Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 9: Nisa - Dorf der Einsamkeit ------------------------------------- „AAAAAAAAAAHHHHHH!!!!!!!“ schrie Siana schrill. Am liebsten wäre sie zu Zitan auf Kasera gesprungen, aber Nervi machte schon aus Panik einen gehörigen Satz nach vorne und wieherte laut. „Nicht schon wieder...“ stöhnte Vento und sah sich um. Der Drache sauste von oben herunter genau auf die fünf zu. „Hey, Drache!!!!“ rief Zitan dem Drachen zu, „Wie wär's, ich zeig dir, wo Kindarn ist, dann kannst du den fressen, statt uns!!“ Der Drache antwortete mit empörtem Gebrüll. „Ich hasse Drachen, die nicht mit sich verhandeln lassen!“ murmelte Zitan gab Kasera die Sporen, Siana, Zenta, Vento und Tiras setzten ihm schnellstmöglich nach. Der Drache folgte ihnen in der Luft fliegend und spuckte diverse Flammen nach ihnen. „UAAAHH!!!!!“ schrie Siana auf, als Nervi auf der Flucht vor einer Flamme zur Seite sprang und Siana fast heruntergefallen wäre. „Uuh, autsch, blödes Vieh-...!“ „Was is’n das hier??!“ hörte sie plötzlich Zentas Stimme neben sich, „Der läuft ja schon wieder nicht ordentlich!!“ Siana schniefte. „Oooohhhh nein!!“ Zenta brummte. „Wir hätten dir eine Gerte besorgen sollen!“ Damit holte er aus und versetzte Nervi einen Schlag auf den Hintern, er wieherte und sauste davon. „Ab geht die Post!“ meinte Zenta und hielt nach dem Drachen Ausschau. „WAAH!!!!! – ZIDDY, LAUF ZU, DER BASTARD KOMMT NÄHER!!!!!!“ Zitan fuhr herum, gerade da spuckte der Drache wieder wutentbrannt Feuer auf die fünf, und Zitan hätte die Flamme voll abgekriegt, wäre Kasera nicht instinktiv zur Seite gesprungen. „Mann-...!“ stöhnte der blonde Junge und fasste die Zügel wieder, „Komm, Süße, schneller!!“ „Jetzt wäre irgendso’n Zauber echt praktisch!“ stellte Tiras fest, und Zitan ging garnicht darauf ein. So dauerte die Jagd an. Die fünf rannten über Wiesen, Felder und durch Wälder, sprangen über kleine Bäche oder rannten durch Hecken (Kasera war die Einzige, die stets brav darübersprang, worauf Zitan immer ganz stolz erklärte, sie sei schon wieder S gesprungen). Der Drache machte sich nicht die Mühe, um Bäume herumzufliegen, er zündete alles einfach an. Schließlich, gegen Nachmittag, drehte der Drache endlich ab – die Lust auf das Frühstück war ihm offensichtlich vergangen. Mit einem resignierenden Brüllen flog er davon, und Zitan bremste und drehte Kasera herum. „Glück gehabt, Kizayas scheinen mehr Ausdauer zu haben als Binoarische Drachen,“ sagte er und blinzelte. Zenta fasste nach seinem Kopf. „Kacke, jetzt hab ich total die Orientierung verloren!!“ schimpfte er und zog dann die Weltkarte heraus, „Also schön – wir waren da, und wir sind immer in dieselbe Richtung gelaufen, also müssten wir – uh, wir sind nördlicher als vorher!“ „Ach was,“ gluckste Vento. Zenta schielte ihn an. „Ich meine, nördlicher als Tijana!“ Zitan sah sich grimmig um. „Gib mir deine Karte, Zenta!“ verlangte er mit ausgestreckter Hand. Zenta runzelte die Stirn. „Du kannst doch garkeine Karten lesen!“ „Gib schon her!!!!!“ Zenta gab ihm verwundert die Karte, und Zitan schnappte sie und sah sie sehr angestrengt an. „W-was ist denn?“ fragte Siana und sah Zenta an. Er sah sie komisch an. „Was guckst du mich an??!“ schnaubte er, „Frag Ziddy!!!“ Sie wollte gerade den Mund auftun, um Zitan zu fragen, da fuhr dieser urplötzlich herum, gab Zenta etwas unsanft die Karte zurück und wendete Kasera. „Sofort umkehren!!“ befahl er barsch, „Na los, dreht um, seht zu!! Moszia liegt in der Richtung!!“ „Was ist denn jetzt wieder los??!“ fragte Vento verständnislos. Zitan spuckte aus und sah die Landschaft wutentbrannt an. „Anakusia!!!“ zischte er ärgerlich, und die anderen sahen sich an. „Wir sind in Anakusia??!“ fragte Siana, „Und deswegen machst du so ein Theater??!“ „Hab ich dir nicht schonmal gesagt, dass ich Anakusia hasse wie die Pest??!!“ fuhr Zitan auf. „Dieses Land ist verflucht!“ Siana runzelte die Stirn. „Also, in Sentaria hieß es, Nuria wäre das Verfluchte Land!“ Zitan sah sie starr an. Alle schwiegen. „Die Menschen in Anakusia waren es, die den Krieg gegen Nuria begannen,“ sagte Zenta barsch, „Ziddy kann Anakusia nicht ausstehen, weil die Menschen hier Kriegsbesessen waren! Wir sind überzeugte Pazifisten.“ „Pazi-was???“ fragte Vento kleinlaut. Siana sah Zenta grübelnd an. Zitan senkte den Kopf. „Gehen wir.