Seydon von Linchan (2007er Version) ================================================================================ Kapitel 1: Die Prinzessin ------------------------- Es wurde langsam dunkel, als die Kutsche durch den Labana-Wald kutschierte. Ein Herr und eine Dame saßen darin und schwiegen. „Es war vielleicht doch keine so gute Idee, um diese Uhrzeit hier längs zu fahren,“ meinte die Dame unsicher. „Red keinen Quatsch, dies ist nunmal der kürzeste Weg nach Kadain Tiba! Und wir haben nicht mehr viel Zeit!“ entgegnete der Mann barsch. Just in dem Moment stoppte die Kutsche, und es gab einen Ruck. „Was ist los?! Warum zum Teufel halten wir an?!“ keifte der Mann und steckte den Kopf aus dem Fenster. Das hätte er besser nicht getan, denn es hätte ihn beinahe den Kopf gekostet. „Bleibt, wo Ihr seid, oder ich mach Euch einen Kopf kürzer!“ rief der Junge, der dem Mann ein Schwert an den Hals hielt. „Oh Gott!“ kreischte die Dame in Panik. „Wer zum-...?!“ „Mensch, haltet die Klappe, kein Grund zur Aufregung, wir wollen bloß Euer Kizaya, mehr nicht! – Ich bin heute nicht in der Stimmung, Trottel zu töten, Euer Glück, Sir!“ „Was zum Teufel seid ihr für Burschen?!“ schnauzte der Mann grimmig. Der Junge vor ihm musste lachen. „Was bringt es Euch, das zu wissen, dummer Mensch?“ fragte der blonde Junge amüsiert, dann schielte er für einen Bruchteil einer Sekunde zur Seite, zum vorderen Teil der Kutsche, wo ein zweiter Junge gerade eines der beiden Kutsch-Kizayas abmontierte. „Zenta, beeil dich mal!“ rief der Blonde mit dem Schwert ungeduldig, „Die Sonne geht schon unter! – Und Ihr, Sir... Ihr werdet auch mit einem Kizaya weiterreiten können! Nur nicht so verwöhnt, Väterchen!“ Damit ließ der Junge das Schwert sinken und tätschelte dem Mann belustigt die Wange. „War mir ein Vergnügen, Sir!“ Er machte eine übertrieben ironische Verbeugung, bevor er auf ein weißes, großes Kizaya sprang, das am Wegrand wartete. „Hey, Sir! Kommt Ihr aus Sentaria?? Nette Stadt, was?? – Na kommt, Leute!“ Der Blonde wendete sein Kizaya und ging auf das Gestrüpp des Labana-Waldes zu. Zenta, der zweite Junge, der das Reittier von der Kutsche abmontiert hatte, nahm jenes und band es an einen Strick. „Nun komm, Vento!“ rief er etwas angenervt, während er sich den Strick mit dem Tier um die Hand wickelte und auf ein weiteres, braunes Kizaya kletterte. Vento, ein dritter Junge, hörte jetzt erst auf, den Kutscher zu würgen, und sprang von der Kutsche auf sein schwarzes Reittier. Die drei wollten gerade im Dickicht verschwinden, als der Kutscher mit leiser, halb erwürgter Stimme stammelte: „A-aber... wenigstens die Trense...“ „Nichtsda,“ brummte Zenta grimmig, „Extrawünsche sind nicht drin! Und jetzt macht, dass Ihr verschwindet, Sir!“ Der Kutscher machte ein enttäuschtes Gesicht, während er nach seinem schmerzenden Hals fasste. Jetzt drehte Vento den Kopf und gluckste. „Was will er eigentlich mit der Trense, wenn das Vieh sowieso weg ist??“ „Tse, Menschen sind töricht!“ murmelte der blonde Junge auf dem weißen Kizaya, „Na kommt. Kasera, auf, beweg dich!“ Das Kizaya unter ihm wieherte und galoppierte in den Wald. Zenta und Vento folgten ihrem Kumpel in den Wald, Zenta zerrte das widerspenstige Kutsch-Kizaya hinter sich her. Der Mann und die Dame standen da wie gelähmt. Plötzlich sprang die Dame auf und steckte den Kopf aus dem Fenster: „BARBAREN!!!!!!!!!“ schrie sie gellend. Der Mann setzte sich. „Tja. Sowas passiert hier alle Tage. – Was ist los, Kutscher??!! Fahrt zu, wir können auch mit einem Kizaya weiter!!!“ Die drei Jungen waren bei einem Lager angekommen, das mitten im Wald lag. Ein vierter Junge mit roten Haaren war da und schien bereits zu warten. „Tiras!“ rief der Blonde, als die drei das Lager erreichten, „Bittesehr – wie du gesagt hast, haben wir dir ein Kizaya geklaut. Da hast du es.“ Darauf fuhr er, ohne Tiras, den vierten Jungen, etwas sagen zu lassen, fort: „Die Leute aus Sayamaina werden auch immer blöder... anstatt ‘Hilfe!‘ zu schreien, schreien sie ‚Wer bist denn du?!‘ !! Haha!“ Tiras hörte dem blonden Jungen aufmerksam zu, nickte dann und nahm Zenta das geklaute Kizaya ab, bevor er den Mund auftat: „Das Kizaya ist doch nicht für mich, ihr Deppen,“ sagte er kopfschüttelnd, aber grinsend, „Denkt mal logisch, wenn ihr schon eine Prinzessin entführen wollt, solltet ihr alles einplanen! Sie muss schließlich auch auf irgendwas reiten, oder? Wer weiß, bis wohin uns diese Sache treiben wird!“ Der blonde Junge sprang von seinem Kizaya und sah Tiras an. „Von wegen wir wollen sie entführen, hey, das war doch deine Idee, du Pansen!“ meinte Vento erstaunt, und Tiras verdrehte die Augen. „Ihr wisst doch selber, was ich meinte, Vento!!“ „Also in meinen Augen war's ´ne Schnapsidee,“ seufzte Zenta, „Was schert mich der Untergang von Kesras Dynastie?! Ich kann Kesras nicht ausstehen!“ „Dito,“ sagte der blonde Junge nickend, „Aber – nicht jeder, der Kesra heißt, muss doch gleich ein Blödmann sein, oder???“ „Ist ja auch nicht jeder, der Zenta heißt, ein Klugscheißer!“ addierte Vento grinsend, worauf er von Zenta einen Stein an den Kopf bekam, „Aua!!“ „Immerhin ist Prinzessin Siana Kesra eine Frau!“ erklärte der Blonde wichtig, „Frauen sind harmlos.“ „Ihr spinnt doch – hallo??! Wollt ihr jetzt einen Plan machen, oder nicht??!“ fuhr Tiras auf. Die drei anderen sahen ihn an. „Okay, lasst uns gehen! Tiras, du hältst hier Posten, kapiert?“ Damit sprang der blonde Junge wieder auf Kasera, sein Kizaya, und ergriff die Zügel. Zenta und Vento sprangen ebenfalls wieder auf ihre Kizayas. „Du kannst ja das geklaute Kizaya dressieren,“ schlug Zenta Tiras vor, und Tiras seufzte und warf einen Blick auf das Kizaya, das zitternd am Rand der Lichtung stand und aussah, als hätte es am liebsten den Kopf im Sand vergraben wie ein Strauß. „Mmh, könnte schwer werden.“ „Überhaupt!“ fiel Vento ein, „Kann so’ne Prinzessin eigentlich reiten??“ „Wieso denn nicht, sogar du kannst es!“ stellte Zenta verdutzt fest, und Tiras und der blonde Junge mussten lachen. Vento streckte Zenta die Zunge raus. „Okay!“ rief der Blonde dann, bevor Zenta und Vento wieder anfangen konnten, zu streiten, „Beeilen wir uns lieber!! Wir sind bei Sonnenaufgang wieder da, Tiras!“ Damit galoppierte er an und verschwand wieder im Wald. Vento folgte ihm schulternzuckend, und Zenta schüttelte den Kopf. „Ich halte es trotzdem für eine Schnapsidee! – Eine Prinzessin hier im Labana-Wald, Gott steh mir bei!“ Tiras lachte. „Hauptsache, Ziddy fängt nicht an, sie anzubaggern, dann haben wir ein Problem!“ „Darauf solltest du Gift nehmen, er baggert alles an, was Titten hat! – Also, bis später!“ Damit verschwand auch Zenta im Wald, und Tiras, der zurückblieb, schüttelte lachend den Kopf. Sentaria war die Hauptstadt des Landes Sayamaina. In Sentaria stand das Schloss von Königin Kaiyla Metaneira Kesra XII. Der König, Keron Thersandros Kesra XII., Kaiylas Ehemann, war seit zehn Jahren tot. Die Königin hatte eine Tochter, die junge Prinzessin Siana. Sie war gerade fünfzehn Jahre alt und hatte das Schloss noch nie verlassen, weshalb kein Mensch, außer denen, die schonmal im Schloss gewesen waren oder dort lebten, wusste, wie sie aussah. Es gab viele Maler, die sich die Prinzessin ausdachten, so sah sie in jeder Stadt, in jedem Dorf Sayamainas anders aus. Doch seit einer Zeit hatte sich die Königin Kaiyla verändert. Sie schien beinahe machtsüchtig geworden zu sein. Und deswegen war die Prinzessin Siana in Gefahr. Kein Mensch ahnte, was vor sich ging – keiner bis auf Tiras. Dieser hatte eine schreckliche Entdeckung gemacht, und daraufhin hatte die Diebesbande beschlossen, die Prinzessin zu entführen, um ihr das Leben zu retten. „Findest du nicht, dass es riskant ist, Ziddy?“ fragte Vento. Der blonde Junge drehte den Kopf. Sein Vorname war eigentlich Zitan, aber seine Freunde nannten ihn Ziddy. Er war sechzehn Jahre alt und der Anführer der kleinen Diebesbande. Zitan grunzte amüsiert. „Haha, alles, was wir vorhaben, ist, die Prinzessin zu entführen und dabei unsere Köpfe zu behalten, und du fragst, ob es riskant ist??? – Mensch, du bist wirklich witzig, Vento!“ „Seid ihr fertig, wir sollten weiter!“ rief Zenta, und die beiden anderen sahen sich an. „Es ist schon dunkel, gehen wir also!“ Zenta wendete sein Kizaya und ging weiter Richtung Nordosten. Zitan und Vento folgten ihm, und Zitan überholte Zenta bald auf Kasera. „Jepp!“ meinte er, „Also, ich hoffe, du hast einen Plan, wie wir den Mann am Schlosstor überlisten können, Zenta!“ Zenta brummte. „Das fällt dir aber früh ein, Schlauberger – Tiras hatte eben doch recht.“ „Zenta...!“ Zitan sah ihn gespielt böse an, und der braunhaarige Junge kratzte sich am Kopf. „Ich lass mir was einfallen.“ Als sie das Schloss erreichten, war es nach Mitternacht. Zenta hatte die Idee gehabt, zuerst noch einen Kosmetikladen auszurauben, um den Wachen am Schloss sagen zu können, sie brächten Geschenke für die Prinzessin. Als die drei ihre Kizayas in einiger Entfernung und außer Sichtweite des Schlosses abgestellt hatten und den Weg zum Schloss hinauf gingen, versperrte ein massiv gebauter Wächter den Weg. „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ fragte der Wächter grob. „Wir sind Ausländer und verkaufen Kosmetikartikel, wir haben ein kostbares Geschenk für Prinzessin Siana,“ erklärte Zenta mit einem nasalen Unterton in der Stimme, hielt drei Lippenstifte hoch und öffnete einen von ihnen. „Das ist unser neuestes Produkt, wundervoll, nicht wahr, Sir???“ Der Wächter sah Zenta komisch an. „Aus welchem Land kommt ihr? Ausweise!“ verlangte er streng. „Oh! Aus welchem – oh, Sir, natürlich – Zitan??“ Zenta wendete sich übertrieben lächelnd an Zitan. „Wir – wir kommen aus Vinte!“ meinte Zitan schnell. Er hatte keine Ahnung, wie er gerade auf Vinte kam, aber es war ihm auch herzlich egal. „Wir kommen aus Vinte!“ riefen darauf Zenta und Vento im Chor, und Zenta machte eine übertriebene Verbeugung vor dem Wächter. „Tinare ist eine wunderschöne Stadt, Sir!“ erklärte Zenta, „Und ein hervorragender Platz zur Herstellung von Lippenstiften!“ „Und die Ausweise?!“ keifte der Wächter. „Wie meinen?“ Zenta machte ein gespielt überraschtes Gesicht. Der Wächter brummte. „Ihr müsst doch auch in Tinare Ausweise haben, verdammt!!!“ „Ehrlich?? Ist das in Sayamaina so?“ wunderte sich Vento. Zenta seufzte. „Ja, ich habe davon gehört! – Wisst Ihr, Sir – in Tinare hat man natürlich Ausweise! Aber wenn man ins Ausland fährt, gibt man die bei einem – Ausweishalter ab, damit sie nicht während der Reise verloren gehen!“ Der Wächter machte während Zentas Erklärung ein immer blöderes Gesicht. „A-Ausweishalter???“ fragte er entsetzt. „Jawohl, Sir,“ sagte Zitan, „Was ist? Können wir rein? Selbstverständlich haben wir die Ausweise nicht dabei!“ Der Wächter seufzte und trat zur Seite. „Na schön! Geht!“ „Ihr seid zu gütig, Sir,“ sagte Zenta und eilte mit den Lippenstiften voraus ins Schloss, Zitan und Vento folgten ihm. Der Wächter runzelte die Stirn, als er den dreien nachsah. Seit wann tragen Kosmetikhändler Schwerter??? „Da wären wir!“ grinste Vento, als die drei die Halle im Inneren des Schlosses erreichten. Es war kein Mensch zu sehen. „Diese Menschen...“ grummelte Zitan, während Zenta die Lippenstifte in den nächsten Blumenkübel warf, „...die bescheuertesten Lebewesen auf ganz Seydon...!“ „Und du bist ´ne Ausnahme, Ziddy, was?“ scherzte Vento, doch Zitan gab darauf keine Antwort. Zenta schwieg eine Weile, dann sagte er: „Gehen wir hoch, die Gemächer der Prinzessin befinden sich laut Plan oben rechts.“ Gesagt – getan. Die drei Diebe kletterten lautlos die Treppe hoch und gingen im Schutze der Dunkelheit auf den Korridoren entlang, bis sie auf eine Tür stießen, vor der Zenta plötzlich anhielt. „Das muss es sein!“ Vento sah sich um, ob irgendjemand sie sehen könnte, während Zitan die Türklinke ergriff. „Ich sehe zwar nichts, aber ich vermute, dass niemand kommt!“ erklärte Vento schulternzuckend. „Halt die Klappe, gehen wir!“ knurrte Zitan und öffnete die Tür. Mit den Schwertern voraus tappten sie langsam in den Raum hinein, und nachdem sie sich vergewissert hatten, dass niemand dort war, beschleunigten sie ihren Schritt etwas. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Tür. „Da rein?“ fragte Vento, der im Dunkeln überhaupt nichts erkennen konnte außer einige Umrisse, „AUA! Jetzt bin ich gegen eine Wand gelaufen!“ „Kacke, was??!“ spottete Zenta, „Aber – ehrlich gesagt sehe ich auch nicht viel mehr... AUTSCH!! Du bist mir auf den Fuß getreten!!“ Zitan wirbelte herum. „Zenta, Vento, tickt ihr noch ganz?! Man wird euch noch hören, ihr Idioten!!! Jetzt geht mir nach, verdammte Scheiße!“ Die drei kamen bei der Tür an. Zitan nahm wieder sein Schwert auf und öffnete die Tür. Die drei Diebe gingen in den Raum – es musste das Schlafzimmer der Prinzessin sein. Zitan erblickte ein großes Himmelbett. In ihm lag ein junges Mädchen und schlief tief und fest. Prinzessin Siana. „Hey, hey, seht euch das an, ich hab sie!“ meinte Zitan, und Zenta und Vento kamen herbeigelaufen. „AUTSCH, was war denn das?!“ „Mann, Vento!!!!“ „Seid still!... Mann, ist das ein Mädchen...“ „Was? Wo? Ich seh‘ nix!“ „Na hier! Prinzessin Siana Kesra XIII. ... mein Gott, Zenta, sieh dir das an!“ „Ja, ja, wir haben keine Zeit für sowas, Ziddy, später, o.k.?!“ „Ja, mensch, ich guck ja bloß! Die sieht ja wirklich total heiß aus... wunderschönes Prinzesschen...!“ „Ist ja schön für sie, o.k.! Packen wir’s an, Ziddy, wir müssen sie vor Sonnenaufgang hier wegkriegen!“ knirschte Zenta. Just in dem Moment wachte die Prinzessin auf. Sie wollte losschreien, doch Zitan hielt ihr schnell die Hand vor den Mund. „Sei still! – Wenn du versprichst, nicht zu schreien, ist alles o.k., klar? Sonst...“ Er griff nach seinem Schwert, und Prinzessin Siana starrte ihn entsetzt an und gab einen erstickten Laut von sich. Dann wurde sie plötzlich gewalttätig und biss mit voller Kraft in Zitans Hand. „AUA!! Mensch, was soll denn das, mach meine Handschuhe nicht kaputt!!“ rief er, ohne die Hand von ihrem Mund zu nehmen. Sie wusste keine bessere Lösung, als nochmal in seine Hand zu beißen. „AUTSCH, verdammt nochmal! Kommst du wohl mit?!“ Zitan zog sie aus dem Bett. Sie wollte noch einmal in seine Hand beißen, doch plötzlich spürte sie eine kalte Klinge an ihrem Hals, und sie erstarrte. „O.k., Mademoiselle!“ zischte Zenta, der hinter ihr stand und ihr sein Schwert an die Kehle hielt, „Wenn du still bist, lässt Ziddy dich los! – Wenn du dann trotzdem schreist, töte ich dich, klar soweit??!“ Prinzessin Siana sah schockiert die drei Diebe an. Zitan sah ihr in die Augen. Dann ließ er sie los. Sie keuchte entsetzt, schrie aber nicht. Zitan nickte. „Bist du überhaupt Prinzessin Siana???“ fragte Vento da plötzlich, und Zitan fuhr herum. „HALLO??! – Natürlich ist sie das!!!“ Dann wendete er sich an Siana. „Also. Hallo erstmal, tut mir wirklich leid, dass wir dich so unangebracht entführen müssen! Aber du wirst schon früh genug erfahren, warum wir das tun, o.k.?? Also, wir werden jetzt alle zusammen runtergehen und du wirst mit uns eine kleine Reise machen. O.k.???“ Siana starrte ihn immer noch an. Zenta drückte mit der Schwertklinge gegen ihren Hals. „Mach schon, beweg dich!“ brummte er, „Ziddy, hör auf, rumzuschwafeln! – Prinzessin, wenn du Faxen machst, durchschneide ich deinen Hals wie ein Stück Butter, klar soweit??! – Ziddy, übernimm das mal für mich.“ Zitan grinste breit. „Mit Vergnüüüügen!“ freute sich der Blonde, schnappte Prinzessin Siana und warf sie sich über die Schulter. Sie war noch immer starr vor Schreck und wagte kaum, zu atmen. Die drei gingen also aus dem Zimmer wieder auf den Korridor. „Sei etwas zärtlicher mit ihr, nachher stirbt sie uns noch weg,“ meinte Vento zu Zitan, und Zitan tätschelte Siana den Rücken. „Ich bin ganz zärtlich, ehrlich!“ grinste er. Zenta verdrehte die Augen, als die drei sich den Schlosstor näherten. „Nicht anfassen, nur Ei machen!!“ Da erreichten sie das Schlosstor. Zenta quatschte den Wächter voll, wie wunderbar doch Tinare wäre und ob er nicht auch einen Lippenstift kaufen wollte, irgendwann mal, wenn sie wiederkämen. Währenddessen gelangten die beiden anderen mit Siana unbemerkt hinter dem Rücken des Wächters zu den Kizayas. „Sei unbesorgt, Prinzessin, dir wird nichts passieren!“ Zitan setzte sie auf sein Kizaya und sich selbst dahinter, dann warteten alle auf Zenta, bevor sie in Richtung Labana-Wald losgaloppierten. Mit Sonnenaufgang erreichten sie das Lager, wo Tiras schon ungeduldig wartete. „Hey!“ rief er, als die drei mit der Prinzessin ankamen, „Ist sie das? Wow, sieht ja wirklich nicht schlecht aus! – Aber anders als auf den Bildern.“ „Nicht wahr, Tiras??! Ein hübsches Exemplar, höhö!“ grinste Vento. Zenta schüttelte den Kopf. „Es ist eine gefährliche Mission, liebe Freunde, und ihr denkt an nichts anderes als an Sex! Typisch!“ „Ist nicht wahr!“ meckerten Tiras und Vento. Zitan fing an zu lachen. „Hmm, ich will ja nur nicht lügen...!“ „ZIDDY!!!!!“ Zenta und Vento sprangen von ihren Kizayas und banden diese an einem Baum fest. Nun sprang auch Zitan von Kasera und hielt der Prinzessin die Arme entgegen, um sie von dem Kizaya herunterzuholen. „Komm schon, ich beiße nicht!... Du schon eher!“ grinste er, und die Prinzessin, immer noch stocksteif vor Angst, rutschte aus dem Sattel in seine Arme. „Alles klar?“ Er stellte sie vorsichtig auf den Boden, und sie starrte ihn unentwegt an. „Wunderbar! Prinzessin Siana, willkommen daheim!“ grüßte Tiras nun begeistert. „Äh, ja, genau. Du musst unsere Grobheit entschuldigen, Prinzessin, wir wollten dich nur aus dem Schloss bringen – es geht um dein Leben! Aber dazu später. Ich bin Zitan, das ist Zenta, der blonde Trottel da ist Vento, der hier ist Tiras, hallo, buenos días, merci beaucuop, alles klar?“ grinste Zitan. Siana bewegte sich keinen Zentimeter. Alle vier sahen sie gespannt an. „Uh, glaubst du, sie ist stumm?“ fragte Vento schockiert. Siana öffnete den Mund, dann holte sie tief Luft und – „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!“ Die vier Räuber hielten sich entsetzt die Ohren zu, und Siana hörte auf, zu schreien, und schnappte nach Luft. „Puh!!“ machte sie dann, „Das musste raus! Da ich ja eine Nacht lang von wilden Rüpeln bedroht wurde – ich musste alles an Schreien nachholen, was ich in der vergangenen Nacht eigentlich hätte schreien wollen!“ „Wie – nur so wenig?“ wunderte sich Zenta desinteressiert. Siana verschränkte die Arme. „Ich kann auch anders! – AAAAHHHH-...!“ Zitan sprang auf und packte ihre Arme. „Ruhe, du erschreckst die Kizayas!!!“ rief er empört. Siana sah ihn an und zog eine Schnute. „Fass mich nicht an, Wilder!!“ schnappte sie und riss sich los, „Was soll der Blödsinn??! Wo sind wir hier??! – Antwortet, ihr steht vor Sayamainas Thronerbin!!!“ „Wir sind im Labana-Wald,“ antwortete Tiras ruhig, „Aber wir werden nicht lange hier bleiben! Wir werden nämlich vor ihr fliehen müssen! Deswegen rate ich dir, niemandem zu erzählen, wer du bist! Das könnte für dich den Tod bedeuten, Prinzessin!!“ „Wer ist sie? Vor wem müssen wir fliehen?“ fragte Siana, „Moment mal!!“ fiel ihr dann ein, und sie sah die vier hochnäsig an, „Ich fliehe nicht, ich bin eine Prinzessin!!!!“ „Ich hab's geahnt, ich hab's geahnt!!!“ stöhnte Zenta, „Na??!! Was hab ich gesagt, Tiras??! Frauen machen nur Ärger!!“ „Hallo?! – HÖRT IHR MIR ÜBERHAUPT ZU??!!“ fragte Siana empört. „JA, WIR HABEN DIR ZUGEHÖRT, UND JETZT SCHWEIG, VERDAMMT!!!!!!“ Siana starrte Zenta entsetzt an. „Wie kannst du-...?!“ „RUHE!!!!! Wir stellen hier die Fragen, klar soweit??! – Ist dir an deiner Mutter irgendetwas aufgefallen??! Hat sie sich in letzter Zeit seltsam benommen??!“ fuhr Zenta sie an, und die drei anderen Jungen und Siana starrten ihn an. „Mann, Zenta, sei lieb zu ihr!“ sagte Vento entsetzt. „HAT SIE??!!“ fuhr Zenta unbeirrt Siana an. Sie verschränkte die Arme. „Nein, und selbst wenn, was geht’s dich an??!“ „Oh, ´ne ganze Menge, immerhin geht es um sie!“ erklärte Zitan. „Wie, um meine Mutter???! Oh, klar, jetzt versteh ich auch, warum ihr fliehen müsst! Ich werde nämlich zurück nach Sentaria gehen!“ „Na denn mal los,“ meinte Zenta, „Ist Wandern dein Lieblingssport?“ „Was??!“ „Zu Fuß brauchst du zwei Tage nach Sentaria!“ Siana schmollte. „Pah, mir doch egal!!!“ „Also – sie ist nicht deine Mutter, falls es dich interessiert,“ warf Tiras ein, „Aber deine Mutter steckt mit ihr unter einer Decke! Aber – dazu später.“ „Und wer ist sie?!?!“ fuhr Siana erzürnt auf und fuhr herum. „Bevor ich es dir verrate, schneid‘ ich mir den Kopf ab!!“ zischte Zitan, und sie starrte ihn an. Zitan musterte sie von oben bis unten. „Sag mal... wolltest du eigentlich im Nachthemd und ohne Schuhe und Handschuhe los??“ „Was?? WAAAAAAHHHHH!!!!!!!!!“ kreischte Siana plötzlich und versuchte, so viel wie möglich auf einmal zu verstecken. „Hey, hey, komm, solange du nicht nackt bist – obwohl... mich würd’s nicht stören...“ „ZIDDY!!!!!!!“ brüllten Zenta, Vento und Tiras einstimmig. „Hab ich was gesagt, hab ich was gesagt?!... Also, Tiras wird dir jetzt das Reiten beibringen, und wenn du reiten kannst, gehen wir nach Kasara, um dir was zum Anziehen zu kla-... – ka-kaufen, meine ich!!... Denk dran, es draf dich niemand erkennen!“ „Und wieso darf mich keiner erkennen?“ fragte Siana verständnislos. „Weil... weil sie dich vielleicht erkennt und dich automatisch zum Schloss zurückbringt!“ rief Zitan aus. Siana sah ihn wieder hochnäsig an. „Ja? Super, ich lass mich freiwillig erkennen!! – HAAALLOOO, SIE, HIER BIN ICH!!!“ Zitan sprang erneut auf und packte sie und zerrte sie herum. „Wirst du wohl schweigen??! Bist du verrückt??! Sie wird dich töten, Siana!!!“ Siana seufzte. „Wisst ihr eigentlich, dass ihr nur unzusammenhängenden, blödsinnigen Schwachsinn redet??! Und wie man mit Damen redet, wisst ihr schon garnicht! Hinfort mit euch!“ Zitan, Zenta und Vento sahen sich an. Da kam Tiras mit dem geklauten Kizaya an. „Hier, bittesehr, das ist deins, Prinzessin, steig auf,“ meinte er. Siana starrte ihn an. „Wie meins?“ „Na, deins halt,“ sagte Tiras verdutzt. „Wie großzügig, Sir Räuber!“ Sie grinste Tiras sarkastisch an, bevor sie ihm die Zügel des geklauten Kizayas aus der Hand riss. „Tiras,“ murmelte Tiras kleinlaut. Siana sah ihn an. „Was??“ „Mein Name ist Tiras, Prinzessin!“ Siana blinzelte, sagte aber nichts. Dann sah sie das Kizaya an. „Wie soll ich da raufkommen??? – Es hat ja keinen Sattel!!“ Die anderen sahen sich an. „Na und?“ machte Zenta verständnislos. Die vier Kizayas der vier Diebe hatten alle keine Sättel. „Egal!“ rief Zitan und sprang auf Kasera, „Wir haben keine Zeit! Bring es ihr bei, Tiras! Los, steig auf, Siana!“ Siana sah das Kizaya an. „Wie stellst du dir das vor, soll ich in dem Aufzug Spagat machen??!“ „Du kannst Spagat?“ fragte Tiras. „Was hat das mit dem Kizaya zu tun??“ wunderte sich Zenta. Zitan verdrehte die Augen, sprang von Kasera und hob Siana kurzer Hand auf das Tier. Sie kreischte. „WAAHHH!!!!! PERVERSLING!!!!!!!!“ Zitan wich ihrer Hand gerade noch aus und sprang wieder auf Kasera. „Gib deinem Kizaya mal ´nen Namen, Prinzessin!“ grinste er unbekümmert, „Also, wir werden dich ab nun immer Siana nennen und nicht Prinzessin, damit auch keiner merkt, dass du die Prinzessin bist!“ „Das war unlogisch,“ meinte Zenta, „Was glaubst du, wieviele Prinzessinnen Siana es gibt??“ Zitan seufzte. „Mann, na und?! Siana, treib dein Vieh an, du lernst jetzt reiten!“ Siana ergriff die Zügel und trieb schmollend das Kizaya an – oder versuchte es zumindest. Es bewegte sich nicht. „Hey!! HEY!!!!!! BEWEG DICH, DU ARSCHKRAMPE!!!!!!!“ schrie Siana wütend, „Hey, ich bin die Prinzessin, kapiert??!!“ Vento und Tiras kringelten sich vor Lachen, auch Zenta musste grinsen. „Meinst du, das Kizaya schert sich darum??“ gluckste er, da kam Zitan mit Kasera von hinten, gab Sianas Kizaya einen Klapps, und es wieherte, stieg und galoppierte auf und davon ins Dickicht. „WAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!“ kreischte Siana entsetzt. „Oh,“ meinte Zitan, „TUT MIR LA-HEID!!!!!!“ rief er ihr nach. „Deine Braut reitet gerade weg,“ klärte Tiras Zitan auf, und Zitan räusperte sich. „Wenigstens läuft das Kizaya jetzt. – Komm, Kasera, gehen wir.“ Er trabte Siana hinterher. Nach fünf Minuten hatte er sie eingeholt und gestoppt. Sie war völlig verzweifelt. „Oh mein Gott, ich dachte schon, ich würde runterfallen!! Ich hab mich so erschrocken!!“ heulte sie aufgelöst. Zitan holte sie von dem Kizaya herunter und schloss sie in die Arme. „Oh, Prinzessin, wir hätten dich vielleicht lieber auf Kasera reiten lassen sollen... oh mensch, tut mir echt leid, ist alles klar bei dir? Hm?“ Siana schluchzte und befreite sich aus seiner Umarmung. „Es geht schon...“ murmelte sie, und Zitan setzte sie auf Kasera und pflanzte sich selbst auf ihr Kizaya. „So, einmal antraben bitte, sonst sind wir morgen noch nicht zurück! Komm schon, Kasera!“ Kasera trabte brav an, und Siana übte sich im Leichttraben. „Und du, du kommst mit!!! Ich hab die Nase voll von dir, Nervi!!!!“ „Nervi???“ „Er heißt jetzt so! Weil er so nervig war und nicht gegangen ist!!“ „Oh, es ist ein Er?“ „Klar, hat doch ´nen Schwanz, mensch! Los, komm, Nervi! Schneller!! Los, verdammt, HOPP!!!!!!“ Zitan knallte Nervi seine Hand auf den Hintern, dieser galoppierte sofort an. „Los, Kasera, Galopp, komm schon!!“ Zitan sah über die Schulter. Siana kam kaum hinterher. „Los, Siana, treib sie! Gib ihr eins mit den Hacken, wenn sie nicht läuft!“ schrie Zitan. Kasera galoppierte los, und Siana hielt sich erschrocken an ihrer Mähne fest. „Uh – ganz schön schnell,“ stellte Siana nach einer Weile fest. „Kasera ist ein Sayani-Kizaya! Die sind immer so schnell!“ erklärte Zitan breit grinsend, als Siana neben ihm auftauchte, „Nicht wahr, Dicke??!“ Er klopfte Kaseras Hals, und das Kizaya wieherte. „Und, Siana?? So schwer ist reiten doch nicht, oder??“ Sie sah ihn an. „Wie, ich reite schon??! Ich dachte, ich sitz nur blöd rum!“ Zitan lachte. „Tja, bei Kasera merkt man's nichtmal. Aber naja, demnächst darfst du dich ja mit Nervi anfreunden!“ Die beiden ritten zurück zum Lager, wo sie von Zenta, Vento und Tiras empfangen wurden. „He, sie kann ja reiten!“ rief Tiras erstaunt. „Ja, was bin ich bloß für ein toller Lehrer??!“ scherzte Zitan und klopfte sich selbst lobend auf die Schulter. „Das erspart uns eine menge Zeit! Dann lasst uns gleich nach Kasara aufbrechen, vielleicht sind wir dann morgen früh dort!“ schlug Zenta vor. Die anderen nickten einstimmig. „Also gut, lasst uns gehen!!“ Siana schielte die Jungen an. „Wer hat eigentlich gesagt, dass ich mitkomme???“ _____________________ Fremdwörter: Kizaya - Reittier auf Seydon, Einhornähnlich. Sayamaina - halt ein Land^^ Sentaria - Hauptstadt von Sayamaina. Vinte - ein anderes Land. Tinare - Hauptstadt von Vinte. Seydon - Der Planet, auf dem es spielt. Sayani-Kizaya - Bestimmte, edle Kizaya-Rasse, sehr groß und sehr schnell. Wenn ich was vergessen hab, beschwert euch bitte^^' Kapitel 2: Auf nach Kasara! --------------------------- Mit der Reise nach Kasara sollte das größte Abenteuer ihres Lebens beginnen. Aber die Diebe und Prinzessin Siana ahnten noch nicht einmal, was ihnen alles bevorstand. Die Diebe hatten noch einiges an Waffen mitgenommen, dann ging die Reise los, mitten durch den Labana-Wald. Dabei behielten sie Prinzessin Siana immer im Auge. Erstens war sie Anfängerin im Reiten, zweitens konnte man nie wissen, ob sie nicht plötzlich umkehren und nach Sentaria galoppieren könnte. Nach viel Gerede und mit etwas Überredungskunst war es den vier Jungen gelungen, Siana zum Mitkommen zu überreden. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten sie Kasara. Es war eine kleine Stadt im Süden Sayamainas, Jetzt, am Abend, waren wenig Leute unterwegs. „Wunderbar, das ging ja schneller, als ich dachte!“ meinte Zitan und sah sich um. „Holla, bin lange nicht hier gewesen!!“ „Ist das hier Kasara? Was für ein hübsches Städtchen!“ rief Siana aus. „Ja, für ein Dorf wahrlich zu groß,“ bemerkte Zenta, „Ziddy und ich sind hier aufgewachsen, mein Vater hat seine Herberge da drüben.“ „Oh, ihr seid Geschwister???“ fragte Siana erstaunt und musterte Zitan und Zenta, „Ihr – seht euch kein bisschen ähnlich!“ „Natürlich nicht, wir sind keine Geschwister,“ meinte Zenta, während er auf den Rücken seines braunen Kizayas blickte, „Aber nachdem Ziddys Eltern gestorben waren, haben meine Eltern ihn bei uns aufgenommen... wir beide kennen uns schon, seit wir geboren sind.“ „Oh, das tut mir leid,“ entgegnete Siana erschrocken und sah Zitan an, der ihr den Rücken zudrehte und sich mit Tiras unterhielt, „Ich wusste ja nicht, dass seine Eltern tot sind... mein Vater ist auch tot – aber ich habe ja noch meine Mutter...“ Sie brach ab. Ihr schoss in den Kopf, dass die Jungen irgendetwas über ihre Mutter gesagt hatten – sie sollte sich verändert haben? Warum? Siana war das nie aufgefallen. „Zenta, lass uns zu deinem Vater gehen, ich hab Hunger,“ meinte Zitan da und drehte den Kopf, und Siana schrak hoch. „Yo,“ machte Zenta und wendete sein Kizaya, „Lasst uns gehen!“ „Sollten wir nich noch neue Klamotten für Siana organisieren???“ wunderte sich Vento und zeigte auf ein kleines Geschäft am Straßenrand. „Das ist ein Supermarkt, da gibt’s keine Kleider,“ stellte Zenta verwundert fest. Vento folgte seinem eigenen Fingerzeig und sah auf den Laden. „Oh!! – Ich meinte den da!!“ lachte der Blonde und zeigte auf den Laden daneben. „Jetzt haben sowieso alle Läden zu,“ sagte Siana, „Und ihr Rüpel wollt mir doch nicht ernsthaft erzählen, ihr hättet Geld!! – So, wie ihr ausseht, habt ihr nichtmal einen halben Lou*!“ Die vier Diebe sahen sich an. „Was???“ fragte Vento und zeigte auf Siana, „Wa-was labert die??! – Was für’n Geld meinst du???“ Siana sah die Jungen entrüstet an. „Ihr werdet mir doch nicht etwa Sachen stehlen wollen??!! Na toll, und ich muss dann die Strafe zahlen – ohne mich, ich gehe heim!!“ Sie wollte Nervi wenden, doch Zitan sprang ihr mit Kasera in den Weg, und Nervi bremste. „Ooooh nein, nichtsda!“ machte Zitan und wedelte mit einem Finger vor Sianas Nase herum, „Siana! Was denkst du von uns???? Wir stehlen doch nicht!“ „Natürlich tun wir das, wir sind Räuber!“ widersprach ihm Vento erstaunt, und Zenta haute ihm eine rein und warf ihn damit glatt von seinem Kizaya. „AUA!!!“ fluchte Vento. Zenta brummte. „Noch lauter, und ich kann mich hier nicht mehr blicken lassen!!“ Siana senkte die Augenbrauen. „Lügner!“ sagte sie zu Zitan, streckte ihm die Zunge raus und drehte Nervi wieder herum. „Was ist??!“ fuhr sie dann die drei anderen an, „Ich dachte, wir wollten zu dieser Herberge??!“ Zitan kratzte sich am Kopf. „Whoa... was für eine Frau!!“ Die fünf gingen also zu besagter Herberge. Draußen banden sie ihre Kizayas an, bevor sie ins Haus marschierten. Mr. Yason, Zentas Vater, stand hinter einer Theke und putzte ein Regal. „Ähem. He, Paps, hast du eigentlich auch Fünferzimmer?“ „Was? Zenta!“ rief Mr. Yason überrascht, als er die fünf erblickte, „Tag auch.“ „Tag,“ machte Zenta bloß. „Also, Fünferzimmer gibt es nicht, nur noch Sechserzimmer, wir sind irgendwie gerade total ausgebucht... ah, Ziddy, meine Frau hat sich Sorgen um euch gemacht, Jungs!...“ Der Mann warf einen Blick auf Siana. „Wer is’n das?“ fragte er und klang beinahe angewidert, und Vento kugelte lachend auf den Boden. „Maaannnn, wonach sieht's aus, Sir??!“ lachte er, „Ein Mädchen!!!“ „Paps,“ brummte Zenta, „Ähm – achte nicht auf den Deppen da unten.“ Er lugte auf den Boden, wo Vento lachend herumrollte, „Dann bitte ein Sechserzimmer ohne sechsten Bewohner, weil wir nämlich nur fünf sind!! Das hier ist Siana, die – die, äh, die kommt mit uns!“ „Wohin wollt ihr denn?“ wunderte sich Mr. Yason. „Mal sehen!“ grinste Zitan, „Ans Ende der Welt vielleicht?“ „So, bitte Zimmerschlüssel!“ verlangte Zenta ungeduldig, und sein Vater brummte ihn an. Siana seufzte. „Die sind sich aber sehr ähnlich!“ erklärte sie Tiras, der neben ihr stand. Er nickte. „Yo,“ machte er, „Die Laune schwankt immer so um den Nullpunkt.“ „Hier, verdammt,“ meinte Mr. Yason, „Ich verbitte mir diesen Ton, Zenta Yason, klar??!“ „Sir, ja, Sir!“ brummte Zenta, und Mr. Yason gab ihm den Schlüssel. „Ich kann euch aber nicht versprechen, dass ihr keinen sechsten Bewohner kriegt, weil das nämlich unser letztes Zimmer ist!“ meinte er noch. Zenta schüttelte den Kopf. „Sei‘s drum.“ Mit diesen Worten verschwand Zenta mit den anderen aus dem Raum, sie gingen eine Treppe hoch und landeten schließlich vor einer Tür. „So, bittesehr, da wären wir.“ Die fünf purzelten in das Zimmer. An der Wand standen zwei Etagenbetten, an der gegenüberliegenden Wand stand ein Ehebett. „Buntes Bettengemisch!“ rief Tiras aus, „Die Prinzessin kriegt das Ehebett und wir anderen jeder eins von denen da, immerhin heißt es ‚Ladys first‘!“ „Ja, aber auch ‚But men before‘!“ „VENTO!!!!!!!!“ „Nein, ich finde, Tiras‘ Idee ist garnicht übel! Siana, nun hast du zwei Betten für dich allein, das reicht doch, oder?“ grinste Zitan und sah sich im Zimmer um. Siana nickte. „Hmm, und wehe, es ist unbequem!!“ Siana pflanzte sich auf das Bett. Zenta kam gerade mit einem Stapel Bettwäsche an, und als alle Betten bezogen waren, beschlossen die fünf, nach unten zum Essen zu gehen. Doch gerade da flog die Tür auf, und ein Mann stand im Türrahmen. Er war groß gewachsen und ziemlich stämmig, er passte gerade eben in die Tür. Er hatte lange, verfilzte Haare, und alles, was er anhatte, schien aus Leder zu sein: Seine Jacke, seine Hose, seine Handschuhe und Stiefel. „Moin,“ grüßte er dunkel, „Is‘ hier noch ´n Bett frei?“ „Äh,“ machte Tiras. Alle Blicke wendeten sich auf das Ehebett. Siana schrak hoch. „Oh, äh, da unten,“ meinte Zitan dann plötzlich und deutete auf eines der unteren Etagenbetten. Alle sahen ihn an. „He, und wo schläfst dann du?“ „Wohl da drüben!...“ Siana starrte ihn an. „...Ich halt ja Abstand!...“ Er zischte der Prinzessin zu: „Oder willst du lieber neben diesem Rocker schlafen?!“ Sie schüttelte energisch den Kopf und verfiel wieder in die gleiche Phase des Starrseins wie in der vergangenen Nacht. Der Mann pflanzte sich auf das Etagenbett, was sich darauf ziemlich durchbog. Zentas Augen weiteten sich zu Untertassen. „Oh Gott... hoffentlich hält das Bett das aus!!...“ „Nach dem Essen gehe ich baden, gibt’s hier eine Badewanne?“ fragte Siana energisch, als die kleine Gruppe wieder nach unten gegangen war, um etwas zu essen. „Nur mal nicht so anspruchsvoll, Mademoiselle!“ meinte Zenta, und die fünf pflanzten sich an einen Tisch. „Und was gibt’s zum Essen?“ fragte Vento. „Was weiß denn ich?! Alles mögliche!!“ „Zuerst was trinken,“ verlangte Siana und verschränkte die Arme. Da kam Mrs. Yason, Zentas Mutter, herbeigelaufen. „Hallo! Saron hat mir schon erzählt, dass ihr hier seid, ihr seid lange nicht mehr da gewesen!... Ihr wollt also wirklich Sayamaina verlassen?“ „Wieso nicht?“ seufzte Zenta, „Beeil dich, Mami, oben in unserem Zimmer ist so’n komischer Rocker und zertrümmert die Betten...“ „WAS?!?!“ fuhr Mrs. Yason auf. „Nun, er ist etwas – schwer...“ meinte Zenta und zog die Augenbrauen hoch, „Oh Gott!“ rief Mrs Yason erschrocken und legte rasch einige Speisekarten auf den Tisch. Dann ging sie. „Das muss ich Saron erzählen!“ „Was soll Paps denn damit anfangen??“ wunderte sich Zenta, „Was soll's – Ziddy, die Speisekarten sind da!“ Zenta sah sich um, als Zitan ihm nicht antwortete, dann erblickte er seinen Freund, der einen Tisch weiter links saß und mit einigen hübschen Mädchen plauderte. „ZIDDY!!!!!“ riefen Tiras und Zenta im Chor. „Was ist denn? Ist was in die Luft gegangen??“ fragte Zitan verwundert, und die Mädchen sahen die vier anderen seltsam an. Siana verzog das Gesicht. „Was sind das denn, Dorfschlampen, oder was??!“ fragte sie und rümpfte die Nase. „Kann nicht jeder so vornehm sein wie du,“ entgegnete Vento. Zenta verdrehte die Augen. „Zitan!!! Komm her, für deine Annäherungsversuche bleibt später Zeit! Geh von mir aus in die Kneipe, aber nicht jetzt! Mein Gott, meine Eltern sind doch hier, wenn die sehen, dass du hier alle anbaggerst, hast du’s dir mit denen echt verdorben!“ „Ach mensch, Zenta! – Na schön, wir sehen uns später, Mädels – bin ja schon da, keine Panik, Zenta!“ knurrte Zitan und setzte sich wieder zu den anderen. Siana schüttelte den Kopf und wandte sich an Tiras: „Ist der denn immer so?“ „Ja. Leider! Ich erzähl dir später weiter.“ Tiras widmete sich wieder der Speisekarte. Nach dem Essen verabschiedete sich Zitan kurzfristig, und der Rest ging nach oben, Siana wollte schließlich noch in die Badewanne. „So. Da ist das Badezimmer, viel Spaß noch!“ Zenta schob die Prinzessin in das Badezimmer und schloss die Tür, bevor er in dem Sechserzimmer verschwand, das die fünf bewohnten. Da saß der Rocker in einem Sessel und legte Karten auf dem Tisch. Zenta sah ihn komisch an. Aber wenigstens sind die Betten noch heil! „Was – was tut Ihr da, Sir?“ fragte Zenta an den Rocker gewendet. „Ich lege mir ein Horoskop, Kleiner! Willst du zugucken, dann setz dich da hin. Ich kann dir ja auch ein Horoskop legen, wenn du willst!“ „Oh, nein, danke, ich glaube nicht an Horoskope!... Sieht aber kompliziert aus...“ „Es ist nicht kompliziert, wenn man weiß, wie es geht!... Ich bin übrigens Tamo!“ stellte der Rocker sich vor. „Zenta Yason,“ entgegnete Zenta. Tamo sah auf. „Yason? Hieß nicht – der Herr Besitzer Yason?“ „Ich bin sein Sohn.“ „Oh! Interessant... wo hast du deine Kumpels und das Mädchen gelassen??“ „Puh,“ machte Zenta, „Das Mädchen ist im Badezimmer, die anderen – in der Kneipe??? Keine Ahnung.“ „Hm, so, hier gibt es eine Kneipe?“ fragte Tamo erstaunt. „Ja, eine Straße weiter links! Woher kommt Ihr eigentlich?“ „Oh, sag du zu mir! Ich komme gerade aus Nuria, war ´ne lange Zeit in Kesvitara unten, als Leibwächter von König Kizalos! Netter Kerl, dieser Kizalos, gefällt mir besser als der erste König... wie hieß er gleich... Matso, genau!“ „König Matso? Ist das nicht der, der gegen Nuria in den Krieg zog?“ „Jawollja!“ machte Tamo, „Das isser! Und gestorben isser dabei auch noch, schön blöd. Dummkopf, zieht in den Krieg und lässt sich erstechen! Erstochen von den verdammten Mesumaniern, der Kerl! Die haben’s echt drauf, schade, dass sie so wenige waren, sie hätten glatt die Schlacht gewinnen können! – Aber naja... es gibt immer Menschen, die die wahren Reichtümer dieser Welt nicht zu schätzen wissen – die Mesumanier, die waren einer der Reichtümer! – Magie ist gewiss etwas wertvolleres als Gold!“ „Die – Mesumanier...“ Zenta senkte den Kopf. „Wirklich schade, dass es nur noch so wenige gibt, jetzt, acht Jahre nach dem Ende des Krieges...“ „Tamaro Kizalos, Kesvitaras neuer König, ist auch ein Mesumanier!“ erklärte Tamo, und plötzlich riss Zenta den Kopf hoch. Tamo stockte. „Häh?“ „W-wie – wie heißt der König von Kesvitara?!“ keuchte der Junge, und Tamo blinzelte. „Tamaro Kizalos!“ Zenta schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und starrte den Rocker perplex an. Das kann – nicht sein-...! DER Tamaro Kizalos?! Wenn... ... „Was... hast du plötzlich?“ wunderte sich Tamo, und Zenta drehte den Kopf weg. „Tut mir leid. Schon in Ordnung.“ Der Mann blinzelte nur verwirrt. „Ähm... gut... also, damals im Krieg hab ich an Matsos Seite gekämpft. Doch ich hab mich beeindrucken lassen von den unglaublichen Kräften der Mesumanier! Gewaltige Magie steckt in ihrem Blut! Das ist das Blut der Musanier, Kleiner... jedenfalls wurde ich von einem von ihnen derbe attackiert, er hat mich mit Magie beschossen, im Umgang mit dem Schwert war er ein wahrer Meister, unglaublich! – Das war der Anführer der südlichen Bewohner, ich hab sogar seinen Namen spitz bekommen... Sari, Kasko Sari!“ Zenta traf es wie ein Blitz. Er fuhr auf. „Sa-...Sari??!“ Tamo stutzte. „Ist was?“ „Ah-... nein, nichts!...“ Der Junge wandte sich wieder dem Fenster zu. Er dachte, eben einen Namen gehört zu haben, den er äußerst gut kannte... Sari... „Also,“ fuhr Tamo da fort, „Der Sari hat mich attackiert, da hab ich mich geschlagen gegeben und habe angefangen, die Mesumanier zu erforschen. Was für ein seltsames Volk! Sie leben in alle Winde verstreut, jetzt, wo der Krieg zu Ende ist! Haben ständig Angst vor einem zweiten, und verstecken sich vor den Menschen! Kizalos verriet mir übrigens Saris Namen! Es scheint so, als ob Saris Frau und Kinder noch leben, mal sehen, ob ich sie finde!“ grinste Tamo. Zenta sah ihn nicht an. „Lady Cenja Sari ist tot. Gestorben an einer schweren Infektionskrankheit, unmittelbar nach Ende des Krieges.“ „Hey, du weißt was über sie??!“ fragte Tamo erstaunt, „Erzähl!“ „Ich – ich-...“ Zenta stockte. „Ich kann nicht. Es tut mir leid, ich-... kann es nicht, dazu standen mir die Saris zu nahe! Ich kann nicht! Es tut mir wirklich leid, aber es geht einfach nicht!...“ Tamo sah ihn an. „Hör zu... wie nahe? Erzähl mir nur das! Bitte!“ „Sehr nahe!... Beste Freunde der Familie...“ „Oh je... das tut mir ja leid... armer Junge...“ „Sei’s drum,“ seufzte Zenta, „Erzählt weiter! Ihr wurdet also Mesumanier-Forscher, und dann? Was verschlug Euch zu Kizalos nach Kesvitara?“ „Nun, ich reiste viel in der Welt herum. Und allein die Tatsache, dass Kizalos Mesumanier ist, brachte mich nach Kesvitara. Und dann ging ich nach Nuria, um mögliche Überreste des Lebens der Mesumanier dort zu finden. – Jetzt, wo der Krieg vorbei und die Mesumanier geflohen sind, gibt es in Nuria nichts mehr. Niemand wohnt dort. Schließlich erreichte mich die Nachricht, dass es in Sayamaina noch welche geben soll! Deswegen kam ich hierher und werde weiter nach Sentaria ziehen.“ beendete Tamo seine Erzählung. Zenta nickte. Da kamen Vento und Tiras in den Raum, und Zenta und Tamo fuhren herum. „Hallo!“ grüßte Vento gut gelaunt. „Wo wart ihr?“ fragte Zenta und sprang auf. „Haben den Kizayas was zu Fressen besorgt! Wo ist denn Siana?“ „In der Badewanne, ihre Pfirsichhaut pflegen, vermute ich!“ machte Zenta mit gewissem Unterton in der Stimme. Vento seufzte. „Mann, du kannst sie echt nicht ab, was??“ „Hält sich in Grenzen. – Das hier ist übrigens Tamo, er ist Mesumanier-Forscher,“ stellte Zenta vor. „Moin!“ grüßte Tamo. „Moin!“ grüßte Vento zurück. „Mesumanier?? Da kriegt man ja Angst! Die Halbgnome mit Reißzähnen und Krallen!“ „Hallo, ich bin Tiras Arenka, freut mich!“ Tiras gab Tamo die Hand, „Sind schon ein interessantes Volk, die Mesumanier, was? So einem will ich echt nicht im Dunkeln begegnen, die müssen ja jetzt besonders schlecht auf Menschen zu sprechen sein!“ Zenta sah zu Boden und schien über etwas nachzudenken. Vento gab Tamo auch die Hand. „Vento Zyta, heiho! Hey, Tiras, lass uns mal ´n bisschen Mesumanier spielen! Uaaah, ich bin der böse Onkel mit den Krallen! Uaaah, jetzt fresse ich den Tiras auf!!“ „Du bist gestört, Vento,“ stellte Tiras fest und zog eine Augenbraue hoch. Vento hob die Arme und tat so, als würde er Tiras mit Krallen kratzen. „Jetzt blutest du! Uaaaaah, ich bring dich um! Und noch ´n bischen Magie! Hokus Pokus! Uaah, ihr müsst jetzt Angst haben!“ „HÖR AUF!!!!“ fuhr Zenta ihn an, und alle starrten ihn an. „Was’n nu‘ kaputt???“ fragte Vento verdutzt. Auch Tiras sah Zenta komisch an. Der Junge schien höchst verärgert und verschränkte jetzt die Arme vor der Brust. „Wie alt bist du, Vento??! Hör doch auf mit diesem Kinderkram! Mesumanier sind keine menschenfressenden Ungeheuer, sie sich ganz zivilisierte Wesen, sie sind nur ein bisschen intelligenter als du, so. Ihr seid alle schonmal einem begegnet!“ „Echt? Sag bloß, du bist einer!“ lachte Vento. „Seh' ich so aus????“ wunderte sich Zenta, und als die beiden ihn ansahen, drehte er sich wieder dem Fenster zu. „Ich hasse Menschen!!“ brummte er mit absichtlich verstellter Stimme, doch Tiras war der Einzige, der das hörte. „Ich hab's, Siana ist einer!“ grinste Vento. Tiras starrte ihn an. „Was??!! Also wirklich, die ja wohl am allerwenigsten!!! Ich sage nur, ihr Vater...!“ Tiras sprach absichtlich nicht weiter, und blinzelte in Richtung Tamo. Vento kratzte sich am Kopf. „Ich sag's doch immer wieder,“ grummelte Zenta, während er weiter aus dem Fenster starrte, „Menschen sind die bescheuertesten Lebewesen auf ganz Seydon!“ Tiras runzelte die Stirn. Irgendwie kam ihm dieser Spruch vertraut vor – ja – er hörte ihn fast jeden Tag... aber normalerweise nicht von Zenta... Da ging die Tür auf, und Siana kam herein. Alle sahen sie an. „So ist das schon besser!“ erklärte sie. Tiras haute sich mit der Hand gegen die Stirn. „Neeeeiiiiin!!! Diese Haare!!! Damit kannst du dich ja zudecken, Mädel!! So geht das nicht, die müssen ab! Eindeutig!!!!“ schrie Tiras und plazierte Siana auf einen Stuhl. Sie starrte ihn an – mal wieder eine ihrer starren Phasen. „Schnipp-schnapp, Zopf ab! Wie willst du damit reisen??!“ knirschte Tiras, nahm ihre Haare und sein Schwert, und Ritsch, war der schöne Zopf ab. Nun hingen die Haare bis knapp über ihren Hintern, und eigentlich sah es sogar besser aus als vorher. Siana rührte sich keinen Zentimeter. Die vier anderen sahen sie gebannt an. „Oh nein...!“ stöhnte Zenta, als sie den Mund öffnete: „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ „Mach- das- nie- wieder!!“ zischte Zenta und nahm die Hände von seinen Ohren. Siana fuhr herum. „MEINE HAARE!!!!!! DU FREVLER!!!!! ARSCHKRAMPE, KLEB SIE SOFORT WIEDER DRAN!!!!!!“ schrie das Mädchen Tiras an. Vento gluckste. „Ich geh dann mal, wir sehen uns vielleicht nachher,“ meinte Tamo grinsend und ging. Siana verschränkte die Arme. Alle sahen sie an. „Wo ist eigentlich Zitan???“ fiel ihr ein. „Ziddy? Bestimmt drüben in der Kneipe, die Mädels anbaggern!“ grinste Vento. „WAS?! Noch so ein Frevler!!! Heilige Maria Mutter Gottes!!! – Ich bin nur von Barbaren umgeben!!“ schrie Siana entsetzt. „Ach was, das macht er immer! Wir kommen oft her, um meine Eltern zu besuchen, abends gehen wir dann für gewöhnlich in die Kneipe eine Straße weiter. Deinetwegen verzichten wir darauf, du blöde Prinzessin!“ „WIE BITTE??!! BLÖD??!!?!“ „Das schreibt man B- L- Ö- D!!! Klar soweit??!“ „KLARER ALS KLAR!!!!“ schrie Siana empört. „Hallo?? Hört auf, zu streiten!!“ rief Tiras. „Was ist an einer Kneipe frevelhaft??“ wunderte sich Vento, „Trinken und blöde Sachen labern, jaha! – Und Ziddy gnubbelt dann irgendwelche Mädchen an, sehr lustig!“ Siana brummte. „Männer sind widerlich!! Wirklich! – Bah!“ Spät in der Nacht kam Zitan dann auch zurück ins Zimmer. Zu der Zeit schliefen schon alle, und auch Zitan legte sich sofort ins Bett, neben Siana, die friedlich schlief. Er sah kurz zu ihr herunter. „Prinzessinnen sehen wirklich schön aus, wenn sie schlafen...“ stellte der Blonde fest, „Oh mensch... kleine Prinzessin... wenn du wüsstest, was es mit der ganzen Sache auf sich hat – du wirst es erfahren... früh genug.“ Mit diesen Worten legte er sich hin (nahm allerdings nicht ganz so viel Abstand, wie er eigentlich versprochen hatte...) und war die Minute darauf eingeschlafen. _______________________ Fremdwörter: Nuria - Land neben Sayamaina, war mal bekannt als "Land der Magier", ist jetzt aber wie tot und gilt bei den Menschen als verflucht. Musanier - Gnome, sehen so ähnlich aus wie E.T. Sind unsterblich und sind Magier. Mesumanier - sog. Halbgnome oder Halblinge. Ursprünglich die Kreuzung aus Musanier und Mensch, jetzt eine eigene Rasse. Sehen wie Menschen aus, haben aber Reißzähne und Krallen. Sind auch Magier! Kesvitara - Land auf demselben Kontinenten wie Sayamaina und Nuria, weiter südlich. Sonst: Dieser Krieg, um den es da geht, spielt eine sehr bedeutende Rolle in der Geschichte! Es wird noch mehr darüber geben. Er begann 10 jahre vor dem Beginn der Story und endete zwei jahre später. Damals haben die Länder Sayamaina, Kesvitara und Anakusia zusammen Nuria, das Land der Magier, angegriffen. Die 3 Heerführer waren König Matso aus Kesvitara, König Talik aus Anakusia und (!) König Kesra aus Sayamaina - Sianas Vater! Kapitel 3: Die Königin lässt grüßen ----------------------------------- Am nächsten Morgen schien die Sonne. Tiras war wie immer der Erste, der aufwachte. „Hey, Leute, es ist schon hell, wir müssen weiter!“ rief er energisch. Vento wachte jetzt auch auf und sah Tiras verschlafen an. „Muss das sein?? Weißt du, wie spät es ist?!“ „Ja, acht Uhr früh! Spät genug, findest du nicht? Aufstehen!“ meinte Tiras und sprang aus dem Bett. Jetzt war auch Zenta aufgewacht. „Seid nicht so laut, Tamo schläft ja noch, wir sollten ihn nicht stören! Beeilt euch, aber seid leise!“ zischte er, „Ziddy, los, komm, aufstehen, wir müssen weiter!“ Zitan sah Zenta total verständnislos an. „Was??“ fragte er und ließ den Kopf wieder ins Kissen fallen, „Jetzt?? Oooch mensch... wieso denn, hab keine Lust...“ „Ziddy!!!!“ rief Zenta und schüttelte seinen Freund, „Aufstehen!!!“ „Ist ja gut!! Bin ja schon auf!... Siana, aufwachen, wir müssen weiter!“ Er rüttelte Siana ein bisschen, worauf sie aufwachte. „Hm? Wo bin ich???“ gähnte sie, dann erblickte sie dir vier Jungen vor sich. „Oh, scheiße!!! Es war also doch kein Traum!!! WAAHH!!!!“ Sie setzte sich ruckartig auf. „Was soll das denn heißen, hm??!“ fragte Zenta und verschränkte die Arme, „Sei uns lieber dankbar, dass wir dir das Leben retten!!“ Siana beachtete ihn nicht, stand auf und ging zum Fenster. „Ihr wolltet mir noch neue Klamotten besorgen,“ fiel ihr ein. „Ja, ja, ich weiß, und jetzt beeil dich endlich!!!“ meckerte Zitan und schob sie aus dem Zimmer. „Hey, was soll das??!! – Vom Umgang mit Damen habt ihr null Ahnung!!!!“ Die vier gingen mit Siana aus dem Zimmer und schlossen die Tür. „Wir gehen jetzt runter, Prinzessin, und du wirst keine Zicken machen, o.k.?!“ zischte Zenta. „Was wird das??! Ich war doch noch garnicht im Badezimmer!“ empörte sich die Prinzessin laut. „Doch, gestern, das muss reichen!“ „Was?! Kommt nicht in Frage! Ich gehe nicht mit, bevor ich mich gewaschen habe!!“ protestierte Siana. Zitan fasste sich an den Kopf. „Diese Frauen... dieser Sauberkeitswimmel!! Schrecklich!! – Dann geh halt ins Bad, aber in fünf Minuten holen wir dich ab!!!!“ Die Diebe sprangen die Treppe runter und warteten. Im Restaurant waren viele Leute, die dort frühstückten. „Wie gemein, jetzt hab ich Hunger,“ maulte Vento, „Alle essen, und ich hab nichts!“ „Pech,“ meinte Zitan grinsend. Da kam plötzlich Mr. Yason mit einem anderen Mann herein. Der Mann hinter Mr. Yason trug eine aufwendige Uniform und einen Helm, der eine große Feder oben drauf hatte. „Wer ist denn das?“ fragte sich Zitan leise. „Sieht aus wie ein General aus Sentaria, oder so...“ murmelte Tiras unsicher. „Und ich versichere Euch, hier ist sie nicht!“ hörten die vier da Mr. Yason zu dem General sagen, „Bitte – überzeugt Euch selbst, Sir! – Was sollte eine Prinzessin überhaupt in meiner Herberge machen??? Das ist doch lächerlich, ich bitte Euch, Sir!“ Die vier Diebe sahen sich mit einem Hauch des Entsetzens an. „Ups,“ machte Zitan, „An sowas hab ich ja garnicht gedacht!! Klar, die suchen sie ja-...“ „Toll, jetzt ist es zu spät!“ meinte Tiras und sah hektisch zur Treppe. Siana war nicht zu sehen. Zenta sah auf. Da kamen Mr. Yason und der General bei den vier Jungen vorbei. „Paps,“ hielt Zenta seinen Vater plötzlich an und sah erst ihn, dann den General an, „Wer ist denn das???“ „Ich bin General Kindarn, erster General der Königin Kaiyla!“ sagte der Mann schroff, und Zitan hob plötzlich den Kopf. Der General fuhr fort: „Die Prinzessin ist verschwunden, und ich habe den Auftrag, sie zu suchen!“ Alle Leute sahen ihn an, als er das mit lauter Stimme verkündete. Da kam ein Soldatentrupp von zehn Mann hereinmarschiert. Zenta und Tiras sahen sich an. „Okay, wenigstens haben wir ein wenig Zeit gewonnen,“ seufzte Zenta resigniert. Da hob Zitan plötzlich die Stimme: „Ach, und Ihr glaubt, dass eine entflohene Prinzessin sich gerade hier niederlässt?? Wie lächerlich! – War sie denn in ganz Sentaria nicht???“ „Mach dich nicht über mich lustig, Junge! Das wird mit dem Tode bestraft!! – Also an alle hier!! Wer die Prinzessin gesehen hat, ist verpflichtet, es uns zu melden!! Wer sie findet, kriegt eine Belohnung von zehntausend Lou, wer sie gesehen hat, ohne es zu melden, wird mit dem Tode bestraft!!!!“ donnerte der General Kindarn. Die Leute begannen, aufgeregt zu tuscheln. „Also, Männer, durchsucht das Haus!!!!“ befahl der General dann, doch Zitan fing plötzlich lauthals an zu lachen. Alle sahen ihn an. „Was ist so komisch??!“ fragte Mr. Yason entsetzt. Allein die Tatsache, unter Verdacht zu stehen, die Prinzessin Siana unerlaubt zu beherbergen, machte den kugeligen Mann ungeheuer nervös. „Hahaha, ich sehe es unter meiner Würde, jetzt nach der Prinzessin zu suchen!!! Zehntausend Lou, was ist das schon?! Ein mikriger Haufen Kleingeld!!! Vielleicht würde ich Euch für eine Million Lou sagen, wo sie ist!! – Natürlich vorausgesetzt, ich wüsste es! Hahaha!“ gluckste Zitan amüsiert. General Kindern starrte ihn ärgerlich an. „Was erlaubst du dir, Rotzbengel??!! Du wagst es, über den ersten Mann der königlichen Armee – mich – zu lachen??!!“ „Tut mir wirklich leid, wenn ich Euren hochnäsigen Stolz verletzt habe, ehrwürdiger Bastard Miffi Kindarn!!!“ rief Zitan, und während seine Rede zuerst noch amüsiert klang, klang sie jetzt ziemlich ärgerlich. Mr. Yason, Zenta, Vento und Tiras starrten sich an. „W-was hat der denn vor??!!! Der will doch nicht etwa den General der Königin beleidigen!!!“ schrie Mr. Yason entsetzt. „Ziddy!!“ warf Zenta ein, „Lass den Blödsinn, was sollen unnütze Kloppereien??!!“ „Tss...“ machte Zitan verächtlich, „Ja – unnütz, das Einzige, was unnütz ist, ist die Vergangenheit!“ Der Blonde griff nach seinem Schwert. Kindarn zog blitzschnell sein Schwert heraus, Zitan tat es ihm gleich. Die Leute schrien auf und wichen zurück. „Ziddy, bitte...!“ versuchte Zenta, einen Kampf zu vermeiden, doch Zitan schubste ihn zur Seite. „Halt dich da raus!!!!“ fuhr Zitan ihn an, „Das ist ganz einzig und allein meine Sache!!!!!!“ „Oh Gott!!“ rief Mrs. Yason geschockt, die aus der Küche gerannt kam, „Ich bitte dich, Zitan, nicht in meinem Haus!!! – Wenn das deine arme Mutter sehen würde!! Sie wäre zornig, Zitan!!! – Gott sei ihrer Seele gnädig-...“ „Du liegst falsch, Ilja,“ sagte Zitan, indem er unverfroren Kindarn anstarrte, „Meine Mutter wäre alles andere als zornig!! Der Bastard hat es verdient, das zurückzubekommen, was er verschuldet hat!“ Die anderen – auch Kindarn – starrten ihn an. „Wovon redest du überhaupt?? – Sag mir deinen Namen, Bursche!!! – Woher kennst du überhaupt meinen Vornamen??!!“ fragte Kindarn schroff. Keiner der Anwesenden hatte bemerkt, dass Tamo inzwischen die Treppe heruntergekommen war. Er hörte fassungslos dem Gespräch zu. Zitan lachte bitter. „Ohhh!! Wie könnte ich den Vornamen des Mannes vergessen – der meinen Vater getötet hat??!!“ Ein hörbares Lufteinziehen von allen Seiten. Der General fuhr zurück. „Sag mir deinen Namen!!“ verlangte er wütend. „Ach, du hast schon so viele Väter getötet, dass du dich nichtmal mehr erinnerst, nicht??“ fragte Zitan gehässig grinsend, dann umklammerte er sein Schwert fester. „Menschenbastard!!!!!!“ Die Anwesenden fuhren zurück. Tiras schrak hoch. Der Spruch!! – „Menschen sind die bescheuertesten Lebewesen auf ganz Seydon!“ – Ziddy – Ziddy hat es gesagt!!! Der General war erstarrt. „Aaah...“ machte er erkennend, „Ich sehe in dir – sein Gesicht! – Das Gesicht deines Vaters, ich sehe es in deinem!!...“ Tamo starrte Zitan entsetzt an. „Das kann doch nicht...“ murmelte er zu sich, „Sayamainas erster General – tötete doch-...!!!“ Kindarn schnaubte. „Du... du bist einer von ihnen...! Du bist einer von jenen, die wir versuchten, auszurotten!! Du...!!! Dein Vater tötete den König von Sayamaina – Sari!!!!!“ brüllte der General, genau in diesem Moment stürzten sich die beiden aufeinander. „Oh mein Gott! Oh mein Gott!!!!“ kreischte Mrs. Yason. Mr. Yason wollte eingreifen, doch Zenta hielt seinen Vater zurück. „Das – das ist der General, der Kasko getötet hat!!“ keuchte der Junge entsetzt, „Das muss er sein!!!“ „Ohh Gooottttt!!!!!!“ heulte Mrs. Yason und brach zusammen, Tiras fing sie gerade noch auf. „Und Zitan glaubt, es wäre klug, seinen Vater so zu rächen??!!“ schnaubte Mr. Yason Zenta an, „AUFHÖREN, SOFORT!!!!!!“ Doch Zitan und der General waren mitten im Kampf. Zitan wollte dem endlich ein Ende setzen und sprang hoch. Der General tat es ihm gleich. Gerade wollte Kindarn Zitan das Schwert in die Brust rammen, da warf sich unerwartet jemand dazwischen und bekam das Schwert durch den Körper gerammt – es war Tamo! „TAMO!!!!“ schrie Zenta entsetzt. Der General starrte ihn an. Seine Hand zitterte. Tamo stand dem General gegenüber, das Schwert steckte in seinem Bauch. „Ihr gebt nie auf, was?“ Tamo lächelte bitter. „Ihr werdet es bereuen, eines Tages – dass Ihr den Vater – des letzten Saris getötet habt!“ Mit diesen Worten stürzte er zu Boden. „Tamo! Nein!! TAMO!!!!“ schrie Zenta und stürzte herbei. „Ruft einen Ambulanzwagen!!!!“ schrie Mr. Yason entsetzt. Zitan stand mit zitternden Fingern da. Er ließ das Schwert fallen und fiel neben Zenta auf den Boden. „Aber – wieso hat er mich beschützt???-... Ich verstehe das nicht! Woher kennt er-... meinen Vater??-... Das – das tut mir so leid-... i-ich wollte nicht, dass-...!“ „Ist schon gut! Beruhige dich!“ meinte Zenta, „Verdammt-... – ich erklär’s dir gleich, Ziddy, o.k.?“ Zitan nickte. Er war leichenblass geworden. Tiras eilte herbei. „Oh mein Gott!! Das ist hoffnungslos – die Wunde ist viel zu tief... das überlebt er nicht...“ meinte er geschockt. Da kam der Ambulanzwagen, um Tamo ins Krankenhaus zu bringen. Da öffnete Tamo noch einmal die Augen. Er sah Zitan an. „Sari-...“ murmelte er, und Zitan sah ihn an. „Ich-...??!“ „Sari... versprich mir... werde so wie dein Vater... du... du wirst es schaffen, Kleiner... das verspreche ich dir...“ flüsterte Tamo lächelnd. Dann schloss er die Augen und wurde weggetragen. Zitan und Zenta standen auf. Mrs. Yason rappelte sich auf. „Oh Gott, oh Gott-...!!“ „Und Ihr, General,“ fuhr Mr. Yason auf, „Ihr habt genug getan! Wir brauchen Eure Hilfe nicht mehr, auf Wiedersehen!“ Der General schickte sich zum Gehen. „Kommt, Männer! Wir werden Königin Kaiyla Bericht erstatten!!“ Mit diesen Worten verschwanden die Soldaten und der General aus dem Haus. „Was will er ihr berichten, dass er Tamo umgebracht hat?!“ knurrte Zenta verärgert. „Eher, dass Kasko Saris Sohn noch lebt!“ meinte Mr. Yason und verschränkte die Arme, „Sie haben sich so viel Mühe gegeben, Kasko zu töten, und jetzt taucht plötzlich sein Sohn auf! Das wird Kaiyla garnicht gefallen!“ Schweigen. „Äh... wolltet ihr nicht weiterreisen?“ fragte er dann. „Ja, wir müssen uns beeilen,“ meinte Tiras ernst, „Komm, Ziddy, lass uns nach oben gehen und nach Siana gucken.“ „Hoffentlich ist die in der Zeit nicht ertrunken,“ murmelte Zenta und kratzte sich am Kopf. Er, Tiras und Zitan gingen zur Treppe, Vento kam hinterher. Oben im Flur hielt Vento Zitan plötzlich an und fragte: „Du, sag mal – was war mit deinem Vater???? Wieso hat er den König von Sayamaina umgebracht? Ich dachte, das waren die Mesumanier!“ Zitan sah ihn nicht an. „Bist du eigentlich so blöd, oder tust du nur so??“ fragte er monoton. „Hallo??!“ fragte Vento empört, und Zenta und Tiras verdrehten die Augen. Zitan fuhr herum, riss sich plötzlich den Handschuh von der Hand und krümmte die Finger, und Tiras und Vento fuhren zurück – Krallen. „Was seht ihr??!“ zischte Zitan, „Krallen, ja, Krallen!! Ich bin ein Mesumanier, Vento!!“ Vento starrte ihn an, auch Tiras war doch etwas überrascht – obwohl er es sich ja selber gedacht hatte. „Ich glaub, ich dreh am Rad,“ sagte Vento und starrte auf die Krallen. Zitan fuhr jene wieder ein und zog den Handschuh wieder an. „Kein Wort zu irgendwem,“ sagte er barsch, „Schon garnicht zu der Prinzessin!!!!“ „Dann – stimmt es wirklich, was du immer sagst?? Du hasst die Menschen, nicht wahr?“ fragte Tiras. Zitan senkte den Kopf. „Es gibt gute und schlechte Menschen,“ sagte er dumpf, „Und ich hasse die schlechten! Sie haben meine Familie ermordet – Sayamainas König Kesra hatte versucht, mich zu töten, deshalb tötete mein Vater ihn. Daraufhin brachte dieser General ihn um... ich habe alles gesehen – überall Blut – überall – ah, ich wünsche euch, niemals sowas erleben zu müssen.“ Damit drehte er sich ab. Da öffnete sich plötzlich eine Tür, und Siana kam unversehrt aus dem Bad. „Aha!!“ rief sie tadelnd, „Wo wart ihr so lange??!!“ Die Jungen sahen sie an. „Wir – wollten dich gerade holen!“ meinte Tiras verwundert und sah auf die Uhr. Sie sah ihn an. „Ich hab mich so gelangweilt, deswegen hab ich gleich zweimal gebadet!“ „... ...“ „Aah, das tun Frauen gegen Langeweile??“ wunderte sich Zenta, „Seltsames Volk.“ „Lasst uns gehen!“ meinte Tiras und tat, als sei nichts vorgefallen, „Zenta, lass uns nicht durch das Restaurant gehen, sonst sieht sie noch das Blut! Sie darf es auf keinen Fall erfahren!“ „Einverstanden,“ meinte Zenta, „Geht vor, bringt sie runter zu den Kizayas! – So, Ziddy, ich wollte dir noch erklären, warum Tamo dir das Leben gerettet hat... weißt du, er hat früher an der Seite von König Matso gekämpft. Und im Krieg hat dein Vater ihn attackiert... da hat er gemerkt, dass ihr stärker seid, und hat aufgegeben. Daraufhin wurde er Mesumanier-Forscher, Ziddy – er ist überall herumgereist, um alles herauszufinden... ah! Kizalos!! – Kizalos ist jetzt König von Kesvitara, Zid!!!“ „WAS??!!“ fragte Zitan erstaunt, „Ta-...Tamaro Kizalos??!!“ „Ja, eben der!“ rief Zenta, „Ironie pur, nicht wahr??! Ihr lebt zwei Jahre lang in einem Wald, und der beste Freund der Familie wird König!!“ Zitan fuhr auf. „Zenta, wir gehen nach Kesvitara! Ich will Kizalos sehen! Wir wollen sowieso hier weg, warum dann nicht nach Kesvitara??“ Zenta sah ihn an. „Einverstanden. Gehen wir nach Kesvitara!“ Die beiden kamen unten an. Dort standen Mr. und Mrs. Yason. „Gute Reise, macht keinen Unfug!“ meinte Mr. Yason warnend. Zenta würdigte seine Eltern keines Blickes. „Ja, sicher doch!“ versicherte Zitan, „Wir gehen jetzt nach Kesvitara! Viel Glück euch beiden! Lebt wohl!“ Er verabschiedete sich von Mrs. Yason, und er und Zenta gingen zu den drei anderen, die bei den Kizayas warteten. „Schneller ging’s nicht, was?“ fragte Tiras. „Nein. Leider nicht! Also, wir haben vorerst das Reiseziel Kesvitara!“ erklärte Zitan. „Kesvitara?“ fragte Siana, die bereits auf Nervi saß. Zitan und Zenta sprangen auf ihre Kizayas. „Jepp, Kesvitara. Um genau zu sein, Takuya, Kesvitaras Hauptstadt! Aber erst holen wir dir neue Sachen!“ Gesagt – getan. Die fünf ritten einige Straßen weiter, dann kamen sie an dem Modegeschäft an, das Vento am vergangenen Tag entdeckt hatte. „Hey, garnicht mal schlecht!“ stellte Siana fest, indem sie auf die Kleider im Schaufenster sah. Die fünf gingen rein, und es dauerte ewig, bis Siana endlich etwas gefunden hatte. Ein hübsches Kleid, schulterfrei, vorne mit vielen Perlen bestickt. „Also ehrlich, mit dem Ding willst du auf Reisen gehen?! Du siehst ja aus wie eine geklaute Jungfrau!!“ rief Tiras aus. Zitan fing an zu lachen und zischte ihm zu: „Ist sie etwa das nicht?“ „Ob sie Jungfrau ist, weiß ich nicht...“ „TIRAS!!!!“ „Nee, das ist definitiv zu unpraktisch, ich schwöre dir, dass es kaputtgehen wird, das teure Stück!“ bedauerte Tiras. Doch Siana blieb energisch. „Nein, ich will das aber!!! Ich bin die Pr-...!“ „Schscht!!“ machten alle vier Jungen zugleich und hielten ihr den Mund zu. Sie sah die vier an. „Bist du irre??!“ fragte Zenta, und Siana blinzelte, die vier ließen sie wieder los. Zitan musterte das Mädchen eine Weile. „Also, ich finde das Kleid ganz entzückend...“ grinste er. Siana lächelte. „Wenigstens einer auf meiner Seite!“ „Hm... so ein genialer Ausschnitt – ich muss sagen, Siana, du hast aber einen hübschen Busen!!...“ Siana starrte ihn an. „Was??!! – AAAAAHHHHHH!!!!“ „‘Tschuldigung! Aber so ist das nunmal... man muss doch nicht verstecken, was man hat, Siana, nicht???... Zumindest nicht, wenn es hübsch ist...“ „Hör auf, mir auf die Brüste zu glotzen, du Spanner!!!!!“ „Ziddy, lass sie in Ruhe, o.k.? Das gibt doch nur Zoff!“ meinte Zenta entnervt. „Man wird ja wohl nochmal gucken dürfen!“ „NICHT IN MEINEN AUSSCHNITT!!!!!“ kreischte Siana empört und stampfte mit dem Fuß auf. „Ja! Schon o.k.! Ich hör auf, versprochen!“ winkte Zitan ab und drehte sich auf dem Absatz um. Siana betrachtete sich im Spiegel. „Sieht das so gut aus?“ „Nein, echt verboten sieht das aus, du siehst aus wie Prinzessin Siana Kesra XIII.!“ witzelte Vento. Sie drehte sich halb um und grinste ihn bösartig an. „Bin ich die nicht?“ „Siana, denk dran!!...“ zischte Tiras, und Siana blinzelte erneut. „Sssst, Tiras!!“ machte sie und hob einen Finger, „Jetzt kauft mir das Kleid und die Handschuhe, und gefälligst noch dieses Paar Schuhe, dann noch die ganze Unterwäsche – und ein Zopfgummi!“ „Sonst noch Wünsche???!“ fragte Zenta entsetzt. „Ein Frühstück wäre gut!“ meinte Siana. Zitan seufzte. „Ja, ja, eins nach dem anderen! So, das Zopfgummi ist schonmal hier, die Handschuhe gib mir, die steck ich vorerst ein, die Schuhe auch, die Unterwäsche könnt ihr drei nehmen, und das Kleid bezahlen wir!“ „ZIDDY!!!!“ „Ja, warum nicht? Sie wollte es ja so!“ Siana zog sich also wieder um, und Zitan ging nach vorne und packte das Kleid auf die Theke. Die Verkäuferin sah ihn an. „Für sie, nicht für mich, mensch!!!“ meckerte Zitan und zeigte auf Siana. Nachdem er bezahlt hatte, gingen die fünf mit dem ganzen gestohlenen Zeugs aus dem Laden und verstauten alles in einer Tüte. Tiras band Siana schnell provisorisch die Haare zusammen, sie hatte inzwischen das Kleid, die Handschuhe und Schuhe angezogen und war auf Nervi gestiegen. Die Tüte packte Zenta in seinen Rucksack, dann galoppierten sie los. „Nichts wie weg hier, bevor die olle Schrulle spitz kriegt, dass wir sie beklaut haben!“ meinte Vento, und schon waren die fünf aus Kasara rausgeritten und kamen in einen Wald. „Oh mein Gott, ist das dunkel hier, wieso gibt es hier keine Straßenbeleuchtung??“ fragte Siana und sah sich skeptisch um. „Tja, das hat Vento auch gefragt, als er das erste mal hier war!“ witzelte Tiras. „Wo keine Straße ist, kann theoretisch doch auch keine Straßenbeleuchtung sein, oder irre ich mich da etwa?“ fragte Zenta und zog eine Augenbraue hoch. Siana legte den Kopf schief und meinte: „Na gut, du hast recht! Dann müssen hier eben Straßen gebaut werden!! Basta!“ „Zenta hat immer recht,“ beteuerte Vento. „Aber,“ erwiederte Siana, „Es ist doch eigentlich helllichter Tag!! Wieso ist es hier trotzdem dunkel??“ „Nun, im Wald ist es immer dunkel, Prinzessin, und ich schätze, du musst dich leider daran gewöhnen!“ meinte Zitan zu ihr. Siana zog eine Schnute. „Na ganz toll!!“ machte sie beleidigt, „Und so reisen wir im Dunkeln nach Kesvitara!! Was wollen wir da eigentlich??“ Niemand der vier antwortete ihr – Tiras und Vento wussten es ohnehin selbst nicht. „So, Fräulein, jetzt bist du raus aus Sayamaina!“ meinte Tiras nach zehn Minuten. „Was?? Wieso?? Wo bin ich denn dann??“ „In Chimanjata! Wenn wir jetzt nach Norden gehen würden, kämen wir nach Nuria, und wenn wir nach Südwesten gehen, kommen wir nach Anakusia!“ erklärte Zenta, „Hast du kein Erdkunde gelernt???“ „Anakusia kenne ich!“ meinte Siana beleidigt. „Aber wir werden nach Süden gehen, ich weigere mich, nach Anakusia zu gehen, das weißt du, Zenta!“ murrte Zitan, „Also werden wir einen großen Bogen machen, durch Tsetsabinoaria reiten und von dort aus durch Moszia nach Kesvitara! Aber nach Anakusia gehen wir auf gar keinen Fall!!“ „Warum den großen Bogen??“ fragte Siana verständnislos. „Darum!“ machte Zitan mürrisch. „Er hasst die Anakusianer, nichts zu machen!“ Vento zuckte mit den Schultern. „Ziddy, wir machen einen riesigen Umweg, wenn wir um Anakusia herumwandern! Nimm’s doch einmal hin, dass wir durch Anakusia direkt nach Moszia gehen! Immerhin, du willst doch nach Kesvitara, oder nicht?“ meinte Tiras. „Natürlich!! Aber ich will nicht nach Anakusia, ganz einfach, wir gehen drum herum, basta!!“ rief Zitan scharf. Alle schwiegen. „Hauptsache, ich bekomme bald ein Badezimmer,“ sagte Siana dazu. Zenta brummte. „Ich glaub's nicht, du warst doch eben gerade im Bad in Kasara!!!“ „Na und???“ „Von zu viel Waschen löst sich die Haut auf!“ behauptete Zenta frei heraus, und Tiras gluckste. „Gibt’s in Anakusia gute Badezimmer??“ fragte Siana nachdenklich. Zitan gab ein höchst ärgerliches Brummen von sich, und Zenta seufzte. „Gleich geht Ziddy an die Decke, also halt lieber den Rand!“ mahnte er bloß. Siana sah ihn mit großen Augen an. „Na und???“ machte sie, „Was schert mich das??!“ „Der macht glatt Kleinholz aus dir, Prinzessin, ich schwör’s dir, sei froh, dass du noch keinen seiner berühmt-berüchtigten Wutanfälle mitbekommen hast!“ grinste Vento. „Aggressive Leute sind mir zuwider!!“ erklärte sie hochnäsig. „Und – gehen wir jetzt nach Anakusia oder nicht???“ Zitan wirbelte herum. „NEIN, WIR GEHEN NICHT NACH ANAKUSIA!!!!!!!!!“ brüllte er, und alle sahen ihn erschrocken an. Schweigen. „Ich hab da ´ne bescheidene Frage,“ meinte Vento kleinlaut. Alle sahen ihn an. „Ja??“ „Wieso reiten wir im Schritt?“ „... ...“ „Das hab ich mich auch schon gefragt! Warum nur?“ fragte sich Zitan jetzt auch und sah Kasera an. Sie schnaubte bloß. „Ja, du bist ja vorne, also musst du auch sagen, was gemacht wird! Also mal ´n bisschen Galopp, hm?“ grinste Vento. „Tja, da ist das Problem mit Siana...“ entgegnete Zitan und sah dabei Siana an. Siana verschränkte die Arme. „Ich kann doch reiten, oder nicht? Lasst uns galoppieren! – Guck, ich kann sogar freihändig reiten!!“ Genau in dem Moment riss Nervi den Kopf runter, und durch den plötzlichen Ruck flog Siana von seinem Rücken und stürzte auf den Boden. „WAAAAAHHHHH!!!!!!“ „Guuut,“ machte Zenta ironisch, „Falls du mal keine Lust mehr hast, Königin zu werden, werd doch Clown! Passt bestimmt gut zu dir!“ „Zenta!“ mahnte ihn Zitan, „Sei nicht so fies! – Komm, Siana.“ Er half ihr auf Nervi, und sie zog eine Schnute. „Wir galoppieren trotzdem!“ beharrte sie energisch. „Na, wenn sie meint,“ Zitan zuckte mit den Schultern und gab Kasera die Sporen, und die fünf galoppierten durch den Wald. Spät in der Nacht machten sie Halt. In einem kleinen Dorf hatten sie sich was zu Essen geklaut, nun saß man friedlich um ein Lagerfeuer mitten im Wald und speiste. Siana schien sich nach und nach an die Räuber zu gewöhnen. „Ob sie sich damit abfindet, dass sie nicht daheim in Sentaria ist?“ fragte Tiras. „Ich denke schon... sieh doch nur, wie sie da sitzt und futtert!“ meinte Zitan und lächelte. Tiras nickte. „Weißt du nur,“ fuhr Zitan nun etwas ernster fort, „Ich hab das ungute Gefühl, dieser Kindarn-General hat jetzt ein Auge auf mich geworfen – hoffentlich verfolgt er uns nicht... wenn der spitzkriegt, dass Prinzessin Siana bei uns ist, dann gibt’s Zoff, aber gewaltig!“ „Ja, da hast du leider recht... denn ich fürchte, die Königin provoziert ihr gesamtes Personal! Ich meine, das färbt ab, du verstehst? Sie wird von ihr kontrolliert, und dann kontrolliert sie ihre Leute!“ „Hä?? Wer kontrolliert wen????“ fragte Vento jetzt verwirrt. „Na, sie kontrolliert die Königin, und die Königin kontrolliert ihr Personal!!!!“ rief Tiras. „Und?“ „Ja, ich meine es so: Weil die Königin kontrolliert wird, kontrolliert diese dann ihr Personal, unter anderem auch Kindarn! Will sagen, Kindarn wird auch kontrolliert, er könnte uns gefährlich werden!! Versteht ihr, über Psychokinese kann die Prinzessin jede Sekunde ins Schloss transportiert werden!!!! Wenn sie erstmal wissen, dass sie hier ist, werden sie mit Hilfe von Psi-Konzentrationen die Prinzessin zu sich holen!!“ „Woher sollen die Psi beherrschen können? Das sind keine Musanier, sondern Menschen, mein Freund, dreckige, kleine Menschen!“ entgegnete Zitan erstaunt. „Aber sie werden von ihr kontrolliert, Zitan! Und sie beherrscht bei Gott Psychokinese!! Und vieles mehr! Sie ist selbst den Musaniern überlegen!“ versuchte Tiras Zitan beiläufig zu machen. „Mein Gott, Tiras! Nun erzähl keine Horrorgeschichten!! Da fällt mir ein, Zid, wenn du tatsächlich Mesumanier bist, warum kannst du dann keine Psychokinese??“ fragte Vento. Zitan sah ihn an. „Ich hab’s doch nie gelernt! Mein Vater starb, als ich 6 Jahre alt war! Und da war ich zu klein für Magie! Und meine Mutter wurde schwer krank, konnte mir auch nichts beibringen! Deswegen gehen wir zu Kizalos, vielleicht kann der’s! Das einzige, das Papa mir noch beigebracht hat, ist Schwertkämpfen!“ Zitan sah zu Boden und lächelte bitter. „Ganz Nuria muss ja versifft sein von Blut,“ sagte Vento erstaunt. „Ist es auch!! Am heutigen Cap Mort wurden tausende von den Klippen gestoßen! Ertränkt, niedergemetzelt! Einfach so! Ohne Grund!“ „Oh... das – muss furchtbar sein... na, komm, Zid, jetzt beruhig dich... alles o.k.?“ „Ja – danke, es geht schon-... es geht mir gut!“ „Hey! Habt ihr noch mehr davon? Das schmeckt gut!“ rief Siana plötzlich, und alle sahen auf. „Ist was?“ „Oh, äh, nein! – Da hast du noch was, Siana, iss nur, so schnell gibt’s nichts wieder!“ meinte Tiras gut gelaunt. Siana grinste und aß gemütlich weiter. „Die scheint ja richtig Hunger zu haben!“ bemerkte Vento. „Das ist auch gut so!... Die soll sich mal daran gewöhnen, keine Königsberger Klopse zu essen!“ lachte Zenta. „Hahaha, stell dir vor, wir hätten hier so ´ne ellenlange Tafel stehen, wo tausend Speisen auf einmal drauf sind, da würde bestimmt jeder was finden!“ gluckste Zitan darauf. „Eine Tafel Königsberger Klopse!“ „Du und deine Klopse! Ich klops dir auch gleich was, wenn du nicht aufhörst!“ „Wie jetzt, ist das Essen schon alle???!!“ fuhr Siana plötzlich auf, und alle sahen sie an. „Also hör mal, du bist hier nicht in Sentaria, sondern mitten im Wald von Chimanjata, mit ein paar unerzogenen Bengeln, und da ist das Essen schnell alle!“ erklärte ihr Tiras. „Also, unerzogen...“ wollte Vento protestieren, und Zenta lachte spöttisch. „Ja, du bist ja wohl der Ungezogenste von allen!! – Naja, zumindest der Blödeste.“ „Oh mein Gott, ich esse ja die ganze Zeit mit den Fingern!!“ quietschte Siana und starrte auf ihre Finger. Die Diebe lachten. „Musst dich dran gewöhnen, hm? So, jetzt gehen wir schlafen! Verdammt, es ist schon nach zwölf, iss morgen weiter!“ „Ins Bett? Welches Bett?“ fragte Siana und sah sich um. „Was hältst du von einer Decke?“ „Wie????“ „Ja, was hast du im Wald erwartet?? Ein Himmelbett mit blauem Vorhang, oder was??“ gluckste Zenta. Siana sah die Decke an, dann begnügte sie sich damit und mummte sich darin ein. Die Anderen taten es ihr gleich, und bald war Grabesstille eingetreten. Doch Siana lag noch wach und sah sich ängstlich nach allen Seiten um. „Hey? Seid ihr noch wach??“ fragte sie nach einer Zeit. „Nein,“ knurrte Zitan. „Du hast wach zu sein, ich bin die Prinzessin!“ „Wolltest du noch irgendwas??“ gähnte Zitan, ohne auf ihre Beschwerde einzugehen. „Ich – ich hab Angst, hier draußen im Wald zu schlafen! Hier können doch wilde Tiere kommen! Außerdem höre ich immer Geräusche-... alles ist so finster hier-...“ „Och mensch, Prinzessin... das Feuer brennt doch, was hast du denn? Du brauchst wirklich keine Angst zu haben... wenn ein Tier kommt, schreist du, dann schneid ich es durch,“ murmelte Zitan und umklammerte mit der Hand sein Schwert. Siana lächelte. „Und wenn es schon zu spät ist?“ „Quatsch! Zu spät ist es nie! Außerdem gibt’s hier nicht viele Tiere! Höchstens Musanier! Und die tun nichts, die werden uns freundlich wecken und fragen, was zum Geier wir hier machen.“ „?!?!“ „Ja, so ist das! Also, schlaf jetzt... wenn was ist, schrei einfach!“ Mit diesen Worten rollte Zitan sich zusammen und schloss die Augen. Siana starrte auf die Bäume, die im Schein des Feuers eine seltsame Farbe hatten. Da war es wieder, das knackende Geräusch. Siana verzog sich unter ihre Decke. „Nein... bitte komm nicht her...!“ Doch das Geräusch kam näher und näher. Plötzlich knackte es unmittelbar neben ihr. Siana stieß einen gellenden Schrei aus. „Was, wie, wo?!“ kreischte Zenta sofort, und Zitan sprang auf. Doch da war nichts. Nichts. „Was war das?!“ rief Zenta erschrocken, „Was schreist du so?!“ „Ich-... ich-... ich hab ein Geräusch gehört! Und zwar genau hier!!“ heulte Siana. „Ein Stein,“ stellte Zitan fest, „da muss jemand einen Stein geworfen haben. Wer ist da?!“ schrie er in Richtung der Bäume. Keine Antwort. „War vielleicht ein Tikana, das ein Loch gräbt!“ schlug Zenta vor, „Gute Nacht!“ „Genau. Beruhige dich, Prinzessin... schlaf jetzt, o.k.? Da ist wirklich nichts. Und brüll nicht beim kleinsten Piep los, o.k.? Gute Nacht, schlaf schön.“ Siana versuchte zu schlafen. Doch es funktionierte nicht. Plötzlich jaulte irgendwas aus dem Busch heraus. Siana schrie wieder auf, diesmal etwas leiser. „Was ist?!“ fragte Zitan und sah sich um, „Da ist doch garnichts!!“ „Doch! Da hat was geheult! Da drin!“ „Mein Gott, ein Itaro!! Die heulen nur den Mond an! Gute Nacht!“ Langes Schweigen. „Du?“ „Nenn mich nicht du, nenn mich Zitan, von mir aus auch Zid, aber nicht du! – Was ist denn?“ „Ich-... ich hab immer noch Angst!...“ schluchzte Siana und brach dann in Tränen aus. „Och je,“ meinte Zitan und setzte sich auf, „Prinzessin... du musst doch nicht weinen... gewöhn dich einfach dran, o.k.? Ich schwöre dir, es kann nichts passieren. Das Knacken sind nur morsche Äste. Alles klar? Leg dich hin und schlaf, wir sind ja alle da, um dir das Leben zu retten, falls was ist, o.k.? Ich hol dich auch aus dem Maul von irgendwas raus, wenn’s sein muss! Von mir aus hol ich dich auch aus Anakusia, aber bitte schlaf jetzt!“ Siana sah ihn noch lange an, dann legte sie sich hin und versuchte zu schlafen. Aus Anakusia? Ich dachte, er hasst Anakusia... bin ich ihnen denn wirklich so wichtig?... Da war es wieder, das Geräusch. Siana versuchte, ruhig zu bleiben. Doch plötzlich huschte ein Schatten über das Lager, gefolgt von einem Krähen aus der Luft. Siana kreischte auf und zerrte Zitan am Kragen, bis er sich zu ihr umdrehte und genervt meinte: „Das war ein Vogel, verdammt nochmal, ein Vogel!! – Ähm-... könntest du mich bitte loslassen???“ „Was??! – Oh! Entschuldige! Tu-tut mir leid, aber ich war so in Panik...“ Sie ließ ihn erschrocken los und drehte sich verlegen ab. „Ist schon gut-... Prinzessin-... nun hör auf zu weinen... es ist ja gut... ist ja gut... komm her, beruhig dich erstmal-... war wohl ein Schrecken für dich, was?“ „Jaah...!“ schniefte Siana und klammerte sich an seinen Arm, „...Ich hab mich so erschrocken!...“ Zitan lächelte verlegen und versuchte, Siana zu trösten. Schließlich hörte sie auf, zu weinen, hielt aber weiter seinen Arm fest. „Hey, willst du mich jetzt nicht loslassen?“ „Nein... so hab ich wenigstens keine Angst-...“ Sie sah ihn nicht an. Zitan zog die Augenbrauen hoch. „Hä?...“ Er sah sie an. Dann rutschte er vorsichtig zu ihr herüber und schloss sie zärtlich in die Arme. „Brauchst ja keine Angst zu haben... wir sind ja alle hier...“ murmelte er. Siana lächelte nun und machte es sich bei ihm gemütlich. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Zitan lächelte und spürte, wie ihm ganz warm dabei wurde, noch nie war ihm sowas passiert... und dann spürte er so ein seltsames Gefühl im Magen, so ein eigenartiges Kribbeln... er zog sie fester an sich heran und war auch bald darauf eingeschlafen. ________________________ Fremdwörter: Anakusia, Moszia, Chimanjata, Tsetsabinoaria - Länder halt....^^' Tikana - Hasenähnliches Tier Itaro - Wolfsähnliches Tier Kapitel 4: Ein Umweg mehr ------------------------- Als es hell war, wachte Tiras – wie immer als Erster – auf. „Leute!! Warum schlaft ihr denn noch?! Wir müssen weiter!“ rief er und rappelte sich auf. „Das sagst du jeden Tag, mein Freund...!“ murrte Vento und gähnte verschlafen. Doch Tiras hörte ihm garnicht zu: „Nun guckt euch das an!“ rief er aus. Zenta und Vento kamen dazu und folgten Tiras Blick auf den Boden. „Oha!“ machte Vento. „Herrje, immer diese Knutschereien...!“ Zenta schüttelte den Kopf. Zitan und Siana lagen da, einander fest umschlungen, und schliefen. Tiras tickte die beiden kurz an und grinste. „Ähem – Verzeihung für die Störung, aber es ist schon hell, Zid!“ Zitan blinzelte. „Was? Störung?? Hä? Was – was – WAS?!?!“ kreischte er da plötzlich und sprang von Siana weg. Siana wachte auf. „Was ist denn? Hast du jetzt auch Angst, oder warum schreist du???!“ wunderte sich das Mädchen. „Er hat Angst vor dir, Siana!“ grinste Vento, „Also ehrlich, nicht jede Prinzessin geht so ran!!“ Siana starrte ihn entsetzt an. Dann fiel ihr dieser romantische Augenblick in der vergangenen Nacht wieder ein, und sie wurde knallrot. „Da-das war nur, weil ich Angst hatte!“ „Genau, genau,“ grunzte Vento. „Zid, wie kommst du denn dazu, dir zu leisten, die Prinzessin Siana anzubaggern?! Bist du noch ganz dicht??!!?“ fragte Tiras entsetzt. Zitan starrte ihn empört an. „Moment mal, immer bin ich schuldig, sie hat angefangen!!!“ verteidigte er sich und zeigte auf Siana. „Kindskopf!“ „HALT DEINE SCHNAUZE!!!!!!“ „Er hat recht,“ gab Siana zu, „Ich hab angefangen... ich war so in Panik, da hab ich mich an ihn gekrallt...“ „Aber er hat ja erwiedert, Siana!“ gluckste Vento, „Heeeeey, Ziddy, sag bloß, du hast dich in sie verknallt!!!! Ha-ha, Ziddy ist verliebt, wie lustig!“ „Yo,“ machte Zitan, „Bestimmt! – Räumt euren Kram zusammen, wir müssen weiter!!“ Damit knotete er seine Decke zusammen und sprang auf Kasera. Zenta fing an, zu lachen. „Du machst bloß so blöde Sprüche, weil du eifersüchtig bist, Vento! Bist ja selber in sie verknallt, tu nicht so! Ätsch!“ „Du musst dich gerade melden, du hast doch nichtmal ´ne Ahnung von Mädchen! Sag mal, bist du eigentlich schwul???“ „Pff,“ machte Zenta, „Klar, mit dir, Süßer!“ Er streckte Vento die Zunge raus, und der verzog das Gesicht. Tiras kugelte schon lachend auf dem Boden herum, und Siana und Zenta sprangen in der Zeit auch auf ihre Kizayas. Die fünf machten sich auf den Weg nach Süden. „Heute werden wir nach Tsetsabinoaria kommen, wenn wir uns beeilen,“ meinte Zenta. „Wunderbar!“ rief Siana, „Können wir heute mal in einem Hotel schlafen?“ „Du hast doch erst einmal draußen geschlafen, du Nase!!!“ rief Zenta entsetzt, „Also bitte!! – Nein, Movisa erreichen wir erst morgen!!“ „Wir sollten extra Städte meiden und draußen schlafen, um Siana abzuhärten!“ murmelte Zitan, und Siana erstarrte auf Nervi. Alle sahen sie an. „Hm?“ machte Vento. Siana öffnete den Mund: „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Gegen Mittag machten sie Pause. „Haben wir noch was zu essen hier?“ fragte Siana. „Sehen wir so aus??!“ fragte Zitan, „Nein!“ „Hätte ja sein können, kein Grund, unfreundlich zu werden!“ meckerte Siana beleidigt. „Oh- mein- Gott!“ stöhnte Zenta und fuhr sich durch die Haare, „Wenn die beiden immer so miteinander auskommen, wird’s ziemlich unterhaltsam-...!“ „Hauptsache, sie schreit nicht mehr!“ seufzte Tiras, „Ich bin halb taub!“ „Tinitus für alle, gratis!“ brummte Zenta. „Das gibt sich schon noch, wenn sie sich an das Leben hier gewöhnt hat,“ orakelte Tiras, „Sie muss sich erstmal einleben, das hier kennt sie doch alles noch nicht... und ich bin der Meinung, wir sollten unser Bestes geben, um sie an das Leben hier draußen zu gewöhnen.“ Vento fing an zu lachen. „Und wenn sie dann nach Sentaria zurückkommt, hat sie vergessen, wie man mit Messer und Gabel isst! Hahaha!“ „Lasst uns weitergehen! Sonst kommen wir ja Weihnachten noch nicht in Kesvitara an!“ rief Zenta und sprang auf. Die fünf sprangen auf ihre Kizayas. „Wo längs?“ fragte Vento und sah sich um. Alle Blicke wendeten sich auf Zitan, doch er zögerte. „Ähm... lasst... lasst uns lieber nach Südosten gehen... da stimmt was nicht...“ „Wo??“ machte Vento und sah sich um. Auch die anderen konnten nichts Ungewöhnliches erkennen. Zenta gab sich nichtmal die Mühe, sich umzusehen – Zitan als Mesumanier hatte ein sehr viel feineres Gespür für Gefahren, das wusste er. „Da kommt was an, wir sollten lieber ausweichen!“ meinte Zitan und wendete Kasera, „Mit der Jungfrau im Schlepptau können wir uns momentan keinen Kampf leisten, Leute! Wir gehen einfach solange stur nach Südosten, bis wir die Grenze Chimanjatas erreichen! Dann schlagen wir um nach Westen! Aber im großen Bogen! Na kommt schon!“ Zitan gab Kasera die Sporen und galoppierte davon. Alle anderen hinterher. „Was soll das heißen, ‚da kommt was an ‘? Wo denn? Ich sehe garnichts, Zid!!“ stellte Vento fest. „Nein, ich sehe es auch nicht!“ entgegnete Zitan, ohne eine Hoffnung darauf, dass Vento das verstehen würde, „Aber da ist was, das merk ich doch bis hierher! – Womöglich dieser Kindarn! Dem sollten wir aus dem Weg gehen, nachher erkennt er Siana noch!“ „Kindarn?“ fragte Siana erschrocken, „Was will denn der hier??!!“ „Was wohl??!“ murrte Zenta, „Er hat Lust, mit Ziddy Karten zu spielen und Kaffee zu trinken! Du etwa nicht???“ Siana sah ihn verwirrt an. „Der Kerl hat was gegen mich, und wenn er rauskriegt, das ausgerechnet ich dich habe, wird er fuchsteufelswild!“ rief Zitan zu Siana herüber. Das verstand sie nicht ganz, aber sie gab sich mit dieser Auskunft zufrieden. „Aber warum nach Südosten?! Das ist der größte Umweg, den wir überhaupt machen können, Zid!!“ rief Tiras. „Na und?! Besser Umweg als Kampf, oder?!“ Das sah Tiras ein. Nur Siana konnte sich nicht erklären, wie Zitan auf die Idee kam, Kindarn könnte da auf sie lauern. Wenn er es nicht sehen konnte, wie konnte er sich dann so sicher sein??... „Hey! Wie lange noch?! Ich kann nicht mehr!“ schrie Siana nach einer Zeit. „Stell dich nicht so an, weiter! Los, Nervi! Hopp!!“ trieb Zitan Nervi an. Eine Zeit lang ritten sie so weiter, nach drei Stunden war der Wald zu Ende, und sie galoppierten über Felder und Wiesen. „Endlich Tageslicht!“ freute sich Siana. „Yo,“ machte Vento gut gelaunt. Kindarn schienen alle wieder vergessen zu haben. „ACHTUNG, STEHENBLEIBEN!!!!“ schrie Zitan plötzlich und machte so eine unvorhersehbare Vollbremsung, dass alle hinten aufliefen und jedes Kizaya die Nase im Hintern vom Vordermann hatte. Nervi bäumte sich auf, und Siana purzelte herunter. „AAAHH!!!!!!!!“ kreischte sie, als sie zu Boden stürzte. „Prinzessin! Hast du dir wehgetan???!!“ fragten Tiras und Vento im Chor. „Es-... geht schon-... autsch...!“ Siana versuchte, aufzustehen, doch es klappte nicht so recht. „Aua!! Warum tut das denn so weh??“ Nun sprangen alle Jungen ab, und Tiras untersuchte Sianas Fuß provisorisch. „Hm, scheint nichts gebrochen zu sein-... tut das hier weh?“ „AUA! – Ja!“ rief das Mädchen aus. „Tja, Fuß verstaucht, würd‘ ich sagen... geht es, oder kannst du garnicht aufstehen?“ „Ich weiß nicht – wieso musstest du auch so plötzlich anhalten?!?!“ giftete sie dann Zitan an. „Tut mir leid, da ist ´ne Schlucht, mindestens hundert Meter runter, Prinzessin, da wollte ich euch eigentlich nicht reinreiten!!“ rief Zitan ärgerlich. „Sei nicht so kindisch, Ziddy!“ meinte Zenta und half Siana auf die Beine. „Kommt, Leute, dann reiten wir halt direkt nach Süden!“ „Aber ich kann doch garnicht mehr reiten!“ schluchzte Siana und beäugte ihren Fuß, „Lasst uns doch erstmal hier bleiben!“ Als alle sie ansahen, meinte sie: „Es geht wirklich nicht.“ Also blieb man eine Zeit am Rande der Schlucht. Nach einer Stunde entschloss man sich, weiterzugehen. „Von mir aus im Schritt, Prinzessin, hauptsache weiter!“ knurrte Zitan. Siana sah ihn an. Er hob sie vom Boden auf und setzte sie vorsichtig auf Nervi. „Danke,“ sagte sie dumpf. „Keine Ursache. Armes Ding, tut dein Fuß denn wirklich so weh?“ Er sah auf den geschwollenen Fuß herunter, der garnicht mehr in den Schuh passte. Vorsichtig berührte er ihn mit der Fingerspitze und sah sie an. „Yo, Schritt halt.“ Wieder betrachtete er den Fuß, dann legte er vorsichtig seine Hand darauf. Siana lächelte, ohne, dass er es merkte. Seine Hand ist so warm... schön warm... das ist richtig angenehm... oh, wie wird mir?... Sie sah ihn an. Da nahm er die Hand von ihrem Fuß und grinste. „Hoffentlich wird das bald besser!“ rief er ihr grinsend zu und sprang auf Kasera. „Kann’s losgehen? Zenta?“ „Was?? Yo, auf geht’s!“ Die fünf ritten los, im Schritt, weil Siana nicht reiten konnte. Oder doch? Jedenfalls begutachtete sie ihren Fuß, bewegte ihn hin und her – es tat fast garnicht mehr weh. Die Gruppe ritt nun nach Süden. „Wenn wir so weiterreiten, kommen wir viel schneller nach Movisa!“ stellte Zenta fest, der eine Landkarte in den Händen hielt. „Halt dich lieber fest, sonst fällst du noch runter,“ meinte Siana, die es garnicht glauben konnte, dass er einfach freihändig reiten konnte. Sie erinnerte sich an ihren Versuch, freihändig zu reiten, der kläglich gescheitert war. „Quatsch, ich fall schon nicht!“ grinste Zenta, ohne den Blick von der Karte zu wenden. Schließlich faltete er jene zusammen und steckte sie in seinen Rucksack. Die fünf gingen noch ungefähr eine Stunde an der Schlucht entlang, bis diese plötzlich nicht mehr da war. „Hey, hier ist die Schlucht zu Ende! Hier können wir wieder nach Südosten!“ rief Tiras aus. „Bravo, na dann nichts wie los!“ entgegnete Zitan und wendete schon nach Osten ab. „Warum gehen wir nicht weiter nach Süden?“ fragte Siana verwirrt, „Ich dachte, so wären wir schneller??“ „Ja, schon, aber so könnten wir unerwünschte Gesellschaft bekommen... seht mal da,“ meinte Zenta und deutete nach vorn. Da, am Waldrand, kamen Kizayas auf sie zu. Es waren mindestens zehn. Und Menschen saßen obendrauf. „So ein Mist! Das ist Kindarn!! Wir müssen hier weg!“ knirschte Zitan und sah Siana an. „Oh, Mensch, scheiße! Die kann ja garnicht reiten!! MIST!!!!!“ „Woher weißt du, dass es Kindarn ist?“ fragte Siana. „Bist du kurzsichtig??!!“ fragte Zitan schroff, „Guck doch, wie beschissen der glotzt, das muss Kindarn sein!!“ Siana runzelte die Stirn. Die Kizayas waren kaum als Punkte in der Ferne zu erkennen – wie konnte Zitan da Gesichtsausdrücke erkennen? „Toll, jetzt sitzen wir aber ordentlich in der Patsche!“ stellte Vento fest und lugte nach hinten. Nach einer Weile waren die Kizayas bei ihnen angekommen – es waren tatsächlich Kindarn und seine Soldaten. „Na, so sieht man sich wieder, was?! Was treibt ihr hier, ihr Burschen?!“ polterte Kindarn los, und die Jungen schoben Siana und Nervi schnell hinter sich. „Wonach sieht's denn aus?“ fragte Zitan und tat verwundert. Vento und Tiras glucksten. „Dürfte ich wohl wissen, was die jungen Herren hier zu suchen haben?!??!“ fragte Kindarn erneut, über diese Ironie in Zitans Worten höchst verärgert. „Wieso, ist hier Schutzgebiet??“ fragte Zitan gelassen. „Hört mal, General, Ihr habt da was übersehen! Da hinten war doch ein Schild!“ rief Vento da plötzlich. „Wo war ein Schild???!“ „Na, da hinten! Da war ein Schild, da stand deutlich drauf: ‚Generäle haben keinen Zutritt!‘ !! Habt Ihr das nicht gesehen, Sir?“ Tiras drehte den Kopf nach hinten, als Kindarn Vento empört anstarrte – und plötzlich schrie der Rothaarige auf. „WAAHH!!!!!! ZIDDY, D-DIE JUNGFRAU BRENNT DURCH!!!!“ „WAS??!!“ fuhren alle anderen auf, und Zitan fuhr herum – Siana ritt mit Nervi schnell nach Süden davon! „Was soll der Humbug denn??!!“ rief Zitan entsetzt, bevor er Kasera ohne weitere Worte wendete und Siana folgte. „Öhm – tschüß, Generälchen!“ rief Zenta Kindarn noch zu, dann folgten er, Vento und Tiras Zitan und Siana. „MOMENT MAL!!!!“ brüllte der General wütend. Er wollte ihnen schon hinterherjagen, da sagte einer der Soldaten: „General, die reiten nach Süden! Die werden nach Movisa gehen! Fangen wir sie lieber dort ab, als ihnen hinterherzujagen!... Ich kenne da eine Abkürzung...“ Die vier Jungen holten Siana schnell wieder ein, und sie erreichten jetzt wieder einen Wald. „Sag mal, wolltest du uns oder Kindarn davonlaufen??!“ fragte Zitan Siana entsetzt. „Kindarn!“ meinte Siana, „Der ist mir gruselig!“ Die Jungen sahen sich an. „Mann! Hauptsache, der ist uns nicht gefolgt!“ meinte Tiras und sah sich um. Kein Kindarn zu sehen. „Aber – tut dein Fuß denn garnicht weh?“ fragte Zitan und sah Siana besorgt an. Sie schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht mehr!! Ganz plötzlich hat es aufgehört!“ „Wie bitte??!“ Tiras sprang ab und untersuchte ihren Fuß. „Tatsächlich! Nichts mehr verstaucht! Der Fuß ist total gesund!“ „Was?!?! Aber wie ist das möglich???!“ rief Vento erschrocken. Alle versammelten sich um Sianas Fuß, und Zenta gab ihr ihren Schuh zurück. Siana sah Zitan an und grinste. „Bist du vielleicht Zauberer??“ fragte sie ihn lächelnd und fixierte seine Hand. Zitan schrak hoch und beäugte nun auch seine Hand. Kann das denn möglich sein?? War ich das? Das kann nicht sein, ich kann doch kein Vitra! Den Heilzauber der musanischen Magie-... oder?... Zitan sah sie an. Sie lächelte. Er lächelte nun auch und meinte: „Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte... ein Wunder...“ Er grinste. „Glaubst du?“ fragte sie und lachte. Zitan wendete ihr den Rücken zu. Hoffentlich zieht sie das Zaubern nicht damit in Verbindung, dass ich Mesumanier bin! Sie darf es auf keinen Fall erfahren!!... Sie würde mich umbringen-... Zitan sah nochmal auf seine Hand, dann sah er zu Zenta, Vento und Tiras herunter, die immer noch um Sianas Fuß herumstanden. „Hey!“ rief er, „Seid ihr bald fertig?! Wir können jetzt weiterreiten!! Kommt!“ „Alles klar! – Aber ich versteh das nicht! Wie kann das einfach so geheilt sein?? Hat doch niemand ihren Fuß angefasst!“ rief Tiras. Von den drei anderen hatte niemand etwas davon mitbekommen, dass Zitan Sianas Fuß angefasst hatte – wäre dem so gewesen, hätten zumindest Zenta und Tiras sofort auf Vitra schließen können. Die fünf ritten weiter nach Süden. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten sie die Grenze zwischen Chimanjata und Tsetsabinoaria. „Lasst uns jetzt schlafen gehen! Es ist spät!“ rief Zenta. „Nein,“ entgegnete Zitan, „Wir gehen noch die fünfhundert Meter bis zu dem Dorf Hira... ich brauch jetzt was zu Essen, sonst verhunger‘ ich noch!... Und Siana bestimmt auch!“ Siana nickte eifrig. „Essen! Essen! Bitte!“ „Tss... o.k., gehen wir nach Hira! Vielleicht haben sie da ja ´ne kleine Herberge oder sowas, zum Übernachten!“ schlug Tiras vor. Zitan nickte und gab Kasera die Sporen, und die fünf galoppierten ein kleines Stück, bis sie das Dorf erreichten. Es war ein winziges Dorf, nichtmal asphaltiert waren die Straßen. Die Häuser waren alle schon dunkel. Alles schien zu schlafen. Doch am Rand des Dorfes brannte noch Licht in einem Haus. „Gehen wir da hin, scheint tatsächlich ein Gasthaus zu sein!“ meinte Zenta, und die anderen nickten. Es war ein Gasthaus. Die fünf gingen hinein, nachdem sie die Kizayas angebunden hatten. „Guten Abend,“ grüßte Tiras grinsend. „Guten Abend,“ erwiederte eine Dame, die eifrig die Tische putzte. „Ist hier eventuell noch ein Zimmer?“ „Ja, aber nur für vier Personen...“ „Egal, hauptsache, die Kleine kann irgendwo schlafen! Gibt’s denn auch was zu Essen?“ „Aber freilich, einen Moment, kommt sofort...“ Die Dame verschwand in der Küche. Die fünf setzten sich schweigend an einen Tisch. Alle waren müde, sie wollten nach dem Essen sofort ins Bett. „Morgen gehen wir nur nach Movisa, da übernachten wir und gehen übermorgen weiter über die Landenge nach Moszia,“ gähnte Zenta und stützte den Kopf auf den Händen ab. „Mann, wir sind schon ganz schön weit weg von zu Hause! Hoffentlich klaut keiner unsere Hütte!“ fiel Vento plötzlich ein, und alle sahen ihn komisch an. „Vento...!“ brummte Tiras und gähnte ebenfalls, „...erzähl keinen Quatsch!“ „Der erzählt immer Quatsch,“ meinte Siana dazu. Ihr fielen schon fast die Augen zu. Da kam die Dame mit Essen und Trinken, und nachdem alle was gegessen hatten, gab sie ihnen den Schlüssel, und alle wanderten die Treppe hoch bis zu der entsprechenden Tür. Sie fanden ein Zimmer mit zwei Etagenbetten vor. „Betten beziehen können wir morgen,“ murmelte Zenta und verschloss die Tür. „Was für ein Luxus, jetzt haben wir sogar ein Dach über dem Kopf!“ grinste Vento. Siana war schon in eines der unteren Betten gesunken und schlief. „Seht mal,“ meinte Zitan und deckte sie vorsichtig zu, „Ist das nicht niedlich??“ „Ja, ganz dolle, gute Nacht,“ meinte Tiras und ließ sich in das andere untere Bett fallen. Vento kletterte nach oben, blieben noch Zitan und Zenta. „Geh schon,“ meinte Zenta und kratzte sich am Kopf. „Nein, du,“ entgegnete Zitan und verschränkte die Arme. „Du!!“ „Du!!!“ „O.k., verdammt!“ rief Zenta, er war zu müde zum streiten, und kletterte in das andere obere Bett. Zitan kletterte ihm hinterher und setzte sich ans Fußende des Bettes. „Damit du mir nicht rausfällst!“ begründete er sein Tun, und Zenta streckte ihm die Zunge raus. „Wenn Vento das sieht, gelten wir morgen echt als schwul!“ Zitan prustete los. „Ja, aber mir wird niemand anhängen, ich wäre schwul! Immerhin bin ich der Frauenheld von uns beiden, oder??!“ Zenta brummte. „Fick dich doch, gute Nacht!“ Zitan sah ihn an und schüttelte grinsend den Kopf, dann rollte er sich am Fußende zusammen und war darauf auch eingeschlafen. ____________________ Fremdwörter: Movisa - Ne Stadt halt. Hauptstadt von Tsetsabinoaria. Vitra - (steht ja daneben^^) Der Heilzauber der musanischen Magie. Kann leichte Wunden heilen, aber nur in gewissem Maße. Wem noch was unklar ist, soll mir bitte Bescheid sagen! @.@' Oder auch wenn was unlogisch vorkommt oder so óò Kapitel 5: Chaos in Movisa -------------------------- „Aufstehen!!“ rief Tiras laut, „Hey!!“ „Was??“ fragte Vento und richtete sich auf, „Was willst du denn schon wieder?!!?“ „Dass ihr aufsteht, ihr Idioten, es ist schon gleich Mittag!!“ „Und????“ fragte Vento verständnislos. Tiras verdrehte die Augen. „NICHTS UND!!!!!“ „Wäh,“ machte Vento und hielt sich schützend die Arme vor das Gesicht, „Ich komm ja schon!“ „Hey, Zenta, Ziddy, aufstehen, es ist gleich Mittag!“ rief Tiras indessen und schüttelte Zitan. „Ja, ich hab’s mitgekriegt, du Arschkrampe!!“ murrte Zitan, und er und Zenta sprangen aus dem Bett. Alle vier sahen jetzt auf Siana herunter, die da lag und noch schlief. „He, Siana! Aufwachen!“ Zitan rüttelte sie ein wenig, daraufhin wachte sie auf. „Mmh-... morgen...“ gähnte sie und richtete sich auf. „Morgen, Siana. Wir springen jetzt hier runter!“ erklärte Zenta dem Mädchen und sah aus dem Fenster. Genau unter dem Fenster war ein kleiner Teich. „Was?! Springen?!“ kreischte Siana entgeistert. „Yo, wenn man kein Geld hat... also, springen wir!“ meinte Zitan und kletterte auf die Fensterbank. „Da werden wir wenigstens schön nass!“ grinste er dann und sprang. Siana schrie auf. ‚Platsch! ‘ machte es, und Zitan war im Wasser gelandet. „Kalt?!“ fragte Zenta von oben. „Nö! Es geht so! Aber nass ist es, passt auf!“ Zitan spritzte etwas Wasser nach oben. „Schwein!!“ rief Tiras und sprang auf die Fensterbank. „Achtung, ich komme!“ ‚Platsch! ‘, machte es, und Tiras war ebenfalls gelandet. „Und jetzt komm ich!“ „Nein, ich!“ „Ich war zuerst da!“ „Weg da, ich war zuerst da!“ „Hey!!“ „Vorsicht!“ rief Tiras Zenta und Vento zu, die sich zu zweit auf die Fensterbank gedrängelt hatten. „Ich!“ „Nein, ich!! Hau ab, Zenta!“ „Hau du ab, ich war hier!“ „Nicht wahr!!... Äh – hoppla!!“ Vento kippte vorneüber, stieß Zenta aus dem Fenster und flog selbst hinterher. „AAAAAHHHHHH!!!!!!!!!!!“ – ‚Platsch! ‘. Alle sahen auf das Wasser, da tauchten Zenta und Vento wieder auf. „Seid ihr o.k.?!“ fragte Tiras. „Tss, er ist Schuld!!“ brummte Zenta und kletterte aus dem Teich, Vento folgte ihm. So fehlte nur noch Siana. „Hey! Siana! Was ist? Kommst du?“ fragte Zitan und sah zu ihr hoch. „Nein! Ich-... das ist zu hoch!“ stammelte sie entsetzt. „Komm, ich fang dich!“ „Lass das, Zid!“ rief Zenta entrüstet, doch Zitan ließ sich nicht beirren: „Komm, Siana!! Es ist nicht schlimm, das sind höchstens vier meter!! Komm!“ Siana schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht!“ „Doch! Komm! Tut nicht weh, ehrlich!“ versprach Zitan und grinste. „O.k.,“ sagte sie und setzte sich auf die Fensterbank, „Wenn du mich nachher wieder heilezauberst, wenn ich mir wehtue!“ Sie grinste. „Klar, versprochen! Komm!“ Zitan zwinkerte ihr zu. Tiras und Zenta sahen sich verwundert an. „Heilezaubern??“ fragte Tiras, und Zenta legte den Kopf schief. „Der wird ihr doch wohl nicht erzählt haben...??!“ Siana inzwischen hielt sich Mund und Nase zu, dann hüpfte sie aus dem Fenster – ‚Platsch! ‘. Prustend tauchte sie wieder auf und krallte sich an Zitan fest. „Buah, ist das kalt!!!“ schrie sie entsetzt, und Zitan lachte, bevor er mit ihr aus dem Teich kletterte. Die fünf gingen so patschnass zu ihren Kizayas. Kasera machte einen Sprung zur Seite, als sie die fünf erblickte. „Hey, Dicke, ich bin’s bloß!“ rief Zitan ihr zu, und Kasera schnaubte skeptisch. „Sehen wir wirklich so furchterregend aus, wenn wir nass sind??“ wunderte sich Zenta, und Vento fing plötzlich an, zu lachen. „Was ist denn jetzt wieder??!“ Entnervt folgte Zenta Ventos Fingerzeig – der zeigte auf Tiras. „Muaahahah, Tiras, du siehst echt sowas von beschissen aus...!!! Haah, wie toll...!!!“ Vento gluckste und sprang auf sein schwarzes Kizaya. Die anderen sahen Tiras an. Da dessen rote Haare die Eigenschaft hatten, normalerweise senkrecht nach oben abzustehen (nichtmal Tiras wusste, warum), und die Haare jetzt, da sie nass waren, total platt in Tiras‘ Gesicht hingen, bot das wirklich einen sehr komischen Anblick. Die anderen glucksten und sprangen dann auch auf. Sie ritten schnell aus Hira raus und kamen auf eine Landstraße. „Mir ist kalt!“ meinte Siana irgendwann. „Kannst dich ja wieder an Ziddy kuscheln!“ gab Vento zu hören, darauf erntete er einen von Sianas Schuhen, den diese an Ventos Kopf warf. „ICH WERD DIR WAS!!!!!!!“ schrie sie empört. Vento behielt vorerst Sianas Schuh und streckte ihr die Zunge raus. Die fünf ritten weiter auf der Landstraße in Richtung Movisa. Neben der Landstraße her floss ein Bach. Am Mittag machten sie Pause. Die Kizayas grasten an dem Bach, die fünf Kameraden setzten sich ganz einfach ins Gras. „Das ist mir zu blöd, ich lass mich jetzt trocknen,“ meinte Vento und zog seine nasse Weste aus, legte sie fein säuberlich auf den Rasen in die Sonne und sich selbst daneben. „Keine schlechte Idee,“ murmelte Zitan und tat es ihm gleich, Zenta und Tiras ebenfalls. Nur Siana saß da und zitterte am ganzen Körper, obwohl sie sich schon soweit wie möglich zusammengefaltet hatte. „Mir ist so kalt...“ Ihre Lippen bebten, während sie das sagte. Die Lippen waren schon ganz blau vor Kälte. „Siana, was ist denn mit dir??“ fragte Zitan plötzlich und sah sie an. Sie fuhr erschrocken herum. „Mir ist kalt!“ zitterte sie. Zitan richtete sich auf und rutschte zu ihr herüber. „Meine Güte, du zitterst ja wie Estenlaub! Arme, kleine Prinzessin, na komm her, das wird schon wieder...“ Mit diesen Worten schloss er sie zärtlich in die Arme und streichelte ihr über den Rücken. Sie erwiederte prompt die Umarmung und drückte sich an ihn ran so fest sie konnte. „Ach, Prinzessin...“ flüsterte Zitan und lächelte. Wieder hatte er dieses Kribbeln im Bauch, diesmal war es stärker als zuvor. Außerdem fing sein Herz an, zu klopfen wie verrückt. Siana lächelte nun auch. Er ist so schön warm... das ist wirklich gut... oh... dieses Gefühl... diese Wärme... Siana schloss die Augen. Sie hörte noch eine Zeit das Rauschen des Baches, dann schlief sie in Zitans Armen ein. Doch nach ungefähr fünfzig Minuten wurde das arme Ding schon wieder geweckt. „Ähm... hallo?? Ich will ja nicht stören, Zid, aber wenn wir heute noch in Movisa ankommen wollen, sollten wir jetzt gehen,“ meinte Zenta, der über Zitan und Siana stand und sie äußerst skeptisch ansah. Zitan schrak hoch. „Was??! – Wie, wo, jetzt schon??“ Er wollte sich aufrichten, da merkte er, dass Siana noch in seinen Armen lag. Vorsichtig rüttelte er sie, und sie wachte auf. „Hm?? – Oh, oh mein Gott, entschuldige!!! Das-... das wollte ich nicht, du musst mir verzeihen, das war wirklich keine Absicht, ich-... ich bin bloß eingeschlafen, aber-... aber... das tut mir wirklich leid, dass ich dich so blamiert habe-... entschuldige bitte vielmals, aber – was wolltest du denn?“ „Wir wollen weiter!“ meinte Zitan, von ihr halb in Grund und Boden geredet, „Hey, ist dir noch kalt?“ „Ähm – nein-...“ Siana stand auf und kletterte etwas verlegen auf Nervi. Zitan seufzte, bevor er auf Kasera sprang. „Heihoya, wir gehen!“ meinte er und gab Kasera die Sporen. Während sie ritten, dachte er ziemlich viel über den Vorfall mit Siana gerade nach. Wieso hat sie sich entschuldigt???-... Ich hätte schwören können, sie hat die Umarmung von sich aus erwiedert... hm... so ein Mist aber auch! Einige Stunden später erreichten sie Movisa, Tsetsabinoarias Hauptstadt. „Was für eine große, bunte Stadt!“ stellte Siana erfreut fest. „Ja, aber Sentaria ist größer,“ entgegnete Tiras trotzig. „Stimmt! Sentaria und Takuya sind bei weitem die größten Städte auf dem ganzen Kontinenten Divinasira!“ meinte Siana gut informiert. „Divinasira?? Takuya ist die weltweit größte Stadt, Mademoiselle!“ meinte Zenta, und als Zitan plötzlich stehen blieb, liefen alle hinten auf. „Autsch!! – ZID!!!!!“ fluchte Vento. Zitan wendete Kasera leicht hastig. „Zurück, zurück, Kindarn ist hier!!“ rief der Blonde energisch, und etwas chaotisch wendeten alle ihre Kizayas. „Wie??!!“ fuhr Tiras auf und blickte die Straße hinunter – tatsächlich, Kindarn und seine Armee kamen genau auf sie zu. „Wie ist das möglich??!!“ fragte Siana entsetzt, und Zitan seufzte entnervt. „Woher soll ich das wissen??!! Nichts wie weg!!!“ Er gab Kasera die Sporen, sie bäumte sich wiehrend auf und galoppierte davon. Der Rest hinterher. Nervi schlug ständig nach hinten aus, sodass Siana heftig hin und her gerüttelt wurde. „STOP!!! STEHEENBLEIBEN!!!!!!!!“ brüllte Kindarn einige Meter hinter ihnen. „Sagt mal, was will der eigentlich von uns????!“ fragte Vento. „Hmmm!!“ machte Zenta und spielte nachdenklich, „Lass mich denken – eventuell Siana??!!“ „Der ist verdammt sauer auf mich, hast du doch in Kasara gemerkt!“ rief Zitan Vento von vorne zu, „Er hasste meinen Vater! Und deswegen hasst er mich auch! Und wenn der erstmal spitz kriegt, was es mit Siana hier auf sich hat, flippt der völlig aus!!“ Die fünf galoppierten so schnell es ging durch die vielbefahrenen Straßen. Kindarn mit seinen zehn Soldaten hinterher. Plötzlich war der Markt direkt vor ihnen. „Oooohhh nein!!!!!! ACHTUNG, GEMÜSEHÄNDLER DIREKT VORAUS!!!!!!!“ schrie Zitan, und ‚Rumms! ‘, waren sie mitten durch einen Gemüsestand geritten. Melonen flogen durch die Gegend, Leute rutschten auf den Bananen aus, und Nektarinen, Pflaumen, Rosenkohl und Radieschen wirbelten durch die Luft. Zitan spießte im Vorbeireiten ein paar Karotten auf und fing gemütlich an, sie zu essen. „Gib mir gefälligst auch eine!!“ beschwerte sich Vento. Doch Zitan hörte ihm nicht zu: „Hey, da, schnapp dir mal ´n paar Kartoffeln!“ „Ka-Kartoffeln?!!??!“ fragte Vento verdutzt. „Mach einfach!“ „HAAAAAAAAAAAALLLLLTTTTTTTTT!!!!!!!!!!!!!!!“ brüllte Kindarn hinter ihnen. „Willst ´ne Kartoffel??!!“ fragte Vento grinsend an Kindarn gewendet, und ‚Zack! ‘ war er mitten durch einen Stapel Kartoffelkisten gerannt, und diese polterten nun auf Kindarn zu. „NNNNNEEEEEEEEEIIIIIIIINNNNN!!!!!!!!!!!!“ schrie Kindarn, als er unter den Kartoffeln begraben wurde. „He, Kartoffeln sind gesund, General!“ rief Siana grinsend, und die fünf ritten weiter. „Ha, das war schonmal gut, Vento!“ rief Zitan, doch plötzlich: „WAAAAAHHHH!!!! VOOORSICHT, DA IST EIN EEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII-...“ – ‚Krabammel! ‘, waren sie durch einen Turm von Eierkartons geritten, die Eier purzelten natürlich, nachdem sie mehrere Meter durch die Gegend geflogen waren, auf den Boden, „...-erstand...!!“ beendete Zitan seinen Satz und wischte sich das Eigelb von der Weste. „Danke-...“ meinte Zenta, der eine Eierschale auf dem Kopf hatte. „Was soll ich denn sagen...??!“ meckerte Vento, „Ich seh aus wie ein Spiegelei!!“ „NÄCHSTES MAL SAGST DU VORHER BESCHEID, ZID!!!!!“ schrie Siana nach vorne und wischte ich die Eier von den Armen. „Ja, mach ich!!“ Hey, wow, sie hat mich Zid genannt!... Die fünf galoppierten weiter über den Markt. „AUS DEM WEEEEEEGG!!!!!!!!!!!!“ schrie Kindarn derweil, der sich von den Kartoffeln befreit hatte. Die Leute kreischten springend zur Seite – ähm, sprangen kreischend zur Seite. ‚Holterdipolter ‘ waren Kindarn plus Soldaten durch einen Fleischerstand gerannt. „HE!! UND WER BEZAHLT MIR NUN DEN GUTEN SCHINKEN?!?!?!“ fluchte der Metzger. „Männer! Verteilt euch!! Wir müssen sie kriegen!!!!!!“ brüllte Kindarn, „HALTET SIE AAAAAAUUUUF!!!!! DAS SIND DIIIIEEEBEEEEE!!!!!!!!!!!“ Die Leute starrten ihn groß an und schüttelten den Kopf. „Dass diese Theaterstücke immer hier geprobt werden müssen...!!“ „Jaja, die Jugend von heute...!“ „Los, Leute, wir müssen hier weg!!!“ rief Zitan und trieb Kasera weiter an. Die fünf rannten vom Markt runter (vorher noch durch zwei weitere Stände) und weiter ging’s durch die Straßen von Movisa. Kutschen sprangen zur Seite, oder wurden überrannt, Kizayas wieherten, Leute schrien, Soldaten brüllten. „AUS DEM WEEEEEEEEEEEEEEEEEEEGGGG!!!!!!!!!!!“ brüllte Zitan, die Kutsche vor ihm sprang entsetzt zur Seite. „DANKEEEEE!!!!!!!!“ schrie Siana dem Kutscher zu. Der starrte entsetzt den fünf Kameraden nach. „Oh mein Himmel!!... Schreck lass nach!“ Damit fuhr er weiter. „WEG DAAAAAAAAAAAAAAAA, IM NAMEN DER KÖNIGIN!!!!!!!!!!!“ kreischte Kindarn plötzlich, und wieder sprang der Kutscher zur Seite. Die Soldaten rannten an ihm vorbei. „WENIGSTENS DANKE SAGEN!!!! – Außerdem gibt es hier garkeine Königin!!“ „Ziddy!! Wo wollen wir denn hin?! Die hängen wir nie ab!!“ schrie Zenta. „Doch, mit Glück schon!! – Oh mein Gott!!!! VOOOOOORSICHT, DA IST EIN EINKAUFSZENTRUUUUUUUUUUUUUMMMM!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Alle fünf stießen einen gellenden Schrei aus, dann machte es ‚Klirr! ‘, und die Kizayas waren mit ihnen mitten durch eine Fensterscheibe in das Einkaufszentrum gesprungen. „Mein Gott!! Zitan, was bildest du dir ein?!?!“ schrie Tiras entrüstet. „AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHH!!!!!! Fr-fr-fr-FRÄULEEEEEEIIIIIIIIIIIIIINNN, GEHEN SIE AUS DEM WEEEEEEEEEE-...“ schrie Zitan auf und versuchte, Kasera herumzureißen. „AAAAAAAAAAAAAAHAAHHHHHAAAAAAAAA!!!!!!“ schrie eine junge Dame und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite. Die fünf galoppierten nun geradewegs in ein Modegeschäft. „Ooooooohhhh neeeiiiiinnnnn, doch nicht gerade durch die Damenunterwäsche!!!!“ schrie Zitan entsetzt, als auch schon ein halbes Dutzend Unterhosen durch die Luft flog. „He, Tiras, sieh echt schick aus, dein neuer Kopfputz!!“ lachte Siana. Tiras nahm ein Spitzenunterhöschen hastig von seinem Kopf. „Tsss, Verunstaltung!!“ machte der Rothaarige beleidigt. „Und jetzt kommt auch noch der andere Teil der Damenunterwäsche!!!!“ kreischte Zenta, und ‚Hui! ‘, wirbelten sie eine Menge BHs auf. „He, steht mir echt gut, was??!“ scherzte Zitan und riss sich den rosa Büstenhalter vom Leib, der auf ihn zugeflogen gekommen war. „Passt irgendwie nicht zum Rest deiner Klamotten, Ziddy,“ bedauerte Tiras, „Außerdem steh ich nicht auf rosa!“ „Na, wer tut das schon?!“ „HALTET SIE AAAAAAAAUUUUUUUUUUUUFFFFFFFF!!!!!!!!!“ „Oh nein, Kindarn lebt ja auch noch!!!!“ bemerkte Vento schlau und die fünf machten, dass sie um die Ecke kamen, doch plötzlich bremste Zitan ab. Die anderen schrien auf. _________________________ Fremdwörter: gab es welche? oô' wenn Fragen sind ja... her damit oô' kurzes kapi ich weiß^^' Kapitel 6: Hat er denn Flügel? ------------------------------ „So’n Mist,“ brummte Vento. Nervi trappelte aufgeregt hin und her. Kindarns Armee versperrte ihnen den Weg. „Sieh an... wen haben wir denn da??!“ grinste Kindarn, „Welch Zufall, dass wir euch hier treffen!!!“ „Will’s der Teufel!“ schnaubte Zitan und spuckte dem General vor die Füße. Dieser starrte ihn scharf an. „Du wagst es immer noch, dich über mich lustig zu machen??! Das wird eines Tages dein Verhängnis werden!!“ Zitan grinste spöttisch. „Große Worte aus deinem dreckigen Maul, General!!“ meinte er, „Sind eigentlich alle Menschen an Kaiylas Hof so geil darauf, andere zu töten??“ General Kindarn starrte ihn entrüstet an. Zenta packte Zitans Arm. „Hör auf, Ziddy!! Diesmal wird Tamo sich nicht vor dich werfen können!!“ rief er entsetzt. Siana sah verwirrt auf. „Tamo??! Aber – war das nicht der Rocker??! Was ist mit dem??“ „Haltet das Mädchen außer Reichweite, kapiert??“ brummte Zitan Zenta zu, bevor er von Kasera sprang und sein Schwert zog. „Husch, zurück mit euch!“ Zenta schob Vento, Tiras und Siana weiter nach hinten, und Kindarn sprang jetzt ebenfalls von seinem Kizaya, sein Schwert ebenfalls hervorziehend. Die zehn Soldaten taten es ihrem Herren gleich. „Ohh,“ machte Zitan, „Was ist denn das hier, hm?? Seid Ihr etwa nicht Mann genug, um es alleine mit mir aufzunehmen??! Oder habt Ihr – Angst???“ Kindarn lachte. „So geht’s schneller, Sari!“ grinste der General. „Soll ich helfen??“ fragte Zenta und zog eine Augenbraue hoch, doch Zitan schüttelte den Kopf. „Bleib, wo du bist! Ich bin jedenfalls Mann genug, um von mir aus auch alleine gegen elf Männer in Rüstung zu kämpfen!“ Der Blonde lachte. „Na gut,“ meinte Kindarn amüsiert, „Wollen wir ihm seinen kindlichen Stolz nicht nehmen – tretet zurück, Männer! Mal sehen, ob du es mit mir allein aufnehmen kannst, kleiner Bastard, danach kannst du dich mit den anderen Männern messen, wenn du doch so scharf darauf bist!“ „NA LOS, DANN KOMM HER!!!!“ schrie Zitan, und die beiden stürzten sich aufeinander. Schwerter klirrten aneinander. „Oh mein Gott!!“ Siana schlug die Hände vor den Augen zusammen. Eine ganze Zeit duellierten sich die beiden, keiner war recht überlegen. „Jetzt bist du dran!!!