Abenteuer im Mittelalter von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 17: Die Wahrheit kommt ans Licht ---------------------------------------- Kimie ließ suchend ihren Blick schweifen, während sie sich in der näheren Umgebung der Holzhütte, in welcher die Freunde die Nacht verbracht hatten, aufhielt. Schon den ganzen Morgen hatte sie nach Inuki gesucht, ihn bis jetzt aber beim besten Willen nicht ausfindig machen können. Der Mischling schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. "Eigenartig...", murmelte Kimie nachdenklich in sich hinein und machte schließlich wieder kehrt um zu der Gruppe zurückzukehren. Vielleicht wussten die anderen ja etwas über Inukis Verbleib. Im besten Fall, war er möglicherweise sogar bei ihnen. Die Freunde befanden sich allesamt draußen vor der kleinen Holzhütte. Wie Inu Yasha, so ging es auch Miroku und Kirara wieder deutlich besser und überhaupt bot sich dieser Morgen perfekt für einen Aufenthalt im Freien an. Während die Freunde zusammen saßen und redeten, pflückte Rin etwas abseits von ihnen fröhlich ein paar Blumen. Die Sonne schien warm und wohltuend vom klaren blauen Himmel herab, sehr zur Freude von Ah-Un, der dösend auf der Wiese lag und sich die warmen Sonnenstrahlen auf die Haut scheinen ließ. Jaken, der schmollend neben dem zweiköpfigen Drachen saß, grübelte nach wie vor vor sich hin. Warum sein Herr sich in letzter so um dieses Menschenweib bemüht hatte, war ihm noch immer ein Rätsel. Erst rettete Sesshoumaru Kimie vor diesen Räubern, dann ließ er von Toutousai ein neues Schwert für sie anfertigen, er gab ihr Unterricht im Umgang mit dem Schwert und auch, wenn er sich von außen her nichts anmerken ließ, schon gar nicht, wenn die anderen dabei waren, so war so ein Verhalten doch sehr untypisch für Sesshoumaru, wie Jaken fand. Es ging sogar so weit, dass der Krötendämon die fixe Idee bekam, Kimie hätte Sesshoumaru gar eventuell verhext, oder so was. Doch irgendwie konnte sich Jaken dann doch nicht vorstellen, dass dieses Weib wirklich zu so was fähig war. Aber was war es dann? Ob Sesshoumaru sich vielleicht auch nur einen kleinen Spaß erlaubte, nur um das Weib am Ende fallen zu lassen, wie eine heiße Kartoffel? Jaken konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sein Herr sich wirklich jemals auf ein Menschenweib einlassen würde. Die Vorstellung war zu absurd! "Da bist du ja, Kimie-chan! Wo warst du?", fragte Sango das Mädchen, als dieses gerade wieder bei den anderen, die sich über die Abwesenheit von Kimie schon gewundert hatten, ankam. Kimie schaute sich kurz suchend um, antwortete jedoch nicht auf die Frage, was die Freunde nun doch etwas stutzig machte. "Stimmt etwas nicht?", fragte Shippou das Mädchen daraufhin und schaute sie neugierig an. "Das verstehe ich nicht", murmelte Kimie nun in sich hinein und mit nachdenklich gesenktem Blick. Miroku sah sie fragend an. "Was ist denn, Kimie? Ist etwas passiert?" Kimie schaute auf und fragte dann die anderen: "Sagt mal, hat einer von euch eine Ahnung, wo Inuki steckt?" Die Freunde sahen sich kurz untereinander an und schüttelten dann aber einstimmig die Köpfe. "Nein, wir haben ihn heute noch nicht gesehen", antwortete Inu Yasha, der auf dem Ast eines allein stehenden Baumes, der vor der Hütte stand, saß, woraufhin Kimie irritiert den Blick erneut senkte und sich eine Hand ans Kinn legte. "Das ist aber eigenartig. Es sieht ihm gar nicht ähnlich, einfach so zu verschwinden." "Vielleicht streunt er ja nur ein wenig in der Gegend rum", vermutete Kagome, wenngleich auch sie das alles etwas eigenartig fand. Jaken hatte das Gerede der anderen zwar mit angehört, kümmerte sich aber nicht groß darum. Ihm war es auch zugegeben ziemlich egal, wo Inuki war. Wenn es nach dem Krötendämon ginge, dann konnte dieser Hund auch ruhig bleiben, wo der Pfeffer wächst und dieses Menschenweib am besten noch mit dazu! Dann würde sich sein Herr bestimmt auch endlich wieder normal benehmen und Jaken könnte endlich mit der Grübelei aufhören. Irgendwann fiel der Blick des Krötendämons auf Rin, die noch immer Blumen pflückte und darin wohl so sehr vertieft war, dass sie auch von dem Gespräch der anderen nichts mitbekam, dann schaute Jaken auf eine kleine Blume, die neben ihm im Gras wuchs. Da kam ihm ein Einfall. Vielleicht würde er mit dieser alt beliebten Methode ja die Antwort auf seine Frage finden. Also pflückte er die Blume sogleich und begann, nach und nach die Blütenblätter abzuzupfen. Dabei murmelte er vor sich hin: "Es ist ernst... Es ist nur ein Scherz... Es ist ernst... Es ist nur ein Scherz..." Und so ging das die ganze Zeit, bis nur noch drei Blütenblätter übrig waren. Jaken zupfte das erste davon ab. "Es ist ernst..." Dann das vorletzte. "Es ist nur ein Scherz..." Und jetzt starrte er völlig ungläubig auf das letzte Blütenblatt. "Es ist ernst...? ... WAS?! Es ist ihm wirklich ernst?!" Sofort sprang Jaken auf und griff sich panisch an den Kopf. "Sesshoumaru-sama! Das kann doch nicht wahr sein!? Auf so was würdet Ihr Euch doch nie im Leben einlassen!? Sagt mir die Wahrheit! Lasst Euch doch nicht so dermaßen den Kopf verdrehen, Sesshoumaru-samaaaa!!" Jaken hüpfte die ganze Zeit aufgebracht auf der Wiese herum, dass man den Eindruck hätte bekommen können, er studierte gerade einen neuen skurrilen Tanz ein. Dieser fand aber sein jähes Ende, als ein Stein angeflogen kam und den Krötendämon direkt am Kopf erwischte. Ah-Un