Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 89: Abschied -------------------- Als Zitan die Augen aufschlug, fand er sich in einem Bett. Er setzte sich auf und sah sich um. Die Umgebung kam ihm vertraut und gleichzeitig fremd vor. Es war so hell... Bin ich-... tot? Was ist passiert...?? Er fasste an seinen Kopf und berührte nacheinander die Bettdecke, unter der er lag, den hölzernen Bettrand und dann die Wand, an der das Bett stand. Er stellte fest, dass er völlig sauber war und seine Wunden versorgt worden waren. Außerdem trug er neue, ihm fremde Kleidung. Auf dem Nachttisch sah er den Kristall liegen. Das Geschenk der Göttin Kyana... W-was-...?! Es war kein Traum! Der Kampf hat wirklich stattgefunden-...??! T-Thanata...?? Die Tür öffnete sich langsam, und Zitan drehte blitzschnell den Kopf. Er hörte einen lauten, spitzen Schrei und erstarrte. „ZIDDY!!! – Du bist wach!!“ Zitan keuchte, als er eine quicklebendige Siana auf sich zustürzen sah, im nächsten Moment lag sie in seinen Armen. Auch sie trug fremde Kleider und war versorgt worden. „S-...Siana??!“ keuchte er, „W-was zum-...?! – Wo bin ich?? Was geht – hier eigentlich ab??!“ Sie ließ ihn los und küsste ihn liebevoll auf die linke, dann auf die rechte Wange und dann auf die Lippen. Immer noch verwirrt wagte er nichtmal, zu atmen. „Siana!“ rief er dann, „Was ist hier los?!“ Sie sah ihn mit einem Blick an, aus dem all ihre Liebe zu ihm sprach, und er wurde leicht rot dabei. „Ich bin so froh, dass du endlich aufgewacht bist...“ wisperte sie, „I-ich-... kann dir alles erklären, was ich weiß... wir sind in Kasara... wir sind in der Herberge von Zentas Eltern, ich-... bin genau wie du hier aufgewacht und wusste von nichts! König Kizalos hat uns herteleportiert! Mikina hat sich um die Wunden gekümmert-...“ „W-was??!“ schrie Zitan, „Moment, waren-... waren sie nicht-... ...?“ Tot? „Was, was, waaaas??! Er ist wach, er ist wach!! Tiras, du Idiot!! Rauf mit dir, Zid ist wach!!“ hörten sie da lautes Grölen aus dem Flur, und ehe Zitan sich versah, stürzten Vento, Tiras, Liona, Ria, Lili, Osea, Coran, Lani, Zantis und Lajos zur Tür herein. Alle stießen einen Freudenschrei aus, bevor sie der Reihe nach Zitan knuddelten, der immer verwirrter wurde. „Du Held!!“ lachte Vento grinsend, „Du hast Seydon gerettet!! Thanata ist tot!! YEEAAAHHH!!“ „Echt jetzt!!!“ schrie Lani, „Wir sind hier aufgewacht, und Kizalos hat uns fröhlich erzählt, dass wir alle scheintot gewesen wären!“ „Scheintot??!“ schrie Zitan perplex und erhob sich jetzt langsam aus dem Bett. „Ja, so etwas gibt es wirklich!“ hörten sie da eine weitere Stimme. Als Zitan zur Tür sah, sah er Kizalos und Mikina, neben ihnen wuselte der aufgeregte Moras Koras hin und her. „Majestät, Majestät, er ist wach! Lasst mich doch auch mal gucken, Majestät! Ich will auch den Helden sehen, der Seydon gerettet hat, ja!“ „Shhht, Koras!“ machte Mikina vorwurfsvoll, als wäre Koras ein bellender Hund. „Kizalos-...??“ fragte Zitan erstaunt. „Ich dachte – ich dachte, alle wären-... von Thanatas Blitz getötet worden??“ Der König grinste. „Ja, das haben wir auch geglaubt! Mikina und ich sind zuerst aufgewacht! Ihr alle habt am Boden gelegen und es hat geregnet! Aber dank Vyaali, die meiner Frau Visionen gezeigt hat, haben wir die Erleuchtung bekommen, dass dieser Fast-Tod nur vorübergehend ist... mit ein bisschen Heilkünsten von Mikina sind nach und nach alle wieder aufgewacht. Ich habe uns alle hierher teleportiert, wo Saron uns freundlicherweise unterbringen konnte!...“ Zitans Augen weiteten sich. „Dann-... ist es also wirklich vorbei?! Wir haben – Thanata ist echt besiegt??!“ Der König lachte. „Ja, so ist es! – Dank dir... Sohn Kasko Saris!“ Er verneigte sich vor Zitan, und Mikina tat es ihm gleich. Koras warf sich auf den Boden und küsste Zitans Füße. „Ohh!! Sohn Kasko Saris, jawohl! Der Held Seydons!“ „Ihgitt, h-hör auf, mich zu küssen!!“ schrie Zitan erschrocken, und die anderen lachten laut. „Ich bin froh, dass du wieder auf bist, Ziddy...“ sagte Liona lächelnd, „Jetzt sag uns... wie hast du es geschafft?“ Der Blonde sah sie an und grinste. Dann erzählte er alles, was geschehen war. Von Kyana und dem Kristall... die anderen staunten nicht schlecht. „Kyanas... Geschenk...