“ schrie Kindarn und stach mit dem Schwert nach Zitan, doch der wich mit einem geschickten Sprung zur Seite aus und griff nun seinerseits selber an. ‚Zack! ‘, hatte er Kindarn am Arm gestreift. Dieser ließ das Schwert fallen. „Verdammt!! – Das wirst du büßen!!!! Na warte...!!“ Kindarn wollte sein Schwert wieder holen, da packte Zitan ihn am Kragen und zerrte ihn hoch. „Soviel dazu, nicht wahr, Generälchen??!“ grinste er, und Kindarn packte plötzlich, während er zappelnd in der Luft hing, Zitans Hand und quetschte sie mit seinen Wurstfingern ein. Zitan schrie auf und ließ Kindarn rasch wieder los, und als er seine Hand zurückriss, behielt Kindarn seinen Handschuh in der Hand. Zitan sah auf seine Hand, und schließlich fiel ihm etwas ein. Kindarn gluckste. „Hübsch, wirklich!“ lachte er und warf Zitans Handschuh zur Seite, und plötzlich sprang Zitan hinter Kindarn, packte ihn mit einer Hand am Genick, die andere Hand, die jetzt keinen Handschuh mehr hatte, hielt er Kindarn an den Hals, als wäre es ein Messer. „Deine Halsschlagader ist bestimmt auch hübsch, wenn ich sie aufschneide!“ zischte er, und Kindarn merkte, wie Zitans Fingerspitze unbeschreiblich spitz wurde. Der General gab einen halb erwürgten Ton von sich, daraufhin packte Zitan ihn erneut am Kragen und schleuderte ihn weit von sich in ein Blumengeschäft. Kindarn schrie auf, als er mitten in einem Stapel Palmen flog. Sofort bemühten sich die zehn Soldaten um ihn. „Der fliegt ja!!“ lachte Vento. „Hat er denn Flügel??“ fragte Tiras belustigt. Zitan fuhr seine Krallen wieder ein und zog seinen Handschuh wieder an. „Lasst uns gehen!!“ knirschte er und sprang auf Kasera. „Wie – das war's?“ fragte Vento erstaunt. Zitan zuckte mit den Schultern. „Kindarn macht erstmal Bekanntschaft mit Palmen!“ Die fünf machten sich also auf den Weg. Zitan sah Siana kurz an, und plötzlich stutzte er. „Hey, Siana!“ gluckste er, „Du kannst die Hände von den Augen nehmen, der Kampf ist vorbei!“ Am Abend erreichten sie endlich ein Hotel. Diesmal bestellten sie sich ein Sechserzimmer. „Wisst ihr was, das ist bisher das erste Hotel, in das wir kommen, das nicht ausgebucht ist!“ stellte Vento fest, als die fünf sich in ihrem Zimmer eingefunden hatten. „Stimmt!“ „So!“ Siana stand auf, „Ich gehe ins Badezimmer!“ „Mal wieder!“ Zenta verdrehte die Augen. Siana verschränkte die Arme. „Tse!“ machte sie, „Mich würd's nicht wundern, wenn du nichtmal weißt, wie man eine Seife benutzt!!“ „So eine Seife ist unglaublich vielseitig,“ meinte Zenta desinteressiert, „Aber naja...“ „Na kommt,“ meinte Tiras, „Vielleicht sollten wir auch zur Abwechslung mal baden gehen! Schaden wird’s nicht!“ „Zenta geht davon bestimmt ein!“ grinste Zitan, und Zenta streckte ihm die Zunge raus. Es gab ein Damenbadezimmer und ein Herrenbadezimmer im Hotel. Auf dem Gang verabschiedeten sich die Jungen von Siana, die im Damenbadezimmer verschwand, und die vier anderen verschwanden ihrerseits im Herrenbadezimmer. „Ich hasse diese widerlichen Gruppenbadezimmer!!“ brummte Zenta entnervt und verschränkte die Arme vor der Brust. In dem Badezimmer gab es diverse, größere Becken mit heißem Wasser. Außer den vieren war niemand anderes im Badezimmer. „Keine Panik, wir werden dir schon nichts abgucken,“ gluckste Vento, „Höhö, vorausgesetzt, es gibt überhaupt was zum abgucken bei dir...!“ Darauf erntete er eine Kopfnuss von Zenta. „Maul halten, Blondi!!“ „Ihr solltet lieber aufpassen, dass die Prinzessin uns nicht wegläuft!“ meinte Zitan und kratzte sich am Kopf, „Ich meine, sie könnte ganz einfach aus dem Fenster klettern!“ „Vor allem nackt, hm?“ Zenta sah Zitan komisch an, „Klaro, dann läuft sie nackt durch die Gegend, ‘Hey, will mich jemand nach Sentaria mitnehmen??!‘ , oder wie???“ „Och, ich würd sie glatt mitnehmen!“ lachte Zitan, „Ich mein, wenn sie schon nackt rumläuft, bitte...“ Vento fing an, zu lachen. „Haaah, ich hab’s doch gewusst! Verknallt bis über beide Ohren, was, Zid?! Womöglich auch über drei!!“ „Mann, was hat das denn damit zu tun??!“ wunderte sich Zitan, „Tu mal nicht so, als würdest du kein nacktes Mädchen mit nach Sentaria nehmen, wenn es dich darum bitten würde!!“ „Vento ist nur eifersüchtig auf dich, Ziddy,“ meinte Zenta gelangweilt, und Zitan schielte ihn an. „Hallo???! Was wollt ihr plötzlich alle von mir??!“ „Immerhin lag das Mädel schon zweimal in deinen Armen, oder nicht?? Ohh, wenn Levita das wüsste, also wirklich...!“ Zitan verdrehte die Augen. „Zenta, du kannst echt nerven...“ „Naja,“ machte Zenta, „So’ne Prinzessin ist natürlich was Feineres als irgendwelche Dorfschlampen aus Kasara...“ „Willst du mich verarschen??!“ fragte Vento da, „Ich soll eifersüchtig sein??! Worauf??“ „Na, darauf, dass die Mädchen alle auf Ziddy fliegen, und nicht auf dich!“ meinte Zenta, „Herrgott...“ „Siana fliegt doch garnicht auf ihn!“ meinte Tiras verwirrt, „Oder doch???“ Siana saß indessen im Damenbadezimmer, mit ihr waren dort noch einige andere Frauen. Da das Herrenbadezimmer genau neben dem Damenbadezimmer war, hörten die Frauen die lauten Streitereien der vier Räuber ziemlich deutlich, und alle Frauen lagen inzwischen mit den Ohren an der Wand. Siana blinzelte etwas schockiert. Wie?? Die sollen alle in mich verliebt sein???!! „Also, wenn sie sich in Zid schon nicht verknallt, dann verknallt sie sich in dich bestimmt nicht, Vento,“ kicherte Tiras, und Vento streckte ihm die Zunge raus. „Und was glaubst du, in wen sie sich dann verknallt?!“ fragte er. „Eventuell in garkeinen!! Wir haben sie entführt, du Idiot!!!!“ Tiras musste lachen. „NA UND?!“ „Du bist ja doch in sie verschossen, Vento!! Klar!!“ „Das geht dich doch garnichts an!!!!“ „Doch!!!“ „NEIN!!!!“ „Verdammt nochmal, würdest du dich als Prinzessin in deine eigenen Entführer verknallen?!“ „Wenn sie hübsch sind...“ „Wir sind aber nicht hübsch, zum Teufel!!“ „Waaaahahaa, Vento als Prinzessin!!“ Zitan fing an, zu lachen, und kugelte in der Badewanne herum. „Mann, toll gemacht, jetzt kullert Ziddy hier auch noch rum!!“ beschwerte sich Zenta, und Tiras und Vento sahen ratlos auf den lachenden Zitan. „Vento, wie kommst du eigentlich darauf, wir wären hübsch???“ „Also, hübscher als Kindarn allemal,“ gluckste Vento, „Ich wollte schon immer mal mit Prinzessin Siana ‚Der Schöne und das Biest‘ aufführen!“ Plötzlich hörte Zitan auf, zu lachen, sprang auf und packte Ventos Hals. „WAS WAR DAS DA EBEN??!!?! Bezeichnest du Siana etwa als Biest?!?! Sie ist kein Biest, du Arschloch!!“ Vento starrte Zitan erschrocken an und blinzelte. „Ja, einer muss doch das Biest spielen, oder??“ KLATSCH! „Autsch...“ Vento rieb sich die Wange, und Zitan brummte ihn grimmig an. Tiras und Zenta sahen sich an. „Gruselig, nicht wahr??“ Siana indessen saß immer noch mit dem Ohr an der Wand in der Badewanne und lauschte. Was erzählen die denn da??... Ich soll ein Biest sein??! Wie nett-... jetzt weiß ich wenigstens, wie sie wirklich über mich denken! Ein Biest bin ich! Oohh... Gemeinheit!! Sie setzte sich wieder hin und starrte an die Wand. Nur schwer unterdrückte sie eine Träne, die ihr ins Auge stieg, und schniefte. Kann mich denn überhaupt niemand leiden?... Später waren alle wieder in ihrem Zimmer und schwiegen. „Wohin gehen wir morgen?“ fragte Tiras schließlich, als die Stille allmählich erdrückend wurde. „Nach Westen! Bis zur Landenge, und dann nach Moszia! Wir können mit Glück in vier Tagen in Takuya sein!“ meinte Zenta und beäugte die Landkarte. Siana lag schon in ihrem Bett und schien zu schlafen. „Yo,“ meinte Zitan, „Das geht dann ja ziemlich schnell.“ „Und was machen wir jetzt?“ fragte Tiras dann. „Was haltet ihr von Kartenspielen?“ fragte Vento und zog ein Skatblatt aus der Tasche. Der Rest sah ihn schräg an, doch drei Minuten später saßen alle um einen Tisch und spielten Skat. Nachdem Zenta dreimal in Folge Skat gewonnen hatte, rief Vento verärgert: „Jetzt reicht’s!!!! Wir spielen jetzt Sechsundsechzig!!!!“ „Warum?“ „Vento, du bist ein schlechter Verlierer,“ bemerkte Tiras. „Gut, gib schon her, ich schmeiß die Zahlen bis neun raus,“ meinte Zenta und sortierte brav die Karten. „Hähä, vielleicht schneid‘ ich da ja besser ab!“ knurrte Vento. Tiras schüttelte den Kopf und knallte ihm darauf eine Vierzig auf den Tisch. Vento sprang auf. „FIESLING!!!!!“ Zitan schnaubte verächtlich. „Sag mal, bist du so kindisch, oder tust du nur so?! Es ist ein Kartenspiel, Vento.“ „Du hast halt immer Pech,“ bedauerte Zenta zynisch. „Grrr, ihr Arschlöcher!!“ schrie Vento, „Alle seid ihr hinterhältige Arschlöcher!! Bah!!“ Von dem Geschrei wachte Siana natürlich auf. „Ist irgendwas??!!“ fragte sie entnervt und sah die vier Jungen ärgerlich an, „Ich will schlafen, kloppt euch wo anders!!!!“ Alle sahen sie an. Da brach sie in Tränen aus und heulte: „Ihr seid so gemein!! Erst sagt ihr, ich bin ein Biest, und dann lasst ihr mich nicht schlafen!! ARSCHKRAMPEN!!!!!!!!“ „Wer hat gesagt, dass du ein Biest bist?!?!“ schnaufte Zitan, aber er sagte es eher in Ventos Richtung, daraufhin wurde dieser ganz klein. „Ähm-... nein... so war das nicht...“ „Doch!!!! Ich hab alles gehört!!“ heulte das Mädchen. Zenta verdrehte die Augen. „Na toll,“ stöhnte er, „Das ist das, was ich an Frauen nicht ausstehen kann!!“ „Ja, Vento, und jetzt machst du nichtmal Anstalten, sie zu trösten!!“ polterte Zitan und sprang auf, pflanzte sich zu Siana auf das Bett und versuchte, sie zu beruhigen. Sie weinte weiter. Alle schwiegen und sahen zu den beiden herüber, wie sie da auf dem Bett saßen. „Vento, du Blödian, du hättest uns echt einen Schreikrampf ersparen können, wenn ich nachher Tinitus habe, bist du Schuld!“ murrte Zenta. „Aber das war doch garnicht so gemeint!!“ rief Vento empört. „Hört auf!!“ schrie Tiras dazwischen, „Seht doch mal...“ Er deutete auf Siana und Zitan. Sie hatte langsam aufgehört, zu weinen, und schluchzte nur noch etwas, während er sie vorsichtig in die Arme geschlossen hatte und ihr zärtlich über den Rücken streichelte. „Ist ja gut... nicht weinen...“ flüsterte Zitan tröstend und sah sie an. Vorsichtig strich er ihr die Tränen aus dem Gesicht, und sie sah auf. „Bin ich denn wirklich ein Biest??... Bin ich denn wirklich so unerträglich??“ schluchzte sie, während ihr neue Tränen in die Augen stiegen. Zitan strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht-... Vento hat das nicht ernst gemeint-... du bist kein Biest... ehrlich nicht... och, Prinzessin...“ Er sah sie an und spürte, wie sein Herz wieder zu klopfen begann. Erneut brach sie in Tränen aus und warf sich in Zitans Arme. Er starrte sie entsetzt an, doch dann erwiederte er die Umarmung und zog sie näher an sich heran. „Prinzessin...“ flüsterte er und schloss die Augen. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen. „Uh, jetzt geht’s aber ab hier,“ murmelte Zenta schockiert und drehte sich ab, „Sagt mir Bescheid, wenn's vorbei ist!!“ „Alter, Ziddy, du Nase!!“ quiekte Vento und kratzte sich am Kopf, „Hey, Tiras, was hat der Typ eigentlich, das ich nicht habe???!“ „Ein Gehirn,“ entgegnete Zenta, bevor Tiras etwas hätte sagen können, und jener gluckste, Vento zog eine Schnute. „Ihr Ärsche...!!“ Plötzlich wurde Siana auch bewusst, dass sie nicht alleine waren, und hastig ließ sie Zitan wieder los und richtete sich auf. „‘Tschuldigung! Tut mir echt leid, dass ich immer so einen Blödsinn mache-...“ Zitan seufzte. „Hör endlich auf, dich zu entschuldigen, klar?“ meinte er, und sie sah ihn an. „I-ich-... mal sehen...“ Er sagte nichts mehr und stand wieder auf. Was zum Teufel soll das denn alles?! Wieso mach ich mir Hoffnungen, bei ihr eine Chance zu haben??! Was bin ich bloß für ein Idiot?... Wie soll denn ein Dieb wie ich bei einer Prinzessin eine Chance haben?! Das ist ja pervers!! Irgendwie war ihm wirklich zum Heulen zumute. Aber er versteckte dieses Gefühl so gut es ging, und meinte: „Was glotzt ihr denn alle so?! Wir sollten schlafen gehen! Gute Nacht!“ Damit packte er sich in sein Bett und knipste das Licht aus. Die drei anderen starrten ihn an. „Gute... Nacht...“ murmelte Vento verwirrt. Siana war schon wieder eingeschlafen. Der Rest verzog sich auch in seine Betten, und bald herrschte Grabesstille. ________________________ habe ich irgendwo ein * übersehen??!!°° sagt es mir bitte wenn ihr ein * findet!!°° die müssen alle weg!!°° Kapitel 7: Abstecher nach Norden -------------------------------- Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. Die fünf saßen alle am Fenster und starrten ratlos hinaus in das Mistwetter. „Muss das sein?“ fragte Vento und kratzte sich am Kopf. „Dann warten wir halt hier,“ schlug Siana vor. Zitan fuhr herum. „Was?! Warten?!??! Kommt nicht in Frage! Wir gehen weiter! Seid ihr aus Zucker, oder was?! Das bisschen Wasser schadet nicht!“ Vento prustete los. „Dann wächst Zenta endlich mal ein bisschen!! Hahaha!“ „Sehr witzig!“ murrte Zenta, „Du bist vielleicht zwei blöde Zentimeter größer und sechs blöde Monate älter als ich – aber dafür hast du bestimmt halb soviel Grips wie dein Kizaya!!“ „Heihoya!!!“ rief Zitan, „Bevor ihr euch wieder über eure beschissenen zwei Zentimeter aufregt – wir klettern runter!“ „Klettern?“ fragte Siana skeptisch. „Ja, am Seil, das Hotel ist mir zu teuer!“ meinte Zitan energisch. So kletterten die fünf unbemerkt aus dem Fenster. Sie sprangen auf ihre durchnässten Kizayas und galoppierten schnellstens davon. Sie ritten aus Movisa raus nach Westen. „Also, wir müssen jetzt über die Landenge nach Moszia,“ erklärte Zenta, aber er hatte die Landkarte vorsichtshalber im Rucksack gelassen, ein Nasswerden der Karte wollte er nicht riskieren. „Die Binoaria-Landenge?“ fragte Tiras, „Uh, so weit sind wir schon??“ „Da siehst du mal,“ grinste Zenta, und die Kameraden erreichten jetzt einen Wald. „Wenigstens ist es hier trockener!“ gluckste Vento. „Sowas Blödes!! Müssen wir heute etwa auch noch draußen schlafen???“ fragte Siana. „Ja, leider!“ „WAS?!?!“ „Reg dich ab, so schlimm ist es nicht!“ beruhigte sie Zitan etwas grob. Doch plötzlich hielt er an und starrte nach vorn. Zenta, der hinter Zitan ging, konnte noch rechtzeitig bremsen, doch alle anderen rannten wieder hinten auf. Zenta drehte sich hochnäsig um. „Jaja!!“ machte er, „Ich hab angehalten!!! – Könnt ihr jetzt bitte eure Kizayas aus Jalis Arsch nehmen??!“ „Mann, Zitan!!!“ nörgelte Siana, „Was ist denn jetzt wieder??!!“ Zitan blinzelte, ohne ihr zu antworten. „Ich sehe einen Helm mit einem Wuschel!!“ erklärte Vento, der sich streckte, um etwas sehen zu können. Zenta verdrehte die Augen. „Ohh nö! Schon wieder dieser Kindarn-Blödmann!!“ „Okay, Strategie, Zenta??“ fragte Zitan, der immer noch nach vorn starrte, wo deutlich Kindarn mit seinen Soldaten zu sehen war. „Strategie???!“ Zenta wendete Jali, sein Kizaya, etwas ironisch grinsend, „Was hältst du von der Wir-hauen-ab-Strategie??!!“ „Gute Strategie!!!“ stimmte Zitan ihm zu und gab Kasera die Sporen. Alle anderen galoppierten ihm hinterher. „Na super, wir hätten lieber in die andere Richtung laufen sollen!“ meinte Zenta nach einer Zeit, „Wir kommen gerade vom Weg ab!“ „Lieber das, als zu sterben, oder??!!“ fragte Siana erstaunt. „SCHEIßE!!!!!“ fluchte Zitan. Doch just in dem Moment sprang genau vor ihm etwas aus dem Gebüsch und versperrte ihm den Weg. Kasera stieg erschrocken und wieherte laut. Vor Zitan stand Kindarn. „Wa-...“ fing Zitan an, doch Kindarn bedrohte ihn sofort mit seinem Schwert. „Hallo, Freundchen!“ grinste Kindarn gehässig. Zitan brummte. „Na? Wie geht es den Palmen in Movisa?“ „Etwa so, wie es dir gleich gehen wird, wenn ich mit dir fertig bin!!“ Kindarn sprang von seinem Kizaya, Zitan zog rasch sein Schwert und tat es ihm gleich. Siana schniefte. „Nein!! Nicht schon wieder kämpfen!!!!“ jammerte sie, „Bitte nicht!!“ „Ruhe, misch dich nicht ein!!“ zischte Zenta und schob sie weiter nach hinten. „Na dann,“ Zitan grinste Kindarn an, „Komm und erledige mich, wenn du so selbstbewusst bist, General!“ Er packte sein Schwert fester, und Kindarn schwang sein Schwert herum und stürzte nach vorne. „NEEEEEIIIIINNNNN!!!!!!!!“ schrie Siana schrill, und ehe Zenta oder Tiras sie aufhalten konnte, war sie von Nervi gesprungen und rannte auf Zitan und Kindarn zu. Zenta plumpste rückwärts von Jali. „Maaaann, was macht die denn??!!“ „Was machst du denn??“ fragte Vento zurück und sah auf Zenta herunter. Zitan wirbelte herum, als er Siana erblickte, und gerade bevor Kindarn ihn erreichte, packte er Siana an den Oberarmen und warf sich mit ihr zur Seite, Kindarns Schwert stach dabei in seinen Oberschenkel. Zitan schrie auf, bevor er mit Siana auf dem Boden landete. „Uh-... autsch-...“ murmelte sie, und Zitan sah sie an. „Mach das nie wieder!! Versprich mir das, mach das nie wieder!!“ Siana schluchzte. „Dann-... hört auf!!!“ rief sie und sah jetzt Kindarn an. Zitan erstarrte, er konnte Kindarns gehässigen Blick in seinem Nacken förmlich spüren. „Die Prinzessin Siana!“ grinste Kindarn, „Na sowas! Prinzessin, Ihr und dieser Bastard Sari gebt ein sehr widerwärtiges Paar ab, wenn ich das sagen darf – eigentlich hätte ich mir gleich denken können, dass dieser Trottel Euch entführt hat!“ Tiras stöhnte. „Na toll, er weiß es, Zenta!“ Zenta brummte. „Super gelaufen.“ Siana rappelte sich auf. „So, General!!!“ rief sie höchst verärgert, „Hier bin ich also!! Was wollt Ihr nun??!! Müsst Ihr gleich alle töten, um mich nach Sentaria zurückzubringen??!“ „Prinzessin, ich bitte Euch – diese verachtenswerten Rüpel haben Euch entführt! Ich bin von Eurer Frau Mutter, Königin Kaiyla, geschickt worden, um Euch wohlbehalten nach Sentaria zurückzubringen! Dass ich dabei zufällig auf diesen Sari stoße, konnte ich auch nicht ahnen.“ „Ihr – kennt Zitan??“ wunderte sich Siana. Kindarn grinste Zitan höhnisch an. „Sagen wir... ich kannte seinen Vater! Er hatte ein genauso großes Maul wie sein Sohn es hat-...“ „SCHWEIG, DU ELEDER!!!!!!!!!“ brüllte Zitan plötzlich, außer sich vor Wut, „Du – du elender DRECKSKERL!!!!!!!! Das würde dir so passen, du Arschkrampe!! – Und was Siana angeht – du wirst sie nicht anrühren!! Von wegen, ‚wohlbehalten nach Sentaria zurückbringen‘! TÖTEN WOLLT IHR SIE!!!!!!“ Alle Anwesenden erstarrten. Siana sah erschrocken zwischen Zitan und Kindarn hin und her. Was??!! Wer will mich töten?!?! Kindarn lachte. „Was du alles so draufhast, mannomann!! – JETZT IST SCHLUSS DAMIT!!!!!!!“ Damit stürzte er sich mit Wucht auf Zitan und jagte ihm sein Schwert ins Bein. Zitan schrie einmal auf, doch schnell fasste er sich wieder und nahm sein Schwert, holte aus und – ZACK! Kindarn stand da wie vom Blitz getroffen. Das Schwert fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Boden – genau daneben lag Kindarns rechtes Ohr, das eben gerade noch an dessen Kopf gewesen war. Zitans Schwert hatte es entfernt. Siana stieß einen gellenden Schrei aus und stürzte total hysterisch zu Boden, Tiras, Vento und Zenta bemühten sich sofort um sie. Zitan rührte sich nicht. Kindarn wurde langsam von oben bis unten käseweiß, dann kippte er um – ohnmächtig. Die Soldaten schrien auf und kümmerten sich um ihren General. Zitan bedrohte sie mit seinem blutüberströmten Schwert. „Wehe, ihr wagt es, der Prinzessin etwas anzutun!!! WEHE!!!!!! Sonst fehlen euch bald allen beide Ohren!!!“ Mit diesen Worten drehte er sich um. Die Soldaten transportierten Kindarn auf sein Kizaya, bevor sie davonritten. Siana war in Tränen ausgebrochen. „Oh mein Gott!! Ich kann nicht hinsehen! Nein!! Oh Gott!! OH GOTT!!!!“ heulte sie geschockt. „Komm... beruhig dich...“ meinte Zenta tröstend. „Na, kommt, Leute, gehen wir!“ rief Zitan und steckte sein Schwert ein. Er wollte wieder auf Kasera springen, doch da versagte sein verwundetes Bein, und er stürzte zu Boden. „Aaaah, verdammt!!“ fluchte er verärgert. Tiras sah ihn an. „Alles okay?“ „Ja, Mensch,“ knurrte Zitan und wollte aufstehen, doch – „AUA!!!“ Wieder brach er zusammen. Die anderen rappelten sich auf. „Bist du verletzt??! Ist irgendwas?!“ fragte Tiras erneut und sprang dazu. „Es geht schon!! Lass mich in Ruhe! Es geht mir gut, verdammte Scheiße!“ Tiras sah auf Zitans Bein, das Kindarn durchstochen hatte. „Aber Ziddy!“ rief er aus, „Du blutest wie Teufel!!!“ „Lass da bloß deine Finger von!! Das wird schon!! Ist nur ´n Kratzer!! Jetzt lasst mich in Frieden! Kommt!“ Zitan stand auf und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. Am liebsten hätte er geschrien. Schließlich kletterte er unter größter Anstrengung auf Kasera. „Aaah... gehen wir... weiter... Leute...“ murmelte er und gab Kasera die Sporen. Der Rest sprang nun auch wieder auf seine Kizayas und galoppierte ihm hinterher. Gegen Mittag machten sie Pause. „Wenigstens sind wir Kindarn für's Erste los,“ meinte Zitan. Tiras schielte immer wieder skeptisch auf Zitans größer werdende Wunde. Zitan brummte. „Nein, Tiras, du darfst mich nicht verarzten!!!“ „Von mir aus,“ sagte Tiras beleidigt, „Dann leb eben mit deinen Schmerzen weiter, bis wir nach Lilaria kommen!“ „Hmm...“ knurrte Zitan und stand auf, „Gibt es denn auf dem Weg kein Dorf oder so? Zenta?“ „Hm... tja-... nur Tijana, das ist ungefähr ein Tagesmarsch von hier weg, und wirklich auf dem Weg ist es auch nicht!“ „Yo, damit ist die Sache erledigt,“ meinte Zitan, „Wir gehen nach Lilaria, basta!“ Die fünf gingen weiter, gegen Abend machten sie es sich am Waldrand bequem. Sie hatten eine Höhle ausfindig gemacht, sie war sogar trocken. Also saßen alle um ein Lagerfeuer und schwiegen. „Wenigstens ein Dach über dem Kopf!“ grinste Siana. „Beschwer dich nicht, du hast jetzt zwei Nächte in Folge Luxus gehabt, jetzt ist mal Schluss!“ „Ja, schon o.k.!“ „Sag mal, hast du denn rein garnichts vom Leben hier draußen erfahren, während du fünfzehn Jahre im Schloss von Sentaria warst???“ fragte Tiras. „Nein!... Bei uns ist das so ganz anders als hier...“ Die anderen schwiegen. „Ich hab Hunger!“ stellte Siana dann fest. Alle sahen sie an. „Oh, ach du große Güte, wir haben ja schon seit-... seit vorgestern abend nichts mehr gegessen!! Das arme Mädchen wird uns noch verhungern!“ stellte Tiras erschrocken fest. „Dann lauf nach Movisa zurück und hol was, du Nase!!“ meinte Zitan entnervt, „Morgen gibt’s was zu Essen, vorher nicht!! Basta!!“ Damit schnappte er seine Decke und legte sich hin. Die anderen sahen ihn ratlos an. „Yo, Ziddy-Laune!“ seufzte Zenta, „Gute Nacht!“ Die vier anderen legten sich nun auch schlafen, und Siana verkroch sich vollends unter ihrer Decke, denn diesmal wollte sie Zitan lieber aus dem Weg gehen. Am nächsten Morgen war es kalt. Siana glaubte im ersten Moment, den sie wach war, ihre Nase wäre weggefroren. Außerdem hatte sie Eisfüße, und überhaupt wünschte sie sich nichts lieber als ein warmes Bett. Ihr Kopf tat weh, weil sie auf Steinen gelegen hatte, und sie zitterte nur so vor Kälte. „Bald schneit’s hier noch!“ meinte Tiras und verschränkte die Arme. „Quatsch, doch nicht im September, du Idiot!“ „Es hat schonmal im Juli gescheit!“ protestierte Vento und sah Zenta wichtigtuerisch an. „In deinem Gehirn schneit‘s wohl immer,“ sagte Zenta dazu und rappelte sich auf, „Kommt, ihr Deppen, wir gehen. – Ziddy, los, aufstehen!!“ Wenige Minuten später saßen alle etwas unausgeschlafen auf ihren Kizayas. Zitan äußerst lustlos vorneweg, dann Zenta mit der Karte, Vento, däumchendrehend, Tiras, nach allen Seiten Ausschau haltend, und letztendlich Siana, am ganzen Körper zitternd und halb verhungert. Zenta sah von der Karte auf. „Zid – lass uns ´nen Abstecher nach Tijana machen – Siana verhungert sonst noch!“ „Kommt nicht in Frage! Wir haben genug Umwege gemacht!!!!“ entgegnete Zitan ärgerlich. „Dieser blöde General hat uns nur aufgehalten!!!“ „Tijana ist das einzige Dorf hier in der Gegend!!“ rief Zenta genauso ärgerlich, „Was bringt uns diese bescheuerte Mission, wenn Siana dabei krepiert, weil du Idiot ihr nichts zu Essen gibst??!! Tu mir ´nen Gefallen und denk einfach einmal menschlich!!!“ Zitan schnaubte. „Tss! – Menschlich!! Ich hasse Menschen, Zenta!!“ „WENN DU DICH SO BENIMMST, VERSTEH ICH AUCH, WIESO DIE MENSCHEN EUCH HASSEN!!!!!!“ schrie Zenta ihn an, und alle starrten ihn entsetzt an. Zitan vor allem. „Schön, Sir Yason!“ schnappte Zitan, „Kann ja nicht jeder Sayamainer sein wie Ihr!“ Damit drehte er den anderen den Rücken zu. Zenta kratzte sich am Kopf. „Tut mir leid,“ meinte er, „Ich – hab's echt nicht so gemeint!“ Zitan seufzte. „Schon okay – gehen wir nach Tijana.“ Zitan gab Kasera die Sporen, und die fünf galoppierten los. Siana konnte sich kaum noch festhalten, so schwach war sie vor Hunger und Kälte. Das denen das garnichts ausmacht... ooohh... ich-... ich glaub, ich sterbe... Siana fielen die Augen zu, und sie ließ die Zügel los. PLUMPS! „Zid, halt an!!! Siana ist in Ohnmacht gefallen!!!!“ Sofort versammelten sich alle vier um die Prinzessin. „Was ist mit ihr?!“ fragte Zitan erschrocken. „Stirbt sie jetzt?!“ „Schschscht!“ machte Tiras und diagnostizierte sie provisorisch, „Nein, sie lebt! Sie wird aber sterben, wenn sie nicht sofort was zu Essen kriegt! Außerdem hat sie eine schwere Unterkühlung, sie muss irgendwie in ein Bett gebracht werden! Wir müssen uns beeilen!“ „Wieso, wieviel Zeit denn noch?!“ „Genug, um nach Tijana zu reiten! Kommt!“ rief Zitan und war schon wieder auf Kasera gehumpelt. Der Rest folgte ihm, und Tiras nahm Siana unter die Fittiche und nahm sie mit zu sich auf sein Kizaya. Zenta nahm Nervi mit. Etwa gegen Mittag erreichten sie Tijana und suchten sofort eine Herberge auf. „Tut mir echt leid, ist ein Notfall, sie braucht was zu Essen, sonst stirbt sie!“ meinte Tiras rasch, als sie in die Herberge stürmten. Die Frau hinter der Theke schlug die Hände vor dem Mund zusammen und gab ihm einen Zimmerschlüssel, mit den Worten: „Kommt sofort!“ Die vier und Siana suchten das Zimmer und legten Siana sofort in eines der Betten. „Und schön zudecken!“ „Ja doch!“ „Vielleicht ist es wenigstens umsonst, weil es ein Notfall ist,“ meinte Vento. „Vielleicht.“ Da kam die Frau mit dem Essen herein. „Sonst noch Beschwerden bei der jungen Dame?“ fragte sie schockiert. Wann passierte sowas schon in einem kleinen Dorf wie Tijana? „Sie hat eine Unterkühlung, hätten Sie eventuell ´ne Wärmflasche?“ fiel Tiras ein. „Sicher, einen Moment-... sagt mal, wo habt ihr euch denn herumgetrieben? Das arme Mädchen ist ja total kaputt!“ „Ja!... Wir haben vergessen, zu essen...“ Zitan kratzte sich am Kopf. Die Frau verschwand wieder aus dem Zimmer. Siana bewegte sich immer noch nicht. „Wird sie... es überleben?“ fragte Zitan dann und sah Tiras besorgt an. „Aber ja! Hey, mach dir keine Sorgen, Ziddy! Das wird schon!“ Tiras hob ihren Kopf an und flößte ihr den Tee ein. „He, sie schluckt! Sie trinkt!“ freute sich Zitan. „Ja, wunderbar!!“ „So, fein, Prinzessin... ich komm‘ mir vor wie eine stillende Mutter!“ brummte Tiras und stellte die Teetasse wieder ab. „Dann gib mir das, ich mach das schon!“ meinte Zitan grinsend und schob Tiras von der Bettkante, „Hah!! – Sooo, schön trinken!“ Er fing an, Siana zu ‚stillen ‘. Da kam die Frau mit der Wärmflasche, und Tiras schob sie (die Wärmflasche) unter Sianas Decke. „Mäh, der Tee ist alle,“ stellte Zitan fest und hielt den Becher verkehrt herum, um allen zu zeigen, dass die Tasse leer war. „Dann nimm die Suppe!“ „O.k.!“ Auch diese ließ Siana in sich hineinflößen. „Du solltest Amme werden, Zid!“ „Ha-ha!“ machte Zitan verächtlich und sah Siana an. Sie rührte sich nicht. „Ich geh den Kizayas was zu Fressen bringen,“ meinte Zenta, „Bevor wir's morgen andersrum haben und Nervi unter Siana zusammenklappt!“ „Ich komm mit!“ rief Vento, „Ach was, das tut er dann nur, weil Ziddy Siana zu viel zu Essen gegeben hat!“ Die beiden verließen das Zimmer. „Wartet!... Kommst du klar?“ fragte Tiras, und Zitan nickte. „Passt schon!“ Tiras lief den zwei anderen hinterher. Die Tür fiel ins Schloss. Zitan sah auf Siana herunter. Sie lag immer noch still. Aber sie hatte etwas mehr Farbe bekommen. „Oh... Siana-... bitte werd wieder gesund...“ murmelte er und nahm dabei ihre Hand und drückte sie vorsichtig. ...Du musst wieder gesund werden... du kannst ja nicht einfach abhauen... und uns allein lassen... mich lassen alle allein... meine Familie... meine Freunde... aber du... du musst bleiben!... Ich bitte dich... denn... ich liebe dich. ___________________________ Denkt bitte daran auf die * Sternchen zu achten und sie mir zu melden! q___q Kapitel 8: Die Schönen und das Biest ------------------------------------ Siana schlug die Augen auf. Zuerst war alles verschwommen. Doch dann erkannte sie Zitan, der neben ihr saß und ihre Hand vorsichtig streichelte. Sie sah ihn an. „Du?“ fragte sie benommen. Langsam realisierte sie, dass sie in einem Bett lag. Zitan grinste freudig. „C’est moi!!“ meinte er, „Yo, geht’s dir besser??“ „Besser? Wieso besser? Ging es mir schlecht?“ „Ja! Du hattest einen Schwächeanfall-... und eine Verkühlung oder sowas-... wie geht es dir? Sag’s mir, es ist mir wichtig, Prinzessin!“ „Es geht mir-... gut-... ich habe gut geschlafen!... Hab geträumt... einen wunderschönen Traum... du warst übrigens auch drin!“ „Ich?!“ Zitan sah sie erstaunt an. „Ja, ist hier sonst noch wer, den ich meinen könnte??“ fragte Siana und sah sich um. „Mmh, nö.“ „Siehste.“ Die Prinzessin nickte wichtigtuerisch mit dem Kopf. Zitan beugte sich über sie und sagte: „Schön, dass du dich besser fühlst...“ „Finde ich auch...“ Siana lächelte verlegen. Er lächelte nun auch, und wieder war da das Kribbeln in seinem Bauch. Oh, ich würde dich so gerne küssen, Prinzessin-... aber ich lass es lieber... vielleicht solltest du deinen ersten Kuss lieber von einem Märchenprinzen bekommen-... von einem, den du liebst... warum bin ich bloß so ein mikriger Bürger?!... Das Kribbeln wurde immer stärker. Schließlich fasste er sich schlagartig auf den Bauch: „Au, verdammt nochmal!!“ „Was?“ fragte Siana erstaunt. „W-was??!“ Er schrak hoch, „Oh, ähm – nichts, garnichts!“ Sie sah ihn an, sagte aber nichts mehr dazu. „Ich hab Hunger,“ fiel ihr ein, „Hast du vielleicht was zu Essen für mich?“ „Was??? Du hast schon einen ganzen Teller Suppe gegessen! Aber wenn du willst, hol ich dir noch was!“ schlug Zitan gut gelaunt vor und stand auf. „Wirklich?? Danke, lieb von dir!“ „O.k.!“ „Ach, und-... Zid?... Ich-... ich finde es wirklich-... total nett von euch-... dass ihr euch so um mich bemüht habt... vielen Dank, Zid-...“ Das Mädchen sah etwas verlegen auf die Bettdecke. Zitan nickte. „War doch keine Ursache!“ Er grinste und ging. Auf dem Flur klatschte er fröhlich in die Hände. Heihoya, sie hat mich schon wieder Zid genannt!! Als er wieder ins Zimmer kam, war Siana aufgestanden. Sie stand am Fenster und sah hinaus. „Sag mal... verrätst du mir jetzt, warum ihr mich entführt habt?“ Zitan sah sie erstaunt an. Er stellte das Essen ab und ging auf sie zu. „Nein. Auf keinen Fall!“ Zitan legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern, dann flüsterte er ihr ins Ohr: „Du wirst es früh genug erfahren! Aber du wirst es erfahren! Versprochen!“ Siana lächelte. Dann drehte sie sich um und sah Zitan tief in die Augen. Er erschrak, doch er sah zurück. Hoffentlich kann sie in meinen Augen meine Gefühle nicht lesen! „Du-... du hast ja blaue Augen!“ stellte Siana fest. Zitan blinzelte. „Ja! Und?“ „Sie sind-... wunderschön-... so eine Farbe habe ich noch nie gesehen... so ein tiefes Blau...“ Siana sah nachdenklich seine Augen an. Zitan jedoch wandte den Blick von ihr ab. Natürlich hatte sie diese Farbe noch nie gesehen. Er war Mesumanier. Und Mesumanier hatten oft Augenfarben, die es bei Menschen nicht gab. „Ähm – hier, dein Essen!“ lenkte er ab und gab ihr den Teller. „Oh, ja! Vielen Dank, Zid-... oh, darf ich dich überhaupt Zid nennen? Ich meine, so Spitznamen...“ „Natürlich darfst du!! Ich bitte dich sogar drum! Nenn mich Zid!... Das gefällt mir sehr!... Wirklich!...“ „Oh... na dann...“ Siana zuckte mit den Schultern und fing an, zu essen. Plötzlich flog die Tür auf, und der Rest der Truppe kam hereingeplatzt. „Hallöle!! Oh, Prinzessin, du bist ja wieder wach!“ grinste Vento. „Geht es dir besser?“ fragte Zenta nebenbei und schloss die Tür. „Ja! Viel besser! Ehrlich!“ „Wenn wir jetzt weiterziehen, müssen wir wieder im Freien schlafen,“ meinte Zenta und setzte sich auf den Tisch, „Aufgrund Sianas – Unwohlseins – sollten wir vielleicht eine Nacht hier bleiben!“ Zitan nickte. „Yo.“ „Gut, bleiben wir hier! Ich schlaf oben!“ „VENTO!!!!!“ „Wisst ihr was? Sollten wir nicht auch was essen? Ich meine, Siana isst hier die ganze Zeit, und wir dürfen zusehen, das sehe ich absolut nicht ein,“ fiel Vento da ein, und er stemmte die Arme in die Hüften. „Stimmt, gehen wir runter!... Kommst du mit, Ziddy?“ fragte Zenta. Zitan grinste. „Das fragst du??? Willst du mich hier verhungern lassen, oder was??!! Klar komm ich mit!“ Zitan sprang von der Fensterbank auf den Fußboden, doch plötzlich machte sich seine Wunde wieder bemerkbar – er hatte sie ganz vergessen, aus lauter Sorge um Siana. „AUA, verdammt!! Ich hasse Kindarn!!“ schrie Zitan auf und fluchte noch etwas weiter. Tiras half ihm beim Aufstehen und meinte: „Gut, dass du’s sagst! Ich hätt glatt vergessen, deine Wunde zu versorgen, du armer Kerl!“ „Was heißt armer Kerl, soll das eine Beleidigung sein??!!“ fragte Zitan empört. „Weigerst du dich immer noch??!“ Tiras seufzte, „Mann, bist du anstrengend!“ „Red keinen Quatsch!“ meinte Zitan gereizt und wollte gehen, aber er humpelte mehr, und irgendwie musste er sich eingestehen, dass ihm noch nie etwas so wehgetan hatte jene Wunde. Da fiel ihm etwas ein. Halt, moment! Als Siana damals den verstauchten Fuß hatte... hab ich doch Vitra gekonnt!... Warum soll’s dann nicht nochmal klappen??!... Ich versuch’s einfach später mal... Er grinste schräg und humpelte Zenta und Vento hinterher in den Flur. Tiras schüttelte den Kopf und ging. Siana blieb allein zurück. „Dass Männer immer die Coolen spielen müssen!“ brummte sie, „Tse!!“ Ungefähr zehn Minuten später waren alle wieder im Zimmer versammelt – alle außer Zitan, der nach dem Essen spurlos verschwunden war. „Ach, der sucht sich ´ne Kneipe, wetten??“ grinste Tiras, der sehr intelligent auf seinem Kopfkissen herumklopfte, worauf jedes mal flauschige Federn daraus hervorsprangen. „Mach dir um den keine Sorgen, Siana,“ addierte Zenta, und Siana schielte ihn an. „Sehe ich so aus, als würde ich mir Sorgen um diesen Kerl machen??!!“ „Yo,“ machte Zenta, „Du stehst jetzt seit drei Minuten am Fenster und starrst raus!“ Siana schüttelte den Kopf. Dann fiel ihr etwas ein. „Warum habt ihr mich entführt?“ fragte sie, „Und wer ist sie? Ich meine die, die ihr nie beim Namen nennt, die angeblich Psi kann!“ Die drei Jungen sahen erst sie, dann sich gegenseitig an. „Das erfährst du früh genug!“ sagte Zenta schroff. Siana sah die drei ärgerlich an. „ICH WILL ES JETZT WISSEN!!!!!!“ verlangte sie. „Gut,“ Tiras seufzte, „Sie ist böse!“ „Böse, genau,“ machte Vento. „Das hätte ich mir fast gedacht!!“ schnappte Siana beleidigt. „Wieso fragst du dann?“ fragte Zenta, ohne sie anzusehen. Siana sah ihn wütend an, in dem Moment flog die Tür auf, und Zitan kam wieder herein. „HAH!!!!!!“ schrie Tiras plötzlich laut und zeigte drohend auf Zitan, und der starrte ihn erschrocken an. „W-was??!“ „Ich erwische dich, Freundchen!!!!! Du wirst jetzt verarztet!!!!“ Zitan sah Tiras ungläubig an. „Oh! – Ähm, hat sich erledigt! Es ist weg.“ „Tiras, deine Überredungskunst musst du noch ausfeilen,“ meinte Zenta ruhig, und Tiras sprang von seinem Bett und piekste Zitan in den Arm. „Das will ich sehen!“ rief er, und Zitan sah ihn an. „Wenn ich's doch sage,“ meinte er, „Glaubst du mir nicht?“ „Nein!“ „Gut, bitte...“ Zitan ging aus dem Raum, Tiras folgte ihm beleidigt. „Sag mal, macht der immer so ein Theater?“ fragte Siana Zenta, und der zog nur eine Augenbraue hoch. „Sieht so aus.“ Plötzlich kam Tiras wieder ins Zimmer gerannt. „Es ist nicht zu fassen!!!!“ rief er, „Sie ist weg!!!!“ „Was?“ fragte Vento. „Wie, weg?“ fragte Siana verwirrt. „Na, Ziddys Wunde am Bein, da ist überhaupt nichts mehr!!!! Und da war eine, das hab ich genau gesehen!!! Woher soll denn sonst das Blut auf seiner Hose kommen??!“ „Hast du vielleicht am falschen Bein geguckt?“ scherzte Vento. Tiras zeigte ihm einen Vogel. „Sie ist einfach nicht mehr da!!!“ „Vielleicht ist sie verheilt!“ meinte Siana. „Quatsch, doch nicht so schnell!“ rief Tiras empört. Zenta runzelte die Stirn. „Was genau meinst du mit ‚nicht mehr da‘?? Die Wunde war weg? Gab es eine Narbe??“ „Nein, nichts!!! Es war weg!!!“ jammerte Tiras. Da kam Zitan wieder zur Tür herein. „Sag schon!“ Vento sah ihn aufgeregt an, „Wo hast du sie verloren, Ziddy??!“ Zitan gluckste. „Die Wunde?? Seid ihr eigentlich – blöd? Vitra ist ein erstaunliches Werkzeug, Tiras!“ Alle sahen Zitan an. Zenta sprang auf. „Du – kannst es??!!“ „Heihoyaaaa!!!!!“ rief Zitan fröhlich, „Ich hab's mir selbst beigebracht!! Schon damals, mit Sianas Fuß!“ „Das ist ja praktisch!“ rief Vento gut gelaunt. „Ach, du warst das??!!“ schimpfte Tiras, „Und ich wunder mich, du Arschnase!!“ Die anderen lachten. Siana runzelte die Stirn. Was – genau ist denn dieses... Vitra??? Die fünf übernachteten in der Herberge in Tijana, und am nächsten Morgen wollten sie weiter nach Lilaria. „Ein Tagesmarsch, und wir sind in Lilaria,“ meinte Zenta. „Wundervoll, und wie geht’s dann weiter?“ fragte Tiras. „Quer durch nach Takuya! In drei Tagen sind wir da!“ „Cool!“ stellte Siana fest. Die fünf waren dabei, mitsamt ihren Kizayas nach Süden zu reiten. Sie kamen in einen Wald. Es war ziemlich üppig bewachsen und dunkel. „Wälder sind blöd!“ erklärte Vento, „Blöd, blöd, blöd – BLÖD! Blöd, blöd-...“ „Ssst!!“ machte Zitan plötzlich, und alle blieben stehen. Zitan sah sich unwirsch um. „Irgendwas nähert sich-... etwas Großes-...“ Plötzlich war ein Schnauben zu hören, das immer näher kam. Siana zuckte zusammen. In den Büschen knackte es immer lauter. Zenta blinzelte. „Dreh um!“ keuchte er, „Das ist ein-...!!“ Plötzlich hörten alle ein lautes Brüllen aus dem Busch direkt vor ihnen, und erschrocken schrien alle auf, die Kizayas wieherten und stiegen. Dann krachte es plötzlich laut, und ein riesiger, grün geschuppter Drache brach aus dem Gestrüpp hervor. Er brüllte laut und sah die fünf wutschnaubend an. „EIN DRAAACCCHHEEEEEE!!!!!!!!!!!“ schrien Siana, Tiras und Vento im Chor, und Zenta zerrte Jali heftigst herum. „Gehen wir, der scheint sauer zu sein!!“ Zitan starrte den Drachen fassungslos an. Kasera wurde unruhig, und als der Drache wieder laut brüllte, bäumte sie sich erschrocken auf und jagte in Richtung Norden davon. „HEEE!! KASERAAA!!!!!!!!!“ schrie Zitan und wäre fast von ihrem Rücken geflogen, hielt sich jedoch noch rechtzeitig fest. „ZIDDY!!!!! WARTE DOCH MAL!!!!!!“ schrie Zenta und jagte ihm hinterher, Tiras, Vento und Siana ebenfalls. Der Drache brüllte auf und flog den Kameraden nach. „Heyhey, da ist mir ja Kindarn lieber!!!“ stellte Vento fest. „Der fliegt wenigstens nicht!!!!“ stimmte Tiras ihm zu. „OH GOOOTTTTTT, ER HOLT UNS EIN!!!!!!!“ kreischte Siana entsetzt auf. „VOOOORSICHT!!!!!!“ schrie Zitan von vorne, „EINE HECKEEEE!!!!!!!!“ Kasera sprang über die Hecke, die anderen Kizayas galoppierten einfach mittendurch. Der Drache spuckte Feuer, und die Hecke fing Funken, sofort fing sie an, zu brennen. „UND NOCH EINE!!!!!!!“ Wieder sprang Kasera darüber, der Rest rannte mittendurch, und der Drache zündete die Hecke an. „Wow, mein Kizaya ist S gesprungen!“ freute sich Zitan scherzhaft und klopfte Kasera auf den Hintern. „Für Witze haben wir jetzt keine Zeit, verdammt!! AAAAAHHH, der Kerl macht uns hier gleich wörtlich Feuer unter’m Hintern!!“ rief Vento panisch, „KANN DER NICHT WEN ANDERES ALS FRÜHSTÜCKSTOAST NEHMEN?!?!“ Darauf antwortete der Drache mit lautem Gebrüll. „...heißt übersetzt: ‚Nein‘, Vento...“ meinte Zitan. Siana war nahe an einem hysterischen Anfall. „ICH HALT DAS NICHT MEHR AUS!!!!! HIIIILLLLLFFFEEEEEEE!!!!!!!!“ „Na komm, Nervi, hopp!! Lauf schneller, blödes Vieh!!“ rief Tiras und versuchte, für Siana Nervi anzutreiben, doch Nervi ließ erstens nicht mit sich verhandeln, und zweitens wurde nun Tiras‘ Kizaya auch wahnsinnig und machte einen entsetzten Luftsprung. „Mann, Yanko!!!!“ schimpfte Tiras mit seinem Kizaya, „Du warst nicht gemeint!!!“ Yanko, Tiras‘ braunes Kizaya, schnaubte nur. Der Drache hinter ihnen brüllte wieder laut auf, und eine Stichflamme aus seinem Rachen verfehlte die Gruppe um Zentimeter. „UAAAHHH!!!!!“ kreischte Siana auf, „Na los, Nervi, komm schon! LAUF JETZT!! BITTE!!!!!“ Die fünf rannten so schnell es ging in Richtung Norden. „HIIIILLLLLFFEEEEEEE!!!!!“ brüllte Siana, die so ziemlich die Letzte in der Reihe war, weil Nervi immer noch keine Anstalten machte, schneller zu laufen. „Hey, verdammt, was macht die Frau denn da???!! SIANA!!!! NUN BEEIL DICH MAL!!!! – Zenta, halt den Posten, geh einfach weiter, ich treib Nervi eben an!“ meinte Zitan genervt und machte Kehrt, um zu Siana nach hinten zu gehen. „Was??!“ rief Zenta entsetzt und sah ihm nach. „Tu einfach, was er sagt, mann!“ meckerte Vento, da brüllte der Drache unmittelbar hinter ihnen, und Vento brummte. „DU WARST NICHT GEMEINT!!!!!!!“ Zitan erreichte Siana. Sie saß total hysterisch auf Nervi und schluchzte. „Siana!!“ rief Zitan aus, „Pass auf, du musst reiten, verdammt, und darfst nicht Nervi machen lassen, was er will! Du musst ihm klar machen, wer der Boss ist, o.k.?!“ „Ja, aber ich kann ja nicht!! Der hört nicht auf mich!!“ heulte das Mädchen aufgelöst. „Bist du denn zu dumm, um ein Kizaya anzutreiben??! Meine Güte, hau ihm eins hinten drauf!! – MACH ENDLICH!!!!!!!“ Siana schniefte und gab Nervi einen sanften Klapps auf den Hintern. Zitan lachte. „Das hat der nichtmal gemerkt, du dummes Kind!! DU SOLLST IHN NICHT STREICHELN, SONDERN HAUEN!!!!“ fluchte Zitan, „JETZT TREIB DEIN DUMMES VIEH ENDLICH AN, MENSCH!!!“ Siana war schon den Tränen nahe vor Verzweiflung, als der Drache sich wieder bemerkbar machte. Er fauchte immer lauter und zündete einige Bäume an. Siana rührte sich nicht. Zitan verlor langsam die Geduld. „Na warte... na warte, du beschissenes Kizaya du, dir werd ich Beine machen!! SIANA!! Los, hau einfach zu!!“ Siana gab Nervi wieder einen zaghaften Klapps. „DAS MACHT MAN SO, DU DUMMER MENSCH!!“ schrie Zitan verärgert und knallte Nervi mit so einer Wucht seine Hand auf den Hintern, dass dieser sich aufbäumte, wieherte und wie eine Eins davonjagte. „So ist’s brav!“ rief Zitan ihm nach. „AAAAAAAHHHHH!!! DAS IST ZU SCHNELL!! HIIILLLFFEEEE!!!! GEHT AUS DER BAAAAAHHNNNN!!!!!!!!“ kreischte Siana, als Nervi schnurstracks auf die drei anderen zujagte. „Was?“ fragte Tiras, als Yanko einen entsetzten Sprung zur Seite machte, Vento und Zenta folgten ihm, und Siana raste an ihnen vorbei. „Was war’n das??!“ fragte Zenta erschrocken, und Jali wieherte genauso entsetzt. „Tojo, du Arschnase!!“ murrte Vento und zwickte sein schwarzes Kizaya ins Ohr, „Was – oh! War das nicht eben Siana????“ Da kam der Drache angesaust und jagte Nervi hinterher, erst an Kasera, dann an Yanko, Tojo und Jali vorbei. „Heee, seht ihr, so treibt man ein Kizaya an!!“ lachte Zitan ironisch und gab Kasera die Sporen, sie galoppierte los, hinter dem Drachen und Nervi her. Als Zitan an Tiras, Vento und Zenta vorbeikam, rief er: „Die Echse scheint auf hübsche Jungfern zu stehen, da hat sie was mit mir gemeinsam, hähä!“ „Der Drache will Siana ficken?! – Na dann viel Vergnügen!“ meinte Zenta, und Tiras haute ihm auf den Arm. „Halt keine Predigten! Die Prinzessin ist in Gefahr, wir müssen ihr helfen, verdammt! Los, kommt schon!!“ „Pfff, wenn ihr so scharf drauf seid-... geh, Jali!!“ murrte Zenta und gab Jali nun ebenfalls die Sporen, sie jagte los, darauf folgten ihr Vento und Tiras. „HIIIIIIIIIIIILLLLFFFEEEEEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ kreischte Siana indessen. Wieder brüllte der Drache laut auf und spie Feuer, allerdings daneben. Darüber wohl noch wütender, beschleunigte er seine Geschwindigkeit und flog nun genau neben Nervi und Siana. Sie kreischte schrill auf. Der Drache stierte sie an, dann holte er tief Luft, und – „AAAAAAAAAAHHH!!!! NEEEIIIIIINNNNN!!!!!!!!!!“ schrie Siana und warf sich seitlings von Nervi runter, überschlug sich ein paar mal und blieb bewusstlos am Boden liegen. Nervi galoppierte ein paar Meter weiter, dann bäumte er sich auf und blieb stehen. Der Drache spuckte ins Leere. Wütend flog er hoch in die Luft und verschwand. „SIANA!!!!!!!!!!!“ brüllte Zitan und sprang aus dem Galopp von Kasera herunter, überschlug sich auch ein paar mal und lief dann zu der ohnmächtigen Siana herüber. Kasera blieb stehen und schnaubte. „Siana!! Siana! Um Gottes Willen, bist du verletzt?! Sag doch was! Bitte!!-... Mann, die anderen sind ja noch Meilen entfernt! Oh Siana-... wach auf-... sag doch was!! Siana!! Bitte!... Siana?? Prinzessin-...?“ Siana rührte sich nicht. „Prinzessin!! Wach auf! Bitte!“ Da schlug sie die Augen auf und sah ihn verstört an. „Was??... Wo bin ich-...?“ „Siana!! Du lebst! Gott sei Dank!!“ freute sich Zitan. Da wachte sie erst richtig auf, brach in Tränen aus und warf sich Zitan um den Hals. „Ohhh Gooooottttt!!“ schrie sie aufgelöst, „Das war so grässlich!! Er war genau neben mir!! Ich hab solche Angst gehabt!! Ihr dürft mich nie wieder allein mit einem Drachen lassen!! Bitte! Nie wieder!!! Oh Zid, bin ich froh, dass du da bist...!!“ „Ich bin auch froh-... dass du noch lebst... kleine Prinzessin-... ich hatte echt Angst um dich...“ Zitan schloss sie liebevoll in die Arme. Sie hörte langsam auf, zu weinen, und ließ ihn schließlich los. Beide standen auf, da kamen Zenta und die anderen angelaufen. „Ist euch was passiert?! Seid ihr verletzt??!!“ rief Tiras als Erster. „Alles in Ordnung! Sie hat nur einen Schreck bekommen! Kommt, wir steigen jetzt auf und reiten weiter. – Sagt mal-... wo sind wir hier?“ fragte Zitan und sah sich um. Alle anderen taten es ihm gleich. Sie sahen nichts als Wiesen. „Yo, kein Plan,“ meinte Zenta, „Wir finden den Weg schon wieder!“ Zitan und Siana stiegen wieder auf ihre Kizayas, und sie setzten die Reise fort. Siana weigerte sich, wieder als Letzte zu gehen, deshalb ließ man sie an zweite Stelle, und damit war sie mehr als zufrieden. Doch plötzlich hörten alle ein Geräusch, das ihnen das Blut gefrieren ließ: das Brüllen des Drachens. Kapitel 9: Nisa - Dorf der Einsamkeit ------------------------------------- „AAAAAAAAAAHHHHHH!!!!!!!“ schrie Siana schrill. Am liebsten wäre sie zu Zitan auf Kasera gesprungen, aber Nervi machte schon aus Panik einen gehörigen Satz nach vorne und wieherte laut. „Nicht schon wieder...“ stöhnte Vento und sah sich um. Der Drache sauste von oben herunter genau auf die fünf zu. „Hey, Drache!!!!“ rief Zitan dem Drachen zu, „Wie wär's, ich zeig dir, wo Kindarn ist, dann kannst du den fressen, statt uns!!“ Der Drache antwortete mit empörtem Gebrüll. „Ich hasse Drachen, die nicht mit sich verhandeln lassen!“ murmelte Zitan gab Kasera die Sporen, Siana, Zenta, Vento und Tiras setzten ihm schnellstmöglich nach. Der Drache folgte ihnen in der Luft fliegend und spuckte diverse Flammen nach ihnen. „UAAAHH!!!!!“ schrie Siana auf, als Nervi auf der Flucht vor einer Flamme zur Seite sprang und Siana fast heruntergefallen wäre. „Uuh, autsch, blödes Vieh-...!“ „Was is’n das hier??!“ hörte sie plötzlich Zentas Stimme neben sich, „Der läuft ja schon wieder nicht ordentlich!!“ Siana schniefte. „Oooohhhh nein!!“ Zenta brummte. „Wir hätten dir eine Gerte besorgen sollen!“ Damit holte er aus und versetzte Nervi einen Schlag auf den Hintern, er wieherte und sauste davon. „Ab geht die Post!“ meinte Zenta und hielt nach dem Drachen Ausschau. „WAAH!!!!! – ZIDDY, LAUF ZU, DER BASTARD KOMMT NÄHER!!!!!!“ Zitan fuhr herum, gerade da spuckte der Drache wieder wutentbrannt Feuer auf die fünf, und Zitan hätte die Flamme voll abgekriegt, wäre Kasera nicht instinktiv zur Seite gesprungen. „Mann-...!“ stöhnte der blonde Junge und fasste die Zügel wieder, „Komm, Süße, schneller!!“ „Jetzt wäre irgendso’n Zauber echt praktisch!“ stellte Tiras fest, und Zitan ging garnicht darauf ein. So dauerte die Jagd an. Die fünf rannten über Wiesen, Felder und durch Wälder, sprangen über kleine Bäche oder rannten durch Hecken (Kasera war die Einzige, die stets brav darübersprang, worauf Zitan immer ganz stolz erklärte, sie sei schon wieder S gesprungen). Der Drache machte sich nicht die Mühe, um Bäume herumzufliegen, er zündete alles einfach an. Schließlich, gegen Nachmittag, drehte der Drache endlich ab – die Lust auf das Frühstück war ihm offensichtlich vergangen. Mit einem resignierenden Brüllen flog er davon, und Zitan bremste und drehte Kasera herum. „Glück gehabt, Kizayas scheinen mehr Ausdauer zu haben als Binoarische Drachen,“ sagte er und blinzelte. Zenta fasste nach seinem Kopf. „Kacke, jetzt hab ich total die Orientierung verloren!!“ schimpfte er und zog dann die Weltkarte heraus, „Also schön – wir waren da, und wir sind immer in dieselbe Richtung gelaufen, also müssten wir – uh, wir sind nördlicher als vorher!“ „Ach was,“ gluckste Vento. Zenta schielte ihn an. „Ich meine, nördlicher als Tijana!“ Zitan sah sich grimmig um. „Gib mir deine Karte, Zenta!“ verlangte er mit ausgestreckter Hand. Zenta runzelte die Stirn. „Du kannst doch garkeine Karten lesen!“ „Gib schon her!!!!!“ Zenta gab ihm verwundert die Karte, und Zitan schnappte sie und sah sie sehr angestrengt an. „W-was ist denn?“ fragte Siana und sah Zenta an. Er sah sie komisch an. „Was guckst du mich an??!“ schnaubte er, „Frag Ziddy!!!“ Sie wollte gerade den Mund auftun, um Zitan zu fragen, da fuhr dieser urplötzlich herum, gab Zenta etwas unsanft die Karte zurück und wendete Kasera. „Sofort umkehren!!“ befahl er barsch, „Na los, dreht um, seht zu!! Moszia liegt in der Richtung!!“ „Was ist denn jetzt wieder los??!“ fragte Vento verständnislos. Zitan spuckte aus und sah die Landschaft wutentbrannt an. „Anakusia!!!“ zischte er ärgerlich, und die anderen sahen sich an. „Wir sind in Anakusia??!“ fragte Siana, „Und deswegen machst du so ein Theater??!“ „Hab ich dir nicht schonmal gesagt, dass ich Anakusia hasse wie die Pest??!!“ fuhr Zitan auf. „Dieses Land ist verflucht!“ Siana runzelte die Stirn. „Also, in Sentaria hieß es, Nuria wäre das Verfluchte Land!“ Zitan sah sie starr an. Alle schwiegen. „Die Menschen in Anakusia waren es, die den Krieg gegen Nuria begannen,“ sagte Zenta barsch, „Ziddy kann Anakusia nicht ausstehen, weil die Menschen hier Kriegsbesessen waren! Wir sind überzeugte Pazifisten.“ „Pazi-was???“ fragte Vento kleinlaut. Siana sah Zenta grübelnd an. Zitan senkte den Kopf. „Gehen wir.“ Er wollte losgehen, doch Tiras hielt ihn fest. „Lasst uns wenigstens ein Hotel aufsuchen, bis Lilaria kommen wir heute nicht mehr, wenn wir jetzt nördlicher als Tijana sind...“ meinte er, „Und die Nächte werden zunehmend kälter.“ Zitan stierte seinen Freund an. „Dieser Boden ist verseucht von der Herrschsucht der Menschen!“ zischte er aufgebracht, „Mich erstaunt, dass Kaseras Hufe diese-... Schmach ertragen können!!“ Zenta packte Zitans Arm und zerrte ihn zu sich herum, bis er halb von Kasera herunterhing. „Zenta!!!! Was soll-...?!“ „Du übertreibst in allen Maßen, Zid!!“ zischte Zenta ärgerlich, „Wenn du solche Sachen sagst, wie erwartest du dann, dass Siana es nicht rauskriegt??! – Aus Anakusia hat niemand deine Familie getötet! Eigentlich müsstest du Sayamaina hassen!“ „Aber Anakusias König, dieser verfluchte Talik, hat den Krieg begonnen!!! Es waren Sayamainas Truppen, die in Saria einfielen, und der Mensch, den ich aus tiefstem Herzen hasse, liegt mit einem Ohr in irgendeinem versifften Krankenhaus! Kindarn!! Dieser Bastard wird für das bezahlen, was er getan hat!!! – Den drei Königen kann ich's ja nicht heimzahlen, die sind ja schon tot! Tse!“ Zenta ließ Zitan langsam wieder los. „Töten ist frevelhaft, Zitan.“ Zitan zog sich wieder auf Kaseras Rücken. „Siana darf es nicht erfahren, hörst du?“ fragte er mit gedämpfter Stimme, „Sie wird mich umbringen wollen – wenn sie erfährt, dass es mein Vater war, der ihren tötete!“ Zitan ließ sich letztlich doch dazu überreden, wenigstens für eine Nacht ein Dorf aufzusuchen, auch, wenn es in Anakusia lag. Gegen Abend, es war schon dunkel, erreichten sie das Dorf Nisa. Nachdem sie einmal herumgegangen waren, stellten sie fest, dass es keine Herberge gab, so nahmen sie sich das nächstbeste Haus vor und klingelten. Eine ganze Weile passierte garnichts, dann öffnete sich die Tür. Doch Zitan erblickte niemanden hinter der Tür. Er runzelte die Stirn. „Hallo? Ist da wer?“ fragte er in das Haus hinein. „Hier unten, hier bin ich!“ rief eine hohe Stimme von unten. Zitan sah herunter, da erblickte er ein kleines Mädchen, das die fünf groß ansah. „Oh, seid Ihr Reisende, Sir?“ „Wo sind wir hier?“ fragte Zitan zurück und kniete nieder, um mit dem Kind auf gleicher Höhe zu sein. „In Nisa,“ sagte das Mädchen mit den dunkelblauen Haaren, „Dem bestimmt kleinsten Dorf in Anakusia – oder vielleicht ganz Seydon!“ „Oh,“ machte Zitan. Dann besann er sich und fragte weiter: „Wo sind denn deine Eltern? Bist du ganz allein zu Haus?“ „Ich habe keine Eltern.“ Die fünf sahen sich bestürzt an. „Oh,“ machte Zitan wieder, „Das-... tut mir leid. Ich – hab auch keine Eltern.“ „Tut mir sehr leid, Sir,“ sagte das Mädchen und sah ihn traurig an. „Wir kommen aus Sayamaina,“ erklärte Zitan dem Mädchen, und es weitete die Augen. „Oh,“ machte es diesmal, „Das ist weit weg. Kommt doch herein!“ Zitan nickte und stand auf, und die fünf betraten das Häuschen. Das Mädchen schloss die Tür. „Wie heißt du?“ fragte Zitan die Kleine und sah sich um, „Wohnst du dann ganz alleine hier???“ „Osea Dantos,“ stellte sich das Mädchen vor und lächelte, „Ja, ich wohne alleine hier. Seit etwa zwei Jahren jetzt-...“ „Verzeih, Osea,“ warf Zenta ein, „Sag mal, gibt es hier irgendwo eine Herberge oder sowas??“ „Nein,“ sagte Osea, „Hier gibt es insgesamt vierzehn Häuser, eines davon ist ein winziges Restaurant. Aber ihr könnt hier schlafen, wenn ihr wollt!“ Osea strahlte plötzlich, „Ich würde mich freuen!“ „Du musst dich-... schrecklich einsam fühlen, ohne Familie,“ sagte Siana betreten. Osea senkte den Kopf. „Vor zwei Jahren überkam eine schreckliche Seuche diesen Teil des Landes – auch Zitavajia* wurde schwer getroffen. Hier in Nisa sind mehr als die Hälfte aller Bewohner gestorben – meine Eltern und meine kleine Schwester auch.“ „Das ist ja schrecklich!“ sagte Siana bestürzt und schlug sich die Hände vor den Mund. „Du wohnst seit zwei Jahren in diesem Haus allein?? Wie alt bist du?“ fragte Zenta erstaunt. „Ich bin sechs!“ erklärte Osea, „Im nächsten Januar werde ich sieben! – Aber nun zu euch! Wo wollt ihr hin, wenn ihr aus Sayamaina hierher kommt?“ „Nach Kesvitara. Wir werden gleich morgen weitergehen, weil wir nämlich schon genug Zeit vertrödelt haben-... dieser bescheuerte Drache!!!“ fluchte Zitan. Da meldete sich Tiras: „Sag mal, wenn du hier alleine wohnst, gehe ich richtig der Annahme, dass du hier nur ein Bett hast?“ Er sah sich in dem kleinen Haus um. Osea schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe noch das von meinen Eltern! Die sind zu schwer, um sie rauszutransportieren, deswegen lasse ich sie stehen. Dann haben wir noch das Sofa, außerdem hab ich noch eine kleine Matratze-... die war in dem Gitterbett, in dem meine kleine Schwester geschlafen hat. Die ist aber nur so groß,“ Osea demonstrierte mit den Händen die Größe der kleinen Matratze, „Da passt ihr wahrscheinlich nicht rauf...“ „Zenta bestimmt!“ grinste Vento und erntete dafür einen Tritt gegen das Schienbein von Zenta. „Pass auf, bevor mein Fuß wo anders hin ausrutscht!!“ zischte Zenta, und Zitan fing an zu lachen. „Yo, Vento, ärger bloß Zenta nicht zu viel, das könnte sämtliche Familienplanungen versauen! – Siana schläft in dem Bett ihrer Eltern, ich nehm freiwillig den Boden, und Vento und Tiras können sich um das Sofa kloppen.“ Die anderen sahen sich an. „Ja, super, die Prinzessin bekommt wie immer das Doppelbett, und wir dürfen auf dem Boden schlafen!“ meckerte Vento, und Zitan verdrehte die Augen. Zenta kratzte sich am Kopf. „Also, Osea, erstmal sehr herzlichen Dank für die Unterkunft-...“ Osea nickte. „Passt schon – wieso nennt ihr sie Prinzessin???“ fragte sie dann und zeigte auf Siana. Alle sahen sie an, dann wendeten sich alle Blicke auf Siana. „Weißt du, das ist so ein Spitzname für sie...“ fing Tiras erschrocken an. „Ich dachte schon, das wäre die Prinzessin Siana, die verschwunden ist!“ lachte Osea, „Was sollte die denn hier in Nisa??“ Die fünf anderen sahen sich etwas entsetzt an, schwiegen aber. Die Kameraden machten es sich also in dem kleinen Haus gemütlich, und bald wollten sie schlafen gehen. Die Jagd mit dem Drachen hatte alle ziemlich fertiggemacht. „Gute Nacht, gute Nacht, schlaft gut!“ „Yo, Vento, und denk dran, ärger Zenta nicht!!“ Zitan lachte etwas unverschämt, und Vento zeigte ihm beleidigt den Mittelfinger. Zitan seufzte und sah Siana an, mit der er vor dem Schlafzimmer von Oseas Eltern stand. „Prinzessin?“ „Ja?“ fragte sie und sah auf. „Schlaf schön.“ Er lächelte, doch Siana hielt plötzlich seinen Arm fest. „I-ich-... – Zid-...“ fing sie an und sah verlegen zu Boden, „Ich-... ist der Boden nicht sehr-... hart-...?“ Er stutzte. Dann grinste er wieder. „Hör mal, ich bin ein Dieb!“ lachte er, „Der Boden ist klasse, ich bin daran gewöhnt! Weißt du, im Labana-Wald haben wir unsere kleine Hütte – die hast du ja kurz gesehen! – die hat nur einen Raum, zum schlafen, da sind Matten auf dem Boden und wir haben unsere Decken, eine Heizung gibt es da nicht, und das ist für mich schon wirklich sehr komfortabel... einmal im Monat gehen wir nach Kasara, um Zentas Eltern zu besuchen, dann schlafen wir bei denen in der Herberge, oder zur Not auch in ihrem Haus, das ist klasse! Yasons Haus ist kaum größer als unsere Hütte, voll putzig! – Verstehst du, ich habe keine Familie mehr, und ich bin daran gewöhnt, so in Armut zu leben... das ist nunmal mein Schicksal, und mir gefällt es so! Natürlich könnte es besser sein, aber ich bin zufrieden!-... Du bist daran gewöhnt, in Luxus zu schlafen, mit einem Himmelbett, hast für alles Angestellte, kriegst immer, was du willst-... weißt du was, das wäre mir einfach viel zu langweilig!“ Er kratzte sich am Kopf. „Du weißt schon, dieses-... artig sein – Tischmanieren-... diese-... Spießersprache – das könnte ich garnicht!“ Siana senkte den Kopf. „Du hast wohl recht-...“ sagte sie leise, „Ich bekomme immer, was ich will, habe für alles Diener-... aber-... manchmal wünsche ich mir, ich wäre auch so frei wie ihr-... weißt du, es ist ja wirklich so, ich kann keinen Schritt tun, ohne, dass jemand dabei ist! Fünfzehn Jahre lang wurde ich in meinem goldenen Käfig behandelt wie ein rohes Ei... meine Mutter war sehr traurig... als Papa starb-... sie wollte mich nicht auch noch verlieren-... deswegen tat sie alles, um mich zu beschützen-...“ Siana sah zur Seite. „Manchmal wünschte ich, ich wäre ein ganz normales Mädchen. Auch so frei wie ihr... dann könnte ich immer mit euch ziehen-...“ Sie lächelte und strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. „Ach Gott, ich rede Blödsinn, entschuldige-...!“ Zitan lächelte auch. „Ach was!“ sagte er, „Du – redest keinen Blödsinn.“ Siana lachte bitter. „Aber – ich komme mir absurd vor! Ich wurde entführt! Von euch komicher Bande – ihr seid Diebe! Und ich-... ich finde-... Gefallen an euch-...“ Zitan sah sie stumm an. „Es ist doch egal, wer du bist – es ist nur wichtig, wie du es bist,“ sagte er, dann strich er Siana kurz über den Arm. „Gute Nacht, Prinzessin. Schlaf schön.“ Damit ging er an ihr vorbei und die Treppe herunter. Siana sah ihm wie eingefroren nach. Es ist nur wichtig-... wie du es bist-... Siana lag noch lange wach und dachte darüber nach, dann schlief sie schließlich ein. Am nächsten Morgen trafen sich die fünf und Osea im Wohnzimmer wieder. „Osea, vielen Dank für deine Gastfreundschaft,“ sagte Tiras artig, „Wir gehen jetzt weiter. Mach’s gut!“ „Tschüß!“ rief Osea und sah die fünf wieder mit großen Augen an, „Gute-... Reise...“ Sie senkte den Kopf, als die fünf aus dem Haus gingen und ihre Kizayas losbanden. „Sie sah fast traurig aus, als wir eben rausgegangen sind, findet ihr nicht?“ wunderte sich Tiras und sprang auf Yanko. Zitan seufzte. „Yo-... wir können auch nicht allen helfen.“ Er wendete Kasera und wollte gerade losgehen, da stand plötzlich ein kleines, schwarzes Kizaya mitten auf seinem Weg – auf ihm saß Osea! „Darf ich mit?“ Die fünf sahen sich erschrocken an. „Da-... das, ähm-... wa-...“ fing Zenta perplex an, und auch Tiras bekam den Mund nicht auf. Zitan seufzte. „Osea!“ sagte er, „Ich – es tut mir leid, aber – das kann ich nicht machen! Diese Reise ist-... nicht zum Spaß! Wir werden kämpfen müssen-... du bist noch ein Kind, das ist viel zu gefährlich für dich!!“ Osea zog eine Schnute. „Biiiiitte!“ sagte sie, „Ich-... möchte nicht mehr hier in Nisa allein sein-...“ „Lass sie doch mit,“ meinte Siana zu Zitan, „Wenn sie so gerne möchte...“ „Das ist – absurd!“ sagte Zitan mürrisch, „Ich – ach, Siana, du kennst doch den wirklichen Hintergrund der Geschichte auch nicht!“ „Wir fliehen vor ihr und Kindarn!“ erklärte Siana, „Und sie ist böse, kann Psychokinese und will mich zurück nach Sentaria bringen und töten! Und meine Mutter will auch irgendwas von mir, oder so.“ Osea war Sianas Erklärung aufgeregt gefolgt. „Oh!“ machte sie, „Macht nichts! Mac ist schnell!“ Sie klopfte Mac, ihrem Kizaya, den Hals. Zitan seufzte. „Mann-... Zenta, sag du doch was!!“ „Ich??!“ empörte sich Zenta, „Aber – du bist der Anführer!“ „Hach, immer ich!“ murrte Zitan, „Also – Osea-... – okay. Von mir aus, komm mit-... aber gemault wird nicht! Klar soweit??“ „Klar!“ freute sich Osea, „Lasst uns erst nach Zitavajia gehen, o.k.? Dann können wir uns vielleicht was zu Essen holen...“ „Zitavajia... das ist ja immer noch in Anakusia, muss das sein??“ stöhnte Zitan, „Ich will so schnell wie möglich aus Anakusia raus!! – Ehrlich, ich krieg schon Schnupfen hier!“ „Es geht um Essen,“ sagte Zenta, und Zitan seufzte. „Na gut, wenn’s um’s Essen geht, ist das was anderes.“ Die nun sechs Freunde machten sich also auf den Weg ach Zitavajia. Eineinhalb Stunden später waren sie dort und suchten einen Supermarkt. Osea, die oft in Zitavajia war, wusste natürlich, wo einer war. „Unschuldigen Mädchen wie mir mutet keiner zu, dass sie klauen,“ sagte Osea, „Aber ich hab nunmal kein Geld, Pech.“ „Da bist du bei uns goldrichtig, wir sind die Räuber vom Dienst!“ grinste Zitan und klopfte Osea auf die Schulter, als die sechs beim Supermarkt ankamen. „Also, ich finde das frevelhaft!“ beschwerte sich Siana, und die Kameraden banden ihre Kizayas draußen an. „Heihoya, du bist ja auch eine Ignorantin, basta!“ scherzte Zitan, und die sechs wanderten in den Supermarkt. Jeder suchte von jedem etwas zusammen, was Zenta dann ganz ordnungsgemäß im Rucksack verstaute. Doch plötzlich wurden sie auf ein junges Mädchen aufmerksam, das schon seit etwa fünf Minuten vor einem Regal stand und mit kleinen Gläsern herumfuchtelte. „Es ist nicht zu fassen, diese bescheuerten Breichen sehen alle gleich aus!!“ schimpfte das blonde Mädchen, „Und welches davon ist nun Banane??! – Das gelbe oder – das gelbe??“ „Ich würde sagen, das gelbe,“ sagte Zenta amüsiert, „Mann, was für eine Frage – gehen wir.“ Das Mädchen schielte den sechs nach, während sie immer noch mit Babybreigläsern herumhantierte. „...Soll ich eigentlich überhaupt Banane holen??“ fragte es sich, „Es könnte auch Karotte gewesen sein!“ Zitan verkniff sich ein Grinsen und sah um die Ecke zu dem Mädchen. „Kann ich helfen??“ „Ja, kannst du mir sagen, ob ich Karotte oder Banane holen soll?“ fragte das Mädchen und hielt zwei Breigläser hoch. „Nimm doch einfach irgendeins!“ „Schön wär's, meine Schwester isst aber nur Banane und Karotte! – Glaub ich zumindest!“ „Du gehst wohl nicht so oft einkaufen,“ Zitan grinste sie an. Das Mädchen blinzelte überrascht. „Uhuhu, kaufen? Du bist ja klasse, hast du Geld?“ Zitan sah sie an. „Seh' ich so aus?“ „Mmmh, mir egal, wenn du was hast, gib's mir!“ „Was bist du denn für eine??“ Zitan prustete los, und das Mädchen zog eine Schnute, stellte die Breigläser zurück ins Regal und zupfte bewusst an ihrer sehr tief dekolletierten Bluse herum. „Ich kann dir alles geben, was du haben willst, Kleiner! – Hey, komm, ist ja für meine Schwester!“ Zitan zog die Augenbrauen hoch. Als er sie ansah, erblickte er ein Schwert, das an ihrem Gürtel hing. „Alle Achtung, bewaffnete Nutten, das ist mir neu!“ sagte er, „Oder trägst du das zur Zierde??“ Das Mädchen prustete los. „Geile Frage, du Honk!!! Ich meine, ich weiß ja nicht, wieso du normalerweise ein Schwert trägst, aber naja-... komm mir nicht dumm, sonst zeig ich dir, wer Nadaiya Micota ist!!“ Damit nahm sie die beiden Breigläser wieder und steckte sie in ihre Hosentaschen. „Komm du mir nicht dumm, sonst zeig ich dir, wer ich bin!“ meinte Zitan, streckte ihr die Zunge raus und ging zurück zu den anderen, die schon auf ihn gewartet hatten. „Heihoya!“ machte Zitan, „Gehen wir.“ „Wo hast du gesteckt??!!“ fragte Zenta ihn, und die sechs verließen den Laden. Draußen angekommen, banden sie ihre Kizayas ab und sprangen auf. „Sagt mal, was habt ihr hier für einen Schrott besorgt?!“ fragte Zenta und durchwühlte seinen Rucksack, „Bonbons?! Dauerlutscher??! Käsekuchen?!?!“ Zenta starrte den Rest der Truppe an. „Das ist ja das reinste Schlaraffenland in meinem Rucksack, wenn ihr Lutscher haben wollt, lutscht sie gefälligst, aber tut sie nicht in meinen Rucksack!“ „Das war Vento!“ erklärte Siana, und Vento brummte. „Mann, Petze!!“ „Wenn ihr eure Lutscher nicht wollt, gebt sie mir! Meine Brüder essen sie gern!“ hörten sie plötzlich eine Stimme hinter sich, und alle fuhren herum. Das blonde Mädchen aus dem Supermarkt stand hinter ihnen. „Du bist ja immer noch da!“ rief Zitan aus. „Aloha!“ rief das Mädchen fröhlich. „Darf ich vorstellen? Die bewaffnete Nutte.“ „Heihoya,“ machte Zenta ironisch, „Sehr erfreut! – Zid, geh zu.“ Zitan trieb Kasera an, und die sechs setzten sich in Bewegung. Das Mädchen blieb zurück. „Wheee!“ machte es gut gelaunt, „Das ist interessant!!“ „Wer war denn das?“ wollte Siana wissen. „Keine Ahnung! Eine mit vielen Geschwistern, nehme ich an!“ antwortete Zitan gleichmütig. Die sechs durchquerten Zitavajia, bis sie am anderen Ende der Stadt von einem weißen Kizaya aufgehalten wurden, das sich ihnen in den Weg stellte – auf ihm saß das blonde Mädchen. „Was?! Du schon wieder!“ rief Zitan aus. „Hallo! Zufall!“ freute sich das Mädchen, „Wohin geht die Reise, Sir?“ „Was willst du?“ fragte Zitan grob, ohne ihre Frage zu beantworten. „Mmh, weiß noch nicht genau! – Ich bin ich, und wer seid ihr?“ fragte das Mädchen. „Wir kommen aus Sayamaina und wollen hier jetzt durch, du stehst im Weg!“ sagte Zitan zunehmend ärgerlicher. „Ach, du magst mich nicht, was??“ grinste das Mädchen und lachte, „Ich bin Nadaiya Micota! Wer bist du?“ „Ich bin ich, und jetzt lass mich vorbei! – Wieso hältst du uns auf??!!“ „Das Zauberwort...“ verlangte Nadaiya und hielt die Hand in Zitans Richtung, als könnte man das Zauberwort übergeben. „BITTE!!!“ „Falsch!!“ „Was??“ Zitan sah sie komisch an. „Hokuspokus heißt es, mann!!“ „Ist dir langweilig, Madaiya?“ „Nadaiya!“ korrigierte Nadaiya fröhlich. „Wie soll ich denn dich nennen, Kleiner? Du verrätst mir ja deinen Namen nicht! Also heißt du jetzt Paul!“ „PAUL?!?!“ Die sechs sahen sich an. „Ja, Paul! Alles klar, was geht ab, Paul?“ Nadaiya grinste. Zitan schnaubte, und der Rest kicherte verstohlen. „Wieso macht sie das alles???“ fragte sich Tiras stirnrunzelnd. Zenta stöhnte bloß und verdrehte die Augen. „Sehr geehrtes Fräulein Nadaiya, würdest du uns Hokuspokus vorbeilassen???!“ fragte er übertrieben höflich, und Nadaiya freute sich. „Oooohhh!!! Das war lieb! Okay, Heinrich, ihr dürft durch!“ Nadaiya trat zur Seite. „[ї]Heinrich?????“ Zenta starrte sie an. Zitan sah sie grimmig an, dann galoppierte die Schar weiter. „Wir sollten nach Lila gehen,“ meinte Zenta, „Das ist am nächsten dran!“ „Einverstanden, Heinrich!“ Zenta fuhr wie ein Blitz herum und fiel aus allen Wolken. „NADAIYA!!!“ schrie er auf und hielt Jali so plötzlich an, dass Nadaiya mitsamt ihrem Kizaya hinten auflief. Die anderen blieben auch stehen. „Zenta!!“ rief Zitan, „Was ist??!!“ „Da-...! – D-dieses Mädchen!!! Ihr Kizaya bohrt Jali wieder im Arsch rum!!“ Zitan fuhr herum. Alle sahen Nadaiya an. „Ist was?“ fragte Nadaiya, „Ihr habt nur gesagt, ich soll euch durchlassen, nicht, dass ich nicht mitgehen darf!“ „Dann sage ich das eben jetzt!! Du darfst definitiv nicht mitgehen!!!!“ rief Zitan fest. „Paul, reg dich nicht so auf!“ „ICH HEIßE ZITAN, VERDAMMT NOCHMAL, NENN MICH NICHT PAUL!!!!!!!“ „Ah, danke, jetzt weiß ich deinen Namen, kleiner Zitan! Darf ich dich nicht Paul nennen?“ „Nein, verflucht!“ „Na schön! Aber vielleicht-... Ziddy? Der da tut es ja auch!“ „So, Sendepause, Mademoiselle!!!!!“ schrie Zenta auf, „Mein Name ist Zenta, verdammt! – Was für ein Spiel spielst du eigentlich mit uns??!!“ „Mmmh, Mühle! – Oder war's Mau-Mau?“ Zenta verschränkte die Arme. Zitan fuhr herum. „NADAIYA, DU NERVST!!!! VERZIEH DICH, ODER ICH NENNE DICH HILDEGARD!!!“ „Oh, ein schöner Name, Paul...!“ „O.k., O.k.! Nenn mich Zid, verdammt, aber HAU ENDLICH AB!!!!!“ „...“ „HAUST DU AB?!?!“ „...“ „NA WIRD’S BALD?!?!“ „...Nein.“ „WAS HAST DU...?!?!“ Zenta packte Zitan am Kragen und zerrte ihn halb von Kasera herunter. „Sssst, Zitan!“ machte er, „Ganz ruhig!! – Was hab ich gesagt??! Was hab ich von Anfang an gesagt??! – Frauen machen nur Ärger!!!“ Zitan schnaubte wutentbrannt. „Wieso verfolgt sie uns überhaupt??!!“ „Sagt mal, irgendwie ist unsere Gruppe drastisch gewachsen, gestern waren wir fünf, jetzt sind wir sieben!“ rief Vento und kratzte sich am Kopf. „Mit anderen Worten, ich darf mit?“ freute sich Nadaiya und strahlte. „Wohin willst du überhaupt??!“ Nadaiya überlegte. „Nach Lila!“ „Cool, dann sind wir dich morgen los! Weil wir nämlich nach Kesvitara wollen, ätsch!“ grinste Zitan dann. „Hmmm,“ machte Nadaiya nachdenklich, „Andererseits-... wenn ich es mir recht überlege, gehe ich auch gleich nach Kesvitara, da war ich noch nie.“ „... ...!!!“ Zitan brachte keinen Ton hervor. „Ihr könnt mich mal kreuzweise!!“ zischte Zenta, „Warum nehmen wir plötzlich so viele Weiber mit??!!“ „Es ist zum Kotzen hier, es ist zum Kotzen!!!!“ fluchte Zitan, „Ich hasse Anakusia!!!!“ Die jetzt sieben zogen weiter, Nadaiya machte sich einen Spaß daraus, alle bei ihren neuen Namen zu rufen: „PAAAUUULLLL!!!!!!!!! Warum redest du garnicht mit mir??“ „WEIL ICH KOMISCHERWEISE NICHT PAUL HEIßE!!!“ „Ach, warum fühlst du dich dann angesprochen?? Ziddiiiiiiiiiiiiiiii, gefällt dir das besser?“ grinste Nadaiya gut gelaunt. „Nein! Ich sagte, du sollst mich Zid nennen, von Ziddy war keine Rede, Hildegard!!“ schrie Zitan ärgerlich. „Na schön, Zid-Paul.“ „...!!!“ Osea gackerte in einem Fort, und Tiras fragte: „Sag mal, Nadaiya, was willst du mit deinem Namen-Spiel eigentlich erreichen??! Also, so hast du bei Ziddy eh‘ keine Chance!“ Nadaiya lachte. „Uh, auf die Bezeichnung Bewaffnete Nutte seid ihr wohl alle aufmerksam geworden, wer sagt eigentlich, dass ich wirklich eine Nutte bin??“ „Dein Ausschnitt!“ sagte Zenta, ohne sie anzusehen, und Nadaiya grinste. „Wo guckst du hin, Heinrich???!!“ lachte sie, und Zenta brummte. „Geh mir aus den Augen, Weib, ich kann Tussen wie dich nicht ausstehen!!“ Tiras seufzte. „Bleib lieber bei Zid, bei Zenta brauchst du's garnicht erst versuchen,“ sagte er, „Er hasst Frauen.“ Nadaiya strahlte ihn an. „Wie soll ich dich eigentlich nennen??“ „Tiras, wenn es möglich ist!“ „Nicht Siegfried??“ „Nein, ich bitte darum, Hildegard.“ „Na schön. Auch nicht Sigi?“ „Nein.“ „KRIEGE ICH EIGENTLICH AUCH EINEN NAMEN?!?!“ schrie Vento da, und Tiras und Nadaiya sahen ihn an. „Ooh, dich hab ich vergessen! Du bist... Wilhelm!!“ „Uuh, cool!“ Zitan fuhr entnervt herum. „SOLANGE ICH HIER DIESEN HAUFEN ANFÜHRE UND DIE VERANTWORTUNG TRAGE, WIRD KEINER DIESER NAMEN MEHR GENANNT!!!!!!“ „Und du,“ sagte Nadaiya genau da zu Osea, ohne auf Zitan zu hören, „Du bist Wendula!“ „Fein.“ „Und du bist Auguste!“ sagte Nadaiya zu Siana. Siana schüttelte den Kopf. „Leute gibt’s...“ Zitan verschränkte die Arme. „Sag mal, hast du mich nicht verstanden, Nadaiya??!!“ Nadaiya sah ihn erstaunt an. „Was hast du gesagt??“ Die sieben ritten nun weiter gen Südwesten. Gegen Abend erreichten sie Lila, Zawas Hauptstadt. Es war eine kleine Stadt, das Land war auch sehr klein. Die sieben suchten ein Hotel, und als sie eines gefunden hatten, machten sie es sich diesmal in zwei Viererzimmern bequem – die Mädchen im einen, die Jungen im anderen. „Siana,“ sagte Zitan wichtig zu der Prinzessin, „Ich – werde dich wohl oder übel mit diesen beiden Trullas allein lassen müssen – wenn sie dir was tun wollen – schrei ganz laut!“ Siana lachte. „Okay! – Danke, Ziddy-...“ Sie lächelte, und er nickte. „Ich könnte mich ohrfeigen, dich ausgerechnet mit diesen Irren da alleinelassen zu müssen-...! Ich traue Nadaiya einfach nicht-...“ Siana seufzte. „Ist gut-... also dann-...“ Zitan nickte erneut. „Gute Nacht! Schlaf schön!“ „Werde ich tun...!“ sagte Siana und lächelte wieder. „...und...“ „Ja?“ „...träum was Süßes...“ Zitan lächelte ebenfalls und ging dann. Siana wurde rot und nickte langsam. „Du auch... Ziddy...“ Zitan hatte sich zu seinen Freunden ins Zimmer zurückgezogen. „Wollen wir nicht Kartenspielen?“ fragte Vento. „Ach nee, da gewinnt Zenta immer, das ist doof!“ „Ach was!“ rief Vento grinsend und zog die Karten aus der Tasche. „Ich habe garkeine Lust, spielt allein,“ meinte Zenta und studierte weiter seine Landkarte. „Sag mal, ist es denn so interessant, Seydon zu beglotzen, Zenta?“ fragte Vento erstaunt. „Im Gegensatz zu [ї]dir mache ich mir Gedanken über unsere blöde Mission, Sir Zyta!“ meinte Zenta zynisch, „Ja – Kartenspielen trägt natürlich auch viel zur Mission bei, ich vergaß!!“ „Ach komm, dann spielen wir zu dritt! Komm, Zid!“ rief Tiras, um eine Streiterei zu vermeiden, weil Zenta und Vento sich schon giftig ansahen. „Spielt zu zweit, ich hab keine Lust,“ brummte Zitan, der auf seinem Bett saß und den Kopf nachdenklich auf die Hände stützte. „Pöh, von mir aus! Langweiler,“ meinte Vento. „Eigentlich hab ich ja auch keine Lust, aber einer muss ja mit Klein-Vento spielen, sonst plärrt er gleich los, und ich hab die Nuckelpulle zu Hause vergessen,“ scherzte Tiras. Zenta fing an zu lachen. Also spielte Tiras mit Vento eine Runde Skat, doch schon da meckerte Vento: „Du gewinnst ja auch, ihr seid alle blöd!“ „Dann spielen wir halt Sechsundsechzig,“ bestimmte Tiras. Vento knurrte, doch er war einverstanden. Nach vier Runden Sechsundsechzig wurde er aber sauer: „JETZT IST GENUG!!!! ICH WEIß, DASS IHR ALLE BESSER SEID, VERDAMMTE SCHEIßE!!!!“ „Brüll nicht so, du Idiot!“ schrie Zenta. „Du brüllst doch selber!!!!“ „Nein, ich schreie!!!!“ „ZENTAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!“ „Heihoya, jetzt versau ich dir sämtliche Familienplanungen, du Sack!!“ Schon war eine Klopperei im Gange. „Hört sofort auf! SOFORT!!“ schrie Tiras dazwischen, während die beiden aufeinander einschlugen. Nach fünf Minuten prügelten sie zu dritt, weil Tiras versuchte, Vento und Zenta auseinanderzuprügeln. Doch die Keilerei nahm ein jähes Ende: „RUUUUUUUHHHHEEEEEEEEEEEEE!!!!!!“ brüllte Zitan laut, „HÖRT SOFORT AUF!!!!! Seid endlich still, ihr Idioten!!... Jetzt geht ins Bett, und wehe, ich höre noch einen Ton! Ich hab Kopfschmerzen, und ich will jetzt meine Ruhe haben, also SEID STILL!!!!! VERDAMMTE SCHEIßE!!!!!“ Alle richteten sich auf und sahen ihn an. „O.k. Wir sind ganz still.“ „Das will ich euch geraten haben!! Bastarde!!“ Zitan fasste sich auf die Stirn und knurrte, dann legte er sich ins Bett und drehte sich zur Wand. Der Rest setzte sich an den Tisch und spielte Ching-Chang-Chong. „Ching-Chang-Chong!-... Ching-Chang-Chong!... Hähä, ich hab gewonnen, Stein zerschlägt Schere, Vento!“ „Grr!! Na gut! Ching-Chang-Chong!...Ching-...“ Zitan zog sich die Decke über den Kopf und brüllte: „SAGTE ICH ETWAS VON RUHE?!?!?!... Rücksichtslose Vollidioten!!... Oohh Gott...!! „Oh, ja, pschscht,“ machte Tiras leise zu Zenta und Vento, als wären sie zwei kläffende Hunde. Plötzlich ging die Tür auf, und Siana, Nadaiya und Osea standen da. „Was wollt ihr denn??“ fragte Zenta verblüfft. „DA IST EIN UNGEHEEEEEEEUUUUUEEEERRR!!!!!!!“ schrien die drei Mädchen gleichzeitig. „Was?“ fragte Zenta. „Wo?“ fragte Tiras. „Ziddy, die Mädels rufen dich!“ „VENTO!!!“ „HAB ICH NICHT GESAGT-... oh, wa-was wollt denn ihr hier??! Geht in euer Zimmer, aber schnell!“ rief Zitan und setzte sich auf. „ABER DA IST EIN MOOOOONNNSSTTEEEEEEERRR!!!!!!!“ riefen die drei. „Wo? Im Zimmer? So ein Unsinn!“ Zitan stand auf und ging mit den drei Mädchen in das andere Zimmer. Da saß ein Stoffdrache und schielte. „Wollt ihr mich verarschen??! Ihr holt mich deswegen aus dem Bett?!?!“ rief Zitan verärgert und warf den Stoffdrachen aus dem Fenster. Nadaiya gluckste. Siana zeigte rasch auf Nadaiya. „War ihre Idee!!!“ „Wollten nur einen Witz machen!!“ giggelte Nadaiya. Zitan sah Nadaiya vernichtend an, und Siana machte ein bestürztes Gesicht. „Ein schlechter Witz...“ stammelte sie nur. „Ja, allerdings!!! Ich hab verdammte Kopfschmerzen, und ich will jetzt ins Bett, deswegen gehe ich ins Bett, und wehe, ihr weckt mich!!“ knirschte Zitan und wollte gehen, doch da fielen Nadaiya und Osea schon über ihn her und riefen entsetzt: „Du hast Kopfschmerzen??! Warum sagst du das nicht?! Du Armer, geh sofort ins Bett!“ Zitan sah sie an und meinte: „Tu ich doch! Lass mich los, Osea!“ „Ja! Wir sind jetzt die Krankenschwestern!“ rief Osea strahlend. Nadaiya grinste. „Genau! Wir sind ein gutes Team!“ Nadaiya und Osea schoben Zitan in sein Bett zurück, und die drei anderen Jungen starrten alle an. „Was ist denn nun los??!“ rief Zenta und sprang auf. „Schschschscht!!!“ machten Osea und Nadaiya. Die drei Jungen schwiegen und sahen sich an. „Er muss doch schlafen, er ist doch krank!“ „Krank? Zitan? Nie im Leben!“ rief Vento lachend. „Schschschscht!!!“ Zitan zuckte mit den Schultern. „I-Ich bin unschuldig, das haben die angezettelt, ehrlich!!“ „Sei still, du musst schlafen, du bist krank!“ rief Osea. „Grrr...“ „Du darfst dich nicht aufregen! Du musst ruhig bleiben und nicht sprechen, wenn es geht, das ist besser für dich. Und schlaf jetzt!“ ordnete Nadaiya an. Zitan schüttelte den Kopf. „Wann ich schlafe, und wann nicht, bestimme ich gern noch selbst, verehrtes Schwestern-Team!“ brummte er. „DU SCHLÄFST JETZT!!!! Augen zu und schlafen!“ rief Nadaiya. „Lasst ihn in Ruhe, Mädels, er hat wirklich Kopfschmerzen, ihr nervt ihn nur! Geht weg, na los!“ rief Zenta und zog Nadaiya und Osea von Zitan weg. Doch die beiden wurden energisch und schoben nun Zenta, Vento und Tiras aus dem Zimmer. „Ihr stört! Er soll schlafen, geht wo anders spielen, Kinder!“ rief Nadaiya und knallte die Tür zu. Da merkte sie, dass Siana in der Ecke stand und zusah. „Komm her!“ rief sie einladend. Siana wich zurück und flüsterte zu sich selbst: „Tut ihm nicht weh!“ Du hattest recht, die sind bestimmt Spione, die wollen dich töten, Zid, bestimmt... das dürfen sie aber nicht! Ich werde es nicht zulassen!! Sie ging zu Nadaiya und Osea hinüber und sagte: „Lasst ihn. Er will seine Ruhe, dann soll er sie haben! Geht schlafen!“ Osea und Nadaiya standen auf. „Wenn du meinst, Auguste...“ „NADAIYA!!!!“ Nadaiya pflanzte sich auf Zentas Bett und sah in die Luft. Osea pflanzte sich auf Tiras‘ Bett und war schon bald eingeschlafen. Die drei Jungs hatten sich inzwischen notgedrungen im Mädchenzimmer eingerichtet. Zitan drehte sich zur Wand und schloss die Augen. Er war unbeschreiblich müde. Als sie wusste, dass Nadaiya und Zitan auch schliefen, schlich Siana sich zu Zitans Bett herüber und sah auf ihn hinunter. Sie lächelte. Wie er da liegt und schläft... so naiv... so friedlich... Sie setzte sich vorsichtig auf den Bettrand und strich ihm zärtlich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er zuckte mit den Augen, schlief aber weiter. Sie strich ihm nun ganz sanft mit einem Finger über die Wange, und er verzog im Schlaf den Mund zu einem hinreißenden Lächeln. Dann murmelte er etwas im Traum, plötzlich drehte er sich zu ihr um und fasste ihre Hand und drückte sie ein bisschen. Sie spürte, wie sie rot wurde, aber sie erwiederte dieses Händchenhalten und streichelte mit der anderen Hand zärtlich über seinen Kopf, der auf ihrem Schoß lag. Sie lehnte sich an die Wand, und zehn Minuten später schlief sie tief und fest. Kapitel 10: Die Landenge von Binoarien -------------------------------------- „Diese BLÖDE KUH!!!!!!“ fuhr Zenta auf und fuchtelte mit den Fäusten in der Luft herum. Vento gähnte. „Welche blöde Kuh??“ „Na Nadaiya!!!! – Was fällt der ein, uns aus unserem eigenen Zimmer zu schmeißen??!! Boah, wenn ich die erwische, dann-...!!!“ Tiras und Vento sahen sich nur an und schwiegen. Der nächste Morgen war angebrochen. Die drei Jungen saßen nach wie vor im Mädchenzimmer. „Vielleicht wollen sie Siana und Zid was antun!“ fiel Tiras ein, „Möglich wäre es, da ausgerechnet die beiden sich so verhalten, denen wir nicht trauen, oder?“ „Du hast recht! Wir müssen nachsehen!“ rief Vento. Zenta hörte auf, sich künstlich über Nadaiya aufzuregen. „Wie? – Yo, sollten wir! Tse, gut, dass ich mein Schwert noch nicht weggepackt hatte!!“ Tiras und Vento nickten, und die drei gingen zu der Tür des anderen Zimmers. „Also, aufgepasst!“ meinte Tiras, und alle drei zogen ihre Schwerter hervor, dann riss Zenta die Tür auf, und die drei stolperten ins Zimmer. Doch was sie sahen, erschütterte sie nicht wenig: Da lagen Nadaiya und Osea in den Betten und schliefen. Dann wanderten ihre Blicke zu Zitan und Siana herüber, und Zenta quiekte entsetzt und sprang einen halben Meter vom Bett weg. „Aaahhh!!!! D-die machen Ferkeleien!!“ Tiras und Vento starrten jetzt auf Zitan und Siana herunter. Die beiden hatten Positionen getauscht, Sianas Kopf lag auf Zitans Bauch, und sie hatte seinen Körper mit beiden Armen fest umschlungen, während seine Hände ganz sachte um ihren Oberkörper gelegt waren. Beide schliefen tief und fest. „Wa-wa-was soll das denn??????“ fragte Vento. „I-ich weiß nicht...“ stammelte Tiras perplex. „He!“ rief Zenta laut, „Wacht auf!!“ Zitan schlug die Augen auf und sah die drei verwirrt an. „Ist was??“ fragte er verschlafen. Zenta zeigte total entsetzt auf ihn. „Zi-Zi-Ziddy-... da-... da liegt ein Mädchen auf deinem Bauch!!“ „Was?? – Huch?! Siana, was...?!“ Zitan wollte sich aufsetzen, doch Siana verfesterte im Schlaf ihren Griff, und er blieb liegen und starrte sie an. „...was tust du denn hier??-...“ Dann lächelte er plötzlich. „Oh, Leute, habt ihr schonmal so ein schönes Menschenwesen gesehen???...“ „Das ist ja unerträglich mit euch hier!!“ schimpfte Zenta und drehte sich ab, „Nahezu widerlich!!“ „Mann, sie haben doch alles an!“ murrte Tiras, „Was hast du bloß für Komplexe, Zenta??! Wenn sie Ziddy liebt, soll sie's tun, ist doch schön!“ Zitan sah zu Siana herunter und streichelte ihr über den Kopf. „Mann, sie liebt mich doch garnicht!“ lachte er, „Sie hält mich für einen überdimensionalen Teddybären! Haha! – Ich schätze, bei so einer wie ihr hat niemand eine Chance!“ Zenta gab ein höhnisches Grunzen von sich. „Ziddy – ich kann deine Lügen nicht ausstehen.“ Zitan sah ihn erschrocken an. Tiras und Vento sahen Zenta ebenfalls an. „Was soll’n das?“ fragte Vento verdattert. Zenta lachte bitter. „Ich kenne Zid – und ich weiß, wie ein echtes und wie ein unechtes Lachen klingt!!“ Zitan senkte bloß bitter lächelnd den Kopf. Wie recht du hast, Zenta-... Genau in dem Moment wachte Siana auf. „Hmmm... guten Morgen alle zusammen,“ grüßte sie, die Augen noch geschlossen. Zitan sah sie an, und er merkte, wie sehr sein Herz schlug, als sie immer noch liegen blieb und schwieg. Doch da drehte sie den Kopf zu ihm um und schlug die Augen auf. „Oh, hallo!“ rief sie verwundert. „Hallo!“ rief Zitan zurück. „Du bist genauso warm wie meine Mutter-... das ist... schön...“ Sie lächelte, und Zitan grinste. Dann richteten sich beide auf und sahen sich an. „Ich wollte dich nicht belästigen, Zid...“ meinte sie verlegen und wurde rot. „Wir müssen weiter nach Lilaria, Freunde,“ lenkte Zitan ab und stand auf, warf sich seine Weste über und sah dann zu Osea und Nadaiya, die noch schliefen. „Was hatten die mit euch beiden vor?“ fragte Vento. „Ach, die sind kindisch, wollten nur Krankenschwestern spielen!“ meinte Zitan verächtlich und schrie dann: „AUFSTEHEN, IHR KINDER!!!!“ Nadaiya und Osea schossen hoch. „Yo, alles klar, sind schon da!“ riefen sie im Chor und standen auf. Alle sahen sich stumm an. „Sagt mal, was wollt ihr mit euren Schwertern??“ fragte Nadaiya an Zenta, Vento und Tiras gewendet. Die drei sahen erst sich gegenseitig, dann ihre Schwerter, dann Nadaiya an. „Och... nichts.“ Die sieben gingen nach unten zu ihren Kizayas und sprangen auf. „Na dann los! Gehen wir nach Lilaria, da kommen wir heute hin, und morgen geht’s weiter durch Moszia nach Kesvitara! Übermorgen abend können wir in Takuya sein,“ sagte Zenta und faltete die Karte zusammen, „Vorausgesetzt, wir begegnen keinen weiteren Drachen oder Kindarn!“ „Dieser blöde Drache hat uns zwei Tage geklaut, mann!“ rief Vento entrüstet, und die sieben gingen los. Doch nachdem sie ein Stück gegangen waren, fing es an, zu regnen. „So’n Mist,“ brummte Zenta, „Immer dasselbe!“ „War doch klar! Wir sind draußen, und es regnet! Typisch!“ schimpfte Tiras. „Ihr Pessimisten, hört auf, das Wetter zu beleidigen, es ist nur Wasser!“ munterte Zitan seine Freunde auf und grinste. „Sag nicht, du findest das witzig, Zid!“ schimpfte Siana und wrang ihre nassen Haare aus. „Ich finde es witzig, Prinzessin!“ „... ...“ „Wieso – Prinzessin???“ fragte Nadaiya verwundert und sah Zitan an. „Aus Spaß an der Freude, Hildegard,“ sagte Zitan schnippisch. Nadaiya grinste. „Geht klar, Paul!!“ „Du...?“ fing Osea dann an, doch Zitan unterbrach sie: „Was ist los?“ „Darf ich-... darf ich auch Zid zu dir sagen?...“ fragte Osea zaghaft. Zitan sah sie an und lächelte. „Wenn du willst... ja, darfst du, Osea.“ „Vielen Dank!“ „So,“ unterbrach sie Tiras, „Ihr beide,“ Er sah Nadaiya und Osea an, „Könntet ruhig mal verraten, warum ihr uns in Wahrheit hinterherlauft!“ „Was heißt hinterherlaufen?! Wir dürfen doch mit, habt ihr selber gesagt!!“ empörte sich Nadaiya. „Du hast dir die Gesellschaft in unserer Gruppe ertrotzt, Nadaiya!“ sagte Zenta und sah sie hochnäsig an. „Okay, und Osea war wohl langweilig oder sowas, wenn sie keine Familie hat, sie ist ja erst sechs!“ „Keine Familie, und ist erst sechs??! Das arme Kind!!“ schrie Nadaiya. Osea senkte den Kopf. „Geht schon,“ sagte sie, „Aber-... in Nisa ist es doch ganz schön einsam-...“ „Ich kann dir was von meiner Familie abgeben!“ grinste Nadaiya, „Ich habe zwölf Geschwister, alle jünger als ich, und wir müssen zusehen, dass Papa genug Geld auftreibt, um alle zu ernähren, aber das schafft er nicht, deswegen müssen wir immer klauen!“ „Zwölf Geschwister?!“ schrie Vento, „Deine Eltern waren aber fleißig!“ „Warum kriegen sie so viele Kinder, wenn sie sie nicht ernähren können??!“ fragte Zenta, „Tss, Blödheit!“ Nadaiya sah ihn grimmig an. „Keine Ahnung, du Depp!!“ sagte sie. „Ich hab keine Geschwister,“ warf Tiras ein, „Besser so.“ „Ja, freu dich ´nen Keks!“ motzte Nadaiya. „Ich hab eine kleine Schwester,“ meinte Vento und kratzte sich am Kopf, „Ich hatte auch mal ´nen Bruder, aber-... vergesst es.“ „Was ist mit dir, Heinrich??“ fragte Nadaiya Zenta, „Hast du Geschwister?“ „Wenn du mich meinst, ich heiße Zenta!! – Nein, ich habe keine Geschwister!!“ „Gut, darf ich auch Zenni sagen?“ „NEIN!“ empörte sich Zenta, „Tss, Frechheit!“ „O.k.! Und du? Hast du auch Geschwister?“ fragte Nadaiya weiter an Siana gewendet. „Nein-...“ „Themawechsel, verdammt, ihr nervt!!!“ fuhr Zitan auf, und die anderen sahen sich an. „Wieso?“ fragte Nadaiya, aber niemand antwortete ihr. Die sieben ritten weiter, gegen Mittag erreichten sie die Landenge von Binoarien. Die Landenge war das Verbindungsstück zwischen Tsetsabinoaria und Moszia. Eigentlich waren die beiden Länder durch einen Kanal, den Binoaria-Kanal, voneinander getrennt – deshalb hieß der Kontinent, auf dem die sieben bisher immer gewesen waren, auch Divinasira; der gespaltene Kontinent. Die Menschen hatten eine Brücke über den Binoaria-Kanal gebaut, die längste Brücke ganz Divinasiras. Der Binoaria-Kanal war sehr breit, deswegen schon fast ein Fluss. Aber da er von Menschen gebaut worden war, war er ein Kanal, und kein Fluss. Die Brücke war sehr hoch, damit die Schiffe unten noch durchpassten, wenn sie den Kanal durchquerten. Die sieben erreichten also gegen Mittag die Brücke. Siana sah sich skeptisch um. „Um Himmels Willen, ist das hoch!! Hauptsache, es fällt keiner runter!“ rief sie aus. „Runterfallen? Wie denn?“ lachte Zitan, „Da ist doch ein meterdickes Geländer!“ Die sieben setzten ihren Weg fort. Doch plötzlich hörten sie lautes Hufegetrappel hinter sich, kurz darauf ertönte ein Schrei: „HALT!!“ Nadaiya, die als Letzte in der Reihe ging, drehte sich um. „Hallo, einohriger Mann!“ grüßte sie grinsend. Zitan fuhr auf. „K-Kindarn??!!“ Alle fuhren herum. Kindarn stand mit seinem Zehn-Mann-Team hinter den sieben. „Ihr werdet mir nicht noch einmal entkommen! Jetzt kriegst du ein Ohr weniger, Sari!!“ brüllte er. „Wer ist denn das?“ fragte Osea. „Das ist General Kindarn! Er will mich zurück in Schloss bringen!“ jammerte Siana und gab Nervi die Sporen, er galoppierte los. „Was?! Wieso Schloss?! WELCHES SCHLOSS?!?! SIANA!!! Warte auf uns!“ rief Osea. Sie und Nadaiya galoppierten ihr hinterher, Tiras und Vento taten es ihnen gleich. „Halt! Wo wollt ihr hin?!“ schrie Kindarn. „Hast du deine Lektion immer noch nicht gelernt?“ fragte Zitan, „Selbst mit einem Ohr nicht???“ „Ich werde dich töten, Sari!! Ein für allemal! DANN IST DER STOLZ DEINER FAMILIE ENDLICH BEGRABEN!! HAHAHAAA!!!!!!“ Zitan knurrte verächtlich. „Steck dir ´nen Finger in den Arsch und freu dich,“ brummte er ärgerlich. „DAS WIRST DU BÜßEN!!!!!!“ Kindarn stürzte sich mitsamt seinem Kizaya nach vorn und zog sein Schwert hervor. Zitan tat es ihm gleich, und die beiden duellierten sich diesmal auf ihren Kizayas. „Herrgott!!“ rief Zenta, „Doch nicht auf der Brücke!!! ZID, HALT DICH IM ZAUM, VERDAMMT!!!“ „DU NARR!!! DIR WERDE ICH ZEIGEN, WAS ES HEIßT, SICH ÜBER SAYAMAINAS KÖNIGIN LUSTIG ZU MACHEN, VERFLIXTER MESUMANIER!!!“ brüllte Kindarn. „UND DIR WERDE ICH ZEIGEN, DASS ES SICH NICHT LOHNT, SICH MIT UNS ANZULEGEN!!!!!!!“ Mit einem lauten Schrei stürzten die beiden sich erneut aufeinander und schlugen wie verrückt aufeinander ein. Oft streiften sie sich mit den Schwertern oder trafen sich gegenseitig. „W-was soll das??!“ fragte Osea entsetzt, „Wieso-... tun sie das??“ „Das ist ´ne ellenlange Geschichte, Osea,“ sagte Tiras, „Vento, beweg deinen Arsch! Wir sollten zurück auf die Brücke, bevor Ziddy was zustößt!“ Er gab Yanko die Sporen, und Vento folgte ihm. „Wartet!!“ riefen die Mädchen erschrocken, und alle galoppierten zurück zu Zenta, der ratlos am Rand stand. Jali trippelte unruhig hin und her. „Da seid ihr ja, ihr Schlauberger!“ brummte der braunhaarige Junge Tiras an, und Tiras seufzte. „Was Ernstes passiert?“ „Bisher nicht-...“ Die beiden Streithähne duellierten sich noch immer, doch nach dreißig Minuten nahm der Kampf ein jähes Ende: Die zwei lenkten ihre Kizayas genau aufeinander zu, und hätte Kindarns Kizaya nicht erschrocken gebremst, wären sie aufeinandergeprallt – Kasera machte einen entsetzten Satz zur Seite, und durch den plötzlichen Ruck flog Zitan von ihrem Rücken – auch Kindarn wurde von seinem Kizaya geschleudert, und beide stürzten über das Geländer der Brücke hinweg in den tiefen Abgrund. Beide schrien entsetzt auf, und Zitan packte gerade noch ein Seil, das von der Brücke herunterhing, und krallte sich daran fest – Kindarn packte Zitans Bein und klammerte sich daran fest, so baumelten sie fast hundert Meter über dem Kanal in der Luft. „AAAAAAAAAAAAAHHHHH!!!!!!!!!“ kreischte Siana entsetzt. Alle sprangen ab und stürzten zum Geländer. „Ziddy!!“ rief Zenta aus, „Bist du okay??!!“ „Ja, es ging mir mal besser, aber ich fürchte, das lässt sich nicht ändern!“ meinte Zitan. Kindarn schnaubte wie ein Walross. „Das ist alles deine Schuld, Sari!!“ brüllte er. „Ich habe keine Lust, mit dir darüber zu diskutieren, wir befinden uns in Lebensgefahr,“ informierte Zitan Kindarn grimmig. „Tss!!“ machte der General nur. „O.k., Leute, ich hol euch da wieder rauf! Bleibt ganz ruhig, es passiert nichts!“ rief Nadaiya und holte ein Seil aus ihrer Hosentasche. Gerade da fing das Seil, an dem die beiden hingen, an, zu knacken. Zitan sah hektisch nach oben. „Oh-oh-... SCHEIßE!! NADAIYA, BEEIL DICH!!!!!!!“ „Was??! Oh Gott! JAA! ICH MACH JA SCHON!!!“ Sie warf das Seil zu den beiden herunter. Gerade, als die beiden es ergriffen hatten, riss das andere Seil und fiel in den Kanal. Von dem gewaltigen Ruck im Seil wurde Nadaiya umgerissen und stürzte zu Boden, sie rutschte über das Geländer zum Rand der Brücke. „AAAAAAHHHHH!!!! HIILLLFFEEEEE!!!!!!!!!!“ schrie sie, da sprang Zenta auf sie drauf und hielt sie fest, der Rest folgte ihm, sogar Kindarns Soldaten, so zogen sie zu sechzehnt an dem Seil, bis die beiden endlich oben waren. „Das war knapp!“ meinte Nadaiya und rieb sich die Hände. „Oh, Zitan, ich habe gedacht, du würdest sterben!“ rief Siana aus und warf sich um seinen Hals, sodass er fast hinten über wieder heruntergefallen wäre. „Prinzessin... es geht mir gut, ehrlich...“ Zitan sah sie an und lächelte. Sie tat es ihm gleich. Vorsichtig strich sie über eine blutende Schramme in seinem Gesicht, und er fasste ihre Hand. „Lass nur... das wird schon wieder...“ Er stand auf. Kindarn und seine Leute waren verschwunden. Alle sahen sich um. „Wo – isser hin?“ fragte sich Nadaiya und rappelte sich auf. „Gehen wir!“ rief Zitan und sprang auf Kasera. Sie schnaubte, und er lehnte sich so weit wie möglich nach vorne und klopfte ihr sachte den Hals. „Ja... ist ja gut, Süße-...“ Die sieben gingen weiter und kamen mit Einbruch der Dunkelheit nach Moszia. Sie hatten die Landenge hinter sich gelassen. Kapitel 11: Nach Lilaria und noch viel weiter --------------------------------------------- „Lasst uns zusehen, dass wir nach Lilaria kommen!“ meinte Zitan und klopfte Kasera den Hals, „Wieso werden wir dauernd aufgehalten??!“ „Nachher war das alles ihre Absicht, wart's ab,“ murrte Zenta, „Na los, geh zu, Jali!“ Die kleine Gruppe galoppierte an und weiter in Richtung Lilaria. „He,“ sagte Nadaiya plötzlich, und Zitan erschrak, weil sie plötzlich genau neben ihm war. „Wahh!!“ rief er, „Mensch! – Erschreck mich nie wieder so!“ Nadaiya lachte. „Okay-... du musst mir alles erklären! – Mit diesem General und-... was sollte der Kram, kanntet ihr den??!“ „Wenn wir da sind,“ sagte Zitan nur, ohne sie anzusehen. Die sieben erreichten Lilaria. Endlich. Nachdem sie ein Hotel gefunden hatten, richteten sie sich wieder in zwei Viererzimmern ein. Doch vor dem Schlafengehen nahm Zitan Nadaiya zur Seite. „Hör zu,“ sagte er zu ihr, „Ich will dir erklären, dass ich dir jetzt-... vertraue... – du hast mir immerhin das Leben gerettet.“ Nadaiya lächelte. „Keine Ursache! Dachtest du echt, ich wollte euch ausspionieren? Für wen denn??“ fragte sie und verschränkte grinsend die Arme. „Für Kindarn zum Beispiel!“ sagte Zitan erstaunt, „Hör zu – Kindarn kommt aus Sayamaina, wie wir! Er ist General Numero Uno bei Königin Kaiyla persönlich!“ Nadaiya blinzelte. „D-der erste General der Königin von Sayamaina??!! Wheee!!“ schrie sie erschrocken. „Das war noch nicht alles,“ sagte Zitan, „Wir-... werden, wie du gemerkt hast, von ihm verfolgt! Heihoya, einerseits hasst er mich, das-... hat bestimmte-... familiäre Gründe, du – darüber will ich nicht sprechen, der Hauptgrund, warum er uns verfolgt, ist natürlich Siana! – Sie ist Königin Kaiylas Tochter, Siana Asteria Kesra XIII.“ Nadaiya starrte ihn an. „Willst du mich verarschen?!“ fragte sie, „W-was macht denn die Erbin Sayamainas hier bei euch??!!“ „Wir haben sie entführt!“ erklärte Zitan, „Wir sind allesamt auf der Flucht vor ihr – wer sie ist-... erzähl ich dir wann anders, okay? Jedenfalls will sie Siana töten, deswegen haben wir sie entführt.“ Nadaiya fehlten die Worte. „Das ist – uh,“ sagte sie nur. Zitan seufzte. „Siana darf noch nicht erfahren, was es mit ihr auf sich hat-... es würde sie innerlich zerreißen, glaub mir.“ Nadaiya sah ihn nur an. „Okay-...“ „Erzähl Osea, was ich dir gesagt habe,“ sagte Zitan zu Nadaiya, „Ich gehe dann mal. Wir sehen uns morgen!“ Damit verschwand er in seinem Zimmer. Nadaiya sah ihm nach. Mann-... war ´ne komische Idee, ihnen nachzulaufen, Nadaiya Micota! „Uwaaahh!!“ machte Osea erschrocken und krabbelte in die letzte Ecke ihres Bettes, Siana anstarrend, „D-du bist – Prinzessin Siana aus Sentaria??!! – Ich wusste es!!!!!“ Nadaiya hatte dem kleinen Mädchen gerade erzählt, was Zitan ihr zuvor erzählt hatte. Siana sah auf das Bett. „Ist das so furchtbar?!“ fragte sie schnippisch, „Bin ich jetzt Todesengel hoch drei, oder was?!“ „Uh,“ machte Nadaiya, „W-wieso Todesengel??“ Siana seufzte. „Weil mein Vater-... mit an dem Krieg vor zehn Jahren beteiligt war, halten viele unsere Familie für kriegssüchtig-...“ Nadaiya gluckste. „Ach was, wir kommen aus Anakusia!“ sagte sie, „Und ausgerechnet Anakusianer sollten sich in dem Punkt selber an die Nase fassen, oder? Immerhin war es unser König, der angefangen hat!“ Siana nickte bloß. „Ach – Krieg ist furchtbar!! Ich-... hab solche Angst, dass – diese Geschichte hier auch irgendwas mit einem Krieg zu tun hat! Ziddy sagt ja-... sie würden mir das Leben retten-... wieso?? – I-ich hatte mal-... die Befürchtung-... dass vielleicht die Magier böse auf uns sind und uns deshalb töten wollen – ob es was mit sowas zu tun hat??“ Nadaiya zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, wer sie ist.“ Siana fuhr herum. „Aargh!!! – Ziddy, dieser-... Esel!!!!“ fluchte sie, „Wieso kann er mir das nicht einfach sagen??!! Ich darf auf keinen Fall wissen, wer sie ist, bla!!! Sturkopf!!!“ „Mach dir nichts draus, Männer sind so,“ sagte Nadaiya dazu. „Du bist wohl die Expertin, wie?“ fragte Siana und warf ihr einen skeptischen Blick zu. Nadaiya lachte. „Hör mal, Prinzessin – ich komme aus Zitavajia! Ich bin in einer Bruchbude aufgewachsen, hab mir mein Bett mit zwei meiner Geschwister geteilt, und mein Vater war im Gefängnis! Ich wette, ich weiß vom realen Leben mehr als du hinter den Mauern von Sentarias Burg gelernt hast! Das soll kein Angriff sein,“ sagte sie, als Siana sie immer entsetzter anstarrte, „Ehrlich nicht! – Sag mal, hast du eigentlich ´nen Prinzen oder sowas, den du heiraten wirst??“ Siana fuhr zurück. „Iiih!“ machte sie, „Nein, hab ich nicht!! I-ich bin fünfzehn!!“ Nadaiya kicherte. „Ich habe-... naja, sehr viele Männer gehabt! Insgesamt hatte ich hundertundzwei Beziehungen binnen zwei Jahren und bin sehr zufrieden damit!“ Siana starrte sie an und hustete. „H-hundertundzwei??!! D-du meinst, du – hast mit-... hundertundzwei Männern-... ... ge-...schlafen???“ Nadaiya kratzte sich am Kopf. „Uh, ja, und ob!“ machte sie, „Aber eigentlich bin ich keine Nutte, wie Zid das sagt, ich hab nämlich nie Geld dafür verlangt, okay?“ Siana schüttelte sich. „D-das ist-... ja absurd!!“ Nadaiya seufzte. „Ich hab so ziemlich jeden Typen von Mann gehabt, den es gibt, manche waren doof, manche waren intelligenter, manche waren – Sturköpfe, manche waren naiv, aber wenigstens sahen sie alle ganz gut aus.“ Das Mädchen lachte. Osea krabbelte unter ihre Decke. „Ich kann nicht mitreden, gute Nacht!“ maulte sie, und Siana zog die Beine an. Nadaiya kicherte. „Also, Siana – wenn du mit Ziddy Probleme hast, ich helf dir gerne, ich kann dich garantiert beraten!“ Siana starrte sie an und wollte gerade den Mund aufreißen, da hörten sie plötzlich ein lautes Krachen aus dem Zimmer nebenan. Nadaiya und Siana sprangen sofort auf. „Was war denn das???!“ fragte Nadaiya erschrocken. „Keine Ahnung,“ meinte Siana, und die zwei gingen zum Zimmer der Jungs hinüber. Dort herrschte das reinste Chaos. Der Tisch war umgekippt, überall lagen Karten auf dem Boden, Zenta und Vento waren mitten in einer Schlägerei auf dem Fußboden, Tiras stand total schockiert auf seinem Bett und rief: „Solltet ihr nicht aufhören?“, und Zitan sprang von einem Bett ins andere, um die Situation besser überblicken zu können, schließlich sprang er auf den Boden und riss Zenta und Vento auseinander. „So! IHR SEID JETZT LEISE, VERDAMMT, UND DU, VENTO, RÄUMST DAS HIER WIEDER AUF, VERSTANDEN?!?! BASTA!!!!!“ schrie er. Zenta schnaubte, riss sich los und rückte seine Weste zurecht. „Ich hab ihn ja gewarnt!!“ zischte er, „Er war sowieso nur beleidigt, weil er wieder beim Mau-Mau verloren hat, der Depp!“ Vento streckte ihm die Zunge raus. „Komisch,“ grinste er, „Das war in der Schule auch schon immer so! – Die Kleinen waren auch die Fiesesten!“ „GENUG!!!!!“ schrie Zenta und riss sein Schwert hervor, und Zitan packte seine Arme und hielt ihn fest. „Lass sofort das Schwert fallen, hörst du??!“ zischte Zitan, „Los!!“ Zenta brummte. „Lass mich los, verflucht!!“ „Hallo, hallo!!“ rief Nadaiya da aus, und alle fuhren herum und starrten sie an. „Jungens!! Was macht ihr für Sachen, wollt ihr euch umbringen??!“ „Na-...daiya!“ sagte Tiras erstaunt, „Und Siana! Was ist denn los??“ „Wir wollten nur gucken, ob alles in Ordnung ist,“ meinte Nadaiya, „Ihr seid ganz schön laut!“ „Vento hat mal wieder beim Mau-Mau verloren und ist sauer geworden,“ erklärte Tiras, „Aber als er dann wieder damit angefangen hat, dass Zenta klein wäre, war's ganz aus!“ „Zentachen hat Aggressionen, ihr solltet ihn mal zum Psychiater schicken!“ sagte Vento grimmig, „He, hat dein Vater dich früher zu heiß gebadet??!“ Zenta schnaubte, riss sich aus Zitans Griff los und stürzte sich auf Vento, und die Keilerei ging weiter. Zu Ventos Glück hatte Zenta beim Ausreißen sein Schwert aus der Hand verloren (...). „BASTARD!!!!!!!“ „Ohhh Gooott!!“ stöhnte Tiras, „Zenta!!! Vento!!!!!! Hört sofort auf!!!“ Zitan fuhr sich entnervt mit der Hand durch die Haare. „Siana, Nadaiya, geht jetzt lieber, wir regeln das hier schon!“ „Wheee, ich will mitmachen!!!!“ quiekte Nadaiya und sprang in den sich kloppenden Haufen. Zitan fuhr herum. „N-Nadaiya!!!!“ schrie er empört. „AUSEINANDER!!“ rief Tiras und sprang ebenfalls in die Keilerei hinein, so kloppten sie zu viert. Siana starrte wie eingefroren auf das Spektakel und wagte nicht, sich zu rühren. Zitan ergriff plötzlich ihr Handgelenk und zog sie aus dem Zimmer. „Komm mit,“ sagte er, „Du gehst zurück in dein Zimmer, das ist zu gefährlich für dich hier.“ Siana rührte sich immer noch nicht, und Zitan zog sie sanft hinter sich her ins Mädchenzimmer. Er brachte Siana ins Bett und deckte sie fein zu, und nachdem sie noch eine Weile wie erstarrt dagelegen hatte, übermannte sie bald ihre Müdigkeit, und sie schlief ein. Zitan setzte sich an die Bettkante und sah die schlafende Prinzessin an. Schlaf gut, Prinzessin... und träum was schönes... Er beugte sich über sie und sah sie erneut an. Am liebsten hätte er sie geküsst, doch er wusste, dass er es besser lassen sollte. Schließlich hatte ein Dieb wie er sich nicht an einer so reinen und hochgestellten Persönlichkeit zu vergreifen. Ja, eigentlich dürfte er sie nichtmal anfassen. Ach, wenn die Verhältnisse anders wären... hätte ich ihr längst gesagt, was ich für sie empfinde... oh Siana... Prinzessin... Zitan sah sie noch lange an und widerstand wirklich nur sehr schwer der Versuchung, sie zu küssen, dann stand er auf und ging wieder in sein Zimmer zurück. Dort lagen immer noch alle am Boden und kloppten. „Seid ihr fertig, ihr Deppen?!“ fragte er barsch, und alle sahen zu ihm auf. „DER HAT ANGEFANGEN!!“ riefen alle anderen, jeder zeigte auf irgendwen anderes. Zenta auf Vento, Vento auf Zenta, Nadaiya auf Tiras und Tiras auf Zenta und Vento. „Na, dann weiter!“ rief Nadaiya fröhlich, und alle stürzten sich wieder aufeinander. Zitan verdrehte die Augen. „Ihr seid so beschissen-...“ murmelte er und sank auf sein Bett nieder. Mürrisch fasste er nach seinem Kopf und kniff die Augen zusammen. Scheiße-... ich hätte bei Siana bleiben sollen, das ist nicht zum Aushalten hier-...! Mein-... Kopf, verdammt-... Eine Weile rollte er sich unruhig auf seinem Bett hin und her, nach einer Weile fiel er in einen ebenso unruhigen Schlaf. Die vier anderen waren in der schönsten Keilerei, doch plötzlich sprang Zenta auf und klopfte sich wieder den Dreck von der Weste. „Ihr könnt mich mal kreuzweise, ich hab keine Lust mehr!!!“ „Feigling!!“ johlte Vento grinsend. Zenta verdrehte die Augen. „Piss dich, du Sack – sogar Ziddy schläft schon!!“ Die anderen sahen erstaunt zu Zitan herüber – er schlief. „Das macht mir langsam Angst!“ gab Tiras zu hören, und Zenta schob Nadaiya etwas unsanft vor die Zimmertür. „Geh, Schlampe, und eine schlechte Nacht!!“ Damit schloss er die Tür mit leichter Gewalt. Nadaiya streckte der Tür die Zunge raus. Meine Fresse! fuhr es ihr durch den Kopf, Was für ein brutales Arschloch, dieser Kerl!! Am nächsten Morgen schien die Sonne. Wiedermal war es Tiras, der alle aus den Betten schmeißen musste (...), was Vento – wie immer – garnicht witzig fand. So häufte er Tiras geschlagene zehn Minuten mit Beschwerden voll. „Wag es ja nicht, mich noch einmal zu wecken, ich kann alleine aufstehen, und es ist ein Skandal, dass du immer so brutal bist und uns in aller Herrgottsfrühe-...!“ Tiras stöhnte bloß. „Aaach, Maul halten, du Nase!!“ „Komm, Ventolein, du darfst jetzt mit Papa Tiras in den Kindergarten gehen,“ versprach ihm Zenta böse grinsend, „Und weißt du was, die kleine Nadaiya darfst du gleich mitnehmen! Die passt hervorragend zu dir, Ventolein, weißt du das?“ „BLÖDMANN!!!“ meckerte Vento und verschränkte die Arme. „Was ist, können wir weiter?“ fragte Zitan plötzlich, und alle drehten sich zu ihm um. „Häh? Ist irgendwas mit mir?“ fragte Zitan und sah an sich herunter. „Bist du krank?“ fragte Zenta frei heraus, und Zitan verzog das Gesicht. „Ähm – nein??“ Zenta verschränkte die Arme. „Jaja, das sagt er nämlich immer!“ sagte er zu Tiras, „Mir ist es gruselig, dass du gestern einfach eingeschlafen bist – bei dem Lärm, den wir gemacht haben, noch dazu!“ „Ich war halt müde,“ gähnte Zitan und kratzte sich am Kopf, „Also-...“ Da ging die Tür auf, und die drei Mädchen kamen herein. „Heihoya!!“ rief Siana ausgelassen, „Gut geschlafen??!“ Sie grinste die vier Jungen an. Jene sahen sich an. „Sie fängt schon an, so wie Ziddy zu reden!“ flüsterte Vento Zenta zu, „Gruselig, oder?“ „Vielleicht haben sie beide dieselbe Krankheit!!“ stammelte Zenta entsetzt, und Tiras grinste. „Ich kann mir gut vorstellen, was sie haben! Fängt mit L an und hört mit iebe auf!“ Die anderen hatten das Gespräch der drei garnicht gehört, und Zitan nahm jetzt sein Schwert und ging zur Tür. „Gehen wir weiter nach Kesvitara!“ ordnete er an, „Morgen abend sind wir da! Hoffe ich!“ So spazierten alle an Zitan vorbei aus dem Raum, schließlich waren er und Siana die Letzten. Siana lächelte. „Na, dann woll’n wir mal!“ sagte sie gut gelaunt, und Zitan ergriff plötzlich ihren Arm. „Warte mal, Prinzessin!... Ich...“ Er sah sie groß an, brach aber den angefangenen Satz ab, als sie ihm ins Gesicht sah. „Ja?“ fragte sie erstaunt. „Ich wollte... ich wollte dir sagen... dass... ähm...“ Er sah an ihr herunter und wieder herauf, bis er ihr wieder ins Gesicht sah, und fuhr nach einer langen Pause fort: „...dass du wirklich-... wunderschöne Augen hast, Prinzessin...“ Sie lachte. „Hey – vor ein paar Tagen hätte ich dich für sowas noch gehauen!“ „Ich weiß!“ grinste Zitan unsicher, und sie sah ihn an. Aber-... ich habe mich verändert-... fuhr sie in Gedanken fort, Etwas in mir-... hat sich-... verändert-... – Zitan-... ... Zitan hob die Hand und strich ihr über den Arm, ohne irgendetwas zu sagen. „Prinzessin, ich-...“ Erneut brach er ab. Beinahe, ohne es zu merken, näherte er sich ihrem Gesicht, und sie spürte, dass sie zu zittern begann, als sie ihn sich ihr nähern fühlte. Die beiden kamen sich näher und näher, und als ihre Lippen einen Zentimeter voneinander entfernt waren, hörten beide plötzlich die Rufe der anderen. „WO STECKT IHR, VERDAMMT??!!?“ Zentas Stimme. Zitan richtete sich auf und wich Sianas Blicken aus. „Gehen wir. Na komm.“ Damit verschwand er aus dem Zimmer. Siana sah ihm wie eingefroren nach. Vorsichtig fasste sie nach ihren Lippen – auch, wenn er sie nicht berührt hatte... sie konnte ihn dennoch spüren. Etwas machte ihr Angst dabei... nur, warum? Als Zitan und Siana die anderen erreichten, sprangen alle auf ihre Kizayas und machten sich auf den Weg nach Westen. Zitan entgingen Zentas skeptische Blicke völlig, wahrscheinlich war das auch besser so. Zitan hatte nicht die geringste Lust, mit irgendwem über sein Verhältnis zu Siana zu reden. „Ich hoffe, wir haben bis Takuya Ruhe vor diesem Deppen Kindarn!“ meinte Osea und sah sich um. „Och,“ machte Nadaiya, „Und wenn er kommt, dann schlagen wir ihn mit Links! Genau!!“ Sie fing an, mit den Fäusten in der Luft herumzuboxen. Zenta schnaubte verächtlich. „Okay, gut, du hast Zid gestern das Leben gerettet! Aber was hast du für ´ne Ahnung von Kämpfen, Mademoiselle??!“ Er sah Nadaiya skeptisch an, wie sie die Luft boxte. „Also, so wird das nichts.“ „Whee!!“ machte Nadaiya, „Wart's ab!!! Ich kann besser kämpfen, als du annehmen wirst, Zenta!!“ Zenta grunzte verächtlich und trieb Jali vorwärts. „Frauen gehören nicht in Kriege,“ sagte er mürrisch, „Sie sollen bloß nicht anfangen, sich einzubilden, sie könnten kämpfen!“ Nadaiya spuckte aus und lachte. „Blöder Sexist!!“ rief sie ihm nach, und er zeigte ihr über die Schulter den Mittelfinger. Nadaiya gluckste. „Wheee, so ein kleines Aas!!“ „Zenta ist der Spießer Numero Uno!“ klärte Vento Nadaiya auf, „Lass dich bloß niemals auf eine Diskusion mit ihm ein, er diskutiert dich in Grund und Boden!“ Nadaiya grinste. „Keine Bange, ich kenne Männer, Vento. – Wenn er nicht so aggressiv wäre, könnte er bestimmt ´nen netten Typen abgeben!“ Vento lachte. „Ohh, klar! Zenta und nett??! Da heiratet eher ein Huhn einen Fuchs!! Er ist ein ziemlich arroganter Mistkerl – nur leider dazu überdurchschnittlich intelligent und Ziddys bester Freund, deshalb muss er leider mit!“ Der Blonde kratzte sich am Kopf. „Ein Mistkerl ist er, yo! – Aber er sieht scheiße süß aus, das musst du ihm lassen!“ Vento grinste. „Das täuscht, glaub mir.“ „Ich krieg jeden rum,“ entgegnete Nadaiya, „Ich bin Expertin, Vento.“ Vento prustete los. „Zenta nicht! Wetten?!“ lachte er, „Der Kerl kann Frauen nicht ausstehen, er wird sich nie im Leben mit einer kleinen Schlampe aus Zitavajia einlassen, ich schwöre!“ „Wollen wir wetten?!“ grinste Nadaiya und hielt ihm die Hand hin. „Okay!! Du hast sowieso so gut wie verloren, scheiße-...!“ kicherte Vento. „Wetten wir um die Ehre, ich hab kein Geld,“ sagte Nadaiya und lachte. „He, aber ich meins ernst!! Wir wetten!!!“ „Okay, die Wette gilt!“ grinste Vento, „Ich gebe dir-... ein Jahr Zeit! Dreihundertfünfundsechzig Tage! Wenn du es bis heute in einem Jahr geschafft hast, Zentas Freundin zu sein, hast du gewonnen!“ „Uhuh, großzügig!“ meinte Nadaiya, „Okay!!“ „Na dann viel Spaß...“ höhnte Vento siegessicher. Hähä, Nadaiya, dieses eine Mal werde ich gewinnen, ich schwöre...! Zenta hatte von all dem nichts mitbekommen, er war mal wieder voll und ganz in seine Karte vertieft. „Und?“ fragte Tiras und gähnte gelangweilt, „Siehst du was Spannendes, Zenta??“ „Pff, Blödsinn,“ machte Zenta, „Aber wir werden heute im Freien schlafen müssen, in der Nähe ist weit und breit kein Dorf!“ „Ist doch alles popo hier...“ murrte Zitan, und Zenta gab ein merkwürdiges Glucksen von sich. „Was ist alles??! – Popo??!“ „Heihoya!!“ rief Zitan, „Genau, popo!! Lasst uns galoppieren, verdammt!!“ Damit gab er Kasera die Sporen, und die sieben galoppierten los. Zitan zerbrach sich den ganzen Rest des Tages den Kopf über Siana. Er kam sich bescheuert vor – er war wirklich kein Anfänger, was Frauen anging, und trotzdem war er jedes mal, wenn er mit Siana alleine gewesen war, zu blöd gewesen, um ihr irgendwas zu zeigen. Ihm fiel das Ereignis vom Morgen ein. Er hätte sie noch wunderbar küssen können, so lange hätten die anderen auch warten können. – Oder wollte er sie vielleicht garnicht küssen? Irgendetwas hielt ihn auf, ihr seine Liebe zu gestehen, oder sie einfach zu berühren, und das war nicht nur allein die Tatsache, dass sie die Prinzessin Sayamainas war – aber was war es noch? Es war wie eine unsichtbare Mauer, die sich, zentimeterdünn, zwischen sie schob... und was diese Mauer war, musste er herausfinden, um sie durchbrechen zu können... Die sieben gingen weiter, gegen Nachmittag erreichten sie die Grenze zu Kesvitara. „Lasst uns Pause machen,“ schlug Zitan vor und sprang ab, „Na kommt.“ Die anderen sprangen auch ab und pflanzten sich auf den Boden. „Takuya ist eine ziemlich große Stadt,“ sagte Tiras, „Hauptsache, wir finden das Schloss auch.“ „Das – Schloss?“ fragte Osea. „Yo, wir besuchen König Kizalos!“ sagte Zitan, „Ähm – hatte ich euch das nicht gesagt???“ „Nein-...“ Nadaiya und Osea sahen sich an. „Yo, egal, jetzt wisst ihr’s,“ gab Zenta zu hören und studierte weiter seine Karte. Nadaiya verdrehte die Augen. „Leg doch endlich deine blöde Karte weg, du Idiot!!!“ rief sie, und Zenta hob den Kopf und sah sie bitterböse an. „Hast du – etwas gesagt, Schlampe?“ fragte er und klang dabei noch weit arroganter als sonst. Zitan seufzte. „Nadaiya, hör auf, Zenta zu nerven!“ „Aber ich nerv ihn doch garnicht!“ empörte sich Nadaiya, „Ich hab bloß gesagt-...!“ Vento kicherte. „Jaha, was sag ich??! Ein Jahr noch, Nadaiya!!“ Nadaiya zwickte ihn in den Arm. „Nase, sei ruhig!!