Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 11: Nach Lilaria und noch viel weiter --------------------------------------------- „Lasst uns zusehen, dass wir nach Lilaria kommen!“ meinte Zitan und klopfte Kasera den Hals, „Wieso werden wir dauernd aufgehalten??!“ „Nachher war das alles ihre Absicht, wart's ab,“ murrte Zenta, „Na los, geh zu, Jali!“ Die kleine Gruppe galoppierte an und weiter in Richtung Lilaria. „He,“ sagte Nadaiya plötzlich, und Zitan erschrak, weil sie plötzlich genau neben ihm war. „Wahh!!“ rief er, „Mensch! – Erschreck mich nie wieder so!“ Nadaiya lachte. „Okay-... du musst mir alles erklären! – Mit diesem General und-... was sollte der Kram, kanntet ihr den??!“ „Wenn wir da sind,“ sagte Zitan nur, ohne sie anzusehen. Die sieben erreichten Lilaria. Endlich. Nachdem sie ein Hotel gefunden hatten, richteten sie sich wieder in zwei Viererzimmern ein. Doch vor dem Schlafengehen nahm Zitan Nadaiya zur Seite. „Hör zu,“ sagte er zu ihr, „Ich will dir erklären, dass ich dir jetzt-... vertraue... – du hast mir immerhin das Leben gerettet.“ Nadaiya lächelte. „Keine Ursache! Dachtest du echt, ich wollte euch ausspionieren? Für wen denn??“ fragte sie und verschränkte grinsend die Arme. „Für Kindarn zum Beispiel!“ sagte Zitan erstaunt, „Hör zu – Kindarn kommt aus Sayamaina, wie wir! Er ist General Numero Uno bei Königin Kaiyla persönlich!“ Nadaiya blinzelte. „D-der erste General der Königin von Sayamaina??!! Wheee!!“ schrie sie erschrocken. „Das war noch nicht alles,“ sagte Zitan, „Wir-... werden, wie du gemerkt hast, von ihm verfolgt! Heihoya, einerseits hasst er mich, das-... hat bestimmte-... familiäre Gründe, du – darüber will ich nicht sprechen, der Hauptgrund, warum er uns verfolgt, ist natürlich Siana! – Sie ist Königin Kaiylas Tochter, Siana Asteria Kesra XIII.“ Nadaiya starrte ihn an. „Willst du mich verarschen?!“ fragte sie, „W-was macht denn die Erbin Sayamainas hier bei euch??!!“ „Wir haben sie entführt!“ erklärte Zitan, „Wir sind allesamt auf der Flucht vor ihr – wer sie ist-... erzähl ich dir wann anders, okay? Jedenfalls will sie Siana töten, deswegen haben wir sie entführt.“ Nadaiya fehlten die Worte. „Das ist – uh,“ sagte sie nur. Zitan seufzte. „Siana darf noch nicht erfahren, was es mit ihr auf sich hat-... es würde sie innerlich zerreißen, glaub mir.“ Nadaiya sah ihn nur an. „Okay-...“ „Erzähl Osea, was ich dir gesagt habe,“ sagte Zitan zu Nadaiya, „Ich gehe dann mal. Wir sehen uns morgen!“ Damit verschwand er in seinem Zimmer. Nadaiya sah ihm nach. Mann-... war ´ne komische Idee, ihnen nachzulaufen, Nadaiya Micota! „Uwaaahh!!“ machte Osea erschrocken und krabbelte in die letzte Ecke ihres Bettes, Siana anstarrend, „D-du bist – Prinzessin Siana aus Sentaria??!! – Ich wusste es!!!!!“ Nadaiya hatte dem kleinen Mädchen gerade erzählt, was Zitan ihr zuvor erzählt hatte. Siana sah auf das Bett. „Ist das so furchtbar?!“ fragte sie schnippisch, „Bin ich jetzt Todesengel hoch drei, oder was?!“ „Uh,“ machte Nadaiya, „W-wieso Todesengel??“ Siana seufzte. „Weil mein Vater-... mit an dem Krieg vor zehn Jahren beteiligt war, halten viele unsere Familie für kriegssüchtig-...“ Nadaiya gluckste. „Ach was, wir kommen aus Anakusia!“ sagte sie, „Und ausgerechnet Anakusianer sollten sich in dem Punkt selber an die Nase fassen, oder? Immerhin war es unser König, der angefangen hat!