Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 90: Krönung mit Aroma ----------------------------- Als Lajos und Ria den Schuppen wieder verließen, als wäre nichts gewesen, kamen ihnen Coran, Osea und Lili entgegen. „Na?“ fragte Osea fröhlich, „Habt ihr uns Brombeeren mitgebracht?“ „Nein,“ sagte Ria lässig, „Die haben wir alle selbst... vernascht!“ Damit vergrub sie die Hände in den Hosentaschen und ging einfach. Coran grinste, so breit er nur konnte. „Du bist aber ein böses Mädchen, huh, Ria? Von wegen Brombeeren pflücken.“ „Schaaaade,“ sagte Osea nur enttäuscht. Coran schnaubte. „War doch klar, dass die poppen gehen.“ So verliefen die Tage. Es veränderte sich nichts im Bedeutenden. Nichts außer Zitan. Lili und Zenta waren nicht die einzigen, denen auffiel, dass er sich von Tag zu Tag mehr zurückzog. Die meiste Zeit hockte er selbst bei schönstem Wetter in der Hütte und starrte Löcher in die Wand, desöfteren fanden ihn die anderen auch bei Kasera. Zenta konnte machen, was er wollte – Zitan kam aus seinem Liebeskummer nicht heraus. Zutiefst beleidigt und eingeschnappt hatte Zenta Zitan daraufhin so etwas wie einen verbalen Krieg erklärt, und dass er in Zukunft auf seine Hilfe verzichten könne und zusehen solle, wo er bliebe. Zitan war das scheinbar egal gewesen, was Zenta nur noch wütender gemacht hatte. „Dann geh von mir aus dahin, wo der Pfeffer wächst!!!“ brüllte er seinen Freund irgendwann wutentbrannt an und warf einen Hocker quer durch die Hütte, worauf er an der Wand zu Bruch ging, und die anderen, die in der Hütte waren, fuhren auf. „Z-Zenta, hey-...!“ stammelte Nadaiya, und Zenta sah Zitan nur dermaßen wütend an, dass die anderen Angst bekamen, er würde seinen besten Freund gleich eigenhändig erwürgen. „Mir ist egal, was aus dir wird, Zitan, EGAL IST MIR DAS!!!“ fluchte Zenta völlig außer sich, „Du bist mir egal!!!“ Damit stampfte er aus der Hütte, und Zitan sah bloß niedergeschlagen an die Wand. Natürlich war weder Zitan Zenta, noch Zenta Zitan egal. Zitan tat es leid, dass er seinen Freund so verärgert hatte, und er wünschte sich, es einfach wieder gutmachen zu können – aber das war bei Zenta nicht so leicht. Sein Freund dagegen ließ an dem Abend seine ganze Wut auf Zitan und auf alle anderen an der armen Nadaiya aus, die am Tag darauf mal wieder völlig bandagiert und zerkratzt auftauchte. Aber als Lani sie besorgt fragte, was denn gewesen wäre, lachte die Blonde bloß vergnügt. „Schon okay. Zenta war etwas angespannt gestern, verstehst du? Ist ihm so rausgerutscht.“ Es war Juli geworden. Die Sonne knallte auf Divinasira herunter. Siana hatte sich meistens vor niemandem außer Leto anmerken lassen, wie sehr sie Zitan und die anderen vermisste. Doch dann kam die Katastrophe mitten reingeplatzt: Siana sollte zur Königin Sayamainas gekrönt werden. „Du Scheiße,“ murmelte sie nur monoton, als Leto ihr diese Nachricht brachte. Im nächsten Moment fasste sie nach ihrem Kopf. Was sagte sie da? War das etwa die richtige Wortwahl für eine Königin? Ziddy und die anderen haben mich viele böse Dinge gelehrt-... – ich glaube, ich werde nie wieder so sein können wie früher. „Es wird Zeit, Prinzessin,“ sagte Leto mit einer