Life is a Gamble von Yuugii (Jounouchi/Kaiba) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Am Nachmittag des Folgetages fuhr Jounouchi mit seinem Fahrrad zu einem seiner Arbeitsplätze. Er half als Bauarbeiter dabei, ein Gebäude zu errichten. Er trug schwere Stahlplatten durch die Gegend, schweißte hier und da was zusammen oder spachtelte, eben Dinge, die auch ein Quereinsteiger wie er verrichten konnte. Nichts Besonderes also. Handwerklich war er geschickt, da konnte ihm wirklich niemand etwas vormachen. Da Honda immer noch auf der Arbeit war, hatte er nicht die Möglichkeit sich nach seinem Dueldisk zu informieren, was ihn zusätzlich belastete. Yuugi hatte Probleme. Und er wusste, dass er dabei helfen konnte, diese zu beseitigen und er schämte sich dafür, dass er keine eindeutige Antwort gegeben hatte. Sollte er vielleicht doch besser im Kame Game Shop anfangen zu arbeiten? Geregelte Arbeitszeiten sprachen dafür. Die Last auf Yuugi angewiesen zu sein jedoch dagegen. Es ging gegen seine Männlichkeit sich auf seinen besten Freund so zu verlassen. Es war zwiegespalten. Würde er im Spielladen helfen, würde er stets auf den neuesten Stand der Dinge sein, was Spiele und insbesondere Duel Monsters anging und auch würde er beruflich eine Perspektive haben. Er zog seine Jacke aus und warf sie über eine halbwegs errichtete Mauer. Er hatte einen großen Bauplatz erreicht, wo bereits das Grundkonstrukt für ein Haus stand. Um sie herum tosender Verkehr und das bunte Treiben der Stadt. Da sich die Baustelle inmitten der Innenstadt befand, schloss Jounouchi daraus, dass hier ein Bürokomplex entstehen würde. Machte aber auch keinen Unterschied für ihn. Er fuhr mit einer Hand durch seine blonde Mähne und seufzte. „Hey, Jounouchi! Was geht?“, hörte er die Stimme eines Arbeitskollegen, der ihn aus seinen Tagträumen zu wecken versuchte. „Alles super. Und bei dir?“, erklärte er mit einem typischen breiten Grinsen. „Meine Freundin und ich werden heiraten“, sagte sein Gegenüber und legte einen Arm um Jounouchi, zerrte diesen gegen seinen Willen in eine feste Umarmung. Er schnappte nach Luft. Lachend wirbelte der Ältere ihn in seinen Armen umher. Zum Gratulieren kam er gar nicht, aber er lachte und freute sich für den Älteren. Wurde auch langsam mal Zeit. Hashimoto war bereits seit zehn Jahren mit seiner Freundin zusammen und bereits in seinen Mitdreißigern. „Hey, und du hast nächste Woche ja auch Geburtstag. Wie alt wirst du denn?“, fragte er dann eher nebenbei und verwuschelte dem Blonden seine wilde Mähne. Dann ließ er ihn los, so dass Jounouchi perplex stehenblieb und sich einfach nur den Hinterkopf rieb. Geburtstag? Ach ja, ganz vergessen. Er war immer so mit Arbeit beschäftigt, dass er da gar nicht dran gedacht hatte. „Komm schon... sag jetzt nicht, dass du keine Party schmeißt. Du bist nur einmal jung! Du musst feiern und Spaß haben, Jungchen!“ Noch immer sah der Jüngere ihn an, als wäre er aus allen Wolken gefallen. „Ich werde schon 20...“, kam es dann als Antwort, obwohl seine Worte eher wie eine nüchterne Feststellung klangen. Kein bisschen Freude schwang in seinen Worten mit. Auch sein Kollege bemerkte das und griff nach seinem gelben Schutzhelm, den er einmal abwischte, um den darauf liegenden Staub zu entfernen. Langsamen Schrittes kam er näher und lächelte wie ein liebevoller Vater. Dann setzte er ihm den Helm auf und legte eine Hand auf die Schulter des Jungen vor ihm. „Hey, du bist noch jung. Kein Grund so deprimiert zu sein.“ „Doch, ist es. Ich bin schon fast 20, habe einen eher schlechten als rechten Schulabschluss, habe keine richtige Ausbildung gemacht, mehrere Minijobs, kann meine Träume nicht verwirklichen und trete nur auf einer Stelle, ohne berufliche Perspektiven.