“ Siana nickte bloß. „Ach – Krieg ist furchtbar!! Ich-... hab solche Angst, dass – diese Geschichte hier auch irgendwas mit einem Krieg zu tun hat! Ziddy sagt ja-... sie würden mir das Leben retten-... wieso?? – I-ich hatte mal-... die Befürchtung-... dass vielleicht die Magier böse auf uns sind und uns deshalb töten wollen – ob es was mit sowas zu tun hat??“ Nadaiya zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, wer sie ist.“ Siana fuhr herum. „Aargh!!! – Ziddy, dieser-... Esel!!!!“ fluchte sie, „Wieso kann er mir das nicht einfach sagen??!! Ich darf auf keinen Fall wissen, wer sie ist, bla!!! Sturkopf!!!“ „Mach dir nichts draus, Männer sind so,“ sagte Nadaiya dazu. „Du bist wohl die Expertin, wie?“ fragte Siana und warf ihr einen skeptischen Blick zu. Nadaiya lachte. „Hör mal, Prinzessin – ich komme aus Zitavajia! Ich bin in einer Bruchbude aufgewachsen, hab mir mein Bett mit zwei meiner Geschwister geteilt, und mein Vater war im Gefängnis! Ich wette, ich weiß vom realen Leben mehr als du hinter den Mauern von Sentarias Burg gelernt hast! Das soll kein Angriff sein,“ sagte sie, als Siana sie immer entsetzter anstarrte, „Ehrlich nicht! – Sag mal, hast du eigentlich ´nen Prinzen oder sowas, den du heiraten wirst??“ Siana fuhr zurück. „Iiih!“ machte sie, „Nein, hab ich nicht!! I-ich bin fünfzehn!!“ Nadaiya kicherte. „Ich habe-... naja, sehr viele Männer gehabt! Insgesamt hatte ich hundertundzwei Beziehungen binnen zwei Jahren und bin sehr zufrieden damit!“ Siana starrte sie an und hustete. „H-hundertundzwei??!! D-du meinst, du – hast mit-... hundertundzwei Männern-... ... ge-...schlafen???“ Nadaiya kratzte sich am Kopf. „Uh, ja, und ob!“ machte sie, „Aber eigentlich bin ich keine Nutte, wie Zid das sagt, ich hab nämlich nie Geld dafür verlangt, okay?“ Siana schüttelte sich. „D-das ist-... ja absurd!!“ Nadaiya seufzte. „Ich hab so ziemlich jeden Typen von Mann gehabt, den es gibt, manche waren doof, manche waren intelligenter, manche waren – Sturköpfe, manche waren naiv, aber wenigstens sahen sie alle ganz gut aus.“ Das Mädchen lachte. Osea krabbelte unter ihre Decke. „Ich kann nicht mitreden, gute Nacht!“ maulte sie, und Siana zog die Beine an. Nadaiya kicherte. „Also, Siana – wenn du mit Ziddy Probleme hast, ich helf dir gerne, ich kann dich garantiert beraten!“ Siana starrte sie an und wollte gerade den Mund aufreißen, da hörten sie plötzlich ein lautes Krachen aus dem Zimmer nebenan. Nadaiya und Siana sprangen sofort auf. „Was war denn das???!“ fragte Nadaiya erschrocken. „Keine Ahnung,“ meinte Siana, und die zwei gingen zum Zimmer der Jungs hinüber. Dort herrschte das reinste Chaos. Der Tisch war umgekippt, überall lagen Karten auf dem Boden, Zenta und Vento waren mitten in einer Schlägerei auf dem Fußboden, Tiras stand total schockiert auf seinem Bett und rief: „Solltet ihr nicht aufhören?“, und Zitan sprang von einem Bett ins andere, um die Situation besser überblicken zu können, schließlich sprang er auf den Boden und riss Zenta und Vento auseinander. „So! IHR SEID JETZT LEISE, VERDAMMT, UND DU, VENTO, RÄUMST DAS HIER WIEDER AUF, VERSTANDEN?!?! BASTA!!!!!“ schrie er. Zenta schnaubte, riss sich los und rückte seine Weste zurecht. „Ich hab ihn ja gewarnt!!“ zischte er, „Er war sowieso nur beleidigt, weil er wieder beim Mau-Mau verloren hat, der Depp!“ Vento streckte ihm die Zunge raus. „Komisch,“ grinste er, „Das war in der Schule auch schon immer so! – Die Kleinen waren auch die Fiesesten!