Life is a Gamble von Yuugii (Jounouchi/Kaiba) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- „Yuugi-chan~?“, säuselte Jonouchi in der liebevollsten Stimme, die ihm möglich war. „Bist du gekommen, um mir im Laden zu helfen? Wenn nicht, dann gehe jetzt nach Hause. Spar' dir dein Süßholzgeraspel.“ Yuugi hob den Blick gar nicht erst, konzentrierte sich weiterhin auf die Unterlagen, die er vor sich ausgebreitet hatte und schien etwas zu rechnen. Neben ihm lag ein Taschenrechner und immer wieder umklammerte er den Kugelschreiber in seiner Hand, notierte etwas, durchkreuzte es wieder und löschte das Ergebnis vom Bildschirm seines elektronischen Rechners. Jonouchi beobachtete ihn eine Weile und sagte nichts. Yuugi machte keine Anstalten auf seine Avancen einzugehen, sondern blieb konzentriert bei der Arbeit. Der Laden war bereits geschlossen und es gab auch keine Kunden mehr, die er hätte bedienen können. Er blätterte die Zettel vor sich um und die Stille, die die beiden umgab, wurde von Sekunde zu Sekunde nur noch unangenehmer. „Was willst du?“, fragte Yuugi eher beiläufig, während er seine Unterlagen wieder neu sortierte und von vorne anfing zu rechnen. „Macht gar keinen Spaß, wenn du nicht drauf eingehst, Yuugi!“ „Jounouchi, ich muss arbeiten. Siehst du nicht, dass ich mit der Buchführung beschäftigt bin? Außerdem muss ich noch eine Bestellung fertig machen und habe zwei weitere Kundenreklamationen zu bearbeiten. Ich bitte dich darum, störe mich nicht, wenn es nicht wichtig ist.“ Für einen Moment spürte Jounouchi Reue. Yuugi hätte weniger zu tun, wenn er sein Angebot angenommen hätte und ihn im Laden aushelfen würde. Nicht nur das, auch sein Vorhaben erschien ihm jetzt einfach nur kindisch. Er wollte Kaiba ausstechen, indem er seine Revanche verhinderte und Yuugi dazu brachte, dem Duell nicht zuzustimmen. Keine Sekunde hatte er daran gedacht, was Yuugi dabei empfand. Dieser mochte Kaiba ja sogar ganz gern – was Jounouchi niemals nachvollziehen werden würde, da er Kaiba als seinen Todfeind anerkannt hatte – und freute sich auf ihre Duelle. Vielleicht tat er hier doch das Falsche? „Kaiba wird ein Turnier machen und will dich in der finalen Runde besiegen“, erklärte er sachlich. „Das ist schön für ihn. Dafür habe ich momentan echt keine Zeit...“, sagte Yuugi und legte dann den Kugelschreiber zur Seite. Endlich hob er den Blick und sah Jounouchi an, der sich gegenüber von ihm am Tresen abgestützt hatte. „Was hat das mit dir zu tun? Du bist nicht gekommen, um mir das zu sagen, oder?“ „Hm... nicht direkt“, log er schnell. „Du wolltest bei dem Turnier teilnehmen, aber ohne Dueldisk geht das nicht. Wolltest du dir meinen Dueldisk ausleihen?“ Jounouchi fiel aus allen Wolken. Stimmt, er hätte ja fragen können. Soweit hatte er nun auch wieder nicht gedacht. Tja, er hatte es bereits einmal erwähnt, er war eben ein Idiot. Nicht gerade das Gelbe vom Ei. Wenn andere das sagten, machte ihn das sauer, aber da er selbst von sich so sprach, fühlte er sich weniger angegriffen. „Heute habe ich Kaiba auf der Arbeit getroffen und das Turnier ist nichts weiter als ein Vorwand, um neue Vertragspartner an Land zu ziehen und dich zu schlagen. Ich will nicht, dass er dich für seine Zwecke missbraucht.“ „Das ist lieb von dir.“ Yuugi lächelte und legte eine Hand auf Jonouchis Arm, kam diesen näher und lehnte seine Stirn an die des Blonden. „Du machst dir Sorgen um mich, aber das musst du nicht. Kaiba hat immer noch nicht auf meine Anfrage reagiert und sofern er das nicht tut, braucht er sich echt nicht bei mir melden.“ Jounouchi sah ihn fragend an. Was für eine Anfrage? Irgendwie kam es ihm so vor, als hätte er etwas verpasst. Hatte Yuugi nicht mal erwähnt, dass er mit der KC zusammen arbeitete? Mist, hätte er mal besser zugehört. Auch als er in den Laden hineinkam, hing direkt auf der Eingangstür ein Schild für das kommende Turnier. Sponsored by KC oder so ähnlich. Jounouchi hatte sich den Text gar nicht richtig durchgelesen und nur beim Vorbeigehen überflogen. Irgendetwas von wegen, dass es die besten und neusten Booster nur im Kame Game Shop gab. In der Hinsicht war der Vertrag zwischen Kaiba und Yuugi wohl exklusiv. Er hatte nie darüber nachgedacht. Dabei war Yuugi ihm doch so wichtig. Er schämte sich etwas dafür, dass sie sich so nahe waren und nicht einmal so etwas wusste. „Oh... ich hab ihn heute angerufen, aber er ging nicht ran. Hab ihn dann eine E-Mail geschickt, die er bis jetzt nicht beantwortet hat. Aber ich weiß genau, dass er sie gelesen hat.