Abenteuer im Mittelalter von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 4: Inukis Misstrauen ---------------------------- Inu Yasha und die anderen mussten ihre Suche während der Nacht unterbrechen. Nach einer Weile hatten sie wieder aus dem Wald herausgefunden, nachdem sie zuvor aber noch von ein paar Dämonen in Beschlag genommen wurden. Die waren aber schnell hinüber gewesen, nachdem sie besonders mit Inu Yasha, aber auch mit Sango und Miroku Bekanntschaft gemacht hatten. Nun ruhten die Freunde an einem Lagerfeuer am Waldrand. Shippou und Kirara schliefen bereits tief und fest und scheinbar ebenso Kagome. Sango saß etwas von ihnen entfernt auf einem größeren Stein und schaute in den nächtlichen Himmel hinauf. Von Miroku war zunächst nichts zu sehen, er meinte zuvor, er wollte sich noch etwas in der Gegend umsehen. Inu Yasha saß währenddessen mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und ließ aufmerksam seinen Blick schweifen. Gefahr schien im Moment nicht in der Luft zu liegen. Die Aufmerksamkeit des Hanyou richtete sich dann aber auf Kagome, als diese sich mit einem leisen Seufzen aufsetzte. "Kannst du nicht schlafen, Kagome?", fragte Inu Yasha ruhig. Kagome schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." Das Mädchen stand auf und kam auf ihn zu. Nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte, sah sie nachdenklich ins Lagerfeuer. "Mach dich nicht so fertig", sagte Inu Yasha. "Davon wird die Sache auch nicht besser." Kagome senkte den Blick. "Ja, ich weiß." Wieder herrschte Schweigen. Irgendwann ergriff Inu Yasha aber wieder das Wort: "Mach dir keine Sorgen, Kagome. Ich werde Kimie zurückholen. Das verspreche ich dir." Das Mädchen schaute auf. Er nickte ihr aufmunternd zu und sie lächelte. "Danke, Inu Yasha." Während Kagome und Inu Yasha noch ein wenig miteinander sprachen, kehrte Miroku wieder zu der Gruppe zurück. Allerdings setzte er sich nicht ans Lagerfeuer, sondern ging stattdessen zu Sango, die noch immer auf dem Stein saß. "Seid Ihr nicht müde, Sango?", fragte der Mönch. Die junge Dämonenjägerin drehte sich zu ihm um. "Nein, irgendwie nicht." Miroku setzte sich neben sie auf den Stein. "Ihr macht Euch Sorgen, nicht wahr?" Sango nickte. "Ich kann Kagome-chan gut verstehen. Wenn ich daran denke, wie wichtig mir mein kleiner Bruder Kohaku ist... Hoffentlich geht es Kimie-chan gut. Das hoffe ich nicht nur für Kagome-chan, sondern auch für Kimie-chan selbst." "Inu Yasha sagte doch, dass Kimie lebt. Ihr geht es bestimmt gut", sagte Miroku und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sango lächelte leicht. "Ja, Ihr habt wohl Recht." Ihr Blick schweifte wieder zum nachtblauen Himmel hinauf. "Die Nacht ist so schön ruhig." "Stimmt." Der Mönch schaute ebenfalls nach oben. "Schaut nur, wie schön der Mond heute Nacht leuchtet, Sango", sagte er mit einem melancholischen Unterton. Sango war überrascht. So hatte sich Miroku noch nie mit ihr unterhalten. Aber sie musste zugeben, dass es ihr gefiel, so, wie sie jetzt neben ihm saß. Auch sie betrachtete den Mond nun genauer. "Ja, Ihr habt Recht, Houshi-sama. Das ist wirklich wunder... Hä?!" Sango hielt abrupt inne, als sie plötzlich Mirokus Hand auf ihrem Hintern wahrnahm. "Das hat so was Romantisches, findet Ihr nicht auch?", säuselte er unschuldig, während sie jetzt vor lauter Wut knallrot anlief. "Daran kann ich echt nichts Romantisches finden!" Und schon sprang Sango auf und gab ihm eine kräftige Kopfnuss. Miroku fiel daraufhin ziemlich mitgenommen von dem Stein und landete im Gras. Wütend hielt Sango ihre Hand zur Faust geballt empor und man hätte glauben können, sie würde jeden Moment explodieren. >Das ist doch einfach nicht zu fassen!