“ „GENUG!!!!!“ schrie Zenta und riss sein Schwert hervor, und Zitan packte seine Arme und hielt ihn fest. „Lass sofort das Schwert fallen, hörst du??!“ zischte Zitan, „Los!!“ Zenta brummte. „Lass mich los, verflucht!!“ „Hallo, hallo!!“ rief Nadaiya da aus, und alle fuhren herum und starrten sie an. „Jungens!! Was macht ihr für Sachen, wollt ihr euch umbringen??!“ „Na-...daiya!“ sagte Tiras erstaunt, „Und Siana! Was ist denn los??“ „Wir wollten nur gucken, ob alles in Ordnung ist,“ meinte Nadaiya, „Ihr seid ganz schön laut!“ „Vento hat mal wieder beim Mau-Mau verloren und ist sauer geworden,“ erklärte Tiras, „Aber als er dann wieder damit angefangen hat, dass Zenta klein wäre, war's ganz aus!“ „Zentachen hat Aggressionen, ihr solltet ihn mal zum Psychiater schicken!“ sagte Vento grimmig, „He, hat dein Vater dich früher zu heiß gebadet??!“ Zenta schnaubte, riss sich aus Zitans Griff los und stürzte sich auf Vento, und die Keilerei ging weiter. Zu Ventos Glück hatte Zenta beim Ausreißen sein Schwert aus der Hand verloren (...). „BASTARD!!!!!!!“ „Ohhh Gooott!!“ stöhnte Tiras, „Zenta!!! Vento!!!!!! Hört sofort auf!!!“ Zitan fuhr sich entnervt mit der Hand durch die Haare. „Siana, Nadaiya, geht jetzt lieber, wir regeln das hier schon!“ „Wheee, ich will mitmachen!!!!“ quiekte Nadaiya und sprang in den sich kloppenden Haufen. Zitan fuhr herum. „N-Nadaiya!!!!“ schrie er empört. „AUSEINANDER!!“ rief Tiras und sprang ebenfalls in die Keilerei hinein, so kloppten sie zu viert. Siana starrte wie eingefroren auf das Spektakel und wagte nicht, sich zu rühren. Zitan ergriff plötzlich ihr Handgelenk und zog sie aus dem Zimmer. „Komm mit,“ sagte er, „Du gehst zurück in dein Zimmer, das ist zu gefährlich für dich hier.“ Siana rührte sich immer noch nicht, und Zitan zog sie sanft hinter sich her ins Mädchenzimmer. Er brachte Siana ins Bett und deckte sie fein zu, und nachdem sie noch eine Weile wie erstarrt dagelegen hatte, übermannte sie bald ihre Müdigkeit, und sie schlief ein. Zitan setzte sich an die Bettkante und sah die schlafende Prinzessin an. Schlaf gut, Prinzessin... und träum was schönes... Er beugte sich über sie und sah sie erneut an. Am liebsten hätte er sie geküsst, doch er wusste, dass er es besser lassen sollte. Schließlich hatte ein Dieb wie er sich nicht an einer so reinen und hochgestellten Persönlichkeit zu vergreifen. Ja, eigentlich dürfte er sie nichtmal anfassen. Ach, wenn die Verhältnisse anders wären... hätte ich ihr längst gesagt, was ich für sie empfinde... oh Siana... Prinzessin... Zitan sah sie noch lange an und widerstand wirklich nur sehr schwer der Versuchung, sie zu küssen, dann stand er auf und ging wieder in sein Zimmer zurück. Dort lagen immer noch alle am Boden und kloppten. „Seid ihr fertig, ihr Deppen?!“ fragte er barsch, und alle sahen zu ihm auf. „DER HAT ANGEFANGEN!!“ riefen alle anderen, jeder zeigte auf irgendwen anderes. Zenta auf Vento, Vento auf Zenta, Nadaiya auf Tiras und Tiras auf Zenta und Vento. „Na, dann weiter!“ rief Nadaiya fröhlich, und alle stürzten sich wieder aufeinander. Zitan verdrehte die Augen. „Ihr seid so beschissen-...