“ Er wollte losgehen, doch Tiras hielt ihn fest. „Lasst uns wenigstens ein Hotel aufsuchen, bis Lilaria kommen wir heute nicht mehr, wenn wir jetzt nördlicher als Tijana sind...“ meinte er, „Und die Nächte werden zunehmend kälter.“ Zitan stierte seinen Freund an. „Dieser Boden ist verseucht von der Herrschsucht der Menschen!“ zischte er aufgebracht, „Mich erstaunt, dass Kaseras Hufe diese-... Schmach ertragen können!!“ Zenta packte Zitans Arm und zerrte ihn zu sich herum, bis er halb von Kasera herunterhing. „Zenta!!!! Was soll-...?!“ „Du übertreibst in allen Maßen, Zid!!“ zischte Zenta ärgerlich, „Wenn du solche Sachen sagst, wie erwartest du dann, dass Siana es nicht rauskriegt??! – Aus Anakusia hat niemand deine Familie getötet! Eigentlich müsstest du Sayamaina hassen!“ „Aber Anakusias König, dieser verfluchte Talik, hat den Krieg begonnen!!! Es waren Sayamainas Truppen, die in Saria einfielen, und der Mensch, den ich aus tiefstem Herzen hasse, liegt mit einem Ohr in irgendeinem versifften Krankenhaus! Kindarn!! Dieser Bastard wird für das bezahlen, was er getan hat!!! – Den drei Königen kann ich's ja nicht heimzahlen, die sind ja schon tot! Tse!“ Zenta ließ Zitan langsam wieder los. „Töten ist frevelhaft, Zitan.“ Zitan zog sich wieder auf Kaseras Rücken. „Siana darf es nicht erfahren, hörst du?“ fragte er mit gedämpfter Stimme, „Sie wird mich umbringen wollen – wenn sie erfährt, dass es mein Vater war, der ihren tötete!“ Zitan ließ sich letztlich doch dazu überreden, wenigstens für eine Nacht ein Dorf aufzusuchen, auch, wenn es in Anakusia lag. Gegen Abend, es war schon dunkel, erreichten sie das Dorf Nisa. Nachdem sie einmal herumgegangen waren, stellten sie fest, dass es keine Herberge gab, so nahmen sie sich das nächstbeste Haus vor und klingelten. Eine ganze Weile passierte garnichts, dann öffnete sich die Tür. Doch Zitan erblickte niemanden hinter der Tür. Er runzelte die Stirn. „Hallo? Ist da wer?“ fragte er in das Haus hinein. „Hier unten, hier bin ich!“ rief eine hohe Stimme von unten. Zitan sah herunter, da erblickte er ein kleines Mädchen, das die fünf groß ansah. „Oh, seid Ihr Reisende, Sir?“ „Wo sind wir hier?“ fragte Zitan zurück und kniete nieder, um mit dem Kind auf gleicher Höhe zu sein. „In Nisa,“ sagte das Mädchen mit den dunkelblauen Haaren, „Dem bestimmt kleinsten Dorf in Anakusia – oder vielleicht ganz Seydon!“ „Oh,“ machte Zitan. Dann besann er sich und fragte weiter: „Wo sind denn deine Eltern? Bist du ganz allein zu Haus?“ „Ich habe keine Eltern.“ Die fünf sahen sich bestürzt an. „Oh,“ machte Zitan wieder, „Das-... tut mir leid. Ich – hab auch keine Eltern.“ „Tut mir sehr leid, Sir,“ sagte das Mädchen und sah ihn traurig an. „Wir kommen aus Sayamaina,“ erklärte Zitan dem Mädchen, und es weitete die Augen. „Oh,“ machte es diesmal, „Das ist weit weg. Kommt doch herein!“ Zitan nickte und stand auf, und die fünf betraten das Häuschen. Das Mädchen schloss die Tür. „Wie heißt du?“ fragte Zitan die Kleine und sah sich um, „Wohnst du dann ganz alleine hier???“ „Osea Dantos,“ stellte sich das Mädchen vor und lächelte, „Ja, ich wohne alleine hier. Seit etwa zwei Jahren jetzt-...“ „Verzeih, Osea,“ warf Zenta ein, „Sag mal, gibt es hier irgendwo eine Herberge oder sowas??“ „Nein,“ sagte Osea, „Hier gibt es insgesamt vierzehn Häuser, eines davon ist ein winziges Restaurant. Aber ihr könnt hier schlafen, wenn ihr wollt!“ Osea strahlte plötzlich, „Ich würde mich freuen!“ „Du musst dich-... schrecklich einsam fühlen, ohne Familie,“ sagte Siana betreten. Osea senkte den Kopf. „Vor zwei Jahren überkam eine schreckliche Seuche diesen Teil des Landes – auch Zitavajia* wurde schwer getroffen. Hier in Nisa sind mehr als die Hälfte aller Bewohner gestorben – meine Eltern und meine kleine Schwester auch.“ „Das ist ja schrecklich!“ sagte Siana bestürzt und schlug sich die Hände vor den Mund. „Du wohnst seit zwei Jahren in diesem Haus allein?? Wie alt bist du?“ fragte Zenta erstaunt. „Ich bin sechs!“ erklärte Osea, „Im nächsten Januar werde ich sieben! – Aber nun zu euch! Wo wollt ihr hin, wenn ihr aus Sayamaina hierher kommt?“ „Nach Kesvitara. Wir werden gleich morgen weitergehen, weil wir nämlich schon genug Zeit vertrödelt haben-... dieser bescheuerte Drache!!!