Life is a Gamble von Yuugii (Jounouchi/Kaiba) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Der Tag des Turniers stand schon fast vor der Tür und Jonouchi beeilte sich, um seine Anmeldung noch rechtzeitig einzureichen. Heute war bereits der 25 Januar, seine letzte Chance! Wie wahnsinnig raste er durch die Straßen von Domino und ignorierte die Müdigkeit in seinen Beinen, mit jedem Mal, als er in die Pedale trat. „JOUNOUCHI, PASS GEFÄLLIGST MEHR AUF!!“, hörte er jemanden hinter ihm her schreien, machte sich aber nicht die Mühe, sich noch einmal umzudrehen. Die Leute in Domino kannten ihn ja schon. Ihn und seine Art. Außerdem hatte er bereits in fast jeder Filiale dieser Stadt einmal ausgeholfen und als Zeitungsausträger lernte man ohnehin viele Leute kennen. Nicht einmal die Polizisten von Domino sagten noch etwas, wenn er wie ein Irrer durch die Straßen zischte. Entweder störte es sie nicht oder sie wussten, dass der Blonde mit der großen Klappe unbelehrbar war. Immerhin hatte Jounouchi in der Mittelstufe mehr als einmal mit dem Gesetz zu tun gehabt. Das lag natürlich mehr am schlechten Umgang, den er damals hatte, trotzdem hatte er ein „vorbildliches“ Vorstrafregister und es brauchte nur einen Fehler, um letztendlich doch eingebuchtet zu werden. Nicht, dass Jounouchi es darauf abzielte. Seit er mit Yuugi befreundet war, hatte er dem Straßenleben und seinem Rowdydasein den Rücken gekehrt und sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Auch der Polizist, der ihn aller Regelmäßigkeit hinter rief, machte sich nicht die Mühe, ihn aufzuhalten, denn am Ende schadete der Blonde ja niemanden und bisher war nichts passiert. Ein kurzer Blick auf seine Billiguhr – das durfte doch nicht wahr sein! Er durfte jetzt bloß nicht zu spät kommen. Um 11:00 Uhr war die Anmeldezeit vorbei und Kaiba würde für ihn keinesfalls eine Ausnahme machen. Er wusste genau, warum Kaiba das Turnier ausrichtete und er hatte es sich zum Ziel gesetzt, Kaibas Pläne zu durchkreuzen und selbst als Sieger hervorzugehen. Am Vorabend war er seine Karten noch mal durchgegangen und hatte seine Strategie umgestellt. Dachte Kaiba wirklich, dass Yuugi der einzige ernstzunehmende Duellant war? Jounouchi würde ihm schon noch das Gegenteil beweisen. Im Domino Infocenter, wo man seine Anmeldung abgeben musste, waren viele Personen unterwegs. Einige von ihnen kannte er, jedoch waren auch eine Menge neuer unbekannter Gesichter dabei. Duel Monsters gehörte mittlerweile weltweit zu den beliebtesten Spielen, was hauptsächlich an den großartigen Hologrammen lag, die Kaiba entwickelt hatte. Das gab der Blonde aber nur ungern zu. Ohne Kaiba hätte dieses Spiel nie so viel Aufmerksamkeit bekommen und auch er musste sich eingestehen, dass er eine lebhafte Partie Duel Monsters einem herkömmlichen Kartenspiel vorzog. Allein die Darstellungen der Monster ließen sein Herz schneller schlagen. Man fühlte sich wie in einem echten Fantasy RPG, wenn man sein eigenes Monster sah, wie es die gegnerische Verteidigung durchbrach. „Jounouchi... ja, ich habe Ihre Daten gefunden. Oh, Sie sind ja kein unbeschriebenes Blatt. Sie haben mehrmals in Turnieren teilgenommen und sind sogar zweimal Dritter geworden. Hier, Ihre Karte.“ „Vielen Dank“, kam es grinsend von Jounouchi. Irgendwie erfüllte es ihn mit Stolz, dass die Frau am Infoschalter ihn wiedererkannte und ihm einfach seine Karte überreichte, die ihn als Teilnehmer identifizierte. Er brauchte das lästige Anmeldeformular nicht ausfüllen, sondern bekam seine Karte einfach in die Hand gedrückt, als wäre er irgendein VIP. Ein breites und zufriedenes Grinsen zierte sein Gesicht. Schon morgen würde es losgehen und er konnte es kaum mehr erwarten, allen anderen zu zeigen, wer hier der Boss war. Ja, Jounouchi Katsuya würde schon beweisen, dass er zu den Besten gehörte und dass er sich nicht an Yuugis und Kaibas Namen hochgezogen hatte. Er hatte einiges auf den Kasten und es war ihm egal, was alle anderen von ihm dachten. Standard Strategien und Monster waren eben nicht seine Art und er liebte es, wenn er ein Ereignis nicht voraussehen konnte und sich selbst, so wie seinen Gegner und alle Zuschauer überraschen konnte. Ein bisschen wie ein Entertainer. „Du da!