Abenteuer im Mittelalter von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 9: Mädchengespräche --------------------------- Ziemlich schnell nach Kagomes und Kimies Ankunft im Mittelalter und der anschließenden Begrüßung hatte sich die Gruppe bereits auf den Weg gemacht, um auf die Suche nach weiteren Juwelensplittern zu gehen. Immerhin war das ja ihr Hauptanliegen. Kimie bekam nun auch von den anderen erzählt, was es sich mit dem Shikon no Tama auf sich hatte und über was für Kräfte es verfügte. "Aha, demnach macht bereits ein einziger Juwelensplitter einen Dämon also viel stärker, als er ohnehin schon ist?", fragte sie und erntete einstimmiges Nicken. "Und wisst ihr auch, wo sich die anderen Splitter befinden?" "Wir hatten mal eine ganze Menge, die sich auch zu einem großen Splitter zusammengefügt haben, aber der wurde uns leider abgenommen", erklärte Miroku, ohne dabei aber zu erwähnen, dass es Kikyou gewesen war, die den Juwelensplitter von Kagome an sich genommen hatte. Das hätte Inu Yasha mit Sicherheit nicht so recht gefallen. "Jetzt müssen wir versuchen, wenigstens die übrigen zu finden." "Und wie wollt ihr das anstellen?", fragte Kimie prüfend. "Kagome kann die Juwelensplitter spüren. Das ist für uns alle ein großer Vorteil", erklärte Shippou, der in Kagomes Fahrradkorb saß, mit einem stolzen Blick auf Kagome. Kimie war positiv überrascht. "Echt? Das ist ja toll!" Und mit einem leicht verschmitzten Lächeln fügte sie hinzu: "Du steckst wirklich voller Überraschungen, Cousinchen." Kagome senkte etwas verlegen den Blick und lächelte leicht. "Na ja..." Nach einer kurzen Pause fragte Kimie weiter: "Und wisst ihr, wer euren Juwelensplitter jetzt hat?" Im ersten Moment verfinsterten sich die Gesichter der anderen, was Kimie nun etwas aus der Bahn warf. Hatte sie eben was Falsches gesagt? Sango gab dem Mädchen schließlich die Antwort auf die gestellte Frage: "Ein Hanyou namens Naraku. Vor dem müssen wir uns in Acht nehmen. Er ist sehr gefährlich." "Und nicht nur er, auch seine Abkömmlinge haben es ganz schön in sich", fügte Shippou hinzu. Kimie sah den Kitsune irritiert an. "Seine was?" "Seine Abkömmlinge", sprach Miroku weiter. "Das sind Dämonen, die Naraku aus seinem eigenen Körper entstehen ließ. Einige haben wir schon kennen gelernt. Drei konnten wir besiegen, aber zwei laufen hier immer noch irgendwo in der Gegend herum. Kagura, die Windherrscherin, und Kanna, das Nichts." "Ah..." Kimie musste sich diese neu gewonnen Information erstmal genauer durch den Kopf gehen lassen. Dass so ein Trip ins Mittelalter so einige Überraschungen auf Lager hatte, war ihr mittlerweile schon klar, aber so was wie das, was sie eben gehört hatte, verwirrte sie im ersten Moment doch etwas. "Du siehst etwas blass aus, Kimie", stellte Kagome fest. "Willst du dich da doch lieber raushalten und umkehren?" Doch auf diese Frage hin schüttelte Kimie sofort entschieden den Kopf. "Nein. Jetzt habe ich mich schon dazu entschieden, wieder hierher zu kommen und dabei bleibe ich auch." "Ohne eine Waffe wirst du dich aber nur schlecht verteidigen können", meinte Inu Yasha nun und hatte damit wohl auch wirklich Recht. Das musste sich Kimie auch eingestehen und senkte nachdenklich den Blick. Kagome war aber optimistisch. "Mal sehen, vielleicht finden wir ja irgendwo jemanden, der dir ein Schwert zur Verfügung stellt", meinte