Anfang aller Feindschaft von Lizard (aus den Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 7: Eis und Träume ------------------------- Diesmal ging das Weiterschreiben ganz schnell, weil ich einen großen Teil dieses Kapitels schon hatte und nur noch ausfeilen und zusammenfügen musste. Deswegen kann ich euch schon wieder neues Lesefutter bieten. Zu Kapitel Nummer sieben: Sollte Inu Taisho glauben, dass ihm nach seinem bitteren Sieg endlich wieder Frieden erwartet, wird er bald eines Besseren belehrt werden. Denn seine Feinde haben längst nicht aufgegeben und suchen nun nach einem neuen, vielversprechenderen Mittel den Dämonenfürsten zu brechen. Ausgerechnet in dieser bedrohenden Situation beginnt das äußerst seltsame Verhalten einer Menschenfrau Inu Taisho massiv abzulenken... Enjoy reading! "Was wollt Ihr von uns?" fragte Fuyuko unbehaglich und sah dabei in die kleine bösartig dreinschauende Maske, die wie ein zweites Gesicht auf der Stirn des hämisch grinsenden Drachendämonen klebte. "Die Frage ist wohl eher, was wollt ihr von mir! Vielleicht kann ich euch geben, was ihr begehrt..." "Wir wollen nichts von dir, Drache", unterbrach Koga ihn barsch, "lass uns in Ruhe. Wir haben heute schon genug erlebt." "Wie wahr", kicherte der Drachendämon, seine milde, fast melodisch klingende Stimme passte überhaupt nicht zu seinen grausam wirkenden Zügen: "Inu Taisho hat euch ganz schön zugesetzt, was? Ich muss sagen, ich war selbst ein wenig überrascht, ich hätte nicht gedacht, dass er so mächtig ist. Wir haben ihn wohl alle ein klein wenig unterschätzt." "Was soll das", schimpfte Koga wütend, "was weißt du überhaupt davon? Und was geht dich das alles eigentlich an?" "Hmph, sagen wir es mal so, ich und so einige andere beobachten schon länger mit gewissem Interesse euren kleinen Streit mit den Hunden. Er ist höchst interessant und sehr amüsant." "AMÜSANT?!" Koga schnappte nach Luft: "Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dieser sogenannte kleine Streit hat vielen meiner Kameraden das Leben gekostet und du stehst hier und machst dich darüber lustig. Mag sein, dass du dich für einen starken, tollen Kerl hältst , aber das wird mich nicht davon abhalten dich für deine Beleidigungen windelweich zu schlagen." "Ach, wirklich niedlich", lächelte der Drachendämon, "dein Temperament gefällt mir. Aber du bist so unbeherrscht und dämlich. Warum nutzt du deinen Hass nicht klüger. Es gibt viel effektivere Methoden als einen Frontalangriff." Nun reichte es Koga endgültig. Ohne Rücksicht darauf, dass er dem Drachendämonen eindeutig unterlegen war, wollte er wütend auf ihn losgehen, doch Fuyuko hielt ihn zurück. Die Leitwölfin war seltsam ruhig und ihre Augen wirkten merkwürdig kalt. "Warum wollt Ihr uns helfen? Und was verlangt Ihr als Gegenleistung dafür?" fragte sie. "Hah, zumindest einer von euch scheint noch einigermaßen vernünftig geblieben zu sein und benimmt sich anständig", erwiderte der Drachendämon zufrieden, "ich verlange nichts Besonderes von euch. Ich habe nur eine spezielle Abneigung gegen einen gewissen Dämonenfürsten und fände es eigentlich ganz schön ihn und seine Sippe tot zu sehen. Nebenbei herrscht er über ein nettes Land. Ich glaube, dort würde es mir und den Meinen ganz gut gefallen..." "Also auf Inu Taishos Macht und sein Land seid ihr Drachen