“ Erst jetzt wurde ihm so richtig klar, dass er langsam etwas in seinem Leben ändern musste. Es konnte und durfte so nicht weitergehen. „Das Leben ist halt kein Wunschkonzert. Wenn du etwas wirklich willst, musst du hart dafür arbeiten. Zu klagen hilft der Seele, aber es verbessert nichts an deiner Situation. Als ich jung war, wollte ich auch nicht auf dem Bau arbeiten, aber ich habe das Beste draus gemacht. Und jetzt bin ich seit Jahren hier und habe Spaß an meinem Job.“ Der Ältere sah ihn mit einem warmen und fürsorglichen Lächeln an. Jounouchi schob den Helm etwas runter, damit Hashimoto nicht sehen konnte, dass seine Wangen eine andere Farbe annahmen. Wieso musste er jetzt daran denken, dass er gerne so jemanden als Vater gehabt hätte? In ihm machte sich ein warmes Gefühl breit. So musste es wohl sein, einen liebenden Vater zu haben. Er nahm sich die Worte des Mannes zu Herzen und gemeinsam machten sie sich an die Arbeit. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. Vielleicht war ein Neuanfang gar nicht so schwer. Vielleicht musste er einfach nur anfangen nach vorne zu blicken und sich andere Ziele setzen. Sogar Honda hatte ihm das mehrmals ans Herz gelegt, doch bis heute hatte er diesen weisen Worten kein Gehör geschenkt. Er war halt stur wie ein Esel. Jounouchi wollte immer mit dem Kopf durch die Wand und wenn diese nicht nachließ, lief er solange gegen, bis er einen anderen Weg gefunden hatte. Dass das nicht immer so funktionieren wollte, wie er es gern hätte, war ja nichts Neues für ihn. Nach der Arbeit machte er sich auf den Weg zu Hondas Haus. Vor der Straße konnte er den Wagen des Hausherren sehen und er überlegte, ob er nicht besser an einem anderen Tag vorbeikommen sollte. Für so eine perfekte und ordentliche Familie wie diese, war Jounouchi doch nur ein Schandfleck. Jemand, über den man beherzt lachen konnte. Schnell drehte er sich mit dem Fahrrad um und wollte gerade los radeln, als eine laute Stimme ihn in sich zusammenschrecken ließ. Hatten die eine Überwachungskamera im Vorgarten, oder was?! „Hey, Jounouchi! Komm zurück!“ Honda fragte gar nicht erst, sondern orderte ihn herum, so dass er gar nicht mehr antworten brauchte. Etwas genervt lehnte er sein Fahrrad am großen Zaun an und stieß einen Seufzer aus. Er zwang sich zu einem Lächeln. Toll. Ausgerechnet heute waren Hondas Mutter und sein Vater da. Und natürlich sah er gerade aus, als hätte er mit seinem Körper den Boden gewischt. Eine halb zerrissene Jeans, dreckige Turnschuhe und Flecken auf seinem Hemd, die vermutlich von der Spachtelmasse kamen, als er bei der Arbeit nicht richtig aufgepasst hatte. Genau so und nicht anders sollte man ein so schönes Haus wie dieses betreten. Nicht. Verdammt, vermutlich würden die Eltern denken, dass er irgendein Penner von der Straße war. Zu seinem Glück öffnete Honda selbst die Tür. „Ich habe mir deinen Dueldisk angeschaut und ihn wieder zum Laufen gebracht.“ „Wirklich?!“, wollte Jounouchi wissen, konnte nicht glauben, dass er diese Worte tatsächlich noch zu hören bekäme. Oder hatte er sich das etwa eingebildet? Ob er zu viele chemische Dämpfe eingeatmet hatte? Mit großen Augen betrachtete er seinen Freund und schniefte letztendlich. „Du bist echt der Beste!“, lobte er ihn und boxte ihn gegen den Oberarm. Honda grinste nur breit. „Der Dueldisk läuft zwar wieder, aber ich kann dir nicht versprechen, dass die Teile, die ich eingebaut habe, lange halten. Ich habe improvisiert und hier und da etwas ausgetauscht, trotzdem solltest du es nicht übertreiben.“ „Danke, Honda. Solange er das Turnier durchhält, bin ich schon zufrieden.“ „Du nimmst also wirklich teil?“ „Natürlich! Jetzt bin ich wieder voll startklar und mache alle nieder!