“ keuchte Mikina und wurde weiß, „Das bedeutet... es gehört jetzt dir...? Der Stein... der dir das Leben schenkte, Zitan...“ Sie berührte den Kristall auf dem Nachttisch mit dem Zeigefinger, und jetzt sahen alle auf. Zitan fiel etwas ein. „Der Kristall, der-... ... das musst du mir erklären!“ sagte er. „Kyana hat auch etwas derartiges gesagt-... was bedeutet das?? Wieso – schenkte der Kristall mir das Leben??“ Mikina seufzte. „Natürlich hatten deine Eltern keine Gelegenheit, es dir zu sagen. Sie wollten warten, bis du älter bist... um es zu verstehen.“ Die anderen sahen sie groß an. „W-was...??“ fragte Siana verwirrt. „Deine Geburt, Zitan...“ fuhr Mikina fort, „War eine Katastrophe. Das Schicksal hatte es vorgesehen... dass du bei der Geburt ums Leben kommst.“ Zitan erstarrte. Sie fuhr fort: „Deshalb bat dein Vater Kyana um Hilfe! Und sie gab ihm darauf diesen Stein. Ein Gottesgeschenk, das dein Leben gerettet hat... dieser Kristall ist ein Teil von dir. Durch diese Geburt bist du mit ihm verbunden, dein Leben lang. Sowas passiert selten bei Magiern... wir nennen solche Kinder Gotteskinder, Zitan. Weil du an diesen göttlichen Kristall gebunden bist, sind deine Zauberkräfte noch viel größer als sie es ohnehin wären. Größer als die deines Vaters... deshalb konntest du Thanata töten.“ Schweigen. Zitan schnappte nach Luft, bevor er den Kristall ansah. „Ist-... ja Hammer...“ stammelte er nur völlig neben sich. „Hast du etwa... in der Schule nie aufgepasst... du Verlierer?! Das haben wir in der dritten Klasse gelernt... Ziddy!“ Von der Tür her ertönte ein Poltern, und Zitan und alle anderen fuhren auf. Zitan erstarrte, als er die vertraute Stimme hörte – bevor er Zenta und Nadaiya in der Tür stehen sah. Zenta mehr schlecht als recht, der sich notgedrungen an Nadaiya stützen musste, um gehen zu können – seine Brust war komplett bandagiert und sah extrem malträtiert aus. Nadaiya grinste fröhlich, während sie ihn sorgfältig stützte. „Hi!“ Zitan ließ den Kristall fallen bei dem Anblick der beiden. „Z-Zenta-...!“ stammelte er, und Zenta sah ihn groß an. „Was denn?“ fragte er, kalt wie immer, „Sehe ich echt so scheisse aus? Ich bin etwas krank, entschuldige.“ „ZENTAAA!!“ schrie Zitan, ihm ins Wort fallend, und stürzte nach vorne, um ihn so stürmisch anzuspringen und zu umarmen, dass Zenta fast umgekippt wäre. „AAAHH!!!“ schrie der Braunhaarige auf, „D-das tut weh!!! Lass los, Zid!!!“ „Etwas krank, huh?!“ schnaubte Tiras, „Du hast ein riesiges Loch in der Brust, du Idiot!“ „I-ich dachte-...!! Ich dachte, du wärst tot!!“ schrie Zitan, aber er ließ Zenta behutsam los, „Oh mein Gott, b-bin ich froh, dass du lebst-...!!“ „Jetzt heul nicht schon... wieder!“ stöhnte Zenta und hielt sich die übelst schmerzende Brust, „Aargh-... ... – ich stehe ja noch, wie du siehst!“ Zitan zog durch die Nase hoch. „Um ehrlich zu sein ist das gerade noch mal gutgegangen!“ sagte Mikina, „Wäre die Wunde nur ein wenig später versorgt und genäht worden, wärst du vermutlich tot, Zenta! Vermutlich hattest du einen guten Schutzengel, der verhindert hat, dass Thanata wichtige Organe trifft mit ihrem Speer...“ „Lasst uns nach unten gehen,“ sagte Tiras, „Es gibt... jetzt eine Menge zu reden-...“ Er sah Siana an, und diese erstarrte, bevor sie zu Boden blickte. „Ja...“ Zitan sah sie verwundert an, und als sie seinem Blick auswich und ging, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Die Gruppe ging nach unten und kam aus der Herberge – da war ein Tohuwabohu! „Was ist denn hier los??!“ rief Zitan, „Jahrmarkt?!“ Auf dem Hof standen diverse Dutzend Kizayas, Kutschen und Menschen – Soldaten. Zitan erkannte die Banner von Sayamaina und Kesvitara. Sayamaina-Soldaten-...?? Plötzlich klingelte es in seinem Kopf. Er fuhr herum, um nach Siana zu sehen, die neben ihm stand und das traurigste Gesicht der Welt machte. „Sie sind meinetwegen hier...“ flüsterte sie, „Und... wegen meiner Mutter... ich werde... heute zurück nach Sentaria müssen.“ Zitan erstarrte und konnte nicht atmen. Wie hatte er das vergessen können? Siana war die Prinzessin. – Jetzt war sie Königin. Kaiyla war tot. „Was sind denn das alles für Leute?!“ fragte Vento, weil sich nahezu hundert Leute auf den Hof drängelten und wild durcheinander riefen und schrien. „Leute aus Kasara, Schaulustige!