Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 40: Angriff ------------------- Alice Unruhe begann sich am Ende des Schultags dummerweise auch auf mich zu übertragen. Sally Miller verwandelte die Luft um mich sich herum in einen bittersüßen Dunst, als sie vor mir in das Gebläse der Lüftung trat, der dafür sorgte, dass ich bis zum Parkplatz das Atmen einstellte. „Wir können doch hier ein bisschen umherstreifen,“ Alice hatte mittlerweile die Gewalt über ihr Zwerchfell wieder bekommen, aber dafür zappelte sie unentwegt mit großen schwarzen Augen auf dem Rücksitz herum. Mein Magen entfuhr wie zur Antwort ein leises Fipsen, was Edward, der sie seit der Cafeteria unentwegt wachsam beobachtete, ein ungewolltes Lächeln ins Gesicht zauberte. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich euch zwei nicht besser schnell nach Hole fahren soll, bevor noch jemand seine guten Manieren vergisst.“ Er sah dabei Alice an, die leicht abwesend auf ihrer Unterlippe kaute. Ihre glatte Porzellanstirn schlug eine kleine Kerbe zwischen ihre feinen Augenbrauen, dann grinste sie plötzlich selig. „ Keine Angst, wir machen keine Dummheiten, wenn du Bella und mich beim Anfang vom Wald raus lässt. Dann schaffen wir es auch rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Die Sonne kommt nach her noch raus.“ Jetzt hatte Edward Falten über den Augenbrauen. „Euch zwei alleine lassen?“ sagte er skeptisch und Alice und ich verschränkten abwehrend die Arme vor der Brust. Sie aus Trotz, ich hingegen weil mich der Grund für Edwards Beschützererhalten wieder einmal erschaudernd ließ. Die Jungs aus La Push hatten sich bis heute nicht mehr blicken lassen. Ein Umstand der mich bezüglich ihrer Drohungen mehr beunruhigte, als wenn sie ständig um das Haus streifen würden. Es gab einem das ungute Gefühl einer trügerischen Sicherheit, die langsam an meinen Nerven nagte. Mittlerweile zählte ich bereits die Tage bis zu unserer Abreise. Nachdem Charly wieder in Forks Dienst schob, war die Informationsverbindung zu Billy und Jacob auch vollkommen zum erliegen gekommen. Er fuhr zwar regelmäßig am Wochenende bei den ihnen vorbei, aber es war natürlich in dieser Hinsicht nicht viel brauchbares über ihn in Erfahrung zu bringen. Ein paar mal hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt mit Emily Kontakt auf zu nehmen, doch diese Idee scheiterte schon im Ansatz, denn sie wohnte bei Billy und verließ weder das Haus, noch das Reservat. Das einzigste was ich von Charly erzählt bekommen hatte war, das Jacob und seine Freunde wohl zum Abschlussball kommen wollten, aber ganz Sicher war er sich dann auch nicht. Edward war diesem Umstand zwar mittlerweile auch nicht mehr so lässig gegenüber eingestellt wie zu Anfang, doch er und auch der Rest der Familie blieb bei ihrem Standpunkt, dass das Ereignis des Abschlusses nicht dadurch beeinträchtig werden durfte. „Wir sind keine zwei Meilen von euch weg, also übertreib es nicht mit der Vorsicht.“ Spottete Alice „Selbst wenn wir gestört werden sollten, könnt ihr immer noch zu unserer Rettung eilen.“ Sie kicherte wieder albern und sowohl Edward wie auch ich verdrehten die Augen. „ Na schön, aber beeilt euch!“ „Ich war noch nie ohne dich ....unterwegs“ warf ich verzagt ein. Die Vorstellung gefiel mir auch nicht besonders, denn Jagen war und blieb für mich einfach ein notwendiges Übel, dass nur durch Edwards persönliche Note einen verlockenden Reiz bekam. Seinem wehmütigen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien ihm etwas ähnliches durch den Kopf zu gehen. Wir hatten den Wald erreicht und hielten an.