NCIS One-Shots von BouhGorgonzola (... für Zwischendurch zum Lesen.) ================================================================================ Kapitel 5: Wenn Gibbs das wüsste ... ------------------------------------ Es ist unmöglich, mit einem aus Gibbs' Team zusammen zu sein. Nicht, dass es daran läge, dass Gibbs es bemerken würde oder ich mich an Regeln hielt. Es lag eher daran, dass plötzlich meine Tochter aufgetaucht war. Selbst einen, der nicht in Gibbs' Team war, als Freund zu haben, war unmöglich für mich in dieser Situation ... Nun stand ich da, meinen Partner küssend, nachdem ich von ihr, Chaja David, meiner Tochter, erzählt hatte. Sie war ins Zimmer gekommen und hatte uns gesehen. „Du bist meine Mutter?” Ihre Frage, die eher nach einer Feststellung klang, hallte in meinem Kopf wieder. „Warum hieß es ... wir ... Halbschwestern?” Ihr versagte die Stimme, als sie mühsam auf Englisch diese Worte hervorbrachte. Ich suchte fast schon verzweifelt nach einer Antwort, denn wer würde mir die richtige schon abnehmen? Tony stand vor mir, sah mich ruhig und abwartend an. Ich sah ihn an, dann die Kleine, wieder ihn und dann letzten Endes wieder Chaja. Ich seufzte. Nur zu gerne wollte ich den Moment ... nein, falscher Ausdruck ... die Zeit zurückdrehen. „Erzähl' es ihr.”, forderte Tony mich auf, „Und mir.” Er fügte letzteres ganz leise hinzu, nachdem er erst etwas geschwiegen hatte. Ich war mich nicht einmal sicher, ob es für meine Ohren bestimmt gewesen war. „Bitte.” Ich seufzte wieder, sah ihn an. Welche Wahl hatte ich denn schon? Ich konnte es sagen, oder ich konnte schweigen, oder eben meine Künste im Lügen unter Beweis stellen. Doch Chaja war vom Mossad ausgebildet worden, kaum dass sie hatte selbstständig laufen können, und Tony konnte gewaltig nerven, was selbst die schlimmste Folter noch übertraf. Eine Lüge wollte ich ihnen aber irgendwie doch nicht auftischen und ihrer Folter wollte ich nicht durch Schweigen Gegenwehr leisten. Also ... ? „Es tut mir Leid, Chaja.” Was sagte ich da? Tat es ja, aber ich entschuldigte mich doch sonst nie?! „Dein Vater starb noch vor deiner Geburt und du hast mich zu sehr an ihn erinnert, als dass ich dich hätte aufziehen können. Mein Vater half mir aus ... ” In meinen eigenen Ohren klang ich seltsam bereuend. Das war nicht wirklich ich, die dort mit meiner Stimme das erzählte, oder? „Du hast ... nie was ... sagen!” Chaja sah mich ernst an. „Weil ich nicht konnte!” Ich wurde etwas lauter, aber dabei wollte ich ruhig bleiben. „Dein Vater ... er ... er starb bei einer gemeinsamen Ermittlung. Es war von meinem Vater geplant worden!” Meine Stimme zitterte. „Er ... ich ... mein Vater fand von uns heraus, tat aber, als sei es ihm egal ... oder als wisse er nichts davon. Es kam zu einem Schusswechsel ... und dann erschienen welche vom Mossad, die uns helfen wollten. Aber anstatt, dass wir uns ausweisen konnten, haben sie ihn erschossen. Angeblich, weil er seine Waffe auf sie gerichtet habe, was nicht stimmte, da wir unsere Waffen vor uns hatten zu Boden gelegt.” Ich erzählte dieses Ereignis nur ungern. Sein Gesicht, als er zu Boden ging ... ich wusste damals schon, dass ich es nie vergessen würde. Und dann ... als er zu mir sprach ... ich würde dieses Szenario niemals vergessen. Niemals. Dazu