Sengoku-Jidai Chronicles von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 11: Ein hinterhältiger Plan ----------------------------------- Die ungewöhnlichen Ereignisse in der Stadt waren an diesem Abend das Hauptgesprächsthema zwischen Kagome, Kimie, Inu Yasha und Sesshoumaru, wobei Letzterer dem Ganzen jedoch eher schweigend beiwohnte. Die Vier hatten sich in Kimies Zimmer versammelt und rätselten schon seit ihrer Rückkehr aus der Stadt über die geheimnisvollen Brände. "Vielleicht steckt ja wirklich ein Youkai hinter dieser Sache", vermutete Kimie. "Die Frage ist halt nur, wie er hier hergekommen ist." "Ich vermute mal, da wird ihm der Juwelensplitter geholfen haben, wenn er nicht schon von selbst durch den Brunnen kommen konnte", meinte Inu Yasha ernst. Kagome legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Nun, den Erzählungen über den Brunnen zufolge verschwindet der Leichnam einen Youkai, wenn er dort hineingeworfen wird. Das würde zumindest erklären, weshalb du, Inu Yasha, und auch Sesshoumaru in der Lage seid, durch den Brunnen in unsere Zeit zu gelangen." "Aber gilt das wirklich für alle Youkai?", fragte Kimie skeptisch. "Ich meine, waren außer den beiden denn auch schon andere Youkai oder Hanyou hier?" Auf diese Frage hin überlegte Kagome einen Moment, ehe sie antwortete: "Nun, ganz zu Anfang trafen Inu Yasha und ich auf eine gewisse Yura. Das war kurz nachdem das Shikon no Tama zerbrochen war. Yura war selbst zwar nicht hier, aber sie konnte die Haare von Toten dazu verwenden, andere wie Marionetten zu kontrollieren, und eben diese Haare gelangten ebenfalls durch den Brunnen bis hierher. Tja, und ansonsten... Nein, ich glaube das war so ziemlich das einzige Mal, das so was passiert ist. Und diese Noh-Maske, die ja auch einen Juwelensplitter besaß, befand sich schon seit längerer Zeit in unserem Familienbesitz." "Ach! Das ist doch alles jetzt vollkommen egal!", warf Inu Yasha plötzlich ein. "Wichtig ist nur, dass es hier zumindest einen Juwelensplitter zu geben scheint und diesen werden wir uns auch holen! Also, Kagome, kannst du irgendetwas spüren und uns sagen, wo sich der Splitter jetzt gerade befindet?" Doch anstatt dem Hanyou darauf eine Antwort zu geben, schaute Kagome ihn nur mit einem finsteren Blick an. Er fing schon wieder damit an, sie lediglich wie einen Juwelen-Detektor zu behandeln. Ungeachtet der nun folgenden kleinen Auseinandersetzung zwischen den beiden, war es für Sesshoumaru eigentlich so langsam an der Zeit, wieder in die westlichen Länder zurückzukehren. Doch konnte er zum gegebenen Zeitpunkt wirklich einfach so wieder gehen? Na gut, was sein Halbbruder und Kagome machen würden war ihm herzlich egal gewesen, aber es war immerhin nicht auszuschließen gewesen, dass die merkwürdigen Zwischenfälle in der Stadt und die Tatsache, dass sich hier irgendwo wohl zumindest ein Juwelensplitter befand, in irgendeiner Form auch eine Gefahr für Kimie darstellen würden. Und schließlich hatte Sesshoumaru mit dem Entschluss, sie als seine Gefährtin auszuwählen, zugleich auch die Verantwortung übernommen, sie zu beschützen. Da spielte es auch keine sonderliche Rolle, dass sie ihm angeboten hatte, dass er schon mal vor ihr und den anderen in die westlichen Länder zurückkehren würde. Während sich Sesshoumaru darum noch so seine Gedanken machte, spürte er mit einem Mal etwas. Etwas, was gänzlich untypisch für diese Welt hier gewesen war und das konnte nur Ärger bedeuten. Dass der Youkai plötzlich sehr finster dreinschaute und den Blick zum Fenster gewandt hatte, entging den anderen und auch Kimie nicht. "Was ist los, Sesshoumaru?", fragte sie ihn daher neugierig, woraufhin er ernst antwortete: "Ich spüre die Gegenwart einer dämonischen Aura. Er ist hier." Und kaum, dass er das gesagt hatte, begann Kimies Schwert, dass an der Wand lehnte, mit einem Mal zu pulsieren, wie es schon öfters vorgekommen war. Nicht nur sie bekam das diesmal mit, sondern auch die anderen, da das Pulsieren begleitet wurde durch ein immer wiederkehrendes dumpfes Geräusch. Durch die Fenster drang nun ein rötlicher Schimmer in das Zimmer. Kagome schaute sofort hinaus und starrte anschließend nur wie gelähmt auf den Hof. "Feuer! Auf dem Hof brennt es!" Und tatsächlich schien es auf dem Hof direkt vor dem Haus zu brennen. Allerdings konzentrierte sich das Feuer lediglich auf einer Stelle und breitete sich nicht etwa auf dem restlichen Gelände oder auf die Gebäude aus. Trotzdem waren die nach oben schlagenden Flammen sehr groß gewesen. Kagome lief sogleich aus Kimies Zimmer und rief durch das gesamte Haus: "Auf dem Hof ist Feuer! Mama! Opa! Souta!" "Nee-chan, was ist denn los?", fragte Souta völlig verdutzt, als er gerade aus seinem Zimmer kam und seine vollkommen aufgeregte Schwester sah. Diese erklärte ihrem kleinen Bruder noch mal in aller Kürze die Lage. Souta wirkte daraufhin nicht minder erschrocken als Kagome. "Geh auf keinen Fall nach draußen, Souta! Bleib auf jeden Fall im Haus!", mahnte Kagome den Jungen eindringlich. Sie ahnte bereits und war sich darin auch sehr sicher, dass das da draußen kein gewöhnliches Feuer gewesen war, auch durch Sesshoumarus zuvor gemachte Äußerung. Und sie selbst spürte ebenfalls, dass eine bösartige Aura in der Nähe war. Während Kagome weiter durch das Haus lief, um auch den anderen Familienmitgliedern Bescheid zu geben, waren Inu Yasha und Sesshoumaru in der Zwischenzeit schon längst durch das Fenster in Kimies Zimmer hinausgestiegen und standen auf dem Hof nun dem Feuer gegenüber. Beiden war klar, hier hatte ein Youkai seine Finger im Spiel gehabt und er befand sich genau vor ihnen, inmitten dieses Feuers. "Hey, du Feigling! Versteck dich nicht länger und komm endlich raus!", knurrte Inu Yasha und zog Tessaiga aus der Schwertscheide. Zuerst passierte gar nichts, aber dann ertönte eine amüsiert klingende Stimme: "Na, da ist ja jemand sehr ungeduldig. Hast du es mit dem Sterben etwa so eilig?" "Von wegen! Der Einzige, der hier draufgehen wird, bist du!" Damit erhob Inu Yasha sein Schwert, nur um es gleich wieder kraftvoll niedersausen zu lassen. "Kaze no Kizu!" Die Windwunde bahnte sich ihren Weg zu dem Feuer, aus welchem jedoch sogleich eine gegnerische Attacke in Form eines Feuerstrahls erschien. Beide Angriffe prallten aufeinander und neutralisierten sich gegenseitig. "Mist! So ein Dreck!", fluchte Inu Yasha wütend. In diesem Moment begann das Feuer Gestalt anzunehmen. Es erstreckte sich in den Himmel und nahm allmählich die Konturen einer Person an, bis letztendlich der Gegner genau zu erkennen gewesen war. Ein junger Mann mit roten Haaren und einem Paar schwarzer drachenähnlicher Flügel schwebte nun über dem Hof, den Blick herablassend auf seine beiden Widersacher ruhend. In seiner rechten Hand hielt er ein Naginata. "Ist das der Youkai, der für die Brände in der Stadt verantwortlich ist?", fragte sich Kagome, die inzwischen zusammen mit Kimie und auch dem Rest der Familie an der Tür des Hauses stand und das Kampfgeschehen beobachtete. Während sie sich den fremden Youkai so ansah, spürte Kagome ganz deutlich die Aura, die ihn umgab, und die sehr an die Hitze von Feuer oder Lava erinnerte; sie war sehr stark und heftig. "Der Typ hat einen ähnlichen Geruch an sich wie dieser Toba", meinte Inu Yasha nach einem Moment. Für Sesshoumaru, der dies natürlich auch längst mitbekommen hatte, konnte das nur eins bedeuten, was er dem fremden Youkai auch sogleich sagte: "Du bist bestimmt Rokou, Tobas Zwillingsbruder. Ist doch so, nicht wahr?" Sogleich erschien ein hinterlistiges Lächeln auf Rokous Gesicht. "Richtig erkannt! Ihr scheint demnach schon von mir gehört zu haben und meinen werten Bruder habt ihr ja bereits kennen gelernt. Und von euch beiden ist mir auch schon eine Menge zu Ohren gekommen, ihr Söhne des großen Hundedämons." Die Art wie Rokou redete, gefiel Inu Yasha überhaupt nicht. Er hatte irgendwie so was arrogantes und herablassendes an sich gehabt. Doch galt die Aufmerksamkeit des Hanyou sofort Kagome, als diese ihm mit einem Mal zurief: "Ich kann einen Juwelensplitter sehen, Inu Yasha! Er trägt einen Juwelensplitter bei sich!" "Wo genau, Kagome?", fragte Inu Yasha sogleich zurück, woraufhin das Mädchen ihm antwortete: "In seinem Gürtel! Er trägt ihn im Stoff seines Gürtels! Auf der linken Seite!" Nun wusste Inu Yasha ganz genau Bescheid. Er würde sich also speziell darauf konzentrieren, Rokou so anzugreifen, dass er ihm dessen Juwelensplitter entreißen konnte. Hingegen war Rokous Augenmerk nun speziell auf Kagome gerichtet. "Du kannst den Splitter also sehen, Weib. Ja, von dir habe ich auch schon gehört. Du sollst angeblich die Wiedergeburt einer Miko sein. Jener Miko, die einst das Shikon no Tama hütete. Hm! Aber eigentlich ist das auch vollkommen egal." Mit diesen Worten erhob er langsam seine linke Hand, so dass er letztendlich mit dem Zeigefinger direkt auf das Haus deutete. "Der Abend ist etwas kühl, findet ihr nicht auch? Ich werde dafür sorgen, dass euch allen gleich etwas wärmer wird." Kaum hatte er das gesagt, schoss direkt aus seinem Zeigefinger ein Feuerstrahl heraus und steuerte direkt auf das Haus zu. "Nein! So nicht!", rief Inu Yasha und stellte sich dem Angriff entgegen. Ohne zu zögern erhob er erneut Tessaigas Klinge und schlug diese dem feindlichen Angriff direkt entgegen. "Nimm das! Bakuryuuha!" Inu Yashas Angriff blockte Rokous Attacke ab und bewirkte, dass diese direkt auf ihn zurückgeworfen wurde. Doch Rokou entzog sich der tödlichen Gefahr, getroffen zu werden, indem er seine Flugfähigkeit nutzte, um den Angriff auszuweichen. Das Bakuryuuha verfehlte ihn zwar, hinterließ aber dennoch einen bleibenden Eindruck, zumindest bei Kagomes und Kimies Familie. "Boah! Das war supercool, Inu Yasha-no-niichan!", rief Souta begeistert aus. "Tja... Aber wenn das so weitergeht, weiß bald die ganze Stadt, was hier los ist…", meinte Kimie trocken. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, dass dieser Kampf lange unbemerkt bleiben würde und dann würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis hier ein ganzes Aufgebot an Sondereinsatzkräften oder gar das Militär auf dem Tempelgelände stehen würden, geschweige denn von einem ganze Haufen sensationshungriger Reporter. In diesem Moment spürte Kimie erneut, wie Raidon an ihrer Hüfte zu pulsieren begann. Verdutzt zog sie das Schwert aus der Schwertscheide und kaum eine Sekunde später ging von der Klinge ein Licht aus, das sich rasch über dem gesamten Tempelgelände erstreckte und dieses letztendlich wie eine schützende Kuppel einschloss. "Ein Bannkreis!", bemerkte Kagome erstaunt und sah sich um. "Eigenartig... Das Tempelgelände scheint jetzt irgendwie von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, ich kann die anderen Gebäude der Stadt gar nicht mehr sehen." Durch den Bannkreis sah der Tempel der Familie Higurashi für diejenigen, die sich außerhalb aufhielten, wie immer aus. Der Tempel hatte nicht Auffälliges an sich und auch der Bannkreis selbst blieb von den anderen Menschen ungesehen. So erregte der Kampf auch kein Aufsehen. "Ein netter Trick, wirklich", meinte Rokou amüsiert, als er sich den Bannkreis einmal etwas genauer angesehen hatte. "Bildet euch aber bloß nicht ein, dass euch das in irgendeiner Form helfen würde." "Halt dein Maul!", knurrte Inu Yasha ihn wütend an. "Mal sehen, ob du auch dann noch so große Reden schwingst, wenn ich dich in kleine Stücke gehackt habe!" Doch trotz dieser Drohung blieb Rokou gänzlich unbeeindruckt. "Meine Güte, du bist ja sehr von dir überzeugt, dafür dass du nur ein kleines Hündchen bist." "Wie bitte?!" "Du hast mich schon richtig verstanden, du Töle!", sagte Rokou, diesmal aber mit der deutlich spürbaren Absicht, zu provozieren. "Du und dein Halbbruder, ihr seid doch alle beide nur zwei Schoßtiere, die sich von Menschenmädchen um den kleinen Finger wickeln lassen! Erbärmlicher geht's wirklich nicht mehr, aber euer Vater war ja auch so ein Trottel. Und wir haben ja wohl alle mitbekommen, was aus ihm geworden ist. Aber das ist wirklich ein passendes Ende für so einen Narren. Und euch wird es genauso ergehen!" "Schweig still!", knurrte Sesshoumaru plötzlich und in seiner Stimme lag deutliche Wut, während er nun seinerseits Rokou mit Toukijin attackierte. Sesshoumaru sprang nach oben und als er mit Rokou auf gleicher Augenhöhe war, schlug er zu. Doch der Ryû-Youkai wehrte die Schwertklinge mit der Klinge seines Naginatas ab. "Na, holla! Da ist ja jemand mies drauf", meinte er spöttisch. "Kommen da etwa wieder die altbekannten Gefühle für den erhabenen Vater zum Vorschein? Wie rührend!" Wieder war ein Knurren seitens Sesshoumaru zu hören gewesen und er stieß Rokou mit einem kräftigen Schlag seines Schwertes von sich fort. Während Sesshoumaru daraufhin wieder auf dem Boden landete, blieb Rokou schwebend in der Luft. Was er als nächstes vorhaben könnte, war vollkommen unklar gewesen. Möglich war auch, dass er eventuell eine neue Attacke auf Kagome, Kimie und die Familie planen könnte. Denn das Haus war natürlich nach wie vor seinen Angriffen schutzlos ausgesetzt und immer konnten Inu Yasha und Sesshoumaru ihn auch wieder nicht aufhalten. In der Hinsicht musste etwas anderes her und nach kurzer Überlegung kam Kimie eine Idee. Also trat sie aus dem Haus und stieß die Klinge ihres Schwertes so vor dem Haus in den Boden, dass es senkrecht in der Erde stecken blieb. Dann versuchte sie irgendwie, einen weiteren Bannkreis zu spannen, der das Haus schützen würde. Und tatsächlich gelang es ihr mit der Hilfe des Schwertes tatsächlich einen solchen Bannkreis nach einem Moment zu errichten. Wie eine weitere Kuppel umschloss er das Haus und machte es für feindliche Attacken unangreifbar, dennoch konnten alle den Kampf von Inu Yasha und Sesshoumaru gegen Rokou weiterhin sehen und mitverfolgen. Vorsichtig ließ Kimie den Griff ihres Schwertes nun wieder los, doch die Barriere blieb weiterhin bestehen. "So! Das müsste erst mal reichen", meinte sie. "So können sich Sesshoumaru und Inu Yasha zumindest ungestört auf Rokou und den Kampf konzentrieren und müssen sich zeitgleich nicht auch noch um uns kümmern." "Das war eine gute Idee, Kimie", meinte Kagome zustimmend. Auch unter den anderen Familienmitgliedern machte sich nun wieder etwas Ruhe breit, wobei aber Kimies Mutter wie schon zuvor das Geschehen entsetzt mit ansah. Im Moment war sie zudem gar nicht in der Lage gewesen, irgendetwas zu sagen. Nicht genug, dass sie schon Bekanntschaft mit Inu Yasha und Sesshoumaru machen durfte, jetzt war auch noch dieser Geflügelte hier aufgetaucht und hatte die beiden in einen Kampf praktisch direkt vor der Haustür verwickelt! Und so was erlebte ihre Tochter allen Ernstes häufiger? Für Akie war dies kaum vorstellbar gewesen. Unterdessen beobachteten insbesondere Kagome und Kimie das Kampfgeschehen weiterhin äußerst aufmerksam. "Glaubst du, Inu Yasha und Sesshoumaru kommen klar?", fragte Kimie ihre Cousine nach einem Moment. Doch noch bevor die Jüngere ihr darauf eventuell eine Antwort hätte geben können, wurden sie Zeugen eines schier unglaublichen Zwischenfalls. "Verschwinde endlich, du Idiot! Den Typen mach ICH platt!", beschimpfte Inu Yasha seinen älteren Halbbruder plötzlich, als dieser Rokou gerade wieder hatte angreifen wollen, und drängte ihn zur Seite. Sesshoumarus Augen blitzten vor Wut regelrecht auf. "Du naseweiser Abschaum! Was willst du schon gegen ihn ausrichten können?! Deine beiden Angriffe sind doch schließlich alle daneben gegangen!" Um sich Inu Yasha vom Hals zu schaffen, schlug Sesshoumaru einmal mit Toukijin nach ihm, doch der Jüngere wich dem Schlag mit einem Sprung aus. Aber damit war diese Sache nicht etwa erledigt gewesen, sondern jetzt kreuzten die beiden Brüder ihre Klingen erneut. Rokou schien nunmehr vollends zu einer Nebensache geworden zu sein, doch nutzte er die Gelegenheit nicht etwa, um sie für einen Angriff zu nutzen, sondern beobachtete das aus seiner Sicht äußerst amüsante Schauspiel aufmerksam und da war er nicht der Einzige gewesen. "Sag mal, Kagome... Das passiert doch jetzt nicht wirklich, oder?", fragte Kimie ungläubig und deutete mit dem Finger auf die streitenden Brüder. Kagome entwich ein ermüdetes Seufzen. "Doch, ich fürchte ja...", antwortete sie ihrer Cousine, trat aber kurz darauf einen Schritt nach vorne und rief den beiden aufgebracht zu: "Hey, ihr bekloppten Vollidioten! Streiten könnt ihr euch noch später! Kümmert euch gefälligst zuerst um diesen Typen!" "Keh! Wenn Sesshoumaru mich diesen Kerl fertig machen lassen würde, müssten wir uns erst gar nicht streiten!", entgegnete Inu Yasha dem Mädchen, als gerade eine kurze Schlagabtausch-Pause zwischen ihm und Sesshoumaru herrschte. Doch Kagome rief zurück: "Das ist doch aber kein Argument! Kämpft gefälligst gemeinsam gegen ihn und wenn ihr das schon nicht hinbekommt, dann geht gefälligst nicht auch noch aufeinander los!" "Argh! Halt endlich die Klappe, Kagome, und halt dich da raus!" "Wie bitte?! Was hast du eben gesagt?" Wütend lief Kagome nun aus dem Bannkreis hinaus und lief die paar Meter zu Inu Yasha, wo sie sich ihm gegenüberstellte. "Würdest du das bitte noch einmal wiederholen? Was hast du eben zu mir gesagt, Inu Yasha?" Als er das Mädchen mit einem Mal direkt vor sich stehen sah, starrte der Hanyou es völlig entgeistert an. Doch dann brüllte er los: "Sag mal, du bist wohl vollkommen bescheuert!? Du kannst doch nicht so einfach aus dem Bannkreis raus rennen!" "Na, du hast es gerade nötig, mir irgendwelche Vorwürfe zu machen, du Idiot! Und mal ganz abgesehen davon bin ich bestimmt nicht bescheuert, klar?!" Während er sich das Ganze so ansah, überkam Rokou so langsam das Gefühl, als wäre er inzwischen völlig uninteressant für seine Gegner geworden. "Meine Güte! Was für ein jämmerlicher Anblick", meinte er schließlich und ließ ein leichtes Gähnen verlauten. "Ich bin nicht hier, um mir eure dummen Streitereien anzuhören. Deshalb entledige ich mich dieses Problems jetzt ganz einfach, indem ich euch beide gleichzeitig zur Hölle schicken werde!" In diesem Moment brachen Inu Yasha und Kagome ihren zänkischen Dialog abrupt ab, denn Rokou hatte bereits mit der Vorbereitung seines Angriffs begonnen. Er erhob sein Naginata, um dessen Klinge sich nun eine Feuerspirale bildete. "Sayonara, ihr Trottel!", rief Rokou aus und schwang seine Waffe genau in Inu Yashas und Kagomes Richtung. "Kagome! In Deckung!" Ohne zu zögern hatte sich Inu Yasha sofort schützend über Kagome geworfen und sie auf den Boden gedrückt, ehe die beiden nur Sekundenbruchteile später von der Feuerspirale erreicht und in deren Flammen eingeschlossen wurden. "Oh nein! Kagome! Inu Yasha!" Entsetzt starrte Kimie auf das Szenario, ebenso wie der Rest der Familie. Wie sollten die beiden aus dieser Flammenhölle wieder lebend herauskommen? Das war doch praktisch unmöglich. Von daher traute sich keiner so wirklich, überhaupt noch hinzusehen, als das Feuer nach einem Moment wieder kleiner wurde, bis es letztendlich erloschen war. Aber zum Erstaunen aller, waren Inu Yasha und Kagome noch da gewesen und das allem Anschein nach vollkommen unversehrt. Souta verstand die Welt nicht mehr. "Aber... wie haben sie das geschafft?" Und diese Frage stellte er sich nicht als Einziger. Unterdessen hatte sich Inu Yasha wieder etwas erhoben und schaute besorgt zu Kagome runter. "Kagome? Kagome, ist bei dir alles in Ordnung?" Zögerlich öffnete Kagome ihre Augen, doch als sie bemerkte, dass ihr und Inu Yasha scheinbar wirklich nichts passiert war, setzte sich wieder auf. Auf eine erneute Nachfrage des Hanyou antwortete sie nun: "Ja, es geht mir gut, Inu Yasha. Aber wieso sind wir...?" Da fiel es dem Mädchen mit einem Mal wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Es musste an Inu Yashas Umhang gelegen haben. Er hatte sie beide vor Rokous Flammen beschützt... und Inu Yasha hatte Kagome beschützt. "Inu Yasha... Vielen Dank!", sagte Kagome nach einem Moment und lächelte den Hanyou dankbar an. Dieser schloss das Mädchen daraufhin völlig überraschend in seine Arme. "Du Dummkopf!", sagte er. "Immer musst du dich in Schwierigkeiten bringen und ich darf dich dann am Ende wieder retten." Gerade, als Kagome etwas darauf erwidern wollte, sprach Inu Yasha jedoch weiter, wenngleich so, dass nur sie es hören konnte: "Aber es ist egal, denn ich werde dich immer beschützen, Kagome. Ganz gleich, was passiert." Kagome hatte mit kurzzeitig angehaltenem Atem zugehört. Inu Yasha sprach nicht allzu häufig so mit ihr, so war es für sie immer wieder ein ganz merkwürdiges Gefühl, wenn er das tat. Aber es war ein schönes Gefühl. Glücklich und erleichtert lehnte sie ihren Kopf an seine Brust. "Danke." Gerne hätte Kagome, und vermutlich auch Inu Yasha, diesen Moment noch etwas länger ausgekostet, doch leider blieb den beiden das verwehrt, denn Kimie hatte inzwischen ebenfalls den Schutz von Raidons Bannkreis verlassen und war zu den beiden geeilt. Sie tippte ihrer Cousine auf die Schulter, während diese noch zusammen mit dem Hanyou auf dem Boden saß und in seinen Armen lag. "Hey! Ich störe eure traute Zweisamkeit ja wirklich nur äußerst ungern, aber wir sind hier noch nicht ganz fertig, Leute", bemerkte Kimie, woraufhin sich Inu Yasha und Kagome wieder voneinander lösten. Etwas verlegen standen die beiden nun wieder auf. >Ich kenne nur ein Material, dass in der Lage ist, dem Feuer zu trotzen, und das ist das Fell der Feuerratte!