“ erklärte ihm Kizalos, „Die machen Saron den ganzen Tag schon verrückt!“ Zitan drehte den Kopf. Er hörte die Leute rufen. „Ich will auch den Helden sehen!!“ „Was ist das für eine Soldaten-Versammlung??!“ „Ist was passiert?!“ „Hoher Besuch, die Könige von Kesvitara sind da, habe ich gehört!“ „Und Prinzessin Siana!!“ „Habt ihr gehört, Königin Kaiyla soll tot sein??!“ „Ruhe, bitte, Himmel Herrgott!!“ hörten sie den völlig aufgedrehten Mr. Yason rufen, der verzweifelt versuchte, die Menschen von seinem Hof zu drängen. „Was machen die alle bei Eurer Herberge, Sir Yason??!“ „I-ich habe nichts damit zu tun, garnichts!!“ jammerte Saron Yason, „Geht, geht, na los doch...!!“ „Wo ist Ilja eigentlich??!“ fiel es Zitan dann ein, und er wunderte sich wirklich, dass die Frau nicht längst heulend und jammernd an seinem Hals hing. Tiras seufzte. „Sie ist ohnmächtig umgefallen, als sie Zentas Wunde gesehen hat, und sie liegt jetzt mit einem Schock im Krankenhaus... aber sie ist wieder stabil, in ein paar Tagen kann sie wieder nach Hause.“ Saron Yason hatte das gehört und zeigte wutschnaubend auf Zenta. „Ja!!! Alles nur deine Schuld!! Dass deine arme Mutter im Krankenhaus liegt!! – Was musstest du dich auch so heldenhaft durchstechen lassen?!“ „Ich habe nur mein Versprechen gehalten,“ sagte Zenta trocken, „Was meinst du, was sie gemacht hätte, wenn ich wirklich gestorben wäre?“ Sein Vater drehte ihm den Rücken zu. „Daran mag ich nicht denken,“ sagte er, zur Überraschung aller sehr friedlich. „Ich bin... froh, dass du wieder auf die Beine kommst, Zenta.“ Zenta sah ihn nur perplex an. Was auch vorgefallen sein mag – du bist und bleibst nunmal mein Sohn. Und du bleibst ein Teil von mir. Zitan musste lächeln. War das etwa ein Hinweis auf Versöhnung zwischen den beiden ewigen Streithähnen? Kizalos‘ Räuspern unterbrach den Lärm. „So leid mir das tut,“ sagte er langsam, „Aber... ich muss mich jetzt verabschieden... und Linni und Mikina kommen mit mir nach Kesvitara. – Jetzt, wo das Abenteuer vorbei ist... ist es wichtig, sich langsam wieder an den normalen Alltag zu gewöhnen.“ Alle verstummten. Zitan sah, dass Siana zitterte, und er umarmte sie sanft und drückte sie an sich. Liona sah die anderen betreten an. „Das-... heißt dann wohl-... lebwohl, huh?“ machte sie dumpf, und der Rest blickte sie wehmütig an. Eine Kutsche fuhr vor, und ein Soldat öffnete die Tür. „Eure Majestät! Wir sind bereit, aufzubrechen!“ Kizalos nickte. „Einen Augenblick noch!“ Er wandte sich an Saron Yason. „Saron – ich muss dir für deine Hilfe danken! Im Übrigen sehr nett, dich und Ilja einmal wieder getroffen zu haben! – Das gilt natürlich auch für dich, Zenta-...“ Er grinste den Jungen an, der sich wieder an Nadaiya abstützte, „Unkraut vergeht nicht! Du kommst wieder auf die Beine, du wirst sehen. Ein paar Wochen noch, dann sind deine Schmerzen wie weg.“ Zenta grinste kurz und neigte den Kopf. „Sehr erfreut, Eure Majestät.“ Kizalos lachte. „Euch anderen wünsche ich alles, alles Gute für die Zukunft! – Dir besonders, Lili... du bist mit Zitan die einzige Überlebende der Saris.“ Lili nickte. „Ich weiß.“ Der König wendete sich an Zitan und Siana. „Ihr zwei,“ seufzte er, „Ja... natürlich wünsche ich euch auch alles Gute! – Siana... wir kommen garantiert noch einmal ins Gespräch, wenn du erst zurück in Sentaria bist. So etwas wie ein Waffenstillstand zwischen Kesvitara und Sayamaina wäre sehr hilfreich für die Politik!“ Siana sah zu Boden, nickte aber langsam. Zitan ließ sie los, um den besten Freund seines Vaters zu umarmen. „Ich werde euch vermissen, Tamaro-... ... wärt ihr nicht gewesen, wären wir vermutlich draufgegangen...“ Der Mann lachte leise. „Unfug, Zitan. Und das weißt du auch. Du bist Kaskos einziger Sohn. Und je öfter ich dich sehe... desto mehr ähnelst du ihm.“ Mit einem Lächeln ließ er ihn los, bevor er zur Kutsche ging. Auch Mikina verabschiedete sich von allen, und während sie, Kizalos und Moras Koras schon in die Kutsche stiegen, war es jetzt Lionas Runde. „Ihr werdet mir fehlen...“ flüsterte sie und schluchzte, „Scheissdreck!! Ich habe mir so fest vorgenommen, nicht zu heulen!!