hob daraufhin seine Köpfe und wandte diese neugierig zur Seite. Jaken schaute ebenfalls zur Seite, als er sich nach der Steinwurfattacke wieder aufgesetzt hatte, und sprang sofort erfreut auf. "Oh! Edler, edler Sesshoumaru-sama! Mein Herr, Ihr seid wieder da!!" Die Blicke der anderen, die zuvor Jakens eigenartiges Verhalten kurz mit angesehen hatten, es sich aber nicht so recht erklären konnten, richteten sich sofort auf Sesshoumaru, als dieser nun zwischen den Bäumen hervorkam und auf die Wiese trat. Rin unterbrach das Blumenpflücken sofort und lief aufgeregt und erfreut auf den Youkai zu. "Sesshoumaru-sama! Wie schön, dass Ihr wieder da seid! Ich habe Euch vermisst." "Ja?", fragte Sesshoumaru prüfend, als das kleine Mädchen bei ihm angekommen war, und sprach dann weiter: "Warst du auch brav, während ich weg war?" Rin nickte lächelnd. "Ja! Kimie-san, Kagome-san und die anderen haben sich gut um mich gekümmert." Dann deutete sie auf Jaken, der seinen Herrn mit dermaßen leuchtenden Augen ansah, als stünde er einem leibhaftigen Gott gegenüber. "Aber Jaken-sama war die ganze Zeit schlecht gelaunt. Kimie-san hat ihn sogar einmal in den Fluss geworfen“, fügte sie zum Schluss etwas amüsiert hinzu. Jaken schielte zu Rin und grummelte leise vor sich hin: "Dieses Menschenweib ist unverschämt und hat überhaupt keinen Respekt vor mir!" Damit hatte er natürlich Kimie gemeint. "Hey! Sesshoumaru!", rief Inu Yasha, noch immer auf dem Baum sitzend, seinem Halbbruder plötzlich zu. "Haben wir uns endlich wieder aus unserem Schmollwinkel getraut?" Es war ein leicht amüsiert klingender Unterton herauszuhören gewesen. Sesshoumaru ließ seinen Blick nun zu dem Hanyou schweifen. "Wenn du jetzt schon wieder solche Töne spucken kannst, dann geht es dir wohl auch wieder besser, Inu Yasha", meinte er, woraufhin Inu Yasha eine Augenbraue hochzog. "Jedenfalls gut genug, um dir kräftig eine überbraten zu können!", erwiderte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Dann wandte er sich trocken an Kimie: "Meine Güte, Kimie! Ich verstehe echt nicht, was du an diesem..." Doch bevor er den Satz beenden konnte, folgte urplötzlich ein lautstarkes "Osuwari!" von Kagome. So kam es, wie es kommen musste: Inu Yasha fiel vom Baum und fand sich sogleich mit dem Gesicht im Dreck und auf dem Boden liegend wieder. Für einen Moment herrschte Totenstille und sämtliche Blicke hafteten auf den Hanyou. Mühsam rappelte sich Inu Yasha schließlich wieder auf, einen verständnislosen Blick auf Kagome gerichtet. "Wofür war das denn bitte?!", fragte er aufgebracht. "Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?!" Kagome winkte sofort lächelnd ab. "Tut mir Leid, Inu Yasha! Das war ein Reflex." Sie wollte nicht, dass die anderen eventuell noch Verdacht schöpften, doch natürlich hatte sie ihren Grund für dieses Tun gehabt. Inu Yasha wollte sich gerade wieder bei dem Mädchen beschweren, als ihm aber jetzt klar zu werden schien, warum Kagome das eben getan hatte. Er hatte ihr ja versprochen, kein Wort über Kimie und Sesshoumaru zu verlieren und das wäre ja beinahe passiert. Also beließ es Inu Yasha dabei, wenngleich ihm die Tatsache, dass Kimie wirklich in seinen älteren Halbbruder verliebt sein soll, noch immer nicht so recht in den Kopf gehen wollte und das würde es wohl auch eine ganze Weile noch nicht. Und Kagome hätte ihn auch anders an seine "Schweigepflicht" erinnern können, wie er fand. Kimie hatte nur einen kurzen Blick auf Sesshoumaru erhascht und sich gleich wieder abgewandt. Mal abgesehen davon, dass sie ihm von nun an lieber etwas mehr aus dem Weg gehen wollte, machte sie sich noch immer Sorgen um Inuki. Wo konnte er nur sein? "Was machen wir jetzt eigentlich wegen Inuki?", fragte Shippou plötzlich, als hätte er Kimies Gedanken gelesen. "Wenn er vielleicht verschwunden ist, macht es eventuell mehr Sinn, wenn wir gemeinsam nach ihm suchen." In diesem Moment sprang Myouga ganz aufgeregt auf Kimies Schulter und hüpfte unruhig auf dieser herum. "Das ist absolut nicht gut, dass er verschwunden ist! Es wäre besser, wenn wir ihn schnellstmöglich wieder auftreiben würden! Los! Sucht ihn! Aber dalli!", drängte er die Freunde, die die große Nervosität des Flohgeistes nicht so recht nachvollziehen konnten. "Was ist denn mit dir los, Myouga-jii-chan?", fragte Kagome. "Warum bist du deswegen so aufgeregt?" Myouga stockte kurz. "Äh... Na ja, wisst ihr..." Es dauerte zwar noch einen Moment, aber nachdem die Freunde Myouga erneut um eine Antwort gebeten hatten, sprach dieser das aus, was ihm seit dem letzten Kampf gegen Naraku im Kopf herumgespukt war. Kimie suchte weiter nach Inuki. Sie war sehr aufgeregt und konnte im Moment überhaupt nicht klar denken. Was Myouga ihr und den anderen erzählt hatte, war einfach viel zu unglaublich gewesen. >Das ist doch Unsinn! Das glaube ich nicht! Das kann doch gar nicht sein!?