“ Zenta schüttelte den Kopf. „Ihr beide passt wirklich hervorragend zusammen, mein Glückwunsch! Vento, lass mich dich warnen, Frauen sind bösartig! – Nutten aus Anakusia ganz besonders!“ „Du Aas, ich bin keine Nutte!“ sagte Nadaiya beleidigt. „Guck dir deinen Ausschnitt an, und du wirst es einsehen,“ prophezeite ihr Zenta, ohne sie anzusehen. Nadaiya lachte. „Wheee, wo guckst du denn hin??!“ „Eben immer auf das, was am meisten ins Auge sticht,“ sagte Zenta trocken, „Und bei dir ist das nunmal dein überdimensionaler Ausschnitt!“ Vento gluckste. „Ich sag's ja... viiieel Spaaß, Nadaiya!!!“ Nadaiya sah ihn grimmig an, da sprang Zitan auch schon wieder auf Kasera. „Los, auf, es geht weiter!!!“ So ritten sie gemeinsam über die Grenze nach Kesvitara. Kapitel 12: Unerwünschter Nachtbesuch ------------------------------------- Ohne weitere Zwischenfälle konnten sie bis Einbruch der Dunkelheit weiterreiten, dann machten sie Feierabend und schlugen ein Lager auf. So saßen alle um das Feuer herum und aßen. „Immerzu Dosenfutter, das ist ehrlich eintönig!!“ beteuerte Vento. Zenta brummte. „Dann zieh dir ´n paar Groschen aus’m Arsch und kauf was Besseres!“ Osea lachte. Zenta schielte sie ärgerlich an. „Was lachst du so blöd??!!“ Das Mädchen verstummte etwas eingeschüchtert. Zitan zerrte Zenta am Kragen. „Zenta,“ sagte er, „Erspar uns deine Wutanfälle! – Bitte!“ Zenta grummelte bloß etwas vor sich hin. „Tut mir ja leid, aber ich fühle mich umzingelt von einer Bande voller Idioten!!“ „Kann ja nicht jeder ´nen Intelligenzquotienten von sechshundert haben,“ ironisierte Vento mürrisch, und Tiras stand auf und holte seine Decke. „Na schön, lasst uns schlafen gehen,“ unterbrach der Rothaarige die Diskusion, bevor Zenta und Vento wieder anfangen konnten, zu prügeln, und Zitan stand ebenfalls auf. „Er hat recht, Schluss mit dem Gelaber, gute Nacht,“ erwiederte er, schnappte sich auch seine Decke und rollte sich zusammen. „Na gut. Gute Nacht, Leute!“ meinte Osea und rollte sich ebenfalls zusammen. Der Rest tat es ihr gleich, nur Zenta sah etwas nachdenklich zu Zitan herüber. Er hat doch irgendwas... den ganzen Tag lang tut er, als sei alles in Ordnung, der kleine Lügner!! Wart's ab, du Nase, ich krieg's schon noch raus! Mit diesen Gedanken legte Zenta sich auch hin, und war schon bald eingeschlafen. Zitan jedoch, von dem alle glaubten, er schliefe, war noch hellwach. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle anderen schliefen, drehte er sich auf den Rücken und sah hinauf in die klare, dunkle Nacht. Bald würde es Winter werden. Die Sterne leuchteten heller als sonst. Ein Zeichen für den Winter. Klare Nächte sind kalte Nächte... ob Siana morgen wieder Schüttelfrost hat? So wie in Tsetsabinoaria...? – Wir haben es tatsächlich fertiggebracht, nach Kesvitara zu kommen-... morgen sind wir in Takuya-... ob Kizalos mich überhaupt erkennt?? Es würde mich echt interessieren, was aus ihm geworden ist... ob er überhaupt weiß, dass Papa tot ist...? Und Mama...? Und all die anderen...?? Zitan spürte, wie sein Herz schwer wurde, als er daran dachte. Ja, er vermisste seine Eltern fürchterlich, er gab es nur nie zu. Er sah in solchen Momenten genau vor sich, wie Kindarn seinen Vater tötete... Erst stach er ihm die Augen aus... dann hackte er ihm Finger und Zehen ab... dann rammte er ihm das Schwert durch den Hals... ein zweites direkt ins Herz... und er fiel um wie ein Brett... Zitan konnte den Schrei seines Vaters noch immer in seinen Ohren hören, wenn er daran dachte – „NEIN!!!!!“ schrie Zitan laut und schoss hoch. Sein Herz raste wie verrückt. Schweiß rann ihm über die Stirn. Er sah sich um. Die anderen waren nicht aufgewacht. Er vergrub das Gesicht in den Händen und schüttelte immer wieder langsam den Kopf. Er spürte, wie seine Augen feucht wurden und wie sein Hals schmerzte, weil er schwer mit sich kämpfte, um nicht zu weinen. Er schloss die Augen und schwieg. Blut-... überall Blut-... und die Schreie-... und Blut... Blut-... und Verzweiflung... Horror... Panik... Angst... Schmerz... Trauer... Hoffnungslosigkeit... und Blut-... Blut... Zitan spürte, wie eine Träne über seine Wange auf seine Handfläche tropfte. Eine zweite. Und eine dritte. Er schniefte und wischte sich die Augen. Dann legte er sich wieder hin und sah hinauf zu den Sternen. So klein, dachte er, Und so viele. Und hier und da explodiert einer oder verschwindet im Nichts-... ... es ist kalt hier... eiskalt... Er zitterte. Er zog seine Decke etwas höher, und trotzdem spürte er deutlich, wie sehr er zitterte. Mama-... sie war immer so warm... als ich noch klein war... hat sie mich immer in die Arme genommen... warum musste sie nur so krank werden...? Hat sie das wirklich verdient...? – Ich sollte aufhören, mir darüber Gedanken zu machen-... das ändert ja nichts-... – nein, ich kann nicht ändern, was passiert ist-... aber ich kann verhindern, dass es so weitergeht! Wenn ich morgen zu Kizalos komme, werde ich ihm alles erzählen – einfach alles! Zitan schloss die Augen und rollte sich eng zusammen, um sich selbst ein bisschen aufzuwärmen. Wenn Siana wieder Angst hätte-... dann würde ich sie bestimmt wieder in die Arme nehmen-... dann wäre mir bestimmt auch wärmer... ooohhh, ich bin doch verrückt!... War ich je so verliebt wie jetzt??-... Ach, Siana... Er sah Siana vor sich, mit ihren bezaubernden blauen Augen. Und er wünschte sich von ganzem Herzen, ihr irgendwann einmal die Wahrheit sagen zu können. Es mussten Stunden vergangen sein, als plötzlich ein Geräusch wahrnehmbar wurde. Verschlafen drehte Zitan sich auf die andere Seite und ignorierte das Geräusch. Doch es wurde lauter und lauter und hörte nicht auf. Ein Knacken im Unterholz direkt neben ihm. Zitan fasste nach seinem Kopf und stellte fest, dass er eingeschlafen sein musste, dann war er ganz still und versuchte zu entziffern, was das für ein Geräusch war – ein eigenartiges Knurren tönte jetzt auch aus dem Gebüsch. Es kam näher und näher, Zitan glaubte, Schritte zu hören, die auf ihn zukamen. Erst, als er plötzlich den heißen Atem eines Lebewesens in seinem Gesicht spürte, schlug er die Augen auf. Zwei kleine, leuchtendgelbe Schlitzaugen starrten ihn an. Zitan erkannte einen Itaro, der genau vor seiner Nase stand und ihm ins Gesicht starrte. Zitan gab einen genervten Ton von sich. „Mensch, hau ab, du hast Mundgeruch!“ Itaros waren seiner Meinung nach friedliche Tiere, nur neugierig, sie konnten ihm nichts anhaben. Doch der Itaro gab so schnell nicht auf. Er fing an, an Zitans Decke zu zerren. „Was soll das, mir ist kalt, lass meine Decke in Frieden, hau ab! Kusch!!“ Der Itaro knurrte missbilligend. Zitan richtete sich auf, sah hinter den Itaro und entdeckte dort drei weitere von seiner Sorte. Er fuhr herum; dort waren ebenfalls noch vier weitere Itaros, knurrten, und starrten ihn an. Es war zwar dunkel, doch Zitan war keineswegs nachtblind – Mesumanier hatten besondere Augen, mit denen sie im Dunkeln genauso gut sehen konnten wie im Hellen – daher kam auch Zitans für Menschen eigenartige Augenfarbe. Die Itaros kamen einen Schritt näher. Der Itaro vor Zitan knurrte ärgerlich. Zitan machte sich einen Spaß daraus und knurrte zurück. Das machte den Itaro erst recht wütend, und er fletschte die Zähne. Zitan tat es ihm gleich und scherzte: „Da guckst du, was, ich hab genauso scharfe Zähne wie du! Ätsch!“ Der Itaro gab nun einen bellenden Laut von sich. Zitan fing an, zu grinsen. „Wuff! Kann ich auch, was kannst du noch??!“ Der Itaro begann, an Zitans Decke zu kratzen. Zitan hob die Hand und hielt sie dem Itaro vor die Nase. Plötzlich fuhr er seine Krallen aus, und der Itaro zuckte zusammen. Doch dann fasste er sich und hätte mit großem Vergnügen Zitan in die Hand gebissen, aber Zitan war schneller und zog die Hand zurück. Der Junge grunzte. „Ja, Pech, was, Bello??!“ Der Blonde rappelte sich auf – als er sich umsah, konnte er mindestens dreißig Itaros zählen. Er zog die Augenbrauen hoch. „Hey – Moment!“ machte Zitan empört, „Was ist, steht auf mir irgendwo ‘Abendbrot‘ drauf, oder wie??!“ Die Itaros zogen einen engen Kreis um das Lager der sieben Freunde. Der Itaro vor Zitan bellte einmal laut auf und sprang auf Zitan zu. Er sprang zurück und stieß gegen einen anderen Itaro, der jaulend zur Seite stolperte. Durch das Gejaule wachten Tiras und Zenta wie auf Knopfdruck auf. „Was geht’n hier ab??!“ stöhnte Zenta, „Schlafparty mit wilden Tieren, Zid??“ „Wir sind umzingelt!!“ stellte Tiras erschrocken fest und riss sein Schwert hervor. Zenta gähnte und zog ebenfalls sein Schwert. „Pfff, mach doch nicht wegen ein paar lächerlichen Itaros so einen Terz, Tiras!!“ Tiras sah ihn an. „Das sind Kesvitara-Itaros!“ klärte er Zenta auf, „Die sind gefährlicher als unsere, die sind äußerst aggressiv und spielen nicht mit ihrer Beute!“ „Tss!!“ machte Zitan, „Ich lasse mich doch nicht von einem Itaro fressen!!!“ Er zog sein Schwert hervor und bedrohte damit die Itaros, die um ihn herum standen und knurrten. Erst starrten die Tiere skeptisch das Schwert an, doch dann sprangen sie alle zugleich auf Zitan drauf, er stürzte zu Boden und wurde von Itaros begraben. „AAAAHHHHH!!!!“ schrie Zitan erschrocken, „Hey, stellt euch hinten an, einer zur Zeit!!!!!“ „Ziddy!!“ rief Tiras bestürzt, und er und Zenta stürzten sofort dazu, um die Itaros von ihm zu reißen. Das war garnicht so einfach, und Zitan musste langsam die Sache ernst nehmen. „Autsch, ihr tut mir weh!! – Weg da!! AUA!!!! Zenta, tu doch was, der hat mich gebissen!! Ihr Tiere, macht, dass ihr verschwindet!!!! AAAAHH!!!!!“ „Halt noch ein bisschen durch, wir killen sie!“ ermutigte ihn Tiras. „Danke-...“ brummte Zitan dumpf aus dem Itaro-Knäuel. „VORSICHT, WEG DA!!!“ schrie plötzlich jemand, und ‚Zack‘, war ein Messer durch die Luft geflogen und steckte in einem Itaro. Er verendete in seinem Blut. Tiras und Zenta drehten sich um. „WER WIRFT HIER MIT MESSERN??!!“ fuhr Zenta auf, und er stutzte. „Na-...daiya!“ Nadaiya stand hinter ihm, auch Vento, Siana und Osea waren aufgewacht. Zenta starrte sie eine Weile lang an. „Ahm – pass doch auf, du hättest auch Ziddy treffen können!!“ fuhr er Nadaiya an und drehte sein Schwert in der Hand herum, „Komm, Tiras, mach mal hinne!!“ Nadaiya streckte Zenta die Zunge raus. „Okay, nächstes mal helfe ich euch nicht, Sir Zenta kann ja sowieso alles alleine!“ Zenta schnaubte hochnäsig. „Und wie ich das kann, Mademoiselle!!“ Nadaiya und Vento begannen, gemeinsam mit Zitan, Tiras und Zenta gegen die übrigen Itaros zu kämpfen. „Die machen wir alle, yo!“ rief Tiras und begann, die Itaros mit dem Schwert von Zitan wegzustoßen, worauf Nadaiya sie dann durchschnitt. „Ihr werdet es bereuen, dass ihr mich geweckt habt!!! Scheiß-Viecher!!!!“ schimpfte Vento. Zitan sprang auf und riss die Itaros von seinem Körper, machte dabei seine Weste kaputt und stach gleich zwei auf einmal mit seinem Schwert nieder. „Itaro am Spieß!!!“ scherzte er. „ALSO SCHÖN!!!! VERSCHWIIIIINNNNDDDEEEEEEEEEEETTTTT!!!!!!!“ schrie Siana plötzlich und trat einem Itaro in den Magen, als dieser versuchte, sich auf sie zu stürzen. Als der Itaro geschockt am Boden lag, sprang Siana auf ihn drauf, dann kam Tiras und schnitt ihn durch. „Vielen Dank, Tiras!“ grinste die Prinzessin. „Du machst das klasse, Prinzessin, weiter so!“ lobte Zitan. „Ich versuche nur, mich nützlich zu machen!“ erklärte Siana. Zenta lachte. „Nicht, dass du nachher von einem Itaro getötet wird, dann war die ganze Mission umsonst!!“ „Zenta! Nimm du Osea und bring sie in Sicherheit! Wir kümmern uns um den Rest!“ rief Zitan da, Zenta sah ihn erstmal skeptisch an, gehorchte dann aber etwas widerwillig, nahm Osea auf und setzte sie auf einen Baum. „VORSICHT, ZENTA, HINTER DIR!!!!“ schrie Nadaiya, und ‚Zack‘, hatte sie einem Itaro die Hinterbeine abgehackt. Siana indess machte ein Rad und landete mit den Füßen auf einem Itaro, der unter ihrem Gewicht zusammenkrachte. Sie sprang von ihm herunter und trat gegen ihn, sodass er aufjaulte, dann kam Vento an und würgte ihn ab. „Danke schön!“ bedankte sich Siana grinsend. Zitan sah sie erstaunt an. „Heihoya!“ machte er, „Und Akrobatik kann sie auch noch!“ „Nun stirb endlich!!“ rief Vento und würgte den Itaro noch mehr. Doch plötzlich stieß Siana einen gellenden Schrei aus und stürzte zu Boden. Ein Itaro stand auf ihr und hatte seine Reißzähne in ihrer Brust vergraben. Siana gab einen erstickten Laut von sich. Zitan fuhr herum. „NEIN!!! SIANA!!!!!“ schrie er, dann stürzte er sich seitlings auf den Itaro und schmiss ihn von Siana herunter. Der Itaro wehrte sich, und es entstand eine große Prügelei. „Warte, ich helf dir!“ rief Tiras und hackte den Itaro durch. Zitan warf ihn von sich und setzte sich auf. „Puh... das war knapp... danke, Tiras...“ „Schon klar!... Sind jetzt alle weg?“ „Ich glaub schon,“ keuchte Zitan erschöpft. Dann fiel sein Blick auf Siana. „OH NEIN!!!! SIANA!!!!“ schrie er und stürzte zu ihr herüber, plazierte ihren Kopf auf seinem Schoß. Tiras kam dazu. „Sie ist ohnmächtig, Zid, das gibt sich schon wieder.“ „Ja, aber der Itaro hat sie in die Brust gebissen!!“ entgegnete Zitan erschüttert. „Bist du jetzt neidisch?“ fragte Vento ungläubig. Zenta schnaubte verächtlich. „Als ob Ziddy jemanden in die Brust beißen würde, du Penner!!!“ Tiras hockte sich neben Siana und Zitan auf den Boden. „Mal sehen, ob es schlimm ist-... aber irgendwie müsste ich dazu-... ...“ Er machte einige verstohlene Handbewegungen in Richtung von Sianas Brust. „Was?“ fragte Zitan verwirrt. Tiras räusperte sich. „Naja, sie – ausziehen-... ...“ Zitan blinzelte, und Zenta fasste nach seinem Kopf und drehte sich ab. „Ohhh Gooottt, Pornos Live!!!“ Vento kicherte. „Gleich fällt Zenta nasenblutend um!!“ Zitan sah Tiras an. „Mach schon, hauptsache, sie überlebt!!“ rief er energisch. Tiras zuckte mit den Schultern und zog Siana vorsichtig das Kleid ein Stück runter, sodass ihre halbe Brust frei war und Tiras die Wunde untersuchen konnte. Vento und Zitan starrten ziemlich unentwegt auf Sianas Brüste und waren nicht mehr zu gebrauchen. „Wow...“ fing Vento an und blinzelte. „Scheiße-...!“ stöhnte Zitan nur und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, „Ich würde echt verdammt gerne-... ... ... naja, du weißt schon-... ...“ Zenta, der dem Geschehen – konservativ wie er war – den Rücken zudrehte, räusperte sich empört. „Ziddy, wehe, ihr fangt an, euch zu befummeln!!!“ Tiras sah auf und zog Sianas Kleid wieder hoch. „Es ist nicht schlimm. Es wird wieder verheilen,“ erklärte er ruhig. Zitan und Vento zogen eine Schnute, als Sianas Brust wieder verdeckt wurde, und Tiras sah die beiden eine Zeit lang grübelnd an. „Hey, ihr – ihr Schweine, ihr habt wirklich vor nichts Achtung!!“ „Ach, Zenta, du kannst Osea wieder herbringen!“ fiel Nadaiya ein, und Zenta transportierte das kleine Mädchen wieder zurück auf den Boden. Alle setzten sich und steckten ihre Schwerter wieder ein. Zitan ließ Siana auf seinem Schoß liegen, doch Tiras meinte: „Ist es nicht etwas unbequem so für sie? Wenn, dann nimm sie ganz auf den Arm, Zid!“ Zenta schnaubte. „Tss, TIRAS!!!!!“ empörte er sich, „Du bist das also, ich wette, du stiftest Ziddy immer dazu an, sich an Siana ranzuschmeißen!!“ Nadaiya lachte. „Lass sie doch machen, was sie wollen!“ Zitan grinste und ließ sich das nicht zweimal sagen, so schlief Siana friedlich in seinen Armen. Zenta schüttelte den Kopf. „Unanständige Dreckschweine!!“ zischte der Braunhaarige und drehte sich wieder ab. Da wachte Siana wieder auf. „Hm? Sind sie weg?“ fragte sie und drückte ihren Kopf müde an Zitans Brust. Er spürte, wie ihm heiß wurde, und sie sah auf. „Nanu? Ziddy!! Wie schön! Geht es dir gut?“ fragte sie ihn, erfreut, ihn zu sehen. „Klar! Dir auch?“ entgegnete er und lächelte. „Ja... es tut nur ein bisschen weh-... aber das geht schon...“ Siana lächelte. Zitan ebenfalls. Siana lehnte sich wieder vertrauensvoll an ihn und schloss die Augen. „Ich hör dein Herz schlagen, Ziddy,“ meinte sie plötzlich und lächelte. Zitan wäre am liebsten im Erdboden versunken. „Oh, äh, ja, kann vorkommen!“ stammelte er überrascht. Siana lachte leise. „Ja, klar...“ „Sag mal, Zid, wo ist deine Weste??“ fragte Nadaiya plötzlich, „Du – bist oben ohne!“ „Meine Weste ist kaputt, die Itaros sind Schuld! Ich besorg mir morgen ´ne neue!“ meinte Zitan grinsend. Nadaiya grinste ebenfalls und fixierte die große Narbe, die quer über seine Brust lief. „Wann hast du dir die denn reingezogen?“ „Schon lange her, ist nichts weiter!“ entgegnete Zitan gelassen. Zenta senkte den Kopf. Das war der König von Sayamaina... damals im Krieg-... Zitan fiel erst jetzt wirklich auf, dass er tatsächlich oben ohne war. Auch seine Handschuhe hatte er nicht an, das war sehr ärgerlich, denn jetzt könnte Siana leicht herausfinden, dass er Mesumanier war, da seine Krallen jetzt, wären sie ausgefahren, gut sichtbar gewesen wären. Doch als er auf Siana herabsah, sah er, dass sie längst schlief. Kapitel 13: Das Herz Kesvitaras ------------------------------- Als die Sonne ihre ersten Strahlen in den Wald schickte, wachten die sieben wieder auf und fanden sich neben einem inzwischen erloschenen Feuer und inmitten zerstückelter Itaros. Osea sprang auf. „WAAAAAAHH!!!!! WAS IST DENN HIER FÜR EIN MASSENGRAB?!?!“ „Hast du das vergessen??“ fragte Tiras, „Die Itaros von gestern!“ Osea sah skeptisch auf die Itaros. „Uh, wie-... eklig!!“ schniefte sie. „Naja,“ sagte sie dann zu Tiras, „Vergessen hab ich's nicht, aber – gestern war's doch dunkel!“ Tiras blinzelte. „Eh.“ Nun schlug auch Siana die Augen auf. „Morgen!“ rief sie munter und richtete sich auf. Sie warf einen Blick auf ihre verwundete Brust, doch plötzlich stutzte sie – die Wunde war verschwunden. Erst blinzelte sie ungläubig, dann sah sie auf Zitan herunter, der auf dem Boden zusammengerollt lag und friedlich schlief. Siana lächelte und kniete nieder, um ihm vorsichtig mit drei Fingern über die Wange zu streicheln. „Vielen Dank, Ziddy-...“ flüsterte sie, just in dem Moment wachte Zitan auf und sah sie an. Er setzte sich auf und meinte: „Hallo, Prinzessin, schon auf? – Lasst uns weiter nach Takuya gehen, ich brauch eine neue Weste, es ist verdammt kalt hier!“ „Jetzt macht zu, Mädels!!“ rief Zenta auch und sprang auf Jali, diese schnaubte, als wolle sie ihm zustimmen, und trippelte hin und her. Alle standen auf, räumten ihren Kram zusammen, Nadaiya trat noch ein paar Itaro-Teile zur Seite, dann ritten sie los nach Westen. „Wann werden wir da sein, Zenta?“ fragte Zitan irgendwann, und Zenta kratzte sich gelangweilt am Kopf. „Heute Nachmittag irgendwann, wenn wir nicht trödeln...“ meinte er bloß. Nadaiya verdrehte die Augen und riss ihm seine Karte aus den Händen. „HEY!!!!!“ fuhr Zenta auf, „Was soll’n das??!!“ Nadaiya zog eine Schnute. „Leg doch eeeendlich mal diese blöde Landkarte weg!!!“ rief sie beleidigt, und Zenta sah sie vernichtend an. „Du gibst mir jetzt sofort meine Karte zurück, Mademoiselle!!“ zischte er und streckte langsam die Hand nach Nadaiya aus. Sie zog ihr weißes Kizaya zur Seite. „Nein, dann glotzt du sie ja wieder doof an!“ „Und was spricht dagegen??!!“ fragte Zenta ärgerlich und lenkte Jali energisch wieder neben Nadaiya, „Also – gibst du mir die Karte??!“ Nadaiya drückte die Karte an sich. „Hmmm – nö.“ Zenta grunzte angesäuert. „Also, hör zu! Ich zähle jetzt bis drei, wenn du mir dann die Karte nicht gegeben hast, werde ich handgreiflich! – Und das ist mein voller Ernst, klar soweit?“ Die anderen sahen sich nur ratlos an. „Ich sag's ja,“ sagte Vento vergnügt, „Zenta würde ja eher seine Karte heiraten, als mit Nadaiya zu gehen!“ „Also, eins...“ fing Zenta an und knackte mit den Fingern, doch Nadaiya behielt die Karte fröhlich in der Hand. „Zwei...“ fuhr der Junge fort, ohne Nadaiya anzusehen, und die anderen sahen die zwei schon beunruhigt an. „Ziddy, es gibt gleich ´ne Keilerei,“ warnte Siana Zitan, und der gähnte. „Ich weiß...“ „Drei!“ schloss Zenta seine Aufzählung, und urplötzlich griff er in seine Hosentasche, zog ein Messer hervor, packte mit Gewalt Nadaiyas Oberarm und zerrte sie zu sich herüber, um ihr das Messer an die Kehle zu halten. Sie quiekte erschrocken, parrierte ihr Kizaya durch und ließ die Karte auf den Boden fallen. Die anderen bremsten sofort ab, Jali wieherte empört, und Nervi stieg erschrocken. „Z-...Zenta!!!!“ stammelte Nadaiya entsetzt, „Nimm das Messer weg!!!!“ „Ich habe dich gewarnt!!!!“ zischte Zenta und drückte die Klinge fester gegen ihren Hals, „Wenn du nicht auf mich hörst, kann es ganz leicht passieren, dass ich dir aus Versehen die Halsschlagader durchschneide!!“ Alle starrten Zenta an. „Jetzt reicht's!!!!“ rief Zitan laut, „Zenta, lass sie sofort los!!!! – ZENTA!!!!!“ Zenta schnaubte. „Ich wollte ihr nur klarmachen, wo ihr Platz ist!!!!!“ zischte Zenta und sah Nadaiya zerstörend an. Sie starrte ihn immer noch schockiert an. Sie hatte nicht erwartet, dass er wegen so einem Blödsinn mit einem Messer auf sie losgehen würde... „I-ich, die Karte ist runtergefallen!“ sagte das blonde Mädchen eingeschüchtert, „O-okay?? Lass-... lass mich los-...!“ Zenta brummte. „Ich hoffe, dir ist klar, wo du hingehörst!“ sagte er hochnäsig, „Also – Wir sind oben, und du bist ganz weit unten! Klar soweit??!“ Damit ließ er sie sehr unsanft wieder los, steckte das Messer weg und sprang von Jali, um seine Karte aufzuheben, bevor er wieder aufsprang. Nadaiya hustete und fasste nach ihrem Hals. Zitan sah Zenta immer noch einigermaßen zornig an. „Dein Selbstwertgefühl in allen Ehren,“ sagte er scharf zu seinem besten Freund, „Und ich will jetzt keine Streitereien mehr sehen!! Kapiert??!!“ Zenta brummte. Die anderen sahen Zitan an. „Ähm,“ machte Tiras schüchtern, „Wollen wir-... weiter??“ Zitan nickte. „Yo – geht zu!“ Die Gruppe setzte sich also wieder in Bewegung, Nadaiya hielt vorerst Abstand von Zenta. Zitan warf Zenta einen skeptischen Blick zu. „Was sollte das eben?“ fragte er, „Musst du immer gleich gewalttätig werden?? – Du wirst niemanden von uns töten, okay??!“ Zenta grummelte bloß. „Dann sieh du zu, dass wir Nadaiya loswerden!! Aufsessige Schlampen aus Zitavajia kann ich wirklich nicht ausstehen!“ Zitan lachte leise. „Und ich kann eigentlich Menschen, die sich selbst über alles andere stellen, auch nicht ausstehen, Zenta.“ Sie galoppierten den ganzen Tag ziemlich durch, machten nur kurze Pausen, damit die Kizayas sich erholen konnten, mit der Dämmerung erreichten sie Takuya – das Herz Kesvitaras. „Das ist also die größte Stadt der Welt,“ stellte Nadaiya erstaunt fest. Lange schweiften die Blicke der sieben über die glitzernde und funkelnde Stadt, die zu ihren Füßen lag. Tausende und abertausende von Menschen tummelten sich in den Straßen, Kutschen rollten hier und dahin, Kizayas wieherten, Kinder lachten, Erwachsene unterhielten sich, alles in allem schien es eine gemütliche Atmosphäre zu sein. „Gehen wir!“ forderte Zitan auf und gab Kasera die Sporen. Die sieben gingen in die Stadt, deren Ende sie nichtmal erkennen konnten, so groß war sie. „Okay, Zid holt sich ´ne neue Weste, wir holen in der Zeit neue Vorräte,“ meinte Tiras, „Ja?“ „Heihoya,“ sagte Zitan und drehte Kasera herum, „Bis später!“ So trennten sie sich, und nachdem Zitan sich eine neue Weste und die anderen neue Vorräte geklaut hatten, trafen sie sich auf der Straße wieder. „Okay,“ sagte Zitan, „Jetzt gehen wir zum Schloss von König Kizalos. – Yo, kommt!“ So gingen die sieben weiter durch die Stadt zum Schloss, das auf der anderen Seite der Stadt lag, direkt am Hafen. Einige Zeit später kamen sie dort an. Das Schloss bäumte sich vor ihnen auf wie ein riesiger Kristall, es schien, als sei es gänzlich aus Kristallen und Silber gebaut. Und es war gigantisch groß. „Es ist wunderschön,“ stellte Siana bezaubert fest. „Ich hätte nie geglaubt, dass es so groß ist-...“ „Wow, in dem Ding hätten alle Einwohner von Zawa Platz!“ sagte Vento entsetzt, und Osea addierte: „Das ist zehn mal so groß wie Nisa!“ „Hier regiert also Kizalos...“ murmelte Zitan zu sich selbst und ging ohne Anweisungen zu den anderen weiter, der Rest folgte ihm einfach. Das Schloss stand auf einer Landerhöhung, die sieben mussten erst einen Serpentinenweg hinaufgehen, dann führte eine Brücke über eine Schlucht, und dann standen sie endlich vor den Toren des Schlosses von Kesvitara. Zitan klopfte. Ein kleines Fensterchen öffnete sich, und ein Soldat steckte den Kopf heraus. „Ja bitte?“ „Wir wollen zu König Kizalos,“ verlangte Zitan. „Wen darf ich dem großen Herrscher melden?“ „Einen Freund.“ Der Soldat zog erst eine Augenbraue hoch, dann musterte er die sieben Kameraden. Schließlich nickte er. „Kommt herein.“ Der Soldat schloss das Fensterchen, kurz darauf öffnete sich das gewaltige Tor, und die sieben gelangten in einen riesigen Hof. Sie stiegen von ihren Kizayas und banden diese an. „Wow,“ machte Osea erstaunt und sah sich um. „Folgt mir,“ lud der Soldat da ein und ging voraus. Die Freunde folgten ihm gehorsam. Bald kamen sie an ein zweites Tor auf der anderen Seite des Hofes. Der Soldat klopfte. Ein Fensterchen öffnete sich, ein zweiter Soldat steckte den Kopf heraus. „Ja bitte?“ „Das ist Ein Freund, er verlangt nach dem König,“ erklärte der erste Soldat dem zweiten Soldaten. Der zweite Soldat sah ihn an. „Ein – Ein Freund?“ „Jawohl, mach endlich auf!“ Der zweite Soldat öffnete das Tor. Nun kamen die sieben und der erste Soldat über eine Brücke, der zweite Soldat schloss sich ihnen an und begleitete sie bis zu einem dritten Tor. „Wieviele kommen noch?“ fragte Vento und sah das große Tor vor ihm skeptisch an. „Das ist das Letzte,“ sagte der zweite Soldat, „Das Tor zum Schloss. – Lebt wohl!“ Damit wendete der zweite Soldat und ging zurück an seinen Posten. Der erste Soldat klopfte an das Tor. Zum dritten Mal öffnete sich ein Fensterchen. „Ja bitte?“ „Zum König, meldet ihm Einen Freund,“ erklärte der erste Soldat, und der dritte Soldat öffnete das Tor. Dieses mal kamen alle in eine riesige Eingangshalle. Sie schien nur aus Mamor zu bestehen. „Ist das-... gigantisch-...!“ sagte Siana und sah sich fasziniert um. Zitan gähnte. „Ach, bei euch sieht's doch auch nicht anders aus-...“ Die sieben und der erste und der dritte Soldat gingen durch eine Tür und kamen in einen langen, breiten Korridor, an dessen Ende noch eine Tür war. Davor standen zwei Wachen. Als die neun auf die breite Tür zugingen, kreuzten die beiden Wachmänner ihre Speere vor der Tür. „Halt!“ riefen sie im Chor, „Wer seid ihr, was begehrt ihr??!“ „Wir wollen zu König Kizalos,“ sagten die sieben Kameraden einstimmig. „Meldet ihm Einen Freund,“ fügte der erste Soldat hinzu. Die Wachen sahen sich an, öffneten dann die Tür und riefen: „Eure Majestät! Ein Freund!“ Sie traten zur Seite, und der erste Soldat führte die sieben in den Thronsaal. Der Tür gegenüber stand ein großer, verzierter Thron, auf dem ein ebenfalls verzierter Mann saß – König Kizalos. Der erste Soldat verneigte sich tief. „Eure Majestät! Ein Freund!“ wiederholte er laut. Der König nickte. „Sehr wohl – du kannst gehen.“ Der Soldat ging gehorsam und schloss die Tür. Nun standen die sieben vor dem Thron. Alle machten eine tiefe Verbeugung, und der König grinste. „Ein Freund? Ich sehe sieben!“ Zitan ging in die Knie und senkte den Kopf. „Eure Majestät,“ sagte er, „Sehr erfreut.“ „Ebenfalls!“ rief der König gut gelaunt, „Wer seid ihr, woher kommt ihr, und was führt euch zu mir??“ „Wir kommen aus Sayamaina,“ sagte Zitan, und der König stutzte kurz, als Siana sah, wie seine Augenbraue zuckte, sah sie ängstlich wieder zu Boden. „Oh, ach, die beiden,“ Zitan zeigte auf Nadaiya und Osea, „Die kommen aus Anakusia!“ König Kizalos sagte nichts. „Sayamaina und Anakusia,“ sagte er monoton, „Ist das ein witziger Zufall oder-...?“ Er brach den Satz ab. Natürlich wusste der König, in welche Verbindung Sayamaina und Anakusia zu bringen waren, vor allem im Bezug auf Kesvitara. Sayamaina, Anakusia und Kesvitara hatten vor zehn Jahren den Mesumanier-Krieg angezettelt. Nachdem Kesvitaras König, König Matso, gefallen war, hatte sich Tamaro Kizalos, ein Mesumanier, auf den Thron gekämpft. „Das ist ein sehr blöder Zufall,“ sagte Zitan rasch und ehrlich, „Ich weiß, was Ihr – meintet, Majestät.“ Kizalos nickte nur. „Gut, und – was führt euch also aus Sayamaina und Anakusia zu mir?“ „Eigentlich war auch das ein Zufall,“ fuhr Zitan fort, „Aber – ich hoffe, Majestät, der Name Tamo sagt Euch etwas?“ Kizalos sah auf. „Aber natürlich!“ sagte er, und seine Laune besserte sich. Zitan nickte. „Ihr könnt also darauf wetten, uns vertrauen zu können. – Es geht um-... die Vergangenheit, Majestät.“ Kizalos sah ihn stirnrunzelnd an. Zitan hob kurz den Kopf, dann richtete er sich auf. „Zenta, ich will, dass du alle anderen aus dem Saal bringst,“ sagte er, „Ich muss mit König Kizalos allein sprechen.“ Kizalos sah ihn immer ratloser an, während auch die anderen aufstanden. „Wir gehen, Majestät,“ sagte Zenta mit einer Verneigung. Kizalos nickte erneut. „Sicher doch, mein Berater wird euch in den Salon bringen.“ „Vielen Dank, Eure Hoheit!“ Zenta wandte sich zum Gehen, alle außer Zitan kamen mit. Als die Tür ins Schloss gefallen war, herrschte Stille. „Nun, sag, was möchtest du? Was führt dich aus Sayamaina hierher?“ fragte Kizalos Zitan. „Tamaro-... Kizalos??“ Zitan hob den Kopf und sah Kizalos in die Augen. Kizalos sah ihn ebenfalls an. Zitan steckte seine Hand in seine Weste und holte einen Gegenstand hervor, den er um den Hals trug; eine silberne Kette, an der ein tiefblauer, tropfenförmiger Edelstein befestigt war. Kizalos Augen weiteten sich. Zitan lächelte. „Kennst du das hier?“ Der König erhob sich. „Sa-...ri-...?“ stammelte er, „Sari, das – ist das Symbol der Göttin Kyana! Das Familiensymbol der Saris – sag mir deinen Namen, Junge-...“ Zitan strahlte und ließ seine Kette los. „Tamaro – ich bin's, Zitan!“ Der König starrte ihn an. „W-...was??!“ fragte er, „Zi-...tan, Zitan Sari?!“ Zitan nickte grinsend. „Hab ich mich echt so verändert???“ Kizalos starrte ihn nur an, dann schloss er Zitan fest in die Arme. „Meine Tija, bist du groß geworden!!!!“ lachte der König glücklich, „Zitan!!! Dass ich dich jemals wiedersehen würde-...!! Du warst gerademal sechs, als ich dich das letzte mal gesehen habe!! Ohh, bin ich froh, dich zu sehen!!! – Wie-... geht es deinen Eltern? Was machen sie?“ Zitan erstarrte, und Kizalos sah ihn an. Schweigen. „Sie sind tot,“ sagte Zitan dann dumpf. Kizalos sah ihn ernst an. „Was??! Kasko ist-... Kasko ist tot??!“ fragte er entsetzt, „U-und – Cenja??!“ Zitan nickte. „Alle sind tot, Tamaro – ich bin der Letzte.“ Der König erstarrte. „Was??!!! Alle??!! Alle Saris tot??! Das kann nicht sein!!“ Zitan sah zu Boden. „Es ist wahr, ich habe es ja selber gesehen.“ Kizalos sah ihn betreten an, und als Zitan aufsah, fiel er Kizalos um den Hals. „Tamaro-... es ist schön, dich zu sehen-... ...“ „Wie hast du erfahren, dass ich hier bin???“ fragte der König dann, und Zitan lachte leise. „Wir haben jenen Tamo getroffen! Bei Yasons, in der Herberge! Du erinnerst dich doch an die Herberge??“ Kizalos nickte eifrig. „Wie könnte ich die vergessen??! – Wir sind so oft mit eurer ganzen Familie rüber nach Kasara, um irgendwelche Geburtstage zu feiern-... Kaskos-... Cenjas-... es ist ein Jammer, dass die Menschen alle getötet haben-... – Saron und Ilja Yason gibt’s aber noch??“ Zitan nickte. „Yo,“ sagte er, „Ich hätte schon gedacht, als ich vorhin Zenta angesprochen hab, dass du vielleicht seinen Namen erkennst!“ Kizalos überlegte. „Natürlich, Zenta Yason! – Was macht Tamo jetzt? Er wollte nach Sayamaina-...“ Zitan seufzte. „Er – ist auch tot.“ Kizalos starrte ihn erneut an. „Wie bitte??!!“ „Er war-... wie gesagt in der Herberge-... und-... General Kindarn hat ihn getötet-...“ erzählte Zitan betreten. Kizalos runzelte die Stirn. „Kindarn??? Wer ist Kindarn?“ „Der, der-... meinen Vater tötete-... der erste General Königin Kaiylas-...“ Kizalos nickte. „Sayamainas Königin, Kesras Frau, hm? – Sie ist nicht mehr die Alte. Man hört nur noch schlechtes von ihr... seit einiger Zeit-... warum hat dieser Kindarn Tamo getötet???“ Zitan sah zu Boden. „Weil-... Tamo hat mir das Leben gerettet-... – Kindarn wollte mich töten, doch Tamo hat sich davorgeworfen...“ „Das ist-... eine Schande,“ erklärte Kizalos ernst, „Die Leute in Sayamaina bessern sich scheinbar nicht! – Zitan, weißt du, was mir einfällt, wenn ich dich jetzt sehe??! Tamo war in Nuria gewesen, er hat mir einen Brief geschrieben! – Eure Kirche steht noch!“ „Unsere Kirche?“ fragte Zitan verwundert. „Ja! Der Stolz deiner Großeltern, weißt du noch??“ grinste Kizalos, „Ja, die Kirche Sarias steht noch!“ „Ohh ja,“ sagte Zitan, „Meine Großeltern waren in diese Kirche verliebt!“ Die beiden lachten. Schließlich seufzte Kizalos wieder. „Ich habe keine Ahnung, wieso sie noch steht-... sie wird von den Menschen als menschliche Kirche benutzt-... dabei es ist unter der Würde einer Kirche, die von Mesumaniern erbaut wurde, von Menschen missbraucht zu werden!-... Sie beten dort ihren Gott an, Zitan-... ich warte ja noch darauf, dass die Götter zornig werden und die Menschen bestrafen für ihr Vergehen!!“ Zitan nickte. „Darauf warte ich seit zehn Jahren,“ sagte er dumpf. Kizalos schwieg. „Na komm, Zitan, setzen wir uns hin!“ Kizalos streckte die Hand aus, und aus dem Nichts erschienen plötzlich zwei Stühle und ein Tisch im Raum, die beiden setzten sich auf die Stühle. „KAFFEE!!“ rief Kizalos, nach einer Weile kam ein Mädchen herein und brachte Kaffee und Kekse. Zitan grinste. „Dir scheint es ja richtig gut zu gehen hier oben, was?“ „Och ja-... wie man’s nimmt-... ich hab mich durchgeschlagen-... und was machst du jetzt, ohne deine Familie? Wohnst du in Sayamaina??“ „Ja, ich wohne mit Zenta, Vento und Tiras im Labana-Wald. Wir haben da eine kleine Hütte gebaut, ist ganz witzig da! Einmal im Monat gehen wir nach Kasara runter, zu Zentas Eltern, oder auch in die Kneipe nebenan-...“ Kizalos klatschte in die Hände. „Die existiert auch noch??! – Großartig!“ grinste er, „Was machst du so? ´Ne Ausbildung, oder was??“ Zitan lachte und kratzte sich am Kopf. „Momentan begnüge ich mich mit Klauen, wir vier bilden solange eine sinnlose Räuberbande, bis wir was Vernünftiges gefunden haben!-...“ Kizalos räusperte sich. „Du böser Junge,“ seufzte er, „Aber – irgendwie passt das zu dir, tut mir leid...“ Zitan lachte. „Ach was!! Ich erzähl dir, was alles geschehen ist! Als der Krieg ausbrach, war es ja buchstäblich so, dass Kindarn hereinkam – wir waren gerade beim Mittagessen – und meiner Oma den Kopf abhaute. Das Schlimmste war, der Kopf kugelte nun auf dem Boden herum, und sie schnitt mit ihren Händen trotzdem weiter an dem Schnitzel rum-... es war sowas von widerlich-... wir springen also alle auf, schon bei dem Versuch, nach draußen zu kommen, ging ein halbes Dutzend drauf, weil das Haus umstellt war, nun gut, die, die doch rauskamen, meine Eltern und ich eingeschlossen, wollten nur noch weg. Der König von Sayamaina – König Kesra – hat unsere Festung bombardiert, und mein Vater wollte Mami und mich in eine Kutsche setzen, um uns in Sicherheit zu bringen. Dann kam plötzlich König Kesra an, hat mir mit dem Schwert einmal über die Brust geschnitten, daraufhin hat Papa Todesklinge gemacht – dann kam Kindarn und tötete meinen Vater. Ich-... höre heute noch die Schreie in meinem Kopf, als-... als wäre es gestern gewesen!“ „Grausam...“ Kizalos schüttelte traurig den Kopf. Zitan fuhr fort: „Mami und ich und noch einige andere, wir waren vielleicht so vierzig oder fünfzig, aus allen möglichen Familien, wir sind geflohen, und haben zwei Jahre lang in einer Höhle im hinterletzten Eckchen von Nuria gewohnt, als dann der Krieg zu Ende war, waren wir nur noch zehn. Man fand uns und brachte uns in ein Hospital-... ich hab dann bei Zenta gewohnt, meine Mutter ist sehr krank geworden, zwei Monate später ist sie daran gestorben. Dann hab ich weiter bei Zenta gewohnt, bis ich zehn war, da hab ich gesagt, ich geh raus und werde ein Dieb, und Zenta ist mit mir gekommen. Irgendwann haben wir dann Vento getroffen, und Tiras, der ist der Sohn eines Bankbesitzers, dessen Bank wir ausgeraubt haben, der kam dann auch mit... seitdem wohnen wir im Labana-Wald. Seit etwa zweieinhalb Jahren.“ Kizalos nickte. „Ganz schön harte Kindheit hast du gehabt, wie es aussieht!“ „Ach was. Das geht schon in Ordnung...“ Zitan lächelte und stopfte sich einen Keks in den Mund. „Nun, dann erzähl ich von mir,“ sagte Kizalos, „Uns überrumpelten die Idioten auch beim Essen. Und wir sind alle aus der Dachluke geflüchtet. Viele wurden getötet, und ich bin mit meiner Frau und Linni nur so schnell es ging weg. Wir waren eine Woche auf der Flucht, dann erreichte uns die Nachricht, einige wollten nach Kesvitara fliehen, ein ganz mieser Plan, wir drei schlossen uns eigentlich mehr notgedrungen als freiwillig an. Es waren sehr viele, die mitkamen, nach Kesvitara... und etwa vierzigtausend erreichten Takuya. Naja, und da Matso im Krieg umgekommen war, und das Heer noch nicht zurück war, waren die Leute buchstäblich bloßgestellt. Wir haben sie solange genervt, bis sie sich geschlagen gaben, und so bin ich König von Kesvitara geworden-... das war übrigens die Idee der anderen Mesumanier, ich schwöre! Diese Mesumanier-Rebellion hat jedenfalls alles umgekrempelt-... Matsos Frau haben sie erhängt. Aber das war nicht im Geringsten mein Werk gewesen! Ich bin nichtmal gefragt worden, aber naja-...“ „Umwerfend-... wie man es vom Einwohner einer Nuria-Provinz zum König von Kesvitara bringen kann... – du hast deine Frau und Linni erwähnt!“ meinte Zitan, „Geht es Mikina und Linni gut???“ Kizalos sah Zitan eine Zeit an, dann seufzte er betreten. „Mikina ist im Schlafzimmer, theoretisch geht es ihr gut-... aber Linni ist verschwunden... sie war vor zwei Monaten einfach nicht mehr da. Sie ist einfach weg! Wahrscheinlich ist sie entführt worden-... oh, was tu ich nicht schon alles dafür, um sie wiederzubekommen?... Sie ist doch noch ein Kind! Was mache ich, wenn ihr etwas passiert ist? Dann wird Mikina sich umbringen!-...“ „Sie ist... weg??...“ fragte Zitan und spuckte dabei Krümel. „Ja!... Einfach verschwunden-... ich lasse sie bereits im ganzen Land suchen-...“ „Wie alt ist sie jetzt??“ „Vierzehn Jahre alt!“ sagte der König, „Meine Frau fantasiert schon davon, wie üble Grobiane unser armes Mädchen wieder und wieder schänden und-... ... wer weiß, ob sie nicht schon-... tot ist-...?“ „Glaub nicht an sowas!“ sagte Zitan rasch, „Sie lebt sicher noch!! – Ich-... habe früher, als ich klein war, oft mit ihr gespielt-... Linni war süß.“ Kizalos senkte den Kopf. „Wer sind eigentlich die drei Mädchen in deiner Truppe? Von deinen drei Freunden hast du erzählt, aber die drei Mädchen hast du nicht erwähnt!“ „Ach, die! Die dumme Blonde ist Nadaiya Micota aus Zitavajia, und die kleine mit den blauen Haaren ist Osea Dantos aus Nisa. – Ich weiß auch nicht, warum sie sich uns angeschlossen haben, Nadaiya ist jedenfalls sehr nervtötend-...“ Kizalos lachte. „Ja, wunderbar, sowas! – Und die dritte???“ Zitan verstummte erstmal. „Siana-...“ sagte er leise, „Sie ist Königin Kesras Tochter-... aus Sayamaina-... wir haben sie entführt, eben weil die Königin so komisch ist-... ich weiß auch, was dahinter steckt...“ „Sie ist – i-ihr habt Königin Kesras Tochter hierher geschleppt??! – W-wollt ihr mich umbringen??!!“ fragte Kizalos schockiert, „Kaiyla wird sie suchen!!“ „Wir haben sie entführt, weil wir ihr das Leben retten wollen! Die Königin wird nämlich von ihr kontrolliert, gesteuert sozusagen, und sie hat der Königin gesagt, dass sie ihre Tochter töten soll!! Und da die Königin nicht weiter nachdenkt, sondern stur das macht, was sie ihr sagt, würde sie glatt ihre Tochter umbringen!!-... Deswegen haben wir Siana entführt... aber erzähl Siana nicht, warum wir das gemacht haben, o.k.? Sie weiß es noch nicht und soll es auch noch nicht erfahren...“ „Sie? Wer ist sie?“ fragte Kizalos ratlos. So erklärte Zitan es ihm, daraufhin sagte Kizalos: „Was??!! Das ist ja-... das könnte verheerende Folgen für den ganzen Planeten haben!!!“ „Ja-... – heihoya, da fällt mir ein, wir können ja Linni suchen gehen! Wenn wir sie sehen sollten, nehmen wir sie mit und bringen sie auch in Sicherheit, ich schreib dir, wenn wir sie gefunden haben, o.k.???“ Zitan grinste, und Kizalos seufzte. „Das ist eine ausgesprochen gute Idee, Zitan! Macht das, ihr wärt mir eine große Hilfe!...“ Kizalos senkte den Kopf. „Meine Frau ist nämlich todunglücklich, musst du wissen...“ „Kann ich verstehen...“ „Na komm,“ sagte Kizalos dann und stand auf, „Ihr könnt hier übernachten, ich werde ein großes Festessen vorbereiten, das muss gefeiert werden, dass du noch lebst!“ „Na, nicht übertreiben, Kizalos!“ grinste Zitan, doch Kizalos blieb energisch und teleportierte Stühle und Tisch mit einem Zauber in die Ecke. Dann öffnete er die Tür und ging. Zitan folgte ihm. Die zwei gelangten durch den Korridor in den Salon, wo der Rest der Truppe saß und diskutierte. Als die zwei hereinkamen, schrien alle auf einmal: „ZIDDY!!“, dann jedoch verbeugten sich alle und sagten im Chor: „Eure Majestät...“ „Hört auf damit, ihr braucht euch nicht zu verbeugen, und sagt auch nicht ‚Eure Majestät‘, sagt ‚Kizalos‘, o.k.?... – Ach, Zenta!“ Kizalos grinste Zenta an, „Erinnerst du dich überhaupt noch an mich??“ „Natürlich-...“ Zenta seufzte, „Jedes mal, wenn's zu Hause Chaos gibt, meint mein Vater, das wären Zustände wie mit Tamaro Kizalos!“ Alle fingen an, zu lachen. Kizalos sah Siana an. „Du bist also Prinzessin Kesra XIII., sehe ich das richtig?“ „Ja, Kizalos... hat er es erzählt?“ fragte Siana und warf Zitan einen Blick zu. „Ja, freilich. Na kommt, alle zusammen, ich zeige euch eure Zimmer.“ „Geil, ich schlafe in einem Schloss!“ grinsten Nadaiya und Vento gleichzeitig. Kizalos ging, alle sieben hinterher, und sie gingen einige Treppen hoch, bis sie in einen langen Korridor kamen. Jeder bekam sein eigenes Zimmer, was Siana äußerst vorteilhaft fand, da sie es gewohnt war, und Osea meinte: „Oh Gott, das Zimmer ist ja so groß wie mein ganzes Erdgeschoss!“ Nadaiya lachte und sagte: „Nimm’s locker, Kleine, sieh’s positiv!“ Osea nickte stumm. „Hör mal, ist das nicht ein bisschen viel Komfort??“ fragte Zitan gedämpft an Kizalos gewendet, „Ich meine, so eigenartig ist es nun doch nicht, dass ich dich besuchen komme, oder?-... Bitte, Kizalos, mach dir unseretwegen keine Umstände!“ „Nun mal nicht so bescheiden, Zitan!“ grinste Kizalos fröhlich, „Nimm es, wie es ist, und sieh es positiv!“ Damit schob er Zitan in das Zimmer. Zitan grinste nun auch und entgegnete: „Wenn du meinst...!“ ______________________ Was unklar?^^ Kyana – musanische Göttin der Meerestiefe, Schutzgöttin des Sari-Clans. Wird aber später noch sehr oft erläutert^^... Tija – musanische Göttin des lebens. „Meine Tija“ ist gleichzusetzen mit „Oh Gott!“ Kapitel 14: Nichts wie weg! --------------------------- Später machte sich die Gruppe auf, um zum Essen in den Speisesaal zu gehen. Dort war es ziemlich voll: Unzählige Leute saßen an einer riesigen Tafel und unterhielten sich. Der König war noch nicht eingetroffen. Da kam ein kleiner Herr mit Zylinder auf die Gruppe zu. „Seid ihr die Gäste seiner Majestät?“ fragte er mit recht hoher Stimme, „Setzt euch da vorne hin!“ Zitan beugte sich etwas herunter, um mit dem Mann auf gleicher Höhe zu sein. „Hallo erstmal, wer seid denn Ihr?“ „Mein Name ist Moras Koras!“ erklärte der Mann mit Zylinder stolz, „Ich bin der Berater seiner Majestät! Kommt mit, setzt euch!“ Koras trippelte voraus an die Spitze der Tafel, wo diverse leere Stühle standen, um den Freunden ihre Plätze zu zeigen. „Der ist ja putzig,“ gluckste Nadaiya und sah ihm nach. „Der ist zu alt für dich, Schlampe,“ sagte Vento mit Blick auf Nadaiya, und Nadaiya fing ungehalten an, zu lachen. Die sieben setzten sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze. Da hörten alle ein lautes Trompeten, darauf rief ein Mann an der großen Tür des Speisesaals: „Seine Majestät, König Kizalos I.!!!!“ Alle Anwesenden erhoben sich ehrfürchtig von ihren Plätzen und machten eine leichte Verneigung. Gerade wollte der Mann an der Tür wieder in seine Trompete blasen, da kam Kizalos und kassierte die Trompete ein. „Ich habe dir schon einundfünfzig mal gesagt, du sollst aufhören, zu trompeten! Okay??!“ „Jawohl, Eure Majestät!“ Da kam auch schon Koras auf Kizalos zugetrippelt. „Eure Majestät!“ rief der Berater mit einer Verneigung, „Wo ist Eure Gemahlin?? Sie ist schon seit zwei Monaten nicht mehr zum Essen gekommen!“ Kizalos seufzte. „Sie lässt sich das Essen von Lizi bringen, Koras-... – setz dich... – du weißt doch, warum!“ „Oh, Eure Majestät, die kleine Prinzessin wird im ganzen Land gesucht!“ versicherte Koras bekümmert, „Ich werde noch mehr Leute aussenden, bis wir sie gefunden haben, Majestät!“ „Mach dir keine Umstände-... – ah, hallo!“ Kizalos sah jetzt auf die sieben Freunde und grinste. „Da seid ihr ja! Herzlich Willkommen im Speisesaal!-... – Beachtet diesen Blasmusik-Fanatiker nicht weiter,“ Der König sah auf den Mann an der Tür, „Er ist ganz wild darauf, zu tröten und ‚Seine Majestät‘ zu schreien-... – Koras habt ihr sicher inzwischen kennengelernt! Er ist wirklich ein Engel, zwar etwas aufgedreht, aber wenn jemand Ahnung von Politik hat, dann er!“ Kizalos setzte sich an die Spitze der Tafel. Plötzlich ertönte die Trompete zum zweiten mal. Kizalos stöhnte. „Hab ich dir nicht-...?!“ Doch die Stimme des ‘Türstehers‘ unterbrach ihn: „Ihre Majestät, Königin Kizalos I.!!!!“ Kizalos stand erschrocken auf. „Mikina??!“ keuchte er überrascht, und alle Leute standen auf. Koras hibbelte aufgeregt hin und her. „Oh, Majestät! Sie kommt! Sie kommt tatsächlich!“ rief er aufgeregt. Die Tür ging auf, und herein spazierte Königin Mikina Kizalos, Kizalos‘ Frau. Sie ging ruhig an den sich vor ihr verneigenden Menschen vorbei, lächelte ein gezwungenes Lächeln und setzte sich neben ihren Mann an die Spitze der Tafel. Alle setzten sich wieder. „Mikina!“ sagte Kizalos zu seiner hübschen Frau, „Du bist zum Essen gekommen? Wie schön! – Wie geht es dir?“ „Miserabel,“ sagte Mikina traurig und sah auf ihren leeren Teller. „Wir haben Besuch, Mikina,“ erklärte Kizalos wichtig, „Erinnerst du dich an Saris??“ Die Königin lachte leise. „Oh, natürlich!“ sagte sie und wirkte etwas fröhlicher als vorher, „Wie könnte ich jemals Saris vergessen, Tamaro??“ Kizalos grinste. „Sieh – Zitan Sari stattet uns einen Besuch ab! Er ist Kaskos Sohn, erinnerst du dich??“ Mikina schrak hoch, und augenblicklich hielten alle Anwesenden inne. „W-...was??“ flüsterte die Königin, „Kaskos Sohn – ist am Leben???“ Die Königin stand auf und ging zu Zitan herüber. Zitan erhob sich und verbeugte sich vor ihr. „Mikina – ähm, Königin Mikina! – Es ist lange her-...“ Mikina schlug die Hände vor den Mund und sah ihn kopfschüttelnd an. „Nein-...“ flüsterte sie, bevor sie die Hand ausstreckte und zitternd Zitans Wange berührte, „Ich-... ich habe dich gesehen-... in meinen Träumen... habe ich dich gesehen-... und deine Eltern-...“ „Mikina!“ sagte Kizalos erschüttert, und auch die anderen sahen Mikina beunruhigt an. Koras hustete. „Sie fantasiert, sie fantasiert!“ Mikina lächelte bitter. „Und deine Eltern-... ... ich sah-... wie die Menschen-... sie töteten-...“ Kizalos sah seine Frau groß an, ebenso Zitan, der immer noch vor ihr stand. Zenta blinzelte. „I-Ihr könnt – Ihr könnt hellsehen, Königin???“ Mikina zitterte. „Ich besitze die Gabe des Sehens seit meiner Geburt-... ich habe Visionen, ich habe immer Visionen-... die Schutzgöttin meiner Familie, in der ich geboren bin, war Vyaali, die Göttin der Seelen-...“ Zitan blinzelte. Natürlich. Jede Mesumanier-Familie hatte einen der musanischen Götter als Schutzgott. Mikina schüttelte den Kopf und sah Zitan dann wieder an. „Es tut mir wahnsinnig leid, was passiert ist,“ sagte sie etwas gefasster, „Wie geht es dir?...“ „Ganz gut,“ meinte Zitan, „Dir – Euch – auch einigermaßen, Majestät?“ Zitan nahm ihre Hand und gab ihr einen Handkuss, „Ich habe gehört – dass Linni verschwunden ist, es tut mir sehr leid.“ Mikina senkte den Kopf. „Vyaali verwehrt mir leider die Sicht auf mein geliebtes Kind-... es wäre ein Leichtes für sie, mich meine Tochter sehen zu lassen-... ich bete-... jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend und jede Nacht bete ich zu den Göttern, dass Linni nichts passiert ist-...“ „Wir sind ja auf Reisen,“ sagte Zitan, „Wir werden Linni suchen und sie finden, Mikina, ich verspreche es dir.“ Mikina sah ihn an. „Das ist sehr lieb von dir, Zitan, sehr lieb...“ Die Königin lächelte, verneigte sich leicht vor Zitan und setzte sich wieder. „Sieh, Mikina, Zitan hat einen ganzen Trupp mitgebracht! Sie sind aus Sayamaina hergekommen – Zenta kennst du bestimmt noch, oder??“ Mikina sah Zenta an und lächelte. „Saron Yasons Sohn? – Natürlich!“ Mit gedämpfter Stimme fuhr Kizalos an Mikina gewendet fort: „Ich habe dir erzählt, dass mit Kaiyla Kesra in Sayamaina irgendwas nicht in Ordnung ist – die jungen Burschen haben die Lösung des Rätsels gefunden, Mikina! Du erinnerst dich an deine Visionen-...?“ Mikina senkte bitter den Kopf. „Die Visionen-... die schwarzen Schatten über Sentarias schneeweißem Schloss, Tamaro-... sie drohen, es zu verschlingen-... ... ich sah ein Mädchen und das Schwert Keron Kesras, das den Körper des Mädchens wie Butter durchschnitt-...“ „Mikina!“ sagte Kizalos zu ihr, „Du hattest recht! Königin Kaiyla wird kontrolliert! Sie hat vor, ihre einzige Tochter von Keron Kesra zu töten, Mikina – Zitan und seine Kameraden haben Prinzessin Siana entführt, um sie vor dem Schicksal zu retten, und – jetzt ist sie hier.“ Mikina blinzelte. „Das geschwärzte Schicksal – der Siana Asteria Kesra von Sayamaina? Siana Kesra ist hier?“ Mikina sah Siana an, und diese sah erschrocken auf, als sie der Blick der Königin traf. Es war ein kalter, allwissender Blick – er wirkte nicht im Geringsten wie der eines Sterblichen. Mikina erhob sich, und wieder hielten alle inne. „Ihr seid das Mädchen, das ich in meinen Visionen sah,“ sagte Mikina zu Siana, „Ihr müsst Siana Asteria Kesra XIII. von Sayamaina sein.“ Siana verneigte sich. „Eure Majestät-...“ „Nichtdoch,“ sagte Mikina trocken, „Ihr seid die Tochter Sentarias! Ihr müsst Euch nicht vor mir verneigen, Prinzessin.“ Siana sah sie zweifelnd an. An Klang von Mikinas Stimme konnte sie hören, dass das sehr ironisch gemeint war. – Natürlich, Tamaro und Mikina Kizalos waren Mesumanier! Sie mussten Sianas Vater, König Kesra, wie die Pest hassen, der ihre Länder zerstört und ihre Familien getötet hatte. „Verzeiht mir, meine Königin,“ sagte Siana betreten, „Macht nicht mich verantwortlich für die Dinge, die mein Vater getan hat.“ „Kein Sorge, die Götter haben den Menschen ihre Strafe bereits erteilt.“ „Mikina, das reicht!“ sagte Kizalos laut, „Setz dich hierher.“ Nach dem Essen verbrachten die Freunde einen sehr netten Abend mit König Kizalos, Mikina verschwand gleich nach dem Essen wieder. Siana war die Königin einfach nicht geheuer gewesen. Sie betrachtete sämtliche Magier mit dem höchsten Respekt, vor allem, da sie ihre Familie wirklich hassen mussten. Es war sehr spät, als die Freunde auf ihre Zimmer gingen, um zu schlafen. „Gute Nacht!“ rief Zitan den anderen zu und steuerte auf seine Zimmertür zu, da hielt Siana ihn am Arm fest. „Siana??“ fragte Zitan erstaunt. „Darf-... darf ich noch kurz reinkommen?“ fragte Siana zurück und sah ihn groß an. „Was...?? Klar!“ Die beiden verschwanden in Zitans Zimmer. „Was ist denn?“ fragte der Blonde besorgt. „Ich-...“ Siana hielt kurz inne, „Ich wollte fragen, ob du meine Wunde weggezaubert hast!“ „Wenn du das zaubern nennen willst, bitte-...“ lachte Zitan, „Ich – ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, Siana – du hast gestern toll gekämpft, ehrlich! Ich bin-... sehr beeindruckt! Siana, es ist einfach-... ich mag dich wirklich-... das wird es sein, was deine Wunden heilen lässt.“ Siana sah ihn an. „Das ist-... ich danke dir, Ziddy. Ich bin froh, dass du ehrlich zu mir bist.“ Sie sah auf, und ihre Blicke trafen sich. Zitan spürte, wie sein Bauch wieder kribbelte, und wie sein Herz schlug wie verrückt. „Siana... ich...“ Er sah ihr in die Augen und streichelte ihr vorsichtig über die Wange, mit der anderen Hand nahm er ihre Hand, und ihre Finger spielten ein wenig miteinander. Siana lächelte. Er tat es ihr gleich, gerade wollte er sie küssen, da wich sie zurück und meinte: „Na dann... schlaf schön, Zitan-... danke nochmal für’s Heilezaubern!“ Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum, und Zitan biss sich auf die Zunge. Mist!! Ich hätte sie doch festhalten können!!... Warum tu ich das nicht?... Was hält mich denn auf, endlich zu tun, was ich will...?? Zitan sank auf das Bett nieder und dachte nach. Er kam und kam zu keinem Entschluss, schließlich fiel er in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wurde er durch das Aufziehen der Vorhänge geweckt. Irgendjemand war in seinem Zimmer und zog die Vorhänge auf. „Wer is‘ denn da...?“ nuschelte er verschlafen und drehte sich auf den Bauch. Schritte. Zitan vergrub den Kopf im Kissen. Wieder Schritte. „Aufstehen!“ rief jemand neben ihm. Zitan rührte sich nicht. Plötzlich knallte die Person ihm mit Wucht ihre flache Hand auf den Rücken, was ziemlich schmerzhaft war. „AAAAAUUUUAAAA!!!!!!!“ schrie Zitan und schoss hoch. Er sah sich um, da stand Siana mit verschränkten Armen neben seinem Bett und rief: „Wirst du endlich aufstehen?!?! Langschläfer, weißt du, dass es gleich Mittag ist?!?!“ „Häh?... Musst du mich deshalb gleich halbtotschlagen?!“ knurrte Zitan und rieb sich den Rücken, zog seine Weste an und stand auf. „Du hast vielleicht ´nen Schlag!... Autsch, mach das nicht nochmal!!!“ „Tut mir leid!“ seufzte Siana, und Zitan stöhnte. „Mann, du bist eine Amazone, Siana!!“ Die zwei verließen Zitans Zimmer und trafen auf dem Korridor auf die anderen. „Guten Morgen, du Langschläfer,“ begrüßte Tiras Zitan, „Es ist gleich Mittag!“ „Ich weiß, du Nase,“ stöhnte Zitan und rieb sich immer noch den Rücken, „Mann, aua-...“ „Wir sollten nach dem Essen aufbrechen,“ meinte Zenta dumpf, „Ich will nicht wissen, wie lange Kindarn braucht, um uns hier zu finden!“ Siana sah auf. „Aufbrechen???“ fragte sie, „Ich dachte, wir sind am Ziel, Zid!... Wohin willst du denn jetzt?“ „Erstens suchen wir sowieso nach Kizalos Tochter, zweitens-... ... egal, gehen wir.“ Er ging, und Siana sah ihn stirnrunzelnd an. Die sieben wanderten in den Speisesaal, wo wieder alle saßen und speisten. Diesmal waren auch Kizalos und seine Frau schon da. „Guten Morgen, Freunde!“ grüßte Kizalos die sieben. „Morgen, Majestät,“ meinte Tiras. Die sieben setzten sich, und ein Mädchen kam mit einem Korb voller Brötchen an. „Kommt, esst!“ forderte Kizalos sie auf, und die sieben ließen sich das nicht zweimal sagen und begannen, zu essen. Doch plötzlich flog die Tür auf, und Koras kam hereingestürzt. „Eure Majestät!! Eure Majestät!!“ schrie er entgeistert, „Da ist ein Herr, der möchte Euch unbedingt sprechen! Kommt schnell!“ „Sag ihm, er solle sich zehn Minuten gedulden,“ murrte Kizalos, „Ich esse noch!“ „Aber er hat mir gedroht, Majestät! Er will, dass Ihr auf der Stelle kommt!!“ piepste Koras verzweifelt. Kizalos sprang auf. „WAS?! In meinem Königreich gibt es keine Drohungen!! Ich komme!“ Er ging schnell zur Tür hinaus. „Da ist was faul,“ meinte Zitan, sprang auch auf und ging Kizalos hinterher. Zenta folgte ihm, und Tiras, der nichts Gutes ahnte, hielt Siana gerade noch zurück. Zitan und Zenta liefen zum Thronsaal, dessen Tür angelehnt war. Sie liefen hinein und versteckten sich hinter einer Tür, die in eine Rumpelkammer führte. Gerade da kam Kizalos in den Saal und pflanzte sich auf den Thron. Zitan und Zenta steckten die Köpfe hinter der Tür hervor, unbemerkt. Dann kamen Koras und ein Soldat herein. Koras setzte sich auf einen Stuhl am Fuße des Throns. „Eure Majestät!“ rief der Soldat und trat zurück, dann kam Kindarn in den Raum. Zitan und Zenta fuhren auf. „Was??!! Was sag ich, der ist schneller als der Blitz! Das ist doch Psychokinese, Zid!!“ zischte Zenta, und Zitan senkte den Kopf. Kizalos sah Kindarn an. „Wer seid Ihr?“ fragte er. „Mein Name ist Kindarn! Ich bin im Namen der Königin Kaiyla hier!! Und ich weiß, dass Ihr die Prinzessin hier habt! Ich verlange, dass Ihr sie herausgebt!!“ schrie Kindarn. „Haltet Euch im Rahmen, wenn Ihr mit mir redet, General!“ warnte Kizalos Kindarn, „Ihr habt recht, Prinzessin Siana ist hier! Aber ich werde sie Euch nicht geben, General!“ „Und ich weiß auch, dass Ihr den verflixten Sari hier habt!!“ fuhr Kindarn unbeirrt fort, „Gebt ihn heraus!! Oder ich werde handgreiflich!!!!“ „Habe ich dafür – auch nur den leisesten Grund, General?“ fragte Kizalos dumpf, „Ah, natürlich. Ihr glaubt, weil Ihr aus Sayamaina kommt, könnt Ihr Euch alles erlauben!“ Kindarn schnaubte. „Ich habe leider keine Zeit für Eure kindischen Spielchen, König Kizalos! – Also, nochmal! Entweder, Ihr gebt mir jetzt sofort Prinzessin Siana, Sari und seine Kumpanen, oder Ihr seid des Todes!!“ Kizalos lachte bitter. „Wollt Ihr mir drohen, General?“ Kindarn ballte die Fäuste. „Ihr Magier seid verdammt und nach dem Krieg reichlich in der Unterzahl, findet Ihr nicht??!“ lachte er bösartig, „Glaubt Ihr, Ihr könntet die große Herrscherin beseitigen, Kizalos??!“ „Ihr solltet Eure Zunge hüten,“ sagte Kizalos gelassen, „Ich glaube kaum, dass Eure Königin scharf darauf ist, dass Ihr alles verplappert.“ Kindarn starrte ihn an. Schließlich knurrte er verärgert. „Wartet nur!“ zischte er, „Euch wird das Spielen schon vergehen – Majestät!“ Damit fuhr er herum und stampfte schnell aus dem Saal. Die Tür knallte ins Schloss. Zitan und Zenta krabbelten aus der Tür. Kizalos fuhr herum. „Nanu?! Zitan! Zenta!“ rief er aus. „Tamaro!“ rief Zitan rasch, „Wir haben keine Zeit mehr, wir müssen hier verschwinden, bevor die Armee Sayamainas Takuya angreift!! Wir müssen Siana hier wegbringen! – Am besten von Divinasira runter.“ Kizalos nickte schnell. „Die Sayamainer sind ein kriegerisches Volk, Zitan-... diese Regentschaft von Kaiyla Kesra gefällt mir ganz und garnicht-... – kommt mit, ihr müsst sofort von hier verschwinden!“ Kizalos ging mit Koras, der die ganze Zeit über entsetzt dagesessen hatte, Zenta und Zitan zurück in den Speisesaal. „Und? Wer war’s?“ fragte Nadaiya. Zenta sah nur rasch Tiras an, und er wusste, wer es gewesen war. Siana sprang auf. „Kindarn??!!“ „Niemand Geringeres,“ sagte Zenta, „Wir müssen sofort weg hier! Der Typ hat keines Falls gute Laune gehabt! Los, beeilt euch!“ Auch die anderen standen auf. „Sind sie mit der ganzen Armee hier?!“ fragte Tiras scharf, „Kizalos??!“ Kizalos zuckte die Achseln. Mikina stand auf. „Chinon, steh mir bei,“ murmelte sie beklommen. „Geht!“ befahl Kizalos und steckte sich ein Schwert an den Gürtel, „Geht rasch, Zitan!! Wenn die Armee Takuya angreifen will, soll sie's doch versuchen! Hier kommt keiner lebend vorbei!“ „Tamaro...“ Zitan lächelte, „Du bist wahrlich ein guter König. Die Götter sollen sich vor dir verneigen, Tamaro.“ Zitan verneigte sich vor Kizalos, dann gingen er, Kizalos und die sechs anderen eilig aus dem Raum. „Beeilung, ich bringe euch zum Tor!“ rief Kizalos, und die sieben und der König gingen aus dem Schloss, durch das dritte und das zweite Tor, bis sie in den Hof kamen. „Chilian!!“ rief Kizalos laut, „Wo hast du die Kizayas hingebracht?“ Einer der Stallknechte sprang auf. „Sie sind hier hinten, Majestät, kommt mit!“ rief Chilian, der Stallknecht. Die acht wanderten hinter ihm her, bis sie vor den Kizayas standen. Jeder nahm sich seines, bevor alle auf den Hof zurückgingen. „Danke, Chilian, nett von dir,“ sagte Kizalos zu Chilian, dann wendete er sich an Zitan, „Ihr werdet weiterreisen. – Ich wünsche euch viel Glück, und viel Erfolg-... mach’s gut, Zitan, ich werde dich bestimmt nicht vergessen!“ Zitan sprang von Kasera und fiel Kizalos um den Hals. „Ich dich auch nicht!“ versicherte er, „Ich komm mal wieder vorbei, versprochen! Leb wohl!! Und grüße Mikina von mir!! – Auf Wiedersehen!“ Damit sprang der Blonde wieder auf Kasera, und die sieben ritten zum Tor hinaus. „Auf Wiedersehen, Zitan! Gute Reise euch allen!!! Lebt wohl!!!!“ Lange noch winkte Kizalos ihnen hinterher, erst, als er sie nicht mehr sehen konnte, ging er zurück ins Schloss. ____________________ Chinon - musanischer Todesgott, Beschützer der Familie Kizalos. Kommt aber noch SEHR oft vor, also keine Sorge^^. Chinon spielt eine ziemlich wichtige Rolle. Kapitel 15: Die Sümpfe von Tezano --------------------------------- Die sieben hatten Takuya hinter sich gelassen. Sie wanderten ziellos nach Nordosten. Zenta hatte nachdenklich die Karte vor sich ausgebreitet, Nadaiya beobachtete ihn skeptisch dabei. Allerdings wagte sie nicht, ihm die Karte wieder wegzunehmen – dann würde er sie ohne Zweifel ohne zu zögern töten. „Wir sollten nach Vinta gehen – das ist am nächsten dran,“ erklärte Zenta nüchtern, Nadaiyas skeptische Blicke ignorierte er mit voller Absicht. „Zeig mal her!“ forderte Zitan vorne, und Zenta gab Jali die Sporen, warf Nadaiya, die neben ihm geritten war, einen vernichtenden Blick zu und zischte noch: „Starr mich nicht so an, das ist ungezogen, Schlampe!!“, bevor er Zitan erreichte. „Wo ist Winter?“ wunderte sich Vento derweil, „Wir haben Oktober, Zenta!“ „Nicht Winter, VINTA!!!!“ schimpfte Zenta, „V-i-n-t-a! Vinta!! Die Hauptstadt von Sunaja!!!!“ „Wenn wir Oktober haben, wird’s aber bald Winter,“ meinte Osea erstaunt. „Klar! Das ist aber ungünstig, weil es dann kalt wird und schneit!“ meinte Tiras, und Zenta grunzte. „Ach, sag bloß!“ „Ja, sag ich ja gerade!“ meinte Tiras, „Ich habe eine Idee. Wir müssen ja sowieso hier weg, dann gehen wir runter nach Süden!“ Zitan drehte sich auf Kasera halb um. Auch die anderen sahen Tiras an. „Nach Süden?“ fragte Nadaiya. „Falls du nicht weißt, wo Süden ist, Pech, Mademoiselle!“ zischte Zenta, „Das ist eine Reise für Zivilisierte, wir nehmen keine Neandertaler!“ Tiras und Vento mussten unverhofft lachen, als er Nadaiya mit einem Neandertaler verglich. „Wir gehen nach Iciya,“ sagte Tiras glucksend, bevor Zenta wieder einen seiner berüchtigten Wutanfälle bekommen konnte, „Und dann mit einem Schiff rüber nach Kitu!“ „Was?! Du willst auf einen anderen Kontinenten?!“ schrie Siana und bremste, Vento konnte Tojo gerade noch an Nervi vorbeilenken, Oseas Kizaya dockte an Nervis Hinterbein an, dieser schnaubte entrüstet und trat nach Oseas Kizaya, und jenes buckelte und warf Osea ab. „AUAA!!!“ schrie das Mädchen, und Zitan sah auf. „Oh! – Alles okay?“ „Uhh, autsch-... – ja, geht schon.“ Osea krabbelte wieder auf ihr Kizaya, und Nervi hob hochnäsig den Kopf. Zenta lachte bösartig. „Komisch, dass sich Reiter und Kizaya immer so ähnlich sind!!“ Zitan schielte ihn an. „Pff – stimmt, Jali ist genauso arrogant wie du!“ machte Vento, und Siana verschränkte die Arme. „Willst du damit sagen, ich wäre so eingebildet wie Nervi??!!“ fragte sie erzürnt. „Jawohl, Eure Majestät!“ entgegnete Zenta mit einer übertrieben zynischen Verbeugung. „Jetzt reicht's!!!“ warf Zitan rasch ein, „Hört auf, Zenta, hör auf, Siana zu ärgern!!!! – Siana, du bist nicht eingebildet, du hast dich gebessert!“ Siana schmollte. „Bähh!“ Die Reise ging weiter. „Also gehen wir jetzt nach Iciya, oder was?“ fragte Vento, um zum Thema zurückzukehren. „Nein, erst nach Vinta, bis Iciya reichen die Vorräte nicht,“ sagte Zitan, und die anderen nickten. „Was wollen wir überhaupt auf Minisira???“ fragte Tiras, „Da ist es doch noch kälter als hier, Minisira liegt im Nordpolarkreis!!“ „Wir gehen ja auch nur kurz über Minisira, danach fahren wir nach Islasira!“ erklärte Zenta, „Der Insel-Kontinent reicht längs runter bis in die Südliche Klimazone, wir können auf einer der Inseln in der Südzone bleiben.“ „Aber warum fahren wir nicht gleich nach Islasira???“ wunderte sich Siana, „Wenn wir Minisira nur durchqueren??“ „Um Kindarn zu verwirren?“ überlegte Zitan, „Yo, Zenta, das machen wir! Ab nach Islasira!“ „Erstmal durch Tezanos Morast,“ erklärte Zenta und deutete nach vorn. Alle blieben wieder stehen. Vor ihnen lagen die größten Sümpfe der Welt: Die Sümpfe von Tezano. Man nannte sie einfach so, weil ein Mann namens Tezano sie entdeckt hatte. Sie waren berüchtigt dafür, tückische Treibsandstellen aufzuweisen. Man konnte nicht erkennen, wo man einsank, und wo nicht. Es war sehr gefährlich, durch diesen Morast zu gehen, und jeder, der konnte, vermied diesen Weg. Aber es gab keine andere Möglichkeit, um nach Sunaja zu gelangen, wie Zenta richtig erklärte. Ab und zu ragten Felsen aus den Sümpfen. Die Luft war genauso grau wie der Sumpf, es lag etwas Nebel in der Luft. „Na kommt! Wir schaffen das schon!“ munterte Zitan seine schockierten Kameraden nach einer Weile auf und ging mit Kasera voraus. „Was?? Warte!“ rief Siana und war schon hinterher. Alle anderen folgten ihr. Zuerst war es schlicht und einfach matschig. Doch das ‘matschig‘ wurde bald zu ‘morastig‘, zu ‘ziemlich morastig‘. Die sieben kamen eine Zeit lang gut voran, doch schließlich sprang Zitan ab und ging zu Fuß weiter. „Steigt ab,“ sagte der Blonde nüchtern, „Die Kizayas können unser Gewicht kaum noch tragen in diesem Morast!“ So sprangen auch die anderen ab, Siana versank bis zu den Knien im Matsch. „IIIIHH!!!!!!!“ schrie sie auf, und Vento fing an zu lachen und zeigte auf Osea. Sie war ja viel kleiner als die anderen und stand bis zu den Hüften im Matsch. Ihr Kizaya hatte ebenfalls alle vier Beine im Morast vergraben. „Ach je,“ meinte Zitan und ging zurück, zog Osea aus dem Matsch und pflanzte sie auf Kasera, während der Rest das kleine, schwarze Kizaya aus dem Morast zog. Die sieben gingen weiter. Schließlich kamen sie zu einem aus dem Morast ragenden Felsen, den sie erkletterten, um Pause zu machen. Der Felsen war oben flach und hatte etwa die Form eines ziemlich spitz zulaufenden Eis. Alle waren bis zur Hüfte ziemlich dreckig. „Das ist die Höhe!!!“ schimpfte Siana ärgerlich und sah an ihrem ruinierten Kleid herunter, „Ohhh nein!! Ich bin total verschmutzt!! Iiiiihhh!!!!!“ „SCHREI NICHT SO, VERFLUCHT!!!!!“ fuhr Zenta sie an. „IIIIIIIIIIHHHHHH!!!!!!!“ schrie Siana noch lauter, um Zenta zu trotzen, und plötzlich kreischte auch Osea: „IIIIIHHHHHHHH!!!!!!! – Da-... da ist was!!!!!!“ Alle sahen sie an. Osea zeigte entsetzt auf die Spitze des Felsens, wo man die Umrisse eines Gegenstandes ausmachen konnte. Zitan stand auf. „Hm?“ machte er, „Ich guck mal.“ Er ging nach vorne zur Spitze, wo er einen Stoffrucksack vorfand. „Oh!“ machte er, „Es ist ein Rucksack, Osea, keine Panik!“ Osea seufzte. „Puh...“ „Ein Rucksack?“ fragte Tiras, und alle kamen jetzt zu Zitan und dem mysteriösen Rucksack. „Ähm – wenn ich mich nicht irre, gehört zu einem Rucksack aber auch ein Mensch, oder???-... Glaubt ihr, der Mensch ist-...?“ Tiras sah betreten auf den Sumpf. Alle folgten seinem Blick. Ob der Besitzer des Rucksackes versunken war? Sie wurden eines Besseren belehrt, als Osea plötzlich einen lauten Schrei ausstieß, weil sie urplötzlich etwas kaltes, spitzes im Nacken spürte. „AAAAAAAHHHHH!!!!!!!!“ kreischte die Kleine, und plötzlich packte sie ein menschlicher Arm um den Hals. „Finger weg von meinem Rucksack, oder das Kind wird sterben!!“ hörten die anderen eine weibliche Stimme hinter Osea. Alle fuhren herum. Ein junges Mädchen hatte Osea gepackt, umschlang mit dem linken Arm ihren Hals und hielt Osea mit der Rechten ein Messer in den Nacken. „Wa-...??!!“ stieß Tiras hervor. „Was fällt euch ein, meinen Rucksack zu nehmen??!“ fragte das Mädchen barsch, „Gebt mir den Rucksack, dann kriegt ihr eure Göre zurück!!“ „Spinnst du??!!“ fragte Zitan, „Ist ja gut!!!! Wir haben deinem Rucksack doch nichts getan, wieso vergreifst du dich an wehrlosen Kindern??!“ „Wird’s bald??!“ forderte das Mädchen ärgerlich. Zenta lachte böse. „Hör mal zu, du Möchtegern-Heldin, leg dich lieber nicht alleine mit uns an!! – Tss, du bist eine Frau!!“ „Hier, fang!“ Vento warf dem Mädchen den Rucksack zu, sie ließ Osea gehen und fing ihren Rucksack mit einer Hand. „Okay, war nett mit euch, adieu,“ sagte das Mädchen und steckte sein Messer ein. „Selja!!“ rief sie laut, und als die anderen sie verwundert ansahen, kam aus dem Morast ein weißes Kizaya mit schwarzer Mähne angewackelt. Das Mädchen mit den türkisfarbenen Haaren sprang auf und ergriff die Zügel. „Selja ist das Kizaya?“ fragte Nadaiya grinsend. Das Mädchen mit den zwei Zöpfen sah die Blonde nur komisch an, dann ritt sie im Schritt davon. Zitan sah sie stirnrunzelnd an. Woher-... kenne ich diese Augen-...? „He! Du, warte mal!!“ rief der Blonde dann plötzlich, und alle, auch das Mädchen, sahen ihn an. „Was ist?“ fragte das Mädchen und klang fast so arrogant wie Zenta. „Wohin willst du denn? Vielleicht können wir zusammen gehen! Alleine in den Sümpfen ist sehr gefährlich!“ „Für Menschen wie euch vielleicht!“ sagte das Mädchen, „Ich gehe nach Sunaja!“ „Oh, wir auch!“ meinte Vento grinsend, „Nach Winter!“ „Vinta,“ korrigierte Zenta grummelnd und sprang auf Jali, „Was soll das, Ziddy??! Warum sollen wir noch mehr Leute mitnehmen, wir haben genug Gepäck!!“ Das Mädchen stutzte plötzlich. Stirnrunzelnd beäugte sie die Gruppe. Ziddy? „Also gut,“ sagte sie, „Ich komme mit euch nach Sunaja.“ Die anderen sprangen auch wieder auf ihre Kizayas und gingen zu dem Mädchen herüber. „Siehst du,“ grinste Zitan, „Und wie heißt du?“ Das Mädchen sah ihn nicht an. „Liona.“ Die acht machten sich auf den Weg, um die Sümpfe weiter zu durchqueren. „Es ist recht selten, hier so große Gruppen anzutreffen,“ sagte Liona, die jetzt ganz vorne ritt, „Seid ihr eine Gemeinschaft, oder alle nur Deppen, die sich verlaufen haben?“ „Manchmal hab ich das Gefühl, das Letztere trifft zu,“ murrte Zenta und schielte Nadaiya an, die Osea half, ihr Kizaya mal wieder aus dem Matsch zu ziehen. Liona lächelte bitter. Mit einem mal riss sie den Kopf hoch und bremste. Die anderen verhinderten gerade noch ein Auflaufen. „Was ist??“ fragte Siana erschrocken. „Wartet – hier ist ein Treibsandloch!“ meinte Liona scharf, „Wir müssen drum herumgehen. Folgt mir!“ Sie drehte nach rechts ab, alle anderen hinterher. „Wie hat sie das gesehen????“ fragte sich Tiras erstaunt, „Kein Mensch kann hier Treibsandlöcher ausmachen!!“ Die acht gingen einen großen Bogen um das Loch herum und gingen dann geradeaus weiter. „Woher kommst du eigentlich?“ fragte Siana schließlich an Liona gewendet. Das Mädchen sah sie nicht an, als sie antwortete: „Aus Takuya.“ „Oh!“ machte Osea, „Wir waren gerade in Takuya!! Wir kommen aus Sayamaina und Anakusia! Und Kindarn ist hinter uns her!“ Liona hielt an. „Wer ist Kindarn?“ „Still!!“ mahnte Zenta Osea und stierte sie ärgerlich an, „Aaach, Plappermäuler kann man nicht gebrauchen!!!“ „Uhm-... tut mir leid-...“ machte Osea betreten. Liona blinzelte. Sehr seltsame Gruppe, naja... „Wie lange bist du schon in den Sümpfen??“ fragte Tiras, um vom Thema Kindarn abzulenken. „Etwa drei Tage,“ erklärte Liona knapp, „Ich bin immer bis da hinten gekommen, aber dann war da ein großes Loch, und ich weiß nicht, wie ich durchkommen soll.“ Genau in dem Moment hielt sie auch an. Alle anderen liefen hinten auf, und Nervi riss sich von Siana los und schubste sie in den Dreck. „IIIIHHH!!!!!!“ quietschte sie, und Zitan sprang ab und half ihr hoch. „Alles okay???“ „Au-... – BLÖDER NERVI!!!!!“ fluchte Siana und schwang sich wieder auf dessen Rücken. Zitan kletterte wieder auf Kasera. „Ich will dich nicht in unangenehme Unternehmen reiten,“ sagte er ernst zu Liona, „Du musst wissen-... weil jener Kindarn hinter uns her ist, könnte es sein, dass du mitverfolgt wirst, wenn du mit uns gehst.“ Liona lachte bitter. „Okay, einverstanden! – Wie sollen wir jetzt durch dieses Riesenloch kommen???“ Die anderen sahen nach vorne auf das riesige Sumpfgebiet. „Ich sehe garkein Loch,“ sagte Nadaiya leise zu Vento, „Und du???“ „Fehlanzeige,“ machte Vento blinzelnd, „Die Landschaft sieht doch überall gleich aus!“ „Gibt es denn keinen Weg drum herum?“ fragte Siana indessen Liona. „Doch, bestimmt, aber den müsste ich erstmal finden!“ meinte das türkishaarige Mädchen, „Das könnte dauern!“ „Ist egal,“ Zitan sah sie an, „Geh, du wirst den Weg finden!“ Liona sah ihn erstaunt an. Dann wandte sie sich ab nach rechts. „Gut, wir gehen,“ sagte sie nüchtern, „Kommt.“ Damit trottete ihr Kizaya Selja den matschigen Weg entlang nach Osten. Die anderen folgten ihr. „Zid,“ hörte Zitan plötzlich Zentas Stimme hinter sich, und er drehte den Kopf, als der Braunhaarige Jali neben Kasera lenkte. „Was ist?“ fragte Zitan verwundert. Zenta nickte mit dem Kopf in Lionas Richtung. „Ist dir das nicht aufgefallen?? – Sie sieht die Treibsandlöcher, Ziddy! Das ist jedem normalen Menschen unmöglich, und du solltest das am besten wissen!“ Zitan senkte den Kopf. „Was willst du sagen?“ „Stell dich nicht töricht!“ zischte Zenta, „Und wieso sieht sie uns nie an, wenn sie spricht??! Sie trägt Handschuhe, Zitan! – Glaubst du-... glaubst du, sie ist-...?“ „Ich hab den Weg! Hier müssen wir lang!“ rief Liona plötzlich, und Zenta brach den Satz ab, als alle aufsahen. „Okay, wir gehen weiter nach Norden!“ ordnete Zitan an, und die Gruppe bog wieder nach links um. Zenta ließ es sein, Zitan törichte Dinge erklären zu wollen. Offenbar hörte Zitan sowieso nicht richtig zu. Nach etwa vierstündigem Wandern hatten die acht einen großen Teil der Sümpfe hinter sich gelassen. „Mann! Ich bin von oben bis unten dreckig!!!“ schimpfte Siana. Liona beäugte sie skeptisch. „Naja... ich an deiner Stelle hätte mich auch nicht so aufgebrezelt, wenn ich durch Tezanos Morast komme-...“ Siana starrte sie an. „Wie bitte??!! Frechheit!!!!!“ „Mach sie nicht so blöd an, klar?!“ rief Osea vorlaut zu Liona, „Sie ist immerhin eine Prinzessin!“ Alle starrten sie an. Siana fuhr herum. „Osea!!!“ zischte sie. Liona sah Siana scharf an, und Osea wich den bösen Blicken der anderen aus. „Ups-...“ „Was meinst du?! – Welche Prinzessin??!“ fragte Liona gerade, doch da blubberte plötzlich vor ihnen die Matsch-Brühe. Alle starrten wie gebannt auf die Stelle. „Wa-was ist das??“ fragte Siana und fuhr zurück. „I-ich weiß nicht...“ entgegnete Osea. Wieder blubberte es, und plötzlich kam ein Drache mit zahlreichen Tentakeln aus dem Morast geschossen und bäumte sich vor ihnen auf. „Eine Seeschlange!!!! Oh mein Gott!!!“ rief Tiras aus, und die anderen starrten das Monster erschrocken an. „Wohl eher Sumpfschlange,“ korrigierte Vento grinsend. Liona zeigte schnelle Reaktion und zog ein Schwert von ihrem Gürtel. „Die ist tot, bevor du ‘Piep‘ sagen kannst!“ brummte sie und sprang von Selja. Tiras schrak hoch. „Warte!!! Gegen das Vieh kommst du mit dem Schwert nicht an, Liona!!!“ warnte er sie, doch sie hackte schon mit dem Schwert die Schlange einmal mittendurch. Doch sofort wuchsen ein neuer Kopf und ein zusätzlicher Tentakel aus der Wunde. Liona fuhr zurück. „Ihgitt, was is’n das für’n Teil??!“ fragte sie angewidert und holte wieder mit dem Schwert aus. Jedes mal, wenn Liona auf das Biest einschlug, wuchs ein neuer Tentakel, und schließlich wurde Liona von einem von ihnen ergriffen und in die Luft gehoben. „AAAAAAAHH!!!!!! VERDAMMT!!!!!!!!!“ schrie sie auf. „Liona!!!!!“ Zitan wollte los und ihr helfen, doch Zenta hielt ihn fest. „Das Vieh wird dich auch noch erwischen!!!“ warnte er Zitan, „Jedes mal, wenn man es trifft, wächst ihm ein neuer Arm, Ziddy!! Das hat keinen Sinn!!“ „WIE SOLL MAN DENN MIT DEM VIEH FERTIGWERDEN?!?!?!“ schrie Zitan entrüstet. Zenta ließ ihn los und starrte auf den Boden. „Da wird nur ein Zauberspruch helfen!“ lachte er bitter, und Zitan sah ihn ernst an. Zauberspruch? „Ist hier-... einer von euch Experte in Tierkunde??!“ fragte Liona, die noch immer von dem Tentakel umschlungen und hin und hergeschwenkt wurde. „Tiras!“ meldete Vento, und Tiras brummte. „Was soll ich tun?!“ fragte der Rothaarige schnell. Liona sah sich rasch um. „Sag mir, welches Element gegen die Schlange effektiv ist!! – Feuer, Wasser, Blitz oder Eis??!“ „W-was??!!“ fragte Tiras entsetzt. Liona verdrehte die Augen. „Beeil dich, du Arschratte!!!!!“ rief sie, als die Schlange den Tentakel um ihren Körper fester zuzurrte. „Ähhm, moment! – Es ist eine Sumpfschlange, Wasser und Feuer werden nichts bringen!! – Eis, Eis, Eis wird sie am ehesten stören!!“ rief Tiras total durcheinander. „Was nützt ihr das nun??“ fragte Nadaiya verdattert. Zenta sah Liona an. „Tut nicht töricht – sie wehrt sich damit!!“ Alle außer Zitan sahen Zenta ratlos an, am allermeisten aber Siana. „Okay, danke!“ rief Liona rasch und legte plötzlich ihre Hände aneinander. Die anderen sahen gespannt zu ihr hinauf. Nadaiya zog die Augenbrauen hoch, als Liona andächtig die Augen schloss. „Wa-...??! Hey, warum betest du??!!“ fragte sie verwirrt. „Halt die Klappe, sieh zu und lern daraus!“ brummte Zitan sie an, und mit einem mal begann Lionas Hals, zu leuchten, gleichzeitig entstand plötzlich zwischen ihren Händen eine hellblau leuchtende Energiekugel. „Was hab ich dir gesagt, du Penner??!!“ Zenta packte Zitan heftig am Kragen, „Sie kann es, sie kann es, Zitan!!!!“ Zitan starrte nur apathisch zu Liona hinauf. Genau da öffnete diese die Augen und streckte die Hände von sich. „EISRA!!!!“ rief sie laut, und mit einem kurzen Knall löste sich die Energiekugel von Lionas Händen und traf die Schlange. Diese schrie auf, bevor ihr ganzer Körper von einem hellen Blau überzogen wurde, und binnen Sekunden war die Schlange ein einziger Eisklotz. Liona zwängte sich aus der Schlinge, und die Schlange zerbröckelte dabei, ihre Stücke fielen in den Matsch. Geschickt sprang Liona zurück zu den anderen. „Puh, das wär's!“ meinte sie und steckte ihr Schwert ein. Alle anderen starrten Liona mit offenen Mündern an. Vento zeigte entgeistert auf Liona. „Du-... du-... du kannst-... zaubern??!!“ Liona sah die sieben an. „Ich bin Mesumanierin!“ erklärte sie scharf, den Freunden dabei ins Gesicht sehend. Die anderen sahen sie immer entgeisterter an. Zitan und Zenta waren dabei die einzigen Ausnahmen. „Du bist WAS?!?!“ riefen die anderen im Chor. Zitan war drauf und dran, zu sagen ‚Ich auch‘, aber er stellte fest, dass Siana dabei war, deswegen ließ er es bleiben. „He,“ meinte Nadaiya grinsend, „Hast du ein bestimmtes Ziel nach Sunaja?“ „Nein,“ meinte Liona und sprang wieder auf Selja, als wäre nie etwas gewesen. „Cool, komm mit uns! Magier können wir gut gebrauchen!“ meinte Nadaiya und sah Liona noch immer fasziniert an. „Wohin geht ihr denn?“ fragte Liona, wieder ohne die Kameraden anzusehen. „Nach Islasira,“ erklärte Vento wichtig. Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch. „Was, so weit? – In Ordnung, ich komme mit. Ich-... muss ohnehin hier weg!“ „Warum?“ fragte Siana erstaunt. Wurde Liona auch verfolgt? Liona sah die anderen nicht an und ritt einfach los. „Hey!!!!“ empörte sich Nadaiya und setzte ihr nach, auch die anderen folgten der Mesumanierin. „Warte doch, Liona!!!“ Die acht setzten also ihren Weg fort, und nach weiteren fünf Stunden waren sie endlich raus aus dem Morast. Sie waren zwar noch in Kesvitara, aber wenigstens hatten sie die Sümpfe hinter sich gelassen. Müde pflanzten sie sich in einem Wald auf den Boden und schlugen ihr Lager auf. ____________________ Vinta, Iciya, Kitu - Städte^^'... Islasira - ein Kontinent auf Seydon, auch "Inselkontinent" genannt Eisra - musanischer Eiszauber der Elementarzauber, also ein sehr leichter zauber. Kapitel 16: Sunaja - Land der Zitronen -------------------------------------- „Na dann gute Nacht!“ meinte Zitan und rollte sich in seine Decke. „Was heißt hier gut, in dem Dreck!!“ schimpfte Siana an sich heruntersehend, doch keiner kommentierte ihre Beschwerde, so schwieg sie und legte sich hin. Der Rest tat es ihr gleich, und schon bald waren alle eingeschlafen. Nach einer ruhigen Nacht wachten die acht am nächsten Morgen wieder auf. „Es ist ja unfassbar, eine Nacht ohne Störungen,“ stellte Tiras erstaunt fest und sah sich um. „Ohne Sianas, die kreischen, wenn sich was bewegt, oder irgendwelche Itaros, die uns essen wollen – du glaubst garnicht, Liona, was wir schon alles durchgemacht haben!“ erklärte ihr Zitan grinsend. „Mich haben im Ernst eine ganze Woche lang zwei Musanier genervt, die sind immer, egal, wohin ich gegangen bin, aufgetaucht und haben mir gesagt, ich würde mich in ihrem Jagdrevier befinden und möge doch bitte verschwinden!“ meinte Liona und zog die Augenbrauen hoch, „Meine Fresse, waren die anhänglich!!“ „Du sprichst Musanisch?“ fragte Tiras, und Liona lachte. „Ich kann beide Sprachen fließend, ich habe mit meinen Eltern zu Hause immer Musanisch gesprochen! Unter Menschen spreche ich halt die Sprache der Menschen,“ meinte Liona und sprang auf Selja. Alle anderen sprangen ebenfalls auf ihre Kizayas, und dann ging die Reise los nach Norden, nach Sunaja. „Ha, in Sunaja gibt’s viele Melonen,“ stellte Vento nach einer Zeit fest, „Da können wir uns welche mitnehmen!“ Zenta verdrehte die Augen. „Das sind Zitronen, keine Melonen, du Depp,“ sagte er, und Vento brummte. „Mir doch egal, schmeckt jedenfalls gut!!“ „Na, dann beiß mal in ´ne unreife Zitrone, das will ich sehen!!“ „Soll ich??!“ freute sich Nadaiya, und Zenta und Vento starrten sie an, „Ich kann das, wetten??!“ „Du und deine Wetten!“ stöhnte Vento. Zenta brummte. „Weib, misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein, klar soweit??!!“ fragte er genervt, und Nadaiya wedelte übertrieben mit den Händen. „Uuuhuuhh, der böse Zenta wird wieder böse!!“ „Leute,“ fuhr Zitan die drei an, „Hört doch endlich mit dieser elenden Sinnlosigkeit auf!!!“ „Misch du dich nicht in meine Streitigkeiten ein!!“ fuhr Zenta ihn barsch an, „Was wollt ihr eigentlich alle immer von mir, geht weg!!!“ „Schnauze, du arroganter Drecksack!“ platzte Siana heraus, und alle, vor allem Zenta, starrten sie an. Zenta war so entsetzt, dass er nur tonlos den Mund auf und zuklappte und damit wie ein Karpfen aussah. Vento zeigte erschrocken auf Siana und starrte Zitan an. „Zid, was hast du mit ihr gemacht, sie ist so vorlaut geworden!“ stellte der Blonde entsetzt fest. „Ich?!??“ fragte Zitan, „Was hab ich denn damit zu tun??!“ „Naja, du bist hinter ihr her!“ sagte Vento verdutzt. „Manchmal glaub ich echt, du hast einen an der Waffel,“ meinte Zitan kopfschüttelnd und drehte sich ab. „Haha!“ lachte Nadaiya Vento aus, „Du hast echt von Nichts ´ne Peilung, was??!“ Vento schmollte. „Na, warte nur!! Noch weniger als ein Jahr, Nadaiya!!!!“ „Whee!“ machte das blonde Mädchen amüsiert, „Ich krieg das schon hin!! – Sag mal, wann zählt er eigentlich für rumgekriegt??? Soll ich mit ihm schlafen, oder wie??“ Vento hustete entsetzt. „Aaahh!!“ rief er aus, „Das schaffst du nie!!!! – Sagen wir, es reicht, wenn er freiwillig ‘Ich liebe dich‘ sagt, mit dir Händchen hält und dich geküsst hat!“ Vento grinste, „Das ist schwer genug, glaub mir!!“ „O.k.!“ grinste Nadaiya, „Mann, du machst es mir echt einfach! – Obwohl, ich würde an sich gerne mal mit ihm-... mit seinen Aggressionen ist er bestimmt gut im Bett, was meinst du??“ Sie grinste Vento blöd an, dann war sie auch schon wieder bei Zenta vorne, um ihn zu nerven. „Zeeennnniiii!!!!!“ „Noch einmal ‘Zenni‘, und du bist des Todes, Weib!“ sagte Zenta, ohne sie anzusehen. „Jali, lauf, neben der dreckigen Schlampe geh‘ ich nicht freiwillig!!“ Jali schnaubte hochnäsig und trabte vorwärts. Nadaiya lenkte ihr Kizaya lachend hinter Jali her. „Maann!!“ rief sie, „Tut mir leid!! Ich nenn dich nie wieder ‘Zenni‘, versprochen! – Verzeihst du mir???“ „Pff – turaiiya, samai!!“ zischte Zenta und drehte sich ab. Das hieß soviel wie ‘Vergiss es, Schlampe‘. Liona blinzelte, als sie das hörte. „Du kannst Musanisch??“ fragte sie Zenta, und alle sahen ihn an. „Yo,“ machte Zenta nüchtern, ohne irgendjemandes Blick zu erwiedern. Die anderen sahen sich an. Nadaiya runzelte die Stirn. Whee?? Woher das denn???? Die acht gingen weiter, ab und zu ein kleiner Galopp, dann mal zwischendurch Pause unter Zitronenbäumen. „Isst jemand Zitronen roh?“ fragte Liona. „In der Not frisst der Teufel Fliegen,“ meinte Zitan und zuckte mit den Schultern, pflückte drei Zitronen, und warf eine Liona und eine Siana zu, die dritte behielt er selbst. Siana starrte die Frucht an. „Es ist eine Zitrone,“ erklärte ihr Osea. Siana musste lachen. Liona biss genüsslich in die Zitrone und nickte. „Schmeckt wunderbar! Eine gute Zitrone!“ „Echt?“ Zitan biss nun ebenfalls in die Zitrone, grinste, und nickte ebenfalls. „Nicht schlecht, probier mal, Prinzessin,“ meinte er fröhlich. Siana biss zaghaft ein winziges Stück Zitrone ab. Sie kaute und kaute, dann schüttelte sie sich und spuckte das Stück aus. „Sauer!!! Total sauer!!!!!“ schrie sie angewidert und starrte die Zitrone an. „Ach, erzähl,“ brummte Zenta, „Sag nicht, das wusstest du nicht, du dumme Prinzessin!“ Siana starrte ihn an, und Liona unterbrach sie, um einen Streit zu vermeiden: „Sauer macht lustig!“ Sie pflückte einige Zitronen, verteilte sie an die anderen und behielt fünfzehn für sich selbst. Osea biss in ihre Zitrone, fing an zu lachen wie bescheuert und kugelte sich auf dem Boden. „Sauer, sauer, sauer, hahaha!“ lachte die Kleine und rollte herum. „Was hab ich gesagt...?“ meinte Liona lachend. Die anderen lachten ebenfalls. Nun probierten auch die anderen von den Zitronen, allerdings mit gemischten Gefühlen. „Iiih, das ist ja ekelhaft!!!“ schimpfte Vento und warf die Zitrone von sich. „Gewöhnungsbedürftig,“ meinte Tiras und schluckte. „Ziemlich zitronig,“ stellte Nadaiya fest und verzog das Gesicht. „Naja,“ machte Zenta, „Also – reinlegen könnte ich mich nicht-...“ Zitan und Liona sahen sich überrascht an. „Sind wir die Einzigen, die die Zitronen gut finden?“ fragte Liona. „Glaub schon!“ entgegnete Zitan, sie erstaunt ansehend. Liona pflückte für Zitan und sie selbst noch einige Zitronen. „Ha, die verstehen sich ja prima, die zwei!“ meinte Osea fröhlich, „Liona ist garnicht so böse, wie ich zuerst dachte!“ „Die würden ein prima Pärchen abgeben!“ strahlte Nadaiya. Siana sah sie an und setzte einen Das-meinst-du-doch-wohl-nicht-ernst-Blick auf, doch niemand bemerkte es. „Was haltet ihr eigentlich von Zitronen-Weitwerfen?“ fragte Vento. „Juhu!“ rief Nadaiya und sammelte eine Zitrone auf und warf sie fort, traf damit Zentas Kopf, und er sprang auf. „OKAY, JETZT REICHT'S!!!!!!“ schrie er ärgerlich. Nadaiya starrte ihn an. „Ooohhh!!!“ machte sie erschrocken, „Zenta!! – Tut mir ganz ehrlich leid!!! Das war keine Absicht!!“ „Weißt du was??! Du kannst mich mal kreuzweise, Nadaiya!!“ „Oooohh!!“ machte Nadaiya erstaunt, „Ehrlich?? Also wirklich, dabei kennen wir uns erst ein paar Tage!“ Zenta starrte sie an. „Du solltest niemals etwas wörtlich nehmen, was ich sage, außer, ich sage dir, dass du es wörtlich nehmen sollst, klar soweit??!“ fragte Zenta, „Bah!! Du bist wirklich widerlich!!!“ „Mann, seid ihr anstrengend...“ Zitan grinste und steckte sich eine weitere Zitrone in den Mund. „Krieg ich noch eine, du stehst gerade,“ meinte Liona und streckte die Hand aus, Zitan schüttelte den Kopf. „Wie heißt das Zauberwort?“ „Da gibt es viele!“ entgegnete Liona erstaunt, und Zitan lachte. „Na komm, hier hast du eine,“ Zitan riss eine Zitrone ab und kniete nieder, wedelte mit der Zitrone vor Lionas Nase herum, und als sie erwartungsvoll den Mund aufmachte, stopfte er sie ihr hinein und meinte: „Guten Appetit!“ „Danke,“ sagte Liona, aber da ihr Mund voll war, hörte es sich etwas komisch an. Alle sahen die beiden an, und Tiras merkte, dass Siana beinahe etwas ärgerlich aussah. Auch Zitan fiel das auf, so meinte er scherzhaft: „Willst du auch eine?“ „Nein, danke!“ meckerte sie beleidigt. „Prinzessin fühlt sich vernachlässigt, Ziddy! Du machst gerade ´nen Seitensprung mit Liona!“ „VENTO!!!!!!!!!!“ „Uuh?“ machte Liona, „Seitensprung??? – Also, meine Schuld ist das hier nicht, ja??“ „So, wir sollten weiter gehen!“ rief Tiras dazwischen und sprang auf Yanko. Der Rest sah ihn an und schwieg. Zitan räusperte sich wichtigtuerisch und nickte. „Er hat recht, lasst uns gehen, Leute!“ Er sprang auf Kasera, der Rest sprang ebenfalls auf die Kizayas, und die acht galoppierten los in Richtung Vinta. „Ah, Liona,“ fing Zitan während des Rittes an, „Damit du keinen Schreck bekommst – falls hier irgendwann ein Kerl mit nur einem Ohr antanzen sollte, er heißt Kindarn und will uns töten, o.k.? Nur, damit du Bescheid weißt.“ „Uhuh,“ machte Liona, „Ein Amokläufer??“ „Nein, erster General von Königin Kaiyla!“ erwiederte Zitan ernst, „Und er soll im Auftrag der Königin Prinzessin Siana zurück ins Schloss von Sentaria bringen, damit Kaiyla Siana töten kann!“ „Oh, ach so.“ Liona lachte, dann sah sie Siana plötzlich mit großen Augen an. „WIE BITTE??!!?!! Sie ist die Prinzessin von Sayamaina??!?!“ „So ungefähr, wir haben sie entführt, um ihr das Leben zu retten!“ „Ja, und sie ist an allem Schuld!“ ergänzte Siana schnippisch. „Wer, sie?“ fragte Liona immer entsetzter. „Frag die Herren da vorne, die wissen es!!!!“ schimpfte Siana, und Tiras grinste. „Verzeih mir, aber ich hab Schweigepflicht, Liona!“ erklärte ihr der Rothaarige, und Liona runzelte die Stirn. „Häh???“ machte sie, „Was ist daran so geheimnisvoll? Warum dürfen wir Mädchen es nicht wissen?“ „Frag einfach nie wieder,“ riet ihr Zenta nüchtern, und die Mädchen sahen sich schweigend an. „Pöh,“ machte Nadaiya und spielte beleidigt, kurz darauf flog ihr eine Zitrone an den Kopf. „Hallo??!!“ fuhr sie auf und rieb sich den Kopf. „Wer war das??!! – Zenta??!!!?“ „Was ist?“ fragte er, ohne Nadaiya anzusehen, „Oh, hab ich dich etwa getroffen???“ Nadaiya brummte. „Bastard...!!“ Zitan verdrehte die Augen. „Ihr seid sowas von bescheuert-...!!“ Nadaiya hörte ihm garnicht zu: „Hat dir niemand beigebracht, dass man Mädchen nicht schlägt, Zenta???!!“ „Und wenn schon, du bist kein Mädchen, du bist eine Schlampe!“ entgegnete Zenta verärgert. „Zenta...!!“ fingen nun Tiras und Zitan gleichzeitig an, und Osea quiekte. „Was sich neckt, das liebt sich!!“ rief sie laut. Alle sahen sie an und fingen an zu lachen, und dann pfiff Zitan durch die Zähne und rief: „Heihoya!!! – Zentas erstes Mädchen!!“ Zenta fuhr wutentbrannt herum. „WIE BITTE??!!!“ „Je mehr ihr euch streitet, desto mehr mögt ihr euch doch in Wahrheit,“ orakelte Tiras, und Zenta packte ihn heftig am Arm und zerrte ihn halb von Yanko herunter. „Du-...!!!! Wag es niemals wieder, überhaupt an sowas widerliches zu denken!!!!!! KLAR SOWEIT??!!“ Tiras starrte ihn an. „Mann, reg dich ab, ist ja gut!!“ „Zenta, lass Tiras sofort los!!“ befahl Zitan wütend, und Zenta schnaubte. Er ließ Tiras unsanft wieder los und wendete Jali. „Geh, Jali!! Wir wollen schließlich nach Vinta!!“ schnappte er, warf Zitan einen mürrischen Blick zu und ging einfach los. Zitan seufzte. „Kommt.“ Die anderen folgten Zenta, und Nadaiya blinzelte. „Seltsam – auf Ziddy hört er immer! Immer, egal, was Ziddy sagt!“ stellte sie fest, und Tiras seufzte. „Zitan ist auch der Einzige, vor dem Zenta Respekt hat!!“ Kapitel 17: Ein Festmahl für Fische ----------------------------------- Gegen Spätnachmittag erreichten sie Vintas Stadtregion – den Außenbezirk. Vinta war eine Hafenstadt und lag somit an der Küste des Landes Sunaja. Die acht wanderten eine ganze Zeit am Strand entlang. Es war bewölkt geworden. Der Himmel war grau und trübe. „Ich seh‘ schon den Hafen!“ rief Liona plötzlich und deutete nach vorne, „Fein, dann sind wir ja endlich im Zentrum!“ „Ich seh' nichts!“ protestierte Osea, „Aber Mesumanier haben ja auch bessere Augen.“ „Mögt ihr Fisch?“ fragte Liona dann, und die anderen sahen sich an. „Was, wieso?“ fragte Vento. Liona sah sich um. „In so einem Fischerdorf wie Vinta wird es nur Fisch geben!“ „Fischerdorf?? So klein ist die Stadt nun auch nicht!“ gab Zenta zu hören, und Zitan grinste. „Naja, im Vergleich zu Kasara nicht, das stimmt! – Aber wenn man Takuya oder Sentaria nimmt, die sind um einiges größer als Vinta!“ „Kann ja nicht jede Stadt so eine Metropole sein wie Takuya,“ gab Tiras zu hören, „Kesvitara, Sayamaina und Anakusia sind immerhin Seydons Weltmächte, vergesst das nicht.“ Die anderen nickten einstimmig, dann setzten sie unbeirrt ihren Weg an der Küste entlang fort. Doch plötzlich tauchte ein Pfeil aus dem Nichts auf und landete direkt vor Kasera im Sand. Das Kizaya stieg erschrocken und wieherte, die anderen Kizayas verhinderten gerade eben ein Auflaufen, und Zitan riss Kasera herum. „Wer war das?!?!“ fuhr er auf. Ein Lachen ertönte, und auch die anderen sahen jetzt auf. „Hier kommst du nicht weiter, Sari!!!“ Auf einer Klippe standen Kindarn und ein diesmal etwas größeres Heer von Soldaten. „Wie bist du denn an Kizalos vorbeigekommen??“ fragte Zenta und zeigte erstaunt auf Kindarn. Kindarn lachte. „Glaubt ihr ernsthaft, ich würde mich mit diesem Popelhaufen hier,“ Er zeigte auf seine Soldaten, „Mit Takuya anlegen???! Ich bin nicht so blöd, wie ich aussehe, tut mir ja leid! – Alles, was ich will, ist Prinzessin Siana, und dieses mal kommt ihr nicht so glimpflich davon – kapiert, Sari??!!“ Liona riss Selja herum. „Ihr wart bei m-... ... König Kizalos??!“ fragte sie erstaunt. Niemand der anderen antwortete. „Was wird jetzt??!“ fragte Kindarn genervt, „Wenn du mir Siana freiwillig gibst, ist für heute genug! – Ich werde dich ohnehin so oder so aus dem Weg räumen, Sari!!“ Zitan schnaubte. „NIEMALS!!!!!“ brüllte er und zog sein Schwert hervor. Kindarn lachte höhnisch und streckte die Hand aus, Zitan wurde plötzlich wie von Geisterhand in die Luft gehoben und mit Wucht auf den Boden geschmettert. Er schrie auf und verlor sein Schwert aus der Hand. „OH GOOOTTTT!!!!“ schrie Siana entsetzt. Die anderen sprangen von ihren Kizayas, Zitan rappelte sich wieder auf. „E-er kann zaubern??!!“ Vento starrte Kindarn an, „Da-das ist unmöglich!!“ „Der ist ja durchtränkt von schwarzer Magie!“ gab Liona dumpf zu hören, „Ich kann-... die schwarze Aura ganz deutlich wahrnehmen!!“ „Ja, er wird ja von ihr kontrolliert!“ meinte Tiras entsetzt, „Verdammt, Zenta, natürlich kann sie Schwarzmagie!!“ „Halt mich nicht für bescheuert!“ zischte Zenta und zog sein Schwert, „Das ist mir längst klar!! Was mich wundert, ist ja nur, warum er erst jetzt anfängt, sie zu nutzen!“ Kindarn setzte zum Sprung an. Er flog regelrecht von der Klippe herunter und landete sanft auf dem Boden. Seine Soldaten folgten ihm. „Wie habt ihr uns gefunden?“ fragte Osea perplex, als die Armee vor den acht Freunden stand. Siana klammerte sich an Nervis Zügel. Wieso kann General Kindarn zaubern??!! – E-er ist doch wohl nicht etwa-... ... ein M-...Mesumanier??!?! „Glaubt ihr, ich kriege nicht mit, dass ihr nach Sunaja wolltet?!“ schrie Kindarn und schwang sich von seinem Kizaya, „Ich habe meine Informationen, Kindchen!!“ Osea versteckte sich angegruselt hinter Nadaiya. Liona sah verkrampft auf den Boden und ballte eine Faust. Sari-... ich kenne diesen Namen-... ... „Okay!!“ rief Zitan Kindarn zu, „Wenn du Siana haben willst, musst du mich vorher töten!! – Glaubst du, wir würden deine Machenschaften nicht kennen??!!“ Kindarn fuhr erst zurück, dann fasste er sich jedoch wieder und griff ebenfalls nach seinem Schwert. „Auch gut, wie du willst, Sari!!“ „Ihr anderen, lauft und bringt Siana weg von hier!!“ befahl Zitan, und Kindarn gluckste. „Lass mich doch noch ein wenig mit deinen Freunden spielen...!“ lachte er und machte eine kleine Handbewegung, plötzlich wurde Osea hochgehoben und von einer gewaltigen, unsichtbaren Macht am Hals in der Luft gehalten. Das kleine Mädchen kreischte. „HIIILFEEEEE, ICH KRIEG KEINE LUUUFT!!!!!“ „OSEA!!!“ schrie Nadaiya entsetzt und sprang auf, um Osea zu retten, doch Kindarn streckte wieder die Hand aus, und prompt wurde Nadaiya von Osea weg ins seichte Wasser des Meeres geschmettert. „AAAAHHHH!!!!!“ „Nadaiya!!!“ rief Vento aus. „Schlampe!!!“ rief Zenta erschrocken. „Ich krieg keine Luft mehr!“ japste Osea und lief langsam blau an, verzweifelt versuchte sie, den unsichtbaren Griff von ihrem Hals zu entfernen, erfolglos. Zitan starrte entsetzt auf das Geschehen. „Du mieser Bastard-...!!!“ zischte er wütend und umklammerte sein Schwert fester, und Kindarn lachte. „Na?? Hilflos, Sarilein??“ Sari, Sari-... Liona schüttelte heftig den Kopf, Wie eine Scherbe in meinem Gehirn-... woher kenne ich diesen Namen-...? Sie hob apathisch den Kopf und streckte die Hand in Oseas Richtung aus. „Furia!!!!“ Ein Feuerstrahl fuhr aus ihren Fingerspitzen und durchbrach die Kraft, die Osea festhielt, und Osea stürzte zu Boden und hustete. Nadaiya rappelte sich wieder auf und stürzte zu ihr. „Bist du o.k.???!“ „Ja-...“ Osea hustete, „Geht schon-...“ Kindarn fuhr wutschnaubend herum – sein Blick fiel auf Liona. „Was war denn das?!“ schrie er auf, und alle Blicke wandten sich auf Liona. „Wer bist du, Mädchen??! – Sag mir deinen Namen!!!“ „Ich hasse Menschen, die ihre Wut an unschuldigen Kindern auslassen!“ gab Liona bloß grimmig zu hören, dann streckte sie ihre beiden Hände in Kindarns Richtung, kurz darauf schoss ein eisiger, blauer Strahl die Soldaten und Kindarn zu Boden. Der Rest sah sie an. „Uh,“ machte Vento beeindruckt. „Elementarzauber sind behindert!“ gab Liona zu hören, „Aber leider kann ich noch nicht viel mehr!!“ Als Kindarn wieder aufstehen wollte, schloss Liona die Augen und streckte die Hand aus, Kindarn wurde hochgehoben und an die Klippenwand geschleudert. Der General schrie auf und stürzte wieder zu Boden. „Lasst uns verschwinden, bevor der Dämel zu sich kommt,“ schlug Zitan vor und sprang auf Kasera. Liona nickte und sprang auf Selja, der Rest sprang ebenfalls wieder auf, und sie galoppierten weiter an der Küste entlang. Bald wurde das Land höher, und nach zehn Minuten Galopp befanden sich die acht auf riesigen Klippen. Unter ihnen toste das Meer. „HALT!!!!!!“ brüllte Kindarn plötzlich hinter ihnen, und die Kameraden fuhren herum. „Oh nein, schon wieder!!!!“ schrie Siana entsetzt. „Der geht mir langsam auf die Nerven,“ brummte Zitan und sprang ab. Der Rest tat es ihm gleich. Tiras fiel auf, dass Kindarn allein war. Die Soldaten waren nicht da. „Das eben war eine kleine Kostprobe meiner neuen Waffe, Sari!!“ lachte Kindarn, „Glaubst du, das ist alles, was ich kann??!“ „Du wirst Siana nicht kriegen, Kindarn!!! Hol sie dir, versuch’s doch!!!! An mir kommst du nicht vorbei!!“ rief Zitan kampflustig und zog sein Schwert zum zweiten mal hervor. „Ha, wie du willst, Sari!!!!“ brüllte Kindarn und tat es ihm gleich. Liona griff sofort dazwischen und schmetterte eine magische Barriere zwischen die beiden, sodass ihre Schwerter sich nichtmal berühren konnten. Kindarn murrte. „Ah, das namenlose Mädchen!!“ rief er, „Du bist mir im Weg, Hexe!!!!“ Damit holte er aus und streckte seine Hand aus, um Psychokinese anzuwenden, Liona erwiederte sofort mit dem Spiegelzauber Kontra, und so wurde Kindarn von seinem eigenen Zauber getroffen und zu Boden geschmissen. „Meine Magie ist wenigstens echt und nicht von einem hässlichen Bastard geliehen wie deine!!!!!“ rief Liona zornig, dann lachte sie. „Wollen wir ihn ein bisschen braten??!...“ Sie streckte die Hand aus, Flammen schossen aus ihren Fingerspitzen und kokelten Kindarn etwas an. Der General schrie auf und wälzte sich auf dem Boden. „Was war das?“ fragte Osea erstaunt. „Furia,“ erwiederte Liona nüchtern, „Nichts sonderlich tolles, wenn ich erstmal Rubin hinkriege, ist der tot!“ Kindarn rappelte sich auf. „Na warte-... du glaubst wohl, dass du mit Elementarzaubern bei mir durchkommst, Kleine, was?!?!“ Er grinste sie höhnisch an und holte zum erneuten Psychokinese-Schlag aus. Er streckte seine Hand aus und schrie: „PSYCHOKINESE!!!!!“ „NEIN!!! LIONA!!!!!!“ schrie Zitan und warf sich vor sie, um sie zu beschützen, doch Liona hatte zuvor schon die Kontra-Attacke angefangen, und weil Zitan jetzt von ihr aus gesehen vor Kindarn stand, erwischte ihn die Kontra-Attacke mit Kindarn, und beide wurden über den Klippenrand ins Meer gefegt. „AAAAAAAAAAHHHHHH!!!!!!!!!!“ kreischte Siana schrill. „SCHEISSE!!!!!!“ fluchte Liona erschrocken. „Oh Gott!!!“ schrien Tiras und Zenta im Chor. Alle waren zum Klippenrand gestürzt und sahen, wie Zitan und Kindarn unten landeten und unter den Wellen begraben wurden. „Ist er-... tot??!“ flüsterte Osea und umklammerte Nadaiyas Arm. Siana biss sich auf die Zunge und starrte verzweifelt hinunter. Nein, bitte nicht!! – Ziddy-... Ziddy-... tauch auf, bitte!!-... BITTE!!!!! Komm schon, Ziddy!!! Er tauchte nicht auf. Weder er, noch Kindarn. Siana schüttelte heftig den Kopf, bevor sie aufsprang und schrie: „NEEIIIIINNNNNN!!!!!!!“, kurz darauf stürzte sie sich von den Klippen. „HÄH??!!“ fuhr Zenta auf, „WAS SOLL DENN DER SCHEISS JETZT??!!“ „Oh – VERDAMMT!!!!!!!“ schrie Liona und streckte beide Hände aus, „PSYCHOKINESE!!!!!!!“ Dann geschah etwas unerwartetes: Siana wurde mitten im Flug von der Psychokinese angehalten und wurde zurück zu den anderen teleportiert. Sie starrte Liona an. „Warum hast du das gemacht???!“ fragte sie entsetzt. „Glaubst du, irgendetwas würde sich ändern, wenn du dich da runterstürzt??!! Was würde dein Tod an der Welt ändern??!!“ fuhr Liona sie an, „Rein nichts, Prinzessin!!!!! Sei nicht töricht, verdammt!!!!“ Siana keuchte und starrte auf den Boden. Sie hat mich gerettet-... ... eine Magierin – hat mich gerettet-... „He!!!!!!“ schrie plötzlich Zenta, „DA HINTEN SIND SIE!!!!!!!!“ Alle stürzten erneut zum Rand der Klippen und spähten nach draußen. Da draußen im Meer waren Kindarn und Zitan und schlugen mit ihren Schwertern im Schwimmen aufeinander ein. Hin und wieder übte Kindarn sich in Psychokinese, worauf Zitan untergetaucht wurde, und ab und zu beschoss Kindarn ihn auch mit anderen Zaubern. „Oh mein Gott!!! Er wird noch ertrinken, wenn Kindarn weiter auf ihn einschießt!!!!!!“ rief Osea. „Vor allem sind die zwei da ein Festmahl für Fische!“ rief Tiras aus, „Im Meer gibt es viele verschiedene Seedrachen und Seeschlangen, außerdem Raubfische, die dreißig Meter lang sind!!“ „Oh Gooootttt!!“ heute Siana aufgelöst. „Kannst du sie nicht herteleportieren?“ fragte Zenta an Liona gewendet. Liona runzelte die Stirn. „Ich fürchte, dazu ist meine Psychokinese zu schwach!“ meinte sie ernst, „Dazu braucht man eine S-Psychokinese, ich kann gerade so die M-Psychokinese-...!“ Die sieben sahen entsetzt zu, wie Kindarn einen weiteren Tsavorit-Schlag ausübte und Zitan wieder unterging. „Und er kann sich nichtmal wehren!!“ rief Tiras, „Wenn er doch bloß auch zaubern könnte-...“ Plötzlich hörten sie Kindarn brüllen: „PSYCHOKINESE!!!!!“, kurz darauf war Zitan, der gerade wieder aufgetaucht war, wieder unter den Wellen verschwunden. Alle starrten auf das Meer hinaus. Es verstrich eine Minute. Zwei. Dann drei. Langsam fingen die sieben an, sich Sorgen zu machen. „Wo steckt er??!“ fragte Nadaiya panisch. „Er wird doch wohl nicht...!!!“ Liona starrte auf das Meer, das immer höhere Wellen schlug. Langsam streckte sie die Hände aus. Ich muss diese verdammte S-Psychokinese schaffen-... damit könnte ich sie beide an Land bringen-...!! Bitte, bitte, ihr Götter, ich bitte euch!! Gebt mir eure Mächte!! Kindarn inzwischen lachte. „Hahaha!!! Die Psychokinese ist zu stark für dich, Sari!!! HAHAHAHA!!!!!! Jetzt bist du tot!!!! TOT, HAHAHA!!!!!!!!!!!“ Doch plötzlich merkte er, wie er aus dem Wasser gezogen wurde. Eine unglaubliche Kraft zog ihn in die Luft und auf die Klippen zu. „Häh?!?! WAS SOLL DAS?!?!“ Er strampelte und wollte zaubern, doch da war er schon auf der Klippe gelandet, genau in diesem Moment traf ihn ein gewaltiger Terra-Schlag. Liona hatte die Attacke angewendet, um Kindarn vorläufig zu versteinern. „Der wäre erstmal ruhig,“ murrte Liona, bevor sie zu Boden sank und nach ihrem Hals fasste. Ich hab's-... geschafft-... das war keine S-Psychokinese-... es war eine-... starke M-Psychokinese, wie mir scheint... aber es hat gereicht-... ... „Liona?“ Nadaiya blickte sie an, „Alles o.k.?“ Liona keuchte und nickte. „Geht schon-... der Zauber hat nur etwas Kraft gekostet-...“ Zitan war ebenfalls auf die Klippe zurückteleportiert worden, aber er lag in einer tiefen Ohnmacht. Außerdem hatte er diverse Wunden von den vielen Zauberattacken von Kindarn. „Ziddy!!“ schrie Siana hysterisch und schüttelte ihn, „Oh nein, Ziddy!!! Wach auf, bitte!!!!“ „Hey, Siana, was hältst du von Mund-zu-Mund-Beatmung?!“ scherzte Vento, und alle sahen ihn grimmig an. „Hast du nichts Besseres zu tun, als Witze zu reißen??!“ murrte Zenta, „Depp-...!!“ Siana beugte sich über Zitan, ihre langen, braunen Haare streiften sein nasses Gesicht. Ziddy-... Zi-...ddy-... bitte!!!! Sie kniff die Augen zu und berührte dann sachte mit dem Mund seine Lippen, sie begann, ihn zu beatmen. Die anderen starrten sie an, und Zenta machte einen Satz zurück. „FERKELEIEN!!!!!!“ kreischte er, und Tiras gluckste. Siana kümmerte sich nicht um die anderen. Es ist mir egal, was die anderen nun denken, dachte sie bei sich, Hauptsache, du überlebst!... Das ist mir das Wichtigste auf der Welt... Sie machte fleißig mit der Wiederbelebung weiter, dann, plötzlich, richtete sie sich auf. „Hey! Er atmet wieder!“ „Gut gemacht, Prinzessin,“ lobte Liona ehrlich und sah Zitan stirnrunzelnd an. Zitan bewegte sich ein bisschen, plötzlich fing er an, zu husten, und spuckte einige Liter Wasser, was Tiras dazu veranlasste, ihn auf die Seite zu drehen. Zitan hustete noch etwas, dann schlug er die Augen auf und starrte verwirrt in die Runde. „Oh mein Gott!! Du lebst!!!!!“ schrie Siana überglücklich und fiel ihm heulend um den Hals, worauf er vor lauter Schreck noch mehr Wasser spuckte. „Siana!! Oh-... du meine Güte, was ist denn mit dir los??-...“ Zitan setzte sich auf und erwiederte etwas verdattert die Umarmung. „Oh, ich hab mir solche Sorgen gemacht, ich dachte, du würdest sterben!!!“ heulte Siana aufgelöst, „Oh, Zitan... bin ich froh, dass du lebst...“ „Siana... Prinzessin... – he, wo ist denn Kindarn hin?“ Zitan sah plötzlich auf und ließ Siana los. „Da,“ sagte Osea und zeigte auf den versteinerten Kindarn. Zitan konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Uuh, gut – Liona, warst du das??“ „Ein einfacher Terra-Zauber,“ sagte Liona nüchtern, lächelte aber. „Liona hat euch auch zurückteleportiert!“ rief Vento strahlend, und Zitan sah Liona an. „Psychokinese?“ fragte er knapp. „Eine relativ starke M-Psychokinese, ich war erstaunt über mich selbst,“ meinte das Mädchen, und die anderen schwiegen. „Lasst uns weiter gehen! Wir sollten zusehen, dass wir ein Hotel finden!“ meinte Zenta und stand auf. Der Rest tat es ihm gleich, und den versteinerten Kindarn ließen sie an den Klippen liegen. Sie wanderten durch Vinta, und mitten in der Stadt fanden sie dann ein kleines Hotel. Sie banden die Kizayas an und gingen hinein. _________________ Jetzt haben wir die Zauber-Palette! XD Furia - einfacher Feuerzauber Terra - einfacher Steinzauber Tsavorit - einfacher Schneidezauber, schießt dem Gegner Splitter in den Körper Kontra - Konterzauber, wirft die Attacke des Gegners auf ihn selbst zurück Noch Fragen? o.o Noch * irgendwo??°° bitte alle * melden, ich will sie alle raushaben!!°° Ich werde die Zauber-Sektion meiner HP nochmal aufm Index hier verlinken ^.^ Kapitel 18: Halbinsel Dantiria ------------------------------ Nachdem sich die acht zwei Viererzimmer gemietet hatten, beschlossen sie aufgrund der Matsch-Aktion in Kesvitara am Vortag, ein Badezimmer aufzusuchen. Siana war damit voll und ganz glücklich. Da allerdings in jenem Hotel in Vinta jedes Zimmer ein eigenes Badezimmer hatte, mussten sie alle nacheinander ins Bad gehen – zu viert in einer Wanne wäre ein wenig voll. „Wer zuerst?“ fragte Nadaiya scherzhaft. Siana meldete sich freiwillig und war schon im Badezimmer verschwunden. Die drei anderen Mädchen sahen sich an. „Mmh, danke, dass du nach unserer Meinung fragst, aber naja...!“ gab Liona zu hören, und Siana antwortete aus dem Badezimmer: „Ihr habt doch zuerst gefragt!!!“ Bei den Jungs dauerte es etwas länger, bis derjenige gefunden war, der zuerst ging – Baden war noch nie ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen. Zuerst standen alle vier im Badezimmer herum, bevor Zitan weise entschied, es einfach auszulosen – Vento wollte Kartenspielen, und wer gewinnen würde, müsste als erstes ins Bad gehen. Doch Zenta protestierte, weil dann ja er der Erste wäre, so entschieden sie sich für Ching-Chang-Chong. Doch da sie komischerweise fünf mal hintereinander alle vier dasselbe nahmen, gaben sie es auf, und Tiras kam mit einem Paket Streichhölzer, wer den Kürzeren ziehen würde, wäre zuerst dran. Doch Vento wollte nicht mitmachen, so zogen die drei anderen allein, und weil Tiras vergessen hatte, das eine lange Holz herauszunehmen, zogen alle drei ein langes. Danach schlug Vento vor, es mit Armdrücken auszuprobieren, doch das wiederum fand Zitan nicht komisch, dann wäre er ja der Erste. Schließlich fragte Tiras: „Sagt mal, was ist eigentlich so dramatisch daran, zuerst ins Bad zu gehen?? Sind wir denn total bekloppt??“ Die drei anderen sahen sich an. „Was bist’n du für’n Verräter, dann geh du doch freiwillig!!“ rief Vento und haute Tiras empört auf den Kopf. „Das tu ich auch!“ entgegnete Tiras, und die drei sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Während die Jungen gerade den ersten Freiwilligen gefunden hatten, war Siana schon fertig, Liona war im Badezimmer. Sie zog ihre Handschuhe aus und betrachtete lange ihre Finger. Dann fuhr sie ihre Krallen aus und sah in den Spiegel. Gibt es denn wirklich keine Mesumanier mehr??... Es muss doch welche geben... ich werde sie finden-... ganz bestimmt-... irgendwann – irgendwo, weit, weit entfernt von hier-... aber ich werde sie finden!! Sie sah zu Boden und fing dann an, sich auszuziehen. Sehr erstaunlicherweise waren die Mädchen tatsächlich schneller fertig als die Jungen (was an den unzähligen Streitereien liegen mochte). Die acht trafen sich wieder auf dem Flur, um dann essen zu gehen. Im Restaurant des Hotels setzten sie sich um einen großen Tisch herum. „Okay!“ rief Vento gut gelaunt, „Und was gibt’s??“ „Zitronen!!“ antwortete Zenta und sah die Speisekarte grübelnd an, „Und zwar Zitronen in Massen!! – Zitronensuppe, Schnitzel mit Zitronenbeilage, Fisch in Zitronensoße, Zitronenpudding, Zitronenpizza-...“ Die anderen weiteten bei der Vorlesung immer mehr ihre Augen. „Uhuuuh, ein zitroniges Essen wird das!!“ quiekte Nadaiya aufgeregt. Zenta unterbrach sich kurz und schielte sie skeptisch an, bevor er fortfuhr: „Nudeln mit Zitronensoße, Fischstäbchen mit Zitronenpürree, Zitronenkuchen – Zitronensaft mit Kohlensäure, Zitronensaft ohne Kohlensäure, Zitronenwein, Zitronentee-... Zitronenschnaps-... ...Zitronencocktail-... ...“ Zenta blinzelte. „Ich habe noch nie ein so einseitiges Land gesehen, tut mir ja leid-... ...“ „Also, was nehmt ihr?“ fragte Osea und blinzelte ebenfalls. Die acht sahen sich an. „Also, was mich angeht – ich nehme lieber Wasser und Brot!“ murrte Siana. Zenta seufzte. „Sei nicht so ein verzogenes Biest, man isst, was auf den Tisch kommt, du Arschkrampe!!“ Die anderen sahen sich etwas ratlos an. Zenta zuckte mit den Schultern. „Okay-... – Herr Ober!!! Einen Zitronenschnaps für mich, und die anderen kriegen Wasser und Brot!!“ Sie entschlossen sich letztlich doch dazu, die Sunajanischen Gerichte zu probieren. Nach dem Essen waren sie garnicht so angewidert, wie sie erwartet hatten. „Sagt mal, ich hab eine bescheidene Frage,“ meinte Siana da plötzlich, und alle sahen sie an. „Warum konnte Kindarn zaubern?“ Liona hob ebenfalls den Kopf. „Ich hab es gespürt-... ... diese-... Aura-...“ Zitan unterbrach sie sofort: „Stopp, Liona!!!!“ rief er laut, und als ihn alle erschrocken ansahen, blinzelte er. „Nicht hier!!“ zischte er Liona dann zu, „Ich kann dir alles erklären – kommst du mit hoch??“ Sie sah ihn erstaunt an. „Ähm – ja, natürlich.“ Die zwei rannten die Treppen hoch ins Jungenzimmer. „Also?“ Liona sah Zitan fragend an, dann blickte sie sich im Zimmer um. „Was habt ihr denn hier für einen Saustall???“ „Ach – wir haben uns gestritten-... mh, ja. Also. Es ist so, dass die Königin Kaiyla von ihr kontrolliert wird. Und weil sie über Zauberkräfte verfügt, gibt sie diese an die Königin weiter. Und Kaiyla gibt sie an Kindarn und das Personal weiter. Verstehst du? – Deshalb muss Kindarn zaubern können!“ Liona sah ihn an. „Ich konnte eine dunkle Aura spüren, Zi-...tan – du heißt doch Zitan, oder?? Wer-... Wer ist sie?“ Zitan zögerte einen Moment, dann beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte es ihr ins Ohr. Sie blinzelte erneut. „Sie hat was??!! – Bei Chinon!“ brachte die Magierin erschrocken hervor, und Zitan sah sie ernst an. „Verstehst du jetzt, was ich meinte, als ich sagte, dass ich dich nicht in unangenehme Angelegenheiten ziehen will??“ „Zenta!“ Zenta brummte, ohne sich zu bewegen. „Was??“ fragte er missgelaunt. Die acht hatten sich wieder in ihre Zimmer verzogen, das Essen war längst vorbei. Es war Nacht geworden. „Wohin gehen wir morgen?“ fragte Zitan, der auf seinem Bett saß und an seinem Handschuh herumknotete. „Nach Dantiria,“ sagte Zenta gelangweilt, „Wir gehen den Weg aus Sunaja raus, den wir gekommen sind, und machen einen Bogen nach Westen, dann gehen wir nördlich nach Dantiria. Übermorgen kommen wir nach Iciya, da fahren wir mit dem Schiff nach Minisira.“ Zitan gähnte. „Guter Plan, ich hab kein Wort verstanden, aber mach ruhig, wenn ich es nicht verstehe, ist es meistens gut-...“ Zenta schielte ihn an. „Tss...