<, schoss es Rokou sofort durch den Kopf, nachdem er zu seinem eigenen Erstaunen mitbekommen hatte, dass Inu Yasha und Kagome unverletzt geblieben waren. Eigentlich hätte sein Angriff von den beiden nicht mal mehr Asche übrig lassen dürfen. Aber weiter darüber nachdenken konnte er nicht, denn plötzlich bemerkte er, wie Sesshoumaru nun wieder einen Angriff auf ihn gestartet hatte. Der Inu-Youkai bekam Rokous linkes Handgelenk nun mit seiner Lichtpeitsche zu fassen. "Nice catch, Sesshoumaru! Jetzt haben wir ihn!", rief Kimie, die die Aktion mitbekommen hatte, aus und schnippte begeistert mit dem Finger. Doch hatte sie sich scheinbar zu früh gefreut, denn Rokou umschloss die Lichtpeitsche nur unbeeindruckt mit seiner Hand und setzte eine Feuerattacke ein. Sofort fraßen sich die Flammen ihren Weg an ihr entlang und direkt zu Sesshoumaru, der seine Lichtpeitsche aber noch rechtzeitig von seiner Hand löste, bevor das Feuer ihn erreicht hatte. Dann richtete sich Rokous Aufmerksamkeit auf Kimie. "Mir scheint, du hast dich etwas zu früh gefreut, Kleine", meinte er. "Wie sieht's aus? Wollen wir beide jetzt vielleicht ein wenig zusammen spielen?" Und bevor sie seine Worte eigentlich so richtig vernommen hatte, hatte Rokou schon den ersten Angriff auf Kimie gestartet. Blitzschnell war er auf sie zugeflogen und erhob seine Waffe. Als der Ryû-Youkai gleich darauf das erste Mal mit seinem Naginata zuschlug, konnte Kimie zwar noch ausweichen, doch fiel sie bei diesem Manöver zu Boden und Rokou war schon dabei gewesen, zu einem weiteren Schlag auszuholen. "Jetzt bist du fällig, du Weib!" Den Ryû-Youkai erneut mit seiner Waffe zum Schlag ausholen sehend, kauerte sich Kimie reflexartig auf den Boden und kniff die Augen zu. Kurz darauf hörte sie ein Geräusch, das klang, als würde Metall oder dergleichen aufeinander treffen. Sie öffnete ihre Augen wieder und als sie sich umwandte, sah sie, dass Sesshoumaru direkt vor ihr stand und Rokous Naginata mit Toukijin abgeblockt hatte. Anschließend schlug er den feindlichen Youkai wieder zurück, der sich mit seinen Schwingen wieder in die Lüfte erhob. "Menschen zu beschützen, dazu sollte ein wahrer Youkai seine Stärke bei weitem nicht vergeuden und schon gar nicht für ein Weib", meinte Rokou herablassend. Sesshoumaru erhob daraufhin sein Schwert in Rokous Richtung. "Ich habe genug von dir gehört. Souryuuha!" Von Toukijin löste sich nun eine blaue Energiewelle, die genau auf Rokou zusteuerte. Der Ryû-Youkai konterte dem Angriff, indem er einfach selbst einen Feuerangriff als Gegenattacke einsetzte. Wie schon zuvor bei Inu Yashas Windwunde neutralisierten sich beide Attacken gegenseitig und lösten sich letztendlich wieder auf. Ungeachtet dessen wandte sich Sesshoumaru nun zu Kimie um. "Bist du verletzt?", fragte er sie, doch sie schüttelte einmal den Kopf. "Nein. Aber ich habe mich ganz schön erschrocken." Noch immer lag Kimie auf dem Boden, der Schrecken saß ihr noch zu sehr in den Gliedern, als dass sie gleich von selbst wieder hätte aufstehen können. Sesshoumaru kniete sich neben sie und hob mit seiner freien linken Hand ihren Oberkörper an, so dass sie sich zumindest erstmal wieder aufsetzen konnte, ehe er ihr anschließend wieder auf die Beine half. "Ein Youkai der ein Menschenweib beschützt, so was ist wirklich eine Beleidigung für jeden anderen Youkai", sagte Rokou spöttisch. "So was passt doch eigentlich mehr zu solchen Halbblütern wie dem da." Er deutete auf Inu Yasha, der jedoch nur gelassen sein Schwert schulterte. "Keh! Du kannst wohl nur Sprüche klopfen. Deine Angriffe waren bisher ja schließlich nicht gerade das Gelbe vom Ei, wenn ich mir das so ansehe", meinte er nicht weniger spöttisch als Rokou schon zuvor. "Und du sollst wirklich zu diesen komischen Hütern gehören? Sind die anderen denn auch solche Nieten wie du?" Zunächst bedachte Rokou den Hanyou auf diese Bemerkung hin lediglich mit einem äußerst herablassenden Blick, ehe er ebenso entgegnete: "Hm! Du idiotischer Hanyou, glaubst du wirklich, ich hätte schon mein ganzes Pulver verschossen? Das war lediglich ein Test. Ich lege es eigentlich gar nicht darauf an, euch zu erledigen. Zumindest jetzt noch nicht. Darin lag auch überhaupt nicht mein Auftrag. Ich sollte euch lediglich ein wenig Feuer unterm Hintern machen, wenn ihr versteht." Doch auf Inu Yasha wirkte diese Aussage wenig glaubhaft. "Was faselst du da wieder für ein dummes Zeug? Du willst doch nur nicht zugeben, dass du eine totale Nullnummer bist, sonst nichts!" Rokou zuckte nur einmal mit den Achseln. "Du kannst es sehen wie du willst, Hanyou. Das ist mir vollkommen egal." Ein hinterhältiges Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er letztendlich noch hinzufügte: "Wir werden uns schon sehr bald wieder sehen. Ich freue mich schon darauf." Und plötzlich und völlig unvorhergesehen, verschwand Rokou in einer roten Flamme, die sich schnurstracks ihren Weg zum Schrein, in welchem der Knochenfresserbrunnen stand, bahnte. "Hey! Abhauen gilt nicht, du Feigling!", rief Inu Yasha dem Ryû-Youkai aufgebracht nach, der inzwischen durch die schon geöffnete Schiebetür des Schreins geschlüpft war. Zwar hatte Inu Yasha sofort die Verfolgung aufgenommen, doch als er ebenfalls an dem Brunnen angekommen war, war von Rokou schon längst nichts mehr zu sehen gewesen. Kurze Zeit später kam Kagome noch hinzu. Sowohl ihr, als auch Inu Yasha war zweifelsfrei klar gewesen, dass Rokou durch den Brunnen wieder in die Sengoku-Ära gelangt sein musste. Doch so einfach wollte Inu Yasha es dem Ryû-Youkai auch wieder nicht machen. "So leicht kommt der mir nicht davon! Folgen wir ihm!" "Das kannst du dir sparen", kam es nun aber kühl von Sesshoumaru, was Inu Yasha in seinem Vorhaben inne halten ließ. "Wie bitte?" "Glaubst du wirklich, du könntest ihn einholen?", fragte Sesshoumaru, der zusammen mit Kimie etwas von dem Schrein entfernt stand, seinen Halbbruder herablassend. "Ehe du auf der anderen Seite des Brunnens wieder herauskommen würdest, wäre er sicherlich schon längst über alle Berge. Oder bildest du dir etwa ein, er wartet jetzt auf dich?" Ein missmutiges Knurren war nun seitens Inu Yasha zu hören gewesen. So sehr es ihm auch missfiel, Sesshoumaru hatte mit seiner Aussage wohl Recht gehabt. Also blieb Inu Yasha nichts anderes übrig, als es zunächst dabei zu belassen. Mürrisch steckte er Tessaiga wieder zurück in die Schwertscheide, während Kimie nun zu ihrem Schwert zurückging, dass noch vor dem Haus im Boden steckte. Nachdem sie den Bannkreis, der das Haus schützte, betreten und Raidon wieder aus dem Boden herausgezogen hatte, verschwanden zeitgleich beide Bannkreise, die es zuvor errichtet hatte, allmählich wieder. Jetzt konnte man auch wieder die Stadt und den Nachthimmel sehen. Erleichtert atmete Kagome auf. "Bin ich froh! Es ist vorbei. Zumindest erstmal..." Auch die restliche Familie schien froh und glücklich über diesen glimpflichen Ausgang der Geschichte gewesen zu sein, doch damit war die Sache noch nicht erledigt gewesen. Zumindest nicht für Kimie, die nun die Stimme ihrer Mutter vernahm: "Kimie, komm doch bitte mal mit. Dein Vater und ich würden uns gerne mal mit dir unterhalten. Allein." Akie winkte ihre Tochter mit einer Handbewegung zu sich, während sie schon mal vorausging, dicht gefolgt von ihrem Mann, der Kimie zuvor einen etwas hilflosen Blick zugeworfen und ebenso einmal mit den Schultern gezuckt hatte. Kimie ahnte, dass jetzt wohl so was wie eine Standpauke kommen würde, aber da musste sie wohl durch. Also trottete sie widerstandslos hinter ihren Eltern her und folgte ihnen ins Wohnzimmer. Nachdem Kimie als Letzte das Zimmer betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte, wies ihre Mutter sie an, sich zu setzen. Akie und Kimata saßen ihrer Tochter auf der anderen Seite des Tisches auf dem Boden gegenüber und irgendwie kam sich Kimie so vor, als stünde sie jetzt vor einer Art Jury. Allerdings sagten Kimata und Akie zunächst nichts, was das Mädchen dazu veranlasste, die ersten paar Sekunden etwas planlos in die Luft zu gucken, bis ihre Mutter plötzlich das Wort ergriff und ihre Tochter äußerst ernst fragte: "Sei bitte ehrlich, Kimie. Solche Sachen wie gerade eben... passieren die auf der anderen Seite des Brunnens häufiger?" "Ähm... Also..." Im ersten Moment war sich Kimie nicht ganz sicher, was genau sie darauf antworten sollte. "Na ja, das gerade war schon ein wenig heftiger. Für gewöhnlich ist es aber gar nicht so schlimm", versuchte sie letztendlich ihre Mutter zu beschwichtigen, konnte ihr und ihrem Vater aber nicht verschweigen, dass solche Auseinandersetzungen mit feindlichen Dämonen in naher Zukunft wohl häufiger passieren könnten. Akie schaute ihren Mann daraufhin einmal kurz an, dann wandte sie sich wieder an ihre Tochter: "Kimie, dein Vater und ich haben uns wegen dieser Sache bereits gestern ein wenig unterhalten und obwohl er die Sache etwas anders zu sehen scheint als ich möchte ich dennoch, dass du wieder zu uns nach Hause kommst. Das beinhaltet natürlich auch, dass du mit deinen Ausflügen in diese Sengoku-Ära aufhören wirst." "Was?" Zuerst war Kimie nicht zu weiteren Worten fähig gewesen, zu groß war der anfängliche Schock gewesen, da sie mit so was jetzt gar nicht gerechnet hatte. Aber nach einem Augenblick hatte sie sich wieder gefangen. "Moment mal! Du sagst das so, als wäre schon alles entschieden!? Zählt meine Meinung denn überhaupt nicht?" "Wir wollen dir keinesfalls irgendwelche Vorschriften machen", meinte Akie ruhig, aber bestimmt. "Wir machen uns lediglich Sorgen um dich. Deshalb sei bitte vernünftig. Hör auf mit diesen gefährlichen Abenteuern und komm wieder nach Hause. Vergiss diese Sengoku-Ära. Vergiss diese absurden Abenteuer und dergleichen und beende vor allem diese merkwürdige Beziehung zu diesem Youkai. Das würde mit euch ohnehin nicht gut gehen, dazu seid ihr einfach zu verschieden." Jetzt blieb Kimie stumm. In ihrem Kopf hallten die Sätze ihrer Mutter wie in einer Endlosschleife immer wieder erneut wider. Schließlich senkte das Mädchen den Blick in Richtung Tischplatte. "Ich soll nicht mehr zurückgehen?", sagte sie leise und mehr wie zu sich selbst. "Ich soll Tokio wieder verlassen...?" Ihre Eltern warteten noch einen Moment auf eine andere Reaktion seitens ihrer Tochter. Als diese jedoch ausblieb, versuchte Akie, sie erneut anzusprechen: "Kimie..." "Nein! Das kann ich nicht!", rief Kimie jedoch plötzlich aus und unterbrach ihre Mutter damit noch am Anfang ihres Satzes. "Das kann und werde ich nicht tun, Mama! Es tut mir Leid, aber ich werde nicht mit dir und Papa wieder zurückgehen! Das hat auf keinen Fall etwas mit euch zu tun, aber ich will hier bleiben und ich will auch wieder zurück in die Sengoku-Ära!" "Aber Kimie, jetzt sei doch bitte vernünftig! Das ist doch..." "Ich BIN