Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 31: Morgenstund ----------------------- „Und habe ich deine Erwartungen erfüllt?“ fragte Edward mit immer noch glühenden Augen, nachdem er seine Mahlzeit beendet und wie eine Fliege an der Wand wieder zu mir heraufgekrabbelt kam. Er guckte gespannt über den Rand der Böschung zu mir hoch, während ich immer noch auf den Knien vor ihm saß. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihm wirklich die Wahrheit sagen sollte, denn irgendwie klang es doch ein wenig krank, wenn ich zugab, dass es mehr als nur Faszination war, die ich bei seinem Anblick da unten empfand. Ich beschloss erst mal ein Teil der Spannung, die sich in mir aufgebaut hatte, los zu werden und griff wortlos nach seinem erwartungsvollen Gesicht. Sein verdutzter Ausdruck verwandelte sich rasch in ein begieriges Lächeln, als er meine Absicht erriet und seine köstlichen Lippen für mich öffnete. Mit kaum unterdrücktem Verlangen genoss ich seinen Geschmack, der unter dem Impuls der Jagt und dem frischen Blut in meinen Venen noch intensiver und damit noch gewaltiger war. Mein Verstand begann langsam aber sicher davon zu strömen, je mehr ich mich ihm hingab. Edward hatte sich, bei meinem immer heftiger werdenden Zuneigungsbeweis, erst an den überhängenden Grasbüscheln festklammern müssen, um nicht nach hinten zu fallen, dann aber schnell wieder die Kontrolle zurück gewonnen, in dem er kurz Schwung nahm, nach oben schoss und mich mit sich riss. Keuchend landeten wir auf dem dichten Moos, das unseren Fall wie eine Matratze abfederte, aber selbst wenn wir in einem Glashaufen gestürzt währen, hätte ich es nicht gemerkt. Dafür war ich schon viel zu berauscht. Selbst die sonst unstillbare Fülle an Geräuschen um uns herum verblasste, als wir uns erneut küssten. Plötzlich schob sich eine Idee in meinen vernebelten Kopf und ich drückte Edward, wenn auch nur mit äußerstem Wiederwillen von mir weg. Seine Miene war gleichzeitig enttäuscht und sorgevoll. „Was ist? Fühlst du dich irgendwie schlecht oder so?“ Er war einfach rührend. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf und lachte hell, damit er sah, dass ich vollkommen ehrlich war. „Nein, alles super,“ versicherte ich „aber ich hatte da gerade einen Einfall. Wie wäre es mit einer kleinen speziellen Jagt?“ In seinen jetzt wieder annährend Karamellfarbigen Pupillen standen zwei Fragezeichen. „Und was schwebt dir da so vor?“ Ich war mir sicher, dass er gar nicht merkte wie misstrauisch er klang. „Was willst du denn jagen?“ Ich lächelte schwach, nicht mehr ganz so von meiner Idee überzeugt wie vor ein paar Sekunden „ Nun ja, eigentlich dachte ich du jagst“ Seine filigranen Augenbrauen hoben sich fast bis zu seinem verwuschelten Haaransatz als ich noch hinzufügte „und zwar mich“ Erst starrte er mich stumm an, dann ließ er mit einem unterdrückten Seufzer den Kopf hängen. „Keine gute Idee?“ fragte ich vorsichtig und biss mir auf die Unterlippe. Anscheinend nicht, denn sein Kopf blieb gesenkt, als er weiter sprach. „Keine gute Idee“ hörte ich ihn dunkel murmeln, dann hob er wieder sein Gesicht zu mir. Ich schöpfte Hoffnung, denn der Anflug eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Auch wenn ich riskierte ihn damit doch noch zu verärgern musste ich noch wissen „Warum?“ Seine Augen begannen erneut fiebrig zu glänzen aber sein Ton war belustigt „Falls du es tatsächlich nicht bemerkt haben solltest, du bist immer noch meine Lieblingsdroge Bella.“ Plötzlich lehnte er sich vor, um dann mit geschlossenen Augen über meinem Hals genießerisch einzuatmen. Die Sehnen und Muskeln, an seinen Armen, auf denen er sich dabei abstützte, traten deutlich hervor. „Wenn du getrunken hast, ist es ein wenig schwächer, aber dennoch, bleibst du für mich die pure Versuchung.“ Hauchte er heißer „Da macht das Monster in mir keinen Unterschied, ob du ein Mensch oder ein Vampir bist.“ Seine hellen Lider, waren immer noch geschlossen, als er sein Gewicht verlagerte um eine Hand heben zu können. Seine langen weißen Finger berührten mein Gesicht so vorsichtig, als wäre es aus Glas. Mein Verstand fiel es wieder schwer seinen Worten zu folgen, die wie eine überirdische Musik in meine Ohren drangen „Wenn ich mich also auf dich als Ziel konzentriere und mich meinen Sinnen hingebe, lauf ich Gefahr, nein ich weiß das ich die Kontrolle verlieren werde.