Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 44: Ein besonderer Tag ------------------------------ Als Charly weit nach Mitternacht wieder aus dem Krankenhaus zurück kam, zogen wir uns in mein altes Zimmer zurück. Dort mussten Edward und ich uns dann auch noch schlafend stellen, weil Charly überraschender Weise seinen Kopf durch die Tür steckte, aber ohne dem hätte ich wohl nie erfahren, dass Emmett tatsächlich mit seiner wuchtigen Gestalt in meinen Schrank passt. Während ich mit geschlossenen Augen dem leicht schnellen Herzschlag meines Vaters an der Tür lauschte, fragte ich mich schon was in ihm vorging, aber auch dieses mal traute ich mich nicht Edward danach zu fragen, mir würden die Antworten unter Garantie nicht gefallen. Als die Dämmerung aufzog surrte Edwards Handy. Wir saßen zu dritt auf dem Fußboden und spielten mittlerweile die sechste Runde Schiefeversenken. Das Spiel hatte ich zwar nie sonderlich gemocht, aber es war das einzigste was man mit ein paar Stiften und ein paar Zetteln zustande bringen konnte. Zu erst hielt ich Emmetts stark konzentrierte Miene für reichlich übertrieben, aber dann ging mir nach der ersten Runde ein Licht auf. Er musste tatsächlich viel mehr aufpassen als ich, denn er musste seine Gedanken vor Edward so gut es ging geheim halten, ansonsten war das Spiel vorbei, bevor es angefangen hatte. „Lass mich raten,“ wandte ich mich an den zauberhaften Vampir neben mir mit dem Engelsgesicht, als Emmett mal wieder leise vor sich hin fluchte „warum du immer bei Gesellschaftsspielen Klavier spielen sollst“ Er grinste mich schelmisch an, „Dabei werden sie immer besser darin mir was vor zu machen.“ Dann hielt er sich das kleine silberne Ding ans Ohr „ Das war Alice, wir müssen zurück, die Sonne kommt heute früh durch.“ Informierte er uns nach einem sehr kurzen Gespräch. Emmett sprang ungewöhnlich leichtfüßig für seine Statue auf die Füße und streckte sich brummelnd. „Na super und wie kriege ich jetzt meinen Smoking noch aus der Reinigung abgeholt?“ Mich plagten ganz andere Sorgen als ein blöder Anzug und die Zeugnisübergabe, die heute Nachmittag statt fand. „ Aber wir können Charly doch nicht hier ungeschützt alleine lassen, was ist mit dem Rudel?“ Edward verzog unwirsch den Mund. „Vertrau mir, die haben heute Vormittag andere Dinge vor.“ Mir lief bei diesen düsteren Worten ein eisiger Schauer über den Rücken, der hünenhafte Vampir neben mir ließ dagegen erfreut seine Muskeln spielen, er war wohl der einzigste von uns allen, der sich auf den Abend freute „Aber sie werden doch nicht schon zu der Entlassungszeremonie kommen oder? Da werden alle Eltern zu gegen sein.“ Ich wollte mir gar nicht ausmalen was dort passieren konnte. Ein Blutbad, ein Supergau! Doch Edward schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, sie kommen erst zum Ball. Für sie ist die Dunkelheit genauso wichtig wie für uns, wenn die Situation außer Kontrolle geraten sollte.“ „Himmel!“ stieß ich mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor. „Warum tun wir das? Warum dieses Risiko für all diese Menschen hier?“ Emmett hüstelte kurz, als wenn er sich verschluckt hatte und Edwards schmale Augen huschten kurz über mich hinweg, bevor er ebenfalls aufstand und mir seine Hand reichte. „Eine Nacht noch Bella“, hörte ich ihn murmeln, dann sagte er nichts mehr. Emmett lief vor uns zurück, während Edward und ich noch warteten, bis Charly aufstand um ihm zu sagen wann und wie die Entlassungsveranstaltung statt fand. Er nickte abwesend zu meinen Worten und nippte dabei an seinem Kaffee, den ich wie das übliche Frühstück auf dem Küchentisch für ihn hergerichtet hatte. Edward ruckte mit den Augen zum Fenster um mir zu bedeuten, dass die Sonne bereits durch die Wolken brach. Ich beeilte mich „O.k. Dad, dann sehen wir uns um zwei Uhr vor der Turnhalle, dann können wir gemeinsam rein gehen. Erst spielt die Schulband ein paar mehr oder weniger gut eingeübte Musikstücke und dann hält der Direktor noch eine kleine Rede. Zum Schluss kriegt jeder sein Zeugnis und einen feuchten Händedruck und dann ist es auch schon vorbei.