Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 46: Angriff der Sechsbeiner ----------------------------------- Der Morgen graute. Es waren Stunden vergangen, seit die Kameraden Liona ins Krankenhaus gebracht hatten. Zitan, Vento und Nadaiya hatten wieder auf normal geschaltet. Nach Stunden kam ein Arzt in das Wartezimmer, in dem die Kameraden ungeduldig warteten. Alle sprangen auf. „Und??!“ fragte Zitan, „W-wie geht es ihr??“ Der Arzt nickte kurz. „Es geht ihr besser, sie schläft zwar noch, aber ihr könnt sie besuchen, wenn ihr wollt,“ meinte er. „Um Gottes Willen – vielen Dank-...“ meinte Tiras erleichtert und verneigte sich kurz vor dem Arzt, was dieser erwiederte, und die acht gingen leise in das Zimmer, in dem Liona schlief. Betreten sahen die anderen auf sie herunter. Zenta zischte. „Ich habe euch gewarnt, Zid! Das kommt dabei raus!“ Zitan hustete. „E-es tut mir leid-...! Ich hätte besser aufpassen müssen-...“ „Oh ja, allerdings!!“ herrschte Zenta ihn an, „Eine derartige Verantwortungslosigkeit von dir!!! Ich bin entsetzt, okay??!“ Liona regte sich, und Zenta sah auf. „Liona??!“ rief Zitan auf, „Hörst du mich??! Sag doch was!“ Liona schlug die Augen auf und blickte verstört in die Runde. „Ooohh-... hab ich Kopfschmerzen-...!“ stöhnte sie und rappelte sich hoch, „W-...wo bin ich?-... Was ist passiert??“ „Du Ecstasy-Tante!!“ blaffte Siana sie an, „Das, was die Penner dir gegeben haben, war Ecstasy!!!“ „Lionaaaa!!!!“ schrie Lili freudig und fiel ihr um den Hals, „Bin ich froh, dass es dir gut geht!!“ Liona hustete. „E-ecstasy??!! Iiiek, ihr meint diese Bonbons??!“ „Genau die!“ zischte Zenta mahnend, „Nimm nie wieder Bonbons von Pennern an!“ Liona lächelte. „Vielen Dank, dass ihr euch Sorgen um mich macht-... ...“ „Geht es dir denn gut?“ fragte Nadaiya betreten, „Zenta – eigentlich war es alles meine Schuld, du beschimpfst Ziddy völlig zu unrecht! I-ich – hätte Liona wegschicken müssen-... – nein, ich hätte auch weggehen müssen!! Ich war die Verantwortungslose, nicht Ziddy.“ Zenta sah sie ernst an und schwieg eine Weile. „Tss,“ machte er nur, und Zitan erhob sich. „Bleiben wir noch etwas hier, damit Liona sich erholen kann! Dann gehen wir weiter. Zakate ist kein guter Platz. Wir wollten nach Piscitie, oder?“ Die anderen nickten, und Zenta ging zur Tür. „Wohin willst du denn??“ fragte ihn Nadaiya perplex, und er würdigte sie nicht eines Blickes und ging einfach. Tiras räusperte sich, als Zenta weg war. „Geh ihm nach, Nadaiya, und sei lieb zu ihm, sonst wird das ja nie was mit euch...“ „Aarghh!!!“ schrie Vento wütend, „GEH BLOß NICHT!!!!“ Nadaiya ging trotzdem. Sie fand Zenta bei den Kizayas, und als er sie bemerkte, lächelte er sein Zenta-Lächeln. „Ich hab doch geahnt, dass du mir wieder nachläufst, Lolita,“ sagte er, und sie verschränkte die Arme. „Warum kannst du mich nicht Nadaiya nennen??!“ Er hustete gekünstelt. „Weil Lolita besser zu dir passt?? Du bist schließlich eine...“ Er sah sie nicht an und fummelte an Jalis Mähne herum. Er saß auf dem Rücken seines braunen Kizayas, und Jali schnaubte leise. „Ich bin beeindruckt, muss ich zugeben.“ „Was?“ fragte sie, und er fuhr fort: „Dass du dir dein Fehlverhalten eingestanden hast, Lolita! Der erste Schritt zur Besserung – sag bloß, du wirst erwachsen??“ Sie lachte. „Vielleicht? – Hey, war das etwa ein Kompliment von dir??“ Er sah sie an und lächelte sie herablassend an. „Es war eine Feststellung, Nadaiya. Nicht mehr, und nicht weniger! Eine Feststellung.