Sengoku-Jidai Chronicles von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 26: Gedanken -------------------- Alles war still... Noch immer war es Nacht, als Ashitaka nach einigen Stunden ins Schloss zurückkehrte. Langsam schritt er über den Hof und auf die Eingangstüren zu. Den Blick die ganze Zeit über zu Boden gerichtet, ging er durch die dunklen Gänge. In seinen Gedanken fand sich noch immer keine Ordnung, stattdessen war alles nur ein einziges quälendes Chaos. Als Ashitaka letztendlich vor seinem Zimmer stehen blieb, bemerkte er aus dem Seitenwinkel das schwache Schimmern einer einzelnen Lichtquelle. Als er aufschaute, entdeckte er seine Mutter, die ihr Zimmer verlassen hatte und mit einer kleinen Öllampe in der Hand nun auf ihn zukam. "Mutter..." Sakura blieb vor ihrem Sohn stehen. Es erschreckte sie, ihn in so einem Zustand zu sehen. Ashitaka wirkte so, als wäre er gar nicht wirklich anwesend gewesen. Sein Blick war leer, seine Stimme leise und unsicher. Zwar wusste Sakura nicht, wo er sich bis eben rumgetrieben hatte, aber angesichts seiner Kleidung wollte sie sich besser nicht ausmalen, was er in der Zwischenzeit gemacht hatte. Stellenweise war sein Kimono zerrissen und im Gesicht hatte er einige Kratzer. Vielleicht war er auf andere Dämonen getroffen und hatte kämpfen müssen, aber danach wollte sie ihn nicht ausfragen. Seine körperlichen Verletzungen waren im Grunde kaum der Rede wert gewesen. Vielmehr Sorgen machte sie sich um die Wunden in seiner Seele. "Komm bitte mit mir", bat Sakura ihren Sohn schließlich und führte ihn in ihr Zimmer. Dort angekommen, ließ sie ihn zunächst auf dem Boden Platz nehmen, während sie selbst zu einem kleinen Tisch ging, auf dem eine Schüssel und daneben ein Krug mit Wasser stand. Sie goss etwas Wasser in die Schüssel und tränkte ein kleines Tuch darin, welches sie anschließend Ashitaka reichte. "Hier. Für dein Gesicht." Wortlos nahm Ashitaka das Tuch an sich und wischte sich damit einige Male über das Gesicht. Die angenehme Kühle vermochte ihn zumindest für wenige Sekunden etwas Linderung zu verschaffen. Sakura setzte sich neben ihren Sohn. "Schon wieder...", sagte dieser plötzlich, ohne sie dabei jedoch anzusehen. "Es ist genau wie damals. Vater hat mich weggeschickt, kurz bevor er sich seinem letzten Kampf gestellt hatte, und Tôya... Beide Male bin ich weggelaufen und habe sie beide sterben lassen. Meinen Vater und meinen besten Freund... Verdammt!" Ashitakas rechte Hand, in welcher er das Tuch hielt, begann zu zittern. Sakura nahm ihrem Sohn das Tuch wieder ab und ergriff sanft seine Hand. "Dein Vater wollte, dass du lebst", begann sie ruhig. "Nur deshalb schickte er dich damals fort. Oder glaubst du, er hätte gerne dabei zugesehen, wie sein einziger Sohn in den sicheren Tod rennt? Außerdem warst du doch damals noch sehr jung und unerfahren. Du hättest ihn in diesem Kampf gar nicht beistehen können. Tôya war dein bester Freund und er wollte dich und auch die anderen ebenfalls nur beschützen." "Aber zu welchem Preis?", fragte Ashitaka schon beinahe vorwurfsvoll. "Was wird jetzt aus Miyuki-chan? Tôya war für sie die wichtigste Bezugsperson. Er war ihre ganze Familie! Und jetzt wird er nie wieder zu ihr zurückkommen..." Sakura seufzte leise auf. Sie kannte es ja selbst nur zu gut wie es war, wenn man jemanden verlor, den man sehr geliebt hat und der einem wie fast kein anderer nahe stand. Behutsam legte sie ihre Hand an die Wange ihres Sohnes und drehte sein Gesicht zu sich. "Ihr beide teilt den selben Schmerz. Sie verlor ihren Bruder und du deinen besten Freund. Gebt euch gegenseitig Halt. Denk nicht mehr über das nach, was sie in ihrer Wut und Trauer zu dir gesagt hat. Dich trifft an dieser Geschichte keine Schuld." "Mh... Aber ich..." Egal, wie sehr seine Mutter ihm auch gut zuredete, Ashitaka konnte seine Schuldgefühle nicht ablegen. Das wäre innerhalb dieser kurzen Zeit wohl auch etwas zu viel verlangt gewesen, dessen war sich auch Sakura bewusst. Dennoch wollte sie natürlich nicht, dass sich ihr Sohn ewig diese Vorwürfe machte. Sie konnte nur hoffen, dass er es irgendwann selbst einsehen würde. "Lass es für heute gut sein. Ruh dich lieber aus und versuch, ein wenig zu schlafen", riet Sakura Ashitaka letztendlich. Dieser nickte nur schwach, ehe er das Zimmer seiner Mutter danach wieder verließ und in sein eigenes Zimmer zurückging. So hörte er nicht, wie Sakura nach seinem Verschwinden eines der Fenster etwas aufschob und zum dunklen Himmel hinaufblickte. Noch immer versperrte eine dichte Wolkendecke die Sicht auf die meisten Sterne. Auch der Mond war hinter einigen Wolkenfetzen verborgen. Sakura seufzte leise. "Als du damals fort gingst, versprach ich mir selbst, für uns beide zu leben und auf unseren Sohn zu achten. Doch merke ich nun ein weiteres Mal, wie schwer das manchmal sein kann. Akira..." Noch einige Minuten stand sie so am Fenster, dann schloss sie dieses wieder. Feuer. Ein total verwüstetes Schlachtfeld... Rauch, der sich in dicken Säulen seinen Weg in den Himmel bahnte... Kimie riss die Augen auf und setzte sich ruckartig kerzengerade auf. Hastig sah sie sich in Sesshoumarus Schlafgemach um, aber alles war ruhig. Ein Seufzen entwich ihr, als sie erkannte, dass sie nur geträumt hatte. Draußen schien gerade die Sonne aufzugehen. Kimie öffnete ihren Yukata etwas, weil sie durch den Schrecken ein wenig schwitzte. Sie blickte zur Seite, als sie merkte, dass sich Sesshoumaru nun ebenfalls aufrichtete und sie fragend ansah. "Was ist mit dir?" Kimie schüttelte kaum merklich den Kopf. "Nichts, schon gut. Ich... habe nur geträumt." Trotzdem hatte sie das Gefühl, als würde ihr irgendetwas die Kehle zuschnüren. Sie brauchte frische Luft, also stand sie nach einem Moment auf und trat nach dem Öffnen der Schiebetür auf die Veranda hinaus. Da es noch sehr früh am Morgen war, war es dementsprechend zwar noch etwas frisch, aber nicht kalt. Ein wenig half die klare Luft ihr, ihre Gedanken wieder etwas mehr zu ordnen. Bei einem Blick auf den Hof entdeckte Kimie einige von Sesshoumarus Leuten, die sich bereits dort aufhielten. In ihrem Traum hatte sie zwar nicht Genaueres sehen können - mal ganz abgesehen davon, dass sie an so was wie spontane Zukunftsvisionen eh nie so recht geglaubt hat - aber trotzdem wurde ihr mit einem Mal wieder unwohl, als sie daran zurückdachte. Irgendwann spürte Kimie, wie sich zwei Hände von hinten auf ihre Schultern legten. "Du wirkst ein wenig durcheinander. Was hast du denn geträumt?", fragte Sesshoumaru. Kimie seufzte leise, während sie sich etwas auf das Geländer der Veranda abstützte. "Ach, eigentlich war es nichts... Mag sein, dass der Vorfall von gestern mich ein wenig aus der Bahn geworfen hat." Dass Tôya tot war, war für sie noch immer etwas schwer zu begreifen gewesen. Für Sesshoumaru war das nur allzu verständlich gewesen, auch wenn er selbst dazu schwieg. Es hätte ohnehin keine passenden Worte gegeben, die er im Moment hätte sagen können. Stattdessen kreisten seine Gedanken nun wieder darum, was Kakeru wohl vorgehabt hatte. Mitten in der Nacht ohne der Erwähnung eines klaren Anliegens oder eines Zieles einfach so das Schloss zu verlassen... Gut, Kakeru war zwar schon immer ein etwas rätselhafter Youkai gewesen, aber dennoch hatte er nie irgendjemanden einen Anlass oder einen Grund dafür geliefert, ihm zu misstrauen oder dergleichen. Im Gegenteil, Kakeru war seinem Clan stets ein loyales und zuverlässiges Mitglied gewesen und das schon lange, bevor Sesshoumaru überhaupt in diesem Schloss zur Welt gekommen war. Sesshoumaru würde sich in Geduld üben. Er wusste, dass er Kakeru vertrauen konnte und dass dieser früher oder später ins Schloss zurückkommen würde. Mit was für Neuigkeiten und Erkenntnissen auch immer... "Sesshoumaru? Was ist denn?", fragte Kimie, nachdem sie mitbekommen hatte, dass der Youkai irgendwie abwesend gewirkt hatte. "Es ist nur wegen Kakeru." Sesshoumaru lies wieder von ihr ab und kehrte ins Zimmer zurück. "Er hat heute Nacht das Schloss verlassen, aber er sagte mir nicht, was er vor hat." "Was? Kakeru