Sengoku-Jidai Chronicles von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 19: Entführt! --------------------- Langsam kehrte Kimies Bewusstsein wieder zurück, noch nahm sie ihre Umgebung aber mehr wie einen Traum wahr. Auf jeden Fall hörte sie ganz in ihrer Nähe diese Stimmen. Als sie sich ein wenig zu regen versuchte, spürte sie gleich diese stechenden Kopfschmerzen. >Shit! Was ist passiert...?< Kimie konnte sich ein gequältes Seufzen nicht mehr verkneifen, als sie sich endlich dazu aufraffen konnte, sich aufzusetzen. Zur Linderung ihrer Kopfschmerzen tat dies allerdings nicht gerade mit bei. "Na? Sind wir wieder aufgewacht?", hörte sie hinter sich plötzlich eine belustigte Männerstimme fragen, und erschrak. Das war eindeutig die Stimme von Jin gewesen, und jetzt fiel es ihr auch wieder ein: Er hatte sie mit nur einem Schlag ausgeknockt, was für ihn als Youkai aber natürlich keine große Herausforderung gewesen war. Und offenbar schon gar nicht, wenn er es mit einem Mädchen zu tun gehabt hatte. Kimie schluckte und drehte sich zögerlich um. >Oh... Mist!< Als ob es ihr nicht schon gereicht hätte, stand nicht nur Jin mit im Raum, sondern bis auf Renhou auch noch seine drei anderen Kampfgefährten. Wie durch einen inneren Fluchtgedanken angetrieben, zwang sich Kimie auf ihre Beine, stand aber noch ein wenig unsicher, sodass sie sich an der Wand abstützen musste. "Übertreib es nicht. Du kannst sowieso nicht abhauen", meinte Rokou ungerührt. Kimie ließ ihren Blick von einem Ryû-Youkai zum anderen schweifen. "Was habt ihr mit mir vor? Was wollt ihr überhaupt?" "Diese Fragen kennen wir schon. Warte einfach ab, dann erfährst du es schon noch." "Ich will aber nicht warten!", schrie Kimie aufgebracht und machte entgegen jeglicher Vernunft einige Schritte auf ihre Kidnapper zu. "Sagt mir auf der Stelle, was ihr von mir wollt! Warum habt ihr mich hierher gebracht? Spuckt es endlich...!" Doch weiter kam sie nicht, denn plötzlich bekam sie von Jin kräftig eine gescheuert, dass sie zur Seite zurück auf den Boden fiel. "Meine Güte! Halt endlich mal die Klappe, blödes Weib! Dieses Gezeter ist ja nicht mehr auszuhalten. Du sprichst gefälligst nur, wenn du dazu aufgefordert wirst!" Wie betäubt blieb Kimie im ersten Moment nur auf dem Boden liegen. Ihre linke Wange brannte fast wie Feuer, zudem war der Schlag so heftig gewesen, dass sie dachte, ihr Kopf würde ihr von den Schulter fliegen. "Das ist ja wohl...! Was bildest du dir eigentlich ein, du Mistkerl?!", schimpfte sie aber schon, kaum, dass sie sich wieder aufgesetzt und ein wenig von ihrem Schreck erholt hatte. Jin funkelte das Mädchen bedrohlich an. "Was denn?! Willst du mir jetzt vielleicht drohen?" Er kam auf Kimie zu, packte sie grob am Kragen und zog sie wieder auf die Beine. "An deiner Stelle würde ich lieber den Mund halten. Erinnerst du dich? Du hast mir bei unserer ersten Begegnung ein kleines Andenken zukommen lassen. Mag sein, dass man äußerlich nichts mehr sieht, aber vergessen habe diese Sache deshalb noch lange nicht. Und ich hätte wirklich große Lust dazu, dir im Gegenzug in aufwändiger Feinarbeit Hautschicht für Hautschicht von deinem Gesicht abzuschälen." Kimie war gleich klar, worauf Jin sie angesprochen hatte, und zwar auf ihre Schwertattacke gegen ihn, als die Ryû-Youkai zum ersten Mal geschlossen in den westlichen Ländern aufgetaucht waren. In der Tat, von der Wunde in seinem Gesicht sah man nichts mehr, aber Kimie sah Jin an, dass er regelrecht darauf brannte, es ihr heimzuzahlen. Es gab auch niemanden, der ihn daran hätte hindern können. Das hieß, bis auf einen... "Jin! Zügle dein Temperament. Im Übrigen habe ich noch was mit der Kleinen vor, von daher sehe ich es nicht gerne, wenn du Hand an sie legst. Ist das klar?" Kaum, dass er Akumas Stimme vernommen hatte, ließ Jin wieder von Kimie ab, die sich sogleich mehrere Schritte von ihm entfernte. Ihr Blick wanderte nun zur Tür, durch welche Akuma soeben den Raum betreten hatte. Vor der noch geöffneten Tür stand Renhou. Während sich ihr Anführer näherte, traten die anderen Ryû-Youkai entsprechend ein wenig zurück. Letztendlich blieb Akuma stehen und musterte Kimie ein wenig. "Hm! Dann habe ich hiermit also das Vergnügen, dich in meinem bescheidenen Domizil willkommen zu heißen. Zugegeben, das Ambiente mag sich von dem des Schlosses der Inu-Youkai unterscheiden, aber ich hoffe, du genießt deinen Aufenthalt hier dennoch." >Oh je...<, dachte Kimie beunruhigt. Das hieß also wirklich im Klartext, dass sie sich hier mitten in der Hochburg der Feinde befand. Geahnt hatte sie das zwar schon, hatte aber trotzdem gehofft, dass sie sich irrte. "Ein guter Gastgeber stellt sich seinen Gästen vor. Also, machen wir uns doch ein bisschen mehr miteinander bekannt", meinte Akuma und machte seinen Leuten mit einer Geste seiner Hand deutlich, dass sie gehen sollten. Wirklich glücklicher war Kimie im Grunde nun aber auch wieder nicht, denn jetzt befand sie sich mutterseelenallein mit Akuma in diesem Raum. Da war ihr die Gesellschaft der anderen Ryû-Youkai doch weitaus lieber gewesen. "So. Endlich allein." Akuma wandte sich mit hinterhältigen Lächeln Kimie zu, die sofort mit einem Satz nach hinten sprang. "Bleib ja, wo du bist! Komm mir bloß nicht zu nahe, hast du verstanden?!", mahnte sie ihn. "Was hast du denn?", fragte er belustigt, während er langsam auf das Mädchen zuging. Kimie machte schon automatisch mehrere Schritte nach hinten, bis ihr Rücken aber recht bald gegen die Wand stieß und sie nicht mehr ausweichen konnte. "Warum denn so schüchtern? Mache ich denn einen so Furcht einflößenden Eindruck?" "Ich würde lieber einen Abend mit Dracula verbringen!", entgegnete Kimie sofort, wobei es hauptsächlich am Anblick von Akumas entfalteten Schwingen gelegen hatte, dass sie sich spontan zu dieser Bemerkung hatte hinreißen lassen, weil diese sie eben doch sehr an die Flügel von Fledermäusen erinnerten. Daher kam schließlich auch die Bezeichnung "Fledermausabklatsche", wie Inu Yasha ihn im Bezug auf die Ryû-Youkai immer wieder gerne mal anwendete. Ansonsten fiel ihr aber erst jetzt so richtig auf, dass Akuma im Grunde keinen wirklich bedrohlichen Eindruck machte, sah man von seinem durchdringenden und hinterhältigen Blick ab. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er genau wie seine Gefolgsleute keine Rüstung trug, sodass man ihm das Kriegerische nicht ansah, doch man sollte sich ja bekanntlich nicht von äußeren Eindrücken täuschen lassen. Ungeachtet ihrer letzten Aussage trat Akuma näher an Kimie heran und als er nahe genug an sie herangekommen war, streckte er die Hand nach ihr aus. "Fass mich nicht an!", keifte Kimie und schlug seine Hand beiseite. Akuma jedoch blieb gelassen. "Hm! Wir sind wohl ein wenig widerspenstig, was?" Er ließ seinen Blick an ihr rauf- und runterschweifen. "Ich hatte genügend Zeit, um mir deinetwegen so meine Gedanken zu machen. Dabei kam mir auch ein Spruch in den Sinn, den ich mal gehört habe. Es sei für den Feind eines Mannes angeblich die größte Schmach, wenn er seines Landes und seiner Frau beraubt wird. Sein Land werde ich Sesshoumaru schon noch abknöpfen. Zumindest habe ich dich schon mal." Kimie lief es kalt den Rücken runter. Was genau Akuma damit gemeint haben könnte, wollte sie sich besser nicht vorstellen. "Es wäre eigentlich überhaupt kein Problem für mich, dich hier und jetzt zu töten", sprach er weiter. "Aber was für ein Gesicht würde Sesshoumaru wohl machen, wenn ich noch was ganz anderes mit dir anstellen würde?" Er brauchte nichts mehr zu sagen, Kimie war alles klar gewesen. "Das wagst du nicht!?" Sie war noch immer ziemlich bissig. Akuma war überrascht. Für gewöhnlich hätte er damit gerechnet, dass sie vollkommen von ihrer Angst eingenommen werden würde. Aber was soll's? So konnte er eben noch ein wenig Spaß mit ihr haben. "Lass mich raten, meine Liebe... Du hast bisher noch niemanden an dich rangelassen, nicht wahr?" Kimies nun doch erschrockener Gesichtsausdruck verriet Akuma, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte. "Na, das ist ja mal interessant. Da tun sich ja noch ganz andere Möglichkeiten auf", meinte er mit einem hinterhältigen Lächeln. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. "Nein! Hör auf! Lass mich in Ruhe!", schrie Kimie bereits und wollte weglaufen. Aber wohin? Da fiel ihr Akumas Schwert direkt ins Auge. Es hing für sie gut erreichbar an der linken Seite seiner Hüfte. Ohne zu zögern, griff sie es sich sogleich und zog es aus der Schwertscheide. Anschließend sprang sie mit einem Satz zur Seite, wobei sie mit der Klinge auf Akuma deutete. "Bleib weg von mir, hast du gehört?!" Seine Miene blieb nach wie vor unbeeindruckt. "Hast du noch nie etwas davon gehört, dass kleine Mädchen nicht mit Waffen spielen sollen? Aber ich gebe zu, ich bin neugierig geworden. Was gedenkst du nun zu tun? Willst du mich etwa töten? Vergiss es, Kleine! Das schaffst du nicht. Das wirst du niemals schaffen. Sei also vernünftig und lege das Schwert aus der Hand." "Den Teufel werde ich tun!", widersprach Kimie vehement. Akuma breitete gelassen die Arme aus. "Nun denn! Dann versuch dein Glück. Ich bewege mich auch nicht von der Stelle." Aber Kimie zögerte. Sie glaubte ja selbst nicht daran, dass sie irgendeine Chance hatte, aber kampflos aufgeben, wollte sie auch wieder nicht. So unvernünftig und aussichtslos es auch gewesen war, sie griff an. Aber es kam wie es kommen musste: Akuma brauchte lediglich seine rechte Hand nach der Schwertklinge auszustrecken und diese festzuhalten und schon war die Sache wieder zu Ende gewesen. Zwar versuchte Kimie, das Schwert wieder aus seinem Griff zu befreien, aber ohne Erfolg. "Von der Gefährtin des Herrn der westlichen Länder hatte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr versprochen. Aber du bist eben doch nur ein gewöhnlicher Mensch, daran wird sich nichts ändern." Die Klinge schnitt Akuma zwar in die Hand, doch störte er sich offenbar nicht im Geringsten daran. Auch nicht, als etwas Blut an der Waffe hinunterzulaufen begann. Stattdessen nahm Akuma Kimie scheinbar ohne jegliche große Mühe das Schwert wieder aus der Hand. Kaum hatte er es wieder an sich genommen, zwang er sie wieder mit dem Rücken an die Wand. Dann packte er sie am Kinn, so dass sie gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu schauen. "Du riskierst ja ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass deine Lage im Moment nicht gerade die beste ist. Ist das der so genannte Mut der Verzweiflung? Oder versuchst du so lediglich deine Angst zu verbergen? Ich könnte nämlich schwören, ich würde deine Angst förmlich riechen." Kimie hielt kurzzeitig den Atem an. Akuma kam ihr mit seinem Gesicht mittlerweile schon so nahe, dass sie jeden seiner Atemzüge wahrnehmen konnte. Beinahe schon aus einem inneren Zwang heraus kniff sie die Augen zu und drehte ihr Gesicht zur Seite. Doch Akuma drehte es sofort wieder zu sich. "Was findet Sesshoumaru nur an einem Menschenmädchen?", sprach er weiter. "Ist seine Sippe eventuell wirklich so veranlagt? Denn schließlich erlag schon sein Vater einer sterblichen Frau und seinem Halbbruder scheint es auch nicht anders zu gehen. Es muss wohl irgendetwas geben, was euch Normalsterbliche so interessant macht. Dieses Geheimnis würde ich allzu gerne lüften." Akuma ließ Kimie los und fuhr mit seiner rechten Hand kaum merklich über ihre Kleidung, aber allein die kleinste Berührung von ihm versetzte sie in eine Art Starre. Kimie wollte zwar etwas tun, aber sie fühlte sich unfähig, sich irgendwie zu bewegen. Erst, als Akuma mit seiner Hand ihre Wange berührte, entzog sie sich ihm. "Nein! Nimm die Finger weg!" Sie wollte weglaufen, doch da hatte er sie schon am Arm gepackt und drückte sie ein weiteres Mal zurück an die Wand. "Du bist in der Tat etwas widerspenstig, aber mir soll's recht sein. Umso mehr Vergnügen werde ich haben, dich zu zähmen." "Das kannst du dir abschminken, du Größenwahnsinniger!" "Sei doch ehrlich! Glaubst du allen Ernstes, du hättest eine Chance gegen mich? So dumm bist du doch nicht. Du weißt im Grunde, dass du niemals gegen mich gewinnen kannst." Er kam ihr bedrohlich nahe und flüsterte ihr ins Ohr: "Aber wenn du schön brav bist, dann lasse ich dich am Leben." Akuma streifte Kimie ihre Jacke von den Schultern ab. Sie konnte seinen Atem an ihrem Hals wahrnehmen. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie wollte ihn von sich stoßen, aber jegliche Kraft schien urplötzlich aus ihren Armen gewichen zu sein. Nun konnte Kimie das Zittern ihres Körpers nicht mehr unterdrücken. Akuma hielt einen Augenblick lang inne. "Nanu? Haben wir etwa doch Angst? Eigentlich hättest du doch gar keinen Grund, dich so zu zieren. Schließlich bist du doch den Umgang mit Youkai gewohnt." Plötzlich und ohne jede Vorwarnung riss er sie zu Boden, dass sie unter ihm auf dem Rücken lag. Abrupt hatte Kimie ihre Sprache wieder gefunden. "Au! Spinnst du?! Jetzt sag ICH dir mal was: Wenn du vor hast, in diesem Leben noch Kinder zu zeugen, dann steig wieder runter von mir! Sofort!!" "Kinder. Damit hast du ein gutes Stichwort abgegeben." Akumas Blick verfinsterte sich. "Du bist doch schließlich auch eines dieser dreckigen Menschenweiber, die sich auf Youkai einlassen, und das reine Blut der Youkai wird durch die Verbindung mit eurem niederen Menschenblut beschmutzt! Jeder Hanyou, der aus einer derartigen Verbindung entsteht, ist nichts weiter als ein Stück Dreck!" "Halt doch die Schnauze!", schrie Kimie ihn an. "Du bist doch nichts weiter als ein größenwahnsinniger Angeber! Nur ein Dämon, der sich wichtig tun will! Du verdammter Teufel!" Kaum, dass sie mit ihre Satz am Ende angelangt war, hielt Kimie plötzlich den Atem an. Zuerst nahm sie es kaum war, aber nur einen Sekundenbruchteil später, stieß sie einen kurzen Schrei aus. Im Bereich zwischen ihrer linken Schulter und ihrem Hals hatte Akuma zugebissen. Egal, wie sehr sich Kimie auch anstrengte, ihn irgendwie von sich abzuschütteln, schlugen fehl. Als er endlich wieder von ihr abließ, stieß sie seufzend dem Atem aus. "Teufel...", wiederholte Akuma leise. "Du weißt sicher selbst, dass eben genau das die Bedeutung meines Namens ist. Doch wer sind die wahren Teufel? Die Dämonen? Oder doch eher... die Menschen?" Weil Kimie ihn nur irritiert ansah und diesmal vermutlich auch durch den noch teils vorhandenen Schock kein Wort von sich gab, sprach er sogleich weiter: "Du scheinst nicht ganz zu verstehen, worauf ich hinaus will. Ich erkläre es dir gerne. Menschen sind so leicht zu durchschauen und so unglaublich schwach und dumm. Sie prahlen immer wieder groß von Zusammenhalt und Freundschaft und geben in Wirklichkeit doch nichts darauf. Allein sind sie nichts und völlig wehrlos, aber in der Gruppe fühlen sie sich stark. Und dann schikanieren sie all jene, die nicht zur Gruppe gehören. Jene, die anders sind als sie, und kümmern sich einen Dreck darum, wie sich diejenigen fühlen, die sie so abfällig behandeln und die sie zu Außenseitern gemacht haben. Und jene, die sich von der Gruppe abwenden, trifft dies genauso. Bist du nicht wie die anderen, bist du ebenfalls nur ein Stück Dreck. So läuft das bei euch Menschen und nicht anders!" "Ach, und ist das auch der Grund, weshalb Dämonen auch mal Jagd auf Menschen machen?", fragte Kimie bissig, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte. "Weil die Menschen eben nicht so sind, wie die Dämonen und oft weitaus schwächer als sie? Du bist so ein erbärmlicher Heuchler! Schwingst hier große Reden und am Ende ist es doch nur heiße Luft!" Erneut spürte sie seine Hand an ihrem Kinn. "Du scheinst da etwas zu verwechseln, meine Liebe. Denn Menschen und Dämonen kommen aus verschiedenen Welten und sollten sich ohnehin nicht zusammentun. Oder warum glaubst du macht die Katze Jagd auf die Maus? Wenn man aus verschiedenen Welten kommt, kann man sich nicht zusammentun. Für Dämonen haben Menschen keinen Wert. Sie sind in ihren Augen lediglich eine willkommene Beute oder auch nur lästiges Ungeziefer, dass man schnell und unkompliziert zerquetscht." Grob schüttelte Kimie seine Hand wieder ab. "Falsch! Das ist nicht die Art und Weise, wie alle Dämonen mit den Menschen umgehen! Es gibt auch andere!" Auf Akumas Gesicht erschien ein fadenscheiniges Lächeln. "Du spielst wohl auf die Inu-Youkai an, nicht wahr? Keh! Sei doch nicht dumm! Weißt du denn, was sie wirklich über dich und deinen Freunde denken? Und wie steht es überhaupt um Sesshoumaru?" "Was... meinst du damit?", fragte Kimie verunsichert und zuckte kurz leicht zusammen, als Akuma nun damit begann, mit einer ihrer Haarsträhnen zu spielen. "Wie alt bist du wohl?", fragte er geheimnisvoll, ohne ihr auf ihre Frage geantwortet zu haben. "Vielleicht 17? Oder 18? Wie viel Zeit mag dir wohl noch bleiben? Und was macht der große Lord der westlichen Länder, wenn sein kleines Mädchen so langsam aber sicher an Reiz verliert? Zugegeben, noch sieht man es dir nicht an, aber früher oder später verwelkt auch die schönste Blume." Abrupt kamen in Kimie wieder die jüngsten Ereignisse hoch. Der Streit mit den Inu-Youkai, ihr Gespräch mit Sesshoumaru und... seine