“ Jounouchi blieb stehen. „Du bist doch dieser mega peinliche Jounouchi, oder? Ist das dein Ernst? Aus welchem Jahrtausend hast du denn den Dueldisk?“ Ein paar Jungs fingen an lauthals zu lachen. Jounouchis rechtes Auge zuckte gefährlich. Gewalt war keine Lösung. Das hatte Yuugi ihm zahlreiche Male gesagt und immer, wenn er das Bedürfnis hatte, irgendjemanden eine aufs Maul zu hauen, musste er sich an diese Worte erinnern. Seine Vergangenheit als Schläger war endgültig vorbei und er wollte auch keinen Stress. Und überhaupt! Was hatte ein Dueldisk mit dem Können eines Duellanten zu tun? Trotzdem konnte er diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen. Langsam drehte er sich um, das Zucken in seinem Augen ignorierend, mit einem erzwungenen Lächeln, das mehr an einen bissigen Hund erinnerte, der die Zähne fletschte, als nach einer freundlichen Geste aussah. „Yeah, der bin ich. Findet ihr es nicht viel peinlicher eure Kontrahenten anhand ihrer Dueldisk zu beurteilen?“ „Das kann auch nur ein Loser sagen, was?“ Sie kicherten wieder. Jounouchi schätzte die drei Jungs auf ungefähr 13-14 Jahre. Scheiß Blagen. Was bildeten die sich eigentlich ein?! „Pass mal auf, dieser Loser hier wird dich in einem Duell besiegen und dann werden wir ja sehen, wer der Bessere ist.“ „Ist das eine Herausforderung?“, fragte der Größte von den dreien, der offenbar der Boss dieser Kindergang war. „Was sonst?“, fragte Jounouchi eher ruhig und versuchte so cool wie möglich dabei auszusehen. „Gut, dann lass uns gleich anfangen. Oder hast du, so verplant wie du aussiehst, dein Deck vergessen?“ „Ha, kannst du noch was anderes als dumme Sprüche zu klopfen?“ Sie verließen das Gebäude und suchten sich einen Platz, wo sie sich in Ruhe duellieren konnten. Sie entschieden sich für den Uhrenturmplatz am Domino Plaza. Einige Interessierte waren ihnen gefolgt und so langsam bildete sich eine Menge um sie herum. Einige von ihnen waren verwundert, unwissend, was hier gerade geschah, andere jubelten voller Vorfreude auf das Duell. Genau so mochte Jounouchi seine Duelle. Je mehr Leute ihn beobachteten, desto motivierter wurde er. Er legte seinen Dueldisk an und drückte den Knopf, um diesen zu starten. Zunächst passierte nichts. Ganz langsam fuhr das Gerät an seinem Arm hoch und gab ein leises Geräusch von sich, das ihm signalisierte, dass es für die Inbetriebnahme nun bereit war. Honda war echt ein Lebensretter. Vielleicht sollte er sich bei ihm entschuldigen und sich nicht immer wie ein Arsch verhalten, dachte er und zog seine ersten fünf Karten. „Loser dürfen anfangen“, erklärte der Jugendliche im herablassenden Ton. „Na, dann, ich warte. Mach hin, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, entgegnete Jounouchi trocken und wartete darauf, dass sein Gegner seinen Zug begann. Vereinzelt war Gekicher aus der Menschenmenge zu hören. Der Junge wurde knallrot im Gesicht und zog rasch seine Karte, begann seinen Zug. Er legte zwei Karten verdeckt ab und ein Monster mit nur 1300 ATK. Nichts, das Jounouchi ernsthaft in Bedrängnis brachte. Einige Züge vergingen und für Jounouchi sah das Duell ziemlich gut aus. Sein Gegenüber hatte eine große Klappe, aber seine Karten waren durchschnittlich, so auch dessen Strategie. Jounouchi hatte, als er mit Duel Monsters angefangen hatte, auch einfach nur Karten zusammengeschmissen, von denen er glaubte, dass sie stark waren und cool aussahen. Ein typischer Anfängerfehler. Er hatte es geschafft Gerfried Eisenritter (1800ATK/1600DEF/4☆) zu legen, außerdem hatte er Alligatorschwert (1500ATK/1200DEF/4☆) und Babydrache (1200ATK/700DEF/3☆) auf seiner Seite und war wieder am Zug. Hastig zog er eine Karte vom Stapel. Er brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass er so eben seine Trumpfkarte gezogen hatte. Ein breites, triumphales Grinsen zierte sein Gesicht. Rotäugiger Schwarzer Drache würde einmal mehr seinen Tag retten. Der Junge hatte nur ein Monster im Verteidigungsmodus auf seiner Seite. Keine Zauber- oder Fallenkarten und Jonouchi hatte eindeutig einen Glückstag. Seine Lebenspunkte waren bereits auf 200 Punkte gefallen und die Differenz des nächsten Angriffs würde den Kampf entscheiden. Nur ein Angriff trennte ihn vom Sieg. „Ich opfere Babydrache und Alligatorschwert, um Rotäugiger Schwarzer Drache zu beschwören!