Abenteuer im Mittelalter von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 24: Die Ereignisse überschlagen sich -------------------------------------------- In Narakus Schloss machte Kuromaru in Anwesenheit aller erstmal seinem Ärger Luft. "Naraku! Was du mit diesem Köter überhaupt noch willst, verstehe, wer will! Ich verstehe es jedenfalls nicht! Dieses Vieh behindert mich nur bei meinem Vorhaben!" Naraku hörte den Ausführungen seines Abkömmlings zunächst kommentarlos zu. Er wirkte sogar auf eine gewisse Weise desinteressiert. Kagura und Kanna schwiegen zu alldem. Kuromaru hätte platzen können vor Wut. Dass Inuki mitten im Kampf so plötzlich das Feld räumen würde, kam völlig unvorhersehbar und überraschend. Aber Inuki selbst war im Moment nicht anwesend. "Wo steckt die blöde Töle überhaupt? Kannst du mir das wenigstens sagen, Naraku?", fragte Kuromaru herablassend und noch immer deutlich wütend. Da er Inuki nach dem letzten Kampf aus den Augen verloren hatte, war er ohne ihn zum Schloss von Naraku zurückgekehrt. Dieser äußerte sich nun endlich zu dem Vorfall: "Zügel deinen Zorn, Kuromaru. Ich habe meine Gründe, weshalb ich ihn unter meine Kontrolle gebracht habe." "Tse! Ich habe aber keinen Bock mehr auf diesen Mist!", erwiderte Kuromaru betont. "Eines kann ich dir sagen: Wenn dieses Vieh mir das nächste Mal über den Weg läuft, dann schicke ich es ohne wenn und aber ins Jenseits! Ich habe genug davon!" "An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, Kuromaru", meinte Naraku daraufhin bedrohlich und stand auf, da er bis eben auf dem Boden gesessen hatte. "Pass auf, was du sagst oder tust. Du scheinst zu vergessen, dass ich es bin, der über dein Dasein bestimmt." Abrupt wurde Kuromaru still. Ihm war sofort klar, was Naraku damit gemeint hatte und so schwieg er nun. Irgendwann machte er kehrt und verließ das Zimmer ohne noch etwas gesagt zu haben. Kurz darauf verließ auch Kagura den Raum. Draußen stellte sie Kuromaru zur Rede: "Hey, Kuromaru! Wenn du dich gegen Naraku stellst, begibst du dich auf gefährliches Gebiet. Das dürfte dir ja wohl klar sein." "Ach, und das sagst gerade du?", erwiderte Kuromaru mit herablassendem Unterton. "Komm mir nicht mit irgendwelchen altklugen Sprüchen an! Ich komme auch sehr gut allein zurecht!" "Wie du meinst." Kagura zuckte gleichgültig mit den Schultern und ließ ihren Bruder gehen. Wohin er nun wollte, konnte sie sich denken. Am Abend hatten sich Kagome, Sango und Kimie dazu entschlossen, noch ein Bad in einer heißen Quelle in der Nähe ihres aktuellen Lagers zu nehmen. Es war schon relativ spät, als die drei so unter sich im warmen Wasser saßen. "Nach all der Aufregung tut das richtig gut", meinte Kagome erleichtert und erntete zustimmendes Nicken. "Und nach all dem Schnee und der Kälte ist dies genau das Richtige", fügte Sango noch hinzu. Die drei unterhielten sich noch eine Weile, als Kagome und Sango sich irgendwann dazu entschieden, nun wieder zu den anderen zurückzugehen. Allerdings wollte Kimie gerne noch etwas in der Quelle bleiben. "Geht schon mal vor. Ich bleibe noch etwas hier", sagte sie daher zu den beiden Mädchen, die einverstanden nickten und sich schließlich auf den Rückweg machten. Nachdem Kagome und Sango fort waren, lehnte sich Kimie mit dem Rücken gegen einen Felsen, der mitten in der Quelle stand und diese somit praktisch in zwei Bereiche unterteilte, wenngleich man problemlos von einer Seite zur anderen wechseln konnte, wenn man den Felsen umrundete. "Darf ich mich jetzt bemerkbar machen?" Als sie plötzlich diese Stimme hörte, musste Kimie einen erschrockenen, überlauten Schrei unterdrücken. Sie hatte die Stimme jedoch erkannt, aber den anfänglichen Schock minderte das zunächst nicht unbedingt. "Mann! Hast du mich erschreckt! Wa-Was machst du denn hier?!", fragte Kimie leicht sauer, doch es kam nur die sorglose Antwort: "Ich war schon die ganze Zeit hier. Keine Bange, ich hab nicht geguckt." Kimie seufzte. "Du hättest dich trotzdem ruhig früher bemerkbar machen können. Ich hätte eben fast einen Herzinfarkt bekommen, Ashitaka." Ashitaka lachte amüsiert. "Tut mir leid. Das hatte ich nicht beabsichtigt. Aber ich unterbreche nun mal keine Gespräche unter Frauen." "Aha..." Kimie wusste nicht wirklich, wie sie darauf reagieren sollte. Außerdem saß sie gerade allein mit einem Youkai in einer heißen Quelle. Mit einem Mann! "Herrje... Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du und Sesshoumaru wirklich verwandt sein sollt", sagte Kimie schließlich. "Ihr ähnelt euch vom Charakter her genauso sehr, wie Feuer und Wasser." Ashitaka stimmte ihr belustigt zu: "Ja, das haben früher so ziemlich alle gesagt, die uns beide kennen. Sein Vater war auch dieser Meinung." Als Ashitaka Inu no Taishou erwähnt hatte, kam Kimie abrupt wieder die Situation in der Höhle in den Sinn. Sesshoumarus Verhalten hinsichtlich des Verhaltens seines Vaters hatte ihr doch einige Rätsel aufgegeben. Nach einigem Zögern fragte das Mädchen schließlich: "Ashitaka? Kann ich dich in der Hinsicht vielleicht mal was fragen?" "Sicher. Schieß los!" Gespannt wartete der Youkai auf die Frage, die nach weiterem kurzen Zögern auch endlich gestellt wurde: "Mir fällt gerade ein, dass sich Sesshoumarus Vater doch in eine menschliche Frau verliebt hatte, die Mutter von Inu Yasha. Aber Sesshoumaru scheint davon ja nicht gerade begeistert zu sein. Ähm... Hasst er seinen Vater wegen dieser Sache?" Ashitaka zog sofort überrascht eine Augenbraue hoch. "Hassen?", fragte er ungläubig zurück. "Das kann ich mir nicht vorstellen. Sesshoumaru hat seinen Vater immer respektiert und er liebt ihn auch, wie es für einen Sohn ganz natürlich ist. Aber er zeigt seine Gefühle nun mal nicht und von daher kommen bei ihm Sachen manchmal ganz anders rüber, als vielleicht gedacht." "Hmm..." Kimie senkte nachdenklich den Blick. Sesshoumaru schien wirklich so was, wie ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Ein einziges Geheimnis eben, dass wohl nicht großen Wert darauf legte, gelüftet zu werden. "Aber warum fragst du?", fragte Ashitaka neugierig und riss Kimie somit wieder aus ihren Gedanken. "Was? Ach, einfach nur so! Ich war nur neugierig." Der weitere Vorgang des Bades verlief so, dass jeder irgendwann unbeobachtet vom jeweils anderen die heiße Quelle verließ, ehe man sich nach dem Anlegen der Kleider gemeinsam zum Lager zurückbegab. Es war mittlerweile spät in der Nacht, als sich Sesshoumaru abseits von der Gruppe im Wald aufhielt. Er stand allein auf einem kleinen unbewaldeten Fleckchen Wiese und sein Blick war auf den am Himmel leuchtenden Mond gerichtet, als er merkte, dass er nicht allein war. "Gibt es einen bestimmten Grund, dass du mich aufsuchst, Kagura?" Kagura erschien daraufhin hinter einem Baum. "Du hast mich also bemerkt. Aber ich hätte auch nichts anderes von dir erwartet." Sesshoumaru drehte sich nun zu der jungen Frau um, sagte aber zunächst nichts. Nur sein üblicher kühler Blick fiel auf sie. In ihrem Lager schliefen die anderen schon längst. Nur Kimie erwachte mitten im Schlaf und war merkwürdigerweise putzmunter. Einschlafen konnte sie so schnell wohl auch nicht mehr. Vorsichtig schaute sich das Mädchen um. Alle anderen waren wohl im Land der Träume und da sie ohnehin mehr am Rand lag, konnte sich Kimie ohne große Probleme von den anderen absondern, ohne sie zu wecken. Einmal zuckten zwar Inu Yashas Ohren, er schaute aber nicht auf, woraufhin Kimie vermutete, er hätte nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war und sich von der Gruppe abgesondert hatte. >Vielleicht tut ein kleiner Spaziergang mir ganz gut.< Allzu weit wollte sich Kimie zwar nicht von dem Lager entfernen, aber sie musste sich mal ein wenig die Beine vertreten. Außerdem fragte sie sich, wo Sesshoumaru abgeblieben war. Er hatte sich nicht mehr blicken lassen, seit er zuvor die Gruppe verlassen hatte, nachdem Ashitaka dazugekommen war. >Bestimmt ist er hier irgendwo in der Nähe<, dachte Kimie. Es wunderte sie nicht, dass sie ihn nicht bemerkte, falls er hier irgendwo war. Aber daran hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. So sehr in ihre Gedanken vertieft, wusste Kimie bald nicht mehr genau, wie weit sie schon gelaufen war. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und schaute hinter sich. Sie konnte ihren Weg noch zurückverfolgen. >Sich jetzt zu verlaufen, wäre wirklich nicht gerade gut...< Mit diesem Gedanken fragte sich Kimie nun auch, ob es in diesem Wald eventuell irgendwelche gefährlichen Dämonen gab. Aber davon hatte sie bisher nichts mitbekommen. Allerdings richtete sich ihre Aufmerksamkeit bald auf ein Gespräch, dass sie sehr schwach wahrnehmen konnte. Die beiden Stimmen kamen ihr allerdings sehr bekannt vor. >Ist das...?< Ohne noch weiter groß zu zögern, folgte Kimie den Stimmen und wühlte sich möglichst leise durch das Gebüsch, wobei sie aber mehr das Gefühl hatte, sie würde soviel Krach veranstalten, wie eine ganze Rodungstruppe mit Planierraupen und Bulldozern. Als sie einmal über eine Baumwurzel stolperte, musste sie einen Aufschrei unterdrücken, was die Landung im Gras aber nicht angenehmer machte. >Das war mal wieder so was von typisch...!<, dachte das Mädchen genervt und traute sich erst gar nicht, sich wieder aufzurichten. Aber dann tat sie es doch, weil sie das Gespräch zwischen den beiden Personen doch interessierte und sie wollte wissen, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag, wer sich da nun unterhielt. Also lugte sie mit ihrem Kopf nun vorsichtig hinter einem Busch hervor und sah die beiden Gesprächpartner sich in einiger Entfernung gegenüberstehen. Im ersten Moment konnte sie es kaum glauben. >Sesshoumaru und Kagura!? Was soll das denn?< Kimie konnte sich nicht vorstellen, was Sesshoumaru gerade mit Kagura zu bereden hatte. Immerhin war sie doch ein Abkömmling von Naraku und somit auch ein Feind. Ohne sich aber einzumischen, hörte das Mädchen dem Gespräch weiter zu. "Du solltest wissen, dass Kuromaru fest entschlossen ist, dich zu töten", sagte Kagura an Sesshoumaru gerichtet, der aber minder beeindruckt über diese Information zu sein schien. "Schön, dass ich jetzt erneut eine Bestätigung von der Aussage habe, die ich ohnehin schon von ihm vernommen habe. Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du mir das erneut erzählst?" Kagura öffnete ihren Fächer. "Hast du es etwa schon vergessen? Nicht nur du bist ab jetzt ein Ziel von Kuromaru. Die beiden Menschenmädchen, die du schon mehrmals beschützt hast, gehören jetzt auch dazu. Und seit heute wohl auch dein Cousin." Ein geheimnisvoller Blick traf den Youkai, in Verbindung mit einem undurchschaubarem Lächeln. Sesshoumaru erwiderte aber zunächst nichts auf diese Aussage. Kuromarus Drohungen hatte er schon selbst von ihm vernommen und hatte sich schon selbst einen Reim darauf gemacht. "Wobei ich mich frage, was dich überhaupt diese beiden Menschenmädchen kümmern", meinte Kagura weiter und ihre Stimme hatte einen äußerst herablassenden Unterton angenommen. "Es sind doch schließlich nur schwache und unbedeutende Menschen." In ihrem Versteck zog Kimie beleidigt eine Schnute. >Na, vielen Dank auch für diese umwerfende neue Erkenntnis! Anscheinend labern so ziemlich 99% aller Dämonen den selben Kram...< Da ihre Beine mittlerweile kurz davor waren, einzuschlafen, musste sich Kimie kurz bewegen, wobei aber auch vereinzelte Blätter des Gebüschs zu rascheln anfingen. Sofort hatte Kagura ihren Blick zu den Büschen umgewandt. "Hm! Dir scheint jemand nachzuschnüffeln." Natürlich hatte Kimie das gehört und zuckte abrupt zusammen. >Oh, Shit!< Und ehe sie sich versah, hatte Kagura schon ihren Angriff auf sie gestartet. "Fuujin no Mai!" "Wuah!!" Reflexartig war Kimie zur Seite gesprungen, obwohl die Geschosse nicht mal auf sich zufliegen sah. Allerdings war von dem Busch, hinter den sie sich bis eben versteckt hatte, nach der Attacke nicht mehr viel übrig. >Das war knapp...< Als der erste Schock verdaut war, wagte Kimie einen zunächst zaghaften Blick auf Kagura und Sesshoumaru, die nun in ihre Richtung schauten. Als sie Kaguras amüsierten Gesichtsausdruck vernahm, sprang Kimie hinter den Büschen hervor. "Sag mal, bist du bescheuert?! Was sollte denn das?!", beschwerte sich das Mädchen lautstark. Aber ungeachtet dessen meinte Kagura nur: "Anscheinend hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man nicht bei fremden Gesprächen heimlich lauscht." "Pah!" Kagura hätte noch einmal angreifen können, ließ es aber und wandte sich stattdessen wieder Sesshoumaru zu. "Wie auch immer. Es wäre besser, wenn du dich vorbereiten würdest. Kuromaru wird dich sicher bald wieder aufsuchen", meinte sie mahnend und entnahm eine Feder aus ihrem Haar. Nachdem kurz ein starker Wind aufgekommen war, schwebte die junge Frau auf ihrer Feder in den Himmel empor und verschwand von der Bildfläche. Zurück blieben Kimie und Sesshoumaru, aber keiner von beiden sagte zunächst etwas. Kagura war es natürlich egal, was aus den beiden Menschenmädchen werden würde, sie interessierte sich nur dafür, dass Sesshoumaru Naraku irgendwann besiegen würde. Dazu wollte sie ihn bringen und musste verhindern, dass Kuromaru ihre Pläne eventuell durchkreuzte. Mit diesen Gedanken flog sie nun auf ihrer Feder davon. "Das hätte eben auch schief gehen können", meinte Sesshoumaru schließlich im üblichen Ton, was Kimie aufhorchen ließ. "Hm?" "Ihr Angriff hätte dich töten können, wenn du nicht ausgewichen wärst. Du hättest dir das erspart, wenn du dich hier nicht eingemischt hättest." Allein schon die herablassende Art, mit der er mit ihr sprach, brachte Kimie im Moment locker auf hundertachtzig. Entschieden stemmte sie die Hände in die Hüften und erwiderte: "Entschuldige bitte! Aber soll ich denn bitteschön davon halten, wenn du mitten in der Nacht irgendwelche Konversationen mit Kagura führst? Gerade mit ihr! Ich dachte, sie wäre einer unserer Feinde!?" Aber anstatt etwas darauf zu erwidern, lenkte Sesshoumaru das Gespräch wieder auf Kaguras Attacke zurück: "Du kannst dennoch froh sein, dass sie dich nicht mit ihrem Angriff erwischt hat." "Und wenn schon! Was kümmert dich das?", fragte Kimie. "Dir war es doch sicher eh egal, sonst hättest du sie ja auch daran hindern können." Diesmal kam allerdings keinerlei Antwort zurück. Kimie war sich nicht sicher, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Eigentlich hatte sie das eben auch mehr aus Frust gesagt, als wirklich ernst gemeint. Immerhin konnte sie es nicht leugnen, dass Sesshoumaru sie schon mehrmals beschützt hatte. Hatte er sich diesmal nur deshalb nicht eingemischt, weil er erwartet hatte, dass sie dem Angriff ausweichen konnte? Gleichzeitig kam in Kimie aber auch der Verdacht auf, dass Sesshoumaru vielleicht auch einfach nur keine Lust mehr hatte, sie ständig vor allem und jeden zu schützen. Und wenn das die Wahrheit war, so konnte sie es ihm in der Hinsicht noch nicht mal verübeln. Wahrscheinlich ging sie ihm mit ihrer "Hilflosigkeit" ziemlich auf den Geist und irgendwann würde da wohl jeder seine Geduld verlieren. "Was ich denke, spielt keine Rolle", erwiderte der Youkai schließlich auf die Aussage des Mädchens und kehrte ihr den Rücken zu. Aber so leicht wollte sich Kimie nicht abschütteln lassen. "Und was hat es bitte damit auf sich, dass Kagura dich extra aufsucht um dir etwas über Kuromarus Absichten zu sagen, obwohl du diese ohnehin