“ Sie wischte sich die Augen, bevor sie jedem einzelnen um den Hals fiel. „Lili!! – Mach's gut, okay??... Und schön üben, klar? – Ria... du auch!! Eines Tages, wenn wir uns nächstes mal sehen, kämpfen wir gegeneinander, klar? Wir sind schließlich auf demselben Level!“ Ria lachte. „Geht klar!“ „Und Zenta-...“ Sie sah ihn groß an, „Danke für das ewige Drillen beim Training! Keiner könnte es besser als du.“ „Ich weiß,“ sagte er und ließ Nadaiya los, um Liona zu umarmen, nicht zu fest, damit er sich nicht selbst wehtat. „Ich schreib dir, Linni. Versprochen! Und du weißt ja, ich halte meine Versprechen.“ Er grinste und nahm ihre Wangen mit beiden Händen, bevor er sie kurz, aber fest auf die Lippen küsste. Sie blinzelte kurz, lächelte dann aber und küsste ihn zurück, bevor sie ihn sachte zu der empört guckenden Nadaiya zurückschob. „Hier, halt ihn fest, sonst kippt er um!“ grinste sie, „Er ist ja schließlich etwas krank.“ „Blöde Nuss!“ meckerte Zenta, und Liona kam bei Zitan an. „Ziddy...“ Sie fand keine Worte, so fiel sie ihm einfach wortlos um den Hals und drückte sich an ihn. „Du wirst... mir so fehlen!“ heulte sie, „Scheisse, ich hasse Abschiede-...!“ „Du wirst mir auch fehlen... Linni-...“ flüsterte Zitan, ihre Haare streichelnd. Sie ließ ihn los, als ihre Mutter sie rief. „Macht's gut!“ Damit lief sie zu ihren Eltern in die Kutsche. Die Tür flog zu, und mit viel Geratter, Wiehern und Trappeln rollte die Kutsche mit Dutzenden von Soldaten hinter sich vom Hof herunter und die Straße entlang. Die Freunde winkten, bis die Soldaten nicht mehr zu sehen waren. Der Hof leerte sich, da jetzt die Hälfte aller Soldaten und auch die meisten der Schaulustigen verschwunden waren. Übrig blieben die Kameraden und die Sayamaina-Soldaten. Eine zweite Kutsche rollte vor, und einer der Soldaten trat dazu. „Prinzessin Siana!“ rief er laut, „Ihr müsst jetzt mit nach Sentaria kommen, bei allem Respekt. Die Bestattung Eurer guten Frau Mutter wird vorbereitet, und danach folgt bald Eure Krönung zur Königin!“ Siana sah zu Boden. „Ich weiß-... ...“ flüsterte sie, und der Soldat hob den Kopf. „Wie bitte?“ Siana ballte die Fäuste. „Ich-...!!“ Sie fuhr herum und warf sich Zitan in die Arme, der beinahe umfiel. „ICH WILL HIER NICHT WEG!!!“ Dann fing sie an, bitterlich zu weinen. Zitan nahm sie zärtlich in die Arme. Die Soldaten sahen sich bestürzt an, genau wie die anderen. „S-Siana-...“ sagte Lili leise. Zitan streichelte zärtlich Sianas dunkle Haare. „I-ich habe... ... mein Versprechen nicht gehalten... es tut mir leid... es tut mir unendlich leid...“ flüsterte er. Sie sah ihn wieder an. Das Versprechen-... dass wir miteinander schlafen-... ...? Er versuchte krampfhaft, zu lächeln, doch es gelang ihm nicht. „Hör zu... du... darfst der... Vergangenheit... nicht nachtrauern! Du musst... dich auf das Kommende vorbereiten...“ erklärte er ihr mit einem gequälten Lächeln, und sie heulte wieder los – er musste sich langsam echt zusammenreißen, um nicht auch loszuheulen. Seine geliebte Siana... wie lange hatte es gedauert, bis sie sich endlich gefunden hatten? Wie oft war etwas dazwischen gekommen? – Und wofür? Für das hier? „Ziddy!“ schluchzte sie, „D-das kann ich nicht! Ich kann und will dich nicht vergessen!... Ich liebe dich!“ Schweigen von allen Seiten. Zitan lächelte weiter und streichelte ihre Wange. „Hör zu, kleine Prinzessin... du... musst jetzt die Zukunft deines Landes mitgestalten... allein auf dir liegt jetzt die Verantwortung für Sayamaina. – Oh Siana, ich... ich... ich liebe dich auch...“ Die zwei sahen sich an. Dann näherten sie sich, bis sich ihre Lippen zärtlich berührten und sie sich ein letztes mal liebevoll auf den Mund küssten. „Waaahhh!!!“ heulten jetzt Nadaiya und Lani los, „I-ist das-... ist das romantisch!!“ Sie umarmten sich gegenseitig und heulten weiter. Zantis und Zenta sahen sich nur verzweifelt an. „Ist das kitschig,“ sagte Zenta leise zu Zantis, und er nickte stöhnend. „M-hmm...“ Zitan und Siana ließen voneinander ab, und sie keuchte und erzitterte erneut. „Oh Zid...“ schluchzte sie, „Ich... ich werde dich vermissen...“ „Ich... dich auch, meine geliebte Siana... und... ich werde dich nie vergessen...!“ Sie fing wieder an, zu weinen, als sie sich endlich von ihm löste und zur Kutsche taumelte, ohne ihn aus dem Augen zu lassen. „Ziddy... mein Ziddy... leb wohl... und...