Life is a Gamble von Yuugii (Jounouchi/Kaiba) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Es wurde langsam dunkel. Der noch viel zu frische Januarwind belebte seine Sinne. Wie gewohnt lief er über die Brücke in Richtung Domino Innenstadt und warf einen Blick auf das goldene Meer, das durch die Sonnenstrahlen angenehm glitzerte und in ihm nostalgische Gefühle erweckte. Immer wenn er hier stand und auf das Meer blickte, dachte er an seine unbeschwerte Jugendzeit zurück. An die Zeit, wo er mit Yuugi, Anzu, Honda, Bakura und Otogi noch zur Schule ging. Sein blondes Haar tanzte wild im aufkommenden Wind eines vorbeirauschenden Lastwagens hin und her. Der starke Luftzug riss seine Jacke mit und versaute ihm seine perfekte Frisur. Trotzdem machte er sich nicht die Mühe seine Haare wieder zu richten. Stattdessen lehnte er sich an das Geländer der Brücke und betrachtete weiter die Sonne, die langsam hinter dem Horizont verschwand. Vielleicht wurde es Zeit für ihn, Domino zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren. Seine Freunde gingen alle ein geregeltes Leben nach. Jeder einzelne von ihnen hatte etwas im Leben gefunden, das er unbedingt erreichen wollte. Jounouchi Katsuya jedoch nicht. Nein, er war nun mal ein Idiot. Da brauchte er sich echt nichts vormachen. Wäre er klüger gewesen, hätte er die Schulzeit genutzt, um mehr zu lernen und bessere Noten zu bekommen, die ihm im Leben weitergeholfen hätten. Er lachte. Selbstmitleid war nicht seine Art. Außerdem hatte er Spaß. Es war eine großartige Zeit gewesen. Die Straßenlichter sprangen eines nach dem anderen an. Jounouchi störte das nicht sonderlich. Er wanderte umher und trödelte herum, anstatt den direkten Weg nach Hause zu nehmen. Noch immer hatte er seinen Traum als Pro Duelist nicht erfüllen können, stattdessen hielt er sich mit zahlreichen Nebenjobs auf. Einer schlimmer als der andere. Sein Schulabschluss war mittelmäßig. Nicht schlecht. Aber auch nicht so gut, dass ihm die Welt offen stand. Aber darüber zu jammern, machte es nicht besser. Die Hände lässig in den Hosentaschen lief er über die bunt beleuchteten Straßen von Domino City. In den letzten Jahren hatte sich einiges geändert. Mittlerweile wurde fast die ganze Stadt von der Kaiba Corporation und ihrem hiesigen Network überwacht. Sämtliche Technik beruhte auf Kaibas Technologie und hier und da war auch protzig das Logo dieser Firma eingraviert. Er warf einen Blick auf eine Reklametafel mit dem Logo der KC, das die Abendnachrichten ausstrahlte. Morgen gutes Wetter. Wenigstens ein Lichtblick. Nicht so kalt wie heute. Nicht, dass er sommerliche Temperaturen im Januar erwartete. Er lief durch die Menge an Menschen, von denen kein einziger ihn wahrnahm. Es fühlte sich an, als gehörte er hier nicht hin. Als wäre er ein Außenseiter und das störte ihn. Nicht weil ihn der Gedanke, nicht dazu zu gehören, sonderlich störte, nein, viel mehr lag es an seiner Vergangenheit als Bandenmitglied, da er bereits einmal am Rande der Gesellschaft gelebt hatte und genau wusste, was es bedeutete ein Außenseiter zu sein. Dieses Leben wollte er nie wieder haben. Nie wieder daran denken. Immerhin hatte er es durch Hondas und Yuugis Hilfe geschafft, sich aus dieser endlosen Teufelsspirale aus Unglück und Einsamkeit zu befreien. Er wollte wahrgenommen werden. Gesehen werden. Akzeptiert werden. Sein Blick galt einem Plakat. Ein Turnier? Domino City Turnier. Ha, wäre doch gelacht, wenn er es nicht schaffen würde da zu gewinnen. Das ganze Leben war nun einmal ein Spiel! Und er war ein wahrer Glücksspieler. Nicht