vernünftig, Mama! Unvernünftig von mir wäre es, wenn ich jetzt wirklich alles hinschmeißen und so tun würde, als wäre all das, was ich jetzt und auch bereits vor einem Jahr erlebt habe, niemals geschehen und wenn ich versuchen würde, diejenigen, die ich in der anderen Epoche kennen und schätzen gelernt habe, zu vergessen! Dass kann ich aber nicht und ich will es auch gar nicht!" Akie war so langsam mit ihrem Latein am Ende. Von ihrem Mann bekam sie zudem auch nicht gerade hilfreiche Unterstützung, denn Kimata wohnte der ganzen Situation lediglich schweigend und praktisch als stiller Beobachter bei. So blieb Akie nichts anderes übrig, als von sich heraus wieder zu versuchen, ihre Tochter umzustimmen: "Kimie, sei doch nicht so maßlos verantwortungslos dir gegenüber! Dir könnte dort sonst was zustoßen!" "Was soll jetzt das mit der Verantwortung, Mama?", fragte Kimie und es klang schon beinahe vorwurfsvoll. "Wenn du unter 'Verantwortung' verstehst, dass ich all das hier aufgeben soll, dann lege ich auf so was wie Verantwortung keinen Wert! Ich will nicht alles aufgeben, was ich neu kennen gelernt habe, geschweige denn diejenigen, die ich als Freunde neu gewonnen habe und die Erfahrungen, die wir gemeinsam machen durften! Dazu bedeutet es mir zu viel! Noch einmal werde ich nicht wieder fortgehen und schon gar nicht freiwillig!" Und mit diesen Worten sprang Kimie auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Dabei ignorierte sie auch die nachfolgenden Rufe ihrer Mutter. Kagome hatte unterdessen zusammen mit ihrer Familie, Inu Yasha und Sesshoumaru im Flur gestanden und abgewartet, während Kimie im Wohnzimmer mit ihren Eltern gesprochen hatte. Als sie nach einer Weile jedoch Kimies deutlich erboste und laute Stimme vernommen hatte, ahnte Kagome schon, dass etwas gehörig schief zu laufen schien. Kurze Zeit später hatte sich auch schon die Tür des Wohnzimmers geöffnet und ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen rauschte Kimie nun unter lauten Flüchen den Gang entlang und ging anschließend die Treppe hoch, um in ihr Zimmer zu gehen. "Oje... Das hat wohl wirklich ziemlichen Ärger gegeben", vermutete Kagome betroffen. Zuerst überlegte sie, ob sie Kimie in deren Zimmer folgen sollte, doch ließ sie es lieber sein. Vielleicht wollte ihre Cousine jetzt erstmal etwas allein sein. Zwar überlegte Kagome, ob sie ihren Onkel und ihre Tante mal fragen sollte, was genau eigentlich passiert war, doch wurde sie dabei von ihrer Mutter zurückgehalten. Sie war der Ansicht, es wäre das beste, alle Beteiligten erstmal etwas in Ruhe zu lassen und Kagome stimmte dem zu. "Mist! So ein verdammter Dreck!", fluchte Kimie aufgebracht weiter, kaum dass sie ihr Zimmer erreicht und mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zugeschlagen hatte. So wütend war sie bisher scheinbar wohl noch nie gewesen. Aber worauf genau war sie eigentlich wütend gewesen? Auf ihre Mutter oder auf sich selbst? Oder doch eher auf die gesamte Situation? Kimie musste sich eingestehen, dass sie es selbst nicht so genau wusste. Irgendwie schien ihr im Moment einfach nur alles über den Kopf zu wachsen. Mit einem Seufzen setzte sie sich auf ihr Bett, stützte die Ellenbogen auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr nun doch vereinzelt ein paar Tränen in die Augen stiegen und das machte sie eigentlich nur noch wütender. Denn sie wollte doch überhaupt nicht weinen! Als ob das außerdem irgendetwas geändert hätte. Während ihr so viele Gedanken auf einmal im Kopf herumspukten, bekam Kimie plötzlich mit, wie jemand die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und hereinkam. Ohne jedoch überhaupt hingesehen zu haben, um wen es sich dabei gehandelt hatte, brüllte sie schon los: "Raus! Ich will niemanden sehen!" Während sie das gesagt hatte, hatte sie sich auch entsprechend zur Tür umgedreht. Doch verstummte Kimie sofort wieder, als sie erkannte, wer nun in ihrem Zimmer stand. "Sesshoumaru..." Hastig wischte sich Kimie die Tränen aus dem Gesicht, drehte sich aber gleich wieder von dem Youkai weg, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Auch sagte sie nichts mehr weiter. Nichts desto trotz kam Sesshoumaru näher und setzte sich wortlos neben sie auf ihr Bett. Eine Zeit lang saßen beide nur so nebeneinander. "Du... musst nicht extra deswegen noch länger hier bleiben", meinte Kimie schließlich und ihre Stimme klang wieder gefasster. "Wenn du zurückgehen willst, dann ist das in Ordnung." Als Sesshoumaru ihr darauf jedoch nichts antwortete, drehte sie sich wieder zu ihm um. Was sie dann sah, irritierte sie einem gewissen Sinne etwas. Denn Sesshoumaru schaute sie mit einem Blick an, den sie so noch nicht bei ihm gesehen hatte. Sie konnte ihn zwar nicht genau definieren, aber es war jedenfalls nicht der gewohnt kühle gewesen. Eigentlich war Sesshoumarus momentaner Gesichtsausdruck sogar recht untypisch für ihn gewesen. Da gab es nichts Abweisendes oder Unnahbares mehr, er war eben einfach vollkommen anders als sonst. "Mann! Was ist denn plötzlich los mit dir?!", keifte Kimie mit einem Mal völlig unvorhergesehen los. "Wo bleiben deine bissigen Kommentare und deine herablassenden Äußerungen? Und was soll dieser komische Blick überhaupt? Behandle mich bloß nicht wie ein rohes Ei, nur weil ich gerade etwas Stress mit meinen Eltern habe! So was hat schließlich jeder mal!" Doch kaum hatte sie das gesagt, spürte Kimie wieder diese Wut im Bauch. Aus welchem Grund hatte sie Sesshoumaru gerade so blöd angemacht? Sie musste sich eingestehen, dass sie es selbst nicht wusste. Sie konnte momentan einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Entschuldige... Ich wollte nicht schreien", sagte Kimie nach einem Augenblick leise. Sesshoumaru sagte auch jetzt noch nichts, sondern schaute sie nur weiterhin an. Er hatte sich zwar vorgenommen, vorzeitig wieder zurückzugehen, doch so, wie es momentan um Kimie stand, konnte er noch nicht zurück. Andererseits durfte er auch nicht unnötig noch mehr Zeit verlieren. Keiner konnte schließlich vorhersagen, wann der Kampf beginnen und die Ryû-Youkai die westlichen Länder mit ihrem ganzen Aufgebot angreifen würden. Zudem würde sich Sesshoumaru nicht unbedingt des Vertrauens seiner Leute sicher sein können, wenn er im entscheidenden Moment nicht da wäre. Zwar war er in der Vergangenheit immer mehr ein Einzelkämpfer gewesen, doch diesmal brauchte auch er zweifellos die Hilfe und die Unterstützung seines Clans, ebenso wie dieser einen Anführer in diesem Kampf brauchte. Und als der älteste Sohn von Inu no Taishou lag es nun an Sesshoumaru, seine Leute in den Kampf zu führen. "Bis zum Morgen", sagte Sesshoumaru plötzlich, was Kimie abrupt wieder aufhorchen ließ. "Was?" "Ich warte noch bis Anbruch des Morgens, dann werde ich zurückgehen", erklärte er ihr. Kimie schwieg zunächst, doch schien Sesshoumarus Blick ihr nun die Frage zu stellen, ob sie ihn doch begleiten wollte. Sie war sich aber nicht ganz sicher, was sie in diesem Zusammenhang nun am besten tun sollte. Weiter hier bleiben und versuchen, mit ihrer Mutter wieder ins Reine zu kommen? Oder sollte sie Sesshoumaru wirklich besser begleiten? Zuerst war sie noch unschlüssig gewesen, doch nach einem Moment der Überlegung meinte sie entschlossen: "Dann werde ich dich mit dir mitgehen." "Ich begreife das alles einfach nicht. Was ist da nur falsch gelaufen?", fragte sich Akie kopfschüttelnd, während sie zusammen mit ihrem Mann noch immer im Wohnzimmer saß. "Kimie war doch sonst nicht so. Aber jetzt schreit sie uns an und benimmt sich wie eine Rebellin." "Nun, so was passiert eben schnell, wenn man wütend wird", meinte Kimata ruhig. "Und ehrlich gesagt, ich kann sie verstehen." "Was soll das denn wieder heißen?" "Ach, komm schon, Akie! Kommt dir das nicht alles doch sehr bekannt vor?" Kimata schaute seine Frau einen Moment lang abwartend an, doch als diese nicht reagierte, sprach er weiter: "Erzähl mir nicht, dass du das wirklich vergessen hast! Deine Mutter hat sich damals doch auch mächtig darüber aufgeregt, als du einfach so mir nichts, dir nichts von hier abgehauen und mir gefolgt bist. Du bist in einer Nacht- und Nebelaktion einfach so verschwunden und hast ihr und auch deinem Vater keinen Ton davon gesagt." Scheinbar nun doch etwas peinlich berührt senkte Akie daraufhin leicht den Blick. Natürlich konnte sie sich noch sehr gut an diese Situation aus ihrer Jugend zurückerinnern. Damals, als sie genauso alt wie Kimie gewesen war und gerade die Schule beendet hatte, war sie Kimata in seine Stadt gefolgt, nachdem sie ihn in den Sommerferien kennen gelernt hatte, als er nach einem gerade abgebrochenen Studium zu Besuch in Tokio gewesen war, um mal etwas Abstand von allem zu bekommen. Damals hatte Kimata auch noch keine Ahnung gehabt, was er als Nächstes tun wollte und welches Ziel er verfolgen sollte, und genau das war es gewesen, was insbesondere der Mutter von Akie und ihrer Schwester sehr sauer aufgestoßen war. Ein Mann, der keinerlei Perspektive und nichts vorzuweisen hatte, das konnte ihrer Meinung nach ja nur schief gehen. Nichts desto trotz hatte Akie gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Mutter den Kontakt zu Kimata nicht abgebrochen und nachdem er in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, war sie ihm kurze Zeit später heimlich gefolgt. Es hatte ihn zwar eine Menge Überredungskunst abverlangt, aber letztendlich hatte er Akie nach einigen Tagen doch dazu überreden können, wieder nach Hause zu gehen. Anhand eines Zettels, den ihre Tochter hinterlassen hatte, hatten ihre Eltern zwar gewusst, wo sie sich aufgehalten hatte, doch darauf folgende Versuche von zumindest telefonischer Kontaktaufnahme wurden von Akies Seite stets abgeblockt. Sie hatte mit niemandem sprechen wollen und schon gar nicht mit ihrer Mutter. Trotzdem schien die Erleichterung über das Wiedersehen doch sehr groß gewesen zu sein und nachdem Akie ihrer Familie alles genauer erzählt hatte, gab letztendlich auch ihre Mutter nach und gab ihr und Kimata ihren Segen, nachdem sie eingesehen hatte, dass er doch kein so schlechter Umgang für ihre Tochter gewesen war, wie sie es zunächst angenommen hatte. Doch konnte man Akies damalige Lage wirklich mit der von ihrer Tochter Kimie vergleichen? Schließlich bestand zwischen den beiden ein wesentlicher Unterschied, den Akie ihrem Mann auch sofort versuchte, klarzumachen: "Du hast ja Recht, aber bei uns war das was anderes. Oder bist du etwa ein Youkai, der in der Sengoku-Ära lebt und mich anfangs sogar noch eigenhändig um die Ecke bringen wollte?" Kimata verstand zwar, worauf seine Frau hinaus wollte, konnte sich aber dennoch ein leichtes Seufzen nicht verkneifen. "Ach, Akie... Mir ist ja klar, worauf du hinaus willst, aber unserer