“ murmelte er und sank auf sein Bett nieder. Mürrisch fasste er nach seinem Kopf und kniff die Augen zusammen. Scheiße-... ich hätte bei Siana bleiben sollen, das ist nicht zum Aushalten hier-...! Mein-... Kopf, verdammt-... Eine Weile rollte er sich unruhig auf seinem Bett hin und her, nach einer Weile fiel er in einen ebenso unruhigen Schlaf. Die vier anderen waren in der schönsten Keilerei, doch plötzlich sprang Zenta auf und klopfte sich wieder den Dreck von der Weste. „Ihr könnt mich mal kreuzweise, ich hab keine Lust mehr!!!“ „Feigling!!“ johlte Vento grinsend. Zenta verdrehte die Augen. „Piss dich, du Sack – sogar Ziddy schläft schon!!“ Die anderen sahen erstaunt zu Zitan herüber – er schlief. „Das macht mir langsam Angst!“ gab Tiras zu hören, und Zenta schob Nadaiya etwas unsanft vor die Zimmertür. „Geh, Schlampe, und eine schlechte Nacht!!“ Damit schloss er die Tür mit leichter Gewalt. Nadaiya streckte der Tür die Zunge raus. Meine Fresse! fuhr es ihr durch den Kopf, Was für ein brutales Arschloch, dieser Kerl!! Am nächsten Morgen schien die Sonne. Wiedermal war es Tiras, der alle aus den Betten schmeißen musste (...), was Vento – wie immer – garnicht witzig fand. So häufte er Tiras geschlagene zehn Minuten mit Beschwerden voll. „Wag es ja nicht, mich noch einmal zu wecken, ich kann alleine aufstehen, und es ist ein Skandal, dass du immer so brutal bist und uns in aller Herrgottsfrühe-...!“ Tiras stöhnte bloß. „Aaach, Maul halten, du Nase!!“ „Komm, Ventolein, du darfst jetzt mit Papa Tiras in den Kindergarten gehen,“ versprach ihm Zenta böse grinsend, „Und weißt du was, die kleine Nadaiya darfst du gleich mitnehmen! Die passt hervorragend zu dir, Ventolein, weißt du das?“ „BLÖDMANN!!!“ meckerte Vento und verschränkte die Arme. „Was ist, können wir weiter?“ fragte Zitan plötzlich, und alle drehten sich zu ihm um. „Häh? Ist irgendwas mit mir?“ fragte Zitan und sah an sich herunter. „Bist du krank?“ fragte Zenta frei heraus, und Zitan verzog das Gesicht. „Ähm – nein??“ Zenta verschränkte die Arme. „Jaja, das sagt er nämlich immer!“ sagte er zu Tiras, „Mir ist es gruselig, dass du gestern einfach eingeschlafen bist – bei dem Lärm, den wir gemacht haben, noch dazu!“ „Ich war halt müde,“ gähnte Zitan und kratzte sich am Kopf, „Also-...“ Da ging die Tür auf, und die drei Mädchen kamen herein. „Heihoya!!“ rief Siana ausgelassen, „Gut geschlafen??!“ Sie grinste die vier Jungen an. Jene sahen sich an. „Sie fängt schon an, so wie Ziddy zu reden!“ flüsterte Vento Zenta zu, „Gruselig, oder?“ „Vielleicht haben sie beide dieselbe Krankheit!!“ stammelte Zenta entsetzt, und Tiras grinste. „Ich kann mir gut vorstellen, was sie haben! Fängt mit L an und hört mit iebe auf!“ Die anderen hatten das Gespräch der drei garnicht gehört, und Zitan nahm jetzt sein Schwert und ging zur Tür. „Gehen wir weiter nach Kesvitara!“ ordnete er an, „Morgen abend sind wir da! Hoffe ich!“ So spazierten alle an Zitan vorbei aus dem Raum, schließlich waren er und Siana die Letzten. Siana lächelte. „Na, dann woll’n wir mal!“ sagte sie gut gelaunt, und Zitan ergriff plötzlich ihren Arm. „Warte mal, Prinzessin!... Ich...“ Er sah sie groß an, brach aber den angefangenen Satz ab, als sie ihm ins Gesicht sah. „Ja?“ fragte sie erstaunt. „Ich wollte... ich wollte dir sagen... dass... ähm...“ Er sah an ihr herunter und wieder herauf, bis er ihr wieder ins Gesicht sah, und fuhr nach einer langen Pause fort: „...dass du wirklich-... wunderschöne Augen hast, Prinzessin...“ Sie lachte. „Hey – vor ein paar Tagen hätte ich dich für sowas noch gehauen!“ „Ich weiß!