< Bestimmt musste sich der Flohgeist geirrt haben. Was er erzählt hatte, konnte doch nur ein großer Irrtum sein! Verzweifelt rief Kimie nach ihrem Hund: "Inuki! Hey, Inuki!" Mittlerweile war es bereits Nachmittag, aber noch immer war keine Spur von Inuki zu sehen, obwohl die Freunde bis jetzt intensiv nach ihm gesucht hatten. Die Gruppe hatte sich aufgeteilt, um so besser nach dem Hund suchen zu können. Doch nachdem schon Stunden ohne Erfolg vergangen waren, wurde Kimie immer unruhiger, sogar regelrecht panisch. Sie rannte den Fluss entlang, in der Hoffnung, Inuki dort irgendwo in der Nähe ausfindig zu machen, aber ohne Erfolg. "Los! Jetzt zeig dich doch endlich! Wo bist du?! Inuki!" Irgendwann konnte Kimie nicht mehr weiter rennen und musste wohl oder übel stehen bleiben. Völlig außer Atem rief sie aber noch einmal nach ihrem Hund: "Inuki! ... Inuki!!" Dann sank sie erschöpft ins Gras und musste erstmal nach Luft schnappen. "Wo steckt er bloß...?", fragte sich Kimie verzweifelt. Sie wusste nicht, wo sie Inuki noch suchen sollte. Wütend schlug sie mit der Faust auf den Boden. "So ein verdammter Mist!" Den Blick gesenkt, sah sie ihren Schatten, der auf das Gras fiel, da sie den Rücken zur Sonne gewandt hatte. Daher nahm Kimie auch plötzlich den Schatten von jemand anderem wahr, der sich ihr nun von hinten näherte. Als sie sich aber umdrehte um zu sehen, wer da auf sie zugekommen war, wandte sie sich aber sofort wieder ab. "Ach, du meine Güte!", seufzte sie und rappelte sich wieder auf, als sie erkannte, dass es sich bei der Person um Sesshoumaru handelte. Gerade vor ihm so im Gras herumzusitzen, das wollte sie dann doch beim besten Willen nicht. Mit dem Rücken zu ihm gewandt, sprach Kimie kurz darauf weiter: "Was willst du denn jetzt? Beim Suchen helfen ja wohl kaum!" Sie hatte seit gestern nicht mehr mit ihm gesprochen, ebenso wie er mit ihr. Und eigentlich wollte Kimie von nun an irgendwie vermeiden, dass sie nunmehr allzu oft in seiner Nähe war, zumal sie nicht wusste, wie und ob sie ihre Gefühle verbergen sollte und konnte. Sie hatte entschieden, dass sie ihm nichts sagen und alles möglichst schnell wieder vergessen sollte. Von daher schien Kimies abweisendes Verhalten jetzt so was wie ein kleiner Versuch gewesen zu sein, Sesshoumaru wieder zu vertreiben, wenngleich auch ihre Aufregung wegen Inuki sie so sehr mitnahm, dass sie im Moment wohl auch einfach keine Lust auf ein ergebnisloses Gespräch mit dem Youkai hatte. "Ich habe es gewusst", sagte Sesshoumaru plötzlich ruhig, aber noch immer im üblichen Ton, woraufhin Kimie aufhorchte. Zögerlich wandte sie sich nun doch zu ihm um. "Was meinst du damit?", fragte sie ihn misstrauisch. Ihr Gegenüber sprach daraufhin weiter: "Beim Kampf gegen Kuromaru, wo dein Hund sich eingemischt hat, wurde es mir klar. Aber auch davor hatte ich eine Ahnung, was es mit ihm auf sich hatte." Kimie starrte Sesshoumaru nur völlig ungläubig an. Also hatte er die ganze Zeit etwas geahnt, sogar gewusst und dennoch kein einziges Wort gesagt? Das konnte sie beim besten Willen nicht nachvollziehen und war nun dementsprechend höchst aufgebracht als sie jetzt auf Sesshoumaru zukam. "Und warum zum Teufel hast du nichts gesagt?! Und komm mir jetzt nicht mit der blöden Antwort 'Mich hat ja keiner gefragt'!", fuhr sie ihn an, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. "Das hätte nichts geändert", erwiderte Sesshoumaru und schaute Kimie mit undurchschaubarem Blick an. Was er nun möglicherweise dachte, konnte man überhaupt nicht erkennen. Sie selbst konnte über diese Antwort aber nur den Kopf schütteln. Das war ja mal wieder so was von typisch, wie sie fand. Sie kehrte ihm wieder den Rücken zu und hob abwehrend die Hände. "Ach! Weißt du was?! Das ist mir jetzt eigentlich auch egal! Lass mich einfach in Ruhe!" Als Kimie nun drauf und dran war, weiterzugehen und auch schon ein paar Schritte getan hatte, horchte Sesshoumaru auf. Er hatte etwas gehört und nicht nur das; er nahm auch einen gut bekannten Geruch wahr. "Bleib sofort stehen!", wies der Youkai Kimie plötzlich an. Kimie blieb mehr vor Überraschung, als wirklich wegen der Anweisung stehen. Außerdem war sie noch immer ziemlich angefressen, wie man an ihrer Stimme hören konnte, als sie genervt fragte, ohne sich aber zu Sesshoumaru umzudrehen: "Was ist denn jetzt wieder?!" Allerdings erhielt das Mädchen keine Antwort. Kimie stutzte. Wollte Sesshoumaru sie veralbern? Gerade, als sie sich erneut zu ihm umdrehen und ihm deswegen eine Standpauke halten wollte, sah sie, wie der Youkai seinen Blick zur Seite zu den nahe gelegenen Bäumen gewandt hatte und mit kalter Stimme in diese hineinrief: "Komm raus aus deinem Versteck!" Kimie hielt ihre Worte daraufhin doch noch zurück und schaute nun ebenfalls zu den Bäumen, doch sie konnte nichts sehen oder hören. "Kuromaru!", sprach Sesshoumaru plötzlich und mit eiskalter Stimme den Namen desjenigen aus, den er zuvor versteckt zwischen den Ästen der Bäume wahrgenommen hatte. Es war eine eindeutige Aufforderung an Narakus Abkömmling, sich endlich zu zeigen. Kimie war ein wenig hoch geschreckt, als sie Sesshoumaru Kuromarus Namen hatte aussprechen hören. Wenn dieser Kerl sich jetzt auch noch in der Nähe befand, dann schrie das ja geradezu nach gewaltigem Ärger. "Oh! Deine Sinne sind genauso wach, wie man es von dir erwartet, Sesshoumaru", drang nun die Stimme von Kuromaru zu Kimie und Sesshoumaru vor. Kurz darauf erschien Narakus Abkömmling auf dem Ast eines Baumes. Auf diesem stehend, die Arme vor der Brust verschränkt und mit dem Rücken an dem Baumstamm lehnend, schaute er mit prüfendem Blick zu den beiden herüber. "Natürlich habe ich dich gleich bemerkt", erwiderte Sesshoumaru auf die Worte des anderen kühl. "Das war aber auch nicht schwer. Du machst mehr Lärm, als eine ganze Horde stumpfsinniger Oni." Kimie schaute kurz zu ihm und zog leicht eine Augenbraue hoch. Na gut, sie selbst hatte zwar überhaupt nichts gehört, aber da Sesshoumaru wohl selbst im größten