“ fluchte Zitan. Da meldete sich Tiras: „Sag mal, wenn du hier alleine wohnst, gehe ich richtig der Annahme, dass du hier nur ein Bett hast?“ Er sah sich in dem kleinen Haus um. Osea schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe noch das von meinen Eltern! Die sind zu schwer, um sie rauszutransportieren, deswegen lasse ich sie stehen. Dann haben wir noch das Sofa, außerdem hab ich noch eine kleine Matratze-... die war in dem Gitterbett, in dem meine kleine Schwester geschlafen hat. Die ist aber nur so groß,“ Osea demonstrierte mit den Händen die Größe der kleinen Matratze, „Da passt ihr wahrscheinlich nicht rauf...“ „Zenta bestimmt!“ grinste Vento und erntete dafür einen Tritt gegen das Schienbein von Zenta. „Pass auf, bevor mein Fuß wo anders hin ausrutscht!!“ zischte Zenta, und Zitan fing an zu lachen. „Yo, Vento, ärger bloß Zenta nicht zu viel, das könnte sämtliche Familienplanungen versauen! – Siana schläft in dem Bett ihrer Eltern, ich nehm freiwillig den Boden, und Vento und Tiras können sich um das Sofa kloppen.“ Die anderen sahen sich an. „Ja, super, die Prinzessin bekommt wie immer das Doppelbett, und wir dürfen auf dem Boden schlafen!“ meckerte Vento, und Zitan verdrehte die Augen. Zenta kratzte sich am Kopf. „Also, Osea, erstmal sehr herzlichen Dank für die Unterkunft-...“ Osea nickte. „Passt schon – wieso nennt ihr sie Prinzessin???“ fragte sie dann und zeigte auf Siana. Alle sahen sie an, dann wendeten sich alle Blicke auf Siana. „Weißt du, das ist so ein Spitzname für sie...“ fing Tiras erschrocken an. „Ich dachte schon, das wäre die Prinzessin Siana, die verschwunden ist!“ lachte Osea, „Was sollte die denn hier in Nisa??“ Die fünf anderen sahen sich etwas entsetzt an, schwiegen aber. Die Kameraden machten es sich also in dem kleinen Haus gemütlich, und bald wollten sie schlafen gehen. Die Jagd mit dem Drachen hatte alle ziemlich fertiggemacht. „Gute Nacht, gute Nacht, schlaft gut!“ „Yo, Vento, und denk dran, ärger Zenta nicht!!“ Zitan lachte etwas unverschämt, und Vento zeigte ihm beleidigt den Mittelfinger. Zitan seufzte und sah Siana an, mit der er vor dem Schlafzimmer von Oseas Eltern stand. „Prinzessin?“ „Ja?“ fragte sie und sah auf. „Schlaf schön.“ Er lächelte, doch Siana hielt plötzlich seinen Arm fest. „I-ich-... – Zid-...“ fing sie an und sah verlegen zu Boden, „Ich-... ist der Boden nicht sehr-... hart-...?“ Er stutzte. Dann grinste er wieder. „Hör mal, ich bin ein Dieb!“ lachte er, „Der Boden ist klasse, ich bin daran gewöhnt! Weißt du, im Labana-Wald haben wir unsere kleine Hütte – die hast du ja kurz gesehen! – die hat nur einen Raum, zum schlafen, da sind Matten auf dem Boden und wir haben unsere Decken, eine Heizung gibt es da nicht, und das ist für mich schon wirklich sehr komfortabel... einmal im Monat gehen wir nach Kasara, um Zentas Eltern zu besuchen, dann schlafen wir bei denen in der Herberge, oder zur Not auch in ihrem Haus, das ist klasse! Yasons Haus ist kaum größer als unsere Hütte, voll putzig! – Verstehst du, ich habe keine Familie mehr, und ich bin daran gewöhnt, so in Armut zu leben... das ist nunmal mein Schicksal, und mir gefällt es so! Natürlich könnte es besser sein, aber ich bin zufrieden!-... Du bist daran gewöhnt, in Luxus zu schlafen, mit einem Himmelbett, hast für alles Angestellte, kriegst immer, was du willst-... weißt du was, das wäre mir einfach viel zu langweilig!“ Er kratzte sich am Kopf. „Du weißt schon, dieses-... artig sein – Tischmanieren-... diese-... Spießersprache – das könnte ich garnicht!“ Siana senkte den Kopf. „Du hast wohl recht-...“ sagte sie leise, „Ich bekomme immer, was ich will, habe für alles Diener-... aber-... manchmal wünsche ich mir, ich wäre auch so frei wie ihr-... weißt du, es ist ja wirklich so, ich kann keinen Schritt tun, ohne, dass jemand dabei ist! Fünfzehn Jahre lang wurde ich in meinem goldenen Käfig behandelt wie ein rohes Ei... meine Mutter war sehr traurig... als Papa starb-... sie wollte mich nicht auch noch verlieren-... deswegen tat sie alles, um mich zu beschützen-...“ Siana sah zur Seite. „Manchmal wünschte ich, ich wäre ein ganz normales Mädchen. Auch so frei wie ihr... dann könnte ich immer mit euch ziehen-...“ Sie lächelte und strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. „Ach Gott, ich rede Blödsinn, entschuldige-...!