aus", meinte Fuyuko, "warum geht ihr nicht einfach und holt es euch. Was für eine Hilfe könnte ich euch noch bei euren Eroberungsgelüsten bieten." "Oh, gegen einen kleinen Eroberungsfeldzug hätte keiner von uns etwas einzuwenden. Aber wie du selbst wohl schmerzlich erfahren musstest, ist das nicht ganz so einfach. Auf solch einem direkten Weg kommt keiner von uns weiter." "Was habt ihr feuerspeienden Ungeheuer dann vor?" mischte sich Koga wieder in das Gespräch ein. Ihm gefiel diese ganze Unterhaltung überhaupt nicht und er wäre lieber schleunigst von hier verschwunden. "Ihr impulsiven Wölfe versteht so wenig von wahrer Macht", höhnte der Drachendämon abfällig, "ihr wisst nicht einmal etwas von der wunderbaren Macht andere zu beeinflussen und zu manipulieren. Nichts wisst ihr. Ihr seid so unerfahren und dumm. Von wahrem Hass, wahrer Rache und wirklicher Genugtuung habt ihr keine Ahnung... Doch wenn ihr wollt, werde ich sie euch zeigen: die wahre Macht den Stolz der Stärksten zu brechen, die Macht eure verhassten Feinde in den Staub zu zwingen und sie zu windenden, jammernden Würmern zu degradieren. Wenn ihr wollt, zeige ich euch, wie ihr Inu Taisho wahrlich vernichten könnt. Ich zeige euch, wie ihr die Seele des angeblich so kaltblütigen, starken Hundefürsten entblößen und zerreißen könnt. Und wie ihr ihm Schmerzen zufügen könnt, die über alles Fassbare hinausgehen. Koga schauderte bei den Worten des Drachendämonen zusammen. Ihm war plötzlich sehr kalt und sein Wunsch davonzulaufen wurde übermächtig. Das hier hatte nichts mit einfacher Rache, mit Wut oder mit der Hoffnung auf Wiedergutmachung zu tun. Was aus der Rede des Drachen sprach, war pure Bosheit, Hass in seiner reinsten Form und eine vollkommene Lust an Grausamkeit. Eine Grausamkeit, die Koga mindestens genauso erschreckte wie es die zerstörerische, unheimliche Kraft von Inu Taishos Schwert getan hatte. Auch Fuyuko war blass geworden und starrte den Drachendämonen wie eingefroren an. Doch dann stahl sich ein kaum wahrnehmbares Glitzern in ihre geweiteten, strahlend grünen Augen. "Zeigt mir diese Macht", flüsterte sie, "zeigt mir die Macht Inu Taisho zu brechen und ich werde alles dafür tun!" * * * * * Zum wahrscheinlich zehnten Mal stand Inu Taisho kurz vor Morgenanbruch auf einer kleinen, felsigen Anhöhe inmitten bewaldeter Hänge und sah auf das zu Füßen der westlichen Berge liegende Gebiet herab. Der Winter hielt das Land in eisernem Griff und wehte winzige, harte Eiskristalle in das Gesicht des Dämonenfürsten. Der beißend kalte Wind machte ihm jedoch wenig aus, Dämonen störten sich meist nicht besonders an Hitze oder Kälte. Anders sah das allerdings für Menschen aus. "Ob sie heute wohl wieder kommen wird? Auch bei diesem eisigen Schneesturm?" fragte Inu Taisho leise in den Wind, der seine kaum hörbaren Worte sofort wieder verwehte. Der Dämon war sich nicht ganz sicher, was er hier überhaupt wollte. In den letzten zwei Monaten war er häufig in die westlichen Berge gekommen. Weitaus häufiger als üblich. Immer wieder zog es ihn in die Nähe des Ortes, wo vor mittlerweile über acht Wochen die vernichtende, letzte Schlacht mit den Wolfsdämonen des Nordens stattgefunden hatte. Zuerst war es reine Besorgnis oder vielleicht auch ein Schuldgefühl gewesen, das Inu Taisho immer wieder dorthin trieb. Er wollte