Berufsverkehr noch eine Stecknadel fallen hören würde, wunderte es sie auch nicht weiter, dass er Kuromaru sofort bemerkt hatte. Auf Kuromarus Gesicht wurde nun ein leichtes Lächeln sichtbar, doch sein Blick wirkte hinterhältig. "Du scheinst dich ja wieder ganz gut erholt zu haben", meinte er an seinen Gegenüber gerichtet. "Respekt! Das hätte ich ehrlich gesagt, nicht erwartet." "Und ich hätte nicht erwartet, dass du so schnell wieder hier auftauchen würdest", erwiderte Sesshoumaru unbeeindruckt. "Willst du etwa erneut gegen mich kämpfen?" Kuromaru hob kurz beschwichtigend die Hand. "Nur keine Ungeduld. Du wirst noch früh genug die Ehre haben, durch meine Hand zu sterben. Oder auch durch deine, wenn du verstehst." Mit diesen Worten hob Narakus Abkömmling den linken Arm, so dass der Ärmel des Kimonos etwas an diesem nach unten glitt. Die beiden roten Linien waren nun sehr deutlich an der Hand zu sehen. "Steht mir doch ganz gut, findest du nicht?", fragte Kuromaru Sesshoumaru mit einem überlegenem Lächeln. "Sei unbesorgt, dein Arm befindet sich in bester Gesellschaft." Sesshoumaru zeigte es zwar nicht, doch man konnte doch sehen, dass er verärgert war. Dass Naraku gerade seinen linken Arm dazu verwendet hatte, einen neuen Abkömmling, der Sesshoumaru sogar noch so dermaßen ähnelte, zu erschaffen, war für den Youkai eine bodenlose Unverschämtheit und schrie geradezu nach Rache. Kimie, den letzten Satz von Kuromaru hörend, stöhnte genervt auf. "Gott! Ist das ein Schwätzer!" Zwar hatte sie das nicht allzu laut gesagt, dennoch hatte Kuromaru ihre Aussage durchaus gehört. Wenngleich Kimie ihm schon zuvor natürlich aufgefallen war, so wandte er sich nun direkt an sie: "Ach! Du bist doch Sesshoumarus kleines Anhängsel." Er lachte leise und es schien, als machte er sich nun über die beiden lustig. "Was gibt's denn da so blöd zu lachen?", fuhr das Mädchen Narakus Abkömmling daher sofort an, während Sesshoumaru dazu aber schwieg. Kuromaru fackelte nicht lange mit der Antwort: "Ihr beide seid mir ja wirklich ein seltsames Pärchen." Kimie wirkte im ersten Moment, wie vom Blitz getroffen. Mit dem deutlich spürbarem Gefühl, dass sie nun drohte auf der Stelle knallrot anzulaufen, erwiderte sie eiligst und nicht gerade zurückhaltend: "Da sieht man mal, wie blöd du doch eigentlich bist! Bei der Vergabe von Intelligenz scheint Naraku in deinem Fall ja ziemlich gegeizt zu haben! Nur zu deiner Information: Wir sind kein...!" Doch ehe sie ihren Satz beenden konnte, mischte sich Sesshoumaru plötzlich wieder ein: "Ich nehme nicht an, dass du zum Plaudern hier hergekommen bist, Kuromaru." Ernst schaute er seinen Gegenüber an, während Kimie Sesshoumaru nur reichlich irritiert anstarrte. Was sollte das denn jetzt? Kuromaru aber ging darauf nicht weiter ein. "Da hast du Recht, Sesshoumaru", sagte er, sprang nun vom Ast des Baumes und direkt auf die beiden zu. Etwa fünf Meter vor ihnen landete er auf der Wiese. Dann deutete er mit der Hand genau auf Sesshoumaru und sagte betont: "Ich fordere dich zu einem erneuten Kampf heraus!" Sesshoumaru erwiderte zunächst nichts auf die Herausforderung, doch bei Kimie machte sich sofort Unruhe breit. Sie trat nun näher an Sesshoumaru heran, bis sie relativ dicht neben ihm stand. "Lass dich lieber nicht darauf ein!", flüsterte sie ihm zu. "Er wird garantiert wieder seine billigen Tricks anwenden." Tatsächlich war Kimie natürlich durchaus besorgt. Selbst, wenn sie entschieden hatte, von nun an etwas mehr Abstand zu Sesshoumaru zu halten, so wollte sie dennoch nicht, dass ihm möglicherweise etwas zustieß. Doch ohne auf ihre Warnung einzugehen, machte Sesshoumaru nun einen Schritt auf Kuromaru zu. Reflexartig packte Kimie den Youkai daraufhin am Ärmel von seinem Haori. "Hey! Warte mal! Bist du überhaupt wieder soweit, dass du gleich wieder kämpfen kannst? Was ist mit deiner Verletzung? Lass es lieber!", riet sie ihm, doch er erwiderte nur kühl: "Kümmere dich um deine eigenen Probleme! Ich weiß selbst, was ich tue." Kimie glaubte, sich gründlich verhört zu haben. Sie ließ den Ärmel wieder los und stellte sich nun direkt vor Sesshoumaru. "Du sturer Bock! Was ist denn schon dabei, einen gut gemeinten Rat anzunehmen?!", fuhr sie ihn verärgert an. Doch Sesshoumaru bedachte das Mädchen nur mit einem unbeeindruckten Blick und sagte kein Wort. Als Kimie ihn gerade deswegen erneut ansprechen wollte, rauschte er jedoch einfach so an ihr vorbei, ohne weiter auf sie einzugehen. Nun stand sie da, wie bestellt und nicht abgeholt. >Ich fass es nicht! Der Kerl ist einfach unverbesserlich!< Kimie knirschte missmutig mit den Zähnen. Allmählich war sie wegen Sesshoumaru wirklich mit ihrem Latein am Ende. Sesshoumaru stellte sich Kuromaru gegenüber und zog sein Schwert Toukijin. "Also gut, Kuromaru", sagte er ruhig, aber weiterhin kühl. "Dann versuch eben erneut dein Glück." Kuromaru mühte sich nur ein schwaches Lächeln ab, während er sein schwarzes Schwert aus der Schwertscheide zog. "Ich brauche kein Glück. Aber dir wünsche ich viel Vergnügen beim Verlieren, obwohl ich ja bezweifle, dass es für dich vergnüglich sein wird. Besonders, wenn ich dich erstmal getötet habe." "Vielleicht solltest du aufhören zu reden und mich lieber erstmal besiegen, bevor du dich vorzeitig zum Sieger erklärst", erwiderte Sesshoumaru unbeeindruckt. Für einen kurzen Moment schloss Kuromaru die Augen und senkte leicht den Blick. Ein hinterhältiges Lächeln kam auf seine Lippen und als er seinen Blick wieder hob, erwiderte er ruhig, aber siegessicher: "Das werde ich tun." Damit war die Unterhaltung abrupt beendet und Sesshoumaru griff seinen Gegner an, der jedoch parieren konnte. Währenddessen starrte Kimie ungläubig auf das Szenario und schüttelte leicht den Kopf. >Und er tut's tatsächlich...