“ Nach und nach gingen alle schlafen. Es war stockfinster draußen. Es war schon Anfang Oktober – bald würde der Winter vor der Tür stehen. Am nächsten Morgen regnete es wie aus Eimern. Die acht wanderten, nachdem sie ihre Sachen gepackt hatten, runter zu ihren Kizayas, stiegen auf und galoppierten los, den Weg, den sie gekommen waren. Wieder machten sie unter dem Zitronenbaum Pause und machten sich ein Picknick aus dem Essen, dass sie zuvor in Vinta geklaut hatten. Liona bediente sich lieber mit Zitronen, während der Rest das normale Essen in sich hineinstopfte. Nach der Pause zog die Sippschaft weiter gen Süden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie über die Grenze zurück nach Kesvitara kamen, dort bogen sie sofort nach Westen ab. Mit der Dämmerung erreichten sie schließlich die Grenze zu Dantiria. „Wisst ihr was, wir sind jetzt einmal auf ganz Divinasira herumgereist!“ stellte Siana fest. „Nicht ganz,“ korrigierte sie Zenta, „in Zayuta sind wir nicht gewesen, und Nuria haben wir auch ausgelassen.“ „Was sollen wir auch in Nuria, da ist alles kaputt!!“ rief Liona, „Die Menschen haben im Krieg alles, was von Mesumaniern erbaut worden war, zerstört!“ „Aber die Kirche steht noch!!“ platzte Zitan heraus, und alle sahen ihn an. Zitan blinzelte. „Ähm – die Kirche in Saria! – Ist ´ne Provinz im Süden gewesen-... Kizalos hat erzählt, die steht noch, aber keiner weiß, warum.“ Liona lächelte. „Ich kenne Saria-... ... ich komme zwar nicht aus Saria, aber ich war mal da, war ´ne hübsche Provinz! Aber alle sind ja tot...“ Liona senkte den Kopf. Zitan sah sie an. Woher weiß sie denn, dass von meiner Familie alle gestorben sind? Komisch... Schweigen. Stumm ritten die acht weiter. „Vier Jahre habe ich in Nuria gelebt,“ sagte Liona dumpf, „Ich bin dort geboren und hab dort meine Frühkindheit verbracht, dann flohen wir nach Kesvitara-... aber das ist ja eigentlich uninteressant. – He, Zenta, wann kommen wir nach Iciya?“ „Nach Iciya kommen wir frühestens morgen abend,“ sagte Zenta dumpf, „Dann übernachten wir da und fahren mit dem Schiff am nächsten Morgen nach Minisira rüber. Also sind wir etwa vierundzwanzig Stunden auf dem Schiff.“ Die acht gingen weiter nach Norden. Als die Dunkelheit hereinbrach, machten sie Feierabend und entzündeten ein Lagerfeuer im Wald. „Immer diese Übernachtungen im Freien,“ schimpfte Siana. „Mecker nicht!!“ murrte Zitan, „Gewöhn dich endlich dran, Siana!!!“ „Die verstehen sich heute aber gut,“ ironisierte Tiras kopfschüttelnd. Osea seufzte. „Ja, die Liebe...“ „Was heißt hier Liebe?!“ keifte Siana. Zitan biss sich unmerklich auf die Zunge. „Liebe fängt mit L an und hört mit iebe auf, okay?“ brummte Zenta, „Gehen wir schlafen, bevor die hier weiter rumzickt!!“ Also legten die acht Freunde sich schlafen, und nach wenigen Minuten schliefen alle wie die Murmeltiere – alle außer Liona. Es ist wirklich eine Erleichterung, dass ich nicht mehr allein herumreisen muss!! dachte sie bei sich und lächelte, Und warum sollte Vater darauf kommen, dass ich mich gerade mit einer Räuberbande abgebe?? Das wird er niemals spitzkriegen!! Im Morgengrauen wachten sie wieder auf. Es war über Nacht eiskalt geworden. Alles war nebelig und feucht von Tau. Die Decken der Kameraden waren buchstäblich durchgeweicht, das war eine widerliche Angelegenheit, da sie so auch wenig Wärme speicherten, sondern die Freunde eher etwas abkühlten. „Es ist verflucht kalt hier!“ fing Siana wieder an, zu meckern, als die acht auf ihre Kizayas sprangen, um weiterzureiten, „Wir sollten zusehen, dass wir uns bessere Decken besorgen!“ „Wasserdichte Decken am besten, dann kannst du ja gleich ein Regencape nehmen!!“ murmelte Zenta wie immer schlecht gelaunt, „Zid!! Was ist, gehen wir??!“ Zitan schnaubte. „Hör du bitte endlich mit deiner Schlechte-Laune-Phase auf, Zenta!! – Wir gehen, kommt!!“ Das ließen sich die anderen nicht zweimal sagen, und sie galoppierten los nach Norden. Den Tag über passierte nichts Aufregendes. Weder Kindarn noch kampfwütige Itaros oder komische Leute, die mitreisen wollten, begegneten ihnen. Gegen Abend erreichten sie Iciya, Dantirias Hauptstadt. Das würde ihre letzte Station auf dem Kontinenten Divinasira sein. Kapitel 19: Mitoma ahoi! ------------------------ „Ich war noch nie in Iciya!“ stellte Vento erstaunt fest und sah sich nach allen Seiten um. Zenta brummte. „Hätte mich jetzt aber auch gewundert!!“ „Okay,“ sagte Zitan und parrierte Kasera durch, „Suchen wir ein Hotel und gehen dann Fahrkarten für ein Schiff klauen!“ Die acht suchten also ein Hotel auf, banden ihre Kizayas an und bestellten sich wieder zwei Viererzimmer. Dann gingen sie zum Hafen hinunter, um Abfahrtspläne der Schiffe nach Minisira zu begutachten und Fahrkarten zu klauen. „Also, mal sehen-... ah, hier sind die Pläne!“ Liona lief voraus, gefolgt von den anderen. „Ähm – also, hier ist ein Schiff, das fährt morgen um elf ab, das klingt doch plausibel, oder??“ Das türkishaarige Mädchen grinste. „Yo,“ machte Zenta, „Tiras, du weckst uns morgen früh! – Wenn nicht... bist du tot, Monsieur, re-naì?“ Zitan stieß Zenta in die Rippen. „Hör auf damit, verdammt!!“ „Okay, fahren wir mit der Mitoma um elf nach Mizu!“ rief Nadaiya fröhlich. „Mitoma???“ fragte Vento verwundert. „Das Schiff heißt so, Dumpfbacke, kannst du nicht lesen??“ grinste Nadaiya den Blonden blöd an. Zenta verdrehte die Augen. „Mich wundert es, dass du lesen kannst, Schlampe!“ Vento blinzelte. „Ey,“ sagte er zu Zitan und tickte ihn an, „Ha-hat Zenta mich gerade – verteidigt??!“ „Der tut nur so,“ seufzte Zitan, „Er kann Nadaiya nicht ausstehen, das ist alles! Wenn du wieder was über seine ‘Größe‘ sagst, schneidet er dir im Schlaf die Halsschlagader durch, mein Guter-...“ „He!“ Osea zeigte plötzlich nach rechts, „Da ist ein Fahrkartenschalter! Wolltet ihr nicht Karten besorgen, Jungs???“ „Mann, in der Zeit, in der du das gelabert hast, hättest du das doch auch machen können!“ sagte Zenta schnippisch, „Oder – wie wär's, Nadaiya?? Dein Ausschnitt bringt uns die Karten bestimmt umsonst!“ „Zenta...!!“ stöhnte Zitan, „Na los, du bist der Redner unter uns!!“ Alle sahen auf den Schalter. Ein alter Mann saß dahinter und schlief friedlich. Zenta brummte. „Zid – stopp die Zeit, ja?“ Mit diesen Worten rückte Zenta seinen Kragen zurecht und ging zu dem Schalter herüber. „Heihoya, Opa, aufwachen!!“ rief er laut und klopfte gegen die Scheibe, hinter der der ältere Herr saß. Dieser wachte jetzt auf und blinzelte. „Äh, ja bitte?“ machte er erschrocken. „Entschuldigt, Sir, aber wir hatten doch acht Fahrkarten für das Schiff morgen früh um elf bestellt, die wollten wir nur abholen!“ sagte Zenta rasch und sah auf seine Finger. „Bitte? Dem kann ich mich nicht entsinnen, unter welchem Namen?“ Der Herr begann, in seinem Planer zu blättern. „Ihr hattet damals Euren Terminplaner nicht dabei, Sir, deswegen konntet Ihr es nicht aufschreiben, aber falls es Euch interessiert, mein Name ist Heckmeck!“ Der Herr blinzelte erneut. „Na, wenn das so ist-... aber, entschuldigt, Sir, für welche Klasse waren die Karten?“ „Erste natürlich, verdammt-...“ Der Opa lachte. „Natürlich, Sir, verzeiht!!“ Damit gab er Zenta acht Erste-Klasse-Fahrkarten, die dieser einsteckte. „Meinen sehr herzlichen Dank, Sir!“ sagte Zenta mit einer rein aus Gewohnheit sehr übertriebenen Verbeugung, dann drehte er sich um und ging zurück zu den anderen. „Zid – wieviel?“ Zitan blinzelte. „Knapp eine Minute!“ erwiederte er. Zenta blinzelte und nickte. „Ich bin besser geworden! – Was ist, gehen wir?“ „Das war ganz schön gut!“ lobte Siana erstaunt und nickte. Zitan lachte. „Seht ihr?!“ grinste er Tiras an, „Jetzt findet sie sogar Klauen gut!!“ Die acht waren wieder im Hotel und saßen im Jungenzimmer auf den Betten. Da fiel Zitan noch etwas ein. „Sag mal, Liona,“ sagte er, und Liona sah auf. „Ja??“ „Ähm – blöde Frage, aber wir suchen ganz nebenbei nach der Tochter von König Kizalos! Sie heißt Linni, hast du sie zufällig gesehen??“ Liona starrte ihn an. Ein gruseliges Schweigen erfüllte den Raum. Schließlich blinzelte Liona. „Ähm-... nein... hab ich nicht gesehen! Linni heißt sie? Aha? – Na, ich kenn sie nicht, tut mir leid!“ Zitan kratzte sich am Kopf. „Hätte mich auch gewundert, wenn du ihr begegnet wärst! Sie ist seit ein paar Monaten verschwunden!!“ lachte er. Liona senkte den Kopf. Vater-... ... Mutter... ich weiß, dass ihr euch um mich sorgt – aber ich muss die anderen finden!! Ich-... muss beweisen, dass ihr gelogen habt!! Ihr MÜSST gelogen haben!!! So wahr Chinon mich beschützt, es muss eine Lüge sein!! – Verzeih mir, Vater. Die Nacht war viel zu kurz. Natürlich war Tiras derjenige, der alle um sieben aus den Federn warf – Zenta hatte ihm ja immerhin gedroht, und wenn es nach Zitan ging, sollte man Zentas Drohungen lieber einmal zu oft ernst nehmen als einmal zu wenig. „Sag mal, Tiras!“ rief Vento, als die Jungen alle im Zimmer herumstanden und gerade ihre Sachen packten, „Ich habe eine bescheidene Frage! Wir brauchen zehn Minuten zum Hafen, und müssen um elf Uhr da sein, warum weckst du uns um sieben??!! Halb zehn hätte gereicht!!“ „Mag ja sein, aber sicher ist sicher!“ gab Tiras unschuldig zu hören. „Und was machen wir jetzt hier die ganze Zeit?“ fragte Siana, die zusammen mit Osea, Nadaiya und Liona in der Tür stand. „ESSEN!!!!“ riefen Zitan und Liona im Chor. „Mann, ihr seid doch echt panne-...!“ stöhnte Zenta, und Liona lachte. „Mesumanier essen von Natur aus viel!!“ „Also was ist nun, gehen wir frühstücken?“ fragte Zitan grinsend. Liona zog ihn am Arm. „Komm, gehen wir – ihr könnt ja nachkommen, wenn ihr wollt!“ grinste sie, während sie Zitan hinter sich her die Treppe hinunterzog. Siana sah den beiden grimmig nach. Was läuft denn zwischen denen??!!? Die tun ja so, als wären sie seit Ewigkeiten ein Liebespaar! Ha!-... Schließlich biss sie sich auf die Oberlippe und ging den beiden unbemerkt hinterher. Sie wusste nichtmal, wieso sie ihnen plötzlich nachlaufen wollte, sie tat es einfach. Irgendetwas in ihr regte sich furchtbar über diese Szene auf. Siana konnte sich nicht erklären, was es war. Ungewollt wurde sie schneller und schneller, dann rannte sie die Treppen runter. Unten waren Zitan und Liona und lachten über irgendwas. Als Siana die beiden sah, hielt sie erst inne, dann starrte sie die zwei immer grimmiger an. Ihr-... ... könnt mich mal!!!!! Siana ballte die Fäuste und rannte an Zitan und Liona vorbei aus dem Hotel, rannte zu den Kizayas, sprang auf Nervi und warf sich um seinen Hals, bevor sie bitterlich zu weinen begann. Es ist alles so gemein!... Ich bin so allein hier draußen-... ... „Hey! War das nicht Siana, die vorbeigelaufen ist?“ fragte Zitan plötzlich und sah sich um. „Keine Ahnung, hab nicht drauf geachtet,“ meinte Liona und blinzelte, „Mann, wo zum Kuckuck ist das Restaurant??!“ „Doch! Sie ist rausgelaufen! Was hat die denn vor?? Ich geh sie suchen!“ verkündete Zitan, ohne Liona zuzuhören, „Verzeih mir, Liona – ich komme zurück!!“ Zitan lief auch aus dem Hotel, um Siana zu suchen. Liona starrte ihm erstaunt nach. Was is’n nu‘ kaputt?? „Siana?? Siana!! Wo bist du?? SIANA!!!!“ rief Zitan und sah sich nach allen Seiten um. Keine Siana zu sehen. Plötzlich blieb er stehen und lauschte – da war doch etwas gewesen! Leise hörte er Sianas Schluchzer aus der Ferne. „Siana?? Bist du das??-...“ Zitan ging um die Ecke und fand Siana auf Nervi liegend. Sie weinte immer noch und streichelte mit einer Hand über Nervis Hals. Zitan erstarrte. „S-Siana??!! Warum weinst du denn??! Was ist passiert, Siana???!“ Siana richtete sich auf. „Ach was,“ sagte sie mit erstickter Stimme, „Es ist schon gut! Mach dir keine Sorgen, geh zu Liona zurück, die vermisst dich bestimmt!“ Zitan starrte sie an. „W-was??! – Was ist denn in dich gefahren??!!“ Siana antwortete nicht. „Hab ich dir was getan??!!“ „JA!!“ fuhr sie auf und starrte ihn auch an, „DU HAST MICH HIERHER GEBRACHT!!!!!“ Zitan ließ die Arme sinken. „Hey, komm, fang nicht so an,“ sagte er jetzt etwas ruhiger, „Ich sage dir zum hundertsten mal, dass wir dir lediglich das Leben retten wollen!!!“ „Das sagst du immer!!! Aber ich werde behandelt wie ein widerwärtiges Monster!! Nichts darf ich wissen, alle wissen alles, nur ich darf überhaupt nichts wissen!!! Ich hab immer das Gefühl, ihr wollt mich so schnell wie möglich loswerden!!!!“ Siana begann wieder, zu weinen, und sprang von Nervi. Zitan sah sie erschrocken an – dann lächelte er. „Prinzessin-... nie im Leben wollen wir dich loswerden!! Du bist doch der Mittelpunkt dieser Mission!! Erzähl mir bloß nicht, wir würden dich schlecht behandeln!!!“ „Doch, tut ihr aber!!!“ schrie Siana. Tränen liefen ihr über die Wangen. „NUN HÖR ABER AUF!!!!!“ fuhr Zitan sie plötzlich an, „Ich könnte dich ja gern Kindarn ausliefern, dann wären wir in Sicherheit!! Nur deinetwegen setzen wir alle unser Leben auf’s Spiel, nur DEINETWEGEN!!!!!!!!! Versteh das endlich!!!!!“ Sie wandte sich ab und rannte einige Meter von ihm weg. „EIN IDIOT BIST DU!!!!! IHR SEID ALLE IDIOTEN!!!!! ICH HASSE DICH, ZITAN, ICH HASSE DICH!!!!!!“ Sie brach erneut in Tränen aus. Zitan sah sie lange an, dann ging er zu ihr hinüber und legte ihr zärtlich die Hand auf die Schulter. „Siana... hör doch mal zu-... es tut mir schrecklich leid, dass du das alles mitmachen musst, aber es ist ja nur gut gemeint!...“ Sie drehte sich zu ihm um und schluchzte. „Glaubst du, damit könntest du es wieder gutmachen??! Glaubst du, damit schafft man Probleme aus der Welt?!?! Du Idiot!!!“ Sie holte aus, und Zitan kniff die Augen zu, weil er eine Ohrfeige erwartete, doch stattdessen warf sie sich ihm in die Arme und fing nochmals an, zu weinen. Zitan war angenehm überrascht, dann fing er sich wieder und schloss sie liebevoll in die Arme. „Prinzessin-...“ flüsterte er leise und strich ihr zärtlich über den Rücken. Sie schluchzte. „Zitan-... ... du Idiot-...“ schluchzte sie und lächelte dabei, dann schloss sie die Augen. Lange standen sie so da, bevor sie sich in die Augen sahen. „Siana...“ fing er an, brach den Satz aber unentschlossen ab. Sie schloss erneut die Augen, und er beugte sich zu ihr herunter. Sie kamen sich immer näher, und Zitan spürte wieder, wie sehr sein Herz schlug. Jetzt würde er sie doch küssen, und er würde sie festhalten, damit sie nicht fortlaufen konnte. Doch als ihre Lippen einen Zentimeter voneinander entfernt waren, hielt er inne. Er wollte eigentlich weiter, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Er richtete sich wieder auf und ließ sie los. Sie öffnete erstaunt die Augen. „Ist was?“ fragte sie überrascht. „Ähm-... nein, Siana-... – wir gehen jetzt besser wieder rein.“ Er ging, und nachdem Siana ihm einige Sekunden lang verwirrt nachgesehen hatte, folgte sie ihm. In der Eingangshalle trafen sie auf Liona. „Was war denn los???“ fragte sie besorgt und sah Zitan und Siana an. „Nichts,“ antwortete Zitan dumpf, und Liona runzelte die Stirn. Da erschien der Rest der Truppe am oberen Ende der Treppe. „Da seid ihr alle!!“ rief Tiras, „Gehen wir zum Hafen???“ So gingen alle aus dem Hotel zu ihren Kizayas und gingen zum Hafen hinunter. Die Mitoma war bereits da. „Na dann los, das ist unser Schiff nach Mizu!“ erklärte Tiras und zeigte auf das Schiff. Die acht kletterten die Gangway hinauf und zeigten ihre Fahrkarten, natürlich ließ man sie sofort ein. Nachdem man die Kizayas auf dem Schiff untergebracht hatte und es sich in einer großen Suite bequem gemacht hatte, war eigentlich alles erledigt. „Hoffentlich kriegt Kindarn nicht so schnell heraus, dass wir rüber nach Mizu fahren,“ meinte Vento. „Ach was! Der ist viel zu blöd dazu!“ lachte Nadaiya. „Nicht so schnell urteilen, Nadaiya!“ warnte Liona, ohne Nadaiya anzusehen, „Er ist mit schwarzmagischen Kräften ausgestattet, er braucht sich bloß von Kaiyla eine Seherin herbeiholen zu lassen, die ihm sagt, wo wir sind! Kindarn ist gefährlicher, als er aussieht!“ „Heey, stimmt!!!“ rief Nadaiya und zeigte plötzlich drohend auf Zitan, „Osea und ich sind die Einzigen, die immer noch nicht wissen, wer sie ist!!!“ „Hey!! Und ich??!!“ empörte sich Siana. Nadaiya brummte. „Du darfst es doch eh‘ nicht wissen, oder???“ Zitan seufzte. „Stimmt ja-... ich hatte dir nur über Siana erzählt-... ... na gut, Osea, komm mit, wir gehen! – Zenta, halt Siana fest!“ Siana sah Zenta grimmig an. „Wehe, du fasst mich an, du Rabauke!!!!“ zischte sie, und Zenta sah sie ebenso grimmig an. „Tu ich nicht freiwillig, du aufmüpfige Schnepfe, keine Sorge!!“ Zitan erklärte Nadaiya und Osea die Wahrheit über sie, bevor die drei zurück ins Zimmer kamen. Plötzlich rief Osea: „HEY!!! WIR FAHREN!!!!!“ Alle sprangen auf und sahen aus dem Fenster. Tatsächlich. Die Mitoma fuhr gerade aus Iciyas Hafen auf den Itavanischen Ozean. Liona drehte sich nach einer Zeit ab und sah zu Boden. Mach dir keine Sorgen um mich, Vater-... ich werde zurückkommen! „He, jetzt sind wir tatsächlich runter von Divinasira! So ´ne große Reise haben wir noch nie gemacht!“ rief Tiras erstaunt, während die acht weiterhin über das vorüberfliegende Wasser sahen. „Wer weiß, wohin sie uns noch ganz führen wird,“ entgegnete Zenta mürrisch, und Zitan lachte und klopfte ihm auf die Schulter. „Also, erstmal nach Mizu! Und Hauptziel ist ja jetzt der Süden!“ „Ja, nicht unbedingt, du vergisst ja die Klimazonen!“ sagte Zenta und stützte den Kopf auf die Hände, „Es gibt den Nordpolarkreis; die nördliche Klimazone, in der Divinasira, Nord-Islasira und Maginasira liegen; die Äquatorialzone, da liegen Nord-Tinasira und Mittel-Islasira; dann die südliche Klimazone, da liegen Süd-Islasira, Süd-Tinasira und Nord-Grandinasira und den Südpolarkreis, da liegt Süd-Grandinasira!“ „Wieso kann der das eigentlich alles auswendig??“ fragte sich Osea entsetzt. „Schnauze, ich bin ja noch nicht fertig!!!“ unterbrach Zenta das Mädchen grimmig, „Also, momentan befinden wir uns in der nördlichen Klimazone und fahren mitten in den Nordpolarkreis!“ „WAS?!?!“ „Ja, Nord-Minisira, wo wir hinfahren, liegt im Nordpolarkreis!... Dann fahren wir wieder in unsere nördliche Klimazone, nämlich nach Islasira. Von dort aus gehen wir weiter bis Mittel-Islasira, das liegt in der Äquatorialzone. Und in der Äquatorialzone ist es immer warm, während es im Süden ja im April oder Mai schon wieder Winter wird!“ „Wir haben aber Oktober, Zenta!“ warf Vento belustigt ein. „Und??! – Wenn wir in der Äquatorialzone bleiben, wird es nie kalt!! Wozu dann ganz nach Süden laufen, wenn man sich das Leben einfach machen kann?“ Zenta sah die anderen an. „O.k., bleiben wir bis ans Ende unseres Lebens im Paradies!“ freute sich Osea. „War das der Sinn der Mission???“ fragte Liona, „Ich glaube nicht!!“ „Was weißt du denn über die Mission??!“ brummte Zenta, „Wir bringen Siana vor ihr in Sicherheit!!!! Ist doch egal, wo diese Sicherheit ist, oder??!“ „Aber Kindarn findet uns sowieso irgendwann, wenn wir ewig in der Äquatorialzone bleiben!“ meinte Tiras ernst, „Wir können ja da bleiben, bis Kindarn kommt!“ Die anderen glucksten. „Gute Idee...“ Die acht redeten noch lange weiter, den ganzen Tag wurde diskutiert, abends gingen sie ins Restaurant, um zu essen, danach wanderten alle wieder in ihre Suite und spielten Mau-Mau, bis sie müde wurden, dann legten sie sich schlafen. „Wir werden ungefähr um zwölf Uhr da sein!“ rief Zenta, bevor sie sich in ihre Betten begaben, „Also, Tiras, weck uns ja rechtzeitig!“ „Aber frühestens um zehn!!“ addierte Vento mürrisch, „Und nicht wieder um sieben, du Blödmann!!“ Tiras nickte seufzend. Jeder hatte sein eigenes kleines Zimmer, das fand Siana garnicht so schlecht, da sie nun nicht ständig mit den anderen in einem Zimmer schlafen musste. Osea fand das garnicht komisch. Sie fürchtete sich im Dunkeln, und sie fürchtete auch das Alleinsein, da sie schon zwei Jahre lang ganz allein in ihrem Haus gelebt hatte. Und beim Schaukeln des Schiffes war das alles noch unangenehmer. Nadaiya, die noch eine ganze Weile mit Zenta gestritten hatte, zog sich dann auch in ihr Zimmer zurück. „Dieser kleine Sturkopf!!“ murrte sie und zog das Zopfband aus ihren blonden Haaren, „Vento hatte recht, er ist tatsächlich eine harte Nuss!!! – Hm-... ich muss irgendwie meine Strategie ändern-... wenn ich ihn immer angreife, wird das eh‘ nichts!... Ich müsste versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen... dazu müsste ich allerdings wissen, wie man das macht!... Na warte, Zenta, ich krieg dich noch!!“ Sie zog ihre Hose und ihre Bluse aus, knipste das Licht aus und legte sich hin. Doch plötzlich ging die Tür auf, und Nadaiya setzte sich rasch wieder auf. „Wer zum-...?! – Oh, du???“ An der Tür stand Osea und krallte sich am Türgriff fest. „Oh, hab ich dich geweckt?...“ fragte das kleine Mädchen leise, „Tut mir leid-... ... aber... kann ich bei dir schlafen?-... Ich hab Angst...“ Nadaiya sah sie erst an, dann lächelte sie sanft, stand auf und schloss die Tür, nachdem sie Osea ins Zimmer gezogen hatte. „Natürlich, Osea... du bist niedlich, ehrlich-... komm her, hier ist ja genug Platz!“ Osea lächelte nun auch und fiel Nadaiya um den Hals. Eher um den Bauch, da sie so klein war. Nadaiya hob Osea auf und transportierte sie ins Bett. „Vielen, vielen Dank, Nadaiya... du bist wie meine Mutter-...“ murmelte Osea betreten, und Nadaiya sah sie ernst an. „Du vermisst sie sehr, nicht wahr?“ fragte sie, und Osea nickte stumm. „Ich wünschte-... diese Seuche wäre niemals entstanden-... ...“ Nadaiya schloss die Blauhaarige sanft in die Arme. „Du wirst darüber wegkommen,“ versprach sie Osea, „Ganz bestimmt.“ _______________________ was mir noch einfiel: re-naì? - musanische Redewendung, heißt "Verstanden?" oder "Kapiert?" Kapitel 20: Oseas Brief ----------------------- Tatsächlich hielt Tiras sein Versprechen und weckte die anderen erst um elf. Wie Zenta es vorausgesagt hatte, kamen sie um zwölf in Mizus Hafen an. „Mann, es ist verflucht kalt hier!“ bemerkte Vento und schüttelte sich, als die acht das Schiff verließen. „Das ist der nördliche Polarkreis, du Pansen,“ brummte Zenta und sprang auf Jali, „Zid??! Gehen wir?“ „Yo.“ Zitan gab Kasera die Sporen, und so galoppierten sie durch Mizu nach Süden. „Und wohin wollen wir in zwölf Stunden noch kommen?“ fragte Zenta skeptisch, und Zitan blieb stehen und starrte ihn an. „Wie??“ „Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du hier draußen schlafen willst!!!!“ Zitan sah sich um und grinste. „Hm... da hat er recht, das sollten wir nicht tun... unserer Gesundheit zuliebe!...“ „Hm.“ Tiras nickte. „Na, dann denkt euch mal was aus,“ sagte Nadaiya gleichmütig und grinste breit. Zenta schielte sie an. „Und dass du deine vereinzelten grauen Zellen in Bewegung setzt, um mitzuhelfen, kommt nicht so wirklich in Betracht, was, Schlampe??!“ fuhr er sie an, und Nadaiya lachte amüsiert. „Nun sei doch nicht so fies zu mir!!... Mal ehrlich, was hab ich dir eigentlich getan?“ fragte sie unschuldig. Zitan verdrehte schonmal die Augen. „Zenta, bitte-...!!“ „Was du getan hast??!! Dich uns angeschlossen, fertig, aus, BASTA!!!!“ schrie Zenta wütend. Nadaiya grinste. „Bist du etwa nachtragend??... Komm schon, lass uns Freunde sein und Frieden schließen!“ Sie hielt ihm die Hand hin, doch er würdigte sie nichtmal eines Blickes. „Kannst du nicht zur Abwechslung mal Vento nerven??!!“ Damit wendete er Jali, „Zid!! Beweg dich, wir gehen!!“ „Wir gehen einfach, bis wir ein Dorf erreichen, irgendwo auf dieser Welt wird es doch wohl einen Bauernhof oder was geben!“ schlug Liona vor. Die anderen sahen sie an. „Ei-...einen Bauernhof?“ fragte Osea. „Ja!!!“ entgegnete das Magier-Mädchen erstaunt. „Im Polarkreis??“ fragte Tiras ungläubig. Liona überlegte. „Ein Schnee-Kizaya-Hof-...?“ versuchte sie es grinsend, und Zitan seufzte. „Yo, wir gehen!“ bestimmte der Blonde und trieb Kasera an, „Heihoya!!“ Der Rest galoppierte ihm hinterher. „Und das Haus ist bestimmt ein Iglu!!“ lachte Vento, und Liona streckte ihm die Zunge raus. „Tu du mal nicht so, als wüsstest du alles besser, Blondi!!“ „B-Blondi??!!“ fragte Vento entsetzt, und Osea lachte. „Natürlich Blondi!!! Was ist denn das sonst für eine Farbe auf deinem Kopf?? Gelb???!!“ Vento brummte. „Witzig!!!“ „Okay – wie wär's mit Gelbius??“ Vento fuhr herum. „LIONA!!!!!!“ Schon bald waren sie durch sechs Wälder durchgeritten – ohne Erfolg. Sie fanden weder einen Bauernhof noch ein Iglu. „Verdammt!!“ rief Zitan, „Das kann doch nicht sein!!!“ „Minisira ist ein beschissener Kontinent!!“ stellte Zenta fest, „Pff – und jetzt??!“ „Hey!!!“ rief Liona plötzlich, „Ich sehe ein Haus!!!!“ Die anderen fuhren herum. „Was??!“ fragte Tiras, und Liona zeigte auf ein Haus in einiger Entfernung. „Oooch, kein Iglu??!“ maulte Nadaiya, „Aber ich hab noch nie in einem Iglu geschlafen!!“ Zenta, der ganz plötzlich neben ihr aufgetaucht war, grinste sie blöd an. „Weißt du was??!“ Sie blinzelte. „Mmh??“ „Bau dir eins!!“ Die acht ritten rasch zu dem von Liona entdeckten Haus herüber. Es stellte sich heraus, dass es tatsächlich ein Bauernhof war. Allerdings ein ziemlich ungewöhnlicher Bauernhof, da die Leute für einen Bauernhof ungewöhnliche Tiere hielten: Itaros, Schnee-Kizayas, einige Hühnerähnliche Vögel namens Hyien und eine Kamani, eine Art Seekuh, in einem riesigen Wasserbecken. Die acht wurden freundlich empfangen, man erlaubte ihnen, eine Nacht auf der Farm zu bleiben. Allerdings mussten alle zusammen in ein Zimmer, in dem es nur zwei Betten gab. Man entschied, Siana und Osea in den Betten schlafen zu lassen – Siana, weil sie die Prinzessin war, und Osea, weil sie die Kleinste war. Der Rest machte es sich auf dem Boden bequem. Osea saß auf dem Bett und schien etwas zu schreiben oder zu zeichnen, der Rest saß oder stand irgendwo herum und tat nichts. „Wollen wir nicht Karten spielen?“ gähnte Vento irgendwann, „Mir ist langweilig!!“ „Geh mit Nadaiya ein Iglu bauen!“ schlug Zenta blöd grinsend vor, „Darauf freut sie sich schon den ganzen Tag!“ Nadaiya zog eine Schnute. „Wieso verteidigt mich nie einer von euch anderen??!“ maulte sie, „Zenta ärgert mich!!!“ „Ich sag's doch – geh ein Iglu bauen!!“ riet ihr Zenta, und sie zog eine noch größere Schnute. Plötzlich steckte die Bauersfrau ihren Kopf zur Tür herein. „Es gibt jetzt etwas zu Essen, wenn ihr wollt, könnt ihr runterkommen!“ meldete sie freundlich. „ESSEN!!!“ schrie Liona als Erste und war im Nu aus dem Zimmer verschwunden. „Sachte, sachte, Mademoiselle!!“ rief Zenta entnervt, während die anderen auch gingen. Als Zitan als Letzter in der Tür stand, stand Osea vom Bett auf. In der Hand hielt sie einen zusammengefalteten Zettel. „Ziddy-...!“ fing sie an, und der Junge sah sie an. „Hm? Was ist?“ lachte er vergnügt. Osea sah zur Seite. „Ich-... ich wollte dir... was geben-... ... – aber-... zeig es niemandem!!!!“ Sie drückte Zitan den Zettel in die Hand und rannte die Treppe herunter, den anderen hinterher. Zitan blieb allein zurück. Stirnrunzelnd sah er den Zettel an und faltete ihn auseinander – als er Buchstaben erblickte, war er überrascht. Er hatte ein Bild oder etwas ähnliches erwartet – das hier war ein Brief! Moment-... ist Osea nicht erst sechs??! fragte sich Zitan, Sie – kann schreiben??? Zitan fing an, zu lesen: Lieber Zitan, Ich, Osea, möchte dir in dem Brief sagen, was ich eigentlich schon lange sagen will. Ich liebe dich, Ziddy! Es mag sich komisch anhören, weil ich erst sechs bin, aber es ist wahr! Glaub mir, ich habe nie jemanden mehr geliebt als dich!... Und weil ich weiß, dass ich bei dir keine Chance habe, weil du in Siana verliebt bist, schreibe ich dir den Brief. Lach bitte nicht darüber. Ich liebe dich wirklich. deine Osea Zitan las den Brief noch einmal, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verlesen hatte. Und er las ihn ein drittes mal. Und ein viertes. So etwas hatte ihm noch nie jemand geschrieben. Erst recht keine Sechsjährige! Er konnte es garnicht fassen; ein kleines Kind, das erst sechs war, hatte sich in ihn verliebt! War das überhaupt möglich?? Sowas war ihm noch nie passiert, und gegen seinen Willen musste er grinsen. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte er mit sechs Jahren nicht die Spur einer Ahnung davon gehabt, was das überhaupt war – Liebe. Inzwischen wusste er es... – Er las den Brief zum fünften mal. Und als er dann an die Stelle kam, in der Osea schrieb, er sei in Siana verliebt, merkte er, dass er rot wurde. War das denn so eindeutig, dass selbst Osea es merkte? Und ob die anderen es auch schon wussten? Zitan legte sich auf das Bett und starrte Löcher in die Luft. Es stimmte ja – er war unsterblich in Siana verliebt. Was aber sollte er jetzt zu Osea sagen? Ihr zu sagen, ‚Ich liebe dich auch!‘ wäre erstens eine Lüge, zweitens blödsinnig und drittens unglaubwürdig. Welcher Sechzehnjährige verliebte sich schon in eine Sechsjährige? Aber ihr zu sagen ‚Tut mir leid, ich liebe dich nicht!‘ würde ihr wahrscheinlich das Herz brechen, wenn es nicht sowieso schon gebrochen war. Nach zwanzig Minuten hörte er, wie die anderen die Treppe heraufkamen. Zitan stand auf, vergaß dabei, den Brief einzustecken, und ging auf den Flur hinaus, um Osea abzufangen. „Wo warst du denn??!“ begrüßte ihn Tiras, „Hab ich dich-... übersehen??!“ Zitan lachte. „Ach was, sei nicht albern-...!“ Die anderen gingen wieder ins Zimmer, bis Osea allein vor Zitan stand, und Zitan ergriff ihren Arm. „Wir müssen reden!“ sagte er ernst, und Osea sah zur Seite. Zitan spürte, dass sie verlegen war. Und irgendwie war er es nicht minder. Die beiden verließen das Haus. Sie gingen eine Weile und blieben vor dem Wasserbecken der Kamani stehen. „Hast du ihn gelesen?“ fragte Osea und krallte sich an dem Drahtzaun fest, der das Becken umgab. Zitan schwieg. Als sie ihn ansah, nickte er. „Du-... meinst das ernst, nicht wahr, Osea?“ fragte er etwas unsicher. „Ja! Das ist kein Scherz, ehrlich nicht!“ rief das Mädchen aus und sah ihn an, „Ziddy-... ...“ Zitan senkte den Kopf. „Hm-... du hast in dem Brief geschrieben, du wüsstest, dass du keine Chancen hast-... warum glaubst du das?“ Osea lachte plötzlich. Zu Zitans Erstaunen klang ihr Lachen keinesfalls sarkastisch – er kannte zum Beispiel Zentas sarkastisches Lachen. Zenta konnte man auf Anhieb anhören, wenn er etwas ironisch meinte, und Zitan wusste, dass Zenta das mit Absicht so betonte. Aber Zentas ironisches, bitterböses Lachen war grausam – Zitan erschauderte manchmal, wenn er seinen besten Freund lachen hörte. Oseas Lachen war hell, süß... fröhlich, und dennoch ein kleines bisschen melancholisch. „Weil-... ein Junge mit sechzehn sich nie in ein Kleinkind wie mich verlieben wird,“ entgegnete Osea, ihn anlachend. Zitan sah sie an. Irgendwie fühlte er sich ziemlich mies, ihr so gegenüberzustehen. „Ich fürchte, das ist wohl wahr-...“ rang er sich schließlich durch, Klartext zu sprechen, und er sah dabei wieder zu Boden. Dann fiel ihm etwas ein. „Aber-... ... wie kommst du darauf, dass ich in Siana verliebt bin??“ Osea sah ihn erst an, dann kicherte sie. „Es stimmt doch, oder??“ Zitan sah sie an und wurde in Sekunden knallrot im Gesicht. Osea lachte wieder. „Ich verrate es nicht, keine Sorge!“ Der Junge drehte sich ab. „Ach, wie viel wir doch gemeinsam haben!“ sagte er dumpf, „Beide einseitig verknallt, beide Vollwaisen... wir sollten uns wirklich zusammentun!“ Osea stutzte. „Deine Familie ist tot??“ fragte sie erschrocken und verneigte sich betreten vor ihm, „Verzeih mir-... das tut mir leid.“ Zitan schwieg eine Zeit lang. „Sie sind ermordet worden.“ Osea erstarrte, sofort stand sie wieder aufrecht. „WAS??!!“ entfuhr es dem kleinen Mädchen. Zitan blickte sie nicht an. „Alle, bis auf Mama. Sie ist an einer Infektionskrankheit gestorben-...“ Der Blonde lächelte ein bitteres Lächeln. Osea sah ihn schockiert an. „Aber-... wer hat sie getötet??!“ „Es war Sayamainas Armee,“ sagte Zitan monoton, und Osea sah ihn an. „Aber-... aber wieso, um Gottes Willen??!“ Zitan lächelte erneut. „Weil wir-... anders waren.“ Das Mädchen stutzte. Anders? – Wie... anders...? „Die Menschen waren böse... neidisch auf unsere Fähigkeiten... auf unser-... Anders-sein. Neidisch auf-... unsere Fähigkeit-... ... der Magie.“ Osea starrte ihn an. „Das heißt ja-...!! ... Du-... du bist-... du bist Mesumanier??!!“ stieß sie hervor. Zitan lächelte noch immer, sie nicht ansehend. „Unsere Provinz war im Südosten Nurias!-... Saria... ... Mein Vater hat Sianas Vater getötet. Und Kindarn – hat darauf meinen Vater umgebracht. Ja – ich bin Mesumanier, Osea! Geboren in die Familie und unter dem Schutz der Meeresgöttin Kyana... ...“ Osea sah ihn fasziniert an. „Du bist-... ... – d-dann bist du – wie Liona??“ Zitan sah sie jetzt erst wieder an. „Osea – ich bitte ich, erzähle es niemandem, okay?? Vor allem Siana nicht!-... Wenn sie erfährt-... dass es mein Vater war, der ihren-... ...“ Er brach ab, und Osea nickte. „Du... Zitan?“ fragte sie nach einer Weile, und er sah auf. „Ja?“ „Aber wenn du-... Mesumanier bist-... kannst du dann auch zaubern, wie Liona?“ Er senkte den Kopf. „Nein. Ich kann Vitra, das ist alles. Weißt du, mein Vater starb, da war ich so alt wie du. Und in dem Alter ist ein Kind noch nicht aufnahmefähig genug, um zaubern zu lernen. Meine Mutter wurde schwer krank, als ich acht war, also hatte ich niemanden mehr, der es mir hätte beibringen können-...“ Langes Schweigen trat ein. Dann meinte Osea: „Na gut-... ich gehe dann rein-... es ist kalt hier – kommst du mit?“ Zitan nickte, und die zwei wanderten in Richtung Haus. Siana kam ihnen auf halbem Weg entgegen. „Hey! Wo wart ihr denn??!“ rief die Prinzessin aufgeregt, „Ich hab euch gesucht, Ziddy!“ „Wir waren bei der Kamani, da unten... was tun die anderen?“ fragte Zitan grinsend und blieb stehen. „Keine Ahnung, ich hab euch doch gesucht!“ sagte Siana erstaunt, „Was macht ihr denn hier draußen in der Kälte?“ Osea sah erst Siana, dann Zitan an und ging schließlich allein weiter zum Haus zurück, während Zitan und Siana stehenblieben und sich unterhielten. Als Osea im Zimmer ankam, sprangen ihr alle entgegen. „OSEA!!!!“ schrien sie alle gleichzeitig. „Was ist los?“ fragte sie bestürzt, in der Ahnung, etwas Schlimmes sei passiert. „Du... du bist in ihn verknallt, ja??!“ kreischte Vento und holte den Brief hervor. Osea schrie auf und griff nach dem Brief. „OH NEIN!!! – W-woher habt ihr den??!!! Gib ihn zurück, Vento!!!“ schrie sie, doch Vento zog den Brief hoch, sodass er für Osea unerreichbar war. „Muaaahahaha, wie geil!!!“ lachte er, „Ich glaub's nicht-... was hat Ziddy gesagt??!“ Osea starrte die anderen nur verstört an, die sie skeptisch beobachteten. „Ihr-... – IHR SEID GEMEIN!!!“ schluchzte sie dann, schnappte Vento den Brief weg und stürzte die Treppe runter aus dem Haus. „Was’n nu‘ kaputt?“ machte Vento verdutzt, „Hey!! – Ähm-...“ „Du Penner!!!“ fuhr Zenta plötzlich wutentbrannt auf, „Achte mal auf das, was du sagst, du hast sie gekränkt!!!“ Vento starrte ihn an. „Was war’n das gerade??! Du bist der Richtige, um das zu sagen!!!“ rief Vento entsetzt. Zenta ballte die Fäuste. „Ach – ich vergaß!!! Du lachst ja sowieso über alles, nicht wahr??! – Was weißt du schon davon??!!“ Er lief zur Tür, Nadaiya war die erste, die ihm folgte, sehr bestürzt. Vento starrte Zenta an. „Was ist denn plötzlich mit dir los??!!“ Zenta drehte sich halb um, sein Blick bohrte sich wie ein Glassplitter in Ventos Augen. „Du hast-... keine Ahnung davon, wie es ist, von anderen ausgelacht zu werden!!“ Mit diesen Worten lief er aus dem Zimmer. „Zenta!!“ rief Nadaiya bestürzt, „Warte doch-...!!“ Vento stand da wie vom Donner getroffen. Die anderen standen auf. „Gott, bist du ein Spasti,“ bemerkte Tiras ernst, bevor die anderen Nadaiya und Zenta folgten. Osea lief, so schnell sie konnte. Sie lief an den Itaros vorbei. In der Ferne sah sie Zitan und Siana, die sich immer noch unterhielten. Doch sie rannte weiter. Immer weiter fort, bis sie nicht mehr auf dem Grundstück war. „Okay-... Siana, ich denke, wir gehen rein, es ist kalt hier... du wirst dich noch erkälten, Prinzessin!“ lachte Zitan und nahm Siana am Handgelenk, „Komm!“ Sie lachte, und die zwei wollten gerade gehen, da kamen ihnen die anderen entgegengerannt. „Ziddy!!!!“ rief Nadaiya aus, und Zitan und Siana sahen auf. „Mh??!“ machte Siana, „Wa-was ist denn los??!“ „Zenta! Was ist passiert?!?“ fragte Zitan, als die anderen die zwei erreichten. Zenta keuchte. „Osea ist weggelaufen!!!“ „WIE BITTE??!!?!“ fuhr Zitan wütend auf, und alle sahen ihn an. „Naja... wir haben von ihrem-... ... Geheimnis erfahren, und – Vento-... ... dieser Bastard hat sie vor allen fertiggemacht!!“ erzählte Zenta und sah Vento so vernichtend an, dass dieser am liebsten im Erdboden versunken wäre. Zitan fasste sich auf die Stirn. „Wir müssen sie finden! Sie kann sich nichtmal wehren!“ beschloss er, „Los, kommt!!“ Die sieben suchten. Sie suchten die gesamte Umgebung ab. Ohne Erfolg. Es war inzwischen dunkel geworden, und Nadaiya fing an, sich ernsthaft Sorgen zu machen. „Oh mein Gott!!“ rief das blonde Mädchen wieder und wieder, „Sie ist noch so klein, und sie fürchtet sich im Dunkeln! Warum ist sie bloß weggelaufen???!“ „Ist ja gut, beruhig dich,“ murrte Zenta, und Nadaiya fuchtelte nervös mit den Händen herum. „Ooohhh, was sollen wir nur tun??!!“ schluchzte sie, und Zenta packte plötzlich ihr Handgelenk, und sie erstarrte, weil sie wieder ein Messer an ihrer Kehle erwartete – doch er sah sie nur streng an. Kein Messer. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir werden sie finden!“ zischte er fest und umklammerte ihr Handgelenk fester, „Liona hat gute Augen, sie wird sie bestimmt entdecken!“ Sie sah ihn an. „Zenta-...“ sagte sie überrascht, und Zenta seufzte und ließ sie los. „Okay jetzt??“ Sie sah zu Boden. „Ich weiß auch nicht-... ich denke immer an meine Geschwister, wenn ich Osea sehe-... und-... ich fühle mich dann verantwortlich für sie-...“ Zenta blickte sie stumm an, und er sah ihr bitteres Lächeln – sie weinte. Zuerst wollte er sich einfach abdrehen, aber er stutzte. Zum ersten Mal erkannte er ihre eigentliche Naivität und Hilflosigkeit. Sie wirkte wie eine Mutter, die verzweifelt ihr Kind sucht. Nach weiteren drei Stunden war es nach Mitternacht. Osea blieb verschwunden. Überall hatten die sieben sie gesucht. Siana war schon daran, aufzugeben. „Wir finden sie heute nacht nicht mehr, Ziddy... ich bin müde-... ...“ „Doch!! Wir müssen sie finden, hörst du??!“ fuhr Zitan auf, „Wer müde ist, darf von mir aus ins Bett gehen, ich werde so lange suchen, bis ich sie gefunden habe, und wenn es mich vierzig Nächte kostet!!! OSEEEEAAAA!!!!!!“ „Ich gehe mit dir,“ meinte Liona, und als Siana das sah, fuhr sie herum: „Ich auch!!!“ Liona sah die Prinzessin von Sayamaina nur kurz stirnrunzelnd an. Auch die vier anderen schlossen sich dann an. „OSEEEEAAAA!! WO BIST DU?!!?!“ brüllte Zitan in die Nacht. Siana folgte ihm: „OSEEEEEAAA!!!!“ „SAG DOCH MAL PIIIIEEEP!!!“ schrie Vento. Alle lauschten. Doch nichts geschah. „Lasst uns zurückgehen,“ meinte Nadaiya gekränkt und wendete sich zum Gehen. „Nadaiya! Wo willst du hin?“ fragte Tiras erstaunt. „Ich gehe rein-... wir finden sie ja doch nicht!“ meinte das Mädchen und ballte die Fäuste, „Gute Nacht-... ...!“ Sie ging. Zenta sah ihr stirnrunzelnd nach. Er erwischte sich dabei, darüber nachzudenken, ihr zu folgen – er wusste nicht, warum. Er schüttelte heftig den Kopf. „Zenta?? Kommst du??!“ fragte Zitan laut, und Zenta fuhr hoch. „Was??! – Ähm, klar, sofort!!“ Nadaiya kam über den Hof und bewegte sich langsam auf das Haus zu. Da hörte sie etwas. Es klang wie ein leises Schluchzen. Sie drehte sich um – niemand da. Nadaiya folgte dem Geräusch bis in die Scheune, und... da saß Osea auf einem Heuballen und weinte. Nadaiya blieb stumm in der Tür stehen, bis Osea sich umdrehte. „Nadaiya...?“ schluchzte das Mädchen und sah Nadaiya groß an. „Osea-...!“ flüsterte Nadaiya und schlug die Hände vor den Mund, „Wo-... wo bist du gewesen-...??! Wo bist du gewesen??!!“ Sie schniefte, und Osea erstarrte, als sie sah, wie verzweifelt das ältere Mädchen sie anstarrte. „Bin so rumgelaufen-...“ sagte Osea leise, und Nadaiya setzte sich zu ihr. „Osea-... ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!! Ich hatte Angst um dich!!!“ Osea sah sie groß an. „Was? Ist-... ist das wahr???“ „Du bist doch noch so klein!-...“ schluchzte Nadaiya bitter lächelnd, „Du erinnerst mich an meine kleine Schwester-... ...“ Sie schloss Osea in die Arme, und Osea weinte vor lauter Freude erneut los. „Nadaiya-... ...!“ „Vento hat sich beruhigt-... Ich glaube, es tut ihm leid...“ fing Nadaiya sinnlos an, zu erzählen, und Osea sah auf. „Nadaiya?...“ Die zwei sahen sich an. „Ja?“ „Darf-... darf ich Mama zu dir sagen?“ Nadaiya sah sie an. Dann lächelte sie, und schon hatten die beiden sich erneut in den Armen. Nadaiya weinte jetzt auch. „Du bist süß... ... natürlich darfst du das...“ _______________ was unklar?^^ Kapitel 21: Diones Höhle ------------------------ Um etwa vier Uhr nachts konnte Tiras Zitan letztendlich davon überzeugen, dass es keinen Sinn hatte, weiterzusuchen. Die sechs gingen etwas geknickt zum Haus zurück, wobei Zitan Siana Huckepack nahm, weil sie schon fast einschlief. Als sie über den Hof kamen, entdeckten sie Nadaiya und Osea, die offenbar irgendetwas spielten. „Ja, aber... OSEA!!!!“ schrie Zitan und ließ Siana fallen, Zenta fing sie gerade noch auf. „Idiot!!!“ keifte Siana. „Ich hab sie gefunden, sie war in der Scheune!“ strahlte Nadaiya, und die anderen starrten Osea und Nadaiya an. „Hallo...“ machte Osea verlegen. Zenta sah Nadaiya so vernichtend an, dass sie überrascht blinzelte, und Zitan sammelte Siana wieder auf. „Osea-... schön, dass du wieder da bist!! Wir haben dich gesucht!!!“ Osea sah zu Boden. „Ich weiß-... ... tut mir leid, Ziddy-... ...“ Er lächelte. „Ist schon gut,“ sagte er, und als sie ihn ansah, lachte er vergnügt. „Kommt! Gehen wir rein!!“ Die anderen folgte Zitan ins Haus. Zenta ging an Nadaiya vorbei und packte sehr unsanft ihren Oberarm. „Und dafür drei Stunden Suchen, du Mistkrücke!!“ zischte er, „Auf die Idee, uns Bescheid zu sagen, bist du nicht gekommen??!!“ Sie sah ihn an. „Verzeih mir,“ sagte sie ehrlich, und er verfesterte seinen Griff. „Au!!“ rief sie dann, und er ließ sie los. „Verarsch mich nicht noch einmal, Nadaiya!!“ warnte er sie, „Gute Nacht!!!“ Damit ging er. Wie verabredet durften Osea und Siana in den Betten schlafen, Osea nahm Nadaiya noch mit rein, schließlich war sie ihre ‚Mama‘. Und schon bald waren alle eingeschlafen. Um etwa zehn standen sie dann auf. „Toll, und wohin gehen wir jetzt?“ fragte Osea. „Am besten garnicht,“ knurrte Zitan, „Ich will nicht-... bin so müde-...“ „Du wirst brav aufstehen, Langschläfer!! Immerhin, du wolltest ja nach Osea suchen!“ rief Siana und versuchte, Zitan hochzuziehen, aber es gelang ihr nicht. „Och, Prinzessin... sei nicht so fies, du hast wenigstens geschlafen!“ „Du nicht?“ „Drei Stunden, verdammt-... ...!“ murmelte Zitan verärgert, rollte sich auf dem Boden zusammen und schloss die Augen, „Geht schonmal vor, ich komme nach...“ „ZITAN!!!!!“ Siana trat ihm unsanft in den Bauch, er schrie auf vor Schmerz und setzte sich auf. „Hast du sie nicht alle?!?! Das tut verdammt weh, du blöde Kuh!!!“ „Du wirst aufstehen!!!!“ protestierte sie wütend. „WER SAGT DAS?!?!“ fuhr er sie an. „ICH!!!“ „Na und?!!“ „HÖR MAL, ICH BIN DIE PRINZESSIN VON SAYAMAINA!!!“ „Oh, Leute, könntet ihr mal in die Pötte kommen??! Wir haben nicht ewig Zeit! Komm, hopp, steh auf, Ziddy!“ „Maaaannn, ihr habt Nerven!!“ stöhnte der Junge und rappelte sich auf, „Ist ja gut, verflucht!!“ Die acht gingen runter, um zu frühstücken. Nach dem Essen verabschiedeten sie sich von den Bauern. „Auf Wiedersehen! Und gute Reise!“ sagte die Bauersfrau gut gelaunt. „Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft!“ entgegnete Liona grinsend, „Das Essen war lecker!!“ „Hey, eine Frage,“ fing Zenta an und kletterte auf Jali, „Was ist der schnellste Weg nach Maiju?“ „Maiju?? Da gibt es nur einen einzigen Weg,“ sagte der Bauer grübelnd. Alle sahen erst Zenta, dann den Bauern an. Schweigen. Als nach einer Minute immer noch nicht mehr gekommen war, addierte Zenta: „Und der wäre???!“ „Durch Diones Höhle!“ Zenta fuhr auf. „WAS?!?!“ Zenta starrte den Bauern an, nickte dann aber. „Danke, Sir, sehr freundlich. Zid, geh zu!!“ Die acht gingen. Nach einer Weile fragte Vento: „Was ist denn mit Diones Höhle?“ „Dione ist eine Eishexe!“ erklärte ihm Tiras, „Sie lebt in dieser Höhle, und die Höhle ist verzaubert! Überall sind Fallen, und wenn sie jemanden reingelegt hat, friert sie ihn gnadenlos ein! Bisher hat es keiner geschafft, diese Höhle lebendig zu durchqueren!“ Zenta nickte überlegend. „Hmm-... ich überlege, ob wir nicht direkt nach Zobou gehen sollten-...“ „Das ist zu weit!“ unterbrach ihn Zitan, „Wir werden bestimmt nicht nochmal eine Farm finden! Wir müssen heute nach Maiju kommen! – Wir können der Prinzessin nicht zumuten, bei der Kälte draußen zu schlafen!!“ Alle schwiegen. „Gut! Dann gehen wir durch die Dione-Höhle!“ bestimmte Liona, „Oder hat jemand was dagegen?“ Niemand meldete sich. „O.k.! Lasst uns gehen!“ Liona wollte vorneweg reiten, doch Zitan stellte sich ihr in den Weg. „Liona, du bist viel zu voreilig! Ohne eine bestimmte Strategie schaffen wir es nie, da durchzukommen!“ Das türkishaarige Mädchen sah ihn erstaunt an. „Und? Ich habe doch eine Strategie! Blitz ist gegen Eis effektiv! Also werde ich ein wenig Blitzra machen, und schon wäre diese blöde Eisfrau erledigt!“ „Das sagst du so! Sie ist eine sehr mächtige Magierin!!!“ widersprach ihr Tiras ernst, „Auch Mesumanier haben versucht, hindurchzugehen, und sind eingefroren worden!“ Alle starrten ihn an. „Klingt nach-... etwas Ungemütlichem...“ sagte Nadaiya perplex in die Stille hinein. Liona wendete Selja und sah Tiras scharf an. „Wir werden sehen!“ sagte sie ernst und galoppierte an, dem Rest blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Bald erreichten sie eine Tundra. Mittendrin war eine riesige Gebirgskette – in ihr befand sich Diones Höhle. Unten war ein Eingang, der ins Schwarze führte. Die acht standen direkt davor und sahen hinein. „Ist jemand zu Hause?!“ rief Vento scherzhaft. „Red keinen Stuss, du Depp!!“ rief Siana aus. Vento lachte dämlich. „Lasst uns reingehen,“ meinte Zitan entschlossen. Der Rest nickte. „Chinon wird uns beschützen,“ sagte Liona und deutete auf einen goldenen Ring, der um ihren Hals befestigt war. Ein schwarzer Stein in Form eines Piks war vorne drauf. „Jede Familie der Mesumanier hat ein Familiensymbol! Das beschützt die gesamte Familie! Jeder Gott hat sein Symbol, und jede Familie hat einen Schutzgott!“ erzählte Liona, „Dieses ist das Kennzeichen des Chinon! Er ist der musanische Todesgott!“ Zitan sah auf. Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihm einst von den Familiensymbolen erzählt hatte, und er fuhr mit der Hand unter seine Weste und ergriff den tiefblauen Stein, der an seiner Kette befestigt war – das Familiensymbol der Saris. Liona hat recht... die Kennzeichen der Götter... Die acht gingen in die Höhle. Es war pechschwarz, so holte Zenta eine Fackel aus seinem Rucksack, Liona zündete sie an. „Es werde Licht, haha!“ rief sie spaßig und übte einen harmlosen Furia-Zauber aus, die Fackel begann, zu brennen. „Prima, und wo längs jetzt?“ „Einfach geradeaus!“ schlug Liona vor. Sie ging mit der Fackel voraus, der Rest trottete hinterher. „Seht euch das an!!“ Liona beleuchtete die Wände. Die anderen fuhren zurück: unzählige Eisstatuen waren an der Wand aufgehängt – es waren die Opfer der Dione. Plötzlich stieß Selja mit dem Huf gegen etwas hartes und wieherte erschrocken auf. Liona leuchtete auf den Boden – ein Totenschädel, der auf dem Weg lag. Als die acht weitergingen, entdeckte Liona viele Knochen, unzählige Schädel und Spinnenweben auf dem Boden. „Ich hab Angst!“ flüsterte Osea zaghaft. „Es wird nichts passieren!“ beruhigte sie Nadaiya. „So, wie das hier aussieht, könnte das das Wohnzimmer von Chinon persönlich sein,“ murrte Zitan, und Liona sah ihn kurz an. Sie gingen weiter. Alles war totenstill. Plötzlich hielt Liona an, und die anderen bremsten ebenfalls. „Was ist?“ fragte Tiras. „Da ist eine Falle! Wir müssen drum herum gehen!... Folgt mir!“ Vorsichtig bog Liona nach links ab, was fast garnicht mehr möglich war auf dem engen Pfad, der Rest folgte ihr schweigend. Solche Aktionen mussten sie desöfteren wiederholen, doch plötzlich blieb Liona wieder stehen. „Schon wieder?“ fragte Vento. „Wir haben ein Problem! Da ist ein Loch direkt vor uns, und keine Seitengänge! Man muss drüber springen! Aber einer nach dem anderen!“ Liona ging etwas zurück, galoppierte an, und Selja sprang gekonnt über das Loch und landete sicher auf der anderen Seite. „Hat's geklappt??!“ fragte Vento überflüssigerweise. Liona hielt die Fackel hoch. „Siehst du doch, du Nase!!“ „Okay, ich komm rüber!“ erklärte Zitan und gab Kasera die Sporen, sie sprang wie Selja gekonnt über das Loch. Dann folgte Jali, etwas wackeliger. Tojo, äußerst skeptisch. Yanko, wieder etwas besser. Dann kam Nadaiya mit Chiva, ein gelungener Sprung. Blieben noch Siana mit Nervi und Osea mit Mac. „Kommt endlich!“ rief Tiras. Osea holte tief Luft. „Also gut! Ich springe! Los, Mac, gib Gas!“ Mac nahm Anlauf und sprang. Er flog regelrecht über das Loch, landete knapp auf der anderen Seite und wieherte. „Uaah!!“ machte Osea, Nadaiya packte Macs Zügel, und sie zogen Mac auf den Boden. Das kleine Kizaya bibberte vor Schreck. „Osea, bist du o.k.?“ fragte Zitan, und Osea nickte, Mac den Hals klopfend. „Klar! Gerade eben noch geschafft!“ „Brav, Mac!“ „Siana!“ rief Liona, „Komm!“ Die Prinzessin starrte apathisch in das Loch vor ihr. „Ich-... ich trau mich nicht!“ „Was soll der Quatsch?! Natürlich traust du dich! Komm sofort rüber! NERVI!!!!“ schrie Zitan. Nervi schnaubte. „Aber-...!“ Siana senkte den Kopf. Schließlich nickte sie. „Na schön... ich versuche es!“ Siana sprang. Sie kniff die Augen zu. Ich schaff das nicht!... Nervi kann das nicht...!! Nervi landete. Auf der anderen Seite. Doch er war wütend, weil er so etwas anstrengendes hatte machen müssen, sodass er Siana einfach nach hinten abwarf. Sie schrie auf und versuchte, zu fliegen, dabei sie flog direkt in das Loch hinein. „SIANA!!!!“ brüllte Zitan und sprang von Kasera, ergriff im letzten Moment ihre Hand und hielt sie fest. Jetzt hing sie am Rande des Loches. „Oh mein Gott!! OH MEIN GOTT!!!“ heulte sie hysterisch. „Nicht nach unten gucken!!“ riet ihr Liona, und Siana kniff die Augen zu. „Zi-...Ziddy-...!!“ keuchte sie, und Zitan verfesterte seinen Griff. „Keine Angst, ich hab dich!“ Er zog sie mit einem Ruck hoch, und sie landete in seinen Armen. Sie begann zu weinen. „Ich dachte, ich würde eingefroren!!“ heulte sie, doch nach einer Weile besann sie sich. „Vielen Dank, Ziddy... du hast mir das Leben gerettet... ich danke dir...“ Die beiden sahen sich an. Zitan spürte, dass er rot wurde, deshalb stand er rasch auf und half ihr auf Nervi. „Komm, wir müssen weiter.“ Sie blinzelte. Was ist denn los???? „Ihr werdet hier nicht weitergehen!!“ ertönte plötzlich eine laute Stimme aus dem Nichts. Die acht fuhren herum. „Dione!!“ fuhr Zenta auf, Jali wieherte und drehte sich im Kreis. Die Stimme lachte laut. „Ganz genau, Junge! Ich bin Dione, die Herrscherin über das Eis!“ Da erschien vor ihnen eine blaue Frau. Sie schwebte in der Luft und schien nur aus Eis zu bestehen. „Ihr seid unerlaubt in meine Höhle eingedrungen! Dafür werdet ihr bestraft!“ „War keine Absicht, war nett, Euch kennengelernt zu haben, Mylady!“ sagte Zenta rasch mit seiner üblichen, ironischen Verneigung, und er wollte gerade an Dione vorbeigehen, doch sie hielt ihn auf. Sie zauberte eine Mauer aus Eis vor die acht Freunde, und Jali stieg erschrocken, Zenta riss ihre Zügel zusammen. „Ach, verflucht!!“ „Der Verbeugungs-Trick klappt bei so einer nicht, Zenta!“ erklärte ihm Tiras, und Zenta schnaubte. „Das sehe ich selber, war doch einen Versuch wert!“ Dione grinste bösartig und hob die Hand. „Du willst über mich lachen, Kleiner?...“ fragte sie süß lächelnd, „Unwissender Mensch, hast du Ahnung von meiner Macht...!“ Sie blies einen eiskalten Wind durch die Höhle und sah Zenta dabei in die Augen, er erstarrte auf Jali, und als seine Augen glasklar wurden, ließ er die Arme sinken – Dione hatte ihn zweifellos hypnotisiert. „ZENTA!!!!“ schrie Nadaiya als Erste und schüttelte ihn, „Wa-was hast du mit ihm gemacht??!!“ „VITRA!!!!!“ kreischte Liona, doch der Zauber traf Zenta, ohne zu wirken. Er blieb wie versteinert. „W-was??!“ fragte Liona verdutzt und sah auf ihre Hände. „Er wird erst wieder normal sein, wenn Dione stirbt!!“ erklärte Tiras, und Zitan wendete auf der Stelle Kasera und stierte Dione wutentbrannt an. „Na warte!! Wage es nie wieder, dich an meinen Freunden zu vergreifen!!!! DAS WIRST DU BÜßEN!!!!!“ Liona fuhr auf, als irgendetwas plötzlich wie ein Nadelstich ihren Kopf durchzuckte. Eine Aura... Aura??! Liona drehte sich langsam um. Dione ist vor uns-... ich spüre noch eine zweite, magische Aura – hinter uns!-... Ein-... Hinterhalt??!! „Passt auf!!“ rief sie warnend, „Dione ist nicht die einzige Magierin hier-...!“ Alle sahen nach hinten – nichts zu sehen. Dione sah Liona komisch an. „Mh??! Was glaubst du, was ich bin??! Ich brauche keine Unterstützung!! Ich bin allein, du dummes Mädchen...!“ Liona streckte die Hände aus. „Hast du dir so gedacht!!! Wenn du tot bist, sehen wir weiter, kleiner Bastard!!!“ schrie sie, „BLITZRA!!!“ Ihre Hände glühten gelb auf, und grelle Blitze fuhren aus ihren Fingern, aber sie verfehlte Dione um Haaresbreite. „Elementarzauber, wie süß!!“ lachte die Eishexe amüsiert, „Ich zeig dir mal mein Element, Kleine!“ Sie fuhr die Hand aus, und ein Eisstrahl fuhr heraus. „KONTRA!!“ schrie Liona gerade noch rechtzeitig, und das Eis traf Dione selber. „Tsss!“ machte sie abwertend, „Ist das alles, was ihr draufhabt??!! Ehrlich, mir sind schon spannendere Magier begegnet als ihr – Kleinvieh!“ „Dreckige Hexe!!!!!“ schrie Siana, „Du wirst diesen Kampf nicht überleben!!!“ Alle sahen sie an. Dione lächelte kalt. „Welch falsches Wort aus deinem Munde, kleines Kind!... HA!!!“ Sie fuhr erneut ihre Hand aus und ein Eisstrahl fuhr heraus. Siana warf sich von Nervi, und der Strahl traf ins Nichts. „Siana!! Bist du o.k.?!“ rief Osea. „Ja-... autsch-... noch!“ „VERDAMMT!!!“ schrie Dione ärgerlich, „Ihr fangt an, mich zu nerven!!! JETZT MACH ICH EUCH FERTIG!!!!!“ Sie fuhr beide Hände aus. „BLITZRA!!!!“ schrie Liona laut und schoss ein Blitzbündel auf Dione. Sie streifte die Hexe aber nur. Liona senkte den Kopf. Seltsam-... ... die magische Aura... sie ist verschwunden! „Ha!! Die mach ich fertig!!!!“ rief Nadaiya, sprang von Chiva und stach mit dem Schwert nach Dione – doch das Eis, aus dem sie bestand, war so fest, dass Nadaiya sie nicht durchzuschneiden vermochte. „Mist! Scheiße!“ rief Nadaiya erstaunt und sah entrüstet ihr Schwert an, als könnte es etwas dafür, als Liona Dione auch schon wieder mit Blitzra bombadierte, sodass Nadaiya sich ducken musste. Plötzlich sprang Siana wieder auf die Beine und breitete die Arme aus. „LASS MEINE FREUNDE IN RUHE!!!!“ schrie sie laut und stürzte auf Dione zu. „Was tut die denn da?!“ fragte sich Zitan und sprang ihr hinterher, „SIANA!!!!!! VERDAMMT, BLEIB STEHEN!!!“ Dione lächelte kalt. Sie streckte ihre Hände aus. Zitan kniff die Augen zu. Oh, möge uns Kyana doch beschützen-...!! Nein, Siana, du darfst nicht eingefroren werden!! Urplötzlich zuckte Liona zusammen und fasste nach ihrem Kopf. „Uuh-... verfl-...!!“ „Liona??!“ fragte Tiras, und Liona keuchte. „Eine Aura, ich kann ganz deutlich eine magische Aura spüren!! – Ich bin doch nicht bescheuert, verdammt-...!!“ „Eine Aura – außer Diones??!“ fragte Tiras skeptisch und fixierte Zitan. Das ist unmöglich... Dione strahlte ihren Eisstrahl auf Siana, doch Zitan warf sich noch rechtzeitig davor, so traf sie ihn mit voller Wucht – doch er wurde nicht eingefroren. Wie durch ein Wunder blieb er in der Luft schweben, um ihn herum dunkelblaues Licht, das den Eisstrahl abfing und ihn auf Dione zurückschleuderte. Es gab einen lauten Knall, und sie schrak auf. Was ist das?! Was ist das für eine Macht??! Er hat eine größere Macht als ich!!!... Wenn man Mythen folgt-... dieses Licht – Kyanas Licht – Kyana!! Kyana... verräterische Mutter aller Bastarde!! Das bedeutet-... – Sari???!!-... Dione schrie auf. Der Eisstrahl hatte sie getroffen. „Du Hexe wirst Siana kein Haar krümmen!! HAST DU DAS KAPIERT?!?!“ schrie Zitan wütend. Liona fuhr herum, als sie es wieder spürte – die magische Aura. Ihr Blick fiel auf Zitan, und urplötzlich durchzuckten Bilder ihren Kopf. Kleine Kinder. Ein kleiner, blonder Junge. Eine Festung über einem Wasserfall. „Komm, Liona, spiel mit uns!!“ „Kasko ist etwas Besonderes – der Junge ist ihm ähnlich!“ Kasko... Kasko... Sari-... – Kasko Sari-...! Das Mädchen fasste nach seinem Kopf. „ICH TÖTE DICH, DIONE!!!!! – STIRB!!!!!!“ schrie Zitan auf und ballte die Fäuste – und da geschah etwas merkwürdiges: Das Dunkelblau um ihn herum leuchtete auf, es bündelte sich zusammen zu einer blauen Energiekugel, die mit gewaltiger Wucht auf Dione zugeschleudert kam. „LIONA!!!!“ schrie Zitan auf, und Liona fuhr rein instinktiv herum und riss ihre Hände hoch. „BLITZRA!!!!!!!“ schrie sie und warf ihre Attacke ab, zusammen mit Zitans Energiekugel traf sie Dione, diese schrie gellend auf, dann explodierte sie. Kurz darauf war alles still, das blaue Licht um Zitan verschwand, und er sank ohnmächtig zu Boden. Sie hatten Dione besiegt. „Ich fasse es nicht...“ sagte Siana, „...wir haben sie besiegt!“ „SIE IST TOT!!! JUUHHHUUUUUUU!!!“ schrie Nadaiya und tanzte herum. Sie sprang zu Jali, auf der immer noch Zenta saß und sich nicht bewegte. Doch als sie seine Hand ergriff, wachte er auf. „Was-...?! Nadaiya!! Lass meine Hand los!!!“ rief der Junge erschrocken, und Nadaiya lachte blöd. „Huch??! Wie kommt die denn da hin-...??“ Zenta drehte den Kopf zur Seite und wurde leicht rot. Was will die dauernd von mir, verdammt? „Wo ist Dione?“ fragte Zenta dann, und die anderen sahen ihn an. „Dione? Die haben wir getötet!!“ strahlte Nadaiya. Siana blieb auf dem Boden sitzen. Zitan war noch immer bewusstlos, und sein Kopf lag auf ihrem Schoß. „Oh Zid... bitte... wach doch auf-...“ flüsterte sie und streichelte sanft über seine Wange. „Tiras? Was-... hat er denn??“ Tiras rührte sich nicht. Die Aura, die Liona gespürt hat – sie kam von Ziddy!! Plötzlich schlug Zitan die Augen auf. „Siana! Oh, du meine Güte, geht es dir gut?!“ fragte er sofort und setzte sich auf, und sie sah zur Seite. „Du-... du hast mir schon zum zweiten mal heute das Leben gerettet-... – das werde ich dir nie vergessen-... vielen, vielen Dank, Zitan-... ... aber – sag mir-... warum willst du für mich sterben? Du wärst fast gestorben, als Dione dich traf!“ „Sie hat mich doch garnicht getroffen!“ sagte Zitan erstaunt, und alle sahen ihn an. Er räusperte sich. „Aber-... egal-... – ob ich lebe oder nicht, spielt ja keine Rolle. Für dich würde ich alles geben, Prinzessin-...“ Siana lächelte gerührt, und eine Träne rollte über ihre Wange. Er lächelte sanft und strich ihr zärtlich mit einem Finger unter dem Auge die Tränen weg. Dann stand er auf, sie tat es ihm gleich, und die zwei sprangen auf ihre Kizayas. „Lasst uns weitergehen!“ „Bist du okay, Ziddy?“ fragte Tiras vorsichtshalber. „Heihoya!!“ lachte Zitan, „Kommt schon, ihr Nasen!!“ „O.k.!“ Die acht gingen weiter. Nach einer Stunde erreichten sie den Ausgang der Höhle. Sie hatten es geschafft. ____________________ Jaja, Ziddys Aura!! XD was unklar?^^ Maiju - Hauptstadt irgendeines Landes auf Minisira, hab gerade den namen des Landes vergessen... oô' Blitzra - einfacher Blitzzauber (falls wir den noch nicht hatten^^) Kapitel 22: Siana schlägt zurück -------------------------------- Endlich erreichten sie Maiju. Es war eine farbenprächtige Stadt. Schon bald fanden die acht ein Hotel, in dem sie übernachten wollten. „Und, tatatataaa – Maiju liegt nicht mehr im Nordpolarkreis!!! Wir sind wieder in der nördlichen Klimazone, yuppie!“ erklärte Zenta ironisch grinsend und hielt die Karte hoch. Alle sahen ihn grübelnd an. „Ob ihm die Hypnose nicht bekommen ist?“ überlegte Vento, und Zenta brummte. „Was soll das denn heißen??!!“ Diesmal hatten sie jeweils zu zweit ein Zimmer, weil es in jenem Hotel nur Zweierzimmer gab. Doch erst nach dem Abendbrot zogen die acht sich in ihre Zimmer zurück. Osea war natürlich mit Nadaiya zusammen, und die zwei spielten die ganze Zeit zusammen. Dementsprechend teilten sich Liona und Siana ein anderes Zimmer. Tiras hatte sich bereit erklärt, auf ‚Klein-Vento‘ aufzupassen, wodurch er also mit Vento in einem Zimmer war, während Zitan sich mit Zenta zufriedengeben musste – er wäre ja doch am liebsten mit Siana in ein Zimmer gegangen, doch er hatte nichtmal Anstalten gemacht, sie zu fragen, sie hätte sowieso Nein gesagt. Und Zenta war ja immerhin noch sein bester Freund. „Zenta – ich muss dich noch was fragen,“ sagte Zitan und setzte sich auf sein Bett. Zenta brummte und zog seine Weste aus. „Hau rein.“ „Ich – als wir gegen Dione gekämpft haben-... und als ich versucht habe, Siana zu beschützen – da war plötzlich-... ... so eine Macht – diese seltsame Energie-... um mich herum war dieses dunkelblaue Licht – was-... was war das alles?? Ich habe-... ... gezaubert... Zenta-... erklär mir das!“ Zenta sah aus dem Fenster. „Pfff – ich??? Hey, du bist doch der Magier hier! Was soll ich dir da erklären??“ Zitan seufzte. „Verdammt, du kennst dich besser mit Magie aus als ich!!“ Zenta schwieg eine Weile. „Kyana ist eure Schutzgöttin, Ziddy,“ sagte er dumpf, „Sie ist die Göttin der Meerestiefe! Daher-... ist das Licht, das dich umgibt, wenn du-... ihre Macht einsetzt-... dunkelblau! Wenn du dich selbst... oder jemanden, den du liebst, beschützen möchtest-... schaltet sich dieser-... ‘Zauber-Motor‘ automatisch ein, das ist ein Instinkt, Ziddy! Bei-... extremen Emotionsausbrüchen reagieren die magischen Kräfte in dir, Zid-... ... reagiert deine Seele und verbindet sich mit der Göttin Kyana-...“ Zitan sah Zenta stumm an. Es faszinierte ihn immer wieder, wie viel dieser Kerl doch über die unmöglichsten Dinge wusste – es gab sehr wenige Menschen, die bis in die abgründigsten Tiefen der Magie blicken und darüber Bescheid wissen konnten. „Zid?“ unterbrach Zentas Stimme seine Gedanken, und Zitan blickte auf. „Mh?“ „Du – liebst Siana, nicht wahr?“ Er erstarrte. „Wa-...??! – Ähm-... hey, wieso-... ... naja, vielleicht-... ein wenig-...!“ Zenta lachte. Sein bösartiges, sarkastisches Lachen. „Du bist ein saumäßiger Lügner,“ erklärte der Braunhaarige seinem Freund, „Und ein hoffnungsloser Untertreiber, meinst du nicht?? So, wie du sie ansiehst... hast du noch nie ein Mädchen angesehen! Nicht einmal Levita!“ Zitan drehte den Kopf zur Seite. „Okay, du hast gewonnen,“ seufzte er, „Ich liebe sie! Wie nichts anderes, Zenta!-... Glaub mir, noch nie war ich so verliebt wie jetzt-...“ Er lächelte etwas dämlich vor sich hin und wurde rot, als er daran dachte. Zenta sah ihn an und schwieg. „Du solltest ihr die Wahrheit sagen, Ziddy,“ meinte er dann. „Welche? Es gibt so viele!“ meinte Zitan, „Außerdem-... ... – vergiss es einfach.“ Zenta raufte sich entnervt die Haare. „Heilige Maria Mutter Gottes!!“ stöhnte er, „Du bist echt anstrengend!!! Komm jetzt bloß nicht mit deiner Selbstmitleids-Tour, das kann ich nicht ausstehen!!“ Zitan lachte. „Ich weiß! – Und was soll ich ihr jetzt erzählen??“ fragte er unsicher. „Du sagst ihr, dass du sie liebst, ganz einfach! Hast du doch bei den anderen Mädels auch gekonnt!“ „Das ist leichter gesagt als getan! Sie ist die zukünftige Königin, Zenta! Irgendwann werde ich sie zurück nach Sentaria bringen müssen! Und ich, ich bin ein Dieb! Ich bin obdachlos, Vollwaise und ein armes Schwein, und ausgerechnet in mich soll sie sich verlieben?!“ „Naja, könnte ja sein!“ meinte Zenta und musste grinsen, „Immerhin gab es in Kasara sehr viele Frauen für dich, warum soll Siana dich nicht wollen, verflucht?“ „Ich hab keine Chancen bei ihr! Hast du schonmal eine Prinzessin gesehen, die sich in einen Dieb verliebt?!“ Zitan sank auf das Bett nieder und starrte Löcher in die Luft. „Ich hab dich gewarnt, jetzt ist's aus!“ sagte Zenta, „Keine Selbstmitleids-Touren, Ziddy!!“ Zitan seufzte bloß. „Zenta-... ich weiß, es klingt komisch, aber irgendwas hält mich auf, es ihr zu sagen-... du weißt nicht, wie oft wir uns schon fast geküsst hätten!“ „Das will ich glaube ich auch garnicht wissen,“ sagte Zenta dumpf, und Zitan lachte. „Mann, ich dachte, mit sechzehn wäre man aus dem ‘Küssen-ist-eklig-Alter‘ raus! Naja-... ich weiß auch nicht, es – da ist eine unsichtbare Mauer zwischen uns, die verhindert, dass ich sie küsse, Zenta-...“ Zenta musste plötzlich lachen. „Pfff, unsichtbare Mauer – HALLOOO??!! Ich bin kein Psychiater, ja??!!“ Zitan sah seinen Freund nicht an. „Und ich glaube, ich weiß jetzt, was diese Mauer ist-... es ist die Tatsache, dass ich Mesumanier bin, und sie es nicht weiß-... sie weiß absolut nichts!“ Zenta stutzte für einen Moment. „Dann sag es ihr!“ „Dafür wird sie mich hassen!“ „An deiner Stelle würde ich es ihr sagen! Du bist doch sonst nicht so scheu, was ist los mit dir?“ fragte Zenta entnervt, „So, Ende der Diskussion, ich habe keinen Bock mehr, über dein komisches Liebesleben zu diskutieren!!“ „Schaff du dir doch einfach mal eines an, vielleicht gefällt es dir ja sogar! Ich glaube, ein Mädchen würde dir guttun, du makaberer Kampfzwerg!“ Zitan vergrub sich unter seiner Decke und war nicht mehr ansprechbar, und Zenta fuhr wutentbrannt herum. „KAMPFZWERG??!! – Ohhh, na warte!!! Nie und nimmer, hörst du, nie und nimmer werde ich auch nur daran denken, ein Mädchen irgendwie anzufassen!!!! Frauen sind widerlich!! Basta!!!“ Am nächsten Morgen brachen die acht auf, um nach Zobou zu reiten. Das wäre allerdings ein Zweitagesmarsch, sie mussten also einmal im Freien übernachten... „Wir müssen zusehen, dass wir wieder so einen netten Bauernhof finden,“ meinte Tiras, „Sonst haben wir schlechte Karten! Wir sind jetzt zwar nicht mehr im nördlichen Polarkreis, aber im Oktober ist es auch hier schweinekalt!“ „Er hat recht,“ seufzte Zitan, „Wir müssen vor Sonnenuntergang eine Herberge gefunden haben! Beeilt euch!“ Die acht galoppierten los nach Süden, bis sie die Küste erreichten. Dann wanderten sie an der Küste entlang nach Westen. Es wehte ein kalter Wind, zwischendurch regnete es mal ein wenig, kurz, das Wetter war schlecht. „Oh je, wir werden uns noch erkälten!“ rief Siana. „Sei nicht so hysterisch, Prinzessin! Es ist ja bloß ein bisschen Regen!“ munterte sie Nadaiya auf. Osea grinste. „Stimmt! So schlimm ist es ja nicht!“ „Das sagt ihr!“ grummelte Siana und war beleidigt. Gegen Spätnachmittag ging die Sonne unter. Die acht hatten immer noch keine Bleibe gefunden. „Dann müssen wir halt eine Höhle oder sowas suchen,“ schlug Zitan vor und sah sich um. „Liona, siehst du was?“ fragte er, an Lionas gute Augen appellierend. Liona sah sich um. „Hm-... ja! Da hinten ist eine Höhle! Hoffentlich wohnen dort keine wilden Tiere!“ Die Freunde gingen zu der von Liona entdeckten Höhle, und Nadaiya warf einen Stein hinein. Nichts passierte. „Sie ist unbewohnt,“ stellte Zitan fest, „Gehen wir.“ „Okay!“ Sie krabbelten in die Höhle. Wie sich herausstellte, passten sie nur ganz knapp alle hinein. „Die ist zu klein für acht Leute!“ sagte Siana und rümpfte die Nase. „Dann... TREIBEN WIR'S WIE DIE PINGUINE!!!“ rief Liona ausgelassen und streckte die Arme fröhlich nach oben, wobei sie Siana und Vento umschmiss. „Oh, ups...“ „Aargh-... – w-wie die Pinguine??!“ fragte Vento und rieb sich den Kopf. „Klaaaar!!“ rief Liona gut gelaunt, „Die kuscheln sich auch alle ganz eng aneinander!!! Also!“ Damit pflanzte sie sich mit ihrer Decke in die Ecke. Siana rappelte sich auf, krabbelte Liona hinterher und pflanzte sich neben sie. Nadaiya und Zenta nahmen die kleine Osea in die Mitte, und Tiras und Zitan gingen zwischen Zenta und Vento, denn für Schlägereien war in der Höhle wirklich kein Platz. Osea war die Erste, die einschlief. „Wir können hier doch nicht einfach schlafen! Was ist, wenn das Tier, das hier wohnt, zurückkommt?“ fragte Vento und sah nach draußen. Es regnete. „Hier wohnt niemand! Reg dich endlich ab! Du kannst ja aufbleiben und Wache schieben, wenn dir das besser gefällt!“ knurrte Zitan, schlang seine Arme um seine Beine und legte seinen Kopf auf die Knie. Vento schwieg. „Und wenn er doch recht hat?“ fragte Siana. „IHR NERVT!!!!“ fuhr Zitan sie an, und alle schwiegen entsetzt. „Zid, reg dich ab! Schrei hier nicht so rum,“ beruhigte ihn Tiras. Doch Zitan reagierte nicht. „Ihr seid mir echt welche!...“ Er stand auf und ging aus der Höhle. „Wo willst du hin?! ZIDDY!!!“ riefen Siana und Liona. „Ach, der hat schlechte Laune, der kommt bestimmt wieder!“ meinte Vento. Siana schwieg. Hoffentlich passiert dir nichts, Zitan... „Also, ich schlafe jetzt, gute Nacht!“ meinte Siana dann und rollte sich zusammen. Alle schwiegen, und schon bald war Siana eingeschlafen. Liona hob den Kopf. Der Vorfall mit der mysteriösen, zweiten Aura in Diones Höhle beschäftigte sie immer noch. Dieses Licht um Zitan herum – wieso Zitan? Zitan war ein Mensch! Sie blinzelte, und plötzlich schossen ihr wieder dieselben Bilder wie am Vortag in den Kopf. Die Kinder, die Festung, der Wasserfall. Sie konnte Stimmen hören. Lachen von kleinen Kindern. Klaviermusik. „Yuma spielt schön auf dem Flügel!“ „Mama, ich möchte auch Flügel spielen!“ „Das braucht Talent, meine Kleine – für alles brauchst du Talent. Für das Flügelspielen und für das Zaubern-...“ Liona umschlang mit den Armen ihre Knie. Talent für das Zaubern-... ... ... „Der Junge hat eine Menge Talent, Kasko, das erstaunt mich!“ „Laber nicht, du Nase, wenn er einmal groß ist, wird er unser Anführer! Da braucht er doch Talent, Tamaro! Haha...!“ Das türkishaarige Mädchen senkte die Augenbrauen und versuchte angestrengt, sich an irgendetwas zu erinnern. Sari... ich erinnere mich an Saris-... Kasko Sari war ein Freund-... ... meiner Eltern-... ... „Oh!! Ziddy, da bist du ja wieder!“ wurde Liona plötzlich von Tiras‘ Stimme in ihrem Gedankengang unterbrochen, und sie schrak hoch. Zitan war zurückgekommen. „Ja, sieht so aus,“ seufzte der Junge, „Gute Nacht, okay?“ Tiras und Zenta sahen sich an. „Gute Nacht, Sir Selbstmitleid,“ murrte Zenta, doch Zitan reagierte nicht darauf. Er hatte sich unter seine Decke verzogen. Was soll ich denn bloß tun?... Es hat doch keinen Zweck, ihr was zu sagen... irgendwann wird sie nach Sentaria zurückkehren... und Königin werden... dann werde ich sie sowieso nicht wiedersehen!... Ich hab mich mal wieder total in das falsche Mädchen verliebt... warum ist das nur so ungerecht?... Doch auch Zitan schlief dann ein, und es herrschte Totenstille in der kleinen Höhle. Am nächsten Morgen schlug Siana verschlafen die Augen auf. Sie sah sich um und fand sich auf Lionas Schoß liegend. Sie schrak hoch und setzte sich hin. Davon wachte Liona auf. „Häää? Is‘ es schon hell?“ fragte die Magierin verschlafen, und Siana seufzte. „Ich glaub schon-... hab ich dich geweckt?... Tut mir leid...“ „Nö, ist schon o.k.!“ lachte Liona und stand auf, „Wir müssen ohnehin aufstehen! Mensch, jetzt hab ich ´nen kalten Arsch und ´nen verbogenen Rücken! – HEY, AUFSTEHEN!!!“ Nach und nach wachten die anderen auf, schließlich stand die versammelte Mannschaft vor der Höhle. Der Regen hatte aufgehört. „Ich bin müde...“ maulte Siana, und Zitan sprang auf Kasera. „Nichtsda, wir gehen weiter!!“ Auch die anderen hievten sich auf ihre Kizayas, und die Reise ging los. „Wir erreichen heute Zobou, und morgen fahren wir mit dem Schiff nach Kinto,“ gähnte Zenta, „Verflucht-... ... allmählich krieg ich Schlafstörungen und Verfolgungswahn von Ziddys Selbstmitleid und Kindarn – ich hab heute nacht überall kleine Kindarns rumhüpfen gesehen-... ich hab geglaubt, ich wäre bescheuert-...“ Vento lachte. „Du bist bescheuert, Zenta...“ „Sei froh, dass ich zu müde bin, um dir dafür die Schädeldecke aufzuschneiden und dein Gehirn zu verspeisen...!“ „IIIIIHHHHH, ZENTA IST EIN KANNIBALEEEE!!!!“ kreischte Siana, und sofort fuhren alle herum. „Was fällt dir ein??!“ fragte Zenta erschrocken, „Hey!! Ich sehe zwar kleine Kindarns, aber – so bescheuert bin ich nicht, Prinzessin!!“ „RUHE, IHR BEIDEN!!!“ schrie Zitan plötzlich, „Verdammt!!!! Diese Streitereien in der Gruppe kotzen mich an, klar??!!“ Siana verschränkte die Arme. „Na und??!! Du könntest auch mal aufhören, uns herumzukommandieren, du Möchtegern-Held!!!!“ „Möchtegern-Held?!!??!“ fragte Zitan empört, „Was bist du eigentlich für eine falsche Schlange, hm??!! Gestern noch ‚Ooohhh, Ziddy, du hast mir ja zwei mal das Leben gerettet, bla!!‘ , und jetzt sowas, ich bedanke mich sehr herzlich, Prinzessin!!!“ „H-hey, Zid-...!“ fing Tiras erschrocken an, und Siana verdrehte die Augen. „Ja, du bist ein Möchtegern-Held!!!!! Immer muss alles nach deiner Nase tanzen, weißt du was, mir reicht's!!! ICH GEHE ZURÜCK NACH SENTARIA!!!“ „Gott, nicht die Schote schon wieder!“ stöhnte Zenta, „Ziddy, unternimm was-...“ Zitan hörte Zenta garnicht zu. „SO??!!“ fauchte er wütend, „Schön, dann geh doch!!!! Mir ist egal, was mit dir passiert, du blöde Gans!!!! Weißt du, was du bist??! Eine eingebildete Wachtel, SO!!!“ Siana starrte ihn an. „Was-...??!! Was hast du gesagt?! Wachtel??!! Na warte!! – Das wirst du büßen!!!!!“ schrie das Mädchen, gab Nervi die Sporen und galoppierte nach vorne, sprang zu Kasera hinüber und warf Zitan von Kasera in den Sand, sprang selbst hinterher auf ihn drauf und gab ihm links und rechts eine Ohrfeige. „Mistkerl, Mistkerl, Mistkerl, MISTKEEERL!!“ kreischte sie wütend, ihn weiter ohrfeigend, und Zitan starrte sie an, schließlich bekam er ihre Hände zu fassen und hielt sie fest. „BIST DU NOCH GANZ DICHT??!!?!“ Sie schrie und zappelte. „Lass mich los, du Widerling!!! ICH HASSE DICH, ZITAN!! DU BIST EIN STURER, EGOISTISCHER ESEL!!!! – LASS MICH LOS!!!“ Sie riss eine ihrer Hände aus seinem Griff los und schlug ihn ins Gesicht, er fuhr auf und nagelte sie auf den Boden, sich über sie beugend. „ES REICHT!!!“ brüllte er sie an, und sie hielt inne. Sie keuchte etwas außer Atem und starrte ihn ärgerlich an. Als sie eine Schwertklinge an ihrer Kehle spürte, schluckte sie. „Aufstehen!“ hörte sie Zentas wutentbrannte Stimme neben sich, und sie und Zitan sahen auf. Zenta hielt Siana sein Schwert an die Kehle. „Z-Zenta-...!“ fing Zitan an, und Zenta sah Siana vernichtend an. „Hast du mich nicht verstanden, du Ausgeburt der Hölle??!!“ zischte er, „Steh auf, Prinzessin, oder deine Halsschlagader ist durch!!!“ Siana keuchte. „N-nimm sofort das Schwert weg!! Zenta!!! – N-n-nimm es weg!!! Ziddy, sag ihm, er soll es wegnehmen-...!! Ich hör auf!! Bitte-... nimm es weg-... ...!!“ „Zenta, du gehst zu weit!“ sagte Zitan scharf und stand auf, „Nimm das Schwert runter.“ Zenta sah Siana immer noch bösartig an, ohne sich zu rühren. „Nimm das Schwert runter!!“ wiederholte Zitan fester, und Zenta gehorchte ihm letztlich etwas missbilligend und steckte das Schwert weg. Siana rappelte sich auf, Zitan sprang wieder auf Kasera. Siana ging schockiert zu Nervi zurück. Zenta sah sie immer noch vernichtend an. „Merk‘s dir, Mademoiselle!!“ warnte er sie, „Versuch niemals wieder, Ziddy etwas zu tun – klar soweit?? Und das gilt für alle hier!!!“ Damit sprang er auf Jali und trieb sie vorwärts. Nadaiya keuchte. „Oh Gott – V-Vento!!! Ich soll mir diesen Psychokiller holen??! I-ich weiß nicht, ob ich freiwillig verlieren will-... ...!!“ Vento hustete bloß. „Alter-... das war aber Zenta in Extrem-Laune,“ sagte der Blonde etwas entsetzt. „Gehen wir!!!“ rief Zitan von vorne, „Na los!!!“ Als wäre nichts gewesen, ritt er voran, die anderen folgten ihm. Siana ritt sehr eingeschüchtert zwischen Vento und Liona. Tiras lenkte Yanko zu Jali nach vorne und sah Zenta ernst an. „Spinnst du??“ fragte der Rothaarige schroff, „Du hättest sie töten können!!!“ „Mir egal, Ziddy ist mir wichtiger!“ sagte Zenta dumpf, und Tiras starrte ihn an. „Bist du sein Bodyguard, oder was??!!“ Zenta lächelte bitter, und Tiras lief ein Schauer über den Rücken bei dem Lächeln. „Nein... aber ich habe Cenja ein Versprechen gegeben, bevor sie starb, Tiras.“ _______________________ Ziddy ist ein Jammerlappen. Zenta hat voll den Hackenschuss XD Siana auch XDD die Mega-Zicke XD Kapitel 23: Ein Schiff für acht ------------------------------- Das erste, was die acht taten, als sie Zobou erreichten, war, den Hafen aufzusuchen. Er war längst nicht so groß wie Iciyas. „Also, morgen um sieben fährt ein Schiff nach Kinto,“ erklärte Liona und deutete auf einen Schiffsfahrplan am Hafen. „Tiras, du musst uns morgen früh wecken!“ sagte Nadaiya wichtig und zeigte dabei auf Tiras. „Werd’s versuchen.“ „U-und was wird aus den Fahrkarten??“ fragte Osea, „Machen wir's – so wie in Iciya???“ Zenta sah sich um. „Also – ich nicht!“ bestimmte er und fixierte den Schalter, hinter dem eine junge Frau saß und ihre Nägel feilte. Vento kicherte. „Vor Frauen hat er Schiss...“ „Kann sie ja einer von euch flachlegen, die sieht aus, als würde sie mitmachen!“ meinte Zenta und wendete sich ab, „Viel Spaß!“ Die drei Jungen sahen sich an. „W-was??! Für wen hältst du mich??!!“ fragte Tiras entsetzt. Zitan verdrehte die Augen. „Dann sind wir halt blinde Passagiere!“ bestimmte er genervt, „Lasst uns schlafen gehen, es ist schon nach Mitternacht, und ich bin todmüde!!“ Alle stimmten ihm zu, und so suchten sie ein Hotel. „Wisst ihr eigentlich, wie viele Hotels wir schon reingelegt haben??! In jedem Hotel bleiben wir eine Nacht und hauen am nächsten Morgen wieder ab!“ stellte Osea fest. Die acht saßen in dem Zimmer, das sie sich zu acht teilen mussten. „Ich habe jedenfalls nicht gezählt!“ meinte Zitan und blinzelte. „Tja, gut, dass man immer erst nach dem Aufenthalt bezahlen muss,“ addierte Tiras, und Zitan fiel etwas ein. „Lasst uns in Kinto mal ´ne Bank ausrauben, dann können wir wenigstens die nächsten Fahrkarten bezahlen!“ schlug der Blonde vor und grinste Tiras an, „Ist das nichts für dich, du bist doch der Sohn des Bankbesitzers!“ Tiras räusperte sich. „Ja-... mein Vater hat euch den Überfall auf unsere Bank immer noch nicht verziehen!“ Nadaiya kicherte. „Wheee, was für eine Ironie!!“ lachte sie, „Ihr seid Banditen – und in Wahrheit kommt ihr aus piekfeinen Spießerfamilien aus Sentaria??!“ Zenta grinste sie bösartig an. „Kann ja nicht jeder eine kleine Straßenlolita sein wie du!“ sagte er zynisch, und Nadaiya streckte ihm die Zunge raus. „Mein Vater ist Müllmann!“ erklärte sie, „Ich sehe also nicht nur so aus, als wäre ich arm dran, okay??“ „Wer hat gesagt, dass wir Geld hätten?“ fragte Zenta, „Tiras mal ausgenommen-... ...“ „Mein Vater war König!“ erklärte Siana, um sich am Gespräch zu beteiligen, und klang, als wüsste es noch keiner, dass ihr Vater König Keron Kesra gewesen war. „Ruhe, verdammt!“ brummte Zitan, „Themawechsel, ich kann nicht mitreden!!!“ Langes Schweigen. „Glaubt ihr, Kizalos Tochter ist von dem Kontinenten runter?“ fragte Tiras plötzlich. Alle sahen ihn an. Liona blinzelte. „Ach ja-... ... ihr sucht sie ja, oder so – naja, nach Minisira wird sie ja von Takuya aus wohl kaum gelaufen sein!“ „Ich fürchte, wir finden sie nicht-...“ meinte Siana, „Schade eigentlich, ich hätte sie ja gern kennengelernt!“ Zitan sah aus dem Fenster. Kleine Linni-... ... ob dir was zugestoßen ist? Ich würde mir den kleinen Finger abschneiden-... ... wenn du tot bist – Linni!! Liona drehte den Kopf zur Seite. „Nun mal nicht so pessimistisch!“ meinte sie und grinste dann, „Glaubt daran, dann werdet ihr sie eines Tages garantiert finden!!“ Die anderen sahen sie an. „Du bist ja sehr optimistisch,“ stellte Osea verblüfft fest. Das türkishaarige Mädchen lächelte bitter. „Ich habe von einem Freund gelernt, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf!-... Und ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben-... und ich bin sicher, ich werde mein Ziel erreichen und meine Träume wahr werden.“ „Was – ist dein Ziel???“ fragte Nadaiya erstaunt, „Du-... hast eine Mission??!!“ Jetzt sahen auch die anderen auf. Tiras blinzelte. Das bedeutet-... sie ist vielleicht nicht zufällig hier? Sie ist nicht zufällig-... – bei UNS?? „Also-...“ Liona grübelte, „Ich-... würde es kaum Mission nennen! Mich hat niemand rausgeschickt, oder so, ich gehe von mir aus! Und mein Ziel-... ... ich suche die anderen-... ...“ Die anderen sahen sie an, als sie abbrach. „Die anderen?“ fragte Siana, „Die anderen was??“ Liona drehte sich ab. „Lasst uns schlafen gehen, morgen müssen wir früh los!“ lenkte sie ab und legte sich ins Bett. Der Rest tat es ihr gleich, nur Zitan blieb am Fenster stehen und sah hinaus. Was meint sie mit ‚die anderen‘?-... Wer sind die anderen?... Vielleicht sucht sie ja Familienangehörige-... oder Freunde-... ich weiß es nicht-... ... und dennoch-... ... – wieso kenne ich ihr Gesicht...? „Zid? Kann ich das Licht ausmachen, oder wolltest du noch lange da stehen?“ fragte Tiras. „Mach aus, ich seh schon genug!“ Tiras knipste das Licht aus. Es wurde still. Zitan sah weiter aus dem Fenster und schwieg. Nach etwa einer Stunde waren alle eingeschlafen – Zitan stand noch immer am Fenster. Als er Schritte hörte, drehte er den Kopf – Siana stand hinter ihm. „Siana-...??“ fragte er erstaunt, und sie nickte vorsichtig. Stille. „Ich-... ... tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe,“ sagte sie, und er zog die Augenbrauen hoch. „Oh-... – ach, schon gut!“ lachte er vergnügt, „Ist schon vergessen.“ Sie sah zur Seite. „Ich-... – Ziddy... ... i-ich war verwirrt und wütend auf dich! Ich-... hatte es einfach satt, von allen herumgeschubst zu werden-...! Ihr alle seid-... Freunde! Und ich bin die blöde Prinzessin, die allen ein Klotz am Bein ist!!“ Zitan sah sie an. „Siana-... das stimmt doch garnicht! Du bist kein Klotz am Bein für uns, Siana! Du hast nunmal nicht gelernt, mit Waffen umzugehen, da ist es doch logisch, dass du im Kampf nicht mithelfen kannst! Osea kann es ja auch nicht!“ Sie sah ihn nicht an. „Ich – ich möchte aber einfach dazugehören!!!! – Am-... am Anfang... wart ihr für mich widerwärtige Rüpel, Ganoven-... ... aber inzwischen-... – seid ihr Freunde.... Freunde, die mir fünfzehn Jahre lang gefehlt haben-... ... ich – ich will meinen Freunden auch helfen können!!! – So, wie du mir hilfst-... wie oft hast du mich schon gerettet, Ziddy-...?“ Er spürte, dass er rot wurde, als sie ihn ansah, und er kratzte sich am Kopf. „Ich-... ...“ Er wusste garnicht, was er sagen sollte. Siana fuhr fort: „Ihr alle – seid großartige Krieger!! Du bist-... unglaublich mit dem Schwert!! Auch – Zenta-... Zenta ist zwar makaber und skrupellos, aber er ist ein fantastischer Kämpfer, so, wie ihr beide kämpft, kämpft kein Soldat Sentarias!! – Tiras und Vento sind auch gut mit dem Schwert, selbst Nadaiya ist geschickt! Liona kann zaubern und ist zudem noch eine gute Schwertkämpferin! Und ich???“ Sie lächelte traurig, und Zitan sah sie an. „Ich habe wenig Ahnung von Kämpfen und Waffen,“ sagte die Prinzessin, „Aber-... – Ziddy!... Bring’s mir bei!“ Zitan sah sie erschrocken an, als sie den Kopf hob. „W-was???!“ fragte er erschrocken. Sie kam einen Schritt auf ihn zu. „Bring mir... kämpfen bei!!! Schwertkämpfen, oder irgendwas!! Bitte-... ... Ich will einfach nur... dazugehören!“ Zitan sah sie an. Schließlich schloss er sie in die Arme. Sie erstarrte. „Zi-... Ziddy??!...“ „Siana-... es ist sehr schwierig-... zu lernen-...“ flüsterte er, „Aber-... wenn du darauf bestehst, bitte! Mmh-... was hältst du von Pfeil und Bogen?-...“ Siana ließ ihn los und grinste. „Ist das dein Ernst??!“ fragte sie strahlend, „Das ist großartig!-... Dann bringst du mir zielen bei, o.k.?“ Er lachte. „Klar!“ „Oh, Zitan, ich-...“ Sie sah ihm ins Gesicht und kam ihm näher, „Ich-... ... – danke-...“ Sie sahen sich an, er näherte sich langsam ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen. Er spürte, wie sehr sein Herz schlug, und wie ihm auf einmal ganz warm wurde, als er ihre Wärme und ihren heißen Atem in seinem Gesicht spürte. Fast hätten sich ihre Lippen berührt, sie waren sich schon so nah wie noch nie zuvor, doch dann öffnete er die Augen und richtete sich auf. „Du solltest schlafen gehen, sonst schläfst du morgen ein!“ Siana öffnete auch die Augen und ging schließlich ins Bett. Er ging jetzt auch endlich ins Bett. Sie seufzte tief und verzog sich unter ihrer Decke. Warum... warum tut er es eigentlich nicht...? Was hat er immer...? „SCHEEEIIIIISSSSSEEEEEEEE!!!!!“ ertönte es plötzlich neben ihr. Sie schrak hoch – es war taghell. „Was-...?!“ fragte sie verschlafen, da riss ihr jemand die Decke weg – Tiras. „MIST!!!! SCHNELL, BEEILT EUCH!!! IN ZWEI MINUTEN FÄHRT UNSER SCHIFF!!!!“ brüllte der rothaarige Junge entsetzt. „WAS?!?!“ schrien Zitan und Zenta, und sofort sprangen alle aus den Betten, zogen sich ihre Schuhe an und rannten aus dem Hotel. Sie sprangen auf ihre Kizayas, Kasera galoppierte schon an, bevor Zitan überhaupt oben war, und die acht rasten wie wahnsinnig zum Hafen runter. „Tiras, du Idiot, warum hast du uns nicht geweckt?!“ schrie Nadaiya und band im Galopp ihre blonden Haare zusammen. „ICH BIN JA SELBER ERST EBEN AUFGEWACHT!!!!“ schrie Tiras hysterisch. „BEEILT EUCH!! Das nächste Schiff fährt erst in drei Tagen, verdammt!!!!“ rief Zenta aus, als die acht den Hafen erreichten. Sie galoppierten so schnell es ging durch den Hafen und kamen schließlich am Anleger an – doch zu spät. „Da hinten fährt das Schiff,“ stellte Vento fest, und Tojo bremste. Kasera schnaubte und drehte sich im Kreis, Zitan klopfte ihr den Hals. „Mist!!“ brummte er, „Na toll!!“ Osea schluckte. „Heißt das, wir werden erst in drei Tagen nach Kinto kommen??!“ „So ungefähr,“ seufzte Zitan, „Mist! Alles umsonst! Scheiße!!!-... Gehen wir zurück.“ Er drehte um, der Rest folgte ihm schweigend. Doch plötzlich blieb Zitan stehen. „Was ist?“ fragte Siana verwirrt. „Psst! – Wartet mal!...“ Zitan deutete nach links. Da lag ein mittelgroßes Schiff im Wasser. Ein Mann kam heraus und sagte etwas zu einem Matrosen: „Morgen fahren wir, die Passagiere kommen morgen um zehn, verstanden? Lass niemanden rein, ich komme in zehn Minuten wieder!“ „Ay ay, Käpt’n!“ rief der Matrose. Zitan grinste gehässig und stieg von Kasera. Er zwinkerte Zenta zu, und der wusste sofort, was Zitan vorhatte. Als der Kapitän um die Ecke verschwunden war, gingen Zitan und Zenta seelenruhig an dem Matrosen vorbei. Sie waren gerade an ihm vorbei gegangen, da packte Zenta den Matrosen am Oberarm und drückte ihm sofort ein Messer an die Kehle, Zitan hielt dem erschrockenen Matrosen den Mund zu. „Maul halten, Kleiner!!“ zischte Zenta, „Klar soweit??!“ Der Matrose versuchte, zu schreien. Die sechs anderen aus der Gruppe sahen Zitan und Zenta grübelnd an. „Schönes Ding, Zenta!“ lobte Zitan, „Aber töte ihn nicht, hörst du??! Er ist unschuldig...“ Zenta seufzte, dann packte er den Matrosen fester. „Hörst du wohl auf, zu zappeln??!“ fragte er mürrisch, „Zid – soll ich einfach??“ Zitan sah nach rechts. „Yo,“ sagte er, und kaum hatte er den Matrosen losgelassen, schubste Zenta ihn, bevor er hätte schreien können, vom Anleger ins kalte Wasser. „So, weg isser,“ sagte der Braunhaarige und steckte sein Messer weg. „Kommt, Leute! Fahren wir!“ rief Zitan, und alle liefen in das Schiff, das der Matrose bewacht hatte. Sie brachten die Kizayas im Laderaum unter und Vento nahm die Gangway mit ins Schiff, bevor er die Tür zuknallte. „So, keiner kommt mehr rein!“ freute sich der Blonde, und Tiras seufzte. Es war keiner an Bord. Die acht rannten in den Navigationsraum. „O.k.! Und wie bedient man jetzt dieses Ding??!“ rief Zitan hysterisch und drückte alle möglichen Knöpfe durcheinander. „Gibt’s hier irgendwie einen Knopf zum anmachen?!“ fragte Zenta und zog die Augenbrauen hoch. Zitan blinzelte. „Nö.“ „Toll, was jetzt?“ „Abwarten und Tee trinken,“ sagte Tiras und zog an einem Hebel, daraufhin sprang der Motor des Schiffes an. „ES KLAPPT!!!“ rief Liona und hüpfte auf und ab. „Wheee!!“ machte Nadaiya und hüpfte mit. „Jetzt fahr uns raus, schnell!“ kommandierte Zitan. Tiras steuerte das Schiff aus dem Hafen nach Südwesten. „Oh, oohh, pass auf, dass du nicht den Matrosen überfährst!!“ fiel Zenta ein und sah aus dem Fenster, und als er keine abgetrennten Beine oder Arme erblickte, atmete er auf. „Jaaaaa!!!!! Auf nach Kinto!!!!“ strahlte Siana, während Nadaiya und Liona aufhörten, herumzuhopsen. „Hey, wir haben ein Schiff für uns alleine!!!“ freute sich Osea. „Haha, jeder kriegt ein Einzelzimmer!“ grinste Zitan, während Tiras sich mit dem Steuerrad auseinandersetzte. „Nein, ich will bei Mama bleiben!“ meinte Osea und hielt Nadaiya fest. Nadaiya lächelte. „Wir teilen uns eins, nicht wahr?“ Die anderen starrten die zwei an. „Ma-...Mama??!!“ stammelte Zenta perplex, „S-sie ist dein-...??!! – Ohh mein Gott...“ „Ach was!“ lachte Nadaiya, „Sie ist nicht mein Kind!!! Sie nennt mich nur Mama!“ Osea nickte fröhlich. „Die erste Version wäre ja wohl kaum möglich – Nadaiya müsste mit zehn Osea bekommen haben!“ stellte Tiras fest. „Und wer ist der Papa?“ fragte Vento erstaunt, während alle außer Tiras weiterhin Nadaiya und Osea beäugten. Nadaiya lachte. „Zenta!“ rief Nadaiya, packte Zenta am Arm und riss ihn zu sich und Osea. Alle lachten. Zenta starrte sie an, die Augen so groß wie Untertassen. „WIE BITTE?!?!“ schrie er empört und brachte kaum die passenden Worte für sein Entsetzten hervor. „Es ist doch bloß für Osea!“ meinte Nadaiya, „Bitte, Zenta! – Wenn sie eine Mama hat, braucht sie doch auch einen Papa... – komm schon, so unsozial kannst du doch nicht sein! Sieh sie dir an!“ Sie zeigte auf Osea, die ein trauriges, kleines Dumbo-Gesicht machte, und Zenta starrte Nadaiya wütend an. „Nadaiya – nein!!!! Definitiv NEIN!!!! Nimm doch Vento!!!“ „I-ich??!“ fragte Vento erschrocken. Nadaiya blinzelte. Sie kniff Osea in den Arm und zischte ihr zu: „Sag was, Osea!! Zenta muss Papa werden, okay???“ Osea sah Zenta schmollend an. „I-ich-... ich möchte aber-... dass du der Papa bist!!“ sagte sie, und Zenta sah sie erschrocken an. Sie setzte ein noch traurigeres Gesicht auf. „Du-... ... bist viel stärker als Vento und kannst mich viel besser beschützen!!“ Zenta fuhr zurück. „W-wa-... was??!!“ Zitan lachte. „Gute Strategie, an Zentas Stolz zu appellieren-...“ Auch die anderen grinsten. Zenta brummte. „Also schön,“ murrte er, „Aber nur für Osea!! Wenn jetzt jemand sagt, ich hätte mit Nadaiya ein Kind, dann spiel ich nicht mehr mit, klar, Osea??!“ „O.k.!“ Osea strahlte, und Nadaiya grinste in sich hinein. Wheee, das befestigt die Beziehung schon um einiges, lieber Zenta!... Ich kriege dich, das schwöre ich!... Inzwischen an einem fernen Ort... „Kindarn!!!“ donnerte die Stimme der Königin Kaiyla durch den Thronsaal des Schlosses von Sayamaina, „Wieso hast du sie nicht erwischt??! Was war so schwierig daran??!! Es sind bloß Kinder!!“ Kindarn kniete vor seiner Herrin auf dem Boden. Hätte er sich noch tiefer verbeugt, hätte er gewiss ein Loch in den Saal gegraben. „Oh, erhabene Königin, ich flehe Euch an! Gebt mir noch eine Chance!“ murmelte er demütig. Kaiyla sah ihn scharf an. Schließlich seufzte sie. „Erzähl mir mehr über diese Kinder! – Wer sind sie? Was haben sie vor?“ „Majestät-... sie sind zu acht-... Es sind gerissene Banditen! Vier Jungen und drei Mädchen! Mesumanier, Majestät!“ Kaiyla erstarrte, im Nu fuhr sie auf, dass der Thron erzitterte, auf dem sie gesessen hatte. Kindarn und sogar die Wachen an der Tür fuhren zurück. „WAS?!?!“ schrie die Königin wutentbrannt, „Sagtest du-... Mesumanier??!!“ Kindarn wich dem Blick seiner Herrin aus. „Erinnert Ihr Euch-...? – Kasko Sari tötete unseren geliebten König-... – es ist sein Sohn... der die Prinzessin entführt hat-...“ Kaiyla fuhr zurück, schon, als sie den Namen Kasko Sari hörte. „Sari-... Sari-... – SARI!!! DU HAST ERZÄHLT, DIESE FAMILIE DER BASTARDE UND TEUFELSANBETER WÄRE TOT!!“ „Ja, Majestät, vergebt mir meinen Fehler!“ rief Kindarn, „Ich wurde eines Besseren belehrt, als mir der Sohn Kasko Saris in einer Herberge in Kasara gegenüberstand!! – Er ähnelt seiner Mutter... ... er ist der einzige Überlebende! Sein Name-... – ist Zitan.“ Kaiyla stand starr. Zitan – Zitan... Sari!! Ich HASSE Sari... ... der Sohn des Mannes-... der Keron getötet hat-...!!! Sie ballte die Fäuste. „Kindarn-...!“ schnappte sie, „Willst du sagen, Mesumanier haben meine Tochter entführt??!“ Kindarn senkte den Kopf. „Nur zwei von ihnen sind Mesumanier-...! Zitan Sari... und ein Mädchen namens-... Liona-...“ beteuerte Kindarn, und Kaiyla erstarrte erneut. „Liona????“ fragte sie, und sie blinzelte. „Kesvitara-... – König Matsos reines Land, das von diesem Bastard regiert wird-... ... Tamaro Kizalos-... ...!“ „Majestät-...?“ fragte Kindarn vorsichtig. Er war nach seiner Versteinerung in Vinta von Kaiyla zurück nach Sentaria teleportiert worden, und sofort hatte sie ihn ausgefragt – warum es nicht geklappt hatte, Siana zurückzubringen. Kaiyla riss sich zusammen und setzte sich. „Gut-... ich gebe dir eine Chance! – Akaiya!“ rief sie laut, und ein junges Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und einem aufwendig verzierten Gewand kam um die Ecke. „Ihr habt gerufen, Hoheit?“ flüsterte es. Kaiyla nickte. „Sage uns, wo die Bastarde um Zitan Sari sind!“ Akaiya blinzelte. „Gewiss, Eure Hoheit!“ Sie öffnete die Hände, und eine blaue Kugel erschien. Lange sah Akaiya hinein, dann sagte sie: „Ich sehe-... ... den Schwarzen Ozean-... ... – ein Schiff... sie sind auf dem Weg nach Kinto – auf einem Schiff-...“ „WAS?! Nach Kinto?!?!“ schrie Kindarn entsetzt, „D-das ist ja auf Islasira!!!“ „Schweig, General!“ fuhr Kaiyla ihn an, „Danke, Akaiya! Das war sehr gut!-... Du wirst einen Lohn dafür bekommen-... du darfst mit Kindarn ziehen-... – du wirst ihm treu ergeben sein und tun, was er sagt! Und du wirst ihm natürlich wahrsagen, wo die Bastarde sind!“ Akaiya verneigte sich. „Natürlich, Eure Hoheit.“ Kaiyla lachte. „Kindarn! Ich werde dich jetzt nach Zobou teleportieren! Dort nimmst du das nächste Schiff nach Kinto! Akaiya wird dich begleiten, und ich stelle dir ein gutes Heer zur Verfügung!-... Und du erhältst folgenden Auftrag!-... – Bring mir meine Tochter und die anderen Menschen-... – die Mesumanier... tötest du!! Beide!!“ „Jawohl, Majestät!“ „Und wenn du den Auftrag erfüllt hast, gib mir ein Zeichen, auf das hin ich dich nach Sentaria teleportieren werde! – Also... viel Erfolg!!“ Kaiyla streckte die Hand aus, im selben Moment waren Kindarn und Akaiya verschwunden. „Wann werden wir da sein, Tiras?“ fragte Vento, und Tiras zeigte auf Zenta. „Frag ihn!“ „Wir sind von Zobou bis Kinto etwa sechsundzwanzig Stunden auf dem Schiff,“ gähnte Zenta, und Vento fragte sich ernsthaft, wie er das einfach so eben wissen konnte. „Irgendwas muss doch mit deinem Gehirn kaputt sein!!“ sagte Vento zu Zenta, „Du brauchst keine Minute, um auszurechnen, wann wir wo sind!!“ „Stell nie wieder meine Intelligenz in Frage,“ seufzte Zenta, „Okay??? Tut mir ja leid, dass dein Intelligenzquotient nur einstellig ist-... ...“ „Hallo??!!“ empörte sich Vento, und Zitan unterbrach die beiden: „Gut, heißt also morgen um neun,“ meinte er, „Tiras, steuerst du weiter? Wir gehen dann mal was zu Essen suchen!“ „O.k.! Könnte einer von euch mich heute abend ablösen?“ „Ich mach,“ meinte Zitan, „Gehen wir.“ Zitan und die anderen gingen quer durch das Schiff und entdeckten schließlich eine Kombüse. „Wunderbar! Was gibt’s hier alles?“ fragte Osea. „Das wird sich zeigen!“ Nadaiya öffnete einen Schrank, und massenweise Teller rollten ihr entgegen. „WUAHH!!!“ Sie fing sie gerade noch auf und stand jetzt wie versteinert, mit hundert Tellern in den Armen. „Gh-... ...! – H-...hilfeee!!!“ jammerte das blonde Mädchen, und Osea lachte. „Hey, wenigstens genug Teller! Juhu!“ Sie tanzte hin und her und stieß dabei Nadaiya an. „WAAAAAAHHHH, OSEA!!!!!!“ kreischte sie, und Klirr, waren alle Teller mit ohrenbetäubendem Krach zu Boden gestürzt und zerscheppert. „NADAIYA!!!!“ schrie Zenta und fuhr herum – doch bei dem Anblick von der kreidebleichen Nadaiya inmitten der Scherben musste er ungehalten lachen. „Tsss, du siehst noch lächerlicher aus als sonst-...!“ „Du bist-... echt fies!!“ stammelte Nadaiya und schüttelte sich einmal vor lauter Schreck. Osea kam hinter ihrer Mama hervor. „Uhm-... tut mir leid-... ...“ „Hey! Seht mal! Hier ist was zu essen!“ rief Zitan und zeigte auf einen Schrank, in dem sich alles mögliche an Essen stapelte. Die anderen kamen herbei. „Toll, und unser Koch sitzt am Steuer!!“ stellte Vento fest. Alle schwiegen. „Zenta, du löst Tiras ab, und Tiras schickst du in die Küche!“ kommandierte Zitan, und Zenta ging ohne Widerrede in den Navigationsraum zurück. Die anderen warteten eine Weile, dann kam Tiras angelaufen. „Soll ich mal Essen machen??? – Ist ja fast Abend!“ sagte er, und Zitan nickte. „Okay. – Kinder, geht spielen, Tiras ruft dann, wenn's Essen gibt!“ „Jaaa!!“ riefen die anderen und rannten aus der Kombüse, und Tiras grinste Zitan gehässig an. „Wirklich witzig...!“ Zitan grinste auch. „Nicht wahr??“ Tiras schüttelte den Kopf und fing an zu kochen. „Komm, lass uns nach oben an Deck gehen!“ schlug Siana vor und verschwand mit Zitan aus der Kombüse. Zitan sah sie an. „W-was??! – Hey, Siana!!“ Die zwei erreichten das Deck, und Siana lachte, bevor sie die Tür zum Deck von außen schloss. Die Sonne ging gerade unter, und es sah wunderschön aus. „Die Luft ist so angenehm kühl hier draußen... drinnen ist es so stickig...“ meinte Siana und stellte sich an die Reling. Zitan sah sie von hinten an. Als ihre Haare im Wind wehten, stellte er wieder fest, wie hübsch sie doch war. „Mag sein-...“ Zitan ging an ihr vorbei zum Bug und sah auf das Meer. Siana sah ihm nach. „Huh?-... Ziddy!“ Sie ging ihm nach. Zitan drehte sich nicht um. Er holte seine Kette hervor und betrachtete ausgiebig den tiefblauen Stein, der daran befestigt war. Kyana... Göttin der Meerestiefe-... ich bitte dich-... beschütze die Prinzessin Siana-... ... „Zid?“ Zitan drehte den Kopf. „Wieso... bist du mit mir hergekommen?“ wollte er wissen, und Siana legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter. „Ich-... wollte mit dir alleine sein-...“ Er erschrak, und er spürte, wie sein Herz wieder begann, heftiger zu schlagen als sonst. Siana fiel der blaue Stein auf, den Zitan noch immer in der Hand hielt. „Was ist das?“ fragte sie stirnrunzelnd. Zitan sah sie nicht an. „Das-... ich habe es seit meiner Geburt-... ... es ist eine Art-... ... Familienerbstück-...“ entgegnete Zitan dumpf. Eigentlich war es ja auch fast so etwas. Die Schutzgötter der Mesumanier-Familien gaben ihren Schützlingen sofort nach ihrer Geburt die Familiensymbole – in Saris Fall war das eine Kette mit dem tiefblauen Edelstein, und jener Stein war das Symbol der Kyana. „Es ist wunderschön... ist das ein Brilliant?“ fragte Siana erstaunt, und Zitan betrachtete den Stein. „Ich weiß nicht-... ich habe mich nie gefragt-... ich weiß nur-... ... dass dieser Stein meine Familie beschützt...“ Er stutzte plötzlich. „Aber warum-...“ fragte er sich dann leise, „...hat er sie nicht vor dem Tod bewahrt?-... Warum hat er dann zugelassen, dass alle sterben?-... Wenn er uns doch beschützen sollte-... ...“ „Er hat euch doch beschützt-...“ überlegte Siana, „Du bist doch... am Leben geblieben...“ Zitan schloss eine Faust um den Stein. „Ja, ich! Aber warum nicht die anderen??! Warum?!! Ich verstehe es nicht! Und ich will es auch nicht verstehen-...!! Nachdem meine Eltern starben-... glaubte ich eine Zeit lang nicht wirklich daran-... für mich waren sie noch da-... ... doch mit der Zeit habe ich begriffen, dass sie nie wiederkehren werden-...“ Siana senkte den Kopf. „Es tut mir leid,“ sagte sie betreten, „Es tut mir so schrecklich leid-... – aber-... hey, der Stein hat dich doch beschützt – als wir gegen Dione kämpften!! Das blaue Licht-...“ Zitan starrte sie an. Sie-... sie weiß es-...?! „Siana...?“ „Es war wie ein Wunder... wie Magie-... und wunderschön-... dieser Stein scheint eine große Macht zu besitzen, Ziddy-...“ sagte sie nachdenklich, sich nicht darüber im Klaren, was sie da sagte – und wie sehr sie damit doch den Nagel auf den Kopf traf... „Siana, ich-... ich weiß nicht-...“ Zitan lächelte und drehte den Stein zwischen den Fingern hin und her. Sie legte den Kopf an seine Schulter und wechselte das Thema: „Sieh nur-... da irgendwo ist Kinto... da wollen wir hin-...“ „Prinzessin...“ Zitan lächelte und drehte sich zu ihr um. Die beiden sahen sich an. „Bist du eigentlich glücklich?... Ohne Familie?-... Das muss doch furchtbar sein!“ stellte sie fest und sah auf den Ozean hinaus. Zitan gab darauf keine Antwort, und Siana seufzte leise. „Es tut mir wirklich schrecklich leid...“ „Hör auf damit, bitte...!“ meinte Zitan und sah sie nicht an, „Hör einfach-... auf-..!“ Es wird dir gleich nicht mehr leid tun, wenn ich dir erzähle, wer ich wirklich bin-... und das werde ich jetzt tun... ... ... „Ziddy?“ fragte sie erstaunt, als sie sah, wie er den Blick von ihr abwendete. Er lächelte. „Ist schon gut. Lass nur–... Siana, ich... es tut mir echt leid, aber-... ich wollte dir sagen... dass... ich... ich-... – ich-...“ Er stockte. Ich kann's nicht-... ... – sie wird mich hassen!!-... „Ja?“ fragte sie und sah ihn erstaunt an. „Ich-...“ Zitan machte nur den Mund auf und zu und brachte kein Wort hervor. Er streichelte ihr über die Wange und lächelte. „Ich-... ...“ „LEUTE!!! ESSEN!!!“ brüllte Nadaiya da plötzlich. Die zwei schraken auf – vor ihnen stand Nadaiya „Oh!“ machte sie jetzt, „Hab ich gestört? ’Tschuldigung-...!“ „Passt schon,“ meinte Zitan erleichtert, da er Siana jetzt doch nicht die Wahrheit erzählen musste – eigentlich wollte er es nicht... aber er musste es... irgendwann... Die zwei gingen mit Nadaiya zu den anderen, die schon alle im Salon saßen. Nur Tiras war wieder ans Steuer verschwunden. „Das schmeckt aber gut!“ freute sich Osea. „Ja, Tiras ist halt ein guter Koch!“ grinste Zitan. Die sieben aßen gemütlich weiter, nach dem Essen übernahm Zitan das Steuer, Tiras ging abwaschen, und Zenta half ihm dabei – der Rest legte sich schlafen. Am nächsten Morgen wachte Tiras als erster auf. „Gottogott! Es ist schon halb neun!!“ Er stand auf und ging die anderen wecken. Als endlich alle wach waren, gab es Frühstück. Allein Zitan stand am Steuer. „Habt ihr gut geschlafen?“ fragte Osea. „Wunderbar! Du auch?“ fragte Liona grinsend und stopfte sich ein Brötchen in den Mund. „Jaaa!“ „HEEEEEYYYY!!! ICH HABE EIN PROBLEM!!“ schrie Zitan plötzlich aus dem Navigationsraum. Tiras sprang auf, und alle stürzten in besagten Navigationsraum. „Sag nicht, es ist schrott!!!!“ schrie Osea und starrte Zitan an. Zitan fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Nein!! – A-aber da ist Land! KINTO!!! – UND DER HAFEN IST NICHT FREI!!!“ „Wa-...?!!“ Zenta konnte nicht zu Ende sprechen, Tiras ergriff schon das Steuer und starrte geradeaus. „Tatsächlich... Kintos Hafen!! Wir sind da!!“ rief der Rothaarige aus, „O.k., o.k., das dürfte jetzt unangenehm werden!!!! Legt euch auf den Boden und haltet euch irgendwo fest!!!!“ Zitan standen Augen und Mund offen: Tiras donnerte geradewegs in den Hafen hinein. „FESTHALTEN!!!!“ brüllte der Blonde, und alle warfen sich auf den Boden und klammerten sich an irgendwas – kurz darauf machte es RUMMS, dann KRACH BUMM PENG KNALL, KLIRR. Die Kameraden schrien auf. Zitan richtete sich auf – das Schiff sauste gerade durch den Hafen und hatte schon vier Häuser zertrümmert. Schließlich kam es zum Stillstand. Langsam kamen die acht hoch und sahen hinaus – sie waren gelandet. ___________________ Ich habe es beschlossen. Ziddy ist ab jetzt der Gaylord!! òÓ Naaiiin!! >< Ziddy und Siana sind immer so schnulzig!! Ich hasse die zwei XDD Part zwei fertig ^.^b Und der dritte folgt zugleich. Kapitel 24: Die grausame Wahrheit --------------------------------- Die acht kletterten mit ihren Kizayas aus dem Schiff, ließen jenes einfach im Hafen zurück und befanden sich inzwischen auf dem Weg nach Zimalo. „Zimalo ist die Hauptstadt von Mikoto,“ sagte Zenta mit Blick auf die Weltkarte, „Wir müssen durch ganz Phatizo durchlaufen, um nach Zimalo zu kommen, das dauert etwa drei Tage!“ „Phati-was??“ fragte Vento erstaunt. Zenta verdrehte die Augen. „Phatizo, Sir Zyta! Das Land, in dem wir jetzt sind, von dem Kinto die Hauptstadt ist!!“ „Sag das doch gleich-... ...“ Mit Einbruch der Dunkelheit machten sie in einem Wald Feierabend. Sie hatten zuvor in Kinto etwas zu Essen geklaut, was sie jetzt gemütlich aßen. „Wenigstens nicht so zitronig wie in Vinta!“ lachte Nadaiya, und Osea nickte. „Obwohl,“ sagte Tiras, „Ich fand das Essen in Vinta garnicht so übel.“ „Verräter!!“ quiekte Nadaiya, und die anderen lachten. „Mensch, Tiras, ich dachte, du stehst zu uns...!!“ meinte Vento gespielt empört, und wieder ertönte lautes Gelächter. Zitan saß etwas abseits und stocherte mit einem Stück Holz in der Erde herum. Er dachte viel nach in der letzten Zeit. Über die Mission – über seine Vergangenheit – und über Siana natürlich. Ich – ich muss es ihr sagen-... eines Tages werde ich es ihr sagen müssen-... ... „Was grübelst du denn da schon wieder rum, hm?“ hörte der Blonde plötzlich Zentas Stimme neben sich, und er sah auf. Zenta stand hinter ihm, die Hände in den Hosentaschen. „I-ich?“ fragte Zitan erstaunt, und Zenta trat seinem Freund leicht in die Seite. „Nervkind, du versinkst schon wieder in deinem ewigen Selbstmitleid! Komm, lass uns reden, Arschnase!“ Zitan rappelte sich auf. „Das kann man auch freundlicher sagen, oder?“ maulte er, grinste aber, und die beiden verschwanden mit einem ‘Wir sind gleich wieder da‘ im Unterholz. Liona sah auf. Was haben die denn vor?? Sie ging den zweien leise und unbemerkt hinterher. „Ich hätte es ihr gestern fast gesagt!“ erklärte Zitan wichtig und zeigte auf sich, „Aber Nadaiya hat uns gerade da zum Essen geholt!-...“ Die beiden Jungen waren auf einer Lichtung außer Hörweite der anderen angelangt, und während Zitan in der Mitte stand, ging Zenta wie ein genervter Lehrer um ihn herum und musterte ihn skeptisch. „Faule Ausrede!“ meinte Zenta, „Hör mal – bring‘s einfach hinter dich!“ Liona hatte sich in einem nahem Busch versteckt und beobachtete die beiden. Was sagen? Was will er Siana sagen??? Zitan seufzte. „Aber-... das ist so schwierig!“ meinte er, „Hast du schonmal einer Prinzessin gesagt, dass du Mesumanier bist??!“ Im selben Moment erstarrte Liona zu Salzsäulen, es kam ihr vor, als würde ihr Herz für eine Sekunde aussetzen. Mesumanier-...??! – Zitan – Zitan-...!! Ziddy ist-...??! Plötzlich sah sie wieder die Bilder. Die Festung mit dem Wasserfall. Den kleinen, blonden Jungen mit den großen, tiefblauen Augen. „Liona!!“ hörte sie den Kleinen rufen, „Liona, wo bleibst du??! – Spiel mit uns, Liona!“ „Herrgott!!“ hörte sie eine zweite Stimme, und ihr schoss ein zweiter, kleiner Junge in den Kopf, „Du-... du-... du Trampeltier!! Wenn die Erwachsenen das rauskriegen, sind wir dran!!“ Liona fasste nach ihrem Kopf. Sie sah eine zerbrochene Fensterscheibe. Dahinter ein kleiner Ball. „Hey!“ rief der kleine Blonde, „Ich hol den Ball zurück!“ „Du bleibst hier!!!!! – G-geh nicht, die Großen werden uns grün und blau schlagen!!“ Liona blinzelte, als sie sah, wie der zweite Junge total aufgeregt um den Blonden herumging – und plötzlich hatte sie ein Déjà-vu. Zenta-...?! Das ist – Zenta – Zenta Yason!! Natürlich-... ich kenne Zenta!!... „Meine Eltern schlagen mich nicht!“ ... ... ... „Ich bin ja keiner, Zid,“ riss Zentas reale Stimme Liona zurück in die Gegenwart, und sie keuchte. Ihr Kopf war plötzlich sehr schwer, als würde darin eine Menge Kram herumschwirren. „Ich meine es ernst, verflucht!!!“ rief Zitan ärgerlich, „Mein Vater hat ihren getötet!! Wenn sie das erfährt, wird sie mich hassen!“ „Was hat das mit dir zu tun??!!“ fuhr Zenta auf, „Natürlich-...“ Er lachte bitter – wieder dieses schaurige, gruselige Zenta-Lachen. „Die törichten Menschen-... ... sie machen auch die Nachfahren eines Sünders verantwortlich für dessen Sünden-... ...“ „MEIN VATER WAR KEIN SÜNDER!!!!“ schrie Zitan ihn wütend an, „Du kanntest meinen Vater!!!“ „Ich habe deinen Vater hoch geschätzt!!“ zischte Zenta, „Ich habe deinen Vater bewundert!!! Natürlich war Kasko kein Sünder!! Kasko war ein großartiger Kerl, Zid, und das weißt du genauso gut wie ich!!! Deine Mutter habe ich zutiefst verehrt, ich habe ihr geschworen, dich zu beschützen, als sie starb, und du weißt das!!! – Halte mich niemals wieder für einen Verräter!!! – Was belangt es Siana an, was ich über deine Eltern denke??! Siana wird als törichtes Menschenkind dich für die ‘Sünden‘ deines Vaters verantwortlich machen, natürlich!!! Sie glaubt, ihr wärt Sünder!! Magier sind böse aus der Sicht der Kesras!! Böse!! Sünder!!! Ketzer!!!!“ „H-hör auf!!!“ schrie Zitan und hielt sich den Kopf, „Um Gottes Willen, Zenta!! Hör auf, bitte-... ...“ Zenta seufzte. „Verzeih – wenn ich über den Krieg nachdenke, werde ich immer aggressiv... verzeih.“ Zitan schüttelte den Kopf. „Schon gut-... ... aber – was soll ich machen, Zenta??! Ich muss es ihr ja irgendwann sagen! Sie wird böse sein-... ...“ „Sie hat im Prinzip keinen Grund dazu,“ sagte Zenta, „Aber vergiss nicht – sie ist ein törichter Mensch! Eine Kesra!!“ Er klopfte Zitan auf die Schulter und ging zurück zu den anderen. Zitan stand etwas bedröppelt auf der Lichtung. Schließlich senkte er den Kopf. Ja... ... und deswegen-... wird sie mich auch dafür hassen, dass ich bin, was ich bin. Als er plötzlich ein Rascheln im Gebüsch hinter sich hörte, drehte Zitan den Kopf. „Was-...? – Wer ist da??!“ fragte er und ging auf den Busch zu – als er das Gestrüpp mit den Händen teilte, erblickte er Liona, die stocksteif am Boden saß und ins Leere starrte. Zitan fuhr zurück. „L-...Liona??!!“ Liona keuchte und fasste nach ihrem Gesicht. Zitan sah, wie eine Träne aus ihrem Auge über ihre Wange rann. „Ziddy-... ...! Oh mein Gott-... ...“ „Liona!“ Zitan hockte sich vor sie, „W-was ist passiert?? Was hast du??!“ Sie schüttelte heftig den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Nein – nein!! Verzeih mir, Zitan, ich habe-... habe alles gehört...! Diese Bilder-... ich weiß endlich, woher sie kommen... wohin sie gehören-... ...! Die Festung-... mit dem Wasserfall-... ...“ Zitan erstarrte. „Festung??!-...“ Liona schüttelte erneut den Kopf, und Zitan packte ihre Arme. „Liona, beruhige dich!! Was-...??“ „Verzeih, verzeih!!“ stieß sie hervor, „Ich kenne dich, Ziddy-...! Ich habe dich gesehen... ich habe dich gesehen! Deine Augen-... ... – die Aura in Diones Höhle-... wieso, wieso habe ich mich nicht erinnert – ich kenne dich!! Sari!!“ Sie sah ihm in die Augen, und Zitan erstarrte erneut. Er sah, dass das Mädchen weinte. Einige Sekunden verharrten sie so. Nach einer Weile schluckte Zitan. „Lio-...na...“ stammelte er, und sie wischte sich die Augen. „Verzeih-... ...“ Der Blonde senkte den Kopf. „Ich bin Zitan Sari...“ sagte er dumpf, „Sohn von Kasko und Cenja Sari, Erbe Sarias-... ...“ Er lächelte plötzlich. „Ja-... ... ich bin Mesumanier, wie du, Liona-...“ Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf. „So oft... ... so oft habe ich dich gesehen in meinen Träumen-... ... Nächtelang... habe ich wach gelegen-... mit diesen Bildern... von Sarias Festung-... die mit dem Wasserfall-... ... ich sah einen blutroten Himmel-... ... der Himmel über dem Krieg-... – ich konnte deine Stimme hören, Zitan-...“ Zitan schüttelte langsam den Kopf. „Liona-... – sag mir, woher-... ... woher kennst du... meinen Namen...?“ Liona senkte den Kopf und lächelte leicht. „Es ist lange her,“ sagte sie, inzwischen etwas ruhiger, „Aber-... ... ich war oft mit meinen Eltern in Saria bei euch-... ... ich bin aus Takuya weggelaufen, um die anderen zu suchen – die anderen Mesumanier! Um mich in Takuya zu halten, hat mein Vater mir erzählt, es gäbe keine mehr, nach denen man suchen könnte-... ... ich bin gegangen... und jetzt habe ich endlich-... welche gefunden – mit dir-...“ Zitan sah sie an. „Takuya... du bist-... im Krieg nach-... Takuya geflohen-...“ Als er sie ansah, erkannte er mit einem mal, dass er die ganze Zeit über nach etwas gesucht hatte – obwohl es seit Ewigkeiten bei ihm war... mit ihm reiste... mit ihm kämpfte... Liona lächelte. „Mein Vater... hat deine Familie hoch geschätzt... ...“ Zitan hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Wie ein Blitz fuhr Zitan das Bild des kleinen Mädchens durch den Kopf – des kleinen Mädchens mit türkisfarbenen Haaren. Die blauen Augen. Das fröhliche Lachen. Es streckte die kleinen Hände nach ihm aus und lachte. „Zitan! Wartet auf mich!“ „Lasst uns unter dem Wasserfall spielen und baden gehen!“ Er hörte das fröhliche Lachen. Das Rauschen des Wasserfalls unter der Festung Sarias. „Kinder! – Lauft nicht zu weit weg!“ „Nö! Keine Angst, Mama! Wir sind vorsichtig!“ „Ziddy-... du bist flauschig...“ Zitan keuchte und hob die Hand. Vorsichtig berührte er Lionas Gesicht, zitternd. „Ja-...“ flüsterte er, „Ich – kenne dich auch... ... Linni.“ Liona lächelte. „Du erinnerst dich an mich...“ wisperte sie, „Als ich dich das letzte mal gesehen habe... war ich vier Jahre alt-...“ „Linni – Liona!“ sagte Zitan fest, „Liona Kizalos-...! Du bist jetzt – die Erbin Kesvitaras!!“ Liona sah zur Seite. „Im Schloss ist es ziemlich kalt,“ sagte sie, „Kalt und – einsam. Als Papa König wurde, war ich fünf-... ich hatte ewig nur einen Freund-... – den Stallknaben Chilian.“ Zitan blinzelte. „Dem sind wir in Takuya begegnet!“ „Ja-...“ Liona sah ihn immer noch nicht an. „Über Mittag bin ich immer heimlich zu den Stallungen gegangen, und er ist mit mir über die Weiden gewandert und hat mir viel erzählt. Und als ich acht war, erzählte ich ihm davon, dass ich nicht glaube, dass es keine anderen Magier gibt-... er war damals vierzehn. Und ich sagte ihm, dass ich gehen werde, wenn ich vierzehn bin. Weil er damals vierzehn war – vierzehn war für mich die Glückszahl ab dem Tag! – Er hat es mir verboten, zu gehen-... ...