umsonst nannten die Leute ihn „Gambling Duelist“, da er sein Glück stets auf eine Karte setzte. Das war so etwas wie sein Markenzeichen. Das hob ihn von anderen Duellanten ab. Sein Deck basierte auf Glück und viele mutmaßten, dass er keine richtige Strategie verfolgte, aber sie alle hatten keine Ahnung. Hier und da hatte er auch strategische Knotenpunkte, obgleich er ehrlich zugab, dass er seine „Strategie“, wenn er denn mal eine verfolgte, stets spontan an seinen Gegner anpasste. Das war halt eben seine Art. Er war ja selbst auch impulsiv und nicht vorhersehbar. Endlich zuhause angekommen, machte er sich nicht die Mühe seinen Vater zu begrüßen. Dieser schlief vermutlich schon wieder und würde erst spät nachts wieder aufwachen. Tagsüber war er ruhig, doch abends oder besser gesagt nachts, wurde sein alter Herr wach und schaute stundenlang auf die Flimmerkiste, während er sich ein Bier nach dem anderen reinzog. Ein Blick auf seinen Wecker verriet ihm, dass es bereits sieben Uhr abends war. Genügend Zeit sein Deck aufzufrischen und seine Karten zu begutachten. Er wurde aus seiner neugewonnenen Begeisterung gerissen, als er merkte, dass sein Dueldisk nicht ansprang. Er drückte alle Knöpfe und versuchte das Gerät zu starten, ganz egal wie hartnäckig er blieb, nichts rührte sich. „Scheiße... das darf doch nicht wahr sein!“, knurrte er, während er aus seinem Zimmer stürmte und einen Werkzeugkasten holte. Vielleicht hatte er Glück und er konnte das Teil selbst reparieren. Jounouchi war handwerklich begabt und wusste sich selbst zu helfen, also dürfte das hier doch ein Klacks sein. Dachte er zumindest. Nachdem er den Dueldisk geöffnet hatte und ihm das Innenleben des Geräts entgegenblickte, zweifelte er an seinem Vorhaben. Nein, um so etwas zu reparieren und den Fehler zu erkennen, musste man sich mit Technik auskennen. Ihm widerfuhr auch nie etwas Gutes! Am nächsten Morgen fuhr er mit seinem Fahrrad in Richtung des Kame Game Shops, im Gepäckträger sein defekter Dueldisk. Yuugi wusste immer Rat. Die Öffnungszeiten waren jeden Tag dieselben, von 8:00 Uhr morgens bis 18:00 Uhr abends. Das Schild des Ladens war bereits auf „Geöffnet“ umgedreht, also war Yuugi vermutlich auch schon wach. „Ohayo!“, rief er laut aus, als er die Tür des Spielladens öffnete und ihn das Tönen des Glöckchen begrüßte. Sofort hob der junge Mann am Tresen seinen Kopf. Er schien es nicht gewohnt zu sein, um diese Uhrzeit bereits Kunden zu haben. Sein bis eben noch unmotiviertes geradezu müdes Gesicht erhellte sich sofort, als er erkannte, wer durch die Tür hineingekommen war. „Jounouchi! Wie geht es dir?“, fragte er mit freudiger Stimme. Seine Augen strahlten. „Gut, danke der Nachfrage. Und selbst?“, grinste Jounouchi und kam ihm näher. Unter seinem Arm sein Dueldisk, den er in Zeitungspapier gewickelt hatte, um sicher zu gehen, dass er nicht beschädigt wurde. Wenn es um seinen Dueldisk ging, war er immer vorsichtig. Immerhin brauchte er dieses Gerät, wenn er ein Pro Duelist werden wollte. „Sehr gut. Bist du gekommen, um auszuhelfen? Ich sagte dir doch, dass du jederzeit hier anfangen kannst.“ Yuugis Lippen formten ein Lächeln. „Eigentlich bin ich wegen meinem Dueldisk hier. Er springt einfach nicht an.“ „Ist er kaputt? Oder hast du vergessen den Akku auszutauschen?“ „Meinst du es liegt am Akku?“, fragte Jonouchi unsicher nach. „Der Dueldisk hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Er wird gar nicht mehr produziert. Kaiba-kun hat bereits mehrere neue Modelle auf den Markt gebracht. Du könntest höchstens im Kundensupport der KC anrufen und dort nach Rat fragen.