< In der Tat war sie doch sehr angefressen darüber, dass Sesshoumaru sich jetzt schon wieder in einen erneuten Kampf stürzen musste, aber höchstwahrscheinlich hätte Kuromaru auch dann einen Kampf provoziert, selbst, wenn er sich nicht auf die Herausforderung eingelassen hätte. Also schob Kimie ihren Ärger beiseite, wobei ihr wieder etwas einfiel, was im letzten Kampf von Sesshoumaru und Kuromaru eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Mit einem Blick auf die beiden Kontrahenten, die immer wieder die Klingen ihrer Schwerter aufeinanderprallen ließen, rief sie Sesshoumaru warnend zu: "Sesshoumaru, pass auf! Du darfst ihm nicht in die Augen sehen! Denk daran, was das letzte Mal passiert ist!" Als Sesshoumaru plötzlich die Stimme von Kimie vernahm, horchte er auf, ließ seinen Gegner aber dennoch nicht aus den Augen. Diese Tatsache hatte er zwar schon längst selbst bedacht. Das Mädchen hätte ihn also gar nicht zu warnen brauchen, doch dass sie die Gelegenheit nicht nutzte und sich in Sicherheit brachte, verwunderte ihn doch etwas. Wie auch schon im letzten Kampf, so schien sie sich auch jetzt überhaupt nicht darum zu kümmern, was mit ihr selbst war. Sesshoumaru konnte sich nicht wirklich erklären, woran das lag, aber glaubte er für einen Moment, wo er kurz zu Kimie rüberschaute, einen sehr besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht wahrzunehmen. Die Stimme von Kuromaru holte ihn aber schnell wieder aus seinen Gedanken heraus. "Sesshoumaru, du brauchst doch nicht etwa wirklich die Hilfe von diesem Menschenmädchen, um mich zu schlagen, oder?", fragte Narakus Abkömmling spöttisch und ehe Sesshoumaru etwas darauf erwidern konnte, fügte Kuromaru hinzu: "Da fällt mir was ein. Es gibt da etwas, das ich gerne überprüfen würde." Mit diesen Worten schlug er mit seinem Schwert nach Sesshoumaru, der auswich, ehe er diesen Augenblick nutzte und sich zu Kimie, die etwas entfernt von den beiden stand, umwandte. "Und dazu nehme ich mir die Kleine einfach mal vor!" Kuromaru sprang mit einem einzigen Satz direkt auf Kimie zu, die Klinge seines Schwertes emporgehoben. Den Blick genau auf das völlig geschockte Mädchen gerichtet, sagte er mit einem hinterhältigen Lächeln: "Keine Sorge, ich mach's kurz und schmerzlos." Inu Yasha und die anderen hatten sich inzwischen bei einem zuvor vereinbarten Treffpunkt versammelt. Nur Kimie fehlte noch. "Sie müsste eigentlich auch gleich hier sein", meinte Kagome und schaute sich suchend um. Die Suche nach Inuki war bisher ohne Erfolg geblieben und es musste beraten werden, was man weiter hätte tun können. Doch genau in diesem Moment deutete Shippou auf ein helles Licht, was nun in einiger Entfernung zu sehen war. "Schaut mal da! Was ist das?" Als alle ihre Blicke daraufhin umwandten, sahen auch sie das Licht. "Das ist Sesshoumaru!", erkannte Inu Yasha schnell und sprintete sogleich drauf los, gefolgt von den anderen. Was hatte sein Bruder jetzt wohl wieder angestellt? Als Kuromaru sein Schwert auf Kimie niedersausen lassen wollte, konnte sie nicht mehr schnell genug reagieren um eventuell auszuweichen. Tausende Gedanken kreisten in diesem Moment im Kopf des Mädchens herum, bis kurz vor dem entscheidenden Angriff, und mit dem Blick starr auf Kuromaru gerichtet, stand Kimie wie versteinert nur auf der Stelle. Doch plötzlich befand sich etwas, oder besser gesagt jemand zwischen den beiden und verhinderte den Todesschlag im letzten Moment. Ein gleißendes Licht erschien und blendete das Mädchen im ersten Moment sehr. Vor Schreck war Kimie außerdem nach hinten gefallen und saß nun im Gras. Als sie aber sofort wieder aufschaute, nachdem das Licht verblasst war, war sie sprachlos. "Such dir gefälligst einen ebenbürtigen Gegner, du Feigling!", knurrte Sesshoumaru, der Kuromarus Angriff mit Toukijin abgeblockt hatte, bedrohlich und schlug den Angreifer wieder zurück. Die beiden Klingen hatten im Moment des gegenseitigen Aufpralls einen hellen Lichtblitz erscheinen lassen. Kuromaru sprang nun mit einen Satz nach hinten und landete ein paar Meter entfernt von Sesshoumaru und Kimie wieder auf der Wiese. "Ui! Da ist einer aber mächtig wütend, wie mir scheint", sagte Narakus Abkömmling mit amüsiertem Unterton. Dann deutete er mit einem prüfenden Lächeln mit seinem Schwert auf Kimie, die noch hinter Sesshoumaru im Gras saß und reichlich perplex zu diesem hoch schaute. "Ich dachte, sie steht dir nur im Weg", sprach Kuromaru an Sesshoumaru gewandt weiter und schulterte gelassen sein Schwert. "Das hast du doch selbst gesagt. Eigentlich solltest du mir dann doch dankbar sein, wenn ich dieses überflüssige Geschöpf für dich beseitige." Sesshoumaru sah seinen Gegenüber daraufhin mit einem irgendwie eigenartigen Blick an. Man konnte diesen nicht wirklich beschreiben. "Über so was hast du nicht zu bestimmen!", erwiderte er kurz darauf kalt und warf eine finsteren Blick auf seinen Gegenüber. Doch Kuromaru lächelte nur unbeeindruckt. "Wie süß! Der Lord der westlichen Länder beschützt eine wertlose Sterbliche. Was ist denn so besonderes an ihr, dass du dich dazu