sie zu Kimie, die leicht nickte. "Wäre wohl nicht schlecht. Hoffentlich passiert bis dahin nichts allzu Heftiges. Ich wäre euch nur ungern ein Klotz am Bein." "Ach, mach dir keine Sorgen! Das wird schon alles gut gehen!", erwiderte Kagome zuversichtlich. Die Gruppe ging noch ein paar Stunden ungestört ihren Weg und untereinander wurden noch so einige Gesprächsthemen ausgetauscht, als Kagome plötzlich stehen blieb und sagte: "Wartet! Ich spüre einen Juwelensplitter, der sich uns schnell nähert." Sofort waren alle Blicke auf das Mädchen gerichtet, das sich nun nach hinten umwandte. "Er kommt sogar wahnsinnig schnell direkt auf uns zu." Und noch bevor irgendjemand so recht wusste, was passierte, schoss mit hoher Geschwindigkeit etwas an der Gruppe vorbei und wehte einen unheimlich starken Wind auf. "Du meine Güte! Was ist das denn das jetzt?", fragte Kimie, die Arme vor ihr Gesicht erhoben, um sich vor dem Wind zu schützen, als dieser mit einem Mal nachließ. Die Freunde schauten auf und entdeckten nun einen alten Bekannten. "Hallo!" Ein junger Mann stand nun vor der Gruppe und hob die Hand zur Begrüßung. "Du bist das, Kouga-kun!", stellte Kagome überrascht fest und nun kam Kouga direkt auf die Gruppe zu. "Ich habe dich gewittert, Kagome, und mir gedacht, ich schau kurz vorbei." Kimie verstand nur soviel, dass die anderen den Neuankömmling wohl zu kennen schienen. Flüsternd wandte sie sich an Sango, die neben ihr stand: "Wer ist das?" "Das ist Kouga, ein Wolfsdämon", antwortete Sango, ebenso leise. "Aber keine Sorge, er ist kein Feind." "Aha." Kimie schaute wieder nach vorn. Gerade, als Kouga sich Kagome näherte, stellte sich Inu Yasha dem Wolfsdämon in den Weg und warf ihm einen finsteren Blick zu. "Was willst du hier, Wölfchen?", fragte der Hanyou schroff. "Lass Kagome endlich in Frieden! Hast du verstanden?" "Wölfchen?" Kimie zog irritiert eine Augenbraue hoch. Anscheinend konnte Inu Yasha Kouga nicht sonderlich gut leiden und das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, wie sie sogleich feststellen konnte. "Mit dir habe ich nicht geredet, Hundefresse!", erwiderte Kouga nämlich sofort und sah Inu Yasha herausfordernd in die Augen. "Hundefresse? Wie sind denn die drauf?" Kimie wandte sich erneut zu Sango um, doch diesmal gab ihr Shippou, der mittlerweile auf Sangos Schulter saß, die Antwort, wenn auch im Flüsterton: "Kouga und Inu Yasha streiten sich immer, wenn sie sich über den Weg laufen. Besonders, wenn es um Kagome geht. Kouga ist nämlich in sie verliebt und sagt ständig, sie wäre seine Frau. Und Inu Yasha ist deswegen jedes Mal richtig eifersüchtig auf ihn." Kimie kratzte sich daraufhin etwas verunsichert an der Wange. "Ach herrje..." Währenddessen war Inu Yasha mal wieder kurz davor, Kouga an die Gurgel zu gehen, als Kagome sich zwischen die beiden stellte und den Hanyou zurückhielt. "Inu Yasha, jetzt reg dich doch nicht wieder gleich so auf!" Und noch bevor Inu Yasha etwas darauf erwidern konnte, hielt Kouga Kagome plötzlich einen kleinen Blumenstrauß hin. "Hier, Kagome. Eine kleine Aufmerksamkeit meinerseits", sagte er und lächelte sie an. Kagome war zwar reichlich überrascht, nahm die Blumen dann aber mit einem erfreuten Lächeln entgegen. "Oh, vielen Dank, Kouga-kun! Das ist echt nett von dir." Kouga warf daraufhin einen triumphierenden Blick auf Inu Yasha, der leise vor sich