“ Sie nickte. Zwei Stunden später waren die neun wieder auf dem Weg nach Westen. „Ich schlage vor, wir gehen nach Baile, das liegt auf dem Weg nach Piscitie am nächsten dran,“ meinte Zenta zu Zitan, und Zitan nickte. „Hauptsache raus aus dieser Pennerstadt!!!“ rief Osea hysterisch. Zitan lachte. „Ja, dann mal los!!“ Kurze Zeit später verließen sie Zakate und ritten über Wiesen und Felder. Die Sonne schien, und es war warm, wie im Sommer, obwohl es November war. Aber sie waren ja in der Äquatorialzone, in der es immer warm war. „Wann kommen wir nach Baile?“ fragte Tiras irgendwann, und Zenta sah in den Himmel, als fände er dort die Antwort. „Übermorgen, es sei denn uns hält etwas auf.“ In dem Moment flog ihnen etwas in den Weg, und Kasera blieb erschrocken stehen, sodass Zitan fast vorne über geflogen wäre. „Kasera, was-...??!!“ fluchte er und sah auf, und die anderen sahen auf das kleine Ding, das vor ihnen in der Luft herumflog. „Was ist denn das?“ fragte Siana verdutzt. „‘Ne Hummel, mann,“ meinte Lili perplex, und Zenta brummte. „Und wegen einer Hummel halten wir an??!!“ „So ein Unsinn, das ist keine Hummel!“ empörte sich Tiras, „Das ist eine Toxiko Binara, man nennt sie auch Toxibis, das sind Insekten, die durch und durch giftig sind, und-...“ Ein lautes ‚Kräh‘ unterbrach ihn – Lilis Vogel Atay hatte das Toxibi mit einem Happs verschlungen. Die anderen starrten die Hina an. „Oh Gott, es ist doch giftig, es-...!!!“ stammelte Nadaiya, und Tiras seufzte. „Hinas sind gegen das Gift der Toxibis immun, es kann ihnen nichts anhaben... – Kommt, lasst uns-... was ist das??“ Der Rothaarige verstummte. Ein lautes, brummendes Summen war plötzlich hinter ihnen zu hören. Und plötzlich tauchten Massen von Toxibis auf, die die neun Freunde angriffslustig ansummten. „W-...WAAAAHHH!!!“ schrie Siana auf, „WEG HIER!!!!!“ Sofort drehten alle nach rechts um und galoppierten so schnell es ging davon. „Was ich noch sagen wollte-...“ rief Tiras im Rennen, und die anderen blickten sich mehr nach den sie verfolgenden Toxibis als nach Tiras um, „Die Stiche tun verflucht weh, du kannst echt vier Nächte nicht schlafen vor Schmerzen, wenn dich ein Toxibi sticht!... Und den Kizayas geht es genauso!!“ „Was??!“ schrie Vento und trieb Tojo vorwärts, „W-wo kommen denn plötzlich diese Horden von diesen Toxin Bienen her?!“ „Toxiko Binara, Vento, nicht Toxin Bienen!“ korrigierte Zenta ihn, und Vento schnaubte. „Ist doch schnuppe!! AAAAACHTUNG, HEEEECCCKKKEEEE!!!“ Die Kizayas sprangen dieses mal alle über die Hecke. Die Toxibis surrten hinterher. „Sie rächen ihren Bruder, fürchte ich!“ rief Lili und sah Atay an, „Los, Atay, friss die auch noch!“ „He, wir fliehen nach Norden! Genau wie vor dem Drachen!“ stellte Zitan plötzlich fest, während die Waldlandschaft an ihnen vorbeirauschte. „Der konnte wenigstens nicht stechen!!“ brummte Siana und sah sich panisch um, „Oh Gooottt, lauft!!!!“ „Und die Toxin Bienen spucken dafür kein Feuer,“ meinte Vento, und Zenta zischte. „TOXIBIS!!!“ Noch immer flogen die Toxibis mit rasender Geschwindigkeit hinter den neun Freunden her. Atay fraß zwischendurch welche von ihnen, aber sie schienen nicht weniger zu werden. „Los, beeilt euch! LAUFT SCHNELLER!!!“ rief Zitan und ließ die acht anderen an sich vorbeilaufen, um ihnen Deckung zu geben. „Du liebe Zeit! AAAAAAAAHHH!!! SIE KOMMEN IMMER NÄHER!!“ schrie Siana panisch, und Zenta trat Nervi in den Hintern, sodass er davonpeste, „UWAAAHH!!!!“ „Treib endlich deinen Vierbeiner ordentlich an, Prinzessin!!!“ „Bleib cool!“ rief Zitan von hinten, „Es passiert schon nichts!-... – Hoppla??! HEY!!!! KASERA!!!“ Kasera wurde plötzlich wahnsinnig, sie bäumte sich auf und wieherte, tobte wie verrückt herum, und schließlich schaffte sie es doch, Zitan abzuwerfen. „ZIDDY!!!