Das 7. Relikt von das7teRelikt (Der Kampf der Drachen und Magier!) ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 (Aiwe) ----------------------------- Sophiron war ein einziger Trümmerhaufen. Aus der einst so prachtvollen Stadt war eine schwarze Landschaft aus Asche entstanden die sich grausam deutlich von ihrer sonst weißen Umgebung abhob. Hier und da glühten noch die Überreste von einst aus Stein erbauten, prachtvollen Häusern. Viele von ihnen waren zu bizarren Skulpturen geschmolzen und liesen das ganze schreckliche Szenario noch finsterer erscheinen. Der Boden war teilweise noch so sehr vom Feuer und dem geschmolzenen Gestein erhitzt das sie einen anderen Weg durch das Trümmerfeld suchen mussten. Nirgends konnte man die Überreste von Bewohnern liegen sehen, doch als sie an einer halb intakten Hauswand vorbei liefen war deutlich die eingebrannte Schattierung zweier Menschen zu erkennen. Einer der Schatten war sehr klein – ein Kind. Chris hatte vor Wut und Trauer aufgeschrieen und Rae musste ihn weiterziehen damit er nicht stehen blieb. Sie waren nun schon fast drei Stunden unterwegs und hatten noch nicht einmal die Hälfte der zerstörten Stadt durchquert. Ständig waren sie gezwungen einen anderen Weg zu suchen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder darüber zu klettern. Manchmal brauchten sie Magie um überhaupt voran zu kommen. Und in all der Zeit in der sie sich ihren Weg bahnten war nicht ein Zeichen von Leben zu erkennen. Als sie schließlich ein noch einigermaßen intaktes Dach fanden luden sie ihre Sachen ab und ließen sich für eine Rast nieder. Da sie ihre Vorräte in Sophiron wieder auffrischen wollten, hatten sie kaum noch etwas zu essen bei sich und so musste sich jeder mit einem trockenen Stück Brot und etwas Dörrfleisch zufrieden geben. Obwohl ihre Umgebung verwüstet war und alles in ihnen danach drängte weiter zu ziehen blieben sie nach dem kargen Mahl sitzen. Die Strapazen der letzten Tage forderten ihren Tribut. Sie waren müde und ausgelaugt. Schweigend verging die Zeit bis Chris nach einer Weile das Wort ergriff: „Meint ihr es gibt Überlebende?“ Rae schwieg und es dauerte lange bis Lil ohne aufzuschauen antwortete: „Drachen nehmen keine Gefangenen.“ Chris wurde noch bleicher als er bereits war und umklammerte zitternd seinen Schwertgriff. „Wir sollten weiter ziehen. Je eher wir ein Dorf oder eine Stadt erreichen desto besser. Wir brauchen Nahrung und Pferde.“ „Und jemand der die Hunde aufnimmt“, fügte Lil hinzu. „Und wie wollen wir das alles bezahlen? Ich habe kein Geld mehr und ihr beiden auch nicht. Es sei denn ich habe etwas verpasst“, Rae seufzte und lehnte sich zurück an die warme Hauswand. „Ich habe genug Geld. Als wir bei den Eisdrachen waren habe ich Demians Münzen mit unseren restlichen in einem Beutel verstaut. Er war damit einverstanden und ich dachte er würde weiter mit uns reisen und…“ Lils Stimme erstarb und ihr Körper bebte leicht als sie sich an Demians Verrat erinnerte, „wir werden ihn finden und dann wird er die gerechte Strafe für seine Taten erhalten.“ „Lil, was ist eigentlich mit deinem Handgelenk? Willst du es nicht heilen?“ Chris blickte auf das gebrochene Handgelenk. Nach dem Kampf mit Demian und dem langen Flug hatte keiner von ihnen die Kraft gehabt einen Zauber zu wirken. Hätte Demian hier in Sophiron auf sie gelauert hätte er sie mit Leichtigkeit töten können. Lil starrte einen Moment lang mit leerem Blick auf ihre verletzte Hand, hob dann die gesunde und hielt sie wenige Zentimeter darüber während sie heilende Worte flüsterte, „Kaly Gelf“ Rae konnte zusehen wie sich Lils Handgelenk seltsam bewegte und verschob. Als es fertig war bewegte Lil ihre Hand als wäre sie niemals gebrochen gewesen. „Ich glaube wir können weiter“, sagte Chris und stand auf. Er wollte um jeden Preis endlich aus diesem Trümmerfeld heraus. Schweigend sammelten sie ihre Sachen ein und machten sich weiter auf den mühseligen Weg. Es dauerte fast den ganzen restlichen Tag bis sie die zerstörte Stadtmauer erreichten und die Überreste von Sophiron verliesen. Da sie nicht