herablässt, sie zu beschützen?" Genau diese Frage hatte sich Kimie auch schon oft gestellt. In dem Zusammenhang stimmte sie ausnahmsweise mit Kuromaru überein. Sesshoumaru aber, verlor kein Wort über diese Sache, was sie doch etwas stutzig machte. Wollte er dazu nichts sagen oder konnte er es nicht? "Kimie!" Kimie hatte sich sofort umgedreht, als sie Kagomes Stimme ihren Namen hatte rufen hören. Und jetzt sah sie die Freunde, die eiligst zum Ort des Geschehens liefen. Während Kimie nun wieder aufstand, ließ Kuromaru einen amüsierten Blick zu den Neuankömmlingen schweifen. "Wie schön! Der ganze Verlierertrupp ist versammelt", sagte er äußerst amüsiert, was Inu Yasha, der mit den anderen inzwischen eingetroffen war, sofort wieder auf die Palme brachte. "Verlierertrupp?! Ich zeige dir gleich, wer hier der Verlierer ist!" Damit zog er sein Schwert Tessaiga. "Du billige Kopie! Du hättest dich lieber nicht wieder hier blicken lassen sollen! Jetzt bist du dran!" Der Hanyou wollte Kuromaru soeben angreifen, als Sesshoumaru sich aber einmischte. "Nein! Das wirst du nicht tun, Inu Yasha!", wies er seinen jüngeren Halbbruder mit scharfer Stimme an. Inu Yasha hielt mehr aus Irritation, als aus Gehorsam in seiner Bewegung inne und starrte nun zu Sesshoumaru, der sich wieder Kuromaru mit ein paar Schritten näherte. "Kuromaru gehört mir!", bestimmte der Youkai kühl und mit ernstem Blick. "Misch dich da gefälligst nicht ein, Inu Yasha!" Toukijin kampfbereit vor seinen Körper haltend machte sich Sesshoumaru auch sofort für den weiteren Kampf bereit, als er jedoch seinen Blick leicht zur Seite zu den den nahe gelegenen Büschen richtete, aus denen gerade eine weitere Person heraustrat. "Ich störe ja nur ungern, aber ich muss die kleine Konversation jetzt doch einmal unterbrechen", sagte sie ruhig. Aus den Büschen trat nun Kagura, wie immer mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen, hervor. Inu Yasha stöhnte genervt auf. "Die auch noch… Ich werd nicht mehr!" "Tja, so schnell sieht man sich wieder, nicht wahr?", erwiderte Kagura gelassen. Die anderen schenkten ihren Worten doch eher wenig Beachtung. Dass ihre Gegner nur auf neuen Ärger aus waren, war immerhin so gut wie sicher. Doch zu einer Kampfaufforderung der Freunde an ihre Gegner kam es nicht mehr, denn hinter den Büschen, vor denen Kagura stand, sprang mit einem Mal ein großer Schatten hervor und landete dann direkt neben ihr. "Hä? Was ist das denn jetzt wieder für ein Vieh?", fragte Inu Yasha mit hochgezogener Augenbraue und schien ebenso ratlos zu sein, wie die anderen auch. Neben Kagura stand jetzt ein Dämon, ähnlich einem zu groß geratenen Wolf. Er hatte pechschwarzes Fell, nur das Gesicht war hell, und die Augen glühten rot. Ein bedrohliches Knurren war zu hören. "Was soll das? Ist das Narakus neues Haustier?", fragte Inu Yasha spöttisch, doch Kagura wirkte ziemlich unbeeindruckt. "Inu Yasha. Vergisst du wirklich so schnell einen alten Bekannten?", fragte sie prüfend und auch gespielt tadelnd. Inu Yasha verstand im ersten Moment nicht so ganz, was Kagura damit meinen könnte, ebenso wenig wie die anderen, doch Kimie hatte sich diesen neuen Dämon schon von Beginn an genau angesehen. Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor. Dann fiel ihr Blick auf die weißen Spitzen seiner Ohren und sie erschrak. Konnte das sein? "I... Inuki...?", flüsterte Kimie nun leise, aber dennoch für alle hörbar. Die anderen starrten Kimie nun völlig ungläubig an, nur Sesshoumaru blieb ruhig und hatte den Blick aufmerksam auf den neuen Dämon gerichtet. "Aber das ist doch unmöglich!", rief Shippou und schüttelte heftig den Kopf. "Das kann doch gar nicht Inuki sein!?" Doch! Das war Inuki, da war sich Sesshoumaru sicher. Aber sein Geruch hatte sich verändert. Das war nicht mehr der Geruch eines Hundes, sondern der eines Dämons. Und außerdem war dieser Dämon weitaus größer als Inuki es war. Er war in etwa so groß wie Kirara, wenn diese sich verwandelt hatte. Also hatte Sesshoumaru doch richtig vermutet. Die Freunde konnten das alles jedoch noch immer nicht so recht begreifen oder glauben. Kagura ließ sich dazu herab, der Verwirrung etwas mehr Klarheit einfließen zu lassen und erzählte ihnen nun das, was sie von Naraku zuvor erfahren hatte. "Ich kläre euch gern auf, ich will euch ja nicht dumm sterben lassen", meinte sie herablassend, ehe sie nun doch zu erzählen begann: "Es ist eigentlich ganz einfach: Inuki besitzt den Geist und das Blut eines Youkai. Oder anders ausgedrückt: Er IST ein Youkai." Die Blicke der Freunde waren erschrocken und ungläubig zugleich. Myouga, auf Mirokus Schulter sitzend, hüpfte aufgeregt auf und ab. "Genau so, wie ich es gesagt habe!" Jetzt mussten die anderen wohl zugeben, dass der Flohgeist mit seinen Aussagen richtig lag, so sehr ihnen das in diesem Fall auch missfiel. Myouga hatte seit dem letzten Kampf gegen Naraku diesen Verdacht gehabt und ihn erst vorhin an die anderen preisgegeben und jetzt war alles offiziell bestätigt worden. Kagura wartete einen Moment und sprach dann weiter: "Wie schon gesagt, Inuki ist ein Youkai. Er kann zwar anders als einige andere Youkai keine menschliche Form annehmen, doch seine Kräfte existierten dennoch nach wie vor in ihm. Jetzt sind sie wieder erwacht und mit ihnen auch sein Dämoneninstinkt." Kagome war noch etwas irritiert. "Aber wenn Inuki die Gestalt eines Hundes besitzt, ist er dann auch ein Hundedämon?", fragte sie