“ Siana bremste sofort ab, sodass Jali fast auf sie aufgelaufen wäre, und Zenta riss sie gerade noch herum und warf Siana einen Haufen wutentbrannter Flüche ins Gesicht. „PASS DOCH AUF, DU SCHLAMPE!!“ Zitan keuchte und rappelte sich auf, Kasera tobte neben ihm wild herum. „Mensch, was-...??!“ stammelte der Blonde, und Tiras klärte ihn auf: „Sie hat ein Toxibi gestochen, Zid!“ Zitan erstarrte, als es plötzlich um ihn herum lautstark brummte. „TOXIBI?!?!“ kreischte er, „D-DU SAGST ES!!! UAAAHH, VRFLUCHT, HAUT AB, WAS WOLLT IHR VON MIR?!?!“ Er sprang auf, doch da setzte sich ein Toxibi auf seinen Rücken und stach zu. Es bohrte seinen fünf Zentimeter langen Stachel durch die Weste durch, und Zitan schrie auf, packte das Toxibi und zerquetschte es mit der Hand. Aus der Wunde kam Blut, und er spürte einen furchtbaren Schmerz, der sich über die Wunde auf den ganzen Körper verteilte. „ACHTUNG, DIE ANDEREN TOXIBIS!!!!!!!“ schrie Zenta plötzlich, und Zitan sah auf. Die Horden von Toxibis flogen direkt auf ihn zu. Er schrie auf. „Ich hab‘s!“ rief Tiras aus und drehte Yanko herum, „Die Viecher mögen Wasser nicht! Liona, mach sie nass!“ „Mach ich!!!“ rief Liona laut und riss die Hände hoch, als sich die Toxibis auf Zitan stürzten, „TSUNAMI!!!“ Mit der Flutwelle wurden die Toxibis weggespült, und Zitan stürzte zu Boden. Schweigen. „Sie sind erledigt,“ meinte Lili perplex, und Vento jubelte: „SIEG!!! SIEG ÜBER DIE TOXIN BIENEN!!!“ „Ziddy!“ schrie Siana, sprang von Nervi und lief zu Zitan, der sich auf dem Boden zusammengekauert hatte. „Ziddy!!! Ziddy, Bist du okay??!!“ Sie stürzte zu ihm und schüttelte ihn, und er sah auf. Jetzt sah sie die vielen Stiche, die er am ganzen Körper hatte. „Ha-...! – Oh mein Gott...“ „Siana!“ keuchte Zitan und rappelte sich auf, „Aargh-...!!“ „Tut es sehr weh?“ fragte Siana besorgt und nahm seinen Arm, und er sah an sich herunter. „Verflucht-...!! – E-es geht schon-... ...“ „Wir sollten in der nächsten Stadt Antiseptika organisieren-...“ sagte Tiras ernst, der auch Kasera beruhigt hatte. Plötzlich gab Zenta ein wütendes Schnauben zu hören, und alle sahen ihn an. „W-was ist denn jetzt??“ „Ja, haha, nächste Stadt!!!“ blaffte er die anderen an, „Diese Arschkrampen haben uns so weit nach Norden getrieben, dass wir jetzt vier Tage nach Baile brauchen!“ „WAS?!?!“ entfuhr es dem Rest, und Zitan hustete. „Scheiß, verdammter...“ „Ich schlage vor, wir gehen nach Tinare hoch, das liegt etwa einen Tag von hier entfernt,“ meinte Tiras. „Was??! Noch weiter nach Norden??!“ schrie Zitan auf, „Was wollt ihr ganz nach Vinte rauf, das ist doch bloß ein Umweg!! Wir gehen nach Baile, BASTA!!!“ „Ziddy!“ rief Tiras ernst, „Das wäre absoluter Blödsinn!! Wir müssen in eine Stadt, Zid, du mit deinen Stichen wirst nicht vier Tage ohne Versorgung deiner Wunden auskommen, du Idiot! Und denk doch mal an Kasera!!“ Kasera schnaubte, und Zitan stutzte. „Na schön-... wir machen für dich einen Umweg, Kasera, mein Schätzchen...“ Er klopfte ihr den Hals und sah sie bemitleidend an. „O.k., auf nach Tinare!“ rief Siana und sprang wieder auf Nervi. Die neun gingen langsam Richtung Norden. Sie waren nach dieser Rennaktion ziemlich müde. Sie hatten etwas mehr Glück als am vergangenen Tag: sie fanden einen Bauernhof, ähnlich wie vor Zeiten in Minisira, auf dem sie übernachten konnten. Die Leute waren sehr freundlich und brachten die Kizayas in die Stallungen, und kümmerten sich um Kaseras Stiche, und Zitan nahmen sie auch gleich unter die Fittiche. „Die Toxibis sind hier leider recht häufig, deswegen müssen wir immer aufpassen, dass sie unsere Tiere nicht stechen,“ erklärte die Tochter des Bauernpaares, und Tiras nickte. „Habt Dank für eure Hilfe! Ich hoffe, Ziddy geht es besser-... – Ziddy??! Wo ist er schon wieder hin??!