wussten in welche Richtung sie als nächstes ziehen sollten schlugen sie den Weg ein der zur nächstgelegen, größere Stadt führte. Sie mussten dringend ihre Vorräte auffrischen und Pferde kaufen wenn sie schnell vorankommen wollten. Die Stadt, welche sie ansteuerten, lag einen Tagesmarsch von Sophiron entfernt. Sie hofften das sie nicht auch von Demian zerstört worden war. Müde und erschöpft schlugen sie ihr Lager in einer geschützten Mulde im Wald auf und legten sich schlafen. Mit den ersten Sonnenstrahlen die erschienen teilten sie ihren restlichen Proviant für ein Frühstück auf und zogen betrübt weiter. „Könnten wir nicht mit dir fliegen? Dann kämen wir viel schneller voran?“, fragte Chris seufzend. Lil warf ihm als Antwort einen viel sagenden Blick zu und erneut seufzend marschierte Chris weiter. Gegend Abend kamen endlich die Lichter der Stadt in Sicht und mit neuer Motivation zogen sie ihr Tempo an. Gerade noch rechtzeitig passierten sie die kleine Stadtmauer bevor diese zum Schutz gegen Wölfe geschlossen wurde. Die Straßen waren eng und schmutzig im Gegensatz zu Sophirons breiten Wegen. Die Häuse standen dicht beieinander und waren teilweise schon vom Verfall der Jahrzehnte gezeichnet. Zerlumpte Gestalten tummelten sich im Zwielicht der Gassen. Ziemlich in der Mitte der Straße angelangt erreichten sie ein altes Gasthaus das den Namen „Biberbau“ trug. Das Schild wackelte im sanften Wind quietschend hin und her. „Dort werden wir zu Abend essen und über Nacht bleiben“, murmelte Lil und öffnete die Tür zum Gasthaus. Drinnen war es voll, laut und stickig. Fast alle Tische waren besetzt und erst in einer abgelegenen Ecke fanden sie einen kleinen freien Tisch. Sie quetschten sich um die abgenutzte Tischplatte und setzten sich auf drei wackelige Stühle. Die Hunde legten sich müde ins Eck und beobachteten angespannt die vielen Männer die sich in der Schanke befanden. „Ich werde uns was zu trinken holen.“ Chris stand auf und drängte sich durch die Menge. Drei Schritte weiter war er nicht mehr zu sehen. „Ich hoffe das wenigstens die Zimmer angenehmer sind“, seufzte Rae und beobachtete eine Ratte die quer durch den Raum schoss und in einem Loch der Mauer verschwand. Lil lächelte. Es dauerte ziemlich lange ehe Chris mit drei Krügen zurück an den Tisch getaumelt kam. Er blickte grimmig drein, setzte sich und nahm einen tiefen Schluck. „Alles Zwielichte Gestalten hier. Räuber, Banditen, Söldner. Wir sollten heute Nacht wachsam bleiben wenn wir unser Hab und Gut behalten wollen. Ein Zimmer hätten wir und das Essen sollte auch bald da sein.“ Schweigend und geduldig warteten sie bis die Bedienung kam und eine große Pfanne mit Bratkartoffeln vor ihnen abstellte. Lil rümpfte die Nase als sie das Essen betrachtete was Chris nicht verborgen blieb. Entschuldigend zuckte er mit den Schultern „Das war das einzige was sie auf der Karte hatten.“ Resigniert griff Lil nach einer Gabel und stocherte im Essen herum. Nach drei Bissen legte sie sie wieder auf die Seite und rümpfte angewidert die Nase. „Das schmeckt furchtbar.“ „Ich finde es fehlt Salz. Ich gehe welches holen“, Rae stand auf und verschwand zwischen den Tischen und den pöbelnden Männern. „Lil, weist du das ich Morgen Geburtstag habe?“, fragte Chris und grinste schelmisch. Lil schaute auf und wusste das er ihr damit etwas anderes sagen wollte. „Das freut mich, ich werde dir zu angemessener Zeit natürlich gratulieren“, antwortete Lil und nahm einen weiteren Schluck von dem Met das Chris geholt hatte. Es war nicht das Beste, aber man konnte es trinken. Im nächsten Moment erschien auch Rae schon wieder mit einem kleinen Salzstreuer in der Hand. Mit einem gewaltigen Schlenker schüttete sie etwas über das Essen, dann nahm sie die Gabel und probierte etwas. Sie kaute einen Moment lang auf der Kartoffel herum und schüttelte dann den Kopf. Noch einmal streute sie Salz darüber und erschrak als der Deckel des Streuers herunter fiel und der gesamte Inhalt auf die Kartoffeln kippte. Einen Augenblick starrten alle drei auf das nun völlige versalzene Essen und lachten dann lauthals los. „Ich glaube viel ruiniert haben wir nicht“, keuchte Chris als er sich beruhigte. Er stand auf und nahm die Pfanne vom Tisch „die werde ich mal weg bringen. Ich glaube ein Laib Brot schmeckt mir heute Abend besser.