hingrummelte. "Schleimer..." Die Augen des Wolfsdämons blieben kurz darauf an Kimie hängen. Etwas überrascht zog er eine Augenbraue hoch. "Ein neues Gesicht?" "Ja", antwortete Kagome und winkte Kimie zu sich. "Kouga, das hier ist meine Cousine Kimie. Kimie, das hier ist Kouga. Er ist der Anführer eines Wolfsrudels." "Hallo, freut mich", begrüßte Kimie Kouga, der erwiderte: "Ebenso. Du bist also Kagomes Cousine." Nun fiel sein Blick auf Inuki, der hinter seiner Herrin stand. "Ein wirklich schöner Hund", bemerkte er ehrlich. "Danke. Sein Name ist Inuki." Inuki kam nun hinter Kimie zum Vorschein und beschnupperte Kougas Hand, welche dieser dem Hund entgegenhielt. Kurz darauf schien der Mischling schon Vertrauen zu dem Wolfsdämon gefasst zu haben und ließ sich bereitwillig von ihm streicheln. "Er erinnert mich ein wenig an die Wölfe aus meinem Rudel", meinte Kouga. Dem Anschein nach hatten die beiden schon Freundschaft geschlossen, was die anderen wohlwollend beobachteten. Nur Inu Yasha wirkte noch immer reichlich geknirscht. "So, Kouga, und jetzt mach, dass du wieder wegkommst! Hast du verstanden?", sagte der Hanyou schließlich und zog sein Schwert Tessaiga. "Aber vorher hole ich mir noch die Juwelensplitter aus deinen Beinen!" Damit griff er Kouga an, der aber schnell auswich. Kimie war vor Schreck einen Schritt zurückgesprungen. Jetzt war sie gründlich verwirrt. "Was geht denn jetzt ab?! Ich dachte, Kouga wäre kein Feind! Warum greift Inu Yasha ihn dann aber an?" "Kouga hat zwei Juwelensplitter in seinen Beinen", erklärte Miroku. "Und die will Inu Yasha haben." "Äh..." Kimie konnte ehrlich gesagt dennoch nicht so recht nachvollziehen, was jetzt bei Inu Yasha und Kouga ablief. Immer wieder versuchte der Hanyou den Wolfsdämon zu erwischen, doch dieser wich den Schlägen mit Tessaiga jedes Mal schnell und geschickt aus. "Hör mal, Hundefresse, ich werde mich jetzt erstmal wieder verabschieden", sagte Kouga schließlich. "Bilde dir aber nicht ein, wir hätten uns zum letzten Mal gesehen. Du lässt deine Finger von Kagome und das so lange, bis ich Naraku erledigt habe! Danach werde ich sie nämlich zu mir nehmen!" Und mit diesen Worten und einem letzten Gruß an Kagome verschwand Kouga ebenso schnell, wie er gekommen war. Inu Yasha rief ihm wütend ein paar Flüche hinterher, während Kagome seufzte. "Also, ehrlich! Musste das sein, Inu Yasha?" Inu Yasha brach daraufhin sofort wieder eine Diskussion zum Thema "Kouga" vom Zaun. Nachdem sich die Gemüter aber wieder beruhigt hatten, fragte Kimie neugierig an die Gruppe gewandt: "Sagt mal, was hat Kouga eigentlich mit diesem Naraku zu schaffen?" "Na ja..." Kagome senkte den Blick. "Durch eine Falle von Naraku wurden viele von Kougas Freunden getötet. Dafür will er sich jetzt natürlich rächen." "Ach so." Kimie wurde nun noch nachdenklicher. Dem Anschein nach war dieser Naraku wirklich ein übler Zeitgenosse, dem man wohl besser nicht über den Weg laufen sollte. Ob die Freunde ihm früher oder später wohl auch gegenüberstehen würden? Am Abend rastete die Gruppe in der Nähe eines Waldes. Kimie war zugegeben etwas enttäuscht, hatte sie immerhin gehofft, Sesshoumaru zu treffen. Allerdings war ihr schon klar, dass sie nicht erwarten konnte, dass sie ihm sofort wieder über den Weg laufen würde. Abwarten und Tee trinken, hieß wohl die Devise. Und anstatt sich weiter unnötig Gedanken