war es für mich zu schlimm gewesen, auch wenn ich, was tote Partner anging, eigentlich schon abgehärtet war. Keiner meiner anderen Partner war so jemand wie er für mich gewesen und Ende. „Du hast sie zur Welt gebracht, obwohl du wusstest, sie würde dich zu sehr an ihn erinnern?” Tony sah mich fragend an. Langsam nickte ich. „Warum hast du nicht ... also ... warum hast du ... ?” Er vollendete seine Frage nicht, aber ich wusste, was er meinte. „Weil ich nicht konnte. Durch mehrere Dinge.”, antwortete ich und klang dabei wieder fast nach mir selbst, „Und mein Vater hat mir ja ausgeholfen.” Chaja musterte mich aus ihren braunen Augen. Das war vielleicht das einzige an ihr, dass nicht an mich erinnerte. Sie waren zwar braun und dunkel, aber eben nicht so sehr wie meine. Sie ähnelten eher denen ihres leiblichen Vaters ... und das brachte mich zum erneuten seufzen. „Ich ... verzeihen.” Ihr Englisch war wirklich nicht sehr gut. Was hatte sie denn dann für Sprachen beim Mossad erlernen müssen, wenn sie nicht die wichtigste aller Sprachen beherrschte?! „Du ... Mutter.” Sie sprach langsam und versuchte, die wenigen Worte deutlich auszusprechen. „Mama.” Und damit umarmte sie mich und kuschelte sich wie ein ganz normales, junges Mädchen an mich. „Nun ... ich sollte die Familienidylle nicht stören.”, meinte Tony leise, der ein wenig lächelte, als er Chaja so sah, die mittlerweile die Augen geschlossen hatte. „Ach komm, bleib doch.”, versuchte ich ihn aufzuhalten. „Du ... nicht stören.”, murmelte Chaja nun auch, dabei die Augen weiterhin geschlossen, „Mama dich doch ... lieben.” Ich weiß nicht, ob ich in dem Moment einfach alles, was ich beim Mossad gelernt hatte, vergessen hatte, oder ob meine Reaktion einfach nur zu langsam gewesen war, aber sicher weiß ich, dass ich plötzlich einen knallroten Kopf bekam und den Blick senken musste, damit mein Partner nicht mein etwas peinlich berührtes Grinsen sah. „Nun ... wenn dem so ist ... ”, lenkte Tony langsam ein und klang dabei, als ob er überlegen würde, „ ... dann bleibe ich doch gerne ein wenig, meine Damen.” Er grinste uns beide an und Chaja sah ihn ebenfalls grinsend an. Sie schien ihn sofort gemocht zu haben, ging mir in dem Moment nur durch den Kopf. „Ziva glücklich mit dir.”, sagte sie leise, löste sich von mir, „Aber alter Mann böse mit euch sein.” Und damit rannte sie aus dem Zimmer und ließ uns alleine zurück. „Alter Mann?” Tony musste lachen. „Meinte sie Gibbs?” Ich nickte. „Sicherlich.”, meinte ich grinsend. „Hat sie Recht gehabt?”, fragte Tony leise, „Mit dem, was sie über dich sagte?” Ich sah ihn lange Zeit nur schweigend an und dieses Mal kämpfte ich gegen das Erröten an. „Nun ... ”, begann ich langsam, „ ... ja.” Tony strahlte wie ein kleiner Junge unter dem Weihnachtsbaum, wenn er seine vielen, großen und tollen Geschenke entdeckt. „Gibbs wird uns hassen.”, meinte er grinsend, kam mir wieder näher und sah mir tief in die Augen. Sie waren irgendwie anziehend ... und so kam es auch, dass ich wieder in einen innigen Kuss mit ihm abtauchte. „Wenn Gibbs das wüsste ... ”, murmelte ich leise, als ich mich nur für einen kleinen Moment von ihm löste, nur um daraufhin wieder von seinem nächsten Kuss in den Bann gezogen zu werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)