Verneigung, „Ihr wisst, dass Ihr allein für das Land verantwortlich seid. Und ich soll Euch holen, der königliche Schneider möchte gern wissen, was Ihr für ein Kleid tragen wollt an jenem Tag,“ Siana drehte sich ab. Sie stand wie immer auf dem Balkon. Und sie wusste, was sie antworten wollte, und ohne zu überlegen sagte sie: „Das weiß ich bereits. Schulterfrei, ein ganz leichtes, helles Türkis. Der Ausschnitt war zwar relativ groß, aber... vorne war es mit wunderschönen Perlen bestickt... – es ist sehr schlicht, aber für mich... ist es das schönste Kleid der Welt.“ Leto sah sie groß an. „Ihr habt wohl lange überlegt, was?“ lächelte sie. Siana schüttelte den Kopf. „Nein. – Genau so ein Kleid habe ich zu Anfang unserer Reise getragen... deshalb...“ Leto sah sie an. Dann nickte sie. „Sehr wohl, Prinzessin. Ihr sollt das Kleid bekommen, das Ihr Euch wünscht.“ „Wir müssen was unternehmen,“ murmelte Tiras, während er auf einem Stein saß und mit einem Stock Löcher in den Boden bohrte. „Ziddy wird ja immer schlimmer... der hat seit gestern nichts gegessen... warum ist er so stur?“ „Hatte er nicht selber gesagt, man darf dem Vergangen nicht hinterhertrauern?“ fragte Lani spöttisch. Der Rest seufzte nur schwermütig. „Könntet ihr nicht wenigstens euren Streit beenden, Zenta??“ fragte Lili zaghaft, „Das-... macht es nur noch schlimmer!“ Zenta brummte missgelaunt. „Das löst sich von selbst, sobald Sir Sari sich dazu bequemt, wieder ins normale Leben zurückzukehren!“ Er sagte letzteres absichtlich so laut in Richtung der Hütte hinter ihm, dass er sicher war, dass Zitan es gehört hatte. Tiras fing an, mit dem Stock ein Kizaya in den Boden zu malen. „Hmmm...“ machte er nachdenklich dabei, „Ich glaube, ich habe da eine Idee, wie wir ihn wieder etwas aufmuntern könnten!“ „Raus mit der Sprache!“ forderte Lajos, und auch die anderen sahen ihn jetzt groß an, vor allem Zenta. „Tss. Nichtmal ich hab es geschafft,“ sagte er beleidigt, „Was ist das für eine grandiose Idee, Doktor Arenka?“ „Siana... wird doch morgen zur Königin gekrönt!“ erklärte er gedämpft, und alle fuhren zurück. „Das ist das größte Ereignis des Jahres in ganz Sentaria, wie es aussieht! – Warum gehen wir nicht hoch, dann sieht er sie wenigstens wieder, das könnte alles beenden...“ Die anderen sahen sich an. „Morgen?!“ fragte Vento, „D-das, äh, wir brauchen aber fast ´nen halben Tag rauf nach Sentaria! Und es ist schon Nachmittag!“ „Wir könnten jetzt schlafen, die Nacht durchreiten und wären dann morgen früh da!“ meinte Tiras, der schon alles geplant hatte, „Was meint ihr, wäre Zitan dafür?“ Da flog die Hüttentür auf, und Zitan kam heraus – das breiteste Grinsen der Welt auf dem Gesicht. „Das fragst du noch?“ grinste er, „Natürlich ist Zitan dafür, wenn er dabei Siana wiedersehen kann! Heihoya!!“ Er lachte, und die anderen sahen ihn völlig konfus an. „Und wenn wir danach wieder heimkehren, geht es nicht von vorne los?!“ fragte Zenta misstrauisch. Zitan sah ihn kurz an. „Wenigstens... einmal kann ich sie noch sehen. Einmal... um zu wissen, dass es ihr gut geht. – Verzeih mir, Zenta, okay? Ich verspreche dir, dass es danach nicht wieder losgehen wird. Und dieses Versprechen... werde ich hundertprozentig halten!