darüber zu machen, nahm sie lieber an der Unterhaltung der anderen teil. Die Freunde saßen um das Lagerfeuer herum und über dem Feuer köchelte in einem kleinen Topf etwas Wasser vor sich hin. Kagome hatte nämlich ein paar Instant-Nudeln aus der Neuzeit dabei, die sie nun an die anderen verteilte. Besonders Inu Yasha war davon begeistert, wie Kimie feststellen konnte, denn der Hanyou schaute ganz gebannt auf das Wasser im Topf und schien sehnsüchtig darauf zu warten, bis es endlich heiß genug war. "Du weißt ja, dass du trotzdem noch ein paar Minuten warten musst", sagte Kagome. "Immerhin müssen die Nudeln noch etwas in dem Wasser ziehen." "Ja, ja, ich weiß!", erwiderte Inu Yasha wie nebenbei, noch immer den Blick auf den Topf gerichtet. Kimie musste nun doch leise lachen. Irgendwie empfand sie es als sehr angenehm, sich im Kreise der Freunde aufzuhalten. Auch, wenn sie eigentlich wieder zurückgekommen war, um Sesshoumaru noch einmal zu treffen, so musste sie zugeben, dass auch die Erfahrungen, die sie wohl mit den anderen machen würde, sie in ihrer Entscheidung ebenfalls bereicherten. Sango stand auf und beugte sich etwas vor, um nach dem Wasser im Topf zu schauen. "Es müsste eigentlich bald heiß genug sein", sagte sie zufrieden und wollte sich auch sogleich wieder hinsetzen, als sie aber abrupt in ihrer Bewegung inne hielt. Ihr Gesicht hatte plötzlich einen ganz merkwürdigen Ausdruck angenommen und bald erkannten die anderen auch den Grund dafür. "Wenn Ihr das sagt, Sango, dann muss es wohl so sein", meinte Miroku während er mal wieder seine Finger nicht bei sich hatte behalten können und seine Hand auf Sangos Hintern gelegt hatte. Kurz darauf kassierte er von dem Mädchen eine deftige Kopfnuss. "Ihr könnt es einfach nicht lassen, was?!", fragte Sango gereizt, während Miroku nun doch etwas mitgenommen auf seinem Platz saß. Eine nette Beule zierte seinen Kopf. Die anderen seufzten. Miroku würde sich wohl nie ändern. Nur Kimie hatte dem ganzen etwas irritiert zugeschaut. "Was war das denn?", fragte sie Kagome flüsternd, die leise antwortete: "Frag nicht. Das ist normal." "Hmm..." Plötzlich richtete Sango sich auf und schritt auf den nahe gelegenen Wald zu. Kirara folgte ihr und sprang auf ihre Schulter. "Sango-chan! Wo willst du denn hin?", fragte Kagome sofort. Ihre Freundin antwortete: "Ich gehe nur noch nach etwas Feuerholz suchen." "Warte! Ich komme mit!" Und mit diesen Worten war Kagome auch schon aufgesprungen und Sango gefolgt. "Äh... Dann komme ich auch mit!", meinte Kimie und stand ebenfalls auf. "Hey! Und wer kümmert sich jetzt um das Wasser?", rief Inu Yasha den Mädchen nach und deutete auf den Topf über dem Feuer. Kagome drehte sich kurz um und winkte lächelnd ab. "Ach! Damit kommt ihr doch auch allein klar, oder? Ihr müsst das Wasser ja einfach nur in die Behälter mit den Nudeln gießen, wenn es heiß genug ist. Und nicht vergessen, sie noch etwas ziehen zu lassen!" Und damit verschwanden die drei Mädchen auch schon im Wald. Inu Yasha, Miroku, Shippou und Inuki blieben am Lagerfeuer zurück. "Tja, jetzt sind wir Männer wohl unter uns", bemerkte Shippou nachdenklich, was Miroku leise aufseufzen ließ. "Hach, manchmal ist das Schicksal wirklich grausam..." "Hey, Sango! Miroku scheint ja einen richtigen Narren an dir gefressen zu haben", meinte Kimie leicht amüsiert, während sie mit Kagome und Sango