“ Sie lächelte, „Natürlich. Ich bin immerhin die Thronerbin Kesvitaras-... – doch ich bin gegangen. Ich musste einfach die anderen finden-... ...“ „Aber wie bist du aus dem Schloss gekommen?“ wunderte sich Zitan, „Überall sind doch Wachen!“ „Ich habe mir die Haare geschnitten und mir diese Sachen hier angezogen, einen Kapuzenmantel darüber, und bin aus dem Fenster auf das Dach gesprungen. Von dort aus bin ich an der Regenrinne runter und bin durch die Stallungen unauffällig in den Hof, alle hielten mich für eine Magd, deshalb kam ich ungehindert raus-...“ Zitan musste lachen. „Geschickt-...“ Das Mädchen senkte den Kopf und lächelte erneut. „Vorher hatte ich Selja entführt und draußen stehen gelassen, und bin mit ihr aus Takuya rausgeritten. Weißt du eigentlich, dass deine Kasera aussieht wie unsere Selma?-...“ Als Zitan nicht antwortete, fuhr Liona fort: „Selja hatte mal eine Schwester, Selma. Sie ist fortgelaufen, wahrscheinlich ist sie tot. Aber Kasera erinnert mich stark an sie-... die Augen-... ... und die Art...“ Zitan sah sie an. „Früher-... als Kinder – haben wir oft zusammen gespielt! Als wir uns zum ersten mal begegnet sind – nach zehn Jahren – habe ich deine Augen-... erkannt-... ich wusste, ich kenne deine Augen! Aber ich konnte mich nicht erinnern-...“ Liona nickte. „Ja, ich – hatte dasselbe Gefühl! – Doch jetzt erinnere ich mich genau-... als ich ein kleines Kind war... kamen wir oft zu euch... dein Vater war Anführer... und du und ich... wir haben zusammen gespielt... wir kennen uns schon seit meiner Geburt-... du hast mir das Laufen beigebracht-... ... und wir haben immer gespielt-... dass wir eine große Reise machen-... haben all unsere Sachen mitgenommen und sind in Saria herumgelaufen... manchmal war Zenta auch da... und in Yasons Herberge haben wir Kissenschlacht gemacht und haben zu dritt in dem Bett seiner Eltern geschlafen, wenn wir müde wurden-... und mein Vater hat den bösen Onkel gespielt, und du hast getan, als würdest du ihn mit deinem Schwert umbringen!-... Um mich vor dem bösen Onkel zu beschützen...“ Liona lachte. Zitan tat es ihr gleich. „Haben wir echt so einen Quatsch gemacht??!“ Sie lachte erneut. „Scheint so!“ Zitan seufzte, und Liona sah plötzlich auf den Boden. „Warum sagst du Siana eigentlich nicht, dass du Mesumanier bist?“ fragte sie, und Zitan fuhr hoch. „W-was??! – Das-... ... du hast Zenta doch gehört, oder??“ Sie nickte erstaunt. „Die Sache mit – euren Vätern, die sich umgebracht haben?“ Er nickte. „Du musst es ihr trotzdem sagen-...“ sagte sie dann, „Wenn du sie liebst-... ist es falsch, sie anzulügen-... sag ihr die Wahrheit, und wenn es noch so grausam ist-... ich meine, du willst doch bestimmt, dass sie dich auch liebt! Und eine Freundschaft, die von Lüge lebt-... stirbt an der ersten Wahrheit.“ „Ich weiß... deswegen ja!“ meinte Zitan und raufte sich die Haare, „Verdammt-...“ „Eure Freundschaft hat ja noch garnicht angefangen...“ lächelte Liona, „Sie beginnt erst... mit der Wahrheit-... dem Geständnis...“ Er sah sie an. „Liona-...“ fing er an, ohne den Satz zu Ende zu bringen, und sie ergriff seine Hand. „Sei ehrlich, Siana wird die Vergangenheit akzeptieren-...“ Die zwei sahen sich an, kamen sich näher, bis sich ihre Lippen sanft berührten. Vorsichtig berührte er mit seiner Hand ihre Wange, und sie legte ihre Hände auf seine Brust, während sie sich vorsichtig küssten. Dann richtete Zitan sich wieder auf und meinte: „O.k., zu Siana sagst du nicht, was hier gerade passiert ist!! War nur die Wiedersehensfreude!-...“ „Du bist echt komisch,“ lachte das Mädchen, bevor er ihr noch einen Kuss auf die Wange drückte, und dann aufstand und zu den anderen zurückging. Sie stand noch lange da und sah ihm stumm nach, dann ging sie auch zurück. „O.k., gute Nacht!“ rief Osea, während Nadaiya Vento den letzten Tritt verpasste. „Genau, geh schlafen, du Penner!“ lachte das blonde Mädchen, „Eigentlich schade, dass die Klopperei vorbei ist-...!“ „Aua, verdammt!“ maulte Vento und rieb sich den Rücken, und Tiras verdrehte die Augen. „Ihr seid so panne-...!“ „Haltet die Klappe!“ murrte Siana sie an und drehte sich um. Alle schwiegen und sahen sie an. „Whee, Prinzessin ist genervt!“ machte Vento, und Nadaiya haute ihm lachend eins auf den Kopf. „AUAAHH!!!“ „Haaahh!!“ machte sie, „Hey, ‘Whee‘ist mein Wort!!!“ „Du kriegst in Zimalo Pfeil und Bogen!“ grinste Zitan Siana an, und sie schoss hoch. „Jaaa? Heihoya!!!“ machte sie plötzlich gut gelaunt, und die anderen sahen sich an. „Pfeil und Bogen???“ fragte Tiras, „W-was machst du aus der unschuldigen, kleinen Siana, Ziddy??!“ Siana und Zitan lachten blöd. „Hahaha,“ machte Zitan, „Sie muss sich doch wehren können!“ „Na-... ... dann viel Spaß,“ meinte Zenta, „Bewaffnete Prinzessinnen! Tsss, ich bin schockiert!!“ Bald war es still. Zitan sah auf. „Siana? Schläfst du?“ „Nein, du?“ „Ja, ich rede im Schlaf mit dir!“ gab Zitan verwirrt zu hören, und sie lachte. „O.k., dann nicht!“ „Siana-... warte mal...“ Er setzte sich auf, sie tat es ihm gleich. „Ich wollte mal... mit dir reden.“ „Hau rein!“ lachte sie und rammte ihm vergnügt den Ellenbogen in die Seite, und er kippte um. „Aua, mann!!!-...“ „Oh, verzeih!“ lachte sie gut gelaunt, und Zitan rappelte sich auf. Er seufzte tief und fing an, seine Finger zu verknoten. Das tat er manchmal, wenn er nervös war. „Du musst mir jetzt einfach nur zuhören, nichts sagen, o.k.??!“ sagte er dann rasch, „Okay, Siana??!“ Siana stutzte. „Wie-... so ernst?“ fragte sie erstaunt. Er holte tief Luft. „Aber... es ist bestimmt nichts Schönes...“ brachte er hervor, und sie runzelte die Stirn. „Was? Sag schon!“ forderte sie jetzt auch etwas ernster. „Siana-... du hast dich vielleicht manchmal gefragt, wieso ich dich heilzaubern konnte-... ... nun – das war nichts anderes als Vitra!“ Das Mädchen blinzelte. „Vi-...tra? Das macht doch-...!“ Sie zeigte verwirrt auf die schlafende Liona, und Zitan sah ihr ins Gesicht. „Siana – ich bin Mesumanier.“ Erst erstarrte sie. Sie starrte ihn lange an. „Mesumanier-... – d-du bist einer der Magier!!“ Sie zeigte erschrocken auf ihn, „K-Kindarn nannte dich Sari! – War-... – war Sari nicht-... ...??!“ Sie schlug die Hände vor den Mund, als ihr plötzlich das Bild ihres Vaters in den Kopf schoss. „Wohin geht ihr, Vater??! Was ist das für ein Krieg, in den ihr zieht??!“ „Keine Angst, kleine Siana. Wir gehen nach Nuria, um die Magier zu beseitigen! Sie sind böse und wollen die Weltherrschaft an sich reißen... und wenn wir nichts unternehmen, werden sie uns Menschen töten, Siana.“ Siana keuchte und schüttelte den Kopf. „V-...Vater...!!!“ stieß sie hervor, und Zitan weitete erschrocken die Augen. „Ich komme bald wieder, Siana!“ hörte das Mädchen wieder die Stimme ihres Vaters, und sie konnte seine Hand auf ihrem Kopf noch immer spüren. „Mach's gut, Vater! Bis bald!!“ Das Mädchen schluchzte. Das Bild ihres Vaters verschwamm, seine Umrisse verblassten. „Bis bald, Siana. Ich bin bald wieder da.“ „Mutter??!! – Wo ist Vater??! Warum ist er noch nicht wieder da??!! – Mutter, antworte!! Was hast du...??“ „Siana-... Vater ist-... ... ...“ Noch immer erinnerte Siana sich an die Tränen ihrer Mutter – es war das einzige mal gewesen, dass sie ihre Mutter weinen gesehen hatte. „Es war einer der Magier!“ hörte sie noch immer Kindarns Stimme, „Majestät, es war einer der Mesumanier des Südens – Ich habe den Mörder des Königs sofort mit dem Tode bestraft, Majestät-... sein Name ist Kasko Sari.“ „Vater??! – Vater!! VAAATTEEEEEERRRR!!!“ Sari – Sari... ... Kasko – Zitan Sari! Siana starrte Zitan an. Zitan drehte den Kopf zur Seite. „Siana-... dieser Mesumanier-... der... deinen Vater tötete – war mein Vater.“ Stille. Siana starrte ihn an und wagte kaum, zu atmen. Zitan senkte den Kopf und wartete auf Reaktionen. Sie schüttelte immer wieder langsam den Kopf. Dann machte sie tonlos den Mund auf und zu, schließlich schrie sie: „WARUM??!!“ schrie sie, Tränen rollten über ihre Wangen. „Hast du mich vielleicht entführt, um mich auch zu töten?!?! WILLST DU MEINE FAMILIE VERNICHTEN??!! Du willst mich töten, stimmt’s?!?! ES IST DOCH SO, ODER?!?!“ Zitan stand auf. „Siana, nein! Glaub mir, ich...!“ „SCHWEIG!!! Ich war so dumm! Ich habe es nicht erkannt! Ich hätte es wissen müssen!!! Und ich habe dir auch noch vertraut!!! ICH HABE GEGLAUBT, DU WÄRST MEIN FREUND!!! ICH HABE DIR VERTRAUT, ZITAN!!! Und jetzt...!!!“ Sie brach vollends in Tränen aus und sprang auf. Zitan hob die Arme. „Siana!! Was redest du da?!?! Ich will dich nicht töten!!!!“ „Schon wie du mit mir redest!!! Du hast mein Leben komplett zerstört!!! Das werde ich dir nie verzeihen!! ICH HASSE DICH!!!! Du-... – MÖRDER!!!“ schrie sie und rannte davon. „HALT!!!! SIANA!!!!“ schrie Zitan auf und wollte hinterher, doch da packte ihn jemand am Arm und hielt ihn fest. Zenta. „Lass sie laufen!!“ zischte er, „Die ist ja törichter, als ich dachte!!!“ „Lass mich los!!“ schrie Zitan und versuchte, sich loszureißen, doch Zenta drehte ihm beide Arme auf den Rücken und hielt ihn fest. „Sie darf nicht weg!!!! SIANAAA!!!!! KOMM ZURÜCK!!!! – Lass mich los, lass mich los, LASS MICH LOOOOOOOSSS!!!!“ Stille. „Ziddy... wir finden sie,“ sagte Tiras ernst, und Zitan brach zusammen und sah zu der Stelle, an der Siana verschwunden war, Zenta ließ ihn endlich los. „SIANA!!!“ schrie der Blonde aufgelöst, „KOMM ZURÜCK!!!! KOMM ZURÜCK!!“ Alle schwiegen, Liona schüttelte den Kopf. „Warum trifft sie das so hart...?“ fragte sie sich, „Was hat das denn mit ihm zu tun??!“ „Tss!“ machte Zenta verächtlich, „Sie ist ein törichter Mensch!!“ Liona sah ihn an. „Das-... ... ist wohl wahr... ... – Oh Chinon, allmächtiger Gott des Todes! Ich flehe dich an, beschütze die Prinzessin Siana vor ihrer eigenen Torheit! Bring sie zurück-...! Ich bitte dich!!!“ rief sie dann, nahm sich das Halsband vom Hals und hielt es gen Himmel. Dann schloss sie die Augen und ließ den Kopf sinken. „Liona...“ fing Osea an, und Liona schüttelte heftig den Kopf. „Sie hat allein keine Chance in der Wildnis!... Ich weiß selber, wie das ist, allein... ich wäre vier mal fast gestorben, aber die Götter haben Erbarmen gehabt-... ... aber Siana hat kein Vertrauen! Sie ist allein, und sie wird nicht lange durchhalten! Wir müssen sie finden!! Wir müssen!!!“ Zitan rappelte sich auf und legte Liona eine Hand auf die Schulter. Alle schwiegen. „Lasst uns suchen! Kommt!“ rief Nadaiya. Der Rest stimmte zu, alle sprangen auf ihre Kizayas und trennten sich darauf. Kindarn und sein Heer waren inzwischen in Kinto angekommen. „Akaiya! Was siehst du?“ fragte Kindarn das Mädchen, das mit ihnen gekommen war, und Akaiya beschwor ihre Kugel herauf, um hineinzusehen. „Sie sind in der Nähe, General-... einen Tagesmarsch von hier-... sie trennen sich-... und die Prinzessin... sie ist allein...“ Kindarn lachte blöd. „Allein? Sehr gut! Um so leichter werden wir sie fangen!“ freute sich Kindarn. „Du wirst mir nicht mehr in die Quere kommen, Sari...!“ „SIANA!!! WO BIST DU??!!“ schrie Nadaiya und hackte ein paar Äste aus dem Weg, um weiterzukommen. Osea war bei ihr, doch bisher hatten sie Siana nicht gefunden. Sie suchten, bis die Sonne aufging. Dann trafen sie sich wieder am Lager. Niemand hatte sie gefunden, und Zitan war wie aufgelöst. „Was ist, wenn sie nicht überlebt??... Dann-... bin ich Schuld-...!!“ „Fängst du schon wieder mit deinem Selbstmitleid an??!“ fuhr Zenta auf, „So weit kann sie doch garnicht gekommen sein! Sie ist zu Fuß!“ „WAS?!“ fragte Tiras erschrocken, und Zenta deutete auf Nervi, der gemütlich kauend am Rande des Lagers stand. „Ja, Nervi steht da!“ Tiras haute sich auf die Stirn. „So kriegt sie ja wunde Füße!!!“ Die sieben aßen kurz etwas, dann suchten sie weiter. Sie suchten die Gegend im Umkreis von zehn Kilometern ab – ohne Erfolg. Doch am Nachmittag machte Liona eine erfreuliche Entdeckung. Sie war mit Selja an die Quelle gegangen, um zu trinken. „Ach... ob wir sie finden werden?-... Wir müssen dran glauben, Selja...“ sagte Liona und streichelte ihr Kizaya. Dann sah sie nach rechts am Quellenufer entlang. Und was sie sah, ließ ihr die Augen aus dem Kopf fallen: Da saß Siana und starrte in die Luft. Liona ging zu ihr hinüber. „Prinzessin???!“ fragte sie erstaunt, und Siana schnaubte. „Was willst du?!?!“ fragte sie wütend, „Verschwinde!! Du steckst doch mit ihm unter einer Decke! Du liebst ihn, nicht wahr?!“ „Was soll das, Siana?! Komm mit uns! Du wirst sonst nicht überleben!!“ rief Liona und nahm Sianas Hand, „Ich bitte dich... komm mit...“ Siana sah sie an. „Warum?“ fragte sie schnippisch, und Liona sah sie scharf an. „Du hast doch garkeine Lebenserfahrung! Du bist unbewaffnet und ohne Kizaya!! Willst du so überleben??!“ Siana sah zu Boden. „Gut,“ gab sie nach, „Ich ziehe mit euch. Aber, eins dürfte klar sein: Ich will mit dem Kerl nichts mehr zu tun haben! Überhaupt nichts! Verstanden?!“ „Ja-... – Komm, du kannst ja auf Selja reiten!“ Liona setzte Siana auf ihr Kizaya und führte es zum Lager zurück. Dort waren Tiras und Vento und schwiegen. Als sie Siana sahen, sprangen sie auf. „Da bist du ja!! Wo warst du??? Wir haben uns Sorgen gemacht!!!“ rief Tiras, und Siana sprang von Selja und stieg auf Nervi. „Ach was. Ist ja völlig neu,“ sagte sie schnippisch und drehte Nervi herum. „Sie ist äußerst sauer, auf Zitan überhaupt nicht zu sprechen und verflucht eingebildet,“ zischte Liona den zweien zu. Sie nickten, als Nadaiya und Osea ankamen. „Siana!! Da bist du ja!!! Wo warst du?“ fragte Osea erfreut. „Da!“ sagte sie nur, „Nun lasst mich in Ruhe!!“ „Hä? Hab ich was Falsches gesagt?“ fragte Nadaiya, und Liona winkte ab. Da kam auch Zenta angerannt. „Leute!! Wir müssen sofort verschwinden! Kindarn ist hier!!!“ „Wo ist Zid?“ „Wir haben Soldaten gesehen! Sie gehen nach Süden! – Oh, da ist ja der törichte Mensch!“ Zenta zeigte auf Siana, und die warf beleidigt die Nase hoch. „Wo ist Zid?“ fragte Tiras ernst, als Zitan immer noch nirgends zu sehen war. „Gehen wir!“ Zenta sprang auf Jali und wendete sie, und Tiras lenkte ihm Yanko in den Weg. „Zenta, zum dritten Mal: Wo ist Zitan??!“ fragte der Rothaarige, und Zenta seufzte. „Ich weiß es nicht!! Ich dreh' mich um, und er ist weg!!“ „Nee, nicht noch einer...“ stöhnte Vento. Da kam Zitan aus dem Gebüsch gesprungen. „Leute, lauft, so schnell ihr könnt!! KINDARN IST IM ANMARSCH!!!“ schrie er und galoppierte an ihnen vorbei. „Was?!-...“ Da hörten sie auch schon Hufegetrappel. „NICHTS WIE WEG!!!“ _____________________ yeehaw! XD Siana die blöde Kuh ist so eine Blitzmerkerin! Kapitellang nennt Kindarn ihn sari! XD Und jeeeeeetzt schnallt sie endlich dass der Mörder ihres Vaters rin ZUFÄLLIG auch sari hieß!!! XD Für Liona gilt das gleiche ey XDDD Dabei dachte ich Mesumanier vergessen niemals! XDDD *Liona hau* (Liona: "Aua... <.<'") Freut euch, es wird immer lustiger XDDDDD *muahaha XD* Kapitel 25: Zimalo ------------------ „LAUFT!!!“ kreischte Liona, die den anderen die Deckung gab, und sie liefen, so schnell es ging. Doch nach zwanzig Minuten etwa holte Kindarn sie ein und stellte sich mit seinem Heer um sie herum. Die acht waren umzingelt. „Du schon wieder!“ rief Zitan und zog sein Schwert hervor. „Hallo, Sari!“ lachte Kindarn gehässig, „Also? Rück die Prinzessin heraus, oder-...!“ Er zog ebenfalls sein Schwert. Zitan lachte. „Ich denke nicht im Traum daran!!! Damit ihr sie tötet??! Dann wäre die Mission ja umsonst, du Narr!“ „Hahaha...“ Kindarn lachte höhnisch. „Lasst mich gehen! Liona! Lasst mich gehen!“ rief Siana plötzlich. Alle starrten sie an. „Was war das da eben??!“ zischte Osea perplex, und alle starrten Siana immer entsetzter an. „Schnauze, törichtes Weib!!!“ fuhr Zenta sie an, und Siana krallte sich an Nervis Mähne fest. „LASST MICH GEHEN!! Ich sterbe lieber durch meine Mutter als durch dich, Zitan!!! Ich hasse dich!!! Verfluchter-... Bastard!!!“ schrie das Mädchen aufgelöst, und Zitan sah sie nicht an. Zenta zog sein Schwert hervor. „Siana!!“ rief er, „Noch ein Wort, und du bist durch!!!“ „Ooohhh...“ machte Kindarn, „Armer Sari-... Prinzessin, Ihr habt ihm das Herz gebrochen! – Ooooh, nein, wie tragisch!-... Hörst du, Sari??! Sie will garnicht bei dir sein!!“ „Eher sterbe ich, als dass ich sie dir gebe!!!“ sagte Zitan und stierte Kindarn ärgerlich an. „Du bist wie dein Vater...“ sagte Kindarn, und Zitan erstarrte. „Genau das sagte er!! Als du verwundet warst, wollten wir dich haben, um dich zu töten, wie jeden von euch Bastarden!!! – Er hat dich nicht herausgegeben, ich musste ihn töten!“ „Bastard-... ... dreckiger Bastard!!!!“ zischte Zitan wütend und ballte die Fäuste, und Kindarn grinste gehässig. „Was ist denn los?“ lachte er, „Hätte ich deine Ketzer von Eltern nicht töten sollen??“ „Meine-... – MEINE ELTERN WAREN KEINE KETZER!!!“ schrie Zitan außer sich und riss sein Schwert hoch, er stürzte sich auf Kindarn, doch Kindarn packte seine Arme und zerrte ihn herum, bevor er ihm mit dem Schwert die Weste vom Leib riss und mit dem Schwert an Zitans großer Narbe ansetzte. „Sieh!!!“ zischte der General, „Diese Narbe hast du unserem König zu verdanken!! Er war der Stärkste! Er hat dich aufgeschlitzt, erinnerst du dich...??“ Kindarn lächelte kalt, dann schnitt er mit einem Schwerthieb die Narbe auf, und sie begann, stark zu bluten. Zitan schrie auf. Doch plötzlich sah Kindarn aus dem Augenwinkel etwas auf sich zufliegen, kurz darauf flog ihm ein kleines Messer genau in die Schulter. Der General ließ Zitan sofort los. „Wer-...??!!“ Zitan starrte auf das Messer. „Zenta-...!“ „Du dreckiger, verdammter, schmutziger BASTARD, Kindarn!!!!!“ schrie Zenta wutentbrannt, „Wage es ja nicht noch einmal, Kasko und Cenja als Ketzer zu bezeichnen!!!! Ich warne dich, General!!!“ Kindarn keuchte. „Was-... bist denn du für einer??!“ zischte er, „Aah, verstehe, Saris Freund und Kamerad-... ah, ich erkenne dein Gesicht – du bist doch der Sohn des dicken Herbergswirts Yason!“ Zenta schnappte sein Schwert. „Ihr habt mich verstanden, General!!!“ rief er ärgerlich, und Jali drehte sich einmal im Kreis, „Wenn Ihr die Saris noch einmal in den Dreck zieht – seid Ihr ein toter Mann!!!“ Zitan packte jetzt auch sein Schwert. „Das wirst du büßen!!“ schrie er, „STIRB!!!!“ Damit stach er Kindarn mit einem Ruck in den Bauch. Dieser sackte zusammen und fiel vom Kizaya. Akaiya eilte herbei. „Wartet, General!“ sagte sie, „Das haben wir gleich!“ Sie holte ein Gefäß aus ihrem Gewand und strich etwas von einer leicht schimmernden Flüssigkeit über Kindarns Bauch, und plötzlich rappelte sich der General wieder auf – die Wunde war verschwunden. „E-er ist wieder gesund??!“ fragte Osea entsetzt. „Vitra im Glas!!“ rief Vento perplex, und Liona blinzelte erstaunt. „Wer ist das?“ fragte Zitan mit Blick auf Akaiya. Kindarn grinste. „Darf ich dir meine Gehilfin vorstellen??!“ fragte er höhnisch, „Akaiya!! Sie ist Magierin und Wahrsagerin!! Durch sie weiß ich immer, wo ihr seid!! Hahahaha!!“ Akaiya schwieg. Sie sah Zitan an, der, eine Hand auf der blutüberströmten Brust, auf Kasera saß und Kindarn wieder wütender anstarrte. Diese Augen... und dieser Mut... unfassbar... noch nie habe ich einen Feind... geliebt... Akaiya sah zu Boden. „Zitan!!! Bastard!!!“ schrie Siana plötzlich, „Lass mich gehen!!!“ Zenta packte Sianas Arme und band sie ihr auf dem Rücken zusammen. „HEEEEYYY!!! Zenta, lass mich los!!! LASS LOS, DU RÜPEL!!! WIESO FESSELST DU MICH??!!“ „DAMIT DU NICHT AUF DUMME GEDANKEN KOMMST!!!“ fuhr Zenta sie an, und Siana starrte ihn entrüstet an. „Kommt nicht in Frage, Mademoiselle!!! Du bleibst schön hier!!“ „Na los, lass sie gehen!!“ forderte Kindarn grinsend, „Siehst du nicht? Sie will zu uns-... ...“ „Glaubst du, ich hab mir wochenlang den Arsch für Siana aufgerissen, um sie jetzt gehen zu lassen??!“ fragte Zitan, „Da hast du dich geschnitten, Kindarn!!!“ „Dann ziehe ich halt andere Saiten auf, Sari!!!! HAAA!!!!“ schrie Kindarn und stürzte nach vorne. „Ziddy, pass auf!!“ rief Tiras, und Zitan fuhr herum und wehrte Kindarn gerade noch rechtzeitig ab. „Mistkeks!!“ zischte Zitan nur und stieß Kindarn von sich. „ANGRIFF!!!“ befahl Kindarn, und die Soldaten stürzten sich auf die sieben anderen. „Uaaahh!! Nicht mich!!!“ schrie Siana und starrte die Soldaten an. „ZENTA!!!“ schrie Zitan, der mitten im Kampf mit Kindarn war, „Bring Osea und Siana weg!!! Schnell!!!“ Zenta murrte. „Immer dann, wenn's gerade am schönsten ist!!“ knurrte er und stach einen der Soldaten zu Boden, bevor er Jali zu Nervi herüberlenkte. „OSEA!! Komm mit, wir gehen!!“ sagte er, „Prinzessin – gestatten?“ Damit schnappte er Siana um die Hüften und warf sie sich über die Schulter. Sie kreischte laut. „AAAAAHHHHHH!!! DU PERVERSER, LASS MICH RUNTER!!!“ Sie strampelte mit den Beinen, während Zenta mit seiner freien Hand Macs Zügel ergriff und Mac hinter sich her vom Schlachtfeld weg zog. Osea sah den anderen entsetzt nach, die mit der Armee kämpften. „Oh je-... ...“ „RUNTER, RUNTER, RUNTEEEEERRRRRRR!!“ kreischte Siana und trat nach Zenta – ihre Arme waren ja festgebunden, sonst hätte sie ihm längst eine gescheuert. Zenta hob sie runter und stellte sie auf den Boden vor einen großen Baum. „Ist ja gut, du hast es ja überlebt!!“ knurrte er, „Glaub mir, ich war nicht scharf darauf, dich anzufassen, du kleines Ekelpaket!!“ Damit wendete er Jali. Nervi war den dreien hinterher getrabt und schnaubte jetzt. „Osea, pass auf die aufmüpfige Prinzessin auf!“ Damit ritt er wieder zurück zur Schlacht. Osea seufzte. „Na?“ sagte sie zu Siana, und Siana schmollte. „Na?“ Schweigen. Die Schlacht war in vollem Gange. Nicht einmal die Hälfte der Soldaten war besiegt. „Nun gebt endlich auf, ihr Kinder!!“ rief Kindarn amüsiert, während Zitan ihm zum wiederholten Male auswich. „Ihr seht ja, dass ihr keine Chance habt!!“ „Hast du dir so gedacht!!“ rief Zitan wütend, „Lass uns endlich in Ruhe!!!“ Er streifte Kindarn mit dem Schwert an der Seite. „TERRA!!!“ kreischte Liona und versteinerte drei Soldaten. Vento erwürgte gerade einen, Nadaiya stach einen mit dem Schwert zu Boden. „Sag ‘Adieu‘, Sari!!“ zischte Kindarn – mit diesen Worten rammte er Zitan sein Schwert in den Bauch. Zitan brachte keinen Ton hervor, er kippte einfach vorwärts zu Boden. „NEEEEIIIIIIIINNNNN!!!!“ schrie Liona, verkohlte noch einen Soldaten und stürzte zu Zitan herüber. Der Rest tat es ihr gleich. „Zid!!“ schrie Tiras bestürzt. Kindarn lachte, und Zenta drehte sein Schwert in der Hand herum und schnappte sein Messer. „Darf ich ihn mir vornehmen??!“ fragte er, und Nadaiya hielt den Daumen hoch. „Das fragst du noch?! – Los, bestrafe ihn, heilige Johanna!!“ Zenta schielte sie an, bevor er Kindarn einen bösen Blick zuwarf. Kindarn lachte. „Dann – sag du ‘Adieu‘!!“ grinste er, doch kaum wollte er sich bewegen und das Schwert hochreißen, hatte er plötzlich Zentas Messer in der Brust, im selben Moment sprang dieser hoch und rammte ihm sein Schwert in die Seite. Kindarn schrie auf und stürzte zu Boden, und Zenta zog sein Schwert und sein Messer zurück. „Adieu!“ Zitan schlug die Augen auf und hustete. Ein höllischer Schmerz stach in seinen Bauch. „Aargh-... ... verdammt-...!“ „Ziddy!! Wie geht es dir?“ fragte Nadaiya, und alle sahen sie an. Zitan hob die Arme und sah sie an, als hätte er am liebsten geheult. „Ich sterbe, du blöde Kuh!!!“ „VITRA!!!“ rief Liona, und Zitans Wunde wurde geheilt. Zitan rappelte sich auf. Kindarn und sein Heer waren verschwunden. „Wo-...?“ fing er an, und Tiras nickte nach links. „Zenta hat ihn gehauen,“ sagte er, „Und daraufhin sind sie abgehauen.“ Zitan blinzelte. „Gott-... ... Zenta tut viel zu viel für mich-... ...“ „Lasst uns abhauen, bevor der wieder auftaucht!“ rief Zenta da, und alle sahen auf. Zenta hatte Siana wieder losgebunden und sie und Osea zurück zu den anderen geschoben. Zitan nickte. „Yo.“ Der Rest sprang ebenfalls auf seine Kizayas. „O.k., nach Zimalo! Los!“ Sie galoppierten los. „Sag mal, bist du jetzt wieder normal, Siana?“ fragte Osea irgendwann, und Siana sah die Kleine komisch an. „Was heißt normal? War ich das nicht immer?“ fragte Siana. „Nein-...“ sagte Osea, „Vorhin-... warum bist du weggelaufen?“ „Lass, Osea, sie will nicht darüber sprechen!“ sagte Liona ernst, und Siana sagte nichts. Wie recht Liona doch hatte... „Hey,“ sagte Siana dann, „Ihr wolltet mir noch Pfeil und Bogen kaufen!“ „Ja, in Zimalo, o.k.?“ Zitan sah sie an, „Bist du mir noch böse?“ Sie schwieg, dann sah sie ihn an. „Was heißt böse??!“ schnappte sie, „Ich hasse dich! Du hast mich die ganze Zeit angelogen, das kannst du nie wieder gutmachen!“ „Ach ja?! Wie nett, dass du dann noch mit mir redest!!“ rief Zitan ärgerlich. Tiras seufzte. „Zid-... ...“ „Ich kann es auch lassen!“ unterbrach Siana den Rothaarigen an Zitan gewendet. „DANN TU DAS!!!“ „TU ICH AUCH!!!“ Siana warf den Kopf zurück und war beleidigt. Ich muss ihn hassen... ich MUSS es einfach... er ist einer von ihnen – und der Sohn des Mannes, der meinen Vater getötet hat!!-... Die acht galoppierten eine Zeit weiter, bis sie sicher waren, dass Kindarn nicht hinter ihnen war. Dann gingen sie langsamer. Gegen Abend erreichten sie ihr Ziel. „Da vorne ist Zimalo!“ rief Liona und zeigte nach vorne, die anderen sahen auf. „Na endlich!“ sagte Tiras, „Gehen wir.“ Die acht suchten ein Hotel und bestellten sich – wie fast immer – zwei Viererzimmer. „Oh jemine, gut, dass acht so eine glatte Zahl ist!“ meinte Tiras, als die Jungen im Jungenzimmer und die Mädchen im Mädchenzimmer verschwunden waren. „Ja, was würden wir machen, wenn wir neun wären?“ fragte Zenta erstaunt, und Vento prustete los. „Zenta und Nadaiya müssten sich ein Bett teilen!“ „Wirklich witzig!“ stöhnte Zenta, „Nochmal sowas, und dein Kopf ist ab, ja??!“ Vento kicherte blöd. „Immerhin bist du doch ihr Mann – ihr habt sogar ein Kind, Osea!!“ „Und deshalb bin ich gleich ihr Mann??“ fragte Zenta desinteressiert, „Das war ja Oseas Idee!“ Mit einem mal flog die Tür auf, und die Mädchen standen total entsetzt da. „HILFE!! KINDARN IST HIER!!!!“ schrien sie, und die Jungen fuhren hoch. „Was??!!“ fragte Tiras. „Gleich kommt wieder so’ne Aktion mit ´nem schielenden Drachen,“ gähnte Zenta, und Liona fuhr auf. „Kindarn ist wirklich hier!!“ rief sie aus, „Er ist im Zimmer neben uns, und seine komische Braut ist auch da!!“ „Seine was?“ „Ja, seine komische Medusa, die er da hatte, die mit dem Punkt auf der Stirn!!“ meinte Siana und wedelte mit den Armen. Die Jungen sahen sich an. „Medusa?? – Hahahaha, weißt du, wer Medusa ist??!“ lachte Tiras plötzlich, „Eine Frau mit Schlangen als Haaren!!!“ „Ja, sieht seiner Tusse doch sehr ähnlich, oder nicht?“ fragte Nadaiya und ging aus dem Zimmer, „Gehen wir?? Noch hat er uns nicht bemerkt!“ „Wenn ihr hier weiter rumkrakehlt, werden sie uns aber schon bald bemerken!“ stöhnte Zenta, und Zitan zeigte auf die Mädchen. „Die haben doch angefangen!“ „Zitan...!!“ „Was??!“ fragte Zitan maulig, und Tiras verdrehte die Augen. „Zitan... ich bitte dich!“ zischte Zenta, und Zitan hielt den Mund. „Also schön. Heute Nacht verschwinden wir aus dem Hotel und gehen weiter nach Cito,“ erklärte Liona, „Aber seid leise, damit Kindarn uns nicht bemerkt!!“ Gesagt – getan. Nachdem sie alle einige Stunden geschlafen hatten, weckte Tiras sie um drei, und die Aktion begann. Zuerst räumten sie alle ihre Sachen zusammen, dann warf Osea ein Seil aus dem Fenster, an dem die acht sich herunterhangelten. Unten angekommen liefen sie so schnell und leise wie möglich zu ihren Kizayas. „O.k.! Wir gehen jetzt nach Süden, in Richtung Cito! Beeilt euch!“ meinte Zenta, und die acht galoppierten los. „Zu dumm, ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen!“ fluchte Zitan. „He, gibt es einen Zauber, der wie ´ne Lampe funktioniert??“ fragte Vento. Liona schüttelte den Kopf. „Nö, nie gehört...“ „Aber es gibt doch Chrysoberyll, oder?“ wunderte sich Zenta, und Tiras fragte sich wieder, woher dieser Junge das ganze Wissen über Magie haben mochte. „Den schon,“ sagte Liona dumpf, „Aber der blendet! Der wird uns eher erblinden lassen, als dass er Licht erzeugt! – Außerdem komm‘ ich mit der Blaumagie auch nicht toll zu Rande...“ Die acht galoppierten weiter gen Süden. Mit Sonnenaufgang machten sie Pause, damit die Kizayas sich erholen konnten. „Gut, dass wir was zu essen haben!“ grinste Tiras, und die acht fingen an, zu picknicken. Am Morgen erwachten auch Kindarn und seine Armee. „Akaiya!“ rief Kindarn laut, und das junge Mädchen kam herbei. „General?“ „Komm her!-... Wo sind die Kinder hin?“ fragte Kindarn, und Akaiya kam und beschwor ihre Glaskugel herauf. „Sie sind nach Süden gelaufen-... sie fliehen vor uns-... sie wollen nach Cito – das ist Kelos Hauptstadt, Sir...“ „Und die Mesumanier leben noch?“ fragte Kindarn, aber wirklich Hoffnungen, dass sie über Nacht gestorben sein könnten, machte er sich nicht. „Ja... beide...“ sagte Akaiya, und plötzlich lächelte sie, den Blick auf der Kugel. „Dieser Jüngling-... – er macht ein gefälliges Gesicht...“ „Hey, du wirst dich bitte nicht in Sari verschießen, ja?!?!“ fuhr Kindarn entrüstet auf, „Der ist bloß ein Aufschneider, und wenn du dich in ihn verknallst, verrätst du unsere ganze Mission!“ Doch Akaiya lächelte weiterhin und ging nicht darauf ein. „O.k.! Lasst uns weiter gehen, es ist jetzt zehn Uhr!“ rief Tiras und stand auf. „In Ordnung, wann werden wir in Cito sein?“ fragte Osea diplomatisch und reckte sich etwas auf Mac, während auch die anderen wieder auf ihre Kizayas sprangen. „Voraussichtlich morgen,“ meinte Zenta, und Zitan sah ihn an. „Ich hasse diese Freilicht-Übernachtungen-...!“ „Dann nimm nächstes mal ein Zelt mit!“ riet ihm Vento, und Zitan stöhnte. „Ach Gott!!“ rief er dann plötzlich aus, „Wir haben vergessen, der Prinzessin Pfeil und Bogen zu holen!!“ „Glaubst du?“ fragte Nadaiya und zog grinsend Pfeil und Bogen hinter ihrem Rücken hervor. – Die anderen starrten sie an. „Woher-...?“ brachte Zitan nur heraus und zeigte auf Nadaiya. „Nebenbei aus’m Waffenladen geklaut!“ grinste diese, und Zenta nickte. „Uhh, eine schlaue Schlampe, wer hätte das gedacht?“ Zitan fasste nach seinem Kopf. „Super!“ sagte er zu Nadaiya, „Danke, Nadaiya – Komm, gib es der Prinzessin, sie soll doch gleich mal üben!“ _______________________ Yeehaw XDD die sind so doof diese Charas! XDDD Kapitel 26: Aller Anfang ist schwer... -------------------------------------- Doch dazu kam es garnicht erst. „Es ist doch nicht zu glauben! Guckt euch an, was da ist!“ rief Vento und deutete nach hinten. Da stand ein vereinzelter Sayamaina-Soldat und guckte ziemlich blöd aus der Wäsche, als ihn plötzlich alle acht ungläubig anstarrten. „Wo-... ... wo is’n der Rest von euch???“ fragte Zitan verdutzt. „Wo ist Kindarn??!“ wunderte sich Nadaiya. Der Soldat strahlte glücklich. „Der kommt gleich, ihr wartet doch so lange noch, oder?“ fragte er, und die acht sahen sich fragend an. „Ähm – wie bitte?“ fragte Zenta und konnte seinen eigenen Ohren nicht trauen. „Ich sagte, ihr wartet doch noch so lange, bis Sir Kindarn kommt??“ wiederholte der Soldat fröhlich. Liona zog eine Augenbraue hoch. „Mmmh, klar, ich hole dann mal mein Teeset raus, ja?“ Als der Soldat darauf nickte, verdrehte Zitan die Augen. „Soll das ´ne Verarschung werden?!??“ fuhr er den Soldaten an, „Vergiss es, Kleiner, wir gehen schonmal vor, sag Kindarn das, und grüß seine Medusa schön von mir, aber wir haben es eilig und können nicht länger warten, auf Wiedersehen, war nett, das Vergnügen zu haben, hoffentlich sieht man sich wieder, adieu!“ plapperte Zitan und gab Kasera die Sporen, sie galoppierte los, und der Rest folgte Zitan einfach. Der Soldat stand noch lange da und überlegte fünf Minuten, was Zitan damit hatte sagen wollen, dann rief er: „Ja, auf Wiedersehen!“ Zehn Minuten später kamen Kindarn und das Heer an. „Wo sind sie?!“ fragte Kindarn schnaufend, und der Soldat strahlte und zeigte in die Richtung, in die Zitan und die anderen verschwunden waren. „Sie sind da lang, Sir, ich soll die Medusa grüßen!“ Kindarn und Akaiya sahen sich nur wortlos an. Schließlich fuhr Kindarn herum. „Du solltest sie aufhalten, du Idiot!!!!! – Köpft diesen Blödmann, Männer!!-... Und wer zum Teufel ist Medusa?!“ Die acht Freunde waren noch eine Zeit galoppiert und gingen nach zwanzig Minuten endlich langsamer. „Anscheinend können wir jetzt nicht mehr beruhigt von hier nach da ziehen...“ fing Zenta irgendwann an, „Der Kerl wird uns immer auf den Fersen bleiben, vor allem jetzt, wo er seine komische Medusa hat!! So ein Mist!“ „Wir müssen den Idioten doch irgendwie abschütteln können,“ meinte Liona und sah sich um. „Wir könnten ihn einfach töten, und damit hätte sich das!“ meinte Zenta, „Kaiyla und sie wären damit zwar nicht weg, aber wenigstens dieser blöde General!!“ „Bist du blöd, wir können ihn doch nicht einfach umbringen!“ rief Zitan aus, „Das ist-... ... unredlich!!“ „Du redest ja wie meine Mutter!“ sagte Zenta empört, und Vento gluckste. „Na, wieso nicht, er will dich schließlich auch umbringen!“ schloss Nadaiya sich Zentas Vorschlag an, „Was tust du, wenn du gegen Kindarn kämpfst, Zid?? Versuchst du etwa nicht, ihn zu töten??“ „Nein, dass er bewusstlos wird, reicht doch!!!“ rief Zitan. „Das räumt ihn aber leider nicht aus dem Weg!“ sagte Zenta scharf, „Oder lass mich diesen Deppen einfach querschnittsgelähmt machen, damit wäre der aus der Welt, ohne tot zu sein!“ „Klartext: Wir werden ihn nicht töten!!!“ wiederholte Zitan und sah dabei Zenta ärgerlich an, „Und auch nicht querschnittsgelähmt machen!!!! – Wir sind ja nicht wie er! Er würde jeden umbringen, der sich seinen Plänen in den Weg stellt!“ „Wie wär's, wenn wir Medusa töten?“ schlug Zenta weiter vor, und Siana fragte Tiras leise: „Sag mal, du? – Ist er-... ... rein zufällig sadistisch??!“ Tiras seufzte. „Manchmal kann er verdammt sadistisch sein...“ „Was hast du eigentlich plötzlich mit dem Töten, Zenta??!!“ fragte Zitan empört, „Du warst doch früher nicht so!!“ „Damit wäre seine Wahrsagerin wenigstens weg!“ protestierte Zenta, „Okay, wenn du sie vorher ficken willst, bitte-... ...!“ Zitan starrte Zenta immer empörter an, und Vento addierte: „Jetzt, wo du mit Siana Schluss gemacht hast-... ...“ Daraufhin kassierte er einen Tritt gegen das Bein von Zenta, und Zitan sagte nichts – er ging einfach weiter. Gegen Nachmittag machten sie Halt. „Jetzt kann ich üben!“ grinste Siana und zog Pfeil und Bogen hervor. „Genau!!“ freute sich Nadaiya, „Mmmh, schieß auf den Baum da!“ „Ihr Naturquäler!“ jammerte Osea, und Zitan seufzte. „Irgendwas muss sie doch als Ziel nehmen!“ Siana warf Zitan einen kurzen Blick zu, dann nahm sie den Bogen und zielte nun auf den von Nadaiya besagten, großen Baum. Zenta riss die Augen auf: „V-vorsicht, du hältst das Ding verke-...!!“ – ‚ZACK!‘ , hatte Siana geschossen, der Pfeil flog nach hinten los, und Liona konnte gerade noch ausweichen, bevor der Pfeil in einem Busch landete. „Oh, ups,“ machte Siana, und Zenta fasste sich an die Stirn. „Heilige Maria Mutter Gottes...!!“ Siana drehte den Bogen richtig herum, zog einen zweiten Pfeil hervor und zielte wieder auf den Baum. Sie schoss, doch gerade da stolperte Osea von hinten in sie hinein, und Siana riss den Bogen hoch, und der Pfeil verschwand in der grünen Baumkrone. Es ertönte ein empörtes Kräh, und ein Vogel flog entrüstet aus dem Blattwerk in den Himmel. „Tierquäler!!“ schrie Osea, und Siana hätte um ein Haar nach ihr getreten, beherrschte sich aber gerade noch. „Du-...!! Mach's besser, blöde Ziege!!!!!“ fuhr sie das Mädchen an, und Osea fuhr zurück und krallte sich an Nadaiyas Hose fest. „Mama-...!!“ „Herrgott im Himmel!!!“ schrie Zenta ärgerlich, „SIANA, SCHIEß!!!!“ „O.k, zum Dritten...“ murmelte Siana und zog den dritten Pfeil hervor. Sie schoss, er landete im Gebüsch. Es ertönte ein Quieken und ein seltsames Rascheln. „D-du hast was getroffen!!“ rief Vento entsetzt, und Liona sah in den Busch. Ein Tikana hatte es erwischt. „Du hast ein Tikana erwischt!“ erklärte Liona Siana und nahm das Hasenähnliche Tier auf, „Das wird ein feines Abendessen!“ „Tikana-Braten, hey, mal was Anständiges!“ grinste Nadaiya. „O.k, Siana, jetzt versuch, dich zu konzentrieren!“ sagte Zitan ruhig und sah Siana dabei direkt an. „Ihr anderen haltet mal die Klappe, Tiras, geh das Abendbrot würzen, Vento, sammel mal die Pfeile ein!“ Siana sah Zitan an. „Ah, Großmaul meldet sich zu Wort!!“ schnappte sie, Zitan ignorierte ihren Kommentar und blieb ganz ruhig. „Du musst immer darauf achten, das Teil ruhig zu halten,“ fuhr er unbeirrt fort, „Genau zielen, ruhig bleiben und treffen. – Versuch’s mal!“ „Tss...!“ machte Siana, befolgte aber Zitans Rat und zielte zum vierten mal auf den Baum. Sie schoss, und ‚Zack‘, hatte sie den Baum in der Mitte getroffen. Der Rest applaudierte. „Gut, Siana! War für den Anfang nicht schlecht!“ lobte Zitan grinsend, „Jetzt schieß mal auf etwas, das sich bewegt!“ Siana sah sich nach etwas Lebendigem um. „Nimm Vento!“ schlug Zenta vor, und Vento verpasste ihm eine Kopfnuss. „Aua, mann!!“ „Blödian!!“ fauchte Vento empört. „Nein, nimm irgendein Tier!“ schlug Tiras vor, „Das eine hier war ja nur ein Zufallstreffer...“ Der Rothaarige beäugte das tote Tikana, und Siana seufzte. „Okay, gehen wir ins Dickicht...“ Die acht gingen in den Wald. Schon bald kam ein Tikana angehüpft, und Siana zielte. Sie schoss – daneben. „Versuch’s nochmal!“ meinte Liona motivierend. „O.k....“ Sie warteten. Und warteten. Wieder kam ein Tikana vorbei, Siana schoss sofort, aber sie verfehlte es um Haaresbreite. „So ein Kack!“ schimpfte die Prinzessin ungehalten und warf den Bogen auf den Boden, „Ich werd's nie lernen!!!“ „Reg dich ab, du lernst es noch!“ beruhigte sie Liona, die anderen pflichteten der Magierin mit eifrigem Nicken bei. Den ganzen Nachmittag übten sie Schießen, doch bewegungsfähige Dinge traf Siana nicht. „O.k., probier es an Kindarn aus, falls der vorbeikommt,“ sagte Osea, als alle beim Abendessen saßen – es gab natürlich Tikana. Siana antwortete nicht und aß stumm weiter. „Die törichte Prinzessin scheint sich beruhigt zu haben,“ sagte Tiras leise zu Zenta, und dieser brummte. „Was die Aktion heute mittag sollte, weiß ich auch nicht! – Und auf Ziddy ist sie momentan überhaupt nicht zu sprechen!“ Tiras nickte nur. „Hm... schon komisch... mich würde echt interessieren, was da abgegangen ist!“ Zenta sah auf den Boden. „Ich wette, er hat ihr-... ... die Wahrheit gesagt.“ Während die anderen redeten und sich amüsierten, stand Liona plötzlich auf und zog Zitan am Kragen. „Zid – komm, wir müssen reden,“ sagte sie, und Zitan sah auf. „Du redest ja wie Zenta... – ist es ernst?“ Liona sah zur Seite. „Ich denke schon.“ Zitan stand auf. „Yo – bis denn,“ sagte er zu dem verwundert aufblickenden Vento, bevor er mit Liona im Wald verschwand. Die zwei gingen außer Hörweite der anderen bis zu einer Lichtung. Der Mond schien, deshalb war es nicht ganz dunkel. Doch jemand hatte die zwei bemerkt – Kindarn. Er und sein Heer hatten ihr Lager nicht weit von den Kameraden aufgeschlagen, allerdings wussten sie nicht, dass die acht Freunde so nahe waren. Doch plötzlich hörten sie Schritte. „Kommt mit, Männer, das sehen wir uns an!“ zischte Kindarn, und er, Akaiya und fünf Soldaten schlichen sich durch das Gebüsch. Da entdeckten sie Zitan und Liona. Zitan stand da, Liona ging im Kreis um ihn herum und schien auf ihn einzureden. Kindarn und Akaiya hörten folgendes Gespräch: „Sag mal-... was hat Siana eigentlich plötzlich gegen dich?... Sie ist so komisch...“ meinte Liona. Sie blieb vor Zitan stehen und sah ihn an. „Nun, ich hab ihr erzählt, wer ich bin,“ sagte der Blonde trocken, „Daraufhin beschloss sie, mich zu hassen.“ „Wollte sie deshalb zu Kindarn gehen?“ fragte Liona erstaunt, „So eine blöde Ziege-...“ „Ich weiß nicht-... ich glaube einfach nicht, dass sie uns nach all dem verraten würde!“ wehrte Zitan das ab und sah zur Seite, „Auch, wenn sie mich hasst-... soll sie doch...“ Liona strich ihm vorsichtig über die Wange und schüttelte den Kopf. „Du liebst sie doch, Ziddy-... ich glaube nicht, dass du sie einfach gehen lässt...“ Er lächelte verlegen, ergriff ihre Hand und fing an, mit ihren Fingern zu spielen. „Naja, was soll ich machen?...“ meinte er, und Liona grinste. „Hey, nicht aufgeben, so leicht lässt sich der Sohn eines Helden nicht abschütteln!“ Zitan grinste zurück. „Wenn du meinst-... ich hoffe, sie wird sich irgendwann beruhigen... vielleicht war es einfach nur ein Schock für sie-... ...“ „Sie wird einsehen, dass es zwecklos ist, so zu tun, als würde sie dich hassen,“ sagte Liona dumpf, und Zitan sah sie an. „Wie – so tun?“ „Sie hasst sie bestimmt nicht!“ meinte Liona ernst, „Man kann einen doch nicht von heute auf morgen hassen-... ohne Grund... oder was meinst du, Zitan?...“ „Ich weiß nicht...“ Zitan zuckte mit den Schultern und sah Liona an. Sie sah zurück und lächelte. „Ach, Ziddy...“ „Da fällt mir ein, ich wollte deinem Vater einen Brief schicken, jetzt, wo ich dich gefunden habe!“ Liona lächelte leicht. „Grüß ihn von mir und sag ihm, dass es mir leid tut, dass ich Mama Sorgen bereitet habe...“ Die beiden sahen sich in die Augen. Sie kamen sich näher, wie es vor zwei Tagen schon einmal passiert war, und zum zweiten Mal küssten sie sich vorsichtig auf den Mund. Nach kurzer Zeit richtete er sich auf, ging an ihr vorbei und sah zu Boden. „Werd ich tun, Liona...“ sagte er nur, und sie drehte den Kopf. „Ziddy-... ... so, wie du dankbar bist, Siana getroffen zu haben-... bin ich dankbar, dich getroffen zu haben.“ Sie lächelte kurz, bevor sie zurück zu den anderen ging. Zitan blieb allein. Kindarn sah gehässig zu, wie sie auseinander gingen. „Das Mädchen hat eine sehr... wohlklingende Ausdrucksweise...“ sagte Akaiya fasziniert, und Kindarn brummte. „Blödsinn!“ sagte er, „Ich habe jetzt einen Plan – und du wirst mir dabei-... eine große Hilfe sein...!“ Er zog Akaiya hinter sich her zum Lager zurück. „Was ist passiert?“ fragte ein Soldat. „Die Mesumanier haben geknutscht, so, zum Plan!...“ Ein Soldat unterbrach Kindarn: „Wo kommen denn die jetzt her?? – Waren es die Mesumanier, die wir suchen?“ „Natürlich!“ schnaubte Kindarn entnervt, „Was glaubst du, wie viele Mesumanier zufällig hier im Wald rumhampeln??!! – Akaiya! Komm her!... Du wirst Hauptperson unseres Planes werden!... Und zwar erfolgt der so: Wenn die Kinder und wir morgen nach Cito kommen, tust du so, als wollest du dich den Kindern anschließen. Es muss aber wirklich echt aussehen, verstanden?!-... Dann verführst du Sari, und wenn er dann mit dir im Bett liegt, fragst du ihn ganz nebenbei, ob er nicht Siana zu uns geben will. Und da er ja zu dem Zeitpunkt nur dich und das gewisse Etwas im Kopf hat, wird er zustimmen... dann nimmst du Siana in der Nacht mit und bringst sie mir! Verstanden?... Hahaha, dann fliegen wir zwei Klatschen-... – äh, klatschen wir zwei Fliegen mit einem Streich! Du bekommst Sex mit deinem Geliebten, und ich bekomme die Prinzessin!! Hahahaha!!!!“ Zitan und Liona waren zurück zu den anderen gegangen. Diese schliefen schon tief, so legten sich die beiden auch hin und waren bald eingeschlafen. Doch von den beiden hatte niemand gemerkt, dass Siana noch wach war. Sie lag unter ihrer Decke und dachte nach. Und ich hab doch gewusst, dass er Liona liebt! Weil sie auch so eine ist wie er, bestimmt!! So eine-... Mörderin!... Auch, wenn sie mir das Schießen beigebracht haben-... ich hab immer mehr das Gefühl, sie wollen mich loswerden-... zuerst hab ich geglaubt, ich könnte Zitan vertrauen-... – ja, ich habe ihn geliebt!! Und jetzt... es ist alles so gemein... so unfair... Sie konnte eine Träne nicht unterdrücken und schloss die Augen. Ich hasse ihn... ich muss ihn hassen... und das wird sich nicht ändern... ... niemals, niemals-... Bald war sie eingeschlafen und versank in einen Traum. Sie war im Schloss von Sentaria. Plötzlich stand ihr Vater vor ihr, lachend. „Wir gehen nach Nuria! – Keine Angst, ich bin bald zurück.“ „Vater?...“ Siana sah, wie sich ihr Vater immer mehr entfernte, und obwohl sie glaubte, auf ihn zuzulaufen, entfernte er sich immer mehr. „Vater??!! – VATER!!!“ – Plötzlich brach ihr Vater vor ihren Augen zusammen, und Siana entdeckte hinter ihm eine schwarze Gestalt – schwarzen Nebel... sie lief fort und stieß mit Zitan zusammen. „Siana... kleine Prinzessin-... ...“ Sie spürte regelrecht, wie er sie plötzlich auf die Lippen küsste – es war ein inniger, tiefer Kuss, und gerade, als Siana den Mund zu öffnen glaubte, brach auch Zitan zusammen, und Siana erkannte hinter ihm Kindarn, der ihn mit einem Pfeil getötet hatte. Sie schrie und lief weiter – dann erschien plötzlich ihre Mutter vor ihr. Sie lachte gehässig, und hinter ihr tauchte der schwarze Nebel auf, der auch hinter ihrem Vater erschienen war... plötzlich riss ihre Mutter den Mund auf und verschlang sie mit einem Happs... „Mutter??!! – MUTTER!!!!“ Siana wachte total verschwitzt aus diesem Traum auf. Was war das? Es war alles so realistisch gewesen... würde das eines Tages passieren? – Nein... es war das, wovor sie am meisten Angst hatte – ihre schlimmsten Alpträume. Siana sah sich um. Das Feuer war erloschen, es war stockfinster. Sie stand auf und sah auf das erloschene Feuer. Das war kein Traum-... das war eine Vision-... aber was bedeutet das?? Dieser schwarze Nebel... und was sollte das mit Zitan? Warum hat er mich geküsst...? Was soll das heißen?... Und-... will meine Mutter mich vielleicht umbringen...??? Siana sah auf den Rest herunter. Ich muss es wissen! Ich werde sie fragen... ich will endlich wissen, was vorgeht! Sie legte sich wieder hin und war kurz darauf eingeschlafen. „AAAAAUUUUUFFFFSTEHEEENNN!!!“ brüllte Tiras am nächsten Morgen, selbst Kindarn & Co. wachten dadurch auf. „Wa-was war das?“ fragte Kindarn verwirrt. „Die Kinder sind aufgestanden, General,“ meldete ein Soldat. Kindarn rappelte sich verwirrt auf und setzte seinen Helm auf. „Ah – so laut??!! – Akaiya, denk an deine Aufgabe! Wir gehen, Männer!“ Akaiya sah zu Boden und schwieg. „Ich will nicht,“ maulte Vento und verzog sich unter der Decke. „Halt’s Maul, wir müssen weiter nach Cito! Wir haben nicht ewig Zeit!“ rief Zitan, der schon längst auf Kasera saß. „Mäh, es macht mich verrückt, dass es nie Frühstück gibt!!“ meckerte Siana. „Wen stört das nicht, du hast ja recht! Morgen in Cito essen wir was, o.k.?“ „Ja... von mir aus...“ Alle standen auf und sprangen auf ihre Kizayas. Sie machten sich auf den Weg nach Cito, und Kindarn folgte ihnen unbemerkt in einigem Abstand. ___________________ muhaha XD Boah, Ziddy ist so brav und will Kindarn nicht töten o.o nachher überlegt ers sich anders XDD Ich mag die Szene ganz am Anfang vom Kapi XDDD die ist so schön albern ^_^ Kapitel 27: Akaiyas Verführung ------------------------------ Gegen Abend erreichten sie dann Cito, die Hauptstadt von Kelo. Wie Liona wieder feststellte, war diese Stadt im Vergleich zu ihrer Heimatstadt Takuya äußerst klein. „Wie oft willst du noch damit angeben, dass du in der größten Stadt der Welt wohnst?!“ knirschte Vento. „Tu ich das?“ „Ja, zum Teufel!“ sagte Vento beleidigt, „Sentaria ist fast genauso groß wie Takuya, ätsch!“ „Ich bin nur von Idioten umgeben-...“ stöhnte Zitan, „So, da ist ein Hotel!“ Die acht banden ihre Kizayas an und gingen in das Hotel. Von den Freunden umbemerkt verschwanden Kindarn und seine Truppe in einem anderen Hotel zwei Straßen weiter. „O.k., zwei Viererzimmer,“ bestellte Tiras, doch die Dame an der Rezeption schüttelte den Kopf. „Hier gibt es nur Einzelzimmer!“ „Wie???“ machte Tiras, „Wie-... ungewöhnlich-... ... na schön, acht Einzelzimmer.“ Er erhielt also acht Schlüssel, und jeder der Kameraden bekam einen Schlüssel ab. „Das ist ja langweilig, mit Einzelzimmern, da hat man keinen zum Quatschen,“ meinte Nadaiya enttäuscht, und Osea strahlte. „Komm doch zu mir, bis du schlafen gehst!“ rief sie aus, und Nadaiya grinste. „Okay!“ „Papi, kommst du auch?“ fragte Osea Zenta, und der starrte erst sie, dann Nadaiya an. „Vergesst es.“ „Biiiiitteeee!“ bettelte Osea und machte dabei ein sehr trauriges, kleines Dumbo-Gesicht. Zenta stöhnte und hob die Arme. „Fünf Minuten!“ knurrte er, „Herrgott – warum hab ich mich bloß darauf eingelassen-...??!“ „Komm schon!“ grinste Nadaiya gut gelaunt und zog Osea und Zenta mit sich in Oseas Zimmer, „Hab dich doch nicht so! Wir beißen schon nicht...“ „Beißen vielleicht nicht...“ stöhnte Zenta entnervt, „Aber-... ... ... ach, vergiss es.“ „Akaiya! Jetzt kommt dein Auftritt! Du musst so tun, als ob du dich ihnen anschließen willst!“ befahl Kindarn und grinste dabei äußerst selbstzufrieden in die Runde. „Mann, was für ein genialer Plan...!“ „Ihr solltet Euren Stolz etwas zügeln, Sir,“ meinte Akaiya dumpf, „Wir sehen uns dann heute Nacht, oder so-...“ Damit verschwand sie mit einer kleinen Handbewegung einfach – um kurz darauf mitten im Korridor des Hotels, in dem die acht Freunde waren, wieder aufzutauchen. Sie blinzelte, indem sie auf Zitans Zimmertür zusteuerte. „Na schön,“ sagte sie, „Dann wollen wir mal.“ Zitan indessen ahnte nichts Böses. Er war ganz friedlich in seinem Zimmer, hatte alle Vorhänge zugezogen und lag auf jetzt dem Bett und versuchte, zu schlafen. Mit einem mal klopfte jemand an die Tür, und Zitan verdrehte die Augen und setzte sich auf. „Was ist...?“ fragte er, in der Annahme, irgendeiner seiner Kumpanen hätte irgendetwas Sinnloses zu sagen – und der Blonde war um so überraschter, als sich die Tür öffnete und Akaiya hereinkam. Sofort sprang Zitan auf und zog sein Schwert. „M-Medusa!!!“ rief er aus, „Kindarn ist hier??! – Wo sind die anderen??!“ „Momentchen, nicht so hastig!!“ rief Akaiya erstaunt und hob die Hände, „Ich komme in Frieden! – Kindarn weiß nichts davon, dass ich hier bin-... ...“ Zitan sah sie grübelnd an. „Wieso in allen Höllen sollte ich dir trauen...??!“ fragte er misstrauisch, und Akaiya schloss die Zimmertür von innen ab und lächelte sanft. „Wieso solltest du es nicht tun?“ fragte sie, und Zitan blinzelte. Ihr Blick war ihm gruselig. „Lüg nicht!“ zischte er und fasste sich wieder, „Die meisten Frauen, die hübsch aussehen, sind falsche Nattern!!!“ Man sieht es ja bei Siana, der blöden Kuh! addierte er in Gedanken. Akaiya lachte leise. „Du-... – findest mich hübsch???“ fragte sie verlegen, „Das-... ist nett von dir-... – mein Name ist Akaiya. Ich möchte dir sagen, warum-... ich hergekommen bin, Zitan Sari-...“ Zitan stutzte. „Du kennst meinen Namen??!“ Akaiya lächelte. „Ich bin Wahrsagerin, schon vergessen?“ Sie beschwor ihre Kugel herauf, „Darin... sehe ich alles, was ich auch nur sehen möchte...“ Zitan ließ das Schwert sinken. Er kam einfach nicht um die sehr gruselige Eingebung herum, dass diese Frau vor ihm unglaublich anziehend war, und er konnte noch so oft versuchen, sich das auszureden. „Also-... ...“ sagte Zitan dann etwas verwirrt, „Gut, sag – sag mir, was du willst!“ Akaiya kam etwas auf ihn zu und sah zur Seite. „Ich habe mich von Kindarns Armee losgesagt,“ sagte sie, „Das – geht einfach gegen meine Moral, was da abläuft-... ...“ Zitan stutzte. „Du – du weißt, was sich hinter alldem verbirgt, oder-... ...?“ Akaiya sah auf. Einen Moment lang überlegte sie. „Ja,“ sagte sie dann, „Ich kenne sämtliche-... Vorhaben, sämtliche Pläne von ihr-...“ Zitan sah auch zur Seite. „Nun,“ sagte er dann, „Was hat das mit mir zu tun?“ Sie lachte. „Oh, eine Menge! Mir sind diese dunklen Machenschaften sehr zuwider! Deshalb – habe ich beschlossen, mich auf eure Seite zu stellen. Ich möchte euch helfen, sie zu vernichten, Zitan.“ Zitan starrte sie an. „W-...was??!!“ Akaiya lächelte wieder. „Du hast mich schon verstanden.“ Zitan blinzelte. „Du willst-... mit uns reisen???“ In dem Moment begann sein Gewissen jedoch, sich einzuschalten. Was soll das, Zitan? Wer hat dir eigentlich einen Anlass gegeben, ihr zu vertrauen?? Sie könnte einfach nur Kindarns Spitzel sein-... – aber ein... verdammt hübscher Spitzel-... Zitan blinzelte, als Akaiya etwas zurücktrat und den durchsichtigen Schleier, der ihren Kopf bedeckte, aus ihren Haaren zog. „Keine Angst,“ sagte sie, „Ich meine das ernst, du-... kannst mir ruhig vertrauen... ... oder-... ... muss ich dir das-... erst beweisen...?“ Zitan antwortete nicht, er sah etwas unsicher zwischen ihr und dem jetzt auf dem Boden liegenden Schleier hin und her. Gerade sah er auf den Schleier, als Akaiya plötzlich begann, ihr aufwendiges Gewand zu öffnen und zu entknoten, bis ihr besagtes beinahe, als wäre es flüssig, vom Körper glitt – und sie nackt vor ihm stand. Zitan fuhr zurück und starrte sie an, als wäre sie ein Kizaya mit acht Beinen, oder sonst etwas ganz und gar Außergewöhnliches. „W-wa-...?! A-...Akaiya...!!“ stammelte er und spürte, dass er leicht rot wurde. Der Anblick der nackten Frau fesselte ihn, und obwohl er eigentlich garnicht hinsehen wollte, tat er es dennoch. Sein Blick verharrte auf ihren Brüsten, wanderte weiter runter und verharrte schließlich zwischen ihren Beinen. Es war nicht das erste mal, dass er ein nacktes Mädchen sah, aber einfach so mirnichts-dirnichts ausgezogen hatte sich noch keines vor ihm. Akaiya sah ihn ernst an. „Dass ich dir meinen ganzen Körper zeige, dürfte doch wohl Beweis genug sein, dass du mir vertrauen kannst, oder?“ fragte sie, „Das würde ich nicht vor jedem Mann tun, damit dir das klar ist!“ Zitan brachte immer noch keinen Ton hervor. Akaiya lächelte, bevor sie zu ihm herüberging und mit den Händen seine Wangen berührte. „Hey – ich bin echt, du kannst mich ruhig anfassen...“ Er starrte sie nur immer noch entgeistert an, da verschlossen ihre Lippen seinen Mund, und sie küsste ihn fest. Erst rührte er sich nicht, erstens total überrumpelt und zweitens total verwirrt. Erst nach einer Weile erwiederte er ihren Kuss, mit den Händen langsam über ihre nackte Haut fahrend. Der Kuss wurde heftiger, und Akaiya begann, Zitans Weste aufzuknöpfen, und in dem Moment schaltete sich sein Gewissen ganz einfach aus. Nadaiya, Zenta und Osea waren indessen nichtsahnend in Oseas Zimmer und spielten – und Zenta hatte schon mit sich ausgemacht, nie im Leben Kinder haben zu wollen – und mit Nadaiya schon garnicht. Moment, wieso sollte er ausgerechnet mit Nadaiya Kinder kriegen? Während Nadaiya und Osea sehr sinnlos auf dem Boden herumkrochen und komische Laute von sich gaben, saß Zenta total entgeistert auf dem Bett – ihm wäre in dem Moment jede Art von Störung recht gewesen, er wünschte sich erst einen nervenden Vento, dann Zitans Selbstmitleidsarien, schließlich wäre ihm sogar Kindarn lieb gewesen, und er war gerade dabei, sich eine ins Hotel einschlagende Bombe zu wünschen, als Oseas Stimme ihn aufweckte: „Du bist doof, Papa, spiel doch mit!“ Zenta brummte, während die Bombe aus seinem Kopf verschwand. „Hör mal, zum Affen machen kann ich mich auch ohne eure Hilfe!“ schimpfte er bloß, und Nadaiya kicherte. „Affen? Wieso, wir sind Katzen! Miau!“ rief das blonde Mädchen. Sie und Osea taten inzwischen seit über einer Stunde, als seien sie Katzen. „Mmh, okay, spielen wir was anderes! Papi, was willst du denn machen?“ Sie grinste Zenta an, und Zenta sprang auf und ging zur Tür. „Ich?! Ich will hier raus!“ sagte er und wollte gerade gehen, da sprang Nadaiya auf und packte seinen Arm. „Nichtsda!! – Uaaahhh!!!“ schrie das Mädchen, als die beiden das Gleichgewicht verloren und zu Boden stürzten – Nadaiya realisierte als Erste, dass sie auf Zenta gelandet war. „Uh-oh,“ machte Osea bloß und sah die beiden an, und Zenta starrte Nadaiya an, als wäre ihr eben ein Horn aus der Stirn gewachsen. „Na-... ... ... Nadaiya-...!!!“ stammelte er, und als er den Blick senkte, starrte er genau in Nadaiyas sehr großen Ausschnitt, und urplötzlich wurde er knallrot im Gesicht, und er rappelte sich ziemlich verlegen auf und drehte sich ab. „Was fällt dir ein, du blöde Schlampe?!“ knurrte er, und Nadaiya blinzelte. „Uhm, tut mir leid!“ machte sie entschuldigend. Bin ich bescheuert, oder ist der eben rot geworden??! Wheee, süüüß!!! Alle schwiegen. „Wir können doch essen gehen!“ schlug Osea vor, um das Schweigen zu brechen. „Mmh, gleich!“ sagte Nadaiya, „Erstmal spielen wir Elefanten!!“ Zenta stöhnte und lehnte sich gegen die Wand. „Gott, erspar mir das...!!!“ „Zitan-...“ hauchte Akaiya und ließ den Kopf auf Zitans Brust sinken. Er lächelte nur und küsste sie auf die Stirn. Er hatte ihren Körper mit beiden Armen umschlungen und strich zärtlich über ihren nackten Rücken, ab und zu streichelte er ihr auch über die Wangen. Inzwischen lagen sie in Zitans Bett, sie war immer noch nackt und er trug inzwischen nicht mehr als seine Shorts. Akaiya hatte ihre Hände ordentlich verteilt, eine lag auf seiner Schulter und eine über seinem Kopf auf dem Kissen. Mitunter spielten ihre Füße mit seinen, und dann kicherte sie immer. „Zitan-... ... hör nicht auf-...“ Er seufzte leise, als sie wieder begann, seine Brust zu küssen, und strich mit den Händen sanft über ihre weichen Bürste. „Wo bin ich eigentlich...?“ murmelte er unsicher, ohne eine Antwort auf die Frage haben zu wollen, dann zog er ihren Kopf zu sich herunter und küsste sie auf den Mund. Lange dauerte der Kuss an, dann stützte sie sich mit den Händen vom Bett ab und sah auf ihn herunter. Er streichelte nun ihren Bauch und erneut ihre Brüste, und wieder küsste er sie zärtlich auf den Mund, als sie sich zu ihm herunterbeugte, sie erwiederte und umschlang mit ihren Armen seinen Oberkörper. „Dass so ein schönes Mädchen für einen Idioten wie Kindarn gearbeitet hat-...“ meinte er noch kopfschüttelnd und küsste ihren Hals. Sie erinnerte sich dunkel an Kindarns Plan. Noch nicht... ... dachte sie zu sich, Noch... haben wir es ja garnicht getan-... ... „Zitan,“ sagte sie leise, „Komm... ich möchte-... dass wir uns vereinigen... ...“ Er sah ihr ins Gesicht, als sie ihren Oberkörper etwas aufrichtete. „Jetzt-...??“ fragte er, und sie lächelte, ihm über die Wange streichelnd. „Ja... jetzt.“ Er blinzelte. Osea indess hatte es satt, Elefanten zu spielen, während Nadaiya noch einige Minuten weiter trompete. Osea ging aus dem Zimmer. „Ich geh jetzt essen, kommt wer mit?“ „Hauptsache weg von dieser Irren!!“ rief Zenta und folgte Osea, dann rief er Nadaiya zu: „Na komm schon, Schlampe, sonst verhungerst du uns noch, wir wollen doch keine sinnlose Tote...“ „Töröööööö!!!“ trötete Nadaiya. Zenta und Osea gingen den Flur entlang, plötzlich trafen sie auf Vento, der ihnen ganz verwirrt entgegengerannt kam. „Z-Zenta!!!“ schrie der Blonde total entgeistert, „Das musst du sehen!!! Das ist – guck mal, ob ich Fieber habe, ich komme mir so durchgeknallt vor-...!“ „Du bist ohne Zweifel durchgeknallt!“ sagte Zenta erstaunt und sah Vento an, „Gott, du siehst irgendwie scheiße aus-...“ „Hallo??! Hör dir das an, Ziddy und Siana-...! Ziddy und Siana machen Kinder!!“ Zenta fuhr auf. „WAS??!“ entfuhr es ihm, und auch Nadaiya kam jetzt an. „Wie??! Du meinst, die vögeln??!!“ Vento zeigte auf Zitans Zimmertür. „Hört euch das an!!!“ Alle gingen hin und lauschten. Was sie hörten, ließ sie erstarren. Zenta weitete entsetzt die Augen. „I-ich dachte, sie streiten sich??? – W-woher die plötzliche Versöhnung-...?!“ „Naja, Sex ist immer noch die beste Versöhnung!“ sagte Nadaiya erstaunt, und alle legten erneut die Ohren an die Tür. Die vier ahnten natürlich nicht, dass es nicht Siana, sondern Akaiya war, die mit Zitan im Zimmer war. „Ich hol Tiras!“ rief Vento plötzlich breit grinsend, „Nein, was für ein lustiger Abend, haha...!“ Schon bald saßen Zenta, Vento, Tiras, Osea und Nadaiya vor der Tür und lauschten interessiert. Da kam Liona an und musterte die fünf verwundert. „Was-... geht denn mit euch ab...??“ „Zitan treibt’s gerade mit Siana!“ strahlte Vento. „WAS?!?!“ Liona lief zur Tür und lauschte. Sie musste lachen. „Also ehrlich!-... So ein Draufgänger!“ Alle lauschten weiter, umbemerkt kam Siana von hinten an und sah dem Treiben zu. „Hey, ist was los?“ fragte sie dann erstaunt, „Gibt’s was Spannendes?“ „Ja, Ziddy und Siana machen es gerade da drinnen!“ Siana runzelte die Stirn. „W-wie bitte???“ fragte sie und glaubte, sich verhört zu haben. Vento drehte sich um. „Hm?...“ Als er Siana erblickte, stutzte er. „HÄH?!?! SIANA??!“ schrie er perplex, und alle fuhren herum. „Was??! Du bist hier, wie kannst du gleichzeitig da sein??“ fragte Nadaiya entsetzt. „Andere Frage,“ entgegnete Tiras, „Sie ist hier, wer ist dann da??“ „Liona ist auch hier!“ rief Nadaiya und zeigte auf Liona. Die Mesumanierin brummte. „Was sollte das denn heißen...?!“ „Zur Sache, was geht hier vor??!“ schrie Zenta entsetzt. „RUHE!!!“ brüllte Zitan von drinnen. Alle lachten. „Ja, das will ich jetzt aber auch wissen! Was geht da vor?!?!“ schrie Siana und rüttelte an der Tür, „HEY, DU SCHWEIN!!!! MACH DIE TÜR AUF!!!“ Tiras packte Sianas Arm. „Schschscht!!!“ machte er, dann sah er die anderen an. „Vielleicht hat Ziddy ´ne neue Freundin!“ „Ist eventuell Levita mitgekommen?“ fragte sich Vento. „Wer ist Levita??!!“ sprühte Siana gereizt, und Zenta verschränkte die Arme. „Mal ganz davon abgesehen ist Ziddy nicht so einer, der mit jedem Tittenmonster gleich rumvögelt! – Er hat's noch nie mit einer getrieben, er tut doch immer nur so!“ „Extrem-Petting!“ rief Nadaiya amüsiert. „Bist du dir sicher, Zenta, hör nochmal hin,“ meinte Osea perplex. „HEY!!!!“ schrie Siana, „Wer ist Levita??!“ „Seine Freundin!“ sagte Tiras erschrocken. „WAS?!?! Der Kerl hat ´ne Freundin?!“ schrie die Prinzessin total empört, während Zenta und Nadaiya sich lautstark über Extrem-Petting stritten. „Naja, nicht direkt!“ antwortete Tiras auf Sianas Frage, „Sie ist Barmädchen in Kasaras Kneipe, und sie liebt ihn, und er findet sie total nett, sie haben glaub ich ´ne Menge Kram zusammen gemacht-...! Aber – ob sie... Sex hatten-...??“ „Es war Extrem-Petting!!“ rief Nadaiya, „Bestimmt!!“ „Als ob du Ahnung von Ziddys Affären hättest!!!“ „Was ist Extrem-Petting?“ fragte Osea verwirrt. „Sex ohne Geschlechtsverkehr.“ „??!“ Osea verstand garnichts mehr, sie war schon stolz auf sich, mit sechs Jahren das Wort Sex zu kennen. Siana stand mit geschürzten Lippen im Flur und starrte Zitans Zimmertür total empört an. „Was zum Geier machen die anderen da draußen für ´ne Randale??!!“ fragte sich Zitan und setzte sich auf. „Vergiss die...“ murmelte Akaiya unter ihm, „Ich will... dass du mich jetzt berührst, Zitan-...“ Herrgott, tun wir's endlich, damit der Auftrag endlich erfüllt werden kann!!-... „Tut mir leid, ich-... ich kann nicht! Ich muss sehen, ob draußen was passiert ist!“ meinte Zitan und zog rasch seine Hose und seine Weste wieder an, „Tut mir leid, Akaiya!“ Zitan verschwand aus dem Zimmer. Sofort hielten alle inne. „Da bist du ja!!!“ rief Zenta aus, und alle sprangen auf Zitan zu, er rettete sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite, damit nicht alle auf ihn draufsprangen. Sofort fingen alle an, Zitan zu löchern: „Na, war’s schön??!“ „Wer war’s denn??!“ „Und wo kommt sie her??“ „HEY!!“ schrie Zitan empört, „W-was ist denn in euch gefahren??!!“ „Wer war das da drin?“ fragte Vento perplex. „Da drin? Wo drin?! Da ist niemand!“ sagte Zitan erstaunt, und mit einem mal fiel ihm ein, was eben geschehen war. Ihm fiel wieder ein, wo er war... „Wie, hast du mit dir selber geschlafen?“ „Oh Gott – oh Gott, oh Gott, OH GOOOTTT!!!!“ schrie Zitan auf, „Scheiße!!! SCHEIßE, was hab ich bloß gemacht??!! Ich hab die Medusa geküsst!! WAAAAHHH!!!“ „Die Medusa??!“ schrie Tiras, und Siana kreischte. „Kindarns komische Rockerbraut da??!!?!“ Zitan starrte die anderen an. „Wer bin ich? Wer seid ihr? Was mache ich hier-...??!“ „Willst du mir erzählen, du hast mit der Medusa geschlafen??!!“ fragte Liona total entsetzt, und Zitan fasste nach seinem Kopf. „Nein!!!! Ich habe nicht mit ihr geschlafen!!! Ehrlich nicht!!!!“ verteidigte er sich und schüttelte heftig und total verwirrt den Kopf. „Wie kommt denn Akaiya hierher?!“ fragte Tiras scharf. „Keine Ahnung, sie war plötzlich da, und-... – hey, sie hat mich umgarnt, die blöde Schlange!! Sie hat sich einfach – ausgezogen-... ...!“ „Und darauf bist du geil geworden?!“ brummte Zenta, „Du sinkst unter dein Niveau, Zitan!“ Ziemlich entrüstet sah Zenta seinen Kumpel an, und Zitan verknotete nervös seine Finger. „Ich Idioooot-...!“ jammerte der Blonde, und Zenta packte seinen Arm. „Komm, hoch! Die Medusa muss raus!“ Zitan stand auf, und die acht stimmten einander zu, so stürzten sich alle in das Zimmer von Zitan – doch Akaiya war verschwunden. _____________________ so, das letzte für heute XD weil ich das Kapi so liebe XDDDD es ist in neu noch viel lustiger als früher! XD Find ich XDDDD ich will mir garnicht vorstellen wie Zenta & Nadaiya sich lauthals in einem Hotelflur über Extrem-Petting streiten XDDD Gut dass sie noch nicht so weit sind dass sie "praktische" Argumente dafür benutzen würden ^___^... aber am herrlichsten ist und bleibt die Szene wo alle vor der Tür hocken und Siana kommt an und fragt was abgeht XDD UND: Ziddy: *Unschuldslamm* "S-sie hat sich einfach ausgezogen!!! >/////o< Kapitel 30: Eine prächtige Idylle --------------------------------- „Puuh!!“ machte Vento und sah sich um, „Ist das warm hier!!!“ Die acht Kameraden waren gerade in dem Hotel angekommen, in dem sie sich zwei Viererzimmer gemietet hatten. „Zweiunddreißig Grad,“ sagte Tiras und sah auf ein Thermometer an der Wand des Zimmers. Zenta stöhnte nur. „Ach was, auf ihre Temperaturen sind sie auch noch so stolz, dass sie sich ´n Thermometer in ihre Hotels hängen müssen?-...“ Zitan seufzte und ließ sich auf sein Bett fallen. „Meckert nicht rum, ihr wolltet doch nach Tuko, oder??!“ fragte er seine drei murrenden Freunde, und Vento zog sich entnervt die Weste aus, womit er folglich oben ohne war. „Aber – dass es so warm wird, war doch nicht eingeplant!“ „Es war viel weniger eingeplant, dass die hier im Hotel nicht lüften können!“ sagte Zenta und riss alle Fenster sperrangelweit auf, sodass die frische Sommerluft von draußen hereinströmte. Da kam Osea plötzlich ins Zimmer, mit einem Handtuch in der Hand. „Papiii!!!“ rief sie, und Vento sah sie erst entsetzt an, da fiel ihm ein, dass sie Zenta meinte, der ja ihren Papi spielte. Zenta verdrehte die Augen, wieder einmal mehr wurde ihm klar, dass er niemals im Leben auch nur ein halbes Kind zeugen würde. „Was- ist?“ fragte er abgehackt, ohne Osea eines Blickes zu würdigen. „Kommst du mit schwimmen? Wir waren eben am Strand, es ist schönes Wetter, und das Wasser ist ganz warm!“ freute sich Osea. Ihre Schuhe und Handschuhe hatte sie schon ausgezogen. „Niemals,“ sagte Zenta, „Ich zieh mich nicht vor irgendwelchen seltsamen Weibern wie euch aus!!“ Tiras und Zitan glucksten. „Als ob du was hättest, was du verbergen könntest-... ...“ lachte Vento, und Zenta trat ihm mit Wucht gegen das Schienbein, „Auahhh!!!!“ „Pff, du und deine acht Centimeter!!!“ machte Zenta, und Vento sah ihn an. „Zwei!!“ sagte er, „Es waren zwei!!!“ Zenta stutzte und zeigte mit dem Daumen und dem Zeigefinger zwei Centimeter. „Z-zwei??!!“ fragte er, „Hat dich jemand beschnitten, du Eunuch???!!“ Zitan prustete lauthals los und rollte sich über sein Bett, Vento kapierte relativ langsam, dass Zenta garnicht von der Körpergröße gesprochen hatte, sondern von etwas ganz anderem, und auch Tiras musste grinsen, Zenta hielt sich kichernd die Hand vor den Mund. „Damit werde ich dich jetzt jeden Tag auslachen!!“ rief der Braunhaarige erstaunlich guter Laune, „Vento und seine zwei Centimeter!!!“ Vento brummte. „Du weißt genau, dass ich nicht das gemeint habe!!“ „Gehen wir jetzt schwimmen??!“ fragte Osea da, und als sie alle ansahen, kamen auch Nadaiya, Liona und Siana an, alle ohne Handschuhe und mit Handtüchern. „Vento und Zenta streiten noch um ihre-... Männlichkeiten-...“ prustete Zitan und kippte lachend vom Bett, „Das könnte noch dauern!!“ Zenta seufzte entnervt. „Ich bitte dich, Zid,“ sagte er, „Hör auf mit dem Blödsinn!!-... Doch nicht vor den Weibsbildern!!“ „Tsss, etwas mehr Respekt bitte, du Sexist!!“ rief Nadaiya und zerrte plötzlich an Zentas Arm, „Zur Strafe musst du mit Schwimmen kommen, und zwar nackt!!!“ Zenta starrte sie an. „Ich zieh mich hundertprozentig nicht aus, damit das klar ist!!!“ Tiras stand auf. „Okay, tun wir den Mädchen den Gefallen, ein wenig Spaß kann ja nicht schaden!!“ „Jaaaa!!“ jubelte Osea, und Nadaiya schmollte. „Aber nur, wenn Zenta sich auszieht!!“ „NADAIYA!!!“ Die acht Freunde verließen das Hotel und gingen gemeinsam zum Strand von Tuko. Die Natur schien hier so schön und unberührt – der weiße Sand, der strahlend blaue Himmel, das türkisfarbene Meer. Hinter dem Strand befanden sich hohe, graue Felsen, auf denen ein Wald vor sich hinvegetierte. „Juhuuu!!!!“ rief Osea, kaum, dass sie den Sand unter den Füßen hatte, zog sich unbeirrt völlig aus und rannte lachend ins Wasser. Vento stieß Zenta blöd grinsend in die Rippen. „Guck, das erste Mädchen, das du nackt siehst, hm??!“ Zenta grinste ihn genauso blöd an. „Zwei Centimeter, Vento-...!!“ „Aach, Arschsack!!“ zeterte Vento, und Zenta verkniff sich ein Lachen. Die sieben restlichen Freunde blieben am Strand stehen. „Und jetzt???“ fragte Tiras unbeholfen, „Also-... ... ich werde garantiert nicht nackt rumhüpfen!!“ „Dann behalt deine Unterhosen an, du Feigling!“ kicherte Nadaiya und zog schon ihre Bluse und ihre Stiefel aus, und die Jungen sahen sich perplex an. „W-willst du etwa auch nackt rumlaufen??!!“ fragte Zenta sie entgeistert, und Zitan blinzelte immer noch perplex, als Nadaiya unbekümmert auch ihre blaue Hose auszog. „Was??“ fragte die Blonde, „Tun wir so, als wären wir Adam und Eva im Paradies, die waren auch nackt!“ Damit zog sie auch ihren BH aus, und Zenta bekam plötzlich bei dem Anblick ihrer üppigen Brüste einen knallroten Kopf, und er drehte sich quiekend ab. „N-Nadaiya!!!!“ schrie er, „Zieh dich sofort wieder an!!!! Das ist unsittlich!!!!“ Nadaiya kicherte. „Im Gegensatz zu dir schäme ich mich jedenfalls nicht für meinen Körper,“ erklärte sie amüsiert, „Ooooch, Zenta!! Du wirst doch wohl schonmal ein nacktes Mädchen gesehen haben!“ Zentas Kopf wurde immer röter, sein Gesicht brannte schon förmlich, und er schüttelte den Kopf. „Schnauze, ich will nichts sehen, zieh dich wieder an!!!“ „Warum hat er bei Osea kein Theater gemacht???!“ fragte Nadaiya und tat ihm schließlich den Gefallen, ihren BH wieder anzuziehen. „Weil die keine Brüste hat-... ...“ riet Tiras beklommen, und Zitan räusperte sich. „Also, Unterwäsche anbehalten, ja??“ Nadaiya grinste schon wieder. „Okaayy!!!“ stimmte sie zu und hüpfte mit Unterwäsche ins Meer, „Kommt rein, ihr Memmen!!!“ Zenta hockte sich in den Sand und vergrub total beschämt sein Gesicht in seinen Armen. „Aargh, i-ich glaube, ich werde krank!!“ Zitan klopfte ihm auf die Schulter. „Also – ich bin nicht so ausgeflippt, als ich das erste mal Brüste gesehen habe-... ...“ Zenta zischte nur, sein Gesicht brannte immer noch. „Ich bin aber nicht du!!“ Liona hatte sich inzwischen auch bis auf die Unterwäsche ausezogen und lachte jetzt. „Okay, ich komme auch rein!!“ warnte sie Nadaiya, bevor sie diese Drohung in die Tat umsetzte. Schließlich folgten ihr auch Vento und Tiras, die sich damit zufriedengaben, ihre Shorts anzubehalten. Übrig blieben Zitan, Siana und Zenta, der noch etwa eine halbe Stunde mit hochrotem Kopf im Sand hockte und sein Gesicht niemandem mehr zeigen wollte. Eigentlich kam er sich affig vor – es war doch bloß ein Stück Haut gewesen. Nadaiyas Haut. Zenta fuhr ein seltsamer Schauer über den Rücken, als er das Bild ihrer Brüste wieder und wieder in seinem Kopf herumschwirren sah. Je länger er daran dachte, desto abstoßender wurde es ihm, und mit Widerwillen stellte er fest, dass ihn der Anblick irgendwie erregte. „Ziddy!!“ rief Liona da im Wasser, und Zenta unterbrach seine schmutzigen Gedanken, Zitan sah auf. „Was?“ fragte er. „Komm auch rein!! Es ist echt nicht kalt!!“ Zitan seufzte. „Als ob mir das was ausmachen würde-... ...“ Er sah kurz auf Siana herunter, die auf ihrem Handtuch im Sand lag und sich sonnte. Das Mädchen hatte ihr Kleid ausgezogen und lag in Unterwäsche da. Zitan sah sie an, und er wurde rot, als er feststellte, was für einen wunderschönen, schlanken und dennoch weiblichen Körper sie hatte. Er drehte verlegen den Kopf weg. Hör auf damit! befahl er sich selbst, Wenn du sie noch länger anstarrst, wird’s peinlich!! Er ballte unmerklich die Fäuste. Sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung, als ihm einfiel, dass Siana ihn auf ewig hasste und er nie im Leben auch nur den Hauch einer Chance bei ihr haben würde. Er wünschte sich, je länger er an sie dachte, immer mehr, sie anfassen zu können. Er wollte ihren schlanken, zarten, rosa Körper berühren, ihn küssen – was dachte er da eigentlich? Hallo, Zitan Sari!! sagte er zu sich selbst, Sie ist die zukünftige Königin Sayamainas!! Und du bist ein verliebter Narr – der schon wieder in Selbstmitleid ertrinkt, Herrgott, Zenta, mein Freund! Du hattest recht, ich finde mich selber ja langsam abstoßend-...!! Er nahm sich zusammen und zog schließlich seine Weste und seine Hose aus. „Ich komm auch rein,“ gab er Liona als Antwort, und sie lachte. „Jaa!!“ Zitan warf erneut einen Blick auf Siana. „Siana?“ hörte er sich dann selber fragen, und sie blinzelte. „Mmh-...“ machte sie, und Zitan blinzelte auch. „Kommst du-... ... auch mit rein?“ Sie sah ihn an. Als ihr auffiel, dass er nur seine schwarzen Shorts trug, wurde sie plötzlich ebenfalls rot. „Äähm-...!!“ machte sie, ihn immerzu anstarrend – und plötzlich fiel ihr etwas ein. M-moment! Ich hasse ihn ja!! Schon wieder vergessen-... ... „Nö, keine Lust!“ sagte sie maulig zu ihm, und Zitan seufzte und ging zu den anderen ins Wasser. Er hatte auch nicht wirklich etwas anderes erwartet. Die acht hatten den ganzen Tag lang Vergnügen am Strand und im Wasser. Osea bekam einen leichten Sonnenbrand, aber sie sah einfach darüber hinweg, sie hatte viel zu viel Spaß, um zu maulen. Zenta rührte sich den ganzen Nachmittag nicht mehr von der Stelle, und ausziehen tat er sich schon garnicht, er saß in voller Montur mitten im Sand und sah etwas mürrisch und auch immer noch leicht verlegen zu den anderen herüber. Siana ließ sich auch nicht zum Baden überreden, sie sonnte sich lieber am Strand. Sie hatte sehr lange über Zitan nachgedacht – und über den Anblick jenes Jungen in seinen schwarzen Shorts. Sie mochte Zitan. Siana wusste lange, dass sie ihn mochte. Mögen war eigentlich untertrieben. Siana hatte noch nie einen fast nackten Mann gesehen – dazu einen so attraktiven. Sie wusste von Tiras, dass Zitan schon immer von Mädchen umringt gewesen war. Sie musste zugeben, dass sie diese Mädchen verstehen konnte. Zitan war ein liebenswerter Junge – nett, attraktiv und auch ziemlich stark und mutig. Siana bewunderte mutige Männer wie Zitan, und noch mehr bewunderte sie es, dass auch mutige Männer so witzig sein konnten. Ihr Vater war nie wirklich witzig gewesen. Als es langsam dämmerte, kamen die sechs aus dem Wasser und trockneten sich ab. Zenta stand auch endlich wieder auf und klopfte sich den Sand von der Hose. „Lasst uns gehen,“ sagte er monoton, „Es ist spät geworden...“ Die anderen widersprachen ihm nicht und zogen sich an. Zenta warf Nadaiya einen verstohlenen Blick zu und beobachtete sie, wie sie ihre Sachen anzog. Als er wieder dieses seltsame Gefühl in sich spürte, wurde ihm übel, und er wandte den Blick von dem hübschen Mädchen ab. Verdammt, murrte er innerlich, Verdammt – verdammt – verdammt! Er hatte sich vor wenigen Jahren schon einmal gefragt, ob er sowas wie männliche Instinkte überhaupt besaß – das, wovon Zitan oft sprach. Das Gefühl, eine Frau zu begehren und sie anfassen zu wollen, wenn man sie nackt sah; oder wenn sie vielleicht nur sehr weibliche Bewegungen machte... ... in dem Moment wurde ihm klar, dass er diese Instinkte besaß, wie sie jeder Mann besaß, offenbar hatten sie nur darauf gewartet, dass er einmal Nadaiyas Brüste sehen würde, und Bumms, waren sie einfach da. Er drehte sich schweigend und irgendwie beklommen ab. Er bekam das Bild von Nadaiyas Oberkörper einfach nicht los, und als sein Gesicht wieder anfing, zu brennen, fing sein Gewissen an, zu protestieren. Sein Vater hatte Zenta immer gelehrt, dass es unmoralisch war, eine Frau einfach so zu begehren, und einfach so, ohne verheiratet zu sein, eine Frau anzufassen, wäre die allergrößte Sünde der Welt. Zenta hatte seinem Vater immer geglaubt, hatte ihm immer gefolgt, hatte ihm jeden Befehl mit einer sehr unterworfenen Kopfneigung von den Lippen abgelesen und ausgeführt. Und in diesem Moment wünschte er sich, er würde nicht so sehr auf die Regeln seines Vaters bestehen. „Hey, lasst uns mal in den Wald da oben gehen!“ rief Liona da und deutete auf die Felsen hinter ihnen. Eine Treppe führte hoch in den Wald. Die anderen sahen hinauf. „Oh,“ machte Osea, „Ganz schön hoch!“ Die Freunde hatten sich wieder angezogen, und Zitan nickte jetzt. „Gehen wir mal hoch!“ Die acht gingen die Treppe hoch. „Achtundsiebzig-... ... – neunundsiebzig-... ... achtzig! Achtzig Stufen!!“ zählte Osea stolz, die als erste oben ankam. „Super gemacht,“ lobte Zenta ironisch, „Dafür bekommst du jetzt das Ich-kann-bis-achtzig-zählen-Diplom!!“ „Jaaa!“ jubelte Osea, „Gibt’s dazu einen Bonbon?“ Zenta murrte, und die Freunde wanderten eine Zeit sinnlos im kleinen Wald herum. Plötzlich stellte sich ihnen etwas in den Weg: ein braunes, verschrumpeltes, halbwüchsiges Etwas, mit zwei gelben Schlitzaugen und Armen, die so lang waren wie es selbst. „Ein Musanier!“ rief Liona aus und sah das Wesen erschrocken an. Musanier waren die unsterblichen Gnome, die Magier Seydons. Mesumanier waren einst die Kreuzung aus Musaniern und Menschen gewesen. Der Musanier vor ihnen sagte etwas auf einer fremden Sprache. Siana bemerkte, dass es eine schöne, wohlklingende Sprache war, aber völlig anders als die, die sie sprach – Musanisch. Als der Musanier seinen Vortrag beendet hatte, sah Liona ihn stirnrunzelnd an. „Er sagt, wir sollen hier verschwinden,“ erklärte sie, „Wir sind in sein Jagdrevier eingedrungen und haben ihm seine Beute verjagt-...“ „Oh, Verzeihung!“ sagte Osea erschrocken zu dem Musanier. Aber eigentlich fürchtete sie sich etwas vor dem gruselig aussehenden, halbmenschlichen Wesen. Es ging auf zwei Beinen wie die Menschen, und dennoch war es irgendwie auch ein Tier. „Goma,“ sagte Liona zu dem Musanier und verneigte sich leicht, „Sanya cumalano, kona-san. “ „Sie hat ihm gesagt, dass wir dann wieder gehen,“ dolmetschte Zitan seinen Freunden, und plötzlich sprach der Musanier erneut. „Hinya toma ci mo chi nai-san. “ Liona, und auch Zitan und Zenta, die beide fließend Musanisch sprachen, fuhren zurück, als der Musanier plötzlich auf Siana zeigte. „W-was??!!“ schrie Zitan auf, „I daiy, re-naì??!!“ Der Musanier funkelte ihn an, als der Blonde sein Schwert zückte, und der Musanier fuhr seine Krallen aus. „Ore-san.“ „W-was will er??!!“ fragte Siana entsetzt. „Er hat gesagt, zur Strafe müssen wir dich hier lassen!“ sagte Liona, und Siana fuhr zurück. „Wie bitte??!!“ „Na warte, du Tier...“ knurrte Zitan und fuhr nun ebenfalls seine Krallen aus, „Eins ist klar, du Mistvieh, du bekommst Siana nicht! Nie im Leben!“ Der Musanier knurrte wieder, dann hob er seine Klauen und schwang sie wutentbrannt herum – Musanier waren sehr leicht reizbar. Mit einem mal sah Zitan eine Tsavorit-Attacke auf ihn zufliegen, und er riss sein Schwert hoch, um die Attacke abzuwehren, der Musanier schlug erneut aus und lenkte den Zauber, der einem Splitter durch den Körper jagte, auf Siana. „WAAHHH!!!“ schrie Siana, und Zitan warf sich in letzter Sekunde vor sie und spürte prompt, wie sich die Tsavorit-Splitter schmerzhaft in seine Brust bohrten. Er schrie auf, als die Wunden stark zu bluten begannen, und sein Körper begann, in jeder Faser zu brennen, während die Splitter sich immer tiefer in sein Fleisch bohrten. „ZIDDY!!!!“ hörte er Siana hinter sich kreischen, und der Blonde brach zusammen und sackte zu Boden. „TSAVORIT!!!!!“ hörte er dumpf Liona schreien, und verschwommen sah er, wie der Musanier sich nörgelnd verzog, als die Attacke von Liona ihn traf. Er spürte, dass ihm übel wurde, und er schloss die Augen. „Danke... Liona...“ murmelte Zitan noch, bevor er in Ohnmacht fiel. Zitan schrie auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Brust, zugleich schien es eiskalt. Als er die Augen öffnete, erblickte er Liona, die bei ihm im Bett saß und sanft mit ihrem Finger über seine Brust strich. Als sie erneut über die Tsavorit-Wunde kam, schrie er erneut auf. „AUA!!!!“ „Schscht!“ machte Liona beschwichtigend, „Ganz ruhig, das tut ein bisschen weh-... Tsavorit tut immer weh-... – ich muss das etwas abkühlen, mit Eisra.“ „Eisra?...“ Zitan sah auf Lionas Hand. Erst jetzt merkte er, dass ihr Finger blau leuchtete, und erst jetzt stellte er fest, dass er in seinem Bett im Hotel war. „Liona-... vielen Dank...“ Er lächelte verstohlen, sie lächelte zurück. Nach einer Weile hörte sie auf, ihn mit Eisra zu kühlen, und stand auf. „Ich glaube, jetzt geht es wieder...“ Sie band ein Stofftuch um seinen nackten Oberkörper, um die Wunde zu verbinden. „Ich habe die meisten Splitter rausgezogen, es wird bald wieder verheilt sein.“ Liona ging zur Tür. „Ich glaube, hier will dich jemand sprechen...“ Das Mädchen grinste und ging aus dem Zimmer, darauf kam Siana herein. Zitan setzte sich erschrocken auf, als er sie ansah – sie sah total verzweifelt und schockiert aus, ihre Wangen glänzten von den Tränen. „S-Siana-...??!“ fragte er schockiert, „Was-...??!“ „Z-...Ziddy!!“ schluchzte sie und fiel neben seinem Bett auf den Boden, wo sie heftig zu weinen begann, „Mein Gott, Zitan-...!!“ Zitan starrte die Prinzessin an. „Du liebe Güte, Siana, was ist denn mit dir los??!“ fragte er entsetzt, „Du bist ja total durch’n Wind!... Ist was passiert?“ Sie sah auf und schniefte. „Zitan, ich-... wollte mich bei dir bedanken-... du hast mir mal wieder das Leben gerettet... und-... ... ich... danke...“ Ihre leise Stimme erstickte in den lauter werdenden Schluchzern. Zitan sah sie an, und er hatte nie ein stärkeres Verlangen gespürt, sie in die Arme zu nehmen und sie zu trösten. „Du bist mir mehr wert als alles andere-... ...“ sagte er monoton, „Für dich – würde ich mein Leben geben, Siana-...“ Ihre von Schluchzern erstickte Stimme unterbrach ihn: „E-es – es tut mir leid, Ziddy!“ Er erstarrte. „Was?“ fragte er. Sie schluchzte. „Es-... tut mir so unendlich leid-... ... w-wie ich-... i-ich habe dich ungerecht behandelt! Ich war wütend-... ... so-... unverständlich, ich war bescheuert!!!“ Sie begann, heftiger zu weinen, während er sie anstarrte. „I-i-ich habe-... versucht, mir einzubilden, dass ich dich hasse!! A-aber-... wie soll ich den Mann hassen – der mir am-... allermeisten auf der ganzen Welt bedeutet??! Sag mir, wie, Zitan-...!!“ Sie wischte sich die Augen, „I-ich hasse dich nicht, niemals habe ich dich gehasst, Ziddy!! Bitte-... – bitte verzeih mir-...!!“ Er starrte sie mit großen Augen an. Der Mann, der ihr am meisten auf der ganzen Welt bedeutete... Er schluckte. Dann streichelte er ihr vorsichtig über die Wange und sagte: „Natürlich verzeihe ich dir-... kleine Prinzessin-...“ Sie sprang auf und stürzte ihm so heftig in die Arme, dass er rückwärts auf das Bett kippte, und sie nun auf ihm lag und ihn so fest umschlang, wie es nur möglich war. Er erwiederte liebevoll die Umarmung, schloss die Augen und lächelte. „Oh, Siana... meine kleine Prinzessin...“ Er war ihr nicht böse. Er konnte ihr garnicht böse sein. Und insgeheim hatte er immer gehofft, dass sie sich ändern würde – und sie hatte sich geändert. Sehr schweren Herzens setzten sie sich letztlich auf und lösten sich voneinander. Siana wischte sich erneut die Augen und lächelte. „Ziddy – lass uns zu den anderen gehen-... ... Osea hat sich Sorgen um dich geamcht-...“ Sie musste kichern, und Zitan grinste. „Na schön-...“ Die zwei gingen hinüber ins Mädchenzimmer, wo der Rest versammelt saß und Karten spielte. Als die beiden hereinkamen, sahen die anderen auf. _______________________ Yaaah x__X Siana, du Strunzkuh! Du hast es geschafft!! >< *sie hau* na endlich uû' *drop* Aber ich lieb die Szene wo Nadaiya sich einfach auszieht XD und alle stehen da mit Augen wie Untertassen... XDD ich glaube dieser Anblick war es, der Zenta so dermaßen.... gespoilt hat XD... (er wird ja nachher ganz gruselig uû) Kapitel 31: Kindarn-Alarm! -------------------------- „Heihoya,“ begrüßte Zenta Zitan und schielte ihn skeptisch an. „Bist du wieder fit?“ grinste Vento, „Okay! – Und was nun??!“ Zitan und Siana setzten sich erstmal zu den anderen, und als Liona sah, wie Zitan Sianas Hand hielt, lächelte sie. Habt ihr euch also doch wieder gefunden, ihr kleinen Narren, was? Na endlich!! „Machen wir Ferien!“ grinste Nadaiya und lehnte sich zurück, „Gehen wir morgen wieder an den Strand??!“ „Damit du dich wieder ausziehen kannst und den armen Zenta damit total fertigmachst??!“ fragte Vento empört, und Zenta drehte sich mit hochrotem Kopf ab. „Laber nicht!!!“ rief er aus, „Das hat mich nichtmal interessiert, Vento!!!“ Er verschränkte die Arme, und Vento kicherte. „Ja sicher, deshalb hast du auch stundenlang mit verschränkten Beinen im Sand gehockt, gib's zu, du Depp, wenn sie sich ganz ausgezogen hätte, wär dir einer abgegangen!“ Zenta fuhr herum. „HÖR SOFORT AUF MIT DIESEM UNFUG!!!“ bellte er Vento wutentbrannt an und schnappte sein Messer, „Ich warne dich!!! Pass auf deine Zunge auf, Sir Zyta!!!“ „Zenta, nimm das Messer runter!!“ befahl Zitan, „Geht das schon wieder los??!! Vento, hör auf, Zenta zu ärgern!!“ „Ja, Papi!“ rief Vento amüsiert, „Herrgott, Zenta, stell dich doch nicht so an!! – Sag einfach, du liebst Nadaiya-...“ Zenta riss den Arm zurück und schmetterte sein Messer mit Wucht auf Vento, und dieser erstarrte, als es knapp einen Zentimeter neben seinem Gesicht in der Wand landete. Vento starrte ihn an. „W-willst du mich umbringen??!!“ „Zenta!!“ stieß Liona hervor, „Bist du nicht ganz dicht??!!“ Zenta schnaubte wütend. „Vento – noch so’n Spruch, und ich benutz deine Sehnen morgen als Schnürsenkel, nachdem ich dich auseinandergenommen habe!!“ Damit fuhr er herum, packte sein Messer und verschwand aus dem Raum. Mit einem lauten Krachen schmetterte er die Tür hinter sich zu. Später zogen sich alle auf ihre Zimmer zurück. Zenta war den Rest des Tages nicht mehr ansprechbar, nicht einmal Zitan konnte mit ihm reden. Er war so stockwütend auf Vento und auf Nadaiya und auf alle anderen, dass er mit dem Messer in seinem Bett herumgestochen hatte, um sich abzureagieren. Inzwischen fusselten im Zimmer Federn aus Zentas zerfetzter Matratze herum. Als ob ihn der Anblick von Nadaiyas Brüsten nicht schon genug schockiert hätte, jetzt musste Vento natürlich sofort mit sowas ankommen. Zenta hatte Vento noch nie sonderlich gut leiden können, aber das überschritt langsam die Grenze. Am nächsten Morgen wurde erstmal ausgeschlafen. Nachdem die acht mittags gefrühstückt hatten, beschlossen sie, in Tuko etwas herumzulaufen, um sich die Hauptstadt von Shinizo genauer anzusehen. Während sie am Anfang noch zusammen durch die Stadt wanderten, lösten sie sich bald in Grüppchen auf. Nadaiya ging mit Osea, nachdem Zenta sich gesträubt hatte, auch nur noch eine Sekunde länger in ihrer Nähe sein zu müssen. Zenta seinerseits ging mit Tiras und Vento durch die Gegend, während sich Liona Nadaiya und Osea anschloss – Zitan und Siana gingen zu zweit zum Strand herunter. „Ich finde, vorerst können wir hier bleiben, Zid,“ sagte Siana lächelnd, während sie am Strand entlangwanderten, „Eine schöne Stadt, ein schönes Hotel, und das Meer direkt vor der Haustür...“ „Bis die Sache mit Thanata geklärt ist, kannst du sowieso nicht nach Sentaria zurück,“ sagte Zitan, „Das wäre viel zu gefährlich für dich!-... Ich will dich wirklich nicht verlieren, Siana...“ „Aber was wollen wir gegen Thanata unternehmen??“ fiel Siana ein, und sie blieb stehen und sah auf das Meer. Das Wasser glitzerte in der strahlenden Sonne. Zitan stellte sich neben Siana. „Sie ist eine Magierin!“ fuhr Siana fort, „Eine Schwarzmagierin! Wir, wir können ja nichtmal zaubern!-... Liona kann nur von Elementar- bis Blaumagie, du kannst gerademal zwei Zauber!! Und wir können garnichts!“ Zitan schwieg. „Das stimmt doch garnicht,“ lächelte er, während er auf das ruhige Meer hinaussah, „Du kannst doch schießen. Und wenn Zenta gehört hätte, dass du gesagt hast, er könne garnichts, dann wärst du aber durch-...“ Er lachte. Siana lachte mit ihm. „Na gut, Zenta ist ´ne Ausnahme-...“ Sie sah auf das Meer hinaus. „So friedlich-...“ flüsterte sie, und Zitan sah sie an. „Hm?“ „So friedlich-... und so rein-... – so rein wie das Wasser, so müsste das Leben sein...“ sagte das Mädchen leise, und Zitan seufzte. „So ein Leben wird es nie geben,“ sagte er, „Es gibt immer irgendwo Krieg. Das – sind die Menschen, Siana.“ „Du weißt auch nicht genau, was man gegen Schwarzmagier unternimmt, oder??“ fragte Zitan nach einer ganzen Weile, während der er und Siana am Strand verharrt waren. „Nein-...“ meinte Siana, und Zitan hatte auch nichts anderes erwartet. „Bei Dione war es einfach, sie war auf Eis spezialisiert, und Liona wusste sofort Bescheid, dass sie Blitzra machen musste!“ fiel Zitan ein, „Aber Thanata spezialisiert sich nicht!... Man müsste sie höchstens mit ihrer eigenen Waffe schlagen können-... – mit Schwarzmagie.“ Siana sah auf. Schwarzmagie... ... „Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal so in Schwierigkeiten stecken würde!“ sagte sie schließlich, „Ihr alle bringt euch nur in Gefahr, um mir zu helfen – warum? Warum wolltet ihr mir helfen, ihr kanntet mich nicht einmal!“ Siana sah Zitan fragend an. Er legte ihr vorsichtig die Hände auf die Schultern. „Prinzessin-... – nicht nur du bist in Gefahr, ganz Seydon ist in Gefahr... – und wir bewegen uns direkt darauf zu, die Helden zu spielen und den Planeten zu retten!“ Er lachte und kratzte sich am Kopf. „Aber ohne darüber nachzudenken wird das nicht möglich sein! Wir bräuchten da eine Menge Unterstützung!-... Aber es ist ja so, dass wir die Einzigen sind, die wissen, was vorgeht!“ Siana blinzelte, und plötzlich fuhr sie zurück. „Siana??!“ fragte Zitan, und sie blinzelte erneut. „Oh Gott!!!“ stammelte sie, „Hörst du das??!“ „Was??“ Zitan lauschte. Hufegetrappel. Viele Kizayas, die direkt zum Strand kamen. Zitan keuchte. „Verdammt!!!“ Damit packte er Siana am Arm, und die zwei liefen so schnell es ging in eine Spalte zwischen den Felsen und versteckten sich. „Kindarn!!“ wisperte Siana, und Zitan drückte sie fest an sich. „Oh nein, der fehlte noch!“ Sie wurde rot und sah zur Seite. „Psssst... er soll uns nicht bemerken!...“ flüsterte sie, und Zitan lugte aus der Spalte hervor und entdeckte Kindarn, der mit seinem Heer den Strand entlang ritt. „Ich hasse diesen Bastard-...!“ brummte Zitan nur, und Siana zitterte. „Ziddy-... ich-... ich hab Angst... – wenn er uns nun entdeckt??!-...“ Siana drückte sich enger an ihn heran. In jeder normalen Situation hätte sie damit sein Herz Purzelbäume schlagen lassen, doch sich vor einem General aus Sentaria versteckend in einer Nische zu hocken, war keine normale Situation, deshalb blieb Zitan sehr gefasst und starrte weiter angespannt zu Kindarn herüber – obwohl ihm auf einmal schrecklich heiß wurde. Es war ein seltsames Gefühl, wenn sie ihm so nahe war... „Sie müssen hier sein!! Akaiya!! Wo sind sie?!“ brüllte Kindarn plötzlich, und Siana zuckte zusammen. „Oh Gott, sie werden uns finden!!“ „Schscht-...“ Zitan legte zärtlich einen Arm um sie, um sie zu beruhigen, mit der anderen Hand griff er nach seinem Schwert. „Hast du Pfeil und Bogen?“ „Nein! Ich hab ja nicht gewusst, dass...“ „Du musst deine Waffe immer bei dir haben!“ sagte Zitan tadelnd, „Hier, nimm den Dolch!“ Er hielt ihr den Dolch des Piraten hin. „Den hab ich dem Piraten geklaut!“ Siana nahm ihn und betrachtete ihn. Dann drückte sie sich so fest es ging an Zitan heran. „DA SIND SIE!!!“ brüllte Kindarn da auch schon. „Los, raus hier, sonst sind wir dran!!“ rief Zitan, und er und Siana sprangen aus der Felsspalte und liefen nach links. Die Soldaten und Kindarn holten sie bald ein. „LASST UNS ENDLICH IN RUHE!!!“ schrie Zitan und stürzte sich auf die Soldaten. Es begann ein großer Kampf. Siana benahm sich mit dem Piratendolch etwas unbeholfen – wenn sie einmal einen Soldaten nur aus Versehen erwischte und der aufschrie, schrie Siana selbst genauso auf. „Iiieek! Das ist widerlich-...!“ Zitan sprang herum. „Wehr dich, Prinzessin, schnell!“ Damit überkreuzte er die Arme und schrie: „PSYCHOKINESE!!!“ Damit teleportierte er fünf Soldaten eine Meile hinaus ins Meer. Kindarn fuhr heum, als er seine Männer verschwinden sah. „Heeey, Sari hat zaubern gelernt!! Wie süß!“ rief er und lachte, doch innerlich fand er den Anblick alles andere als komisch. Scheiße, was ist das für eine derbe Psychokinese, die ist ja stärker als meine!! „Du-... du Hurensohn!!!“ schrie Zitan wütend und wendete sich Kindarn zu. Dieser zog sein Schwert, so tat Zitan es ihm gleich. „Wie du willst, Sari – Männer (alle, die übrig sind!)! Ergreift die Prinzessin!! – HAAAA!!!“ Die Schwerter klirrten aneinander. „SIANA!! LAUF!!! SCHNELL, LAUF, SO SCHNELL DU KANNST!!!“ schrie Zitan auf, und Siana sträubte sich. „Nein!! Ich lass dich nicht allein!“ rief sie. „PSYCHOKINESE!!!“ brüllten Zitan und Kindarn gleichzeitig, und die Psychokinesen donnerten aneinander. Es entstand eine große Energiekugel, die durch die Reibung der beiden Zauber erschaffen wurde, und plötzlich machte es Wumm, und die Kugel war explodiert. Vier Soldaten gingen dabei drauf. Kindarn und Zitan wurden zu Boden geschmettert. Kindarn keuchte. „Das ist-... Kasko Saris Psychokinese-...!“ keuchte er, „Die Macht-... seines verdammten Blutes!! – Aber so kommst du mir nicht davon, Bursche!!!“ Damit stürzte Kindarn sich mit dem Schwert auf Zitan, Zitan tat es ihm gleich, erneut klirrten die Schwerter aneinander. Dann traf Zitan Kindarn an der Schulter, sein Umhang wurde zerrissen, und Blut strömte aus seiner Schulter. Kindarn stutzte. „Na warte, Sari, na warte!!“ schrie der General wutentbrannt, in dem Moment sauste sein Schwert auf Zitans Kopf herunter und hätte ihn locker durchgespalten, aber – „NEEEIIIINNN!!!“ schrie Siana und hielt den Dolch quer dazwischen, so traf Kindarn den Dolch. Es klirrte laut, Siana kniff die Augen zu. Zitan blieb unversehrt. Er atmete auf. „Puuh! – Klasse, Siana!“ „Du hast mir oft genug das Leben gerettet!!“ rief Siana entschuldigend, „KINDARN, FAHR ZUR HÖLLE!!!“ Sie holte aus und wollte Kindarn mit dem Dolch stechen, doch er griff ihn ihr mit Leichtigkeit aus der Hand und warf ihn in den Sand. „Tsss, was macht Ihr für Sachen, Prinzessin??! Wusstet Ihr nicht, dass Mädchen nicht mit Waffen spielen sollen??!“ Siana starrte ihn an, und Kindarn stürzte sich zum dritten mal auf Zitan. Zitan wehrte geschickt den Angriff ab und stach zu, traf Kindarn ins Bein. Die übrigen Soldaten wollten sich rühren, aber jemand hielt sie auf – Akaiya. „Kümmert euch um die Prinzessin, nicht um den Jungen! Der General kümmert sich ja schon um ihn!“ Zitan fuhr herum, als er Akaiyas Worte hörte. „Falsche Schlange, Akaiya!!“ rief er wütend, „LAUF ENDLICH, SIANA, MACH, DASS DU VERSCHWINDEST!!! Ich schaff das schon!!!“ Er sprang mit einem gekonnten Sprung nach vorne an Kindarn vorbei, der General schlug sein Schwert in den Sand, Zitan machte eine Rolle und sammelte den Piratendolch auf. Er warf ihn in hohem Bogen weg, und befahl Siana, hinterherzulaufen. Sie lief, fing den Dolch im Laufen und lief weiter, so schnell sie konnte. „Hab keine Angst, ich hole die anderen!!“ wisperte sie unter Tränen zu sich selbst, während sie wieder in die Stadt rannte. Die anderen kamen ihr geschlossen entgegen. „Nanu?!“ machte Tiras, „S-Siana??!!“ „KOMMT SCHNELL, ZIDDY IST IN GROßER GEFAHR!!! KINDARN IST HIER!!!“ schrie das Mädchen aufgebracht, und die anderen starrten sie an. „Ernsthaft?!“ fragte Vento. Zenta zog sein Schwert und ging schonmal vor in Richtung Hotel. „Frag nicht blöd, sieh zu, dass du Tojo holst, du kleines, blondes Pissgesicht!!“ Die sieben rannten zum Hotel, sprangen auf ihre Kizayas und galoppierten zum Strand, wo Zitan sich tapfer gegen Kindarn wehrte. „JADE!!“ schrie Liona plötzlich und versteinerte drei der sinnlos herumstehenden Soldaten. Zitan, Kindarn und Akaiya fuhren herum. „Kizalos‘ Kind??!“ fuhr Kindarn auf. „Bei Kyana, Liona!“ rief Zitan erleichtert, „Gerade rechtzeitig!“ Siana hatte Osea den Dolch gegeben und ihre Pfeil und Bogen geholt. Sie zielte, schoss – Volltreffer, der Soldat stürzte zu Boden. „Du hättest ja mal früher Bescheid sagen können, Sari!!“ schimpfte Zenta mit Zitan, als er ihm auf Jali sitzend Kasera herüberführte, „Es sind ja schon alle tot!!“ Kindarn lachte. „Nicht so überheblich, Junge!!! – JETZT KRIEG ICH EUCH ALLE!!!“ Er traf Zitan mit seinem Schwert, schnitt ihm einmal am Arm hinunter und stach ihm mit dem Schwert ins Bein. Zitan schrie, dann sprang er auf und stürzte sich auf Kindarn, schlug ihm das Schwert aus der Hand und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Kindarns Nase fing an zu bluten. „Wie war das?“ grinste der Blonde und drohte Kindarn weiterhin mit der Faust. „Ich sagte, ich kriege euch alle!“ grinste Kindarn zurück, schnappte sich einen Stein und schlug ihn Zitan gegen die Schläfe, Zitan schrie auf und stürzte zu Boden, gleichzeitig breitete sich ein wahnsinniger Schmerz in seinem Kopf aus. „DU HUND!!!“ schrie Osea, „DU HAST IHM WEHGETAN!!!“ Sie stach mit dem Dolch in Kindarns Unterschenkel. Kindarn schrie. Da landete ein Pfeil in seiner Schulter – ein Pfeil mit Lomina-Pulver. Der General fuhr herum. „AKAIYA!! TU WAS!!!“ schrie Kindarn. Akaiya kam herbei, doch plötzlich stellte Zenta sich ihr in den Weg, er war von Jali gesprungen. „Aaahh, wenn das nicht unsere liebe Medusa ist!!“ sagte er und grinste sie übertrieben fröhlich an, „Wohin so eilig, Mademoiselle?“ Er packte ihren Arm, zog sie an sich heran und umklammerte ihren Hals mit einem Arm, mit der Rechten hielt er ihr das Schwert an die Kehle. Akaiya stockte. „Verd-...!!! – Lass los!!!“ Zenta lachte sadistisch vor sich hin und verfesterte seinen Griff. „Hey, du riechst gut!“ „Ooohhh, die Meduuuusa!!!“ rief Liona und kam herbei, „Zenta, du Held! Du hast die Medusa gefangen!“ „War ein Kinderspiel.“ Liona lachte und hielt ihr Schwert ebenfalls an Akaiyas Kehle, und das Mädchen keuchte. „B-...bitte!!“ „Wenn du dich bewegst, schieße ich!!!“ drohte Siana plötzlich und zielte mit dem Pfeil genau auf Akaiya. Das Mädchen erstarrte. „Ihr begeht einen Fehler, Leute-...“ „HEEEE!!! WO BLEIBST DU, AKAIYA??!“ brüllte Kindarn, und alle sahen ihn an. Akaiya, von allen Seiten bedroht, schüttete das Heilungswasser rasch über Kindarn, und er sprang auf und ließ das Schwert auf Zitan heruntersausen, der noch immer am Boden lag, im selben Moment schoss Siana auf Akaiya und traf stattdessen aus Versehen Zentas Arm. Der Junge schrie überrascht auf. „MENSCH, PASS DOCH AUF!!!“ „Oh Gott, entschuldige!!!“ schrie Siana entsetzt. „ZIDDY!!“ schrie Nadaiya inzwischen und sprang vor Kindarn, er erwischte sie am Arm. Nadaiya schrie. Zenta knurrte und brach den Pfeil ab, der in seiner Hand steckte. „Kacke!! – Schlampe, pass besser auf!!!“ rief er Nadaiya zu und ergriff ein Messer, das er gekonnt zu Kindarn herüberschmetterte, es traf ihn direkt in den Bauch. Der General schrie auf. „O.k., Medusa!!“ rief Liona indessen, die jetzt an Zentas Stelle Akaiya festhielt, „Schön still halten!“ „Ich weiß! Wir nehmen Medusa als Geisel, dann kann Kindarn nicht mehr sagen, wo wir sind!!“ schlug Tiras vor und eilte herbei. „Gute Idee!!“ Liona holte ein Seil hervor, und sie, Siana und Tiras fesselten das Mädchen. Akaiya kreischte. „LOSLASSEN!!!“ Vento pfiff durch die Zähne. „He, Generälchen!! Wo ist denn deine hübsch Freundin auf einmal??! Täusche ich mich, oder haben wir sie gefesselt?!?!“ Kindarn fuhr herum. Er erblickte Akaiya, die von Liona, Siana, Tiras und Vento umzingelt wurde und gefesselt und geknebelt worden war. Er schrie. „AKAIYA!!!“ Akaiya schüttelte heftig den Kopf, da spürte Kindarn eine kalte Klinge an seiner Kehle, und er stockte. Zenta stand vor ihm. „Was wird nun?“ fragte der Braunhaarige eiskalt, „Entweder, du verschwindest – oder wir schneiden deiner süßen Freundin die Kehle durch!“ Kindarn keuchte. „Ihr begeht den größten Fehler eures Lebens!!!“ zischte er, dann wich er zurück und sprang auf sein Kizaya. „Hüah!!!“ Damit galoppierte er wütend davon. Die acht blieben mit der gefangenen Akaiya am Strand zurück. „Zenta!!!“ empörte sich Nadaiya, die aufgestanden war, „W-wieso lässt du ihn gehen??!“ Zenta lachte bitter. „Weil es sinnlos wäre, wenn ich ihn töten würde!“ Er warf einen Blick auf Zitan, der sich langsam aufrappelte. Der Typ hat Kasko getötet – wenn ich ihn töte, versaue ich Ziddy bloß die Rache an dem Mörder seines Vaters!! „Kommt, wir gehen zurück zum Hotel,“ sagte Zitan und fasste nach seinem Kopf, der höllisch schmerzte, „Dann nehmen wir unsere Sachen und verschwinden hier! Kindarn darf die Medusa auf keinen Fall zurückbekommen!“ Die Kameraden nahmen ihre Kizayas und kehrten mit Akaiya zum Hotel zurück. „Also,“ sagte Zenta, als sie endlich im Jungenzimmer angekommen waren, „Wir gehen am besten nach Kiwano, das ist die Hauptstadt von Yanto. Dahin brauchen wir zwei Tage. Falls Kindarn uns verfolgt, gehen wir weiter nach Sizo, einverstanden?“ Alle nickten. Akaiya bewegte sich unruhig auf dem Bett hin und her. Da sie geknebelt war, konnte sie ja nicht sprechen. Zenta sah sie an. „Was ist??!!“ fuhr er sie an, „Musst du pissen, dann mach in die Hose!!! – Wir gehen!!!“ „Wir binden sie hinten auf Selja, das geht am einfachsten, da kann sie nicht weglaufen!“ schlug Liona vor. „Super Idee!“ sagte Osea nickend. Akaiya blinzelte nur. Zenta kramte einen Apfel aus seinem Rucksack und begann, ihn zu essen. „Was glotzt du so, Medusa??!“ fragte er und sah sie herablassend an, „Hey, Vento, was ist mit euch, wollt ihr sie vögeln?! Dann tut es bitte jetzt gleich, morgen früh gehen wir los!!“ Vento kicherte bloß. „V-vögeln??!!“ fragte Siana entsetzt, „Wie kannst du nur ans Vögeln denken??!!“ Zenta seufzte und biss in seinen Apfel. „Hey, Vento! Super Gelegenheit für dich, deine zwei Centimeter zu versenken, nicht wahr??“ _____________________ na dann mal los, Vento! XDD Kapitel 32: Flucht nach Sizo ---------------------------- Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg nach Süden. Quer durch Shinizo in Richtung Kiwano. Liona hatte Akaiya gefesselt und geknebelt auf Seljas Rücken gebunden, wo das Mädchen jetzt mit dem Rücken zu Liona hockte und ergeben in die Luft starrte. „Ist das nicht ein wenig... fies??“ fragte Tiras mit Blick auf das Mädchen. „Tsss,“ machte Zenta von vorne, „Ich hab euch ja die Wahl gelassen, sie zu ficken, ihr wolltet ja nicht!“ Tiras brummte. „Hallo??! Auch, wenn sie unsere Gefangene ist, müssen wir wenigstens menschlich zu ihr sein-... ...“ Zenta packte unsanft Tiras‘ Handgelenk, bis es knackte, und der braunhaarige Junge stierte Tiras an. „Ich bin zu niemandem – menschlich!!!“ Tiras sah Zenta ruhig an. „Manchmal glaube ich, du bist der Mesumanier, und nicht Zid!“ „Hach, verschwinde!“ nörgelte Zenta und wendete Jali, „Zid, geh zu!!“ Zitan seufzte bloß. „Seid friedlich, Jungens!“ mahnte er, „Wir müssen schließlich zusammenhalten!“ „Oh, ja, genau,“ brummte Zenta mürrisch, „Mit einem Haufen Vollidioten halte ich doch gerne zusammen!!“ „Mann, Zenta!!!“ beschwerte sich Nadaiya genervt, „Wie bist du denn heute drauf, krieg dich wieder ein!!!“ Zenta sah sie nur kalt an. „Du – hast mir garnichts zu sagen, Schlampe!!“ Nadaiya zog eine Schnute. „Hör doch endlich auf, mich Schlampe zu nennen-...!“ maulte sie, und Vento kicherte. „Wieviele Tage noch, Nadaiya??!! – Ich sag doch, Zenta ist unmöglich!!“ „Wart's nur ab!“ kicherte Nadaiya zurück, „Immerhin ist er schon Oseas Papi, ich bin ihre Mami! Also wart's ab, Ventolein!“ Damit drehte sie sich ab und ritt zügig weiter. Vento schüttelte den Kopf. Schnauze, Nadaiya... Die acht galoppierten eine Zeit weiter, dann gingen sie zwischendurch wieder langsamer, damit die Kizayas sich erholen konnten. Akaiya gab die ganze Zeit erstickte Laute von sich. „Das arme Ding ist schon ganz blau angelaufen!“ lachte Vento irgendwann, „Ooohhhh, das tut mir aber leid-...“ „Meine Güte, warum quält ihr sie eigentlich so??!“ beharrte Tiras auf seinen Menschenrechten, „Der einzige, der Grund zum Quälen hat, ist ja wohl Ziddy! Immerhin hat sie ihn verführt, und nicht euch!“ „Was setzt du dich für unsere Feindin ein?!“ fuhr Liona mürrisch auf, „Das mag ja alles sein, was du sagst, aber das ist doch kein Grund, sich auf ihre Seite zu stellen!“ „Ach, nun seid mal nicht so bescheuert!“ rief Zitan, und die anderen sahen ihn entsetzt an. „Mach ihr den Knebel ab, na los! Das arme Ding kriegt ja keine Luft!“ Liona rührte sich nicht. „Warum sollte ich??“ fragte sie und sah Zitan grübelnd an. Zitan blieb energisch. „Mach ihr den Knebel ab, Liona!!“ Liona seufzte. „Jawohl, großer Held, ich tue alles, was du willst...!“ Damit band sie Akaiya das Tuch ab, mit dem sie die Wahrsagerin geknebelt hatten. „Danke, vielen Dank,“ meinte sie und holte erstmal Luft, und Liona packte Akaiyas Arm mit einer Hand. „Schnauze, du Missgeburt, oder dein Arm ist ab, kapiert??!!“ Akaiya seufzte bloß und hielt den Mund. Die Reise ging weiter. „Wenn wir so weiterbummeln, kommen wir morgen in Kiwano an,“ sagte Zenta und sah sich um, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. „Hm??“ „In Kiwano ist die Äquatorialzone zu Ende-... – Zenta??“ fragte Zitan erstaunt und blieb stehen, als Jali die Ohren aufstellte und leise schnaubte. Zenta bremste. „Shhh, halt mal die Luft an!“ zischte Zenta nur und spähte hinter die Gruppe ins Gebüsch. Das Geräusch war verschwunden. „Eigenartig-...“ murmelte Zenta und zückte vorsichtshalber ein Messer. In dem Moment öffnete Akaiya zaghaft den Mund. „Hey, darf ich was sagen?-...“ fing sie stammelnd an, und Liona rammte ihr den Ellenbogen in den Rücken. „Halt den Mund, Geisel!“ „In Ordnung-...“ murmelte Akaiya betreten und versuchte noch, Zentas Blick zu erhaschen, da war es schon zu spät: „HALTET SIE AUF!!! AAAAANNGRIFF!!!“ brüllte plötzlich jemand hinter ihnen, und alle acht fuhren entsetzt herum, Zenta reagierte als Erster und schmetterte Kindarn sein Messer in die Brust. Der General, der mit seinem Heer aus dem Gebüsch an der Seite gekommen war, schrie auf. „Haaach, Yason, du Spinner!!“ schimpfte er, und Zenta schielte Akaiya an. „Wolltest du zufällig das sagen, Medusa??!“ „Ja-... ...“ „Kindarn!!!“ schrie Zitan entsetzt, als dieser sich Zentas Messer aus der Brust zog. „Hallo, Sari...!“ sagte er süßlich, und Liona trieb Selja schon vorwärts. „LAUFT!!!“ schrie sie, Zitan ließ sich das nicht zweimal sagen und gab Kasera die Sporen, und alle galoppierten los, so schnell es ging. „HINTERHER!!!“ brüllte Kindarn entnervt, „Holt mir Akaiya zurück, aber dalli!!“ „TERRA!!!“ schrie Liona im Galopp und wollte Kindarn mit dem Zauber versteinern, doch sie traf ins Leere. „Verdammt!“ „Nun lauft endlich!!“ fuhr Vento auf, der die anderen von hinten vor sich herjagte, „OSEA!! Du mit deinem Miniatur-Kizaya!!!“ „Sag nichts gegen Mac!!“ beschwerte sich Osea und versuchte, Mac mehr anzutreiben. Die acht hatten kurz einen annehmbaren Vorsprung, doch Kindarn holte schnell auf. „HALTET SIE AUF, MÄNNER!!!“ „SCHNELLER!!!“ schrie Siana, „Ziddy, lauf!!!“ „Wonach sieht's aus, Siana-...??!“ seufzte Zitan und klopfte Kasera den Hals, „Kommt, beeilt euch!!!“ „Ich geh sie treiben,“ brummte Zenta und wendete Jali, wieder ein Messer griffbereit, falls Kindarn ihn einholen sollte, „Geh, Ziddy!!“ Zitan sah ihn kurz an und nickte, bevor er gefolgt von Liona, Siana, Tiras, Nadaiya, Osea und Vento weitergaloppierte, Zenta schloss sich den anderen am Ende an und übernahm Ventos Job als Jäger. „Hör mir zu, Zyta!!“ zischte er Vento zu, „Wenn du Tojo nicht zum laufen bringst, tut Jali das für dich, klar soweit??!!“ „Wuaahh!!“ rief Vento erschrocken, „Aber – Mac ist langsamer-...!“ „Ich nehm Mac gleich Huckepack, wenn's so schneller geht, verdammt!!“ schimpfte Zenta und sah sich nach Kindarn um – er stutzte. Die Armee wurde langsamer, scheinbar hatten sie die Verfolgung aufgegeben. Was geht denn jetzt ab-...??! Es dämmerte. „Oh mein Gott-...“ stöhnte Siana und nahm die Zügel nach langer Zeit wieder fester, als sie aufhörten, zu galoppieren, „Wir rennen den ganzen Nachmittag-... – puh... die armen Kizayas, wir müssen Pause machen!“ „Kommt nicht in Frage!“ widersprach Zitan argwöhnisch, „Wir müssen weiter, wir dürfen auf keinen Fall anhalten! Kindarn könnte irgendeine Abkürzung genommen haben und uns auflauern, oder so!!“ Er trieb Kasera nach kurzer Schritt-Pause schon wieder an, es ging weiter im Galopp. „Los, Selja, hinterher!“ rief Liona sofort und galoppierte ihm nach. Die anderen blieben im Schritt. „Es geht nicht mehr-... Nervi bricht zusammen, wenn er weiterläuft, Zid!“ rief Siana entrüstet. Zenta drehte Jali einmal im Kreis und brummte. „Zid, nicht alle Kizayas können den ganzen Tag galoppieren wie Kasera! – ZITAN, verdammt!!!“ Zitan und Liona bremsten allmählich. „Guckt euch Mac an!“ heulte Osea. Das kleine Kizaya hechelte wie ein Hund und ließ die Zunge aus dem Maul hängen. Es ging so gut wie garnicht mehr, es blieb ständig stehen, weil es Pause machen wollte. Auch Nervi und Tojo waren über eine gewisse Zeit am hecheln, Jali weigerte sich seit einiger Zeit prompt, zu galoppieren, und Chiva und Yanko ließen schlapp die Zungen aus den Mäulern hängen. Kasera und Selja waren die einzigen, die noch richtig wach zu sein schienen. „Hey, was ist los mit euch? Wo bleibt ihr?“ fragte Zitan. „Die Kizayas können nicht mehr, wir müssen im Schritt weitergehen,“ meinte Liona ruhig, „Kommt.“ „Was soll ich machen, Mac läuft garnicht mehr!!“ heulte Osea total panisch. „Der läuft schon,“ meinte Zitan und ging zu ihr und Mac nach hinten, gab Mac einen Stups, und er ging langsam weiter. „Dann gehen wir halt!“ „Na los, Nervi, mach jetzt nicht schlapp!“ meinte Siana und streichelte vorsichtig ihr Kizaya. „Warum machen wir denn keine Pause? Kindarn ist weg!“ stellte Osea erstaunt fest, und Zitan sah sie an. „Wer weiß! Der kann überall sein, wir müssen weitergehen! Wir werden keine Pause machen!“ kommandierte er grob und ging weiter im Schritt, den anderen voraus. Schweigen. Die acht gingen weiter, auch, als es dunkel wurde, blieben sie nicht stehen. „Lasst uns ins Bett gehen, es ist schon nach Mitternacht, Zid!“ meinte Tiras und sah über die Wiesen, über die sie plötzlich mitten im Dunkeln gingen. Zitan antwortete Tiras nicht. Die ganze Zeit über schwiegen sie. Es war eine unheimliche Stille. Nichtmal Vento oder Nadaiya rafften sich dazu auf, Blödsinn zu erzählen. Stunden später. Osea war fast eingeschlafen auf Mac. Müde hing sie auf dem Hals des kleinen Kizayas. „He! Die Sonne geht auf! Es wird wieder hell!“ stellte Tiras fest und rieb sich die Augen, „Alter, wir sind die Nacht durchgeritten-... ...“ „Wir sind ein gutes Stück vorwärts gekommen, wir erreichen heute Mittag Kiwano,“ entgegnete Zitan gelassen. „Macht dem das eigentlich alles garnichts aus?!“ zischte Siana. „Das ist Ziddys Demokratie,“ sagte Zenta müde, aber sarkastisch wie immer, „Wenn er noch wach ist, haben wir auch wach zu sein! Gewöhn dich daran, Siana-... ...“ Siana sah eigentlich zum ersten mal, dass Zenta Zitan wirklich kritisierte. Er hatte immer zu Zitan gehalten, aber eine ganze Nacht ohne Pause war wohl doch etwas zu viel. „Sag das Osea!“ rief Nadaiya plötzlich, und Zenta drehte den Kopf. Osea war doch tatsächlich auf Mac eingeschlafen. Siana ging zu Zitan nach vorne. „Hör mal, das kannst du einem sechsjährigen Mädchen nicht zumuten!! Wir können doch nicht einfach die Nacht durchmachen, heute ist nicht Silvester! Wir sind alle total am Ende, nur du und Liona nicht! Und ich werde es nicht akzeptieren, dass wir hier so gefoltert werden!!“ „Was wird das, ein neuer Streit?“ fragte Zitan, ohne den Blick auf sie zu richten. Siana sah ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein-... ich-... es tut mir leid, aber... wir können wirklich nicht mehr!... Bitte, Zitan... lass uns Pause machen...“ Zitan seufzte leise. „In Kiwano, o.k.?“ versprach er ihr und lächelte, „Hab Geduld, bis Kiwano haltet ihr das aus, oder?“ „Osea kann doch so nicht weiterschlafen!!“ murrte Zenta, und Nadaiya sah auf. „Ich nehm sie!“ sagten sie und Zenta plötzlich im Chor und sprangen sehr synchron von ihren Kizayas, um zu Osea zu gehen, dabei rannten sie sich gegenseitig um. „Aahhh, du Schlampe!!!“ schimpfte Zenta noch, als er das Gleichgewicht verlor, und als er Halt an Nadaiyas Brüsten fand, quiekte sie erschrocken auf, und beide stürzten zu Boden. Zenta lag mitten auf der Wiese, Nadaiya direkt auf ihm drauf. Der Rest blieb stehen. „Na juhu...“ brummte Vento. Nadaiya blinzelte. Das erste, was sie merkte, war, dass sie auf Zenta lag. Das zweite, dass er ihr volle Kanne in die Brüste grabschte. „Z-Zenta-...!“ stammelte das Mädchen und sah ihn perplex an, in dem Moment öffnete er verstört die Augen. „Aargh, verdammt-...“ stöhnte er, dann sah er in Nadaiyas Gesicht. „Na-...daiya??“ fragte er verwundert. Sie sah ihn genauso blöd an wie er sie, und die anderen fünf (alle außer Osea) warfen sich perplexe Blicke zu. „Ähhm-...“ machte Nadaiya und lachte plötzlich dämlich, „Würde es dir was ausmachen, die Finger nicht so in meine Brüste zu krallen??! Du kannst ja gerne nachher weitermachen, aber-... ...“ Sie lachte, und Zenta realisierte erst jetzt, wo seine Hand war. Er riss die Augen auf und bekam vor Schreck nichtmal einen Schrei heraus. „W-wa-...??!! Was zum-...??!!“ stammelte er bloß völlig entgeistert und riss seine Hand von ihrem Körper, im nächsten Augenblick wurde er knallrot im Gesicht und sprang so unerwartet auf, dass Nadaiya auf die Wiese kugelte. „Aua!