“ Der Tag der Aufregung kam. Natürlich waren Kizalos und seine Gefolgsleute die Ehrengäste. Sie kamen extra mit dem Luftschiff nach Sentaria. Siana hatte darauf bestanden, die Königsfamilie Kesvitaras persönlich vom Flughafen abzuholen, und nicht einmal Leto konnte ihr diesen Wunsch abschlagen. „Die Prinzessin muss sich auf die Zeremonie vorbereiten!“ hatten einige Minister und Generäle ausdrücklich zu Leto gesagt. Die Zofe seufzte aber nur. „Ich bitte Euch, die Prinzessin wünscht es wie nichts anderes! Sie leidet schon seit Monaten unter starken Depressionen, erfüllt ihr doch diesen einen Wunsch, General!“ Die Generäle und der Minister sahen sich an. „Also schön,“ willigte der Minister schließlich ein, „Aber nicht trödeln!“ So machten sich Siana und Leto in einer Kutsche auf den Weg zum Flughafen. Siana konnte den General ihres Heers – Kindarns Nachfolger! – nicht davon abbringen, noch ein halbes Dutzend Soldaten mitzuschicken, so erfolgte ein regelrechter Umzug zum Flughafen. Dort angekommen sprang Siana übermütig aus der Kutsche. „Seht! Da kommen sie!“ Tatsächlich landete gerade das Luftschiff aus Kesvitara auf dem Landeplatz. Mit großem Trara und einem halben Dutzend Soldaten vorne weg kamen Kizalos, Mikina, Liona und Koras aus dem Schiff. Liona stürzte sofort nach vorne, sobald sie Siana erblickte, die eifrig winkte, und schon hatten sich die Mädchen in den Armen. „Siaaaaaanaaaaa!!“ grölte Liona ausgelassen, „Endlich sehen wir uns wieder!!! – Aaargh, ist das langweilig als Prinzessin!! Und verdammt, in diesem Fummel kann ich mich kaum bewegen, scheiss offizielle Besuche!!“ Sie zeigte auf ihr aufwendig geschnürtes und verziertes Kleid, und Siana lächelte. „Du siehst wunderschön aus, Liona!“ „Pfff. Ich wäre ja lieber in Unterwäsche gekommen, das ist bequemer, aber Mama hat es mir nicht erlaubt.“ „...“ Kizalos und Mikina kamen jetzt auch auf Siana zu und begrüßten sie mit einer Verneigung. Kizalos lachte blöd. „Sehr erfreut, Euch wiederzusehen, Majestät!“ sagte er feierlich und gab ihr einen Handkuss, „So ist es also soweit, huh? – Wenn du nichts dagegen hast, fahren wir gleich zum Schloss, Mikina hat vom Flug Kopfschmerzen und würde lieber etwas schlafen...“ „Oh!“ sagte Siana besorgt, „D-das ist okay! Wir fahren sofort! – Leto, darf ich dir Kizalos‘ vorstellen? Tamaro, Mikina und Liona. Das ist ihr Berater Moras Koras. – Ihr, das ist Leto, sie ist meine Zofe und eine gute Freundin.“ Alle nickten einander zu. „Wir können sofort fahren, Prinzessin Siana!“ sagte Leto lächelnd, „Hinein mit euch!“ Sie stiegen in die Kutsche, und Mikina fasste sich an die Schläfen. „Ja, ja, ein Bett wäre gut,“ murmelte sie gedämpft, „Das war nicht der Flug, Tamaro, Liebster, das waren... Bilder...“ Ihr Mann sah sie kurz an. „Visionen? Jetzt??“ Mikina sah apathisch aus dem Fenster. „Ja...“ „Ah,“ sagte Liona da zu Siana, als die Kutsche losfuhr, und sie schob ihren Rock bis zum Oberschenkel hoch, worauf ihr Vater und Moras Koras sie entsetzt anstarrten, und holte ein paar Papiere hervor, die sie sich mit einem Stück Verband um das Bein geschnallt hatte. „Ich habe dir was mitgebracht, ich dachte, vielleicht interessiert es dich!