sich einfach versichern, dass es den Menschen, die in der Gegend lebten, wieder gut ging, nachdem auf so schreckliche Weise ihre Lebensgrundlage zerstört worden war. Zumindest glaubte er das. Erstaunlicherweise kamen die Menschen mit der Katastrophe recht gut zurecht. Wie zähe kleine Ameisen bauten sie ihre Stadt und ihr Leben wieder auf. Es überraschte Inu Taisho immer wieder wie ausdauernd diese an sich recht schwachen Wesen waren. Sie besaßen viel Hoffnung und einen enormen Lebenswillen, wodurch sie sich einfach nicht unterkriegen ließen. So schwach und doch so stark, es war faszinierend. Am faszinierendsten an all dem war jedoch eine junge Menschenfrau. Als Inu Taisho das erste Mal, fünf Tage nach der zerstörerischen Schlacht, erneut in die westlichen Berge gekommen war, hatte er dieses Menschenmädchen schon fast wieder vergessen gehabt. Sein Ziel waren die Höhlen von Chugos Wolfsrudel, das ebenfalls in den westlichen Bergen lebte. Chugo hatte sich zwar in dem Krieg mit Fuyuko neutral verhalten, hatte aber auch einige seiner Gefolgsleute verloren, die der Leitwölfin aus dem Norden gefolgt waren. Inu Taisho wollte nicht, dass sich daran wieder ein neuer Konflikt entzündete und traf sich mit dem alten Leitwolf des Westens, um den Frieden zu sichern und neue Bündnisse zu schließen. Seine Friedensverhandlungen waren erfreulicherweise sehr gut verlaufen, auch wenn dabei sicher eine gehörige Portion Angst mit im Spiel gewesen war. Dem Dämonenfürsten war durchaus bewusst, dass viele der Wolfsdämonen vor allem daher sehr versöhnungsbereit gewesen waren, weil sie sich fürchteten. Sie hatten Furcht vor Inu Taisho und vor seinem höllischen Schwert. Schließlich hatten sie fast hautnah miterlebt, zu was er fähig war. Eine Erkenntnis, die für einen großen Teil der Wölfe im Norden zu spät gekommen war. Eine friedliche Basis auf Angst aufzubauen, war zwar nicht gerade das, was sich Inu Taisho wünschte, aber es war zumindest ein Anfang und auf jeden Fall besser als neuer Streit. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Friedensbemühungen war der Dämonenfürst am frühen Morgen noch ein wenig in den bewaldeten Berghängen umher gestreift, um seine Gedanken zu ordnen. Er liebte solche einsamen Streifzüge, eine Eigenschaft, die er mit seinem Sohn gemeinsam hatte. Ob es nun Zufall war oder nicht, aber dieser Streifzug führte ihn ausgerechnet an den Ort, an dem er vor fünf Tagen kurz nach der Schlacht über Sesshomaru gewacht hatte und dieses merkwürdige Menschenmädchen getroffen hatte. Und ob auch das Zufall war oder nicht, war sie wieder da! Als Inu Taisho sie sah, glaubte er zunächst sich zu täuschen. Aber der Geruch bewies es eindeutig, es war haargenau das gleiche Mädchen mit den obsidianschwarzen Augen und dem liebevollen, sanften Gesicht, das behauptet hatte ihn niemals vergessen zu können. Das Mädchen mit dem Namen Izayoi. Sie saß zu Füßen eines großen Baums, genau an der Stelle, an der Sesshomaru für knapp eine Stunde bewusstlos gelegen hatte, und kämmte sich ihre überlangen, schwarzen Haare. Inu Taisho verbarg sich lautlos auf einem Baum, ohne dass sie ihn bemerken konnte, und beobachtete sie. Sie sang leise vor sich hin und schien zu träumen. Warum war sie hier? Er konnte es nicht verstehen, doch es faszinierte ihn. Weitere zehn Tage später, zur selben frühen