“ „Was? So umständlich?!“, kam es empört vom jungen Mann. Yuugi winkte ihn näher heran und nahm ihm das Gerät aus der Hand. Vorsichtig öffnete er die Klappe und betrachtete die Hardware. Geschickt zog er den Akku aus dem Gerät und drehte das Teil mehrmals in seiner Hand. Er sagte nichts, legte es dann wortlos zur Seite. Er war zwar kein Fachmann, was den Aufbau eines Dueldisk anging, aber er konnte bereits jetzt sehen, dass es mehr als nur einen Grund gab, warum das Gerät nicht lief. Der Prozessor war beschädigt, die Grafikkarte schon lange nicht mehr auf dem neusten Stand und der Akku musste auch wieder ausgetauscht werden. Doch da der Dueldisk bereits ein älteres Modell war, wurde weder das Gerät selbst noch die Ersatzteile dazu noch gebaut. Es war fraglich, ob das Intranet der KC überhaupt noch mit dem alten Gerät lief, da die Grafikkarte vermutlich nicht mehr die passende Leistung erbrachte. Auch das Satellitensystem war angepasst worden und es hätte Yuugi wirklich nicht gewundert, wenn ältere Geräte wie dieses hier nicht mehr aufgenommen und vom System nicht erkannt wurden. In den letzten Jahren hatte sich einiges geändert. Sie hatten ihren Schulabschluss gemacht und waren ihre eigenen Wege gegangen. Auch Kaiba war nicht untätig gewesen, so gab es seit einem Jahr einen neuen Dueldisk, der, was Technik und Design anging, höchst modern war und den heutigen Anforderungen gerecht wurde. Die Zeit verging rasend und die Technik schritt unentwegt voran. Yuugi selbst verkaufte auf Nachfrage die neuesten Dueldisks. Ein Hoch auf die Kooperation mit Kaiba, der darauf bestanden hatte, dass er diese Geräte in sein Sortiment aufnahm. Da Kaiba ihm gar keine Möglichkeit gab, sein Angebot abzuschlagen, bestellte er bei der KC höchstpersönlich, wenn es sein musste. Trotzdem war ihm dabei nicht ganz wohl. „Jounouchi... ich glaube nicht, dass man das einfach reparieren kann. Mir fehlen Ersatzteile.“ „Kannst du die nicht nachbestellen?“ Jonouchi sah ihn mit großen, bettelnden Augen an. „Komm schon! Bitte!“ Er machte eine halbe Verneigung und verstellte seine Stimme, um noch jämmerlicher zu klingen. Dann klatsche er seine Hände zusammen, als würde er beten und neigte seinen Kopf leicht nach vorne. „Schon gut... Ich rufe für dich beim Kundenservice an“, seufzte Yuugi und griff zu seinem Telefon. Glücklicherweise waren diese wichtigen Daten auch auf dem Disk selbst abgedruckt, so dass er nicht lange suchen musste. Außerdem kannte er die Nummer des Supports ohnehin, da er in der Vergangenheit für andere Kunden dort angerufen hatte. Jounouchi machte vor Freude einen Luftsprung. Ein Glück, dass er Yuugi hatte. Ohne ihn wäre er echt aufgeschmissen gewesen. Mehrmals nickte Yuugi am Telefon und sprach mit unglaublicher Ruhe mit der Person am anderen Ende des Hörers. Der Blonde merkte sofort, dass diese Arbeit für seinen kleinen Freund nichts Neues war. Na ja, immerhin hatte Yuugi auch den Laden seines Großvaters übernommen und arbeitete hier nun auf Vollzeit, so dass diese Aufgaben auch zu seinem Beruf gehörten. Yuugi notierte auf einem kleinen Notizblock mehrmals etwas und bedankte sich dann bei seinem Gesprächspartner, legte dann auf. „Tut mir leid. Sie sagen, dass sie nichts machen können. Das Gerät wird nicht mehr hergestellt.“ „Nicht dein Ernst... oder?!“ Jounouchi fiel aus allen Wolken. „Das einzige, das ich tun könnte, ist Kaiba-kun persönlich um Rat zu fragen. Ich habe seine Nummer und könnte ihn im Büro anrufen.“ „Vergiss es! Den werde ich niemals um Hilfe bitten! Eher sterbe ich!