“ Die anderen sahen sich um. Zitan war nicht da, und Zenta seufzte. „Lasst ihn, den Sturkopf! Gehen wir lieber schlafen, der kommt schon klar.“ Siana ging von den anderen unbemerkt die Treppe wieder herunter, als alle schlafen gehen wollten, um nach Zitan zu suchen. Zitan war runter zu den Stallungen gegangen, um Kasera zu besuchen. „Hey, Dicke!“ Kasera hob den Kopf und gab einen freudigen Laut von sich, als sie Zitan sah. Er kletterte zu ihr in die Box und setzte sich auf einen Strohballen. „Tut’s noch weh?“ fragte Zitan, und Kasera schnaubte. „Nicht mehr so, hm?-... Du bist ja nicht so empfindlich-... tut mir echt leid, dass diese-... Hummeln dich gestochen haben...“ Kasera wieherte leise und stupste mit ihrem Kopf gegen seinen. „Ich hab dich lieb, meine Süße...“ Er fiel ihr um den Hals, und sie gab erneut einen vergnügten Laut von sich, als wolle sie sagen ‚ich dich auch‘. Zitan grinste und streichelte sie sanft, sodass sie zufrieden schnaubte. „Zid??“ hörte er plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich, und er drehte sich um. Siana stand in der Stallgasse. „Siana??!“ fragte er perplex, „W-...was... machst du denn hier???“ „Ich wollte dich besuchen!“ strahlte die Prinzessin und kletterte zu Zitan und Kasera in die Box. „Aha, wie nett von dir!“ grinste Zitan. Kasera stupste nun mit dem Kopf auch an Sianas Kopf, und sie plumpste auf den Strohballen. Zitan setzte sich neben sie. „Tun deine Stiche sehr weh?“ fragte sie besorgt. Er lachte. „Nö, eigentlich nicht! Ehrlich! Mach dir keine Sorgen, Siana...“ Er legte sanft seine Arme um sie und zog sie zu sich herüber. Sie lächelte. Kasera wieherte wieder leise und stieß die beiden an, sodass sie vom Strohballen auf den Boden fielen, da der aber mit Stroh bedeckt war, fielen sie nicht auf die Steine. Beide lachten, und Zitan stellte fest, dass Siana direkt auf ihm lag, und er musste grinsen. „Bist du sicher, dass es nicht wehtut??...“ flüsterte sie und fing an, ganz vorsichtig über einen Stich auf seiner Wange zu streicheln. „Dabei dachte ich, das hier könnte helfen! Hmmm, wenn du's nicht nötig hast...“ Sie setzte sich auf und grinste ihn überlegen an, und er lächelte. „Ooohh, ich glaube, es tut wohl doch etwas weh-...!“ grinste er, und sie streichelte weiter zärtlich über seine Wange. Kasera schnaubte zufrieden. Die beiden verfielen in ihre Gedanken und vergaßen alles um sich herum. Erst nach Stunden fand Zitan sich wieder, auf dem Bauch liegend und oben ohne, und Siana streichelte sanft über seinen Rücken. Er rappelte sich langsam auf. „Oh, wie spät ist es?“ fragte Siana erschrocken. „Zwei Uhr nachts-...“ erwiederte Zitan und sah sie an. Sie seufzte. „Wir sollten zurück, Ziddy...“ Er brummte enttäuscht. „Ja, leider... ...“ Er zog seine Weste wieder an, und die beiden sahen sich in die Augen. „Und? Geht’s dir besser??“ fragte sie blöd grinsend, und er gluckste. „Viel besser!“ lachte er, und wieder hätte er sie am liebsten geküsst, ließ es jedoch bleiben und stand auf. „Du solltest schlafen, es ist schon spät, und morgen müssen wir weiter.“ Sie stand auch auf. „Gut. Du kommst aber mit!“ „Ja, schon klar! – Gute Nacht, Kasera!“ Zitan klopfte ihr den Hals, und die zwei kletterten aus der Box. Kasera wieherte, und die beiden winkten ihr zum Abschied zu. _________________ Ziddy und Siana-Szenen sind immer so gaylordig <.<' *murr* Nieder mit den Toxin-Bienen! >o