“ grinste Zitan unsicher, und sie sah ihn an. Aber-... ich habe mich verändert-... fuhr sie in Gedanken fort, Etwas in mir-... hat sich-... verändert-... – Zitan-... ... Zitan hob die Hand und strich ihr über den Arm, ohne irgendetwas zu sagen. „Prinzessin, ich-...“ Erneut brach er ab. Beinahe, ohne es zu merken, näherte er sich ihrem Gesicht, und sie spürte, dass sie zu zittern begann, als sie ihn sich ihr nähern fühlte. Die beiden kamen sich näher und näher, und als ihre Lippen einen Zentimeter voneinander entfernt waren, hörten beide plötzlich die Rufe der anderen. „WO STECKT IHR, VERDAMMT??!!?“ Zentas Stimme. Zitan richtete sich auf und wich Sianas Blicken aus. „Gehen wir. Na komm.“ Damit verschwand er aus dem Zimmer. Siana sah ihm wie eingefroren nach. Vorsichtig fasste sie nach ihren Lippen – auch, wenn er sie nicht berührt hatte... sie konnte ihn dennoch spüren. Etwas machte ihr Angst dabei... nur, warum? Als Zitan und Siana die anderen erreichten, sprangen alle auf ihre Kizayas und machten sich auf den Weg nach Westen. Zitan entgingen Zentas skeptische Blicke völlig, wahrscheinlich war das auch besser so. Zitan hatte nicht die geringste Lust, mit irgendwem über sein Verhältnis zu Siana zu reden. „Ich hoffe, wir haben bis Takuya Ruhe vor diesem Deppen Kindarn!“ meinte Osea und sah sich um. „Och,“ machte Nadaiya, „Und wenn er kommt, dann schlagen wir ihn mit Links! Genau!!“ Sie fing an, mit den Fäusten in der Luft herumzuboxen. Zenta schnaubte verächtlich. „Okay, gut, du hast Zid gestern das Leben gerettet! Aber was hast du für ´ne Ahnung von Kämpfen, Mademoiselle??!“ Er sah Nadaiya skeptisch an, wie sie die Luft boxte. „Also, so wird das nichts.“ „Whee!!“ machte Nadaiya, „Wart's ab!!! Ich kann besser kämpfen, als du annehmen wirst, Zenta!!“ Zenta grunzte verächtlich und trieb Jali vorwärts. „Frauen gehören nicht in Kriege,“ sagte er mürrisch, „Sie sollen bloß nicht anfangen, sich einzubilden, sie könnten kämpfen!“ Nadaiya spuckte aus und lachte. „Blöder Sexist!!“ rief sie ihm nach, und er zeigte ihr über die Schulter den Mittelfinger. Nadaiya gluckste. „Wheee, so ein kleines Aas!!“ „Zenta ist der Spießer Numero Uno!“ klärte Vento Nadaiya auf, „Lass dich bloß niemals auf eine Diskusion mit ihm ein, er diskutiert dich in Grund und Boden!“ Nadaiya grinste. „Keine Bange, ich kenne Männer, Vento. – Wenn er nicht so aggressiv wäre, könnte er bestimmt ´nen netten Typen abgeben!“ Vento lachte. „Ohh, klar! Zenta und nett??! Da heiratet eher ein Huhn einen Fuchs!! Er ist ein ziemlich arroganter Mistkerl – nur leider dazu überdurchschnittlich intelligent und Ziddys bester Freund, deshalb muss er leider mit!“ Der Blonde kratzte sich am Kopf. „Ein Mistkerl ist er, yo! – Aber er sieht scheiße süß aus, das musst du ihm lassen!“ Vento grinste. „Das täuscht, glaub mir.“ „Ich krieg jeden rum,“ entgegnete Nadaiya, „Ich bin Expertin, Vento.“ Vento prustete los. „Zenta nicht! Wetten?!“ lachte er, „Der Kerl kann Frauen nicht ausstehen, er wird sich nie im Leben mit einer kleinen Schlampe aus Zitavajia einlassen, ich schwöre!“ „Wollen wir wetten?!“ grinste Nadaiya und hielt ihm die Hand hin. „Okay!! Du hast sowieso so gut wie verloren, scheiße-...!“ kicherte Vento. „Wetten wir um die Ehre, ich hab kein Geld,“ sagte Nadaiya und lachte. „He, aber ich meins ernst!! Wir wetten!!!“ „Okay, die Wette gilt!“ grinste Vento, „Ich gebe dir-... ein Jahr Zeit! Dreihundertfünfundsechzig Tage! Wenn du es bis heute in einem Jahr geschafft hast, Zentas Freundin zu sein, hast du gewonnen!