nun nach Feuerholz suchte. Auf Kimies Bemerkung hin erwiderte Sango jedoch möglichst gleichgültig: "Das bildest du dir ein! Er hat doch immer nur andere Mädchen im Kopf, sobald ihm welche über den Weg laufen." Aber während sie das gesagt hatte, hatte sie so einen merkwürdigen Unterton in der Stimme gehabt, was ihren Freundinnen nicht verborgen blieb. "Aber du magst ihn, oder?", fragte Kimie, woraufhin sich Sango sofort zu ihr umdrehte. "Den?! Soweit kommt's noch!", versuchte sie zu leugnen, doch hatte ihr Gesicht einen leichten rötlichen Schimmer angenommen. Kagome lächelte. "Ach, Sango-chan! Wir sind doch jetzt unter Mädchen, also jetzt sei doch mal ehrlich zu dir." Zuerst wollte Sango erneut widersprechen, senkte dann aber etwas verlegen den Blick. "Na ja... Gut, ich gebe es zu, ich mag ihn schon irgendwie", gab sie zu. "Aber bei ihm scheint das wohl nicht so zu sein." "Wie kommst du darauf?", fragte Kimie nun, woraufhin Sango sofort antwortete: "Sonst würde er doch nicht ständig anderen Mädchen nachschauen!" Kimie zuckte mit den Schultern. "Vielleicht macht er das ja nur, weil er nicht weiß, dass du ihn eigentlich magst." "Merken Männer so was überhaupt?", fragte Kagome nun. "Wenn man es ihnen nicht schriftlich gibt, dann kriegen die meisten das doch eh nie mit!" "Das Gefühl habe ich irgendwie auch", stimmte Sango ihrer Freundin zu. Dieses Gespräch brachte Kimie zu einer anderen Frage, die sie nun an Kagome richtete: "Sag mal, Kagome, wen magst du eigentlich lieber: Kouga oder Inu Yasha?" Auf diese Frage war Kagome in diesem Moment gar nicht gefasst gewesen und entsprechend überrascht sah sie ihre Cousine an. "So, wie ich das sehe, scheinen beide dich zu mögen", sprach Kimie weiter. "Wobei dieser Kouga das etwas mehr zeigt, als Inu Yasha, wie ich das bis jetzt mitgekriegt habe." Nach einem kurzen Moment senkte Kagome den Blick. "Inu Yasha ist aber in eine andere verliebt", sagte sie leise. Kimie zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Wie? Er hat eine Freundin?" "Hatte. Sie ist schon lange tot. Etwa seit fünfzig Jahren", erklärte Kagome ruhig, doch für ihre Cousine schien diese Antwort etwas verwirrend zu sein. "Er trauert einem Mädchen nach, das seit fünfzig Jahren tot ist?", fragte sie mit etwas ungläubigem Unterton, was zugleich die Frage in ihr aufwarf, wie alt Inu Yasha eigentlich war. Und wie alt mochte Sesshoumaru dann wohl sein? Länger konnte Kimie aber nicht darüber nachdenken, da Kagome nun weiter sprach: "Ja, aber sie lebt wieder. Mehr oder weniger jedenfalls. Eine Hexe hat sie mit Magie wieder zum Leben erweckt. Ihr Körper wurde aus Knochen und Erde neu erschaffen." "Auweia... Diese Welt steckt echt voller Überraschungen", meinte Kimie noch etwas irritiert, fragte aber gleich weiter: "Und weißt du genaueres über dieses Mädchen?" Kagome zögerte kurz, gab ihrer Cousine aber dann doch die Antwort: "Ihr Name ist Kikyou und sie war eine Miko in dem Dorf, das sich in der Nähe des Knochenfresserbrunnens befindet. Außerdem ist sie Kaede-obaa-chans ältere Schwester. Sie hat das Shikon no Tama behütet. Na ja, und ich bin ihre Reinkarnation." "Echt jetzt?! Ist ja irre!" Kimie sah Kagome teils ungläubig, teils völlig überrascht an. Das war ihr neu gewesen, hatten die anderen ihr bis jetzt schließlich noch nichts von Kikyou erzählt. Nach kurzem Zögern sagte Sango: "Kikyou ist es auch