<, dachte Sango wütend. Inu Yasha hatte sofort neugierig aufgeschaut, als er Sangos Wutanfall registriert hatte. Jetzt sah er Miroku im Gras liegen und eine ziemlich sauer dreinschauende Sango mit erhobener Faust daneben stehen. "Was haben die beiden denn wieder für ein Problem?", fragte er sich, wenngleich er es sich auch schon denken konnte. Dann stutzte er. Eigentlich hatte er auch mit einer Bemerkung von Kagome gerechnet, doch diese äußerte sich nicht. Inu Yasha warf einen Blick auf sie. "Kagome?" Doch er schwieg sofort wieder. >Oh! Sie ist eingeschlafen.< Kagome lehnte mit dem Kopf an Inu Yashas Schulter und schlief seelenruhig. Im ersten Moment errötete er leicht und wandte seinen Blick ab. Dann sah er sie aber doch für eine lange Zeit stumm an und schließlich kam ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Der neue Tag kündigte sich mit dem Aufstieg der Sonne an. Langsam erstreckten sich die warmen Strahlen über das Land und weckten die noch schlafenden Gemüter. Rin wuselte schon ganz freudig um Jaken herum, der noch etwas im Halbschlaf die Reste vom Lagerfeuer beseitigte. Ah-Un döste währenddessen noch etwas vor sich hin. Sesshoumaru ließ prüfend seinen Blick schweifen, als seine Augen an Kimie hängen blieben. Sie schlief noch immer und machte auch nicht den Eindruck, dass sie die nächste Zeit von selbst aufwachen würde. Neben dem Mädchen lag Inuki, allerdings war dieser bereits wach. "Kimie-san schläft noch immer", stellte nun auch Rin fest. Das war das Stichwort für Jaken. Mit einem breiten Grinsen lief er nun zu Kimie hin. "Ich mache das schon, mein Herr, wenn Ihr erlaubt", sagte er zu Sesshoumaru und beäugte prüfend das schlafende Mädchen. Jetzt kam der Kopfstab zum Einsatz. Jaken wuselte um Kimie herum und piekte sie hin und wieder mit dem unteren Ende des Stabes. "Hey! Los! Steh auf!" Doch sie reagierte auf keine der Weckversuche und drehte sich stattdessen nur von einer Seite auf die anderen, und das stets so, dass Jaken immer hinter ihr war. Inuki beobachtete den Krötendämon scheinbar etwas gelangweilt. Es schien, als würde der Hund in Jaken nur so was, wie einen kleinen Störenfried sehen, bei dem es nicht nötig wäre, ihn eventuell mit einem Bellen oder einem Knurren in die Schranken zu weisen. Als Jaken nun direkt vor Kimie stand und sie wiederum mit dem Stab antippte, schlug Kimie aber nun mit der Faust genau in seine Richtung und verpasste ihm einen kräftigen Kinnhaken. Mit viel Vogelgezwitscher landete der Krötendämon im Gras. "Jaken-sama, ist alles in Ordnung?", fragte Rin etwas besorgt, während Sesshoumaru alles kommentarlos mitverfolgt hatte. "Was... für... ein... Schlag...", murmelte Jaken, als er sich nach einen Moment wieder aufsetzte und zögerlich seinen Kiefer richtete. Zu seinem Glück schien er aber noch heil zu sein. Als sein Blick wieder auf Kimie fiel, war diese nicht etwa wach. Nein, sie schlief noch immer seelenruhig, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Jaken machte nun einen großen Bogen um das Mädchen und ging auf Sesshoumaru zu. "Sesshoumaru-sama, lassen wir sie einfach hier", schlug er seinem Herrn mit einem ärgerlichen Blick auf Kimie vor. "Aber das können wir nicht machen, Jaken-sama!", widersprach Rin und sah Sesshoumaru abwartend an. Dieser ging nun auf Kimie zu. Noch immer lag Inuki neben ihr, doch als sich der Youkai näherte, stand der Hund auf. Er wirkte misstrauisch, was er auch mit einem warnenden Knurren signalisierte. Sofort war Jaken wieder zur Stelle. "Du wagst es, Sesshoumaru-sama anzuknurren?! Das kommt einer Drohung gleich, du unverschämtes Tier!" Er fuchtelte mit seinem Kopfstab herum, was Inuki nur noch mehr zu reizen schien, denn plötzlich schnellte er nach vorne und