stand dem von Edward in nichts nach. „Was machst du denn hier?“ fragte er tonlos, als ich ihm vor die Füße stolperte „Kleinholz“ knurrte Edward mit zusammen gepresstem Kiefer. Es war nicht zu übersehen, wie stocksauer er war. Über uns ertönte plötzlich das Getrappel von schweren Stiefeln. Das Geräusch brachte mich wieder zum denken und ich packte Edward panisch an der Lederjacke. „Die Gastanks! Sie soll euch in die Luft sprengen!“ Doch anstatt wie ich entsetzt oder wenigstens Überrascht auszusehen, verdrehte der gottesgleiche Vampir nur stöhnend die Augen. Jetzt war ich vollkommen überrascht. Verdattert drehte ich mich zu Jasper um, der kichernd die Hand vor den Mund schlug. „Wieso?“ Edward löste meinen Klammergriff von seinem Oberteil und drückte besänftigend meine Hände. Trotz der immer noch erkennbaren Wut in seinen Augen, zuckten seine Mundwinkel und auch seine raue Stimme klang mehr erheitert, als böse „Überleg doch mal Liebes, was können ich und Jasper was du und die anderen nicht können?“ Ich zögerte, denn ich war immer noch über seine Reaktion total verwirrt. Jetzt konnte sich auch Edward nicht länger beherrschen und grinste übers ganze Gesicht, während er sich an die Stirn tippte. Bei mir fiel endlich der Groschen. „Gedanken lesen?“ „Mmmh und Jasper?“ Jetzt wurde ich langsam wütend, was sollte denn das unsinnige Ratespiel? „Gute Stimmung verbreiten- oh!“ Ich klappte bestürzt den Mund zu. Edward registrierte meine Erkenntnis mit einem fast schon überheblichen Lächeln. „ So und nun kannst du dir ja vielleicht schon denken, wie unser Plan aussah, bevor du hier wie eine Rakette rein geschossen bist“ „Aber Billy hat doch mit Emily in einer anderen Sprache gesprochen, als sie telefoniert haben, wie konntest du da wissen was er ihr gesagt hat?“ unterbrach ich ihn schroff. Ich konnte nicht anderes, ich war irgendwie über seinen Ton beleidigt. Sein Lächeln wurde jetzt engelsgleich „Die Sprache der Quilleute kann ich tatsächlich nicht verstehen, aber ihre Gedanken waren deutlich. Es bestand aber nie eine Gefahr, Jaspers Einfluss war schon viel zu stark. Billy hätte alles von ihr verlangen können.“ Ich konnte es nicht glauben „Und was ist mit Charly?“ „Dein Dad hat natürlich selbst alles versucht sie zur Besinnung zu bringen, geschafft hat er es dann, als wir hier waren und sie standen kurz davor das Haus zu verlassen. Das Mädchen hat ihn vorher mit einem Gewehr bedroht, doch das hat er ihr schon abgenommen, ein paar Minuten bevor,“ Er stockte kurz, bevor er den Satz beendete „du durch die Tür gerast bist.“ Mein Mund wurde schlagartig trocken, als mir der Sinn dieses Satzes klar wurde. Ich hätte gerade beinahe dafür gesorgt das Charlys Rettung scheiterte und vielleicht Billys Plan aufging. Edward zog mich stumm an seine Brust und hielt mich einfach nur fest. „Schon gut“ hörte ich ihn sanft murmeln „Es ist vorbei, es geht ihm gut.“ „Ja“ sagte Jasper „und wir verschwinden hier besser mal, oder?“ Der Weg zurück führte wie zuvor durch das Kellerfenster, doch dieses mal war ein Umweg durch das Unterholz nicht nötig. Vor dem Haus war es so gut wie leer. Aus dem offenen Türrahmen drang lautes Stimmengewirr, anscheinend hatten wirklich alle Beamten versucht rein zu kommen. Dazu kam die Dämmerung, die sich komplett ausgebreitet hatte, so konnten wir unbemerkt wieder ans Zelt gelangen. Drinnen saß Billy, wieder in seinem Rollstuhl, neben dem aufgeräumten Schreibtisch. Ich zwinkerte. Es sah aus, als wäre nie etwas passiert, nur der immer noch sichtbare Riss in der Wand zeugte davon das hier nichts so war, wie es schien. Ich zwang mich nur Jacob an zu starren, der mit steifem Oberkörper und harter