Begegnung mit Touran. Was sollte sie jetzt sagen? Es gab nichts, womit sie diesmal kontern konnte. Akuma entging natürlich nicht, dass er mit seinen Worten etwas bei Kimie ausgelöst hatte, so lammfromm wie sie plötzlich war. Er spürte keine Gegenwehr mehr von ihrer Seite, weder körperlich noch geistig. Hatte er ihren Willen etwa bereits gebrochen? Das galt es wohl auszutesten. "Warum bist du plötzlich so still? Habe ich dich zum Nachdenken gebracht?" Ihre Reaktion austestend fuhr Akuma mit der Hand an ihrer Wange entlang. Zugegeben, er selbst würde sich nie und nimmer auf eine Menschenfrau einlassen, aber das hieß noch lange nicht, dass man sich nicht den einen oder anderen Spaß erlauben durfte. Kaum, dass sie seine Hand an ihrem Gesicht wahrgenommen hatte, hatte Kimie die Augen zugekniffen. Plötzlich spürte sie seinen Atem knapp über ihren Lippen. Aber anstatt, dass das geschah, was sie insgeheim befürchtete, hörte sie ihn nur sagen: "Denk in Ruhe über unsere Unterhaltung nach. Ich lasse dir die Zeit und besuche dich dann wieder." Kaum merklich streifte er für einen Sekundenbruchteil ihre Lippen, ehe er wieder von ihr abließ und aufstand. Kimie öffnete ihre Augen wieder und richtete zumindest den Oberkörper auf. Akuma war indes zur Tür gegangen, drehte sich aber noch einmal zu ihr um. "Ein Köder soll sich wie ein Köder benehmen, also würde ich dir raten, dich ruhig zu verhalten. Und denk besser erst gar nicht daran, einen Fluchtversuch zu starten. Glaub mir, du hättest nicht den Hauch einer Chance, von hier zu verschwinden. Und solange du hier drin bleibst, bist du immerhin noch einigermaßen sicher. Ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren, würdest du da draußen einem meiner Leute oder den Flugdrachen über den Weg laufen. Das Fleisch von jungen Mädchen schmeckt bekanntlich besonders gut und ist auch noch so schön zart. Übrigens..." Er fuhr sich mit der Zungenspitze kurz über die Lippen. "Mich könntest du bereits auf den Geschmack gebracht haben." Dann verließ er das Zimmer. Kimie saß noch einige Minuten später wie erstarrt auf der selben Stelle. Nur nach und nach ordneten sich ihre Gedanken wieder einigermaßen. Vorsichtig betastete sie die Bisswunde, die Akuma ihr zugefügt hatte. Zwar blutete sie ein wenig, aber es war nicht wirklich schlimm. Ihrer Entrüstung tat dies jedoch keinen Abbruch. >Dieser widerliche...! Der ist ja so ein...!< Aber ihr wollte partout nicht der passende Ausdruck einfallen. Nachdem sie das Geschehene noch einmal gedanklich abspielte, schnellte ihre Hand an ihren Mund. Das war eigentlich kein Kuss gewesen, aber allein die Tatsache, dass seine Lippen ihre berührt hatten, bereitete Kimie eine Gänsehaut. Und seine letzte Aussage erst... Wenn sie die Wahl gehabt hätte, würde sie nicht zum Essen bleiben wollen. Kaum, dass Akuma Kimie in ihrem "Gästezimmer" zurückgelassen hatte, hatte er sich in seine Privaträume zurückgezogen. Dort war er bereits nach wenigen Minuten von Takeshi aufgesucht worden, der ihn bezüglich Kimie ausfragte. "Akuma, was genau bezweckst du eigentlich damit? Du wärst so ziemlich der Letzte, von dem ich glauben würde, er könnte etwas mit einem Menschenmädchen anfangen. Also, was hast du vor?" Ein hinterhältiges Lächeln umspielte Akumas Lippen. "Mein lieber Bruder, so gut müsstest du mich doch eigentlich kennen, oder? Dieses Mädchen interessiert mich nicht im geringsten. Es geht mir lediglich darum, den Stolz dieses arroganten Köters zu brechen. Stell dir doch nur mal Sesshoumarus Reaktion vor, wenn ich ihm auf die Nase binde, dass ich sein kleines Menschenmädchen gezähmt hätte. Du verstehst? Das wird sicherlich recht unterhaltsam." Doch Takeshi wirkte skeptisch. "Und du glaubst, Sesshoumaru springt auf diesen Köder an, ja?" "Er ist schließlich nur ein Hund", meinte Akuma abfällig. "Und die meisten Hunde sind so leicht einzuschätzen und berechenbar. Wirf einen Knochen und sie hasten ihm hinterher, und genauso wird es auch in diesem Fall sein." "Wenn du dich da mal nicht verschätzt..." Takeshis letzte Aussage ignorierend, öffnete Akuma eines der Schiebefenster. Der Tag war schon seit geraumer Zeit angebrochen. Sein Blick richtete sich gen Westen. Zu gerne hätte er gewusst, was im Augenblick in Sesshoumarus Schloss abging. * ~ * ~ * ~ * ~ * Die ganze restliche Nacht hatte Sesshoumaru darüber nachgedacht, was passiert war. Er hätte es nie so weit kommen lassen dürfen, und jetzt war die ganze Situation noch verfahrener. Zwar wusste er genau, dass Kimie ihn und Touran gesehen hatte, aber offenbar hatte sie nicht mitbekommen, wie er sie gleich wieder von sich gewiesen hatte, als er wieder Herr seiner Sinne gewesen war. Aber auch sonst hätte sich Kimie vermutlich sonst was gedacht. Egal, von welcher Seite man es auch betrachtete, es gab keinen Lichtblick in dieser Geschichte. Wie oft war Sesshoumaru kurz davor gewesen, Kimie in ihrem Zimmer aufzusuchen, um sich ihr gegenüber zu erklären, aber genau so oft hatte er auch gezögert. Garantiert hätte sie ihm nicht zugehört, aber dass er sie nun überhaupt nicht aufgesucht hatte, mochte ihn ebenfalls in kein sehr gutes Licht gerückt haben. Sesshoumaru öffnete die Tür zur Veranda. Schon vor einer ganzen Weile war die Sonne aufgegangen. Wenn Kimie überhaupt hatte schlafen können, war sie mit Sicherheit schon wach. Es sollte ihn jedoch nicht wundern, wenn sie dennoch in ihrem Zimmer verblieben wäre. Als völlig unerwartet die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen wurde, war Sesshoumaru im ersten Moment drauf und dran gewesen, den ungebetenen Besucher sofort ins Gebet zu nehmen. Sich einfach so Zutritt in seine Privaträume zu verschaffen, war schließlich eine ungeheure Respektlosigkeit gewesen. Sesshoumaru schob seinen Ärger allerdings rasch beiseite, als er seinen vollkommen aufgeregten Cousin entdeckte. Ashitaka holte kaum Luft, als er sofort zu sprechen begann: "Sesshoumaru! Bitte komm ganz schnell mit, wir haben ein Problem. Kimie-chan ist verschwunden!" "Was?!" Sesshoumaru glaubte zuerst, er hätte sich verhört, oder Ashitaka würde scherzen, dem war ganz klar jedoch nicht so gewesen. Ohne überhaupt weiter nachzufragen folgte Sesshoumaru seinem Cousin zu Kimies Zimmer. Dort hatten sich bereits Inu Yasha, Kagome und der Rest ihrer Truppe eingefunden. Aber auch Rin und Jaken waren bei ihnen. Im Zentrum des Interesses stand Inuki, der unruhig von einer Seite des Zimmers zur nächsten lief. Dabei bellte er immer wieder, als versuchte er den anderen etwas zu erzählen. Dummerweise verstand ihn jedoch keiner, sogar Inu Yasha vermochte dies nicht hinzukriegen. Rin war die erste, die Ashitakas Rückkehr und Sesshoumarus Ankunft bemerkte. "Sesshoumaru-sama! Ein Glück, dass Ihr da seid! Kimie-san ist weg!" Sesshoumaru betrat den Raum. Doch kaum, dass er auf der Bildfläche erschienen war, war Inuki stehen geblieben und ließ ein warnendes Knurren in seine Richtung verlauten. Shippou sprang erschrocken einen Satz zurück. "Was... was hat er denn auf einmal?" Auch die anderen waren sichtlich irritiert. Erst recht, als Inuki plötzlich lauthals anfing zu bellen. Er schien gar mit Sesshoumaru zu schimpfen! Obwohl dieser äußerlich keinerlei Regung zeigte, nahm er dennoch alles auf, was Inuki sagte, und er verstand jedes einzelne Wort, ebenso wie Ashitaka. Dessen Gesichtsausdruck wechselte von überrascht zu irritiert bis hin zu fassungslos. "Was ist los?", fragte Kagome schließlich voller Ungeduld. "Könnt ihr Inuki verstehen? Was sagt er, Ashitaka-kun?" "Tja, also... Wie es aussieht, ist Kimie-chan... Nun, sie war..." Ashitaka war unschlüssig. Er schaute aus dem Seitenwinkel zu Sesshoumaru. Das war ja vielleicht eine Story gewesen, die Inuki eben zum besten gegeben hatte. So hatte er genau davon berichtet, wie Kimie mitten in der Nacht das Zimmer verlassen hatte, um Sesshoumaru heimlich zu folgen, als dieser mit Touran den Flur entlanggekommen war. Kurze Zeit später war Kimie völlig aufgewühlt wieder zurückgekehrt. Zwar hatte sie kein einziges Wort gesagt, aber Inuki war schließlich nicht blöd und hatte sich den Rest denken können. Genau genommen hatte er Sesshoumaru eben genau bezüglich seines Treffens mit Touran ausgefragt. Was er denn gemacht hatte, dass Kimie so fertig gewesen war, und überhaupt. Und obwohl sich weder Sesshoumaru noch Ashitaka im Nachhinein zu diesem Thema äußerten, kam Inu Yasha letztendlich zu einer ganz eigenen Schlussfolgerung, die er seinem Bruder auch gleich unter die Nase reiben musste: "Also doch! Nun hast du Kimie doch noch vergrault, ich wusste es! Das war ja nur eine Frage