“ Jounouchi nahm die beiden genannten Karten vom Spielfeld und legte sie auf den Friedhof ab, legte dann seinen Drachen und wartete darauf, dass das furchteinflößende Bild des Drachen erschien. Nichts geschah. Fragend warf er einen Blick auf seinen Dueldisk. Der Strom war an, die Lichter blinkten und es schien nicht so, dass das Teil bereits den Geist aufgegeben hatte. „Dein Disk hat wohl die Leistung verfehlt!“, lachte der Junge auf der anderen Seite und hielt sich den Bauch. Er zeigte mit einem Finger auf seinen Kontrahenten, stellte den Blonden vor der Menge bloß, so dass im Publikum vermehrt Gelächter laut wurde. Jounouchi wurde leicht nervös. Panik machte sich in ihm breit. »Komm schon, lass mich jetzt nicht im Stich!«, flehte er seinen Dueldisk an. Keine Reaktion. Gerade als er etwas sagen wollte, schaltete sich sein sein Dueldisk aus und die Hologramme auf seiner Seite verschwanden. „So'n Schrottteil!“, kam es von der anderen Seite des Spielfeldes. „Und wenn schon! Ich habe trotzdem gewonnen!“ „Wen interessiert's? Ohne Dueldisk will dich doch eh niemand sehen!“ Die Menge an Leuten verflüchtigte sich langsam und keiner schenkte ihrem Duell noch Beachtung. Da die Hologramme verschwunden waren, war das Duell offiziell vorbei und keiner interessierte sich dafür, was geschehen war. Jounouchi versuchte das Publikum davon zu überzeugen, dass es noch nicht vorbei war, aber nicht mal mehr sein Gegner würdigte ihn eines Blickes. Kurz darauf stand er allein am Plaza. Die Menschen gingen ihrem vorherigen Treiben wieder nach und das Duell, das sich noch vor wenigen Sekunden hier abspielte, war vollkommen vergessen. Aus ihrer Erinnerung gelöscht. Jounouchis Kopf war total leer. Er wäre der Sieger gewesen! Er hatte gewonnen! Sein Gegner hätte seinen Angriff nicht kontern können und er wäre als Sieger hervorgegangen. Die Menge hätte ihm zugejubelt und er hätte sein Können unter Beweis gestellt. Hätte. Könnte. Sollte. Scheiße, nichts lief, wie es sollte. Frustriert ließ sich der Blonde auf die Knie fallen und starrte regungslos vor sich hin. Seine Karten, die er bis eben in seiner Hand gehalten hatte, ließ er los und biss sich auf die Unterlippe. Grandios gescheitert. Er war echt ein Loser. Wozu sich jetzt noch mal bemühen? Wozu aufstehen und weitergehen? Jetzt war es doch endgültig vorbei. Es gab nichts mehr, das er noch hätte tun können. Honda hatte ihn gewarnt, ihm extra noch gesagt, dass so etwas passieren konnte, aber er, dumm wie er war, hatte seinen Warnungen keine Aufmerksamkeit geschenkt und einmal mehr seinen Kopf gegen die Wand gerammt. Wie ein sturer Esel. Das hatte er jetzt davon. Wer würde ihn jetzt noch ernst nehmen? Jounouchi Katsuya, der armselige Duellant, der mit einem Dueldisk aus der Steinzeit bei einem hochmodernen Turnier antrat. »Tolles Geburtstagsgeschenk...«, stellte er gedanklich fest und ließ den Kopf hängen. Am liebsten hätte er jetzt einfach drauf losgeheult und geschrien, wild um sich geschlagen und geschimpft. Er brauchte irgendetwas, das ihn von diesem Erlebnis ablenkte. Aber was? Minuten vergingen und langsam erhob er sich wieder, sammelte seine zu Boden gefallenen Karten wieder auf. Er betrachtete seinen heißgeliebten Drachen. Das glitzernde Bild schimmerte im Licht, als wollte der Drache selbst ihn wieder aufheitern. Ein müdes Lächeln war alles, was er zustande brachte. Ohne Dueldisk brauchte er morgen gar nicht erst beim Turnier antanzen. Dann würden die anderen Teilnehmer ihn nur wieder auslachen. Noch immer hallte das Gelächter der Menge in seinen Ohren wider. Er schämte und hasste sich, doch am schlimmsten war, dass er bereits jetzt wusste, dass er die Schmach des heutigen Tages nicht so einfach vergessen konnte. Vorsichtig verstaute er sein geliebtes Deck in seiner Jackentasche und zog den Reißverschluss zu, um sicher zu gehen, dass er unterwegs nichts verlieren würde. Jede Karte in seinem Deck war ein Teil von ihm. Auch nur eine zu verlieren, wäre als würde er sich selbst verlieren. Mit einem tiefen Seufzer entfernte er sich vom Plaza und lief instinktiv zur Richtung des Kame Game Shops. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)