“ Sie hielt Siana grinsend die Papiere hin. Siana faltete sie auseinander und erkannte Massen von handschriftlichen Buchstaben darauf. „Was ist das?“ fragte sie, und Liona kicherte. „Zentas Briefe, die er mir geschickt hat! Der letzte ist von vor ein paar Wochen. Damit du erfährst, was bei unseren lieben Freunden so abgeht!“ Siana erstarrte. Ziddy-... ...?! „Wieso schreibt ihr euch eigentlich keine Briefe?“ wunderte sich Liona da, „Du kannst doch an Zentas Eltern in Kasara schreiben, das mache ich zumindest immer – im Labana-Wald haben sie ja keine Adresse!“ Siana erzitterte. „I-ich-... ... weiß nicht...“ flüsterte sie, „Ich hatte-... versucht, Zitan zu vergessen, aber – aber ich... kann es nicht...!“ Sie schluchzte, und Liona tippte die Briefe an. „Lies, und du wirst lachen, was Zitan macht, mann!“ Siana las: Meine liebe Linni! Scheissdreck, verdammter, du würdest dich hier nicht weniger langweilen als in Takuya, darauf kannst du Gift nehmen! Zitan ist eine verdammte, bescheuerte, idiotische Heulsuse, ich kann sein Gejammer wegen Siana echt nicht mehr hören!! Siana hier, Siana da, er ist ja auch sooooo arm dran!! Ganz davon abgesehen glaube ich kaum, dass es Siana besser geht als ihm, glaubst du, sie jammert auch so viel wie Ziddy?! So eine gottverdammte Memme, Herrgott im Himmel. Und mit dem zu reden entspricht in etwa, gegen eine Wand zu reden! Ich (und nicht nur ich, alle anderen genauso!) habe ja eine Menge durchgehen lassen mit ihm jetzt, aber eine Besserung ist nicht in Sicht, vermutlich wäre das einzige, was ihm helfen würde, wenn er Siana sehen könnte! Ich habe es inzwischen auch aufgegeben, ihm gut zuzureden, wozu Sauerstoff verschwenden. Ich hoffe ja noch auf ein Wunder oder sowas. – Deine Freundin Riaiyla macht sich übrigens extrem gut im Training, sieh zu, dass du nicht hinter ihr zurückfällst, huh? Und Herrgott im Himmel, der Rest nervt... Siana hörte auf, zu lesen, und lächelte gequält. „Z-...Ziddy-... vermisst mich also?“ flüsterte sie, „Scheint... ja... relativ gut zu laufen bei ihnen... oder?“ Liona seufzte. „Naja, wenn du das gut nennst,“ sagte sie perplex, „Zenta ist jedenfalls ziemlich angepisst von Zitans Depressionen! – Siana... er hat dich geliebt. Es fällt nicht nur dir schwer, loszulassen... glaub mir.“ Die zwölf Kameraden erreichten etwa zur selben Zeit Sentarias Tore. „Da wären wir!“ rief Vento abenteuerlustig, „Ab dafür!! – Ähhh, wo geht’s zum Schloss?! Ist fast ´n Jahr her, dass ich hier war! Damals, als wir Siana entführt haben!“ „Ich denke, du bist hier geboren, du Idiot,“ sagte Zenta zu Vento, als sie durch die überfüllten Straßen ritten. „Ja, aber doch nicht im Schloss, selber Idiot!“ sagte Vento beleidigt. Sie bahnten sich Stück für Stück ihren Weg durch die Menschen zum Schloss. Scheinbar waren all die Menschen wegen der Krönung so in Aufruhr. „Wie wollen wir eigentlich da reinkommen?“ fragte Nadaiya irgendwann, und Zitan und Zenta sahen sich kurz an. „Ich meine, wir können doch kaum zu den Wachen vorne sagen „Hey, wir sind‘s, wir haben Siana letztes Jahr entführt und sind jetzt ihre Freunde!“ , oder?!“ „Da hat sie recht,“ sagte Zenta, „Vermutlich müssten wir uns über die Mauer in den Hinterhof und Garten schleichen. – Ziddy macht Psychokinese, und das wäre erledigt!