Tageszeit, verschlug es Inu Taisho erneut in die Waldhänge der westlichen Berge. Wieder suchte er den Ort auf, an dem er Izayoi gesehen hatte, wieder war sie da und wieder sah er ihr heimlich zu. Genau wie nochmals zehn Tage später. Sie schien jeden Tag für ein, zwei Morgenstunden dorthin zu gehen, sich unter den großen Baum zu setzen und ihren Träumen nachzuhängen. Tag für Tag, selbst jetzt im Winter, gleichgültig wie unangenehm das Wetter war. Warum tat sie das? Es war einfach nicht zu begreifen, doch irgendwie gefiel es ihm. Nun stand Inu Taisho wieder in den Waldhängen der westlichen Berge und sah ungeduldig in den Himmel. Der Morgen brach an. Es war Zeit, ihre Zeit... Neugierig musterte der Dämonenfürst das sich unter ihm ausbreitende Land. Sein Blick richtete sich auf die kleine, halb wieder aufgebaute Stadt zu Füßen der Berge und verweilte an einem, kleinen Tor, das zu einem Schlossgebäude führte. Tatsächlich, dort war sie wieder! Tief eingehüllt in dicke Umhänge trat eine junge Frau aus dem Tor, verließ die Stadt und kämpfte sich mühsam durch den Schnee die Berghänge hinauf. Inu Taisho verließ seinen gut versteckten Aussichtspunkt und zog sich in die verschneiten Berghänge zurück. Kurz darauf erreichte er einen bereits wohl bekannten Ort und setzte sich auf die Zweige eines ebenso vertrauten, gut verbergenden Baums. Er musste diesmal länger als gewohnt warten, der Schneesturm machte der Erwarteten offensichtlich zu schaffen. Aber er hielt sie dennoch nicht ab. Schwer atmend und erschöpft erreichte Izayoi den Ort. Mühselig stapfte sie durch den Schnee und hockte sich dann seufzend vor einem mächtigen Baum nieder. Mit steifen, kalten Fingern berührte sie die raue Rinde des Baums, lehnte sich gegen den Stamm und schloss die Augen. Nun war sie glücklich. Wie jedes Mal, wenn sie diesen Ort erreichte. Nichts ließ sich mit dieser heimlichen, kleinen Freude vergleichen, die sie immer wieder überfiel, wenn sie hier war. Dieses kleine Glücksgefühl trieb sie jeden Tag erneut aus der Geborgenheit ihres Zuhauses hinaus in die Berghänge zu diesem Ort. Izayoi wusste nicht, warum das so war. Sie wusste nicht, was sie immer wieder an diesen Ort zog, unabänderlich wie ein Magnet. Doch seitdem sie vor vielen, vielen Tagen das erste Mal an einem Tag des Schreckens einem weißhaarigen Dämonen hierher gefolgt war, rief es sie immer wieder her. Und sie fand keine Ruhe bis sie den Ort erreicht hatte, an dem ihr Traum wahr geworden war. Der Ort, an dem sie IHN wieder gesehen hatte. Sie konnte ihn einfach nicht vergessen. Immer wieder sah sie ihn vor sich: wie er hier zu Füßen des Baumes saß, an der Seite seines schönen, schlafenden Sohnes und schützend mit goldglänzenden Augen auf diesen herabblickte. Dieses Bild verfolgte sie, wohin sie auch ging, woran sie auch dachte. Sie sah es in ihren Träumen, sie sah es, wenn sie am Morgen die Augen aufschlug und aus dem Fenster sah. Überall nur sah sie ihn. Lag es daran, dass er ein Dämon war? Hatte er sie verhext, hatte er sie schon damals verzaubert, als er sie als kleines Mädchen mit auf sein Schloss genommen hatte? Doch, wenn er das getan hatte, warum war er dann nicht hier, warum sah sie ihn nicht wieder? Wollte er sie quälen? Hatten Dämonen Spaß daran junge Mädchen zu verzaubern und sie dann damit zu peinigen? Was bezauberte