“ „Nimmt Yuugi auch teil?“, erkundigte sich Honda und lehnte sich gegen den Türrahmen, verschränkte die Arme. Jounouchi stockte der Atem und er öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu sagen, aber jedes Mal, wenn er glaubte, zu wissen, was er sagen sollte, wurde er wieder unsicher. Genau genommen wusste er ja nicht, ob Yuugi teilnehmen würde. Er war sauer auf Kaiba und würde diesen sicher auf heißen Kohlen laufen lassen. Yuugi war niemand, der sich unterbuttern ließ und erst recht nicht von jemanden, mit dem er zusammen arbeitete. Sie kannten sich schon seit Jahren und wenn Jounouchi eines wusste, dann war es, dass Yuugi auch überraschend dickköpfig sein konnte. Hatte er vermutlich von Jounouchi. Schlechte Gesellschaft färbte ja bekanntlich ab. „Ich habe keinen Schimmer...“, meinte er nur knapp und zuckte mit den Schultern. „Mann, du bist fast jeden Tag bei ihm und weißt nicht mal so etwas. Pass trotzdem auf, dass du den Dueldisk nicht überlastest und lass ruhig öfter mal was von dir hören. Ich sehe dich ja kaum mehr.“ „Ja, weil du ständig arbeiten bist, wenn ich mal frei habe.“ „Im Gegensatz zu dir habe ich geregelte Arbeitszeiten“, widersprach der Größere und zog eine Augenbraue hoch. „Tja, nicht alle haben diesen Luxus.“ Jonouchi sah zur Seite. Er wollte nicht klingen wie ein beleidigtes Kind, wusste aber, dass er genau so klang. „Dann brauchst du dringend ein Handy. Was ist, wenn mal etwas passiert? Du einen Unfall hast? Oder Yuugi oder ich dich erreichen müssen? So geht es echt nicht weiter“, kam es ungewohnt ruhig von seinem Gegenüber. Es war kein Vorwurf in seiner Stimme herauszuhören, er meinte seinen Ratschlag nur gut und tief in seinem Inneren wusste Jounouchi, dass er Recht hatte und trotzdem oder gerade deshalb ärgerte es ihn umso mehr. Ein Handy zu haben oder einen heilen Dueldisk schienen Dinge zu sein, die sich wirklich jeder leisten konnte. Ganz egal, wie viel oder wie hart Jounouchi arbeitete, das Geld reichte für solche Dinge nicht. Allein die Alkoholsucht seines Vaters fraß einen Großteil seines Verdienstes weg, dann noch die regelmäßigen Zahlungen um die Spielschulden seines Vaters auszugleichen (wenigstens hatte er das Glücksspiel aufgegeben, sodass keine neuen Schulden hinzukamen), Nahrung und Miete... es blieb selten Geld übrig, das er frei für sich nutzen konnte. Sich mal eine neue Jeans gönnen, zwischendurch einen Hamburger essen oder einen Film gucken gehen. Alles Dinge, auf die er verzichten musste. Meistens war es Yuugi, der ihn zum Essen einlud. Mal gingen sie zu BurgerWorld oder Yuugi kochte selbst, so wie am Vorabend. Und auch da fühlte es sich so an, als würde er Yuugis Gutherzigkeit einfach nur ausnutzen. „Das weiß ich alles selbst...“, murrte Jounouchi dann nur frustriert und drehte sich auf dem Absatz um. Honda stieß sich vom Türrahmen ab und wollte hinterher laufen, doch als Jounouchi abrupt stehenblieb und sich umdrehte, hielt er in seiner Bewegung inne. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Jounouchi Hondas Vater sehen, der ihn missmutig ansah. Jounouchis Blick verfinsterte sich. Er wusste es ja schon lange. Hier war er nicht willkommen. Nicht jemand wie er. In diese heile, schöne Welt gehörte er einfach nicht. Hondas Vater schenkte ihm einen Blick, als wäre er Abschaum. Ihm wurde umso mehr bewusst, dass dieser Mann ihn hier nicht haben wollte. Er war hier vollkommen unerwünscht. „Deine Eltern warten schon. Wir sehen uns demnächst mal. Danke für deine Hilfe. Bis dann!“, sagte er in einem Tonfall, von dem Honda nicht sagen konnte, ob er einfach nur verletzt oder enttäuscht war. Für Honda stand eines fest: Jounouchi brauchte ein Handy. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)