“ Charly, der bei meiner Aufzählung bereits mit den Spiegeleiern beschäftigt war, lachte plötzlich erstickt auf und hielt sich die Hand vor dem Mund. „Entschuldige Bells, aber bei dir klingt es, als wenn es sich um einen unangenehmen Zahnarztbesuch handelt den wir vor uns haben und nicht um ein wichtiges Ereignis in deinem Leben.“ Ich kriegte tatsächlich ein halbwegs ungezwungenes Lächeln zustande. Wenn er doch nur wüsste, dass das bereits hinter mir lag. „Na ja, ich glaub, was solche Pflichtveranstaltungen angeht, sind wir zwei wirklich aus einem Holz.“ Er lachte wieder und tat dann etwas wirklich vollkommen unerwartetes. Er beugte sich plötzlich zur Seite und schlang seine Arme um meinen Hals. Edward machte angespannt einen Schritt auf uns zu, aber ich war so von Charlys unerwarteten Gefühlsausbruch überrumpelt, dass ich nur stocksteif da sitzen konnte, bis er mich wieder los ließ. „Ich bin wirklich Stolz auf dich mein Schatz, wirklich stolz.“ Murmelte er mit merkwürdig kratziger Stimme. „Danke Dad“ war alles was ich raus brachte. Ich erwartete einen merkwürdigen Blick, irgendein Kommentar, aber er sagte nichts, sondern wandte sich wieder seinen Eiern zu „Schade, dass deine Mutter nicht kommen kann, aber wenn Phil natürlich ein Spiel in Las Vegas hat.“ Erstaunlich wie schnell seine Stimmung wechseln konnte. Gerade noch vollkommen gerührt, jetzt schon wieder sarkastisch. Auch wenn ich selbst ein wenig darüber enttäuscht war, das Mum nicht kommen konnte, wollte ich nicht dass er so was sagte. „Hör auf Dad, sie hat sich doch tausendmal entschuldigt, außerdem fahre ich noch mal zu ihr, bevor ich nach England fliege.“ Er ließ noch mal die Gabel sinken. „Wann geht das überhaupt los?“ „Im August. Wir müssen uns ja noch die Unterkünfte und so weiter kümmern.“ „Richtig“ Seine Augen bekamen einen fast schon traurigen Ausdruck „Gar nicht mehr lang hin“ konnte ich ihn flüstern hören. Edward räusperte sich und machte mich noch mal auf seinen Anzug aufmerksam den er noch dringend aus der Reinigung abholen musste. Ich war froh aus der Küche heraus zu kommen, noch länger hätte ich Charlys Blick nicht ertragen. Edward holte wirklich alles aus dem Volvo raus, um so schnell wie möglich aus der Stadt zu kommen. Die verräterischen hellen Strahlen tanzten schon auf der Motorhaube, als wir die Straße verließen und in den versteckten Weg einbogen. „Zieht es denn wirklich bis zwei Uhr wieder zu?“ fragte ich skeptisch und warf einen Blick zum fast schon wolkenlosen Himmel. Edward fuhr schurr grade auf die Auffahrt. „Du kannst dem Alice Cullen Wetterbericht voll und ganz vertrauen. Die Leute werden sich zwar böse darüber aufregen, aber uns kann das ja egal sein nicht war?“ Mein Blick fiel beim Aussteigen auf das geschlossene Garagentor „Was machen wir mit Jake heute Abend?“ „Carlisle und Esme bleiben hier“ bekam ich als knappe Antwort zu hören, was mich davon abbrachte das Thema Jacob noch weiter zu vertiefen. Ich würde Morgen damit anfangen schwor ich mir selbst. Heute wollte ich die Stimmung nicht noch zusätzlich anheizen. Um mich selbst wieder ein Bisschen aufzuheitern, griff ich nach Edwards schmalen Fingern um seinen Handrücken einen sanften Kuss auf zu drücken. Ich lachte in sein überraschtes Gesicht „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“ Er schenkte mir sein liebstes Lächeln. „Nein, aber ich weiß wie sehr ich dich liebe und das alles worüber ich Gewissheit brauche.“ Damit beugte er sich nach unten und strich mit seiner Unterlippe sanft über meine. „Hey könnt ihr vielleicht auch mal an was anderes denken?“ ertönte es plötzlich aus dem Fenster über uns. Stöhnend hob Edward wieder den Kopf „Alice nicht jeder setzt seine Prioritäten so wie du und außerdem haben wir noch jede Menge Zeit um uns für den heutigen Anlass schön zu machen.