ist weg? Und er ist ganz allein weggegangen?" Kimies Stimme klang schon beinahe erschrocken, als sie das erfahren hatte, und sie folgte Sesshoumaru zurück in das Zimmer. "Aber ist das nicht zu gefährlich? Könnte ihm nicht etwas passieren? Kakeru ist doch... Ich meine, ist er denn gar nicht im Nachteil, wenn er angegriffen werden sollte? Wegen..." Sie scheute sich irgendwie davor, es auszusprechen, doch Sesshoumaru hatte sie gleich verstanden. "Er ist ein Youkai, und als solcher weiß er mit gewissen körperlichen Einschränkungen viel besser umzugehen, als etwa ein Mensch", entgegnete er. "Mag sein, dass du dir das nur schwer vorstellen kannst, aber in dieser Hinsicht sind deine Sorgen unbegründet. Kakeru weiß mitunter wohl am besten, was und wie viel er sich zumuten kann." Sicher, nur hatte Kimie gerade nicht daran gedacht. Sie nickte schwach. "Hast ja Recht. Ich dachte ja nur..." Da es zu diesem Thema erst mal nicht weiter zu bereden gab, beließ jeder der beiden es zunächst dabei. Nachdem sie sich wieder ihre gewohnte Kleidung angelegt hatten, gab es zumindest für Kimie gleich eine Sache, die sie erledigen wollte, weshalb sie sogleich zur Tür ging. "Wohin gehst du?" Auf diese Frage von Sesshoumaru hin blieb sie noch einmal kurz stehen. "Ich wollte noch mal bei Takeshi vorbeischauen", antwortete Kimie, registrierte dann aber seinen skeptischen Gesichtsausdruck. "Ist was? Passt dir daran etwas nicht?" "Darum geht es nicht", entgegnete er in gewohntem Tonfall. "Aber trotzdem werde ich dich wohl begleiten. Es gibt da nämlich noch etwas, was ich ihn fragen möchte." "Was denn?" "Das siehst du dann." Na, das war ja wieder mal typisch für ihn gewesen! Bloß nicht zu viel ausplaudern. Aber Kimie ging nicht näher darauf ein. Sie würde ja ohnehin gleich erfahren, was Sesshoumaru von Takeshi wollte. Nebeneinander schritten sie durch die Gänge, ohne dabei in irgendeiner Form miteinander zu sprechen. Es gab zur Zeit im Grunde auch nicht wirklich etwas, worüber sie hätten reden können. Als Kimie mitbekam, dass Sesshoumaru nach einer Weile plötzlich stehen geblieben war, war sie doch etwas verwundert. "Was ist los?" Aber als sie ihren Blick wiederum nach vorne richtete, entdeckte sie den Grund. Am Ende des Ganges stand Touran mit dem Rücken zur Wand gelehnt. Es schien, als hätte sie auf jemanden gewartet. Kimie vermutete gleich, dass sie wohl auf Sesshoumaru gewartet hatte. "Ich geh schon mal vor", meinte das Mädchen nach einem Moment und ging sogleich weiter. Als sie an Touran vorbeikam, warfen sie sich beide nur kurz jeweils ihre Blicke zu, dann war Kimie auch schon an der Panther-Dämonin vorbeigegangen und hinter der nächsten Biegung verschwunden. "Was gibt es?", fragte Sesshoumaru, kaum, dass er und Touran unter sich gewesen waren. Touran kam ein wenig auf ihn zu. "Versteh mich nicht falsch, Sesshoumaru Ich wollte dir nur noch mal persönlich sagen, dass es mir sehr Leid tut, was gestern passiert ist. Schließlich hast du einen deiner besten Leute verloren." Sesshoumaru hatte die Arme so vor der Brust verschränkt, dass seine Hände jeweils in den Ärmeln seines Kimonos verborgen waren. "Warum kommst du deswegen extra zu mir? Ich hatte bisher nicht den Eindruck, als hättest du dich sonderlich gut mit Tôya verstanden. Oder hast du deine Meinung inzwischen etwa wieder geändert?" "Darum geht es nicht", erwiderte Touran ruhig, aber betont. "Ich finde jedoch, es ist nur anständig, dir das zu sagen. Außerdem... Tôya hat mich vorher vor einem feindlichen Angriff beschützt, doch konnte ich mich dafür nicht mehr bei ihm bedanken." "Dann plagen dich also Schuldgefühle?" Es hatte schon fast etwas höhnisch geklungen, doch ging Touran darauf nicht ein. "Nenn es wie du willst", meinte sie nur. "Was ich sagen wollte, habe ich gesagt. Mehr wollte ich nicht." Sie ging an ihm vorbei, doch blieb sie nach einigen Metern wieder stehen. "Sesshoumaru... Wegen unserem Treffen vor einiger Zeit... Vergiss es am besten." Sesshoumaru hatte sich zu Touran umgewandt und auch sie hatte sich zu ihm umgedreht, sodass sich ihre Blicke nun trafen. Mit der für ihn typischen Selbstsicherheit und als wäre es vollkommen selbstverständlich gewesen entgegnete er: "Keine Sorge. Das habe ich bereits." "Hm! Dann ist ja gut." Touran lächelte leicht. Es war allerdings kein gewöhnliches Lächeln gewesen, sondern ein für ganz typisches, das Selbstbewusstsein und Sicherheit ausstrahlte. Als sie danach ihren Weg wieder fortsetzte, tat Sesshoumaru es ihr gleich und machte sich auf den Weg in die Kerker. Indes war Kimie bereits in den Kerkern bei Takeshis Zelle angekommen, nur blieb sie dieses Mal draußen und unterhielt sich mit ihm durch die Gitterstäbe hindurch. Dabei wurden die beiden genauestens von den beiden Wachen beäugt, die sich ansonsten aber nicht in das Gespräch einmischten. Auch dann nicht, als Kimie auf das zu sprechen kam, was sich am Abend zuvor zugetragen hatte. Takeshi wirkte in gewisser Hinsicht überrascht, aber auch zum Teil verunsichert. Zwar hatte der junge Ryû-Youkai schon die beiden Wachen darüber sprechen hören, dass einer ihrer Kameraden jüngst im Kampf gefallen war, aber auf etwaige Nachfragen von ihm hatten sie ihm immer nur die kalte Schulter gezeigt und waren auch sonst überhaupt nicht auf ihn eingegangen. Doch endlich erfuhr Takeshi Genaueres. "Tôya?", fragte er noch einmal nach. "Ist das nicht ein Freund von diesem Ashitaka gewesen? Der, den ich kontrolliert hatte?" Kimie nickte. "Ja. Außerdem war er Miyukis älterer Bruder." "Hmm..." Takeshi richtete den Blick leicht zu Boden. "Tut mir Leid für euch. Gegen wen hat er denn gekämpft?" "Wir vermuten, dass es Toba war, zumindest sprechen die Hinweise dafür. Aber was genau passiert ist, wissen wir nicht." "Und Toba?" Sie schüttelte den Kopf. "Ich kann es dir nicht sagen. Wir wissen nicht mehr." Diese Geschichte machte Kimie noch immer sehr zu schaffen, aber wenn sie daran dachte, wie es erst Ashitaka oder Miyuki gehen musste, war es wohl eher lächerlich, was sie selbst im Moment empfand. In diesem Zusammenhang kam sie nun noch eine andere Sache in den Sinn. Anfangs zögerte sie noch, Takeshi darauf anzusprechen, tat es dann aber doch: "Sag mal, glaubst du, dass Akuma versuchen wird, dich zu befreien? Ich meine, immerhin seid ihr Brüder." Zuerst schien Takeshi etwas überrumpelt von dieser Frage gewesen zu sein, hatte er im Augenblick schließlich überhaupt nicht damit gerechnet, aber dann antwortete er, wenn auch mit einem leichten Schulterzucken: "Wir teilen zwar das gleiche Blut, aber das heißt in seinen Augen offenbar noch lange nicht, dass wir uns aneinander gebunden fühlen müssen..." "Dann... traust du ihm zu, dass er dich im Stich lässt?" "Ich weiß nicht, was ich denken soll." Mit einem kaum hörbaren Seufzen umfasste Takeshi mit der rechten Hand einen der Gitterstäbe. "In letzter Zeit vermag ich Akuma gar nicht mehr so wirklich einschätzen zu können. Zugegeben, er war schon immer irgendwie schwierig, aber jetzt..." Kimie war zugegebenermaßen schon etwas erschrocken gewesen, auch wenn sie es nicht unbedingt zeigte. Vielmehr tat ihr Takeshi Leid. Als ob er es nicht schon schwer genug gehabt hätte und dann hatte er auch noch offensichtlich Stress mit seinem Bruder, der für ihn dem Anschein nach keinen Finger krumm machen wollte. Das konnte sie einfach nicht verstehen. Anfangs zögerte Kimie zwar etwas, umfasste dann aber doch sanft Takeshis rechte Hand, die noch eine der Gitterstäbe umfasste. "Eigentlich... fühlst du ihm gegenüber doch schon so etwas wie eine brüderliche Verbundenheit, oder?" "Nun, er ist ja schließlich auch mein Bruder", erwiderte Takeshi mit einem leichten, wenn auch etwas gequält wirkenden Lächeln. Diese ganze Situation zog schon ziemlich an seinen Nerven. Gerade wollte Kimie wieder das Wort ergreifen, als sie mitbekam, wie die beiden Wachen sich leicht vor jemanden verbeugten. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie nur gut zwei Meter von sich entfernt Sesshoumaru stehen. Da sie so sehr in ihr Gespräch mit Takeshi vertieft gewesen war, hatte sie ihn überhaupt nicht kommen hören. Als Sesshoumaru sich der Zelle weiter näherte, trat Kimie einen Schritt zur Seite. Er hatte vorhin ja schon angekündigt, dass er mit Takeshi sprechen wollte, aber sie war nun doch ziemlich gespannt darauf, worum genau es dabei gehen sollte. Takeshi beobachtete den Inu-Youkai ganz genau, als dieser sich ihm gegenüberstellte. "Dir mag ich vorerst Gnade gewährt haben, aber ich stelle von vornherein klar, dass ich nicht die Absicht hege, Akuma gegenüber in irgendeiner Form mit Zurückhaltung zu begegnen", sagte Sesshoumaru sogleich zu allererst im üblichen Ton. Anhand dieser Aussage vermutete Kimie stark, dass er zuvor mitbekommen haben musste, wie sie mit Takeshi über Akuma gesprochen hatte. Sesshoumaru sprach weiter: "Bis der Kampf vorbei sein wird, wirst du hier bleiben. Dann entscheide ich über dein Schicksal." Takeshi blieb zunächst stumm. Sein Blick war leicht gesenkt, als wüsste er nicht, was er dazu sagen sollte. Aber dann ergriff er doch noch das Wort: "Ich weiß, ich bin nicht in der Position, Euch gegenüber irgendwelche Bitten oder gar Forderungen zu äußern, aber hört mich dennoch bitte an." Es entstand eine kurze Pause, ehe er mit erhobenem Blick fortfuhr: "Wenn in naher Zukunft der entscheidende Kampf beginnt, dann möchte ich mich mit Eurer Erlaubnis dem anschließen." Sesshoumaru schien über diese Ankündigung nicht minder überrascht gewesen zu sein wie Kimie, wenngleich man es ihr sofort ansehen konnte, auch anhand ihrer nun folgenden Frage: "Moment mal! Soll das etwa heißen... du willst... gegen deinen Bruder kämpfen?" Takeshi nickte kaum merklich. "Ich tue es nicht gerne, aber das mag vermutlich die einzige Möglichkeit sein, die mir noch bleibt, um ihm zu helfen." "Was meinst du damit?", fragte Sesshoumaru äußerst prüfend. "Akuma ist eigentlich gar nicht so", antwortete Takeshi. "Gut, er war zwar schon immer sehr ehrgeizig und zielstrebig in seinen Vorhaben, und hat dafür auch schon Leben ausgelöscht, aber trotzdem... Da ist etwas in seinem Charakter, das vorher nicht da gewesen ist. Ich kann es nicht erklären, aber so wie er jetzt ist... das ist er nicht!" Kimie tauschte einen flüchtigen Blick mit Sesshoumaru aus, ehe sie sich erneut an Takeshi wandte: "Uhm... Sei mir jetzt bitte nicht böse, Takeshi, aber... das kann ich mir ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen." "Es liegt an diesem Naraku", sagte der junge Ryû-Youkai und in seiner Stimme lag ein Unterton von Wut. "Sein Einfluss macht Akuma blind für die Wahrheit. Naraku hetzt ihn auf, treibt ihn, Renhou und die anderen immer tiefer in diesen Krieg hinein... Ich muss alles versuchen, damit das endlich aufhört!" Erneut kreuzten sich Kimies und Sesshoumarus Blicke. Nach einem Moment richtete Sesshoumaru wiederum das Wort an Takeshi: "Du willst also an der Seite von mir und meiner Leute kämpfen, wenn ich dich richtig verstehe. Meinst du das auch so oder erzählst du es bloß?" Takeshi schaute nun nicht minder fragend drein als Kimie. Was meinte Sesshoumaru damit? "Was wäre, wenn Akuma Kimie mal wieder angreifen würde und du würdest direkt daneben stehen? Was würdest du in diesem Fall tun?", fragte Sesshoumaru mit derart kühler und durchdringender Stimme, dass es einem schon beinahe unangenehm gewesen war, überhaupt nur neben ihm zu stehen. Kimie jedoch fuhr ihm sofort aufgebracht dazwischen: "Sesshoumaru, das ist jetzt aber wirklich nicht fair!" Mal ganz abgesehen davon wollte er sie doch bei dem Kampf eh nicht dabei haben, also was sollten diese Fragen? Ungeachtet ihrer Einwände behielt Sesshoumaru jedoch seine selbstsichere Haltung, während seine Aufmerksamkeit nach wie vor auf Takeshi ruhte. "Es würde mich eben einfach nur interessieren, wie seine Einstellung dazu ist. Also? Wie lautet deine Antwort?" Takeshi antwortete nicht sofort, als müsste er erst noch darüber nachdenken, was er darauf hätte erwidern können. Sein Gesicht hatte dabei die ganze Zeit über einen sehr ernsten Ausdruck, bis er schließlich mit fester Stimme zu sprechen begann: "Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Im Grunde bin ich Akuma bereits in den Rücken gefallen, von daher hätte ich ohnehin nicht mehr viel zu verlieren. In diesem Fall würde ich natürlich versuchen, Kimie zu helfen. Allerdings würde ich dabei nicht so weit gehen, meinen Bruder zu töten, sofern ich die Möglichkeit hätte, dies zu verhindern." Kimie war verblüfft. Takeshis selbstbewusste Antwort und der feste Blickkontakt, den er mit Sesshoumaru hielt, erstaunten sie. Als sie kurz zu Sesshoumaru schaute, um herauszufinden, wie er eventuell reagieren würde, konnte sie anhand seines Gesichtsausdrucks jedoch nicht erahnen, was er wohl gerade dachte. Und ohne überhaupt etwas auf Takeshis Worte entgegnet zu haben, machte er stattdessen auf einmal kehrt und verschwand. Kimie verabschiedete sich noch hastig von Takeshi, ehe sie Sesshoumaru folgte. Als die beiden die Kerker letztendlich wieder verlassen hatten, ergriff sie ihn am linken Ärmel seines Haori. "Sesshoumaru, warte mal! Was sollte das eben? Warum hast du Takeshi diese Fragen gestellt?" Sesshoumaru blieb stehen und wandte sich zu ihr um. "Wie schon gesagt, es ist seine Einstellung gewesen, die mich interessiert hat. Zumindest war er ehrlich." "Dann... lässt du ihn mitkämpfen?", fragte Kimie nach einem Moment zögerlich. Sesshoumaru wandte den Blick wieder von ihr ab. Seine Stimme klang wiederum gewohnt kühl, als er ihr antwortete: "Ich werde darüber nachdenken." Unschlüssig scharrte Subaru mit dem unteren Ende seines Bogens auf dem Boden herum, während er selbst eher teilnahmslos auf einem flachen Felsen saß. Hin und wieder schweifte sein Blick zu der Zielscheibe, die in einiger Entfernung aufgestellt war. Drei Pfeile steckten bereits darin, aber im Zentrum befand sich keiner von ihnen, wenngleich sie sich in der Nähe davon befanden. Für gewöhnlich war es nicht seine Art gewesen, sein Ziel zu verfehlen, aber irgendwie konnte sich Subaru heute nicht so wirklich konzentrieren. Noch immer dachte er an das Geschehen des vergangenen Tages zurück. Zwar konnte er von sich selbst nicht gerade behaupten, er wäre ein guter Freund von Tôya gewesen, aber Tôya war nichts desto trotz einer der wenigen innerhalb des Clans gewesen, der Subaru normal gegenübergetreten und ihm nicht etwa mit Abfälligkeit und Ignoranz begegnet war. Trotzdem verbarg Subaru seine Gedanken sogar jetzt, wo er allein war, weitestgehend hinter einer undurchsichtigen Miene. "Was ist mit dir, Bruder? Deine Treffsicherheit scheint allmählich nachzulassen." Subaru hatte sofort aufgehorcht, als er Seshirus Stimme vernommen hatte. Er warf einen flüchtigen Blick zur Seite und sah seinen älteren Bruder mit dem Rücken an der kleinen Mauer, die diesen Bereich vom Rest des Schlosses trennte, stehen. Als Subaru ihm nicht antwortete, sprach Seshiru im für ihn gewohnten arroganten Tonfall weiter: "Wirklich eine bedauerliche Sache, das mit Tôya. Ist das der Grund dafür, weshalb du heute nicht ganz auf der Höhe zu sein scheinst?" Subaru entwich ein leises Knurren. Es war dabei sowohl Seshirus Bemerkung an sich gewesen, als auch der Tonfall in seiner Stimme, was den Jüngeren so sehr reizte. Entschieden stand er von seinem Sitzplatz auf. "Was willst du eigentlich? Dich darüber auslassen, dass er sich nicht retten konnte? Dann verschwinde besser, sonst garantiere ich für nichts!" Beschwichtigend hob Seshiru seine rechte Hand. "Immer mit der Ruhe! Du musst nicht gleich so feindselig werden." "Und verschone du mich mit deinen Bemerkungen!", konterte Subaru erbost. Und als wollte er dem Ganzen noch eins draufsetzen, fuhr er nach einer kurzen Pause fort: "Sei doch ehrlich. Im Grunde wäre es dir doch ganz recht gewesen, wenn nicht Tôya, sondern ich zurückgeblieben wäre, oder?" Er zuckte wie gleichgültig mit den Schultern. "Nun, wer weiß, vielleicht hätte ich wirklich statt seiner kämpfen sollen. Dann wäre der Verlust bei weitem nicht so schwer gewesen." Seshiru warf seinem Bruder einen leicht argwöhnischen Blick zu. "Was willst du damit andeuten?" "Tu doch nicht so!", entgegnete