“ Grinsend erhob er sich und drängte sich zurück Richtung Theke. Als er unterwegs an einer angetrunkenen Gruppe Männer vorbei kam stellte sich ihm einer von ihnen breitbeinig in den Weg. „Hey, was soll das? Ich weis ja nicht wo du her kommst aber hier wird kein Essen zurück gegeben!“ „Es schmeckt aber nicht“, antwortete Chris höflich und versuchte an dem Mann vorbei zu kommen, doch dieser machte einen Schritt zur Seite und schlug Chris die Pfanne aus der Hand. Laut scheppernd fiel sie zu Boden und verteilte ihren Inhalt in der Schänke. Von einer Sekunde auf die nächste war es völlig still im Gasthaus und alle Blicke waren auf Chris und die Männer gerichtet. „Es schmeckt dir also nicht! Weist du was wir hier mit so verwöhnten Bengeln wie dir machen?“ Der Kerl zückte ein kleines Messer aus der Tasche und hielt es empor „wir erziehen sie!“ Lauter Tumult ertönte von seinen Kameraden und einigen anderen. Bevor er jedoch noch einen Schritt auf Chris zumachen konnte stand eine schmale Gestalt mit einer tief im Gesicht hängenden Kapuze vor ihm und hob ihm eine rot leuchtende Schwertspitze direkt an die Kehle. Weiter hinten stand Rae kampfbereit am Tisch und hatte die Hand zu einem Zauber erhoben. „An deiner Stelle würde ich das Messer wieder weg packen, deinen Krug leeren und nach Hause gehen“, zischte Lil drohend. Schweißperlen traten auf die Stirn des Mannes und zögernd packte er das Messer zurück in den Gürtel. „Hey, hey, immer mit der Ruhe. Wir wollen keinen Streit. Fremde sind hier willkommen“, rief er verunsichert aus und Hob beschwichtigend die Hände in die Höhe. Rae war mit den Hunden hinter Lil getreten die ihr Schwert runter nahm aber nicht einsteckte. Gemeinsam liefen sie durch die Schänke und stiegen die Treppe zu den Gästezimmern empor. Erst als sie die Tür ihres Zimmer hinter sich verriegelt und mit Schutzzaubern ausgestattet hatten steckte Lil ihr Schwert zurück in die Scheide und nahm die Kapuze ab. „Es ist jedes Mal das selbe mit diesem Pack“, knurrte sie genervt und schmiss ihren Rucksack auf einen vermoderten Stuhl. In dem kleinen, schäbigen Zimmer standen zwei Betten mit alten, verlegenen Matratzen und ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. An der Wand hing ein zerbrochener Spiegel über einer zerbeulten Waschschüssel die schon sehr lange nicht mehr genutzt worden war, betrachtete man das verflochten gewobene Spinnennetz das sich darin befand. „Es gibt nur zwei Betten“, stellte Chris erschöpft fest. „Ich kann auf dem Boden schlafen“, antwortete Lil und breitete ihre Decke auf den knarrenden Dielen aus und legte sich darauf. Chris und Rae begaben sich zu den Betten und legten sich hinein. Es dauerte nicht lange ehe sie alle drei eingeschlafen waren. Es war mitten in der Nacht als etwas Leichtes auf Raes Bett landete und sie vorsichtig angestupst wurde. Rae öffnete verschlafen die Augen und Blickte sich im dunklen Zimmer um. Als sie nichts erkennen konnte murmelte sie einen Zauber und auf ihrer Handfläche erschien eine kleine Lichtkugel die ihr Umfeld erleuchtete. Lil stand vor ihrem Bett und war fertig angezogen. „Zieh dir das über. Wir gehen jagen“, flüsterte sie leise und deutete auf den schwarzen Kapuzenumhang den sie Rae aufs Bett geworfen hatte. Geduldig wartete sie bis Rae sich angekleidet hatte und Bogen und Köcher von Chris an sich nahm. „Wieso willst du um diese Uhrzeit auf die Jagd?“, fragte Rae gähnend. Sie bezweifelte das das Gasthaus noch für so späte Unternehmungen geöffnet hatte. „Weil ich um diese Zeit richtig jagen kann ohne entdeckt zu werden. Außerdem dachte ich mir könnte es dir gefallen.“ Lil grinste verwegen und öffnete das Fenster, „nach dir!