“ Zitan lächelte auch. „Ach was!“ sagte er, „Du – redest keinen Blödsinn.“ Siana lachte bitter. „Aber – ich komme mir absurd vor! Ich wurde entführt! Von euch komicher Bande – ihr seid Diebe! Und ich-... ich finde-... Gefallen an euch-...“ Zitan sah sie stumm an. „Es ist doch egal, wer du bist – es ist nur wichtig, wie du es bist,“ sagte er, dann strich er Siana kurz über den Arm. „Gute Nacht, Prinzessin. Schlaf schön.“ Damit ging er an ihr vorbei und die Treppe herunter. Siana sah ihm wie eingefroren nach. Es ist nur wichtig-... wie du es bist-... Siana lag noch lange wach und dachte darüber nach, dann schlief sie schließlich ein. Am nächsten Morgen trafen sich die fünf und Osea im Wohnzimmer wieder. „Osea, vielen Dank für deine Gastfreundschaft,“ sagte Tiras artig, „Wir gehen jetzt weiter. Mach’s gut!“ „Tschüß!“ rief Osea und sah die fünf wieder mit großen Augen an, „Gute-... Reise...“ Sie senkte den Kopf, als die fünf aus dem Haus gingen und ihre Kizayas losbanden. „Sie sah fast traurig aus, als wir eben rausgegangen sind, findet ihr nicht?“ wunderte sich Tiras und sprang auf Yanko. Zitan seufzte. „Yo-... wir können auch nicht allen helfen.“ Er wendete Kasera und wollte gerade losgehen, da stand plötzlich ein kleines, schwarzes Kizaya mitten auf seinem Weg – auf ihm saß Osea! „Darf ich mit?“ Die fünf sahen sich erschrocken an. „Da-... das, ähm-... wa-...“ fing Zenta perplex an, und auch Tiras bekam den Mund nicht auf. Zitan seufzte. „Osea!“ sagte er, „Ich – es tut mir leid, aber – das kann ich nicht machen! Diese Reise ist-... nicht zum Spaß! Wir werden kämpfen müssen-... du bist noch ein Kind, das ist viel zu gefährlich für dich!!“ Osea zog eine Schnute. „Biiiiitte!“ sagte sie, „Ich-... möchte nicht mehr hier in Nisa allein sein-...“ „Lass sie doch mit,“ meinte Siana zu Zitan, „Wenn sie so gerne möchte...“ „Das ist – absurd!“ sagte Zitan mürrisch, „Ich – ach, Siana, du kennst doch den wirklichen Hintergrund der Geschichte auch nicht!“ „Wir fliehen vor ihr und Kindarn!“ erklärte Siana, „Und sie ist böse, kann Psychokinese und will mich zurück nach Sentaria bringen und töten! Und meine Mutter will auch irgendwas von mir, oder so.“ Osea war Sianas Erklärung aufgeregt gefolgt. „Oh!“ machte sie, „Macht nichts! Mac ist schnell!“ Sie klopfte Mac, ihrem Kizaya, den Hals. Zitan seufzte. „Mann-... Zenta, sag du doch was!!“ „Ich??!“ empörte sich Zenta, „Aber – du bist der Anführer!“ „Hach, immer ich!“ murrte Zitan, „Also – Osea-... – okay. Von mir aus, komm mit-... aber gemault wird nicht! Klar soweit??“ „Klar!“ freute sich Osea, „Lasst uns erst nach Zitavajia gehen, o.k.? Dann können wir uns vielleicht was zu Essen holen...“ „Zitavajia... das ist ja immer noch in Anakusia, muss das sein??“ stöhnte Zitan, „Ich will so schnell wie möglich aus Anakusia raus!! – Ehrlich, ich krieg schon Schnupfen hier!“ „Es geht um Essen,“ sagte Zenta, und Zitan seufzte. „Na gut, wenn’s um’s Essen geht, ist das was anderes.“ Die nun sechs Freunde machten sich also auf den Weg ach Zitavajia. Eineinhalb Stunden später waren sie dort und suchten einen Supermarkt. Osea, die oft in Zitavajia war, wusste natürlich, wo einer war. „Unschuldigen Mädchen wie mir mutet keiner zu, dass sie klauen,“ sagte Osea, „Aber ich hab nunmal kein Geld, Pech.“ „Da bist du bei uns goldrichtig, wir sind die Räuber vom Dienst!“ grinste Zitan und klopfte Osea auf die Schulter, als die sechs beim Supermarkt ankamen. „Also, ich finde das frevelhaft!“ beschwerte sich Siana, und die Kameraden banden ihre Kizayas draußen an. „Heihoya, du bist ja auch eine Ignorantin, basta!“ scherzte Zitan, und die sechs wanderten in den Supermarkt. Jeder suchte von jedem etwas zusammen, was Zenta dann ganz ordnungsgemäß im Rucksack verstaute. Doch plötzlich wurden sie auf ein junges Mädchen aufmerksam, das schon seit etwa fünf Minuten vor einem Regal stand und mit kleinen Gläsern herumfuchtelte. „Es ist nicht zu fassen, diese bescheuerten Breichen sehen alle gleich aus!!“ schimpfte das blonde Mädchen, „Und welches davon ist nun Banane??! – Das gelbe oder – das gelbe??“ „Ich würde sagen, das gelbe,“ sagte Zenta amüsiert, „Mann, was für eine Frage – gehen wir.“ Das Mädchen schielte den sechs nach, während sie immer noch mit Babybreigläsern herumhantierte. „...Soll ich eigentlich überhaupt Banane holen??