“ jammerte sie, und Zenta schrie. „DU SCHLAMPE, WARUM HAST DU MIR DAS NICHT GLEICH GESAGT?!!“ fuhr er auf und raufte sich total aufgeregt die Haare, und die anderen kicherten. „Zenta-...“ fing Zitan an, und dieser schnaubte und sprang wutentbrannt auf Jali, immer noch mit hochrotem Kopf, sein Gesicht glühte regelrecht vor Scham, und er ergriff Jalis Zügel und trieb sie rasch vorwärts. „I-ihr Ärsche!!!“ schrie er die verblüfften anderen an, „Lasst mich bloß in Frieden!! LASST MICH JA IN FRIEDEN, HÖRT IHR??!“ Damit trabte er mit Jali davon. Zitan musste lachen. „Ach, Zenta-... ... – komm, Nadaiya, steh auf! Sonst läuft er uns noch weg!!“ Sie holten Zenta nach kurzer Zeit wieder ein, aber der Junge weigerte sich, auch nur einem der anderen ins Gesicht zu sehen. Nadaiya hatte die schlafende Osea auf den Schoß genommen, Tiras zog Mac hinter sich her. Und Zenta hatte wieder einen Nadaiya-Trauma. Jetzt hatte er gerade den Anblick ihrer Brüste verkraftet, da berührte er sie auch noch gezwungenermaßen. Voller Widerwillen dachte er an den vergangenen Augenblick, und wie am Strand von Tuko fiel ihm auf, dass seine männlichen Instinkte ihn nicht einfach kalt lassen konnten. Noch nie zuvor hatte er dieses Verlangen gespürt – dieses Verlangen nach einer Frau. Nadaiya war wirklich unverkennbar eine Frau – und an sich eine hübsche Frau. Begehrenswert. Zenta zog die Schultern zusammen und starrte auf Jalis Rücken. Was denke ich da??!! fragte er sich selbst, Sie ist eine Schlampe!!! Mehr nicht!!! Mir doch scheißegal, was für Brüste sie hat!!! Er wusste, dass er sich selbst belog, als er wieder an das Gefühl dachte, ihre Brüste anzufassen. Sie hatten sich gut angefühlt... und es war ihm mit Sicherheit nicht egal. Die acht wanderten weiter. Gegen Mittag wachte Osea wieder auf, daraufhin konnte sie, ausgeschlafen wie sie war, wieder auf Mac reiten. Kurze Zeit später erreichten sie Kiwano, die Hauptstadt des Landes Yanto. „Na endlich!“ rief Siana erleichtert, als sie die Stadttore passierten, und Zitan seufzte. „Sucht ´ne Herberge, Leute-...“ Er wurde unterbrochen, als urplötzlich eine Gruppe Menschen aus der Straße vor ihm stürmte und vor den acht Freunden stehenblieb – Kindarns Armee. „Na sowas!!“ lachte der General, „Auch schon da?!“ „K-Kindarn??!“ schrie Siana und bremste, Zitan zog sofort sein Schwert. „Arschkrampe, geh aus dem Weg!!!“ Siana starrte ihn an. „I-ich??!“ „Kindarn, mensch!!“ sagte Zitan verblüfft. Kindarn gluckste. „Ich habe eine kleine Abkürzung genommen, wenn du erlaubst, Sari! – Und jetzt kämpfe und stirb ehrenhaft, du Feigling!!“ Er sah sich um und zeigte plötzlich drohend auf Zenta. „Und wehe, wenn Yason mir wieder ein Messer in die Brust wirft!!“ Zenta sah Kindarn nicht an. „Pff...“ „LAUFT!!!“ rief Zitan von vorne, und die acht galoppierten los, die verdatterte Armee rannten sie über den Haufen. Kindarn wirbelte wütend herum. „HEEEEYY!!!“ „LOS!! WEG HIER!!“ schrie Liona, und die acht rannten so schnell sie konnten durch Kiwano hindurch und in Richtung Sizo. „Pfff, die gehen nach Sizo!!“ knurrte Kindarn, während seine überrannten Soldaten sich stöhnend aufrichteten. „LOS, HINTERHER!!“ Es wurde eine erbitterte Verfolgungsjagd, die noch bis spät in die Nacht andauerte und die Kizayas der acht Kameraden fast ihre Leben gekostet hätte. Desöfteren fiel Mac zurück, und Liona schaffte es gütigerweise, das kleine Tier rechtzeitig mit Psychokinese zurück zur Gruppe zu teleportieren. Irgendwann blies Kindarn den Rückzug an, und die acht gingen erschöpft und zugleich erleichtert weiter. „Mann... armer Mac!!“ jammerte Osea, und Mac schnaubte müde. „Ja-...“ machte Nadaiya bloß und sah Mac an. Er blieb immer wieder stehen, Nadaiya gab ihm öfter einen kleinen Schubs, damit er weiter trottete. „Dieser blöde Kerl... hat der die Absicht, unsere Kizayas außer Gefecht zu setz-... AAAAHHH!!!“ kreischte Siana plötzlich, und alle fuhren herum, als die Prinzessin unsanft von einem buckelnden Nervi geworfen wurde und auf dem Boden landete. „Siana! Hast du dir wehgetan???! Bist du o.k.??!“ fragte Zitan bestürzt. Er sprang von Kasera und lief zu Siana, Kasera trabte ihm sofort hinterher. „Es-... geht schon... aaah, mein Rücken... aua-... ...“ „Geht es?“ „Ja, mach dir bloß keine Sorgen.“ Siana lächelte. Sie ging zu Nervi, doch als sie aufsteigen wollte, trabte er los und lief einige male im Kreis herum. Siana schrie. „He!! Kommst du wohl mit?!?! NERVI!!!“ Sie rannte ihrem Kizaya empört hinterher, es bot einen komischen Anblick. Die anderen kicherten verstohlen. Und Nervi ließ es absolut nicht zu, dass Siana aufstieg, letztlich blieb sie resigniert stehen. „Er ist müde, Siana... lass ihn, führ ihn halt, wir sind bald da,“ meinte Liona. „Wie bitte?! Ich soll zu Fuß gehen?! Kommt nicht in Frage!!“ rief das Mädchen empört, und Zitan seufzte. „Dann komm her!“ „Wie?“ fragte sie erstaunt, und auch die anderen sahen ihn an. „Ganz einfach, dann kommst du halt auf Kasera!“ „Und du führst Nervi?“ „Nö, ich bleib hier sitzen!“ „ZIDDY!!!“ „Aber es wäre keine schlechte Idee!-... Nervi will nicht, der muss sich ausruhen, und niemand von uns müsste so zu Fuß gehen!“ beharrte Zitan trotzig, und Siana überlegte kurz. „Ist in Ordnung, ich komme,“ meinte sie dann, und alle sahen sie überrascht an. Sie grinste. „Wird mir schon nicht schaden!“ Zitan grinste auch und half ihr hoch, da Kasera doch noch ein Stück größer war als Nervi. Er plazierte die Prinzessin vor sich auf Kasera. Siana streichelte ihren Hals. „Du bist echt fantastisch, Kasera-...“ „Sie mag dich gern, Prinzessin,“ erklärte ihr Zitan, als Kasera fröhlich schnaubte, „Ich weiß nicht, warum – sie mag dich!“ „Nervi scheint das nicht zu tun...“ „Ach, der gewöhnt sich an dich! Kasera kommt mit fast allen gut zurecht...“ Zitan klopfte Kasera ebenfalls den Hals, und die Kameraden gingen weiter. Liona hatte Nervi einen Strick angeknotet, mit dem sie ihn hinter sich herführte. „Wann sind wir denn da?“ fragte Osea erschöpft, als die Nacht heranzog. „Scheiß drauf-...“ stöhnte Zenta nur, „Ich will schlafen, verflucht-...!“ Kaum hatte er das ausgesprochen, rief Siana: „Sizo! Da ist es! Ich sehe die Stadtmauern!“ „Na endlich-... oh mensch, lasst uns zusehen, dass wir ein Hotel finden, Leute... sonst sterbe ich vor Hunger!“ meinte Zitan und trieb Kasera vorwärts. Die anderen folgten ihm erschöpft. Sie erreichten Sizo kurz darauf. Liona machte schnell ein Hotel ausfindig, in das die Freunde hineingingen und sich wie immer zwei Viererzimmer bestellten. _____________________ ja oô'.... nix spannendes zu sagen glaube ich^^' Kapitel 33: Kindarns Rache -------------------------- „Mein Gott... jetzt geh ich ins Bett... ich bin noch nie so müde gewesen...“ sagte Osea, und alle sahen sie an. „Du blöde Kuh, frag mich mal!!“ murrte Zitan, „Du hast wenigstens geschlafen, verdammt nochmal!!“ „Lass das Kind in Ruhe, Zid!“ rief Nadaiya empört, und Vento verschränkte die Arme. „Immerhin, du hast doch gesagt, dass wir weiter gehen sollten!!“ rief der Blonde schnippisch, und Zitan verdrehte die Augen, während die acht die Treppe hinauf zu ihren Zimmern gingen. „Ja, es war auch besser so!!“ sagte Zitan energisch, „Außerdem wollte ich in Kiwano Pause machen, aber gerade da musste natürlich dieser Kindarn-Heini kommen!! – Hab ich das ahnen können, du Schlaumeier??!“ „Zitan, Ruhe!“ brummte Zenta ihn an, und Zitan starrte seinen Kumpel fassungslos an, während dieser mit Tiras und Vento schon in das Zimmer ging. Jetzt versuchte sogar Zenta schon, ihm Befehle zu erteilen! Während die Mädchen sich in ihr Zimmer verzogen und Liona Akaiya hinter sich herzerrte, ging Zitan mürrisch ins Jungenzimmer. „Jetzt spiel bloß nicht beleidigt, Ziddy,“ sagte Zenta ihm scharf ins Gesicht, „Geh pennen, verdammt! Tiras, Licht aus!!!“ Tiras knipste das Licht aus, und Vento kreischte. „Hee! Ich seh‘ doch garnichts!!!“ BAMM! „... ...“ „Jetzt bin ich gegen ´ne Wand gelaufen.“ Am nächsten Morgen schien die Sonne. „Los, aufstehen, wir müssen weiter! Bevor Kindarn uns einholt!“ rief Tiras und warf die anderen wie jeden Morgen aus den Betten. „Ich hab’s echt satt, jeden Tag um sieben aufzustehen...!“ knurrte Vento und rappelte sich auf, Tiras antwortete schon garnicht mehr auf diese Bemerkungen. Die Kameraden holten die Mädchen aus ihrem Zimmer und machten sich auf den Weg zu ihren Kizayas, die im Stall standen. „Und wohin gehen wir jetzt? Zenta?“ fragte Nadaiya und sah sich um. „Am besten gehen wir nach Tahiro, das liegt am nähesten dran,“ entgegnete Zenta und kratzte sich am Kopf, „Mal sehen, was dann kommt...“ „Wollten wir nicht in der Äquatorialzone bleiben???“ fiel Osea auf, „Wir gehen immer weiter nach Süden!“ Zenta verdrehte die Augen. „Willst du nach Norden, da ist Herr Kindarn und wartet auf uns!! Was haben wir für eine Wahl, Kindchen??! – Mal ganz davon abgesehen wird es im Moment gerade Sommer auf der Südhalbkugel, wir haben Oktober!“ „Ich gehe jede Wette ein, dass wir nicht bis zum Winter auf diesem Kontinenten bleiben!“ meinte Zitan, „So, wie wir rumlaufen...“ „O.k., um wieviel wetten wir?“ „VENTO!!!!“ Der Blonde lachte blöd. „Ich denke, du gehst jede Wette ein???-...“ Die acht erreichten den Stall und sprangen auf ihre Kizayas, bevor sie auf die Straße ritten. „Also, nach Süden, in Richtung Tahiro!“ meinte Zitan und warf Zenta einen kurzen Blick zu. „Wenn du zugehst, kommen wir heute abend an,“ meinte Zenta und trieb Jali schon vorwärts, Zitan überholte ihn schnell mit Kasera, und die acht gingen aus Sizo hinaus nach Süden. Gegen Mittag machten sie Pause. „Wir müssten im Prinzip durch Akaiya herausfinden, was Kindarn mit uns vorhat!“ meinte Osea plötzlich, und alle sahen erst sie, dann Akaiya an, die alle wieder vergessen hatten. Liona hatte das Mädchen immer noch auf Selja gebunden, und die Gehilfin Kindarns sah nicht sonderlich glücklich aus. „Ja, aber das wissen wir doch! Er verfolgt uns!“ sagte Nadaiya zu Osea. „Ich vermute, es ist so: er will Siana und Akaiya, und Liona und Ziddy will er töten, weil sie Mesumanier sind-... solche, die den König von Sayamaina töteten.“ Als Zenta die Erklärung beendete, sahen Zitan und Liona sich kurz an. „Das mag sein!...“ sagte Liona dann, „Akaiya, ich wette, du kannst mehr darüber erzählen!“ Akaiya stutzte. „I-ich... weiß n-nichts... ehrlich!...“ „Natürlich weißt du, raus mit der Sprache, was will der Kerl von uns?!?!“ „Er... er will Prinzessin Siana nach Sentaria zurückbringen...“ stammelte die Wahrsagerin total durch den Wind, „Ich-... ...!“ „Und was noch?!“ hakte Liona nach und sah Akaiya böse an, die Hand schon an ihrem Schwert. „...und... die... Mesumanier umbringen...“ stammelte Akaiya, „Es ist ein Befehl der Königin-... und der Rest-... soll gefangengenommen werden...“ „Schön! Hörst du, Tiras? Er will euch fangen!“ sagte Liona zu Tiras, und der sah sie nur perplex an. „Jetzt wissen wir wenigstens, auf was wir uns gefasst machen müssen!“ sagte Nadaiya und nickte, „Also pass gut auf, Osea!“ Sie stutzte. „Osea? – Osea!! Wo bist du??!“ Nadaiya stand auf – das kleine Mädchen war verschwunden. „Vielleicht musste sie mal!“ sagte Vento schulternzuckend, „Osea, piss zu, wir wollen weiter!!“ „Schnauze, du Honk!!“ zischte Zenta, und Vento sah ihn an. „Wieso???“ Zitan sah sich um. „Osea??!“ rief er. Keine Antwort. Nadaiya wurde unruhig und hüpfte auf der Stelle auf und ab. „Wo ist sie bloß??!! – Oseeeeaaaa!!!“ „Hat sie wieder jeandem einen Brief geschrieben??“ fragte Siana, und Vento kicherte, Zenta trat ihn empört. „Tss, kein Anstand hier, Sir Zyta!!!“ Plötzlich hörten alle ein dunkles Lachen hinter sich, und sie fuhren herum. „Wa-...??!“ „Haha... sucht ihr was??!“ Die Freunde erstarrten. Kindarn stand hinter ihnen. Zitan schnappte sofort sein Schwert. „Schon wieder du!!“ Kindarn grinste nur und pfiff. Ein Soldat kam mit seinem Kizaya nach vorne. Er hatte etwas vor sich auf dem Schoß – Osea! „OSEA!!“ schrie Nadaiya, „GIB SIE ZURÜCK!!“ Osea, gefesselt und geknebelt, schüttelte heftig den Kopf. Nein, Mama! Du darfst nicht herkommen, sie werden dich auch mitnehmen!! hätte sie am liebsten gerufen, aber da sie geknebelt war, ging das schlecht. Nadaiya ballte die Fäuste. „Sie ist doch noch ein Kind!!“ empörte sich das blonde Mädchen, und Kindarn lachte. „Sie gehört jetzt mir! Sie wird mit euch zusammen nach Sentaria kommen, wenn ich euch alle habe! Ihr könntet mir Akaiya zurückgeben, dann kriegt ihr das Balg zurück, Sari!!“ Die sieben stutzten, und Zitan starrte Kindarn an. Er konnte doch nicht mit Menschen handeln! „Los, Liona, rück sie raus,“ sagte Nadaiya sofort, und Liona schüttelte den Kopf. „Erst will ich Osea haben!!“ verlangte sie und ging langsam zu Akaiya herüber. „Solange ich Akaiya nicht habe, bekommt ihr garnichts von mir!!“ rief Kindarn und lachte dabei. Zenta knurrte nur. „Bastard...!! Liona, rühr dich nicht!! Der wird uns Osea auch nicht geben, wenn wir die kleine Schlampe da rausgeben!!“ Nadaiya erstarrte. „Mich??!!“ Zenta sah sie verwirrt an. „W-was, wieso-... – aahh, nein, ich meinte Akaiya!!!“ rief er dann, und Nadaiya blinzelte verwirrt. „Und bevor wir Osea nicht haben, kriegst du deine Akaiya nicht!!“ schrie Zitan Kindarn an. „Was wird nun?! Kriege ich Akaiya, Sari?!“ rief Kindarn. Schweigen. „Nein!“ rief Zitan dann entschlossen. Kindarn schnipste mit dem Finger. Dann galoppierten vier Soldaten auf Liona und Akaiya zu. „Hey!! So geht’s nicht!!! Lasst das!!“ rief Liona und zog ihr Schwert, doch da packte sie einer der Soldaten am Arm und zerrte sie zu sich herüber, wobei ihr das Schwert aus der Hand fiel. Liona schrie auf. „Was soll das??! Lasst mich los!!!!“ „LIONA!!!“ rief Zitan entsetzt, und die sechs waren sofort an den Waffen, als die Soldaten Liona auf den Boden nagelten und sie fesselten. „Komm schon, wehr dich, Mädel!!“ rief Zenta empört und warf einem der Soldaten ein Messer in den Hals, er schrie auf und stürzte zu Boden, aus seinem Hals spritzte Blut. Kindarn sah entnervt auf die Uhr. „Wird’s bald...??!“ „Halt endlich still, Göre!!!“ fluchte einer der Soldaten über Liona und schlug sie ins Gesicht, und als sie verstummte, nahm der Soldat sie auf und trug sie zu Osea auf das Kizaya herüber. Die restlichen Soldaten zogen die Schwerter und umzingelten die sechs übrigen Freunde. „Das werdet ihr büßen...!“ sagte Liona grimmig, als sie bei Osea saß, „Das werdet ihr-... bitter bezahlen!!! Chinon wird euch dafür ans Ende der Hölle schleifen!!“ Kindarn grinste Zitan überlegen an. „Na, was ist denn los??? So böse, Sari??! Tss... los, Männer! Nach Sizo!!“ Er galoppierte an, und die Armee hinterher. Osea und Liona nahmen sie mit. Die sechs und Akaiya blieben wie erstarrt auf der Lichtung stehen. „Ich... ich fass es nicht!! Uns wurden tatsächlich zwei geklaut!“ meinte Vento, als sich die Starre allmählich löste. Nadaiya wirbelte herum. „Hör zu, Zitan, ich will sofort Osea wieder haben!! Verstanden??! Los, nach Sizo!!“ rief das Mädchen und galoppierte los, da unterbrach sie Zentas Stimme: „HALT!!!“ Sie blieb stehen, ohne die anderen anzusehen. „Was??!“ „Was bildest du dir ein?! Du kannst nicht einfach abhauen!!“ rief Zenta, „Wir werden nicht nach Sizo gehen, wenn Zitan es nicht sagt!!“ Nadaiya drehte um und ging langsam zu den anderen zurück. „Hör mal,“ fing Zitan an, „Natürlich holen wir sie zurück! Was dachtest denn du?! Dass ich Kindarn mit Liona und Osea abhauen lasse??! – Nein, wir gehen ihnen in einigem Abstand hinterher nach Sizo zurück. Dann finden wir heraus, wo sie sind, und befreien die beiden, o.k., Nadaiya? Hab etwas Geduld, wir schaffen das schon... wir sind schließlich nicht doof, oder?“ Nadaiya sah ihn geknickt an. Dann lächelte sie. „Los, rein da mit euch!!!“ schrie Kindarn und stieß die Menschen die Treppe hinunter in einen kleinen, gammeligen Raum. Er und sein Heer waren in einem Laden einmarschiert, hatten die Besitzer erpresst und gefesselt und stießen sie jetzt zusammen mit Osea und Liona in den Keller. „Au!“ rief Liona nur, als sie auf den Boden stürzte, und Kindarn schnaubte. „KLAPPE!! Los, zehn Männer oben vor der Kellertür zur Wache aufstellen! Dalli dalli!!“ kommandierte der General und schlug die Tür zu. „DAS WERDET IHR BITTER BEZAHLEN!!“ brüllte Liona wütend. „Was ist das für ein Kerl??!“ fragte die Kassiererin des Ladens schockiert. „Er ist der General von Königin Kaiyla aus Sayamaina! Er hat vor, uns zu töten!“ erwiederte Liona, immer noch stocksauer, und sah grimmig auf die geschlossene Tür. „BASTARD!!!“ brüllte sie die Tür an, und die drei anderen sahen sich an. „Das wird nichts nützen,“ seufzte der ältere Herr, der Besitzer des Ladens, „So etwas Furchtbares...!“ Liona murrte bloß. „Ich wette, Ziddy und die anderen werden uns hier irgendwann finden!!! Aber zu sechst haben die keine Chance gegen das Heer... – ach, verdammt!! Wenn ich gefesselt bin, kann ich auch nicht zaubern!! Scheiße!!!“ „Zaubern?“ fragte die Kassierein erstaunt. „Ich bin Mesumanierin-... – seid ihr beide die Besitzer des Ladens?“ fragte Liona dann, und die Kassierein nickte. „Er ist der Besitzer, ich bin Kassiererin! Ich heiße Yanami! Und das ist Colan!“ Sie nickte zu dem älteren Mann herüber. Liona nickte. „Ich bin Liona Kizalos! Und das hier ist meine Freundin Osea.“ Osea war immer noch geknebelt und konnte nicht sprechen. „Also gut, das ist Plan A!“ sagte Vento laut und hob eine Hand, „Wir gehen jetzt zurück nach Sizo und werden mit der Nacht dort eintreffen. Dann suchen wir Kindarn, und wenn wir sie gefunden haben, schlagen wir zu!“ „Schlechter Plan!“ kommentierte Zitan, „Guter Anfang, schlechtes Ende, Vento, so wird das nichts! Wir müssen uns in Sizo trennen, in Zweiergruppen oder so, denn dann findet Kindarn uns nicht so schnell-... wir sollten von drei verschiedenen Seiten angreifen...“ „Und was machen wir mit Akaiya??!“ fragte Siana und zeigte auf die Wahrsagerin. „Ich komme mit!“ rief Akaiya aus. „Das hätte noch gefehlt!! Du wirst uns noch abhauen!“ riefen Siana und Zenta im Chor und sahen sich dann verdutzt an. Akaiya schwieg. „Lasst sie mit,“ sagte Zitan ernst, „Du kannst auf Selja reiten, und wenn du anfängst, Zicken zu machen, schneid ich dich durch, kapiert?!“ Er sah Akaiya an. Akaiya nickte. So machten sich die sieben auf, um zurück nach Sizo zu reiten. Gegen Mitternacht trafen sie dort ein. Sie plazierten die Kizayas an dem Hotel, in dem sie letzte Nacht geschlafen hatten. „O.k.!“ sagte Zitan dann, „Trennung! – Tiras, pass auf, du nimmst Vento mit. – Zenta, du nimmst Akaiya und Nadaiya, und Siana geht mit mir!“ Zenta sah Nadaiya an und wollte gerade protestieren, dass er den Restmüll abkriegte, da sah Zitan ihn eindringlich an. „Und, Zenta – bitte nicht mit Nadaiya streiten!“ Zenta verstummte und schluckte seinen Protest etwas verbittert hinunter. „Wir suchen jetzt nach Kindarn, in einer Stunde treffen wir uns hier wieder, bis dann!“ brummte er, dann verschwand er mit den beiden Mädchen. „Halt!“ rief Tiras, „Hier, Akaiya, nimm den Dolch mit! Unbewaffnete Mädchen, das ist verboten!“ Er warf Akaiya den Dolch zu. Danach ging er mit Vento in die andere Richtung. „Gut, und wir gehen geradeaus,“ erklärte Zitan Siana, nahm sie an der Hand und zog sie die Straße hinunter. Stille von allen Seiten. „Ich hab ´ne Frage...“ fing Siana an, und er sah sie komisch an. „Hm??“ „Warum bist du gerade mit mir gegangen?“ Zitan schwieg lange. „Äh-... tja-... – das hängt mit der Aufteilung zusammen!... Sieh her, es können nicht alle guten Kämpfer zusammen gehen!-... Ich will mich ja nicht loben, aber ich muss doch gestehen, dass ich etwas trainierter bin als du!-... Ich hätte dich natürlich auch mit Zenta gehen lassen können-... aber irgendwie geh ich lieber mit dir als mit Nadaiya, die passt besser zu Zenta-...!“ Zitan grinste. Siana lächelte. „Na schön... du hast auch recht-... die Schwächeren sollten mit den Stärkeren gehen... und ich geh gern mit dir-... ... das gibt mir irgendwie ein sicheres Gefühl...“ Sie wurde leicht rot, doch er sah sie garnicht an, sondern ging schnurstracks weiter. „Kann mir einer sagen, wieso ich immer mit dir gehe?“ fragte Vento. „Woher soll ich das wissen, wenn du vermeiden willst, dass Kindarn uns gefangen nimmt, halt endlich die Klappe!!“ zischte Tiras entnervt. Just in diesem Moment blieb er stehen, und Vento lief hinten auf. „Aua!!“ „Pssst!!! Ich glaube, da sind sie!“ Die beiden sahen sich um, dann liefen sie über die Straße und drückten sich an die Wand eines Hauses. „Komm mit!“ forderte Tiras auf, und er und Vento krabbelten unter ein halb offenes Fenster. Sie blieben stehen und lauschten. „Es ist garnicht so schwer wie erwartet!! Zwei mit einem Streich! Nicht schlecht für den Anfang!! Und wenn die anderen dann kommen, schnappen wir sie auch noch!! Dann sind sie uns alle in die Falle gegangen!! Hahaha!!!“ hörten die beiden Jungen jemanden im Haus lachen – Kindarn, zweifellos. Tiras stutzte. „Das ist Kindarn!“ zischte er. Vento nickte. „Lass uns verschwinden, bevor er uns bemerkt!“ Eine Stunde später trafen die sieben sich wieder am Hotel. „Habt ihr was gefunden?“ fragte Siana. „Nö, aber wir haben einen Stadtplan!“ sagte Nadaiya und nickte wichtig. „Wir haben sie!“ sagte Tiras, der gerade mit Vento ankam, „Sie sind in einem Souvenir-laden da hinten! Sie scheinen die Besitzer gekidnapped zu haben!-... Wenn wir da hingehen, müssen wir vorsichtig sein!! Sie wollen uns alle schnappen...“ „Sehr gut,“ entgegnete Zitan, „Zenta, zum Plan!“ Zenta nickte und holte den Stadtplan von Sizo hervor. „Seht her! Das Kanalisationssystem verläuft genau unter den Straßen! Wir brauchen nur-...“ Vento unterbrach ihn: „Seit wann ist denn auf ´nem Stadtplan die Kanalisation eingezeichnet??“ Zenta hielt inne und sah erst den Stadtplan, dann Vento komisch an. „Ich – ach, tss!! – Wir brauchen nur durch die Kanalisation in das Haus zu gehen, so bemerkt uns keiner! Am besten, wir trennen uns, zwei gehen durch die Kanalisation direkt ins Haus, der Rest muss die Soldaten aufhalten...“ „Wie, fünf gegen dreihundert????“ fragte Akaiya verständnislos. „Das sind keine dreihundert!“ protestierte Zenta, und Akaiya blinzelte. „Wer hat gesagt, ich könnte Mathematik???“ Zenta sah sie verwirrt an, und Nadaiya setzte den Plan fort: „Es muss auch eine Hintertür geben, da gehen zwei andere rein, und die letzten drei gehen durchs Dach!“ „Blödsinn!“ sagte Zenta empört, „Der erste Vorschlag war besser, Tiras, du nimmst Akaiya und gehst durch die Kanalisation, der Rest geht Soldaten aufhalten!“ „Warum denn gerade die zwei?“ fragte Siana erstaunt. „Akaiya kann nicht kämpfen, und einer muss ja auf sie aufpassen!“ erklärte Zenta, „Willst du lieber in die Kanalisation klettern, Prinzessin??“ „Iiieek!“ machte Siana, und Zitan seufzte. „Tiras, wenn ihr die beiden habt, bringt sie hierher, o.k.?“ „Verstanden!“ riefen alle, und Tiras und Akaiya kletterten in den nächsten Gulli, Zenta gab ihnen den Stadtplan mit, während Vento den Rest zu dem Haus führte. „Kannst du zufälligerweise im Dunkeln sehen?“ fragte Tiras an Akaiya gewendet, während er den Stadtplan mal näher, und mal weiter entfernt von seinem Gesicht hielt, und versuchte, etwas erkennen zu können. „Nein.“ „Mist, ich denke, du bist Magierin?“ „Noch lange bin ich deswegen kein Musanier!“ „Meiner Meinung nach sollten wir hier längs gehen-... wenn wir noch lange hier rumlabern, wird das eh‘ nichts,“ entgegnete Tiras und ging voraus. Die zwei irrten eine Zeit durch die Kanalisation, bis Tiras herausfand, wo sie wieder heraussteigen müssten. „Mann, diese Katakomben sind das Letzte-...! Hier müssten wir in den Keller gelangen!“ Tiras hob den Gullideckel an und lugte darunter hervor. Er blickte in einen langen, dunklen Korridor. „Das muss es sein! Komm, wir müssen uns beeilen, solange die Luft noch rein ist!“ Tiras krabbelte aus dem Gulli, Akaiya sprang ihm hinterher. Die zwei verschlossen sorgfältig den Gulli und sahen sich um. „Sollen wir eine Fackel anmachen?“ fragte Akaiya. „Lieber nicht, das könnte man sehen!“ meinte der Rothaarige nachdenklich, „Komm mit!“ Die beiden gingen ein Stück den Korridor entlang. Da erreichten sie eine Tür. Sie öffneten sie und sahen hinein. „Was ist das denn??“ fragte Tiras. Akaiya platzte heraus: „Das ist ja der reinste Juwelier-Laden! Massen von Edelsteinen! Wie kommen die hier rein??!“ „Schmuggler?“ riet Tiras erstaunt und betrachtete den Raum, in den sie gerade lugten. Eine Rumpelkammer voller Edelsteine. Akaiya kniete nieder und nahm einen der Edelsteine in die Hand. „Hm... aber... das sind keine gewöhnlichen Edelsteine-...“ sagte sie leise, „Das sind – das ist nicht möglich!! Das sind Splitter des heiligen Kristalls, sie müssen von Maginasira kommen!!!“ „Was?!“ platzte Tiras heraus, und Akaiya sah nachdenklich auf. „Ist ja seltsam...!“ „Lass uns die nächste Tür aufmachen.“ Die zwei gingen weiter und kamen zu einer weiteren Tür. Sie war verschlossen. „Ist da jemand drin?“ fragte Tiras und klopfte. Kurz darauf regte sich etwas hinter der Tür, und es hämmerte jemand von innen dagegen. „Tiras! Seid ihr das?! Holt uns hier raus, es ist bescheuert hier drin!!“ hörten sie Lionas Stimme. „Liona! Seid ihr o.k.?!“ „Ja, alle sind wohlauf! Ihr müsst die Tür aufbrechen, den Schlüssel hat Kindarn!“ „O.k.! Akaiya, such ´nen Rammbock!“ befahl Tiras dem Mädchen, während er die Tür sporadisch untersuchte. Dünnes Holz, mit einem Rammbock würde das leicht einzubrechen sein. „Halt, seid vorsichtig!“ warnte Liona ihn dann, „Kindarn könnte euch hören! zehn Soldaten bewachen die Kellertür oben!“ „Ich weiß, ich weiß!“ „Also seid leise!“ sagte Liona und trat von der Tür weg. „Wie stellst du dir das vor? Leise eine Tür aufbrechen??“ „Frag nicht! Hier ist was, klappt’s damit??!“ Akaiya hatte einen Stuhl geholt. „Schlecht... egal, wir versuchen es!“ Tiras und Akaiya packten den Stuhl und donnerten ihn gegen die Tür. Der Stuhl ging kaputt, aber die Tür blieb heil. „So’n Mist!!“ schimpfte Akaiya, „Liona! Du bist doch Kizalos‘ Tochter, versuchen wir es mit Psychokinese, damit könnte es funktionieren!“ „Ich kann nicht, ich bin gefesselt!“ meinte Liona und zappelte unruhig. Zum ersten mal fiel ihr auf, dass Akaiya ihnen gerade half. Wieso eigentlich? Und wer hatte sie befreit?? „Versuch’s allein, Akaiya, du kriegst das schon hin,“ meinte Tiras und trat zurück. Akaiya fing an, sich zu konzentrieren. Sie schloss die Augen, dann rief sie laut: „PSYCHOKINESE!!!“, und kurz darauf machte es Krach, und die Tür war zersplittert. Tiras sprang in den Raum und schnitt die Fesseln der vier Gefangenen durch. „Los, raus hier! Wo sind die anderen?“ fragte Liona und warf Akaiya kurz einen Blick zu. „Sie halten die Soldaten auf!!“ sagte Tiras, „Los, kommt mit, wir gehen durch die Kanalisation zum Hotel!“ Die sechs rannten durch den Korridor. Akaiya blieb plötzlich stehen. „Wartet! Lasst uns welche von den magischen Splittern mitnehmen! Die können sehr nützlich sein!“ „Was?! Woher habt ihr-...?!“ fing Yanami an, und Akaiya sah auf. „Frage zurück, woher habt ihr die?!“ fragte sie, während die sechs sich einige Hände voll Splitter mitnahmen. „Sie wurden uns als Plastikedelsteine verkauft!“ „Das sind keine Plastikedelsteine! Es sind Splitter des heiligen Kristalls!!“ Die sechs liefen zum Gulli, sprangen in die Katakomben und rannten zurück zum Hotel. Dort angekommen, rief Tiras: „Jetzt müssen wir den anderen ein Zeichen geben, dass wir es geschafft haben!“ „O.k.!“ rief Liona und schoss eine Eisra mitten in den Himmel. Der Zauber explodierte als lauter Knall mit einem schönen Feuerwerk. „Die anderen!!“ rief Zenta und schnitt einem der übrigen Soldaten die Kehle auf, bevor er herumfuhr, „Sie haben es geschafft!!“ ______________________ es ist auch so verdammt logisch dass Kindarn genau sagt wohin er die Mädels verschleppt! XDDD ich mein, da will er doch quasi, dass die anderen hinterherkommen?! XD *unlogik pur XD* Kapitel 34: Nadaiya und ihre Wette ---------------------------------- „WAS??!“ schrie Kindarn, „WIE SIND SIE ENTKOMMEN, IHR TROTTEL?!!“ Die Soldaten hinter ihm zuckten zusammen vor Schreck. „S-Sir, es ist aber niemand vorbeigekommen!! Ich weiß nicht, wie sie fliehen konnten!!“ Kindarn schnaubte wütend und stierte Zitan eindringlich an. „Grrr... das wirst du bezahlen, Sari... das wirst du bezahlen!!!!“ „Das werden wir doch mal sehen!!“ rief Siana aus – sie zielte und schoss. Der Pfeil landete in Kindarns Bauch, der General brach zusammen. „Sir!“ riefen die Soldaten und eilten zu ihm. „N-nehmt endlich die Kinder gefangen, ihr Idioten, kümmert euch nicht um mich!!“ schnauzte Kindarn sie an und riss den Pfeil aus seinem Bauch, und Siana nahm den Bogen auf. „Oh nein!!“ „Los, weg hier!!!!“ rief Vento, und alle rannten zum Hotel. „HINTERHER!!“ schrie Kindarn wutentbrannt, die Soldaten nahmen die Verfolgung auf. Aber die Freunde hatten einen beachtlichen Vorsprung. Bald erreichten sie das Hotel. „Weg, weg, schnell, zack, dalli dalli!!!!“ schrie Zitan, „Die Armee kommt!! Liona, Osea, seid ihr o.k.?!“ „Heihoya!“ machte Liona, die schon auf Selja saß. Zenta fielen die Kassiererin und der alte Ladenbesitzer auf. „Wer sind die?“ fragte er knapp, und Osea strahlte. „Das sind Yanami und Colan, die Ladenbesitzer!“ stellte das Kind vor. Da schlang Nadaiya auch schon ihre Arme um sie. „Osea!!! Mein kleines-...!“ Die Blonde stutzte. „Jetzt denke ich schon, ich wäre wirklich deine Mutter!! – Ich hab mir solche Sorgen gemacht!!“ „Mama!!“ freute sich Osea, „Papi!“ „Hi,“ grüßte Zenta entnervt und sprang auf Jali. „HALTET SIE AUF!!!“ schrie ein Soldat da, und die Kameraden sahen das Heer auf sich zugerannt kommen. „Oh nein!!!!!“ rief Yanami erschrocken, der alte Colan sprang entsetzt zurück. „Los, kommt, springt irgendwo auf, ihr beiden, Liona, nimm Akaiya!! Schnell!“ kommandierte Zitan. „Wartet! Wir haben noch genug Zeit!“ rief Akaiya und rannte nach vorne. „WAS MACHST DU DENN, MEDUSA?!?!“ schrie Siana. Akaiya holte schnell ein paar Splitter des heiligen Kristalls hervor, die sie aus dem Keller des Ladens mitgenommen hatte, und verteilte sie auf dem Boden. „Liona, mach schnell Furia!! Beeil dich!!!“ Liona sah sie an. „W-was??!“ „MACH EINFACH, ZIEL AUF DIE STEINE!!!“ schrie Akaiya und sah auf die immer näher kommenden Soldaten. „Furia!!“ rief Liona aus und feuerte den Feuerzauber auf die am Boden liegenden Splitter. Krach Peng! , machte es in ohrenbetäubender Lautstärke, darauf explodierten die Splitter und entzündeten sich zu einem riesigen Feuer. Es versperrte den Soldaten den Weg. „Los, kommt schnell mit!!“ rief Akaiya und sprang zu Liona auf Selja. Die nun elf Leute galoppierten so schnell es ging aus Sizo raus in Richtung Süden. „Jetzt geht’s endlich nach Tahiro!“ rief Osea. Die elf galoppierten in den nächsten Wald, und als sie tief genug hineingeritten waren, machten sie Halt. „So, jetzt bitte eine Aufklärung!“ verlangte Zitan von Akaiya, „Tiras, mach mal Feuer!! – Akaiya! Was waren das für Dinger??“ „Und wieso ist Medusa nicht gefesselt?“ fragte Liona nebenbei, als es ihr zum zweiten mal auffiel. „Wir brauchten alle Leute, um euch zu befreien, deswegen haben wir Akaiya freigelassen,“ erklärte ihr Nadaiya. Tiras nickte. „Und ich finde, sie hat sich echt ganz schön bewährt!“ Akaiya sah zur Seite. „Ich...“ Zitan sah sie ernst an. „Ehrlich, Medu-... – ähm, Akaiya! Gut gemacht. – ... ... – ah, richtig. Was waren das für Dinger, die explodiert sind?“ Akaiya blickte Zitan an, während Tiras sich daran machte, ein Feuer aufzubauen. „Es sind Splitter des heiligen Kristalls,“ erklärte sie, und die anderen sahen sich an. „Was für’n Ding?“ fragte Vento ungläubig. „Der heilige Kristall ist der Schatz von Maginasira, er befindet sich in dem Land Matanosien, in einer Höhle, ganz versteckt,“ erklärte Akaiya, „Er ist der größte und wertvollste Stein auf ganz Seydon! Er ist ein Meteor, der irgendwann in Matanosien einschlug, vor Jahrmillionen! – Und es versucht jeder, ihn zu bekommen – kein Wunder, er besteht nur aus Edelsteinen, in allen Farben. Der Meteor besitzt magische Kräfte, und wäre er handlich genug-... der, der ihn in den Händen halten würde, könnte den ganzen Planeten zerstören, wenn er wollte.“ Die anderen schwiegen andächtig. „Klingt wie Kasko Sari als Kristall,“ gähnte Zenta, und Zitan stieß ihn an. „Ruhe, du Nase!!!“ „Hat dieser Stein irgendwie negative Energie?“ fragte Liona Akaiya, und diese sah ins inzwischen entfachte Feuer. „Das kommt auf den an, der ihn in Händen hält. Viele kommen und zersplittern den Meteor, und diese Splitter behalten sie, wenn sie wissen, was sie damit tun können, oder verkaufen sie für viel Geld – so wie die, die sie euch beiden verkauft haben!“ Sie wendete sich an Yanami und Colan. „Wusstet ihr nie etwas über diese Splitter?“ Yanami und Colan schüttelten die Köpfe. „Dass ich so etwas Wertvolles in meinem Haus habe-...“ murmelte Colan nachdenklich. „Also, moment, der Stein stellt sich auf den Besitzer ein??!“ fragte Zitan erstaunt. „Ja, so ungefähr! Außerdem ist das Material allein sehr multitalentiert, sag ich mal-... es ist sehr hart, es ist also sehr schwer, Splitter zu bekommen. Das geht nicht mit normalen Pickeln-... – zudem, ihr habt es gesehen, ist es hochexplosiv, wenn es mit Feuer in Berührung kommt. Zu schmelzen geht es so gut wie garnicht, man müsste das Material um Millionen Grad erhitzen, um es zu schmelzen! Will man es sublimieren, bräuchte man Milliarden Grad!“ „Subli-was??“ fragte Zitan, und auch die anderen sahen Akaiya komisch an – außer Zenta und Tiras. „Hast du in Chemie nicht aufgepasst??“ fragte Zenta Zitan, „Vom festen in den gasförigen Zustand bringen, Zid!“ Tiras pflichtete ihm nickend bei. „Genau.“ „Ja, toll. – Akaiya, hör auf zu fachsimpeln, keine Fremdwörter!“ mahnte sie Zitan und verschränkte die Arme. Akaiya lachte. „Werd’s versuchen. Nun zu den magischen Eigenschaften. – Man erzählt, der Stein sei verflucht, weil er auf Maginasira steht. Das hat schon viele abgehalten, ihn sich anzueignen. Aber eben doch nicht alle. Da er für alle als verflucht gilt, denken natürlich auch alle, dass er schwarze Energie besitzt, in ihren Händen würde er dann deshalb auch schwarze Magie ausstrahlen. Nur, wenn man sich über die Kräfte des Steines im Klaren wäre, könnte man etwas Gutes damit hervorbringen.“ „Und-... diese Splitter... sind sie genauso gefährlich?“ fragte Siana nachdenklich. „Diese Splitter sind ja nur ein winziger Bruchteil dieses Meteors, sie besitzen zwar auch magische Kräfte, allerdings dementsprechend geringe. Aber hebt sie gut auf, ihr werdet bestimmt Nutzen an ihnen finden!“ Die Wahrsagerin lächelte. „Nach all dem Fachgesimpel denke ich das auch,“ schloss Zitan die Diskussion, „Zenta, pack diese Steinchen ein, vielleicht können wir öfter solche Feuermauern machen, um Kindarn abzuhängen!“ Zenta gehorchte und verstaute die Splitter in seinem Rucksack. „Lasst uns jetzt schlafen gehen-... ich bin müde... es war ein recht turbulenter Tag...“ meinte Siana und rieb sich die Augen. Dann holte sie ihre Decke und rollte sich zusammen. „O.k., Prinzessin-... gehen wir schlafen...“ stimmte Zitan zu, doch Tiras unterbrach ihn: „Aber, eine Frage hätte ich gerne noch geklärt: was machen wir mit den beiden hier?“ Er zeigte auf Yanami und Colan. „Wir würden gern mit bis Tahiro kommen, wir können wohl schlecht zurück, weil dieser General noch in unserem Laden ist – wir können uns in Tahiro neue Arbeit suchen...“ meinte Yanami. Colan nickte. „Einverstanden, dann klauen wir morgen zwei Kizayas, eines für euch beide und eines für Akaiya,“ schlug Zitan vor, „Ich denke, sie wird nicht fortlaufen... oder?“ Er sah Akaiya an. Sie schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht!-... Ach, und-... nennt mich nicht immer Medusa, o.k.??“ Sie sah die anderen an. „Ich werde euch ein Stück begleiten... wenn ihr nichts dagegen habt...“ Zenta sah sie misstrauisch an, sagte aber nichts. „Okay, morgen gehen wir nach Tahiro!“ sagte Liona, und die anderen nickten. „Alles klar, dann gute Nacht!“ meinte Zitan und pflanzte sich mitsamt seiner Decke neben Siana, die bereits friedlich schlief. Schon bald war Stille eingetreten, während Zenta Akaiya immer noch misstrauisch beobachtete. Eins ist klar, Medusa – sobald du irgendetwas Verdächtiges tust... wirst du sterben. Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. „Na toll, unsere Decken sind nicht minder nass als wir selbst!!“ fauchte Vento. „Ruhe, wir gehen nach Tahiro! Kommt endlich!“ forderte Zitan auf, der schon auf Kasera saß, „Wir müssen noch Kizayas klauen!“ Alle standen auf, rollten ihre nassen Decken zusammen und sprangen auf. Liona nahm Akaiya, Nadaiya Yanami und Tiras Colan. So gingen sie langsam in Richtung Süden. „Achtung, Kutsche!!“ rief Zenta plötzlich, wie auf Knopfdruck sprangen die Kizayas ins Gebüsch. Siana wurde von einem Ast von Nervi gerissen, landete auf dem Boden und fluchte. „Psst, sie dürfen uns nicht hören!!“ zischte Tiras und half ihr auf. „Los!“ zischte Zitan, als die Kutsche vorbeifuhr, und Siana schoss einen Pfeil auf die Kutsche. Sie blieb stehen, und der Kutscher schrie: „HILFE!! ÜBERFALL!!!“ Doch da kam Vento schon herbeigesprungen. „Maul halten!“ sagte er laut, „Aber gut geraten, es ist ein Überfall, Alter!!“ „Ruhe da drinnen!“ rief Zitan den kreischenden Leuten in der Kutsche zu, „Keine Angst, wir werden Euch nichts tun... aber wir nehmen die Kizayas mit, o.k.??! – Danke!“ Zenta war mit Nadaiya nach vorne gelaufen, zu zweit montierten sie die zwei Kizayas, ein schwarzes und ein weißes, von der Kutsche ab. Der Kutscher und die Insaßen der Kutsche starrten die Freunde entsetzt an. „Danke schön!“ grinste Vento und ließ den Kutscher los, als Nadaiya und Zenta die Kizayas wegzerrten, und die elf nahmen die geklauten Kizayas mit nach Tahiro. Die Menschen in und vor der Kutsche waren immer noch wie erstarrt, als die Kameraden schon fünf Minuten weg waren. In Tahiro angekommen, quartierten sich in einer Herberge ein. „Jetzt sind wir schon mit zwei Sechserzimmern dabei...“ meinte Tiras nachdenklich. „Aber Yanami und Colan bleiben ja jetzt hier,“ addierte Zitan, „Was aber machen wir mit Akaiya? Glaubt ihr, man könne ihr vertrauen?“ „Sie hatte ja keinen Kontakt zu Kindarn seit ihrer Entführung durch uns! Wie soll sie mit ihm kommunizieren? Sie ist harmlos, hoffe ich...“ meinte Tiras nachdenklich, und Zitan sah sich um. „Wenn man von dem absieht, was sie mit mir angestellt hat...“ „Na, wenigstens hattest du deinen Spaß!“ rief Vento, und Zitan trat nach ihm. „Arschkrampe!!“ „Ihr seid echt niveaulos, verdammt!“ stöhnte Zenta und lehnte sich gegen die Wand, und Vento kicherte. „Na, wir warten ja nur alle darauf, dass du dich zu deinen Gefühlen Nadaiya gegenüber äußerst!“ grinste der Blonde Zenta an. Zenta ballte die Fäuste und wurde unbeschreiblich rot im Gesicht, sei es aus Wut, oder aus Verlegenheit. „Was hast du eigentlich für Komplexe, du Penner??!! Lass mich doch in Ruhe!!!“ Er drehte sich ab und verschwand aus dem Zimmer. Auf dem Flur traf er auf Nadaiya – und die war wirklich die Letzte, der er hatte begegnen wollen, und er drehte sich abrupt ab. „KOMM MIR BLOß NICHT ZU NAHE, STRAßENSCHLAMPE!!!“ blaffte er sie an und rannte die Treppe hinunter und aus der Herberge. Nadaiya blinzelte. „W-was??!!“ fragte sie erschrocken, dann entschloss sie sich, ihm zu folgen. Zenta hatte sich auf einen Zaun gepflanzt und sich einen Grashalm in den Mund gesteckt. So saß er da und starrte immer noch wütend in die Nacht hinaus. „Ist doch zum Kotzen!!!“ schimpfte er, „Diese-... blöde Nadaiya!!! – Warum hab ich [ї]bloß gesagt, ich sei der Papi, das macht mich wahnsinnig! Papi hier, Papi da, Törööö!!!“ Bei seinem Gezeter fiel ihm der Grashalm aus dem Mund, und er pflückte einen neuen und schwieg. „Zenta?“ hörte er plötzlich jemanden hinter sich, und er erschrak und fuhr herum, dadurch purzelte er hintenüber vom Zaun und landete unsanft auf dem Boden. „Aua, verflucht!! – Wer-...??! – Nadaiya?!?!“ Er richtete sich erschrocken auf und starrte sie an. „Hast du dir wehgetan? Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken!“ entschuldigte sich Nadaiya und klopfte ihm den Dreck von der Weste. Er drehte sich ab. „Ach was! Schon o.k., mir fehlt nichts!!“ knurrte er schlecht gelaunt, „Was willst du?!“ „Sei doch nicht so unhöflich!“ maulte Nadaiya, „Mehr als entschuldigen kann ich nicht!! – Du bist ganz schön hartherzig, weißt du das?“ Er setzte sich desinteressiert wieder auf den Zaun und steckte sich erneut einen Grashalm in den Mund, ohne sie weiter zu beachten. „Sag mal,“ fing Nadaiya dann an, „Was hab ich dir eigentlich getan??! Du bist immer so-... hässlich zu mir!“ „Jetzt sag bloß nicht, das macht dich traurig,“ sagte Zenta, ohne sie anzusehen, und sie schniefte gespielt. „Dooooch!!“ „Nadaiya – fick dich einfach ins Knie!!“ Nadaiya blieb energisch. „Du hast mir noch immer nicht geantwortet!!!“ sagte sie, und Zenta sah sie nicht an, als sie sich neben ihn auf den Zaun setzte. „Pff!! Warum sollte ich nett zu dir sein??!!“ „Du kannst doch nicht ohne Grund nicht nett zu mir sein!!“ empörte sie sich. „Muss ich zu allen Menschen nett sein??!!“ fuhr er sie an, „Jetzt verschwinde, ich kann deine Fratze nicht mehr sehen!!“ Sie sah ihn empört an, dann rammte sie ihm den Ellenbogen in die Seite und – schmiss ihn erneut vom Zaun. Er schrie auf und fand Halt an ihrem Arm und zerrte sie mit sich auf die Erde, wo sie aufeinander liegen blieben. „Autsch!“ jammerte Nadaiya, und als Zenta realisierte, dass sie auf ihm lag, schrie er auf und warf sie von sich, bevor er auf die Beine sprang, als wäre er eben von einem wilden Tier angegriffen worden, und fast hätte er instinktiv sein Messer gegriffen. Nadaiya rappelte sich auf. „Herrgott, Zenta, ich bin's bloß!!“ „Von wegen, du bist eine Bestie!!“ schnappte Zenta, „Jetzt spiel nicht so aufdringlich und verschwinde endlich!!! Ich will meine Ruhe haben, verflucht!!“ Sie sah ihn an, und wie er mit jedem Satz wütender wurde, amüsierte sie. Sie fragte sich, ob er Angst vor Frauen hatte – jedenfalls kam es ihr desöfteren so vor. Sie erinnerte sich an die Wette. Die dreihundertfünfundsechzig Tage waren noch lange nicht um. Und dennoch hatte sie ihr Ziel auch noch genauso lange nicht erreicht, mit Zenta konnte man nichtmal vernünftig reden. Dabei war er ein ziemlich hübscher Kerl, wie sie feststellte – und sie fragte sich, ob sie es nicht auch ohne Wette bei ihm versucht hätte. Zenta wollte gehen, und Nadaiya sah auf. „Hey, warte mal!“ rief sie und lief ihm hinterher. Als sie ihn eingeholt hatte, sagte sie: „Nenn mir erst einen richtigen Grund, warum du so hässlich zu mir bist!! Dann darfst du gehen!!“ Zenta stöhnte. „Ganz einfach, du nervst mich, Nadaiya Micota!!!“ „Oh cool, du hast dir meinen Nachnamen gemerkt!“ strahlte sie, und er starrte sie an. „Was??!! – Ich-... merke mir alle Namen, blöde Ziege, jetzt lass mich ja los!!!“ Er riss seinen Arm aus ihrer Hand los, als sie ihn festhalten wollte, und Nadaiya fuhr auf. „JETZT GIB MIR ENDLICH DEINE VERDAMMTE ANTWORT, DU ARSCHLOCH!!“ schrie sie ihn an, und er fuhr herum und starrte sie entgeistert an. Noch nie hatte er sie so wütend erlebt. „N-...Nadaiya...!“ stammelte er und wurde rot, als er sie ansah, und wie schon öfters stellte er fest, dass sie extrem anziehend auf ihn wirkte, und er drehte sich schnell ab. Scheisse... Nadaiyas Gesicht entspannte sich wieder. „Hör mal...“ sagte sie leise, „Ich-... will dich doch nicht ärgern, ich muss doch bloß wissen, was ich falsch mache, dann kann ich mein Verhalten ändern!“ Er sah sie an. „Das meinst du ernst??“ fragte er skeptisch. Sie nickte empört. „Ja!!!“ „Also – hör auf, zu kichern, benimm dich gefälligst wie eine Frau, und nicht wie ein Mädchen, sei nicht so aufdringlich und zieh dich nie wieder vor mir aus!!!“ Nadaiya blinzelte. „Mmmh, war's das?“ Er holte erstmal Luft, dann brummte er. „Bestimmt nicht, das war-... nur der Anfang!!!“ Nadaiya freute sich. „Okay, ich versuch's!“ versprach sie, „Und wie soll sich bitteschön eine Frau deiner Meinung nach benehmen??!“ Zenta sah ihr ins Gesicht und sah sie hochnäsig an. „Unterwürfig, Nadaiya!!!“ Sie lachte. „Uuuh, Zenta die Domina!!“ „Du bist sowas von niveaulos-...!!“ schnappte er, „Also, hör damit auf!!! – Tschüß, Schlampe!!“ Sie hielt ihn wieder am Arm fest. „Hey!!“ quengelte sie, „Zenta, warte!-... ...“ Er blieb stehen. Im nächsten Moment fragte er sich, warum, als Nadaiya seine Hand umklammerte und ihn zurück zu dem Zaun zog, wo sie sich hinsetzte, ohne seine Hand loszulassen. „Lass uns reden!“ Er sah sie nicht an. „Worüber willst du reden??!“ wunderte er sich. „Über-... uns!“ Er erstarrte. Er war etwa zwei Minuten lang unfähig, sich zu rühren, Nadaiya lächelte. „Osea-... ist glaube ich ziemlich traurig, dass ihre ‘Eltern‘ sich so oft streiten,“ fiel ihr dann ein – Osea hatte sie oft angemault, sie solle nicht so mit ‘Papi‘ streiten. „Wir sollten ihr zuliebe damit aufhören, nicht wahr?“ „Das Mädchen ist längst zu groß für solche Spiele!“ gab Zenta barsch zu hören, „Ich habe – ehrlich gesagt – keinen Bock mehr auf Papi, kapiert??!“ Nadaiya seufzte. „Hey... – wieso bist du eigentlich so wie... du, Zenta?“ Er antwortete nicht. „Was meinst du??“ „Wieso bist du so – unnahbar??“ wollte sie wissen, und Zenta sah sie immer noch nicht an. Er befürchtete, sie plötzlich wieder als Frau zu sehen, wenn er ihr ins Gesicht sah – und zudem waren sie allein, das würde die Sache noch schlimmer machen. Es dämmerte bereits. „Ich hasse Menschen,“ sagte er nach einer langen Pause. „Ich kann Menschen nicht ausstehen, Nadaiya – Frauen schon garnicht!! Menschen sind töricht und strunzdumm!“ „Aber – du bist doch auch einer!!“ sagte Nadaiya erstaunt. „Natürlich!“ entgegnete er, „Und ich hasse mich für die Spalte, in die ich hineingeboren bin, verdammt!! Ich bin ein törichter, strunzdummer Mensch, und das ärgert mich! Ich weiß nicht, ob du das kennst-... aber das Gefühl von-... Ohnmacht-... ist entsetzlich, Schlampe Nadaiya!“ Sie blinzelte. „Du klingst gerade wie ein größenwahnsinniger Tyrann!“ meinte sie verdutzt. „Ich hasse Macht, Nadaiya!“ erwiederte er prompt, „Ich bin an keinen Schätzen, Reichtümern und Macht interessiert!!!“ „Aber Macht über eine Frau erwartest du, hm?“ brummte sie. „Frauen gehören unterwürfig, das ist eine Norm, Frau!!“ „Eine Norm der törichten Menschen,“ sagte sie, und er schwieg eine Zeit. „Eine Norm jeder Tierart! Die Frauen sind nur zu einem Zweck auf der Welt, nämlich, um Kinder zu gebären und ihre Männer zu-... ... befriedigen-...“ Er hustete bei diesem Wort. „Was rede ich da, das ist ja ekelhaft-...!“ Sie lachte. „Du hast die bescheuerteste Moral, die ich je gesehen habe, Zenta! – Erzähl mir-... wie kommst du auf das Gefühl der Ohnmacht, wenn du doch die Frauen unter dich stellst und – überhaupt, jeder hier kuscht vor dir, weil du plötzlich ein Messer werfen könntest!“ „Furcht ist eine... extrem starke Waffe,“ sagte er, „Das habe ich einfach... lernen müssen. Ich habe einfach – zu viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht! Und seit ich sie hasse, habe ich sie gelehrt, sich zu fürchten!! Und wer keine Furcht hat – ist der größte Tor von allen.“ Sie schwieg. Er wurde ihr gruselig. „Diese Torheit hat zwei meiner vorwitzigen Klassenkameraden die Köpfe gekostet.“ Sie erstarrte und war plötzlich wie eingefroren. Er hatte – getötet? Klassenkameraden? Er hatte zwei Menschen getötet – um sie Furcht zu lehren? Zenta schwieg auch eine Zeit. „Was diese Ohnmacht angeht... – das geht dich nichts an!!“ Sie saß immer noch wie erstarrt. Nur sporadisch dachte sie daran, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass Zenta sich irgendwann einmal ohnmächtig gefühlt hatte. Und ihr wurde zum ersten mal klar, war für ein grausamer Mann er eigentlich war. Ein grausamer – aber attraktiver. Zenta wagte es, sie anzusehen. „Nadaiya?“ Sie schrak auf. „W-was??! – Oh, ja-... ... verzeih mir, ich-... – du hast deine – Klassenkameraden – getötet?“ Er sah sie an, als sie vom Zaun kletterte und sich direkt vor ihn stellte. Die Sonne war untergegangen. „Ein gewisser Teil an Furcht ist wichtig zum Überleben, Nadaiya,“ sagte er, als wäre er ihr Lehrer, „Und wer sich einbildet, er käme ohne Furcht überall durch, hat sich geschnitten! Manchmal ist es klüger, sich zu fürchten. Und wer die Furcht in der Hand hält – kann mit den törichten Menschen spielen wie mit Marionetten. Eine Zeit lang – war das mein Lieblingsspiel.“ Sie erschauderte. „Zenta-...!“ keuchte sie und starrte ihn an – um im nächsten Augenblick festzustellen, dass er nie anziehender gewesen war als in diesem Moment, und ganz deutlich spürte sie in sich das Verlangen einer Frau nach einem Mann, wenn sie schon zu lange Zeit keinen mehr gehabt hatte. Es war so lange her... „Siehst du?“ sagte er zu ihr mit seinem schauerlichen Zenta-Lächeln, „So gehört eine Frau, Nadaiya!“ Sie wusste plötzlich, dass sie ihm unbewusst unterwürfig die Kehle hinstreckte. Er sah in ihre Augen und erstarrte plötzlich – was er in ihren Augen sah, hatte er noch niemals in den Augen irgendwelcher Frauen überhaupt gesehen. Es war fast eine Art – Feuer. „Zenta-...“ keuchte sie erneut und hob die Hand, um seine Wange zu berühren, ihm immer noch die Kehle hinstreckend. Er zuckte zusammen, als sie ihn mit der Hand berührte, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, sich abzudrehen. Schließlich fing sein Blick Nadaiyas Gesicht auf, das sich seinem eigenen plötzlich näherte, und er riss die Augen auf, als er wusste, was sie vorhatte. Mit einem mal war seine gesamte Prüdheit wieder da, und er sprang zurück und riss die Arme vor sein Gesicht. „W-wag es ja nicht!!!!“ schrie er auf, „KOMM MIR NICHT ZU NAHE!!“ Sie blinzelte, und mit einem mal sah sie wieder klar. Sie legte grinsend den Kopf schief. „Hast du doch Angst vor Frauen??!“ „Sehe ich so aus?!!“ fuhr er sie barsch an, „Ich will mit Frauen nichts zu tun haben!! Nie wieder, Nadaiya!!!“ „Du willst nie in deinem Leben eine Frau küssen?“ fragte Nadaiya ungläubig, und Zenta schnappte empört nach Luft. „So ist es, Lolita!!!“ „Und du willst nie eine Frau in den Arm nehmen?“ fragte sie noch genauso ungläubig. „Finde ja deine Grenze, Nadaiya...!!“ warnte er sie, als sie zur dritten Frage anhob: „Und du willst nie mit einer Sex haben?“ Wumm! Tabu gebrochen. „DAS SCHON GARNICHT!!“ empörte er sich laut, „Was erlaubst du dir, du gehst entschieden zu weit!!!! Das ist wohl ein Punkt, der weit über der Grenze liegt, und ich will diesen Punkt nie in meinem Leben wieder ansprechen! Guten Tag!!!“ Ärgerlich drehte er sich ab und verschwand im Haus. Nadaiya stand allein draußen. Und plötzlich musste sie lachen. __________________ Ja. Die Geburt des "Punktes"! XDDD Ab dem Tag hieß Sex nur noch "der Punkt" XDD Kapitel 35: Wer liebt wen? -------------------------- „Aufstehen, ihr Arschkrampen!!!“ schrie Tiras am nächsten Morgen, „Los, hopp!!!“ Er zog den drei anderen Jungen die Decken weg, und Vento fluchte schon wieder, es wäre ja eine Unverschämtheit, ihn so hinterhältig aus dem Schlaf zu reißen, und Zitan murrte und verzog sich unter sein Kopfkissen. „Halt die Schnauze, Tiras...“ stöhnte Zenta, „Sei nächstes mal gefälligst freundlicher!“ „Ja, musst du gerade sagen,“ blaffte Tiras und verschränkte die Arme, und Vento war gerade aufgestanden, da flog die Tür auf, und die fünf Mädchen standen im Zimmer. „Heihoyaaaaa!!!“ rief Siana gut gelaunt, „Oh, ihr wart noch garnicht wach!“ „Beinahe, Prinzessin!“ seufzte Zitan und rappelte sich auf, bevor er seine Weste anzog. „Zenta, komm, hoch!“ Zenta brummte. „Was machen die Weiber hier drinnen??!!“ Er sah plötzlich, wie Nadaiya freudestrahlend auf ihn zugesprungen kam. „Zentachen!“ quiekte sie, „Los, aufstehen, wir wollen weiter!!!“ Zenta starrte sie an. „Was willst du denn hier, Schlampe??!! Bleib mir vom Leib, Pestbeule!!“ „P-Pestbeule??!!“ fragte Liona entsetzt, „Das ist etwas hart, oder, Zenta??!“ Nadaiya schnaubte. „Vielen Dank auch, Arschratte, jetzt beweg deinen Arsch, verdammt!!!“ „Was ist denn zwischen euch wieder los, verflucht??!“ fragte Zitan, „He, Zenta, was habt ihr zwei eigentlich gestern abend da draußen getrieben??“ Zenta fuhr auf. „GETRIEBEN??!!“ schrie er, „FÜR WEN HÄLTST DU MICH, DU ARSCHLOCH?!!“ Die anderen kicherten verstohlen. „Jaaa, lass uns den ‘Punkt‘ in die Tat umsetzen, Zenta!!“ rief Nadaiya, und Zenta sah sie an. „Was für’n Punkt??!“ „Was für’n Ding??“ fragte Vento, und Nadaiya blinzelte. „Na, den ‘Punkt‘, über den du nicht mehr sprechen willst!!“ Zenta starrte sie an, und dann fiel ihm ein, was sie meinte. „AAAHHHH, RAUS HIER, DU PERVERSE ROCKERBRAUT!!!“ Die anderen wurden erstmal zur Tür rausgeweht, und Zitan fasste nach seinem Kopf. „W-wieso-... Rockerbraut-...?!“ Nachdem Zenta sich mehr oder weniger (eher Letzteres) beruhigt hatte, gingen sie zu den Kizayas, um weiterzureisen. Yanami und Colan sahen sie nicht mehr – die wollten ja in Tahiro bleiben. „Und wohin gehen wir?“ fragte Siana und sprang auf Nervi – doch Zenta machte keinerlei Anstalten, die Karte herauszuholen oder irgendwas zu sagen. Die anderen sahen ihn an. „Was ist nun, Zenta??!!“ fragte Tiras. „Zenta, sei kein Frosch!!“ rief Vento ärgerlich. „Lasst mich bloß in Ruhe!!!“ zischte Zenta wutentbrannt und trieb Jali einfach an, der Rest folgte ihm. „Meine Güte, Nadaiya, was hast du nur getan??!“ stöhnte Zitan, „Jetzt haben wir den ganzen Tag Sir Schlechte-Laune an der Backe!!!“ Nadaiya machte ein unschuldiges Gesicht. „Uhm-... tut mir leid...“ „Dann gehen wir nach Menuko, das ist am nähesten dran!“ schlug Akaiya vor. „Woher... ach ja, du bist ja Wahrsagerin...“ murmelte Siana und sah das Mädchen stirnrunzelnd an. Zenta passte das schon wieder überhaupt nicht, als man auf Akaiyas Vorschlag einging – warum vertrauten sie einer Wahrsagerin, die von Kindarn kam? „Ich würde sagen, um Kindarn am besten zu entkommen fahren wir auf einen anderen Kontinenten,“ meinte Akaiya, als die neun auf dem Weg nach Südwesten waren, um die Stadt Menuko zu erreichen. „Und welchen schlägst du vor?“ fragte Tiras, und Akaiya sah auf ihr Kizaya. „Tinasira oder Grandinasira.“ „Dann – müssten wir nach Tenkubo runter,“ murmelte Tiras, „Tenkubo ist eine große Hafenstadt, von dort aus könnten wir nach Piscitie oder Pyiri mit dem Schiff fahren...“ „Wir fahren nach Piscitie??!“ fragte Siana, „Das ist eine der größten Städte Seydons!“ „Jupp,“ machte Tiras, „Nach Takuya und Sentaria natürlich.“ Zitan wendete sich Akaiya zu und sah sie ernst an. „Sag mal... wieso hilfst du uns eigentlich?“ fragte er sie, „Und-... warum bist du mit Kindarn geschickt worden, wenn du jetzt uns hilfst?“ Sie sah zur Seite. „Das kann ich nicht beantworten,“ sagte sie dumpf. „Mein Instinkt sagt mir, dass ich dir helfen soll, Zitan Sari – warum ich mit Kindarn geschickt wurde-... das kann ich dir nicht sagen. Ich darf es nicht.“ Zitan runzelte die Stirn. „Und warum darfst du es nicht sagen?“ fragte er. „Das verstehst du nicht,“ meinte das Mädchen traurig, „Ich wünschte, ich könnte es euch erzählen-... aber das würde euch vielleicht in Gefahr bringen-...“ „Also schön-... – ist ja eigentlich auch egal!“ grinste Zitan, und die neun setzten ihren Weg fort. „Wir müssen auf Medusa aufpassen,“ murmelte Liona zu Siana hinüber, „Ich wette, die macht sich da vorne wieder an Ziddy ran, um ihn zu provozieren, irgendwas zu tun!“ „Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass wir ihr trauen sollten...“ meinte Siana nachdenklich, und Liona schielte Zenta an, der Akaiya schon den ganzen Weg über äußerst misstrauisch anstarrte. „Und ich wette, in dem Punkt haben wir wenigstens Zentas Unterstützung!“ Siana schwieg. Na warte, du verschleierte Braut, du wirst mir meinen Ziddy nicht ausspannen! dachte sie zu sich, Der gehört mir ganz allein!!! „IHR IDIOTEN!!!“ brüllte Kindarn, und die Soldaten vor ihm schraken auf. „Ihr habt erstens die Gefangenen entkommen lassen, zweitens die Kinder nicht eingeholt und drittens meine Wiedergeholte nicht wahrgesagt – äh, meine Wahrsagerin nicht wiedergeholt!! Ihr wisst genau, was wir zu hören kriegen, wenn ihr etwas zustößt!! Außerdem wissen wir nicht, wohin die Kinder sind!“ „Sir, als wir die zwei gefangennahmen, waren sie einen halben Tagesmarsch südlich von hier, ich nehme an, sie wollten nach Tahiro!“ meldete ein Soldat. Kindarn schlug mit der Faust auf den Tisch. „WENN, DANN SIND SIE SCHON LÄNGST WEITER!!! Die wollen bestimmt auf die anderen Kontinenten rüber! Wir müssen nach Tenkubo, und zwar schnell! Quer rüber, dann sind wir in vier Tagen da!“ Er verschnaufte kurz, bevor er fortfuhr. „Und wie ich Sari kenne, nehmen die bestimmt die bequemere Route über Menuko und Matiszo-... das kostet sie einen Tag, wir können einen Tag vor ihnen in Tenkubo sein! – Los, alles aufbrechen!!“ Die Armee machte sich auf den Weg. Gegen Abend erreichten die neun Freunde Menuko. Die Stadt lag am Fuß eines Vulkans, am Fuße des Mt. Fumo, der mit siebentausend Metern der größte Berg ganz Islasiras war. Merkwürdigerweise war er nicht in einem Gebirge, sondern war als vereinzelter Berg mitten in der Landschaft. Da er seit Jahrhunderten nicht ausgebrochen war, hielten die Menschen ihn für tot. Die Kameraden quartierten sich in einem Hotel ein. „Das Wetter ist ziemlich bewölkt!“ stellte Tiras fest und blickte aus dem Fenster. „Wir haben noch immer Oktober, bald November,“ meinte Liona, und Osea jubelte: „Juhu, es wird Sommer!“ „Freu dich nicht zu früh! Auch im Sommer regnet es!“ mahnte sie Zitan, aber was machte ihnen schon Regen aus? „Wenn wir jetzt nach Grandinasira oder Tinasira fahren, heißt das, wir bleiben noch eine Zeit auf der südlichen Halbkugel,“ sagte Tiras, und Vento kicherte. „Ich schlage vor, nach Tinasira zu fahren! Das liegt auch auf der Äquatorialzone, dann kommen wir wieder zu unserem verdienten Urlaub!“ rief der Blonde nickend, und Zitan sah ihn ernst an. „Von mir aus, aber Urlaub ist nicht mehr drin, fürchte ich! Die Lage spitzt sich von Tag zu Tag zu, in jeder Minute könnte Kindarn sich von Thanata neue schwarze Mächte geben lassen! Wir dürfen die Prinzessin nicht mehr aus den Augen lassen!“ kommandierte er wichtig und sah Siana an. Sie wich zurück. „Was soll das heißen? Es wird noch gefährlicher als es schon ist??!“ fragte die Prinzessin bestürzt. „Das nennst du gefährlich??!“ herrschte Zitan sie an, unabsichtlich härter, als er gewollt hatte, „Das, was Liona, dein Vater und ich vor zehn Jahren durchgemacht haben, war gefährlich!!! Jeder Zeit hätte jemand sterben können, und so war es auch!!!“ „Entschuldige... aber... ich war nunmal nicht im Krieg!“ sagte Siana eingeschüchtert, und Zitan drehte sich ab. „Ja, schätz dich glücklich!!“ Stille. „War es denn so schlimm?“ fragte Nadaiya plötzlich, und Zitan starrte sie entgeistert an. Zenta ergriff für ihn das Wort. „Bist du noch ganz bei dir??!!“ fuhr er sie entsetzt an, „Ich fasse es nicht!!! War es schlimm, natürlich war es das!! Es war Krieg, du strunzdoofe Nutte!! Ich hoffe, sowas muss ich nicht nochmal hören, Frau!!“ Sie schnaubte. „Ist ja gut, mann!!“ Er wollte gerade etwas einwerfen, da fuhr Zitan auf: „Jetzt ist genug!! RAUS!! ALLE RAUS!!“ Die anderen wurden aus dem Zimmer geweht, und Zitan knallte die Tür zu. „UND LASST EUCH SO SCHNELL NICHT WIEDER BLICKEN!!!“ schrie der Junge, dann ließ er sich auf das Bett fallen. Plötzlich merkte er, dass Siana noch im Zimmer war. „Was ist?!“ knurrte er. „Es-... es tut mir wirklich leid...“ stammelte sie, und sein Ausdruck wurde weicher, als er sah, wie schockiert sie war. „I-ich wusste nicht-... dass ich dich so verletzen könnte-... – es tut mir leid-... ... ehrlich, ich-...“ „Schon gut...“ sagte er, „Du konntest das ja nicht wissen, ist schon o.k., ich bin einfach bloß ausgerastet-... – verzeih mir, dass ich dich so blöd angebrüllt habe, Siana-... du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dich immer beschützen!“ Sie sah zur Seite. „Ach was-...!“ stammelte sie, „Ich möchte nicht, dass du dich meinetwegen in Gefahr bringst! Lass mich lieber von Thanata töten, dann seid ihr sicher-...“ Sie wünschte, diese Worte würden ihr leichter von den Lippen springen. Zitan starrte sie an. „B-bist du bescheuert??!“ stieß er hervor, „Nie im Leben würde ich auch nur daran denken, das zu tun!!! Du bedeutest mir viel zu viel, um dich einfach auszuliefern!!“ Wumm! Siana starrte ihn erschrocken an, als er das sagte. Sie bedeutete ihm wirklich so viel? Sie spürte, dass sie rot wurde. Auch Zitan schnappte nach Luft und sah zur Seite. „Ähhm-... tut mir leid!“ stammelte er, „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen-...“ Sie sah ihn an und setzte sich zu ihm auf das Bett. „Ist – schon gut.“ Zitan hob den Kopf wieder. Die beiden sahen sich in die Augen, und wie schon so oft spürte Zitan, wie sehr sein Herz klopfte. Sie näherten sich. Gleich wird er mich küssen... dachte Siana und schloss hingebungsvoll die Augen. Zitan tat es ihr unbeholfen gleich, während er sich weiter ihrem Gesicht näherte. Doch kurz, bevor sich ihre Lippen berührt hätten, hielt er inne und sah sie an. Sie schlug die Augen auf. „Was ist denn?“ fragte sie unsicher. Sie spürte, wie er mit seiner Hand sanft ihre Wange streichelte. Aber irgendwie wirkte er fast ein bischen ängstlich. Seine Lippen bebten, und sie lächelte. „Ziddy...“ Er schluckte, senkte die Augenbrauen und richtete sich auf. „Tut mir leid, Siana,“ sagte er betreten, „Ich geh jetzt runter.“ Er ging. Sie sah, wie die Tür zuflog, und obwohl es jetzt nichts mehr zu sehen gab, starrte sie unentwegt auf die Tür. Eigentlich aber sah sie nicht die Tür. Sie sah Zitan noch vor sich, wie er sie ansah, und wie er ihr näher kam, und noch immer spürte sie seine Finger auf ihrer Wange. Sie zitterte. Warum tut er es denn nicht?-... Will er mich vielleicht garnicht küssen...? Dann soll er auch nicht so tun, als ob!... Das bringt mich ganz durcheinander-... was denkt er bloß über mich...? Das wüsste ich zu gerne... Noch lange sah sie mit leeren Augen die Tür an. Was, wenn er mich nicht liebt-... vielleicht liebt er doch Liona, die ist so eine wie er-... warum bin ich nicht auch so?... Oh Zitan... Eine Träne lief ihr über die Wange. Dann eine zweite, und sie schluchzte. Schließlich vergrub sie das Gesicht in den Händen und begann zu weinen. Die anderen hatten sich derweil alle im Zimmer nebenan zusammengefunden. „Yaaaayyy, ich hab Mau-mau gewonnen!!“ rief Liona glucksend und warf mit Karten um sich. Die anderen lachten, und Vento schnaubte. „Wirklich witzig!!!“ „Mann, du Affe, krieg dich wieder ein!!“ murrte Zenta, und Vento schnaubte erneut. „Hau du bloß ab und setz deinen Punkt in die Tat um, du Penner!!“ Zenta sprang auf. „WIE BITTE??!!“ Nadaiya quiekte. „Jaaaaaa!! Punkt, Punkt, Punkt!!“ „PERVERSE PESTBEULE!!“ schrie Zenta und drehte sich empört ab, „W-was fällt euch eigentlich ein??!!“ Er spürte, dass er rot wurde, als er daran dachte, dass Nadaiya allen Ernstes darüber nachdachte – mit ihm zu schlafen. Sowas unsittliches... „Lalalaaa...“ trällerte Nadaiya kichernd, und Osea lachte. Zenta schnaubte. „Lasst mich bloß in Ruhe!!!“ schrie er wütend und verließ den Raum, die Tür heftig zuknallend. Die anderen lachten ihn aus, doch mit einem mal war ein dumpfes Grollen zu hören, und darauf fing die Erde an zu wackeln. Sofort verstummte das Gelächter. Zitan sprang auf. „W-was ist denn das?!“ „Ein Erdbeben!!!“ schrie Liona. Osea krallte sich an Nadaiya fest. „Mama, ich hab Angst!“ „Sei ruhig, dir passiert nichts,“ beruhigte sie Nadaiya und kniete nieder, um das kleine Mädchen in den Arm zu nehmen. Wieder grollte es, dieses mal etwas lauter. Die Erde bebte stärker. „OH GOTT!! RAUS HIER!! DA FLIEGT GERADE EIN STEIN AUF DAS DACH ZU!!!“ schrie Akaiya, und alle sprangen auf. „WAS??!!“ „Los, alle unter die Tische!!!“ kommandierte Zitan. Die Freunde schrien und taten, wie ihnen geheißen, da krachte plötzlich ein riesenhafter Felsen direkt in das Fenster. Glassplitter flogen in den Raum, Zitan duckte sich gerade noch. „Zenta!!“ rief Nadaiya plötzlich und sprang unter dem Tisch hervor, während es zum dritten mal grollte, und es noch stärker wackelte. Nadaiya sprang zur Tür hinaus auf den Flur, wo Zenta sich aber bereits unter den nächstbesten Tisch verzogen hatte. „Zenta! Bist du o.k.?!“ rief Nadaiya und quetschte sich zu ihm unter den Tisch, „H-hier geht ein Erdbeben los!!“ „W-warum kommst du dann zu mir unter den Tisch??!!!“ fragte er empört, als sie ihm plötzlich ganz nahe war, und er drehte abrupt den Kopf zur Seite. Es grollte wieder, und wieder erzitterte die Erde. „Oh Gott, Siana ist noch drüben!“ fiel Zitan plötzlich ein, und er sprang auch aus dem Raum in das Nebenzimmer. Siana hatte sich unter der Decke verkrochen und schrie bei jedem Beben. „Sei ganz ruhig, ich bin ja bei dir!“ rief Zitan, und sie schrie auf und sprang ihm um den Hals. „O-oh Gott, Ziddy!!!“ schrie sie, „Ich hatte solche Angst!!!“ „Du musst unter einen Tisch krabbeln, komm!“ meinte Zitan und setzte sie mitsamt der Decke unter den Tisch. Sie schluchzte. „Oh Gott, Zitan!!“ heulte sie und fiel ihm nochmal um den Hals, sodass er sich wohl oder übel auch unter den Tisch setzen musste. Sie weinte noch ein bisschen, dann beruhigte sie sich allmählich. Doch plötzlich krachte es laut, und die Zimmerdecke kam herunter. Es machte einen Höllenlärm, und Steine hagelten in das Zimmer. Siana drückte sich so nahe an Zitan heran, wie es möglich war, und er schloss sie in die Arme. „Schscht, ganz ruhig-... es ist alles o.k.- ...“ versuchte er, sie zu beruhigen, und sah skeptisch auf die Ziegel, Balken und Felsbrocken, die in den Raum geregnet kamen. Es grollte laut unter ihnen. „Verflucht-...!“ „Ich hab Angst!“ rief Siana panisch und drückte sich noch näher an ihn heran. „VORSICHT, STEIN!!!“ schrie Zitan plötzlich, sprang auf und stellte sich auf allen vieren über sie, um sie zu beschützen. Sie erschrak. Noch immer hagelte es Steine. „Zid, pass auf dich auf!!!“ rief sie ängstlich, und Zitan blinzelte. „Mir passiert schon nichts! Duck dich, Siana!!“ „PASS AUF!!!“ kreischte Siana plötzlich, doch bevor Zitan sich auch nur hätte umdrehen können, traf ihn ein großer Stein am Rücken. Er schrie auf und brach zusammen, lag somit auf Siana. Sie schrie. „Zitan!! Oh mein Gott, bist du o.k.?!?! Sag doch was!!! ZIDDY!!!! ZIDDYYYYY!!!“ „W-woher kommen bloß diese riesigen Steine??!“ fragte Nadaiya entsetzt und kauerte sich unter dem Tisch zusammen, und Zenta sah auf, als vor ihnen ein weiterer, riesiger Felsbrocken in den Boden schlug und die Holzdielen zertrümmerte. „Aus dem Vulkan, woher sonst??!“ fragte er, und Nadaiya packte seine Arme und starrte ihn an. „Soll das heißen, der bricht aus?!?!“ schrie sie entsetzt, und Zenta starrte sie an. „L-lass mich los!!!“ schrie er, „Ja, kann schon sein!!!“ „Oh Gott!! OH GOTT!!!“ rief Nadaiya aus und ließ ihn los. Erst jetzt fiel Zenta auf, dass ihr dieser Gedanke furchtbare Angst eingejagt haben musste, sie starrte total verängstigt durch die Gegend. Er seufzte. „Ganz ruhig bleiben,“ sagte er mürrisch, „Komm, Nadaiya, ganz sachte!“ „W-wie soll ich ruhig sein mit dem Gedanken im Kopf, dass wir im nächsten Moment sterben könnten??!!“ schrie sie ihn an, „Oh mein Gott, Zenta!!!“ Sie schniefte hysterisch, und Zenta sah sie perplex an. Da bebte die Erde wieder, und die beiden hörten, wie der Boden, auf dem sie saßen, knackte. „Oh nein! Das Haus stürzt ein!!“ rief Nadaiya und warf sich kurzfristig in Zentas Arme, „Dann sterben wir halt zusammen, dabei wollt ich doch noch mit dir über den Punkt reden!!“ „Jetzt spiel bloß nicht die Schwanensee-Nummer ab!!“ fluchte er und zerrte sie sehr instinktiv näher an sich heran, „Behalt bloß deinen Kopf, Frau!!“ „Ach, das Leben wäre mir schon ganz lieb!!“ rief sie, „Z-Zenta-... – wenn wir jetzt die Gelegenheit hätten – würdest du dann den Punkt mit mir machen??!“ „Sogar kreuzweise und von allen Seiten, Nadaiya!“ platzte er heraus, und Nadaiya war viel zu hysterisch, um das wirklich zu registrieren. Da krachte der Boden unter ihnen, und die beiden merkten, wie er langsam abwärts rutschte. Dann krachte es laut, und der nächste Stein flog auf den Boden, das gab dem Boden den Rest. Er krachte unter ohrendbetäubendem Getöse zusammen. Nadaiya schrie auf und krallte sich an Zentas Oberkörper fest, Zenta ergriff etwas unsanft den ihren. „Darf ich dir was sagen??!“ fragte Nadaiya, als es über ihnen wieder krachte, „Du siehst ziemlich geil aus!!“ „Du auch!!“ gab er prompt zu hören, während die beiden mit dem Tisch nach unten flogen. Sie drückte sich kreischend an seine Brust, und als er plötzlich ihre weichen Brüste an seiner Brust spürte, zog er sie im Fallen fester an sich heran und platzte heraus: „Nadaiya – ich liebe dich!“ Sie landeten unsanft auf der Erde, es gab einen enormen Krach, und Ziegelsteine, Holzbretter, Balken und anderes Zeug türmten sich zusammen zu einem großen Haufen. Das Hotel war eingestürzt. __________________________ Ich sage nur: "Ihr habt meine Wiedergeholte nicht wahrgesagt, äh, meine Wahrsagerin nicht wiedergeholt!! òÓ" und Zentas größtes Zitat XDD: „Sogar kreuzweise und von allen Seiten, Nadaiya!“ Kapitel 36: Der Vulkan kommt! ----------------------------- „Wo seid ihr? Seid ihr am Leben??“ ertönte eine dumpfe Stimme aus dem Haufen – Liona. Sie hatte es geschafft, sich von den Ziegeln, Steinen und Balken zu befreien, und krabbelte mühselig im Haufen herum. „Hallo??!!“ rief das Mädchen laut. Ihre Stimme hallte drei oder viermal im Nichts wieder. Im Schutt, der von der Stadt Menuko übrig war. Über dem ganzen lag ein schwefeliger Dunst, der aus dem Vulkan stammte. Da bewegte sich etwas, und Liona fuhr herum. „Wer-...??!“ fing sie an, da rollten drei Ziegel von einem Haufen neben ihr – und Osea steckte den Kopf aus einem Loch. „L-...Liona-...!“ keuchte das Mädchen, und Liona fuhr auf. „OSEA!!!“ schrie sie, zog Osea aus dem Loch und drückte sie fest an sich, „Du hast überlebt!!“ „Ich glaube, ich war tot!!“ rief Osea aus und begann darauf, zu weinen, „Wo ist Mama??!“ Liona stutzte und brauchte eine Zeit, um zu begreifen, dass das kleine Mädchen Nadaiya meinte. „Ich-... ich weiß nicht-...“ meinte sie betreten, dann stand sie auf. „Komm, wir suchen sie!“ Die zwei wühlten sich durch den Schutt. Plötzlich hörten sie Akaiyas Stimme: „Liona! Osea! Könnt ihr mich hören??“ „Medu-... – ähm, Akaiya!“ rief Liona perplex, „Wo bist du???“ „Hier, hinter dem Stein rechts neben dir – kannst du ihn hochheben? Sonst komme ich hier nicht raus!“ „Ich versuch’s!“ rief Liona, und sie und Osea hoben an dem Stein. Schließlich schafften sie es, ihn anzuheben, und Akaiya krabbelte darunter hervor. „Wo sind die anderen?“ fragte Akaiya. „Du musst es doch wissen, oder?“ sagte Liona und klang etwas spöttisch, „Immerhin bist du Wahrsagerin...!“ „Nicht streiten, Liona!!“ sagte Osea ängstlich, „Maaaamaaaa!!! Wo bist duuu??!!“ Keine Antwort. Plötzlich hörten sie jedoch eine vertraute Stimme hinter sich – Vento! „ICH HASSE EIMER!!!“ hörten sie ihn schimpfen – kurz darauf flogen einige Steine durch die Gegend, und Vento und Tiras tauchten auf. Vento hatte einen Eimer auf dem Kopf. „Was ist denn das????“ fragte Osea. „Kann mir jemand diesen Müll vom Kopf nehmen??!“ fauchte der blonde Junge, und Tiras zog an dem Eimer. Er rührte sich nicht. „Tja, sitzt fest. Du wirst den Rest deines Lebens mit dem Kopf in diesem Eimer verbringen müssen.“ „W-...was??!!“ fragte Vento und suchte nach Tiras, „Du Bastard, komm gefälligst her!!! Aargh, ich will hier raus!!!“ Akaiya wollte ihm helfen, und Tiras hielt sie fest. „Lass ihn noch kurz da drin stecken – sieht so lustig aus-...!“ Akaiya verzog das Gesicht. „W-was ist daran lustig-...??!“ „Habt ihr die anderen gesehen?“ fragte Osea Tiras, und Vento lief wie eine blinde Kuh im Kreis herum. „Hätten wir sie sonst nicht mitgebracht, blöde Kuh??!!“ „T-tut mir leid...!“ jammerte Osea, und Akaiya nahm ihre Hand. Just in dem Moment bewegte sich hinter ihnen ein Steinhaufen, und Siana kam total aufgelöst dahinter hervor. „Oh Gott sei Dank!!“ schrie sie und fiel Liona um den Hals, „Ihr müsst mir helfen!... Ziddy-... Ziddy hat einen Stein auf den Rücken gekriegt, u-und er ist wie tot, ich weiß nicht, was ich machen soll, ihr müsst mir helfen, bitte!!!“ Die Worte sprudelten ihr nur so aus dem Mund, und die anderen starrten sie ungläubig an. Liona nahm sie an den Schultern. „Siana, ganz ruhig...!“ „A-aber Ziddy-...!!“ stammelte Siana aufgelöst, und Tiras sah ebenfalls auf. „Wo ist er denn, vielleicht kann ich was tun-...! Ist es denn schlimm??“ Siana schluchzte. „I-ich weiß nicht! – Kommt, da lang-...!“ Die sechs irrten eine Zeit durch den Schutt, bis sie Zitan entdeckten. Er lag ziemlich tot auf dem Boden, seine Weste war hinten sehr kaputt, und die große Wunde auf seinem Rücken stach ins Auge. „Ach Zid-... das kriegen wir schon wieder hin,“ meinte Tiras und nahm Zitan vom Boden auf. Siana schluchzte. Akaiya legte ihr die Hand auf die Schulter. „Der erholt sich... ganz bestimmt... es sieht schlimmer aus, als es ist!“ versprach sie der Prinzessin, und Siana schniefte wieder. „A-aber-... das ist alles meine Schuld!“ heulte sie, „Nur, weil er mich beschützen wollte-...!“ Liona packte ihre Hand. „Ruhe, verdammt!!“ fuhr sie das Mädchen an, „Was laberst du??!! Du bist nicht Schuld, kapiert??!!“ Siana schluchzte nur aufgelöst, und Liona ließ sie los. „Wer fehlt eigentlich noch??“ fragte Vento und sah sich um, und Tiras sah auf. „Zenta und Nadaiya!“ „??...“ Nadaiya schlug die Augen auf und fand sich in Zentas Armen. Die Luft war ziemlich stickig, und es war dunkel. Sie blinzelte. Wo bin ich? Sie erinnerte sich an das Erdbeben, und ihr fiel auf, wo sie waren – unter dem Tisch, mit dem sie abgestürzt waren. Um sie herum hatte sich Schutt und Geröll angesammelt – sie waren eingeschlossen unter einem Tisch zwischen Geröll. „Zenta!!“ rief sie aus und schüttelte ihn, „W-wach auf!!“ Er blinzelte, nach einer Weile erkannte er ihr Gesicht vor seinem. „Na-...daiya??!“ stieß er hervor und sah sie perplex an. „Wir sind noch am Leben!“ freute sich Nadaiya und knuddelte ihn überglücklich, und er starrte sie an. „L-loslassen!!!“ schrie er, „Sofort!!!“ Sie ließ ihn los und setzte sich auf. „Mmmh – wir sind eingemauert!“ Zenta brummte. „Das haben wir gleich...“ Damit fing er an, an einem der Felsbrocken zu schieben. Doch nichts geschah. Nadaiya kam ihm zu Hilfe, zu zweit stemmten sie sich gegen den Stein – ohne Erfolg. „Nein, scheiße!!“ jammerte Nadaiya, „Wir werden hier drinnen verrecken!!!“ Zenta versuchte das Schieben an diversen anderen Steinen – nichts geschah. Der Junge stöhnte. „Was für ein Abgang!! Unter einem Tisch in Menuko, und das mit dir!! Verdammt, ich hatte mir einen wahrlich plausibleren Tod gewünscht!!!“ Nadaiya seufzte. „Jetzt verhungern, verdursten und erfrieren wir hier, und über den „Punkt“ haben wir immer noch nicht gesprochen!“ meinte Nadaiya. Er fuhr herum. „Wie kannst du jetzt nur an sowas denken??!!!“ schrie er empört und wurde rot, und als er sich abdrehte, kicherte Nadaiya. „Hab dich nicht so – hey, du hast mir deine Liebe gestanden!“ Er erstarrte. „Was? Wann das??!“ fragte er verdutzt. Sie blinzelte. „Vorhin-...!“ Zenta starrte sie an. „B-bist du bescheuert??!! Niemals!!! Ich hasse Frauen, Nadaiya!!!“ Damit drehte er ihr wieder den Rücken zu. Sie verschränkte die Arme. „Aber du hast mir deine Liebe gestanden!!!“ „Dann nehme ich das jetzt sofort zurück, basta!!“ schnaubte Zenta, und Nadaiya stutzte. „Sowas geht???“ Er schnaubte. „Tsss! Jetzt stirb leise, du nervst mich!!!“ Sie verdrehte die Augen. „Herrgott, Zenta!!! Wir werden vielleicht nur noch einen Tag leben, warum streitest du mit mir??! Ich möchte gerne in Frieden sterben!!“ „Soll ich dich töten?“ Sie erstarrte. „Wa-... was??!!“ „Dann ist es statt langsam und qualvoll wenigstens kurz und schmerzlos,“ erklärte er und zückte sein Messer, „Oder – lieber Genickbruch, ist sauberer!“ „Zenta!!!“ schrie sie auf, „N-nein, was-... ist, wenn die anderen noch leben und uns rausholen könnten??!! – Wehe, du tötest mich!!“ Er seufzte und steckte das Messer ein. „Na gut, war nur ´ne Idee.“ Nadaiya rappelte sich auf und klopfte wild gegen die Felsen. „HAAAALLLLOOO!!!! WIR SIND HIER, HOLT UNS RAUS!!!“ Zenta stöhnte wieder. „Vergiss es, das ist zwecklos!!“ Sie schnaubte beleidigt. „Sei nicht so ein blöder Pessimist!!!“ Nach zehn Minuten hatte immer noch niemand geantwortet, und Nadaiya ließ sich resigniert auf den Boden sinken. „Manno... ...“ Zenta setzte sich auf und neben sie. „Na gut,“ sagte er betreten, „Lass uns angesichts der Situation das Kriegsbeil begraben, Schlampe.“ Sie sah ihn groß an. Zuerst wollte er wegsehen, als er spürte, dass sich sein Magen zusammenzog, doch er hinderte sich selbst daran. „Und... der Punkt...?“ fragte sie leise und klang wie ein verängstigtes Mädchen, und er sah doch zur Seite. „N-...Nadaiya, das halte ich für eine Schnapsidee-... ...!“ Sie lächelte plötzlich. „Hey... es würde dir sicher gefallen... ... Zenta...“ Sie hob eine Hand und strich ihm sanft über die Brust, und er fuhr auf. „Nadaiya!!“ stieß er hervor, und sie kicherte. „Komm...“ flüsterte sie und sah ihm ins Gesicht, während sie die Knöpfe seiner Weste öffnete, „Einmal noch... ... bevor ich in einem Steinhaufen verrecke-...!“ Er war unfähig, sich zu rühren. Sie kam ihm näher, und als sie mit den Händen seine Weste auseinanderzog, schloss sie die Augen und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Er erstarrte zu Salzsäulen und wagte nichtmal, zu atmen, als er plötzlich ihre warmen, weichen Lippen auf den seinen spürte, und als sie sich bewegte, schloss er ebenfalls die Augen, um ihren Kuss zu erwiedern. Sie rutschte dichter an ihn heran und streifte ihm die Weste ab. „Zenta-...!“ stammelte sie, als sie den Kuss beendeten, „Du kannst ja küssen!“ Er sagte nichts. Statt dessen ergriff er ihre Hand, die auf seiner Brust lag, und zerrte das Mädchen näher an sich heran, und sie konnte spüren, wie er zusammenzuckte, als ihre Brüste seine jetzt nackte Brust berührten, und als sie ihn grinsend ansah, ergriff er mit der Hand ihr Kinn und zog es hoch, bevor er sie erneut auf den Mund küsste. Langsam sanken sie auf die Erde nieder, und er begann, über ihre Hüften zu streichen. „WO SEID IHR?!?!“ schrie Liona. Es erfolgte keine Antwort. Schon seit zwei Stunden suchten sie nach Zenta und Nadaiya – ohne Erfolg. „Glaubst du, sie sind überhaupt noch am Leben??“ fragte Osea ängstlich. Liona fuhr herum. „Natürlich! Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, wir finden sie schon! Glaub mir, Osea... hab keine Angst... ich bin sicher, dass sie noch leben...“ Sie wusste nicht, wie sehr sie noch daran glaubte, Zenta und Nadaiya bald zu finden. „Wir suchen jedenfalls weiter, wenn die beiden noch leben, vielleicht sind sie irgendwo eingemauert, und wir können sie schließlich nicht im Stich lassen!“ sagte Tiras ernst, „Siana, bleib du bei Ziddy, wir suchen weiter, o.k.?“ Siana nickte stumm, und die fünf machten sich auf den Weg. Siana blieb am Boden sitzen, Zitans Kopf lag auf ihrem Schoß. Er war noch immer bewusstlos. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange. „Zitan-... bitte-...“ flüsterte sie traurig, „Du musst wieder aufwachen-... bitte-...“ schluchzte sie und beugte sich über ihn. Eine Träne tropfte auf sein Gesicht, und er schlug die Augen auf. „Siana...“ fing er an, und Siana beugte sich noch weiter über ihn, sodass ihr Gesicht vor seinem war, nur eben falschrum. „Z-Ziddy!!“ strahlte sie, „Geht es dir gut-...??!“ „Wo sind die anderen? Was ist los?“ fragte Zitan perplex. „Das Haus ist eingestürzt, wir sind in einem Trümmerhaufen, und die anderen suchen Zenta und Nadaiya,“ erklärte Siana und lächelte. Sie war glücklich, ihn doch lebendig zu sehen. Er hob langsam die Hand und streichelte ihre Wange. „Was??-... Wir sind eingestürzt??? – Garnicht gemerkt-... – Oh Siana-... kleine Prinzessin-... bist du denn in Ordnung?... Du siehst so-... verstört aus-...“ „Ich bin in Ordnung, aber guck dich mal selbst an!... Erinnerst du dich... du hast einen Stein abbekommen-...“ schluchzte sie. Er richtete sich auf. Erst jetzt bemerkte er seinen schmerzenden Rücken, und er brummte. „Ach je-... das ist nur halb so schlimm!... Das-... geht schon...“ Er stand auf, doch Siana merkte, dass ihm das wehtat, denn er verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie stand auch auf. „Bleib lieber noch liegen, die Wunde ist viel zu groß, und du darfst dich nicht überlasten!“ sagte sie besorgt, „Ziddy, bitte!!“ „So ein Unsinn, es geht mir gut!“ protestierte er, „Mal abgesehen davon, dass das verflucht wehtut-... mach dir keine Sorgen, Prinzessin-...! Komm mit, wir sollten eventuell auch die anderen suchen!“ „Warte! Du kannst nicht durch diesen Schutt klettern, sonst kommt Schmutz in die Wunde!“ rief Siana, als er gehen wollte. Er lachte. „Quatsch, hör auf, dir Sorgen zu machen, das macht mich wahnsinnig!“ Er ging. So blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm hinterher zu gehen. Nadaiya schrak hoch. „Hey! Die anderen sind da irgendwo! Ich hab Lionas Stimme gehört-...!“ keuchte sie und setzte sich auf. Zenta stöhnte nur. „Die ist ja auch nicht zu überhören-... – N-Nadaiya-...“ Er erstarrte, als er sie ansah. Sie saß breitbeinig auf seinem Unterkörper, und ihre Bluse war offen und hing ihr halb von den Schultern. Er wurde rot und drehte entsetzt den Kopf zur Seite. „Wa-...??! Nadaiya, was-... – was machen wir hier??!“ Sie sah ihn wieder an und knöpfte lächelnd ihre Bluse zu. „Wonach sieht's denn aus??“ Er zappelte unter ihr. „Runter, runter, aber sofort!!“ schrie er auf, „Oh Goootttt, wer bin ich eigentlich??!! I-ich habe ein Mädchen angefasst!!!“ „Du bist garnicht schlecht,“ lobte sie ihn und küsste ihn auf die Wange, „Und nächstes mal kommt dann der Punkt!!“ „Aaargh!!!“ schrie Zenta und rappelte sich auf, um sofort seine Weste anzuziehen, „D-das war – i-ich dachte, wir hätten nur noch ein paar Stunden zu leben!! Glaub ja nicht, ich hätte das auch gemacht, wenn-...!!“ „HEY!!! WIR SIND HIER!!! HAAALLLLLOOOO!!!!“ schrie Nadaiya, ihn ignorierend, und klopfte gegen die Steine. „LIONA!!“ Es erfolgte keine Antwort. Zenta starrte sie immer noch an. „Ich nehme alles, alles, alles zurück, was ich je nettes über dich gesagt habe!!!“ fuhr Zenta empört auf, und dass sie ihn ignorierte, machte ihn noch wütender. Sie zog eine Schnute. „Och Zenta-...!!“ Doch plötzlich hörten die beiden Schritte – kurz darauf klopfte es heftig gegen den Stein. „Mama???!“ „OSEA!!!“ rief Nadaiya überglücklich und sprang zu dem Stein, an dem Osea geklopft hatte, „Osea!!! Mein Kleines!! Wie geht es dir?!“ „Mir gut, dir auch? Wie geht es Papi??!“ hörten die zwei dumpf Oseas Stimme von draußen, und Nadaiya knuddelte den Stein als mentale Osea. „Oohh, der ist mal wieder sauer...!“ lachte sie, „Zenta, mach mal deine Weste zu, ganz nebenbei-... – Osea, ihr müsst uns hier rausholen!“ „Tun wir!“ rief Osea, und dann: „Liona, kommt her, ich habe sie!!“ Darauf war viel Getrappel zu hören. „Hallo!!!“ rief Liona. „Hey, seid ihr o.k.?!“ hörten sie Tiras rufen. „Nadaiya, du hast dich doch hoffentlich nicht an dem kleinen Zenta vergriffen?!“ rief Vento. Nadaiya lachte. „Doooch!!! Und wie, er war sogar ziemlich gut!!“ „SCHNAUZE, NADAIYA!!!“ brüllte Zenta wutentbrannt und hätte mit dieser Aggression, wenn er gewollt hätte, die ganzen Steine eintreten können. „Also, wie kriegen wir diese Steine hier weg?“ fragte Akaiya. „Mit Psychokinese!“ fiel Liona ein. Akaiya nickte. Sie und Liona stellten sich gegenüber und hielten die Hände aneinander. „Auf dass es uns gelinge!“ grinste Liona und schloss die Augen. Akaiya tat es ihr gleich. Plötzlich wurden beide von einem grellen Licht umhüllt, Lionas Halsband begann zu glühen, und dann fuhr ein Blitz aus dem Nichts zwischen die Hände der zwei, und es entstand eine grell leuchtende Energiekugel. „PSYCHOKINESE!!!“ riefen die beiden und donnerten die Kugel auf den Stein. Das Licht erlosch. Der Stein qualmte. Alle starrten gebannt auf ihn, bis plötzlich ein winziges Bröckchen von dem Stein abfiel. Schweigen. „War das alles?“ fragte Vento. „Die Psychokinese ist zu schwach!“ stellte Liona fest, „Wo ist Ziddy??! – Den brauchen wir jetzt!“ „Den braucht ihr garnicht, er ist schwer verletzt!“ rief Tiras. „Aber er ist Saris Sohn!!“ fuhr Liona ungeduldig auf, „Ich hole ihn!!“ „Redet ihr von mir??“ fragte Zitan plötzlich, der mit Siana auftauchte. „ZIDDY!!!“ tönte es einstimmig von den fünf anderen. „Hey, Liona, mach mal Vitra, ich komm da hinten nicht an!“ lachte Zitan, und Liona grinste. „Darauf hätte ich auch schon vorher kommen können! VITRA!!!!!“ rief sie aus – die Wunde auf Zitans Rücken verschwand. „Habt ihr die zwei gefunden?“ fragte Zitan, und Nadaiya klopfte von innen an den Stein. „Jaaa, juhuuuu, wir sind hier drin!“ quietschte sie, und Siana runzelte die Stirn. „Und wie sollen wir sie da rauskriegen???“ fragte sie. „Mit einem gewissen Zauber namens Psychokinese!“ meinte Liona, „Ziddy, du musst uns helfen, zu zweit schaffen wir das nicht.“ Akaiya stimmte nickend zu. Zitan zuckte mit den Schultern. „Wenn ihr meint...“ Zum zweiten mal hielten die beiden Mädchen ihre Hände aneinander, Zitan stellte sich daneben und hielt wie gewöhnlich die Arme überkreuz. Wieder wurden die Mädchen von grellem Licht umhüllt, und ein Blitz fuhr zwischen ihre Hände und ließ die Energiekugel entstehen. Wieder glühte Lionas Halsband, Zitans Stein an der Kette begann zu leuchten, und er wurde wie damals bei Dione in das dunkelblaue Licht getaucht. Zwischen seinen Händen entstand nun die zweite Energiekugel, die um einiges größer war als die der Mädchen. Die drei öffneten die Augen. „PSYCHOKINESE!!“ riefen sie, und die beiden Kugeln krachten gegen den Stein. Er zerbröckelte zu Staub. Nadaiya und Zenta kamen aus ihrer Höhle, und Osea fiel ihnen um den Hals. „Mama! Papa!“ „Oh, meine Kleine...“ Nadaiya lächelte. Liona tat es ihr gleich und sah zu Zitan und Akaiya hinüber. „Das war voll cool!“ lobte sie, und Akaiya lachte. „Danke!“ „Ist egal, hauptsache, alle sind gesund!“ meinte Zitan gleichmütig, „Kommt, gehen wir raus aus diesem Schrott!!“ Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen, so wühlten sich die neun Kameraden durch den Schmutz ans Tageslicht. Die Sonne schien hell, und die Freunde mussten sich die Augen zuhalten, weil es sie so blendete. „Gott, endlich Licht!“ rief Siana. „Oh Gott!!!“ fiel Tiras plötzlich ein, und er erstarrte. „Was?“ fragte Zenta mürrisch, der seit dem Vorfall mit Nadaiya zwanzig Meter Abstand von ihr hielt. „Die Kizayas!!!! Glaubst du, sie-...??!“ fing Tiras an – da hörten sie ein helles Wieheren. „Kasera!“ strahlte Zitan, als Kasera um die Ecke kam. Ihr folgten die anderen Kizayas. Alle waren wohlauf. Zitan sprang zu Kasera hinüber. „Hey, hast du sie alle gerettet?? Du bist große Klasse, meine Süße!“ grinste er und stupste mit seiner Nase gegen ihre. Sie schnaubte zufrieden, und Zitan klopfte ihr den Hals und sprang auf. „Du bist einfach das tollste Kizaya der Welt!“ meinte er wichtig und legte sich auf ihren Hals. Nachdem alle auf ihre Kizayas gesprungen waren, fiel Tiras etwas ein. „Wir... wir müssen jetzt weiter nach Matiszo... aber-...“ Er brach unsicher ab. „Aber?“ hakte Siana nach. „Aber die Stadt liegt genau auf dem Vulkan!!“ Die anderen starrten ihn so entsetzt an, dass Tiras zurück wich. „Du großer Gott, das ist nicht euer Ernst!“ rief Siana. „Doch, wir haben keine Wahl, wir müssen über den Mt. Fumo!“ erklärte Zenta perplex. „Warum – gehen wir nicht drum herum?“ fragte Zitan, und Zenta machte einige verwirrende Handbewegungen. „Weil das Erdbeben Steine aus dem Vulkan geschleudert hat und der Weg drum herum somit sicher blockiert ist!!! Außerdem dauert das ewig!!“ „Gut, dann gehen wir halt über den Mt. Fumo!!“ meinte Zitan, „Er wird ja wohl hoffentlich nicht gerade dann ausbrechen, wenn wir oben sind!“ Er gab Kasera die Sporen, und sie galoppierte los. Den anderen blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. „Hattest du nicht gesagt, er könnte ausbrechen??“ fragte Nadaiya an Zenta gewendet. „Ich hab doch auch keine Ahnung von Vulkanen!“ rief dieser ärgerlich und trieb Jali an, „Geh mir aus den Augen, Schlampe!!“ Liona indess überlegte sich einen Zauber gegen Feuer. „Hm, Wasser und Eis sind gegen Feuer effektiv, jetzt brauchen wir nur noch einen passenden Zauber! – Eisra, und Topas, Tsunami-... – Tsunami!! Das ist es!“ Die anderen sahen sie an. „Was ist Tsunami?“ fragte Osea. „Ein starker Wasserzauber!“ grinste Liona, „Ziddy, ich müsste ihn dir eigentlich beibringen...“ „Tu das später, wir müssen jetzt vorwärts!“ sagte Zitan, „Ist das Schwarzmagie??“ „Blaumagie,“ sagte Liona, „Und nicht so schwer.“ Zitan nickte nur. Die neun galoppierten eine Zeit bergauf, doch schließlich wurde es so felsig, dass die Kizayas nicht mehr vorwärts konnten. „Dann gehen wir halt! Komm, Kasera, es sind nur noch ein paar hundert Meter...“ meinte Zitan. Die anderen sahen ihn an. „Nur noch...“ wiederholte Vento gereizt. Die neun Kameraden erklommen schließlich den Gipfel des Mt. Fumo und erreichten somit Matiszo. Die Stadt war, was Zenta wunderte, unversehrt von dem Erdbeben. „Also, hier übernachte ich bestimmt nicht!“ erklärte Nadaiya, „Nicht auf einem Vulkan!!“ „Ja, keine Panik, wir essen kurz was, dann geht’s weiter!“ beruhigte sie Zitan. Sie marschierten in ein Restaurant ein und bestellten sich etwas zu essen, und nach dem Essen gingen sie zurück zu ihren Kizayas, die sich etwas von dem Geklettere erholen konnten. Die Luft war stickig in Matiszo, es roch gefährlich nach Schwefel. Zenta rümpfte die Nase. „Gehen wir.“ Zitan nickte, und sie stiegen auf, um den Weg bergab anzutreten. „Hm... zum Glück geht runter schneller als rauf!“ rief Nadaiya aus, und die Freunde gingen los. Sie gingen nach Südosten, immer bergab. Sie hatten etwa ein Drittel des Weges hinter sich, da ertönte plötzlich ein lautes Grollen. Die neun zuckten zusammen. „Nicht schon wieder Erdbeben!!“ rief Osea panisch. Zenta konnte erkennen, wie Nadaiya von oben bis unten langsam kreidebleich wurde. „Was bedeutet das??!“ fragte Vento, „Immer dieses Grollen, und dann-... – wackelt die Erde, was hab ich gesagt??!“ Tatsächlich bebte gerade die Erde. Liona drehte sich um. Sie riss die Augen auf. „Das darf nicht wahr sein...!!!“ „Was ist, Liona, wir müssen weiter, ich will nicht nochmal einstürzen!“ brummte Zitan schlecht gelaunt. „D-d-der Vulkan-...!!“ stammelte Liona, doch Vento unterbrach sie: „DER VULKAN KOMMT!!!“ Erst jetzt erkannten die anderen, dass am Gipfel des Mt. Fumo etwas Rotes auf sie zukam. „Lava...!!“ murmelte Tiras schockiert, und sein Kizaya Yanko stieg schon hysterisch. „NICHTS WIE WEG HIE!!!“ schrie Nadaiya und galoppierte schon los. „Hey, keine Panik auf der Titanic, Feuer ist für alle da!!“ rief Zitan ihr nach, doch dann setzten die acht anderen ihr nach. „MAMA, WARTE!!!“ rief Osea. „Das ist fies, Mac ist so klein!!“ „NUN BEEILT EUCH, DIE LAVA KOMMT IMMER NÄHER!!!“ schrie Liona, die die Bande von hinten mit Selja antrieb. Zitan holte Nadaiya natürlich zuerst ein, da Kasera nach wie vor die Schnellste von allen war. Immer wieder hielt Liona Ausschau nach der Lava, die unglaublich schnell näher kam. „Passt auf, das ist nur der Anfang!! Wenn das Ding spuckt, sind wir erledigt!!!“ rief Tiras. „SCHEISSE!!!“ schrie Vento nur und gab Tojo die Sporen, und die Freunde rannten weiter. „Ja, das darfst du laut sagen!“ beschwerte sich Zitan. „JETZT HÖRT AUF ZU SCHWATZEN!! LAUFT ENDLICH!!!!“ schrie Liona. Sie rannten so schnell es ging den Mt. Fumo herunter, die Lava verfolgte sie unaufhörlich. „Es wird heiß hier, verdammt!!!!“ rief Siana aus, „SCHNELLER!!!“ Liona stutzte. „Tsunami!!“ keuchte sie plötzlich, „Das ist es! – ZIDDY!! KOMM HER!!!“ „Was??! Bist du irre??!“ schrie Zitan auf, „Das Zeug brennt wie Zunder auf uns, wir dürfen es nicht abkriegen, die Kizayas auch nicht, wir müssen hier so schnell es geht verschwinden!“ „O.k., dann lass die anderen vorlaufen, wir können die Lava stoppen, wenn wir uns anstrengen!“ meinte Liona und sprang von Selja. Sie gab ihr einen Klapps auf den Hintern. „Los, lauf, Selja, lauf, so schnell du kannst!“ Selja ließ sich das nicht zweimal sagen. „Was tut ihr??!“ schrie Siana, „Zitan, komm zurück!“ „Lauft voraus, wir kommen nach!“ rief er ihr zu, dann lächelte er kurz. „Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, du bist wirklich eine tolle Prinzessin, wollt ich dir mal sagen!“ „Danke!“ meinte Siana und ritt zögernd mit den anderen weiter. Liona und Zitan blieben allein zurück. Die Lava kam noch immer näher. Wo immer auf dem Berg ein Busch gewachsen war, jetzt brannte er wie nichts. „Hör zu, wir müssen jetzt gemeinsam Tsunami anwenden!“ Liona fing an, sich zu konzentrieren, und schloss die Augen, Zitan tat es ihr gleich. Wie Akaiya und Liona es vorhin getan hatten, hielten die beiden ihre Hände aneinander. Wie vorhin wurden die zwei von grellem Licht umgeben, nur gab es da den Unterschied, dass das Licht, das bei Liona noch sehr grell war, sich bei Zitan langsam in dunkelblau umfärbte. Die Familiensymbole der beiden glühten auf, und dann schoss der Blitz zwischen ihre Hände. Die beiden öffneten die Augen, während eine Energiekugel entstand, die mit jeder Sekunde größer wurde. „TSUNAMI!!!“ schrien beide und donnerten die Energiekugel auf die Lava. Es blitzte, dann entsprang eine riesige Flutwelle aus den Händen der beiden, die sich mit einem lauten Krachen über die Lava ergoss. Ein großer Teil wurde ausgelöscht. Doch oben kam schon wieder neue Lava nach. „Wir müssen uns stärker konzentrieren, sonst klappt es nicht! Wir müssen uns zusammenreißen!“ meinte Liona, und Zitan nickte, noch etwas perplex auf das Wasser starrend. Wieder schlossen die zwei die Augen. Der Vulkan grollte, und die Erde zitterte. Die beiden hielten zum zweiten mal die Hände aneinander und konzentrierten sich, wieder wurden sie von dem Licht umgeben. Der Vulkan schien beinahe zu wackeln, die zwei hätten um ein Haar den Halt verloren, blieben jedoch in ihrer Konzentration. Zum zweiten mal schlug der Blitz mit einem lauten Knall ein, und die Energiekugel bildete sich zum zweiten mal. Die beiden Magier konzentrierten sich weiter, während die Energiekugel immer größer wurde. Bald war sie doppelt so groß wie die erste. Sie öffneten synchron die Augen. „TSUNAMI!!!“ schrien sie zum zweiten mal. – Genau da brach der Vulkan aus. Er explodierte förmlich, Feuer und glühende Steine flogen aus dem Krater. Die beiden ließen sich nicht beirren und schmetterten die Energiekugel diesmal genau auf den Krater. Die Energiekugel verschwand darin – kurz darauf sprang die zweite Flutwelle aus den Händen der zwei, sie war mehr als doppelt so groß wie die erste, und ergoss sich über den gesamten Krater. Sofort hörte er auf, Feuer zu spucken. Die beiden sahen sich an. „Juhu, wir haben’s geschafft!!“ rief Liona grinsend. Doch der Vulkan bebte plötzlich wieder, und Zitan schrak hoch. „Liona-...!“ keuchte er, als die zwei aufstanden, „D-der ist nicht tot...!! – Theoretisch-... ist der Druck jetzt so stark-... dass er die gesamte Flutwelle gleich ausspucken wird-... DAS GIBT ´NE WAHNSINNS SINTFLUT!!! WIR MÜSSEN AUF DER STELLE HIER WEG!!“ Liona sah ihn entsetzt an. „Du hast recht!! D-der spuckt das Wasser wieder aus!!! Komm mit, bevor es zu spät ist!“ „Warte, nehmen wir Kasera, die ist schneller!“ meinte Zitan, setzte Liona rasch auf Kasera und sprang selbst hinterher. Kasera rannte, was das Zeug hielt. Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall – der Vulkan war explodiert. _______________________ Zenta und Nadaiya sind so böse XDDD *hust* Kapitel 37: Weiter nach Osten ----------------------------- Die anderen waren am Fuße des Mt. Fumo angekommen. „Was ist denn das??!“ fragte Siana und deutete auf die riesenhafte Flutwelle, die aus dem Vulkan auf sie zugeschossen kam. „D-der Vulkan spuckt die Tsunami wieder aus??!!“ schrie Tiras und riss Yanko herum, „Nichts wie weg!!!“ Da kamen Liona und Zitan angaloppiert, Liona sprang aus dem Galopp noch auf Selja, bevor sie schrie: „WIR MÜSSEN SOFORT HIER WEG!! DAS IST EINE SIIIINNTTTFLUUUTTT!!!“ Die anderen schrien auf und wendeten ihre Kizayas, dann galoppierten sie so schnell es möglich war davon. Doch sie wussten: sie hatten keine Chance, der Flutwelle zu entkommen, die bedrohlich über ihnen herschwappte. Aus dem Vulkan kam ein Grollen, als die Erde bebte. „Ohhh nein!!!“ heulte Osea, „Wir werden alle ertrinken!!!“ „Liona!!“ fuhr Zenta plötzlich auf, „Was ist mit Topas??!! Wenn man das Wasser einfriert, wäre das erledigt!!“ Liona schrak hoch. Topas-...??!! „Hah!!“ rief sie aus und bremste, „Zid, schnell!! Wenn wir uns anstrengen, können wir es schaffen – alleine bräuchte ich ´nen Mega-Saphir, um diese Welle zu stoppen-...!“ Zitan wendete Kasera. „Los, haut ab!!“ rief er den anderen zu, bevor er von Kasera sprang und sich Liona gegenüberstellte, die Hände gegen ihre haltend. Wieder wurden sie von Licht umgeben, der Blitz schlug ein, und eine hellblaue Energiekugel bildete sich. Die beiden öffneten die Augen. „TOPAS!!“ schrien sie gleichzeitig und schmetterten die Kugel auf die heranrollenden Fluten. Mit einem Schlag und einem lauten Krachen wurden die Wassermassen eingefroren und blieben starr. Liona sah auf und verfolgte mit den Augen die gefrorene Flutwelle, die vom Krater des Mt. Fumo bis kurz vor ihre Füße reichte und sich über mehrere hundert Meter vor ihnen aufbäumte. Sie waren gerettet! Liona drehte sich zu Zitan um, der das Ganze erstaunt beobachtete. „Weißt du was??-... Du bist klasse!“ rief sie und fiel ihm um den Hals. „Wer ist denn hier klasse, das war erstens deine Idee und zweitens dein Anschlag!“ protestierte Zitan und kratzte sich am Kopf, und Liona sah ihn ernst an. „Das warst du, Ziddy!!“ rief sie aus, „Du, du bist Kasko Saris Sohn!!“ Zitan schwieg. „Deine Familie-... war die mächtigste ganz Seydons-...“ flüsterte Liona ehrerbietig und sah Zitan an, „Und jetzt ist ihre Macht zurückgekehrt-... mit dir... Zitan-... – du wirst genauso stark wie dein Vater, glaub mir!“ Zitan brummte. „Hör auf damit, ich werd ja gleich rot! Wir müssen weiter! Übermorgen abend kommen wir in Tenkubo an! – Auf geht’s!“ meinte er und sprang auf Kasera. Die neun ließen die gefrorene Flutwelle hinter sich und galoppierten los in Richtung Südosten. Gegen Abend erreichten sie ein kleines Dorf mit Namen Juno. Nachdem man eine Herberge gefunden hatte, quartierte man sich in einem Vierer- und einem Sechserzimmer ein. „Also, Leute, gute Nacht, man sieht sich morgen!“ rief Akaiya. „Ja, gute Nacht!“ antwortete Zitan, als die Freunde in ihren Zimmern verschwanden. Akaiya schloss die Tür zum Mädchenzimmer. „Nach dem, was wir in den letzten Tagen durchgemacht haben, bin ich verdammt müde...“ meinte Siana, „...erst das Erdbeben, dann der Vulkanausbruch, dann die Tsunami-...! – schrecklich!!“ „Ich kann gut verstehen, dass dir die Reise nicht sonderlich gefällt-...“ seufzte Osea und zog ihre Hose aus, „Der arme Mac ist auch total fertig!!“ „Du brauchst ein neues Kizaya, Süße,“ sagte Liona kopfschüttelnd, und Siana sah Osea jetzt an. „Was soll das heißen, ich mag diese Reise!“ Sie strahlte, während sie ihr Kleid auszog und ins Bett kletterte (schließlich hatte niemand einen Schlafanzug, folglich schliefen sie meistens in Unterwäsche). Die anderen Mädchen sahen die Prinzessin an. „Meinst du das ernst?“ fragte Akaiya erstaunt, und auch Liona verzog das Gesicht zu einer fast erschütterten Grimasse. „Auf einmal???“ „Klar!“ lachte Siana unbeschwert, „Ich – mir ist klar geworden, dass es im Schloss-... langweilig war-... ich war gefangen in meinem goldenen Käfig und kannte nichts anderes, aber-... jetzt kenne ich euch-...“ Sie lächelte. „Du meinst Ziddy!“ lachte Nadaiya, und Siana schrak hoch. „W-was??!!“ Nadaiya kicherte. „Du bist doch totaaaal in ihn verknallt, gib's zu!!“ Siana starrte sie an und wurde unweigerlich rot im Gesicht. „Das ist nicht wahr!!!“ schrie sie, „Wie kannst du sowas behaupten??!“ „Na, du schmeißt dich doch alle drei Minuten munter an ihn ran!“ lachte Nadaiya, „Gib’s doch zu, du magst ihn total!“ „Du kannst es ruhig erzählen, wir verraten es bestimmt nicht!“ versprach Liona. Sie war – genau wie die drei anderen – neugierig, ob Nadaiya wirklich recht hatte. Siana schwieg. „Was interessiert euch denn das??!“ schnappte das Mädchen verlegen, „D-das kann euch doch egal sein!-... Komm du erstmal mit deinen eigenen Gefühlen klar, Nadaiya, bevor du dir über die der anderen den Kopf zerbrichst!“ Nadaiya sah sie an. „Wie, ich???“ fragte Nadaiya, und Siana sah zum Fenster, bevor sie das Gesicht verzog und fast böse dreinschaute. „Ich weiß ganz genau, was zwischen dir und Zenta abläuft! Ich weiß von der Wette, und ich finde es ziemlich gemein, so mit ihm zu spielen!! Denk doch nur, wenn er sich nun wirklich in dich verliebt, und du verarschst ihn nur! Damit kannst du die Gefühle anderer bis ins Tiefste verletzen!“ Nadaiya blinzelte. „Woher-... weißt du denn von der Wette???“ fragte sie, und Siana grunzte. „Weil Vento im Schlaf geredet hat!!“ Liona brach lauthals lachend auf dem Boden zusammen, obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon Siana redete – was für eine Wette? Und wieso spielte Nadaiya mit Zenta? „Wehe, du erzählst Zenta was davon!“ rief Nadaiya, „Aber, hey, es klappt ganz gut!“ „Super-...!!“ „Hey, hey!!“ unterbrach Osea die zwei, „Siana, wir wollten doch von dir was wissen! Was ist nun mit Ziddy???!“ Sie schrak auf. „Ähm – nichts, was fällt euch ein??!“ „Wheee!“ machte Nadaiya, „Du liebst ihn!!“ Siana sah auf die Bettdecke. „N-...nein...“ stammelte sie, und Liona lächelte. „Hey, ist doch kein Problem!“ meinte die Mesumanierin gut gelaunt, „Du und Ziddy seid aber auch ein süßes Pärchen, haha!“ Siana wurde nur noch röter. „Unverschämtheit-... ...“ Siana legte sich hin, und die anderen taten es ihr gleich, und schon bald herrschte Stille in Juno. Am nächsten Morgen regnete es draußen in Strömen. „So ein Mistwetter!“ schimpfte Vento und rollte sich aus dem Bett, worauf er zu Boden plumpste, „Aua...“ „Es gibt kein schlechtes Wetter!“ schnaubte Zenta, „Nur unpassende Kleidung!! – Zid, hoch mit dir, wir müssen weiter!!“ Zitan stöhnte. „Wollen wir nicht wenigstens den Schauer abwarten-...???“ „Du kannst mich mal kreuzweise, du fauler Sack!!!“ Zenta trat nach seinem Freund, „Los, steh schon auf!!! Was willst du noch Stunden in diesem Kaff rumgammeln??!!“ „Wir haben ja noch die Mädchen,“ gähnte Vento, und Tiras kicherte, Zenta fuhr herum. „Du Perversling, schäm dich gefälligst-...!!“ Tiras zeigte plötzlich auf Zenta und fing an zu lachen. „Na, erzähl doch mal, was du alles mit Nadaiya getrieben hast, als ihr in den Felsen eingeschlossen wart!!“ Zenta starrte ihn an. „WAS, ICH??!“ polterte er los, „GARNICHTS!!!!“ „Ich hab genau gehört, wie sie gesagt hat, dass du deine Weste zuknöpfen sollst!“ grinste Tiras, und Zenta verschränkte die Arme. „Hallo??!!“ „Waaas, Zenta hatte endlich sein erstes Mal??!!“ gackerte Vento, und Zenta trat ihm mit solcher Wucht gegen das Schienbein, dass der Junge aufschrie und zu Boden purzelte. „Für wen haltet ihr mich??!!“ schrie er aufgebracht, „Ausgerechnet mit Nadaiya??!! Nein, danke!!! – Und dann auch noch ein einem Trümmerhaufen, wie [ї]passend!!“ Da flog die Tür auf, und die Mädchen kamen herein. „Heihoya!!“ rief Siana laut, „Naaa, ausgeschlafen??!!“ „Passt bloß auf, Zenta schlägt um sich, er ist sauer auf Tiras!“ warnte Vento und rieb sich das Schienbein, „Mann, du Arsch!!“ Osea hüpfte auf und ab. „Können wir weiter???“ Gesagt – getan. Die neun machten sich auf den Weg weiter nach Südosten. Gegen Abend machten sie Halt und machten es sich so gemütlich, wie das halt im Wald möglich war. „Haben wir noch was zu essen?“ fragte Siana und kauerte sich neben das Feuer auf den Boden. „Will ich hoffen, ansonsten haben wir die Arschkarte gezogen,“ entgegnete Zitan lässig, „Zenta, wo ist denn dein Rucksack, du hattest doch das ganze Essen, oder hast du das zwischen den Steinen mit Nadaiya aufgefuttert??“ „Als ob ich Nadaiya was davon abgegeben hätte!“ schnaubte Zenta, und Tiras und Nadaiya glucksten schon wieder, Vento traute sich nicht mehr, Zenta zu ärgern, seit sein Bein den ganzen Tag noch wehgetan hatte. „Dann rück es raus, ich hab Hunger!“ rief Liona und lachte, und Siana seufzte. „Wann hast du eigentlich keinen Hunger...?“ „Scheinen Mesumanier so an sich zu haben, Ziddy hat auch ständig Hunger!“ stellte Tiras fest, „Pöf!“ machten Zitan und Liona und spielten beleidigt. Das Essen war knapp. Sie teilten sich zu neunt zwei Tikanas, die Zenta noch in seinem Rucksack gefunden hatte, aber das Fleisch war schnell alle. „Mann, das reicht irgendwie nicht, ist da wirklich nichts mehr??“ fragte Vento und warf einen abgenagten Knochen hinter sich. Zenta hielt den Rucksack verkehrtrum, und nichts fiel heraus, weil er leer war. „Nö, nichts!“ sagte der Braunhaarige zur Bestätigung, und die anderen seufzten. „So’n Mist!“ „Jetzt kriegen wir Liona nicht satt!“ lachte Nadaiya, und der Rest stimmte ihr zu. „Siana, schieß nochmal ´n Tikana!“ meinte Zitan grinsend. Siana zuckte mit den Schultern. „Wenn eins vorbeikommt...“ „Nöö, du musst schon aufstehen!“ rief Tiras, und Siana brummte. „Ach komm, ich helf dir, wir holen schnell was zu essen,“ erklärte Liona, „Man kann sie schon vorbraten, wozu hat man denn Furia??!“ „LIONA!!“ „Nein, gute Idee, ich komm mit!“ meinte Zitan und stand auch auf. Die drei verschwanden im Wald. „Auf was für Ideen die kommen-...“ murmelte Tiras, „Aber praktisch ist es ja!“ „Tikana-Liefer-Service!“ lachte Nadaiya, und auch die anderen glucksten. „Also,“ erklärte Liona Zitan, „Wenn ein Tikana kommt, schießt Siana auf es, und dann machst du Furia, aber nicht zu doll, sonst verkohlt es!“ Zitan grinste. Liona hatte ihm gerade die einfache Technik des Furiazaubers erklärt, und nun warteten die drei. Plötzlich bewegte sich der Busch, und ein Tikana hüpfte heraus. Siana schoss, und das Tikana fiel zu Boden, darauf wendete Zitan Furia an, und dann nahm Liona das gegrillte Tikana auf. „Und noch eins!“ Das zweite Tikana kam aus dem Gebüsch, wieder schoss Siana, aber diesmal traf sie daneben. Zitan ließ sich dadurch nicht beirren und grillte es trotzdem. Liona lachte. „Juhu!!“ rief sie aus, „Du lernst richtig schnell zaubern, Ziddy! Jetzt kannst du schon Psychokinese, Vitra, Tsunami, Topas und Furia! Yay!!“ Zitan lachte. „Mann, bin ich gut...“ „Mmh, jetzt fehlt noch Blitzra, um die Elemente durchgehauen zu haben,“ meinte Liona, „Dann hast du Feuer, Wasser, Eis und Blitz durch!“ „Ah...“ machte Zitan, während Siana die gegrillten Tikanas aufnahm. „Hmm,“ machte Liona nachdenklich, „Messerklinge solltest du können – Kontra und Opina sind besonders wichtig, die sind aber einfach!“ „Was ist Opina?“ fragte Zitan, und Liona nickte. „Ein Aufhebungszauber, der alles angezauberte wieder rückgängig machen kann – außer Schwarzmagie, die kann man nicht rückgängig machen, das macht sie auch so gefährlich! – Später wirst du auch Blaumagie lernen-... Topas und Tsunami kannst du ja schon! Ah, und Psychokinese natürlich!-... Dann lernst du Turmalin und Messerklinge, oder Jade, der ist klasse!“ „Jade?“ fragten Siana und Zitan im Chor. „Die stärkere Form von Terra!“ erklärte Liona, und Zitan sah ein, dass er noch eine Menge zu lernen hatte, bevor er in die Fußstapfen seines Vaters treten konnte. Die drei marschierten zurück zum Lager. „Juhu, jetzt gibt’s Essen!“ freute sich Osea, und die anderen nickten. „Wurde auch Zeit!“ Nach dem Essen war es schon reichlich spät geworden. „Lasst uns schlafen gehen-... sonst schlafen wir morgen auf dem Weg nach Tenkubo ein,“ meinte Tiras. Die acht anderen stimmten ihm zu, so schnappten sie sich ihre Decken und rollten sich auf dem Boden zusammen. „Und wehe, es regnet wieder,“ murmelte Vento noch, dann war Stille. Später sah Siana auf. Es schien nicht zu regnen. Der Himmel war klar, und man konnte die Sterne sehen. So viele-... ich habe in Sentaria nie so viele Sterne gesehen-... wie anders doch der Rest der Welt ist... Sie lächelte sanft. Neben ihr regte sich plötzlich etwas, und sie drehte sich um. „Prinzessin, warum bist du denn noch wach?“ fragte Zitan, der durch irgendwas aufgewacht war. Sie sah ihn an. „Ich kann nicht schlafen-... ich hab mir nur gerade den Himmel angeguckt-...“ Zitan grinste. „Sehr interessant, nicht wahr?“ Siana lachte leise. „Ja...“ Sie schwieg kurz. „Glaubst du, mein Vater ist auch da oben?“ fragte sie dann, und Zitan sah sie an. „Ich weiß nicht,“ sagte er, „Meine Mutter-... hat mir früher einmal erzählt, die Sterne wären die Seelen der Toten, die über die wachen, die sie zurückgelassen haben-... die Nacht behütet die toten Seelen, wie sie uns behüten-...“ Er seufzte, als er daran dachte, dass auch seine Eltern jetzt auf ihn herabsehen würden. „Aber ob das für dich auch gilt, weiß ich nicht, weil der Glauben der Menschen völlig anders ist!“ „Ich weiß...“ Siana sah zum Himmel empor. „Weihnachten ist zum Beispiel bei uns ein ganz anderer Anlass als bei euch! Bei euch feiert man die Geburt Christi – bei uns feiert man die Versöhnung von Tija und Chinon.“ „Aha-...?“ machte Siana ungläubig, und Zitan sah wieder in den Himmel. „Tija ist die Göttin des Lebens und Chinon der Gott des Todes. Die beiden haben sich irgendwann einmal sehr gestritten, und am vierundzwanzigsten Dezember haben sie sich dann vertragen und ihre Mächte eingeteilt. Und aus dieser Nacht entstanden zwei Kinder der beiden, nämlich Mikoma und Dano, die dann die Gottheiten des Tages und der Nacht wurden. Dabei zählt Chinon die Göttin der Nacht als sein Lieblingskind, während Tija den Gott des Tages bevorzugt-... und weil Chinon stets ein Auge auf die Nacht wirft, sieht man nachts die Seelen der Toten als diese hellen Punkte, die wir Sterne nennen-...“ Siana lächelte. „Das ist eine schöne Geschichte-...“ sagte sie gerührt, „Die-... musanischen Mythen sind wunderschön...“ Sie zitterte. Zitan sah zu Siana herüber. „Was ist denn, ist dir kalt?“ „Ja-...“ meinte sie leise, „Ein bisschen schon...“ Zitan sah sie an, dann rutschte er zu ihr hinüber und schloss sie vorsichtig in die Arme. „Du sollst ja nicht erfrieren-...“ grinste er, und sie lächelte, als sie spürte, wie ihr wärmer wurde, als er sie so sanft berührte. „Das ist lieb, sehr lieb-... ich... ich-... ...“ Sie sah ihn an, und er sah zurück. Langsam näherten sich die beiden, bis sie ganz dicht voreinander waren. Doch dann wendete Siana den Blick von ihm ab und kuschelte sich an ihn. Er wollte etwas sagen, dennoch ließ er es und nahm sie fester in die Arme. „Siana... Prinzessin...“ murmelte er in ihre schönen, langen Haare, und drückte sie fester an sich heran. „Gute Nacht-... schlaf schön...“ flüsterte Siana schon im Halbschlaf – Zitan lächelte. „Werd ich tun!“ Schon bald herrschte Stille, und die beiden waren eingeschlafen. _____________________ ja oô' nix zu sagen glaube ich o.o Kapitel 38: Verhängnisvolle Verwechslung ---------------------------------------- Am nächsten Morgen war es – wie immer – Tiras, der aufwachte und die anderen weckte. Nachdem er alle anderen geweckt hatte, hielt er inne, bevor er Zitan und Siana wecken wollte – die beiden lagen noch genauso da, wie sie eingeschlafen waren. „Nun seht euch das bitte mal an!“ rief er aus, und der Rest kam herbei. „Schweinerei!!“ platzte Zenta heraus, „Er kann es einfach nicht lassen, dieser Lüstling-...!!“ „Oha, oha...“ murmelte Vento nur. Tiras tippte Zitan und Siana kurz an. „Was is‘n los?...“ murmelte Zitan verschlafen. Siana wachte auch auf und schrie erstmal. „Huch!!!“ schrie sie auf, „T-tut mir wahnsinnig leid, das wollte ich nicht!!!“ Nadaiya grinste. „Wieso, es hat ihm doch gefallen!“ „Hör auf, zu quatschen, wir müssen weiter, sonst holt Kindarn uns noch ein!“ unterbrach Zitan die Diskusion – er konnte ja nicht ahnen, dass Kindarn bereits in Tenkubo war. Auch die neun Kameraden erreichten am Spätnachmittag Tenkubo, die Hauptstadt des riesigen Landes Menoyatio, das sich bis zur südlichsten Spitze Islasiras hin erstreckte. „Also, wir nehmen einfach das nächste Schiff, das kommt! Egal, wohin es fährt,“ erklärte Zitan beiläufig, während die Freunde nach einem Hotel Ausschau hielten. „Wartet! Wir müssen wenigstens Fahrkarten klauen!“ stellte Liona fest, und Zitan stimmte ihr zu. „Hmm, gut, dann gehen wir aber essen!“ „Du immer und dein Essen...!“ knurrte Zenta. Die neun wanderten also zurück zum Hafen – bis ihnen plötzlich jemand den Weg versperrte: Kindarn. „Was??!“ Zitan fuhr zurück, „Wo kommst du denn her?!“ „Das geht gegen die Strategie, der dürfte noch garnicht hier sein, er war in Sizo, als wir ihn das letzte mal gesehen haben!“ stellte Zenta fest. Kindarn lachte. „Hahaha! Glaubt ihr, ich bin dumm?! Ich bin ja nicht so faul wie ihr und gehe über die Städteregion da hinten! Wir sind quer über Land marschiert und waren schon gestern hier! Hahaha! – Jetzt seid ihr dran! Soldaten! Schnappt euch Akaiya, die Prinzessin und die anderen, ich werde mir die Mesumanier vorknöpfen!“ Die Soldaten kamen auf die neun zu. „Ha!! Niemals ergebe ich mich kampflos!“ schrie Zitan, riss sein Schwert hervor und sprang von Kasera. Kasera wieherte aufgeregt. „Los, wir wehren uns!“ rief Liona, sprang auch ab und zog ebenfalls ihr Schwert hervor. Der Rest zog ebenfalls die Waffen, Tiras gab Osea ein kleines Taschenmesser, damit sie wenigstens auch etwas hatte. Die Soldaten zogen jetzt auch ihre Schwerter hervor. „Na super,“ sagte Zenta und zückte mit einer Hand gleich drei seiner kleineren Messer, „Ziddy und seine große Klappe!“ Doch Liona zog ihn am Arm. „Warte – irgendwas ist anders als sonst!“ „Auf einen fairen Kampf, Sari... einen wirklich fairen Kampf, hähähä-...“ Kindarn grunzte fast wie ein Schwein. Zenta und Liona fuhren herum, als Kindarn plötzlich wie ein geölter Blitz nach vorne schoss, auf Zitan zu, der garnicht wusste, wie ihm geschah – „ZIDDY, RUNTER!!!