“ Rae trat an die Scheibe und flüsterte „Claskeri“, vorsichtig schwebte sie auf den Boden hinab und landete lautlos wie eine Feder. Lil tat es ihr gleich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Stadtmauer. Dort angekommen wiederholten sie den Zauber und schlichen vorsichtig davon. Als sie den kleinen Wald erreichten aus dem sie am vorigen Tag gekommen waren bedeutete Lil Rae stehen zu bleiben und lief noch einige Schritte weiter ehe auch sie hielt. Rae spürte es als die Finsternis vor ihr noch mehr zunahm und doch konnte sie es nicht ganz verhindern als sie vor dem riesigen Drachen vor sich zurück zuckte. Nun komm schon. Steig auf, wir haben nicht viel Zeit! Zuerst zögernd dann sicherer trat Rae auf Lil zu und kletterte vorsichtig an ihrem Hinterlauf auf den Rücken und zog sich dort an den Zacken bis hinauf zu den Schultern, wo sie sich zwischen zwei Zacken hinsetzen konnte. Am vorderen hielt sie sich fest während der Hintere ihren Rücken stütze. Nervös klammerte sie sich an den Rückenzacken vor sich und wartete darauf was geschah. Mit einem kräftigen Satz stieß sich der schwarze Drache vom Boden und erhob sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen weit in den Himmel empor. Raes Magen machte einen Hüpfer doch sie unterdrückte das mulmige Gefühl das sich in ihr bildete so gut es ging und konzentrierte sich auf die Sterne über sich die in dieser Höhe noch berauschender aussahen. Nach einer Weile fand sie gefallen daran so weit über der Erde zu fliegen. Der Wind rauschte ihr um die Ohren und zerzauste ihre Haare während sie sich so frei wie noch nie fühlte. Gefällt es dir? „Es ist wunderbar!“, schrie Rae gegen den Flugwind an. Ein seltsames Beben erfasste Lils massigen Körper und ein lautes Brummen entfuhr ihrer Kehle. Sie lachte. Der Flug kam Rae fiel zu kurz vor als sie sich schon wieder dem Erdboden nährten und der Drache schließlich landete. Rae kletterte von Lils Rücken und starrte auf die bleich erleuchtete Lichtung vor ihnen. Dort graste eine Herde Waldhirsche friedlich ohne den Drachen gewittert zu haben. Rae schlich sich vorsichtig an, legte einen Pfeil auf und schoss. Als die Herde auseinander stob erhob sich Lil wieder empor und schoss Blitzschnell hinter einem der Tiere hinterher. Ehe sich der Hirsch versah wurde er von ihren messerscharfen Reiszähnen gepackt und hob vom Boden ab. Rae lief zu ihrem erlegten Tier während Lil am Rande der Lichtung ihre Beute verschlang. Als sie fertig war kam sie stampfend zu Rae zurück gelaufen, lies sie aufsteigen, packte das Tier mit ihren Klauen und stieß sich vom Boden ab gen Himmel. Zufrieden flog sie Richtung Stadt zurück. Hrhrhr, ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag. Rae zuckte zusammen, „Woher weist du… Chris?!“ Ein erneutes Brummen ertönte und unweigerlich musste Rae mit einstimmen. „Wieso hast du dich verwandelt? Ich dachte es sei zu gefährlich!“ Es ist finstere Nacht. Der Mond ist kaum noch eine Handbreite Sichel am Sternenhimmel. Die Menschen haben keine so gute Augen um meine schwarze Schuppen vom schwarz des Himmels zu unterscheiden. Sie können mich nicht sehen. „Und Demian?“ Rae spürte wie sich der Körper unter ihr anspannte. Demian wird sich nicht mehr in der Nähe befinden. „Woher willst du das wissen?“ Wäre er noch hier stünde die Stadt nicht mehr. „Könnte er dich sehen?“ Lil schwieg einen Moment ehe sie antwortete, Wir Drachen haben sehr gute Augen und sehen viel was euch verborgen bleibt. Aber einen schwarzen Drachen vor einem schwarzen Himmel zu sehen ist auch für Drachen schwer. Rae dachte eine Weile darüber nach und musste feststellen das sie die Drachen immer faszinierender fand. Als sie sich in den Sinkflug begaben landeten sie mitten in dem kleinen Wäldchen. Wir sollten das Reh hier ausnehmen und braten. In der Stadt würden sie sich nur fragen woher es kommt und noch mehr Aufsehen sollten wir nicht erregen. Rae nickte und begann das Tier auszunehmen während Lil sich zurück verwandelte. Den Rest der Nacht verbrachten sie lachend an einem kleinen Feuer und gegen Morgengrauen schlichen sie sich zurück in das Gasthaus wo sie die letzten Stunden noch schliefen und Chris am frühen Morgen mit frischem, saftigen Rehbraten überraschten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)