Mine neben seinem Vater stand, ansonsten hätte sich Jasper noch mal alle Mühe geben müssen. Ich wollte gerade etwas sagen, als Jacks Stimme on draußen meinen Namen rief. Ich machte mich aus Edwards Umarmung los und lief so schnell wie möglich aus dem Zelt nach draußen, direkt auf Charly zu, der mit bleichem Gesicht und einer Wolldecke um die Schultern an einem der Streifenwagen lehnte. Er sah erschreckend alte aus. Schluchzend und unendlich erleichtert schlang ich meine Arme um seinen Nacken, worauf er mir unbeholfen den Rücken tätschelte. „Schon gut Schatz, schon gut. Ich bin o.k., alles ist vorbei“ Er klang mehr als erschöpft und ich kniff verschämt die tränenlosen Augen zusammen. Er wusste nicht wie recht er hatte. „Es tut mir so leid Dad“ nuschelte ich in die Decke, so leise, dass er es nicht hören konnte. Er wiegte mich dennoch beruhigend hin und her. Jake, der neben uns stand, sah verlegen aber zufrieden auf seine Schuhe, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Ich fuhr mir, in alter Gewohnheit, schniefend über die Augen, dabei fiel mir eine wichtige Frage ein „Wo ist Emily?“ meine Stimme war immer noch wackelig. Charlys müder Blick wurde traurig. „Sie wird nach Seattle gebracht, in eine psychiatrische Klinik. Das arme Mädchen ist vollkommen fertig.“ „Dad!“ rief ich aufgebracht „Sie hat einen Mann fast erschossen und dich als Geisel genommen und du sagst sie ist ein armes Mädchen?“ Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem entschuldigenden Lächeln und er legte mir wieder einen Arm um die Schulter. „Du hast ja recht, aber du weißt nicht was sie mir alles erzählt hat.“ Ich sah ihn alarmiert an, doch er war zu sehr mit dem gerade erlebten beschäftigt, um meine vorsichtige Haltung zu bemerken. Er seufzte tief und sah dann in den dunklen Schatten der Bäume „ Sam ist tot.“ Sagte er plötzlich und ich konnte gerade noch ein Nicken verhindern. Statt dessen machte ich ein übertrieben überraschtes Gesicht „Was?“ Ich war mir nicht sicher ob es an Charlys Gemütszustand lag oder an meiner Überzeugungskraft, dass er mir meine Unwissenheit abnahm, aber er redete einfach weiter. „Billy hatte es mir gestern erzählt, als ich bei ihm zum Essen war. Sam hatte vor ein paar Wochen ein tolles Jobangebot bekommen, als Treiber, drüben in Kanada, auf einer Schafsrange im Norden. Er wollte die ersten Monate überstehen und Emily dann nach kommen lassen, aber es gab einen Unfall.“ Er sah mich wieder an, seine Augen wahren immer noch leer. „Eine ungesicherte Starkstromleitung in einem der Ställe, Sam hatte keine Chance“ Ich atmete hörbar aus, Charly interpretierte es als Betroffenheit und nickte mit zusammen gepressten Lippen. „Für Emily ist eine Welt zusammen gebrochen und anscheinend hat sie darüber den Bezug zur Realität verloren.“ Seine Hand drückte meine Schulter „Als sie Tom niedergeschossen hat, trieb sie mich zunächst in ihre Küche. Ich sage dir, wenn sie nicht dieses Gewehr in den Händen gehalten hätte, wäre das eine ganz gewöhnliche Teestunde gewesen.“ Er lachte bitter auf. „Oh man, sie hat mir vollkommen ruhig erzählt, dass Sam der Anführer eines Wolfsrudels war und das die ganzen Jungs auch Jacob für sie wie eine Familie seien.“ Kopfschüttelnd redete er weiter „Sie nannte sich das Wolfsmädchen“ Mir wurde bei seinen Worten langsam mehr als unbehaglich. Seine Augen schienen mich plötzlich zu durch bohren „ Und dich nannte sie das Vampirmädchen.“ Ich hörte auf zu atmen, bis er wieder anfing zu lachen, dann sprudelte es nur so aus ihm heraus „ Sie glaubt Dr. Cullen und seine Familie seien kalte Wesen, die Blut trinken und du würdest auch bald zu ihnen gehören. Jacob würde das nicht einsehen, weil er dich so lieben würde, aber dein Schicksal wäre längst besiegelt. Sie hätte es in deine Augen gesehen. Dein Herz gehöre diesem Vampir und du würdest ihm folgen, niemand könne das verhindern.