“ Die Soldaten zogen sie sanft in die Kutsche und sprangen auf ihre Kizayas, „...vergiss mich nicht...“ Die Tür wurde zugeschlagen, und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Siana schaute aus dem Rückfenster und winkte. Die anderen winkten auch. Vergiss mich niemals... mein geliebter Zitan... Nein... ich vergesse dich nicht... niemals... Prinzessin... geliebte Siana... leb wohl... Zurück blieben die zwölf Kameraden und Mr. Yason. „Damit wäre mein Hof endlich frei!“ stöhnte letzterer, „Ich bekam schon Platzangst!!“ Er trottete davon und begann, mit einem Besen den Hof zu fegen. „Was machen wir jetzt?“ fragte Vento, „Was-... wird eigentlich aus euch allen??!“ Er sah der Reihe nach Osea, Nadaiya, Lili, Lani, Coran, Zantis, Lajos und Ria an. „Wir kommen mit euch!“ verkündete Coran großkotzig, „Was dachtest du denn, dass wir zurück nach Vinte gehen?! Unser Haus hat inzwischen sicher längst jemand übernommen oder zerstört!“ „Echt jetzt,“ sagte Zantis. „Aber – Ria??“ wunderte sich Tiras, „Deine Familie sorgt sich bestimmt um dich!“ Ria lachte blöd. „Och, sollen sie sich von mir aus noch ein bisschen sorgen! Irgendwann gehe zurück nach Junan, ich bin schließlich die Stammhalterin! Aber erstmal wird Urlaub gemacht. Heihoya!“ „Na großartig,“ seufzte Zenta, „Zwölf Leute in einer Hütte, die gerade für vier reicht!“ „Dann bauen wir sie halt um,“ schlug Lili vor, „Na los, auf geht’s!“ Das Umbauen der Hütte artete in ein komplettes Abreißen und in größerem Format wieder Aufbauen der kleinen Behausung im Labana-Wald aus. Nervi hatten sie mitgenommen. Er konnte wenigstens noch bei den Kizayas der anderen herumstehen und sich freuen. Im Endeffekt war die Hütte, als sie die Bauarbeiten endlich beendeten, fast doppelt so groß wie vorher – dank Tiras‘ einmaligem statischen Denken war sie auch einigermaßen stabil. Zenta war den anderen beim Bauen keine große Hilfe – er hätte viel dafür gegeben, mitmachen zu können, aber er musste seine noch immer stark schmerzende Wunde auskurieren, nachdem Zitan ihm befohlen hatte, ruhig daneben zu sitzen und sich zu schonen. Vento und Zantis hätten viel dafür gegeben, mit Zenta zu tauschen, sie hätten viel lieber herumgesessen, als mitzuhelfen. Trotz der Vergrößerung war es wirklich eng in der Hütte. Irgendwann hatten sie endlich genug Matten aus Bast und Stroh gebastelt, dass jeder seine eigene Matratze haben konnte – und dennoch wurden quasi jede Nacht alle von irgendwem geweckt, der lauthals herumbrüllte, dass wieder irgendjemand auf sein Bett gerollt war – meistens war Zantis derjenige, der quer durch die Hütte rollte, und nachdem er etwa tausend Backpfeifen von Vento, Tiras, Ria, Nadaiya und Coran hatte einstecken müssen, bei denen er immer abwechselnd ins Bett gerollt war, glich sein Gesicht farblich einer bunten Blumenwiese. Lani hatte ihn übrigens auch geohrfeigt, weil er in Nadaiyas und Rias Betten gerollt war. „Irgendwann geht Ria zurück nach Junan, dann sind wir einer weniger und haben mehr Platz!“ sagte Coran einmal, „Also, Ria, hau ab, wir wollen dich nicht.“ „Wooohl!!!“ brüllten Nadaiya und Lani und hängten sich an Ria, die nur das Gesicht verzog und die Fäuste ballte. „Ihr behindert mich, ich muss trainieren!!“ fauchte sie, „Zentaaaa!!! Halt mir deine Freundin mal vom Hals!! – Und sei strenger im Training, du verweichlichst!“ „Ich und verweichlichen?!“ brüllte Zenta, der jetzt wieder fit war, und zeigte drohend mit dem Zeigefinger auf Ria, „Na warte, Mademoiselle!! Heute abend, du, ich und die Lichtung da hinten, klar soweit?!“ „Ich will ein Kind von dir, Zenta!“ stöhnte Ria in ihrer erotischsten Tonlage, und Nadaiya haute ihr auf den Kopf. „Zenta gehört miiiir!!