vorsichtig und erhielt auch sogleich die Antwort: "Gewissermaßen. Wie schon erwähnt, er kann jedoch keine menschliche Form annehmen. Er ist mehr so was wie eine Art Unterrasse der bekannten und mächtigen Inu-Youkai, wie du einer bist, Sesshoumaru. Ihr gehört keinesfalls zur selben Gattung, aber das weißt du ja sicher schon längst." Kaguras Blick fiel auf Sesshoumaru, der bis jetzt wortlos dem ganzen gelauscht hatte und auch sein Blick war weiterhin der übliche. Kimie konnte das alles noch immer nicht fassen. Sie wollte es auch nicht glauben. Das konnte doch nur ein böser Traum sein. Inuki konnte doch nie im Leben wirkliche in Dämon sein!? Wie in Trance näherte sich Kimie nun ihrem Hund, die Hand leicht nach ihm ausgestreckt. "Inuki...", brachte sie schwach hervor. "Komm wieder zur Vernunft... Ich bitte dich!" Das Mädchen näherte sich ihm weiter und schien das bedrohliche Knurren ihres ehemals treuen Freundes und Wegbegleiters gar nicht wahrzunehmen. Je näher sie ihm kam, desto lauter wurde das Knurren. "Rühr ihn nicht an!" Sesshoumaru trat hervor, packte Kimie am Handgelenk und zog sie wieder zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn Inuki hätte sonst bestimmt angegriffen. Kimie wollte sich wieder losreißen, wurde aber von dem Youkai festgehalten. Plötzlich schreckte Kagome hoch. "Ich... Ich spüre einen Juwelensplitter!", sagte sie und schaute dann mit einem fassungslosen Blick zu Inuki. Konnte das wirklich sein? "Es hat keinen Sinn!", sprach Kagura triumphierend weiter. "Der Inuki, den ihr kennt, existiert nicht mehr. Mit dem Juwelensplitter, den Naraku ihm in den Nacken eingepflanzt hat, hat er die totale Kontrolle über ihn gewonnen." Unter Inukis Nackenfell leuchtete daraufhin ein leichtes Licht auf. Das war ganz eindeutig der Juwelensplitter. "Wie bei Kohaku...", flüsterte Sango mit den Erinnerungen an ihren kleinen Bruder und die Wut in ihr stieg. Kagura hielt sich ihren Fächer vor ihr Gesicht. "In Inuki floss schon von Anfang das Dämonenblut und dieses hat nun die Oberhand über ihn gewonnen. Bis jetzt ist es zwar nie zum Vorschein gekommen, doch es war schon immer da, schon von seiner Geburt an." Dann fiel ihr Blick auf Kimie, die noch immer völlig geschockt zu sein schien und wohl auch noch gar nicht so recht begreifen konnte, was überhaupt passiert war. "Es muss schon ein schlimmes Gefühl sein, wenn man plötzlich denjenigen verliert, der einen immer beschützt und zur Seite gestanden hat, nicht wahr?", fragte Kagura und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Tja, aber nun braucht Inuki niemanden mehr zu beschützen. Das will er auch gar nicht mehr, denn jetzt kontrolliert Naraku ihn, mit der Hilfe des Splitters des Shikon no Tama!" Mit diesen Worten entnahm sie aus ihrem Haar eine ihrer Federn. "Für heute lassen wir euch noch einmal ziehen, aber soviel Glück werdet ihr nicht jedes Mal haben!" Ein starker Wind kam auf und kurz darauf sahen die anderen Kagura auf ihrer Feder zum Himmel hinauf schweben. Kuromaru schaute ihr kurz nach, steckte dann sein Schwert wieder ein und wandte sich noch einmal Sesshoumaru zu. "Sesshoumaru, du wirst mir auf keinen Fall entkommen! Ich werde dich um jeden Preis töten! Egal wie!", sagte er kalt. Und damit sprang er mit einem gewaltigen Satz in Richtung der Bäume und verschwand zwischen diesen, ebenso wie Inuki, der sich nun ebenfalls abwandte. In diesem Moment lief Kimie aber erneut mit ausgestreckter Hand auf ihn zu und versuchte, ihn aufzuhalten. "Nein!! Inuki! Geh nicht! Komm wieder zurück!" Doch Inuki war bereits verschwunden, ebenso wie Kagura und Kuromaru. Keiner der anderen machte im Moment auch Anstalten, ihnen zu folgen. Der Schock saß bei den meisten noch zu tief. Kimie war stehen geblieben, nachdem Inuki zwischen den Büschen und Bäumen wieder verschwunden war. Noch immer wie in einem bösen Traum gefangen, starrte sie ins Leere, ehe sie auf den Boden niedersank. Sofort lief Kagome auf sie zu und kniete sich zu ihr. "Kimie..." Doch was sie ihrer Cousine sagen sollte, wusste sie auch nicht. Auch Kimie war keiner Worte fähig, nur den Namen ihres Hundes rief sie noch einmal und mit Tränen in den Augen aus: "Inuki!!" Wie schon so oft hatte Naraku das Geschehen mit Hilfe von Kannas Spiegel von seinem Schloss aus mitverfolgt. Er war durchaus zufrieden. "Sehr gut. Das könnte noch interessant werden", meinte er triumphierend. "Ich bin gespannt, wie sie alle damit fertig werden wollen." Mittlerweile war es bereits dunkel geworden und das Licht des Mondes schien auf die Erde nieder, doch an Schlaf konnten die Freunde im Moment wirklich nicht denken. Wieder zu der kleinen Holzhütte zurückgekehrt, hatte sich Rin, die mit Jaken und Ah-Un bei der Hütte geblieben war, natürlich sofort nach dem Erfolg der Suche nach Inuki erkundigt. Kimie, die versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, hatte dem kleinen Mädchen möglichst sorglos klingend zur Antwort gegeben, dass sie den Mischling zwar gefunden, ihn aber zu seiner eigenen Sicherheit nach Hause geschickt hätte. Auf keinen Fall durfte Rin die Wahrheit erfahren. Das kleine Mädchen war zwar etwas überrascht und auch ein wenig enttäuscht gewesen, zeigte aber dennoch Verständnis. Von Myougas Erzählungen über Inukis dämonisches Dasein hatte Rin zuvor nichts mitbekommen, da sie von den anderen vorsorglich da herausgehalten wurde. Jaken hingegen kam die Aussage von Kimie hinsichtlich Inukis Verbleib doch