Sengoku-Jidai Chronicles von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 1: Zurück ins Mittelalter --------------------------------- Eine trügerische Stille lag in der Luft. Im sanften Wind der Nacht wiegten sich leicht die Zweige der Bäume, während hoch am Himmel der abnehmende Mond die Gegend in sein blasses Licht tauchte. In diesem Licht lag auch ein Schloss, welches in der Dunkelheit der Nacht sowohl einen erhabenen, als auch einen ehrfürchtigen Anblick bot. In diesem Schloss saßen drei Männer - keine Menschen, sondern Youkai - in einem dunklen Raum, den nur eine einzelne Lichtquelle erhellte, zusammen. "Ich kann ganz deutlich spüren, dass in nicht allzu ferner Zukunft etwas geschehen wird. Eine Bedrohung, die sich immer weiter nähert und es wird schwierig werden, gegen sie anzukommen", sagte der Älteste von den dreien ernst und mit leicht gesenkten Haupt. "Könnt Ihr uns Genaueres darüber erzählen, Kakeru-sama?", fragte der zweite seinen Kameraden. Kakeru hob den Blick etwas, sah seine beiden Gesprächspartner jedoch weiterhin nicht an, zumal er seine Augen schon die ganze Zeit über geschlossen gehalten hatte, während er antwortete: "Ich wage noch keine endgültigen Festlegungen zu treffen, Tôya. Aber in einem Punkt bin ich mir sicher: Wir werden Hilfe brauchen." "Hmm..." Tôya senkte etwas den Blick, wobei sein Gesicht von einem Teil seiner vorderen Haare verdeckt wurde. Auffällig war, dass das ansonsten weiß-silberne und zu einem nach oben gebundenen Zopf getragene Haar, hier teilweise schwarze Strähnen aufwies. Wie seine beiden Kameraden trug er einen Kimono, doch war hier wiederum Kakeru der Einzige gewesen, der keine Rüstung oder eine Waffe bei sich trug. Der dritte im Bunde, der Jüngste, der sein langes weiß-silbernes Haar nach hinten schlicht zusammengebunden hatte, schaute nachdenklich zu Boden und schwieg zunächst. Es verging ein Moment der Stille, ehe er schließlich aufstand und zu einem der Fenster schritt. Nur schwach drang auch das Licht des sichelförmigen Mondes in den Raum. Der Youkai schaute nun zu jenem am Himmel stehenden Mond hinauf. "Also gut!", sagte er mit einem Mal entschlossen und schritt dann ebenso zur Tür. Soeben wollte er das Zimmer verlassen, als er jedoch zurückgehalten wurde. "Moment! Was hast du vor, Ashitaka?", fragte Tôya seinen Kameraden. Ashitaka hielt sogleich in seiner Bewegung inne. "Ich werde gehen und Sesshoumaru suchen", antwortete er und nachdem er in das nunmehr doch etwas überrascht dreinschauende Gesicht des anderen geschaut hatte, fügte er anschließend mit ruhigerer Stimme hinzu: "Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, habe ich ihn gefragt, wann er gedenkt, hierher zurückzukehren. Er sagte damals, er würde zurückkommen, wenn die Zeit dafür gekommen wäre. Ich glaube, jetzt ist dieser Augenblick gekommen. Wir brauchen ihn!" Ashitakas Kameraden stimmten ihm in der Hinsicht zu. Zwar war Sesshoumaru schon seit etwas über 200 Jahren abwesend gewesen, doch auf ihren Herrn und Anführer konnte der Clan der Inu-Youkai diesmal unmöglich verzichten. "Aber weißt du überhaupt, wo er sich momentan aufhält?", hörte Ashitaka Tôya weiterfragen, doch konnte er daraufhin nur den Kopf schütteln. "Nein, aber