Mit neuen Augen... von sadness (...sieht die Welt gleich ganz anders aus) ================================================================================ Kapitel 25: mit allen vier Sinnen --------------------------------- Reika führte sie langsam zwischen den Blumen hindurch und Sakura tastete mit den nackten Füßen, so gut sie konnte, den Wegrand ab, um sich zu orientieren. Der Weg war nicht lang, vielleicht vier bis fünf Meter, aber da sie recht langsam gingen, kam er Sakura dennoch wie eine kleine Ewigkeit vor. Dann ertastete sie plötzlich eine Rundung , die in einem steilen Winkel vom geraden Wegverlauf wegführte. Sie vermutete eine Kreisform, wie eine kleine Lichtung und gleich darauf spürte sie Sasukes Anwesenheit direkt vor sich. "Setz dich.", wies Reika sie leise an und Sakura tat, wie ihr geheißen. Vorsichtig und ohne die Augen zu öffnen, ließ sie sich auf den flachen Steinen nieder und ertastete durch Zufall Sasuke Hand. Reflexartig zuckte sie zurück, doch Sasuke griff nach ihr und umschloss ihre Hand mit seinen schlanken Fingern. Zart strich er über ihre Haut und Sakura konzentrierte sich auf dieses Gefühl und sog es tief in sich auf. Diese kleine Geste geschah mit einer derartigen Sanftheit, dass es sie erschauern ließ und sie es über den gesamten Rücken spüren konnte. Seine Hand war kühl und trotzdem verursachte die Weichheit seiner Glieder eine angenehme Wärme in ihrem Körper, die sich bis in ihre Zehenspitzen zog. Unwillkürlich umschlang sie seine Finger mit den ihren und glitt zart mit den Spitzen über seine Knöchel. Er erwiderte ihre Berührung behutsam und ein vorsichtiges Spiel ihrer Finger entstand. Sie rangen verspielt um die Kontrolle, doch schließlich umschloss Sasuke ihre Hand einfach mit seiner größeren und verschränkte seine Finger mit ihren. Wie von selbst musste Sakura lächeln und ihr Herz hüpfte beinahe vor Freude. Es gelang ihr kaum, sich auf noch andere Dinge zu konzentrieren, als die Wärme des Körpers neben ihr und die sachte Berührung. Mit der Zeit drangen allerdings dann doch die Gerüche zu ihr durch und sie schnupperte neugierig. Es waren so viele, dass sie sie kaum unterscheiden konnte. Sie verstand jetzt auf jeden Fall den Reiz dessen... benebelt von den vielen Düften breitete sich eine wundervolle Leere in ihrem Kopf aus und sie atmete noch tiefer ein, um die Vielfalt an Aromen in sich aufzunehmen. Ein leichter Wind kam auf und sie hörte das Rauschen der Blätter im Wald. Es war nichts ungewöhnliches, doch jetzt klang es wie ein sehnsüchtiges Seufzen, ein Raunen und Säuseln im Ozean der Geräusche. Gleichzeitig fielen ein paar Blütenblätter von einer spät blühenden Rose und streiften vom Wind getragen ihre Wange. Es kitzelte und reflexartig griff sie danach und fing ein paar der Blätter ein. Sie waren so zart und weich und sie hob sie zu ihren Lippen und strich damit über die seidige Oberfläche. Es war ein so schönes Gefühl... Im nächsten Moment spürte sie eine Berührung an ihrem Arm und schlug die Augen auf. "Tee?", fragte Reika lächelnd und hielt ihr eine Tasse hin. Sakura sah auf ihre Hand und erblickte die Rosenblätter darin. Sie waren rosa, wie ihr Haar. "...Gern.", meinte sie und legte die Blätter auf den Boden, um dem Mädchen die Tasse abnehmen zu können. Dieses reichte nun auch Sasuke einen Becher, der ihn ihr abnahm, ohne Sakuras Hand loszulassen. "Und?", fragte Reika nun an die Rosahaarige gewandt, "Die Zeit vergeht schneller, als man denkt, nicht wahr?" Sakura runzelte orientierungslos die Stirn und fragte: "Wie lange sitzen wir denn schon hier?" "Etwa zwei Stunden.", meinte Sasuke ruhig und Sakura verschluckte sich beinahe. "Wow..." mehr fiel ihr dazu nicht ein. Für sie hatte es sich nicht viel länger als fünfzehn Minuten angefühlt... Die Kleine lachte leise und ihre Augen glänzten. "Es gefällt dir.", stellte sie grinsend fest. " Man muss blöd sein, wenn es einem nicht gefällt...", murmelte Sakura in ihren Tee und schielte auf die rosanen Blütenblätter, die nun neben ihr auf dem Boden lagen. "Mhm...", summte Sasuke. "Sie ist faszinierend.", murmelte Sakura, als sie und Sasuke sich auf den Rückweg gemacht hatten. Sasuke nickte nur und hielt weiterhin in einer versonnenen Geste den Kopf gesenkt. "Aber so allein...", fügte Sakura leise hinzu und schaute mit nachdenklichem Blick vor sich hin. "Sie kommt doch zurecht.", entgegnete Sasuke mürrisch, doch Sakura legte schnell eine Hand auf seinen Arm und meinte: "Es mag so aussehen, aber jeder fühlt sich mal einsam und ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei ihr anders sein sollte. Schau doch, wie versessen sie auf ihre Blumen ist. Das ist wie eine Sucht." Sasuke schwieg verbissen, bis Sakura missbilligend seufzte. "Und doch geht es ihr dabei gut. Sie will es nicht anders.", beharrte er auf seine Meinung. Sakura blies unschlüssig die Wangen auf und ließ die Luft schließlich rasch entweichen. "Und wenn sie zu uns kommen würde...?" Ruckartig wandte Sasuke ihr seinen Kopf zu und die Rosahaarige zuckte erschrocken zurück. "Also... ich meine, das Anwesen ist doch groß, sie könnte doch... in einem anderen Flügel wohnen... Oder in einem Nachbarhaus? Und ihre Blumen könnte sie auch mitnehmen, der Garten ist doch riesig." Verunsichert biss sie sich auf die Lippe und starrte wieder vor sich auf ihre Fußspitzen. Es war eine ganze Weile still und sie liefen ohne einen Laut nebeneinander her. "...Warum nicht...", nuschelte Sasuke schließlich leise und Sakura glaubte, sich verhört zu haben. "Mhm?", fragte sie deshalb etwas perplex nach und blinzelte überrascht. "Es ist gar keine dumme Idee... sie könnte in den anderen Flügel... dann hat sie immer noch genug Freiraum und könnte trotzdem immer zu uns kommen. Und wir... hätten noch genug... Privatsphäre.", führte er leise aus und Sakura meinte, einen fast verunsicherten Klang in seiner Stimme wahrnehmen zu können. "Mhm...", wiederholte sie sich einfallslos und schielte verstohlen zu ihm herüber. Er verzog leicht den Mund in einer Geste, als ob er sich nicht entscheiden könne, ob er lächeln oder lieber einen Flunsch ziehen sollte. Sakura musste aus einem ihr unerfindlichen Grund grinsen, doch bei dem Gedanken an die "Privatsphäre" schoss ein warmes Kribbeln durch ihren Körper und ließ ein flaues Gefühl in ihrem Magen zurück. "Wann wollen wir sie fragen?", lenkte sie sich selbst von ihren Gedanken ab. "Morgen, nach dem Training.", erwiderte Sasuke knapp und Sakura nickte nur. Warum auch warten? So bald würde sich nichts ändern... Vielleicht würden sie also bald eine neue Mitbewohnerin kriegen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)