schnappte mit einem Bellen nach Jaken, der aber noch rechtzeitig zurückwich. "Das war keine gute Idee, Jaken-sama", meinte Rin. "Kimie-san hat mir gestern erzählt, dass Inuki es überhaupt nicht mag, wenn man versucht, ihm zu drohen." Jaken sah das kleine Mädchen vorwurfsvoll an. "Und das hättest du mir nicht schon früher sagen können?" Inuki wandte sich wieder knurrend Sesshoumaru zu. Dieser war von Inukis Verhalten schon ein wenig überrascht, wie er sich selbst eingestehen musste, es aber natürlich nicht zeigte. Noch nie war ihm ein Hund begegnet, der sich so offensichtlich gegen ihn, Sesshoumaru, behaupten zu wollen schien und sich ihm so bedingungslos in den Weg zu stellen versuchte. Der Youkai warf dem Hund nun einen warnenden Blick entgegen, den der Mischling scheinbar sofort deuten konnte, denn abrupt verstummte er. Dennoch wich er Kimie nicht von der Seite, sondern blieb noch immer nah bei ihr, als sich Sesshoumaru nun neben dem Mädchen auf den Boden kniete. Sie lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite. Inuki achtete haargenau darauf, dass der Youkai seiner Herrin nichts antat und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Hin und wieder ließ er noch ein kurzes Knurren verlauten, während Sesshoumaru sich nun daran machte, Kimie zu wecken. "Los! Wach auf!" Er rüttelte leicht an ihrer Schulter, doch sie murmelte nur irgendetwas vor sich hin. Jaken setzte sich mürrisch ins Gras, während Rin alles aufmerksam beobachtete. Wieder rüttelte Sesshoumaru an der Schulter des Mädchens, diesmal aber etwas kräftiger. Kimie drehte sich daraufhin auf die andere Seite und bekam mit der Hand etwas zu fassen, was sie prüfend befühlte. Es war weich, weiches Fell. Im Halbschlaf überlegte sie, ob es sich dabei vielleicht um Inukis Fell handelte, immerhin hatte er die Nacht neben ihr verbracht. "Inuki... Bist du das?", fragte sie leise. Ein kurzes Bellen ertönte hinter ihr. Skeptisch setzte Kimie sich endlich auf, ließ das Fell aber dennoch nicht los. Dann öffnete sie die Augen und entdeckte Inuki, wie dieser links neben ihr saß und sie aufmerksam anschaute. Das Mädchen stutzte und wandte den Blick zur anderen Seite um. Zuerst sah sie nur das helle Fell, welches sie noch festhielt, dann wanderte ihr Blick weiter und plötzlich sah sie direkt in Sesshoumarus Augen, die sie mit einem undefinierbaren Blick anschauten. Kimie glaubte, dass das ein schlechter Traum war. Da hielt sie doch allen Ernstes Sesshoumarus Fell, welches er stets über der Schulter trug, in der Hand! Abrupt sprang sie auf, wobei sie das Fell losließ, stolperte dabei aber nach hinten, woraufhin sie sofort wieder auf dem Boden saß. "Himmel! Erschreck mich doch nicht so!", keuchte Kimie atemlos und spürte, wie ihr Herz heftig gegen ihre Brust hämmerte. Das war mit Sicherheit der Schock ihres Lebens gewesen und es verging ein kleiner Augenblick, bis sie sich wieder erholt hatte. "Na ja, trotzdem guten Morgen", fügte sie anschließend wie nebenbei hinzu. Sesshoumaru stand nun wieder auf. >Was hat er denn jetzt wieder?<, fragte sie Kimie unsicher, als er sie so anstarrte. >Mann, ist das kalt hier...< Tatsächlich hätte Sesshoumarus Blick wohl selbst die Sahara in eine Eiswüste verwandeln können. Doch entgegen Kimies Erwartungen hatte Sesshoumaru scheinbar keinerlei Absichten, sondern wandte sich nur wortlos um. Innerlich atmete sie erleichtert auf. >Uff! Keine Morddrohungen. Aber wirklich besser fühle ich mich ehrlich gesagt trotzdem nicht...