gewesen, die Kagome-chan ihren Juwelensplitter abgenommen und ihn an Naraku übergeben hat." Kimie hatte sich sofort zu der Dämonenjägerin umgewandt und ihr einen ungläubigen Blick zugeworfen. Sollte das etwa heißen, diese Kikyou war eine Gegnerin der Freunde? Dann verstand Kimie aber nicht, weshalb Inu Yasha weiterhin an ihr festhielt. Aber irgendeinen Grund musste das alles schließlich haben. Kagome setzte sich nun neben einem Baum ins Gras. "Inu Yasha kann sie einfach nicht vergessen. Obwohl, ich glaube, ich kann eh nicht mit Kikyou mithalten. Sie würde mich mit links in die Tasche stecken." Sie seufzte und wirkte mit einem Mal auch irgendwie niedergeschlagen, was den anderen beiden Mädchen nicht verborgen blieb. >Das macht ihr wirklich was aus...<, dachte Kimie besorgt. So hatte sie Kagome noch nie gesehen. Nach einem kurzen Moment kam sie aber auf die Jüngere zu. "Hey, Kagome! Ich kenne diese Kikyou zwar nicht, aber wenn ich du wäre, würde ich nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen", sagte sie überzeugt, aber Kagome wirkte nicht sonderlich motiviert. Kimie wartete kurz, verschränkte dann demonstrativ die Arme vor der Brust und stellte dann die entscheidende Frage: "Kagome, du bist doch in Inu Yasha verliebt, oder?" Sofort schaute Kagome auf und lief vor Verlegenheit rot an. "Hä?! Aber Kimie! Ich..." "Leugnen ist zwecklos!", unterbrach Kimie sie sofort und lächelte. "Ich sehe es dir ganz genau an." Zwar war Kagome noch etwas irritiert, senkte aber nach einer Weile wieder ihren Blick. Kimie hatte Recht, Kagome war in Inu Yasha verliebt. Aber was hieß das schon? Kagome schaute erst wieder auf, als ihr Kimie einmal kräftig auf die Schulter klopfte. "Los! Jetzt lass dich nicht so hängen!", forderte sie ihre Cousine auf und Sango stimmt dem zu: "Da muss ich Kimie Recht geben, Kagome." Kagome schaute zunächst mit fragendem Blick von einem Mädchen zum anderen und lächelte dann leicht. "Na ja, wenn ihr meint..." Irgendwie fühlte sie sich jetzt doch besser. Es tat ihr gut, mal über dieses Thema reden zu können. Nach dieser kurzen Gesprächseinlage machten sich die Mädchen aber wieder daran, etwas Feuerholz zu sammeln. Sie waren noch gar nicht lange dabei, als Kagome sich noch mal an Kimie wandte: "Kimie?" "Hm?" "Sag mal, bist du eigentlich verliebt?" Auf diese Frage antwortete Kimie nicht sofort, wurde nun aber sowohl von Kagome, als auch Sango neugierig beäugt. Nach einem kurzen Moment schüttelte sie leicht den Kopf. "Nein, ich glaube nicht." "Du glaubst nicht?", fragte Sango etwas irritiert. Diese Antwort kam ihr irgendwie eigenartig vor, ebenso wie Kagome, die weiterfragte: "Was soll das heißen? Kennst du etwa jemanden?" "Flüchtig. Ist nicht der Rede wert", antwortete Kimie wie nebenbei und schien das Thema damit beenden zu wollen, aber Sango stieß sie leicht mit dem Ellenbogen an. "Jetzt stell dich doch nicht so an!", forderte sie Kimie auf. Immerhin hatten Sango und Kagome selbst auch so einiges zu erzählen gehabt, also konnte Kimie nun auch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. "Erzähl! Wie ist er denn so?" Auf diese Frage von Sango winkte Kimie aber sofort ab. "Ach, er ist arrogant, total unterkühlt, grob, brutal und bildet sich wohl ein, er sei die Krone der Schöpfung." Im nächsten Moment stockte sie. Eigentlich hatte sie das so nicht sagen wollen, auch wenn dies