schon kanntest?" "Das hat keinerlei Bedeutung." "Für mich aber schon! Weich mir nicht aus! Ich will das jetzt ein für allemal klarstellen!" Aber alles Rufen schien Sesshoumaru dennoch nicht davon abzuhalten, sich nun vom Ort des Geschehens zu entfernen. "Jetzt geh nicht einfach so weg! Bleib gefälligst stehen und hör mir zu!", rief Kimie, nun deutlich mit einem Unterton von Wut in der Stimme. Tatsächlich blieb Sesshoumaru nun kurz stehen, ohne sich aber zu dem Mädchen umzudrehen. "Warum regst du dich überhaupt so auf?", fragte er ruhig, aber doch mit einer gewissen Kühle in der Stimme. "Im Grunde können dir die Gründe für mein Tun doch auch völlig gleichgültig sein." "Das sind sie aber nicht!", erwiderte Kimie energisch. "Und der Grund dafür ist ganz einfach: Ich habe mich nämlich in dich verliebt!" Es folgte ein schier endloser Augenblick der Stille. Es wehte ein leichter Wind auf, der vereinzelte Blätter vom Boden aufwirbelte und diese mit sich fort trug. >Oh, Gott... Was... Was habe ich gesagt...?< Kimie wagte kaum, sich von der Stelle zu bewegen. Wie versteinert stand sie auf der Stelle, den Blick starr auf Sesshoumaru, der weiterhin mit dem Rücken zu ihr stand, gerichtet. Was mochte er nun wohl denken? Würde er jetzt etwas dazu sagen? Endlich zeigte der Youkai eine Reaktion, die den Anschein machte, dass er sich zu dem Mädchen umdrehen wollte. Kimie ging daraufhin einen Schritt zurück, dann noch einen. Letztendlich wandte sie sich von Sesshoumaru ab und lief weg, noch ehe er sich vollends zu ihr umgedreht hatte. Es war ihr egal gewesen, wohin sie lief, sie wollte nur weg. Wollte er wirklich etwas sagen? Kimie wusste es nicht. Sie wollte es auch irgendwie gar nicht wissen. Alles war in diesem Moment ziemlich außer Kontrolle geraten. Warum hatte sie auch ausgerechnet jetzt damit angefangen? Sie konnte es sich nicht erklären, aber es war in diesem Moment einfach so über sie gekommen. Wie auf der Flucht vor einer großen Gefahr lief Kimie ziellos durch den Wald, bis sie schließlich auf einer Lichtung ankam. Völlig außer Atem musste sie erst mal nach Luft schnappen. Sie traute sich nicht einmal, sich umzudrehen, um nachzusehen, ob Sesshoumaru ihr eventuell gefolgt war. Aber warum hätte er das überhaupt tun sollen? Vielleicht höchstens, um sich noch mal zu vergewissern, ob sie sich wirklich dazu erdreistet hatte, gerade ihm, einen Youkai, etwas derartiges so direkt zu sagen. Jetzt konnte Kimie ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Sie wollte es nicht soweit kommen lassen und schon gar nicht, wollte sie Sesshoumaru das sagen, was sie fühlte. Aber jetzt hatte sie es doch getan und wusste nicht, was sie nun tun sollte. Sie bemerkte nicht mal, dass sich ihr nun eine Person langsam von hinten näherte. "Kimie-chan! Ich habe dich schon gesucht. Inu Yasha und ich haben gemerkt, dass du vorhin weggegangen bist, deswegen bin ich dir gefolgt. Zuerst wollte ich das ja nicht, aber als du nicht wieder zurückgekommen bist, haben wir uns doch Sorgen gemacht." Als sie die Stimme von Ashitaka erkannte, drehte sich Kimie zu ihm um. Dem Youkai fiel sofort auf, dass das Mädchen kreuzunglücklich war. "Was ist mit dir? Hast du geweint?", fragte Ashitaka vorsichtig als er auf Kimies Gesicht die leichten Spuren von Tränen und auch einen schwachen salzigen Geruch von diesen wahrnahm. Vorsichtig kam er näher bis er nur noch etwa zwei Meter vor ihr stand. "Was ist denn passiert?" Kimie antwortete nicht sofort, sondern senkte erst mal nur schweigend den Blick, als sie dann aber doch auf ihn zustürzte. "Ashitaka...!" Kimie konnte im Moment nicht anders, als sich einfach nur Halt an dem Youkai zu suchen und vergrub ihr Gesicht in seinem Kimono. Ashitaka, der ja eigentlich mehr ein unbeschwerter und sehr spontaner Zeitgenosse war, fühlte sich nun zum ersten Mal in seinem leben wirklich irritiert und eine Spur weit hilflos. "Was... Was ist denn los?", fragte er und schaute verunsichert auf Kimie herab, die sich noch immer an ihm festhielt. Als sie aber im Moment nur schluchzte und nicht wirklich etwas sagte, ließ er sie sich erstmal etwas ausweinen, ehe er sie bat, ihm zu erzählen, weshalb sie so fertig war. Das tat Kimie dann auch und nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, schilderte sie Ashitaka, was vorgefallen war. Einen Moment lang herrschte Stille. Aber schließlich brach Ashitaka das Schweigen der beiden: "Du hast es ihm also gesagt." Etwas verwirrt über diese ruhige Erwiderung des Youkai schaute Kimie zu ihm hoch. "Das klingt ja fast so, als hättest du es schon gewusst." "Gewusst nicht, aber geahnt. Ich habe mitbekommen, wie du ihn angesehen hast und so." Ein leises Seufzen entwich Kimie. "Großartig... Jetzt ist wohl endgültig Feierabend. Ich kann ihm doch nie mehr unter die Augen treten." "Hat Sesshoumaru denn noch irgendetwas gesagt, nachdem du ihm alles gestanden hast?" Das Mädchen schüttelt leicht den Kopf. "Ich bin weggelaufen, kurz nachdem ich es ihm gesagt habe." "Also weißt du doch gar nicht, was er darüber denkt." "Aber ich kann es mir vorstellen..." Kimie kehrte Ashitaka den Rücken zu und entfernte sich etwa