“ bellte Zenta ihn an und war mit einem Satz zu ihm gesprungen und stieß ihn so heftig zu Boden, dass der Blonde noch einige Meter über das Pflaster rutschte, während Kindarns Schwert mit einem sauberen Schnitt Zentas Weste zerteilte. Die anderen schrien auf, und Zitan hustete. „Z-Zenta??!!“ Zenta seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, jetzt oben ohne. Die Hälften seiner grünen Weste segelten zu Boden. „Pff... keine Sorge, nur der Stoff. Pass besser auf deine Deckung auf, Zid, sonst bringst du dich eines Tages noch um!“ Zitan rappelte sich auf, und Nadaiya starrte Zenta die ganze Zeit wie gelähmt an. Wooow... verdammt, er... sieht so scheisse gut aus...! Kindarn unterbrach ihre Gedanken. „AUF SIE!!“ Jetzt begann eine große Schlacht. „Euch mach ich fertig, ha! TERRA!!!“ schrie Liona und versteinerte einen Soldaten, den Tiras zu Boden geschlagen hatte. „Ich auch!“ rief Osea und wollte gerade pseudo-kampflustig das Taschenmesser heben, da packte sie ein Soldat. „AAAAAHHH!!“ „OSEA!!!“ schrie Nadaiya und sprang dazu, stach den Soldaten nieder und rettete ihre ‚Tochter‘. „SCHNAPPT SIE EUCH!!!“ schrie Kindarn, bevor Zitan ihm mit dem Schwert quer über das Gesicht schnitt. Der General schrie auf und sprang zurück. „Oh, Sari, du begreifst anscheinend nicht, dass ich ein Schwarzmagier bin!! Und du kannst Psychokinese! Hahahaha!“ „Denkste!“ schrie Zitan, „TSUNAMI!!!“ Eine gigantische Flutwelle ergoss sich über den Hafen von Tenkubo, und Kindarn wurde ins Meer gespült. Inzwischen waren viele Leute am Hafen angekommen und sahen mit Entsetzen dem grauenvollen Spektakel zu. „Holt die Polizei!“ riefen einige aufgeregt. „Krieg in unserer Stadt!!“ „Hilfe, zu Hilfe!!“ Kindarn tauchte auf. Er prustete erstmal und war äußerst wütend. „Tsunami, soso-...“ knurrte er, „Kannst du denn-... auch das hier?!!“ Kindarn streckte die Arme aus, und grüne Strahlen kamen daraus hervor und trafen Zitan in den Bauch. „Scheiße! Ich hasse Tsavorit!“ rief Zitan ärgerlich. „PSYCHOKINESE!!!“ fuhr er fort, und Kindarn wurde beinahe zwei Meilen weiter weg ins Meer gefegt. Doch er teleportierte sich schnell zurück an Land und lachte höhnisch. „Jetzt bist du dran, und weder Psychokinese noch Tsunami werden dich davor bewahren!!“ „Versuch’s doch erstmal mit mir, du Mistkerl!“ rief Liona, und Kindarn fuhr herum. Dann ging er höhnisch grinsend auf Liona zu. „Kizalos‘ Tochter-... soso...! Sehr angenehm-... Eure-... MAJESTÄT!!!“ Er holte aus und stach zu. Liona wich zur Seite aus. „Ha! TSAVORIT!!!“ schrie Liona auf, jetzt wurde Kindarn von grünen Strahlen getroffen und schrie auf. „Du-...!! Du missbildetes Weib-... DIR WERDE ICH BEINE MACHEN!! HAAA!!!“ Er schrie auf und wollte sich auf Liona stürzen, doch Zitan sprang davor und Kindarn traf ihn mit dem Schwert in den Arm. Liona erschrak. „Nicht, Zid! Warum machst du das???!“ „Ist o.k., Liona, helf lieber den anderen! Na los!“ forderte Zitan. Da ließ Kindarn von ihm ab und stand auf. Höhnisch sah er auf ihn herunter. „Sari-... deine Familie hat dem Planeten nur Ärger gemacht! Dein Vater-... und nun du!! Ich werde den König gar fürchterlich an dir rächen!! Du wirst dafür mit dem Leben bezahlen müssen, Sari!!“ „Fasel nicht!! Komm, kämpfe mit mir, wenn du dich traust!! KOMM DOCH!!!“ schrie Zitan und sprang auf. Kindarn schrie und stürzte auf Zitan los, Zitan sprang hoch, Kindarn lief unter ihm durch, und Zitan sprang auf ihn drauf und schnitt ihm mit dem Schwert über den Rücken. Kindarn schrie auf. „Das wirst du büßen, Sari! HAAA!“ Kindarn streckte die Hand aus, Feuer schoss aus seinen Fingern und traf Zitan schwer am Bein. Er schrie kurz auf, bevor er vor Schmerz zusammenbrach. Eine große Brandwunde entstand auf seinem Bein, und er biss die Zähne fest zusammen, um nicht zu schreien. Kindarn lachte. „Ooooooh, hast du dir wehgetan...??!“ Er beugte sich zu Zitan herunter und sah ihm in das schmerzverzogene Gesicht. Dann nahm er sein Schwert und setzte die bereits blutüberströmte Klinge an Zitans Kehle an. „Welch ein... Triumph...!“ „D-...denkste!!!“ zischte Zitan, riss Kindarns Schwert zur Seite und sprang auf, wobei ein heftiger Schmerz in sein verwundetes Bein stach. Dann schwang er sein Schwert herum und traf Kindarn an der Schulter. Blut spritzte. „Na wartet!“ rief Nadaiya indessen, die zum vierten mal Osea befreien musste. „Warum macht Zenta das eigentlich nicht, er hat auch das Sorgerecht als Vater!“ meinte Tiras spaßeshalber. Zenta knurrte. „Ich – habe zu tun, tut mir leid!!!“ schnaubte er und sprang zurück, als sich zwei Soldaten auf einmal auf ihn stürzen wollten, der Junge fuhr herum und warf dem ersten gekonnt ein Messer in die Kehle und durchtrennte die Halsschlagader des Mannes, sofort fiel er röchelnd zu Boden, eine Blutfontäne spritzte aus seinem Hals. Dem anderen Soldaten rammte Zenta das Schwert in den Bauch, und auch dieser ging röchelnd zu Boden. „Und tschüß!“ rief Siana und schoss einem weiteren Soldaten einen Pfeil mit Lomina-Pulver in die Brust. Er stürzte zu Boden und schrie. „Ich erlöse ihn, ja??“ fragte Nadaiya Siana und hob ihr Schwert, und Siana drehte sich ab, als Nadaiya dem Soldaten den Garaus machte, indem sie ihn mit dem Schwert enthauptete. „Mein Gott, sind das heute viele!“ rief Vento erschrocken. „Ich hasse das-...“ meinte Siana und sah sich um. Da entdeckte sie Zitan und Kindarn. Kindarn hatte sich wieder einigermaßen erholt und war nun dabei, auf Zitan einzustechen, meistens konnte der Junge die Angriffe abwehren, doch ab und zu traf Kindarn ihn dann, so hatte er einen tiefen Schnitt in die Seite bekommen. „Oh Gott, Ziddy-...!!“ wisperte Siana erschrocken. Da packte sie ein Soldat am Handgelenk. „Ha, jetzt hab ich dich!“ „Denkste!“ rief Siana und stach mit dem Pfeil zu, den sie gerade so passend in der Hand hatte. Der Soldat schrie wie am Spieß, und ehe Siana sich versah, fing er plötzlich Feuer und ging schreiend zu Boden. „Wuaahh!!“ schrie Siana, und sie sah Liona, die hinter dem Soldaten gestanden hatte. „War bloß Furia!“ Zwei andere Männer der Armee versuchten indessen vergeblich, Akaiya zu schnappen. Doch sie wehrte sich geschickt mit Magie und ihrem Dolch. Doch plötzlich schlug ihr ein Soldat den Dolch aus der Hand. „Na warte, Kleine-... du bist mit uns gekommen und wirst auch mit uns gehen, kapiert?!“ „Du-... du Missgeburt-... Sari-...!! – Ich werde dich töten... und in zehn Jahren spricht keiner mehr von der Sari-Familie!! Hahaha!!!“ schrie Kindarn. Er holte aus. „GENERAL!!!“ „Häh?!?“ Kindarn hielt inne und drehte sich um, „Was ist?!“ „Wir haben Akaiya!“ meldete ein Soldat, und Kindarn starrte ihn an, da erblickte er Akaiya, die sich zappelnd gegen die Soldaten wehrte, die sie unsanft fesselten. „Ja, seid ihr wahnsinnig??!“ fuhr Kindarn seine Männer an, „Wie geht ihr mit ihr um?! Das gibt Ärger!!!“ Zitan sah ihn an. Irgendwie komisch – warum bedeutet sie ihm so viel??? Weil sie wahrsagen kann??! Nein, irgendwas-... anderes ist da noch... „Kindarn!!“ rief Zitan aus und hob sein Schwert, „Wer ist das Mädchen??! Antworte gefälligst!!“ Kindarn sah ihn an. „Wie, du weißt nicht, wer sie ist?!“ lachte er bösartig, „Das wird sie dir verraten können! Männer!! Kommt her!“ Kindarn und seine Truppe versammelten sich um Akaiya. Die acht Freunde standen nun auf der anderen Seite. Siana blickte immer wieder ängstlich zu Zitan herüber, der zwar ziemlich mitgenommen aussah, aber noch immer nicht den Eindruck machte, müde zu werden. Es herrschte Stille. „Nun??!“ schrie Zitan, „Wer ist sie denn?!“ „Akaiya...?!“ Kindarn sah sie böse grinsend an. Sie schwieg und sah verbittert zu Boden. „AKAIYA!!! Sag ihm die Wahrheit! Du liebst ihn doch!“ Akaiya sah auf. „Du bist... ein hoffnungsloser Narr, General!“ schnappte sie, und Kindarn lachte wahnsinnig. „SAG ES!!!!! NA LOS!!!“ Akaiya starrte stur auf die acht Kameraden, die ihr in einiger Entfernung gegenüberstanden. „Mein Name – ist Akaiya!!“ rief sie laut und deutlich, „Und ich bin – die Tochter der Thanata!!“ Zitan war nicht der Einzige, der zu Tode erschrak. Seine sieben Freunde taten es ihm gleich. „WAS?!!“ platzte der Blonde dann hervor. Das konnte nicht sein! Thanata hatte eine Tochter! Und – die war die ganze Zeit mit ihnen gereist! Kindarn lachte. „Haha! Sie ist die Tochter der großen Herrscherin!! Seid nett zu ihr, Sari!!“ Mit diesen Worten stürzte er sich nach vorne. Zitan tat es ihm gleich. Alle anderen blieben stehen wie erstarrt. „PSYCHOKINESE!!“ brüllten beide Kämpfer zugleich, und die Psychokinesen donnerten aneinander. Es entstand eine riesige Energiekugel, die explodierte. Die beiden wurden zu Boden geschmettert. „Oh Gott!“ wisperte Siana schockiert. Doch Zitan und Kindarn waren schon wieder auf den Beinen. „Los, kommt, wir müssen eingreifen!“ rief Nadaiya. „Nein, haltet euch raus!!!!“ schrie Zitan, während er Kindarn mit dem Schwert einen Hieb verpasste, „Das ist ein Zweikampf, kapiert?!“ „He, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Stärke zu beweisen, Zid, wir wissen, dass du der Tollste bist!“ meckerte Vento. Zenta rammte ihm seinen Ellenbogen in die Seite. „Hüte dein verschandeltes Maul!!“ zischte er ärgerlich, „Es ist seine Sache, und wir halten uns raus, kapiert??!!“ „Na warte, du Bürschchen, mit dir bin ich fertig! HAAAA!!!“ schrie Kindarn, sprang in die Luft, stürzte sich auf Zitan und warf ihn zu Boden. Dabei fiel Zitan das Schwert aus der Hand. „Mist!! SCHEISSE!!“ rief er verärgert, da bohrte Kindarn auch schon sein Schwert in seinen Arm. „AAAAAAHHHHH!!!“ „Schrei nur, Sari, schrei nur!!“ höhnte Kindarn. Dann streckte er die Hände aus, und Feuer schoss aus seinen Fingern und traf Zitan in den Bauch. Er schrie und spuckte Blut. Dann kniff er ein Auge zu und trat Kindarn mit so einer Wucht in den Bauch, dass er zu Boden stürzte und schrie. Zitan stand auf. Er holte sein Schwert und hieb Kindarn das Schwert aus der Hand. Sie erstarrten beide für einen Moment. „Du... du Narr-...!“ sagte Kindarn, der am Boden lag, Zitan drehte sein Schwert in der Hand. „Halt's Maul, oder ich bring dich um!“ rief er und hielt Kindarn sein Schwert an den Hals. Kindarn stutzte. Dann jedoch grinste er und fasste sich an einen Ring, den er um den Finger trug. Und plötzlich leuchtete seine rechte Hand, und aus dem Nichts tauchte eine Masamune auf. Zitan fuhr zurück. Was??!! Eine Masamune??!! „Uaaah, der böse Mann mit dem Baguette-Messer!!!“ schrie Nadaiya. „Woher hat der das Ding??!“ fragte sich Zenta. Kindarn stand auf. Beide standen still und schwiegen. „HA!“ rief Kindarn dann und zwirbelte Zitan wieder das Schwert aus der Hand. Zitan stolperte. „Gut!!!“ rief er dann und streckte die Arme aus, „Bring mich um, aber die Prinzessin wirst du niemals bekommen!!“ Kindarn grinste. „Nein!“ stieß Siana hervor. Alle starrten gebannt auf die beiden. Kindarn holte aus und setzte zum vernichtenden Schlag an. „NEEEIIIIINNNN!!!“ kreischte Akaiya plötzlich und riss sich von den Soldaten los. Sie stürzte sich in die Mitte, auf die beiden zu. Zitan fuhr herum. „Akaiya, was-...??!!“ „DU WIRST IHN NICHT TÖTEN, GENERAL!!! NIEMALS!!!! – AAAAAAAAAAHHHH!!!“ Akaiya sprang mit einem Satz in die Luft auf die beiden zu. „YAAAHHH!!“ brüllte Kindarn und ließ die lange Masamune auf Zitan heruntersausen – Akaiya landete direkt vor Zitan und sah Kindarn finster an. Kindarn stach zu – Akaiya stürzte zu Boden. Alle starrten wie gelähmt auf die Mitte. „Oh Gott!!“ stieß Nadaiya hervor. Osea brach in Tränen aus. „Das ist so grausam!!!“ Siana zitterte am ganzen Körper, sie konnte ihren eigenen Puls vor Aufregung rasen spüren. Zitan taumelte. „Das-das darf nicht wahr sein!! Das-...“ Kindarn ließ die Masamune verschwinden und taumelte ebenfalls. „Was um Himmels Willen hab ich getan??!“ keuchte er, Akaiya anstarrend, „SOLDATEN!!! EINEN ARZT!! Sie darf nicht zu Schaden kommen!!!“ „Hier ist kein Arzt!“ meldete ein Soldat. „Ihr-...!!“ Doch plötzlich kamen die sieben Freunde nach vorne. „Tiras, untersuch sie, vielleicht ist es nicht so schlimm!“ rief Liona aus und kniete sich neben Akaiya auf den Boden. Aus ihrem Bauch und ihrem Rücken sickerte eine Menge Blut auf den steinernen Boden. „Was soll das heißen, die Masamune ist quer durchgegangen!“ schrie Tiras auf. Alle knieten neben Akaiya nieder, und Zitan nahm sie auf. „Sag was! Akaiya!!! Bitte, rede doch!!“ Tiras fing hektisch an, sie zu untersuchen. Da öffnete sie die Augen einen Spalt weit. „Zitan-... ich-... ich habe wirklich viel von euch gelernt-...“ flüsterte sie, und Zitan packte sie fester. „Akaiya!!“ keuchte er, „Bitte nicht!!“ „U-und-... ich werde euch bestimmt nicht vergessen-... ... – ich... lebt-... wohl... ... und-... macht‘s gut...“ „Akaiya, nein!!!“ schrie Kindarn auf. Sie schloss die Augen und ihr Kopf kippte zur Seite. Nach einer Weile sagte Tiras: „Kein Puls mehr-... keine Atmung-... ... ... kein Zweifel. Sie ist tot.“ Kindarn schrak hoch. „Sari!!! Du hast sie getötet! Nur, weil sie dich beschützen wollte!!!!“ schrie er, die Panik stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Nun mach mal halblang!!!“ fauchte Liona, „Zitan ist überhaupt an garnichts Schuld!! DU hast sie getötet!!! Du hast ihr doch dein Baguette-Messer durch den Leib gerammt, du niederträchtiges Schwein!!! Verflucht sein solltest du!! MÖRDER!!“ Zitan sah sie an. „Hört auf! Es hat keinen Sinn, zu streiten, es-... w-was???!!“ Zitan erschrak: Akaiya leuchtete plötzlich blau auf und verschwand. „Sie ist weg!!“ rief Nadaiya perplex. Nur das Blut, das auf den Boden und Zitans Hose getropft war, blieb. „Wie-...??!“ stammelte Zitan, da hörten alle eine Stimme aus dem Nichts: „General!! Was Ihr getan habt, ist unverzeihlich!!!“ Die Stimme klang höchst zornig. „Ihr seid ein hoffnungsloser Narr!! – Und Ihr werdet Eure Strafe bekommen!!“ Kindarn stand wie versteinert. „Mutter??!!“ schrie Siana erschrocken. Plötzlich leuchteten Kindarn und die Soldaten auch blau auf und verschwanden im Nichts. „Wo sind sie hin??!“ fragte Osea. „Wegteleportiert!“ erklärte Liona ernst. „Wird sie Kindarn jetzt auch töten??“ fragte Vento. „Keine Ahnung.“ Stille. „Kommt... lasst... lasst uns weitergehen-...“ murmelte Zitan und stand auf. Doch dann schrie er auf und brach zusammen. „Was ist??!“ fragte Tiras sofort, und Zitan keuchte. „Es-... es geht schon!... Es-... ich... mir geht’s gut, wirklich-...!! Ist nur ein... Schwächeanfall-... ...“ Er biss die Zähne zusammen und fasste nach seinem Bauch, der stark blutete. „Das waren Kindarns Attacken, wir müssen sofort ins Hospital!“ rief Liona. „Nein, um Himmels Willen!!!! Es geht mir gut, verdammt!!!“ schrie Zitan und wollte aufstehen, brach aber sofort wieder zusammen. „Ooohh, dieser Gümmel hat mir glaub ich den Magen abgefackelt, aaahh-...!! – Tut das weh-...! – Lass, Liona, es geht...!“ „Zitan, hör auf damit, den Helden zu spielen, du brauchst sofort einen Arzt, du bist schwer verwundet!“ protestierte Liona, doch Zitan riss sich los – dann brach er wieder zusammen und stürzte bewusstlos zu Boden. _________________________ Kindarn: „Sari!!! Du hast sie getötet! Nur, weil sie dich beschützen wollte!!!!“ - XDDDDDDD wie logisch!! XD Kapitel 39: Gefährliche Reise ----------------------------- Als Zitan die Augen aufschlug, sah er zuerst bloß verschwommen. Es verging etwa eine Minute, bis er wieder vernünftig sehen konnte, und während dieser Minute hörte er viele dumpfe Stimmen um ihn herum. Als er richtig bei sich war, erkannte er die anderen, die um ihn herum saßen. Siana hielt sanft seine Hand. Alle schwiegen, und er setzte sich auf. Sofort wurde ihm schwindelig, und er ließ sich wieder fallen. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich in einem Bett befand. Irgendwie schien alles zu schwanken, es kam ihm vor, als bewegte sich der ganze Boden. Wieder wurde ihm schwindelig, dazu wurde ihm plötzlich übel, dann sah er kurze Zeit wieder verschwommen, bevor er endlich etwas erholter war. „Wie geht es dir?“ fragte Siana vorsichtig. Zitan konnte nicht antworten, er fragte bloß: „Wo sind wir???“ „Auf dem Schiff, das uns nach Piscitie bringt,“ meinte Zenta dumpf, „Von dort aus werden wir direkt weiter nach Taje fahren, das wird Kindarn nicht so schnell für möglich halten.“ Zitan sah seinen Freund grübelnd an. Nebenbei fiel ihm auf, dass Zenta ein ihm bisher unbekanntes, schwarzes T-shirt mit Kragen trug, und ihm fiel wieder ein, dass seine Weste ja kaputt gegangen war. Woher Zenta das Shirt hatte, war ihm zwar rätselhaft, aber er ging davon aus, dass ein unschuldiger Besitzer dafür sein Leben mit einem Messer im Hals hatte beenden müssen. „Du bist echt ein Weltmeister-...“ murmelte er noch etwas benommen, „Wir haben kaum eine Schlacht überstanden, kommst du schon mit dem nächsten Schlachtplan-... – jetzt weiß ich wenigstens, warum das hier so schaukelt!! Was-... ist mit meinem Bauch-...?“ Zitan fasste nach seinem Bauch, der irgendwie schmerzte. Er spürte, dass er verbunden worden war. „Das war ein sehr starker Turmalin, der dir in den Magen und ins Bein geflogen ist, das könnte in den nächsten Tagen noch etwas wehtun,“ sagte Liona ernst, „Wir haben die Wunden alle desinfiziert und gut versorgt, mach dir keine Sorgen. Wenn wir in Piscitie ankommen, bist du wieder gut drauf!“ „Du willst mir damit aber nicht sagen, dass ich drei Tage im Bett liegen muss???!“ fragte Zitan erschrocken, und Liona und Tiras sahen sich an. „Doch.“ „WAS?!?! Kommt nicht in Frage!!“ schrie Zitan und wollte aufspringen, aber alle anderen packten ihn und drückten ihn zurück ins Bett. „Nichtsda!!“ rief Siana streng, „Du bist verletzt, du Held!!“ „Muss das wirklich sein??“ stöhnte Zitan, „Ich kann Bettruhe nicht ausstehen-... ...“ „Du hast sehr lange geschlafen-... hast du denn noch große Schmerzen??“ fragte Siana besorgt. Ihm fiel auf, dass sie sich offenbar die ganze Zeit furchtbare Sorgen gemacht hatte. Er lächelte. „Nein... es geht schon wieder-... ehrlich!...“ Siana sah zu Boden. „Ich hoffe, du lügst nicht!... Ich habe zeitweise geglaubt, du würdest es nicht-... ...“ Überleben. Sie vermochte das Wort nicht auszusprechen, aus Angst, ihre Worte könnten sich noch in die Realität umsetzen. Zitan sah sie an. Er wusste, woran sie dachte, als er ihr ins Gesicht sah. Dann lächelte er. „Ist schon gut, mach dir keine unnützen Sorgen, mir geht es prima!“ Er sprang demonstrativ aus dem Bett, doch da versagte sein verwundetes Bein, und er brach zusammen. „Ziddy!!!“ riefen alle im Chor und trugen ihn zurück ins Bett. „Du darfst nicht aufstehen!“ meinte Tiras ernst, und Zitan brummte. „Ist ja gut, du Arzt...!!“ „Du musst dich ausnahmsweise mal schonen, und du darfst dich nicht aufregen!“ fuhr Tiras unbeirrt fort, „Das macht es nämlich nicht besser.“ „Toll, warum soll ich denn drei Tage im Bett liegen?!“ „Du hast doch selber gesehen, du kannst nichtmal laufen!“ protestierte Zenta ärgerlich, „Hör auf, den Helden zu spielen, jeder hat Schwächen, und du bist schwer verwundet und bleibst im Bett!!!“ Zitan sah ihn nur grimmig an. „Sag nie wieder, ich könnte nicht laufen!“ rief er empört, und Zenta sah ihn nur bösartig an. „Na kommt, gehen wir jetzt...“ meinte Tiras beschwichtigend, und alle standen auf, um aus dem Zimmer zu gehen. „Siana kann dir ja Gesellschaft leisten!“ grinste Zenta zynisch, „Das gefällt dir doch bestimmt, nicht??!...“ Zitan sah ihm nach, als alle gingen – außer Siana, die auf dem Bett sitzen blieb. „Tss!“ machte Zitan und verschränkte die Arme, „Zenta ist echt ein Idiot!!“ Siana lächelte nur. „Nicht aufregen, Ziddy...“ beschwichtigte sie ihn, „Du hast doch gehört, was Tiras gesagt hat!“ Zitan rollte mit den Augen. „Verdammt...“ Die Fahrt dauerte an. Die Freunde kamen nach drei Tagen in Piscitie an – der Hauptstadt Passares und der Stadt mit dem größten Hafen ganz Seydons. „Ich habe das dumme Gefühl, dass uns Kindarn auch hier hinterherlaufen wird...“ überlegte Tiras nachdenklich, während sie durch die Stadt Piscitie hindurchritten, um in dem kleinen Fischerdorf Hanje in ein Schiff zu steigen, das sie nach Tare bringen würde. Im sehr Groben war der Kontinent Tinasira, auf dem sie jetzt waren, wie ein Sichelmond geformt. Piscitie lag auf dem westlichen Zipfel, dem Ende dieses Sichelmondes. Und quasi gegenüber lag, auf dem anderen Ende des Sichelmondes, das winzige Land Taje mit der Hauptstadt Tare. „Wenigstens hat er keine Wahrsagerin mehr, die ihm sagt, wo wir sind,“ sagte Vento, und alle starrten ihn an. Zenta blinzelte. „Das ist-... eine Beleidigung der toten Seelen, Vento!!“ schnappte er, „Wage es – niemals wieder, du Frevler!! Wage es niemals wieder, die Toten zu beleidigen, ihr Zorn könnte dich dann als Erstes treffen!!“ Vento war etwas perplex nach so einer hitzigen Antwort, aber im Stillen stimmten die anderen Zenta zu – es war unklug, die Seelen der Toten so zu missachten. „‘Tschuldigung-...“ murmelte Vento kleinlaut, unter Zentas messerscharfem Blick fast sterbend, und wendete Tojo zur Seite. Die acht zogen los nach Osten. „Und wohin gehen wir jetzt?“ fragte Siana noch einmal zur Sicherheit. „Nach Hanje!!“ meinte Zenta genervt, „Von da aus fahren wir mit dem Schiff nach Tare, klar soweit??“ „Sollten wir nicht erstmal schlafen gehen, bevor wir nach Taje fahren?“ fragte Nadaiya und sah sich um, und Zenta schnaubte. „Blödsinn, von hier nach da brauchen wir höchstens sechs Stunden!“ „Von hier nach wo??“ fragte Nadaiya verständnislos. „Von hier nach Hanje!!“ rief Zenta ärgerlich, „Sag mal, bist du so blöd, oder tust du nur so??!“ Nadaiya grinste ihn plötzlich schelmisch an. „Hast du denn schon vergessen... was zwischen den Trümmern von Menuko war, Zenta...??“ Er erstarrte. Und war froh darüber, dass niemand außer ihm das mitgekriegt hatte, was Nadaiya gesagt hatte. Natürlich hatte er das nicht vergessen. Wie hätte er das vergessen können? Die Art, wie sie ihn leidenschaftlich geküsst hatte, ihn gestreichelt hatte, ihn erregt hatte – wie sollte er das jemals vergessen? Die acht gingen geradeaus weiter nach Osten. Während dieser Zeit schwiegen sie ununterbrochen. Doch plötzlich rief Osea: „Da vorne ist ein Dorf!!“ „Hanje!“ sagte Zitan zu ihr und trieb Kasera vorwärts, „Gehen wir!“ „Wir nehmen das nächste Schiff nach Tare,“ sagte Tiras, „Bevor unser bester Freund uns noch einholt!“ „Welcher Freund?“ fragte Vento erstaunt. Tiras sah ihn an, und von Zenta kam ein entnervtes Stöhnen. „Der, der mit K anfängt und mit indarn aufhört!!!!“ „Ich denke nicht, dass Kindarn uns nachkommt,“ sagte Liona ernst, „Kaiyla hat ihn und das Heer doch mitgenommen! Sie wurden zurück nach Sentaria teleportiert!“ Zitan seufzte. „Na super, aber bestimmt teleportiert sie ihn gleich wieder her!!“ Während dessen waren Kindarn und seine Männer tatsächlich in Sentaria. Kaiyla ging im Thronsaal hin und her, und Kindarn lag vor ihr auf den Knien. „Oh, erhabene Majestät! Ich schwöre bei meinem eigenen Fleisch und Blut, ich wollte sie nicht töten!!! Ich wollte Zitan Sari umbringen, aber sie hat sich aus unerklärlichen Gründen dazwischengeworfen!! Und...“ „SCHWEIG!!!!!!“ fuhr Kaiyla ihn wutentbrannt an, und er warf sich noch tiefer auf die Knie. „Es ist ja nicht zum Aushalten mit dir, General!!! Seit vier Tagen jammerst du mich nun damit voll, seit vier Tagen, die seit Akaiyas Tod vergangen sind!!!! Es ist eine große Schande, was du getan hast, und es ist unverzeihlich!!! Du hast die Tochter der großen Herrscherin getötet, dafür wirst du bitter bezahlen müssen!!!!!“ „Oh, Eure Hoheit! Vergebt mir meine Sünden!“ jammerte Kindarn, „Ich weiß, ich habe Unheil vollbracht!! – Lasst mich meine Schuld begleichen, die Kinder verfolgen und sie töten!! Saris Kopf wird euch aussöhnen, oder, Majestät??? – U-und Liona Kizalos‘ Kopf!“ „Die Köpfe sind mir gleichgültig!“ zischte Kaiyla, „Wenn die große Herrscherin ihre Macht zurück hat, werden sie alle untergehen, General!!! Ich gebe dir-... eine allerletzte Chance!! Du wirst mir meine Tochter bringen!! Wehe, ihr wird ein Haar gekrümmt!! Das Opferritual muss sauber vollzogen werden, hörst du??!! Und bring mir... von mir aus die Köpfe aller anderen!!! – Wenn du ein drittes mal versagst-... wirst du sterben!“ Mit diesen Worten streckte Kaiyla die Hand aus, und Kindarn verschwand im Nichts. Kaiyla lachte in sich hinein. „Haha-... ... ansonsten werde ich selber nachkommen und dich überwachen, General...! Hahahaha!!!“ Die acht Freunde hatten ein Schiff gefunden, mit dem sie hinüber nach Taje fahren konnten. Sie quartierten sich wie fast immer in zwei Viererzimmern ein. „Nicht zu fassen! Sag mal, wie lange sind wir schon unterwegs??! Wir sind doch im September in Sentaria losgegangen, jetzt ist es November!“ stellte Vento fest, und Tiras nickte. „Ist ja im Prinzip egal, Tinasira liegt größten Teils in der Äquatorialzone, da ist es eh‘ immer warm!“ „Sagt mal, habt ihr eigentlich ´ne Ahnung, wo wir hinwollen, wenn wir in Taje sind?“ fragte Nadaiya, die gemütlich auf einem Sessel saß und auf ihren Nägeln herumkaute. „Äh... Zenta-...??“ fing Zitan fragend an, so holte Zenta seine Karte heraus und begutachtete sie ausgiebig. Zitan fiel auf, dass er die Karte schon lange nicht mehr angesehen hatte. „Weg von der Küste,“ sagte er monoton, „Im Landesinneren findet man uns nicht so schnell! – Was weiß ich, geht nach-... Kade, oder so...“ „Okay,“ meinte Zitan, obwohl er keine Ahnung hatte, wo Kade lag. „Sagt mal, wann kommen wir eigentlich in Taje an?“ fragte Osea dann, und Tiras sah aus dem Fenster, als könnte man es draußen sehen. „Wir fahren etwa eineinhalb Tage auf dem Schiff hier, dann kommen wir in Taje an. Also sind wir übermorgen früh in Tare.“ „Sagt mal...“ fing Zitan plötzlich an, und er sah sich um, „...wo ist denn Siana?“ Alle sahen sich um. Siana war nicht zu sehen. „Keine Ahnung!“ stellte Nadaiya fest. Zitan stand auf. „Ich-... geh sie lieber suchen...“ murmelte er beunruhigt, bevor er aus dem Raum ging. Die anderen sahen sich grinsend an, sobald er weg war. „Jaah, verknallt bis hierhin, man sieht’s!“ meinte Nadaiya und lachte. „Lass ihn doch,“ meinte Liona kichernd, „Sie sind doch ein süßes Paar!“ „Ihr und eure Pärchen!“ stöhnte Zenta und sah aus dem Fenster, „Das ist echt-... kindisch!!“ „Wieso das?“ fragte Nadaiya, „Wenn Ziddy und Siana sich nunmal mögen...“ „Bist du etwa eifersüchtig??!“ gackerte Vento, und Zenta trat ihm wieder gegen das Schienbein. „Aaahh!!! – Verflucht-...!!“ „Halt jetzt bloß die Schnauze!!!“ zischte Zenta, „Als ob ich mir was aus so verwöhnten, zickigen Prinzessinnen machen würde!!“ „Dann lieber Nadaiya, was?“ grinste Tiras und verkroch sich sicherheitshalber hinter einem Stuhl, als Zenta ihn anstarrte. „Wie bitte??!!?!“ „Heeeey, liebst du mich etwa doch??!“ strahlte Nadaiya fröhlich und knuddelte Zenta herzlich, und er starrte sie an, stieß sie instinktiv von sich und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. „FASS MICH BLOß NICHT AN!!!!!“ Sie starrte ihn an und taumelte rückwärts. Ihre Nase fing an, zu bluten, und alle starrten erst sie, dann Zenta an. „Spinnst du??!“ fragte Tiras, „Man schlägt keine Frauen, Zenta!!“ Zenta war sichtlich nicht weniger perplex über sich selbst als alle anderen. „Oh mein Gott-...!“ stammelte er, als Nadaiya perplex nach ihrer Nase fasste, „I-ich – das war nicht-...!!“ Sie keuchte. „Du bist echt-... ... du bist absurd!!!“ rief sie erschüttert, „Du bist-... makaber, Zenta!!“ Er starrte sie an und fand keine Worte, während sie sich verbittert das Blut aus dem Gesicht wischte. „Lern erstmal, mit Menschen umzugehen,“ sagte sie zu ihm, ihm scharf ins Gesicht sehend, „Und lerne erstmal-... dass niemand unsterblich ist, Zenta.“ Damit drehte sie sich ab und ging aus dem Raum. Zenta war sprachlos, schließlich schnappte er wutentbrannt einen Stuhl und schmetterte ihn mit solcher Kraft gegen die geschlossene Tür, dass er mit einem Krachen zerbrach. „UND DU SCHER DICH IN DIE ALLERUNTERSTE ETAGE DER HÖLLE, FRAU!!!!!“ schrie er wütend und zog zwei Messer aus seiner Hose, beide warf er wutentbrannt auf die Tür, bevor er die Fäuste ballte und keuchend zurücktaumelte. Tiras starrte ihn an. „Junge, Zenta, was machst du denn??! Beruhig dich mal, was ist denn in dich gefahren??“ fragte er perplex, und Zenta fuhr, immer noch total in Rage, herum und warf ein drittes Messer haarscharf an Tiras‘ Kopf vorbei an die Wand, wo es steckenblieb. „SCHER DICH ZUM TEUFEL!!!!!!“ brüllte er, dann stampfte er zur Tür, riss seine zwei Messer aus dem Holz und verließ den Raum. Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss. Nadaiya lief indessen ziellos auf dem Schiff herum und versuchte, sich zu beruhigen. Ihre Nase hatte aufgehört, zu bluten. Und die Nase war ihr eigentlich auch egal. Für einen längeren Moment hatte sie sogar die Wette vergessen – sie hatte eigentlich den Auftrag, Zenta flachzulegen, und was tat sie, stritt mit ihm. Dabei hätte es zwischen den Steinen ja fast geklappt! „Dieser Vollidiot!!“ knurrte sie zu sich, „Wie zum Geier soll ich ihn ficken, wenn er mich schlägt??!!“ Plötzlich blieb sie stehen, als sie eine vertraute Stimme hörte – Kindarn! Schnell verschwand sie um die Ecke und lugte dahinter hervor. Tatsächlich: Kindarn und sein Heer kletterten in den Laderaum. „Wir müssen die Kinder unbedingt finden!“ hörte das Mädchen Kindarn knurren, „Los, rein da mit euch, immerhin sind wir bloß blinde Passagiere!“ Sie schlug die Hand vor den Mund. Oh mein Gott, Siana und Zid müssen noch irgendwo herumlaufen, die Soldaten dürfen sie nicht finden!!! Als sie sicher war, dass Kindarn sie nicht hören und sehen konnte, lief sie so schnell es ging die Treppen hoch und suchte die beiden anderen, die irgendwo auf dem Schiff herumlaufen mussten. Schließlich kam sie auf das Deck. Zu ihrem größten Erstaunen fand sie statt Zitan oder Siana erstmal Zenta. Der Junge saß auf der Reling des Schiffes und polierte ärgerlich eines seiner Messer. Nadaiya blieb hinter ihm stehen und sah ihn stumm an. Schließlich holte sie Luft und tat den Mund auf: „Zenta??“ Er drehte blitzschnell den Kopf und riss instinktiv sein Messer hoch, und als er sie erkannte, schnaubte er, ließ das Messer jedoch sinken. „Was willst du??! Verschwinde!!“ blaffte er sie an und wendete sich wieder seiner Arbeit zu. Sie kam neben ihn an die Reling und sah ihn an. „Zenta-... ... – wir müssen uns vertragen, es gibt Ärger.“ Er schnaubte wieder. „Ja, natürlich! Wieso vertragen??! Du tust ja so, als wären wir jemals Freunde gewesen!! Haha...“ Das bittere Zenta-Lachen. Sie erschauderte. „Zenta!“ stieß sie ernst hervor, „Kindarn ist hier!!“ Zenta hielt kurz inne. „Was?“ fragte er, und sie wiederholte: „Kindarn ist hier auf dem Schiff! – Ich habe ihn und seine Leute in den Laderaum klettern sehen, sie sind als blinde Passagiere hier! Wir müssen Ziddy und Siana finden, bevor-...“ „Ssst!“ machte Zenta und hielt ihr die Hand mit zehn Zentimetern Abstand vor das Gesicht, und sie verstummte. „Er ist hier auf dem Schiff??! Wie ist das möglich, wir haben ihn nicht in Hanje gesehen!“ „Kaiyla hat ihn vielleicht-... herteleportiert?“ fragte Nadaiya leise, und Zenta hob nachdenklich den Kopf. „Hmm,“ machte er, „Das wäre die einzig plausible Lösung!“ Er kletterte von der Reling und polierte weiter sein Messer, jetzt an jener Reling lehnend. „Dann sollten wir im Zimmer bleiben, bevor er uns entdeckt?“ Sie nickte. „Ich dachte...“ meinte sie zustimmend, beruhigt, dass er wieder normal mit ihr sprach. Allerdings machte sein Messer sie nervös, das er nicht aus der Hand legte, obwohl es längst blitzblank war. „Zenta,“ sagte ie dann leise, „Vertragen??“ Er sah sie kurz an. „Wie ich bereits sagte,“ sagte er dumpf, „Wann waren wir jemals Freunde, Nadaiya??“ Sie sah ihn nur blinzelnd an. „Ich-... weiß nicht-...“ Sie sah auf sein Messer. „Aber – zwischen den Steinen in Menuko-... hat dir das garnichts bedeutet???“ Er stutzte. Er sah nicht von seiner Waffe ab, als er antwortete. „Vielleicht nicht,“ meinte er trocken, und Nadaiya stellte sich direkt vor ihn und hob sein Kinn an, damit er von dem Messer aufsah und ihr ins Gesicht. Sie war nicht viel kleiner als er. „Bist du... sicher, Zenta...?“ fragte sie leise und näherte sich seinem Gesicht, und als er sie noch mürrisch ansah, verschlossen ihre weichen Lippen seinen Mund. Er sah sie an, als sie die Augen schloss und ihn zärtlich küsste, und ein Schauer fuhr durch seinen Körper. Er umklammerte sein Messer fester, als er spürte, wie ihre Zunge seine Lippen berührte, und langsam öffnete er den Mund, um den Kuss zu erwiedern, und während er die Augen schloss, ließ er nicht sein Messer los. Der Kuss wurde schnell heftiger, verlangender, und als Nadaiya sich schon darüber freute, packte Zenta plötzlich ihren Unterarm und schnitt ihr mit dem Messer eine saubere Wunde in den Arm. Sie schrie auf und ließ von seinen Lippen ab. Ihr Arm blutete. „Zenta!!!“ keuchte sie, und er hob sein Messer hoch. „Ich habe dir beigebracht, was es mit der Furcht auf sich hat!“ zischte er sarkastisch lächelnd, „Und mit der Gabe, sie in der Hand zu halten, Nadaiya.“ Sie starrte immer noch entsetzt auf ihren verwundeten Arm, und sie wunderte sich über das gleichzeitige Gefühl des Schmerzes und der Leidenschaft, mit der sie sich geküsst hatten. Sie verstand jetzt, dass diese beiden für Zenta Geschwister waren. Schmerz und Leidenschaft. Ohne ein Wort ging sie, um Zitan und Siana zu suchen. Zenta blieb an der Reling stehen, auf das Meer sehend. Er lächelte sein Zenta-Lächeln und begann wieder, das Messer zu polieren. Währenddessen hatte Zitan Siana gefunden, die am Heck an der Reling stand und den Sonnenuntergang beobachtete. Er hatte nicht lange nach ihr gesucht, er war als erstes auf das Deck gelaufen. Warum, wusste er nicht. „Prinzessin??“ fragte er, und sie fuhr herum, erschrocken. „Z-...Ziddy!“ sagte sie, und er lächelte. „Was-... tust du hier?“ Sie sah ihn immer noch überrascht an. „Ich-... ... weiß nicht...“ sagte sie leise, und Zitan ging halb zu ihr herüber, sie ansehend. Die wunderschönen Kurven ihres hübschen, schlanken Körpers. Ihr Kleid, das sie trug, war von der Reise schmutzig geworden, aber sie strahlte darin immer noch wie ein Hoffnung gebendes Licht am Ende eines Tunnels. „Ich denke an meine Mutter,“ sagte die Prinzessin leise, „Das in Tenkubo-... war ihre Stimme... ... – ich erinnere mich an die Zeit, in der sie meine Mutter war. Jetzt ist sie – jemand-... fremdes.“ Zitan sah sie betreten an. Dann ging er ganz zu ihr herüber, stellte sich neben sie und sah ebenfalls in den Sonnenuntergang. „Ich weiß nicht-...“ sagte er leise, „Vielleicht-... können wir deine Mutter retten, wenn wir Thanata besiegen-... ...“ Siana sah auf. „Ehrlich??! – Sie wird wieder normal werden??“ strahlte sie und sah ihn mit leuchtenden Augen an. Er sah sie kurz auch an, dann wendete er sich wieder dem Meer zu. „Die Chancen, gegen Thanata zu gewinnen, sind sehr gering, Siana,“ gab er zu, „Fast-... nicht nennenswert.“ Siana sah zu Boden, dann wieder zum Horizont. „Das heißt also, es ist im Prinzip alles zwecklos-... oder?“ Zitan fuhr auf. „Nein!!“ rief er aus, „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Prinzessin! Wir haben dich doch nicht umsonst entführt!-... – Ich bin sicher, dass es eine Lösung gibt! Und wenn wir sie gefunden haben, wird alles anders...“ Er wurde leiser, als er den Satz beendete, und Siana sah weiter in die Sonne. „So wie früher?“ fragte sie, und Zitan sah zu Boden. „So wie früher kann es nie sein-...“ flüsterte er, „Die Zukunft und die Vergangenheit haben doch zwei total verschiedene Gesichter, Prinzessin-...“ Sie stutzte kurz. Prinzessin. „Warum-... nennst du mich Prinzessin, Zitan?“ fragte sie ihn, und er stutzte ebenfalls. „Du bist nunmal eine Person, die viel höher gestellt ist als ich,“ sagte er nach einer Zeit der Überlegung, „Du bist ziemlich die höchste Person in Sayamaina, und ich bin ziemlich die niedrigste-... als Waisenkind, Obdachloser, Dieb... und-... ... Mesumanier...“ Sie sah ihn betreten an. „Du meinst also, du nennst mich Prinzessin, weil ich dir fremd bin??“ fragte sie monoton, und er sah sie an. „N-nein!“ stammelte er, „Siana, du bist mir nicht fremd!-... A-aber... ich habe-... Respekt vor deiner Person als Prinzessin Sayamainas, falls du verstehst, was ich meine-... ...“ Sie blinzelte. „Aber hier... bin ich nicht mehr wert als du,“ flüsterte sie, „Das hat mir dein Freund Zenta ins Gesicht geschmissen – und ich habe es gelernt, Zitan.“ Er lächelte leicht. „Zenta hat es drauf, Menschen Lektionen zu erteilen, die sie niemals vergessen – ich bewundere ihn manchmal dafür... ...“ Siana ergriff plötzlich Zitans Hand, und er sah erstaunt auf. „S-...Siana...“ „Ich habe auch von dir viel gelernt,“ sagte sie ernst, „Ich habe gelernt-... was Freiheit ist. Ich habe gelernt, was – Leben ist, Zitan. Und am meisten-... ... hab ich gelernt, was-... ... Liebe ist.“ Er erstarrte, und augenblicklich war sein Herz wieder dabei, Kompeister zu schießen. Liebe. Er liebte Siana. Er liebte sie so sehr, wie er niemals jemanden geliebt hatte. Und nie hatte er ein größeres Verlangen gespürt, sie zu küssen, als in diesem Moment. Er hielt ihre Hand fest und ergriff mit der anderen sanft ihre Wange. „Siana...“ flüsterte er, und sie sah zu ihm auf, als er die Augen schloss und sich vorsichtig ihrem Gesicht näherte. Sie ließ es zu und schloss ebenfalls die Augen, während sie spürte, dass ihr Herz raste. Kurz, bevor er sie hätte küssen können, hörten beide Nadaiyas Stimme ihre Namen rufen. Siana sah auf. Das blonde Mädchen kam um die Ecke und blieb stehen. „Ach, hier seid ihr!!“ rief sie aus, „Oh, hab ich gestört??“ Jetzt richtete Zitan sich auf und biss sich unmerklich auf die Zunge. Verdammt... ...! „Was-... ist denn??“ fragte Siana und ignorierte Nadaiyas Frage, und auch Nadaiya vergaß das schnell, als ihr die Tatsachen einfielen. „Kindarn ist hier!!“ Die zwei anderen erstarrten augenblicklich. „Was??!!“ fragte Zitan, „Das ist nicht wahr!!“ „Doch!!“ protestierte Nadaiya, „Ich hab ihn gesehen, er ist blinder Passagier und weiß nicht, dass wir hier sind, deshalb müssen wir alle im Zimmer bleiben! Er darf uns nicht sehen!“ „Wie bitte??!“ fragte Siana, „Oh Gott!! Ziddy, schnell!!“ Sie zerrte schon an Zitans Hand, und Zitan sah Nadaiya an. „Wie ist der so schnell hierher gekommen??!“ Nadaiya blinzelte. „Vermutlich – teleportiert??“ Die drei erreichten das Jungenzimmer, in dem der Rest noch immer versammelt war. Zenta war inzwischen auch wieder da. Als Nadaiya ihn sah, wandte sie rasch den Blick von ihm ab und versteckte ihren verwundeten Arm hinter ihrem Rücken. „Ach, da ist der Rest!“ fing Tiras an und sah auf – da plapperte Nadaiya auch schon los und erzählte die Neuigkeiten. „WAS?!“ kam einstimmig als Antwort, und alle anderen starrten Nadaiya an. „Los, Türen zuschließen und nicht mehr aus dem Zimmer gehen!!“ rief Vento schnell und schloss die Tür zu. Liona brummte. „Toll, und was gibt’s jetzt zu essen??!“ „Als ob das wichtig wäre, du bekrallte Frau, es geht um Leben und Tod!“ sagte Vento beleidigt, und Tiras stöhnte. „Ruhe, verdammt...! Wir können doch nicht bis übermorgen früh hier im Zimmer hocken!“ „Genau, wenn mal jemand auf's Klo muss??“ fragte Osea perplex, und Zenta zeigte auf Vento. „Da ist das Klo, kack dich bei ihm aus!“ „ZENTA!!!!“ entfuhr es den anderen, und Osea blinzelte. „Iiih...“ „Ihr braucht es nicht gleich übertreiben,“ meinte Tiras ernst, schloss die Tür auf und sah hinaus. „Wenn der blinder Passagier ist, wird er wohl kaum fröhlich durch die Gänge tanzen und uns suchen, weil er ja selber nicht gesehen werden darf!“ „Klar!“ meinte Siana und setzte sich auf eines der Betten, „Also können wir auch beruhigt schlafen...“ „Und auf Klo gehen,“ addierte Osea, und Zenta brummte. „Du und dein Klo, verdammt...!“ „Ist gut jetzt!“ sagte Zitan ernst, „Mädchen, ihr geht in euer Zimmer! Ihr müsst ja auch nicht fröhlich durch die Gänge tanzen, Vorsicht ist immer noch geboten, solange Kindarn nicht weiß, dass wir hier sind, ist alles okay!“ „Na schön,“ meinte Liona, und die Mädchen verließen das Zimmer. „Mama, kommst du mit auf Klo??“ hörten sie noch Osea fragen, dann fiel die Tür ins Schloss. „Osea wird später mal Klofrau!“ orakelte Zenta und streckte sich, „Meine Fresse!! Frauen sind anstrengend...!“ „Weil sie auf Klo müssen?“ kicherte Vento, und Zenta brummte. „Weil sie zu zweit auf's Klo müssen!!“ Zitan lachte. „Jaja...“ „Mir fällt ständig auf, dass außer Osea alle Mädchen soooooo einen Ausschnitt haben!“ sagte Vento und breitete perplex die Arme aus, und Zenta machte es ihm blinzelnd nach. „Nadaiya hat ja auch soooooo ´ne Oberweite!! In ´nen kleineren Ausschnitt passt das nicht rein!“ Die Jungen glucksten verstohlen, und Tiras pfiff durch die Zähne. „Zenta hat also Ahnung von Nadaiyas Brüsten, interessant-...!!“ „Das sieht doch jeder!!“ blaffte Zenta ihn an, „Außerdem hat sie sich ja in Tuko vor uns ausgezogen!!!“ „Und der kleine, perverse Zenta kann den Anblick der ersten Brüste, die er je gesehen hat, nicht vergessen!!“ lachte Vento, und Zenta sprang auf und trat ihm mit Wucht gegen das Knie. Vento schrie auf, und Zenta schnaubte. „Noch so’n Spruch und du kannst ´ne Karriere als Eunuch starten!!!“ „W-...was??!“ fragte Vento jammernd, und Zenta verschränkte die Arme. „Weil ich dir dann dermaßen in die Eier trete, dass du winselnd nach Kindarn schreien wirst!!!“ Zitan räusperte sich. „Apropro,“ sagte er, „Lasst uns lieber schlafen gehen, bevor ihr den mit eurem Geschrei noch anlockt!“ Damit verzog der Blonde sich ins Bett. Die drei anderen gingen nun auch ins Bett, und schon bald war Ruhe eingetreten, während das Schiff weiter nach Osten fuhr. ______________________ XD der kleine, perverse Zenta! XD *blöd lach* Kapitel 40: Schiff des Horrors ------------------------------ Am nächsten Morgen konnten die acht endlich mal wieder ausschlafen. Eine Seltenheit, doch man nutzte diese Seltenheit richtig aus. Wer wusste schon, wann sie wieder die Gelegenheit hätten, auszuschlafen? Außerdem war Kindarn an Bord und durfte sie nicht bemerken, und die Wahrscheinlichkeit, dass das geschah, war kleiner, wenn sie im Bett blieben. Eigentlich war es längst Mittag, als endlich alle wach waren und dann frühstücken gingen. „FRÜHSTÜCK!!!!“ rief Liona aus und sprang auf, als die vier Jungen die Mädchen gerade zum Frühstücken abholten, und alle acht gingen aus dem Zimmer in einen großen Speisesaal. „Boah, hier gibt’s aber viel Essen!“ platzte Osea heraus. In dem Raum war ein riesiges Buffet, auf dem sich Berge von Nahrungsmitteln türmten. „Merkwürdig, dass die mittags noch Frühstück aufdecken!“ sagte Zenta mürrisch und schnappte sich im Vorbeigehen ein Brötchen vom Buffet. „Müssen wir das bezahlen?“ fragte Vento Tiras und zeigte auf das Essen, und Tiras lachte. „Blödsinn, wir haben schließlich Fahrkarten gekauft, das Essen ist im Preis mit drin!“ So bedienten sich alle nach Lust und Laune, vor allem über einen Topf Lollis freuten sich besonders Osea und Nadaiya, Nadaiya nahm einfach den ganzen Topf mit, und mit Essen beladen machten sie sich nichtmal die Mühe, sich im Speisesaal niederzulassen, sondern hamsterten das ganze Essen einfach in ihren Zimmern. Folglich saßen sie alle acht im Jungenzimmer und aßen, Vento hatte Tiras, Zitan, Liona und Zenta doch noch zum Skat überredet, allerdings bereute er das, als Zenta fünf mal in Folge haushoch gewonnen hatte. Wütend warf Vento die Karten von sich. „IHR ÄRSCHE!!!!“ fluchte er, und Zenta lachte blöd. „Wer, etwa die Karten??!!“ „Nein, du!!!!“ „Ich habe nur einen Arsch, Vento,“ versicherte ihm Zenta ruhig und unterdrückte ein Lachen, weil Vento ihn dermaßen blöd ansah. Liona sah auf. „He, Nadaiya!!“ rief sie, und als Nadaiya aufsah, sahen sie alle an. Sie saß mit Osea auf Zitans Bett, der Lollitopf war auf ihrem Schoß. Sie und Osea hatten beide einen Lolli im Mund. „Mmh?“ machte das blonde Mädchen, und Liona lachte. „Wirf Vento mal ´nen Lolli rüber, vielleicht beruhigt er sich dann!!“ Nadaiya warf einen Lolli nach Vento, er traf Zentas Kopf, und dieser fuhr wutschnaubend herum. „Du verfluchte Missgeburt!!!!!“ blaffte er sie an und warf empört ein Messer nach ihr, allerdings absichtlich daneben, so rauschte es ganz haarscharf an Nadaiyas Kopf vorbei. „Wuaahh!!“ schrie Nadaiya und drückte sich an Osea heran. Osea gluckste – da fiel ihr plötzlich Nadaiyas verwundeter Arm auf. Die Wunde, die Zenta ihr am vergangenen Tag zugefügt hatte, hatte aufgehört, zu bluten, aber es sah ziemlich übel aus. „Ah – Mama!!“ rief Osea aus und griff Nadaiyas Arm, „Du bist ja verletzt!“ Nadaiya erschrak, und Zenta betrachtete kurz sein Kunstwerk auf Nadaiyas Unterarm. Als sein Blick den schockierten von Nadaiya traf, erschauderte sie, als ein grausiges Lächeln seine Lippen umspielte. „Ähm,“ machte Nadaiya, als Zenta sich böse lächelnd abwandte, „Ich – hab mich an einer-... Kante geschnitten-... ...“ Osea sah sie groß an. „Tut es weh???“ Nadaiya lachte. „Nein, quatsch!“ „Du solltest das lieber verbinden, Lolita,“ sagte Zenta, immer noch lächelnd, und fing an, die Karten neu zu mischen, und Nadaiya fuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Z-...Zenta-...!“ stammelte sie, und plötzlich wurden sie durch etwas ganz anderes unterbrochen, als Zitan plötzlich laut schrie. „Ziddy!!“ rief Liona, „Was ist??!“ Zitan sprang auf. „S-Siana ist weg!!!“ „WAS??!!“ Alle sahen sich um. Siana war offenbar schon wieder von allen unbemerkt entfleucht. „Aargh, Zid!!!“ schimpfte Zenta, „Pass besser auf deine holde Maid auf!!“ „Was??!“ platzte Zitan heraus, „Sie ist nicht meine-... holde Maid!!!“ Er schnaubte entrüstet und drehte sich um, um nach Siana zu suchen. Die anderen sahen sich perplex an, als Zitan ging. Siana war – wie er es vermutet hatte – am Deck des Schiffes und sah auf das Meer hinaus. Vorsichtig kam er ihr von hinten näher und stellte sich dicht hinter sie. „Zid?...“ fing sie an, und er erschrak, da hatte er doch wirklich gedacht, sie würde ihn nicht bemerken! Während sie seine Hand ergriff, ohne sich jedoch umzudrehen, sah er, dass sie lächelte, darum lächelte er auch und meinte: „Heihoya!“ Sie kicherte leise, ohne seine Hand loszulassen. „Ich hab doch gewusst, dass du kommst...!“ „Soll ich gehen?“ fragte er erschrocken, und sie fuhr auf. „Nein!!“ platzte sie heraus, „Nein-... ...“ Jetzt drehte sie sich um und legte sanft ihre Hände auf seine Brust. „Bleib hier...“ Er atmete tief ein, als er ihre sanfte Berührung spürte. Sie war einfach so umwerfend hübsch... „Okay,“ sagte er dann. Er trat einen Schritt näher und legte vorsichtig seine Arme um ihre Hüften. Sie lächelte weiter. Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Hey!! – Sag mal, wollen wir nicht schwimmen gehen??? Ich hab auf dem Weg hierher nämlich einen Pool entdeckt!“ Sie strahlte, und Zitan guckte verdutzt drein. „Sch-... – schwimmen??!“ Sie nickte. „Ja! Wie in Tuko-... ...“ Sie stutzte, als ihr einfiel, dass sie in Tuko garnicht geschwommen war. Zitan nahm ihre Hand und grinste. „Okay! Komm!“ Der Pool auf dem Schiff war klein, aber ruhig. Kein Mensch war dort, als die zwei in der kleinen Schwimmhalle ankamen. „Okay!“ machte Zitan und zog seine Weste aus, „Ziehen wir uns fast aus uns schwimmen doof rum, ja!“ Er lachte, und Siana wurde rot, als ihr einfiel, dass sie ja in Unterwäsche schwimmen sollte – das hatte sie total vergessen. „Ähm,“ machte sie verlegen, als Zitan seine Schuhe auch auszog, und er sah sie an. Dann verstand er, und er lächelte. „Hey,“ sagte er zu ihr, „Ich bin ja auch bloß in Shorts, okay? Ich werde-... dir schon nichts weggucken!“ Er grinste sie so fröhlich an, dass sie lächeln musste, und schließlich seufzte sie. „Na gut-...“ Scheu begann sie auch, ihr Kleid auszuziehen, wobei Zitan bedacht wegsah. Als sie schließlich beide nur noch Unterwäsche trugen, sahen sie sich wieder an. Zitan blinzelte. „Na schön, wer zuerst drin ist!!“ grinste er, und beide sprangen mit einem Satz ins Wasser. „Ich war Erste!“ rief Siana strahlend, und Zitan schnaubte. „Nicht wahr, ich war schneller als du!“ „Du lügst doch!“ Beide lachten und sie spritzte ihn mit Wasser nass, „Ich war ja wohl eindeutig schneller!“ „Das glaubst nur du!“ grinste Zitan und spritzte sie ebenfalls nass. Beide lachten. „O.k., unentschieden!“ gab Siana schließlich nach und fing an zu schwimmen. Er schwamm ihr hinterher und tauchte unter, zog sie von unten an den Beinen, sodass sie lachen musste. Dann tauchte er neben ihr auf und grinste. Sie tat es ihm gleich. „Ha, jetzt zieh ich dich auch runter!“ rief sie und tauchte unter. Zitan lachte. „Hahaha, du kriegst mich doch garnicht runter!-... – Huch?!“ Gerade da wurde er mit einem starken Ruck unter Wasser gezogen. Er erkannte Siana, die jetzt über ihm schwamm und sich halb totlachte, und weil sie unter Wasser war, kamen viele Blasen aus ihrem Mund, und ihr Lachen hörte sich eigenartig verzerrt an. Er grinste sie nur schräg an, dann tauchte er tiefer nach unten und zog sie an der Hand hinter sich her. Bald kamen sie auf dem Boden des kleinen Schwimmbeckens an, grinsten, und stießen sich am Boden ab, um Sekunden später wieder aufzutauchen. Erneutes Lachen. „Mann, ich hab noch nie so lange die Luft angehalten!“ keuchte Siana aufgeregt und wedelte mit den Händen in der Luft herum. Das Schwimmen gefiel ihr. Es war, als würde das Wasser sie schwerelos machen und ihr eine entsetzliche Last von den Schultern nehmen. Das Lachen tat ihr gut, ebenso Zitans Nähe. „Nicht?“ lachte Zitan, „Ich schon!“ Sie seufzte. „Ja, du bist ja der ganz Tolle,“ sagte die Prinzessin mit gespielter Verachtung. „Ja, bin ich auch,“ sagte er mit genauso gespielter Verachtung und nickte, als sei es das Wichtigste der Welt. Sie lachte. „Ha, ich springe jetzt!“ rief sie, kletterte aus dem Pool und stellte sich an den Rand. Er begutachtete sie lange Zeit. „Hey, du siehst echt hübsch aus!“ gab er nach einer Weile perplex zu, während er mit den Augen ihre Körperkonturen nachfuhr. Ihre runden Hüften, ihre Beine, ihre Arme – ihre Brüste-... „Das wollen wir doch mal sehen!“ unterbrach ihre Stimme seine Gedanken, und er sah auf, da nahm sie Anlauf und sprang ins Wasser, landete genau vor ihm und schlang ihre Arme um seinen Hals, er kippte um, so drifteten beide runter zum Boden. Sie lag quasi auf ihm und umarmte ihn fest, er erwiederte liebevoll die Umarmung und zog sie fest an sich heran. Sie näherten sich, und wieder wäre es fast zum Kuss gekommen – doch da bekam Siana keine Luft mehr und tauchte auf. Er kam ihr hinterher. „Puh-... erstmal Luft holen-...! – Ziddy-...“ Sie lächelte. Er lächelte zurück und umarmte sie zärtlich. Sie schlang ihre Arme um seinen Körper und er zog sie wieder ganz nah an sich heran. Lange sahen sie sich an, und Zitan wusste, dass er niemals ein anderes Mädchen lieben würde als Siana. „Du hast da ´nen Tropfen auf der Nase,“ erklärte er wichtig und strich ihr zärtlich den Wassertropfen von der Nase. Sie lächelte. Dann schloss sie die Augen und näherte sich seinem Gesicht, um ein weiteres mal zu versuchen, ihn zu küssen. Er schloss ebenfalls die Augen und kam ihr auch näher – gerade da wurde die Tür aufgerissen, und die anderen kamen herein. Perplexes Schweigen von allen Seiten. Zenta schnappte erstmal nach Luft, als er Zitan und Siana so im Wasser sah, und auch die anderen weiteten die Augen. „W-...was-... ...??!“ stammelte Tiras bloß, und Zitan fuhr auf, als Siana knallrot anlief und sich mit einem Quieken abdrehte. „Seht nicht her!!!!“ schrie sie panisch, „SEHT NICHT HER!!!“ „Verdammt, können wir ahnen, dass ihr gerade den Punkt machen wolltet??!!“ platzte Zenta heraus, und Nadaiya schielte beklommen zur Seite. Zitan sprang aufgebracht aus dem Wasser. „Ihr Pansen!!!“ blaffte er seine Freunde an, „Was macht ihr hier, haut schon ab!!!“ „Wir haben euch gesucht!“ rechtfertigte sich Liona schnippisch, als Zitan wütend seine Sachen schnappte. „Ach was!!! Hättet ihr euch sparen können!!!!“ Er wollte gerade wutentbrannt zur Tür rausmarschieren, da packte Zenta seinen Arm. „Du kannst ja nächstes mal Bitte nicht stören an die Tür schreiben, du Wichser!!!!“ fuhr er seinen Freund an, „UND VERDAMMT, JETZT MOTZ HIER NICHT RUM!!!!“ Zitan riss sich los. „Geh mir aus den Augen, du Bastard!!!!“ zischte er, dann ging er. Zenta warf ihm ein Messer nach, erneut absichtlich weit daneben. „Geh du mir aus den Augen, und zwar für den Rest deines Lebens, du Wurst!!!!“ Als die anderen mit Siana letztlich das Zimmer erreichten, war Zitan schon da und wieder angezogen. Er starrte mürrisch aus dem Fenster und drehte sich nichtmal um, als die anderen hereinkamen. Er wusste selber nicht, warum er wütend war – und er bereute es schon wieder, Zenta angeschrien zu haben. Zenta bereute es keines Falls und ließ seinen besten Freund das auch knallhart spüren, als er ihn mit einem tödlich stechenden Blick aus seinen grünen Augen verächtlich anstarrte und nur ein Messer zückte, um es zu polieren. „Alles roger, Zid?“ fragte Tiras, und Zitan seufzte. „Tut mir leid,“ machte er beklommen zu dem Rothaarigen, „Ich – hab selbst keine Ahnung, was das sollte-... ...“ Zenta sah ihn vernichtend an und sparte sich einen Kommentar. Zitan sah zu Siana, die ihn scheu ansah, aber schnell zur Seite blickte, als sich ihre Blicke trafen. Zitan seufzte tief und wandte sich wieder dem Fenster zu. Scheisse... Die Freunde beschlossen gegen Abend, sich neues Essen zu holen, und gingen in den Speisesaal. „Okay, haut einfach rein!“ lachte Vento, und jeder begann, Essen zu stapeln. Liona gelangte zu einer Apfelpyramide und hamsterte diverse Äpfel auf den Broten, Tomaten und Wasserflaschen, die sie schon zusammengesammelt hatte und auf ihrem Arm trug. „Vier – fünf – sechs – ah-... huch??!“ machte Liona, als sie einen weiteren Apfel aufhob und dahinter plötzlich eine menschliche Hand erblickte, und sie hielt inne, während ein perplexes Gesicht hinter der Hand auftauchte, und eine Weile starrten Kindarn und Liona sich gegenseitig total entsetzt an. Dann ein schriller Schrei, der alle herumfahren ließ. „KINDARN??!!?!“ schrie Zitan auf, als Liona schrie und alle Nahrungsmittel fallen ließ, vor Schreck schrie Kindarn auch und packte Lionas Hals, er zerrte sie in die Luft. Sie quiekte, und alle Leute im Saal fuhren erschrocken herum. „Oh Gott!!“ „Was geht hier vor??!“ Kindarn hatte seine Fassung wiedergewonnen, während Liona kaum noch Luft bekam. Er lachte. „Hahaha... Kizalos-...! Wie nett! Dass man es so einfach haben kann-... ... da sitzen wir doch glatt im selben Boot!! Und das wortwörtlich!“ „LIONA!!!“ schrien die anderen entsetzt, doch bevor Zenta auch nur ein Messer greifen konnte, hatte sie sich schon gewehrt: „Tsavorit!“ würgte sie hervor, und Kindarn bekam die Attacke in den Magen und ließ sie los. Die Leute schrien auf und rannten panisch durch den Saal. „HILFE, MEUTEREI!!“ „LIONA!!!! Bist du o.k.?!“ rief Zitan und war schon bei ihr. Sie hustete. „Ja-...!“ Kindarn rappelte sich auf. „Wie ihr wollt-... – MÄNNER!!!! KOMMT HER, HIER SIND SIE!!! AAAAAANNNNGRIF!!!“ schrie Kindarn. Liona zog sofort ihr Schwert hervor. „Na warte, du kleiner Bastard!!!“ rief sie, doch Zitan zerrte sie nach hinten. „Das hier – ist meine Sache! Geh zur Seite, Liona!“ Sie sah ihn an, als er sein Schwert hervorzog, was Kindarn ihm gleichtat. „Ohh!“ machte der General belustigt, „Sari ist aber waghalsig heute! Haha!“ Zitan ließ sich nicht beirren. „Los!“ befahl er Tiras, „Bring Siana in Sicherheit, und Osea auch!!!“ „Alles klar! Kommt, Kinder,“ sagte Tiras und zog Siana und Osea mit, doch er stellte fest, dass es keinen Ausweg gab, weil alle Soldaten die Türen versperrten. „Ach, Scheisse!“ murrte der Junge und zog gerade sein Schwert, da riss Siana sich los und stürzte geradewegs auf die Soldaten zu. „Augen zu und durch!“ rief sie, und Tiras machte entsetzt den Mund auf: „PRIN-...!!“ Weiter kam er nicht, da durchbrach Siana die Barrikade wie ein wütendes Nashorn und rannte in den Korridor. „PRINZESSIN!!!!“ riefen alle anderen im Chor. Zitan keuchte und blockte Kindarns Schwert ab. „ZENTA!!!! Beschützt Siana, ihr darf nichts geschehen, ich mach den Rest!“ Zenta sträubte sich. „Halt den Rand!“ blaffte er Zitan an, „Ich entscheide immer noch, wann ich wen beschütze!!“ Er machte keinerlei Anstalten, Siana zu folgen, so tat es Tiras, als die Soldaten Siana brüllend folgten. Die Leute, die in Panik ausgebrochen waren, stürzten schreiend aus dem Saal. „Los, wir müssen Siana und Tiras helfen!“ rief Nadaiya, und sie, Liona, Vento und Osea setzten Tiras nach, Zenta ging zur Tür, ohne noch einmal nach Zitan zu sehen. So blieben Kindarn und Zitan allein zurück. Der General grinste höhnisch. „Sari... jetzt wirst du sterben... das schwöre ich!!“ Kindarn trieb Zitan langsam rückwärts durch den Saal, bis Zitan plötzlich an eine Wand stieß. „Scheiße! Sackgasse!“ Zitan sah mit großen Augen Kindarn an. Der lachte höhnisch. „Jetzt bist du in der Falle...!!!“ Er holte aus zum vernichtenden Schlag und schlug zu. Zitan bekam das Schwert einmal quer über die Brust geschnitten, dabei ging die Weste kaputt, und er hatte eine große, blutende Wunde auf der Brust. Zitan schrie laut auf und brach unter dem Schmerz beinahe zusammen, als das Blut aus seiner Brust strömte, und Kindarn lachte und holte erneut aus. „STIRB, SARI!!!!!!“ Zitan stolperte zur Seite, um Kindarn auszuweichen, da verlor er sein Schwert aus der Hand, und Kindarn riss seines siegessicher hoch, als Zitan zu Boden stürzte und den General keuchend anstarrte – in dem Moment spürte Kindarn plötzlich einen stechenden, höllischen Schmerz durch seinen Rücken fahren, und er schrie auf und brach zusammen. Zitan blieb die Luft weg, als er Zentas Messer aus Kindarns Rücken ragen sah. Er schrak hoch – sein Freund stand hinter Kindarn und trat jenen zu Boden, während er Zitan hochnäsig ansah. Zitan blinzelte und hielt sich die verwundete Brust. „Z-... ...Zenta-...!“ keuchte er, und Zenta sah ihn an und trat wieder nach Kindarn. „Ich bin wütend auf dich, damit du's weißt!“ zischte er, „Aber ich habe Cenja ein Versprechen gegeben, das mir heiliger ist als jeder Gott der Welt!“ Damit zog er sein Messer aus Kindarns Rücken, dieser stöhnte. „Los, Zid – töte ihn!“ Zitan starrte ihn an. „W-was??!!“ Zenta fuhr auf. „Töte den Mann! – Den Mörder deines Vaters, hast du vergessen?“ Zitan durchfuhr es wie ein Donnerschlag. Kindarn war Kasko Saris Mörder. Zitan stand auf und taumelte, der Blutverlust machte ihn schwindelig. „I-ich-... ...! – Nein.“ Zenta sah ihn an, als der Blonde sein Schwert ergriff, und Kindarn stutzte. Nein? „Ich – werde ihn nicht töten. Nicht hier-... ...“ Er lächelte plötzlich ein Zenta-Lächeln, und Zenta verzog keine Miene, als sein Freund zur Tür ging. „Dann gehen wir Siana und den anderen helfen,“ sagte der Braunhaarige ruhig, und Kindarn ärgerte sich, dass alle über ihn hinwegsahen. Zitan lächelte Zenta auf dessen Art an. „Nicht hier, Zenta – wo keiner zusieht, wie er stirbt.“ Die beiden Freunde erreichten das Deck, auf dem die anderen sich mit den Soldaten herumschlugen. Zenta drehte angeberisch ein Messer in seiner Hand herum. „Ich bewundere deine Ethik, Zitan,“ sagte er trocken und sah auf das Meer, als hätte er alle Zeit der Welt. Zitan sah ihn nicht an. Er wusste, dass Zenta ihm nicht mehr böse war. „Manchmal bewundere ich deine auch.“ Er lächelte ein gutmütiges Lächeln, und Zenta sah ihn jetzt an, doch plötzlich weitete er die Augen und sprang zurück. „ZITAN!!!“ Zitan fuhr auf und entkam dadurch gerade noch Kindarns Schwert. Der Mann war aus dem Nichts aufgetaucht und hatte nach Zitan geschlagen. „Jetzt wird’s bunt!!“ lachte Kindarn, und Zitan sprang zurück und hob das Schwert. „Zenta! Geh, geh rasch!!“ Zenta gehorchte, ohne Zitan und Kindarn aus den Augen zu lassen. Kindarn grinste und ließ sein Schwert fallen. „Das wird euch auch nichts nützen!!“ Darauf fasste er nach seinem Ring, und die Masamune erschien in seiner Hand. Zitan fuhr zurück. „Na warte-...!!“ knurrte er und trat einen Schritt zurück. Kindarn nahm Anlauf und sprang in die Luft. „HYAAAHHH!!“ schrie er und wollte Zitan mit der Masamune töten, doch Zitan kam ihm zuvor: „PSYCHOKINESE!!!“ Kindarn wurde gegen die Reling geschmettert. Darauf lief Zitan nach vorne und holte mit dem Schwert aus, um Kindarn zu stechen, doch der General wehrte mit seiner Masamune ab und stand wieder auf. „Du hast null Chance, Sari...!!... PSYCHOKINESE!!!“ „KONTRA!!“ schrie Liona plötzlich und sprang dazwischen, Kindarn wurde von seiner eigenen Psychokinese getroffen. Zitan starrte sie an. „Liona??!“ Liona grinste. „Die Soldaten schwimmen gerade ´ne Runde dem Schiff hinterher!“ Zitan schluckte und sah, wie Vento den letzten Soldaten über die Reling schmiss. „Uhm-... ...“ „Sieg, Sieg!!!!“ schrie Nadaiya außer sich, und in allem Eifer sahen Zitan und Liona sich grinsend an. Da fiel Liona die Wunde auf. „Z-Ziddy!!! Oh je, du bist verwundet!!“ Sie starrte ihn an, und Zitan wollte gerade den Mund auftun, da schrie Osea laut auf. „AAAHHHH, PASST AUF, HINTER EUCH!!!“ Die Mesumanier fuhren herum, und Zitan erstarrte – Kindarn stand hinter ihnen und hielt zwischen seinen Händen eine kleine, rote Energiekugel, die immer größer wurde. „OH NEIN!!!!! Das ist Rubin, der wird uns gänzlich verbrennen!!!!!!“ schrie Liona auf, und alle starrten erst sie, dann Kindarn an. Zitan stand Kindarn gegenüber und verfinsterte seinen Blick. „Nur bis zum letzten Moment warten und zuschlagen,“ murmelte er, „LOS, GEHT ZUR SEITE!!!“ Alle sprangen zur Seite, Zitan blieb ungerührt in der Mitte stehen. Liona starrte ihn an. „Was hast du vor??!!“ „VERTRAU MIR!!!!“ rief Zitan aus, da brüllte Kindarn: „RUBIN!!!“, und schmetterte die rot glühende Energiekugel auf Zitan. Gerade da warf er sich zu Boden, und die Energiekugel flog an ihm vorbei auf die Brücke zu. „Huch Lotte!!!“ schrie Nadaiya. Der Zauber traf die Brücke und setzte sie in Flammen. „Oh nein! Das Schiff brennt!!!!!“ schrie Osea auf und krallte sich an Nadaiya fest. „Ja, scheiße, der Kapitän ist krepiert, jetzt können wir nicht mehr steuern!!“ rief Tiras entsetzt, und Zenta raufte sich die Haare. „Ohhh verdammt-...!!“ Zitan rappelte sich wieder auf und kreuzte die Arme. „PSYCHOKINESE!!!“ schrie er, und Kindarn wurde mit einem gewaltigen Ruck in die Luft gehoben und dann ins Wasser teleportiert. „TOPAS!!!!!“ rief Liona hinterher, und Kindarn wurde buchstäblich eingefroren. Alle standen da wie angewachsen. Das Schiff tuckerte vor sich hin, die Brücke brannte, die panischen Passagiere tummelten sich schreiend am Deck. Zenta lehnte sich über die Reling und keuchte entsetzt auf. „T-...Tare!!! Da vorne ist Tare, SCHEISSE!!!“ „Was??!!“ schrie Tiras, und Siana kreischte. „AAAAAAHHHH!!! DAS SCHIFF FÄHRT GENAU AUF DEN HAFEN ZU!!!“ Alle starrten nach vorne. Das Schiff donnerte mit voller Kraft voraus auf den Hafen zu – und man konnte es nicht steuern! „Festhalten, FESTHALTEN!!!“ schrie Zenta, und alle ergriffen irgendwas, Osea kniff hysterisch die Augen zu. Genau in dem Moment gab es einen gewaltigen Ruck. ______________________ XDD Aber ich mochte die Szene wo Ziddy Zenta sagt dass er Kindarn noch nicht töten will XD Da war Ziddy mal so schön psycho~ ^.^ Kapitel 41: Ferne Erinnerungen ------------------------------ Mit einem lauten Krachen landete das Schiff im Hafen von Tare, und als es beinahe zu Bruch ging, wirbelten Holzplanken durch die Luft, es entstand eine große Staubwolke. Vom Hafen her drangen schrille Schreie von Menschen zu den Menschen auf dem Schiff herauf. Erst, als alles ruhig war, richtete Siana sich auf. „Wir sind in Tare!!“ rief sie begeistert und sprang auf, als wäre nichts geschehen. Die anderen richteten sich auf. Liona blickte zurück auf das Meer und lachte los. „Was ist??“ fragte Tiras, und Liona kreischte lachend auf. „Ich sehe Kindarns Männer als winzige Pünktchen im Wasser herumhampeln!!“ rief sie, „Haha, die können jetzt erstmal ihr Seepferdchen machen!“ „Wenn sie nicht schwimmen könnten, wären sie jetzt aber nicht mehr zu sehen,“ sagte Zenta, „So ´ne Rüstung ist ziemlich schwer, würde ich sagen!“ Zitan räusperte sich. „Wie ist es? Gehen wir erstmal ein Hotel suchen??!“ Die anderen sahen ihn an, und alle stimmten ihm zu. Ihnen fiel ein, während sie ihre Kizayas aus dem halb zerstörten Laderaum retteten, dass sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatten. Es dämmerte bereits wieder zum Morgen, als die acht das Schiff verließen und sich in einem kleinen Hotel in Tare zwei Viererzimmer mieteten. Im Morgengrauen fielen die Kameraden in einen tiefen Schlaf. Es war schon Nachmittag, als sie wieder erwachten. Die Sonne schien draußen, und schnell beschlossen die acht, ihren Weg noch etwas fortzusetzen. „Was ist nun?“ fragte Zitan, „Wohin wollten wir noch gleich gehen???“ Zenta brummte und zupfte an Jalis Mähne herum. „Es ist ziemlich egal, wohin wir gehen! Kindarn weiß jetzt, dass wir auf Tinasira sind, immerhin hat er uns auf dem Schiff nach Tare gesehen! – Falls du es trotzdem wissen willst, wir wollten mal nach Kade, Zid.“ „Kade, Kade,“ machte Zitan, „Wo is’n das??“ Zenta hielt Zitan wortlos die Karte hin, und der Blonde faltete das Stück Papier auf Kaseras Rücken auseinander, während die Kameraden durch die kleine Stadt Tare gingen. Sie ließen sich Zeit – sie würden an einem nichtmal mehr halben Tag ohnehin nicht mehr weit kommen. Zitan sah konfus auf die Weltkarte von Seydon. „Ähhh-...!“ machte er, „Wo-... wo sind wir überhaupt??! Wo ist denn Tare, Zenta??“ Zenta seufzte. „In der Mitte! In der Nähe des Äquators, mittleres Drittel, Ziddy.“ Zitan starrte erst Zenta, dann die Karte an. „Mitte, Mitte-... ... Ä-...quator??“ „Weißt du, was ein Äquator ist, Zitan?“ fragte Zenta schnippisch, und Zitan lachte. „Klar! Das Ding, das in der Mitte vom Nordpol bis zum Südpol durchläuft!“ Zenta räusperte sich. „Das ist der Null-Grad, Zid.“ „Oh,“ machte Zitan überrascht, und Zenta zeigte ihm auf der Karte den Äquator. „Da, siehst du??! Das hier ist das mittlere Drittel, und da ist Tare! Re-naì?“ Zitan strahlte. „Aaahh, ja, jetzt hab ich's! – Und wo ist jetzt Kade??“ Bis Zenta Zitan erklärt hatte, dass Kade die Hauptstadt des großen Landes Siniore war, und sie, um da hin zu kommen, nach Nordosten gehen mussten, war es wieder Abend geworden. Es dämmerte, und die acht Freunde hatten Tare fast hinter sich gelassen. Sie gingen durch einen kleineren Vorort der Hauptstadt, in dem jetzt, in der Dämmerung, niemand mehr unterwegs war. Die Straßen waren längst nicht mehr gepflastert, sondern einfache Sandwege, an deren Rändern hübsche Häuser standen. „Hört ihr das auch?“ fragte Liona plötzlich und blieb stehen. „Was?“ fragte Nadaiya. Alle blieben stehen und lauschten. „Da-... singt jemand!“ sagte Liona erstaunt und lauschte erneut. Ganz leise aus der Ferne hörte sie eine zarte Stimme, die eine wundersam schöne, aber melancholische Melodie sang. Liona stutzte, als ihr das Lied auf seltsame Weise vertraut vorkam. Irgendwo tief in ihren Erinnerungen begann sich etwas zu regen, als sie diese Melodie hörte. „I saya ikari-naì-... ... sa skeii mo-jia i tamurya-...“ „I-... ta-...murya-...??“ keuchte Liona, und die anderen sahen sich an. Jetzt nahm auch Zitan die Worte wahr, die das Wesen – was immer es war – leise sang. Es waren musanische Worte. „I tamurya kalassa... mui sa na-ri casaiyou...“ „Vor langer Zeit – ich weiß, da ist etwas-... – etwas Fremdes... ... aber-... ich kann mich nicht erinnern-...“ murmelte Zitan wie in Trance, die Worte wie fließend übersetzend – er kannte das Lied. Es bestand kein Zweifel, dass er es kannte. Nur zu gut, denn seine Mutter hatte es ihm immer als Schlaflied gesungen, als er noch klein gewesen war. Als Zenta neben ihm auftauchte, drehte Zitan wie hypnotisiert den Kopf. „Zenta...“ stammelte er, „Das Lied... – das ist-... – das kann nicht-... ...“ „Doch,“ sagte Zenta monoton, „Das ist es. Das ist Karaniy an jia to hi, Zitan. Eure – Familienhymne!“ Alle erstarrten zu Salzsäulen, Liona erschauderte. „Saris Familienhymne??!“ stieß sie hervor, „Ja, ich... erinnere mich – aber-... wie kann das sein?? Ziddy ist der einzige Sari auf Seydon! Niemand außer den Saris kennt so einen Text auswendig, verdammt!“ „Jede Mesumanier-Familie hat eine Familienhymne,“ sagte Zenta, als er die verständnislosen Blicke der anderen in seinem Nacken spürte, „Liona!“ fuhr er dann auf, „Ich kenne Saris Familienhymne! Pff, und wie auswendig ich die kann, tse!“ Zitan wendete Kasera. Unser Lied! rief er innerlich laut, Unser Lied, das ist unser Lied! Aber wer kann es singen? Wer kennt unser Lied?? – Wer kennt-... mich?? Wortlos ging er dem Gesang nach, und die anderen starrten ihm nach. „Ziddy??!“ fragte Siana, „Wohin gehst du??“ „Ich muss herausfinden, wer dieses Lied kennt!“ gab er als Antwort, „Wer das Lied kennt – kennt meine Familie!!“ Er ging. Die anderen folgten ihm ungläubig. Doch weit und breit war kein Mensch zu sehen. Zitan gab nicht auf, er folgte dem Gesang, und als er ihm näher kam, wurde die Stimme lauter. Es war zweifellos ein Mädchen, das dieses Lied sang, es war eine hohe, liebliche Stimme. Er bog mit Kasera um die Ecke und – fand endlich die kleine Sängerin. Es war tatsächlich ein Mädchen. Sie war sehr jung, fast noch ein Kind, und hatte kurze, braune Haare. Sie trug einen lila Rock und ein ebenfalls lila Top. Als sie das Hufegetrappel hinter sich hörte, drehte sie sich um und blieb stehen. Sie erblickte eine Gruppe Menschen auf Kizayas hinter sich. Mit großen, braunen Rehaugen starrte sie die Gruppe an. „Wa-... wer seid Ihr??“ fragte sie scheu und trat zurück, als sie merkte, dass sie angestarrt wurde. Zitan sah sie blinzelnd an. Er kannte das Mädchen nicht. „Entschuldige, wenn wir dich erschreckt haben-... ...“ sagte er und kam dann gleich zur Sache: „Woher kennst du das Lied??“ Sie erstarrte. „Das Lied?“ fragte sie dann, „Welches Lied??“ „Das, was du gesungen hast!“ sagte Zenta perplex, „Karaniy an jia to hi, Mädchen!“ Sie sah die Freunde an. Dann lächelte sie. „Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Sir!“ sagte sie mit einer Verneigung, „Verzeiht.“ Zitan ließ die Arme sinken. Aber – sie HAT gesungen!! I-ich bin doch nicht blöd! Sie war es, ganz sicher!! Er merkte, dass Zenta sich mindestens so sicher war wie er, als sein Freund Jali plötzlich antrieb und vor das Mädchen lenkte, ihr damit den Weg abschneidend. Sie hatte gehen wollen und starrte Zenta jetzt erschrocken an. „S-Sir??!“ Zenta schnaubte. „Lüg mich nicht an, du kleine Bratze!!!“ zischte er warnend, „Ich kann es nicht haben, angelogen zu werden, kapiert??!“ Er musterte sie, während sie ihn perplex anstarrte, und plötzlich fiel ihm etwas ins Auge, was um ihren Hals hing: eine Kette mit einem tiefblauen, tropfenförmigen Edelstein. Sari...!! Zenta keuchte und drehte Jali sinnlos im Kreis herum, bevor er das Mädchen wieder anstarrte. „Wer-... zum Geier bist du??!“ Sie blinzelte. „Mein Name ist Lia Kasata,“ sagte sie, „Und jetzt lasst mich bitte gehen! Ich möchte nach Hause!“ „Du... heißt garantiert nicht Kasata!“ zischte Zenta, ohne darauf zu achten, was er da sagte, und Zitan erstarrte. „Zenta, nicht-...!“ Zenta griff nach dem Hals des Mädchens und riss ihr die Kette vom Hals. Sie kreischte. „Gib sie zurück!!!!“ schrie sie auf, „Bitte!!! Sie ist mir wichtig!!“ „Du heißt nicht Kasata, du kleine Lügnerin!! Oder du hast das geklaut!!! – Was ist das, Lia Kasata??! Weißt du, was das ist??!“ Das Mädchen ballte die Fäuste. „Es ist ein Geschenk der Göttin Kyana! Ich habe diese Kette seit meiner Geburt!!“ „Also doch!“ blaffte Zenta sie an und drehte Jali wieder herum, „Du bist also doch eine!!! Sari!!“ Eine erdrückende Stille folgte Zentas Emotionsausbruch, und das Mädchen starrte ihn an. Zitan rührte sich nicht. Sie ist eine Sari...?! Sie gehört – zu meiner Familie??!-... ... „Mein Name,“ sagte das Mädchen verbittert, „Ist Lia Sari! Gib mir meinen Stein zurück, Herr. Ich habe meine Familie an euch Menschen verloren! Und wenn du mir auch das noch nimmst, kannst du mich gleich auf den Scheiterhaufen stellen!“ „Du lieber Himmel!“ rief Siana schockiert, und erst jetzt brachte Zitan wieder einen Ton heraus. „Li-... ...Lia-...??! – Chilas-... Chilas Tochter! Chilas kleine Tochter hieß Lia, Zenta...!“ Zenta schnaubte. „Ich weiß!“ schnappte er, wieder etwas ruhiger, und ließ die Arme sinken, bevor er Lia Sari ihre Kette zurückwarf. Sie fing das kostbare Stück mit einer Hand und drehte sich zu Zitan um. „Wer seid ihr?“ fragte sie, „Was-... wollt ihr von mir???“ Zitan keuchte und fasste nach seinem Hals. Ihm fiel nur sporadisch auf, dass er immer noch oben ohne war und eigentlich eine neue Weste brauchte. Er ergriff seine Kette. „Wer wir sind...?“ stammelte er, „Wer-... du bist, ist, was mich schockiert-... ... du bist-... ohne Zweifel meine Cousine!“ Lia erstarrte. Sie starrte den Saristein in Zitans Hand an und weitete die Augen. „Du bist-... ... du bist-...??!“ stieß sie hervor, und schließlich schüttelte sie heftig den Kopf und schlug die kleinen Hände vor den Mund. „Zi-... Ziddy??!“ „Sie erinnert sich an ihn?“ fragte Tiras erstaunt, „Der Krieg ist aber zehn Jahre her, und sie dürfte kaum älter als zehn sein-...!“ Lia keuchte und umklammerte fest ihre eigene Kette, während sie zu Zitan herüberging und wie in Trance seine Kette berührte. „Zi-...tan-...!“ stammelte sie, „Ich erinnere mich-... an dein Gesicht...“ Zitan lächelte. „Und ich mich an deines, kleine Cousine. Du warst zwei Jahre alt, als der Krieg ausbrach... – du bist jetzt fast eine Frau geworden...“ Sie schluchzte. „U-und ich habe-... geglaubt, ich wäre die Letzte!“ brachte sie hervor, und Zitan verlor keine weiteren Worte, sondern schloss sie einfach fest in die Arme, sie dabei fast zu sich auf Kasera hochziehend. „D-das haben wir alle!“ rief Zitan aus, „Oh mein Gott, das haben wir alle!-... Dann sind wir-... jetzt die zwei letzten!“ Er grinste, und das Mädchen strahlte. „Lia,“ sagte Zitan andächtig, und alle anderen sahen den beiden gerührt zu. Das Mädchen schüttelte den Kopf und lächelte. „Nenn mich Lili!“ Lili lud die acht Kameraden zu sich nach Hause ein, nachdem sich alle vorgestellt hatten und Lili sich über Sianas Anwesenheit gewundert hatte (sie war doch die Prinzessin...). „Ich habe ein kleines Haus hier gleich um die Ecke!“ lachte sie, „Dann stelle ich euch Jägermeister und Atay vor!“ Freudig lief sie voraus, und folgsam liefen die acht ihr hinterher. Liona strahlte. „Ziddy!!“ rief sie, „Ich freue mich ja so, es gibt noch ganze zwei Saris!!“ Zitan lachte. Es war ungewohnt, so zu denken. Er würde sich erstmal daran gewöhnen müssen, nicht alleine zu sein. „Das einzige, was mich irritiert,“ sagte Tiras gedämpft zu Zenta, „Warum – kann das Mädel sich an Ziddy erinnern, wenn sie ihn das letzte mal gesehen hat, als sie zwei war??!“ Zenta lachte sein spöttisches Zenta-Lachen. Tiras fiel auf, dass es aber längst nicht so grauslich klang wie sonst. „Weißt du, Tiras...“ Der Junge sah Tiras mit einem sarkastischen Lächeln an, „...Mesumanier vergessen niemals.“ Die neun erreichten das kleine Haus in Tares Vorort. Lili brachte die Kizayas in einen kleinen Stall neben dem Haus und besorgte ihnen Wasser, bevor sie Tee für die acht Freunde aufsetzte und Brotscheiben schnitt. Nach einer Weile saßen alle neun in der kleinen Stube und aßen. Es war inzwischen dunkel geworden. „Jägermeister ist mein Kizaya!“ erklärte Lili freudestrahlend, „Aber momentan ist er krank-... er hat sich das Bein an einem Zaun verletzt und kann deswegen nicht laufen-...“ Sie seufzte. „Und Atay – Atay ist mein bester Freund!! Wartet, ich hole ihn!“ Sie stand übermütig auf und lief in die Diele. „ATAAAYY!!“ rief sie laut, „Komm runter! Wir haben Besuch!!“ „Sie sprudelt ja nur so vor Temperament!“ lachte Siana gut gelaunt, „So ein süßes Kind!“ „Sie ist wie Ziddy,“ beteuerte Zenta, und Zitan sah zur Seite. „Mir macht was ganz anderes Probleme,“ sagte er dumpf und drehte seinen Saristein zwischen den Fingern. „Hm?“ fragte Osea, „Was??“ „Sie ist meine Cousine-... sie wird sich nicht abschütteln lassen! Das bedeutet, wir werden sie wohl mitnehmen müssen!“ Die anderen sahen sich an, und Zenta wollte gerade etwas einwerfen, da kam Lili zurück – Osea, Siana und Nadaiya erschraken und sprangen auf, als sie sahen, was Lili auf dem Arm trug – eine Hina! „Das ist Atay!“ stellte Lili vor und zeigte auf den papageienähnlichen Vogel. Die Hina krähte. „Er sagt Hallo!“ „Hi,“ machten die Jungen im Chor, und Liona lachte. „E-eine Hina??!!“ rief Siana, „Sind die nicht-... ... gefährlich??!“ Lili lachte. „Quaaatsch, Atay würde mir nie etwas tun!“ „Naja, dir...“ murmelte Osea skeptisch und beäugte den Vogel misstrauisch. Lili klopfte Atay auf den gefiederten Kopf. „Er tut niemandem etwas, es sei denn, ich werde bedroht!“ „Lili,“ erhob Zitan da die Stimme, und alle sahen ihn an. „Hm?“ machte Lili, und Zitan sah zu Boden. „Morgen – werden wir aufbrechen nach Kade. Ich weiß, wir-... haben uns gerade erst wiedergetroffen, aber – wir können hier nicht bleiben! Wir haben-... viel vor.“ Lili sah ihn groß an. „Ihr wollt – weg??“ fragte sie, „Oh! Ich komme mit euch! Was fällt dir ein, du bist mein Cousin!“ Sie lachte frech, „Ich lasse dich doch nicht einfach weggehen!!“ „Das haben wir befürchtet!“ fuhr Zenta auf, „Du kannst nicht mitkommen!!!“ Lili sah ihn ernst an. „Und warum nicht???“ „Weil – es viel zu gefährlich ist!!“ Das Mädchen stemmte die Hände in die Hüften. „Ich habe ein Kizaya und Atay, ich kann mich wehren, klar??! Außerdem bin ich doch Magierin!“ „Du kannst zaubern???“ wunderte sich Nadaiya, und Lili hielt inne. „Ehrlich gesagt-... nein-...“ Die anderen sahen sich an. Schließlich seufzte Liona. „Wenn du tatsächlich mitkommen willst-... kann ich es dir beibringen! Ziddy kann es auch nur von mir, haha!“ Lili strahlte. „Heißt das, ich darf mit???!!“ Sie sah Zitan erwartungsvoll an, und Zitan schnaubte. „Das geht nicht!! Du bist hier in Tare sicher!! Da, wo wir hingehen, könntest du in Gefahr geraten, und ich will dich-... nicht noch einmal verlieren!“ Lili senkte lächelnd den Kopf. „Das würdest du doch, wenn du mich hier lässt, oder??“ Zitan erstarrte. Schließlich biss er sich verkrampft auf die Zunge und ballte die Fäuste. „Verdammt, ich – ich-... ...“ Er holte tief Luft und raufte sich dann die Haare. „Okay,“ gab er nach, und alle starrten ihn an, „Komm mit uns.“ „Was??!“ fragte Tiras, „A-aber-...! Sie ist noch ein Kind!“ „Pfff, und Osea??!“ fragte Siana, „Die ist genauso ein Kind!“ „Bäh!“ machte Osea, und Zitan sah Tiras nicht an, als er ihm antwortete. „Sie hat aber recht, Tiras. – Und egal, was kommt, ich werde sie beschützen!“ Lili setzte sich auf ihren Stuhl, während Atay auf ihren Kopf kletterte und krähte. Eine Weile herrschte Schweigen. „Eins irritiert mich immer noch,“ warf Tiras dann ein, und alle drehten sich zu dem Rothaarigen um, sogar Atay. „Ja?“ fragte Lili grinsend, und Tiras blinzelte. „Wie bist du nach Taje gekommen?“ Lili seufzte. „Das ist eine lange Geschichte! – Ich erinnere mich nur schwach, aber als der Krieg ausbrach, kamen wir nach Kesvitara, meine Eltern und ich, zusammen mit einem riesengroßen Haufen anderer Familien. Auf dem Weg dahin wurden meine Eltern getötet-... – als der Krieg zu Ende war, nahm mich eine Menschenfamilie auf, und die zogen mit mir hierher, als ich fünf war.“ Das Mädchen sah sich um. „Das hier war das Haus, in dem wir gewohnt haben! – Ein Jahr später zogen die Leute nämlich wieder um, und sie haben mich hier gelassen. Seitdem wohne ich hier in diesem Haus. Atay habe ich in Kesvitara getroffen, Jägermeister hab ich mir eingefangen, er war ein wildes Kizaya! – Nur kann ich momentan nicht auf ihm reiten, weil er was am Bein hat...“ „Die Menschen haben dich einfach hier gelassen??!“ empörte sich Osea, „Wie fies!!!“ „Nicht wahr?“ meinte Lili auch empört, und dann stand Liona auf. „Mh?“ Liona grinste. „Dein Kizaya kriegen wir gleich wieder hin!! – Wozu gibt es Vitra?“ Die neun gingen aus dem Haus in den kleinen Stall, in dem sich die acht Kizayas der Freunde regelrecht stapelten. In der Ecke lag ein kleines Kizaya auf dem Boden – als es Lili sah, versuchte es, aufzustehen. „Schscht, ruhig!“ mahnte Lili das Tier und deutete auf Zitan und die anderen, „Das sind meine Freunde, und meinen Cousin hab ich auch getroffen! Sie werden dein Bein heilen, sei ruhig,“ Liona kniete nieder und legte sachte die Hand auf das verletzte Bein des Tieres. Kurz darauf sagte sie: „Jetzt müsste es klappen!“ „Steh auf, Jägermeister, du bist wieder gesund!“ rief Lili fröhlich. Jägermeister, das kleine, braune Kizaya, stand auf, erst wackelig, dann wieherte er und galoppierte aus dem Stall, drehte eine Runde und galoppierte in den Stall zurück. „So ist’s brav...“ lobte Osea und streichelte ihn. „Und, läuft er schnell?“ fragte Zitan, das Tier betrachtend. Es war ein Tiyama-Kizaya, wie Nervi. Nur ein wenig kleiner. „Ja, sehr schnell!“ antwortete Lili stolz, „Deswegen heißt er ja Jägermeister! Weil wir in der Schule Fangen gespielt haben, auf Kizayas, und er hat immer alle gekriegt, deswegen ist er der Meister im Jagen, also Jägermeister! – Warum fragst du?“ Zitan sah zur Seite. „Du hast ja darauf bestanden, uns zu begleiten!“ sagte er, „Wir werden... viel rennen müssen! – Wir werden nämlich verfolgt.“ Lili starrte ihn an. „Was???!!“ So begannen die acht, zu erzählen, die ganze Geschichte von Anfang an. Und sie erzählten und erzählten – als sie fertig waren, war es nach Mitternacht. Lili war schwer beeindruckt von den Erlebnissen der Freunde, und Zenta hatte schon gehofft, das würde sie abschrecken, mitzukommen – aber Fehlanzeige. „Ich werde euch trotzdem begleiten!“ verkündete das Mädchen, „Und dieser Kindarn kriegt einfach eins auf die Nuss!!“ „Als ob das so leicht wäre!“ schnaubte Vento, und Nadaiya kicherte. „Okay-... lasst uns jetzt schlafen gehen...“ schlug Siana vor und gähnte, „Ich bin todmüde-...“ „Und – wo schlafen wir???“ fragte Vento, und Lili nickte. „Ich habe ein Ehebett, fünf Einzelbetten, ein Sofa und ein Schlafsofa, da passen auch zwei rauf! – Die Menschenfamilie hat ihren ganzen Krempel netterweise hier gelassen!“ „Ich schlaf bei Mama!“ rief Osea sofort und schnappte Nadaiyas Arm, dann suchte sie nach Zentas Arm. „Und Papi bleibt auch bei mir!!“ Zenta zog seinen Arm weg. „Nichtsda!!“ „Doooch!“ quengelte Nadaiya, „Wir können zu dritt in der Stube schlafen, du auf dem Sofa und Osea und ich auf dem Schlafsofa!“ Zenta schnaubte. „Lieber schlafe ich bei den Kizayas im Stall!!!“ „Kümmer dich nicht um die,“ sagte Tiras zu Lili, und Zenta blinzelte perplex, als plötzlich alle außer Nadaiya und Osea einfach gingen, ohne ein Wort zu ihm zu sagen. Er hörte noch Liona flüstern: „Zenta und Nadaiya gehören eigentlich zusammen in ein Bett, verstehst du??!“ „W-was hat die-...??!!?!“ fuhr Zenta wutentbrannt auf und wollte sich gerade lauthals beschweren, da zog Nadaiya ihn am Arm. „Komm schon,“ lachte sie, „Lass sie reden!“ Sie beugte sich zu ihm herüber und zischte ihm ins Ohr: „Hey, vergisst du ständig, dass wir uns schon desöfteren geküsst haben??!-...“ Zenta wagte darauf keinen Kommentar, und als er aus dem Augenwinkel Osea strahlen sah, ahnte er mit dunkler Gewissheit, dass Nadaiya dieses kleine Geheimnis nicht für sich behalten hatte. Kapitel 42: Zu achtzig Prozent die Wahrheit ------------------------------------------- Am nächsten Morgen schien die Sonne. Zenta erwachte durch lautes Gerumpel und Geschepper in der Küche, die direkt neben der Stube lag, in der er, Nadaiya und Osea geschlafen hatten. Nadaiya und Osea lagen zusammen auf dem Schlafsofa, dicht aneinandergekuschelt. „Was’n das für’n Lärm, verflucht-...?!“ grummelte Zenta und setzte sich mürrisch auf. Das Sofa war nicht sonderlich bequem gewesen, stellte er fest, als sein Rücken zu schmerzen anfing. In dem Moment tauchte Lilis Gesicht in der Tür zur Stube auf. „Oh, guten Morgen!“ grüßte sie, „Hab ich dich geweckt? Tut mir leid!“ „Was rödelst du da in der Küche herum??“ gähnte Zenta und rieb sich den Rücken, und auch Nadaiya und Osea wachten jetzt auf. „Mau maaauu!“ machte Nadaiya sinnloserweise, „Hallo, Lili!!“ „Guten Morgen!“ grüßte Lili jetzt auch Nadaiya, „Ich mache gerade das Frühstück, deshalb der Krach, verzeiht bitte!“ „Du machst Frühstück??!“ fragte Osea, „Toll!!“ Das Mädchen sprang auf und jubelte. Von der Treppe her war noch mehr Getöse und Getrampel zu hören, und Nadaiya wusste, dass die anderen jetzt auch wach waren. „Lili macht Frühstück für uns!“ erklärte Osea den anderen stolz, und Zitan sah seine Cousine an. „Hey, klasse! Wir nehmen auch Proviant für die Reise mit! – Ach, Lili?“ Lili sah auf. „Ja??“ Zitan sah sie an und räusperte sich. „Wenn du mit uns gehst-... brauchst du eine Waffe zur Sicherheit-... wir werden verfolgt und kämpfen oft, okay?...“ Lili strahlte. „Yo!“ machte sie, „Ich hab ´nen Säbel, den nehm ich mit!“ „Hauptsache, sie kann damit umgehen,“ brummte Zenta und polierte dabei eins seiner unzähligen Messer mit einem Taschentuch. Osea kam mit einem Korb Brötchen aus der Küche in die Diele. „FRÜHSTÜCK!!“ Nach dem Frühstück gingen sie zum ersten Mal zu neunt los, nach Nordosten. Lili hatte Jägermeister als Reittier genommen, Atay kam selbstverständlich auch mit. Die Hina flog neben Lili her, als die neun sich auf den Weg nach Kade machten. Sie verließen das Land Taje schnell und überquerten die Grenze zum Nachbarland Siniore, von dem Kade die Hauptstadt war. „Sagt mal, wie gefährlich ist denn dieser Kindarn eigentlich?“ fragte Lili nach einer Zeit, und die acht sahen sich an. „Also,“ sagte Siana, „Er ist ein großer Mann mit einer Rüstung und einem Helm! Er hat ein Schwert, er kann zaubern – er kann Schwarzmagie, um genau zu sein! Und dann hat er noch eine Masamune, die auf unerklärliche Weise auftaucht, wenn er seinen Ring am Finger anfasst...“ „Was heißt denn unerklärlich?“ fragte Zenta, „Mich hat nie jemand gefragt, ich weiß, was das ist! Das ist Waffenteleport via Waffensender, ganz logisch!“ „Waffenteleport??!“ fragten die anderen im Chor, und Liona blinzelte. „Ich hab auch mal davon gehört!“ sagte sie, „Das ist eine Technik, die begabte Magier anwenden können, um eine Waffe zu sich zu rufen, ohne sie mitschleppen zu müssen!“ Zenta nickte knapp. „Genau. Die meisten können den Waffenteleport – wenn sie ihn überhaupt können – nur mit Hilfe eines Waffensenders ausführen! Dazu nimmt man einen Gegenstand, wie zum Beispiel Kindarns Ring, und verbindet ihn durch einen höheren Fluch mit der Waffe, die man rufen will – also hat Kindarn seine Masamune mit dem Ring verbunden, und wenn er den Ring anfässt, erscheint die Masamune durch Teleport!“ „Die Technik ist schwer zu lernen und kann nur mit höchster Konzentration ausgeführt werden!“ addierte Liona nachdenklich, „Man kriegt wohl Übung, wenn man ein guter Magier ist und sich im höheren Magiebereich bewegt!“ Die anderen staunten, vor allem Siana – woher wusste denn Zenta den ganzen Kram?? Aber er wusste eine Menge, also warum nicht auch sowas... „Es gibt auch selten Magier, die den Waffenteleport ohne Waffensender hinkriegen,“ sagte Zenta da noch, „Aber das grenzt schon an eine Perfektion der Magiebegabung, das ist-... beinahe der Bereich der Götter, wenn ihr mich fragt-...“ „Whee,“ machte Nadaiya, „Du kennst dich ja aus!“ Zenta schnaubte bloß, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Also gut,“ sagte Lili, „Dann weiß ich jetzt über Kindarn bescheid.“ „Am Besten, ich bringe dir schnell Zaubern bei!“ sagte Liona ernst, „Du bist eine Sari! Und Saris sind bekanntlich die mächtigste Familie der Mesumanier gewesen! Mit zwei Saris hätten wir eine Chance gegen Kindarn!“ Lili sah auf Jägermeisters Rücken herunter. „Ich-... habe keine Ahnung von Magie-...“ „Dazu ist Liona ja da!“ lachte Nadaiya, „Ziddy hatte auch keine Ahnung! Haha!“ „Reiß deine Klappe nicht auf, Lolita,“ warf Zenta ihr ins Gesicht, „Du hast am allerwenigsten Ahnung von irgendwas!“ Sie sah ihn an. „Hey, hey!“ empörte sie sich, „Was hab ich dir denn jetzt wieder getan??!“ Zenta schnaubte nur, und die anderen verdrehten die Augen. „Diese ewigen Streitereien!“ stöhnte Zitan und sah Lili an, „Zenta und Nadaiya sind so, tut mir leid...“ „Eigentlich lieben sie sich nämlich,“ addierte Tiras grinsend, und Nadaiya kicherte an ihre Wette denkend, Zenta fuhr herum und starrte Tiras entgeistert an. „WAS??!!?!“ „Irgendetwas ist zwischen den Felsen in Menuko abgelaufen, haha!“ kicherte Tiras, „Ich bin nicht blöd!!...“ Zenta lenkte Jali stürmisch zu Yanko herüber, dann packte er Tiras mit solcher Wucht am Hals und zerrte ihn in die Luft, dass dieser erschrocken aufschrie und nach Luft rang. „Z-...Zenta!!“ „ZENTA!! LASS IHN SOFORT LOS!!!“ schrie Zitan wütend, doch Zenta packte nur fester zu und starrte den Rothaarigen wutentbrannt an. „Ich warne dich nur einmal, Arenka!!“ zischte er, bewusst Tiras‘ Nachnamen nennend, „Misch dich-... niemals wieder in meine Angelegenheiten, und rede nicht töricht von Dingen, die du weder gesehen noch miterlebt hast!!! Verstanden??!!“ Tiras keuchte. „Alter-...!!“ „Haben wir uns verstanden, Arenka??!!“ wiederholte Zenta wütend, und Tiras nickte verkrampft. „J-ja, verdammt!!“ In dem Moment spürte Zenta eine kalte Klinge an seinem Hals, und er verfinsterte seinen Blick. Er wusste, wer ihn mit seinem Schwert bedrohte. „Zitan!“ sagte er ruhig, und Zitan presste die Klinge gegen Zentas Hals. „Du lässt ihn auf der Stelle los, Zenta!! Hast du mich verstanden??!! – Du bist immer mein Freund gewesen, aber das geht zu weit!! Lass Tiras los, oder ich muss...“ Zenta zischte. „Stell dich nicht töricht, Ziddy,“ sagte er mit einem grausigen Lächeln, bevor er Tiras unsanft zurückstieß und Jali dann urplötzlich herumzerrte, ein Messer zückte und es an Zitans Kehle hielt, wie Zitan sein Schwert an Zentas Kehle hielt. „Oh Gooottt!!!“ schrie Siana, „HÖRT SOFORT AUF, BEIDE!!!“ Zitan starrte Zenta finster an, und Zenta tat es ihm gleich. Dann grinste Zenta plötzlich. „Ich bewundere manchmal deinen Starrsinn, Zitan!“ Damit zog er sein Messer zurück und steckte es weg, „Aus dir wird nochmal ein großer Mann! Wie dein Vater einer war!“ Damit wendete er Jali ohne weitere Worte und ging einfach weiter, als wäre nie etwas gewesen. Spät in der Nacht machten sie Halt. „Kommen wir morgen in Kade an?“ fragte Lili, und die anderen sahen sich an, während Tiras ein kleines Lagerfeuer im Wald entzündete. Die Kizayas grasten in der Nähe. Doch als Zitan auf die Tiere sah, fiel ihm auf, dass Jali fehlte. „Wir kommen morgen in Kade an, ja,“ sagte Liona zu Lili, und Zitan stand auf. Siana sah zu ihm hoch. „Zid?? Was ist??“ fragte sie, und Zitan blinzelte. „Wo ist Zenta???“ Die anderen hielten in ihrem Tun inne und sahen sich um. „Whee??!“ machte Nadaiya, „Er ist weg!“ „Das sehe ich selber, du kleine Bratze!“ blaffte Zitan sie perplex an, und Nadaiya blinzelte. „Hmm...“ „Ich seh' mal nach,“ meinte Zitan nachdenklich und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Zenta war launisch und schnell eingeschnappt – er war auch während der Jahre, die die vier Räuber zusammen im Labana-Wald gewohnt hatten, oft vorgekommen, dass Zenta beleidigt abgehauen war. Mitten in der Wildnis von Siniore hielt Zitan es für besser, ihm nachzugehen. „Soll ich mitkommen?“ fragte Siana kleinlaut, als Zitan zum Dickicht ging, und der Blonde schüttelte den Kopf. „Bloß nicht, was Zenta angeht, bin ich schon lebensmüde genug, wenn ich alleine zu ihm gehe – wenn ich noch einen von euch mitbringe, gibt’s ein Massaker, das möchte ich vermeiden.“ Er grinste Siana fröhlich an, „Aber danke für dein Angebot, kleine Prinzessin!“ Sie schmollte, als er wegging. Tss!! Von wegen klein!! Zenta saß auf Jalis Rücken ein ganzes Stück von Lager entfernt. Das Kizaya stand mitten auf einer Lichtung, und Zenta starrte ins Leere, als sei er hypnotisiert. Als Zitan jedoch aus dem Gebüsch trat, drehte er blitzschnell den Kopf und zückte schon ein Messer – als er seinen besten Freund erkannte, ließ er das Messer sinken. „Hey,“ machte Zitan zu ihm, und Zenta verdrehte die Augen. „Lass mich in Frieden.“ Zitan ging nicht weg. „Komm schon!“ sagte er zu Zenta, „Was ist los??! Bist du noch sauer auf mich, weil ich dich bedroht habe?? Es tut mir leid, Zenta! Aber dass du Tiras fast erwürgst, geht wirklich zu weit!!“ Zenta stöhnte. „Scheisse, darum geht’s doch garnicht!“ sagte er, „Ich hätte genauso gehandelt, wenn jemand dich fast erwürgt hätte! Das-... tut man doch für Freunde, oder?“ Zitan lächelte. „Ja.“ Er lehnte sich gegen einen Baum und sah Jali an. „Und – was ist dann?? Warum rennst du wieder eingeschnappt weg??“ „Pfff!“ machte Zenta, „Ich bin wütend auf Tiras, so!! Was fällt dem Arsch eigentlich ein, sich in meine Angelegenheiten in puncto Nadaiya einzumischen??! Halt, noch schlimmer, warum redet er Dinge, von denen er keine Ahnung hat??!!“ „Weil er gesagt hat, du würdest – Nadaiya lieben?“ fragte Zitan beklommen, und Zenta raufte sich die Haare. „W-wie kommt der eigentlich darauf??!! Sehe ich so aus, als würde ich mich für Frauen interessieren??! Für diese Frau??!!“ „Um ehrlich zu sein,“ sagte Zitan leise, „Wenn du dich so darüber aufregst, dass Tiras sowas sagt, erweckt das noch mehr den Eindruck, dass er recht hat!“ Zenta hustete. „Wie bitte??!! – Oh nein, fang du nicht auch noch an!!!! Was Nadaiya angeht – ich kann sie nicht ausstehen!!! Sie ist ein furchtbar albernes, kindisches und unreifes Mädchen!!! Sie nervt mich, und nichts, garnichts an ihr könnte mich dazu bewegen, sie zu-... lieben! Pff, wer bin ich denn??!“ Zitan sah ihn kurz an. „So schlimm ist sie doch wirklich nicht,“ sagte er, „Okay, sie ist nervig, ja... aber wenn du mal ehrlich bist – sie ist doch auch ganz niedlich, oder??“ „N-niedlich??!!“ platzte Zenta hervor, „Frauen sind nicht niedlich, Frauen sind Furien!!! Nadaiya ganz besonders!! Sie ist töricht und notgeil und versucht, Männer um den Finger zu wickeln!!“ Zitan grinste. „Soll das heißen, sie – hat versucht, dich zu umgarnen??!!“ Zenta stutzte. Was hatte er da bloß gesagt? „Aargh, nein!! Blödsinn!!“ rief er entgeistert, „A-als ob ich-... ... scheisse-...“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, und Zitan seufzte. „Hey – ist echt nichts zwischen euch gewesen? Irgendwie wart ihr doch zwischen den Steinen in Menuko eingesperrt, oder so-... hau mich nicht, aber Tiras hat gesagt, er hätte gehört, wie Nadaiya gesagt hätte, du sollst deine Weste zumachen, oder so??!“ Zenta schnaubte entrüstet. „Und Nadaiya glaubst du mehr als mir??!! Na, danke!!“ Zitan blinzelte. „Sag mir die Wahrheit,“ sagte er, „Ich – habe dir auch gesagt, dass ich Siana liebe! Was war da in Menuko mit Nadaiya??!“ „Scheiße, verflucht – wir haben nicht den Punkt gemacht, nein!!!! Wir-...“ Er wurde plötzlich rot, als er an die besagte Szene dachte, und räusperte sich kleinlaut. „Wir – haben uns-... ... geküsst-...“ „Waaaas??!!“ schrie Zitan und strahlte, „Du hast Nadaiya geküsst??!! Whoa, krass!! Dein erster Kuss, yaay, Party!!!“ „Sp-spinnst du??!!“ zischte Zenta, „Nicht so laut!!! Muss doch nicht jeder erfahren!!! – Scheiße, es war ein-... Ausrutscher!“ „Garantiert!“ grinste Zitan ironisch, „Erzähl! Wie war's??“ „Hey, hey!“ Zenta zeigte drohend mit dem Messer auf Zitan, „Geh nicht zu weit, mein Freund!!! – A-außerdem hat sie mich geküsst, nicht andersrum! Eigentlich hatten wir damit gerechnet, in dem Haufen zu verrecken, deshalb-... ... hab ich gedacht, dann hat man wenigstens einmal im Leben-...“ Er hustete wieder, „Nein, was rede ich??!!“ Zitan lachte. „Dann – hast du aber darüber nachgedacht, mit ihr zu schlafen??! Hätte ich dir garnicht zugetraut-...“ „Vergiss es, zwischen Nadaiya und mir läuft nichts!!“ platzte Zenta heraus, „Außer dieser kleinen-... Liebelei in Menuko war nie wieder was, und dazu wird es auch nie wieder kommen!!! Kapiert??!“ Zitan seufzte. „Und das stimmt zu wieviel Prozent...?“ Zenta sah ihn an. „Bitte??!“ „Du bist dir hundertprozentig sicher, dass – das alles war?? Für immer??“ Zenta blinzelte und überlegte. „Achtzig,“ sagte er beleidigt, „Gut, achtzig Prozent!!“ Zitan kicherte. „Mensch – auch, wenn sie nur ´ne Schlampe ist... ich finde, sie hat sich wirklich gebessert! Mach was draus, Zenta, okay??“ Zenta schnaubte und wendete Jali, als Zitan zurückgehen wollte. „Tse!!“ machte er, da blieb Zitan stehen. „Zenta?“ Zenta schnaubte. Zitan blinzelte. „War deine Weste in Menuko offen oder nicht??“ Zenta ritt Jali neben Zitan und sah ihn nicht an, und als er wusste, dass Zitan ihn ansah, antwortete er. „Ich hatte sie... garnicht an!“ Mit diesen Worten trieb er sein Kizaya vorwärts, zurück zum Lager, und ließ einen breit grinsenden Zitan zurück im Wald. ___________________ XD Jaja, Zentas berühmt-berüchtigte 80%! XD Ziddy hat gesagt Nadaiya wäre niedlich o_ô' Kapitel 43: Das Problem im Badezimmer ------------------------------------- Im Morgengrauen weckte Tiras die anderen wieder, und die neun ritten weiter nach Kade. Der Weg war langweilig, und Zitan wunderte sich, dass Kindarn sie bis jetzt noch nicht eingeholt hatte. Gegen Abend erreichten sie Kade. Im nächsten Hotel mieteten sie sich dieses mal ein Vierer- und ein Sechserzimmer. Die Methode mit zwei Vierern passte nicht mehr, da sie jetzt neun waren, und da es keine Fünferzimmer gab, wurde das sechste Bett im Mädchenzimmer als Gepäckablage benutzt. Nachdem sie den Kizayas im Stall etwas zu fressen und zu trinken besorgt hatten, beschlossen sie auf Sianas Vorschlag hin, baden zu gehen. Tiras fiel auf, dass sie wirklich ewig nicht gebadet hatten, und Siana konnte ihm da nur naserümpfend zustimmen. Es gab im Hotel zwei große Baderäume, einen für die Frauen und einen für die Männer, ungünstigerweise war der Innenarchitekt des Hotels nicht so schlau gewesen, die Baderäume nebeneinander zu bauen, und es dauerte eine Weile, bis die Freunde endlich ihre Baderäume gefunden hatten. „Baden ist herrlich!“ seufzte Siana, als die Mädchen die Tür hinter sich zuschoben und im Baderaum angekommen waren. Außer ihnen war kein Mensch da. Liona blinzelte. „Haha – lustiges Badezimmer!“ machte sie und sah sich um. Der Raum bestand komplett aus Holz, der Boden, die Decke, die Wände. In der Mitte des Raumes war ein großes Badebecken mit heißem Wasser. An der Seite des Zimmers waren lange Spiegel, kleine, hölzerne Hocker und auch Haken, an denen Handtücher hingen. Um das Badebecken herum lagen Steine zur Verzierung, das Becken wirkte dadurch schon fast wie eine thermale Quelle im Gebirge. Es gab ein kleines Fenster oben im Raum. „Okay,“ sagte Lili und fing an, sich auszuziehen, „Gehen wir ´ne Runde schwimmen!“ Die Mädchen zogen sich aus und kletterten in das heiße Wasser. „Toolll!“ freute sich Osea und spritzte mit Wasser herum, „Das ist schön warm!!“ „Das Zimmer hat garkeinen Schlüssel!“ sagte Liona beklommen und sah auf die Tür, die man, statt sie mit einer Türklinke auf und zuzudrücken, nur auf und zuschieben konnte. „Waas??!!“ kreischte Siana und ließ sich gänzlich ins Wasser fallen, „Iiieek!!“ Die anderen Mädchen lachten, als Siana sich bis zum Hals ins Wasser grub, falls jemand die Tür öffnen sollte. „Die passen schon auf, dass kein Junge hier reinkommt, sicher,“ seufzte Nadaiya, und Siana brummte. „Pff, du hast damit ja eh‘ kein Problem!!-...“ Sie erinnerte sich gut an Tuko, wo Nadaiya sich vor allen Jungen halb ausgezogen hatte. Sie würde niemals im Leben auf den Gedanken kommen, vor einem Mann nackt herumzulaufen. Nadaiya klemmte sich die Haare hoch, damit sie nicht nass wurden, und zog eine Schnute. „Aaach, in Zitavajia gibt es einhundertundzwei Männer mindestens, die mich nackt kennen...“ „Du Schlampe!“ brummte Siana, und Nadaiya kicherte. „Naja, macht doch Spaß!“ „Wo bin ich hier eigentlich??“ fragte sich Lili beklommen, als plötzlich alle über perverse Dinge redeten, in dem Moment ertönte ein lautes Klirren, und durch das Fenster kam ein Ding ins Zimmer geflogen, es landete im Badebecken. Die Mädchen schrien erschrocken auf. „Aaahhh!!!“ schrie Liona, „Wo ist es??!!“ „Was??!“ schrie Siana panisch, und Liona sah sich im Becken um. „Na, das Ding!!“ „I-ich dachte schon, es wäre ein Perversling durchs Fenster gestiegen!!“ jammerte Siana, und Osea lachte. Da fand Liona das Ding im Becken und hob es auf. „Eh??“ machte das türkishaarige Mädchen, „Was-... ist denn das??“ Die Mädchen sahen das Ding eine Zeit ratlos an. Es war aus Stein oder einem ähnlichen Material, und mäßig schwer. „Sieht aus wie-... eine Skulptur, ein – Mensch ohne Kopf!“ sagte Lili ratlos, und Siana räusperte sich. „Ein Fuß fehlt auch!“ „Und es ist männlich,“ sagte Nadaiya beklommen und sah die Skulptur erstaunt an. „U-und wie kommt das hierher??!“ fragte Osea perplex, und Liona wollte gerade etwas sagen, da flog mit einem Krachen die Tür auf, und – die vier Jungen platzten ins Zimmer, sie trugen nicht mehr als ihre Shorts. „Hier müsste es gelandet sein!“ sagte Tiras noch, und im nächsten Augenblick hielten alle Beteiligten wie erstarrt inne. Eine Weile Schweigen von allen Seiten, dann schrie Siana so schrill, dass die Wände zitterten. „RAUS!!!!!“ bellte die Prinzessin, vor Entsetzen rot anlaufend, „RAAAUUUSSSS!!!!!“ „Waahh, du Arschloch, Tiras!!!“ schrie Vento und hielt sich die Ohren zu, „W-wieso hast du nicht gesagt, dass hier das Frauenbadezimmer ist??!!“ „H-hätte ich das gewusst, hätte ich doch nicht-...!!!“ stammelte Tiras total entgeistert, und Vento sah sich rasch um. „Wo ist-...??! – Ah, DA!!! Liona, gib mir das Dingsbums da!!! Schnell, bevor wir Tinitus kriegen...!!“ „Was?! Das gehört euch??!“ fragte Liona entsetzt und gab Vento schnell die Skulptur, darauf achtend, dass ihre Brust im Wasser blieb. „Jepp!!“ machte Zitan perplex, „Ich kann das erklären!!! Zenta hat das Scheißding aus dem Fenster geworfen!!! Vento hat wieder was Falsches gesagt, und-... in Ermangelung eines Messers hat Zenta ihm das Ding auf den Kopf gehauen, das stand im Badezimmer rum!! Dabei ging der Kopf des Dings ab, und Zenta hat es weggeworfen, damit es niemand merkt, aber jetzt müssen wir es wieder zusammenkleben!!“ Er holte Luft und fuhr sich immer noch erschrocken über den Anblick der nackten Mädchen durch die Haare. „U-und Tiras hat an den Fenstern abgezählt, welches Zimmer es sein müsste, und deswegen sind wir hier-...!“ „Wunderbar – RAUS!!!“ schrie Siana empört. „Und wo ist bitte der Fuß?!“ rief Lili und musste dabei lachen. „Den hat Vento verschluckt.“ „WAS??!“ kam einstimmig von den Mädchen. „Hat’s geschmeckt?“ fragte Liona. „Ja, nur etwas hart und trocken,“ beteuerte Vento und nickte beklommen. „Tiras, hast du den Kopf noch?“ fragte Zitan, und Tiras nickte. „Hier ist er!-... – Oh, verdammt!!!-... Die Nase ist abgebrochen...!“ „TIRAS!!!!!!“ „Du Trampel, sei nächstes mal vorsichtiger!“ schimpfte Vento scherzhaft, und Tiras räusperte sich. Da fuhr Zenta plötzlich auf. „Hallo??!! Verschwinden wir endlich hier, und zwar ein bisschen plötzlich!!!“ Alle sahen ihn erstaunt an, und Vento grinste, weil Zenta den nackten Mädchen schon die ganze Zeit den Rücken zukehrte. Vento ging grinsend um seinen Kameraden herum und sah ihm ins Gesicht. „Was ist??! Kriegst du sonst Nasenbluten, Zenta??!“ Zenta zischte. „Ich verschaff dir gleich Nasenbluten – zwei Zentimeter, Vento...!“ „Aargh, du Mistkeks!!!“ rief Vento beleidigt, als Zenta auf sein Missverständnis in Tuko zu sprechen kam – das war Zentas Meinung nach bisher noch immer die beste Methode, um Vento loszuwerden. Er wurde eines Besseren belehrt, als Vento ihn urplötzlich an den Armen packte und ins Badezimmer der Mädchen zerrte. „Na warte!!“ rief der Blonde beleidigt, „Das gibt Rache!!“ „Scheisse, Vento, hör auf damit!!! VENTO!!!!“ schrie Zenta wütend und schlug Vento zur Seite, doch dieser schubste Zenta mit einem Zungerausstrecken nach hinten, er stolperte über einen der Steine, die das Badebecken verzierten, und stürzte mit einem erschrockenen Schrei hintenüber – direkt ins Badebecken der Mädchen. „WAAAAHHH!!!!“ PLATSCH! „V-Vento!!“ keuchte Tiras, und Vento räusperte sich perplex. „Ähm – ups?“ Einen Moment später erfüllte wieder Sianas Kreischen das gesamte Hotel, und als Zenta prustend auftauchte und erstmal loshustete, bekam er von der entgeisterten Siana eins auf den Kopf. „RAAAAUUUUUUUSSSSSSS!!!!!“ „Scheisse, VENTO!!!!“ brüllte Zenta außer sich und schüttelte sich, und Siana trat ihm mit Wucht gegen den Rücken. „SCHWEIN, SOFORT RAUS HIER!!!“ Zenta fuhr herum und starrte sie empört an, dass sie nackt war, bemerkte er nichtmal. „ALS OB DAS ABSICHT GEWESEN WÄRE!!!“ fuhr er sie an, und das war zu viel für Siana. Die Dreistigkeit, sie einfach auch noch anzugucken, ging zu weit, und das Mädchen schlug ihm schreiend gegen den Kopf, er kippte zur Seite um und – landete genau seitlinks auf Nadaiya. Das blonde Mädchen quiekte erschrocken. „Z-Zenta!!!“ stammelte sie, „Nächstes mal sag bitte vorher bescheid, wenn du mit mir baden willst!!“ Vento musste lachen, und Zitan wedelte total aufgeregt und ratlos mit den Händen. „Ähhhmm-...!!“ In dem Moment merkte Zenta, dass er auf Nadaiyas Bauch lag, und er wurde mit einem Schlag knallrot und richtete sich total perplex auf. „N-...Nadaiya...!!“ keuchte er und senkte den Blick – ihre Brüste stachen ihm sofort ins Auge, und augenblicklich war er wie versteinert. Er dachte an Tuko und wurde noch ein paar Stufen röter, während er den Mund total perplex auf und zu machte, ohne einen Ton herauszubringen. Nadaiya blinzelte etwas verlegen und verschränkte die Arme. „Ähh, alles okay???“ fragte sie vorsichtig, und Zenta verdrehte plötzlich die Augen. „Scheisse-...!“ stammelte er noch, dann kippte er wieder zur Seite weg ins Wasser – ohnmächtig. „Z-Zenta!!“ riefen die Jungen erschrocken, und Zitan und Tiras zogen den Jungen perplex aus dem Wasser. „Verflucht, bedeck nächstes mal deine Brüste, Nadaiya!!“ blaffte Zitan sie empört an, „Du weißt doch jetzt, dass Zenta gegen die allergisch ist!!“ Nadaiya blinzelte immer noch total perplex, während die Jungen Zenta zur Tür schleppten, und Tiras nahm die geköpfte Skulptur mit. „Aber entschuldigt vielmals die Störung!“ sagte er noch, dann verschwanden die Jungen einfach aus dem Badezimmer. Die Mädchen sahen sich perplex an. „Ähm-...“ machte Lili, „U-und... was jetzt??!“ „Hach!!“ schimpfte Siana empört, „Ich fasse es nicht!! Diese Idioten!! Und Zenta wird für das eben noch bitter bezahlen, das schwöre ich!!!“ „Hey, komm, Vento hat ihn doch geschubst,“ rechtfertigte ihn Nadaiya ruhig, „Du warst doch im Wasser, er kann ja garnicht so viel gesehen haben!“ „Pff, ich vertraue niemandem, der mit Messern um sich wirft und seine Freunde halb erwürgt!!“ Zitan war stocksauer auf Vento, als die vier Jungen endlich ihr Zimmer gefunden hatten. „Du Pisser!!!“ zeterte der Blonde wütend und starrte Vento an, „Was musstest du da auch noch mit Zenta rumhampeln??!! Dass wir überhaupt so dreist waren, einfach da zu bleiben, geht schon zu weit!!! Aber nein, du musstest Zenta ja noch ins Becken schubsen, jetzt ist er ohnmächtig, Siana ist sauer auf mich und wir haben schon wieder Nadaiyas Brüste gesehen!!!“ Vento wurde unter Zitans Predigt immer kleiner, doch als der andere Junge über Nadaiyas Busen redete, grinste Vento plötzlich. „Ach, ich finde ihre Brüste ganz nett...“ „VENTO!!!“ blaffte Tiras ihn an, „Und die Skulptur ist immer noch kaputt! Wir kleben das nachher-...“ Der Rothaarige fuhr sich entnervt durch die Haare, „Echt toll gemacht!! Guck dir Zenta an, guck die Mädchen heute lieber nicht mehr an...!“ Vento seufzte. „Was fällt Zenta auch gleich in Ohnmacht, wenn er Titten sieht??! – Außerdem war's doch schon das zweite mal...“ „RUHE!!!!!“ fuhr Zitan ihn an und sah kurz auf Zenta, den sie wieder angezogen und in sein Bett gelegt hatten, wo er noch immer ohnmächtig lag. „Von dir will ich heute kein Wort mehr hören!!! Verstanden, Vento??!!“ Vento stöhnte. „Alter...“ In dem Moment kamen die fünf Mädchen herein. Sie waren fertig mit baden und hatten sich wieder angezogen. Kurz sahen sich alle an, und Sianas eiskalter Blick ließ Zitan das Herz in die Füße rutschen. Sie war also wirklich ziemlich sauer. Das bestätigte sich nochmal, als die Prinzessin allen drei Jungen eine schallende Ohrfeige gab. „Spanner!!!“ zischte sie wutentbrannt und ähnelte in dem Moment sehr stark Zenta. Vento und Tiras sahen sich erschrocken an, Zitan drehte sich ab. „Verzeih mir, Siana,“ sagte er monoton, „Ich werde jetzt nicht versuchen, mich zu rechtfertigen – das wäre sinnlos.“ Siana schnaubte. „Allerdings!!!“ sagte sie empört. Aber als sie Zitan so reden hörte, wusste sie, dass es ihm leidtat, und sie verzieh ihm innerlich. Aber nur ihm. Nadaiya hatte sich beklommen zu Zenta auf's Bett gepackt. „Der arme Kerl!“ sagte sie schockiert, „Wieso fällt er in Ohnmacht, wenn er mich sieht?? Bin ich so hässlich??!“ „Zenta halt,“ lachte Tiras, in dem Augenblick wachte Zenta aus seiner Ohnmacht auf. Das erste, was er sah, war Nadaiya auf seinem Bett. „RUNTER!!“ platzte er entgeistert hervor, und Nadaiya stand gehorsam auf. „Ah, du bist wach! Tut mir echt leid, ich wollte ja nicht-...“ Sie hielt inne und sah dann die anderen an. „Haut mal ab, ich muss mit ihm reden!!“ Alle anderen starrten sie an, besonders Zenta, der sich wieder aufgesetzt hatte. Scheiße, was kommt denn jetzt??! „W-was??!“ fragte Liona perplex, da schob Nadaiya die anderen auch schon vor die Tür. „Ihr könnt ja gleich wiederkommen, ehrlich!“ versprach sie grinsend und streckte Vento noch mit einem Haha-die-Wette-ist-eh‘-gelaufen!-Blick die Zunge raus. Dann schloss sie die Tür, die anderen standen auf dem Flur. Nadaiya ging wieder zu Zenta herüber. Der Junge stand auf und sah sie kaltherzig an. „Was?“ fragte er, und Nadaiya verlor keine weiteren Worte. Sie ergriff seine Arme, zog ihn fest an sich heran und küsste ihn heftig auf den Mund. Total entsetzt starrte er sie an und war für ein paar Augenblicke wie versteinert, dann schloss er die Augen und küsste sie zurück. Er blinzelte verwirrt, als sie anfing, seine Weste aufzuknöpfen. „Zenta...!“ keuchte sie tonlos, als sie von seinen Lippen abließ, „Tut mir leid, dass du meinetwegen in Ohnmacht gefallen bist...“ Er antwortete nicht – er wäre auch nicht dazu gekommen, denn da verschlossen ihre warmen Lippen erneut seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Er spielte ein bisschen mit und küsste sie genauso heftig wie sie ihn, während seine Hände hastig über ihre Arme fuhren – bis er den Schnitt erreichte, den er ihr mit dem Messer zugefügt hatte. Sie stutzte und löste sich von seinen Lippen. „Zenta...“ stammelte sie, und er strich über die jetzt halb verheilte Wunde. „Das hier – tut mir nicht leid,“ gab er mit seinem üblichen Lächeln zu, „Es soll dir-... zeigen, was... Furcht ist, Nadaiya.“ Sie lächelte mit einem Keuchen, und mehr als jemals zuvor verspürte sie das Verlangen nach ihm, nach seinem Körper, nach seiner Berührung. Sie fuhr ihm zitternd mit den Fingern über das Gesicht. „Ja...!“ keuchte sie, „Ich... fürchte mich... vor deiner Klinge, Zenta... du-... bist die schärfste Klinge aller deiner Messer... nicht wahr...?“ Er sah sie an. Wieder erkannte er das seltsame Feuer in ihren Augen, als sie ihm unterwürfig die Kehle hinstreckte. Für einen Augenblick verspürte er das Verlangen, ihr den Hals aufzuschneiden. Er ließ es und ergriff ihren Arm fester, bis es ihr schmerzte, und sie maulte kurz. „Au...!“ „Schön, Nadaiya...!“ sagte er und grinste sie so herablassend an wie nie zuvor, „Dann... merk es dir für den Rest deines Lebens!“ Damit küsste er sie noch einmal heftig auf den Mund, und sie stöhnte leise unter ihm, als sich ihre Zungen berührten und der Kuss verlangender wurde. Während der Kuss heftiger wurde, wurde auch sein Griff um ihren Arm heftiger, und sie spürte den Schmerz gleichzeitig mit dem Verlangen. Die Wunde auf ihrem Arm ging durch den Druck auf und begann, zu bluten. Nadaiya keuchte und ließ von seinen Lippen ab, und Zenta lächelte undurchschaubar ins Leere hinein. Als er sie ansah, verschwand sein Lächeln, und ganz plötzlich ließ er sie los und verfinsterte seinen Blick. Seine stechenden Augen starrten sie vernichtend an, und sie trat zurück. „W-was-...??“ „Geh mir – aus den Augen!!“ zischte er wütend, „Sofort!!“ Nadaiya blinzelte und ging zur Tür. Zenta ballte empört eine Faust. Er war empört über sich selbst. Ihr Anblick, unterwürfig mit hingestreckter Kehle, erregte ihn immer noch, und das ärgerte ihn, als sein Gesicht wieder zu brennen begann. Noch viel schlimmer war eigentlich, dass ihm etwas verlegen sein extremer Sadismus bewusst geworden war, als ihn ihr Schmerz und das Zucken ihres blutenden Arms ebenfalls erregt hatten. Das gehörte mit Sicherheit nicht in die Moral seines Vaters, die er bis zu diesem Moment immer unumstritten geschätzt und verehrt hatte. Das ‘unumstritten‘ begann jetzt plötzlich, sich zu bewegen. ____________________ XDD ich liebe Ziddys Predigt als die Jungs wieder in ihr Zimmer kommen... XD Ziddy ist so lustig XDD Ziddy: "...jetzt ist er ohnmächtig, Siana ist sauer auf mich und wir haben schon wieder Nadaiyas Brüste gesehen!!!" >o< *zeter XD* Kapitel 44: Alles Böse kommt von oben... ---------------------------------------- „Nnh-... ...! – Wieso-... ...??!“ Die anderen sahen auf, als Zitan mürrisch vor sich hingrummelte, an dem Tisch im Jungenzimmer sitzend, ohne aufzusehen. „Was ist, Zid??“ fragte Liona perplex. Zitan grummelte. „Wieso-... WIESO KLEBT DIESER SCHEISS-KOPF NICHT??!!?!! AAARRGHH!!!“ Die anderen wurden von Zitans Gebrüll an die Wand geweht, und Tiras hustete. „Z-Ziddy-...!!“ Die anderen waren wieder ins Zimmer gelassen worden – und Zitan war dabei, die seltsame Skulptur mit Tiras‘ Kleber wieder zusammenzukleben. „Von wegen Superkleber!!“ schnaubte Zitan wütend, „Nichts klebt der!!!“ „Mach nicht so einen Lärm, verdammt!“ knurrte Zenta entnervt, der auf der Fensterbank saß, „Okay??!“ Zitan brummte, und Tiras ging zu ihm herüber und klebte mühelos den Kopf an die Skulptur. „So, bittesehr-...“ Zitan sah ihn empört an. „Jetzt schmeiß es aus dem Fenster!!“ „W-...was??!