Destinatum von Daedun (oder wie es weitergeht) ================================================================================ Kapitel 46: ------------ Das letzte mal, als ich einen dieser langen, mit weißem Linoleum ausgelegten, Gänge hinunter gelaufen war, hatte ich dank Edward einen Unfall überlebt, der mich letzten Ende davon überzeugt hatte, dass er nicht das war, was er mir damals versucht hatte weiß zu machen. Ich verlor mich kurz in der Erinnerung daran. „Ich will die Wahrheit wissen“ hatte ich damals von ihm gefordert und ich hatte sie wenig später tatsächlich erfahren. Die alles verändernde Wahrheit. Wir marschierten an dem erleuchteten Schwesternzimmer vorbei. Hinter der erste Tür, die sich dahinter befand lag Billy. Ich konnte seine dunkle Stimme hören, bevor Charly die schwere, breite Tür öffnete. Ich atmete bei dem Anblick, den meine Augen einfingen, unweigerlich tief ein. Jacobs Vater lag in einem der vier Betten, die den engen Raum fast vollständig ausfüllten. Seine silbrig, grauen Haare lagen wie ein breiter Schal um seinen Kopf, als er sich nun mit dunklen, verengten Augen zu uns umdrehte. Die unzähligen Falten, die seinem Gesicht schon den Schnitt eines alten zerfurchten Baumes gaben, schienen sich noch tiefer in die matte Haut eingegraben zu haben. Ein Stich durchfuhr meine Brust, der Stich des schlechten Gewissens und die Gewissheit daran schuld zu sein. Emily, die regungslos auf einem der Plastikstühle gesessen hatte, war bei unserem eintreten aufgestanden. Ihre Mandelaugen musterten mich mit der gleichen Faszination wie bei unserer ersten Begegnung nach ihrer Entlassung in Charlys Küche. Erst als Charly sich umständlich räusperte, viel mir auf, das keiner etwas sagte. „Hallo Billy, Emily, ich hoffe es ist o.k., dass wir einfach so ohne Voranmeldung hier einfallen?“ Er lachte kurz um die doch fühlbar angespannte Situation aufzulockern. Emily verstand seine Absicht und die unversehrte Seite ihres Gesichts verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Du störst doch nie Charly, kommt rein. Hallo Bella meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Highschool Abschluss.“ Ich lächelte ebenso schief zurück „Danke Emily“ Dann wagte ich es endlich Billy wieder an zu sehen. Er nickte leicht mit dem Kopf. „Hallo Bella auch ich gratuliere dir.“ Seine Stimme klang erschreckend ungewohnt. Nicht dunkel und rau, sondern brüchig, wie ein alter vertrockneter Ast. Ich schluckte, weil mich erneut der Stich durchfuhr. Jacob hatte beim ersten mal nicht anderes gelungen, als er in der Garage das Bewusstsein wieder erlangt hatte. Zwei verletzte Menschen, die sich wegen mir fast zerstört hatten. „Charly,“ durchbrach Emily die erneut aufgetretene Stille, „ich habe einen Apfelkuchen mitgebracht, hilfst du mir schnell Teller, Tassen und Kaffee dazu aufzutreiben?“ Charly, der immer noch im Türrahmen gestanden hatte, verstand erstaunlich schnell ihren Wink, was mich ohne Zweifel ließ, dass dieses Treffen von den dreien schon länger geplant war. Somit verschwanden die zwei aus dem Zimmer und ließen mich und Billy allein zurück. Vor dem großen, weiten Fenster des Krankenhauses konnte ich im trüben Licht der Dämmerung eine Schar Pelikane am Himmel vorbei fliegen sehen. Unschlüssig darüber ob ich oder Billy das Gespräch anfangen sollte, starrte ich sie noch eine weile stumm an, bis Billy leise stöhnte. Mein Kopf schnellte blitzartig zu ihm herum, anscheinend zu schnell für seine Augen, denn er verhaarte augenblicklich in seiner Bewegung. Er hatte sich aufrichten wollen, was ihm offensichtlich nicht ganz schmerzfrei gelang, aber jetzt blickte er mich nur mit Schreck geweiteten Pupillen an. Wie ein Reh, schoss es mir durch den Kopf und meine Kehle flammte für den Bruchteil einer Sekunde auf. „Entschuldige“ sagte ich schnell um mich abzulenken und ihn zu beruhigen. Langsam sank er zurück in die Kissen, doch sein Blick blieb unverwandt auf mich gerichtet. So verstrichen wieder ein paar Sekunden, bis mich vorbei eilende Schritte auf dem Flur daran erinnerten, dass Charly und Emily nicht ewig zum Kaffeeholen brauchen würden. „Jacob lebt,“ beeilte ich mich deshalb rasch zu versichern „er erholt sich bei uns.“ Wenn Billy gerade erschrocken ausgesehen hatte, dann war er jetzt gerade zu entsetzt. „Was soll das heißen er ist bei euch?