< Kimie wurde nun freudig von Inuki begrüßt und sofort schienen ihre Bedenken wie weggeblasen zu sein. "Guten Morgen, mein Süßer! Na? Geht's dir gut?" Der Mischling bellte und sprang um das Mädchen, das jetzt aufstand, herum. Ihr Blick fiel nun auf Rin. "Guten Morgen, Rin." "Guten Morgen, Kimie-san." Rin lächelte fröhlich. Kimie streckte sich und fragte dann: "Reisen wir gleich weiter?" "Nein, Sesshoumaru-sama meinte, wir bleiben noch einen Moment hier." "Schön, dann müssen wir uns ja nicht so abhetzen, wegen dem Frühstück und so." Dann wurde Kimie aber nachdenklich. "Apropos Frühstück, was können wir eigentlich essen?" Rin deutete in den Wald. "Da gibt es bestimmt viele Beeren und Früchte. Wir müssen sie nur sammeln." Irgendwie gefiel Kimie der Gedanke. Das war mal was anderes und machte sicher auch Spaß. Rin schien ihre Gedanken lesen zu können, denn sie ergriff das Mädchen bei der Hand. "Wollen wir nach ein paar Früchten suchen, Kimie-san?" Kimie nickte einverstanden. "Gerne!" Doch bevor sie mit Rin in den Wald ging, fügte sie im Flüsterton hinzu: "Aber dürfen wir einfach so gehen? Ich meine, ist Sesshoumaru dann nicht...?" "Ihr dürft", drang die Stimme des Youkais an die Ohren der beiden Mädchen. Kimie starrte reichlich überrascht in seine Richtung. >Der hat mich gehört? Meine Güte...< Tatsächlich stand Sesshoumaru einige Meter von den beiden entfernt und ein normaler Mensch hätte Kimies Aussage bestimmt nicht hören können. Tja, aber Sesshoumaru war halt kein Mensch. Rin machte sich darüber aber scheinbar überhaupt keine Gedanken, sondern lief nur fröhlich in den Wald hinein, mit Kimie im Schlepptau. Beide kamen an Jaken vorbei, woraufhin Kimie kurz stehen blieb. Irgendwie wirkte der Krötendämon angeschlagen, als wäre er in eine Prügelei geraten. "Was ist denn mit dir passiert?", fragte sie Jaken, der sie sofort anfunkelte, da er genau wusste, was sie meinte. "Das warst du!", schimpfte er aufgebracht. "Du hast mich im Schlaf geschlagen, als ich dich wecken wollte!" "Ups! Tut mir Leid", antwortete Kimie, wenngleich es nicht wirklich mitfühlend klang. Dann erinnerte sie sich ganz schwach daran, dass sie das Gefühl hatte, etwas hätte sie im Schlaf immer wieder gepiekt. Ihr Blick fiel daraufhin auf den Kopfstab und sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. >Wenn meine Vermutung stimmt, dann tut es mir jetzt gleich viel weniger Leid<, dachte sie mit einem Anflug von Schadenfreude. "Kimie-san! Komm schon!", rief Rin zog an der Hand des Mädchens. Kimie folgte ihr sogleich, ebenso wie Inuki, der so gut wie nie von der Seite seiner Herrin wich. Sesshoumaru verfolgte den Hund, der nun hinter einem Busch verschwand, mit einem prüfenden Blick. In diesem Wald gab es wirklich viele Beeren und Früchte, die auch wirklich gut schmeckten, wie Kimie feststellte, als sie mal zur Probe welche kostete. Nach einer Weile hatten die beiden Mädchen schon reichlich viel gesammelt, als Kimie plötzlich Rins Stimme hörte, die sie rief: "Kimie-san! Hier ist eine heiße Quelle!" Kimie horchte auf und kam auf Rin zu, die aber inzwischen etwas außer Sichtweite war. Nachdem sie sich etwas durch die Büsche gekämpft hatte, entdeckte Kimie das kleine Mädchen, welches an einer heißen Quelle stand. "Wow! Das ist echt toll!" Irgendwie überkam Kimie jetzt die Lust nach einem Bad. Das wäre jetzt wirklich nicht schlecht gewesen. Und wieder schien Rin in ihren Gedanken gestöbert zu haben, denn sie sprach genau das aus, was Kimie durch den Kopf ging: "Ich werde Sesshoumaru-sama nachher fragen, ob wir ein Bad nehmen dürfen. Hast du Lust darauf, Kimie-san?" "Sicher! Glaubst du, er erlaubt es?" "Ich denke ja. Komm! Wir gehen wieder zurück. Was wir gesammelt haben, dürfte erstmal reichen." Und damit folgte Kimie Rin wieder zum Lager. Allerdings fragte Rin Sesshoumaru nicht sofort wegen der heißen Quelle, zunächst aßen sie und Kimie die mitgebrachten Früchte. Rin gab Ah-Un welche ab. Dabei dachte Kimie unweigerlich