ich werde ihn finden, Tôya. Genauer gesagt, muss ich ihn finden!" Tôya wartete einen kleinen Augenblick, dann stand auch er auf. "Ich werde dich begleiten!", meinte er. Ashitaka war damit einverstanden. "Gut, dann gehen wir am besten gleich." Bevor die beiden jedoch den Raum verließen, wandte sich Kakeru noch einmal an sie: "Ashitaka-dono, Tôya, seid vorsichtig. Und viel Glück!" "Danke, Kakeru", entgegnete Ashitaka und machte sich anschließend zusammen mit Tôya auf den Weg. Nachdem sich die Schiebetür wieder geschlossen hatte, wandte sich Kakeru in Richtung der Fenster um. "Mir scheint, schon sehr bald wird Euer älterer Sohn das erste Mal seit Eurem Tod wieder hierher zurückkehren, Oyakata-sama (Oyakata: eine bewunderte Person, in etwa so etwas wie ein "Meister"; gemeint ist hier Inu Taishou). Doch er wird nicht allein wiederkommen." * ~ * ~ * ~ * ~ * "Mama! Hast du meinen Rucksack gesehen?" "Der liegt neben dem Tisch in der Küche." Kagome flitzte sogleich in die Küche, wo sie nach kurzem Suchen auch ihren Rucksack entdeckte. "Danke, hab ihn gefunden!", rief sie ihrer Mutter zu, kehrte ins Wohnzimmer zurück und packte eiligst noch ein paar Dinge ein. "Und ihr zwei wollt wirklich jetzt schon gehen? Du hast sie doch eben erst vom Flughafen abgeholt", sagte Kagomes Großvater zu seiner Enkelin. "Stimmt, aber sie hat schließlich über ein Jahr auf diesen Moment gewartet." "Bestimmt kann sie es kaum noch erwarten", vermutete Souta, während er ein wenig mit dem Kater Buyo spielte. "Das ist wahr. Sie hat mir erzählt, dass sie die letzten Tage kaum noch richtig schlafen konnte", sagte Kagome lächelnd, schloss nun wieder ihren Rucksack und stand auf. Dann öffnete sie die Schiebetür und rief in den Flur hinaus, hinauf in den ersten Stock: "Bist du fertig, Kimie?" In diesem Moment kam Kimie, ebenfalls mit einem Rucksack beladen, eiligst die Treppe hinunter. "Ja, ich bin soweit! Was ist mit dir?" "Ich bin auch fertig. Dann können wir ja gehen, oder?" Kimie stimmte zu, woraufhin Kagome mitsamt ihrem Rucksack das Wohnzimmer verließ. "Wir sind dann weg!", rief sie der Familie noch zu und hörte im Weggehen noch ihre Mutter rufen: "Seid vorsichtig, Mädchen! Passt auf euch auf und übertreibt es nicht!" "Machen wir!", rief Kagome zurück, ehe sie so ziemlich zeitgleich mit Kimie aus der Tür hinauslief, doch bremste Kagome nach den ersten Metern sofort wieder abrupt ab. "Moment! Die Tür!" In der Eile hatten beide Mädchen vergessen, nach Verlassen des Hauses die Schiebetür wieder zu schließen. Kagome wollte schon zurückgehen, als Kimie ihr jedoch zuvor kam. Sogleich machte sie auf dem Absatz kehrt, schloss die Haustür und eilte dann zurück zu ihrer Cousine. "So! Jetzt aber los!" "Du kannst es wohl wirklich kaum erwarten, was?", fragte Kagome mit einem Lächeln, während sie zum alten Schrein des Tempels liefen. Kimie warf Kagome auf die zuvor gestellte Frage einen gespielt beleidigten Blick zu. "Was erwartest du denn? Im Gegensatz zu dir musste ich ja eine längere Zwangspause einlegen." Kagome lachte kurz auf. Als die beiden Mädchen schließlich bei dem Schrein angekommen waren und Kagome die Schiebetür öffnete und somit den Blick auf den alten Brunnen freigab, konnte Kimie ihre Aufregung