zwei Schritte von ihm. Der Youkai lächelte leicht und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Jetzt lass euch beiden doch etwas Zeit, darüber nachzudenken. Sesshoumaru wird dich schon nicht fressen, nur weil du ihm die Wahrheit gesagt hast." "Nein, aber lustig machen wird er sich wohl darüber. Ich meine, ein gewöhnliches Menschenmädchen verliebt sich in einen Youkai, der noch dazu der Herr der westlichen Länder ist. Das klingt doch geradezu nach einer schlechten Seifenoper." Ashitaka zog leicht verwirrt eine Augenbraue hoch. "Was für ein Opa?" Aber Kimie schüttelte daraufhin nur den Kopf und winkte ab. "Vergiss es. Ist nicht so wichtig." Ziemlich niedergeschlagen richtete Kimie ihren Blick zu Boden. Sie hatte beim besten Willen keine Ahnung, was sie jetzt am besten tun sollte. Wie sollte sie sich nur verhalten? Ashitaka beobachtete das Mädchen eine Weile etwas besorgt, versuchte dann aber, es wieder aufzumuntern. "Jetzt sei doch nicht mehr so niedergeschlagen. Verliebt zu sein, ist doch eigentlich etwas sehr Schönes. Du konntest ja nicht ahnen, dass es so weit kommen würde. Oder bereust du es deswegen etwa, Sesshoumaru begegnet zu sein?" Auf diese Frage hin schüttelte Kimie leicht den Kopf. "Nein, eher im Gegenteil. Obwohl ich eine Zeit lang versucht habe, ihm genau aus diesem Grund aus den Weg zu gehen. Aber ich habe es nicht geschafft. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht." Erneut kam ein Lächeln auf Ashitakas Lippen. "Dann scheint dieser Punkt ja schon mal geklärt zu sein. Interessiert es dich denn dann nicht, was Sesshoumaru darüber denkt? Und bitte lass deine Spekulationen diesmal aus dem Spiel!" "Na ja... Doch, schon... Aber..." "Kein Aber! Lass dich nicht so hängen! Ich schlage vor, du fragst ihn einfach mal, um dir Klarheit zu verschaffen. Und dann haben auch diese ganzen Vermutungen ein Ende und du hast die Gewissheit. Okay?" Ashitaka legte eine Hand an Kimies Wange und wischte die Spuren ihrer Tränen weg. "Und? Wie sieht's aus? Nimmst du dir meinen Vorschlag zu Herzen?" Als er sie so aufmunternd anlächelte, konnte auch Kimie sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Ja. Danke", flüsterte sie doch mit einem gewissen Gefühl von Erleichterung. Ashitaka hatte Recht. Nur herumzusitzen und Trübsal zu blasen würde ihr nicht helfen. Egal, wie Sesshoumaru über all das dachte, sie würde ihn fragen und sich Klarheit verschaffen. Plötzlich richtete sich Ashitakas Blick jedoch zur Seite. Noch immer die Hand an Kimies Wange gelegt, erblickte er nun Sesshoumaru, der einige Meter von den beiden entfernt neben einem Baum stand. "Sesshoumaru." Ashitaka ließ wieder von Kimie ab. Sie wiederum erblickte nun ebenfalls zu Sesshoumaru, der aber sogleich kehrt machte und ohne ein Wort zu sagen wieder ging. Aber etwas an seinem Blick war merkwürdig gewesen. "Was hat er?", fragte sich Kimie etwas irritiert. "Er wirkte irgendwie wütend." "Ich kann mir schon denken, woran das liegt", erwiderte Ashitaka und stand auf. "Ich werde ihm nachgehen und du, Kimie-chan, gehst besser wieder zu den anderen zurück." Er deutete in die Richtung, in die das Mädchen gehen sollte, um sicher wieder ins Lager zurückzukommen. Kimie nickte einverstanden. Anschließend machte sich Ashitaka daran, Sesshoumaru zu folgen, noch eine Weile beobachtet von Kimie, ehe diese sich nachdenklich und zunächst auch etwas zögerlich auf den Weg machte. Sesshoumaru wusste nicht genau, weshalb er Kimie überhaupt gefolgt war und vor allem, warum er so plötzlich wieder gegangen war, nachdem er sie zusammen mit Ashitaka gesehen hatte. Aber dieses Bild, wie sein Cousin seine Hand an das Gesicht des Mädchens gelegt hatte, hatte ihm sehr missfallen und auch auf eine gewisse Weise wütend gemacht. Er hatte zwar nicht mitbekommen, über was die beiden geredet hatten, weil er sich erst spät dazu entschieden hatte, dem Mädchen nachzugehen, aber das war Sesshoumaru egal gewesen. Allerdings war es nicht nur das gewesen, was ihn im Moment zugegebenermaßen etwas irritierte. Dieses Mädchen hatte ihm doch wirklich gesagt, das es in ihn verliebt war! Aber was sollte er selbst davon halten? Es erstaunte ihn, dass er sich gar seine Gedanken darum machte. Es konnte ihm doch eigentlich egal sein. "Sesshoumaru! Warte einen Moment!" Die Stimme Ashitakas ließ Sesshoumaru nun in seiner Bewegung inne halten. Er konnte genau hören, wie der Jüngere sich ihm nun langsam näherte, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. "Was willst du, Ashitaka?", fragte Sesshoumaru kalt. "Mit dir reden", erwiderte Ashitaka ruhig und gefasst, als er seinen Cousin erreicht hatte. Der Jüngere hielt zwischen ihnen jedoch einen Abstand von etwa vier Metern ein. "Ich glaube nämlich, du verstehst da etwas falsch." Sesshoumaru zog eine Augenbraue hoch, schaute seinen Gesprächspartner aber noch immer nicht an. "Gab es denn etwas falsch zu verstehen? Mal abgesehen davon ist es mir gleich, was du treibst", meinte er nur mit herablassendem Unterton und war nicht wirklich auf die folgende Erwiderung des anderen gefasst gewesen. "Jetzt tu nicht so! Gib es doch zu, du bist eifersüchtig!", kam