“ Die schwarzhaarige Vampirin runzelte nur verdrießlich die Stirn. „Du hast leicht reden, du muss ja auch nur einen Anzug anziehen, uns kostet es erheblich mehr Arbeit.“ Mein Kopf sank an Edwardsbrust „Oh nein, sie wird mich wieder raus putzen wollen, hilf mir, bevor ich gleich wieder zum Versuchskaninchen mutiere. Er kicherte leise in mein Ohr „Tut mir Leid Bella, ich fürchte, da ist keine Rettung möglich, aber denk dran wie fantastisch du beim letzten mal ausgeschaut hast, wobei,“ Plötzlich wurde seine Stimme rau wie Sandpapier „Ich sollte noch mal bei Tyler vorbei schauen und ihn davon überzeugen, dass er besser den Abend vor dem Fernseher verbringt. Es könnte sonst möglicherweise zu einen bösen Unfall kommen.“ Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, nahm mich Alice gleich nach unserem Eintreten in Beschlag. Sie gab mir nicht einmal die Zeit in die Garage zu gehen um nach Jake zu sehen, sondern verfrachtete mich sofort ins Badezimmer um meine Haare auf riesige Lockenwickler zu drehen. „Der schläft noch“ knurrte sie nur und ich musste mich wohl oder übel damit geschlagen geben, wenn ich nicht riskieren wollte von ihr mit einer Haarbürste malträtiert zu werden. Nach zwei Stunden, von mir allerdings gefühlten zwanzig, erhielt ich bereits die dritte Ladung Wimperntusche ins Gesicht. Meine Haare waren zu diesem Zeitpunkt zu einer atemberaubenden Lockenmähne mutiert, die in großen Schwüngen über meine Schultern fielen. Als Rosalie zu uns ins Bad gehuscht kam bereitete mir ihr anerkennender Blick mehr Vergnügen als es eigentlich sollte. „Übertreibt es nicht, sonst laufen die Jungs der Schule noch Amok“ grinste sie. Wir kicherten wie kleine Kinder und ich hatte tatsächlich eine ungewöhnlich gute Laune mit der ich mich schließlich dran machte mich für den Nachmittag umzuziehen. Nur ein winziger Rest von schlechtem Gewissen gegenüber Jake blieb in meinem Hinterkopf zurück, aber den verbannte ich. Edward hatte recht, dass war ein besonderer Tag, einer von den letzten hier . Ich entschied mich für einen neuen knielangen blauen Rock und eine weiße ärmellose Bluse, die man unter dem Talar eh nicht sehen konnte. Ich drehte mich prüfend vor dem Spiegel, der in der Innenseite von Edwards Schrank hing, eigentlich war ich ganz zufrieden mit dem was ich sah, aber Edward der bereits fix und fertig und unsagbar gut aussehend auf dem Sofa saß, musterte mich mit unverhaltender Skepsis. Zerknirscht wandte ich mich zu ihm um „Was ist? Sieht das nicht gut aus?“ unsicher zupfte ich jetzt an der eigentlich perfekt sitzenden Bluse herum, bis er mich spitzbübisch grinsend zu sich winkte. Das Gold in seinen Augen schien fast schon flüssig. „Du siehst großartig aus, für mich persönlich zu gut für die Kerle da draußen, die mich gleich wieder an den Rand meiner Beherrschung bringen werden, aber das nur neben bei, nur ich finde da fehlt noch was. Er stand ruckartig auf, packte mich bei den Schultern und drehte mich um. „Hey, was machst du?“ Mein Prostest wurde von seinen weichen Fingern an meinem Hals erstickt. Er hatte was in den Händen, was er mir geschwind umlegte. Mir blieb für eine Sekunde die Luft weg, als ich es im Spiegel sah. Eine silberne Halskette deren feine Glieder von blauen Perlen durchbrochen wurde. Sie war wunderschön. Fassungslos drehte ich mich wieder um, um in seine begierigen Augen zu blicken „und gefällt sie dir?“ „Sie ist unbeschreiblich, die muss ein Vermögen gekostet haben!“ Hilflos verdrehte er die Augen zur Decke. „Oh man Bella, das ist ein Geschenk, zum Abschluss deiner High School Karriere. Nehme es einfach als solches hin o.k.? Keine Grundsatzdiskussion bitte.“ Beschämt zog ich die Schultern ein, er hatte recht, heute sollte ich meinen Stolz vielleicht ausnahmsweise mal zu Hause lassen, es war ja schließlich kein Sportwagen oder ein Flugzeug womit er mir eine Freude machen wollte. Ich griff noch mal nach der Kette „Danke schön“ hauchte ich und er fasste schmunzelnd nach meinem Kinn „Gern geschehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)