Kleinen scheint es doch trotz allem sehr gut zu gehen. Hast du dir das denn nicht immer für sie gewünscht? Dass es ihr gut geht?" "Doch, natürlich! Aber... doch nicht, dass sie sich ständig einer derartigen Gefahr aussetzt." "Aber sie ist doch nicht allein. Sie hat da doch auch Freunde und Kagome ist schließlich auch noch da. Und natürlich Sesshoumaru." "Ja, und genau das macht mir am meisten Angst..." Akie konnte sich trotz allem noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ihre Tochter im Mittelalter rumkurvte und das auch noch in der Gesellschaft eines Youkai, der sie zunächst sogar hatte umbringen wollen. Unruhig tippte sie mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand auf dem Wohnzimmertisch herum, bis Kimata ihre Hand nahm. "Akie, kann es ein, dass du schlichtweg einfach nicht so wirklich loslassen kannst oder willst?", fragte er sie prüfend, aber mir ruhiger Stimme. "Schließlich warst du anfangs schon dagegen, dass Kimie allein wieder hierher nach Tokio zurückgeht und das obwohl sie bei deiner Schwester wohnen würde, wie es ja jetzt auch der Fall ist." Akie hatte Kimata zunächst nur stumm angesehen, doch senkte sie nach einem Moment spürbar nachdenklich den Blick. "Hmm... Vielleicht...", murmelte sie leise in sich hinein. "Na, komm! Gib dir einen Ruck!", meinte Kimata schließlich mit einem aufmunternden Lächeln. "Na gut, dass unsere Tochter sich gerade einen Youkai verliebt, kam wohl wirklich sehr unvorhergesehen und überraschend, zumal man damit auch nicht wirklich rechnen konnte, aber ändern können wir daran auch nichts mehr. Und eigentlich ist dieser Sesshoumaru doch ein ganz passabler Typ. Außerdem kann er Kimie sehr gut beschützen, wie wir es ja selbst beobachten konnten, und so perspektivlos und ohne Plan wie ich damals ist er wohl auch nicht." Die letzte Bemerkung war begleitet gewesen von einem Funken Selbstironie. Zwar antwortete Akie nicht darauf und sah auch nicht wieder auf, doch Kimata sah ihr deutlich an, dass sie über seine Worte sehr genau nachzudenken schien. "Weißt du was? Schlaf ein wenig darüber und morgen sehen wir weiter, in Ordnung?", schlug er ihr letztendlich vor und Akie stimmte dem mit einem Nicken zu. Was anderes konnte sie im Moment wohl eh nicht tun. Die Nacht war eher kurz gewesen und eigentlich hatte keiner so wirklich geschlafen. Auch Kimie gehörte mit zu denen, die die ganze Nacht über wach gewesen waren, obwohl sie versucht hatte, ein wenig zu schlafen. Als sich die ersten Sonnenstrahlen ankündigten, war sie aber auch schon wieder auf den Beinen gewesen und machte sich nun daran, ihren Rucksack für die Rückreise ins Mittelalter zu packen. Beobachtet wurde sie dabei nicht nur von Sesshoumaru, sondern auch von Kagome und Inu Yasha, die in der vergangenen Nacht ebenfalls kein Auge zugemacht hatten. "Kimie, bist du dir sicher, dass du das tun willst?", fragte Kagome etwas verunsichert, nachdem sie von ihrer Cousine von deren Vorhaben erfahren hatte. "Willst du nicht vielleicht doch noch mal mit Tante Akie sprechen?" "Was bringt das denn? Es läuft doch eh wieder auf das selbe hinaus", meinte Kimie aber nur und klang dabei immer noch etwas missmutig. "Außerdem wird sie im Moment sowieso noch schlafen. Ich schreib ihr einen Zettel, das wird wohl ausreichen." Und während Kimie für dieses Vorhaben nun an ihren Schreibtisch ging, ein Blatt Papier nahm und eine kleine Nachricht an ihre Eltern, aber speziell an ihre Mutter verfasste, fragte Kagome an Inu Yasha gewandt: "Tja, dann gehen wir wohl alle am besten wieder zurück, oder?" "Von mir aus. An mir soll es nicht scheitern", antwortete der Hanyou mit einem Achselzucken. Kagome nahm dies zur Kenntnis und meinte daher, dass sie nun ebenfalls schnell ihre Sachen zusammenpacken wollte und eilte in ihr Zimmer. Inu Yasha folgte dem Mädchen mit gemächlichen Schritten. Nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten, war kurze Zeit später auch Kimie mit dem Schreiben ihrer Nachricht fertig. Darin hatte sie kurz und knapp geschrieben, was sie vorgehabt hatte und dass sie sich auch keinesfalls davon abbringen lassen wollte. Dennoch sollten sich ihre Eltern keine Sorgen um sie machen. Zuletzt hatte sie noch einen Gruß unter die Zeilen gesetzt und beließ es dabei. "Bist du fertig?", hörte Kimie Sesshoumaru nun fragen. Sie drehte sich zu ihm um und nickte. "Ja, wir können gehen." "Das kommt aber sehr plötzlich. Wollt ihr wirklich schon wieder gehen?" Kagomes Mutter war doch recht überrascht gewesen, dass ihre Tochter und die anderen schon so früh am Morgen wieder aufbrechen wollten. Doch Kagome antwortete: "Ja, besser wäre es. Schließlich haben wir auch versprochen, nicht allzu lange wegzubleiben und wir sind sowieso schon etwas spät dran." Ihre Mutter nickte einverstanden und bat ihre Tochter noch, gut auf sich aufzupassen. Gleiches riet sie natürlich auch Kimie, fragte diese aber noch: "Aber was ist mit deinen Eltern, Kimie? Hast du noch mal mit ihnen gesprochen, insbesondere mit deiner Mutter?" Aber Kimie schüttelte den Kopf. "Nein, weil ich der Meinung bin, dass das nichts bringt. Aber was soll's? Dann gehe ich eben ohne den Segen meiner Mutter wieder zurück. Verbieten lasse ich mir das jedenfalls nicht!" "Du bist ja wirklich ziemlich rebellisch geworden. Lernt man das in der Sengoku-Ära?" Kaum, dass sie diese Stimme gehört hatte, hatte Kimie sofort aufgehorcht und schaute nun auf die Treppe, die zum ersten Stock des Hauses hinaufführte. Dort entdeckte sie ihren Vater und auch ihre Mutter, die sich zuvor an ihre Tochter gewandt hatte. "Paps! Mama..." Kimie war sich nicht ganz sicher, was ihre Eltern und insbesondere ihre Mutter von ihr wollen könnten. Außerdem hatte sie auch gar nicht damit gerechnet, ihnen jetzt noch einmal über den Weg zu laufen, deswegen hatte sie ja schließlich auch den Zettel geschrieben. Und eigentlich hatte sie ein eher unangenehmes Gefühl gehabt, als Akie nun zusammen mit Kimata die Treppe hinunter kam und das Wort erneut an ihre Tochter richtete: "Bevor du etwas sagst, lass mich bitte zuerst. Sag mir... Bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst, Kimie?" Kimie antwortete zwar nicht sofort, doch nickte sie nach einem Augenblick. "Ja, das bin ich. Und wie schon gesagt, ich lasse mich davon auch nicht abbringen." "Also gut", meinte Akie nach einer kleinen Pause leise, ehe sie sich kurz darauf mit einem ernsten Blick Sesshoumaru zuwandte. Zuerst schaute sie ihn nur an, ehe sie ihn aber schließlich auch ansprach: "Mein Herr. Egal, ob Youkai oder sonst was, sollte ich in Erfahrung bringen, dass sie meine Tochter unglücklich machen, werde ich Sie dafür zur Verantwortung ziehen, klar?" "Hm?" Insbesondere Kimie wusste zuerst nicht so ganz, was sie von dieser Äußerung halten sollte, als ihre Mutter auch schon weiter sprach: "Kimie ist das einzige Kind von meinem Mann und mir. Wir wollen nur das Beste für sie und ihr Wohl geht und über alles. Lassen Sie es sich also nicht auch nur im Traum einfallen, sie schlecht zu behandeln!" Akie pausierte einen Augenblick und atmete einmal tief durch, ehe sie mit nunmehr ruhigerer Stimme fortfuhr: "Aber ich habe ja andererseits schon sehen dürfen, dass Sie sie gut beschützen können und nach einer eingehenden Unterhaltung mit meinem Mann bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es wohl in Ordnung ist. Ich vertraue Ihnen daher meine Tochter an." "Bitte?!" Kimie fiel fast aus allen Wolken, nachdem sie das gehört hatte, und besonders Kagome schien mitunter am meisten überrascht gewesen zu sein. Hatte Akie das wirklich ernst gemeint oder war das nur ein ziemlich übler Scherz von ihr gewesen? Ganz anders war da Sesshoumarus Reaktion gewesen. Er hatte der Frau nur kommentarlos zugehört und gab selbst jetzt nur den Satz "Dann dürfte das damit geklärt sein." von sich, ehe er allen anderen den Rücken zukehrte und auch schon als Erster das Haus verließ, um in die Richtung des Schreins zu gehen, in welchem sich der Knochenfresserbrunnen befand. "Mama, was...?" Kimie war noch immer völlig überrascht gewesen und ihr total perplexer Gesichtsausdruck brachte ihre Mutter nun doch leicht zum schmunzeln. "Na ja, irgendwann muss man halt loslassen können, nicht wahr? Sieht so aus, als wäre es bei dir nun soweit", meinte sie an ihre Tochter gewandt. "Pass aber bitte gut auf dich auf, mein Kind, und sei vorsichtig." Jetzt waren auch Kimies letzte Zweifel beseitigt gewesen, besonders als sie noch sah, wie ihr Vater ihr mit einem Lächeln zunickte. Überglücklich fiel sie ihrer Mutter um den Hals. "Ja, das werde ich bestimmt sein. Ich danke dir, Mama!" "Schon gut. Aber für den Fall, dass wir nicht mehr hier sein sollten, wenn du wieder zurückkommst, ruf deinen Vater und mich bitte mal an, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist, ja?", bat Akie ihre Tochter noch, die einverstanden nickte. "Sicher! Das mache ich garantiert." Sich das Ganze so ansehend, erschien nun ein zufriedenes Lächeln auf Kimatas Gesicht, allerdings gab es eine Sache, die auch ihn zugegebenermaßen schon eine Weile beschäftigt hatte. Von daher fragte er seine Tochter nun: "Aber sag mal, Kimie, eine Sache wollte ich dich schon die ganze Zeit noch fragen, allerdings hat sich dafür bisher nicht so wirklich eine Gelegenheit ergeben. Was ist eigentlich mit deinen Haaren passiert? Die waren doch ursprünglich mal viel länger." "Was?! Meine Haare?" Sofort hatte Kimies Gesicht wieder diesen erschrockenen Ausdruck angenommen. Als nun auch noch ihre Mutter auf dieses Thema zu sprechen kam, kam Kimie erneut ein wenig ins Schwitzen. Kagome und Inu Yasha blickten auch nicht gerade begeistert von dieser Frage drein, doch winkte Kimie schließlich mit einem Lächeln ab und meinte: "Ach, ich war nur letztens beim Friseur, das ist alles. Hehe..." >Sorry, Mama, aber diesmal musste ich noch einmal flunkern...