recht eigenartig vor und er befragte zu einem günstigen Zeitpunkt Sesshoumaru deswegen. Doch als dieser ihm keine Antwort gab, wandte sich Jaken wohl oder übel an Inu Yasha und die anderen. Diese erklärten dem Krötendämon bereitwillig alles, unter der Bedingung, dass er Rin gegenüber darüber kein Wort verlor oder gar Kimie darauf ansprach. Jaken hatte eingewilligt und war deutlich verblüfft über diese Wendung der Ereignisse. So recht konnte nämlich auch er zuvor die Worte des Flohgeistes nicht glauben. Während sich so ziemlich alle wieder in der kleinen Holzhütte aufhielten und Rin im Gegensatz zu den anderen schon längst schlief, hatte sich Kimie von der Gruppe abgesondert und sich ein wenig zu einer einsamen Stelle am Fluss zurückgezogen. Auf einem Stein sitzend schaute sie gedankenverloren auf das ruhig fließende Wasser. "Inuki..." So richtig konnte Kimie das Geschehene noch immer nicht so richtig begreifen. Auch, wenn Myouga sie und die anderen vorgewarnt hatte, das alles wirkte dennoch noch immer mehr wie ein böser Traum. Inuki war tatsächlich ein Dämon, er hatte diese Seite von sich bisher tief in seinem Inneren unter Verschluss gehalten und sich immer nur wie ein ganz normaler Hund benommen. Nein, er war ein normaler Hund gewesen. Doch jetzt war diese dämonische Seite in ihm endgültig erwacht und durch Naraku schien die frühere Persönlichkeit von Inuki sogar völlig verschwunden zu sein. Er war zu einem richtigen Dämon geworden. Kimie legte sich die Hand an den Kopf. "Vielleicht hätte ich verhindern können, dass so was passieren würde", murmelte sie leise und machte sich große Vorwürfe. Niemals hätte sie Inuki wieder mit ins Mittelalter bringen sollen, dann wäre er auch nicht Naraku in die Hände gefallen. Überhaupt schien es nur ein einziger großer Fehler gewesen zu sein, wieder zurückgekommen zu sein. "Das hättest du nicht gekonnt", hörte Kimie plötzlich eine wohlbekannte Stimme, die auf die letzte Aussage des Mädchens antwortete, hinter sich sagen. Etwas überrascht drehte sich Kimie nun um. "Sesshoumaru, du?" Zwar hatte sie ihn schon an seiner Stimme erkannt, doch was er von ihr wollen könnte, war ihr ein Rätsel. Sesshoumaru stand einige Meter von Kimie entfernt, kam nun aber langsam näher, während er ruhig weiter sprach: "Irgendwann wäre sein Dämoneninstinkt trotzdem zum Vorschein gekommen. Du hättest gar nichts dagegen tun können. Das ist nun mal so." Dass er damit auf Inuki anspielte war natürlich klar gewesen, doch ehrlich gesagt, hatte Kimie keine große Lust darauf, sich das jetzt anzuhören. "Hör auf mit diesen altklugen Sprüchen! So was kann ich im Moment echt am allerwenigsten gebrauchen!", erwiderte sie daher und wandte sich wieder von Sesshoumaru ab. Dieser blieb etwa zwei Meter hinter ihr wieder stehen. Sein Blick ruhte auf dem Mädchen, welches mit dem Rücken zu ihm und wie ein Häufchen Elend auf dem Stein saß. "Du hast es gewusst...", sagte Kimie plötzlich leise, ohne sich aber rumzudrehen. Abrupt wurde sie aber lauter, während sie weiter sprach: "Du hast es schon eine längere Zeit gewusst und nichts gesagt! Dann kann ich jetzt erst recht auf dein Gerede verzichten!" Sesshoumaru blieb ruhig. Dass Menschen zu solchen Gefühlsausbrüchen neigten, war ihm schon längst bekannt, von daher verwunderte ihn Kimies Verhalten nicht. "Ich habe es dir schon einmal gesagt: es hätte sich nichts geändert, selbst wenn ich es dir gesagt hätte", erwiderte er, jedoch nicht mit der Absicht, sich zu rechtfertigen, sondern vielmehr um Kimie klar zu machen, dass das Geschehene wohl sowieso unausweichlich gewesen wäre. Doch Kimie wirkte alles andere als überzeugt. Wütend sprang sie auf und drehte sich zu Sesshoumaru um. "Aber vielleicht hätten wir dann wenigstens verhindern können, dass Inuki Naraku in die Hände gefallen wäre!" "Vielleicht, aber sicher ist das nicht", meinte Sesshoumaru. "Inuki hätte sich möglicherweise dennoch von dir abgewandt und früher oder später hätte Naraku ihn höchstwahrscheinlich eh zu sich geholt und ihn dann für seine Zwecke benutzt." "Ich hätte Inuki wieder nach Hause bringen können, bevor das passiert wäre!", rechtfertigte sich Kimie aufgebracht, doch wieder hielt Sesshoumaru dagegen: "Dann wäre Inuki von allein hierher zurückgekommen. Sein Instinkt hätte das von ihm verlangt. Wie er in deine Zeit gelangen konnte, weiß ich zwar nicht, aber sein Ursprung befindet sich hier. Und hierher wäre er früher oder später zurückgekehrt." Soeben wollte Kimie wieder etwas erwidern, als sie aber inne hielt. Abrupt fiel ihr wieder ein, dass Inuki beim ersten Mal, wo er und sie ihn diese Zeit gelangt waren, von sich heraus die Initiative ergriffen hatte und von sich heraus in den Brunnen gesprungen war, wobei er seine Herrin mit sich gezogen hatte. War das etwa ein Beweis für Sesshoumarus Worte gewesen? Kimie senkte den Blick. Nun wusste sie nicht mehr, was sie darauf hätte erwidern können. Nur eine Frage brachte sie noch mühsam hervor: "Gibt es... denn wenigstens eine Möglichkeit, Inuki wieder zurückzuholen?" Doch auf diese Frage erfolgte keine Antwort. Sesshoumaru schwieg dazu, zeigte aber wie so oft keinerlei Anzeichen davon, was er im Moment dachte und ob er die Antwort überhaupt wusste. Aber eines wusste er mit Sicherheit, sprach es jedoch nicht laut aus: Sollte Inuki nicht von selbst wieder zur Besinnung kommen, dann gab es nur eine einzige Alternative... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)