der Zeit gewesen, und deshalb ist Inuki momentan auch so schlecht auf dich zu sprechen." "Aber warum sollte Kimie-san einfach so weggehen?", fragte Rin, noch bevor ein anderer etwas auf die Aussage des Hanyou hatte erwidern können, und blickte abwartend zu Sesshoumaru. "Hat es etwas mit dem Streit von gestern zu tun? Was ist denn da genau passiert?" Rin hatte nur am Rande und von ihrem Zimmer aus den Konflikt des vergangenen Tages mitbekommen. Da es ab und an so geklungen hatte, als wäre es eine sehr ernste Sache gewesen, hatte sie sich nicht getraut, hinzuzukommen. Weil Sesshoumaru ihr auf ihre Fragen nicht antwortete, zog sie am Ärmel seines Haori. "Sesshoumaru-sama? Was habt Ihr denn?" Irgendwann mischte sich Jaken ein: "Jetzt sei doch endlich mal still, Rin! Du siehst doch, dass Sesshoumaru-sama darüber nicht sprechen will, also respektiere das!" Abfällig verschränkte Inu Yasha die Arme hinter dem Kopf. "Keh! Aber von mir kannst du jedenfalls kein Mitleid erwarten, Sesshoumaru. Du bist schließlich selbst Schuld, wenn du sie verjagst." Plötzlich war Sesshoumaru wieder voll da gewesen und fuhr seinen Bruder an: "Schweig, Inu Yasha! Ich will kein Wort mehr von deiner Seite hören!" Stille breitete sich aus. Mit einem solchen Ausbruch hatte keiner so wirklich gerechnet. Vielleicht mit einem mahnenden Wort, aber das... "Aber hat Inuki denn nicht bemerkt, wie Kimie weggegangen ist?", warf Shippou nach einem Moment in die Runde. Und als ob er gewusst hatte, dass man von ihm eine Antwort erwartete, gab Inuki leise winselnde Laute von sich. "Und?", fragte Sango schließlich an Ashitaka gerichtet. "Was hat er gesagt?" "Er sagt, er habe in der Tat nicht mitbekommen, wie Kimie-chan weggegangen ist", antwortete Ashitaka. "Anscheinend wurde er auf einmal sehr müde und ist eingeschlafen. Er ist erst durch euer Klopfen an der Zimmertür wieder aufgewacht, aber da war sie wohl schon längst weg." "Ob Kimie vielleicht wirklich heimlich wieder nach Hause gegangen ist?", wagte Miroku zu fragen. Kagome jedoch schüttelte überzeugt den Kopf. "Glaube ich nicht. Ihre Sachen sind schließlich alle noch da. Warum sollte sie die zurücklassen, und wie hätte sie überhaupt von hier wegkommen sollen? Wohl kaum zu Fuß." Ihr besorgter Blick senkte sich Richtung Boden. "Außerdem... passt es nicht zu ihr, einfach so sang- und klanglos zu verschwinden. Sie hätte zumindest mir vorher Bescheid gesagt. Ob ihr etwas passiert ist?" Und als ob diese Frage praktisch der Stein des Anstoßes gewesen war, nahm Sesshoumaru seinen Cousin nun zur Seite. "Ashitaka! Nimm dir Tôya und Subaru, und dann werdet ihr jeden, der euch über den Weg läuft, dazu bringen, nach Kimie zu suchen! Bis sie gefunden wird, will ich keinen hier nur unnütz herumsitzen sehen, ist das klar?" "In Ordnung, ich kümmere mich darum." Und schon war Ashitaka aus dem Zimmer verschwunden. Aber auch Sesshoumaru blieb nicht untätig. Er würde Kimie mit Ah-Uns Hilfe suchen und so verließ auch er den Raum. Kagome wandte sich an ihre Freunde: "Kommt! Wir suchen auch mit!" "Kann ich auch mithelfen?", fragte Rin hoffungsvoll. Kagome jedoch schüttelte mit einem freundlichen Lächeln den Kopf, als sie sich zu ihr auf den Boden hockte. "Bleib du lieber hier, Rin-chan. Sesshoumaru möchte dich garantiert in Sicherheit wissen und hier ist es für dich sicherer. Keine Sorge, wir finden Kimie bestimmt rasch wieder." Und obwohl Rin einverstanden nickte, hoffte Kagome, dass sie dem kleinen Mädchen kein leeres Versprechen gemacht hatte. Denn sie selbst hatte insgeheim ein ganz komisches Gefühl gehabt. Aber auch Sesshoumaru plagte ein inneres Unwohlsein. Zum jetzigen Zeitpunkt wusste er nicht einmal, ob Kimie weggelaufen oder ob ihr wirklich etwas passiert war. Denn dass sie von sich heraus abgehauen sein könnte, war bei ihr schließlich nicht ganz auszuschließen gewesen, aber laut Kagomes Aussage würde es wiederum nicht zu ihr passen, ohne irgendeinen Hinweis einfach so zu verschwinden. Zumindest ihrer Cousine hätte Kimie doch schließlich Bescheid geben können. Indes ahnten die Panther-Dämonen-Geschwister noch gar nichts von der Unruhe, sondern hatten gerade mit einem ganz eigenen Problem zu tun gehabt. "Wie bitte?! Das hast du jetzt nicht wirklich gemacht, Nee-san!?", rief Karan aufgebracht und war wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen. Gerade hatte Touran ihr und den anderen erzählt, was sich in der vergangenen Nacht zwischen ihr und Sesshoumaru abgespielt hatte. "Wie konntest du nur...?! Ich meine, ausgerechnet mit Sesshoumaru! Das ist doch...! Was hat dich da geritten, sag mal?!" "Karan, jetzt beruhige dich doch bitte erst mal wieder!", versuchte Shunran auf ihre Schwester einzureden, die sich jedoch nicht wirklich beruhigen lassen wollte. Aber obwohl Shunran sich ja schon sehr sicher darin gewesen war, dass Touran etwas für Sesshoumaru fühlte, hätte auch sie nicht wirklich daran gedacht, dass sie wirklich so weit gehen würde. Dennoch sparte sie sich anders als Karan etwaige Kommentare dazu, ebenso wie Shuuran. Nachdem sie sich noch ein wenig Karans Entrüstung angetan hatte, ergriff Touran endlich das Wort: "Ich erwarte nicht von euch, dass ihr mich versteht oder gar positiv aufnehmt, was ich getan habe. Nur, weil ich der Meinung war, es wäre besser keine Geheimnisse vor euch zu haben, habe ich euch davon erzählt. Zudem scheint ihr ja ohnehin zu wissen, wie ich mittlerweile zu Sesshoumaru stehe." "Aber er hat doch schon eine Frau! Mehr oder weniger zumindest...", warf Karan ein. Touran wandte den Blick von ihr ab. "Mag sein, aber sie scheint nicht länger daran interessiert zu sein, an ihm festzuhalten." "Kein Wunder nach dem, was du und er sich da geleistet haben!" Karan verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Es lag zwar nicht in ihrer Absicht, Kimie zu verteidigen oder dergleichen, aber das Touran so unerschrocken ruhig blieb, war ihr ein einziges Rätsel gewesen. Außerdem war völlig unklar, wie es jetzt weitergehen sollte, und vor allem stellte sich die Frage, was Sesshoumaru überhaupt von alldem dachte? Denn so, wie Touran sich geäußert hatte, war die Initiative von ihr ausgegangen. Es war vielleicht eine Sache von gerade mal zwei Sekunden gewesen, als er sie dem Anschein nach wieder von sich gewiesen hatte, aber davon schien Kimie nichts mehr mitbekommen zu haben, sonst wäre sie vermutlich nicht gleich wieder weggelaufen. "Es ist nichts gegen dieses Mädchen gewesen", sprach Touran nach einer kurzen Pause weiter. "Ich habe Sesshoumaru lediglich klarmachen wollen, dass ein Youkai niemals mit einem Menschen zusammen sein kann. Jeder, der glaubt, so etwas wäre möglich, verrennt sich da in eine Illusion." "Aber die Holzhammermethode bringt es auch nicht unbedingt...", wagte Shunran zu behaupten. "Ich meine, versteh mich nicht falsch, aber du hast ihn ja regelrecht eingekesselt, wenn ich es so nennen darf. Erst erzählst du ihm lang und breit etwas von der unmöglichen Verbindung zwischen Mensch und Youkai, und dann küsst du ihn einfach so." "Jetzt nimm diesen Idioten mal nicht übermäßig in Schutz, Shunran!", murrte Karan entschieden. "Zu so einer Geschichte gehören immer noch zwei. Wenn der Typ bloß nach ein paar Worten seinen Verstand nicht mehr unter Kontrolle hat, brauchst du Nee-san nicht für alles verantwortlich zu machen, obwohl ich auch nicht gerade begeistert bin von dieser Geschichte." "Es lag nicht in meiner Absicht, Sesshoumaru in Schutz zu nehmen", entgegnete die Jüngere, ehe sie sich wieder Touran zuwandte. "Ich wollte damit eigentlich nur sagen, bist du dir sicher, dass du dein Ziel jetzt erreicht hast oder ihm zumindest näher gekommen bist?" "Wie soll ich diese Frage verstehen?", fragte Touran prüfend. "Ich meine, wie denkt Sesshoumaru über all das? Er scheint sich ja nicht wirklich sicher zu sein, oder? Er scheint nach wie vor an diesem Mädchen festzuhalten, unabhängig davon, was sie zu ihm gesagt hat oder dass er sich von dir hat küssen lassen." Darauf entgegnete Touran zunächst nichts. Natürlich hatte auch sie sofort bemerkt, dass sich Sesshoumaru trotz dieser ganzen Vorfälle nicht von Kimie abgewandt hatte. Aber was war mit Kimie selbst? Sie schien ihre Entscheidung doch getroffen zu haben. Warum also hätte Touran ein schlechtes Gewissen haben sollen? Es war doch schließlich nicht ihr Problem gewesen! Zuerst wollte sie etwas auf die Worte ihrer Schwester erwidern, entschied sich dann aber dagegen, als sie hörte, wie jemand schnellen Schrittes durch den Gang ging. "Da scheint es ja jemand sehr eilig zu haben", bemerkte Karan trocken. Touran