“ „Immer ich,“ jammerte Zitan. „Ja, du willst doch Siana sehen!“ sagte sein Freund barsch, „Ich für meinen Teil habe es nicht so nötig, sie wiederzusehen, aber das ist ja meine Sache.“ Nach einer längeren Zeit hatten sie es echt geschafft, sich zum Schloss durchzukämpfen. Sie ritten rasch und unbemerkt in den trockenen Schlossgraben und in diesem um das halbe Schloss herum, bis sie Zentas Meinung nach in etwa genau unter dem Hinterhof standen. Dort ließen sie die Kizayas im zugewucherten Graben stehen, und Zitan legte seufzend die Hände aneinander. „Und wenn uns wer bemerkt und rauswirft?“ „Ach, jeden, der es versucht, mache ich fertig,“ sagte Zenta kalt, und Ria boxte ihn in die Rippen, „Aua!!“ „Keine Leichen heute, Zenta!!“ „Na gut...“ Da blitzte Zitans Stein auf, und er öffnete die Augen. „PSYCHOKINESE!!!“ Die zwölf wurden in eine blaue Lichtblase gehüllt und schwebten im Nu über die Mauer in den Hinterhof – sie fanden sich inmitten von Menschen wieder, die sie aber scheinbar nicht bemerkt hatten. Tausende von Menschen waren hier versammelt, und der Boden war in insgesamt vier unterschiedlich hohe Stufen eingeteilt, so stand man in der letzten Reihe hoch genug, um alles überblicken zu können. „Fast wie ein extrem schlichtes Amphitheater, oder?“ fragte Tiras erstaunt und sah sich um, „Mit vier Stufen.“ „Wow, Doktor Arenka kann zählen!“ grinste Zenta und knuffte Tiras in den Bauch, „Huh?“ „Bäh.“ Die zwölf standen in der letzten Reihe. Die Massen von Menschen und sonstigen Schaulustigen bildeten einen Halbkreis um ein Podest in der Mitte des Amphitheaters, über das ein roter Teppich gelegt war. Eine kleine Treppe führte von einer Tür aus dem Schloss auf das Podest. Die Leute hielten jedoch einigen Abstand um das Podest herum. Plötzlich ertönte ähnlich wie damals in Kizalos‘ Speisesaal eine Trompete, und alle verstummten urplötzlich. Die Kameraden reckten sich etwas, um besser sehen zu können. Zantis hob Coran auf seine Schultern, Lajos nahm darauf Osea. Ein aufwendig verzierter Mann in Uniform kam aus der Tür auf das Podest und hob die Arme. „Liebe Leute!“ rief er laut und deutlich, „Heute ist der große Tag gekommen! Wir haben uns versammelt, um der Krönung von unserer ehrwürdigen Prinzessin Siana Asteria Kesra XIII. beizuwohnen! Nachdem ihre gute Frau Mutter, unsere ehrwürdige Königin, im Winter verstorben ist, ist es jetzt an unserer Prinzessin, auf dieses Land aufzupassen. – Hiermit erkläre ich die Zeremonie für eröffnet. Zu allererst begrüßen wir unsere Ehrengäste! König Tamaro Kizalos I. von Kesvitara!“ Ein Raunen ging durch die Menge, als eine Tür zu einem kleinen Balkon aufging und Kizalos daraus hervorkam, winkend. „W-was, die sind auch da??!“ flüsterte Coran. „Klar, was dachtest du denn?“ fragte Tiras ihn perplex. „Ich begrüße euch auch, liebes Volk von Sayamaina!“ sagte Kizalos, „Und ich bedanke mich sehr herzlich bei eurer wunderbaren Prinzessin Siana für die Einladung!“ Der Minister auf dem Podest räusperte sich. „Dann seine Gemahlin, Königin Mikina Kizalos I. von Kesvitara!“ Erneut raunten alle, als auch Mikina auf den Balkon kam und sich schweigend zu ihrem Mann stellte. „Sie sieht irgendwie fertig aus,“ sagte Zenta, „Sie wirkt krank...