kaum noch verbergen. Das wäre nun das erste Mal seit etwas über einem Jahr, dass sie wieder in die Sengoku-Jidai zurückkehren würde. Vor kurzem hatte sie die Schule beendet und schon lange vorher für sich entschieden, dass sie danach zurück nach Tokio ziehen würde. Ihre Eltern waren nach einigen Überlegungen damit einverstanden gewesen, zumal Kimie nicht allein wohnen, sondern bei Kagome unterkommen würde. "Also, dann auf ins Mittelalter!", meinte Kagome, ergriff ihre Cousine bei der Hand und sprang dann gemeinsam mit ihr in den Brunnen. Da war es wieder, dieses Gefühl, als würde man umgeben von diesem hellen Licht einem nicht sichtbaren Boden entgegenschweben. Nun kamen die Erinnerungen an die vergangenen Ereignisse Kimie wieder frisch ins Gedächtnis, als hätten sie erst vor wenigen Tagen stattgefunden. Es trennten sie jetzt nur noch Sekunden von ihrem Ziel, doch schienen gerade diese wenigen Augenblicke im Moment die längsten in der gesamten Wartezeit gewesen zu sein. Als das Licht schließlich wieder verblasste und die beiden Mädchen den Boden unter ihren Füßen spürten, fanden sie sich im Schacht des Knochenfresserbrunnens wieder. Von draußen konnten sie schon das Zwitschern einiger Vögel hören und mit einem Blick nach oben fiel ihnen sofort der blaue Himmel ins Auge. Kagome und Kimie kletterten nun aus dem Brunnen und das erste, was Kimie tat als sie oben angekommen waren, war, einmal tief durchzuatmen. "Wow! Endlich wieder hier. Ich kann es irgendwie noch nicht so recht glauben." "Verständlich. Komm! Wir gehen ins Dorf und begrüßen die anderen!", schlug Kagome vor, die jetzt auch das erste Mal seit drei Tagen wieder im Mittelalter war. Natürlich nickte Kimie auf den Vorschlag hin sofort zustimmend und gemeinsam eilten die beiden Mädchen nun ins Dorf, wo die anderen in Kaedes Hütte bereits warteten. Nachdem sie und Kimie dort angekommen waren, war Kagome die erste, die den Vorhang am Eingang der Hütte zur Seite schob und ihre Freunde begrüßte: "Hallo, Leute! Da bin ich wieder!" Sofort hatten sich die anderen zum Eingang der Hütte umgewandt. "Kagome-chan! Schön, dass du zurück bist!", sagte Sango, doch bevor auch noch einer der anderen etwas sagen konnte, sprach Kagome weiter: "Ich bin aber diesmal nicht allein hier. Ich habe noch jemanden mitgebracht." Zuerst warfen sich die anderen nur fragende Blicke zu, bis sie beobachteten, wie Kagome jemanden zu sich winkte. Sie staunten nicht schlecht, als Kimie nun ebenfalls fröhlich ins Innere der Hütte schaute. "Hi, alle miteinander! Kennt ihr mich noch?" "Ah! Kimie!", rief Shippou sofort freudig aus und sprang auf das Mädchen zu, welches den kleinen Kitsune auffing. "Du bist wieder da! Das ist toll!" "Das ist in der Tat eine erfreuliche Überraschung", meinte auch Miroku und Inu Yasha fügte an Kagome gerichtet hinzu: "Davon, dass sie wiederkommt, hast du uns ja gar nichts gesagt, Kagome." "Klar! Es sollte ja auch schließlich eine Überraschung werden", entgegnete das Mädchen lächelnd und setzte sich neben den Hanyou. Auch Kimie gesellte sich nun zu ihnen und begrüßte erstmal alle. "Es scheint euch ja allen ganz gut zu gehen, was?", fragte sie. Sango nickte lächelnd und erwiderte: "Dir wohl auch, wie man sieht. Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen, Kimie-chan." "Danke, Sango! Ich freue mich auch riesig!" "Es ist jetzt auch etwas mehr als ein Jahr her, dass du hier warst, nicht wahr?", fragte Kaede mit einem warmen Lächeln an Kimie gerichtet. Kimie nickte. "Ja. Und glaubt mir, Leute, das war das längste Jahr meines bisherigen Lebens", meinte sie scherzhaft und musste doch kurz lachen. Von Kagome hatte Kimie in der Zeit ihrer Abwesenheit zwar immer die neuesten Neuigkeiten mitgeteilt bekommen, doch war sie nun umso glücklicher, dass sie endlich wieder mit dabei sein konnte und nicht immer nur hören konnte, was inzwischen so passiert war. "Es tut richtig gut, wieder hier zu sein! Ich habe euch echt vermisst", sagte Kimie daher mehr als erleichtert, während sie die kleine Kirara, die sich neben sie gesetzt hatte, über das weiche Fell streichelte. Doch mit dieser Aussage gab das Mädchen gleichzeitig den Anstoß für ein weiteres Thema. "Und einen bestimmten Youkai wohl besonders, was?", fragte Kagome mit einem prüfenden Lächeln. Kimie wusste natürlich sofort, worauf ihre Cousine da hinaus wollte. Verlegen senkte sie nun etwas den Blick und errötete leicht. "Na ja..." Zwar wusste Kimie von Kagome, dass die Gruppe Sesshoumaru zwar noch ab und zu getroffen hatte, er aber niemals auch nur ein Wort über Kimie an sich verloren hatte. Doch das wunderte sie nicht. Er würde sich sicher hüten, Inu Yasha oder einen seiner Freunde nach ihr auszufragen. "Aber sag mal, Inu Yasha, streiten du und Sesshoumaru eigentlich immer noch so heftig miteinander?", fragte Kimie nach einem kleinen Moment an den Hanyou gerichtet, doch es war Kagome, die ihrer Cousine die Antwort darauf gab: "Nun, wirklich leiden können sich die beiden immer noch nicht. Es ist zwar meistens bei verbalen Auseinandersetzungen geblieben, manchmal sind die beiden untereinander allerdings auch etwas rabiater geworden. Aber keine Sorge, sie haben sich nichts getan." Kimie lächelte leicht amüsiert, während sie auch ein leises Grummeln seitens Inu Yasha wahrnehmen konnte. Anscheinend hatte er noch genauso viel für seinen Halbbruder übrig wie eh und je. Zeitgleich fragte sich Kimie jedoch auch, wo Sesshoumaru sich zur Zeit wohl mit seiner Gruppe und Inuki befand und vor allem, wie lange es noch dauern würde, bis sie sich wieder über den Weg laufen würden. Auch Inukis Befinden interessierte sie sehr, doch laut Kagomes Erzählungen ging es ihm wohl ausgezeichnet. "Frag uns jetzt aber nicht, wann wir Sesshoumaru wieder über den Weg laufen. Der kommt und geht, wie er will", meinte Inu Yasha nach einem Moment an Kimie gewandt, da er sich schon denken konnte, dass sie seinen Halbbruder möglichst schnell wieder sehen wollte. Kimie hatte sich so was aber schon gedacht. Dann würde sie eben warten, was anderes konnte sie eh nicht tun. Doch nach dem, was sie von Kagome gehört hatte, hatte keiner der Freunde mehr etwas von Sesshoumarus Cousin Ashitaka gehört, den sie vor etwas über einem Jahr kennen gelernt und als guten Freund gewonnen hatten. "Aber wie es Ashitaka-kun wohl geht?", fragte sich Kagome mit einem Mal wie aufs Stichwort. "Er sagte zwar, wir würden uns sicher wiedersehen, aber ich dachte nicht, dass das so lange