<, schob sie gedanklich noch hinterher. Da ihre Mutter ihr gerade mal ihren Segen mit auf den Weg gegeben hatte, wollte sich Kimie diesen nicht schon wieder verscherzen, indem sie ihr einfach mal auftischte, dass ihr eigentlich unfreiwilliger neuer Haarschnitt ebenfalls von einem ihrer Mittelalter-Abenteuer stammte. Und tatsächlich schienen ihre Eltern ihrer Tochter deren kleine Notlüge auch wirklich abzukaufen. Somit war endlich alles geregelt gewesen und die kleine Gruppe konnte sich nun wieder auf den Weg machen. Die Familie begleitete sie noch in den Schrein, in welchem Sesshoumaru bereits seit einiger Zeit abwartend neben dem Brunnen gestanden hatte. Kimie entschuldigte sich bei ihm noch hastig aber mehr wie nebenbei für die Wartezeit, ehe sie sich noch einmal von ihren Eltern und dem Rest der Familie verabschiedete, ebenso wie Kagome, bevor sie zusammen mit Inu Yasha und Sesshoumaru nacheinander in den Brunnen sprangen und verschwanden. Kimata schaute anschließend sogar noch in den Schacht des Brunnens hinein, doch unten auf dem Boden war keine Seele zu sehen gewesen. "Sie sind wirklich weg", bemerkte er erstaunt. "Das so ein alter Brunnen so ein Geheimnis bergen kann, ist wirklich faszinierend." "Hach! Ich hoffe nur, unsere Tochter übertreibt es nicht. Irgendwie ist das alles für mich noch kaum zu glauben...", meinte Akie mit einem leichten Seufzen, obwohl es ihr nun doch etwas besser zu gehen schien. Ihre Schwester legte ihr lächelnd eine Hand auf die Schulter. "Mach dir keine Sorgen. Es wird sicher alles gut gehen", meinte sie und fragte anschließend die versammelte Mannschaft: "Nun, wie sieht's aus? Gehen wir zurück ins Haus? Ich mache uns allen einen Tee." "Sehr schön! Das ist eine gute Idee", stimmte der Großvater dem Vorschlag zu und gemeinsam verließ die Familie nun den Schrein, wobei Kimata als Letzter die Tür hinter sich schloss. * ~ * ~ * ~ * ~ * Ein ungewöhnlich starker Wind wehte an diesem Tag im nördlichen Gebirge. Gedankenversunken stand Kagura von einem der zahlreichen Felsvorsprünge, während sich hinter ihr das Schloss der Ryû-Youkai in den Himmel erstreckte. Hin und wieder spürte sie durch zusätzlich stark aufkommende Winde, wie regelmäßig eines dieser drachenähnlichen Geschöpfe hoch über ihren Kopf hinweg flog. Doch an deren Gegenwart hatte sich die Dämonin bereits gewöhnt. Es ist schon eine Weile her, dass Naraku Zuflucht bei Akuma und dessen Clan gesucht und dem Anführer der Ryû-Youkai den Vorschlag einer Zweckgemeinschaft unterbreitet hat. Kagura selbst war das alles so ziemlich egal gewesen, sie beschäftigte nach wie vor nur die Frage, wie sie endlich von Naraku loskommen konnte. "Na? Hängen wir unseren Gedanken nach, meine Hübsche?", hörte Kagura plötzlich eine männliche Stimmer hinter ihrem Rücken fragen. Als sie sich umdrehte und nach oben sah, entdeckte sie auf einem etwas höher gelegenen Felsen den Ryû-Youkai Toba, der sie genauestens beäugte. "Ich hoffe doch, ich habe Euch nicht erschreckt. Euer Name ist Kagura, nicht wahr?", fragte er mit einem geheimnisvollen Lächeln, doch Kagura hatte den Blick gleich wieder von ihm abgewandt, ohne ihm irgendeine Antwort zu gegeben zu haben. Toba schien das jedoch recht locker zu nehmen. "Ihr zeigt mir die kalte Schulter... Was soll's? Das soll mir recht sein. Ich mag Frauen, die sich nicht so leicht durchschauen lassen." Mit diesen Worten sprang er von seinem momentanen Standort und schwebte mit der Hilfe seiner Schwingen zu Kagura hinunter. Kaum war er neben ihr gelandet, fragte sie ihn patzig: "Was willst du? Hast du etwa nichts besseres zu tun, als mich zu belästigen?" "Belästigen... Das ist ja so ein hässliches Wort", meinte Toba gespielt betroffen, hatte aber gleich wieder seinen schmeichelnden Ton drauf: "Ich wollte mich lediglich ein wenig mit Euch unterhalten. Ihr seid nämlich sehr hübsch. So was findet man nicht allzu häufig." Doch Kagura wirkte wenig angetan von diesen Worten, geschweige denn überzeugt. "Red' keinen Unsinn! Und deine Schmeicheleien ziehen bei mir nicht, damit das klar ist!" Jetzt zog Toba doch etwas skeptisch eine Augenbraue hoch. Dass ihm eine Frau so dermaßen abwies hatte er bisher noch nicht erlebt. "Hui! Ihr seid wirklich eine von der etwas schwierigen Sorte", meinte er, doch gleichzeitig schien in der Tat genau darin der gewisse Reiz für ihn zu liegen. Für einen eventuellen erneuten Anlauf bei Kagura blieb Toba allerdings nicht mehr die entsprechende Gelegenheit, denn eine weitere Person gesellte sich nun zu den beiden. "Na, Toba? Kein Glück heute? Hast du inzwischen verlernt, wie man eine Frau rumkriegt? Dein Charme scheint etwas von seiner ehemaligen Wirkung verloren zu haben", meinte Rokou mit einem amüsierten Grinsen, als er mit einem Mal kopfüber in der Luft schwebend direkt vor den beiden aufgetaucht war. Während Kagura bei Rokous Auftauchen doch schon wieder den Blick abgewendet hatte, hatte Toba für seinen Bruder nur ein müdes Seufzen übrig. "Rokou... Deine Witze waren auch schon mal besser. Wann bist du eigentlich wieder zurückgekommen? Ich sehe dich jetzt zum ersten Mal." "Ich bin auch praktisch erst seit eben wieder hier", antwortete Rokou, ehe er sich so in der Luft zurechtdrehte, dass er nicht länger kopfüber vor Kagura und Toba herumschwebte. "Ich habe aber bereits mit Akuma-sama gesprochen und eigentlich wollte ich dir auch nur Bescheid sagen, dass er soeben erfahren hat, dass Sesshoumaru und sein kleines Gefolge inzwischen ebenfalls wieder hier sind. Sie sind gerade auf den Rückweg in die westlichen Länder. Du weißt, was das heißt." In der Tat wusste Toba gleich ganz genau, was Sache war. "Das heißt, wir brechen jetzt wohl auch auf." Ehe er sich jedoch zusammen mit Rokou auf den Weg machte, wandte er sich noch mal an Kagura: "Ihr habt es gehört. Ich muss Euch jetzt leider wieder verlassen. Ich hoffe doch aber, wir sprechen uns bald mal wieder. Einen schönen Tag noch, Kagura-dono." Und mit einer leichten, aber durchaus respektvollen Verbeugung verabschiedete sich Toba nun wieder von der Dämonin. Als die beiden Ryû-Youkai dann auch sogleich in Richtung ihres Schlosses davonflogen, folgte Kagura ihnen noch einen Moment mit ihrem Blick. Ihr war schon seit ihres ersten Tages hier nicht entgangen, dass Toba sie häufig beobachtet hatte, doch hatte er sie heute zum ersten Mal direkt angesprochen. Und obwohl es ihr nicht so recht zusagte, musste Kagura sich eingestehen, dass der Ryû-Youkai eine durchaus ansehnliche Erscheinung gewesen war. Doch eigentlich interessierte sie sich für so was eher weniger. Ihr ging es im Moment nur darum, wie sie sich endlich von Naraku lossagen konnte. Zu lange schon hatte er über ihr Leben gebietet. Damit sollte endlich Schluss sein! "Sag mal, Toba, was bezweckst du eigentlich mit dieser Kagura?", fragte Rokou seinen Bruder, kaum dass die beiden auf dem Weg zum Schloss gewesen waren. Toba setzte auf diese Frage hin jedoch nur seine beste Unschuldsmiene auf. "Was genau meinst du damit, Rokou?" "Ach! Jetzt tu doch nicht so!" Rokou machte eine kleine Zwischenlandung auf einem Felsen. Kaum, dass Toba es ihm gleichgetan hatte, sprach der Jüngere schon weiter: "Hast du dich jetzt endlich mal festgelegt oder ist das auch nur wieder so eine 'abenteuerliche Nummer' oder wie auch immer du das gerne mal bezeichnest?" Im ersten Moment hatte Toba nur etwas verblüfft eine Augenbraue hochgezogen, doch setzte er kurz darauf einen schon regelrecht verführerischen Blick auf. "Na so was! Höre ich da etwa Unterton von Eifersucht, Bruderherz?", fragte er und legte Rokou einen Arm um die Schulter, während er mit der anderen Hand leicht das Kinn des Jüngeren anhob und dessen Gesicht zu sich drehte. Rokou starrte seinen Bruder zuerst nur völlig entgeistert an und wirkte wie erstarrt. Doch als die Nasenspitzen der beiden gerade mal nur noch gut drei Zentimeter voneinander entfernt waren, sprang der Rothaarige mit einem Satz nach hinten. "Hey, grabsch mich gefälligst nicht an! Nimm ja deine Griffel von mir weg!", schimpfte er durchaus peinlich berührt, wie die leichte Röte in seinem Gesicht es eindeutig belegte. "Und lass gefälligst diese blöden Witze! Du weißt genau, was ich gemeint habe!" Noch immer lief Rokou ein kalter Schauer über den Rücken. Zwar war ihm durchaus bekannt gewesen, dass Toba gelegentlich zu solchen Späßen neigte, aber wirklich daran gewöhnt hatte er sich noch immer nicht und das würde er wohl auch nie. Toba hingegen nahm die ganze Sache durchaus humorvoll. "Meine Güte, jetzt komm mal wieder runter!", lachte er amüsiert von der Reaktion seines Bruders, der ihm jedoch nur einen finsteren Blick zuwarf. "Wage es ja nicht, eine solche Nummer in der Gegenwart der anderen abzuziehen", mahnte er Toba. "Ich bin nämlich nicht unbedingt wild auf dummes Gequatsche." "Such dir eine Freundin, dann hast du dieses Problem nicht", schlug der Ältere scherzhaft vor, obwohl er genau wusste, dass Rokou bisher keinerlei Interesse an Frauen gezeigt hatte und dass sich das zumindest in naher Zukunft wohl auch nicht ändern würde. Dementsprechend hatte Rokou für die Aussage seines Bruder auch nur ein genervtes "Pah!" übrig, ehe er schließlich als erster wieder den Weg zum Schloss fortsetzte. Kaum, dass Rokou weitergeflogen war, folgte ihm Toba sogleich, noch immer mit diesem amüsierten Gesichtsausdruck. Einen Moment lang schwiegen beide, dann fragte Toba seinen Bruder jedoch: "Sag mal, kurz zu etwas anderem: Gehe ich recht in der Annahme, dass Akuma-sama von diesem Naraku weiß, dass Sesshoumaru wieder hier ist?" "Ja, in der Tat", antwortete Rokou, wirkte dabei jedoch auch irgendwie nachdenklich. "Aber komisch finde ich das schon irgendwie. Woher weiß dieser Naraku eigentlich immer so genau Bescheid, was los ist?" "Nun, soweit ich das mitbekommen habe, fungieren diese Giftinsekten, die gelegentlich bei ihm rumschwirren, ähnlich wie Augen. Was sie sehen, wird auch in dem Spiegel von dieser Kanna gezeigt. Zumindest habe ich mal mitbekommen, wie sich Takeshi-sama und Renhou darüber unterhalten haben." Auf diese Antwort hin hatte Rokou durchaus überrascht dreingeschaut, doch schien er gleichzeitig auch ein wenig skeptisch zu sein. "Ein merkwürdiger Typ, dieser Naraku... Ich kann mir nicht helfen, aber er ist mir nicht ganz geheuer." "Hm..." Toba verstand, was Rokou damit gemeint hatte. Er selbst wurde aus Naraku auch nicht so wirklich schlau. Ständig legte er dieses selbstsichere Auftreten an den Tag und sprach immerzu mit einer derart ungewöhnlichen Ruhe und Selbstbeherrschung, dass es schon beinahe unheimlich war. Aber er besaß die meisten Stücke des Shikon no Tama und diese hatten unter anderem wohl auch für so ziemlich jeden Youkai ihren spürbaren Reiz. Kein Wunder also, dass Akuma auf den Handel, den Naraku ihm angeboten hatte, eingegangen war. Fragte sich nur, wohin die ganze Sache letztendlich führen würde? Letztendlich erreichten Toba und Rokou das Schloss, und als sie über den Hof flogen, entdeckten sie dort auch schon fünf der drachenähnlichen Dämonen leicht dösend nebeneinander auf dem Boden liegen und noch einen weiteren der fünf Hüter. Die Dämonendrachen hoben gleich ihre Köpfe, als sie bemerkten, wie Toba und Rokou nun zur Landung ansetzten. Auch der dritte Hüter drehte sich sogleich entsprechend zu den beiden um. "Na, endlich trudelt ihr zwei auch mal hier ein. Was hat euch denn aufgehalten?", fragte er sie äußerst kühl und mit vor der Brust verschränkten Armen. Mit dem Daumen der rechten Hand deutete Rokou hinter sich auf seinen Bruder und antwortete auf die Frage seines Kameraden: "Seine Frauengeschichten. Was sonst? Er hat versucht, diese Kagura anzubaggern." In diesem Moment legte