“ „Uhuh, großzügig!“ meinte Nadaiya, „Okay!!“ „Na dann viel Spaß...“ höhnte Vento siegessicher. Hähä, Nadaiya, dieses eine Mal werde ich gewinnen, ich schwöre...! Zenta hatte von all dem nichts mitbekommen, er war mal wieder voll und ganz in seine Karte vertieft. „Und?“ fragte Tiras und gähnte gelangweilt, „Siehst du was Spannendes, Zenta??“ „Pff, Blödsinn,“ machte Zenta, „Aber wir werden heute im Freien schlafen müssen, in der Nähe ist weit und breit kein Dorf!“ „Ist doch alles popo hier...“ murrte Zitan, und Zenta gab ein merkwürdiges Glucksen von sich. „Was ist alles??! – Popo??!“ „Heihoya!!“ rief Zitan, „Genau, popo!! Lasst uns galoppieren, verdammt!!“ Damit gab er Kasera die Sporen, und die sieben galoppierten los. Zitan zerbrach sich den ganzen Rest des Tages den Kopf über Siana. Er kam sich bescheuert vor – er war wirklich kein Anfänger, was Frauen anging, und trotzdem war er jedes mal, wenn er mit Siana alleine gewesen war, zu blöd gewesen, um ihr irgendwas zu zeigen. Ihm fiel das Ereignis vom Morgen ein. Er hätte sie noch wunderbar küssen können, so lange hätten die anderen auch warten können. – Oder wollte er sie vielleicht garnicht küssen? Irgendetwas hielt ihn auf, ihr seine Liebe zu gestehen, oder sie einfach zu berühren, und das war nicht nur allein die Tatsache, dass sie die Prinzessin Sayamainas war – aber was war es noch? Es war wie eine unsichtbare Mauer, die sich, zentimeterdünn, zwischen sie schob... und was diese Mauer war, musste er herausfinden, um sie durchbrechen zu können... Die sieben gingen weiter, gegen Nachmittag erreichten sie die Grenze zu Kesvitara. „Lasst uns Pause machen,“ schlug Zitan vor und sprang ab, „Na kommt.“ Die anderen sprangen auch ab und pflanzten sich auf den Boden. „Takuya ist eine ziemlich große Stadt,“ sagte Tiras, „Hauptsache, wir finden das Schloss auch.“ „Das – Schloss?“ fragte Osea. „Yo, wir besuchen König Kizalos!“ sagte Zitan, „Ähm – hatte ich euch das nicht gesagt???“ „Nein-...“ Nadaiya und Osea sahen sich an. „Yo, egal, jetzt wisst ihr’s,“ gab Zenta zu hören und studierte weiter seine Karte. Nadaiya verdrehte die Augen. „Leg doch endlich deine blöde Karte weg, du Idiot!!!“ rief sie, und Zenta hob den Kopf und sah sie bitterböse an. „Hast du – etwas gesagt, Schlampe?“ fragte er und klang dabei noch weit arroganter als sonst. Zitan seufzte. „Nadaiya, hör auf, Zenta zu nerven!“ „Aber ich nerv ihn doch garnicht!“ empörte sich Nadaiya, „Ich hab bloß gesagt-...!“ Vento kicherte. „Jaha, was sag ich??! Ein Jahr noch, Nadaiya!!“ Nadaiya zwickte ihn in den Arm. „Nase, sei ruhig!!“ Zenta schüttelte den Kopf. „Ihr beide passt wirklich hervorragend zusammen, mein Glückwunsch! Vento, lass mich dich warnen, Frauen sind bösartig! – Nutten aus Anakusia ganz besonders!“ „Du Aas, ich bin keine Nutte!“ sagte Nadaiya beleidigt. „Guck dir deinen Ausschnitt an, und du wirst es einsehen,“ prophezeite ihr Zenta, ohne sie anzusehen. Nadaiya lachte. „Wheee, wo guckst du denn hin??!“ „Eben immer auf das, was am meisten ins Auge sticht,“ sagte Zenta trocken, „Und bei dir ist das nunmal dein überdimensionaler Ausschnitt!“ Vento gluckste. „Ich sag's ja... viiieel Spaaß, Nadaiya!!!“ Nadaiya sah ihn grimmig an, da sprang Zitan auch schon wieder auf Kasera. „Los, auf, es geht weiter!!!“ So ritten sie gemeinsam über die Grenze nach Kesvitara. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)