Subaru mit einer abwertenden Handbewegung. "Als ob du auch nur eine Träne für mich übrig gehabt hättest. Und bei den meisten anderen gelte ich immer noch als der Bruder eines Verräters und Aufrührers. Im Gegensatz zu Tôya habe ich keine Familie oder enge Freunde, denen mein Verlust sonderlich nahe gegangen wäre." Es ging Subaru nicht etwa darum, die Mitleidsschiene zu fahren oder dergleichen. Vielmehr wollte er lediglich Seshirus Reaktion austesten. Obwohl, eigentlich konnte es ihm auch herzlich egal sein, wie sein älterer Bruder über all das dachte. Von daher entschied sich Subaru schon nach wenigen Sekunden, erst gar nicht auf eine eventuelle Erwiderung von Seshiru zu warten und wollte sich stattdessen wieder anderen Dingen widmen, als er plötzlich mitbekam, wie er von hinten angegriffen wurde. Mit einem Satz wich Subaru einem Schwerthieb von Seshiru aus und landete in einigen Metern Entfernung wieder sicher auf dem Boden. "Hey! Was sollte das?!", fragte Subaru empört über diesen hinterhältigen Angriff von Seiten seines Bruders, der jedoch nicht mal mit der Wimper zuckte. "Was ist mit dir? Du hast doch eben selbst gesagt, du hättest gerne an Tôyas Stelle gekämpft." Mit diesen Worten zog Seshiru auch noch sein zweites Schwert. Nun hielt er in jeder Hand jeweils eines. "Dann zeig mir doch, ob du überhaupt eine Chance gehabt hättest! Es heißt ja schließlich, dass er gegen diesen Toba gekämpft hat. Hättest du gegen einen von Akumas besten Kriegern bestehen können? Dann beweise es!" Und sofort griff er ein weiteres Mal an. Erneut wich Subaru mit einem Sprung aus und zog dabei gleichzeitig sein eigenes Schwert. Damit konnte er jedoch immer jeweils nur eines der beiden Schwerter seines Bruders abwehren und war dadurch gezwungen immer wieder auszuweichen, um einen ausreichenden Abstand zwischen sich und ihm einzuhalten. Subaru hatte im Grunde noch nie gegen seinen älteren Bruder gekämpft, doch wusste er durchaus um dessen Kraft und Fähigkeiten. Für ihn war das jedoch kein Grund dafür gewesen, sich zu ergeben. Wenn Seshiru unbedingt kämpfen wollte, dann sollte er es auch so haben! Eine ganze Weile konnte sich Subaru gut gegen Seshiru behaupten, doch auf die Dauer sowohl die Angriffe des einen Schwertes zu parieren, als auch denen des anderen auszuweichen, war auch für ihn als Youkai irgendwann sehr anstrengend. So kam es wie es kommen musste: In einem kleinen unachtsamen Moment, in welchem Subaru etwas zu spät reagiert hatte, verspürte er bei einem Ausweichmanöver einen leichten Ruck an seinem Hinterkopf, ehe ihm sein nunmehr offenes Haar über die Schultern fiel. Bei dem Angriff hatte Seshiru das Haarband des Jüngeren erwischt und durchtrennt. Subaru hatte mehr als Glück gehabt. Wäre er nur etwas langsamer gewesen... "Pass lieber etwas besser auf deinen Rücken auf!" Subaru drehte sich zwar sofort um, nachdem er die Stimme seines Bruders vernommen hatte, doch diesmal hatte er wirklich zu spät reagiert und sah nur noch, wie eines von Seshirus Schwertern genau auf ihn zusteuerte. Im letzten Moment drehte Seshiru sein Schwert jedoch so, dass nicht mehr die Schneide, sondern der Schwertrücken auf Subaru gerichtet war, ehe dieser in der Magengegend einen fast schon betäubenden Schlag verspürte. Da Subaru im Gegensatz zu Seshiru seine Rüstung nicht trug, wurde die Wucht des Angriffs in keinster Weise abgeschwächt. Die Attacke ließ den Jüngeren keuchend auf die Knie sacken. Während er sich mit einer Hand auf dem Boden abstützte, hielt er sich mit der anderen den Bauch. Das Atmen fiel Subaru unglaublich schwer. Er hatte schon das Gefühl, jeden Augenblick das Bewusstsein zu verlieren, doch riss er sich mit viel Mühe noch zusammen. Nach einem Augenblick konnte er Seshirus Stimme sagen hören: "Du bist gut, Subaru, aber noch bist du weit davon entfernt, perfekt zu sein." "Perfekt... Hör auf, so einen Mist zu reden!" Subaru hob seinen Blick und schaute seinen Bruder aus eiskalten Augen an. Seshiru stand einfach nur da, ansonsten tat er nichts. "Was ist? Wartest du auf etwas Bestimmtes?", fragte Subaru spöttisch. "Wenn du mich töten willst, dann hast du doch jetzt die ideale Gelegenheit dazu!" Doch anstatt die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen, steckte Seshiru seine beiden Schwerter nacheinander wieder ein. "Lassen wir es gut sein. Ich habe eigentlich nicht die Absicht, dich zu töten." "Was ist los mit dir? Verspürst du auf einmal Bruderliebe, oder was?", fragte Subaru sogleich äußerst zynisch, während er sich wieder auf die Beine zwang. Seshiru entgegnete diesmal jedoch nichts darauf, sondern stand einfach nur so da und musterte seinen Bruder. Ein leises Knurren drang aus der Kehle des Jüngeren. "Was gibt's denn da zu gucken?! Bist du auf der Stelle festgefroren oder was ist plötzlich mit dir los?" Aber auch dieses Mal blieb Seshiru stumm. Stattdessen führte er nur seine Hände hinter seinen Kopf und löste das Band, das seine Haare zusammenhielt, während er zeitgleich näher auf Subaru zuging. Bei ihm angekommen, packte er ihn ohne jegliche Vorwarnung an den Schulter und drehte ihn mit Nachdruck so um, dass er mit dem Rücken zu ihm stand. Subaru jedoch wollte sich sofort wieder umdrehen. "Hey! Was...?!" "Halt einfach still!", unterbrach Seshiru seinen Bruder. Anfangs wollte dieser sich zwar weiter wehren, ließ es dann aber bleiben, als er mitbekam, wie Seshiru vorsichtig das längere Haar des Jüngeren zusammensuchte. Argwöhnisch verfolgte Subaru genauestens mit, wie Seshiru seine Haare zusammenlegte und um diese anschließend sein dünnes Band wickelte, welches er schlussendlich mit einem Knoten versah. Dann gab er Subaru einen leichten Klaps auf den Rücken. "Offene Haare passen nicht zu dir, du siehst damit aus wie ein Mädchen. Du kannst das Band behalten." Es hatte zugegebenermaßen ein etwas lächerlicher Unterton in dieser Bemerkung gelegen. Subaru wusste gar nicht, was er vom Verhalten seines Bruders halten sollte. Erst recht nicht, als dieser kurz darauf ohne ein weiteres Wort Anstalten machte, zu gehen. "Augenblick mal, Seshiru! Was soll das? Ist das wieder irgendeine Masche von dir?" Der Ältere blieb nach diesem Nachruf zwar stehen, drehte sich aber nicht um. "Was soll die Frage? Bist du gerade in Plauderlaune, Brüderchen?" "Mach dich nicht lustig über mich!", konterte Subaru spürbar gereizt. "Und spiel nicht so ein Theater, sondern gib es doch einfach zu! Wenn du gekonnt hättest, hättest du mich doch bereits letztens ohne mit der Wimper zu zucken getötet, nachdem ich dich herausgefordert hatte, oder?" Anfangs blieb es still. Seshiru antwortete nicht und rührte sich auch nicht. Doch dann begann er zu sprechen: "Wie du es schon selbst erkannt hast, hätte ich auch jetzt die Gelegenheit dazu gehabt, dich zu töten." Und mit einem für ihn vollkommen untypischen ruhigen Tonfall fuhr er nach einer kurzen Pause fort: "Aber ich bin an ein Versprechen gebunden, dass ich jemanden vor langer Zeit gegeben habe. Zugegeben, ich bin kein Unschuldslamm und ich habe nicht sonderlich viel für die anderen hier übrig, aber so viel Ehrgefühl habe ich dennoch. Auch, wenn man es vielleicht nicht glauben mag." "Ein Versprechen?" Das hatte Subaru gerade zum allerersten Mal gehört und er war nun doch mehr als verwirrt gewesen. Was hatte das schon wieder zu bedeuten gehabt? Anstatt, dass er Seshiru aber noch mal genauer danach fragte, ließ er diesen nun jedoch ohne weiteres wieder ziehen. Seine Verwirrung hingegen blieb. >Seshiru... Ich werde aus dir einfach nicht schlau. Was treibst du hier für ein Spiel? Was ist dein wahres Gesicht...?