“ Zitan sah nur besorgt auf. „Und seine Tochter, Prinzessin Liona Kizalos II. von Kesvitara!“ fuhr der Minister fort, und die Freunde fuhren auf, als Liona wild winkend auf den Balkon gehopst kam. „HEIHOYA!!!“ brüllte sie die Leute fröhlich an, „SCHÖN, EUCH ZU SEHEN!!!!“ „Aargh-...“ stöhnte Zenta und fasste nach seinem Kopf, „Typisch Linni!!“ „Und, liebes Volk von Sayamaina!“ rief der Minister wieder laut, „Den Mann, ohne den hier nichts laufen würde, ohne ihn geht die Krönung nicht von Statten! Extra aus Piscitie ist er angereist, extra für uns! Der Papst!!“ Ein ehrfürchtiges Lufteinziehen von allen Seiten. „Der... Papst??!“ platzte Vento hervor, und die anderen sahen sich an. „Klar, irgendwer muss sie doch krönen, meinst du, das macht der Bäcker?“ fragte Tiras ihn, und Vento schüttelte bloß den Kopf. Zitan beobachtete, wie der verzierte Papst in langem Gewand auf das Podest schritt und die Arme hob. „Gott segne euch, liebes Volk von Sayamaina,“ sagte er. Zenta brummte missgelaunt, und Zitan schielte ihn an. „Heeey, Ruhe bewahren...“ „Ich gehöre dem Glauben der Menschen schon lange nicht mehr an,“ verkündete Zenta unverfroren, „Meine Götter sind deine Götter, Zitan.“ Zitan wusste das. Die Trompete ertönte wieder. Alle verstummten. Der Minister, der nun mit dem Papst auf dem Podest stand, erhob ein letztes mal die Stimme: „Und jetzt begrüßen wir unsere ehrwürdige Prinzessin! Die Prinzessin, die bald Königin sein wird! Tochter von Keron Thersandros Kesra XII., Tochter von Kaiyla Metaneira Kesra XII.! Prinzessin Siana Asteria Kesra XIII. von Sayamaina!!“ Jetzt verneigten sich die Menschen mit einem weiteren Raunen. Zitan spürte, wie sein Herz anfing zu klopfen. Die Tür öffnete sich, und er merkte, dass er unruhig wurde. Dann kam Siana erhobenen Hauptes aus der Tür und marschierte über den roten Teppich auf das Podest. Langsam erhoben sich die Menschen wieder, und Zitan wäre vor Glück fast umgekippt, Siana endlich wieder sehen zu können. Sie war genauso schön wie vorher... Lili fiel auf, dass sie genau das gleiche Kleid trug wie damals auf der Reise. „Das war bestimmt Absicht, sie vermisst dich, Zid,“ grinste Vento. Zitan antwortete nicht. Er war mit Augen und Seele ganz auf Siana verharrt geblieben. Jene Siana blieb vor dem Papst stehen. Der Minister verschwand von dem Podest. Der Papst lächelte. Siana verbeugte sich. „Heiliger Vater...“ flüsterte sie kaum hörbar, und auch die ganzen Menschen verneigten sich noch einmal. „Gott möge dich behüten, mein Kind,“ fing der Papst an. Dann hielt er eine lange Rede, und Siana schien interessiert zuzuhören. Die Wahrheit war, dass sie nur an Zitan denken konnte. Sie wurde zur Königin gekrönt, und das ohne König. Schande. Der Papst schien das Ende der Rede gefunden zu haben, denn er sagte: „Kniet nieder, Prinzessin...