“ Ich war ehrlich verblüfft. „Aber ist das denn ein Problem, ich meine ich bin doch schon,“ Ich schauderte kurz bevor ich es aussprach „tot.“ Er lachte freudlos auf und strich mir zärtlich mit seinen Fingerspitzen über die Wange. „Das stimmt, aber auch wir können nicht existieren, wenn kein Lebenselixier in unserem Körper zirkuliert, außerdem hängt die Willensstärke von unserem, na ja Pegel ab. Ein ausgehungerter oder in diesem besonderen Fall ausgesaugter Vampir wird ein unaufhaltsamen Ungeheuer, das rücksichtslos alles vernichtet, was er finden kann.“ Er beugte sich nun ganz zu der Senke an meiner Kehle hinunter und meine Haut fing unter seinen weichen Lippen an zu kribbeln. Langsam wanderten seine Küsse höher und als er den Rand meines Ohres erreichte wandte ich stöhnend den Kopf zur Seite. Das Geräusch seiner krampfhaft zusammen gepressten Kiefer steigerte meine Begierde ins maßlose. „Und wie kommt es dann, dass du gestern von mir trinken konntest ohne die Kontrolle zu verlieren.“ Flüsterte ich schwach. Sein Atem kitzelte mein Gesicht als er mir ebenfalls flüsternd antwortete „Das war keine Jagt. Ich habe mich nicht dem Hunger überlassen nur dem totalen Genuss.“ Ich fühlte plötzlich die Spitzen seiner Zähne auf meinem Hals „So wie jetzt.“ Die ersten Strahlen der Morgensonne begann sich langsam durch die Stämme der Bäume zu schieben, als wir wieder am leeren Parkplatz ankamen. Ich zog zufrieden die frische Luft des neues Tages ein. Der Hunger, der letzte Nacht noch brennend in meinem Magen und danach im Wald gewütet hatte, war zu einer dunklen Erinnerung in meinem Gehirn geschrumpft, aber ich wusste, dass er mit jeder weiteren Stunde wieder näher in mein Bewusstsein dringen würde. Unaufhaltsam und unerbittlich. Edward, der hinter mir lief, faste mir auf einmal in die Haare und riss mich damit aus meinen trüben Gedanken. Die roten Strähnen glitten ihm durch die weißen Finger „Eine tolle Kombination“ stellte er schief lächeln fest und ich gab ihm recht. Das funkelnde Marmorweiß seiner Haut im Kontrast zu dieser unglaublichen intensiven Farbe war schon beeidruckend. Er verstaute die Rucksäcke wieder im Kofferraum und holte dann sein Handy hervor. „Mal schauen, ob wir den Vormittag nicht doch hier verbringen müssen.“ Zwinkerte er mir grinsend zu. Erst gefiel mir der Gedanke, die Schule heute ausfallen zu lassen und da weiter zu machen, wo wir vorhin aufgehört hatten, doch dann kam mir Charly in den Sinn und dass er bestimmt noch vor dem Wochenende darüber Bescheid wusste. Mit leicht angesäuerter Miene schaute ich in den fast wolkenlosen Himmel, doch das hinderte die Sonne auch nicht daran weiter munter auf uns herab zu scheinen. „Es zieht sich erst wieder gegen Mittag zu, also heute keine sportliche Herausforderung für dich.“ Gab Edward Alice Wetterbericht an mich weiter. Ich schlüpfte schnell in den kühlen Innenraum des Volvos. Kein Sport zu haben, schob meine Sorgen gegenüber Charlys Einwände gegen das Schuleschwänzen in den Hintergrund. Edward lenkte den Wagen trotzdem in Richtung Forks. „Was machen wir denn statt dessen?“ fragte ich gut gelaunt und streckte mich behaglich im Sitz aus. Schmunzelnd betrachtete Edward die Straße vor sich. „Was du genau machen wirst weiß ich nicht, aber ich werde heute Nachmittag mit Esme nach Port Angels fahren müssen.“ Ich musste so bestürzt aussehen, wie ich mich fühlte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal mehrere Stunden ohne ihn verbracht hatte. „Abends sind wir wieder zurück.“ Versicherte er mir schnell „Alice sagte mir, dass Esme Jemanden von der Firma treffen will, mit denen sie oft bei Restaurationsaufträgen zusammen arbeitet. Es geht da wohl um einen neuen Auftrag für den sie gebraucht wird und Verhandlungen lassen sich immer besser führen, wenn man die Gedanken seines Gegenübers kennt.“ Er ließt die Hände selbstzufrieden auf dem Lenkrad tanzen „Aber keine Sorge, Alice hat schon Pläne mit dir.“ „Mit mir?“ Verdutz setzte ich mich gerade hin. Wir waren bereits wieder auf der Höhe von Hole „Ja ich bin auch gespannt was sie vorhat“ Seine goldenen Augen kniffen sich auf einmal grüblerisch zusammen. „Doch sie bestand drauf eine Überraschung draus zu machen.