< Der Tag schlich mehr oder weniger dahin und ging an den meisten fast unbemerkt vorüber. Bis zum Abend gab es keine besonderen Vorkommnisse. Sesshoumaru hatte den Großteil des Tages damit zugebracht, sich weiterhin um den bevorstehenden Kampf so seine Gedanken zu machen. Es lag förmlich in der Luft. Allzu lange würde es nicht mehr dauern, dann würde sein Clan ein weiteres Mal dem Clan der Ryû-Youkai gegenüberstehen. Zahlenmäßig waren die Feinde zweifellos überlegen, nicht zuletzt durch die Verstärkung, die sie durch die Flugdrachen schon hatten, aber das war für Sesshoumaru kein Grund gewesen, sich in Zweifeln zu vergraben. Zugegeben, nach der Nachricht von Tôyas Verlust war die Stimmung im Schloss spürbar angespannt und bedrückt gewesen, doch ebenso groß war bei vielen auch der Wunsch nach Vergeltung. Sich allerdings kopflos in den Kampf zu stürzen, wäre ein fataler Fehler gewesen. Auf keinen Fall durften sich die Inu-Youkai zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Doch Sesshoumaru hatte sich vorgenommen, es dieses Mal wirklich zu beenden. Die Feinde sollten nicht nur zurückgeschlagen, sondern endgültig besiegt werden. Irgendwann hatte Sesshoumaru seine Schriftrollen und Landkarten wieder zur Seite gelegt und hatte seine Privaträume verlassen. Sein Ziel war der Garten, in welchem sich nach seinem Kenntnisstand Kimie, Rin und Inuki aufhielten. Er wollte sie dazu auffordern, sich allmählich in das Schloss zu begeben, da es auch langsam aber sicher dunkel wurde. Als er jedoch an der Tür zum Garten ankam und diese schon etwas geöffnet hatte, hielt er in seiner Bewegung inne, als er Rin an Kimie gerichtet sagen hörte: "Sag mal, Kimie-san..." "Ja? Was ist denn?" "Was glaubst du? Wenn wir beide irgendwann mal sterben... wird Sesshoumaru-sama trotzdem ab und zu an uns denken und sich an uns erinnern?" Sesshoumarus Gesicht nahm einen etwas verblüfften und zugleich auch unschlüssig wirkenden Ausdruck an. Für ihn als Youkai war es natürlich keine große Herausforderung gewesen, dem Gespräch zu lauschen, und in gewisser Hinsicht bereitete ihm Rins Frage schon ein merkwürdiges Gefühl. Kimie, die auf der Bank unter dem Pavillon saß und die Arme auf das Geländer gelegt hatte, war momentan wohl nicht weniger verwirrt gewesen. Fragend schaute sie zu Rin, die mit Inuki am Teich hockte, runter. "Wieso fragst du das auf einmal?" "Ich meine ja nur..." Rin senkte ihren Blick wieder Richtung Boden, während sie den rechten Zeigefinger leicht in das Wasser des Teiches tauchte. "Ich habe meine Eltern und meinen Bruder zwar nicht vergessen, seit sie damals von Banditen getötet wurden, aber es ist doch oft so, dass diejenigen, die sterben, nach einer Weile vergessen werden. Und Tôya-sama ist doch jetzt auch tot. Wird man ihn also auch vergessen?" Kimie brauchte zunächst noch einen Moment für sich, um diese Fragen noch einmal zu verinnerlichen. Doch dann schüttelte sie mit einem leichten Lächeln den Kopf. "Nein. Bestimmt wird man ihn nicht vergessen. Und garantiert werden insbesondere Miyuki und Ashitaka immer an ihn denken. Tja, und was Sesshoumaru angeht... Ich will doch zumindest für ihn hoffen, dass er uns nicht vergisst. Denn sonst muss ich es wohl oder übel in Erwägung ziehen, im Jenseits einen Job als Poltergeist anzunehmen. Und dann werde ich stets persönlich dafür sorgen, dass er keine ruhige Minute mehr haben wird." Sie versuchte die Sache ein wenig mit Humor zu betrachten, auch, weil sie Rin natürlich nicht eventuell noch mehr verunsichern wollte. Poltergeist... Das war mal wieder so eine typische Antwort von Kimie gewesen. Und Sesshoumaru konnte es sich sogar sehr gut vorstellen, dass sie diese "Drohung" allzu gerne wahr machen würde. Kimie allerdings war im Nachhinein zugegebenermaßen schon etwas verblüfft. Obwohl Rin noch ein Kind war, hieß das in ihrem Fall offenbar noch lange nicht, dass man sich mit ihr nicht auch über ernste Themen unterhalten konnte, wenn natürlich auch in einem gewissen Maße. "Manchmal träume ich heute noch davon, was damals passiert ist", sprach Rin nach einer kurzen Pause weiter. "Aber trotzdem... Seit ich Sesshoumaru-sama getroffen habe, ist wieder alles gut!" "Du hast ihn wohl von Anfang an sehr gemocht, was?", fragte Kimie leicht lächelnd. Das kleine Mädchen nickte. "Er war noch nie wütend auf mich oder hat mit mir geschimpft. Das war seit dem Tod meiner Familie mit den Leuten in dem Dorf, in dem ich lebte, noch anders. Oft hat da jemand mit mir geschimpft oder mich auch geschlagen. Sesshoumaru-sama würde das nie tun." Es war schon irgendwie süß, wie Rin so über Sesshoumaru sprach. Bei Kimie erweckte dies sogar kurzzeitig den Eindruck, er könnte glatt ihr Vater sein, wenn er kein Youkai gewesen wäre. Indes hatte Inuki die ganze Zeit über am Teich im Gras gelegen und dem Gespräch als stiller Zuhörer beigewohnt. Aber irgendwann bemerkte er, dass noch jemand anwesend war. Er hob seinen Kopf und wurde auf Sesshoumaru aufmerksam, der gerade den Garten betrat. Als Rin ihn entdeckte, lief sie sofort auf ihn zu. "Sesshoumaru-sama!" Fast schon überschwänglich begrüßte sie ihn, als hätte sie ihn mehrere Tage lang nicht gesehen, aber es war doch niedlich anzuschauen gewesen. Behutsam legte Sesshoumaru dem kleinen Mädchen eine Hand auf den Kopf. "Es wird dunkel. Ihr solltet nicht länger draußen bleiben." Wenn er so etwas sagte, klang es meist mehr wie eine Anweisung, als etwa eine gewöhnliche Aufforderung, dennoch nickte Rin lächelnd und eilte bereits auf die Tür zu. Inuki folgte ihr dicht, und kaum, dass die beiden hinter der Tür verschwunden war, wandte sich Kimie an Sesshoumaru: "Woher kommt auf einmal diese fürsorgliche Ader? Es ist doch irgendwie ungewohnt, dass du sie so offen zeigst. Hm?" Als sie seinen doch recht nachdenklich Blick bemerkte, mit welchem er zur Tür sah, wurde sie stutzig. "Hast du was?" "Nein. Es ist nichts", antwortete Sesshoumaru ohne weiteres, aber dennoch wirkte er auf Kimie etwas anders als sonst. "Du siehst irgendwie etwas mitgenommen aus. Geht's dir nicht gut?", fragte sie von daher leicht besorgt. Doch auch diesmal winkte er ab. "Nein. Ich habe nur eben über etwas nachgedacht, aber es ist nichts weiter." "Hm..." Kimie wollte Sesshoumaru nicht nerven, deshalb unterließ sie es, ihn etwa noch weiter auszufragen, obwohl sie noch immer nicht schlauer war als vorher. Stattdessen kam sie kurz darauf auf etwas anderes zu sprechen, was sie ihn eigentlich schon den ganzen Tag über hatte fragen wollen, bisher aber irgendwie nicht dazu gekommen war: "Ich habe übrigens mitbekommen, dass Ashitaka wieder da ist. Hast du schon mit ihm gesprochen?" Sesshoumaru wandte sich ihr zu um. "Nein, aber Sakura konnte heute Nacht kurz mit ihm reden, als er ins Schloss zurückkam. Allerdings weiß sie auch nicht, wo er gewesen ist." "Und... wie geht es ihm?" "Nicht allzu gut, aber das habe ich auch nicht erwartet." Sesshoumarus Gesichtsausdruck wurde wieder etwas ernster. "Das ist eine seiner Schwächen. Er lässt sich viel zu leicht von Gefühlen überwältigen und das beeinträchtigt sein Handlungs- und Denkvermögen. Andernfalls wäre er gestern nicht so überstürzt verschwunden." "Nimmst du ihm das etwa übel?", fragte Kimie schon fast ein wenig vorwurfsvoll. "Ich meine, immerhin ist sein bester Freund gestorben. Lässt dich diese Sache etwa vollkommen kalt?" "Das habe ich nicht gesagt", erwiderte Sesshoumaru ohne dabei aber wirklich auf ihre Frage geantwortet zu haben. "Vielleicht nicht, aber es kam gerade so rüber", meinte Kimie etwas kleinlaut. Dabei wollte sie ihm jedoch nicht etwa Schuldgefühle einreden oder dergleichen. In Anbetracht der Tatsache, dass Sesshoumaru ohnehin mehr der Typ war, der seine Gefühlsregungen nicht oder nur sehr selten zeigte, unterließ sie es nun allerdings, bezüglich dieses Themas noch weiter auf ihn einzureden. Das hätte sie wohl ohnehin nicht tun können, denn plötzlich hörten sie und Sesshoumaru die Stimme von Rin rufen: "Sesshoumaru-sama! Kimie-san! Wo bleibt ihr denn?" Das kleine Mädchen lugte mit dem Kopf aus einem Spalt hinter der Tür hervor und schaute abwartend zu den beiden rüber. Kimie warf einen kurzen Blick auf Sesshoumaru, der ihr mit einem Nicken verdeutlichte, dass sie jetzt wohl besser auch wieder ins Schloss gehen sollten. "Das eben war nicht so gemeint", sagte sie noch, ohne ihm zu folgen. "Versteh mich bitte nicht falsch, ja?" Er blieb stehen und drehte sich leicht zu ihr um. "Mach dir darum keine Sorgen. Ich kenne dich und deine Art zu denken schließlich mittlerweile gut genug. Komm." Sie nickte einmal und kam dann auf ihn zu. Leere… Das