dauern würde." "Na ja, wenn er seither die westlichen Länder nicht mehr verlassen hat, ist es auch kein Wunder, dass wir ihn nicht mehr getroffen haben", meinte Miroku. "Schließlich waren wir selbst ja auch noch nie dort." "Stimmt. Aber in dem Zusammenhang würde es mich echt mal interessieren, wie es dort so aussieht." Kagome legte sich nachdenklich den Zeigefinger ans Kinn. Bisher hatte sie sich eigentlich eher wenig Gedanken über dieses Thema gemacht, aber seit einiger Zeit schien ihre Neugier hinsichtlich dessen gewachsen zu sein. Doch gab es scheinbar gewisse Personen, die diese Neugier nicht unbedingt teilten. "Tse! Also mir ist es so ziemlich schnuppe, wie's da aussieht!", meinte Inu Yasha betont und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Kagome und die anderen konnten sich schon denken, woran das lag. Schließlich war Sesshoumaru ja der Lord der westlichen Länder und so ziemlich fast alles, was in irgendeiner Form mit seinem Halbbruder zu tun zu haben schien, wollte der Hanyou wohl am liebsten weit von sich weisen. "Jetzt sei doch nicht so mürrisch, Inu Yasha!", forderte Kagome ihn lächelnd auf und tätschelte seinen Kopf, wie bei einem Hund. Sofort wich Inu Yasha etwas von dem Mädchen zurück. "Hey! Lass das gefälligst, Kagome! Ich bin doch kein Hund!" Ein amüsiertes Lachen ging durch die Runde, nur Inu Yasha schien etwas eingeschnappt zu sein. Und während Kimie nun noch einmal ihren Blick schweifen ließ, wurde ihr ein weiteres Mal so richtig klar, wie sehr sie das alles hier doch vermisst hatte. * ~ * ~ * ~ * ~ * Der Gruppe von Sesshoumaru um mehrere Meter voraus, nahm Inuki aufmerksam seine Umgebung unter die Lupe. Sie befanden sich schon eine geraume Zeit in einem Wald und an so einem Ort konnte man schließlich allerhand entdecken. Immer wieder huschte Inuki in die Büsche hinein, blieb mal kürzer oder auch mal länger fort bis er schließlich wieder zum Vorschein kam, nur um anschließend einen anderen Teil des Waldes unter die Lupe zu nehmen. "Inuki! Komm wieder zurück!" Als er schließlich diese Stimme hörte, brach Inuki seine Entdeckungstour sogleich ab, drehte sich um und eilte wieder zu Sesshoumaru und dessen Gruppe zurück. Dort angekommen gesellte er sich auch sofort an die Seite des Youkai, der ihn zuvor zurückgerufen hatte. Rin, welche auf Ah-Uns Rücken ritt, summte fröhlich eine Melodie vor sich hin, während Jaken eher schweigsam Ah-Un an den Zügeln führte. Abrupt wurde Rin jedoch still, denn ihr Magen meldete sich soeben. Bittend wandte sich das kleine Mädchen an Sesshoumaru: "Sesshoumaru-sama, ich habe Hunger. Können wir nicht irgendwo kurz anhalten und ich besorge mir was zu Essen?" Doch bevor Sesshoumaru eventuell etwas darauf hätte erwidern können, ergriff Jaken betont das Wort: "Ach, Rin! Wo willst du denn in diesem Wald etwas zu Essen auftreiben? Außerdem ist es viel zu gefährlich, wenn du jetzt allein durch die Gegend streifst. Du wirst wohl oder übel noch etwas warten müssen." "Aber..." Rin wirkte alles andere als begeistert, aber Jaken ließ sie gar nicht erst so richtig zu Wort kommen. "Kein aber! Und jetzt gib endlich Ruhe!" Doch kaum hatte der Krötendämon das gesagt, hörte er auch schon ein lautes Bellen und ehe er sich