“ fragte es sich, „Es könnte auch Karotte gewesen sein!“ Zitan verkniff sich ein Grinsen und sah um die Ecke zu dem Mädchen. „Kann ich helfen??“ „Ja, kannst du mir sagen, ob ich Karotte oder Banane holen soll?“ fragte das Mädchen und hielt zwei Breigläser hoch. „Nimm doch einfach irgendeins!“ „Schön wär's, meine Schwester isst aber nur Banane und Karotte! – Glaub ich zumindest!“ „Du gehst wohl nicht so oft einkaufen,“ Zitan grinste sie an. Das Mädchen blinzelte überrascht. „Uhuhu, kaufen? Du bist ja klasse, hast du Geld?“ Zitan sah sie an. „Seh' ich so aus?“ „Mmmh, mir egal, wenn du was hast, gib's mir!“ „Was bist du denn für eine??“ Zitan prustete los, und das Mädchen zog eine Schnute, stellte die Breigläser zurück ins Regal und zupfte bewusst an ihrer sehr tief dekolletierten Bluse herum. „Ich kann dir alles geben, was du haben willst, Kleiner! – Hey, komm, ist ja für meine Schwester!“ Zitan zog die Augenbrauen hoch. Als er sie ansah, erblickte er ein Schwert, das an ihrem Gürtel hing. „Alle Achtung, bewaffnete Nutten, das ist mir neu!“ sagte er, „Oder trägst du das zur Zierde??“ Das Mädchen prustete los. „Geile Frage, du Honk!!! Ich meine, ich weiß ja nicht, wieso du normalerweise ein Schwert trägst, aber naja-... komm mir nicht dumm, sonst zeig ich dir, wer Nadaiya Micota ist!!“ Damit nahm sie die beiden Breigläser wieder und steckte sie in ihre Hosentaschen. „Komm du mir nicht dumm, sonst zeig ich dir, wer ich bin!“ meinte Zitan, streckte ihr die Zunge raus und ging zurück zu den anderen, die schon auf ihn gewartet hatten. „Heihoya!“ machte Zitan, „Gehen wir.“ „Wo hast du gesteckt??!!“ fragte Zenta ihn, und die sechs verließen den Laden. Draußen angekommen, banden sie ihre Kizayas ab und sprangen auf. „Sagt mal, was habt ihr hier für einen Schrott besorgt?!“ fragte Zenta und durchwühlte seinen Rucksack, „Bonbons?! Dauerlutscher??! Käsekuchen?!?!“ Zenta starrte den Rest der Truppe an. „Das ist ja das reinste Schlaraffenland in meinem Rucksack, wenn ihr Lutscher haben wollt, lutscht sie gefälligst, aber tut sie nicht in meinen Rucksack!“ „Das war Vento!“ erklärte Siana, und Vento brummte. „Mann, Petze!!“ „Wenn ihr eure Lutscher nicht wollt, gebt sie mir! Meine Brüder essen sie gern!“ hörten sie plötzlich eine Stimme hinter sich, und alle fuhren herum. Das blonde Mädchen aus dem Supermarkt stand hinter ihnen. „Du bist ja immer noch da!“ rief Zitan aus. „Aloha!“ rief das Mädchen fröhlich. „Darf ich vorstellen? Die bewaffnete Nutte.“ „Heihoya,“ machte Zenta ironisch, „Sehr erfreut! – Zid, geh zu.“ Zitan trieb Kasera an, und die sechs setzten sich in Bewegung. Das Mädchen blieb zurück. „Wheee!“ machte es gut gelaunt, „Das ist interessant!!“ „Wer war denn das?“ wollte Siana wissen. „Keine Ahnung! Eine mit vielen Geschwistern, nehme ich an!“ antwortete Zitan gleichmütig. Die sechs durchquerten Zitavajia, bis sie am anderen Ende der Stadt von einem weißen Kizaya aufgehalten wurden, das sich ihnen in den Weg stellte – auf ihm saß das blonde Mädchen. „Was?! Du schon wieder!“ rief Zitan aus. „Hallo! Zufall!“ freute sich das Mädchen, „Wohin geht die Reise, Sir?“ „Was willst du?“ fragte Zitan grob, ohne ihre Frage zu beantworten. „Mmh, weiß noch nicht genau! – Ich bin ich, und wer seid ihr?“ fragte das Mädchen. „Wir kommen aus Sayamaina und wollen hier jetzt durch, du stehst im Weg!“ sagte Zitan zunehmend ärgerlicher. „Ach, du magst mich nicht, was??“ grinste das Mädchen und lachte, „Ich bin Nadaiya Micota! Wer bist du?“ „Ich bin ich, und jetzt lass mich vorbei! – Wieso hältst du uns auf??!!“ „Das Zauberwort...“ verlangte Nadaiya und hielt die Hand in Zitans Richtung, als könnte man das Zauberwort übergeben. „BITTE!!!“ „Falsch!!“ „Was??“ Zitan sah sie komisch an. „Hokuspokus heißt es, mann!!“ „Ist dir langweilig, Madaiya?“ „Nadaiya!“ korrigierte Nadaiya fröhlich. „Wie soll ich denn dich nennen, Kleiner? Du verrätst mir ja deinen Namen nicht! Also heißt du jetzt Paul!“ „PAUL?!?!“ Die sechs sahen sich an. „Ja, Paul! Alles klar, was geht ab, Paul?“ Nadaiya grinste. Zitan schnaubte, und der Rest kicherte verstohlen. „Wieso macht sie das alles???“ fragte sich Tiras stirnrunzelnd. Zenta stöhnte bloß und verdrehte die Augen. „Sehr geehrtes Fräulein Nadaiya, würdest du uns Hokuspokus vorbeilassen???!