war alles gewesen, was Miyuki im Moment fühlte. Die Trauer war noch allgegenwärtig, aber dieses beklemmende, leere Gefühl in ihrem Herzen spürte sie jetzt noch viel deutlicher als noch am Abend zuvor. Wie sie die letzte Nacht und den Tag überstanden hatte, wusste sie selbst nicht mehr. Geschlafen hatte sie die ganze Zeit über nicht, sondern einfach nur so in ihrem Zimmer gesessen, sich ihren Gedanken und Erinnerungen hingegeben. Vater und Mutter hatte sie schon sehr früh verloren. Beide starben in einer der zahlreichen Auseinandersetzungen mit feindlichen Youkai, kurz nach dem Tod von Inu no Taishou. Denn mit dem Ableben des großen Daiyoukai des Westens und dem Fortgehen seines Sohnes hatten viele niedere aber auch sehr mächtige Youkai ihre Chance sofort beim Schopfe ergriffen und wollten den zu diesem Zeitpunkt führerlosen Clan der Inu-Youai vernichten, um sich anschließend die westlichen Länder anzueignen. Ein Kampf folgte dem nächsten. Zwar hatten die Feinde immer wieder zurückgeschlagen werden können, aber jede weitere Schlacht forderte immer neue Opfer. Auch Tôya hatte damals stets an der Seite seiner Kameraden mitgekämpft, doch war er dabei immer ohne schwere Verletzungen davongekommen. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, sich um Miyuki zu kümmern, und ihr dabei praktisch noch Vater und Mutter ersetzt. Tôya selbst befand sich zu dieser Zeit längst im erwachsenen Alter, von daher konnte er der Verantwortung durchaus gerecht werden und das wurde er auch. Er war stets der Einzige gewesen, zu dem Miyuki immer hatte gehen können. Immer war er für sie da gewesen, und jetzt... Es war alles auf einen Schlag vorbei. Jetzt war sie ganz allein... "Nii-sama..." Miyuki zog ihre Beine eng an ihren Körper und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Sie konnte es nicht vermeiden, dass sie ein weiteres Mal durch ihr eigenes Schluchzen zu zittern begann... Abrupt schreckte Miyuki hoch, als sie ein zaghaftes Klopfen an ihrer Tür vernahm und eine Stimme, die zögerlich zu sprechen begann: "Miyuki-chan? Kann ich reinkommen?" >Ashitaka...< Miyuki wischte sich die Tränen aus den Augen. "Ja, komm rein..." Nach dieser Aufforderung öffnete Ashitaka die Tür und betrat den Raum. Er sah sofort, dass Miyuki geweint hatte, und fühlte sich gleich wieder um einiges schlechter. Trotzdem versuchte er, möglichst gefasst zu wirken, als er auf sie zukam. "Darf ich... mich zu dir setzen?" Miyuki nickte nur stumm, ohne Ashitaka dabei anzusehen. Auch, als er sich setzte, schaute sie nicht auf. Ashitaka zögerte. Eigentlich war er hergekommen, um mit Miyuki zu sprechen, aber wie sollte er jetzt am besten anfangen? "Ich hätte bei ihm sein sollen...", sagte Miyuki plötzlich leise und riss Ashitaka wieder aus seinen Gedanken. Ihm war gleich klar gewesen, was sie gemeint hatte. "Rede nicht so", entgegnete er ruhig. "Du hättest nichts tun können." "Darum geht es doch gar nicht!", widersprach Miyuki nunmehr energischer und schaute Ashitaka diesmal direkt an. "Ich hätte trotzdem bei ihm sein sollen! Nii-sama war ganz allein, als er..." Sie stoppte. Sie konnte es einfach nicht aussprechen, weil sie es einfach noch immer nicht so wirklich wahrhaben wollte. Als sie abermals ihren Blick senkte, verbargen ihre Haare ihr Gesicht. "Das ist so ungerecht..." Es war nur ein Flüstern gewesen, aber Ashitaka hatte sie genau verstanden. Ja, es war ungerecht, aber was sollten sie dagegen tun? Sie konnten nichts machen. "Nein", ergriff Ashitaka mit einem Mal das Wort. "Nicht du hättest da sein sollen. Vielmehr hätte ich da bleiben und ich hätte auch zusammen mit Tôya kämpfen sollen. Aber ich bin geflohen... Du hattest schon Recht, als du mir deswegen Vorwürfe gemacht hast, warum ich nicht bei ihm geblieben bin." Obwohl Tôya ihn und die anderen ausdrücklich darum gebeten hatte, zu gehen, fühlte sich Ashitaka trotzdem wie ein Feigling, der davongelaufen war. Der Gedanke, dass er eventuell hätte helfen und somit Schlimmeres hätte verhindern können, machte ihn fast wahnsinnig. Auf seine letzte Aussage hin hatte Miyuki wiederum aufgeschaut. Zuerst wirkte sie etwas erschrocken, doch dann nahm ihr Blick einen reumütigen Ausdruck an. "Das wegen gestern... Es tut mir Leid, das war nicht so gemeint." Aber Ashitaka schüttelte den Kopf. "Du musst dich nicht entschuldigen. Ich verstehe dich und mache dir keine Vorwürfe." "Hm..." Wieder herrschte Schweigen. "Und... was hast du jetzt vor?", fragte Miyuki nach einer Weile vorsichtig. "Ich meine, was willst du tun?" Ashitaka antwortete nicht sofort, obwohl ihm klar war, was sie gemeint hatte. Es ging darum, ob und wie er sich noch weiter an diesem Kampf beteiligen wollte. "Ich werde kämpfen", antwortete er mit einem Mal. "Wenn es so weit ist, dann werde ich wieder kämpfen. Noch einmal laufe ich nicht weg!" Und in der Tat war Ashitaka fest entschlossen, sich nicht länger gehen zu lassen. Das konnte er sich zudem auch gar nicht leisten. Miyuki jedoch wirkte sehr erschrocken. Zwar hatte sie in gewisser Hinsicht schon mit so etwas gerechnet, aber trotzdem überkam sie mit einem Mal wieder diese Angst. "Nein! Du darfst nicht kämpfen!", rief sie plötzlich verzweifelt aus und klammerte sich an ihn. "Bitte kämpfe nicht! Du darfst nicht weiterkämpfen! Bitte tu es nicht!!" "Miyuki-chan...?" Ashitaka war so überrumpelt gewesen, dass er gar nicht wusste, wie er reagieren sollte. "Ich will nicht, dass du weiterkämpfst!", beharrte Miyuki indes mit tränenerstickter Stimme hartnäckig weiter, ohne ihn dabei loszulassen. "Was interessiert es dich denn überhaupt, was damals passiert ist? Genau wie Nii-sama hast du damit doch eigentlich überhaupt nichts zu tun! Und ich will auch nicht, dass es dir am Ende genau so ergeht wie ihm!" Ihre Hände, mit denen sie Ashitaka an den Oberarmen festhielt, begannen leicht zu zittern. "Das ist so schrecklich...", flüsterte sie. "Ich könnte das einfach nicht ertragen. Ich will das nicht... Ich will das nicht!" "Miyuki-chan..." Gerne hätte Ashitaka sie ein wenig beruhigt, aber er wusste nicht, was er ihr hätte sagen können. Was wäre der Situation gerecht geworden? Es war schließlich Miyuki, die weiter sprach: "Ich habe Angst, dass du wirklich nicht wieder zurückkommst. Ich... weiß nicht, ob du es weißt, aber... ich mag dich nämlich sehr. Nicht nur als guten Freund..." Ohne eine Reaktion von seiner Seite abzuwarten, ließ sie wieder von ihm ab, ehe sie leise fortfuhr: "Ich kann mich zwar nicht mehr an dich erinnern, als du die westlichen Länder zum ersten Mal verlassen hast. Aber als du vor einem Jahr zurückgekommen bist, hatte ich von Anfang an irgendwie das Gefühl, dass... Na ja... Ich meine, ich... Ich habe mich schon damals in dich verliebt... aber... ich habe mich bisher nicht getraut, dir etwas davon zu sagen. Und diese Sache letztens am Teich war nur... Du hast mich immer nur als ein kleines Mädchen bezeichnet und deshalb..." Miyuki stoppte. Je länger sie sprach, umso mehr hatte sie das Gefühl, dass nur Unsinn dabei herauskam. Und dass sie ausgerechnet jetzt mit einer Liebeserklärung ankam... Zögerlich hob sie ihren Blick, um anhand von Ashitakas Gesichtsausdruck seine Reaktion abschätzen zu können. "Ähm... Stört dich das, was ich dir eben gesagt habe?" Ashitaka schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. "Nicht doch! Überhaupt nicht! Im Gegenteil, ich fühle mich sehr geschmeichelt." Aber er war doch etwas überrascht gewesen. Zwar hatte er sich immer wieder mal seine Späße mit Miyuki erlaubt und sie mit der Behauptung aufgezogen, sie wäre in ihn verliebt, aber das dem wirklich so gewesen war... "Ich habe Angst...", sagte sie nach einer kurzen Pause und schaute zu Boden. "Ich will nicht, dass dir das Gleiche passiert, wie Nii-sama. Ich will dich nicht auch noch verlieren, Ashitaka! Sonst... sonst bin ich am Ende wirklich ganz allein. Ich habe doch sonst niemanden mehr..." Ihre Hände, die auf ihrem Schoß ruhten, zitterten leicht. Das hörte erst auf, als Ashitaka seine rechte Hand beruhigend auf ihre legte. "Miyuki-chan. Hilft es dir, wenn ich dir hoch und heilig etwas verspreche?" Als sie seinen Blick wieder hob und ihn ansah, sprach er weiter: "Wenn dieser Kampf vorbei ist, werde ich dir auf das, was du mir gesagt hast, eine Antwort geben. In Ordnung? Das heißt ja schließlich auch, dass ich am Leben bleiben muss, sonst kann ich dir ja wohl schlecht antworten." "Ashitaka..." Da war er wieder gewesen, dieser leichte Funken von seiner gelassenen Art, obwohl man ihm insbesondere bei der folgenden Aussage die Ernsthaftigkeit anmerkte: "Und außerdem bin ich es Tôya schuldig, dass ich auf dich aufpasse. Ein weiterer Grund für mich, in den Kampf zu ziehen. Denn erst, wenn die Gefahr gebannt ist, ist es hier wieder sicher. Auch für dich. Wie sieht's aus? Ist das okay?" Miyuki zögerte anfangs, nickte dann aber schwach, ehe sie sich von Ashitaka tröstend in den Arm nehmen ließ. >Bitte, Ashitaka... halte dein Versprechen.