“ Die Reise war also vorbei. Die insgesamt vierzehn Kameraden hatten jetzt eine Weltreise hinter sich, immer auf der Flucht vor General Kindarn, Königin Kaiyla oder Thanata. Und jetzt hatten sie es geschafft, mit Hilfe der Götter Thanata für immer aus dem Leben zu verbannen. Es herrschte wieder Frieden auf Seydon. Keiner brauchte mehr Angst zu haben, dass Thanata die Welt in Sekunden zerstören würde. Und alle waren glücklich. Alle? Siana hatte sofort, als sie Sentaria erreicht hatte, den Waffenstillstand mit Kesvitara abgeschlossen, wie Kizalos es vorgeschlagen hatte. Ihre Mutter hatte Kesvitara gehasst, seitdem ihr Freund König Matso gestorben war. Die Bestattungszeremonie von Königin Kaiyla wurde ein gigantischer Anlass in Sentaria. Die ganze Stadt war in Aufruhr deshalb. So blieben die Kizalos‘ Sianas letzte Erinnerungen an diese wundersame Reise um die Welt. Wann immer sie den Namen Kizalos hörte, dachte sie an alles, was passiert war, an die anderen, die sie wahrscheinlich niemals wiedersehen würde. Aber am meisten dachte sie an ihren geliebten Dieb, Zitan. Doch sie wusste und hatte von Anfang an gewusst, dass es für sie und ihn niemals Hoffnung gegeben hatte. Monate waren ins Land gewandert. Es war April geworden, und der Frühling machte sich deutlich bemerkbar. Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien warm und freundlich auf Sayamaina herunter. Ziddy... Siana stand auf dem Balkon vor ihrem Schlafzimmer im Schloss von Sentaria. Wie oft war dieser Name doch in ihren Gedanken gefallen... es gab nichts und niemanden, das sie jemals mehr geliebt und vermisst hatte als ihn. Warum...? Warum musste das nur so kommen?... „WARUM MUSSTE ICH BLOß EINE PRINZESSIN SEIN?!?!“ schrie Siana, brach am Balkongeländer zusammen und fing bitterlich an, zu weinen. Immer wieder tat sie das. Seit Monaten. So oft schon hatte sie an Zitan gedacht – war aus dem Schlaf aufgewacht und hatte geheult, so sehr sie konnte. Sie fragte sich, ob ein Mensch unendlich viele Tränen in sich haben konnte... „Prinzessin...“ hörte sie eine Stimme hinter sich, und sie hob den Kopf. „Leto...?“ flüsterte sie, bevor sie sich langsam umdrehte und sich die Augen wischte. Leto, ihre Zofe, stand hinter ihr. Leto war schon immer Sianas Kindermädchen gewesen, schon, als sie klein gewesen war. Dabei war sie nicht so viel älter als Siana. „Was weint Ihr denn?“ fragte die blonde Zofe besorgt, „Ihr seid seit Monaten nur am Weinen...“ Siana sah sie kurz an, dann wandte sie sich ab. „Ich... ich kann das alles nicht vergessen... ich habe niemals... etwas mehr ins Herz geschlossen als ihn... warum-... musste das so unfair sein??... Ich wünschte, ich wäre niemals Prinzessin gewesen!...“ Sie sah zum strahlend blauen Himmel empor. „So klar... und so leuchtend...“ wisperte sie, und sie streckte eine Hand nach dem unerreichbaren Himmel aus. „Aber das Blau ist oberflächlich... findest du nicht?“ Leto sah auch in den Himmel. „Wieso bezeichnet Ihr den Himmel als oberflächlich? – Oh, natürlich, er ist über uns!“ „Nein...“ Siana lächelte, „Die Farbe... ist oberflächlich... – Ziddys Augen... waren so tiefgründig... es war, als würde man in einen unendlichen, blauen Tunnel sehen, der in die Tiefe des Meeres führt... man sah kein Ende... während der Himmel... wie eine blaue Pappe einfach über uns gestülpt ist.“ Leto konnte Siana nicht folgen. Aber das brauchte sie auch nicht. Siana ließ die Hand wieder sinken. Zitans Augen waren anders. Das Leben im Labana-Wald dagegen war kunterbunt wie immer. Jetzt, im Frühling, war es viel bequemer, weil man auch viel draußen sein konnte und sich nicht in die enge Hütte quetschen musste. Die Zeit im Monat war gekommen, in der sie herunter nach Kasara ritten. Zentas Eltern und die Kneipe besuchen, wie immer. „Na los, na looos!“ drängelte Vento, der sich gemeinsam mit Lajos zu einer Art Animateur entwickelt hatte, und schob die anderen zu ihren Kizayas, „Auf zur Kneipe!!“ Die Stimmung in der Gruppe war dank Zitan meistens relativ schlecht – Zitan verschloss sich mit jedem Tag mehr. Siana fehlte ihm, das wussten alle. Aber seine deprimierte Fratze zog einfach alle herunter, wenn man ihn zu lange ansah, deswegen herrschte eine trübe Stimmung. Nachdem endlich alle auf ihren Kizayas saßen, warteten alle nur auf Befehle von Zitan – doch der ritt einfach wortlos davon, er sah die anderen nichtmal an. Der Rest sah sich an. „Langsam wird er aber wirklich unfreundlich,“ sagte Lani schnippisch, „Mal ehrlich, er nervt mich langsam mit seinem Gejammer.“ „Wen nicht?“ stöhnte ausgerechnet Zenta, und Lani sah ihn groß an. „Wie denn, du bist nicht auf Zids Seite?! Du fällst ihm in den Rücken, sonst kam doch immer ein „Lasst ihn, ihr habt ja keine Ahnung, was er durchmacht!“ , huh?“ „Ich rede mit ihm,“ seufzte Zenta zur Antwort, „Ehrlich gesagt kotzt mich die Fratze auch langsam an. Ich bin ja einiges an Selbstmitleid von ihm gewohnt, aber Herrgott, er ist nicht der einzige hier, der schlimmes durchmacht!