“ Unbewusst fing er an mich zu schütteln. „Sie behauptet tatsächlich das die Familie Cullen Sam umgebracht hat und das Edward dich umbringen will oder in ein kaltes Wesen verwandeln, keine Ahnung.“ Plötzlich wechselte sein Gesichtsausdruck. Aus der vermeintlichen Fassungslosigkeit wurde haltlose Wut „ Dafür hätte Tom fast sein Leben lassen müssen, für so einen Schwachsinn!“ Er schüttelte wieder den Kopf. Obwohl mir Emily leid tat, war ich unsagbar froh und fast schon glücklich, dass Charly so über sie dachte. Er kannte die Wahrheit ohne sie zu glauben und ich wollte mir gar nicht vorstellen was passieren würde, wenn es nicht so wäre. Er ließ meine Schulter los und stieß sich dann vom Streifenwagen ab, dabei glitt die Decke von seiner Schulte. Er warf sie achtlos in den Wagen, als er sich wieder zu mir umdrehte musterte er mich plötzlich mit einem merkwürdigen Blick, der mir wieder aufschreckte, doch...„Was hast du eigentlich an? Ist das etwa Motorradkleidung?“ Ich hielt es für besser erst mal nichts darauf zu antworten. Wir gingen dabei zum Zelt hinüber, das wieder überfüllt war. Edward und Jasper standen am Eingang und nach dem sie Charly begrüßt hatten, fiel dem ausgerechnet als nächstes die schwarzen Maschinen auf, die wieder auf ihren Rädern standen. Charly erholte sich in anbetracht einer möglichen Motorrad fahrenden Tochter erstaunlich schnell von seiner lebensgefährlichen Geiselnahme. Seine Gesichtsfarbe bekam erneut diesen unheilvollen, unnatürlichen lila Ton, als er mich bei Seite nahm „ Sag mir bitte das du nicht auf so einer Höllenmaschine mitfährst.“ Herrschte er mich zwischen den Zähnen an und ich beeilte mich ihm zu erklären, dass wir uns die Räder nur geliehen hatten um möglichst schnell hier her zu kommen. „Die gehören Freunden von Carlisle“ beruhigte ich ihn. Die Erwähnung dieses Namens erinnerte wieder an Tom und er entschuldigte sich kurz um im Zelt das Krankenhaus anzurufen, aber nicht ohne noch mal einen strafenden Blick auf Edward zu werfen. Kaum war sein Rücken hinter der Zeltwand verschwunden entfuhr mir ein abgrundtiefer Seufzer und ich schlug die Hände vors Gesicht. „Gott sei dank hat er ihr kein Wort geglaubt“ flüsterte ich in meine holen Hände, die mir Edward langsam wieder von den Augen nahm um sie sanft zu küssen. Er und Jasper wirkten ebenfalls sehr erleichtert, doch eine Sache machte mir noch Kopfzerbrechen „Fragt sich nur was Billy ihm noch sagen wird.“ „Er und Jacob sind schon weg.“ Ich sah überrascht und verärgert in seine goldenen Pupillen, die unheilvoll funkelten. Trotzdem war seine betörende Stimme ruhig „ Es gibt noch einige Dinge zu klären, aber für heute ist genug passiert denke ich. Wir müssen eh noch ein dringenderes Problem lösen.“ Er nickte mit dem Kopf zu Emilys Haus hinüber. „Die Tür“ Ich erstarrte vor Schreck, an meinen verheerenden Einschlag hatte ich gar nicht mehr gedacht. Das würde bestimmt noch ein paar Fragen aufwerfen. Wir schwiegen kurz, bis Jasper Augen plötzlich einen diebischen Ausdruck bekamen. Er hatte anscheinend einen Einfall. „Bin gleich wieder da“ war aber alles was er uns breit lächeln wissen ließ, dann verschwand er wie Billy im Zelt. „Was hat er vor?“ Edward grinste jetzt auch „Ein bisschen die Wahrheit manipulieren.“ Dann war Jasper wieder da. Zufriedenen hielt er seine geschlossene Faust hoch, mit der anderen schlug er in Edwards ausgestreckte Hand ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)