“ rief er krächzend. Ich hob überrascht und leicht wütend über seine Reaktion eine Augenbraue. „Wir haben es vorgezogen ihn nicht im Wald sterben zu lassen, wie seine angeblichen Freunde es vorhatten.“ Erwiderte ich kühl. Jacobs blutüberströmter Wolfskörper hatte sich in meinem Gedächtnis eingebrannt und würde dort wohl auch für immer hängen bleiben. Billy fiel jetzt ein wenig der Unterkiefer nach unten, als ich ihm erzählte was wirklich passiert war. Keine Ahnung, was die Jungs ihm für eine Geschichte aufgetischt hatten, doch an seiner Reaktion konnte man ablesen, dass sie sich wohl deutlich von der Wahrheit unterschied. „Spätestens Morgen ist er wieder vollständig gesund,“ versicherte ich Billy, was immer auch danach kommen würde. Der alte Indianer schwieg mit versteinerter Miene, aus der ich nicht ablesen konnte was meine Worte bei ihm bewirkten. Ich dachte schon das unsere eher einseitige Unterhaltung damit beendet sei, als er doch noch mal an fing zu sprechen. „Bereust du denn gar nichts Bella?“ Ich hatte wieder aus dem Fenster gestarrt hinter dem die Dunkelheit schon fast vollständig aufgezogen war zusammen mit dem gleißenden weißen Mond, der voll und ganz am Himmel stand. Bereuen. Schon wieder dieses Wort „Ich bereue vieles Billy. Ich bereu das ich nicht gleich darauf bestanden habe nach meiner,“ ich stockte kurz bei dem Wort „Entscheidung von hier fort zu gehen, weil es Jacob sehr viel Leid erspart hätte, aber ich bereue nicht den Weg den ich gegangen bin, auch wenn dieser Weg alle anderen verschließen wird.“ Billy verzog wütend die Stirn „Und was ist mit deinem Vater und deiner Mutter? Bedeuten sie dir denn gar nichts mehr?“ Keine Ahnung ob er wusste, wie empfindlich er mich damit traf. Der Stich in meiner Brust wurde unerträglich, doch ich schaffte es irgendwie den Schmerz vor ihm zu verbergen. Ihm wollte ich diese Genugtuung nicht gönnen. Doch bevor ich ihm darauf antworten konnte, betrat Charly auch schon wieder das Zimmer. In seinen Händen ein riesiges Tablett mit Geschirr. Billy sah aus, als wenn er noch mehr Fragen hätte, aber er presste die Lippen aufeinander, als wenn er sie damit daran hindern wollte einfach so aus ihm heraus zu sprudeln. Mit konzentrierten Bewegungen half ich Emily den Kaffee und den Kuchen zu verteilen. Ich wollte ihm keine Antworten mehr geben, denn sie würden mir selbst nicht gefallen. Wie sollte ich ihm erklären, dass meine Gefühle für Charly und Renée dabei waren zu vergehen, wie die Blätter an einem Baum, wenn der Herbst kommt und sie fort reißt, damit neue sprießen konnten. Das meine Erinnerungen an sie jetzt schon langsam verblassten, ohne das ich etwas dagegen tun konnte, bis sie eines Tages nichts anderes mehr waren als Schatten die ich kaum noch wahrnehmen würde. Das mich diese Tatsache erschreckte und mir wehtat, aber dass ich sie akzeptieren musste und es auch nur konnte weil ich Edward an meiner Seite wusste und Alice und Jasper, Carlisle, Esme, Rosalie und Emmett meine neue Familie. Meine Augen huschten zu Emily hinüber die mit Charly über irgendetwas lachte. Ich dankte ihr noch mal im stillen für ihr Versprechen, auf das ich mich verlassen konnte. Um fünf Uhr verließen wir das Krankenhaus und Charly brachte es tatsächlich fertig mich nicht nach dem Gespräch mit Billy auszufragen. Bestimmt auch eine Absprache die sie getroffen hatten, die mir allerdings sehr gelegen kam. Ich wollte heute einfach nicht mehr darüber nach denken müssen, am liebsten überhaupt nie mehr. Verdrängen war keine Lösung das war mir schon klar, vor allem wenn man sich die bevorstehenden Ereignisse des heutigen Abends vor Augen führte. Stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken. Ich sah bereits die versammelte Werwolfsmannschaft am Rande der Tanzfläche vor mir und ohne es zu wollen entfuhr mir ein leises Zischen. Charly wandte sich erschrocken zu mir um „Alles klar? Geht’s dir nicht gut?“ Wir fuhren zur Villa und hatten die Auffahrt schon fast erreicht. Ich leckte mir schnell über die Lippen „Ach nichts, ich dachte nur gerade an den bevorstehenden Ehrentanz und mein eher erbärmliches Talent dazu.