sie denn eigentlich so an ihm? Sicher er war schön und anziehend, aber das waren andere Männer auch. Vielleicht zog seine Mischung aus Schönheit und Gefährlichkeit sie an, doch es gab sicher auch Menschen, die gefährlich waren wie er. War es sein zeitloses Alter? Wie alt mochte er wohl sein? Jahrzehnte, Jahrhunderte oder noch mehr? "So wunderschön und so unerreichbar wie die Sterne", flüsterte Izayoi und eine winzige Träne rollte ihre Wange herab, "wenn ich ihn doch nur ein einziges Mal wieder sehen könnte. Ich würde sterben dafür, nur einmal noch in seinen goldenen Augen ertrinken zu dürfen, einmal noch seine Stimme hören zu können..." Ruckartig stieß sich Izayoi schließlich von dem Baum ab und stand auf. Sie war völlig durchfroren. Vorsichtig trat sie auf der Stelle herum, um ihre tauben, steifen Füße wieder etwas aufzuwärmen und rieb ihre Hände. Dann drehte sie sich um, um sich auf den Nachhauseweg zu machen. Kaum hatte sie sich umgedreht, stockte ihr der Atem und das Blut in ihren Adern gefror zu Eis. Gleichzeitig wurde ihr so heiß als würde sie nicht in Schnee, sondern flüssiger Lava stehen. Nur wenige Schritte vor ihr stand jemand. Seine hellgewandete Gestalt verschwamm fast im stürmischen Schneetreiben und sein wehendes Haar spielte unruhig mit den Schneeflocken im Wind. Ruhig und ausdruckslos sah er ihr entgegen und sofort versank Izayoi in seinen Augen. Sie wollte etwas sagen, doch jedes Wort erstickte bevor sie es aussprechen konnte. Zitternd brach sie in die Knie und starrte unverwandt in das dunkle Gold seines Blicks. Dann umrauschten tausend Farben sie, Schwärze umhüllte sie und sie sank wie leblos zu Boden. * * * * * "Aaaah, dieser Scheißschnee, dieser Scheißwind, dieser Scheißberg und dieser Scheißwinter... und überhaupt, was soll der ganze Scheiß?! Wieso habe ich mich bloß von Ginta zu diesem absolut bescheuerten Schwachsinn überreden lassen... der tickt doch nicht mehr richtig?!" Leise vor sich hin grummelnd stapfte ein junger Wolfsdämon mit einer schneeverkrusteten Irokesenfrisur mühevoll durch den Schnee und versuchte vergeblich seine Augen vor dem kalt beißenden Wind zu schützen. Ihm voraus kämpfte sich ein weiterer, noch jüngerer Wolfsdämon einen kleinen verschneiten Berg hinauf. Er war ebenfalls erschöpft, schien aber weitaus motivierter als sein nachfolgender Kumpan zu sein. Nach einigen Stunden hatten die beiden Wolfsdämonen den Berg überquert und gelangten nun in einen dichten, schützenden Wald. In der Nähe rauschte ein Fluss, der seit etwa zwei Monaten einen völlig anderen Verlauf hatte und dadurch die gesamte Landschaft zu Fuße der westlichen Berge verändert hatte. Der Flussverlauf war nicht das einzige, was sich an der hiesigen Landschaft vor acht Wochen verändert hatte, aber darüber dachten die Wolfsdämonen meist lieber nicht nach. Es waren nicht gerade angenehme Erinnerungen, was das betraf. "Hier ist der Ort, Haggaku", rief der vorangehende Wolfsdämon aufgeregt, als die Zwei eine winzige Lichtung nahe des Flussufers und mitten im Wald erreichten: "Jetzt wirst du gleich sehen, dass ich recht habe!" Fiebrig suchte der Wolfsdämon auf der Lichtung herum und wühlte wild im Schnee. Nach einiger Zeit erregten Suchens hielt er schließlich triumphierend einen steifgefrorenen Gegenstand aus Leder in die Höhe. "Siehst du, das ist der Armschoner