„Ich bring den Wagen weg und komm dann auch o.k.?“ Ich nickte erleichtert und beeilte mich dann auszusteigen, denn Alice war schon wie ein witternder Jagdhund ins Unterholz verschwunden. „Hey warte gefälligst!“ rief ich ihr nach und konzentrierten mich allein auf ihre Bewegungen, doch es war trotzdem nicht einfach ihrer Spur zu folgen, da sie sich zickzackartig fortbewegte. Anscheinend wechselte sie immer wieder die Fährte. Suchend wandte ich den Kopf hin und her, während um mich herum die Geräusche des Waldes immer lauter und lauter wurden. Ich konnte mich nicht noch mehr meinen Sinnen überlassen, denn das bedeutete Kontrollverlust und das Tier in mir Knurrte bereits verheißungsvoll. „Alice?“ Ich hörte sie nicht mehr. Über mir kreischten ein paar Vögel ohrenbetäubend laut, bis ich wütend meine Hände an den Kopf presste. Na gut, es nützte nichts. Erst wenn das Tier bekam, was es wollte würde ich mich wieder ohne Verlust der Selbstbeherrschung konzentrieren können. Ergeben schloss ich die Augen, wartete eine Sekunde und zog dann die Luft ein. Wieder flog ich durch den Tunnel dem verlockenden Saft entgegen, aber dieses mal spürte ich dabei meinen Körper, der wie ein Blitz über den Waldbogen rannte. Vor mir teilten sich die Bäume, als würden sie mir ausweichen, bis ich auf den riesigen schwarzen Elch traf, dessen große braune Augen mich erschrocken ansahen, bevor ich gegen ihn knallte und ihn damit mühelos von seinen langen Beinen holte. Krachend fielen wir ins trockene Holz und sein ersticktes Röhren vermischte sich mit dem aufgeregten Schreien der aufgescheuten Tiere um uns herum. Ein Elch besaß eindeutig mehr Blut, als ein Reh, aber der köstliche, heiße Strom versiegte auch hier viel zu schnell. Mit dem letzten donnernden Schlag des Herzens war es vorbei. Benommen warf ich den Kopf in den Nacken um den Nachhall des Geschmacks so lange wie möglich zu genießen, bis der Gestank und damit der Ekel alles wieder überdeckte. Die Kraft des leblosen Tiers vor mir durchströmte dabei meine Muskeln wie der warme Sonnenstrahl das Blätterdach der Bäume um mich herum und verwandelte das gierige Monster in ein zufrieden brummelndes Tier, dass sich in seine Höhle zurückzog. Vor meinen geschlossenen Lidern tanzten immer noch helle Sterne, deren Glanz mich in Entzücken versetzten, als ein dunkler Nebel sie je auslöschte. Ein zäher, übel riechender Nebel. Ein Nebel bestehend aus nassem Hund! Entsetzt riss ich die Augen auf und sprang hoch, wobei ich mich fast noch in den toten Beinen des Elchs verhedderte. Panisch suchten meine Augen das grüne Dickicht um mich herum ab. Meine Ohren fingen jedes Geräusch auf, jedes Blätterrascheln das sich um mich herum vollzog durchzuckte mein Gehirn, wie eine glühende Nadel, während es fortlaufend schrie Werwolf! Werwolf! Doch kein behaartes, zähnefletschendes Ungeheuer durchbrach das Unterholz um sich auf meine Kehle zu stürzen. Ich versuchte meine Angst und meinen zitternden Körper unter Kontrolle zu bekommen, der sich wie von selbst kampfbereit anspannte. Sie waren hier! Irgendwo in der Nähe, aber wo und was viel wichtiger wie weit waren sie von mir weg? Unsicher was ich tun sollte machte ich einen schwankenden Schritt nach vorne. Mir kamen Sams alte Taktiken in den Sinn, mit denen sie im Frühjahr Victoria zu fangen versucht hatten. Einkreisen, den