“ fragte er übertrieben höflich, und Nadaiya freute sich. „Oooohhh!!! Das war lieb! Okay, Heinrich, ihr dürft durch!“ Nadaiya trat zur Seite. „[ї]Heinrich?????“ Zenta starrte sie an. Zitan sah sie grimmig an, dann galoppierte die Schar weiter. „Wir sollten nach Lila gehen,“ meinte Zenta, „Das ist am nächsten dran!“ „Einverstanden, Heinrich!“ Zenta fuhr wie ein Blitz herum und fiel aus allen Wolken. „NADAIYA!!!“ schrie er auf und hielt Jali so plötzlich an, dass Nadaiya mitsamt ihrem Kizaya hinten auflief. Die anderen blieben auch stehen. „Zenta!!“ rief Zitan, „Was ist??!!“ „Da-...! – D-dieses Mädchen!!! Ihr Kizaya bohrt Jali wieder im Arsch rum!!“ Zitan fuhr herum. Alle sahen Nadaiya an. „Ist was?“ fragte Nadaiya, „Ihr habt nur gesagt, ich soll euch durchlassen, nicht, dass ich nicht mitgehen darf!“ „Dann sage ich das eben jetzt!! Du darfst definitiv nicht mitgehen!!!!“ rief Zitan fest. „Paul, reg dich nicht so auf!“ „ICH HEIßE ZITAN, VERDAMMT NOCHMAL, NENN MICH NICHT PAUL!!!!!!!“ „Ah, danke, jetzt weiß ich deinen Namen, kleiner Zitan! Darf ich dich nicht Paul nennen?“ „Nein, verflucht!“ „Na schön! Aber vielleicht-... Ziddy? Der da tut es ja auch!“ „So, Sendepause, Mademoiselle!!!!!“ schrie Zenta auf, „Mein Name ist Zenta, verdammt! – Was für ein Spiel spielst du eigentlich mit uns??!!“ „Mmmh, Mühle! – Oder war's Mau-Mau?“ Zenta verschränkte die Arme. Zitan fuhr herum. „NADAIYA, DU NERVST!!!! VERZIEH DICH, ODER ICH NENNE DICH HILDEGARD!!!“ „Oh, ein schöner Name, Paul...!“ „O.k., O.k.! Nenn mich Zid, verdammt, aber HAU ENDLICH AB!!!!!“ „...“ „HAUST DU AB?!?!“ „...“ „NA WIRD’S BALD?!?!“ „...Nein.“ „WAS HAST DU...?!?!“ Zenta packte Zitan am Kragen und zerrte ihn halb von Kasera herunter. „Sssst, Zitan!“ machte er, „Ganz ruhig!! – Was hab ich gesagt??! Was hab ich von Anfang an gesagt??! – Frauen machen nur Ärger!!!“ Zitan schnaubte wutentbrannt. „Wieso verfolgt sie uns überhaupt??!!“ „Sagt mal, irgendwie ist unsere Gruppe drastisch gewachsen, gestern waren wir fünf, jetzt sind wir sieben!“ rief Vento und kratzte sich am Kopf. „Mit anderen Worten, ich darf mit?“ freute sich Nadaiya und strahlte. „Wohin willst du überhaupt??!“ Nadaiya überlegte. „Nach Lila!“ „Cool, dann sind wir dich morgen los! Weil wir nämlich nach Kesvitara wollen, ätsch!“ grinste Zitan dann. „Hmmm,“ machte Nadaiya nachdenklich, „Andererseits-... wenn ich es mir recht überlege, gehe ich auch gleich nach Kesvitara, da war ich noch nie.“ „... ...!!!“ Zitan brachte keinen Ton hervor. „Ihr könnt mich mal kreuzweise!!“ zischte Zenta, „Warum nehmen wir plötzlich so viele Weiber mit??!!“ „Es ist zum Kotzen hier, es ist zum Kotzen!!!!“ fluchte Zitan, „Ich hasse Anakusia!!!!“ Die jetzt sieben zogen weiter, Nadaiya machte sich einen Spaß daraus, alle bei ihren neuen Namen zu rufen: „PAAAUUULLLL!!!!!!!!! Warum redest du garnicht mit mir??“ „WEIL ICH KOMISCHERWEISE NICHT PAUL HEIßE!!!“ „Ach, warum fühlst du dich dann angesprochen?? Ziddiiiiiiiiiiiiiiii, gefällt dir das besser?“ grinste Nadaiya gut gelaunt. „Nein! Ich sagte, du sollst mich Zid nennen, von Ziddy war keine Rede, Hildegard!!“ schrie Zitan ärgerlich. „Na schön, Zid-Paul.“ „...!!!“ Osea gackerte in einem Fort, und Tiras fragte: „Sag mal, Nadaiya, was willst du mit deinem Namen-Spiel eigentlich erreichen??! Also, so hast du bei Ziddy eh‘ keine Chance!“ Nadaiya lachte. „Uh, auf die Bezeichnung Bewaffnete Nutte seid ihr wohl alle aufmerksam geworden, wer sagt eigentlich, dass ich wirklich eine Nutte bin??“ „Dein Ausschnitt!“ sagte Zenta, ohne sie anzusehen, und Nadaiya grinste. „Wo guckst du hin, Heinrich???!!“ lachte sie, und Zenta brummte. „Geh mir aus den Augen, Weib, ich kann Tussen wie dich nicht ausstehen!!“ Tiras seufzte. „Bleib lieber bei Zid, bei Zenta brauchst du's garnicht erst versuchen,“ sagte er, „Er hasst Frauen.“ Nadaiya strahlte ihn an. „Wie soll ich dich eigentlich nennen??“ „Tiras, wenn es möglich ist!“ „Nicht Siegfried??“ „Nein, ich bitte darum, Hildegard.“ „Na schön. Auch nicht Sigi?“ „Nein.“ „KRIEGE ICH EIGENTLICH AUCH EINEN NAMEN?!?!“ schrie Vento da, und Tiras und Nadaiya sahen ihn an. „Ooh, dich hab ich vergessen! Du bist... Wilhelm!!“ „Uuh, cool!“ Zitan fuhr entnervt herum. „SOLANGE ICH HIER DIESEN HAUFEN ANFÜHRE UND DIE VERANTWORTUNG TRAGE, WIRD KEINER DIESER NAMEN MEHR GENANNT!!!!!!