von Koga. Glaubst du mir jetzt, dass er noch am Leben ist?" "Ach Ginta", seufzte der Angesprochene, "das ist doch völliger Quatsch. Was beweist so ein Ding denn schon. Woher willst du überhaupt wissen, dass das von Koga ist? Man riecht doch überhaupt nix mehr." "Du bist echt blöde", erwiderte Ginta ungeduldig und zeigte eindringlich auf das Lederteil in seinen Händen, "schau dir mal diese feine Stickerei darauf an. Das ist eindeutig Aois, Kogas Mutter, Werk! Wie viele Wolfsdämonen beherrschen sonst noch das Besticken von Leder, häh?! Welcher Dämon macht sonst noch so was? Also, ich würde sagen keiner. Und ich weiß noch ganz genau wie Aoi ihm das angefertigt hat. Sie hat es Koga geschenkt, als er damals vom Rudel verbannt wurde, erinnerst du dich nicht mehr?" "Ja, schon", meinte Haggaku unsicher, "aber das muss doch nicht heißen, dass Koga hier gewesen ist. Ich meine, es könnte doch sein, dass es das Ding hierher geschleudert hat, als er... als er... ich meine, der muss von dieser Energiewelle doch regelrecht zerfetzt worden sein..." "Das ist doch gerade der Punkt!" ereiferte Ginta sich. "Von allen, die durch Inu Taisho getötet worden sind, ist nicht einmal ein Krümel übrig geblieben. Jeden, den seine tödliche Schwertkraft getroffen hat, hat sich völlig in Staub aufgelöst. Also bitte, wie kannst du es dir sonst erklären, dass hier noch ein völlig kompletter und heil gebliebener Armschoner von Koga rumliegt? Ich sag dir, er lebt noch!" Schweigend starrten sich die beiden Wolfsdämonen an. "Und was machen wir jetzt?" fragte Haggaku schließlich zögerlich: "Wenn er noch lebt, wo steckt er dann? Das Ganze ist doch schon zwei Monate her. Wenigstens seiner Mutter hätte er doch ein Lebenszeichen von sich geben können." "Wir müssen ihn einfach suchen", fasste Ginta einen Entschluss, "vielleicht versteckt er sich ja irgendwo. Kann ja sein, dass er Angst vor Inu Taisho hat, oder so. Irgendwie stand er Fuyuko ja ziemlich nahe. Die Hundedämonen haben jedenfalls eine Menge Gründe nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein. In seiner Verliebtheit und seinem Stolz hat er sich ja wie ein saudummer Gockel aufgeführt. Und vielleicht schämt er sich ja wegen seiner getöteten Freunde. Das muss ihn echt schwer getroffen haben." "Hm, da könntest du recht haben." Grübelnd legte Haggaku seine Stirn in Falten. Natürlich freute er sich, dass Koga eventuell noch leben könnte. Trotz allem, was geschehen war, war er immer ein guter und treuer Freund gewesen, und sein vermeintlicher Tod hatte Haggaku tief getroffen. Aber trotzdem wusste er nicht, ob Gintas Idee Koga zu suchen, wirklich so gut war. In den letzten sechs Jahren war einfach zuviel geschehen und zwei Monate nach der vernichtenden Schlacht konnte Koga wer weiß wo sein. Eine Suche würde schwierig werden und Haggaku war sich nicht sicher, ob er seinen einstigen Freund überhaupt wieder finden wollte. Die letzten sechs Jahre hatten Koga verändert, die letzten zwei Monate nach der verlorenen Schlacht könnten ihn noch mehr verändert haben. "Also, ich weiß nicht, Ginta. Wenn Koga wirklich noch am Leben ist, sollten wir vielleicht besser warten, ob er nicht von selbst auftaucht. So eine Suche ist doch sinnlos und, wenn Chugo das erfährt, reißt er uns den Kopf ab!" Ginta grinste: "Sag bloß, du hast jetzt plötzlich Angst