es nämlich plötzlich wie aus der Pistole geschossen von Ashitaka, woraufhin Sesshoumaru sich doch noch zu ihm umwandte. Im ersten Moment glaubte er, er habe sich gründlich verhört. "Wie bitte?!" "Du hast mich schon richtig verstanden! Du bist eifersüchtig! Und zwar auf mich!", antwortete Ashitaka betont, ohne auch nur das kleinste Anzeichen von Zweifel zu zeigen. Es war zwar nur für einen kurzen Moment, aber es schien dennoch so zu gewesen zu sein, dass Sesshoumarus Gesicht doch für den Bruchteil einer Sekunde einen sichtlich ungläubigen und auch entrüsteten Ausdruck angenommen hatte. Ziemlich schnell hatte er sich jedoch wieder gefangen und sprach im üblichen Ton weiter: "Deine Fantasie schlägt ziemlich große Wellen, Ashitaka. Aber das war bei dir ja schon immer so gewesen. Warum sollte ich gerade auf dich eifersüchtig sein? Als ob ich das nötig hätte." Ashitaka verschränkte die Arme vor der Brust. Wieder sprach er ganz direkt und ohne scheu seinen Gedanken aus, wenngleich mit äußerst ernstem Unterton: "Das sieht doch ein Blinder! Du denkst, ich habe was mit Kimie-chan vor." Ein leichtes herablassendes Lächeln kam nun auf Sesshoumarus Lippen zum Vorschein. Es schien, als würde er Ashitaka nicht wirklich ernst nehmen wollen. "Als ob ich mich dafür interessieren würde, ob du was mit einem sterblichen Mädchen zu schaffen hast. Aber nur mal angenommen, deine absurde Behauptung entspräche der Wahrheit, hätte ich dann einen Grund zur Eifersucht?" Daraufhin nahm Ashitakas Gesicht einen leicht herausfordernden Ausdruck an. "Vielleicht", antwortete er geheimnisvoll, als lege er es bewusst auf eine offene Auseinandersetzung mit seinem Cousin an. Dieser legte seine scheinbar gleichgültige Fassade abrupt ab und bedachte den Jüngeren mit einem eiskalten Blick. "Ich warne dich, Ashitaka!", knurrte Sesshoumaru bedrohlich. "Solltest du es darauf anlegen, mich herauszufordern, dann kann ich dir schon von vornherein sagen, dass du das nicht überleben wirst!" "Also hatte ich doch Recht!", meinte Ashitaka überzeugt und ohne sich von der klaren Drohung seines Cousins einschüchtern zu lassen, wenngleich der Jüngere wusste, dass dies keine leere Drohung gewesen war. Sicher, sie stammten aus der selben Familie, dennoch würde Sesshoumaru unter Umständen nicht zögern, Ashitaka zu töten, würde dies die Situation erfordern. Die letzte Aussage des Jüngeren gab Sesshoumaru aber doch zu denken. Was bezweckte Ashitaka mit alldem? "Ich wollte herausfinden, was wirklich mit dir los ist, Sesshoumaru", meinte Ashitaka schließlich wieder ruhiger. "Und deine Reaktion hat mich in meiner Vermutung bestätigt. Jetzt bin ich mir hundertprozentig sicher." "Wovon redest du eigentlich?" Sesshoumaru wusste zwar schon immer, dass Ashitaka anders war, als die meisten anderen Mitglieder seiner Familie, aber sein momentanes Verhalten gab ihm doch mehr zu denken, als es sonst der Fall war. Ashitaka richtete auf die Frage des Älteren hin den Blick zum nachtblauen Himmel hinauf. Ein leichter Wind kam auf und ließ das weiß-silberne Haar der beiden Inu-Youkai sanft aufwehen. Mit sich trug die Brise den schwachen Geruch von Gras und vereinzelten Blumen. Aber der Wind verriet auch, dass es wohl bald zu regnen anfangen würde. Vereinzelt bedeckten auch schon einige dunkle Wolken die Sterne am Himmel. "Soll ich dir die Wahrheit sagen, warum ich die westlichen Länder wirklich verlassen habe?", fragte Ashitaka plötzlich, woraufhin Sesshoumaru aufhorchte. "Ich wollte stärker werden", fuhr der Jüngere fort. "Bei uns zu Hause hatte ich nicht das Gefühl, als könnte ich das erreichen. Irgendwie hatte ich immer den Eindruck, du würdest in mir keinen würdigen Gegner sehen und das wollte ich ändern. Ich wollte stärker werden, um somit wenigstens ansatzweise ein Gegner für dich sein zu können." Sesshoumaru bedachte Ashitaka mit einem leicht skeptischen Blick. Sollte das etwa eine indirekte Herausforderung sein? Nun schaute Ashitaka ihn wieder direkt an. Sein Blick war ernst, hatte aber auch was geheimnisvolles. "Sesshoumaru, ich habe in der Vergangenheit immer zu dir aufgesehen. Ich wollte unbedingt so werden wie du. Ich wollte auch so stark und selbstbewusst sein. Aber in einer Hinsicht wollte ich dir nie nacheifern." Ohne etwas darauf zu erwidern, hörte der Ältere denn Worten seines Gegenübers zu. "Du solltest etwas offener mit deinen Gefühlen umgehen und auch welche zulassen. Das wäre in mancher Hinsicht bestimmt besser." Als dieser Satz gefallen war, bedachte Sesshoumaru Ashitaka nur mit einem herablassenden Blick von der Seite. "Von welchen Gefühlen redest du bitte?", fragte er gleichgültig. "Da gibt es nichts, worüber es sich lohnen würde, seine Gedanken zu verschwenden." "Hm." Ashitakas Blick nahm nun einen prüfenden Ausdruck an. "Sesshoumaru, ich weiß, dass du es nicht ausstehen kannst, wenn andere dir Vorträge halten. Auch bin ich bestimmt nicht der Richtige, um jetzt mit so was anzufangen, aber ich möchte dich dennoch gerne noch etwas fragen. Fürchtest du dich vielleicht?" Jetzt glaubte Sesshoumaru erst recht, dass mit seinen Ohren etwas nicht stimmte. Dass ihn tatsächlich mal jemand