“ Wie nicht anders von mir erwartet lachte Charly „Komm schon Bells. Beim letzten mal hat es dir doch auch ganz gut gefallen oder? Außerdem ist es doch das letzte mal.“ Ich schluckte, wie recht er damit hatte. Er wendet noch den Wagen bevor er mich aussteigen ließ. Hastig marschierte ich darauf hin zur Haustür hinter der mich schon eine aufgedrehte Alice erwartete um mich entgültig in eine Ballkönigin zu verwandeln. Das Ergebnis ihrer Bemühungen war dann auch im wahrsten Sinne atemberaubend. Sie hatte meine Lockenmähne in eine komplizierte Hochsteckfrisur verwandelt, die jeden Starfriseur in Ekstase versetzt hätte und dazu steckte sie mich in ein nachtblaues Abendkleid dessen Schnitt mich kurz in Verlegenheit brachte. „Meinst du nicht das der Ausschnitt ein bisschen zu gewagt ist?“ fragte ich und schaute skeptisch an mir herunter. Das Stückchen Stoff das meinen Oberkörper bedeckte verdeckte zwar das Meiste, aber eben nicht alles. Zumindest mein Rücken war für jeden deutlich sichtbar und zwar bis zum Steißbein. Alice grinste schelmisch „Ich dachte ich mache Tyler heute noch mal eine Freude und dem Rest der männlichen Besucher auch.“ „Wie nett von dir.“ Erklang plötzlich Edwards scharfe Stimme von der Tür her. „Um seine Gesundheit scherst du dich wohl weniger.“ Mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers kam er auf uns zu. Obwohl er die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, wusste ich das sie zu Fäusten geballt waren. Alice entging seine angespannte Haltung ebenfalls nicht. „Tut mir leid, was anders habe ich leider nicht im Angebot. Alles anders würde ihr einfach nicht gerecht werden.“ Sagte sie schnippisch und winkte ab. Zwei Schritte von mir entfernt blieb Edward plötzlich stehen um seine rabenschwarzen Augen an mir entlang wandern zu lassen, als sein Blick wieder meine Augen erreichte, fing meine Haut mit einem Schlag an zu kribbeln. Es war unverkennbar was darin stand. Purer Hunger! „Ich schlag vor du schaust noch mal in Rose Schrank ob du nicht noch was anders findest“ erwiderte er knapp, ohne sich dabei von mir ab zu wenden. Die kleine Vampirin hob skeptisch eine Augenbraue „Bei Rose? Aber,“ dann fiel bei ihr der Groschen. Mit hochgezogenen Augenbrauen verließ sie das Zimmer „O.k. ich nehme an, ich soll gründlich suchen richtig?“ Edwards zusammen gepresste Lippen verwandelten sich zu einem fast schon dämonischen Grinsen. „Richtig“ Dann waren wir allein. „Es ist wirklich ziemlich offenherzig“ Ich gebe zu das ich den Schlitz des Kleides absichtlich etwas zu weit zur Seite schlug um ihm mein freies Bein zu präsentieren. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Edwards Brust bebte grade zu, als er anfing zu knurren. Mit jetzt geradezu brennenden Augen begann er mich langsam zu umrunden. Ein perfekter Jäger mit einer nur allzu bereiten Beute. Gerade als er aus meinem Sichtfeld zu verschwinden drohte, fuhr ich herum, doch er war schneller. Mühelos packte er meine Handgelenke und drückte mich so vollkommen wehrlos an die gegenüberliegende Wand. Keuchend sah ich ihn an, seine Kraft war und blieb einfach überwältigend, auch wenn aus der Angst davor längst etwas anderes geworden war. Fast schon gierig schnellte mein Kopf nach vorne um ihn endlich zu küssen, ihn endlich zu schmecken. In meinem Kopf drehte sich bereits alles, als er meine Hände freigab um mich zwischen sich und der Wand hoch zu heben. Der Stoff des Kleides rutschte dabei entgültig zur Seite. Wir küssten und längst schon wieder, als ich das leise, reißende Geräusch eines Reisverschlusses hörte und dann war er schon in mir. Die Welle, die er mit sich brachte brach alle Dämme meiner Beherrschung. Wären seine Lippen dabei nicht immer noch mit meinen verbunden gewesen, hätte ich die Welt zusammen geschrieen. Erst als das Beben in mir nach ließ, löste er sich von mir und schob sein Gesicht an meiner Wange vorbei zu meinem Hals hinunter wo sich seine Lippen gierig an meine Kehle pressten. Stöhnend nahm ich den kaum spürbaren Druck war, den seine Zähne verursachten, als sie sich durch meine Haut fraßen. Als Alice wenig später wieder durch die Tür kam und Edward in Jaspers Zimmer hinüber lief um sich von ihm eine Fliege aus zuleihen. Deutete ich nur auf meine nackten Füße. „Hast du noch passende Schuhe dazu?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)