war indes bereits zu Tür gegangen, und als sie diese geöffnet hatte und heraustrat, wäre sie beinahe in Sesshoumaru hineingerasselt. Der drohende Zusammenstoß konnte gerade noch so vermieden werden. "Bevor du etwas sagst, ich habe jetzt keine Zeit", sagte Sesshoumaru sofort, noch bevor die Panther-Dämonin überhaupt etwas hatte sagen können. Erst, als er schon an ihr vorbeigerauscht war, warf sie ihm noch hinterher: "Was ist denn passiert? Ist etwas vorgefallen?" "Kimie ist fort", antwortete Sesshoumaru finster, ohne sich dabei jedoch umgedreht zu haben. Nur wenige Augenblicke später war er hinter der nächsten Biegung verschwunden. Im Zimmer sog Karan einmal scharf die Luft ein. "Oha! Mir scheint, die Geschichte ist bereits in die nächste Runde gegangen." Touran jedoch schwieg. Stattdessen nahm sie auf einmal die Verfolgung von Sesshoumaru auf. Es dauerte auch nicht lange, dann hatte sie ihn eingeholt. Da er jedoch nicht stehen blieb, war sie gezwungen, weiter neben ihm herzulaufen. "Sesshoumaru! Warte! Was hast du jetzt vor?" "Ich werde sie suchen", antwortete er entschieden. "Und was soll dir das bringen? Die Vermutung liegt doch schließlich nahe, dass sie freiwillig gegangen ist. Warum also diese Mühe?" Sesshoumaru blieb nun doch stehen. Freiwillig... Kimie hatte nicht einmal ihrer eigenen Cousine etwas gesagt, und dann sollte sie wirklich freiwillig gegangen sein? Sesshoumaru ballte seine Hände zu Fäusten. Er hätte gleich mit ihr sprechen sollen. Gleich nach dieser... dieser Sache. "Ob freiwillig oder nicht, sie wäre ziemlich dumm, wenn sie sich ganz allein auf den Weg gemacht hätte. Deshalb werde ich nach ihr suchen", erklärte er entschieden. "Du und deine Geschwister, ihr könnt euch entweder an der Suche beteiligen oder ihr lasst es bleiben. Aber behindert mich oder meine Leute nicht, verstanden?" Und mit diesen Worten setzte er seinen Weg fort. Diesmal folgte Touran ihm jedoch nicht. Seine Ansage hatte sie in gewisser Hinsicht eingeschüchtert. Und überhaupt hatte sich auch ihr Gesichtsausdruck inzwischen verändert. Sie schien nachdenklich geworden zu sein... Er hatte nicht so offen zugeben wollen, dass er sich Sorgen um Kimie machte. Warum auch? Das ging schließlich niemanden etwas an. Mit wehendem Kimono verließ Sesshoumaru schließlich das Schloss und steuerte geradewegs auf den Unterstand von Ah-Un und Toutousais Ochsen zu. Die paar Krieger, die seinen Weg kreuzten, gab er im Vorbeigehen noch die Anweisung sich ebenfalls auf die Suche nach Kimie zu begeben, ohne dass sie überhaupt genauer nachfragen konnten, was eigentlich passiert war. Beim Unterstand angekommen schreckte Sesshoumaru erst mal noch Toutousai aus dessen Nickerchen auf. "Hast du nichts zu tun, Toutousai?", fragte Sesshoumaru abfällig, während er schon dabei gewesen war, Ah-Un zu satteln. Der alte Schmied kratzte sich irritiert am Kopf. "Was soll diese frühe Hektik? Hast du etwas verloren?" "Ich habe etwas zu erledigen", war Sesshoumarus knappe Antwort. Er wollte sich auch nicht weiter dazu äußern. Aber als er einen kurzen Blick in Toutousais Richtung warf, entdeckte er Kimies Schwert neben ihm auf dem Boden liegen. "Warum hast du das Schwert bei dir?" "Oh! Du meinst das?" Der alte Schmied hob Raidon vom Boden auf. "Ich habe Kimie den Vorschlag gemacht, es zu schärfen, deshalb brachte sie es mir vorbei." "Wann war das?" "Bereits gestern am späten Nachmittag. Aber warum interessiert dich das so? Braucht sie es etwa jetzt sofort wieder?" Sesshoumarus Blick senkte sich ein wenig. Und er hatte insgeheim schon die vage Hoffnung gehabt, Toutousai hätte ihm etwas über Kimies Verbleib erzählen können. Aber so... Als er letztendlich auf Ah-Uns Rücken stieg, wandte er sich, ohne zuvor auf die Frage geantwortet zu haben, noch einmal an den Schmied: "Und was ist mit Toukijin? Bist du vorangekommen?" Toutousai legte nachdenklich den Kopf ein wenig schief. "Nun ja... Es könnte zwar noch etwas dauern, aber ich glaube, ich kriege es wieder hin und..." "Dann verschwende keine Zeit, sondern mach dich wieder an die Arbeit!", befahl Sesshoumaru scharf und trieb Ah-Un an. Der zweiköpfige Drache verließ den Unterstand und erhob sich sofort in die Lüfte. Toutousai trat noch immer ein wenig perplex ins Freie. "Meine Güte... Dass einer wie er es mal so eilig haben würde... Was mag nur vorgefallen sein?" Aber auf die Antwort darauf würde er wohl noch ein Weilchen warten müssen. * ~ * ~ * ~ * ~ * Gefangen wie ein Tier in einem Käfig... So kam sich Kimie im Augenblick vor. Dabei konnte sie für sich selbst wohl noch vom Glück sagen, dass ihr Aufenthalt in Akumas Schloss nicht darin bestand, in einem feuchten und dunklen Kellerloch zu hocken. Aber praktisch dazu verdammt zu sein, nur herumsitzen und abwarten zu können, war schier unerträglich gewesen. Praktisch jeden Augenblick rechnete Kimie immer damit, dass jemand zur Tür hereinkam und sie umlegen würde. Dass sie mal in eine derartige Lage geraten würde, damit hätte sie nie gerechnet. "Hm! Da war ich wohl ein weiteres Mal eine Spur zu naiv...", meinte sie selbstspöttisch und lief ein wenig in dem Zimmer auf und ab. Sie traute sich nicht mal, das Fenster zu öffnen. Wer konnte ihr schon sagen, wer oder was da draußen alles herumflog? Erst, als sie vom Gang her Schritte hörte, die sich ihrem Zimmer näherten, war Kimie wieder in höchster Alarmbereitschaft gewesen. Da war tatsächlich jemand gewesen und dieser jemand blieb auch genau vor ihrer Zimmertür stehen, wie sie es anhand des Schattens, den sie durch die mit Papier bespannte Tür erkannte, sehen konnte. "Wer... wer ist da?", fragte Kimie äußerst misstrauisch, woraufhin die Tür geöffnet wurde. "Ich bin's nur", sprach der Besucher, den sie sofort wieder erkannte. "Takeshi..." Zumindest wurde Kimie innerlich wieder ein wenig ruhiger. Sie hatte schon mit Akuma oder sonst wem gerechnet. Takeshi betrat kurz darauf das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. "Ich wollte mal nach dir sehen. Wie geht es dir?" "Die Frage war jetzt nicht ernst gemeint, oder?", entgegnete Kimie äußerst sarkastisch und schon hatte ihre ohnehin schon nicht gerade rosige Laune wieder die Oberhand gehabt. Takeshi blieb dies natürlich nicht verborgen. Trotzdem sprach er das Mädchen nach einem Moment erneut an: "Akuma... hat er dir etwas getan?" "Tja... Kommt drauf an, wie du das hier nennen würdest." Sie schob ihre Hand unter den Kragen ihres Oberteils und schon es so weit zur Seite, dass er einen kurzen Blick auf die Spuren des Bissen erhaschen konnte. In Takeshis Augen sah man einen Ausdruck von Reue. "Tut mir wirklich Leid..." "Und ich will besser nicht wissen, auf was für Ideen er als nächstes kommt. Widerlich! Allein beim bloßen Gedanken könnte ich Knochen kotzen!" Kimie warf einen flüchtigen Blick auf Takeshi. "Ich trete dir nicht zufälligerweise auf den Schlips, wenn ich deinen Bruder nicht gerade mit Lob überschütte?" "Du hast ein Recht auf deine eigene Meinung. Ich wäre bestimmt der Letzte, der sie dir verwehren würde", meinte er mit einem schwachen Achselzucken. Erst jetzt schien sich Kimies Wut wieder ein wenig zu legen. Wirklich erklären konnte sie es sich nicht, aber eigentlich machte sie Takeshi nicht für ihre missliche Lage verantwortlich. Und auch, wenn er über Akumas Plan Bescheid wusste, er war es schließlich nicht gewesen, der sie niedergeschlagen und hier hergeschleppt hatte. Sie seufzte. "Ehrlich, für ein Wiedersehen hätte ich mir wirklich was besseres vorstellen können als das hier..." "Nicht nur du." Takeshi traute sich im Grunde kaum, Kimie anzuschauen, als hätte er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen gehabt. Es verging ein Augenblick, ehe er wieder das Wort ergriff: "Akuma hat dir vermutlich schon gesagt, was er mit dir vor hat. Er baut offenbar darauf, dass Sesshoumaru kommen und dich holen wird." Kimie zuckte leicht in sich zusammen. Sesshoumaru... An ihn hatte sie die letzten Stunden überhaupt nicht mehr gedacht! Und schon gar nicht an die letzte Nacht. Doch nun kam alles wieder hoch. "Er wird nicht kommen...", flüsterte sie kaum hörbar und mit gesenktem Blick. Ihre Haare verbargen dabei ihr Gesicht. Takeshi warf einen irritierten Blick auf das Mädchen. "Was soll das bedeuten?" Kimie kehrte ihm den Rücken zu. "Sesshoumaru wird nicht herkommen, um mich zu holen. So gesehen, könnt ihr mich auch gleich töten..." Er war zugegebenermaßen doch irgendwie erschrocken. Gut, er kannte Kimie zwar noch nicht lange, aber dass sie sich so dermaßen gehen ließ, kam ihm seltsam vor. War vielleicht etwas vorgefallen? "Warum bist du davon so überzeugt?", fragte er von daher, aber sie schüttelte nur stumm den Kopf. Sie wollte nicht darüber reden. Auch Takeshi schwieg zunächst wieder. Er überlegte, was er als nächstes sagen konnte. "Sag mal... Ich dachte eigentlich, du und er, ihr wärt..." "Das scheint vorbei zu sein", unterbrach sie ihn, ohne sich aber wieder zu ihm umzudrehen. "Die Geschichte ist etwas verworren, aber zumindest scheint so viel klar zu sein, dass er keinen Grund mehr hat, sich um mich zu sorgen..." Die letzte Worte waren kaum mehr hörbar gewesen. Zudem musste Kimie wieder diesen aufsteigenden Drang unterdrücken zu schluchzen. Trotzdem verriet ihre Körpersprache Takeshi mehr als genug. Zuerst zögerte er noch, aber dann trat er näher an sie heran und legte ihr seine Hände auf die Schultern. "Auch, wenn du mir nicht genauer erzählen willst, was passiert ist, möchte ich dir trotzdem sagen, dass es mir für dich Leid tut. Und trotzdem... Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt da, um dir etwas zu sagen." Er machte eine kurze Pause. Kimie kam sein Verhalten merkwürdig vor. Warum machte er auf sie so sehr den Eindruck, als sorgte er sich wirklich um sie? Ehe sie ihn jedoch eventuell danach fragen konnte, sprach er von sich heraus weiter: "Kimie... Du weißt es vielleicht nicht und wir kennen uns zudem auch noch nicht sehr lange, aber... ich habe dich seit dem ersten Tag unserer Begegnung verehrt. Und es war mir egal, dass du von menschlicher Geburt bist oder dass dein Herz bereits einem anderen gehörte." Kimie hob ihren Blick. Langsam drehte sie sich zu Takeshi um. "Was... willst du damit sagen?" Sanft berührte er mit der rechten Hand ihre linke Wange. "Ich liebe dich." "A-Aber Takeshi..." Doch bevor sie sich versah, hatte Takeshi sie schon an sich gezogen und seine Lippen auf ihre gelegt. Im ersten Moment war Kimie wie paralysiert. Dieser Zustand hielt etwa drei Sekunden lang an, dann stieß sie Takeshi wieder von sich weg. "Nein! Nicht!" Und reflexartig gab sie gleich noch eine Ohrfeige mit zum besten. Keine Sekunde später tat es ihr schon wieder Leid. "Ah…! Entschuldige! Ich wollte nicht..." "Nein, schon gut", widersprach Takeshi ruhig. "Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen. Eigentlich müsste ich dich um Verzeihung bitten. Das würde aber bedeuten, dass ich bereue, was ich getan habe, doch das tue ich nicht." Darauf wusste Kimie nichts zu entgegnen. Stattdessen schaute sie ihn nur stumm an. Seine Augen hatten die selbe Farbe von Lavendel wie die seines Bruders. Doch war in ihnen ein ganz anderer Ausdruck enthalten. Er war sanft und zeugte in keinster Weise von Hinterhältigkeit oder dergleichen, ungeachtet der Tatsache, dass sich Takeshi vor noch gar nicht allzu langer Zeit auf heimtückische Weise in das Schloss der Inu-Youkai eingeschlichen und im Geheimen für Akuma gearbeitet hatte. Stattdessen spiegelten Takeshis Augen die reine Wahrheit seiner Worte wieder. Diesmal war es kein Trick gewesen. "Ich weiß, du fühlst nicht das selbe wie ich", sprach er schließlich weiter. "Auch spüre ich, dass trotz deiner Worte deine Zuneigung zu Sesshoumaru nach wie vor besteht. Aber ich werde trotzdem nicht einfach so klein beigeben." Und ohne dem noch etwas hinzuzufügen, wandte sich Takeshi nun zum Gehen um. Er richtete noch ein Wort des Abschieds an Kimie, dann verließ er das Zimmer. * ~ * ~ * ~ * ~ * "Sesshoumaru ist wirklich ein Idiot!", schimpfte Inu Yasha, während er mit Kagome und den anderen die Gegend absuchte. Dabei trug er Kagome auf seinem Rücken, während Sango, Miroku und Shippou auf Kirara neben ihnen her flogen. "Was macht dich denn so sicher, dass er etwas mit Kimies Verschwinden zu tun hat, Inu Yasha?", fragte Miroku. Der Hanyou schnaufte verächtlich. "Das liegt doch wohl klar auf der Hand! Schließlich sprechen wir hier von Sesshoumaru und bei dem hält es doch keiner auf die Dauer aus." "Aber Rin und Jaken bleiben doch auch bei ihm", gab Shippou zu bedenken. "Was heißt das schon? Die Kröte hat doch eh keine Peilung, und was das Mädchen angeht... Früher oder später kommt sie auch noch darauf." Sango hob prüfend eine Augenbraue. "Machst du es dir da nicht ein bisschen zu einfach?" "Ach was! Ich würde sogar Tessaiga darauf verwetten, dass Sesshoumaru irgendetwas getan hat, was Kimie missfallen hat. Und deshalb wollte sie wahrscheinlich auch nach Hause. Er hätte eben besser aufpassen sollen, aber jetzt kann er zusehen, wie er die Sache wieder geradebiegt." In diesem Moment spürte Inu Yasha sämtliche Blicke auf sich ruhen. Auf seine etwas bissige Nachfrage, was denn los sei, entgegnete Miroku prüfend: "Sag mal, könnte es sein, dass du aus Erfahrung sprichst?" Inu Yashas Ohren begannen zu zucken. "Hä? Was soll denn das jetzt wieder heißen?" "Nun tu doch nicht so!", meinte Sango, und Shippou fügte hinzu: "Genau! Schließlich bist du doch immer dafür zuständig, wenn es darum geht, jemanden zu vergraulen." Anhand von Inu Yashas Gesichtsausdruck konnte man deutlich erkennen, dass er nun wusste, worauf seine Freunde hinaus wollten. Wie oft hatte er schließlich schon Kagome entweder im Bezug auf Kouga oder Kikyou wieder nach Hause getrieben und sich mit ihr gezofft? Der Hanyou murrte zwar, sagte aber nichts weiter. Dafür fiel ihm jedoch auf, dass Kagome die ganze Zeit über merkwürdig still gewesen war. Aber Inu Yasha konnte sich schon denken, woran das gelegen hatte. Bestimmt machte sie sich Sorgen um Kimie, denn nach wie vor glaubte Kagome nicht daran, dass ihre Cousine freiwillig Reißaus genommen hatte. Im Gegenteil, sie war sich sogar sehr sicher gewesen, dass ihr etwas passiert war. >Kimie... Hoffentlich geht es dir gut...< Die Freunde setzten die Suche weiter fort. * ~ * ~ * ~ * ~ * //Ich weiß, du fühlst nicht das selbe wie ich. Aber ich werde trotzdem nicht einfach so klein beigeben.// Takeshis Worte geisterten Kimie auch noch gut eine Stunde nach seinem Besuch im Kopf herum. Mit dieser Ansage hatte er sie wirklich ins Grübeln gebracht. Und seine Liebeserklärung erst... Wenn Sesshoumaru davon gewusst hätte, ob er Takeshi wohl gleich einen Kopf kürzer gemacht hätte? Aber gleich, nachdem ihr diese Frage durch den Kopf gegangen war, schlug Kimie sie wieder beiseite. Blödsinn! Warum sollte sich Sesshoumaru jetzt noch über so etwas aufregen? Er schien seine Wahl ja schließlich getroffen zu haben, von daher ging ihn alles, was sie betraf nichts mehr an! Als sie sich selbst dabei erwischte, wie sie diese Gedanken entwickelte, schalt Kimie sich selbst. Großartig, jetzt war sie sogar an so einem Punkt angekommen... Sie war trotzig und eingeschnappt. Das ging sogar so weit, dass sie sich insgeheim sogar zu wünschen begann, Sesshoumaru würde nicht mal auf die Idee kommen, nach ihr zu suchen. Sollte er doch stattdessen machen, was er wollte! Denn dass er lediglich aus einem Gefühl der Reue heraus hier aufkreuzen könnte, darauf konnte Kimie gut und gerne verzichten. Tja, einerseits dachte sie in solche Richtungen und nur wenige Augenblicke später ging es ihr wieder ganz anders. Es war ein einziges Chaos. "Argh! Wenn das so weitergeht, dreh ich langsam aber sicher durch!" Kimie raufte sich die Haare. Was sollte sie denken? Was sollte sie sich wünschen? "Ach! So was Blödes!" Eher unbeabsichtigt holte sie so mit der rechten Hand zur Seite aus, sodass sie mit dieser das Papier durchschlug, welches über die Schiebefenster gespannt war. Im ersten Moment rührte sich Kimie überhaupt nicht, ehe sie ihre Hand rasch wieder zurückzog. Wie gebannt starrte sie auf das Loch. Es ermöglichte ihr einen kleinen Blick nach draußen. Allerdings konnte sich Kimie erst nach einer Weile dazu durchringen, hindurchzuschauen. Das einzige, was sie sah, waren Berge. Der Himmel war von Wolken behangen, aber ansonsten konnte sie nichts entdecken. Keine Dämonen, eben einfach nichts. Außerdem war es verdächtig ruhig. Als sich Kimie schließlich wieder von dem Fenster entfernte, warf sie einen Blick zu Tür. Bisher hatte sie sich darüber nicht so wirklich ihre Gedanken gemacht, aber jetzt... >Werde ich denn gar nicht bewacht? Wenn ja, dann gehen die hier aber nicht gerade vorsichtig mit ihren Gefangenen um...< Vorsichtig schlich sie zur Tür. Gespannt lauschte sie auf jedes noch so kleine Geräusch. Denn wenn sich jemand vor der Tür befand, musste man das schließlich irgendwie bemerken können. Aber Kimie hörte gar nichts. >Soll ich es riskieren...?