versah, stand Inuki genau vor ihm. Es wirkte, als wollte er den Krötendämon ermahnen, dass dieser etwas freundlicher zu Rin sein sollte. "Hey! Starr mich gefälligst nicht so an!", mahnte Jaken Inuki kleinlaut. In diesem Moment wurde Rin jedoch auf ein Geräusch aufmerksam. "Hört mal! Da vorne rauscht etwas!" Sie sprang sogleich von Ah-Uns Rücken und lief voraus in die Richtung, aus der das Rauschen kam. Zwar rief Jaken dem Mädchen sofort noch etwas nach, doch blieb er ungehört. Nachdem sich Rin noch durch ein paar Büsche gekämpft hatte, erstreckte sich vor ihr ein wunderschöner, ruhig fließender Fluss, der hier auch nicht besonders tief war. Dennoch schwammen hier viele Fische, wie Rin sofort erkannte. "Wow! Toll! Sesshoumaru-sama! Darf ich ein paar Fische fangen?", fragte sie den Youkai, der soeben ebenfalls mit Jaken, Ah-Un und Inuki an dem Fluss ankam. Auf die Frage des kleinen Mädchen hin nickte Sesshoumaru einverstanden, woraufhin Rin Jaken an der Hand ergriff und mit sich zog. "Komm mit, Jaken-sama! Du kannst mir helfen." "Aber... Hey! Jetzt warte doch mal! Zieh doch nicht so!", jammerte Jaken, ehe er sich kurz darauf bis zur Hüfte im Wasser stehend wieder fand. Dieses Spiel kannte er schon zu genüge, zumal er schon öfters mit Rin zusammen Fische gefangen hatte. Während Rin dem Krötendämon nun die Fische entgegen trieb, setzte sich Sesshoumaru neben einen der zahlreichen Bäume. Ah-Un legte sich im Schatten eines anderen Baumes etwas hin, während Inuki den Fluss vom Ufer aus etwas genauer in Augenschein nahm. Er war dabei scheinbar so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er seine Umgebung kurzzeitig völlig vergaß. Urplötzlich sprang er jedoch wie von der Tarantel gestochen nach oben. Ein Fisch, der Jaken kurz zuvor aus den Fingern geglitten war, war Inuki nämlich direkt ins Gesicht gesprungen und hatte ihm einen kräftigen Schrecken eingejagt. Während Rin bei dem Schauspiel herzhaft lachte, meinte Jaken bei der Beobachtung von Inuki nur schnippisch: "Und dieser Hund soll wirklich ein Dämon sein? Pah! Für mich ist er nach wie vor nur ein stinknormaler, lästiger Flohfänger!" Inuki schüttelte eben einmal sein Fell durch, als ihn diese Bemerkung von Jaken erreichte. Zuerst war der Blick, den er dem Krötendämon zuwarf, nicht so recht zu deuten gewesen, doch spätestens als Inuki auf Jaken zukam und ihn mit der Vorderpfote völlig unvorhergesehen den Kopf unter Wasser drückte, bereute Jaken seine Worte. Allen blubbernden Beschwerden zum Trotz hielt Inuki ihn aber noch ein Weilchen mit einer engelsgleichen Unschuldsmiene unter Wasser, erbarmte sich irgendwann aber doch noch und ließ Jaken wieder nach Luft schnappen. Schließlich wollte er ihn ja nicht ertränken, sondern vielmehr etwas aufziehen. Und obwohl Jaken doch sehr hustete, reichte es noch immer für eine weitere Beschwerde: "Ich habe es doch immer gewusst! Du hast genauso wenig Respekt vor mir, wie dein vorlautes Menschenweib es auch immer gehabt hat!" Und als ob er ihm das gleich noch beweisen wollte, drückte Inuki Jaken daraufhin erneut unter Wasser. "Jetzt, wo Jaken-sama das gesagt hat... Kimie-san ist schon ziemlich lange weg, oder?", fragte sich Rin. Sie konnte jedoch nicht so recht abschätzen, wie