“ „Ging es um die Arbeit? Er macht dir doch etwa keinen Ärger, oder?!“ Plötzlich drückte sich Jounouchi vom Tresen weg, bildete mit seinen Händen Fäuste und gestikulierte so umher, als würde er jemanden eine reinhauen wollen. Er ahmte einen Boxer nach. Niemand verletzte seine Freunde. Erst recht nicht Kaiba. Yuugi hatte mal erwähnt, dass Kaiba ihm Produkte schickte, die er im Laden verkaufen konnte, aber er wusste nichts Genaues. Und heute hatte er gesagt, dass er auch Waren bei ihm bestellen konnte. Es war nur eine Vermutung, aber vielleicht war es ja so, dass Kaiba den ganzen Gewinn wieder abnahm. Das musste es sein! Warum sonst würde sein liebster Freund hier sich mit der Buchführung so quälen? Ein Grund mehr für ihn, diesen Kerl zu hassen und ihm eine reinzuwürgen. Wenn Jounouchi einmal wütend war, war es schwierig, ihn wieder zu beruhigen. Auch jetzt. Yuugi hob beschwichtigend seine Arme und versuchte mehrmals Jounouchis Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch so ganz wollte das nicht funktionieren. „Hat dieser Kerl dich etwa übers Ohr gehauen?!“ „Nein, hat er nicht! Beruhige dich bitte!“, rief Yuugi und lief um den Tresen herum, um Jounouchi daran zu hindern, irgendwelche Dummheiten zu machen. Er griff nach seinen Armen, so dass dieser nicht mehr wild gestikulieren konnte. Sie sahen sich in die Augen und es wurde wieder still zwischen ihnen. Irgendwann wurde es Jounouchi zu blöd, da sein kleiner Freund seine Arme immer noch nicht losgelassen hatte. War ja nicht so, dass er einfach zum Firmengelände der KC laufen und den Firmeninhaber verprügeln konnte. Obwohl das schon ein netter Gedanke war. „Bin wieder ruhig. Kannst loslassen“, murrte er schließlich und schloss die Augen, vermied es dem Kleineren ins Gesicht zu sehen. Yuugi ließ ihn los und lehnte seinen Kopf gegen die harte Brust seines Freundes, seufzte leise. „Er hat mich nicht übers Ohr gehauen. Das Gegenteil ist der Fall...“ „Warte, du hast ihn über'n Tisch gezogen?“ Jounouchis Augen strahlten und er legte seine Hände auf Yuugis schmale Schultern. Er drückte ihn soweit von sich, dass er ihm direkt in die Augen sehen konnte. Verdammt, das hätte er ihm niemals zugetraut. Irgendwie war er total stolz auf den Kleinen. Und einmal mehr fühlte er sich dem Firmenchef überlegen, obgleich es sich hier nicht mal um seinen Verdienst handelte. „Nein“, eine knappe und monotone Antwort. In Yuugis Gesichtszügen war Verwunderung zu erkennen. „Er hat mir mehrmals zu viel ausgezahlt. Egal, wie oft ich meine Ein- und Ausnahmen zusammenrechne, ich komme auf ein viel zu hohes Plus. Ich denke nicht, dass ich meinen Kunden das Geld falsch rausgegeben habe, sondern dass Kaiba meine Überweisungen absichtlich nicht angenommen oder zurück gebucht hat.“ „Das ist doch... eigentlich gut, oder? Ich bin kein Mathe Genie oder so, aber mehr Geld zu haben ist doch gut. Wo ist das Problem?“ Fragend legte der Blonde seinen Kopf schief. Yuugi seufzte wieder und rieb sich angestrengt sein Nasenbein. „Ich habe das Gefühl, ich würde ihn ausnutzen. Ich habe ihn mehrmals diesbezüglich angeschrieben, aber wie gesagt, er antwortet nicht. Das macht mich rasend.“ „Freu dich doch über die Kohle. Ich würde mir sofort einen neuen Dueldisk kaufen und ein paar schicke Klamotten.“ Yuugi ging wortlos zur Tür des Ladens, stellte sicher, dass diese auch wirklich abgeschlossen und das Schild umgedreht war, bevor er an dem großgewachsenen Blonden vorbei tapste und in Richtung des Wohnbereichs verschwand. Jounouchi folgte ihm, ohne großartig zu fragen. Genau genommen wohnte er hier ja sowieso schon fast, so oft, wie er hier war. Selbst Yuugis Großvater hatte ihm angeboten, bei ihnen einzuziehen und zu gern hätte er dieses Angebot auch angenommen, aber er wollte nicht, dass Yuugi und sein Großvater dachten, dass er von ihnen abhängig war. Er wollte selbstständig sein und als Person wahrgenommen werden. Er wollte niemand sein, dem man helfend eine Hand hinhalten musste, weil er zu dumm war, etwas allein hinzukriegen. „Wie geht es Jii-chan?