< Ihre Hand wanderte zum Türgriff. Sie hielt den Atem an, als sie die Tür langsam aufzog. Jeden Moment rechnete sie damit, dass ihr jemand Einhalt gebieten würde... aber da kam nichts. Schließlich hatte Kimie die Tür bis zum Anschlag geöffnet, doch alles, was sie sah, war eine gegenüberliegende Wand und ein langer Gang. Es gab keine Wachen. Verstohlen blickte sie von links nach rechts. "Die Luft scheint wirklich rein zu sein... Aber was soll das? Sind die etwa alle ausgeflogen?" Kimie trat nach draußen. Noch einmal schaute sie sich um. Dann schlug sie entschlossen mit der rechten Faust in ihre linke Hand. "Na gut, wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Also dann! Los geht ‘s!" Und aus einem inneren Impuls heraus schlug sie den Weg nach links ein. Immer, wenn sie an einer Biegung ankam, lugte Kimie zunächst nur vorsichtig um die Ecke, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Sie folgte noch mehreren Gängen, ging Treppen rauf und runter, aber egal, wohin sie kam, entweder geriet sie in eine Sackgasse oder aber sie erwischte stets die falschen Türen. >Mist! Hier irgendwo muss es doch eine Tür geben, die nach draußen führt!< Zumindest war sie bisher aber auf keinen der Ryû-Youkai getroffen. So langsam überkam Kimie wirklich der Verdacht, dass die so was wie einen Klassenausflug machten. Irgendwann blieb sie an einer weiteren Tür stehen. >Hmm... Vielleicht hier...< Kimie betete, dass sie diesmal den Ausgang erwischt hatte. Noch einmal holte sie tief Luft, doch als sie die Tür aufgemacht hatte, entfuhr ihr sofort ein erschrockener Schrei: "Aah!" Mit einem Satz sprang sie zurück, so dass sie mit dem Rücken gegen die gegenüberliegende Wand knallte. "Wohin des Weges, Püppchen? Wolltest du uns etwa schon wieder verlassen oder wolltest du mich besuchen kommen?", fragte Jin belustigt und lehnte sich gegen den Türrahmen. Verschreckt ergriff Kimie die Flucht. Dabei hörte sie ihn noch rufen: "Es wird dir nichts nützen, wenn du wegläufst!" Aber das war ihr egal. Sie wollte einfach nur noch weg. Merkwürdigerweise schien Jin sie nicht zu verfolgen. Das konnte Kimie allerdings ganz recht sein. Aber was, wenn er nun seine Kameraden benachrichtigen würde? Dann hätte sie schon sehr bald eine ganze Meute als Verfolger zu verzeichnen gehabt. Nachdem sie am Ende des Ganges nach rechst abgebogen war, erblickte sie eine weitere Tür. Kimie hatte keine andere Wahl, als da durchzugehen, der Weg war ansonsten eine Sackgasse. Diese Tür brachte sie diesmal wirklich nach draußen, doch endete ihr Weg bereits am Geländer der Veranda, auf welche sie herausgetreten war. Denn als sie nach unten blickte, sah sie nur dieses gähnende Nichts. Das Schloss stand mit der Rückwand praktisch direkt an einer Schlucht. Nichts war zu sehen gewesen, nur diese schwarze Leere. Ein kalter Wind pfiff über das Gebiet hinweg und verursachte ein unheimliches Geräusch, als er durch die Schlucht jagte. Kimie trat wieder einen Schritt von dem Geländer zurück. >Toll... Jetzt bin ich zwar draußen, aber helfen tut mir das auch nicht.< Suchend schaute sie sich um. Die steilen Berghänge bauten sich wie ein unüberwindlicher Wall aus Türmen vor ihr auf. Zwar wusste sich nicht, wie es auf der anderen Seite aussah, aber wenn das ganze Schloss komplett von diesen Bergen umgeben war, standen ihre Chancen bezüglich einer erfolgreichen Flucht wirklich mehr als schlecht. Kimie seufzte auf, zuckte direkt danach aber erschrocken in sich zusammen, als sie unmittelbar neben sich auf einmal dieses tiefe Grollen gehört hatte. Sie wagte kaum den Kopf zu drehen, aber als sie es doch getan hatte, starrte sie direkt in die glühend roten Augen von einem dieser Flugdrachen! Er saß auf einem Felsvorsprung nahe des Geländers und war dadurch, dass er sich zuvor gar nicht gerührt hatte, praktisch mit seiner Umgebung verschmolzen, weshalb sie ihn gar nicht entdeckt hatte. Kimies erschrockener Schrei ging im kraftvolle Gebrüll des Dämons regelrecht unter. Dann ergriff sie erneut Hals über Kopf die Flucht über die Veranda. >Verflucht! Was ist das hier für ein Horrorschloss?!< Eigentlich rechnete Kimie in ihrem Unterbewusstsein jeden Augenblick damit, dass sich ihr wieder jemand in den Weg stellen würde. Bis sie um die nächste Ecke gebogen war, war dies hingegen nicht der Fall gewesen. Plötzlich musste sie ihre Flucht aber ein weiteres Mal abrupt unterbrechen, als Rokou auf einmal mit weit ausgebreiteten Schwingen direkt vor ihr landete. Ein amüsiertes Grinsen huschte über sein Gesicht. "Wo wollen wir denn hin, hm?" Kimie wollte sich umdrehen und wieder zurücklaufen, doch stieß sie dabei mit der Hüfte gegen das Geländer. Sie verlor ihr Gleichgewicht und fiel. "Aaah!" Gedanklich hatte sie bereits mit ihrem Leben abgeschlossen, als ihr Fall jedoch ein jähes Ende fand. Jemand hatte sie aufgefangen. "Du solltest besser aufpassen, sonst tust du dir am Ende wirklich noch weh", hörte Kimie Toba neckend sagen. Das Mädchen öffnete die Augen und schaute runter. Er flog mit ihr weit über dem Erdboden um das Schloss herum! Und obwohl es für sie das endgültige Aus bedeutet hätte, versuchte sie sich mit aller Wehrhaftigkeit wieder von ihm zu befreien. "Lass mich los! Du sollst mich loslassen!" "Oh! Ganz wie du willst." Toba ließ Kimie los. Doch hatte er dabei darauf geachtet, sie im Vorbeifliegen aus eher geringer Höhe wieder auf die Veranda fallen zu lassen. Obwohl ihr der Hintern etwas weh tat, war Kimie zumindest nicht verletzt. Als direkt neben ihr der Ryû-Youkai landete, wünschte sie sich jedoch gleich wieder, er hätte sie woanders losgelassen. "Es wird so langsam Zeit, dass du einsiehst, dass deine Fluchtversuche im Sand verlaufen werden. Du kommst hier nicht mehr weg!" "Verschwinde! Lass mich in Ruhe!", schrie Kimie ihn an und verschwand durch die nächst Beste Tür wieder im Inneren des Schlosses. Wie ein gehetztes Tier hastete sie durch die Gänge, bis sie irgendwann kaum noch Luft bekam und zwangsläufig stehen bleiben musste. >Verflucht! Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie ich hier wieder wegkomme...< Kimie war so am Ende mit ihren Kräften gewesen, dass sie kaum mehr auf ihre Umgebung achten konnte. So bekam sie auch nicht mit, wie sich ihr jemand von hinten näherte und sie schließlich an den Oberarmen packte. "Aah! Hilfe!" "Schon gut! Beruhige dich wieder!", versuchte eine männliche Stimme beruhigend auf sie einzureden, aber Kimie wehrte sich weiter. "Nein! Lass mich los!" "Bleib ruhig! Wenn du jetzt die Nerven verlierst, bringt dir das gar nichts!" Abrupt hielt Kimie inne. Zögerlich wandte sie ihren Blick nach hinten um und schaute direkt in das Gesicht von Renhou. Doch obwohl er sie gefangen hielt, schien er ihr mit seinen Augen sagen zu wollen, dass er ihr nichts antun würde. "Was habe ich dir vorhin über das Verhalten eines Köders gesagt, Mädchen?" Kimie schreckte hoch und schaute wieder nach vorne. Da hatte sie sich doch nicht verhört, als sie Akuma auf sich und Renhou zukommen sah. Als wollte er sie belehren, erhob der Drachenfürst den rechten Zeigefinger. "Du bist sehr ungezogen. So was sehe ich nicht gern. Und die feine Art ist es auch nicht gerade, einfach so gehen zu wollen, ohne sich zu verabschieden. Hat Sesshoumaru seinem kleinen Frauchen etwa keine Manieren beigebracht?" Er schien auf eine Reaktion von ihrer Seite zu warten, aber Kimie schwieg. Stattdessen schaute sie Akuma nur finster, wenn auch mit einer Spur Angst an. "Was hast du dir nur dabei gedacht?", fragte Akuma mit gespielter Betroffenheit weiter. "Ich sagte dir doch schon, dass du keine Chance hast. Menschen sind wirklich störrisch, aber auch ebenso töricht. Ich werde deine Rasse wohl nie verstehen." Er schüttelte den Kopf, dann wandte er sich direkt an Renhou: "Renhou, sei doch so freundlich und geleite unseren Gast zurück aufs Zimmer. Und hab ein Auge auf sie, sonst könnte es ja schließlich passieren, dass sie sich hier wirklich noch verläuft." "Und was habt Ihr jetzt vor?" Akuma verschränkte die Arme vor der Brust. "Was mich angeht, ich denke, ich werde einem gewissen Jemand einen kurzen Besuch abstatten." Als er seinen Blick dabei erneut auf Kimie richtete, beschlich sie schon so ein Verdacht. Dennoch blieb sie stumm, als er sie am Kinn packte. "Dann wollen wir doch mal sehen, wie viel du Sesshoumaru wirklich wert bist. Ich denke, das könnte ziemlich amüsant werden." "Warum? Was hast du vor?", wagte Kimie zu fragen. "Nun, ich werde ihn ein wenig auf die Probe stellen", antwortete Akuma heimtückisch. "Immerhin ist er bekannt für sein emotionsloses Gehabe. Es wäre doch interessant zu sehen, was für ein Gesicht er macht, wenn er beispielsweise mal verzweifelt ist, nicht wahr?" Kimie setzte eine abfällige Miene auf. "Tse! Und wovon träumst du nachts? Deine