lange es schon her war, dass Kimie weggegangen war. Sesshoumaru wusste hingegen so ziemlich genau, wie viel Zeit seit Kimies Abreise vergangen war. Es war nun etwas mehr als ein Jahr her. Sich an ihre Worte erinnernd, vermutete er, dass sie eigentlich in naher Zukunft eigentlich wieder zurückkommen müsste. Natürlich hätte Sesshoumaru ja auch eventuell Kagome fragen können, wenn er ihr, Inu Yasha und den anderen mal wieder über den Weg gelaufen war, doch zu so was hätte er sich niemals hinreißen lassen! Das hatte er schließlich auch nicht nötig, zumal er früher oder später schon noch selbst dahinter kommen würde. Sesshoumarus Gedankengänge wurden schließlich von Jakens Keuchen unterbrochen. Diesmal schien der Krötendämon wohl etwas mehr Wasser geschluckt zu haben. Erschöpft robbte er nun zurück ans Ufer. "Du... du blöder Köter hättest mich fast... umgebracht!", schnaufte Jaken, doch Inuki wirkte eher wenig mit Schuldgefühlen belastet. Als ob er Jaken wirklich umgebracht hätte! Aber gegen einen kleinen Spaß war schließlich nie etwas einzuwenden gewesen. Und es war ja schließlich auch nicht so gewesen, dass Inuki der Einzige gewesen war, der sich mit Jaken seine kleinen Späße erlaubte. "Jetzt sei doch nicht böse auf Inuki, Jaken-sama", meinte Rin gutmütig. "Er hat es sicher nicht so gemeint. Das war doch sicher nur Spaß. Oder, Inuki?" Und wie zur Bestätigung bellte Inuki einmal, doch Jaken wirkte dennoch keinesfalls besänftigt. "Das ist mir völlig egal, ob es Spaß war oder nicht! So lasse ich mich nicht behandeln! Das... Autsch!" Abrupt wurde Jakens Beschwerden ein Riegel vorgeschoben, denn Sesshoumaru war kurz zuvor von seinem Ruheplatz aufgestanden und nunmehr einfach über Jaken drüber gestiegen, wie es ebenfalls schon öfters vorgekommen war. "Wie grausam... Sie sind alle nur gemein zu mir...!", murmelte Jaken gequält in sich hinein, während er noch auf dem Boden lag. Sesshoumaru ging jedoch unbeeindruckt dessen weiter seinen Weg. Er wollte ein wenig die Gegend in Augenschein nehmen und wies die anderen an, auf seine Rückkehr zu warten. Rin hatte damit keinerlei Probleme und ebenso wenig wie Ah-Un. Und Jaken war im Moment wohl eh alles egal. Auch Inuki hielt sich an die Anweisung und gesellte sich nun zu Ah-Un unter den schattigen Baum, wobei sein Blick Sesshoumaru aber noch eine Weile folgte. "Komm schon, Jaken-sama!", sagte Rin zu dem Krötendämon, der noch immer auf dem Boden lag, und zog etwas an seinem Kimono. "Steh wieder auf! So schlimm kann es doch nicht gewesen sein." "Na, du hast gut reden, Rin... Auf dir wird ja auch nicht ständig rumgetrampelt", erwiderte Jaken, den Kopf mürrisch auf die Hand abgestützt. Und während das kleine Mädchen ihm dennoch weiterhin versuchte, gut zuzureden, ließ Inuki seinerseits seinen Blick zum Himmel hinaufschweifen. Es schien, als ahnte er, wie viel Zeit inzwischen vergangen war und dass es für seine Herrin allmählich an der Zeit war, wieder zurückzukommen. Was seinen Aufenthalt bei Sesshoumaru und dessen Gruppe anbelangte, so konnte sich Inuki eigentlich nicht beschweren. Es war ihm stets sehr gut ergangen und er hatte sich auch gut im Mittelalter eingelebt. Dennoch schien er sehnsüchtig den Moment abzuwarten, an welchem