vielleicht anfangs ihre Meinung gewesen war. Kagome schaute ihre Cousine daraufhin doch etwas irritiert an. "Also... Es wundert mich, dass du überhaupt einen einzigen Gedanken an so jemanden verschwendest." Kimie zögerte zunächst und senkte etwas verlegen den Blick. Schließlich sprach sie aber doch weiter: "Na ja, vielleicht liegt es daran, dass er mir mal sehr geholfen hat." "Inwiefern?", fragte Sango interessiert. "Nun, ich wurde mal angegriffen und er hat mich gerettet", erklärte Kimie im Groben, woraufhin Kagome erwiderte: "Aber das heißt doch, dass er sich auch Sorgen um dich macht. Demnach kann er eigentlich kein so schlechter Kerl sein, oder?" Kimie zuckte mit den Schultern. "Sorgen? Na ja, ich weiß nicht... Das ist doch eher unwahrscheinlich. Er ist irgendwie seltsam." Und in der Tat wusste sie nicht, wie sie die Sache einschätzen sollte. "Wenn er brutal ist, dann würde ich meine Finger von ihm lassen", meinte Sango überzeugt. "So einer kann dir bestimmt nicht gut tun." Kimie nickte leicht. "Da hast du wohl Recht, Sango. Aber ich glaube nicht, dass er hauptsächlich schlecht ist. Er ist auch stark, mutig und irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte er doch einen guten Kern. Auf eine gewisse Art und Weise jedenfalls." Ihre Stimme hatte einen leicht schwärmerischen Unterton angenommen, während sie weiter gesprochen hatte. Kagome bemerkte dies und musste leicht lächeln. "Kimie, mir scheint, du magst diesen Typen wirklich irgendwie." "Na ja, vielleicht...", meinte Kimie verlegen. Darüber hatte sie sich zwar auch schon so ihre Gedanken gemacht, aber ob man das auch wirklich so sagen konnte? Sango legte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Aber irgendwie klingt das alles etwas kompliziert, wenn ihr mich fragt." Kimie musste ihr zustimmen. Sie selbst fühlte sich ja deswegen auch oft verwirrt. "Ich weiß ja auch nicht so recht. Anfangs war mir schon mulmig zumute, als ich ihn kennen gelernt habe. Aber am Ende habe ich mich in seiner Nähe doch irgendwie sicher gefühlt." Sie seufzte. "Ich werde aus ihm wohl nie schlau werden." "Und wie denkt er über dich?", fragte Kagome, doch daraufhin zuckte Kimie nur mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wäre es ihm ja auch am liebsten, wenn ich ihm nicht noch einmal über den Weg laufe." Dieser Gedanke war ihr schon oft gekommen und warf in ihr immer wieder die Frage auf, ob ihr Vorhaben eine gute Idee war. "Macht dir das was aus?", fragte Sango auf die Bemerkung hin. Kimie senkte nachdenklich den Blick. "Hmm... Eigentlich wollte ich ja noch einmal mit ihm über etwas reden. Aber wahrscheinlich interessiert es ihn eh nicht, was ich zu sagen habe." "Ich würde trotzdem noch mal mit ihm sprechen", meinte Kagome entschieden. "Dann herrscht wenigstens Klarheit und du musst dir nicht länger den Kopf darüber zerbrechen." Kimie nickte. Da hatte ihre Cousine wohl Recht, wie sie zugeben musste. "Männer!", stöhnte Sango mit einem Mal genervt auf. "Verlass dich auf sie und dann bist du verlassen! Machen uns nur Kummer und bemerken es kein bisschen, wenn wir etwas von ihnen wollen!" Kurz wurde es totenstill und Sango wandte ihren Blick zu Kagome und Kimie, die sie ungläubig anstarrten und keinen Ton von sich gaben. "Was guckt ihr denn so?", fragte die Dämonenjägerin etwas irritiert, woraufhin Kagome antwortete: "So hast du ja noch nie