“ Damit trieb er Jali an, und sie galoppierte Kasera hinterher in den Wald. Der Rest folgte langsam. Zenta holte seinen Freund schnell ein und parierte Jali neben Kasera durch. „Was?“ fragte Zitan nur monoton. Zenta stöhnte. „Du nervst!!!“ rief er dann frei heraus, „Dein ewiges Gejammer geht uns allen allmählich auf den Sack, kapiert??!! Ja, ich weiß, dass du Siana geliebt hast und sie vermisst, verdammt!! Aber glaubst du, du wärst der einzige Mensch auf der Welt, der leidet?! – Glaubst du, du wärst der erste, der so einen Liebeskummer durchmachen muss?!“ Zitan krallte sich an Kasera fest. „I-ich weiß, ja, aber-...! – Verdammt, wenn ich nachts Lani und Zantis da rumknutschen höre, werde ich verrückt!!! Verstehst du das nicht, Zenta?! – Naja, du hast ja auch nie jemanden so geliebt wie ich Siana. Oder willst du mir etwa erzählen, du empfindest was für Nadaiya? hast du sie eigentlich endlich mal flachgelegt, das will sie doch, denke ich?“ „Geht dich zwar nichts an, aber nein, hab ich nicht, und ich halte mich auch wirklich zurück, klar soweit?!“ „Das musst du echt nicht meinetwegen tun,“ sagte Zitan und sah ihn traurig lächelnd an, „Hau ruhig rein.“ Zenta hustete. „Hey!!! Das würde ich auch nie für dich tun, Zitan – moment, du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich auf Sex verzichte, weil du armer Kerl keinen hast??!“ Zitan lachte blöd. „Nein, natürlich nicht!“ „Tu mir – uns allen – den Gefallen, Zitan,“ seufzte sein Freund dann, „Zieh nicht ganz so’ne Schnute. Wir alle leiden mehr darunter als du, echt jetzt.“ Der Blonde seufzte nur. „Ich gebe mir Mühe, Zenta-... ...“ Sie schwiegen etwas. Dann fiel Zenta noch etwas ein. „Sag mal – was ist das für ein Versprechen, das du ihr gegeben und nicht gehalten hast?“ Er fuhr auf. Zenta blinzelte. „Wie jetzt, so ernst?“ Zitan sah zur Seite und wurde rot. „D-das klingt echt bescheuert-... n-nein, das willst du nicht wissen, Zenta.“ Zenta schielte ihn an. „Sag schon, raus damit.“ Zitan hustete leise. „N-naja, wir-... ... wir sind nie dazu gekommen, es-... also-... w-wir hatten keinen Sex, okay??...“ Er wurde wieder rot, „Wir hatten uns versprochen, es zu tun, bevor-... sie zurückkehrt, naja-... ja.“ Zenta sah ihn schräg an – und musste dann lauthals lachen. Zitan zischte. „Hey!! Lach nicht, du Sack!!“ „Meine Fresse!!“ rief Zenta und musste sich echt zusammenreißen, um nicht wieder laut loszuprusten, „Seid ihr scheisse im Kopf!!!“ Die zwölf erreichten Kasara gegen Nachmittag. Sie hatten keine Pause auf dem Weg gemacht und waren schnell durchgekommen, so waren sie schon früh da. Nachdem sie die Kizayas in den Stall gebracht hatten, bestellten sie sich bei Zentas Eltern ein Vierer- und ein Sechserzimmer – Zenta und Nadaiya schliefen ja in Zentas Zimmer. Die Kameraden verteilten sich sofort ausgelassen auf dem Grundstück, nur Zitan und Lili blieben in der Tür und drehten dann um, um den Kizayas Wasser zu bringen. Mrs. Yason, die natürlich längst wieder fit war, sah Zitan besorgt an. „Zitan-...?“ Zitan hob etwas unmotiviert den Kopf und sah sie trübselig an. „Ja?“ „Was ist los mit dir?... Du siehst so... seltsam aus...“ Zitan sah sie verwirrt an. „Ah ja...?“ Lili sah ihn auch besorgt an. Siana muss ihm ja schrecklich fehlen-... ... „Ich muss dich nachher sprechen, Zitan,“ sagte Ilja Yason gedämpft, „Kommst du nachher rüber in die Stube, ich habe etwas, das ich dir geben möchte.“ Zenta kam zusammen mit Tiras die Treppe herunter, nachdem er einen Stapel Bettwäsche für die Freunde geholt hatte. „Nanu,“ machte er, als er Zitan sah, „Du ziehst schon wieder die Schnute, Zid...“ Er warf ihm einen bösen Blick zu, und Zitan verdrehte die Augen und stampfte aus dem Haus. „Ach, du nervst!!!“ Mrs. Yason und Zenta sahen sich an. „Er macht dieses Gesicht jetzt, seit Siana weg ist,“ erklärte Zenta genervt seiner verwirrten Mutter, „Gott im Himmel, langsam nervt es echt!“ Ilja Yason erschauderte. „Um Gottes Willen! Er sieht aus, als hätte er Armasia!