an Sesshoumaru. Aß der eigentlich nie was? Es fiel ihr jetzt erst auf, dass sie ihn bis jetzt noch was hat essen sehen. Doch dachte sie nicht lange groß darüber nach. Sesshoumaru würde ja wohl nicht darauf warten, dass man ihm einen Napf hinstellen würde. Doch dieser Gedanke brachte Kimie kurz zum Schmunzeln. Als sowohl Rin, als auch Kimie mit ihrem provisorischen Frühstück waren und auch Inuki von Kimie etwas von den mitgebrachten Früchten abbekommen hatte, wandte sich Rin an Sesshoumaru: "Sesshoumaru-sama, dürfen Kimie-san und ich zu der heißen Quelle gehen, die wir vorhin entdeckt haben?" Der Youkai nickte nur stumm und kurz darauf waren Kimie und Rin auch schon wieder verschwunden. Inuki machte natürlich sogleich Anstalten, die Mädchen zu begleiten. "Du!" Inuki blieb sofort stehen und wandte sich zu Sesshoumaru um. Der Mischling wusste genau, dass der Youkai gerade ihn angesprochen hatte. "Nichts gegen deine bedingungslose Treue zu deinem Menschen, aber du solltest in Zukunft lieber vorsichtiger sein", sagte Sesshoumaru mit mahnendem Unterton an den Hund gerichtet. "Bilde dir nicht ein, ich hätte eventuelle Hemmungen, dich schnell und einfach aus dem Weg zu räumen." Ein eiskalter Blick traf Inuki, doch wirkte dieser davon wenig beeindruckt, obgleich er genau zu wissen schien, was Sesshoumaru zu ihm gesagt hatte. Der Hund knurrte einmal kurz und mit einem letzten misstrauischen Blick folgte er Rin und Kimie, die bereits vorausgegangen waren, in den Wald. Sesshoumaru sah ihm prüfend nach. >Ein eigenartiger Hund. Er ist nicht wie andere, das steht fest.< "Fragt sich nur, weshalb er so ist." "Hm? Was habt Ihr gesagt, mein Herr?" Jaken kam sofort auf Sesshoumaru zu und sah ihn fragend an. Dieser antwortete aber nur kühl und ohne den Krötendämon dabei anzusehen: "Nichts, ich habe nur laut gedacht." Jaken legte den Kopf etwas schief, fragte aber nicht weiter nach. "Hach! Das nenn ich Leben", seufzte Kimie zufrieden. Mittlerweile war bestimmt eine halbe Stunde vergangen seit sie und Rin zu der heißen Quelle gegangen waren. Während Kimie die Zeit nutzte und sich entspannte, planschte Rin fröhlich im Wasser. Irgendwann hüpfte sie jedoch hinaus, schnappte sich eines der beiden von ihr mitgebrachten Handtücher und schlüpfte dann in ihren Kimono. "Darf ich ein wenig mit Inuki spielen?", fragte sie schließlich und sah Kimie bittend an. Diese nickte lächelnd. "Natürlich. Ich bleibe währenddessen noch etwas hier." Kurz darauf war Rin auch schon mit Inuki, der die ganze Zeit wartend unter einem Baum gesessen hatte, verschwunden, doch Kimie konnte noch das Lachen des kleinen Mädchens hören. Zufrieden schloss sie ihre Augen und ließ sich weiter in das Wasser gleiten. "Ich war lange nicht mehr so entspannt, wie heute. Da könnte man gleich jeglichen Ärger und Stress vergessen.", murmelte sie. Bald kam ihr aber der Gedanke, dass sie und Rin auch mal wieder zurückgehen mussten. Zum Abschluss tauchte sie einmal ganz ins Wasser und schwamm, sofern das bei dem niedrigen Wasserstand möglich war, auf die andere Seite der Quelle. Dort tauchte sie wieder auf und fuhr sich mit den Händen über die Haare. Die Augen hatte sie noch geschlossen, doch als sie sie jetzt öffnete, blieb ihr die Luft weg. Ein lauter Schrei ertönte und erregte die Aufmerksamkeit von Rin und Inuki, die sich noch in der Nähe befanden. "Das war Kimie-san!", stellte das kleine Mädchen fest und sofort lief Inuki zurück zu der heißen Quelle. Rin folgte ihm, doch als sie ihn eingeholt hatte, stand der Hund etwas planlos in der Gegend rum. Sie folgte seinem Blick und sah nun Kimie, die in der Quelle stehend, das verbliebene Handtuch vor ihrem Körper hielt und mit der anderen Hand einen faustgroßen Stein