“ „Und du,“ sagte Nadaiya genau da zu Osea, ohne auf Zitan zu hören, „Du bist Wendula!“ „Fein.“ „Und du bist Auguste!“ sagte Nadaiya zu Siana. Siana schüttelte den Kopf. „Leute gibt’s...“ Zitan verschränkte die Arme. „Sag mal, hast du mich nicht verstanden, Nadaiya??!!“ Nadaiya sah ihn erstaunt an. „Was hast du gesagt??“ Die sieben ritten nun weiter gen Südwesten. Gegen Abend erreichten sie Lila, Zawas Hauptstadt. Es war eine kleine Stadt, das Land war auch sehr klein. Die sieben suchten ein Hotel, und als sie eines gefunden hatten, machten sie es sich diesmal in zwei Viererzimmern bequem – die Mädchen im einen, die Jungen im anderen. „Siana,“ sagte Zitan wichtig zu der Prinzessin, „Ich – werde dich wohl oder übel mit diesen beiden Trullas allein lassen müssen – wenn sie dir was tun wollen – schrei ganz laut!“ Siana lachte. „Okay! – Danke, Ziddy-...“ Sie lächelte, und er nickte. „Ich könnte mich ohrfeigen, dich ausgerechnet mit diesen Irren da alleinelassen zu müssen-...! Ich traue Nadaiya einfach nicht-...“ Siana seufzte. „Ist gut-... also dann-...“ Zitan nickte erneut. „Gute Nacht! Schlaf schön!“ „Werde ich tun...!“ sagte Siana und lächelte wieder. „...und...“ „Ja?“ „...träum was Süßes...“ Zitan lächelte ebenfalls und ging dann. Siana wurde rot und nickte langsam. „Du auch... Ziddy...“ Zitan hatte sich zu seinen Freunden ins Zimmer zurückgezogen. „Wollen wir nicht Kartenspielen?“ fragte Vento. „Ach nee, da gewinnt Zenta immer, das ist doof!“ „Ach was!“ rief Vento grinsend und zog die Karten aus der Tasche. „Ich habe garkeine Lust, spielt allein,“ meinte Zenta und studierte weiter seine Landkarte. „Sag mal, ist es denn so interessant, Seydon zu beglotzen, Zenta?“ fragte Vento erstaunt. „Im Gegensatz zu [ї]dir mache ich mir Gedanken über unsere blöde Mission, Sir Zyta!“ meinte Zenta zynisch, „Ja – Kartenspielen trägt natürlich auch viel zur Mission bei, ich vergaß!!“ „Ach komm, dann spielen wir zu dritt! Komm, Zid!“ rief Tiras, um eine Streiterei zu vermeiden, weil Zenta und Vento sich schon giftig ansahen. „Spielt zu zweit, ich hab keine Lust,“ brummte Zitan, der auf seinem Bett saß und den Kopf nachdenklich auf die Hände stützte. „Pöh, von mir aus! Langweiler,“ meinte Vento. „Eigentlich hab ich ja auch keine Lust, aber einer muss ja mit Klein-Vento spielen, sonst plärrt er gleich los, und ich hab die Nuckelpulle zu Hause vergessen,“ scherzte Tiras. Zenta fing an zu lachen. Also spielte Tiras mit Vento eine Runde Skat, doch schon da meckerte Vento: „Du gewinnst ja auch, ihr seid alle blöd!“ „Dann spielen wir halt Sechsundsechzig,“ bestimmte Tiras. Vento knurrte, doch er war einverstanden. Nach vier Runden Sechsundsechzig wurde er aber sauer: „JETZT IST GENUG!!!! ICH WEIß, DASS IHR ALLE BESSER SEID, VERDAMMTE SCHEIßE!!!!“ „Brüll nicht so, du Idiot!“ schrie Zenta. „Du brüllst doch selber!!!!“ „Nein, ich schreie!!!!“ „ZENTAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!“ „Heihoya, jetzt versau ich dir sämtliche Familienplanungen, du Sack!!“ Schon war eine Klopperei im Gange. „Hört sofort auf! SOFORT!!“ schrie Tiras dazwischen, während die beiden aufeinander einschlugen. Nach fünf Minuten prügelten sie zu dritt, weil Tiras versuchte, Vento und Zenta auseinanderzuprügeln. Doch die Keilerei nahm ein jähes Ende: „RUUUUUUUHHHHEEEEEEEEEEEEE!!!!!!“ brüllte Zitan laut, „HÖRT SOFORT AUF!!!!! Seid endlich still, ihr Idioten!!... Jetzt geht ins Bett, und wehe, ich höre noch einen Ton! Ich hab Kopfschmerzen, und ich will jetzt meine Ruhe haben, also SEID STILL!!!!! VERDAMMTE SCHEIßE!!!!!“ Alle richteten sich auf und sahen ihn an. „O.k. Wir sind ganz still.“ „Das will ich euch geraten haben!! Bastarde!!“ Zitan fasste sich auf die Stirn und knurrte, dann legte er sich ins Bett und drehte sich zur Wand. Der Rest setzte sich an den Tisch und spielte Ching-Chang-Chong. „Ching-Chang-Chong!-... Ching-Chang-Chong!... Hähä, ich hab gewonnen, Stein zerschlägt Schere, Vento!“ „Grr!! Na gut! Ching-Chang-Chong!...Ching-...“ Zitan zog sich die Decke über den Kopf und brüllte: „SAGTE ICH ETWAS VON RUHE?!?!?!... Rücksichtslose Vollidioten!!... Oohh Gott...!! „Oh, ja, pschscht,“ machte Tiras leise zu Zenta und Vento, als wären sie zwei kläffende Hunde. Plötzlich ging die Tür auf, und Siana, Nadaiya und Osea standen da. „Was wollt ihr denn??