“ Wütend drehte sich Jounouchi um und grummelte. Es musste noch einen anderen Weg geben. Irgendetwas! Doch was nur? Für den Blonden stand fest, dass er Kaiba, diesen reichen und eingebildeten Schnösel, mit einem Ego größer als der Berg Fuji, niemals um Hilfe bitten würde. Sie waren nicht gut aufeinander zu sprechen. Es lag vermutlich daran, dass sie einfach zu unterschiedlich waren. Jounouchi war aufbrausend, impulsiv, temperamentvoll und locker. Kaiba das exakte Gegenteil. Man wusste nie, was der Kerl dachte. Der Blonde konnte Menschen nicht ausstehen, die nichts von sich preisgaben und immer so taten, als wären sie die klügsten und besten... es gab tausende Gründe, warum er diesen Kerl nicht leiden konnte! Und wenn er daran dachte, wie herablassend Kaiba ihn ansah, kochte in ihm die Wut hoch. Dieser Kerl zeigte ihm mit jedem Schritt und Tritt, dass er sich für etwas Besseres hielt. Er sah auf Jounouchi herab. Und das war etwas, das Jounouchi nicht ausstehen konnte. Menschen, die auf ihn herabsahen. Menschen, die ihn als Mensch zweiter Klasse ansahen, nur weil er aus armen Verhältnissen stammte und zu sich selbst stand. Bereits in der Vergangenheit waren die beiden mehrfach aneinander geraten und jedes Mal hatte es den Blonden alles an Zurückhaltung gekostet, nicht auf den Firmenleiter loszugehen und ihm die Fresse einzuschlagen. Vermutlich war seine unendliche Wut auch darin begründet, dass Kaiba vor Jahren versucht hatte, Yuugi und ihn zu töten. Das kotzte Jounouchi extrem an. Natürlich würde der heutige Kaiba nicht mehr zu solchen Mitteln zurückgreifen – zumindest hoffte er das doch sehr – trotzdem hatten die Erfahrungen in Kaibas tödlichen Spielen einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Jounouchi war noch nie der Typ, der einfach vergaß und verzieh. Nein, er wollte es selbst aus Kaibas Mund hören. Eine angebrachte Entschuldigung für seine Taten. Solange dieser Kerl nicht zu seinen Fehlern stand und sich ehrlich entschuldigte, würde sich Jounouchi weiterhin in Gedanken verlieren, wie er diesem eingebildetem Dreckskerl ordentlich aufs Maul gab. Ja, er wusste es ja selbst. Gewalt war keine Lösung. Ein Konflikt konnte auf diese Art und Weise nicht gelöst werden, doch immer wenn er diesen Mann sah, mit seinem gigantischen Ego und seiner eingebildeten Sprechweise, kam ihm das pure Kotzen. „Jounouchi... ist alles in Ordnung?“, riss Yuugis sanfte und fürsorgliche Stimme ihn aus den Gedanken. „Ja, ja... alles gut. Ich frage Honda, ob er mir helfen kann. Trotzdem danke für deine Hilfe.“ „Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen konnte. Ich habe dich enttäuscht.“ „Nicht doch! Sei deswegen bitte nicht niedergeschlagen! Es ist ja nicht deine Schuld.“ „Ich wünschte, dass du und Kaiba-kun euch endlich vertragen könntet.“ „Das wird niemals geschehen. Das weißt du genauso gut wie ich.“ „Du könntest es versuchen...“, murmelte Yuugi und baute nebenbei den Disk wieder zusammen. Er trampelte in die Pedale seines Fahrrads und sauste durch die Straßen. Hin und wieder fuhr er beinahe Passanten um, da er es so eilig hatte, dass er nicht ausreichend auf seine Umgebung achtete. Schnell zu Honda! Der kannte sich doch mit Technik aus, war das einzige, woran er gerade dachte. Das Domino Turnier stand vor der Tür und er hatte keinen Dueldisk. Es wäre oberpeinlich, wenn er dort ankäme und als einziger keinen Dueldisk hätte. Die anderen Duellanten würden ihn auslachen. Außerdem war das seine Chance, sich als Duellant einen Namen zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)