umklammert hatte. Direkt vor ihr auf dem Boden lag ein ziemlich mitgenommener Jaken. Auf seinem Kopf thronte eine dicke Beule und direkt neben ihm befand sich ein ähnlicher Stein, wie Kimie ihn im Moment in der Hand hielt. "Kimie-san! Was...?" Doch ehe Rin die Frage zu Ende stellen konnte, ertönte eine andere Stimme: "Was geht hier vor?" Kimie drehte sich reflexartig um und schleuderte den noch vorhandenen Stein in die Richtung, aus der die Stimme kam. Im nächsten Moment hätte sie sich dafür aber am liebsten laut verflucht. "Du wagst es, einen Stein nach mir zu werfen?", fragte Sesshoumaru, der auf einem der umherstehenden Felsen stand, kühl, in der Hand den geschleuderten Stein haltend. Der Youkai drückte kurz zu, dann war der Stein nur noch ein Haufen Kies. Kimie tauchte jetzt bis zum Hals ins Wasser, als sie nach dem kurzen Schock feststellte, dass sie bis eben in der Quelle gestanden hatte und das nur mit dem Handtuch vor ihrem Körper. "Selbst Schuld! Sag mal, haben wir hier heute Tag der offenen Tür, oder was?!", keifte sie aufgebracht. Jetzt war es ihr so ziemlich egal, wie Sesshoumaru reagieren würde. Zwar rechnete sie jeden Augenblick damit, dass er sie sofort an Ort und Stelle einen Kopf kürzer machen würde, doch sah er zu ihrem Erstaunen davon ab. Vielleicht lag es daran, dass Rin da war. "Zieh dich an! Wir reisen weiter", sagte Sesshoumaru knapp und verschwand dann ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. Rin hatte die ganze Zeit etwas irritiert an der Quelle gestanden und die Situation stumm beobachtet. "Warum warst du eben so wütend und hast dich im Wasser versteckt?", fragte sie Kimie. Diese aber schüttelte nur leicht den Kopf und seufzte. Woher sollte Rin so was auch nachvollziehen können? Sie war ja schließlich noch ein Kind. Kimie mied während des weiteren Weges und des restlichen Tages den erneuten Blickkontakt mit Sesshoumaru, soweit ihr das möglich war. Aber das war auch nicht weiter schwer, denn auf dem Weg lief sie ständig einige Meter hinter ihm und er drehte sich auch nie um. Mittlerweile hatte Sesshoumaru die Gruppe wieder in den Wald geführt und noch immer wusste Kimie nicht, wohin es gehen sollte. Jaken rieb sich immer wieder seine dicke Beule auf dem Kopf, die er Kimie verdankte. Dabei hatte Sesshoumaru ihn lediglich beauftragt, nach den beiden Mädchen zu schauen und dann musste dieses Menschenweib ihm doch wirklich einen Stein an den Kopf werfen! Das hatte er Kimie noch lange vorgehalten, bis sie irgendwann aufgehört hatte zuzuhören. Sie blickte jetzt stattdessen verträumt und nachdenklich in den Himmel, sofern ihr das möglich war, da das Blätterwerk der Bäume nur wenig davon preisgab. Dabei achtete sie aber natürlich nicht auf ihren Weg, was sie jedoch erst bemerkte, als sie prompt in Sesshoumarus Rücken hineinlief. "Hatschi!!" Kimies Nase kitzelte furchtbar, denn sie war mit dem Gesicht frontal in Sesshoumarus Fell geraten. Der Youkai drehte sich leicht zu Kimie um. Diese konnte den Blick ihres Gegenübers nicht so recht deuten und hob abwehrend die Hände. "Hey, sorry! Das war ein Versehen!" Sesshoumaru zog prüfend eine Augenbraue hoch. "Sorry?" "Ich meine damit 'Entschuldigung'", erklärte Kimie knapp. "Was ist denn los? Warum halten wir an?", fragte sie dann aber. "Mach doch deine Augen auf, dann siehst du es!", murrte Jaken und spielte sich auf, wie ein allwissendes Genie. Kimie hob langsam die zur Faust geballte Hand. "Du kleiner..." Sie schluckte die Beleidigung, die ihr auf der Zunge lag, aber hinunter und wandte stattdessen den Blick nach vorne. "Ein Fluss?" Tatsächlich erstreckte sich vor der Gruppe jetzt ein etwas breiterer Fluss, der auch nicht wirklich flach wirkte. Wollte man rüberkommen, so