Ring immer enger ziehen und sich dann gemeinsam auf die Beute stürzten! Aber um mich herum herrschte immer noch eine gefährliche Ruhe, die mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Kein verräterischer Laut war zu hören, als plötzlich... Ein schriller, hoher Schrei zeriss die Luft und ich gefror in einer Sekunde zu einer bewegungslosen Statue. Mein Ohr und mein Gehirn hatten gemeinsam herausgefunden, dass dieses furchtbare Geräusch keine Meile von mir entfernt sein konnte. Keine Meile, hieß ich saß in der Falle. Kaum war diese Erkenntnis in mein Bewusstsein gedrungen, da wurde mein Arm gepackt und zur Seite gerissen. Mein erstickter Aufschrei brach abrupt ab, als ich Alice hasserfülltes Gesicht vor mir erkannte. Ihre schwarzen Augen sprühten schier Funken. „Mistviecher!“ knurrend fletschte sie ihre aufgerichteten Fangzähne. Es war deutlich zu merken, dass auch sie unsere aussichtslose Lage erkannt hatte. Wir standen vor einer kräftigen Zeder in deren dicke zerklüftete Rinde die kleine Vampirin mit einem mal ihre gekrümmten Finger versenkte. „Los schnell rauf da!“ herrschte sie mich an um dann flink wie ein Eichhörnchen in Richtung Krone davon zu huschen. „Alice! Hilflos sah ich ihr nach, völlig ratlos wie ich ihr folgen sollte, doch dann knirschte hinter mir etwas mit den Zähnen und ohne noch länger nach zu denken erklomm ich ebenfalls den Baum. Erstaunt über meine neuentdeckten Fähigkeiten, ich fühlte mich beim Klettern leicht wie eine Feder, wobei ich früher nicht einmal eine Leiter ohne Unfälle raufsteigen konnte, balancierte ich auf einem dicken Angst neben Alice die mit angespannter Miene den Boden unter uns absuchte. Das unerwartete Auftauchen des Rudels brachte sie ebenfalls vollkommen aus der Fassung. Ihr ging bestimmt die gleiche Frage durch den Kopf wie mir, wie konnten sie so dicht ans Haus herankommen ohne von Edward bemerkt zu werden? Dann gab es einen zischenden Laut und unter uns huschte ein riesiger Ball aus Haaren hinweg, um dann wieder aus unserem Blickfeld zu verschwinden. Ich beugte mich überrascht vor. Was war das denn? Der Fellball kam mit lauten Wütgebrüll zurück und als er kurz unter uns verhaarte, erkannte ich das er aus grauem und rotem Fell bestand, dass sich fest ineinander verschlungen hatte. Es knurrte und jaulte ohrenbetäubend und ein paar mal zitterte der Baum beängstigend, als der Ball gegen ihn prallte. „Was machen die da?“ zischte Alice verwirrt zu mir herüber, doch ich konnte nur zitternd mit den Schultern zucken. Ganz offensichtlich war Jacob der rote Wolf mit einem seiner Mitglieder in Streit geraten und wir standen gerade nicht im Mittelpunkt ihres Interesses, denn sie würdigten uns keines Blickes, doch das würde sich bestimmt jede Sekunde ändern und was dann passieren würde, wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Bestimmt heizte ihr kleiner Kampf sie noch zusätzlich an. Sie schnappte und jaulten abwechselnd, je nach dem, wer von ihnen gerade die messerscharfen Zähne des anderen zu spüren bekam und mir stieg neben ihrem üblichen bestialischen Geruch noch der von frischem Blut in die Nase. Plötzlich schien die Situation entschieden zu sein, denn der rote Wolf, der den grauen in seiner Gesamtgröße ein wenig überragte, hatte die Oberhand gewonnen und stellte sich nun mit gebleckten Fängen über seinen Gegner. Der Andere winselte kurz und zeigte seine Kehle, eine typische Geste der Unterwerfung, die den anderen eigentlich anzeigte, dass