< * ~ * ~ * ~ * ~ * Eine Woche verging. Weitere Konfrontationen mit den Ryû-Youkai blieben während dieser Zeit aus. Ob der Feind sich auf den entscheidenden Schlag vorbereitete und sich deshalb so ruhig verhielt? Zudem war Kakeru noch immer nicht ins Schloss zurückgekehrt. "Ich mache mir Sorgen", sagte Kimie, als sie zusammen mit Sesshoumaru auf der Veranda vor seinen Privaträumen stand. "Ob ihm doch etwas passiert ist? Was meinst du?" Doch Sesshoumaru schien ihre Sorgen nicht zu teilen. "Ich sagte dir doch, Kakeru weiß, wann er sich wie zu verhalten hat. Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf." "Aber es ist bereits eine Woche vergangen", gab sie zu bedenken. "Du hast doch sogar selbst zugegeben, dass er dir gegenüber keinerlei Angaben darüber gemacht hat, was er vor hat und wohin er überhaupt gegangen ist. Wir haben keine Nachricht erhalten, nicht mal das kleinste Lebenszeichen. Hältst du es denn nicht für möglich, dass er eventuell von den Ryû-Youkai angegriffen wurde?" Wenn diese Befürchtung der Wahrheit entsprach, Kimie wollte sich in diesem Fall lieber nicht ausmalen, was unter diesen Umständen mit Kakeru geschehen war, und schon gar nicht nach dieser Geschichte mit Tôya. Vielleicht hatten die Ryû-Youkai ihn gefangen genommen, wenn sie ihn nicht auch schon getötet hatten. "Wenn ihm etwas zugestoßen wäre, hätten wir es erfahren", entgegnete Sesshoumaru nach einem Augenblick. "Mach dir keine Sorgen. Kakeru konnte Situationen immer sehr gut einschätzen und dementsprechend handeln. Er begibt sich nicht in unnötige Gefahr." Aber Kimie war nach wie vor etwas unschlüssig. So recht wollte dieses merkwürdige Gefühl nicht von ihr weichen, doch schließlich nickte sie. "Na gut, wenn du meinst..." Gut zwei Stunden später hatte sich Kimie mit Kagome, Inu Yasha und den anderen vor dem kleinen, überdachten Gebäude zusammengesetzt, der Ah-Un und Toutousais Ochsen als Unterstand diente. "Es ist schon eine Woche her...", bemerkte Sango nachdenklich. "Ich kann immer noch nicht so recht glauben, was eigentlich passiert ist." "Zumindest scheint es Miyuki-chan und Ashitaka-kun wieder etwas besser zu gehen. Aber natürlich scheinen sie noch nicht darüber hinweg zu sein", meinte Kagome, wenn auch mit einem nach wie vor bedrückten Unterton in der Stimme. Miroku schaute leicht zu Boden. "Das kann man wohl auch nicht unbedingt von ihnen erwarten. Schließlich sind die Erinnerungen noch immer frisch." "Und was ist mit Sesshoumaru?", fragte Inu Yasha, wobei er sich weitestgehend an Kimie gewandt hatte. "Hat er noch irgendetwas gesagt? Zum Beispiel darüber, wo Kakeru abgeblieben ist?" Doch Kimie schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe ihn zwar darauf angesprochen, dass ich mir Sorgen um Kakeru mache, aber Sesshoumaru scheint es dabei nicht genau so zu gehen." "Tse! Typisch!" Der Hanyou verschränkte die Arme vor der Brust. "Das passt mal wieder zu ihm! Dem geht wohl alles am Arsch vorbei." "Inu Yasha!", sprach Kagome ihn sofort mahnend mit seinem Namen an, aber Inu Yasha blickte sie nur ungerührt an. "Was denn? Es stimmt doch, Kagome! Oder hast du bei Sesshoumaru auch nur irgendeine Spur von Bedauern entdecken können, als er das mit Tôya erfahren hat? Er hat sich ja nicht mal die Mühe gemacht, seinen Körper zu suchen, um eventuell mit Tenseiga noch etwas tun zu können." Zugegeben, da war was Wahres dran gewesen. Diese Frage stellte sich nach dieser Bemerkung so ziemlich jeder in der Gruppe. Nur zwei schienen sich davon zu distanzieren, und zwar Toutousai und Myouga. Letzterer, hatte die ganze Zeit auf Inu Yashas Schulter gesessen und mischte sich nun in das Gespräch ein: "Sprecht nicht so abfällig, Inu Yasha-sama! Sesshoumaru-sama hatte seine guten Gründe, weshalb er nichts unternommen hat." Ungläubig starrte der Hanyou den Flohgeist an. "Gute Gründe?! Du willst mich wohl verarschen, Myouga-jijii!? Was soll er denn bitte für Gründe gehabt haben, he?" Bevor Myouga aber etwas auf diese aggressive Frage hatte antworten können, wandte sich Kimie mit deutlich ruhigerer Stimme an ihn: "Aber Inu Yasha hat schon Recht. Im Ernst jetzt, Myouga, warum hat Sesshoumaru es nicht in Erwägung gezogen, dass er Tôya mit Tenseigas Hilfe wieder hätte lebendig machen können? Ich meine, wenn sein Körper erhalten geblieben ist, dann hätte er doch bestimmt..." Doch als Myouga nur bedrückt den Kopf zu schütteln begann, verstummte sie sogleich wieder. "Nein. Das wäre nicht möglich gewesen", entgegnete der Flohgeist. "Um jemanden mit Tenseiga wieder zum Leben zu erwecken, reicht es nicht, wenn der Körper eines Toten erhalten bleibt. Es darf zudem seit dem Zeitpunkt des Todes nicht allzu viel Zeit vergangen sein, und selbst, wenn Tôya-samas Körper hier hergebracht worden wäre, es hätte nichts genützt." "Oh..." Kimie senkte den Blick, und auch Inu Yasha schwieg nun. Er hatte verstanden und sagte dementsprechend nichts mehr zu diesem Thema. "Wer weiß, vielleicht ist Kakeru-sama deshalb fort gegangen, um Tôyas Körper wenigstens angemessen zu bestatten", vermutete Miroku nach einem Moment. Der Gedanke war zwar nachvollziehbar gewesen, aber bei genauerer Überlegung kamen wiederum die Fragen hoch, weshalb Kakeru noch immer nicht zurückgekehrt und warum er überhaupt allein gegangen war. Je mehr Vermutungen es gab, umso mehr schienen sich auch die Fragen und Widersprüche zu häufen. "Wir können nichts tun, außer abwarten", sagte Toutousai schließlich, ehe er etwas zum Himmel hinaufsah. "Noch ist es ruhig, aber ich denke, es dauert nicht mehr lange, dann beginnt der entscheidende Kampf. Es ist, als würde sich die Geschichte, die sich vor 1000 Jahren ereignet hat, nun wiederholen. Wie es wohl diesmal ausgehen wird...?" "Wie schon? Wir mähen diese ganze Meute von Lederhäuten nieder!", verkündete Inu Yasha entschlossen. "Dieser Akuma und sein Drachenpack sollen sich warm anziehen!" "Sofern Sesshoumaru uns überhaupt mitkämpfen lässt", warf Shippou ein. "Ich meine, Kimie hat er es ja wohl verboten, und es ist wohl mehr als klar, dass er Rin da auch raushalten wird." "Nun, ich bezweifle, dass sich seine Fürsorge in der Hinsicht auch auf uns übertragen lässt...", meinte Miroku trocken und erntete von so ziemlich allen Seiten befürwortendes Nicken. "Aber er könnte es uns verbieten", warf Kagome ein. "Immerhin wollte er es uns letztens sogar untersagen, dass wir uns noch einmal in diesen Kampf einmischen." "Pah! Mir doch egal, was der entscheidet! Ich kämpfe auf jeden Fall!", stellte Inu Yasha unbeirrt klar. "Was anderes hätte uns auch sehr gewundert", kommentierte Sango mit einem leichten Lächeln. "Ach! Das ist doch Mist!", maulte hingegen Kimie mit einem Mal auf. "Ich meine, während ihr euch alle in Gefahr begebt, soll ich hier dumm herumsitzen? Das ist doch nicht fair!" Inu Yasha stützte den Kopf auf die linke Hand. "Hör doch einfach nicht auf Sesshoumaru. Wäre ja schließlich nicht das erste Mal, dass du das machen würdest." "Guter Einwand... Nur würden wir uns dann wohl nur wieder streiten...", entgegnete Kimie trocken. "Da würde ich mir an deiner Stelle nicht allzu große Gedanken machen", meinte Shippou nun. "Immerhin streiten Kagome und Inu Yasha auch oft genug miteinander, aber trotzdem raffen sie sich am Ende immer wieder zusammen." "Shippou-chan..." Kagome seufzte leise auf. Für einen Augenblick ging gar ein kurzes Kichern durch die Runde, als wäre wenigstens für jetzt die gewohnte Normalität innerhalb der Gruppe wieder zurückgekehrt. Aber normal war hier in Wahrheit schon lange nichts mehr... Auf einem kleinen Hügel etwas abseits der Schlossmauern saß Miyuki im Schatten der sich im sanften Wind wiegenden Blätter eines Baumes und gab sich ihren Gedanken hin. Früher war sie öfters mit Tôya hier gewesen. Mit diesem Ort verband sie viele schöne Erinnerungen. Oft hatten die beiden stundenlang hier gesessen und miteinander geredet. Und wenn Miyuki mal traurig gewesen war und sich hierher geflüchtet hatte, hatte ihr Bruder sie immer aufgesucht und ihr Trost gespendet. >Nii-sama... Ich vermisse dich so. Warum musste das passieren...? Warum musstest du nur sterben?