brauchte man entweder eine Brücke oder man musste schwimmen. Kimie ließ suchend den Blick schweifen. "Hier gibt es nicht zufällig eine Brücke, oder?" "Wir brauchen keine Brücke", sagte Sesshoumaru, ohne eigentlich auf die Frage geantwortet zu haben. Kimie wirkte irritiert und starrte dann zum Fluss. Die Strömung wirkte auch nicht wirklich vertrauenswürdig. "Du verlangst doch jetzt nicht etwa, dass wir da durchschwimmen?" , fragte sie ungläubig und sah den Youkai ebenso an. Doch wie schon zuvor, gab es auf diese Frage keine klare Antwort. "Wir werden hier einen Moment rasten", wies Sesshoumaru die anderen stattdessen an. "Hey! Kannst du vielleicht einmal klar und deutlich auf eine meiner Fragen antworten?", fragte Kimie nun etwas aufgebracht und sofort fing sie sich wieder einen dieser eiskalten Blicke ein. "Nimm dich lieber in Acht, Menschenweib, sonst bereust du es später vielleicht noch!" Doch Kimie machte nur eine wegwerfende Handbewegung. "Ach! Weißt du was? Deine Drohungen und dieses Pokerface stehen mir mittlerweile bis oben hin! Du nervst unheimlich! Du bist schlimmer, als ein Sack Flöhe! Und außerdem ist mein Name Kimie, ist das jetzt endlich mal angekommen?! Ki-mi-e!!" Es wurde abrupt still, man hätte eine Stecknadel fallen hören. >Hat der jetzt seine Zunge verschluckt?<, fragte sich Kimie unsicher, während sie Sesshoumaru gegenüber stand. Er sagte nichts und es war absolut nicht klar, was er gerade dachte. Irgendwann wurde es Kimie scheinbar zu blöd, mit dem Youkai den Wettbewerb im Salzsäulestehen fortzuführen und sie wandte sich zum Gehen um. "Kimie-san, wo gehst du denn hin?", rief Rin ihr verunsichert nach, woraufhin das Mädchen sich noch einmal kurz umdrehte. "Nur ein wenig spazieren. Wenn der große Sesshoumaru-sama nichts dagegen einzuwenden hat!" Man konnte ganz deutlich den sarkastischen Unterton heraushören, besonders als sie seinen Namen ausgesprochen hatte. Jaken wollte sogleich wieder anfangen, rumzuzetern, doch Kimie hatte der Gruppe schon wieder den Rücken zugekehrt. "Das Schweigen deute ich als 'nein'. Komm, Inuki!" Der Mischling folgte seiner Herrin sofort und damit blieb die restliche Gruppe am Fluss zurück. "Warum ist Kimie-san denn so sauer?", fragte sich Rin etwas irritiert. Sie verstand nicht, weshalb Kimie plötzlich so mit Sesshoumaru geredet hatte und dann einfach weggegangen ist. Der Youkai hatte das Weggehen von Kimie und Inuki nur kommentarlos beobachtet. Dennoch schien er noch darüber nachzudenken. "Wie gesagt, wir rasten hier einen Moment. Wartet hier", wies Sesshoumaru Rin und Jaken an und ging dann in die selbe Richtung, in die Kimie und Inuki verschwunden waren. Die beiden waren inzwischen etwas weiter von den anderen entfernt. Kimie stützte sich schließlich mit der Hand genervt an einem Baum ab. "Meine Güte! Jetzt habe ich echt große Probleme. Wenn ich jetzt zurückgehe, dann macht der mich doch ohne wenn und aber auf der Stelle kalt. Ich und meine große Klappe! Das war ja mal wieder typisch!", fluchte sie vor sich hin. Inuki stupste sie mit dem Kopf an, woraufhin sie sich umdrehte und ihn mit einem etwas gequält wirkenden Lächeln ansah. "Hey, Inuki… Was meinst du? Ob wir einfach 'ne Fliege machen sollten?" Der Mischling legte den Kopf etwas schief und Kimie streichelte ihn sanft. "Schade, dass du nicht sprechen kannst. Ich wüsste zu gerne, was du über all das denkst." Sesshoumaru brauchte indes nicht lange um die beiden zu finden. Jetzt stand er an einem Baum gelehnt und ließ verborgen hinter den Ästen eines Busches und aus einiger Entfernung seinen Blick auf Kimie und Inuki ruhen. Nun, der Tag neigte sich allmählich dem Ende entgegen und Inu Yasha war noch immer nicht aufgetaucht. Sesshoumaru wartete