Fantasie will ich haben... Spar dir lieber die Mühe, das bringt eh nichts!" "So? Und was macht dich da so sicher?" "Ganz einfach! Sesshoumaru hat keinen Grund mehr, sich etwa Sorgen um mich zu machen oder gar herzukommen und mich zu retten! Es ist vorbei!" In diesem Moment tauschte Akuma mit Renhou einen stummen Blick aus. Kimie versuchte zu erahnen, was in ihren Köpfen vorging, aber das war schier unmöglich. Merkwürdigerweise schien sich Akuma von ihrer Aussage nicht wirklich beirren zu lassen, als er nach einem Moment wieder das Wort ergriff: "Dir scheint offenbar klar zu sein, dass du mit dieser Ansage meine Pläne ein bisschen aus dem Konzept gebracht hast. Denn wenn das wirklich der Wahrheit entspricht, bist du für mich als Köder nutzlos geworden." "Eine Runde Mitleid, bitte...", lästerte Kimie. "Aber", fuhr Akuma sogleich fort, "vielleicht habe ich trotz allem noch eine Verwendung für dich. Denn nur, dass ihr euch inzwischen nicht mehr so gut zu verstehen scheint - um es mal so auszudrücken - muss noch lange nicht heißen, dass es ihm auch vollkommen egal ist, was aus dir wird." In Kimies Augen spiegelte sich mit einem Mal Verunsicherung wieder. "Was... was soll das wieder heißen?" Bis auf wenige Zentimeter näherte sich Akuma ihrem Gesicht. "Warte es ab, Schätzchen." * ~ * ~ * ~ * ~ * Auch nach gut drei Stunden Suche hatte Sesshoumaru keinerlei Spur von Kimie finden können. Mit Ah-Un hatte er inzwischen einen Großteil der Umgebung um das Schloss abgesucht, aber nirgendwo war auch nur der kleinste Anhaltspunkt zu finden gewesen. Aber Kimie konnte sich doch nicht einfach so in Luft aufgelöst haben! Als er plötzlich jemanden zwischen den Bäumen unter sich entdeckte, ließ Sesshoumaru seinen zweiköpfigen Drachen augenblicklich landen. Seine Begeisterung hielt sich spürbar in Grenzen, als er Seshiru gegenüberstand. "Oh! Sesshoumaru-sama. Welch eine Überraschung", sagte der schwarzhaarige Youkai in üblich herablassendem Ton. Sesshoumaru stieg nicht von Ah-Uns Rücken ab, als er sich seinem Gegenüber näherte. "Eine Überraschung, auf die ich gerne hätte verzichten können", entgegnete er kühl. "Was hast du hier zu suchen?" "Eure Frage erstaunt mich. Ward Ihr es nicht schließlich, der angeordnet hatte, dass sich nach Möglichkeit jeder an der Suche nach diesem Menschenmädchen beteiligen sollte?" Sesshoumaru funkelte Seshiru bedrohlich an. "Auf deine Hilfe lege ich keinen Wert!" Und überhaupt, als ob Seshiru sich wirklich ernsthaft an der Suche nach Kimie beteiligen wollte... Bestimmt suchte er auf diese Weise nur nach einer neuen Gelegenheit, um Ärger zu machen. Seshiru lächelte hinterhältig. "Hm! Mir scheint, Ihr seid noch immer etwas sauer auf mich. Gut, das verüble ich Euch nicht. Aber das scheint nicht Euer einziges Problem zu sein." "Das geht dich nichts an!", knurrte Sesshoumaru und wollte gerade mit Ah-Un wieder fortfliegen, als er noch einmal Seshirus Stimme hörte: "Euer Gedanke, eventuell zwei Eisen im Feuer zu haben, hat wohl nicht ganz so geklappt, wie?" Abrupt ließ Sesshoumaru Ah-Un wieder zum Stehen kommen. Und als ob dies genau in seiner Absicht gelegen hätte, sprach Seshiru sogleich weiter: "Versteht mich nicht falsch, aber mir ist da etwas zu Ohren gekommen. Es heißt, ihr hättet eine heiße Nacht mit dieser Panther-Dämonin hinter euch. Wie war noch mal ihr Name? Touran, nicht wahr?" Er hatte die Geschichte bewusst ein wenig übertrieben dargestellt. In Wahrheit hatte Seshiru nämlich lediglich etwas davon gehört, dass Sesshoumaru sich in der letzten Nacht mit Touran getroffen hatte. Was allerdings genau passiert war, das wusste er wiederum nicht, und auch nicht, dass Kimie die beiden gesehen hatte. Aber dass sie ja jetzt verschwunden war, bot immerhin idealen Zündstoff, um Sesshoumaru zu provozieren. "Und?", fragte Seshiru von daher gleich weiter. "War die Nacht wenigstens zu Eurer Zufriedenheit?" Mir bedrohlich funkelndem Blick drehte sich Sesshoumaru zu ihm um. "Ich warne dich! Treib es besser nicht zu weit, Seshiru!" Wie die Ruhe in Person verschränkte Seshiru gelassen die Arme vor der Brust. "Sesshoumaru-sama... Lasst Eure Wut über Euer kleines Missgeschick doch nicht an mir aus. Aber ob Ihr es nun als wichtiger erachtet, Euch mit mir zu befassen, oder lieber weiter nach dieser Ausreißerin suchen wollt, bleibt natürlich Euch überlassen. Übrigens, der Zeitpunkt mag ein ungünstiger sein, aber meine Herausforderung gegen Euch steht noch. Jedoch bin ich natürlich gerne dazu bereit, noch so lange auf den Kampf zu warten, bis Ihr Euer kleines Mädchen wieder gefunden habt. WENN Ihr sie denn wieder finden werdet." Die Art und Weise wie er dieses "wenn" betont hatte... Sesshoumaru hatte spürbar seine Mühe dabei, seine Wut im Zaum zu halten. Natürlich hätte er gleich an Ort und Stelle gegen Seshiru kämpfen und ihn erledigen können, aber im Moment gab es wichtigeres für ihn zu tun. Also schenkte Sesshoumaru seinem Widersache trotz dessen zusätzlicher Erwähnung bezüglich der Herausforderung keine weitere Beachtung mehr und flog davon. Trotzdem kreisten ihm Seshirus Worte auch noch nach einer Weile im Kopf herum. Wenn Kimie wirklich von sich heraus weggegangen sein mochte, was Sesshoumaru nach wie vor nicht glaubte, dann hätte sie das doch garantiert nicht mitten in der Nacht getan, wie es ja aussah. Aber wenn sie doch Hals über Kopf davongelaufen war... dann musste sein Treffen mit Touran dabei keine unwesentliche Rolle gespielt haben. In diesem Moment kamen ihm wieder die Worte von Inu Yasha in den Sinn. Abrupt zügelte Sesshoumaru Ah-Un, sodass der Drache in der Luft verharrte. Vielleicht war Kimie ja in der Tat freiwillig gegangen und alle Spekulationen bezüglich dessen, dass ihr etwas passiert sein könnte, waren Unsinn. Hatte er sie wirklich "verjagt"? Obwohl sie ihm gegenüber noch geäußert hatte, dass sie nicht länger hatte bei ihm bleiben können? Sesshoumaru schüttelte den Kopf. Was dachte er denn da? Erzählen konnte man schließlich viel, ob man das auch so gemeint hatte, war wieder eine ganz andere Sache gewesen. Kimie war verwirrt und von der ganzen Situation überfordert gewesen. Sie hatte sich zu einer unüberlegten Aussage hinreißen lassen. Doch hatte er ihr die Entscheidung letztendlich offensichtlich abgenommen, wenn auch unfreiwillig. Sein Treffen mit Touran... Wie mochte das auf Kimie gewirkt haben? Bestimmt hatte sie gedacht, er hätte sich mal eben rasch mit einer anderen "getröstet". So konnte er die Sache aber auf keinen Fall stehen lassen! So war es schließlich auch gar nicht gewesen! Sesshoumaru musste Kimie ausfindig machen, um zumindest noch einmal mit ihr sprechen zu können. "Sesshoumaru!" Als er auf einmal Ashitaka seinen Namen rufen hörte, blickte Sesshoumaru nach unten. Sein Cousin stand zwischen einigen Bäumen und winkte ihn zu sich. Sofort flog Ah-Un auf den anderen Youkai zu und landete unmittelbar neben ihn. Sesshoumaru stieg vom Rücken des Drachen. "Ashitaka. Was ist? Hast du einen Hinweis gefunden?" "Ich bin mir nicht sicher", antwortete Ashitaka und blickte hinter sich. Nur wenige Meter hinter ihm schnupperte Inuki, der seine dämonische Form angenommen hatte, eifrig auf dem Boden herum. "Inuki hat vorhin Kimie-chans Spur gefunden. Ich bin ihm bis hierher gefolgt, aber die Fährte endete plötzlich. Es scheint gar so, als hätte sich Kimie-chan einfach so in Luft aufgelöst. Tôya und Subaru durchkämmen gerade die nähere Umgebung. Vielleicht finden sie ja etwas." Sesshoumaru trat zu Inuki, genau an die Stelle, wo Kimies Spur endete. Er musste sich schon sehr anstrengen, aber auch er konnte noch ganz schwach ihren Geruch wahrnehmen. Dabei konzentrierte er sich im ersten Moment so dermaßen nur auf ihn, dass ihm etwas anderes dabei fast entgangen wäre. Aber plötzlich fiel es ihm auf. "Ashitaka. Hast du es bemerkt?" Der Angesprochene kam näher. "Was meinst du? Was soll ich bemerkt haben?" "Diesen Geruch..." Sesshoumarus Stimme klang sehr ernst. "Er ist kaum wahrzunehmen und deshalb leicht zu ignorieren, aber es ist zweifellos der Geruch von Drachen." Ashitaka starrte Sesshoumaru mit schreckgeweiteten Augen an. Obwohl sein Cousin selbst nur minimal die Miene verzog, sah der Jüngere ihm an, dass ihm im Augenblick genau das selbe durch den Kopf ging. Erst recht, als sich Sesshoumaru einem Baum neben sich zuwandte, an welchem er schwach Kimies Geruch wahrnehmen konnte. Plötzlich und ohne jede Vorwarnung rammte Sesshoumaru seine Klauen in den Stamm und diesmal spiegelte sich in seinem Gesicht die blanke Wut wieder. "Akuma...!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)