Toba von hinten seine Arme um Rokou und meinte grinsend: "Aber meinen Bruder mag ich immer noch am liebsten!" "Hey! Ich sagte dir doch, dass du das lassen sollst!", schimpfte Rokou sofort äußerst aufgebracht und drückte den Älteren wieder von sich weg. Während Toba dies jedoch äußerst humorvoll nahm, ließ der dritte Ryû-Youkai nur ein missmutiges Knurren verlauten, während er sich von seinen Kameraden abwandte. "Meine Güte... Ihr zwei seid wirklich unmöglich. Macht gefälligst woanders rum, aber nicht vor meinen Augen!" "Wer macht denn hier rum? Halt du lieber mal den Rand, Jin!", konterte Rokou auf der Stelle. "Außerdem hast du uns überhaupt nichts zu sagen, schließlich bist ja nicht du die Nummer Eins unter den Hütern und schon gar nicht unser Clan-Oberhaupt." Sofort war Jins Blick wieder auf Rokou gerichtet. "Sprich nur weiter, dann werden wir gleich nur noch vier anstatt fünf Hüter sein", mahnte er den Jüngeren, der sich jedoch nicht gerade einschüchtern ließ. "Keh! Du kannst doch nur Sprüche klopfen, deswegen hast du auch gegen Ren verloren, als es darum ging, wer die fünf Hüter anführen soll." Kaum, dass dieser Satz gefallen war, blitzten Jins Augen bedrohlich auf. "Dann wollen wir doch mal sehen, ob du mich auch besiegen kannst, Rokou", meinte er äußerst herausfordernd und Rokou selbst schien einer kleinen Rauferei auch nicht gerade abgeneigt gewesen zu sein. Allerdings wurde den beiden schnell ein Strich durch die Rechnung gemacht. "Jin! Rokou! Hört auf damit!", ertönte plötzlich die ernste Stimme von Renhou, der nun zu der Gruppe hinzu stieß. "Beruhigt euch wieder und vergeudet eure Kräfte nicht mit sinnlosen Kämpfen. Im Moment haben wir zudem noch einen Auftrag zu erfüllen." "Das wissen wir selbst!", knurrte Jin ihm entgegen. "Erzähl' uns keine Dinge, die uns ohnehin schon bekannt sind." "Dann benehmt euch auch entsprechend, damit ich nicht das Gegenteil denken muss", entgegnete Renhou ruhig, aber bestimmt. Die Blicke von Toba und Rokou wechselten in diesem Moment ein paar Mal von Renhou zu Jin und wieder zurück. In der Luft lag eine derartige Spannung, dass man es kaum wagte, sich irgendwie zu bewegen. Die beiden hatten untereinander schon immer ein derartiges Konkurrenzverhalten an den Tag gelegt, doch es schien sich noch mehr zugespitzt zu haben, seit die Hüter ihre Kräfte erhalten hatten und Renhou nach einem Kampf gegen Jin als deren Anführer hervorgegangen war. Daran hatte Jin noch immer zu knabbern. Er war stets ein schlechter Verlierer gewesen und hatte in einer Niederlage immer eine große Erniedrigung gesehen. Es lag klar auf der Hand, dass er Renhou bei Gelegenheit irgendwann zu einem Revanche-Kampf herausfordern wollte und auch Renhou selbst schien das schon längst mit einkalkuliert zu haben. Dennoch zeigte er Jin gegenüber stets ein ruhiges, dabei aber immer selbstbewusstes Auftreten. Und egal, wie sehr Jin seinen Konkurrenten auch manchmal zu provozieren versuchen schien, so ließ sich Renhou bisher noch nie darauf ein und blieb beherrscht. "Wie sieht's aus, Renhou? Brechen wir jetzt gleich auf?", fragte Toba schließlich, auch um die angespannte Atmosphäre wieder etwas aufzulockern. "Noch nicht", antwortete ihm sein Kamerad. "Akuma-sama möchte uns noch einige letzte Anweisungen erteilen. Außerdem müssen wir noch auf Takeshi-sama warten." Also wartete die kleine Gruppe noch einen Augenblick. Es dauerte auch nicht lange bis Akuma zusammen mit Takeshi zu ihnen kam. Bei den Hütern angekommen, schaute sich Akuma kurz um. "Gut, dass ihr bereits hier versammelt seid. Ihr werdet mitbekommen haben, dass Sesshoumaru inzwischen wieder auf dem Rückweg in die westlichen Länder ist. Es bleibt alles wie besprochen." Dann wandte er sich Renhou zu. "Renhou, du hast die Verantwortung für diese Aktion. Es wird niemand verschont, verstanden?" "Ja, Akuma-sama", antwortete Renhou und neigte leicht den Kopf wie zur Verbeugung nach vorne, wobei man im Hintergrund noch ein leises missmutiges Knurren von Jin vernehmen konnte. Ungeachtet dessen sah sich Takeshi nun einmal um und bemerkte, dass nur vier Hüter versammelt waren. Es fehlte der Fünfte. "Akuma? Was ist mit Yu?", fragte Takeshi seinen Bruder daher, der ihm antwortete: "Er wird hier bleiben und mich auf dem Laufenden halten." Mit diesen Worten machte Akuma kehrt, sprach im Weggehen seine Leute aber noch mal an: "Macht euch jetzt auf den Weg. Und Takeshi? Ich verlass' mich insbesondere auf dich." Takeshi antwortete nur mit einem stummen Nicken. Er folgte Akuma noch einen Moment lang mit seinem Blick, der einen Hauch von Unsicherheit und Skepsis barg. Dennoch zögerte er nicht mehr länger und stieg auf den Rücken von einen der fünf Flugdrachen. Renhou und Jin hatten dies bereits zuvor getan und mit kräftigen Schlägen ihrer gewaltigen Schwingen erhoben sich die ersten drei der dämonischen Drachen in die Lüfte, nachdem sie sich mit ihren starken Hinterbeinen vom Boden abgestoßen hatten. Toba und Rokou wollten sich sogleich daran machen, ihren Kameraden zu folgen, doch urplötzlich hielt Toba seinen Bruder zurück, bevor dieser überhaupt den Rücken seines Flugdrachens hatte besteigen können: "Hey, Rokou!" "Ja? Was ist?" "Bist du dir sicher, dass du mitkommen solltest? Schließlich warst du ein paar Tage fort und bist eben erst zurückgekommen. Solltest du dich nicht zunächst etwas ausruhen?" "Hm?" Rokou hatte zunächst reichlich überrascht eine Augenbraue hochgezogen, doch winkte er sogleich mit einer lockeren Handbewegung ab: "Hey, jetzt mach dir mal keinen Kopf, Toba! Das war doch gerade mal so was wie ein kleiner Spaziergang. Außerdem..." Er sprang mit einem Satz auf den Rücken seines Flugdrachens. "...muss ich diesmal ja nicht selbst fliegen. Und für das, was wir vorhaben, braucht sich wohl keiner von uns sonderlich anzustrengen." Toba ließ sich das, was der Jüngere gesagt hatte noch mal kurz durch den Kopf gehen. "Hm! Auch wieder wahr", meinte er schließlich und beließ es dabei. Rokou jedoch war im Nachhinein nicht sonderlich überrascht gewesen, dass Toba ihn solche Fragen gestellt hatte. Denn obwohl die beiden Zwillingsbrüder waren, hatte sich Toba schon immer in einem gewissen Sinne für Rokou verantwortlich gefühlt, weil dieser später geboren war. Rokou empfand dies zwar des Öfteren eigentlich als recht albern, aber es störte ihn nicht. Er hatte schon immer eine sehr gute Bindung zu seinem Bruder gehabt. Streit hat es zwischen den beiden praktisch noch nie so wirklich gegeben, sah man von der einen oder anderen kleineren Meinungsverschiedenheit oder Kabbelei ab. Und zweifellos würde einer für den anderen auch notfalls ohne zu zögern mit dem Leben einstehen. Nachdem auch Toba letztendlich auf den Rücken seines Flugdrachens gestiegen war, folgten er und Rokou ihren Kameraden. * ~ * ~ * ~ * ~ * Kirara und Ah-Un flogen in einem zügigen, dabei aber durchaus angenehmen Tempo über die Landschaft, die unter ihnen vorbeizog und gekennzeichnet war von Wäldern, Wiesen und Flüssen, hinweg. Doch nachdem sie schon gut fünf Stunden unterwegs gewesen waren, ohne zwischendurch eine Pause eingelegt zu haben, machte sich zumindest bei Kagome und Kimie so langsam spürbare Müdigkeit breit, zumal sie die Nacht zuvor auch gar nicht geschlafen hatten. Dies war jedoch nicht der einzige Grund dafür gewesen, weshalb Kimie nun auch noch ein leichtes Seufzen entwich, dass Inu Yasha sofort aufhorchen ließ. "Was soll das Geseufze, Kimie?", fragte er sie. "Sei doch lieber froh. Immerhin scheinst du ja mit deiner Mutter alles geregelt zu haben und sie hat dich sogar ohne großes Theater wieder hierher zurückkommen lassen." Kimie warf dem Hanyou einen ermüdeten Blick zu. "Ja, schon. Aber trotzdem... Diese zwei Tage waren einfach nur anstrengend! Da prügel‘ ich mich doch lieber mit einem Haufen Dämonen herum, als dass ich so was noch mal mitmachen würde." "Das dürfte sich wohl einrichten lassen, wenn wir erstmal wieder im Schloss sind.", meinte Inu Yasha scherzhaft, lag damit aber sowohl im eigenen Wissen, als auch im Wissen der anderen durchaus richtig. Lange würde es sicherlich nicht mehr dauern, bis es erneut zum Kampf kommen würde und diese Aussicht schien Kimie nun noch mehr hinunterzuziehen. Wenngleich sie sich nun stets mit dem Einverständnis ihrer Eltern hier im Mittelalter aufhalten konnte, so wünschte sie sich eher ein wenig Ruhe und Frieden. Da ging es ihr wohl ähnlich wie Kagome, die dem Krieg und dem Kampf auch nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Kimie wurde jedoch abrupt wieder aus ihren Gedanken herausgerissen, als Sesshoumaru plötzlich Ah-Un zügelte, so dass der Drache in der Luft verharrte. Fragend blickte Kimie Sesshoumaru über die Schulter. "Was ist los?" Sesshoumaru wandte seinen Blick nach links. "Der Geruch von Menschenblut. Es ist hier ganz in der Nähe." Erschrocken hatte Kimie sofort aufgehorcht und auch Kagome wurde hellhörig, als Inu Yasha nun die Aussage seines Halbbruder bestätigte: "Stimmt, ich rieche es auch. Und das stammt nicht nur von ein paar wenigen Menschen." Ohne zu zögern ließ der Hanyou Kirara nun in die Richtung fliegen, aus der der Geruch des Blutes kam. Ah-Un folgte der Dämonenkatze und gerade mal nach zwei Minuten Flug entdeckte Kagome etwas in einiger Entfernung. "Seht mal dort! Da hinten ist ein Dorf. Aber... es ist vollkommen zerstört!" "Das sehen wir uns mal etwas genauer an", meinte Inu Yasha und ließ Kirara zum Landeanflug ansetzen. Sie und Ah-Un landeten mitten in dem Dorf, aber kaum, dass alle von den Rücken ihrer Reittiere gestiegen waren, verharrten sie wieder in ihren Bewegungen. Der Anblick, der sich der kleinen Gruppe bot, war furchtbar. Wo man auch hinsah, überall lagen tote Menschen und Tiere herum, blutüberströmt und manchmal sogar regelrecht zerrissen. Zudem gab es kein Gebäude mehr, dass heil gewesen war. Das ganze Dorf war regelrecht ausgelöscht worden. Besonders für Kagome und Kimie war dieses Szenario nur schwer zu ertragen. "Das ist ja schrecklich! Wer hat das nur getan?", fragte sich Kagome entsetzt. Zwar hatte sie schon so manches Schlachtfeld und tote Menschen gesehen, seit sie mit Inu Yasha und den anderen im Mittelalter umhereiste, dennoch konnte sie sich an solche Anblicke nicht wirklich gewöhnen. Kimie traute sich hingegen nicht mal wirklich, sich ein wenig umzusehen. Nur mit viel Überwindung riskierte sie mal den einen oder anderen flüchtigen Blick. Zusätzlich zu dem schauerlichen Anblick kam noch der Geruch von Rauch und Verbranntem. Hier und da loderten noch vereinzelt kleine Feuer und sogar Kagome und Kimie konnten in der Luft den Geruch von verbranntem Fleisch wahrnehmen. In diesem Dorf musste wirklich etwas Grauenvolles passiert sein. "Sie sind alle regelrecht niedergemetzelt worden. Von denen lebt keiner mehr", bemerkte Inu Yasha ernst, nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte. "Wir können hier nichts mehr tun. Das Beste wird sein, wir reisen schnell weiter." "Aber wir können die Leute doch nicht einfach so hier liegen lassen!", entgegnete Kagome sofort und wirkte sehr betroffen. "Sollten wir sie nicht zumindest begraben?" Inu Yasha schwieg. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass er sich darum gekümmert hätte, Leute zu beerdigen, aber sogar er schien diesen Ort lieber möglichst schnell wieder verlassen zu wollen. Andererseits hatte Kagome mit ihrem Einwand irgendwie Recht gehabt. Die Toten hatten ein Recht darauf, angemessen begraben zu werden und nicht so unangetastet den herumfliegenden Krähen praktisch auf einem Silbertablett serviert zu werden. "In Ordnung", meinte der Hanyou schließlich. "Dann begraben wir die Leute eben noch, bevor wir weiterziehen." "Danke, Inu Yasha", sagte Kagome mit einem dankbaren Lächeln. Kimie hingegen warf nun einen Blick auf Sesshoumaru. Wenn Inu Yasha und Kagome sich um die Toten kümmern wollten, wollte sie ihnen selbstverständlich dabei helfen. Aber wie stand Sesshoumaru dem gegenüber? "Und was ist mit dir?", fragte sie ihn daher nach einem Moment. "Machst du mit oder ziehst du es vor, schon mal vorzugehen?" Sesshoumaru antwortete nicht sofort auf die Frage. Stattdessen drehte er sich zunächst nur um und ging einige Schritte, ehe er zu sprechen begann: "Wenn ihr unbedingt hier bleiben wollt, dann tut das. Ich halte mich da raus, aber haltet euch nicht zu lange hier auf." Damit entfernte er sich etwas von den anderen und ließ sich schließlich etwas abseits der zahlreichen Opfer auf einem Felsen nieder. "Hm! Du könntest ruhig etwas mehr Mitgefühl zeigen...", meinte Kimie trocken, murmelte es aber mehr in sich hinein, als dass sie es direkt zu Sesshoumaru gesagt hatte. "Na gut. Dann fangen wir mal an", meinte Inu Yasha hingegen schließlich ungeachtet von Sesshoumarus Bemerkung und schlug vor, die Toten erstmal entsprechend zu sammeln, damit anschließend über das Anliegen der Gräber nachgedacht werden konnte. Damit Kagome und Kimie sich damit eventuell nicht zu sehr abplagen mussten, wollte er sich um diejenigen kümmern, die besonders übel zugerichtet waren. Also durchkämmten Inu Yasha, Kagome und Kimie nun das Dorf, wobei Kirara und Ah-Un den beiden Mädchen halfen und die Toten zum Sammelpunkt tragen würden. "Schrecklich! Wer auch immer hierfür verantwortlich ist, er hat vor niemandem Halt gemacht", bemerkte Kagome betroffen, als sie und Kimie gerade einige Tote zum Sammelpunkt gebracht hatten und sie nun in mehreren Reihen auf den Boden legten. "Das ist merkwürdig", murmelte Inu Yasha plötzlich nachdenklich in sich hinein. Kagome, die in diesem Moment praktisch neben ihm gestanden hatte, horchte auf. "Was meinst du damit, Inu Yasha?" "Ich rede von den Toten", antwortete der Hanyou ernst. "Es ist eigenartig, aber es erscheint mir nicht so, als wäre dieses Dorf gezielt angegriffen worden. Es wirkt mehr so, als wären die Menschen hier einfach so aus einer Laune heraus getötet worden." Erschrocken über diese Vermutung ließ Kagome langsam ihren Blick über die Toten schweifen. "Wie grausam! So was kann man doch nicht tun..." Kagome konnte nicht begreifen, wie jemand nur aus einer Laune heraus einfach so Menschen töten konnte und das wollte sie auch gar nicht. Inu Yasha konnte das Empfinden des Mädchen zwar verstehen, äußerte sich aber nicht weiter dazu. Was hätte er auch schon sagen sollen? Das so was nun mal passierte und man nichts daran ändern konnte? So was wollte Kagome im Moment sicherlich nicht gerade hören, also ließ er es bleiben, auch um sie nicht unnötig aufzuregen. Letztendlich waren alle Toten gefunden worden und nun mussten noch die Gräber entsprechend ausgehoben werden. Normalerweise hatten das Inu Yasha und Miroku das stets gemacht, aber Miroku war diesmal ja nicht da gewesen und Inu Yasha allein konnte die ganze Arbeit auch wieder nicht machen. Glücklicherweise gab es ja noch Kirara und diese hatte keinerlei Probleme damit, mit ihren Pranken schnell und zuverlässig entsprechende Löcher zu graben. Kagome schaffte unterdessen mit Ah-Uns Hilfe die überschüssige Erde fort, während Kimie schon mal damit begonnen hatte, die Toten in dünne Matten aus Stroh, die eigentlich als Schlafunterlagen gedient hatten, und größere Stofflaken einzuwickeln. Besonders schwer fiel ihr das beim Anblick der Kinder, die hier ihr Leben gelassen hatten. Als sie soeben einen toten Jungen in eine der Strohmatten gewickelt hatte, zitterten ihre Hände jedoch mit einem Mal so sehr, dass sie diese nicht mehr zubinden konnte. Unwillkürlich kniff Kimie dabei die Augen zu. Sie öffnete sie erst dann wieder, als sie die Hand von jemanden auf ihren spürte und wandte sich entsprechend um. "Sesshoumaru..." Wortlos nahm Sesshoumaru dem Mädchen das Band, mit welchem sie die Strohmatte zubinden wollte, aus den Händen. "Hilf den anderen", sagte er schließlich mit ruhiger Stimme. Kimie war im ersten Moment zwar etwas überrascht und auch überrumpelt gewesen, doch nickte sie schließlich einverstanden und stand vom Boden auf, um zu Inu Yasha und Kagome zu gehen. "Danke", sagte sie noch leise im Weggehen und trotz allem mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Doch wurde ihr Blick sogleich wieder betrübter, als sie im Vorbeigehen an den ganzen Toten auf diese hinunterschaute. Sie hätte sich zwar wegdrehen können, doch irgendwie wollte ihr das nicht gelingen. Aber anscheinend war dies im Endeffekt wohl ganz gut gewesen, denn plötzlich entdeckte Kimie etwas, was sie zunächst zwar mächtig erschreckt hatte, doch dann rief sie den anderen laut zu: "Hey, Leute! Kommt mal ganz schnell her! Hier lebt doch noch jemand!" Inu Yasha, Kagome und auch Sesshoumaru hatten sofort aufgehorcht. Keiner von ihnen konnte glauben, dass es unter den ganzen Toten wirklich noch einen Überlebenden gab. Doch als sie sogleich zu Kimie hinzu gestoßen waren, erkannten sie, dass es tatsächlich stimmte. In der allgemeinen Überzeugung, dass keiner überlebt hatte, musste dieser eine noch lebende Mensch schlichtweg übersehen worden sein, so banal das auch geklungen haben mochte. Kimie hatte ihn auch nur bemerkt, weil er sich einmal leicht bewegt und dabei einen leisen seufzenden Laut von sich gegeben hatte. Bei dem Überlebenden handelte es sich um einen Jungen, wie alle sofort unschwer erkannten. Kagome kniete sich neben ihre Cousine zu ihm auf den Boden und hob vorsichtig seinen Oberkörper etwas an. Auffällig war gewesen, dass der Junge allgemein recht dunkle Kleidung trug, wobei sich der rote Kragen seines Oberteils sich dabei stark abhob. Zudem trug er ein blaues Stirnband und passend dazu trug er ein gleichfarbiges Stoffband wie einen Gürtel um die Hüften, der an der rechten Seite mit einem Knoten zusammengebunden war. Bewaffnet war er jedoch nicht. Zumindest war auf den ersten Blick nichts dergleichen zu erkenne gewesen. Seine Kleidung war stellenweise zerrissen, allerdings hatte er keine schwerwiegenden Verletzungen, sondern lediglich ein paar Prellungen und Kratzer. "Er hat eine ungewöhnliche Haarfarbe... Wie alt mag er wohl sein? Vielleicht 15?", fragte sich Kagome, während sie dem Jungen einige Strähnen seiner rotbraunen Haare aus dem Gesicht strich. Denn älter sah er wirklich nicht aus. Doch die Tatsache, dass sie ihn gerade im Arm hielt, schien Inu Yasha nicht sonderlich zuzusagen. "Hey, Kagome! Sag mal, was soll eigentlich diese Vertrautheit mit diesem Typen?", fragte er das Mädchen sofort, das aufgebracht entgegnete: "Jetzt fang bloß nicht so an, Inu Yasha! Der arme Kerl braucht schließlich Hilfe." "Woher wollt ihr denn wissen, ob ihr ihm vertrauen könnt?", warf Sesshoumaru plötzlich mit kühler Stimme ein. "Wer garantiert euch denn, dass er kein Feind ist?" "Dann schau ihn dir doch einfach mal an, Sesshoumaru!", meinte Kimie nunmehr. "Sieht so für dich ein gefährlicher Typ aus? Er ist ja nicht mal in irgendeiner Form bewaffnet. Und außerdem ist er doch nur ein Mensch." Und dies schien in der Tat zu stimmen. Zumindest konnten weder Sesshoumaru noch Inu Yasha den Geruch oder die Aura eines Youkai an dem Jungen wahrnehmen. So schien einer Versorgung für ihn letztendlich doch nichts im Wege zu stehen und wenngleich Inu Yasha noch immer etwas missmutig dreinschaute und Sesshoumaru sich des weiteren aus dieser Sache heraushielt, machten sich Kagome und Kimie nun daran, sich um den Jungen zu kümmern. * ~ * ~ * ~ * ~ * In seinem Schloss hatte Akuma längst registriert, dass seine ausgesandten Leute inzwischen auf dem Rückweg zum Schloss waren. Nur waren sie jedoch lediglich zu viert. Einer von ihnen fehlte. "Und, Yu? Wie sieht es aus?", fragte Akuma den fünften der Hüter, der konzentriert die Augen geschlossen und die Hände so aneinandergelegt hatte, dass beide Zeigefinger sich berührten. Nach einem kurzen Moment öffnete Yu seine Augen, deren eisblaue Farbe eine schon beinahe hypnotische Wirkung hatte und auch etwas Unheimliches an sich hatte. "Sie haben Takeshi-sama gefunden und kümmern sich jetzt um ihn.", antwortete Yu seinem Herrn mit ruhiger Stimme. Akuma schien sichtlich zufrieden über diese Auskunft zu sein. "Der Köder ist somit ausgelegt. Jetzt liegt es an dir, Takeshi. Erledige deinen Auftrag anständig, mein kleiner Bruder." "Und du glaubst, er schafft das?", hörte man daraufhin Naraku, der sich zusammen mit Akuma und Yu im selben Raum befand, prüfend fragen. Doch Akuma ließ sich von der Frage des Halbdämons nicht beirren. "Keine Sorge. Ich kann mich hundertprozentig auf ihn verlassen." Ein selbstsicheres und zugleich hinterlistiges Lächeln erschien auf dem Gesicht des Ryû-Youkai. "Hm! Diese einfältigen Narren haben noch nicht einmal ansatzweise bemerkt, dass Takeshi eigentlich ein Youkai ist. Sein Täuschungszauber ist wirklich eine nützliche Fähigkeit. Obwohl Takeshi ein vollwertiger Youkai ist, kann er problemlos seine dämonischen Merkmale verbergen und jedem anderen Glauben machen, er wäre bloß ein gewöhnlicher Sterblicher. Und auch seine angeblichen Verletzungen und sein angegriffener Zustand... Das alles ist ebenfalls bloß ein Trugbild, nicht weiter als eine Illusion. Eine täuschend echte Illusion. Das ist auch der Grund, weshalb ich Takeshi für diesen Auftrag ausgewählt habe. Sicherlich werden sie ihn mit ins Schloss der Inu-Youkai nehmen. Und wenn er erstmal dort ist..." Akuma freute sich innerlich schon auf das, was in naher Zukunft kommen würde. Nicht mehr lange und der Kampf zwischen den Ryû-Youkai und den Inu-Youkai würde erneut beginnen. Und diesmal sollte er anders verlaufen und vor allem anders enden, als vor 1000 Jahren. Hosted by Animexx e.V. 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