noch einen Moment, dann näherte er sich weiter. Kimie bekam davon nichts mit. Noch immer überlegte sie, was sie am besten tun sollte. Als Sesshoumaru nun doch sehr nah gekommen war, wandte Inuki den Blick in seine Richtung um. Er hatte den Youkai natürlich gehört und begann nun, leise und warnend zu knurren. Es schien, als ahnte der Hund, was Sesshoumaru vor hatte. Dieser blieb kurz stehen. Keinesfalls aus Vorsicht oder geschweige denn Angst, aber er wollte doch wissen, was dieser Hund nun tun würde. "Inuki? Was ist denn los?" Kimie konnte den Grund für Inukis Verhalten nicht erkennen. Hier war alles so voll gestellt mit Büschen und Bäumen, dass es schwer fiel, überhaupt was zu sehen. Man sah wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Sie bemerkte erst, was Inuki beunruhigte, als Sesshoumaru schließlich hinter einem Baum hervorkam. Wieder begann Inuki zu knurren, doch Sesshoumaru wirkte wenig beeindruckt. Kimie war eher überrascht, aber auch etwas nervös. "Du?! Aber was...?" Doch sie konnte ihre Frage nicht zu Ende stellen. Denn plötzlich sprang Inuki mit einem lauten Bellen auf den Youkai zu und biss sich oberhalb des linken Ärmels an dessen Haori fest. Kimie war völlig geschockt. "Inuki! Lass das! Hör auf!" Sie schaffte es, Inuki zu packen, doch er wollte dennoch nicht loslassen. "Inuki! Lass ihn los!" Allmählich begann die Panik in Kimie aufzusteigen. Was, wenn Sesshoumaru wegen Inuki so wütend werden würde, dass er ihn vielleicht töten würde? Das konnte sie sich sehr gut vorstellen. Und was würde ihn schon daran hindern? Inuki zog weiter am Ärmel des Haori und erst jetzt bemerkte Kimie das, was ihr an Sesshoumaru die ganze Zeit über nicht aufgefallen war. >Sein... Sein Arm…!?< In diesem Moment zerriss Inuki den Stoff. "Jetzt ist aber Schluss!" Kimie schaffte es doch noch, Inuki wegzuziehen und hielt ihn fest. Wütend starrte der Hund Sesshoumaru an und knurrte noch immer. Der Youkai warf einen kurzen Blick auf seinen etwas mitgenommenen Haori, ehe sein Augenmerk wieder auf den Hund fiel, der es gewagt, hatte ihn anzugreifen. Dieser wurde inzwischen von seiner Herrin wieder beruhigt. "Ruhig, Inuki! Es ist ja alles gut." Sanft streichelte Kimie den Kopf des Hundes. Sesshoumaru schwieg und bedachte die beiden nur mit einem kühlen Blick. Mit diesem Angriff hatte selbst er nicht gerechnet. Eine unheimliche Stille lag in der Luft. Als der Youkai schließlich einen Schritt auf die beiden zumachte, dabei immer den Blick auf Inuki gerichtet, und seinen rechten Arm wie zum Angriff hob, drückte Kimie ihren Hund schnell nach hinten, sodass sie sich nun zwischen ihm und Sesshoumaru befand. "Warte! Lass Inuki bitte in Ruhe! Wenn du unbedingt deine Wut an jemanden auslassen musst, dann tu das bei mir!" Auf keinen Fall wollte Kimie, dass Inuki was zustieß. Auf dem Boden kniend und schützend vor ihrem Hund befindend, sah sie zu Sesshoumaru hoch. Sein Blick wirkte gleichgültig, als sie langsam aufstand und abwartete. "Ist das dein Ernst?", fragte der Youkai prüfend und sah Kimie ebenso an. Diese nickte nur stumm. Was Sesshoumaru nun getan hätte, ob er sie wirklich angegriffen hätte, oder nicht, darauf gab es keine Antwort, denn ein ängstlicher Schrei durchschnitt die Stille im Wald. "Das war doch Rin!", erkannte Kimie die Stimme. Kurz darauf raschelte es im Gebüsch und Jaken kam zum Vorschein. Er wirkte sehr aufgeregt. "Sesshoumaru-sama! Mein Herr! Da sind Banditen!" Sofort machte Sesshoumaru kehrt und war zwischen den Bäumen verschwunden. Kimie hörte nur das Wort "Banditen" und lief ohne weiter zu zögern ebenfalls zum Lagerplatz zurück, dicht gefolgt von Inuki. Jaken hatte Mühe, den dreien zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)