< Miyuki konnte es nicht verhindern, dass eine einzelne Träne über ihre Wange lief, obwohl sie sich die ganze Zeit darum bemüht hatte, nicht mehr zu weinen. Zusätzlich zu ihrer noch andauernden Traue kam die Angst um Ashitaka. Nach wie vor wollte Miyuki nicht, dass er weiterkämpfte, aber ebenso bewusst war ihr auch, dass sie ihn wohl nicht davon abhalten konnte. Sie hoffte nur darauf, dass er sich an sein Versprechen halten würde, sofern es in seiner Macht stand, und dass er sich nicht unnötig in Gefahr begeben würde. Plötzlich wurde Miyuki aus ihren Gedanken herausgerissen, als sie die Anwesenheit einer fremden Person wahrnahm. Kaum, dass sie den Blick leicht nach hinten umgewandt hatte, sah sie schon diesen Feuerstrahl direkt auf sich zukommen. Ein beherzter Sprung verhinderte Schlimmeres und als das Feuer auf den Boden traf, loderte es sogleich in unheilvoller Größe auf. Der Rauch löste bei Miyuki sogleich einen Hustenreiz aus, doch glücklicherweise verschwand das Feuer bereits nach wenigen Augenblicken genau so überraschend wie es zuvor aufgelodert war. >Feuermagie!?<, schoss es Miyuki sofort durch den Kopf. Es war ihr gleich klar, dass sie jemand böswillig angegriffen hatte und dieser Jemand kam kurz darauf hinter einer noch leichten Wand aus Rauch zum Vorschein. Ein Blick genügte und Miyuki hatte ihren Feind erkannt. "Du bist doch Rokou! Was soll das? Warum greifst du mich an? Was willst du?" Mit eiskalter Miene schulterte Rokou sein Naginata, dessen Klinge im Sonnenlicht kurz aufblitzte. "Ich bin hier, um mich zu rächen!" "Rächen? Aber wofür denn?" "Für den Tod meines Bruders, den DEIN Bruder zu verantworten hat!" Rokou deutete mit der Klinge seiner Waffe auf das Dämonenmädchen, welches zögerlich einen Schritt zurückwich. Zuerst war Miyuki ziemlich überrumpelt, hatten zuvor weder sie noch die anderen erfahren, dass auch Toba tot war. Aber was genau wollte Rokou überhaupt von ihr? Schon beinahe zynisch erwiderte sie auf seine Aussage hin: "Da kann ich dir aber leider nicht weiterhelfen, denn mein Bruder ist bei diesem Kampf ebenfalls gestorben." "Ich weiß", entgegnete Rokou ungerührt. "Und meine Rache gebührt somit denen, die ihm am nächsten standen." Und ohne ein etwaiges Vorzeichen schoss er auf sie zu. Zwar hatte Miyuki noch eiligst ihr Schwert gezogen, doch als Rokou nun zuschlug, war dieser Schlag so heftig gewesen, dass ihr einerseits sofort ihr Schwert aus der Hand gerissen und sie selbst zudem mehrere Meter weit weggeschleudert wurde. Unsanft schrammte sie über den Boden. "Au... Mist...!" Mit bedrohlichen Schritten kam Rokou auf sie zu. "Ich schicke dich zu deinem verfluchten Bruder in die Hölle, du kleines Miststück!" Doch so einfach wollte Miyuki sich nicht ergeben. Sie griff sich eines ihrer Wurfmesser an ihrer Hüfte und schleuderte es ihrem Feind entgegen. Von Rokous Seite bedurfte es aber nur einem leichten Neigen des Kopfes, um dem Messer auszuweichen. "Lass es gut sein, Kleine", spottete er. "Akzeptiere einfach dein Schicksal, dann hast du es auch rasch hinter dir." "Auf keinen Fall! Das kannst du vergessen!", keifte Miyuki entschieden, aber Rokou blieb nach wie vor unbeeindruckt. "Dein Kampfgeist in allen Ehren, aber nichts desto trotz wirst du scheitern. Gleich ist es vorbei." Er erhob seine Waffe und erzeugte um die Klinge herum einen Feuerwirbel. Miyuki rutschte auf dem Boden etwas weiter nach hinten, aber entkommen konnte sie auf die Weise auf keinen Fall. Angesichts des drohenden Angriffs und Rokous eiskaltem Blick konnte sie es nicht mehr vermeiden, dass sie nun doch die Angst überkam. Letztendlich ließ Rokou sein Naginata einmal über seinem Kopf kreisen, sodass die Flammen einen feurigen Kreis erzeugten und ließ die Klinge anschließend mit aller Kraft auf den Boden niedersausen. "Das war's mit dir! Shakunetsu (Glut/Hitze, i. S. v. sengende Hitze)!!" Reflexartig riss Miyuki die Arme nach oben und stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sie das Feuer auf sich zurasen sah. Nur Sekundenbruchteile später war sie gänzlich von den Flammen umhüllt. Rokou wohnte dem flammenden Inferno in einigen Metern Entfernung bei. "Ich habe es dir doch gleich gesagt, dein Widerstand war zwecklos. Und deine Freunde kommen auch noch an die Reihe. Hm?" "Hast du noch nie etwas davon gehört, dass es sich für Männer nicht gehört, Mädchen gegenüber gewalttätig zu werden? Das ist nämlich ziemlich erbärmlich." Also doch! Rokou hatte sich nicht getäuscht, als er plötzlich das Gefühl bekommen hatte, da wäre noch jemand gewesen. Als sich das Feuer kurz darauf wieder gelegt und der Rauch sich verzogen hatte, konnte er erkennen, wie Miyuki nun von Ashitaka auf den Armen getragen wurde. Miyuki selbst schien das Bewusstsein verloren zu haben, denn sie rührte sich in keinster Weise und hatte auch die Augen geschlossen. >Gerade noch rechtzeitig...<, dachte Ashitaka als er einen Blick auf Miyuki warf. Sie war zwar etwas angeschlagen, aber weitestgehend unverletzt. Noch im letzten Augenblick hatte er einen schützenden Bannkreis errichten können, der Schlimmeres verhindert hatte. Seine Rettungsaktion stieß bei einem anderen aber auf eher wenig Begeisterung. "Was soll das werden, du Köter? Bist du so begierig darauf, zu sterben?", fragte Rokou abfällig an Ashitaka gerichtet und schaute sich kurz um. "Hm! Zumindest bist du wohl ziemlich mutig, dass du allein hier aufkreuzt. Oder willst du es dir vielleicht doch noch einmal überlegen?" "Ich bin schon einmal davongelaufen. Noch einmal werde ich nicht fliehen! Und wenn es sein muss, dann werde ich gegen dich kämpfen!", erwiderte Ashitaka aber nur betont, den Blick dabei fest auf seinen Gegner gerichtet. Bevor er sich jedoch dem Kampf stellte, legte er Miyuki im Schatten eines Baumes im Gras ab, sodass ihr Oberkörper an dem Stamm lehnte. Behutsam strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. >Tôya... Dir konnte ich nicht helfen, und was du nun nicht mehr tun kannst, werde ich an deiner Stelle übernehmen. Ich werde Miyuki-chan um jeden Preis beschützen!< Letztendlich ließ Ashitaka wieder von ihr ab und stellte sich seinem Gegner gegenüber. Um Miyuki durch den bevorstehenden Kampf nicht etwa in Gefahr zu bringen, entschloss er sich dazu, das Ganze in einem "geschützten Bereich" stattfinden zu lassen und legte bei Hände so aneinander, dass die Handflächen nach oben zeigten. "Ich will die anderen nicht belästigen. Diese Sache machen wir allein unter uns aus", sagte Ashitaka mit für ihn ungewohnt kühler Stimme, ehe sich wenige Sekundenbruchteile später ein Bannkreis wie eine Kuppel über ihn und Rokou aufbaute. Rokou ließ seinen Blick schweifen. Die Umgebung sah noch genau so aus, wie zuvor, doch war ihm bei genauerer Betrachtung schnell klar gewesen, dass Ashitaka sie beide von der Außenwelt abgeschirmt hatte. Es war ähnlich, wie bei seinem Kampf gegen Inu Yasha und Sesshoumaru auf der anderen Seite des Knochenfresserbrunnens. Keiner würde hier zu ihnen vordringen können. Rokou jedoch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erhob unbeeindruckt sein Naginata auf Brusthöhe. "Na schön. Dann mach ich dich eben zuerst fertig." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)