“ Siana senkte den Kopf und kniete nieder. Der Papst holte eine Krone hervor – Kaiylas Krone. Siana spürte, dass sie zitterte. Nein, dachte sie verzweifelt, und sie merkte, dass alles in ihr schrie, während sie zitternd auf den Knien vor dem Papst hockte. Ich will keine Königin werden! Oh Zitan... warum bist du nicht bei mir geblieben??... Sie sah sich noch ein letztes mal als Prinzessin in dem Halbkreis um. Jede Ecke einzeln, während der Papst wieder anfing, zu reden. Das Leben ist... nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt habe, dachte sie bei sich, den Kopf drehend. Du hast es mir beigebracht... Zitan! In dem Augenblick blieb ihr Blick an der letzten Reihe hängen – und an Zitan. Zitan! Das konnte nicht wahr sein – wie war er hierher gekommen? Wann? Woher? Siana unterbrach den Papst in seiner Rede, als sie plötzlich aufsprang und mit einem Satz vom Podest heruntersprang, in Richtung der letzten Reihe. „ZITAN!!“ Ein aufgeregtes Gerede ging durch die Massen. „Was?!“ „Wer?!“ „P-Prinzessin!!!“ schrien die Minister entsetzt, und auch Kizalos‘ waren wie erstarrt. Mikina fasste nach ihrem Kopf. „Vyaali, oh Göttin der Seelen!“ stöhnte sie wie in Trance, „Die Visionen, die ich gesehen habe...! Ich habe... Zitan Sari gesehen, Tamaro!“ „Z-Ziddy??!“ keuchte Liona und wurde weiß. Das konnte nicht sein! Siana stürzte über die vier Stufen, die Leute machten ihr alle ehrfürchtig Platz und vergaßen vor Schreck die Verbeugung, und schließlich gaben sie den Weg zu Zitan frei, der völlig verdattert da stand und keinen Ausweg wusste. Sie meint mich – sie meint mich!! „ZIDDY!!!!“ schrie Siana und warf sich in seine Arme. Fast hätte sie ihn umgestoßen. Er stolperte rückwärts. Auch die anderen fuhren zurück. „Oh,“ sagte Zenta gedämpft zu Nadaiya, „Sie ist mutig geworden, die kleine Prinzessin, was?“ Zitan keuchte, Siana anstarrend. Das war ein Traum... das musste ein Traum sein. „S-... S-Siana-...!!“ Sie sah auf. Die Leute bildete indessen einen Kreis um die beiden, und der Papst stand außen vor, niemand achtete mehr auf ihn. Zitan sah Siana ins Gesicht, und sah, dass sie weinte. Dann holte sie aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, dass es nur so klatschte. Ein Raunen ging durch die Menge, und alle fuhren zurück. „Ja,“ sagte Nadaiya zu Zenta, „Aber hallo!“ „Schlag mich bitte auch mal so!“ stöhnte er und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, „Das ist echt erregend, Lolita.“ Nadaiya grinste. Siana schluchzte, und Zitan starrte sie an. „Wo bist du gewesen??!“ schrie sie, „WO BIST DU GEWESEN?!?! Ich hab nichts mehr vermisst als dich...!!!“ Sie brach in Tränen aus und fiel ihm wieder in die Arme. Er umarmte sie sanft und musste lächeln. „Oh Siana... ich... hab dich auch vermisst...“ flüsterte er und streichelte ihr über den Rücken. Sie sah wieder auf. „Ich liebe dich, Siana...“ „Ich dich auch, Ziddy...“ Beide schlossen die Augen und näherten sich, bis sich ihre Lippen sanft berührten und sie sich liebevoll auf den Mund küssten. Die Leute klatschten begeistert Beifall, und Zitan schloss Siana fest in die Arme. Ja, er hatte sie wieder. Seine kleine Prinzessin. Lass mich niemals wieder allein... Nein, kleine Prinzessin... es gibt keinen Grund... um zu überleben... es gibt nur einen Grund... um zurückzukehren. ... __________________ XDD! Yeeaaahhh ist das nicht romaaaaaaaantisch! XD *cough cough* ^^'' nein... es ist kitschig XDD aber das gehört eben so XDDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)