“, wollte er wissen, während er es sich auf der Wohnzimmercoach bequem machte. Der alte Mann war bei der Arbeit von der Leiter gestürzt. Jounouchi hatte gehört, dass Sugoroku etwas im Regal einsortieren wollte und das Gleichgewicht verloren hatte. Bei dem Sturz hatte er sich die Hüfte und ein Bein gebrochen. Für einen gesunden und jungen Körper wäre das sicher kein Problem gewesen, aber Yuugis Großvater gehörte nun mal nicht mehr zu den Jüngsten, so dass sich der Heilungsprozess verzögerte und immer wieder andere Probleme dazu kamen. Yuugi hatte nichts mehr gesagt. Aber Jounouchi hatte auch nicht gefragt. Jetzt schämte er sich einmal dafür, dass er nur mit sich selbst beschäftigt gewesen war. Er hörte das Brodeln von Wasser. Yuugi hatte Wasser aufgesetzt und brachte zwei Tassen mit Teebeuteln mit sich. Schweigend setzte er sich neben seinen Freund und stütze seine Ellbogen am Tisch ab, faltete seine Hände zusammen und lehnte dort seinen Kopf an. Er sagte nichts und warf Jounouchi einen Blick zu. In seinen Augen war Sorge zu erkennen. Und dann dieses süße Lächeln, das er immer dann aufsetzte, wenn er etwas zu verbergen versuchte, weil er nicht wollte, dass man sich Sorgen um ihn machte. Yuugi wollte nicht verletzlich sein, aber genau das war er, wenn es um solche Themen ging. Jounouchi erkannte sofort, wenn sich etwas an seiner Mimik änderte. Und auch jetzt spürte er, dass Yuugis Lächeln mehr Schein als Sein war. „Nicht viel besser. Er ist jetzt bei meiner Mutter und ich kümmere mich um den Laden.“ „Scheiße... du bist also momentan ganz allein hier?“ Yuugi nickte nur und erwiderte nichts. „Ich hab den Arsch voller Probleme“, lachte er dann und versuchte die Atmosphäre zu lockern. „Ha, ich war wohl echt ein schlechter Umgang für dich. Früher hättest du so etwas nicht gesagt.“ „Hm“, kam es von Yuugi nachdenklich, er lachte nochmal leise auf. „Früher hätte ich geheult, anstatt zu handeln. Das habe ich von dir. Für dich war Aufgeben nie eine Option und zu sehen, wie sehr du kämpfst, motiviert mich auch.“ „Tut mir leid... dass ich dein Angebot abgesagt habe. Vielleicht wäre es besser, wenn ich euch doch im Laden helfe.“ „Darum geht es mir gar nicht!“, verteidigte sich Yuugi und drehte sich mit seinem Oberkörper nun zu ihm. Das Kochen des Wassers verstummte. „Du hast so viel für mich getan und jetzt bin ich hier und jaule dich noch mit meinen Problemen voll. Daher möchte ich dir etwas schenken.“ „Bloß nicht! Das könnte ich nicht annehmen!“ Yuugi stand wieder auf und holte den Wasserkocher, goss ihnen das kochende Wasser in die Tassen. Jounouchi beobachtete wie sich seine Tasse füllte. Der Dampf stieg in die Luft und er genoss den angenehmen Duft. Dann ein Magenknurren. Laut. Fordernd. „Hast du heute schon etwas gegessen? So wie ich dich kenne, warst du wieder nur unterwegs und arbeiten.“ „Urg... jetzt wo du es sagst... ich bin am Verhungern“, sagte er verlegen und lachte, um das Thema runter zuspielen. „Es ist noch genügend vom Mittagessen da. Du magst doch Curry?“ Obwohl er eine Frage stellte, verlangte er nach keiner Antwort. Er konnte sich bereits denken, was Jounouchi antworten würde. Dafür kannten sie sich einfach viel zu lang. Einmal mehr verließ Yuugi das Wohnzimmer, verschwand in der Küche und kam nach einigen Minuten mit einem großen Teller wieder, den er Jounouchi äußerst vorsichtig hinstellte. Dieser sabberte bereits beim leckeren Duft, der ihm in die Nase stieg. Und roch er da etwa Fukujinzuke? Jounouchi tränten die Augen. Yuugi hasste das Zeug und trotzdem hatte er sich die Mühe gemacht, es extra für ihn zuzubereiten. „Du hasst das Zeug doch...“, stellte er dann trocken fest. Yuugi setzte sich neben ihn und nickte. Wieder lächelte er. „Irgendwie wusste ich, dass du kommst“, antwortete er dann und griff nach seiner Teetasse, entfernte den Teebeutel und rührte den Inhalt mehrmals um. Kurz darauf tat er dasselbe bei Jounouchis Tasse. „Lass es dir schmecken, Jounouchi.“ Jounouchi umarmte Yuugi, so dass dieser erschrocken keuchte. „Danke... du bist der Beste!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)