vor unserem Leitwolf. Dauernd hast du mich in den letzten Jahren mitgeschleift, wenn du dich wieder heimlich mit Koga getroffen hast. Ich habe wahre Todesängste ausgestanden und nur du wolltest dauernd da hin. Also, was ist jetzt? Willst du Koga nicht mehr wieder sehen?" Haggaku zuckte zusammen. "Na gut, also schön. Dann suchen wir eben nach Koga. Mir wird schon was einfallen, mit was wir diesmal den ollen Leitwolf überlisten können. Irgendwie sind wir es Aoi vielleicht auch schuldig. Sie ist so unglücklich seitdem sie vermeintlich ihren Sohn verloren hat. Und ich kann heulende Weiber einfach nicht ausstehen... Aber wenn was schief geht, gib nicht mir die Schuld!" "Okay", freute sich Ginta, "dann lass uns dem Flusslauf nach Osten folgen. Ich könnte mir vorstellen, dass das der wahrscheinlichste Weg sein könnte, den Koga eingeschlagen hat. Über die Berge zu latschen, wäre wahrscheinlich etwas mühsam und vielleicht war er ja auch verletzt." Voller Tatendrang marschierte Ginta los. Haggaku folgte ihm etwas schwerfälliger und schaute seufzend in das Schneetreiben. Der Wind war noch kälter und stürmischer geworden. Sein Kumpan hatte sich wirklich einen herrlichen Tag und wundervolles Wetter für seine Tour ausgesucht. Eigentlich könnte ich jetzt gemütlich an einem Lagerfeuer in einer unserer Höhlen sitzen, dachte er. Ich könnte mich zwischen die gemütlichen Felle einiger Wölfe kuscheln und es mir gut gehen lassen. Stattdessen laufe ich an diesem Scheißtag einem Bekloppten mit Wahnvorstellungen hinterher und krieg wahrscheinlich nichts als Ärger. Und alles nur, um einen Deppen zu finden, der wahrscheinlich eh nichts mehr von uns wissen will. Ich glaube, ich hätte in der Wahl meiner Freunde etwas sorgfältiger sein müssen... Soweit das siebente Kapitel Mag sein, dass ich einige Charaktere ein wenig zu einseitig darstelle (z.B. Fuyuko und die Drachendämonen), oder?! Liegt eigentlich nicht in meiner Absicht solche Schwarzweißmalerei zu betreiben. Aber was die Drachendämonen mit Fuyukos Hilfe in Folge Inu Taisho und Sesshomaru antun werden, ist wirklich nicht schön und dafür kann ich einfach keine halbfreundlichen Charas brauchen... Hmm, ich hoffe, unter dem Gesichtspunkt sind meine Darstellungen so noch okay. Drachenfans mögen übrigens bitte entschuldigen, eigentlich liebe ich Drachen, aber in dieser FF nehmen sie eben die Stellung der oberbösen Buben ein (zumindest die zwei, die hier eine Rolle spielen)... Fällt euch sonst vielleicht noch etwas auf, das nicht so ganz passt? Vielleicht war ja z.B. die ,Liebesszene' zu kitschig?! Ich gebe zu, es war etwas albern, dass Izayoi beim Anblick ihres ,Geliebten' gleich in Ohnmacht kippt... ähm, nehmt es mir nicht übel. Stellt euch einfach vor, dass es scheißkalt, sie völlig erschöpft/durchgefroren war und wahrscheinlich noch nicht gefrühstückt hatte, ja und das war dann halt zuviel... ;)) Und ob ihr es glaubt oder nicht (und mich jetzt wahrscheinlich massiv auslachen werdet), mir ist vor längerer Zeit mal was ähnliches passiert, wenn auch in einem anderen Zusammenhang und es (so ein Glück) keiner mitbekommen hat. So ganz unwahrscheinlich ist Izayois Verhalten also nicht...(*kicher*) Oje, ich labere wieder viel zuviel... Würde mich wieder sehr über Kritik und Lob freuen! Danke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)