“ Zenta traf es wie ein Blitz, doch er hütete sich, seiner Mutter von seiner eigenen Armasia zu erzählen – vermutlich würde sie dann für Monate ins Koma fallen. Und doch war auch ihm und Tiras aufgefallen, dass Zitan allmählich nicht mehr gesund ausschaute. Sein Gesicht war aschfahl, unter seinen Augen waren tiefe Ringe deutlich geworden. Nur einen Unterschied gab es zu Armasia: Seine Augen waren wie immer. „Keine Sorge, Mrs. Yason,“ sagte Tiras, „Hier gibt es keine Arma. Unten in Tari gibt es eine Menge davon, wo wir gewesen sind-...“ Zenta kniff ihn so heftig in den Arm, dass er stockte und aufschrie. „H-hey?!“ Zenta warf ihm nur einen einzigen vernichtenden Blick zu, der ihm sagte, er sollte besser nicht weiterreden, wenn er noch etwas leben wollte. Zitan und Lili hatten den Kizayas Wasser gebracht, das diese jetzt gierig tranken nach dem langen Ritt. „Na denn, Kasera...“ Zitan streichelte Kasera, und sie leckte ihm über die Hand. „Was ist? Gehen wir?“ fragte Lili. Zitan seufzte. „Ilja wollte noch irgendwas von mir, ich... gehe das kurz klären. Geh du nur!“ Damit ging er zurück zur Herberge, und Lili seufzte und ging auf den Hof. Mrs. Yason führte Zitan hinter sich her in ihr Wohnhaus. In der Stube blieben sie stehen, und während die Frau in einem Schrank herumwühlte, vergrub Zitan die Hände in den Hosentaschen. „Was gibt’s, Ilja?“ „Ich wollte dir etwas geben, Zitan-... – ah, da ist es ja.“ Sie drehte sich um und kam mit einem kleinen, verstaubten und vergilbten Büchlein zu ihm. Zitan runzelte die Stirn, als sie es ihm hinhielt. „Ein – Buch???“ Die Frau nickte langsam. „Es gehört dir... deine Mutter hat mich gebeten, es für dich aufzubewahren, bis du älter bist. Ich finde... dass du jetzt alt genug bist... – dieses Buch... hat deine Mutter selbst geschrieben. Es ist eine Geschichte der Mesumanier und deiner Familie. Bewahre es gut auf, Zitan.“ Zitan nahm das Buch und fand keine Worte. Ein Buch seiner Mutter! Er schlug es auf, worauf Staub aus den Seiten zu Boden rieselte. Er erkannte die ordentliche, saubere Handschrift seiner Mutter. Tinte. Er las die schön geschriebene Überschrift – den Titel. „Ilaraina – halbe Wesen. Eine Geschichte der Mesumanier und der Familie Sari unter dem Schutze der Kyana.“ Lili traf auf dem Hof auf Lajos und Ria. Lajos laberte ohne Punkt und Komma, und Ria ging einigermaßen entnervt neben ihm her. „Wo wollt ihr denn hin?“ fragte Lili stirnrunzelnd. Die zwei hielten an, und Lajos verstummte. „Was, wie? – Oooh, ein neuer Fan von mir!! Weißt du, ich denke darüber nach, echt Komiker zu werden, das ist mein großes Talent! Was meinst du?“ Lili sagte lieber nichts zu seinem grottigen Talent. Ria sah zur Seite, bevor sie plötzlich Lajos‘ Hand nahm. „Wir gehen Brombeeren pflücken,“ sagte sie kalt, bevor sie Lajos hinter sich herzog, der sie verwundert anguckte und nicht wusste, was abging. Lili sah ihnen ratlos nach. Es gibt um diese Jahreszeit keine Brombeeren, du Trottellumme! Lajos lachte blöd, als sie in einem Schuppen landeten, in dem allerlei Gerätschaften herumstanden, die aber scheinbar nicht mehr benutzt wurden, so eingerostet, wie sie waren. „Du willst doch nicht wirklich Brombeeren pflücken, Ria, huh? – Was geht ab?“ Ria verdrehte die Augen. „Ey – um diese Jahreszeit gibt es keine Brombeeren, du Idiot!“ Sie stellte sich vor ihn und zog seinen Kopf mit einer Hand zu sich herunter, bis ihre Nasenspitzen sich berührten. „Um ehrlich zu sein – nein, du hast kein Talent!“ Er sah sie verdutzt an – grinste dann aber. „Es geht auch garnicht um‘s Talent,“ sagte er vergnügt. „Es geht um‘s Prinzip! Um‘s Prinzip, dass Lachen viel besser ist als Weinen.“ Ria lächelte. „Ich weiß...“ flüsterte sie, „Deshalb... bist du etwas besonderes... das ist das... was ich an dir so mag. Dieses Prinzip.“ Sie schloss die Augen und küsste ihn auf die Lippen. Er zögerte nicht lange, ihren Kuss zu erwiedern, und er spürte, wie sie die Arme um seinen Oberkörper legte und begann, seine Brust zu streicheln. Sie löste sich von seinen Lippen, bevor sie seine Hand nahm und sie zum Ausschnitt ihrer Bluse führte. Er weitete die Augen. Ria streckte sich zu seinem Ohr hin und flüsterte: „Schlaf mit mir...“ Er fand keine Worte und sah sie nur mit riesigen Augen an, als sie seinen Hals küsste und begann, an seinem T-shirt zu ziehen. Dann grinste er. „Okay.“ ________________ XD ja. Soviel zu Ria und Lajos XDDD und Ziddy hat Ilaraina bekommen ^.^b Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)