er Kimie endlich wieder sehen würde. Unterdessen hatte sich Sesshoumaru etwas von seiner Gruppe entfernt, bis er schließlich an einem Punkt angelangt war, an welchem der Fluss zu einem kleinen Wasserfall wurde. Er war wirklich nicht sonderlich groß gewesen, vielleicht nur gute zwei Meter, ehe er wieder die Gestalt des ruhig fließenden Flusses annahm. Nachdem er einen Moment lang auf seinem Aussichtspunkt gestanden hatte, wanderte Sesshoumarus Blick in Richtung Westen. Seit dem Tod seines Vaters war er nicht wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Sicherlich hatte sich dort in der Zeit von Sesshoumarus Abwesenheit auch einiges verändert, was wohl besonders auf die Mitglieder seines Clans zutreffen durfte. Einige, die zum Zeitpunkt seines Fortgehens noch relativ unerfahrene Jungspunde waren, mussten sich im Laufe der Zeit zu fähigen Kämpfern gemausert haben, wobei auch die Möglichkeit bestand, dass andere in der Zwischenzeit aus verschiedenen Gründen eventuell nicht mehr am Leben waren. In der Hinsicht musste sich Sesshoumaru eingestehen, dass er auch ab und zu über Ashitaka nachgedacht hatte. Allerdings hatte auch Sesshoumaru seinen Cousin nicht mehr wieder gesehen oder etwas von ihm gehört, seit dieser vor etwas über einem Jahr wieder in die westlichen Länder zurückgekehrt war. Sesshoumaru selbst würde hingegen mit seiner Rückkehr noch warten, wenngleich er zugegebenermaßen in letzter Zeit öfters daran gedacht hatte. Irgendwann machte der Youkai kehrt und entschied wieder zur Rückkehr zu seiner Gruppe. * ~ * ~ * ~ * ~ * Aufmerksam ließ Ashitaka seinen Blick schweifen. Vor ihm erstreckte sich eine große Wiese, es wehte eine leichte Brise und im Klang des Gesangs der Vögel erschien dieser Ort in einer angenehmen und friedlichen Ruhe. "Hier wirkt alles so ruhig. Steht uns wirklich eine so große Bedrohung bevor?", murmelte Ashitaka nachdenklich in sich hinein. Er und Tôya waren mittlerweile gut zwei Wochen unterwegs gewesen, doch hatten sie auf ihrer Suche nach Sesshoumaru bisher keinen Erfolg für sich verbuchen können. "Bisher konnten wir immerhin stets auf die Zuverlässigkeit von Kakeru-samas Worten vertrauen", sagte Tôya, der soeben an die Seite seines Kameraden trat. "Wahrscheinlich ist all das hier nur die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Wann auch immer dieser kommen mag..." "Hmm..." Ashitaka senkte etwas den Blick. Er wusste nur zu genau, dass Tôya mit dem, was er gesagt hatte, mit ziemlicher Sicherheit Recht hatte. Es lag tatsächlich etwas in der Luft. Und wie Vorboten, die diese Vermutung bestätigen wollten, erhoben sich plötzlich mehrere schwarze Krähen aus den Wipfeln der umherstehenden Bäume und flogen in den Himmel empor. Ashitaka konnte Krähen nicht sonderlich gut leiden, wie viele andere auch. Zu sehr standen sie immerzu in Verbindung mit etwas Negativem. Und wie viel Zeit ihm und Tôya überhaupt noch blieb, um Sesshoumaru ausfindig zu machen, vermochte er nicht zu sagen. Aber je früher sie ihn finden würden, umso besser wäre es. "Gehen wir weiter", sagte Ashitaka daher schließlich an Tôya gewandt und sprang mit einem Satz davon, dicht gefolgt von seinem Kameraden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)