“ fragte Zenta verblüfft. „DA IST EIN UNGEHEEEEEEEUUUUUEEEERRR!!!!!!!“ schrien die drei Mädchen gleichzeitig. „Was?“ fragte Zenta. „Wo?“ fragte Tiras. „Ziddy, die Mädels rufen dich!“ „VENTO!!!“ „HAB ICH NICHT GESAGT-... oh, wa-was wollt denn ihr hier??! Geht in euer Zimmer, aber schnell!“ rief Zitan und setzte sich auf. „ABER DA IST EIN MOOOOONNNSSTTEEEEEEERRR!!!!!!!“ riefen die drei. „Wo? Im Zimmer? So ein Unsinn!“ Zitan stand auf und ging mit den drei Mädchen in das andere Zimmer. Da saß ein Stoffdrache und schielte. „Wollt ihr mich verarschen??! Ihr holt mich deswegen aus dem Bett?!?!“ rief Zitan verärgert und warf den Stoffdrachen aus dem Fenster. Nadaiya gluckste. Siana zeigte rasch auf Nadaiya. „War ihre Idee!!!“ „Wollten nur einen Witz machen!!“ giggelte Nadaiya. Zitan sah Nadaiya vernichtend an, und Siana machte ein bestürztes Gesicht. „Ein schlechter Witz...“ stammelte sie nur. „Ja, allerdings!!! Ich hab verdammte Kopfschmerzen, und ich will jetzt ins Bett, deswegen gehe ich ins Bett, und wehe, ihr weckt mich!!“ knirschte Zitan und wollte gehen, doch da fielen Nadaiya und Osea schon über ihn her und riefen entsetzt: „Du hast Kopfschmerzen??! Warum sagst du das nicht?! Du Armer, geh sofort ins Bett!“ Zitan sah sie an und meinte: „Tu ich doch! Lass mich los, Osea!“ „Ja! Wir sind jetzt die Krankenschwestern!“ rief Osea strahlend. Nadaiya grinste. „Genau! Wir sind ein gutes Team!“ Nadaiya und Osea schoben Zitan in sein Bett zurück, und die drei anderen Jungen starrten alle an. „Was ist denn nun los??!“ rief Zenta und sprang auf. „Schschschscht!!!“ machten Osea und Nadaiya. Die drei Jungen schwiegen und sahen sich an. „Er muss doch schlafen, er ist doch krank!“ „Krank? Zitan? Nie im Leben!“ rief Vento lachend. „Schschschscht!!!“ Zitan zuckte mit den Schultern. „I-Ich bin unschuldig, das haben die angezettelt, ehrlich!!“ „Sei still, du musst schlafen, du bist krank!“ rief Osea. „Grrr...“ „Du darfst dich nicht aufregen! Du musst ruhig bleiben und nicht sprechen, wenn es geht, das ist besser für dich. Und schlaf jetzt!“ ordnete Nadaiya an. Zitan schüttelte den Kopf. „Wann ich schlafe, und wann nicht, bestimme ich gern noch selbst, verehrtes Schwestern-Team!“ brummte er. „DU SCHLÄFST JETZT!!!! Augen zu und schlafen!“ rief Nadaiya. „Lasst ihn in Ruhe, Mädels, er hat wirklich Kopfschmerzen, ihr nervt ihn nur! Geht weg, na los!“ rief Zenta und zog Nadaiya und Osea von Zitan weg. Doch die beiden wurden energisch und schoben nun Zenta, Vento und Tiras aus dem Zimmer. „Ihr stört! Er soll schlafen, geht wo anders spielen, Kinder!“ rief Nadaiya und knallte die Tür zu. Da merkte sie, dass Siana in der Ecke stand und zusah. „Komm her!“ rief sie einladend. Siana wich zurück und flüsterte zu sich selbst: „Tut ihm nicht weh!“ Du hattest recht, die sind bestimmt Spione, die wollen dich töten, Zid, bestimmt... das dürfen sie aber nicht! Ich werde es nicht zulassen!! Sie ging zu Nadaiya und Osea hinüber und sagte: „Lasst ihn. Er will seine Ruhe, dann soll er sie haben! Geht schlafen!“ Osea und Nadaiya standen auf. „Wenn du meinst, Auguste...“ „NADAIYA!!!!“ Nadaiya pflanzte sich auf Zentas Bett und sah in die Luft. Osea pflanzte sich auf Tiras‘ Bett und war schon bald eingeschlafen. Die drei Jungs hatten sich inzwischen notgedrungen im Mädchenzimmer eingerichtet. Zitan drehte sich zur Wand und schloss die Augen. Er war unbeschreiblich müde. Als sie wusste, dass Nadaiya und Zitan auch schliefen, schlich Siana sich zu Zitans Bett herüber und sah auf ihn hinunter. Sie lächelte. Wie er da liegt und schläft... so naiv... so friedlich... Sie setzte sich vorsichtig auf den Bettrand und strich ihm zärtlich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er zuckte mit den Augen, schlief aber weiter. Sie strich ihm nun ganz sanft mit einem Finger über die Wange, und er verzog im Schlaf den Mund zu einem hinreißenden Lächeln. Dann murmelte er etwas im Traum, plötzlich drehte er sich zu ihr um und fasste ihre Hand und drückte sie ein bisschen. Sie spürte, wie sie rot wurde, aber sie erwiederte dieses Händchenhalten und streichelte mit der anderen Hand zärtlich über seinen Kopf, der auf ihrem Schoß lag. Sie lehnte sich an die Wand, und zehn Minuten später schlief sie tief und fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)