“ Ich schürzte die Lippen. Bei Alice konnte man nie sicher sein, was einen als nächstes erwartet. Insgeheim hoffte ich aber inständig, dass ich nicht wieder als ein Versuchskaninchen für irgendwelche Haarfrisuren her halten musste. Es dauerte keine halbe Stunde, bis wir wieder auf die breite Einfahrt des Cullens Anwesens fuhren. Langsam zogen ein paar dichtere Wolken auf, aber noch immer glitzerte unsere Haut wie Tausende von Diamanten, so dass wir eiligst im Haus verschwanden, auch wenn die Gefahr praktisch nicht existierte, dass uns einer sah. Emmett kam schon breit grinsend die Treppe hinunter gestiefelt, als wir unsere Rucksäcke abstellten. „Na ihr beiden, hattet ihr Spaß ?“ Seine großen Teddybäraugen strahlten mich unverwandt an, bevor er mich einfach hoch nahm wie ein Kleinkind. „Erzähl Schwesterchen, wie war dein erstes Mal?“ Er wirbelte mich herum, so dass ich nur aus den Augenwinkeln Edwards leicht verkniffene Miene erkennen konnte. Ihm gefiel Emmetts lockere Art im Bezug auf diese unausweichlichen Ausflüge wohl gar nicht. Krampfhaft hielt ich mich in den weiten Ärmeln des Pullovers fest, den er anhatte. „Äh ganz gut, auch wenn es noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist.“ Diplomatie war wohl das richtige in diesem Fall. Emmett dröhnendes Lachen erschütterte die Fenstergläser. „Und darf man fragen, was dir zwischen die Zähne gekommen ist?“ „Reh“ hörte ich Edward tonlos sagen. Emmett hörte abrupt mit dem Herumgehwirbel auf und sah mich feixend an „Cool, ne ökologische Nische, von denen haben wir ja genug und Alice und Esme mögen die auch ganz gerne.“ Ich bemühte mich genauso fröhlich, wie er zurück zu grinsen, auch wenn mir das bei diesem Thema ein wenig daneben vorkam. Edward nahm mich sanft aber bestimmt aus den starken Armen seines gut gelaunten Bruders „Wie steht es denn mit dir und den anderen?“ fragte er rasch. Es klang extrem belanglos und machte trotzdem deutlich klar, das er ablenken wollte, aber anscheinend hatte er bei Emmett einen Nerv getroffen. Das breite Grinsen verschwand aus dessen kantigen Gesicht. Statt dessen warf er einen sorgevollen Blick über die Schulter hoch in Richtung der Zimmer. „Erwähn das Thema besser nicht heute, Jasper ist momentan nicht so gut drauf.“ Murmelte so leise, das es fast nur ein Hauchen war. Dann sah er Edward nur noch stumm an, bis dieser stirnrunzelnd nickte. „Verstehe, dann bleibt Alice wohl auch hier?“ Jetzt nickte Emmett und ich verstand nur Bahnhof. Edward rückte mich auf seinen Armen zurecht und marschierte dann mit mir die Treppe hoch. „Edward?“ Er sah mich fragend an „Nur so neben bei, ich kann auch selber laufen, wenn du mich läst.“ Er grinste nur und trug mich weiter in sein Zimmer. Dort angekommen setzte er mich sanft auf dem Sofa ab. „Was ist denn mit Jasper?“ Ich wusste nicht so recht ob meine Neugierde angebracht war oder nicht. Edward ließ sich Zeit mit der Antwort und zog sich zu meinem Entzücken vor mir um. Ich hatte schon fast meine Frage vergessen, als er wenige Minuten später in Jeans und weißem Hemd vor mir stand. Er beugte sich zu mir hinunter ließ seine Lippen sanft über meine gleiten. „Der Drang ist heute bei ihm besonders stark. In diesen Zeiten ist es das Beste ihn hier ein wenig zu verschanzen.“ Er richtete sich wieder auf und ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Wir haben es nicht so leicht damit wie du und er schon gar nicht.“ Mir war klar, dass ich nichts dafür konnte, aber trotzdem brannte in mir das Feuer des schlechten Gewissens. Es war noch keine vier Wochen her, dass ich zu einem Vampir geworden war, der abstinent leben wollte und damit dank eines unbeschreiblichen Ekels vor Blut nicht allzu viele Probleme damit hatte. Jasper hingegen bemühte sich für Alice nach Kräften und trieb sich dabei immer wieder an seine Grenzen „Meinst du ich kann zu den beiden hinüber gehen?“ Er wuselte mir liebevoll durch die Haare und ging dann zur Tür hinüber. Er war schon halb verschwunden, als er noch mal den Kopf ins Zimmer steckte. „Ablenkung ist genau das was er jetzt braucht und so lange du deine Haare nicht in die Sonne hältst“ Er grinste süffisant und ich streckte ihm die Zunge raus. 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