er gewonnen hatte. Ich atmete absurderweise erleichtert auf, froh darüber das Jacob nicht schwer verletzt zu sein schien um im nächsten Augenblick zu kapieren, dass er gleich versuchen würde über uns herzufallen. Jacob, mein ehemals bester Freund. Der rote Wolf zog sich von seinem geschlagenen Gegner zurück, doch dann passierte etwas vollkommen bizarres. Wie auf ein geheimes Zeichen sprang ein zweiter Wolf aus dem Gebüsch und fiel rücklings über den Jacob her! Mein Augen weiteten sich vor blanken Entsetzten, als der eben noch geschlagene erneut mit triumphierenden Geheul dazu stürzte und sie ihn gemeinsam unter sich begruben. „Nein!“ Ich war so über das was ich da sah schockiert, das kaum ein Laut über meine Lippen kam. Das war kein einfacher Streit mehr, sie griffen ihn gezielt an und nicht um ihn zu verletzten, sondern um ihn töten! Das Rudel, sein Rudel war dabei Jacob umzubringen. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nach zu denken ließ ich mich von dem Ast gleiten, auf dem ich saß. „Bella, nein!“ Alice spitzer Schrei hallte von den umstehenden Bäumen wieder, doch es war zu spät. Geschmeidig wie eine Katze landete ich auf dem Rücken des ersten grauen Wolfes, der immer noch unentwegt nach seinem wehrlosen Opfer schnappte. Das Knurren, das mir aus der Brust kam, ließ meinen gesamten Oberkörper vibrieren, aber ich achtete nicht darauf. So bald ich das gesträubte Fell unter mit spürte packte ich zu. Der Wolf schrie überrascht auf und riss den Kopf hoch. Vor mir tauchte der blutende Leib des roten Wolfs auf und wie schon damals beim Anblick des Motorrads sah ich buchstäblich rot. Ich konnte das sterbende Herz schlagen hören, es wurde immer leiser und meins dafür immer schneller. Oh nein, nein das durfte nicht passieren, nicht Jacob! Bestialisch Fauchend schlug ich meine Zähne in den gespannten Nacken des Monsters unter mir, der darauf hin anfing zu schreien. Danach versuchte er verzweifelt mich abzuschütteln. Er sprang im Kreis, drehte sich, doch er hatte keine Chance. Ich hatte mich regelrecht in ihn verbissen. Wie ein festgesaugter Blutegel hing ich an ihm. Das widerlich stickende und entsetzlich schmeckende Blut sprudelte mir in den Mund und ich bot all meine Kräfte auf um nicht vor Ekel los zu lassen. Erst wenn sie ihn nicht mehr angreifen schrie ich mich selbst an, erst dann. Doch dann spannte sich plötzlich etwas um meine Taille, das nach dem Gefühl zu urteilen, die Konsistenz von Stahlseilen hatte. Sie rissen mich chancenlos mit sich mit um mich fast zweihundert Yards weit auf den Boden zu schleudern. Stöhnend versuchte ich das Bild vor meinen Augen zu ordnen und dabei gleichzeitig wieder auf die Beine zu kommen, doch ich wurde fest zu Boden gedrückt. „Bleib wo du bist!“ fauchte mir Edward wutentbrannte Stimme ins Ohr und ich erkannte endlich das es seine kräftigen Arme waren, die mich einwickelten und damit vollkommen bewegungsunfähig machten, doch ich probierte es trotzdem gegen ihn an zu kämpfen „Nein, wir müssen ihm helfen sie bringen ihn um!“ keuchte ich verzweifelt, weil mir zum Sprechen einfach die Luft fehlte. Doch als Antwort bekam ich nur ein markerschütterndes Brüllen zu hören, das Edward in Richtung der Wölfe los ließ. Blinzelnd linste ich unter seinem Kinn vorbei, darauf gefasst gleich eines der pferdegroßen Biester auf uns zu rasen zu sehen, doch der Wald vor uns war leer. Sie waren fort, bis auf einen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)