geredet, Sango-chan. Das ist mal was ganz anderes." Sango errötete daraufhin leicht und wandte ihre Augen kurz von den anderen ab. "Na ja... Irgendwann muss man ja mal sagen, was man denkt. Oder etwa nicht?" Die Blicke der drei trafen sich und kurz darauf mussten sie doch anfangen zu lachen. Das war mal so ein typisches Gespräch unter Mädchen gewesen. "Kagome! Sango! Kimie! Wo bleibt ihr denn? Das Essen ist fertig!", drang plötzlich die Stimme von Shippou zu ihnen vor. Hinter einem kleinen Busch kam der Kitsune nun zum Vorschein und winkte den Mädchen zu. Kagome winkte zurück. "Wir kommen gleich! Danke, Shippou-chan!" Das Holz, was sie gesammelt hatten, würde nun auch ausreichen, also machte sich die Gruppe wieder auf dem Weg zurück zum Lager. Shippou war bereits vorausgegangen, gefolgt von Kagome, Sango und das Schlusslicht bildete Kimie. Rein zufällig richtete sie ihren Blick kurz zum nächtlichen Himmel hinauf und blieb abrupt stehen. Irgendetwas flog knapp über den Wipfeln der Bäume über sie hinweg. Es waren eigenartige Wesen, drei an der Zahl, die Kimie ein wenig an Aale oder so was Ähnliches erinnerten. Nur konnten diese Wesen, wie schon erwähnt, fliegen und besaßen im vorderen Bereich ihres Körpers drei Beinpaare, in welchen sie leuchtende, kugelähnliche Objekte bei sich trugen. Sie flogen relativ schnell vorüber und verschwanden recht schnell wieder aus Kimies Sicht. "Was waren denn das für komische Dinger?", fragte sie sich leise und erst die Stimme von Sango holte sie wieder aus ihren Gedanken: "Kimie-chan? Wo bleibst du denn?" Kimie wandte sich sofort um. "Entschuldige, Sango! Ich war abgelenkt." "Weswegen?" "Nicht der Rede wert. Es gibt wohl nur so einiges in dieser Epoche, was doch reichlich fremd für mich ist." Sango lächelte wohlwollend. "Kein Wunder. Aber wenn du erstmal eine Weile bei uns bist, dann legt sich das sicher bald. Wobei, die eine oder andere Überraschung erlebt man doch immer wieder." Als die Mädchen kurz darauf endlich wieder am Lagerplatz zurückkamen, ließ sich Inu Yasha bereits eine Portion Instant-Nudeln schmecken. "Was habt ihr denn solange gemacht?", fragte er kauend. Während die Mädchen sich wieder an das Lagerfeuer setzten, antwortete Sango knapp: "Nichts Besonderes. Nur geredet." "Und worüber habt ihr geredet?", fragte Miroku neugierig, doch Kagome legte sich nur den Zeigefinger an die Lippen und antwortete lächelnd: "Das ist ein kleines Geheimnis unter Frauen." Die fliegenden Wesen, die Kimie gesehen hatte, flogen indessen unbeirrt weiter ihren Weg, bis sie schließlich an ihrem Ziel ankamen. Auf dem Ast eines Baumes saß eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, die einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen bei sich trug. Sie trug die Kleidung einer Miko und schien auf die Wesen gewartet zu haben, die nun direkt auf sie zuflogen. Bei der jungen Frau angekommen, ließen sie die leuchtenden Kugeln, welche sie bei sich trugen los, und kurz darauf verschwanden diese ihm Körper der Frau. "Ich danke euch, meine Seelenfänger", sagte sie an die fliegenden Wesen gerichtet, die kurz darauf wieder davonflogen, scheinbar um weitere Seelen zu sammeln. Die junge Frau lehnte sich an den Baum. "Schon bald werde ich dich finden, Inu Yasha", sagte sie und richtete ihren Blick zum nachtblauen Himmel hinauf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)