so direkt fragen würde, ob er Angst hätte oder sich fürchten würde, hätte er nicht erwartet. Seine Entrüstung verbergend, erwiderte er nur kalt: "Fürchten?! Wovor sollte ich mich denn fürchten? Ich habe keine Angst, vor nichts und niemandem!" Aber ohne sich diesmal dazu zu äußern, machte Ashitaka nun kehrt und ging wortlos davon. Sesshoumaru folgte ihm nicht und ließ ihn ziehen. "Fürchten... Tse!" Diese Dreistigkeit eine solche Frage an ihn zu richten, grenzte schon an eine Beleidigung. Eigentlich hätte Ashitaka dafür eine angemessene Quittung verdient, aber etwas in Sesshoumaru hinderte ihn daran, seinen Cousin ins Gebet zu nehmen. Doch was war der Grund dafür? Konnte es etwa sein, dass Sesshoumaru sich doch mehr Gedanken um die Aussagen des Jüngeren machte, als er es eigentlich tun wollte? "So ein Unsinn!", sagte Sesshoumaru schließlich zu sich selbst, ehe er sich wieder auf den Weg machte. "Sesshoumaru, du machst es einem wirklich nicht gerade leicht..." Ashitaka ging gemächlich durch das kleine Wäldchen, bis er wieder zu der kleinen Lichtung kam, wo er zuvor mit Kimie gewesen war. Sehr schnell bemerkte er aber, dass er nicht allein war. "Wer ist da?! Zeig dich!" Doch es geschah nichts. Misstrauisch ließ Ashitaka seinen Blick langsam und aufmerksam schweifen, als ihm der Wind einen bekannten Geruch in die Nase trug. "Ich kenne diesen Geruch", sagte der junge Inu-Youkai leise zu sich selbst und ahnte bereits, dass das, was nun kommen könnte, kein Sonntagnachmittagsspaziergang werden würde. Und seine Vermutung schien sich zu bestätigen, als er nun eine bekannte Stimme sagen hörte: "Sieh an, sieh an! Wen haben wir denn hier? Wenn das nicht der vorlaute Cousin von unserem werten Sesshoumaru ist." Ashitaka richtete seinen Blick zu den Büschen, hinter denen nun Kuromaru zum Vorschein kam. Ein triumphierendes Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. "Also habe ich doch richtig vermutet", meinte Ashitaka als er sich seinem Gegenüber zuwandte. "Was willst du hier?" "Als ob du das nicht wüsstest", erwiderte Kuromaru und zog sein Schwert. Mit der schwarzen Klinge deutete er genau auf den jungen Inu-Youkai. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich auch noch um dich kümmern werde. Und ich pflege, meine Versprechen zu halten." "Genauer gesagt meintest du, du würdest mich in meine Einzelteile zerlegen", fügte Ashitaka der Aussage noch hinzu. Kuromaru lachte kurz auf und schulterte sein Schwert. "Du legst es wohl regelrecht darauf an, von mir ins Jenseits befördert zu werden, wie mir scheint." "Nein, danke!", erwiderte Ashitaka und zog nun ebenfalls sein Schwert. "Eigentlich wollte ich noch etwas länger leben, wenn du gestattest und nichts dagegen einzuwenden hast." Auch, wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, so wusste Ashitaka dennoch, dass er wohl nicht wirklich eine Chance gegen Kuromaru hatte. Dieser war schließlich in etwa so stark wie Sesshoumaru und auch an diesen reichten Ashitakas Kräfte nicht heran. An Flucht war nicht zu denken und hätte ohnehin nichts gebracht. Ashitaka konnte im Moment nichts anderes tun, als sich zu verteidigen, so gut es eben ging. "Und ob ich was dagegen habe!", rief Kuromaru plötzlich aus und schoss geradewegs auf seinen Gegner zu. Die Klingen der beiden Schwerter krachten aufeinander, als Ashitaka den Angriff abwehrte. "Genieße die letzten Sekunden deines Daseins", sagte Narakus Abkömmling mit einem fiesen Lächeln im Gesicht. "Schade nur, dass du dich nicht mehr von deinen Freunden verabschieden kannst." Mit einem kräftigen Stoß warf Kuromaru Ashitaka zurück, doch dieser hielt weiterhin den Attacken des anderen stand. Einem Schlag mit dem feindlichen Schwert entging der Inu-Youkai mit einem gekonnten Sprung. "Gar nicht mal so übel, aber damit zögerst du dein Ende nur noch etwas hinaus", meinte Kuromaru überzeugt und hob seine linke Hand. Diese glühte in einem eigenartigen grünlichen Licht auf, ehe er erneut auf Ashitaka zustürmte. Zur Verteidigung hob dieser sein Schwert abwehrend in die Höhe, als Kuromaru aber das rechte Handgelenk des Inu-Youkai packte. Sofort spürte Ashitaka dieses gemeine Brennen an der Stelle, wo Kuromarus Griff ihn festhielt. "Ich sagte doch, ich zerlege dich in deine Einzelteile. Fangen wir doch einfach mal mit deinem Handgelenk an!", sagte Kuromaru höchst amüsiert und mit dem Blick auf Ashitakas schmerzverzerrtes Gesicht gerichtet. Doch während sein Handgelenk drohte, sich allmählich unter Kuromarus Gift aufzulösen, griff Ashitaka seinen Gegner mit der freien Hand an und schlug mit seinen Krallen direkt in die Richtung von dessen Gesicht. Tatsächlich erwischte er ihn und hinterließ fünf blutige Striemen in Kuromarus Gesicht, genauer gesagt auf der echten Wange. Kuromaru ließ Ashitaka nach diesem Angriff los und sprang zunächst einige Meter von ihm weg. "Du kleine Ratte!", knurrte er bedrohlich, während ihm das Blut am Gesicht hinunterlief. "Na ja, sieh es doch mal positiv: Die Striemen ergänzen dein blindes Auge doch ganz hervorragend!", erwiderte Ashitaka, dessen rechte Hand durch den Giftangriff einiges abbekommen hatte, sarkastisch. Kuromaru warf ihm einen eiskalten Blick zu. "Ich werde dir deine frechen Sprüche schon noch austreiben! Du sollst vor mir auf dem Boden liegen und um Gnade winseln!" "Tse! Darauf kannst du lange warten! Bevor ich dir diesen Gefallen tue, lasse ich mich lieber bei lebendigem Leib von dir in kleine Streifen schneiden!", erwiderte Ashitaka betont und mit einem entschlossenen und kampfbereiten Lächeln. "Pah! Wenn du dich da mal nicht täuschst!", meinte sein Gegner herablassend. "Aber den Gefallen kann ich dir dennoch gerne tun. Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du um den Tod betteln!" Und wieder griff Kuromaru an, diesmal mit der emporgehobenen Klinge seines Schwertes. Ashitaka wich dem drohenden Schlag aus und konterte mit einem Angriff, ähnlich der Attacke von Sesshoumarus Lichtpeitsche. Der junge Inu-Youkai ließ mit seiner unverletzten linken Hand nun ebenfalls eine Art Energiepeitsche erscheinen, die er gegen das Schwert seines Gegners richtete. Wie ein Seil wickelte sich die Peitsche um die Waffe und machte es Ashitaka somit möglich, diese Kuromaru zu entreißen. Mit einem kräftigen Ruck riss er das Schwert aus der Hand seines Gegners. Einige Meter entfernt bohrte sich die Klinge in die Erde und blieb in dieser stecken. "So, jetzt kämpfen wir beide ohne Schwerter", sagte Ashitaka, da er aufgrund seiner verletzten, rechten Hand nicht mehr in der Lage gewesen war, sein Schwert ordentlich zu führen. Es hätte ihn jetzt nur behindert. Kuromaru ließ sich durch den Verlust seiner Waffe aber nur minder aus dem Konzept bringen. "Freu dich nicht zu früh, Kleiner! Auch ohne mein Schwert kann ich ohne Probleme mit dir den Boden aufwischen. Mach dich bereit!" Jetzt ging es um Schnelligkeit und Geschick und darum, wer die größere Ausdauer haben würde. Ashitaka hatte aber in Trumpf-Ass im Ärmel, dass ihm einen Vorteil bringen konnte. Doch dazu brauchte er auch etwas Glück. Als sich ihm eine günstige Gelegenheit bot, ritzte er mit einer seiner Krallen hastig ein Symbol in den Stamm eines Baumes. Dann sprang er davon, um Kuromarus Angriff auszuweichen. Jetzt setzte Ashitaka wieder ein Symbol auf eine anderen Baumstamm und dann auf einen großen Felsen. Zuletzt ritzte er es noch in einen liegenden morschen Stamm, einen weiteren Felsen und noch einen Baumstamm. Er machte einen Satz nach hinten und wartete darauf, dass Kuromaru ihn wieder angriff. Das tat dieser auch, allerdings kam er zuerst langsam und gemächlich auf den jungen Inu-Youkai zu. Als er dann aber zum Sprung ansetzte und auf Ashitaka zuschnellen wollte, hob dieser seine Hand. Die Symbole, die er zuvor in sechs verschiedene Objekte in seiner Umgebung geritzt hatte, leuchteten auf, verbanden sich und bildeten einen Kreis. Ausgehend von diesem erstreckte sich nun von selbst eine Lichtsäule in die Höhe, in welcher Kuromaru nun gefangen war. "Interessant. Du kannst also Bannkreise errichten." Kuromaru schaute ruhig um sich. Er hatte nicht die Möglichkeit, sich von selbst aus dem Bannkreis zu befreien, aber er hatte schon einen Plan, wie er das ändern konnte. "Was passiert aber, wenn deine Konzentration nachlässt?" Kuromarus Blick richtete sich nun direkt auf Ashitaka. Die beiden sahen sich genauestens in die Augen, als Ashitaka plötzlich erschrak, als er seine Hand bewegen wollte. >Ich kann... mich nicht mehr bewegen...!?< Der Schock über diese Erkenntnis war so groß, dass Ashitakas Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment der Aufrechterhaltung des Bannkreises abgelenkt war. Jetzt wurde dieser schwächer und für Kuromaru bot sich die Gelegenheit zu einem erneuten Angriff. Blitzschnell schoss er auf Ashitaka zu und hob seine rechte Hand. Noch ehe Ashitaka wusste, wie ihm geschah, stieß sein Gegner ihm diese mitten durch die Brust. "Hm! Diese Runde geht wohl an mich." Kuromaru schaute herablassend auf seinen nunmehr besiegten Gegner. Während Narakus Abkömmling seine Hand wieder aus Ashitakas Körper herauszog, sank dieser zu Boden. Vor Ashitakas Augen verschwamm die Umgebung. Geräusche um sich herum nahm er nur noch wage wahr. "Du... Du verdammter... Ungh..." Ashitakas Stimme versagte als er vorne über auf das Gras, welches sich sofort von seinem Blut rot verfärbte, fiel. Dann rührte er sich nicht mehr. Der Kampf war vorbei… "Was für eine Art zu gehen", sagte Kuromaru ungerührt und leckte einmal über seine Hand, an welcher Ashitakas Blut klebte. "Aber so ist das Leben. Nimm es mir nicht allzu übel, Kleiner." Mit diesen Worten nahm Kuromaru sein Schwert wieder an sich und entfernte sich wieder vom Kampfschauplatz. In einiger Entfernung war Sesshoumaru soeben auf den Weg zurück zu den anderen, als ihn plötzlich dieses eigenartige Gefühl überkam. Es war wie ein Blitz, der durch seinen Kopf schoss und ihn für einen kurzen Moment regelrecht zu lähmen schien, ehe er sich umdrehte und in die Dunkelheit des Waldes, der sich hinter ihm erstreckte, blickte. >Ashitaka...!?< Kurz darauf hörte man in der Ferne ein Donnern und es fielen die ersten Regentropfen durch das Blätterdach der Bäume. Hosted by Animexx e.V. 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