“ entfuhr es Tiras, und alle sahen Zitan an, als er die Skulptur ergriff und sie in hohem Bogen aus dem Fenster schmetterte. Zenta räusperte sich. „Ähh, er ist ein schlechter Verlierer!“ erklärte er den Mädchen, die Zitan fassungslos anstarrten, „Gehen wir schlafen??“ Am nächsten Morgen schien die Sonne. Es war bereits Mittag, als sich die neun Freunde wieder im Jungenzimmer einfanden, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Was machen wir jetzt, wo wir in Kade sind??“ fragte Vento, und Zitan sah auf. „Mmh-... hier bleiben? Ob wir weggehen oder bleiben, irgendwann findet Kindarn uns eh! Ich hab keinen Bock, dauernd rumzurennen...“ Zenta schnitt ihm das Wort ab. „Du bist wohl von Sinnen!!“ blaffte er seinen Freund an, „Thanata ist hinter uns her!! Es war eure verdammte Idee, diese Prinzessin zu entführen!! Und damit liegt das Schicksal Seydons jetzt in unseren Händen!! Thanata will diese Welt vernichten, du Bastard, und du willst Urlaub machen??!!“ „Z-...Zenta-...“ keuchte Nadaiya erstaunt, „Mein Gott-...“ Zenta schnaubte. „Hast du mich verstanden, Zitan?“ „Von mir aus,“ sagte Zitan, „Aber was stellst du dir vor, dass wir rausgehen und Thanata umknallen??! Wir sind neun Leute, Zenta! Drei von uns können zaubern, uns das grottenschlecht, und damit sollen wir gegen Thanata kämpfen??!“ „Kämpfen, Zid,“ sagte Zenta ernst, „Du hast doch gelernt, dass kämpfen weit mehr ist, als mit Magie und Schwertern herumzufuchteln! Und du bist der geborene Kämpfer, Zitan, wie dein Vater es war! Du bist Kasko Saris Sohn und du kannst Thanata besiegen!!“ „Er hat recht!“ warf Liona ein, „Wir sind noch keine perfekten Magier, ja! Aber du wirst einer, Ziddy!! Du bist der letzte Nachkomme der Saris!!“ „Ähhm, hallo,“ sagte Lili kleinlaut, aber niemand hörte ihr zu. „Verdammt, dein Vater konnte Toiyaka Sarla einwandfrei!!!“ rief Zenta Zitan zu, und Zitan ballte die Fäuste, als er aufsprang. „Hör mal zu!!“ fauchte er, „Ist ja wunderbar, wenn mein Vater das konnte!! Ich kann es nicht!! Alles, was ich kann, ist untere Magie mit einer Popel-Psychokinese!!! Thanata ist Schwarzmagierin!! Dagegen brauchen wir schon was Besseres als Blaumagie!! Wie wär's mit Rubin oder Smaragd oder so??!“ „Was hat Thanata denn so Umwerfendes??!“ fragte Liona scharf, „Sie ist Schwarzmagierin – na und??! Damit kann sie nicht stärker sein als irgendein Mesumanier, schon garnicht als Ziddy!“ „Oh, oh, oh,“ sagte Tiras kleinlaut, „Unterschätze niemals dunkle Mächte wie Thanata!“ Er drehte nachdenklich den Kopf zur Seite. Mit Thanata hat es etwas völlig anderes auf sich, als ihr ahnen würdet – und ich gehe jede Wette ein, dass sie schon stärker als jeder Mesumanier sein könnte. „Ein guter Bekannter von mir hat mir einmal beigebracht, keine Sache halbherzig abzubrechen, wenn man sie einmal begonnen hat,“ sagte Zenta monoton und sah aus dem Fenster, und die anderen sahen auf. „Wir haben Siana in die Sache gezogen und uns damit selbst zu Weltenrettern gemacht, und der Weg zurück ist versperrt, Ziddy! Wir können jetzt stehenbleiben und dem Tod zu Füßen liegen, oder wir können weitergehen und dem Tod zulächeln, wenn er uns an die Hand nimmt!“ Er lächelte dazu passend sein Zenta-Lächeln, und Zitan spürte plötzlich eine klammernde Kälte in seiner Kehle, als Zenta erneut den Mund auftat: „Dieser Bekannte hat mir beigebracht-... dass der Tod einen immer anlächelt, und ein Mann kann nichts anderes tun, als zurückzulächeln.“ Zitan sah ihn nicht an. „Mich würde interessieren, was du für philosophische Bekannte hast...“ Zenta drehte mit einem Lächeln, das ihn wie eine Leiche aussehen ließ, den Kopf herum. „Du solltest ihn kennen, Zitan – es war dein Vater.“ Zitan war erstarrt und sah ins Leere, und Tiras wurde einmal mehr verblüfft klar, wie sehr Zenta Kasko Sari verehrt haben musste. Und das hatte er. Mehr noch als seinen eigenen Vater. „Was-... machen wir also jetzt??“ fragte Osea dann beklommen, und Zitan löste sich aus seiner Starre. „Wir – werden nicht hier bleiben!“ sagte er überzeugt, „Wir gehen weiter und üben, solange, bis wir gut genug sind, um Thanata zu töten!“ Er erhob sich und sah in die entschlossenen Gesichter seiner Freunde. „Wir haben einen Weg eingeschlagen und etwas angefangen! Und verdammt, wir werden es auch beenden!!“ Er nickte zufrieden, und aus dem Augenwinkel sah er Zenta flüchtig lächeln. Kurze Zeit später saßen alle auf ihren Kizayas und ritten nach Westen. Sie hatten beschlossen, nach Zakate zu gehen, das lag am nächsten dran. „Wir gehen einfach quer rüber nach Piscitie,“ schlug Zenta vor, „In Piscitie hat man die meisten Möglichkeiten, wo anders hinzukommen.“ „Wheee!!“ machte Nadaiya fröhlich, „Und wenn Ziddy gut genug zaubern kann, gehen wir nach Sayamaina und stellen Kaiyla, yo!!“ „Ihr werdet meine Mutter nicht töten!!!!!“ schrie Siana schrill und bremste Nervi. Alle sahen sie an. „Hm?? Hat das jemand erwähnt??...“ fragte Zitan und sah in die Runde, als wartete er auf Meldungen. „Wenn ihr gegen sie kämpft, dann-...“ „Siana, hör zu,“ Zitan sah sie ernst an, „Insgeheim fordern wir ja Thanata heraus. Und sobald wir deine Mutter angreifen, wird sie sich zeigen. Dann lassen wir deine Mutter in Frieden und kämpfen mit Thanata. Wir-... werden Kaiyla nichts antun! Ich-... ich verspreche es dir, meine kleine Prinzessin.“ Zitan sah sie an und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie sah auf und zitterte kurz. „Z-...Ziddy-...“ „Deine kleine Prinzessin, hm??“ grinste Vento, der plötzlich neben Zitan auftauchte, und beide Beteiligten wurden sofort knallrot, Siana quiekte entsetzt. „Starr nicht so, Vento!!!“ „Du blöder-...!!“ fuhr Zitan gerade auf, doch mit einem mal fuhr ein stechender Schmerz in seinen Rücken, und er schrie auf – ein Pfeil war in seinem Rücken gelandet. Sofort waren alle alarmiert und Zenta zückte zwei Messer. „Wer-...?!“ fing Lili an, doch da unterbrach sie jemand: „Sieh an! Haben wir uns aber lange nicht gesehen – Sari!!!“ „KINDARN!!!“ entfuhr es den Freunden, als sie den General mit seiner Armee auf einem nahen Hügel erblickten. „Is’er das?“ fragte Lili perplex, und Nadaiya nickte. „Yo!“ „Wie war der Freischwimmer, Kindarn?“ fragte Liona, ihn an den unfreiwilligen Ausflug ins Meer erinnernd, und Kindarn schnaubte und zog sein Schwert. „Ihr Mesumanier seid immer ein Dorn im Auge der Menschheit gewesen!“ zischte er wütend, „Und heute... ist das Glück mal auf meiner Seite, dieses mal kommt ihr nicht so glimpflich davon wie sonst!! HAH!!! ANGRIFF!!“ Damit stürmte die Armee auf die neun Freunde zu, und Zitan sprang von Kasera, sein Schwert ziehend. „Ihr passt auf Siana und die Kleinen auf!“ sagte er bestimmt und meinte mit den Kleinen Osea und Lili, da erreichten Kindarn und sein Heer ihn auch schon, der General sprang ebenfalls ab, und Zitan und er sprangen in die Luft, die Schwerter klirrten laut aneinander. „O.k., es geht los!“ Auch die acht anderen sprangen von ihren Kizayas, und die Soldaten griffen an. „Diesmal wirst du verlieren, Sari!!“ höhnte Kindarn, da schnitt Zitan ihm mit dem Schwert über das Bein, und Kindarn schrie auf und stolperte. „Du und deine leeren Versprechen!“ brummte Zitan, und Kindarn fuhr wütend auf. „NA WARTE!!! HA!!“ Er sprang nach vorne und stach zu – er verfehlte knapp Zitans Bauch, deswegen streifte er ihn scharf an der Seite. Zitan schrie kurz auf, dann sprang er erneut in die Luft. „PSYCHOKINESE!!“ Kindarn wich aus, und einer der Soldaten wurde von der Psychokinese getroffen und weggeschmettert. „Ey!!!!“ empörte sich Vento, der den Soldaten gerade hatte fertigmachen wollen, und da kam schon ein neuer auf ihn zu. Kindarn stierte Zitan böse an. „Versuch doch, mich zu töten, du Narr!! – PSYCHOKINESE!!“ „KONTRA!!!!!!“ reagierte Zitan schnell, und Kindarn warf sich gerade noch rechtzeitig zu Boden, bevor ihn seine Psychokinese erwischt hätte. „Und das nennen die Kampfkünste??“ fragte Zenta erstaunt, während er einen weiteren Soldaten niederstach und zwei neue Messer zückte, und Liona fuhr auf. „Waah, hinter dir!!“ „Versucht‘s mal, ihr Penner,“ sagte der Junge monoton, und dann „Parade – Parade – Mambo – Samba – Olé!“ „TERRA!!!“ schrie Liona und versteinerte zwei Soldaten, bevor sie herumfuhr: „Tiras!!! Pass du auf die Kleinen auf!-... – W-wo ist Siana??!“ „Sie ist weggelaufen-...“ stammelte Tiras, und Zenta fuhr herum. „WIE BITTE??!!“ Er sah Tiras wütend an, und dieser zeigte zitternd nach rechts – wo Siana munter mit Pfeil und Bogen Soldaten mit dem Lomina-Pulver der Piraten vergiftete. Zenta räusperte sich. „Hey – so gefällt sie mir sogar!“ „Heeey, ich hab ´ne Idee!!“ rief Lili aus und schwang ihren Säbel, „ATAY!!! ANGRIFF!!!“ Mit einem Sturzflug kam die Hina von oben angesaust und bohrte ihren spitzen Schnabel in Kindarns Rücken – er schrie auf vor Schmerz und stürzte zu Boden. „O-oh mein Gott, der Vogel!!“ rief Tiras perplex aus, und Lili grinste. „Toll, nicht??!“ Kindarn wollte sich aufrappeln, da hielt Zitan ihm plötzlich sein Schwert an die Kehle, und Kindarn stutzte. „Sari...“ Zitan sah ihn vernichtend an. „Was ist? Noch etwas zu sagen?“ Kindarn öffnete den Mund, doch die Stimme einer Frau ertönte über ihnen aus dem Nichts. „Ich habe gewusst, dass du nur Schande über mich bringen würdest, Kindarn!!! Du bist sogar zu unfähig, um eine Horde Banditen auszuschalten!!! Eine Schande!!“ Alle hielten auf der Stelle inne, und Kindarn keuchte. „Ge-...bieterin-...!“ Siana erstarrte zu Salzsäulen, als sich der Himmel über ihnen verdunkelte. „Mutter-...!!“ keuchte sie atemlos und wurde plötzlich weiß im Gesicht. Zenta sah auf – ein riesiges Luftschiff flog direkt über ihnen und verdunkelte den Himmel. „Was zum-...??!!“ keuchte Zitan und ließ das Schwert verdattert sinken, und als das Luftschiff vorbeiflog, erkannten die Anwesenden eine Frau an Deck stehen, mit hocherhobenem Kopf und einem aufwendig verarbeitetem Gewand – Königin Kaiyla! ____________________ ich sage nur...... Zenta: "Parade - Parade - Mambo - Samba - Olé!" (aus Helden in Strumpfhosen geklaut XD aber das klang einfach so geil XDDDD *rofl*) Und, düdüdüdüüüüüü~ Kaiyla ist sone Angeberin, braucht sonen Poser-Auftritt ey XD *sie hau* (Kaiyla: au <.<') Kapitel 45: Gefährliches Vergnügen ---------------------------------- Alle Beteiligten erstarrten und sahen auf das Luftschiff, das den Himmel verdunkelte. „Mutter!!“ keuchte Siana und wurde plötzlich leichenblass im Gesicht. „Siana, zurück!“ zischte Zitan und hob sein Schwert. Kaiyla sah die Bande und ihr Heer hasserfüllt an. „Ihr Narren!!!“ rief sie laut, „Was glaubt ihr, wer ich bin??!! Hast du geglaubt, du könntest einfach mit meiner Tochter durchbrennen, Zitan Sari??!! Dann hast du dich geschnitten!!! Ich bin hier, um eurer armseligen Flucht vor mir ein Ende zu bereiten!!“ „Nur zu, worauf wartest du noch...“ seufzte Zenta desinteressiert, und Siana keuchte. „M-...Mutter!!! Was hast du vor??!! Du darfst sie nicht umbringen!!! Sie haben mir nichts getan, ehrlich!!“ „Tiras! Halt Siana fest, ich regel das hier!“ ordnete Zitan an, Tiras nahm Sianas Arm, und sie schüttelte heftig den Kopf. „NEIN!! Tiras, lass mich los!!! ZIDDY!! Bitte nicht!!!“ „Verdammt, halt doch die Klappe!!!“ rief Zenta ihr zu, „Hast du eine Ahnung, was Zid vorhat??!“ Sie keuchte. „N-nicht-...!!“ „Siana!!“ rief Kaiyla in ihrem Luftschiff laut, „Was für ein Verrat!! Hochverrat an deiner eigenen Mutter!! Du willst also lieber bei deinem... Ziddy bleiben...?? Dann verrecke mit ihm in der Hölle, dahin werde ich euch beide schicken!!!“ „Wo ist sie??“ Kaiyla erstarrte, als sie Zitans wutentbrannte Stimme hörte, die ihr das Wort abschnitt. „Was??!“ Alle sahen Zitan an, und er hob sein Schwert. „Wo ist sie, Kaiyla, falsche Natter??!! Wir wissen, dass sie hier ist!!!“ Kaiylas Gesicht verzog sich zu einem bösartigen Lächeln. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Zitan Sari... aber es soll mir gleich sein!!! Deine Familie hat der Welt nur Ärger gemacht, wie alle von euch!! Von euch vermaledeiten Magiern!!! Du bist Schuld an Kerons Tod, du allein!!!! Und ich werde ihn rächen, dein Blut wird in den Feuerströmen des Höllenflusses fließen!! STIRB!!!!!!“ Zitan riss die Augen auf, als sie plötzlich die Arme hob und auf dem Deck des Luftschiffes große Kanonen erschienen, von Dienern herbeigerollt. „Verflixt!“ platzte er heraus, und Zenta räusperte sich. „KANONEN??!! WAAHH, NICHTS WIE WEG!!!!!!“ schrie Nadaiya auf, und die Freunde sprangen auf ihre Kizayas. Kindarn trommelte seine Armee zusammen. „Wir verschwinden, bevor wir die Kanonenkugeln abkriegen! MÄNNER!!!“ „Laufen wir!!“ rief Zitan und gab Kasera die Sporen, und Kaiyla auf dem Schiff lächelte. „Lauft nur! Versucht es! – ANZÜNDEN!!!!!“ Die Kanone wurde gezündet. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen genau hinter den neun Freunden, die Erde erzitterte. Die Kanone hatte gefeuert. „Scheisse, noch alle am Leben??!!“ fragte Vento und fuhr herum. Alle neun waren zusammen und starrten auf die riesige Explosion hinter ihnen. Rauch stieg in Massen von den Flammen auf. Siana erzitterte, noch immer leichenblass. „Was ist in Mutter gefahren-...???“ Zitan sah sie an und schwieg betreten. Plötzlich zeigte Tiras nach oben. „Hey! Das Luftschiff! Es ist weg!“ Alle folgten seinem Blick. Tatsächlich – das Luftschiff war verschwunden. Die neun setzten ihren Weg fort, und gegen Abend machten sie Halt am Rande eines Waldes. „Was zum Kuckuck veranlasst Kaiyla plötzlich dazu, selbst herzukommen??!“ fragte Zitan sich selbst und ging hektisch um das Lagerfeuer herum. Die anderen sahen ihn zusammengekauert vom Boden aus an. Er hatte schlechte Laune, das hieß, dass man vorsichtig sein musste. „Könntest du bitte stehen bleiben, wenn du hier ständig herumwuselst, kann ich nicht kochen,“ beschwerte sich Tiras kleinlaut, und Zitan schnaubte bloß. „Vielleicht will sie Siana jetzt eigenhändig holen, weil Kindarn zu blöd ist!“ sagte Lili und zog die Beine an. „Darauf hätte sie auch schon früher kommen können, oder?!“ fragte Zitan mürrisch, „Es ergibt keinen Sinn!!“ „Muss es denn einen Sinn ergeben, Zitan?“ fragte Zenta monoton, und Zitan brummte. „Ja!!“ „Thanata ist eine Verrückte, und sie kontrolliert Kaiyla! Bei Verrückten macht manches keinen Sinn, oder?“ „Verdammt!!!“ Zitan trat gegen einen Stein, und er flog ins Lagerfeuer. Funken sprühten in die Luft, und Tiras verdrehte genervt die Augen, von seinem Kochtopf aufsehend. „Meine Fresse...“ „Aber ihr wollt doch nicht allen Ernstes behaupten, dass Thanata als Böse alles nach Lust und Laune macht!!“ fiel Liona ein, „Es muss doch einen strategischen Grund haben!! Warum hat sie sich erst die Mühe gemacht, Kindarn hinter uns herzuhetzen??! Oder Akaiya, ihre Tochter, mitzuschicken??!! Sie hätte sich doch schon früher selber auf die Socken machen können, oder???“ „Thanata hat noch nicht ihre volle Macht wieder,“ sagte Tiras monoton, und alle drehten sich zu ihm um. Er drehte ihnen kochend den Rücken zu, und Zitan stutzte. „Was meinst du mit wieder??“ „Thanata wurde vor einigen Jahren geschwächt und versucht seitdem, ihre Kraft zurückzugewinnen. Bald ist es soweit, aber bevor es soweit ist, muss sie Kaiyla benutzen und ist auf das angewiesen, was sie vorhat! Sie kann sie noch nicht vollständig kontrollieren, sie kann sie momentan nur provozieren und etwas lenken.“ „Ist ja komisch,“ sagte Zenta scharf, „Warum macht Kaiyla so einen Terror, wenn sie, wie du sagst, garnicht hypnotisiert ist??!! Du hast uns die ganze Zeit angelogen, Tiras??!!“ Tiras hörte auf, das Essen umzurühren. „Ja, weil mir diese Erklärung einfacher schien, ich bin mir nicht ganz darüber im Klaren, wie weit Thanata Kaiyla jetzt in ihrer Hand hat. Und wenn sie ihre Macht wiederhat, braucht sie Kaiyla nicht mehr. Sie benutzt sie nur so lange, bis der Tag der Wiedergeburt gekommen ist, um ihrem Ziel auch in dieser Zeit schon näher zu kommen.“ „Und was ist dann momentan ihr Ziel?? Seydon zerstören!“ sagte Liona ernst, „Wieso braucht sie dazu Kaiyla?? Ausgerechnet? Hätte sie nicht jemanden anderes nehmen können??“ Tiras senkte den Kopf. „Hätte sie. Aber das hätte sie ihrem Ziel nicht näher gebracht. Dem Objekt ihrer Wut und ihres Hasses, dem wird sie durch Kaiyla am nächsten gebracht, weil es auch Kaiylas Hassobjekt ist!“ „Und was ist ihr Hassobjekt?“ fragte Zitan, und jetzt hob Tiras den Kopf. „Das bist du, Zitan.“ „I-ich??!“ fragte Zitan, und Zenta sah ins Feuer, wie es auch Tiras tat. „Du hast Kaiyla doch gehört! Kasko hat ihren Mann getötet, sie macht dich jetzt dafür verantwortlich, deshalb hasst sie dich!“ Tiras nickte. „Genau. Kaiyla war damit die Person, die Thanata am nächsten zu ihrem Hassobjekt bringen würde, weil sie es ebenso hasste. Deshalb hat sie Kaiyla ausgesucht.“ Die anderen sahen sich schockiert an. „A-aber – wieso-... was habe ich denn mit Thanata zu tun??!!“ fragte Zitan, „Ich kannte doch vor deinen Erzählungen nichtmal ihren Namen!! Was hab ich ihr denn getan???“ Tiras senkte den Kopf erneut. „Ich weiß nicht,“ sagte er, und Zenta sah zur Seite. Irgendetwas sagte ihm, dass Tiras log, und es ärgerte ihn irgendwie. Warum log er sie an? Aber Tiras war ein kluger Kerl und würde seine Gründe haben. „Also geht es ihr darum, mich umzubringen, und dann Seydon zu zerstören??!“ fragte Zitan entsetzt, und Tiras nickte. „Sie hasst ganz Seydon und am meisten dich.“ „Aber,“ fing Liona dann an, „Warum dann der Kram mit Siana?? Warum will Thanata dann Siana töten??“ Tiras sah wieder auf. „Ich glaube, sie wusste, dass wir nach Antworten auf Kaiylas merkwürdiges Verhalten gesucht haben. Sie hat es absichtlich zugelassen, dass wir mitkriegen, was sie vorhat, und hat sich die Geschichte mit Siana ausgedacht, um Kaiyla zu provozieren. Sie wusste, dass wir Siana entführen würden, und dass Kaiyla uns dann jagen würde – das würde sie auf Ziddys Spur bringen, und allein die Tatsache, dass es Ziddy ist, der Siana hat, treibt sie vorwärts, und sie nimmt Thanata mit sich.“ „W-...was??!“ schrie Osea, „Dann will Thanata Siana garnicht töten??! Sie hat es sich nur ausgedacht, damit ihr sie entführen wollt??!“ „So in etwa würde ich es sagen, ja,“ sagte Tiras nachdenklich. „Du Lügner,“ zischte Zenta, und Tiras blickte ihn an. „Ich werde dich eines Tages zwingen, mir zu erzählen, warum du... die ganze Zeit gelogen hast, Tiras.“ Tiras nickte und nahm Zentas Worte sehr ernst, was auch gut so war. Zenta machte keine Witze. Und der rothaarige Junge würde Zenta die Wahrheit erzählen, wenn es an der Zeit wäre. Am nächsten Morgen brachen die neun auf nach Zakate. Dieses erreichten sie gegen Spätnachmittag, dann machten sie sich daran, Essen zu organisieren, danach suchten sie ein Hotel. Die Hotels schienen knapp zu sein in der Hauptstadt des Landes Elmande, welches in der Mitte von Tinasira lag. Sie fanden zwei Hotels, die beide ausgebucht waren, und suchten darauf ein drittes Hotel. Und nachdem sie sechs mal Zakate durchquert hatten und jede Straße mit Namen kannten, ohne ein Hotel gefunden zu haben, hatten sie die Nase voll und quetschten sich in eine breite Nische zwischen zwei Häusern in einer dunklen Gasse, um irgendwo schlafen zu können. „Yeah, wir passen alle rein!“ rief Liona und hüpfte in der Nische herum, als endlich alle Kizayas hineingequetscht worden waren und auch die neun Menschen in der Nische hockten. „Ich komme mir vor wie ein Penner!“ empörte sich Siana, „Hier ist es kalt und feucht, hier kann man nicht schlafen!“ Nadaiya grinste. „Penner? Guck mal da rüber! Das nenne ich Penner!!“ Sie deutete nach rechts. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ebenfalls eine Nische, wo sich eine Gruppe scheinbar Obdachloser eingefunden hatte. Sie machten einen ziemlichen Lärm und grölten herum, ab und zu warf einer mit Flaschen. „Na super,“ sagte Zenta mürrisch, „Ich kann Besoffene nicht leiden!!“ „Als ob du nicht selber schon besoffen gewesen wärst,“ kicherte Vento, „Wie war das mit der Kneipe??!“ Zenta schnaubte. „Gegen einen guten Schnaps ist nie was einzuwenden, aber ich für meinen Teil kann mich im Rahmen halten, im Gegensatz zu dir, Vento!“ „Macht keinen Stress, Jungs, geht schlafen!“ meinte Zitan und wickelte sich in seine Decke. Die anderen taten es ihm gleich und versuchten, zu schlafen. Einige Stunden später. Die neun saßen noch hellwach in ihrer Nische und schwiegen. Durch den Lärm der Penner nebenan konnten sie nicht schlafen. „Warum machen diese Kerle da drüben solchen Lärm??!“ knurrte Siana, „Mir ist kalt, ich hab Hunger, und schlafen kann ich in diesem Dreck nicht!“ „Ich geh da jetzt rüber und frag, ob die was zu essen haben,“ meinte Nadaiya und rappelte sich gähnend auf, und Zenta starrte sie an. „Zu den Pennern??! Bist du verrückt, die werfen manchmal mit Messern, wenn sie besoffen sind-...“ Vento gab ein belustigtes Schnauben von sich. „Komisch, ich kenne da einen, der das auch in nüchternem Zustand macht...!!“ Zenta hielt den Mund und ließ Nadaiya gehen, obwohl sich irgendetwas in ihm sträubte, als sie wegging. „Ach was, Penner sind nett!“ lachte sie noch, als sie aus der Nische kletterte, „Bei uns um die Ecke wohnen auch welche, die sind voll cool! Und außerdem weiß ich, wie man Pennern imponiert...“ Sie grinste schräg verschwand dann. „Hey, habt ihr was zu essen?“ fragte Nadaiya und lehnte sich an die Wand. Die Penner sahen auf und erblickten Nadaiya in voller Größe vor dem Eingang ihrer Nische. „Ey, alter!“ sagte einer und zeigte auf Nadaiya, „Da steht ´ne geile Braut!“ Nadaiya hätte fast lauthals losgelacht, so bescheuert wie die Männer sie ansahen. „Also – habt ihr was zu essen, ey?“ fragte sie, und die Penner grinsten. „Ey, mann, klar ha’m wir was zu essen, komm rein, Kleine! – Hier, wills’u Stoff?“ Der eine Mann hielt Nadaiya eine Zigarette hin, und sie räusperte sich und nahm sie mit einem Nicken an. „Okay, Süßer,“ sagte sie, „Hast du auch Feuer, du Schlaupilz...??“ Der Penner lachte und warf ihr ein Feuerzeug zu, während ein zweiter einen kleinen Korb voller Brötchen vor Nadaiyas Füße stellte. „Da, dein Essen, Kleine! Willst’e nich‘ reinkommen??“ „Nö... aber danke für das Zeug, Kleiner,“ erwiederte sie grinsend und steckte die Zigarette an, bevor sie dem Mann sein Feuerzeug zurückwarf. „Ich rauch die auf und geh wieder, okay?“ „Ey, alter!“ sagte der erste Penner, „Glaubst’e du kriegst das umsonst??! Komm rein und blas mir einen, Süße!“ Nadaiya hustete und zog an ihrer Zigarette. „Nichtsda! Ich hab ´nen Freund, okay??!“ Die Penner sahen sich an. „Sagt mal, was macht die so lange da drüben?“ fragte Tiras und lugte aus der Nische. „Och, lasst uns mal rübergehen, hier ist es eh‘ langweilig,“ murmelte Liona und stand auf. „Nein, zum Kuckuck, bleib hier!! LIONA!!!!“ schrie Zenta empört, als Liona einfach wegging, „Herrgott!! Zid, tu was!!! Was geht denn hier heute ab, verflucht??!!“ „Ach, was regt ihr euch auf-...?“ gähnte Zitan, „Wir sollten lieber sehen, dass den beiden nichts passiert...“ Er stand auch auf. „Komm mit, Vento, Vergewaltigungen müssen nicht sein...“ Liona erreichte Nadaiya und die Penner und blieb stehen. „Hey!!! Nadaiya, wo bleibst du??!“ „Liona??“ machte Nadaiya, „Was machst du denn hier??“ Liona sah auf die Zigarette in Nadaiyas Hand. „Wohl eher, was tust du??!!“ „Wonach sieht's aus???“ „Seit wann rauchst du??!!“ fragte Liona empört, und einer der Penner sah auf. „Ey!“ sagte er, „Wer is’n die Kleine??“ „Alter!!!“ rief der zweite Penner, „Hab ich ´nen Joint zu viel drauf, oder hat die wirklich blaue Haare??!!“ Liona blinzelte. „Die sind türkis, ich bin Mesumanierin!“ „Krass, komm rein!“ „Hey, hey!“ Nadaiya packte den Penner am Arm, „Sie ist meine Freundin, lasst sie in Ruhe! – Liona, nimm das Essen mit, ich bleib noch ein bisschen in meinem Milieu, ja??“ Sie grinste Liona fröhlich an, und Liona schnaubte. „Was fällt dir ein, mich abzuschieben...??“ „Hey, nimm’s locker, Krümel, kriegst auch was! Willst’e Stoff?“ Der Penner grinste und warf Liona eine kleine Tüte zu. „Was für’n Stoff?“ fragte Liona und sah das Tütchen an. Da kamen auch Zitan und Vento an. „Hey, was geht denn hier ab, alle kiffen, und keiner sagt was?“ grinste Zitan und sah Nadaiya empört an. Vento fragte sich, ob Zitan nicht irgendetwas von Vergewaltigungen geredet hatte. „Was ist, Zid?“ fragte Nadaiya verwundert. Zitan zeigte auf die Kippe. „Wo hast du das her?“ „Von ihm!“ Sie deutete auf den Penner. „Yeah!“ grinste der Penner. „Hey, du Asi, gib mir gefälligst auch eine!“ Der Penner warf Zitan Zigaretten zu. Liona blieb der Mund offen stehen, als Zitan sich mit Furia eine Zigarette ansteckte. „Ziddy, du auch?!! S-sagt mal, habt ihr mir was verschwiegen??! Raucht Siana womöglich auch, oder wie??!“ „Siana??“ fragte Vento und nahm sich auch eine Ziese, „Wieso denn das?? Blödsinn... – Zid, gib mir mal Feuer.“ Zitan steckte ihm die Ziese mit Furia an, und der Penner schrie auf. „KRASS!!! Der hat ein eingebautes Feuerzeug im Finger!! Korrekt!!! Alter, wie machst du das??!“ „Naja, Furia...“ Liona war verwirrt und riss das Tütchen auf, das der Penner ihr gegeben hatte. „Pillen???“ wunderte sie sich. Die Penner lachten über Lionas Unbeholfenheit. „Schluck einfach, sind Bonbons, Krümel!“ „Wenn ihr Liona irgendwas Gefährliches andreht, bring ich euch um, okay??!“ warnte Zitan die Penner scharf, und Liona nahm einen Bonbon in den Mund. „Hey, die sind lecker...“ „Sag ich ja, ey,“ sagte der Penner, und Nadaiya klaute ihm eine weitere Zigarette aus der Packung. „Ey!!! Du wolltest mir übrigens noch einen blasen, Kleine...“ „Keine Lust...“ „Is‘ er dein Freund?“ Der Penner zeigte auf Zitan. Nadaiya kicherte. „Neeiin, Ziddy ist doch Sianas Freund!!“ Zitan blinzelte. Aha, nett, das auch noch zu erfahren... „Wheee!!“ machte Liona, Nadaiya imitierend, „Die Bonbons sind echt lecker!!“ Sie aß noch mehr aus der Tüte, und Nadaiya räusperte sich. „Pass lieber auf, das ist ungesund, Liona...“ „Ach nööö, macht doch Spaß!!“ Vento gluckste. „Scheiße, was geht’n mit der ab...?“ „Um Himmels Willen, was machen die da?!“ schrie Lili plötzlich. Alle anderen in der Nische fuhren auf. „Fresse, Mädel...“ brummte Zenta, und Lili zeigte auf die Penner. „A-aber...!!!“ Tiras sah auf und folgte Lilis Fingerzeig – was er sah, ließ ihn erstarren. Da standen Nadaiya, Zitan und Vento und rauchten unbekümmert, Liona hüpfte kreischend und gackernd um die drei herum und wirkte irgendwie aufgedrehter als sonst. „Scheiße!!!“ schrie Tiras und sprang auf, „Zenta, komm!!! Guck dir das an!!!“ Zenta hob den Kopf und verschluckte sich vor Schreck erstmal. „W-...was??!! Die – die kiffen??!!“ „Guck dir Liona an, verflucht!!“ Zenta sprang auf und raufte sich die Haare. „Ich glaub, ich steh im Wald!!“ platzte er heraus, „Beeil dich, die kriegen Prügel!!“ „LALALAAAA, ich hab gute Laaauuunnneee!!“ gackerte Liona und lehnte sich kichernd gegen eine Wand. „Sach mal, wieso gibs’u mir eigentlich nich so’n Ding, Ziddy??!“ Sie riss Zitan die Zigarette aus dem Mund. „Scheisse, tu das nicht!!“ rief Zitan und hustete, und Vento gluckste. „Yeah, mal ordentlich ziehen!“ Liona befolgte diesen Rat glatt und hustete erstmal richtig los. Die Penner lachten. „Jo, wollt ihr was zu trinken, mann?“ Der Penner warf den vieren Flaschen zu. „Prost!“ Die vier und die Penner prosteten sich zu, und Liona kicherte erneut etwas benebelt vor sich hin. „Warum sind die Bonbons schon alleeeee...??“ maulte sie und hängte sich an Ventos Hals, „Ey... Ventooo...?“ „Was ist denn jetzt kaputt??!“ fragte Vento und trank seine Flasche auf Ex aus, „Scheiße, lass mich los...“ „Zeig mir dein P!!!!“ Vento starrte sie an, wie sie an ihm hing und grinste, und Zitan und Nadaiya sahen sich an. „Was für’n P??“ fragte Nadaiya, und Vento lachte blöd. „Hallo...??!“ Liona ließ ihn plötzlich los und taumelte lachend herum. „Was für’n P schon, ihr Trottel...??! Hahaha-...!!“ Sie lachte und torkelte auf Zitan zu, doch bevor sie ihn erreichte, kippte sie plötzlich einfach zu Boden. „Liona!!!!“ schrie Zitan, in dem Moment kamen Tiras und Zenta an. „Scheiße!!“ rief Tiras aus, und alle standen auf. Zenta packte Zitan am Kragen und zerrte ihn wütend zu sich herüber, während Tiras Liona aufhob. „Du Flachwichser!!!!“ rief er wütend, „Wie kannst du so verantwortungslos sein??!! Was habt ihr Liona gegeben, ihr Ficker??!! Scheisse, verdammt!!!!!“ Er stieß Zitan von sich weg und warf Nadaiya einen wütenden Blick zu. „Für dich gilt dasselbe, du Missgeburt!!“ Dann zückte er ein Messer und ging auf die Penner zu, die aufgestanden waren. „Ey??!! – Mann, was’n das für einer??!“ „Das ist mein Freund!“ lachte Nadaiya, und Zenta war so aufgebracht, dass er das nichtmal hörte. „Ihr Bastarde!!!! Was habt ihr Liona gegeben, na sagt schon!! RAUS MIT DER SPRACHE, ODER IHR SEID DURCH!!!“ Die Penner wichen alarmiert zurück, als Zenta ein Messer nach ihnen warf. „Scheiße, alter!!“ „IHR VERDAMMTEN-...!!!“ „Zenta!!“ Zitan packte ihn am Arm, und Zenta zischte wütend. „Lass mich los, verflixt!!“ „Bleib ruhig, wir gehen jetzt!!“ sagte Zitan scharf, „Schluss jetzt, reg dich ab, Zenta!!!“ Zenta schnaubte wütend. „Ich bring euch um, verdammt...“ Sie gingen. Die verschreckten Penner blieben zurück. „Tschüß!“ grinste Nadaiya noch und warf den Rest ihrer Zigarette auf den Fußboden, wo er langsam verglimmte. __________________ Na los, Vento, zeig uns dein P XD *insider ^^'...* Kapitel 46: Angriff der Sechsbeiner ----------------------------------- Der Morgen graute. Es waren Stunden vergangen, seit die Kameraden Liona ins Krankenhaus gebracht hatten. Zitan, Vento und Nadaiya hatten wieder auf normal geschaltet. Nach Stunden kam ein Arzt in das Wartezimmer, in dem die Kameraden ungeduldig warteten. Alle sprangen auf. „Und??!“ fragte Zitan, „W-wie geht es ihr??“ Der Arzt nickte kurz. „Es geht ihr besser, sie schläft zwar noch, aber ihr könnt sie besuchen, wenn ihr wollt,“ meinte er. „Um Gottes Willen – vielen Dank-...“ meinte Tiras erleichtert und verneigte sich kurz vor dem Arzt, was dieser erwiederte, und die acht gingen leise in das Zimmer, in dem Liona schlief. Betreten sahen die anderen auf sie herunter. Zenta zischte. „Ich habe euch gewarnt, Zid! Das kommt dabei raus!“ Zitan hustete. „E-es tut mir leid-...! Ich hätte besser aufpassen müssen-...“ „Oh ja, allerdings!!“ herrschte Zenta ihn an, „Eine derartige Verantwortungslosigkeit von dir!!! Ich bin entsetzt, okay??!“ Liona regte sich, und Zenta sah auf. „Liona??!“ rief Zitan auf, „Hörst du mich??! Sag doch was!“ Liona schlug die Augen auf und blickte verstört in die Runde. „Ooohh-... hab ich Kopfschmerzen-...!“ stöhnte sie und rappelte sich hoch, „W-...wo bin ich?-... Was ist passiert??“ „Du Ecstasy-Tante!!“ blaffte Siana sie an, „Das, was die Penner dir gegeben haben, war Ecstasy!!!“ „Lionaaaa!!!!“ schrie Lili freudig und fiel ihr um den Hals, „Bin ich froh, dass es dir gut geht!!“ Liona hustete. „E-ecstasy??!! Iiiek, ihr meint diese Bonbons??!“ „Genau die!“ zischte Zenta mahnend, „Nimm nie wieder Bonbons von Pennern an!“ Liona lächelte. „Vielen Dank, dass ihr euch Sorgen um mich macht-... ...“ „Geht es dir denn gut?“ fragte Nadaiya betreten, „Zenta – eigentlich war es alles meine Schuld, du beschimpfst Ziddy völlig zu unrecht! I-ich – hätte Liona wegschicken müssen-... – nein, ich hätte auch weggehen müssen!! Ich war die Verantwortungslose, nicht Ziddy.“ Zenta sah sie ernst an und schwieg eine Weile. „Tss,“ machte er nur, und Zitan erhob sich. „Bleiben wir noch etwas hier, damit Liona sich erholen kann! Dann gehen wir weiter. Zakate ist kein guter Platz. Wir wollten nach Piscitie, oder?“ Die anderen nickten, und Zenta ging zur Tür. „Wohin willst du denn??“ fragte ihn Nadaiya perplex, und er würdigte sie nicht eines Blickes und ging einfach. Tiras räusperte sich, als Zenta weg war. „Geh ihm nach, Nadaiya, und sei lieb zu ihm, sonst wird das ja nie was mit euch...“ „Aarghh!!!“ schrie Vento wütend, „GEH BLOß NICHT!!!!“ Nadaiya ging trotzdem. Sie fand Zenta bei den Kizayas, und als er sie bemerkte, lächelte er sein Zenta-Lächeln. „Ich hab doch geahnt, dass du mir wieder nachläufst, Lolita,“ sagte er, und sie verschränkte die Arme. „Warum kannst du mich nicht Nadaiya nennen??!“ Er hustete gekünstelt. „Weil Lolita besser zu dir passt?? Du bist schließlich eine...“ Er sah sie nicht an und fummelte an Jalis Mähne herum. Er saß auf dem Rücken seines braunen Kizayas, und Jali schnaubte leise. „Ich bin beeindruckt, muss ich zugeben.“ „Was?“ fragte sie, und er fuhr fort: „Dass du dir dein Fehlverhalten eingestanden hast, Lolita! Der erste Schritt zur Besserung – sag bloß, du wirst erwachsen??“ Sie lachte. „Vielleicht? – Hey, war das etwa ein Kompliment von dir??“ Er sah sie an und lächelte sie herablassend an. „Es war eine Feststellung, Nadaiya. Nicht mehr, und nicht weniger! Eine Feststellung.“ Sie nickte. Zwei Stunden später waren die neun wieder auf dem Weg nach Westen. „Ich schlage vor, wir gehen nach Baile, das liegt auf dem Weg nach Piscitie am nächsten dran,“ meinte Zenta zu Zitan, und Zitan nickte. „Hauptsache raus aus dieser Pennerstadt!!!“ rief Osea hysterisch. Zitan lachte. „Ja, dann mal los!!“ Kurze Zeit später verließen sie Zakate und ritten über Wiesen und Felder. Die Sonne schien, und es war warm, wie im Sommer, obwohl es November war. Aber sie waren ja in der Äquatorialzone, in der es immer warm war. „Wann kommen wir nach Baile?“ fragte Tiras irgendwann, und Zenta sah in den Himmel, als fände er dort die Antwort. „Übermorgen, es sei denn uns hält etwas auf.“ In dem Moment flog ihnen etwas in den Weg, und Kasera blieb erschrocken stehen, sodass Zitan fast vorne über geflogen wäre. „Kasera, was-...??!!“ fluchte er und sah auf, und die anderen sahen auf das kleine Ding, das vor ihnen in der Luft herumflog. „Was ist denn das?“ fragte Siana verdutzt. „‘Ne Hummel, mann,“ meinte Lili perplex, und Zenta brummte. „Und wegen einer Hummel halten wir an??!!“ „So ein Unsinn, das ist keine Hummel!“ empörte sich Tiras, „Das ist eine Toxiko Binara, man nennt sie auch Toxibis, das sind Insekten, die durch und durch giftig sind, und-...“ Ein lautes ‚Kräh‘ unterbrach ihn – Lilis Vogel Atay hatte das Toxibi mit einem Happs verschlungen. Die anderen starrten die Hina an. „Oh Gott, es ist doch giftig, es-...!!!“ stammelte Nadaiya, und Tiras seufzte. „Hinas sind gegen das Gift der Toxibis immun, es kann ihnen nichts anhaben... – Kommt, lasst uns-... was ist das??“ Der Rothaarige verstummte. Ein lautes, brummendes Summen war plötzlich hinter ihnen zu hören. Und plötzlich tauchten Massen von Toxibis auf, die die neun Freunde angriffslustig ansummten. „W-...WAAAAHHH!!!“ schrie Siana auf, „WEG HIER!!!!!“ Sofort drehten alle nach rechts um und galoppierten so schnell es ging davon. „Was ich noch sagen wollte-...“ rief Tiras im Rennen, und die anderen blickten sich mehr nach den sie verfolgenden Toxibis als nach Tiras um, „Die Stiche tun verflucht weh, du kannst echt vier Nächte nicht schlafen vor Schmerzen, wenn dich ein Toxibi sticht!... Und den Kizayas geht es genauso!!“ „Was??!“ schrie Vento und trieb Tojo vorwärts, „W-wo kommen denn plötzlich diese Horden von diesen Toxin Bienen her?!“ „Toxiko Binara, Vento, nicht Toxin Bienen!“ korrigierte Zenta ihn, und Vento schnaubte. „Ist doch schnuppe!! AAAAACHTUNG, HEEEECCCKKKEEEE!!!“ Die Kizayas sprangen dieses mal alle über die Hecke. Die Toxibis surrten hinterher. „Sie rächen ihren Bruder, fürchte ich!“ rief Lili und sah Atay an, „Los, Atay, friss die auch noch!“ „He, wir fliehen nach Norden! Genau wie vor dem Drachen!“ stellte Zitan plötzlich fest, während die Waldlandschaft an ihnen vorbeirauschte. „Der konnte wenigstens nicht stechen!!“ brummte Siana und sah sich panisch um, „Oh Gooottt, lauft!!!!“ „Und die Toxin Bienen spucken dafür kein Feuer,“ meinte Vento, und Zenta zischte. „TOXIBIS!!!“ Noch immer flogen die Toxibis mit rasender Geschwindigkeit hinter den neun Freunden her. Atay fraß zwischendurch welche von ihnen, aber sie schienen nicht weniger zu werden. „Los, beeilt euch! LAUFT SCHNELLER!!!“ rief Zitan und ließ die acht anderen an sich vorbeilaufen, um ihnen Deckung zu geben. „Du liebe Zeit! AAAAAAAAHHH!!! SIE KOMMEN IMMER NÄHER!!“ schrie Siana panisch, und Zenta trat Nervi in den Hintern, sodass er davonpeste, „UWAAAHH!!!!“ „Treib endlich deinen Vierbeiner ordentlich an, Prinzessin!!!“ „Bleib cool!“ rief Zitan von hinten, „Es passiert schon nichts!-... – Hoppla??! HEY!!!! KASERA!!!“ Kasera wurde plötzlich wahnsinnig, sie bäumte sich auf und wieherte, tobte wie verrückt herum, und schließlich schaffte sie es doch, Zitan abzuwerfen. „ZIDDY!!!“ Siana bremste sofort ab, sodass Jali fast auf sie aufgelaufen wäre, und Zenta riss sie gerade noch herum und warf Siana einen Haufen wutentbrannter Flüche ins Gesicht. „PASS DOCH AUF, DU SCHLAMPE!!“ Zitan keuchte und rappelte sich auf, Kasera tobte neben ihm wild herum. „Mensch, was-...??!“ stammelte der Blonde, und Tiras klärte ihn auf: „Sie hat ein Toxibi gestochen, Zid!“ Zitan erstarrte, als es plötzlich um ihn herum lautstark brummte. „TOXIBI?!?!“ kreischte er, „D-DU SAGST ES!!! UAAAHH, VRFLUCHT, HAUT AB, WAS WOLLT IHR VON MIR?!?!“ Er sprang auf, doch da setzte sich ein Toxibi auf seinen Rücken und stach zu. Es bohrte seinen fünf Zentimeter langen Stachel durch die Weste durch, und Zitan schrie auf, packte das Toxibi und zerquetschte es mit der Hand. Aus der Wunde kam Blut, und er spürte einen furchtbaren Schmerz, der sich über die Wunde auf den ganzen Körper verteilte. „ACHTUNG, DIE ANDEREN TOXIBIS!!!!!!!“ schrie Zenta plötzlich, und Zitan sah auf. Die Horden von Toxibis flogen direkt auf ihn zu. Er schrie auf. „Ich hab‘s!“ rief Tiras aus und drehte Yanko herum, „Die Viecher mögen Wasser nicht! Liona, mach sie nass!“ „Mach ich!!!“ rief Liona laut und riss die Hände hoch, als sich die Toxibis auf Zitan stürzten, „TSUNAMI!!!“ Mit der Flutwelle wurden die Toxibis weggespült, und Zitan stürzte zu Boden. Schweigen. „Sie sind erledigt,“ meinte Lili perplex, und Vento jubelte: „SIEG!!! SIEG ÜBER DIE TOXIN BIENEN!!!“ „Ziddy!“ schrie Siana, sprang von Nervi und lief zu Zitan, der sich auf dem Boden zusammengekauert hatte. „Ziddy!!! Ziddy, Bist du okay??!!“ Sie stürzte zu ihm und schüttelte ihn, und er sah auf. Jetzt sah sie die vielen Stiche, die er am ganzen Körper hatte. „Ha-...! – Oh mein Gott...“ „Siana!“ keuchte Zitan und rappelte sich auf, „Aargh-...!!“ „Tut es sehr weh?“ fragte Siana besorgt und nahm seinen Arm, und er sah an sich herunter. „Verflucht-...!! – E-es geht schon-... ...“ „Wir sollten in der nächsten Stadt Antiseptika organisieren-...“ sagte Tiras ernst, der auch Kasera beruhigt hatte. Plötzlich gab Zenta ein wütendes Schnauben zu hören, und alle sahen ihn an. „W-was ist denn jetzt??“ „Ja, haha, nächste Stadt!!!“ blaffte er die anderen an, „Diese Arschkrampen haben uns so weit nach Norden getrieben, dass wir jetzt vier Tage nach Baile brauchen!“ „WAS?!?!“ entfuhr es dem Rest, und Zitan hustete. „Scheiß, verdammter...“ „Ich schlage vor, wir gehen nach Tinare hoch, das liegt etwa einen Tag von hier entfernt,“ meinte Tiras. „Was??! Noch weiter nach Norden??!“ schrie Zitan auf, „Was wollt ihr ganz nach Vinte rauf, das ist doch bloß ein Umweg!! Wir gehen nach Baile, BASTA!!!“ „Ziddy!“ rief Tiras ernst, „Das wäre absoluter Blödsinn!! Wir müssen in eine Stadt, Zid, du mit deinen Stichen wirst nicht vier Tage ohne Versorgung deiner Wunden auskommen, du Idiot! Und denk doch mal an Kasera!!“ Kasera schnaubte, und Zitan stutzte. „Na schön-... wir machen für dich einen Umweg, Kasera, mein Schätzchen...“ Er klopfte ihr den Hals und sah sie bemitleidend an. „O.k., auf nach Tinare!“ rief Siana und sprang wieder auf Nervi. Die neun gingen langsam Richtung Norden. Sie waren nach dieser Rennaktion ziemlich müde. Sie hatten etwas mehr Glück als am vergangenen Tag: sie fanden einen Bauernhof, ähnlich wie vor Zeiten in Minisira, auf dem sie übernachten konnten. Die Leute waren sehr freundlich und brachten die Kizayas in die Stallungen, und kümmerten sich um Kaseras Stiche, und Zitan nahmen sie auch gleich unter die Fittiche. „Die Toxibis sind hier leider recht häufig, deswegen müssen wir immer aufpassen, dass sie unsere Tiere nicht stechen,“ erklärte die Tochter des Bauernpaares, und Tiras nickte. „Habt Dank für eure Hilfe! Ich hoffe, Ziddy geht es besser-... – Ziddy??! Wo ist er schon wieder hin??!“ Die anderen sahen sich um. Zitan war nicht da, und Zenta seufzte. „Lasst ihn, den Sturkopf! Gehen wir lieber schlafen, der kommt schon klar.“ Siana ging von den anderen unbemerkt die Treppe wieder herunter, als alle schlafen gehen wollten, um nach Zitan zu suchen. Zitan war runter zu den Stallungen gegangen, um Kasera zu besuchen. „Hey, Dicke!“ Kasera hob den Kopf und gab einen freudigen Laut von sich, als sie Zitan sah. Er kletterte zu ihr in die Box und setzte sich auf einen Strohballen. „Tut’s noch weh?“ fragte Zitan, und Kasera schnaubte. „Nicht mehr so, hm?-... Du bist ja nicht so empfindlich-... tut mir echt leid, dass diese-... Hummeln dich gestochen haben...“ Kasera wieherte leise und stupste mit ihrem Kopf gegen seinen. „Ich hab dich lieb, meine Süße...“ Er fiel ihr um den Hals, und sie gab erneut einen vergnügten Laut von sich, als wolle sie sagen ‚ich dich auch‘. Zitan grinste und streichelte sie sanft, sodass sie zufrieden schnaubte. „Zid??“ hörte er plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich, und er drehte sich um. Siana stand in der Stallgasse. „Siana??!“ fragte er perplex, „W-...was... machst du denn hier???“ „Ich wollte dich besuchen!“ strahlte die Prinzessin und kletterte zu Zitan und Kasera in die Box. „Aha, wie nett von dir!“ grinste Zitan. Kasera stupste nun mit dem Kopf auch an Sianas Kopf, und sie plumpste auf den Strohballen. Zitan setzte sich neben sie. „Tun deine Stiche sehr weh?“ fragte sie besorgt. Er lachte. „Nö, eigentlich nicht! Ehrlich! Mach dir keine Sorgen, Siana...“ Er legte sanft seine Arme um sie und zog sie zu sich herüber. Sie lächelte. Kasera wieherte wieder leise und stieß die beiden an, sodass sie vom Strohballen auf den Boden fielen, da der aber mit Stroh bedeckt war, fielen sie nicht auf die Steine. Beide lachten, und Zitan stellte fest, dass Siana direkt auf ihm lag, und er musste grinsen. „Bist du sicher, dass es nicht wehtut??...“ flüsterte sie und fing an, ganz vorsichtig über einen Stich auf seiner Wange zu streicheln. „Dabei dachte ich, das hier könnte helfen! Hmmm, wenn du's nicht nötig hast...“ Sie setzte sich auf und grinste ihn überlegen an, und er lächelte. „Ooohh, ich glaube, es tut wohl doch etwas weh-...!“ grinste er, und sie streichelte weiter zärtlich über seine Wange. Kasera schnaubte zufrieden. Die beiden verfielen in ihre Gedanken und vergaßen alles um sich herum. Erst nach Stunden fand Zitan sich wieder, auf dem Bauch liegend und oben ohne, und Siana streichelte sanft über seinen Rücken. Er rappelte sich langsam auf. „Oh, wie spät ist es?“ fragte Siana erschrocken. „Zwei Uhr nachts-...“ erwiederte Zitan und sah sie an. Sie seufzte. „Wir sollten zurück, Ziddy...“ Er brummte enttäuscht. „Ja, leider... ...“ Er zog seine Weste wieder an, und die beiden sahen sich in die Augen. „Und? Geht’s dir besser??“ fragte sie blöd grinsend, und er gluckste. „Viel besser!“ lachte er, und wieder hätte er sie am liebsten geküsst, ließ es jedoch bleiben und stand auf. „Du solltest schlafen, es ist schon spät, und morgen müssen wir weiter.“ Sie stand auch auf. „Gut. Du kommst aber mit!“ „Ja, schon klar! – Gute Nacht, Kasera!“ Zitan klopfte ihr den Hals, und die zwei kletterten aus der Box. Kasera wieherte, und die beiden winkten ihr zum Abschied zu. _________________ Ziddy und Siana-Szenen sind immer so gaylordig <.<' *murr* Nieder mit den Toxin-Bienen! >o3> Warum sind alle so idiotisch sich vor Ziddy zu schmeißen?! XD besonders Siana ey XDD wie oft hat sie sich schon vor ihn geworfen und ist dann fast selber krepiert?! XDDDD ich mochte das kapi aber^^ Kapitel 64: Die Hüterin des Drachens ------------------------------------ Yari stürzte zu Boden. Tiras und Zenta machten sich nicht die Mühe, Puls und Atmung zu überprüfen – jeder wusste, was Todesklinge war. Der stärkste Zauber der Musaniermagie, der einen auf der Stelle tötete. Thanata zischte. „Tss... wie... unpassend.“ Sie hob die Hand, und Kindarn und Kaiyla verschwanden mit einem Blitzen. „Nur mal so...“ krächzte Thanata, während sie sich selbst auflöste, „Sagt das eurem vorlauten Freund Zitan Sari – jeder, der es mit mir aufnehmen will, wird so enden wie dieses jämmerliche Kind hier!“ Damit verschwand sie. Die Freunde blieben schockiert zurück. Liona ging langsam zu Yari hinüber. Ihre Schritte hallten in der Stille laut wieder. Sie kniete neben Yari nieder, die tot auf den Fliesen lag. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Arme weit ausgebreitet. „Möge Chinon dich ehrenhaft in das Reich der Toten aufnehmen und du als Stern über die wachen, die du geliebt hast,“ wisperte Liona. Eine Träne rann über ihre Wange. Sie faltete die Hände und sprach ein stilles Gebet. Die anderen waren still, nur Oseas Schluchzer waren zu hören. Liona richtete sich auf. „Ich bin dafür, dass wir sie anständig beerdigen,“ sagte sie. Die anderen schwiegen. „Wir sollten uns erstmal um unsere Leute kümmern!“ meinte Lani mit einem Nicken zu Zitan und Siana herüber, die noch immer ohnmächtig am Boden lagen. Liona kniete bei Siana nieder und nahm ihren Kopf auf den Schoß. „Es ist nicht schlimm,“ meinte sie nach kurzer Zeit, „Ich mach Vitra, und sie ist wieder o.k.!“ Mit diesen Worten streckte sie ihre Hand aus. „Vitra!“ Siana blieb liegen. „So, jetzt schläft sie. Ich würde sagen, wir bringen sie und Zid erstmal in ein Hotel...“ Der Rest stimmte ihr zu. So wanderten sie in ein Hotel in Zujani. Sie bestellten sich zwei Sechserzimmer, doch es gab ein Problem: „Es gibt hier nur Zweierzimmer, tut mir leid.“ Die zehn Freunde sahen sich an. „Oh mann,“ machte Lili, „Dann halt sechs Doppelzimmer!“ Das Fräulein an der Rezeption schob den zehn Kameraden sechs Schlüssel herüber. „Jetzt kommt die Zimmerverteilung...!“ freute sich Zantis, während sie zu ihren Zimmern gingen, und Lani briet ihm eine über. „ZANTIS!!! – Wie kannst du jetzt an sowas denken??!! Verdammt, Ziddy ist verwundet, Siana pennt und Yari ist tot!!! Und du denkst an deine Zimmeraufteilung??!! Oohhh Gooottt, ich bin fertig mit den Nerven-...!!“ Sie brach mitten auf dem Korridor heulend zusammen, und Nadaiya und Zantis stürzten sofort zu ihr hin. „Lani!!“ rief Zantis, „Oh nein, was hast du...?“ „ICH BIN PSYCHISCH TOT, DU ARSCH!!!“ bellte Lani ihn heulend an, „I-i-ich will ins Bett-...“ „Kümmert euch um die Aufteilung,“ brummte Zenta mit Blick auf die heulende Lani, dann sah er auf Osea und Coran, die apathisch ins Leere starrten. „Linni und ich werden solange Ziddy versorgen – Linni, bring Siana ins Bett...“ Liona, die Siana auf dem Rücken trug, seufzte. „In Ordnung...“ „Dann steck sie wenigstens zusammen in ein Zimmer!“ rief Zantis ihnen nach, als Zenta und Liona an den anderen vorbeigingen. „Wenn du meinst,“ Liona gab einen Ausdruck von Gleichgültigkeit zu spüren und schloss ein Zimmer auf. Sie brachten Zitan und Siana in das Ehebett, das im Raum stand. Der Rest blieb im Flur, während Zantis die Zimmer aufteilte: „A-also-... Osea, geh mit Coran, ja?“ Osea und Coran verschwanden wortlos in einem Zimmer, „Mmh, Vento und Tiras natürlich-... – und Liona und Lili...“ „Okay,“ seufzte Lili, als Tiras Vento murrend vor sich her in ein weiteres Zimmer schob, und sie nahm Zantis einen Schlüssel ab, bevor sie ebenfalls ging, mit den Worten: „Liona! Ich geh schonmal, ja...?“ „Mh,“ machte Liona darauf nur, und Lili ging. Übrig blieben Lani, Nadaiya und Zantis auf dem Flur. Und Zenta. „Oh nein!!!“ schrie Nadaiya, als Zantis nach Lanis Hand griff, und sie schnappte sich Lanis andere Hand. „Ich gehe mit Lani!!!“ Zantis schnaubte. „Momentchen, sie ist meine Freundin!!!“ „Meine auch!!“ blaffte Nadaiya ihn an, und sie zischte hinterher: „Ich will nicht mit Zenta in ein Zimmer, Zantis!!! Biiiitteee...!!“ „Nun,“ machte Zantis, „Ich will auch nicht mit Zenta in ein Zimmer, und deshalb... kommt Lani zu mir!“ Er schnappte sich die hysterische Lani und ging zu seinem Zimmer. „Tut mir leid, Nadaiya!“ Damit ging er, und Nadaiya hob stöhnend die Arme. „Warum ich??!!-...“ „Ich hoffe, es wird besser,“ meinte Liona derweil drinnen. „Kann ja nur... Kaiyla hat ihn ganz schön zugerichtet,“ meinte Zenta und stand auf, nachdem er mit Lionas Hilfe Zitans Wunden versorgt hatte. Er fragte sich, warum Tiras das nicht gemacht hatte, immerhin war der doch der Arzt... „Er hätte sich noch nicht mit ihr anlegen dürfen,“ sagte Liona und stand ebenfalls auf, dann deckte sie Zitan und Siana ordentlich zu. „Jetzt wissen wir wenigstens, auf was wir uns da eingelassen haben,“ murmelte Zenta. Liona sah zur Seite. „Ja... wir dürfen nicht damit rechnen, am Leben zu bleiben...“ meinte sie traurig und senkte den Kopf. „Gute Nacht-... schlaf schön... mann, bin ich müde...!“ Liona knipste das Licht aus, und sie und Zenta ließen Zitan und Siana in Ruhe schlafen. Liona verschwand bei Lili im Zimmer. Im Flur hockte nur noch Nadaiya auf dem Boden, mürrisch an die Wand starrend. „Du bist übrig?“ fragte Zenta kalt, und Nadaiya murrte. „Sieht so aus.“ „Prima, ich penn bei Jali!“ schnappte er sofort und machte abrupt Kehrt, um rauszugehen, doch plötzlich sprang Nadaiya auf und hielt ihn fest – als er sie anstarrte und sie ihn genauso verwundert ebenfalls anstarrte, fragte sie sich, warum sie das gemacht hatte. Sollte er doch gehen... „I-ich, ähm-...“ stammelte sie perplex, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Warum hielt sie ihn fest, verdammt? Zenta blinzelte. „Was ist??!“ fragte er erstaunt, „Willst du mich wieder vögeln, oder wie sieht's aus?? Vergiss es, Lolita, ich lasse mich nicht mehr mit dir ein.“ „Aaarghh, ich will doch nicht mit dir schlafen!!!“ platzte Nadaiya empört hervor – sie log, und sie wurde rot, als sie daran dachte. Doch, sie wollte mit ihm schlafen. Am liebsten jetzt sofort, wenn sie ihn so ansah... „I-i-ich-... – Zenta-... bitte, lass uns-... für heute Nacht das Kriegsbeil begraben-...“ Er sah sie groß an, als sie das sagte. Aha? Nanu? „Puh,“ seufzte er dann und riss sich mit leichter Gewalt von ihr los, „Also schön – ich glaube, Ziddy hat genug Ärger gehabt, wenn wir jetzt wieder ´ne Gruppenspaltung machen, dreht er noch am Rad...“ Damit ging er zum letzten Zimmer und schloss die Tür auf. Nadaiya sah stumm auf den Boden. „Was ist, kommst du??!“ fragte Zenta genervt, und Nadaiya fuhr auf. „Ähh, klar!! Entschuldige...“ Damit ging sie ihm nach in das Zimmer. Zenta bereute es sofort wieder, darauf eingegangen zu sein, als sie zum Fenster ging und ihm den Rücken zukehrte. Immerhin besser, als ihre Fratze sehen zu müssen, fand er, und ärgerlich ließ er sich auf das Bett fallen und starrte die Lampe an. Ein Moskito surrte darum herum. Nadaiya sah stumm aus dem Fenster in die Nacht. „Alles still...“ flüsterte sie, und Zenta drehte den Kopf. „Bitte??“ „Thanata wird sich vorläufig verpisst haben...“ fuhr das Mädchen fort, „Kaiyla war ja so... scheintot...“ Er seufzte bloß. „Hm... wenn sie bloß nicht Siana Mutter wäre! Das verkompliziert die ganze Sache ja! Es würde Siana das Herz brechen, wenn wir Kaiyla töten! Sie ist immer noch ihre Mutter! – Wenn's nach mir ginge, würde Kaiyla sich längst die Radieschen von unten angucken, aber Zitan ist ja so gutmütig!! Pff, der Kerl hat ein Herz so groß wie die Welt, glaube ich manchmal...!“ „Und du dafür eins aus Stein!“ brummte Nadaiya, „Hast du garkeine Gewissensbisse, wenn du einfach jemanden tötest...?“ „Quatsch!“ machte Zenta, „Wenn der Tod desjenigen für mich von Vorteil ist...“ „Mein Gott...“ stöhnte Nadaiya, dann machte sie eine Pause, bevor sie fortfuhr. „Ich versuche schon lange, mich in Sianas Lage hineinzuversetzen-... wenn meine Mutter unter Thanatas Kontrolle stehen würde... ich würde-... alles dafür tun, sie zurückzugewinnen-... und du?“ Sie fragte sich, warum sie das laberte... sie musste irgendetwas sagen, um sich von ihren Gefühlen abzulenken. Ihren Gefühlen für Zenta... Sie spürte wieder das komische Schmerzen in ihrem Inneren, wenn sie ihm so nahe war... wenn sie mit ihm sprach, auch, wenn sie ihn nicht ansah. Er hatte sie verletzt. So oft hatte er sie verletzt, sowohl physisch als auch psychisch. Sie hatte Angst davor, wieder verletzt zu werden, wenn sie sich auf ihn einließ. Noch nie hatte ein Mann ihr so das Herz gebrochen wie er. Und noch nie hatte sie für einen Mann so empfunden wie für ihn... niemals hatte sie... jemanden geliebt... „Hm,“ machte Zenta, „Meine Mutter unter Hypnose?? Oh mein Gott... – also, um ehrlich zu sein, ich würde sie töten, wenn sie Gefahr läuft, die Welt zu zerstören-... dabei geht’s mir weniger um die Welt als um mich selbst, klar??!“ Nadaiya sagte nichts, und Zenta schwieg – dann hörte er, dass sie weinte. Ihre leisen, zaghaften Schluchzer waren deutlich zu hören. Er sah sie überrascht an, während sie ihm immer noch den Rücken zukehrte. „N-...Nadaiya-...“ machte er, und sie keuchte leise. „Du hast ja... meinen Namen gesagt-...“ flüsterte sie, und als er die Brauen hochzog, drehte sie sich zu ihm um. Er stand auf und ging zu ihr herüber. „Was ist, wieso heulst du jetzt??“ wunderte er sich, und Nadaiya hielt für einen Moment inne. Ja, warum weinte sie? Weil du so ein verdammter Arsch bist-... und ich Trottel dich auch noch liebe-...!! „Weil-... du ein Idiot bist!!!“ heulte sie dann, im nächsten Moment gab sie ihm eine Ohrfeige und warf sich sofort darauf unvermittelt in seine Arme. Er schrie auf und stolperte rückwärts, bis er auf das Bett fiel, wo er mit ihr auf sich drauf liegen blieb. „LOLITA!!!!“ brüllte er außer sich und wurde rot, „Geh sofort von mir runter, du Mistkrücke!!! Nadaiyaaaa!!!!“ Nadaiya erhob sich und starrte ihn mit geröteten Augen an, als er unter ihr zappelte, und als sich ihre Blicke trafen, hielten beiden inne. Zenta keuchte. „Scheisse...“ murmelte er dann, „Ich will nicht unten sein!!“ Damit packte er Nadaiyas Oberarme und warf sie auf das Bett, bevor er sich auf sie setze und sich finster über sie beugte. „Du Wichser-...!“ keuchte Nadaiya unter ihm, bevor sie ihrem Verlangen nachgab, seinen Hals umschlang und ihn auf den Mund küsste. Es war ein heftiger Kuss, und Zenta war zuerst perplex, dann erwiederte ohne weiter nachzudenken ihren Kuss. Als sich ihre Zungen berührten, spürte er Nadaiyas Hände, die schnell sein Shirt über seinen Kopf zogen, im nächsten Moment fand er sich oben ohne auf ihrem Unterkörper sitzend. Er ließ von ihr ab und stöhnte, als sie mit den Händen über seine Brust streichelte. „Wer bin ich eigentlich...?“ fragte sie sich murmelnd, „Ich weiß nicht... was ich tue, Zenta...“ Er sah nur ihre Kehle, die sie ihm wie so oft schon hinhielt, und er hätte große Lust gehabt, sie zu töten, indem er ihr jene Kehle aufschlitzte. Es gab aber noch etwas anderes, worauf er große Lust hatte, und das war, ihren weiblichen Körper zu berühren. „Du bist eine Lolita,“ sagte er zu ihr, als er mit der Hand unter ihre weiße Bluse fuhr und ihren nackten Bauch streichelte, „Das... ist alles... Nadaiya...“ Nadaiya... ... Es war noch nichtmal hell draußen, da schlug Siana die Augen auf. Verwirrt fasste sie nach ihrem Kopf. Sie erinnerte sich an die Energiekugel, die ihre Mutter auf sie geschleudert hatte. Danach war alles schwarz geworden. Sie richtete sich auf und stellte erstaunt fest, dass sie keine Schmerzen hatte. „Wo bin ich hier?... Ich... mir ist so komisch...“ flüsterte sie zu sich selbst und sah sich um. Da fiel ihr Blick auf Zitan, der neben ihr im Bett lag und scheinbar schlief. „Zid!! Mein Gott, Zid! Wach auf!“ Müde schlug er die Augen auf. Zuerst sah er nur verschwommen, doch dann erkannte er Siana, die sich über ihn gebeugt hatte und ihn besorgt ansah. „Siana!“ stieß er hervor, setzte sich auf und fiel ihr in die Arme, „Du lebst!! Oh mein Gott, ich dachte, du wärst erledigt!“ „Oh Ziddy...“ flüsterte sie erleichtert und umarmte ihn, dann sah sie auf. „Wo sind wir hier?“ Zitan sah sich um. „Hm, keine Ahnung! Das Letzte, das ich mitgekriegt habe, war Thanata, die mich an die Wand geschleudert hat... dann-... bin ich bewusstlos geworden-... ...“ Siana fuhr zurück. „Thanata??!“ schrie sie auf, „Du hast mit Thanata gekämpft??!“ Der Blonde seufzte. „Naja, dazu kam es garnicht erst – sie hat mich an die Wand geworfen, haha-...!“ Er lachte blöd, und Siana keuchte. „DAS IST NICHT WITZIG, DU PENNER!!!“ Zitan seufzte wieder, und sie sah ihn besorgt an. „Du... siehst ziemlich mitgenommen aus... hast du große Schmerzen, Ziddy??...“ fragte sie und strich sanft über seine Stirn, auf der sich jetzt getrocknetes Blut abzeichnete. „Es geht mir gut! Wirklich!“ sagte er, „Mach dir keine Sorgen um mich...!“ „Du lügst doch! Sag, was tut dir weh?“ „Siana, hör doch auf... das sieht schlimmer aus, als es ist... gut, ich gebe zu, ich hab mich schonmal besser gefühlt, aber naja...“ „Zid...“ sagte Siana leise, als er sich wieder hinlegte, und sie legte sich dicht neben ihn. Er drehte den Kopf zu ihr und grinste. „Ja?“ Sie schüttelte den Kopf und kniff ihn leicht in den Arm, meinte es aber nicht böse. Er lächelte und strich ihr sanft durch das lange, dunkelbraune Haar. Sie lächelte jetzt auch und streichelte sanft seine Wange. „Siana...“ sagte er dann, „Ich liebe dich...“ „Ich dich auch, Zitan...“ Sie schloss die Augen, und die beiden näherten sich, bis sie sich sanft auf den Mund küssten. Er umarmte sie zärtlich und streichelte ihren Rücken. Siana drückte sich fest an seinen Körper heran. Er ist so schön warm... das ist ein so gutes Gefühl... Eine Weile lagen sie da und küssten sich innig, dann sah sie auf und ihm in die Augen. „Zid... oh Ziddy, ich...“ „Siana...“ brachte er bloß hervor, bevor er sie an sich heranzog und sie nochmal zärtlich auf den Mund küsste. Ihre Lippen waren warm und weich, und er spürte, wie sie nachgaben und den Kuss liebevoll erwiederten. Sie legte zärtlich ihre Arme um seinen Oberkörper, während sie ihn weiter liebevoll küsste. Beide wünschten, die Zeit könnte jetzt einfach stehenbleiben... „Beweg deinen Arsch, Lolita!! Aufstehen!!!“ Zentas eiskalte Stimme riss Nadaiya am nächsten Morgen aus dem Schlaf. „Eehhh??!!“ schrie sie erschrocken, als er ihr so ins Ohr brüllte, und setzte sich mit einem Ruck auf. Die weiße Decke glitt von ihrem Oberkörper, und sie quiekte, als sie merkte, dass sie nackt war. Ganz nackt? Nein, als sie unter die Decke blickte, sah sie, dass sie wenigstens noch ihren Slip anhatte. Sie starrte Zenta an, der wutentbrannt vor ihr neben dem Bett stand, mit verschränkten Armen. Dann erinnerte sie sich an die vergangene Nacht, und daran, dass sie und Zenta sich wieder berührt hatten. Genauso wie damals in Takayi, als er ihr gestanden hatte. Genauso wie in jener Nacht hatten sie sich geliebt – sich geliebt, ohne Sex zu haben. Nadaiya grummelte. „Ich steh ja auf, du Blödmann...“ Zenta erhob sich mit einem eisernen Blick. „Ich will nicht, dass du mir in den nächsten Tagen auch nur einmal unter die Augen kommst!“ sagte er barsch, „Ich will dich nicht mehr sehen, Lolita, deine Visage bringt mich fast zum Kotzen!“ Nadaiya starrte ihn an, während sie ihre Sachen anzog. Was war denn jetzt wieder los? „Ich dachte-...“ stammelte sie, „Wir hätten uns – vertragen?“ „TSE!!!“ blaffte Zenta sie an und knallte die Tür zu, bevor er sie wütend anstierte. „Du Lolita hast mich schon wieder umgarnt gestern Nacht!! Du hast mich umgarnt, wie die Medusa es mit Ziddy gemacht hat!! Hah!! Glaub ja nicht, ich falle nochmal auf deine Reize herein, Lolita, ich werde mich hüten!!! Schlampe!!“ Nadaiya seufzte traurig. „Na gut, okay, okay! – Ist gut, ich geh dir aus dem Weg.“ Zenta ging zur geschlossenen Tür und ergriff die Klinke, ohne die Tür zu öffnen. Er starrte an die Wand, als er sprach. „Ich... ich hasse dich dafür, dass du mich erregst, Nadaiya! Ich hasse dich wie die Pest dafür!!!“ Ich hasse dich... weil ich dich so scheisse-... liebe-... Nadaiya senkte den Kopf, als er das sagte. Dann öffnete er die Tür. „Zieh dich an, beeil dich. Die anderen sind längst fertig!“ In der Tat standen die anderen allesamt im Flur, als Nadaiya auch aus ihrem Zimmer kam. „Oh...“ gähnte sie, „Tut mir leid, habt ihr gewartet?“ „Sehen wir so aus??“ lachte Lani, „Na, hast du die Nacht mit dem Psycho-Typen überlebt??!“ „Zid!“ sagte Liona dazwischen und sah zu Zitan herüber, „Was machen deine Wunden? Hast du Schmerzen?“ Zitan blinzelte. „Nein,“ meinte er und schüttelte den Kopf, „Nicht schwerwiegend! Es wird besser werden, mach dir keine Sorgen! – Nur sollten wir alle in der nächsten Stadt mal baden, oder so-... guckt euch mal an!“ Die elf anderen sahen sich an. „Das ist jetzt unwichtig,“ sagte Tiras ernst, „Zitan, wir-... haben es dir noch nicht gesagt, weil du-... ohnmächtig warst, aber-...“ Er stockte. Zitan sah ihn an, als alle verstummten. „Aber was?“ fragte der Blonde skeptisch, „Tiras??!“ Liona sprach. „Yari ist tot, Ziddy.“ Zitan traf es wie ein Schlag. „W-...was??!!“ stammelte er, und Liona sah traurig zur Seite. „Das-... das ist nicht wahr!“ keuchte Zitan entsetzt. Schweigen. „DAS IST NICHT WAHR!!! Du lügst, du lügst, Liona!!! SIEH MICH AN, VERDAMMT!!!!“ Er packte wütend Lionas Schultern und zerrte sie hoch, packte ihr Kinn, und als er ihr Gesicht sah, stutzte er – sie weinte. „Lass mich-...“ heulte sie, „Bitte, Ziddy-... Thanata, es – es war Todesklinge-... es war so schrecklich-...“ Sie brach weinend auf dem Korridor zusammen, und Zitan beeilte sich, ihr auf den Boden zu folgen, wo er sie in die Arme schloss, sein Gesicht ausdruckslos und starr. „L-...Liona-...“ Zenta packte Zitan mit sanfter Gewalt an der Schulter. „Lass, Zid,“ sagte er dumpf, „Wir gehen zurück zum Schloss, um Yari zu begraben. Sie hat eine Beerdigung als letzte Würde verdient.“ Zitan ließ Liona langsam los, die sich wieder beruhigte. Dann standen sie wieder auf, und Zitan sah starr in die betretenen Gesichter seiner Freunde. „Wir gehen.“ Damit ging er. Siana sah ihm traurig nach, bevor sie ihm als erste folgte. Sie gingen zu ihren Kizayas und ritten schnell zurück zum Schloss von König Zujani. Es war still im Schloss, wie ausgestorben. Liona fragte sich, ob Thanata auch das Personal komplett getötet hatte, oder warum es sonst so still war, als die zwölf einfach in den Thronsaal gingen. Dort fanden sie Yari unangerührt und tot am Boden vor – und noch etwas... „Wuah!!!“ schrie Lani, „Der König!!“ König Zujani lag versteinert am Boden. Liona sah zur Seite. „Ich beleb ihn gleich wieder,“ sagte sie dumpf, „Aber zuerst kommt Yari – der König sollte das alles nicht mitkriegen. Ich werde ihm Mesama einflößen, er sollte sich an keines der Ereignisse erinnern können, das könnte Depressionen auslösen, und dann bringt er sich womöglich noch um...“ Zitan sank starr neben Yaris Leiche auf den Boden. „Ich... es tut mir so leid-...“ stammelte er, kreidebleich, Yari anstarrend. „Ich wollte nicht-... ich – es ist doch – nur meine Schuld...“ Er senkte verzweifelt den Kopf. „NUR, WEIL ICH IDIOT GESAGT HABE, DU SOLLST MITSPIELEN!!! SCHEISSE!!!!!“ Er brach über Yaris totem Körper zusammen und begann, zu schluchzen. Die anderen starrten ihn an, und Siana ging vorsichtig zu ihm hin. „Ziddy... es ist nicht deine Schuld, Thanata war es, die Yari getötet hat! – Komm, bitte... ... oh Zid...“ Zitan schluchzte. „Wieso...??“ flüsterte er, und Siana sah ihn an. „Hm?“ Auch Zenta hockte sich jetzt zu Zitan und klopfte ihm auf die Schulter. „Sei still, Zid – lass uns Yari begraben, und dann ist gut.“ „Wieso??!“ zischte Zitan, ohne Zenta anzusehen, „WIESO, SAG MIR WIESO, ZENTA!!!!“ Er fuhr herum und starrte seinen Freund aufgelöst an. „Warum musste sie sterben??!!“ „Weil das Schicksal es so wollte!!“ blaffte Zenta ihn an, „Es ist nicht deine Schuld, du elender Narr! Sie ist tot, und dein Gejammer wird sie nicht zurückbringen!!“ „ABER ICH WILL DAS NICHT!!!!“ heulte Zitan außer sich und brach auf dem Boden zusammen. „Ich... will das nicht... – ich kann das nicht, Zenta – ICH KANN NICHT MEHR!!!“ Zenta und Siana sahen sich an, als Zitan so vor ihnen am Boden lag. „All der Kram... diese Geschichte, Saris Sohn, blabla... ich kann das nicht mehr, ich werde wahnsinnig!!! Warum müssen meinetwegen so viele Menschen sterben, Zenta??!! I-ich-... ich – ich-...!!“ Er brachte kein klares Wort mehr heraus und begann, bitterlich zu weinen. „Z-...Ziddy...“ stammelte Lili perplex, und Siana sah Zenta hilfesuchend an. „W-was tun wir denn jetzt??!...“ Zenta sah erst Siana, dann Zitan an, bevor er sich erhob. „Lass ihn ein wenig heulen, dann geht es ihm bald besser,“ sagte er zu Siana, „Linni – komm, wir begraben Yari solange, bis Ziddy sich beruhigt hat.“ Osea blinzelte Coran traurig an. „Aber – sollte er nicht dabei sein...?“ Sie gruben im Schlossgarten ein Loch, wickelten Yari in ein Tuch und trugen sie zu jenem Loch hin, legten sie in die Erde. Draußen war es bewölkt. Als schließlich alle außer Zitan und Siana um das Loch herumhockten, stand Zenta wieder auf. „Ich geh Ziddy dann holen-...“ Die neun anderen sahen sich betrübt an. Lili setzte sich traurig ins Gras, als Zenta ging. „Das ist so furchtbar... wieso...?“ Zitan saß mit Siana zusammen an der Wand im Thronsaal. Er hatte mit Weinen aufgehört, aber er starrte unentwegt ins Nichts. Als Zenta hereinkam, sah nur Siana traurig auf. Zitan rührte sich nicht. „Wie geht es ihm?“ fragte Zenta Siana, und die Prinzessin seufzte. „Er redet nicht mehr-...“ flüsterte sie traurig, und Zenta hockte sich vor Zitan und sah ihm böse ins Gesicht. „Sprich!“ verlangte er von Zitan, „Es wird dir nichts nützen, hier herumzusitzen und deprimiert zu sein!! Ja, Yari ist tot!! Es sind viele Leute gestorben, in der Tat!! Aber es ist nicht deine Schuld, du Blödmann!! Verstanden??! Das alles wird nur ein Ende haben, wenn wir Thanata töten!! und nur du kannst sie töten!!“ Zitan schluchzte und zog durch die Nase hoch. „Ich kann nicht mehr, Zenta... ich – bin am Ende...“ Zentas Gesicht verfinsterte sich. Dann hob er eine Hand. „Siana, geh mal bitte zur Seite!“ sagte er. Siana stand ratlos auf, im nächsten Moment verpasste Zenta seinem besten Freund eine schallende Ohrfeige. Zitan stürzte zu Boden und hustete, und Siana kreischte. „ZENTAAA!!!“ „Verdammt, Zid!!!“ schrie Zenta wütend, „Was bist du, du Schlappschwanz??!! Willst du jetzt aufgeben??!! Ich sag dir was, mein Freund!! Du kannst nicht mehr aufgeben!!! Niemals wieder kannst du umkehren, und nie wird irgendetwas wieder so sein, wie es war!!! Du hast eine Verantwortung übernommen, als wir Siana geklaut haben, Zitan Sari!!! Und du musst genau diese Siana hier beschützen, verflucht!! Ich denke, du liebst sie so sehr!! Dann tu was dafür, dass sie sicher ist!!! Dass sie eines Tages einmal wieder sicher leben können wird!!! Dafür muss Thanata sterben, du Idiot!! DESHALB DARFST DU NICHT AUFGEBEN, ZITAN!!!“ Zenta schnappte nach seinem Wutanfall nach Luft, während Zitan und Siana ihn entsetzt anstarrten. Zitan stand auf und sah zur Seite. „Zenta-...“ „Du kannst nicht rückgängig machen, dass Yari gestorben ist!“ sagte Zenta etwas ruhiger zu Zitan. „Oder dass irgendjemand gestorben ist. – Aber du kannst verhindern, dass es so weitergeht.“ Zitan schwieg. Siana sah die Jungen abwechselnd an – bis Zitan plötzlich den Kopf drehte und Zenta ansah. Er lächelte. „Ja. Du hast recht.“ Die Freunde sahen auf, als Zitan, Siana und Zenta auch wieder in den Garten kamen. Liona hockte sich vor Yaris Grab, auf das die anderen schon wieder die Erde geschaufelt hatten, und legte die Hände zum Beten aneinander. „Chinon, allmächtiger Gott des Todes!“ sagte sie ernst, und alle schlossen andächtig die Augen. „Nimm nun diesen Körper ins Reich der Toten auf, und lass diese Seele in Frieden ruhen, auf dass sie diejenigen beschütze, die sie geliebt hat. – Erhöre mein Flehen, oh Chinon, und nimm sie auf zu den deinen! Auf dass ihr Geist-... für immer in Frieden bleibt.“ Stille. Nach etwa einer Minute richtete Liona sich, gefolgt von den elf anderen, auf. „Gehen wir,“ sagte Zitan, bevor Liona etwas sagen konnte. „Wir müssen den König zurückverwandeln und dann weitergehen. Weg von hier.“ Der Rest stimmte ihm zu, so gingen sie zurück in den Thronsaal. Keiner sprach, als Liona den König mit Opina aus der steinernen Form befreite und ihm einen Schluck einer bläulichen Flüssigkeit verabreichte, die sie aus einem Fläschchen in ihrem Rucksack nahm. Mesama war ein Getränk, das dem König helfen würde, zu vergessen, was geschehen war. „Wenn er aufwacht, wird er sich an nichts erinnern, was gestern gewesen ist!“ sagte Liona, bevor sie ging. „Weg hier, bevor er aufwacht!“ rief Lili, und die zwölf gingen aus dem Schloss. Sie sprangen auf ihre Kizayas und verließen die Stadt Zujani nach Osten hin. Der Himmel war grau über ihnen, ab und zu grummelte es vor sich hin. „Wenn wir so weiter reiten, erreichen wir morgen Lesli,“ murmelte Zenta mit einem Blick in den Himmel. „Chirais Hauptstadt – wir müssen vorsichtig sein, wenn wir dort sind.“ In der Nähe eines kleinen Flusses machten sie am Mittag Pause. „Ziddy hat ja recht, oder?“ meinte Lani und zupfte ein Gänseblümchen aus der Wiese, auf der die Kameraden saßen. „Wegen Thanata sind schon so viele Leute gestorben...“ „Was hast du mit dem Gänseblümchen vor???“ fragte Zantis sie und lehnte sich blinzelnd zu ihr herüber. Lani drehte sich um und steckte ihm das Gänseblümchen ins Haar. „So, jetzt bist du fesch!“ strahlte sie ihn an, und Zantis blinzelte. „Ähm-...“ „Deshalb müssen wir ja auch weiter!“ sagte Tiras ernst zu Lani, „Ziddy ist der Einzige, der Thanata aufhalten kann! Weil er Kasko Saris einziger Sohn ist!... Nur Ziddy alleine kann Seydon noch retten.“ „Ihr mutet ihm ganz schön viel zu, oder??“ fragte Nadaiya perplex, „Der arme Kerl, vor ein paar Monaten war er noch ein Niemand, und plötzlich...“ „Er muss zaubern üben,“ unterbrach Liona sie und zog die Beine an. „Er muss Schwarzmagie lernen, sonst hat er gegen Thanata keine Chance! Er kann immerhin schon Rubin und Saphir! – Wenn er Todesklinge kann, ist er fit...“ Die anderen schwiegen. „Todesklinge ist schwer,“ sagte Lili leise, „Das wird ihn ziemlich umhauen-...“ „Mit Todesklinge wird er noch nicht unbedingt fit sein, Linni,“ sagte Zenta kalt und sah auf den Fluss. Liona sah auf. „Mh?“ „Thanata... beherrscht eine weitaus... andere Magie als Ziddy... und vielleicht reicht Todesklinge nichtmal...“ Plötzlich hob Lani den Kopf, nachdem sie Zantis‘ Kopf voller Gänseblümchen gesteckt hatte. „Apropos Zid, wo steckt er eigentlich wieder?“ fragte sie und sah sich um. „Er ist weg!!“ „Keine Ahnung, ich hab ihn auch lange nicht gesehen!“ meinte Coran. Alle sahen sich um. Plötzlich setzte Zantis ein unverschämtes Grinsen auf. „Oooooohhh... Siana ist auch nicht da...!! Vielleicht... ...“ „Zantis!“ rief Zenta ihm zu, „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Zid jetzt, in dieser Situation, nur das eine im Kopf hat!! – Er ist doch nicht wie du!“ „WAAAS, ICH??!!“ kreischte Zantis und sprang auf, dabei verlor er seine Gänseblümchen. „Mennooo!!“ heulte Lani neben ihm. Zantis brummte. „Was meinst du damit, Zenta??!!“ „Dass Ziddy nicht so niveaulos ist wie du, und außerdem ist er nicht so schrecklich zurückgeblieben und kindisch wie du, Melta!“ Zantis schnaubte, als Zenta ihm eiskalt ins Gesicht sah. „Du-...!!!“ „Hast du ein Problem damit, Melta?“ fragte Zenta gelassen, „Dann solltest du dringend über deine Komplexe reden, Dicker!“ „ICH VERSCHAFF DIR GLEICH KOMPLEXE, DU MISTKRÜCKE!!! VON WEGEN ZURÜCKGEBLIEBEN!!!!“ Zenta lächelte hochnäsig. „Versuch's doch – ich hab keine Lust, mich mit dir auseinanderzusetzen-... um auf dein Niveau zu kommen, müsste ich mich ja eingraben...“ „ZENTA!!!!“ Zitan war mit Siana im Wald verschwunden. Sie standen auf einer kleinen Lichtung, rund um sie herum Büsche. „Wohin gehen wir, wenn sie uns in Lesli finden?“ fragte Siana leicht verängstigt. „Keine Sorge, uns fällt schon noch was ein!“ meinte Zitan zuversichtlich, „Die Lage spitzt sich langsam zu...“ Er sah sich um und seufzte. „Meinst du, es wird noch grausamer als jetzt?...“ flüsterte Siana und drückte sich etwas fester an ihn heran. Er sah sie an. Dann nickte er leicht. „Ich befürchte das, meine Kleine-...“ Er sah sie betrübt an, „Ich will, dass das aufhört, Siana...“ Siana drückte sich an seine Brust. „Ich habe... solche Angst, Ziddy-... ich habe solche Angst, dass ich nachts kaum noch schlafen kann...“ Er sah sie an. Dann lächelte er. „Hey – ich bin doch bei dir,“ versprach er ihr. „Und ich werde dich auch niemals alleinlassen.“ Als sie ihn ansah, strich er ihr zärtlich über die Wange. Sie wurde rot, als sie mit den Händen nach seiner Brust fasste. „Zitan-...“ „Siana – küss mich...“ flüsterte er, bevor er die Augen schloss und sich ihr näherte. Sie schloss auch die Augen und näherte sich seinem Gesicht. Fast hätten sie sich geküsst, doch da bebte plötzlich die Erde, und ein dumpfer Knall war zu hören. Die zwei schraken auf. „Wetten, wieder Zantis oder so ein Spanner!!!“ knurrte Siana. Sie sah sich um. Wieder machte es laut Bumm. Und nochmal: Bumm. Das Geräusch kam näher. Siana hob beunruhigt den Kopf. So laut war selbst Zantis nicht... „Z-...Zid...?? Was... was ist das...??!“ Er drückte sie an sich heran und blinzelte, die Hand schon an seinem Schwert. „Ich weiß nicht... aber-... ich, ähm... fürchte...“ Genau da machte es unmittelbar vor ihnen Bumm, und ein riesiger Fuß stampfte vor ihnen auf den Boden. „Drachen-...!“ brachte Zitan bloß hervor, und er sah, wie Siana von oben bis unten kreidebleich wurde. „Schnell weg, bevor er uns bemerkt!!“ Zitan nahm Siana am Handgelenk und wollte sie hinter sich herziehen, da tauchte ein riesiger, blauer Kopf vor ihnen auf: der Kopf eines Drachen. Er schnaubte. „AAAAAAAAAHHHHHHH!!!“ schrie Siana panisch und krallte sich an Zitan fest. Zitan zog sein Schwert hervor und schob Siana hinter sich. „Du Scheiße, bleib hinter mir, Siana-...!“ Der Drache schnaubte erneut und riss dann das Maul auf. Er holte Luft, um gleich ordentlich Feuer zu spucken – doch gerade da ertönte eine Stimme aus dem Gebüsch: „SEA!! WO STECKST DU?!?!“ Der Drache klappte das Maul zu und hob den Kopf, und Zitan und Siana hielten inne. „Ähm – was??“ fragte Zitan perplex, als der Drache den Kopf drehte. Es raschelte in den Büschen. „Sea!“ hörten die zwei und der Drache ein Mädchen rufen, „Wo zum-... – oh, da bist du! Du sollst doch nicht we-... – ah – WUAHH!!!“ Das Mädchen mit den knallpinken Haaren, das aus dem Busch gekrochen gekommen war, sprang erschrocken auf und klammerte sich an den Drachen, als es Zitan und Siana erblickte. „Oh nein!!! Wer seid ihr denn??! – Hat – hat Sea euch erschreckt??!“ Zitan, Siana, der Drache und das Mädchen sahen sich gleichermaßen entsetzt an. Dann räusperte Zitan sich und steckte das Schwert weg. „W-wer bist du???!“ fragte er, „Ist das dein Drache??!“ Das Mädchen nickte und ließ besagten Drachen jetzt los. „Ja!“ lachte sie, „Tut mir wirklich leid – Sea wollte nur spielen! Sie ist schrecklich neugierig... entschuldigt vielmals, ich wollte nicht, dass ihr euch erschreckt!“ Zitan und Siana sahen den riesigen, blauen Drachen an. „Ist er – sowas wie dein Haustier??!“ fragte Zitan, „Ich war der Meinung, dass Drachen nicht auf Menschen hören!“ Die Pinkhaarige kicherte. „Ich bin Magisanierin!“ sagte sie, und Zitan fuhr herum – da kamen plötzlich die zehn anderen Kameraden an, die Sianas Schrei gehört hatten. Sofort fuhren die drei und der Drache wieder herum. „WUAAAAAAHH!!!!“ machten alle drei, der Drache brüllte, und die zehn Freunde erschraken sich auch. „WAS ZUM TEUFEL??!!“ brüllte Zenta und zückte ein Messer, das er sofort dem Mädchen mit den pinken Haaren an die Kehle hielt. „Wenn du Ziddy was antust, bist du durch, du Natter!!!“ „Hilfeee!!!“ kreischte das Mädchen perplex, und Zitan sprang auf. „Halt, halt, Zenta!!! Das ist ein Missverständnis, lass sie los!!! – Sie hat uns nichts getan...“ „Tse!!“ zischte Zenta und packte das Mädchen am Arm, „Rede!! Ist das dein Drache da??!!“ „Aargh, LOSLASSEN, DAS IST EIN BEFEHL!!!!“ schrie sie wütend, „Hör mal, ich bin Prinzessin Tiara von Nami, du Mistkeks!!!!“ Zenta hielt augenblicklich inne, sowie auch alle anderen. „W-...wa-...??!“ stammelte Zantis und deutete auf das fremde Mädchen. Zenta ließ sein Messer fallen, ließ das Mädchen los und hielt die Hände hoch. „Verzeiht, Prinzessin!“ keuchte er, „M-mein Fehler, ich bitte um Vergebung!“ „Zenta kuscht vor ´ner Frau?“ fragte Nadaiya verwirrt. Zitan sah das Mädchen an. „Du bist-...??! Prinzessin Tiara??! – Wir waren gerade in Zujani, dein Vater vermisst dich!“ Tiara sah die Freunde der Reihe nach ruhig an. Sie senkte den Kopf. „Pah,“ machte sie und ballte eine Faust. „Tut er das? Ich glaube nicht... seid ihr von ihm geschickt worden, um mich zurückzuholen? Vergesst es, ich bin bewaffnet und kann mich wehren!!“ Damit streckte sie die Hand aus und ließ einen langen, blauen Stab in ihrer Hand erscheinen, den sie auf Zitan richtete. Die zwölf starrte das Mädchen an. „W-...Waffenteleport??!!“ keuchte Zenta. „Wie Kindarns Masamune!“ sagte Osea erschrocken. Tiara sah Zitan finster an. Zitan blinzelte – dann lächelte er. „Keine Sorge, wir sind nicht hier, um dich zurückzuholen! Wir wollen dir nichts tun, ehrlich. Wir sind auf dem Weg nach Lesli.“ Tiara ließ ihren Stab nicht sinken. „Sea ist mein Drache, das Wappentier von Nami!“ sagte sie ernst, „Ich bin die Hüterin des Drachens. Mit Vergnügen werde ich Sea befehlen, euch zu fressen, wenn ihr mir zu nahe kommt!“ „Pff!“ zischte Zenta, „Und so spricht also eine Magisanierin? Eine... Viertelmagierin??! Pass auf, mit wem du sprichst, Frau!!! Vor dir steht Zitan Sari, Kasko Saris Sohn!!“ Tiara weitete die Augen und ließ jetzt den Stab sinken und dann im Nichts verschwinden. Sea, der Drache, schnaubte. „Zi-...Zitan-... Sari??!“ stammelte die Prinzessin und wich zurück. „Kaskos Sohn – ich habe... dich gesehen! Ich habe... dich in meinen Visionen gesehen, Zitan Sari!-...“ Zitan seufzte. „Mann, Zenta-...!“ brummte er, dann seufzte er. „Ja, ich bin Zitan Sari. Okay jetzt?“ Tiara sah ihn ernst an und betrachtete auch die elf anderen ausgiebig. „Ihr sagt... ihr kommt aus Zujani? Was habt ihr im Übrigen mit meinem Vater zu schaffen? Er ist ein Idiot-...“ Sie drehte sich zu ihrem Drachen um und strich besagtem über das riesige Bein. „Ich bin seit dem Tod meiner Mutter eine Porzellanpuppe für ihn. Deswegen bin ich ja auch aus Zujani weggelaufen!“ Zitan sah sie an. „Das ist eine lange Geschichte – du weißt davon, dass Königin Kaiyla gestern bei euch war?“ Tiara schnaubte. „Pff, die dumme Pute aus Sayamaina!“ lachte sie verächtlich, „Mein Vater hat schon Wochen vorher davon gelabert, und dass ich ihr dann was vorzaubern sollte! Ich sehe es einfach unter meiner Würde, irgendeiner Tante blöde Elementarzauber vorzuäffen, ich habe andere Fähigkeiten, die wertvoller sind! Aber mein Vater hat ja keine Ahnung von Magie!“ Die zwölf sahen sie an. „Die gefällt mir,“ gab Zenta zu und blinzelte, Vento stieß ihn in die Rippen. „Du Sack...!! Sie ist eine Prinzessin!!“ „Bla, bla,“ machte Zenta bloß beleidigt. „Nun, die dumme Pute aus Sayamaina ist zufällig meine Mutter, vielen Dank!“ schnappte Siana plötzlich, und Tiara fuhr herum. Sie zeigte mit offenem Mund auf Siana. „WAAAS??!! – P-Prinzessin-... Siana Kesra??!!“ Siana schnaubte. „Jawohl!!! Eben die!!“ „Siana, scht!!“ machte Zitan und hob eine Hand. „Tiara – lass mich dir erklären, was passiert ist! Warum wir... im Schloss waren.... – die Welt schwebt in großer Gefahr.“ Tiara erstarrte. Die Welt... Zitan erzählte ihr alles. Er erzählte ihr, was ihr Vater gemacht hatte – dass er Yari als Tiara hatte ausgeben wollen. Und er erzählte ihr, dass sie Siana entführt hatten, und er erzählte ihr von Thanata, die ganze Wahrheit, soweit er sie kannte. Tiara hörte ungläubig dem zu, was Zitan sagte. Als er endlich schwieg, sprach sie eine Weile nicht. „Das ist – ziemlich hart,“ sagte Tiara dann ernst. „Ich habe das – genau das in meinen Träumen gesehen!“ Sie sah ihren Drachen an. „Ich träume jede Nacht... denselben Traum... davon, dass eine schwarze Hülle um unseren Planeten gewickelt wird und ihn in eine endlose Finsternis taucht... das ist – Seydons Tod...“ Die Kameraden blickten sich an. „Du kannst – du kannst hellsehen?“ fragte Zenta nach einer Weile, und Tiara drehte den Kopf. „Ich besitze die Fähigkeit der Telepathie!“ sagte sie, „Daher kann ich auch mit Sea kommunizieren... weil ich ihre Gedanken lesen kann. Ich verstehe Sea... deshalb nennt man mich in Zujani die Hüterin des Drachens.“ „Telepathie ist recht ungewöhnlich für eine Magisanierin,“ sagte Zenta knapp, „Das ist eine ziemlich starke Fähigkeit!“ „Nun, jeder Magier hat ein wenig von dieser Fähigkeit,“ klärte sie ihn auf, „Jeder Magier ist fähig, Visionen zu sehen, die einen haben es ausgeprägter, die anderen weniger... für eine halbstarke wie mich ist es in der Tat vielleicht ungewöhnlich ausgeprägt. Meine Mutter war ein Schützling der Vyaali, das wird der Grund sein.“ Liona erstarrte. „Ein – ein Schützling der Vyaali??!!“ schrie sie, „Meine Mutter war Schützling der Vyaali, bis sie meinen Vater geheiratet hat!! Das bedeutet-... wir sind verwandt??!“ Tiara blinzelte. „Wie – ist dein Name?“ „Liona Kizalos.“ „Kiza-... Kizalos??!!“ schrie Tiara, „Dann bist du-...??!! Die Erbin Kesvitaras?!?! – Wie heißt deine Mutter mit Vornamen, Liona??!“ „Mikina,“ antwortete Liona, und Tiara keuchte. „Mikina war der Name-... der Cousine meiner Mutter, soweit ich weiß! Verdammt, wir sind echt verwandt!!“ Die anderen sahen sich an. „Wow,“ machte Zantis, „Schon drei Prinzessinnen im Bunde...“ Nachdem Tiara also Lionas Cousine-um-ein-paar-Ecken war, stellten die anderen sich auch vor. Tiara lächelte, als sie versuchte, sich alle Namen zu merken. „Wie gesagt bin ich Tiara, und das ist halt... Sea...“ sagte sie nochmal zur Absicherung und tätschelte Sea den Kopf. „Sea ist meine einzige Freundin auf der Welt,“ addierte sie mit einem bitteren Lächeln, „Und sie ist mir mehr wert als es jeder menschliche Freund je sein könnte! Die Menschen sind... töricht... ich bin die Einzige, die Seas Kräfte freisetzen kann... die Menschen in Nami finden das großartig, weil es cool klingt, aber... in Wahrheit wissen sie nichtmal, was das bedeutet!“ „Kräfte freisetzen...?“ wiederholte Zitan nachdenklich und musterte den großen, blauen Drachen. Tiara sah zur Seite. „Sea ist kein gewöhnlicher Drache,“ sagte sie, „Ihre Art kommt aus Maginasira, und in ihrem Blut fließt mächtige Magie. Man kann diese Tiere nicht fangen. Sie suchen sich einen Besitzer, wenn sie einen wollen. Sea ist zu mir gekommen... sie kannte meine telepathischen Kräfte... durch Gedankenübertragung kann man ihre magischen Kräfte freisetzen-... aber das bräuchte viel Konzentration-... – ich weiß, dass ich die Einzige bin, die es könnte, aber bisher habe ich es noch nie gemacht...“ Zitan sah sie an und grinste. „Es gibt aber immer ein erstes mal, oder?“ Tiara sah auf und ihm ins Gesicht. Dann nickte sie. „Wir müssen nach Lesli,“ meinte Nadaiya dann, und alle sahen sie an. „Ich komme mit euch!“ meinte Tiara, ohne einen Protest zu erlauben, und kletterte auf Seas Rücken. Die zwölf sahen sich an. „Wie jetzt-...??“ machte Zenta, und Vento war erstaunt darüber, dass er garnicht protestierte. „Du fliegst, oder wie?“ fragte Zitan Tiara, und Tiara nickte. „Klar!“ Die Kameraden sahen sich an. „Okay,“ meinte Liona, „Du kommst mit nach Lesli! Wir nehmen dann die Kizayas. Kommt, beeilt euch!“ Sie sprang auf Selja, und der Rest sprang jetzt auch auf seine Kizayas. Die jetzt dreizehn galoppierten und flogen los. „Verdammt!“ Kaiyla schlug mit der Faust auf ihren Thron im Luftschiff. „SARI, ICH HASSE DICH!!“ „Wer nicht?“ fragte Thanata. Kaiyla ballte die Fäuste. „KINDARN, du Nichtsnutz!!! Komm her!!“ Kindarn kam zur Tür herein und verbeugte sich. „Jawohl, eure-...“ „KLAPPE HALTEN!! DU GEHST JETZT SOFORT RUNTER AUF DEN PLANETEN UND VERFOLGST DIESE KINDER!!! UND GIB KIZALOS UND SARI ENDLICH DAS FLUCH-WASSER!!!“ Kindarn rannte sofort wieder aus dem Raum, von Kaiylas Geschrei eingeschüchtert. Die Königin zischte. „Ich hasse es, wenn sich etwas unseren Plänen in den Weg stellt... dieser Möchtegern-Magier... Sari...!!!“ Thanata stand auf und ging zum Fenster. „Hab Respekt vor ihm, Kaiyla!“ warnte sie, „Er ist stärker, als du denkst! Er ist der Sohn Kasko Saris! – Wir müssen ihn aus dem Weg räumen, bevor er seine Mächte findet... er hat keine Ahnung, was er für Kräfte hat... das ist ja das Problem... in seinem Blut fließt dieselbe Magie wie in meinem! – Er ist mit mir verwandt, Kaiyla! Seine Großmutter war meine Tochter! Und seine Mutter meine Enkelin! Die Sari-Familie war die mächtigste ganz Seydons! Und als Kasko Sari meine Enkelin Cenja heiratete, verbündeten sich zwei riesige Mächte der Magie! Deswegen... ist er allein so stark... – er... ist stärker als sein Vater... weil in ihm sowohl das Blut der mächtigen Saris als auch das Blut meiner Wenigkeit fließt!... Er vereint die zwei größten Mächte, die je existiert haben!... Und bevor er das herauskriegt... muss er sterben!“ Kaiyla nickte. „Sari... wir machen dich alle!... Ein für allemal!“ Thanata sah aus dem Fenster. Sie grinste böse zu sich. Ja, Kaiyla... bald gibt es kein ‚wir‘ mehr. – Bald ist die Zeit gekommen... die Sache selber in die Hand zu nehmen... dann hast du deine Arbeit als Werkzeug der Allmacht getan...! Tja... wer zuletzt lacht... lacht am besten!... Hahaha! ______________________ Tjaja, jetzt lernen wir die wirkliche Tiara kennen ^.^ Tiara ist cool, ich mag sie XD Kapitel 65: Der Einmal-und-nie-wieder-Markt ------------------------------------------- Sie erreichten am nächsten Mittag Lesli, die Hauptstadt des Landes Chirai. „Denkt dran,“ mahnte Zitan wieder und wieder, während die dreizehn durch die Straßen gingen und ein Hotel suchten, „Wir sind hier verboten, weil wir keine Ausweise haben!“ Tiara hatte ihren Drachen Sea vor den Stadtmauern gelassen – ein Drache in einer Stadt war nicht gerade unauffällig. „Was musstet ihr Deppen auch ausgerechnet durch Chirai gehen??!“ jammerte Zantis. „Wenn wir weiter nach Osten wollen, müssen wir durch Chirai,“ erklärte Lani ihm, und Zenta schnaubte. „So ein Quatsch!“ machte er, „Wir hätten wunderbar durch Somaszi gehen können, als wir noch in Viri waren!! Aber nein, ihr musstet ja den Umweg über Vinni und Zujani machen!!“ „In Zujani haben wir eine wichtige Erfahrung gemacht, sei dankbar!“ maulte Zantis, und urplötzlich hatte er ein Schwert an der Kehle, und alle fuhren erschrocken zusammen und starrten nach vorne – es war unerwarteterweise nicht Zenta, der Zantis das Schwert an den Hals hielt, sondern Zitan. „Sprich nicht... so abwertend über das, was in Zujani passiert ist!!“ zischte er wutentbrannt. „Yaris Tod war keine wichtige Erfahrung für mich, Melta!!“ Zantis wurde weiß, und Zenta grinste höchst zufrieden. „Jetzt gefällst du mir, Melta,“ sagte er mit einem merkwürdigen Unterton, und Zantis sah noch, wie der Braunhaarige ihm ein sadistisches Grinsen zuwarf, bevor er Jali vorantrieb. Nachdem sie einige Zeit gesucht und durch die völlig überfüllten Straßen gegangen waren, fanden sie ein Hotel. Sie mieteten sich ein Sechser- und ein Achterzimmer, weil sie mit Tiara ja einer mehr waren. „Okay, okay!“ machte Zitan und setzte sich auf Sianas Bett, als alle im Mädchenzimmer versammelt waren, „Wohin gehen wir morgen...?“ „Seht mal!!!!“ schrie Osea plötzlich, die mit Coran am Fenster stand, „Da draußen bauen die was auf!! Einen Zirkus!!“ „Echt jetzt??!“ Nadaiya sah auch aus dem Fenster, und Zitan machte wegen der Unterbrechung ein missbilligendes Gesicht. „Hallo...?“ „Nein, das ist ein Straßenfest, heute abend!“ erklärte Tiara den Kleinen und Nadaiya, „Ich habe vorhin draußen Plakate gesehen!“ „Ein Jahrmarkt also??!“ schrie Coran, „COOOOL!!!! Yima, Yima, wir gehen hin, nicht??!!“ „Ich fühle mich nicht angesprochen...!“ murrte Lani. Coran murrte auch: „Lani, Lani, wir gehen hin, nicht??...“ „Von mir aus...“ „Hey, moment!!!“ mischte Zenta sich empört ein, „Wir sind unfreiwilligerweise die Retter Seydons!! Und ihr wollt auf den Rummel??!“ „Jahrmarkt,“ korrigierte Coran, „In Tinare heißt das Jahrmarkt!“ „Wir sind aber in Chirai, und nicht in Tinare!!“ blaffte Zenta ihn an, „Ziddy, sprich mal ein Machtwort...“ „Ich?“ gähnte Zitan, und Siana rammte ihm lachend einen Ellenbogen in die Seite. „Ich bin seine Freundin und die Erbin Sayamainas!!“ rief sie grinsend, „Also entscheide ich für ihn und sage, wir gehen hin!“ „Jaaa!!!“ schrien alle außer Zitan, Zenta und Tiras. „So ein Schmarrn!!“ empörte Zenta sich, „Prinzessin Fall-in-den-Schnee hat garnichts zu melden!!!“ „WOHL!!!“ schrie Siana, und Tiras hob die Hände. „I-ich enthalte mich-...“ „Biiiittttteeee!!!!“ schrien die Kleinen und sahen Zitan an, „Bitte, bitte, bitte, Ziddy!!! Lass uns hingehen!!“ „Zenta kann ja hier bleiben und Wache schieben!“ grinste Coran und duckte sich noch rechtzeitig unter Zentas Hand weg, die ihm eine Ohrfeige verpasst hätte. „Mann, na gut...“ machte Zitan und rappelte sich hoch, „Okay! Wir haben viel durchgemacht, etwas Ablenkung kann ja nicht schaden.“ „Jaaaa!!!“ machten wieder alle, und Zenta verdrehte die Augen. „Dafür hasse ich dich, Zitan,“ meinte er, und dann: „Du bist viel zu weich!!! Du musst konsequenter bleiben bei den Rotzgören!!! Sonst tanzen sie dir alle auf der Nase herum!!!“ „Solange noch alle auf mich hören...“ grinste Zitan, „Okay! Zuerst müssen wir aber Vorräte besorgen und Geld klauen, für die Weiterreise!“ Jetzt hielten alle inne, und Siana blinzelte. „Eh – ich bleibe im Hotel!!!“ „Bist du zu doof zum Klauen?“ lachte Zantis, „Du reist doch schon ewig hier mit! Gewöhn dich dran!“ „Tss!“ machte sie bloß, und Zenta schnappte sein Schwert und ging schon. „Ich geh auch alleine, wie viel willst du haben, Zitan...?“ „Scheiss drauf, alle gehen mit!!“ lachte Zitan, „Kommt, raus mit uns, bevor es Abend ist, ihr wollt doch auf den Rummel!!!“ „Jaaa!!!“ „Jahrmarkt, Zid!!“ Die dreizehn gingen aus dem Hotel auf die Straße, wo sie stehenblieben. „O.k., wir teilen uns auf,“ machte Zitan anordnend, „Nadaiya, nimm die drei Kinder mit, Lani, Zantis, Tiara und Liona, ihr könnt Siana noch mitnehmen, und ich nehm den Rest.“ Damit zog Zitan Zenta, Vento und Tiras hinter sich her. Die zwei anderen Gruppen gingen in verschiedene Richtungen. „Also schön, Kinder, kommt mit!“ meinte Nadaiya und ging mit Osea, Coran und Lili zu einem Laden mit Kleidern. An der Eingangstür blieben die vier stehen. „Wir klauen Kleider??!“ machte Coran entsetzt. Nadaiya gluckste. „Quatsch, hört zu! Ich lenk den Typen ab, und ihr räumt die Kasse aus! Aber... leise!“ Die vier gingen in den Laden. Außer ihnen und dem Kassierer war niemand da. „Ja, bitte?“ fragte der Kassierer und sah auf, als er die Kunden erblickte, die eigentlich keine waren. Nadaiya seufzte. „Seht euch mal um, Kinder,“ machte sie und schob die Kinder davon, sie kam sich vor wie eine alleinerziehende Mutter. Dann sah sie fröhlich den Kassierer an. „Ach, Ihr, könntet Ihr mir mal helfen? Ich hab da ein Problem...“ Der Mann kam zu ihr hin und musterte sie erst einmal – ein wenig pikiert über ihren großen Ausschnitt, da er an diesem mit dem Blick hängen blieb und leicht rosa wurde. „Seht Euch das mal an hier, kommt mal mit...“ Sie lockte ihn unauffällig von der Kasse weg und fing an, ihm verschiedene Kleidungsstücke zu zeigen und etwas dazu zu sagen. Er nickte, und es entstand ein Gespräch. Nadaiya lockte den Kassierer hinter einen Klamottenschrank. Darauf hatten die drei gar unschuldigen Kleinen gewartet. „Jetzt!“ zischte Lili, und sie, Osea und Coran gingen zur Kasse. Vorsichtig machten sie diese auf. „Boah, viel Geld!“ „Schscht!“ mahnte Osea den Jungen, „Nimm nur die Scheine, Coran, Kleingeld ist zu laut!“ Coran sah kurz auf. Als er sich vergewissert hatte, dass niemand guckte, nahm er einen Stapel Geldscheine aus der Kasse und steckte sie in seine Hosentasche. Die drei Kinder gingen zu Nadaiya und dem Kassierer hinter den Schrank und zogen Schnuten. „Wir finden nichts, was wir haben möchten,“ meinte Lili, und Nadaiya sah sie an. Coran zog die Augenbrauen hoch, und Nadaiya wusste Bescheid. „Wheee!“ machte sie grinsend, „Ja! Darum ging’s ja eigentlich, dann gehen wir halt in den nächsten Laden! Kommt!“ Sie winkte dem Kassierer noch spaßeshalber zu und ging mit den Kindern aus dem Laden. „Wieviel habt ihr?“ Coran zog die Scheine aus der Tasche. Nadaiya strahlte. „Juhu! Ähm-... naja, ich kann nicht zählen, aber ich glaube, es ist viel Geld! Gut gemacht!“ „Du kannst nicht zählen??!“ machte Lili perplex, „Das ist leicht!! Eins, zwei, drei, vier...“ „Mann, bist zwanzig komme ich auch noch!!“ nörgelte Nadaiya, „Kommt, weiter mit uns!!“ Nach einer Zeit trafen sie sich vor dem Hotel wieder mit allen anderen. „Habt ihr was zu essen?“ fragte Lili Liona. Sie nickte. „Der Rucksack platzt gleich!“ „Wunderbar... habt ihr was, Lili?“ fuhr Zitan fort, und sie nickte. „Ja, aber Nadaiya kann nicht zählen, wir wissen nicht, wieviel!“ Von Zenta kam ein Stöhnen, und Liona und Tiras glucksten. „Was kann sie eigentlich, außer poppen??“ kam von Zenta, und Nadaiya warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, aber er beachtete sie nichtmal. Tiras zählte solange das Geld, das sie und die Kleinen gesammelt hatten. „Viertausendfünfhundertachtzig Lou,“ sagte er, „Gut gemacht.“ „Juhu! Nicht übel, Kinder...“ lobte Zitan, „Wir haben... äh... ja... Zenta, wieviel?“ „Achttausendneunhundertdreißig Lou und zehn Brieftaschen,“ sagte Zenta monoton, und Nadaiya zog die Augenbrauen hoch. Alter... das ist immens viel... „Wir zählen das besser im Hotel aus,“ meinte Zitan lachend, „Kommt ihr?“ Die dreizehn gingen in ihr Zimmer, stapelten die Scheine und leerten die Brieftaschen aus. Insgesamt kamen sie auf eine Summe von zwanzigtausendachthundertfünfundsechzig einhalb Lou. „Mmh...“ machte Zantis und starrte auf den Haufen Geld, „Könnte knapp werden...“ „Wenn man einen Elefanten wie dich durchfüttern muss, allerdings,“ machte Zenta, „Und natürlich die verwöhnte Prinzessin Siana, die mag ich ja besonders gerne!“ „Wichser, mann!“ schnaubte Siana, und Tiara haute ihr sanft eins an den Kopf. „Was is’n das für ´ne Art, als Prinzessin zu reden??“ Mit der Dämmerung verließen die dreizehn das Hotel, jeder hatte ein klein wenig von dem geklauten Geld mitgenommen. Als sie auf die Hauptstraße kamen, war dort schon reger Betrieb. Menschen tummelten sich um kleine Karussells und Schießbuden, es wurde an jedem zweiten Stand irgendwas zu essen verkauft. Über den Rummel dudelte eine fröhliche, nervtötende Musik. „Ihr seid so brav und bezahlt das Karussell, Osea, ja?“ meinte Nadaiya zu der Kleinen, als sie mit Coran schon abmarschieren wollte. „Wir dürfen hier nicht unangenehm auffallen, okay?“ „Okaaay!!! Komm, Coran, Karussell fahren!“ rief Osea und zog Coran hinter sich her zum nächsten Karussell. „Vermutlich läuft das hier aus den Rudern,“ meinte Zitan zu den anderen, „Wir... sehen uns dann spätestens morgen früh im Hotel zum Frühstück wieder, ja? Also, amüsiert euch!! Aber unauffällig!“ „O.k.!“ stimmte der Rest zu, und so liefen alle in kleinen Grüppchen in verschiedene Richtungen. Zitan blieb mit ein paar restlichen anderen stehen. Zenta verschränkte entnervt die Arme. „Ob das so schlau war, die Gruppe sich selbst zu überlassen??“ kritisierte er Zitans Entscheidung, und der Blonde lachte. „Mann, na und?“ machte er, „Wer morgen früh nicht da ist und irgendwo auf der Straße verlorengegangen ist, ist halt weg! Ich bin nicht der Babysitter hier, okay?“ „Gibt’s hier was zu essen?“ „LIONA!!!“ kam es von Tiara und Lili im Chor, die mit Liona zusammen gegangen waren. „Was??“ maulte die Mesumanierin beleidigt, „Es gibt Leute, die essen, um zu leben! Ich meinerseits lebe, um zu essen!“ Lili sah Tiara entschuldigend an. „Sie ist immer so.“ Die Prinzessin von Nami lachte nur. Dann hatte Liona ihr Ziel entdeckt: „Juhuuu, ein Süßigkeitenstand!“ Im Nu war der Laden umzingelt von drei Magierinnen und musste auch gleich drei mal Zuckerwatte rausrücken – weil sie ja unauffällig bleiben wollten, bezahlten sie diese sogar mit dem neu errungenen Geld. „Ich liebe Zuckerwatte!“ erklärte Tiara grinsend, „In Zujani gab‘s auch manchmal ein Straßenfest, aber ich als-... hohe Person durfte nie hingehen! Das war sowas von gemein, ich hab mich dann immer verkleidet und bin aus dem Schloss abgehauen, um doch hinzugehen!“ „Ich dachte immer, als Prinzessin darf man alles machen, was man will!“ meinte Lili betrübt, und Liona seufzte. „Nicht wirklich... man hat Auflagen... und muss ganz bestimmte Sachen lernen, ich habe in Takuya Dinge gelernt, die mich, als wir noch in Nuria gewesen sind, nichtmal interessiert haben, Dinge, von denen ich nichtmal wusste, dass es sie gibt!“ „Und man darf sich auf keinen Fall mit dem Pöbel abgeben, also den-... unteren Schichten!“ ergänzte Tiara, „Ich find's ziemlich scheisse, und wenn ich mal Königin bin, wird das auch geändert!“ Die drei gingen weiter und kamen an Nadaiya, Lani und Zantis vorbei. Lani und Nadaiya lachten sich mal wieder über irgendwas kaputt, und Zantis trottete etwas gelangweilt hinterher. Dann entdeckte er Liona, Tiara und Lili. „Na, ihr?“ maulte er deprimiert, „Diese beiden Kühe reden jetzt schon seit Stunden Frauengespräche und lassen mich nicht mitreden!“ Er zeigte auf Nadaiya und Lani, die einfach kichernd weitergingen. Liona klopfte Zantis auf die Schulter. „Weißt du...“ raunte sie grinsend, „Frauen sind ein... sehr kompliziertes Geschlecht und sehr schwer zu verstehen... mach dir nichts draus!“ Er murrte. „Hallo?!“ machte er empört, „Hör auf, mich zu verarschen!“ Die drei Mädchen lachten ihn aus, und Zantis schmollte und drehte sich um, um wieder seiner Freundin und Nadaiya zu folgen – doch sie waren verschwunden. „Eh??! – L-Lani?! Nadaiya??! Wo seid ihr??!“ jammerte er, „Haaaallooo!!“ Durch das laute Gerede, Lachen und Rufen der Menschen antwortete ihm niemand, und beleidigt machte er sich daran, die zwei zu suchen. Liona, Lili und Tiara blieben lachend stehen. „Worüber lachen wir eigentlich?“ wollte Lili irgendwann wissen, und die drei lachten einfach weiter. „Keine Peilung, mann!“ „Ohhh nö!!!“ schimpfte Vento und stampfte mit dem Fuß auf, „Hallo??!! Wollen die mich verarschen??!“ Zenta verdrehte bloß die Augen zum wiederholten Mal, als Vento minutenlang darüber schimpfte, schon wieder nicht getroffen zu haben. „Sieh's ein, du kannst es einfach nicht!“ gab er zu hören, und Vento trat ihm mit Wucht auf den Fuß. „HEY!!! Bist du beschissen, was soll’n das??!“ „Schießbuden sind scheisse!!“ schimpfte Vento weiter. Tiras, Zitan und Siana, die noch mit ihm und Zenta zusammen waren, gluckste bloß verstohlen. An einer Schießbude musste man mit kleinen Pfeilen nach Möglichkeit die Mitte einer kleinen Zielscheibe treffen, Vento hatte eben herausgefunden, dass das nicht so leicht war, wie es aussah. Tiras beäugte breit grinsend die fünf Pfeile, die kreuz und quer in der Wand der Schießbude verteilt waren, und keiner davon hatte die Zielscheibe auch nur annähernd getroffen. „Kannst du überhaupt irgendwas??“ fragte Zenta kalt, und Vento zeterte in einem Fort. „Das sind keine Schießbuden, sondern Scheissbuden!“ Siana fing an zu lachen, und der Blonde schnaubte. „DAS IST NICHT WITZIG!!!!“ „Wetten, ich kann es besser??!“ lachte Siana, und Vento starrte sie an. „Niemals!!“ „Wetten?“ machte Zitan und legte einen Arm um Siana, und die zwei setzten nahezu dasselbe, blöde Grinsen auf. „Wetten nicht??“ machte Vento, „Sie ist ein Mädchen!“ „Okay,“ Zenta grinste und holte einen Geldschein aus seiner Tasche, „Komm, Vento! Ich setze zwanzig Lou auf Prinzessin Siana!“ „Eh??!“ machte der Blonde, „Du setzt auf Siana?? – Na gut, ich setze zehn auf mich selbst!“ Sie legten das Geld auf den Tresen der Schießbude, und Zitan bezahlte für Siana fünf Schießversuche bei der Dame in der Bude, und das Mädchen erhielt fünf Pfeilchen. Tiras, Vento und Zenta sahen gespannt zu, wie sie einen Pfeil nahm, zielte – und traf. Genau in die Mitte! „Jaaa!!“ machte Zitan, „Sia-na, Sia-na!!“ Tiras klatschte, und Vento blinzelte – Zentas höchst zufriedenes Grinsen ignorierte er einfach. „Okay, okay, jetzt ich nochmal!!“ rief er und bezahlte sich auch fünf Pfeile, zielte mit dem Ersten, warf – daneben. „Hallo??!! D-das liegt an den Pfeilen!!“ Alle lachten, und nach allen fünf Versuchen hatte Siana mit fünf einwandfreien Treffern klar gewonnen, und Zenta steckte höchst zufrieden die dreißig Lou in seine Hosentasche, Vento blöd angrinsend. „Du vergisst, dass Siana mit Pfeil und Bogen bewaffnet ist im Kampf, Vento!“ erklärte er, „Da hat sie das Schießen natürlich drauf!“ Vento schmollte, und die fünf wollten gerade weitergehen, da kam ihnen plötzlich Zantis hinterher gelaufen. „Nanu? Wo hast du deine beiden Mädels gelassen?“ fragte Vento ihn, als er sie endlich eingeholt hatte. „Wenn ich die finden würde!!“ rief Zantis perplex, „Sie waren einfach plötzlich weg!!“ „Sollen sie doch, gut so!“ gab Zenta zu hören und erntete von Tiras einen leichten Stoß in die Rippen. „Irgendwo werden sie schon sein,“ motivierte der Rothaarige Zantis, „Wir gehen sie suchen, okay?“ „Die sind sechzehn, die werden wohl alleine klarkommen!“ machte Siana erstaunt, „Nadaiya ist bestimmt ficken gegangen!“ „Siana...“ mahnte Zitan sie ernst, und von Zenta kam ein wütendes Zischen. Zitan seufzte nur. Musste sie das jetzt so laut sagen?-... – Komm schon, Zenta, auch, wenn du vorgibst, Nadaiya zu hassen, ich weiß genau, dass du... sie nur dafür hasst, dass du sie eigentlich liebst. Nach einer Zeit fanden sie Lani und Nadaiya, die gemütlich auf einem Zaun saßen und rauchten. „Hier seid ihr!“ rief Zantis aus, und die zwei sahen erschrocken auf. „Oh, „machte Lani, „Ich hab gedacht, du wärst die ganze Zeit hinter uns gewesen!“ „... ...“ „Und ihr kifft schon wieder!“ meinte Siana empört, „Wie in Zakate! – Naja, Lani war da ja noch nicht dabei, aber Nadaiya...“ „Hallo, das sind bloß Kippen,“ lachte Nadaiya, „Kiffen ist was anderes! Du musst viel lernen, Siana!“ „Willst du auch??“ grinste Lani sie an und hielt ihr die Zigarette hin, und Siana fuhr empört zurück, stieß gegen Vento und stürzte schreiend mit ihm zu Boden. Zantis lachte sie aus, und Zitan sah Lani an. „Rauchen ist nicht gut für die Gesundheit!“ gab er zu hören, zog ihr die Zigarette aus dem Mund und zog selber einmal dran, bevor er sie ihr zurück in den Mund stopfte. Lani grinste. „Höhö,“ machte sie amüsiert, „Du bist ja logisch, Zid...“ „Ah, da sind Osea und Coran!“ stellte Zantis fest, der sich auch eine Zigarette angesteckt und sich zu Lani auf den Zaun gesetzt hatte. Die Kleinen kamen zur Gruppe, und Osea seufzte. „Heihoya,“ machte sie, und Nadaiya sah sie komisch an. „Was ist??? Hat's keinen Spaß gemacht?“ „Das Karussell war viel zu lahmarschig!“ empörte sich die Blauhaarige, und Zantis kippte hinten über vom Zaun auf den Boden. „Aaargh-...!!“ Lani lachte ihn aus. „Du bist so ein Vollpfosten, mann...“ gluckste sie, während sie ihm auf die Beine half. „Wehgetan, Schatzi?“ „Pfff...“ grummelte Zantis, und Lani drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel. „Lieb dich, Süßer.“ „Iiihh, Knutschereien!!“ rief Coran und verzog das Gesicht, „Ihr seid widerlich, Yima!“ „Hallo, sei uns dankbar, dass wir dich Arsch aufgezogen haben!!“ pflaumte Lani ihn an und trat den Rest ihrer Kippe aus. „Undankbares Gesindel!“ „Sagt mal, wollen wir nicht mal was trinken gehen?“ fragte Siana Zitan, und dieser nickte. „Klar, können wir machen, wollen wir die drei anderen noch su-...“ „HAAALLLLLOOOOOOOO!!!!“ ertönte Lionas unverkennbare Stimme hinter ihnen, und alle fuhren erschrocken zusammen – Zantis, der sich gerade wieder hingesetzt hatte, fiel gleich nochmal vom Zaun. „Aaahh!!“ „Schatzi!!“ heulte Lani, und Liona, Tiara und Lili stießen auch zur Gruppe. „Da seid ihr ja alle!!“ rief Lili erfreut. „Tu mir den Gefallen, Linni,“ machte Zenta zu Liona und sah sie merkwürdig an, „Erschreck uns nicht nochmal so!“ Sie lachte und wuschelte ihm durch die braunen Haare. „Ist gut, Süßer, ich bin ganz brav.“ „Süßer??!“ „Okay!“ hob Zitan die Stimme, damit ihn alle ansahen, „Wir, äh, gehen mal was trinken, oder so, ja? Da drüben ist eine Bar, da können wir uns hinsetzen. Aber unauffällig, versteht sich!“ Gesagt, getan. Wenig später fanden sich die dreizehn um einen großen Tisch in der Ecke der Bar sitzend, und Lani sah sich erschrocken um. „Oh je,“ fiel ihr da auf, „Die Kleinen dürfen hier eigentlich garnicht rein!“ „Pff, na und?“ machte Zitan, „Setz sie aufeinander, da sehen sie größer aus...“ Lani lachte lauthals los und knallte mit dem Kopf auf den Tisch, während alle anderen sie nur ratlos ansahen. „Ähm... okay...“ machte Tiras. „Hoffentlich wird’s euch dreien nicht langweilig, Lili, Osea, Coran.“ „Passt schon,“ machte Coran grinsend, „Ich wollte mich schon immer mal richtig besaufen!“ „Ihr kriegt Wasser, du Pappnase!“ rief Lani empört, „Glaubst du, wir drehen euch Tiva an, oder was??!“ „Mann, schade...“ maulte Coran. „Ich würde die Kleinen ungern alleine zum Hotel schicken,“ gab Zitan zu hören, „Wer weiß, was diese Armee von Kaiyla als nächstes vorhat! Glaubt ihr, Kaiyla hat sich schon erholt?“ „Erholt?? Wovon??“ machte Siana erschrocken, „I-ist ihr etwa was passiert??!“ „Ziddy hat Saphir gezaubert!“ meinte Zenta, und Siana starrte ihren Freund an. „D-...du hast was??! Auf meine Mutter??!“ Zitan sah sie entschuldigend an. „Ähh – Thanata hat gesagt, sie wäre nicht tot, nur verletzt! Kaiyla ist, wie es aussieht, so von Thanata manipuliert worden, dass sie nichtmal Schwarzmagie umhaut!“ Siana atmete auf, und Zenta seufzte. „Das ist aber auch ganz schön von Nachteil,“ meinte er, „Wir haben keine Ahnung, was Thanata wirklich für Kräfte hat – sie ist zwar momentan durch Toiya-... ähh, diesen Fluch von früher geschwächt, aber ihre Kraft regeneriert sich allmählich! Immerhin ist sie auf irgendeine komische Art fähig, Menschen das Zaubern beizubringen! Kindarn und Kaiyla sind doch keine Magier!“ Er kratzte sich hastig am Kinn, als er beinahe den Fluch Toiyaka Sarla ausgesprochen hätte – den Fluch, den Kasko Sari an Thanata gezaubert hatte. Zitan wusste, was Toiyaka Sarla war. Wenn er erfuhr, dass es ausgerechnet Toiyaka Sarla war, der Thanata geschwächt hatte, würde er sich natürlich fragen, wer zum Geier dafür verantwortlich war... Zitan durfte noch nicht erfahren, in welchem Zusammenhang Thanata mit den Saris stand. Es war zu früh. Tiras hatte Zentas Fast-Versprecher bemerkt und schielte ihn nur kurz an. Das war knapp. „Ich glaube, Thanata ist kein gewöhnliches Wesen!“ meinte Zantis, und Nadaiya haute ihm eine runter. „Ach, sag bloß!!“ „Aua!! – I-ich meine, was ist sie eigentlich??! Hat irgendwer von euch schonmal so ein Wesen gesehen??! Sie kann sprechen, zaubern-... ist sie also ´ne Mesumanierin mit mutierten Kräften, oder so??!“ „So ein Unfug!!“ rief Zenta wütend, „Wie kannst du es wagen, diese gar grausliche Kreatur mit den Mesumaniern zu vergleichen??!“ „Immerhin kann sie musanische Magie,“ stimmte Liona Zantis zu, „Sie konnte Todesklinge! Das ist ganz klar ein musanischer Zauber!! Was auch immer sie ist, sie beherrscht die musanische Magie, steht also in irgendeiner Verbindung zu uns!“ Die dreizehn wurden von einer Dame unterbrochen, die sie fragte, was sie denn trinken wollten. „Tiva??“ fragte Zantis in die Runde, und als keine Antwort kam, bestellte er zehn Tivas und drei mal Wasser für die Kleinen. „Okay,“ machte Nadaiya dann, „Vergessen wir die blöde Thanata heute abend mal, ja??! Wir wollen uns amüsieren! Fachsimpeln können wir morgen auch noch!“ „Du denkst auch nur ans Vergnügen, was?“ fragte Siana, und Zenta brummte. „Ja, tut sie.“ „Hallo...“ machte Nadaiya entnervt, und Zitan räusperte sich. „Gut, Nadaiya hat recht!! Heute abend lassen wir den ganzen, ernsten Krempel mal hinter uns! Wir sollten uns ein wenig entspannen, dann können wir die Sache vielleicht besser angehen!“ In dem Moment kam die Bardame mit den bestellten Getränken zurück, und die Freunde bekamen jeder ein Glas Tiva – die Kleinen bekamen Wasser. „Toll, da ist sogar ein Eiswürfel drin!“ freute sich Coran und nahm sein Wasserglas genauer unter die Lupe. „Boah, krass!“ machte Osea und tat es ihm gleich, und Lili lachte blöd. „Als ob sie noch nie ´nen Eiswürfel gesehen hätten,“ meinte Tiara und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. „Prost!“ „Cheers!“ machte Zitan und hob sein Glas, „Auf, öh, die Rettung Seydons!“ „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben,“ meinte Zenta schroff. „Stoßen wir lieber darauf an, dass alles gut wird!“ „Hör mal, Ziddy ist Kaskos Sohn,“ sagte Liona lächelnd, „Das klappt schon!“ „Super Einstellung,“ gab Zenta zu hören und trank von seiner Tiva, „Boah, verdammt!! Ich hasse Tiva... die schmeckt nicht...“ „Was trinkst du sie dann?“ wunderte sich Zantis. „Na hör mal, du hast sie doch bestellt!!“ „Du hättest ja widersprechen können!! Was hätte Sir Yason denn lieber??! Apfelsaft??!“ grinste Lani, und Zenta warf ihr einen tötenden Blick zu. „Schnaps,“ antwortete Zitan für ihn, „In Kasara trinkt er immer gleich Schnaps.“ „Der in Kasara ist ohnehin nicht zu toppen,“ machte Vento, „Ich werd davon zwar sowas von sofort breit, aber er hat was!“ „Du trinkst Schnaps??“ wunderte sich Nadaiya und sah Zenta erstaunt an, „Oh...“ „Er ist ein ganz harter Kerl,“ lachte Vento, „Nicht, Zenta??!“ Zenta sparte sich einen Kommentar. Da fuhr Vento fort: „Und bei Nadaiya im Bett ist er sicher noch viel härter-...!“ Er bereute seine Worte im nächsten Moment, als Zentas Messer haarscharf an seiner Nase vorbei an die Wand sauste, wo es stecken blieb. Alle fuhren herum. „Sagte ich was von Benimm dich unauffällig, Zenta??!“ zischte Zitan, während Vento leichenblass auf der Bank zitterte und Tiras das Messer schnell unter dem Tisch verschwinden ließ. „Okay, okay, kommt, seid friedlich!!“ lachte Lani, „Machen wir Party!“ „Party???“ fragten Tiras und Siana gleichzeitig, und sie sahen sich darauf erstmal an. „Hey, Bedienung!!“ rief Zantis laut, „Nochmal die gleiche Bestellung von eben an Tisch drei!!“ Mal abgesehen von Zenta hatten alle ihre Tiva ausgetrunken – Zantis addierte: „Moment!!! Doch nicht, eine Tiva weniger und dafür eine Buddel Schnaps!! Bester Jahrgang, extra für Zenta!“ „Steck dir ´nen Finger in den Arsch, Zantis,“ sagte Zenta bloß, „Das wäre doch nicht nötig gewesen...“ Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören, und Zantis brummte bloß. „Mann, ich hab dir nur ´nen Gefallen getan!!“ „Pfui bäh!!“ machte Osea plötzlich, und schon flog ein Eiswürfel durch die Luft und landete in der Kapuze eines älteren Herren. Alle starren Osea an. „Es regnet Eiswürfel!!“ schrie Nadaiya aufgebracht, und Liona fing hoffnungslos an zu lachen und knallte mit dem Kopf auf den Tisch. „Das war Osea, du Schrulle!!“ „W-warum wirfst du mit Eiswürfeln??!“ fragte Zitan sie entsetzt, und Osea heulte. „CORAN HAT MIR EINEN EISWÜRFEL INS HEMD GESTECKT!!!!“ „Hui,“ machte Zantis, Coran angrinsend, „Coran kommt auf den Geschmack! Da fällt mir ein, bist du überhaupt aufgeklärt??“ „ZANTIS!!!“ brüllte der Rest, und Zantis wurde ganz klein. „Nicht hauen, Mami...“ Da kam die zweite Ladung Getränke, und jeder schnappte sich ein neues Glas. „Okay!! Auf Zenta!!“ rief Zantis und stand auf, vor Lachen über seine eigenen Worte verlor er aber das Gleichgewicht und fiel wieder auf die Bank. „Haha... na los, auf Zenta...“ „Noch ein Wort, Melta,“ machte Zenta, „Noch einmal nimmst du meinen Namen in den Mund, und du wirst gepfählt!“ Zantis hörte auf, zu lachen. „Iih...“ „Cheers!“ lachte Siana, und alle tranken etwas. Nadaiya trank ihre Tiva auf Ex aus und fing an, zu lachen. „Yeeeaahh!!!“ grölte sie, „Tiva rult!!“ „Tiva für alle!!“ machte Lani. „Und Schnaps für Zenta!!“ rief Zantis, und ohne ein Wort zu verlieren, schüttete Zenta Vento seine Tiva auf die Weste. Der Blonde schrie und sprang auf. „HALLO??!! Was soll das denn??!!“ Zenta nahm sein Schnapsglas und würdigte ihn keines Blickes. „Du bist mein Wutventil, das ist alles.“ „A-aber Zantis hat doch-...!!“ empörte sich Vento, an dem die Tiva herunterrann, und die anderen lachten ihn kollektiv aus. „HEY!!!!! NOCH NEUN TIVAS!!!“ verlangte Zitan, „Oh, und drei Wasser für die Kinder!!“ „Echt mal, mann,“ machte Lili, „Wir werden voll vernachlässigt!“ „Lass sie saufen,“ gluckste Coran, und Osea seufzte bloß. Erwachsene waren seltsam. „Morgen früh haben wir alle Kopfweh, haha!“ lachte Zitan, und Siana sah ihn komisch an. „Was ist daran komisch??!“ „Weiß nicht-... ah, die dritte Ladung! Dieses mal auf Vento, den begossenen Pudel!“ „Yo!“ machte Siana und goss Vento prompt ihre Tiva über den Kopf, und er erstarrte. Mit einem Schrei sprang er wieder auf, und alle fuhren zurück, während Siana blöd lachte. „PFUI BÄH!!!“ imitierte er Osea. „Siana, du Schlampe, was soll das denn?!?!“ „Tut mir leid, das musste einfach sein!“ erklärte sie und brach erneut in einen Lachanfall aus. „Seht ihr, wie das wirkt?“ giggelte Lani und fing nun auch an, zu lachen. „Oh mann...“ machte Lili, da flog schon wieder ein Eiswürfel durch die Luft. „CORAN!!!!!“ „Hm? Hm?“ machte Coran, als ihn alle vorwurfsvoll ansahen. „Ey, sie hat den Eiswürfel geworfen!!“ „DU HAST MIR SCHON WIEDER EINEN EISWÜRFEL INS HEMD GESTECKT!!!!“ schimpfte Osea, doch Coran grinste. „Och, war doch bloß ´n Scherz! Nimm’s nicht so ernst!“ „Pöh!!!“ machte Osea und spielte beleidigt. „Doofmann!“ Es vergingen Stunden. Aus den drei Gläsern wurden mehr und mehr, draußen war es inzwischen stockfinster. Coran steckte Osea noch sechs weitere Eiswürfel in den Kragen. Die dreizehn waren allgemein gut gelaunt, doch langsam fing die Tiva an, zu wirken... „HEY! LASS NOCHMAL ´NE RUNDE RÜBERWACHSEN!!!“ schrie Nadaiya der Dame zu, fing dann an zu lachen wie bescheuert und kippte mit ihrem Stuhl um. „Hoppla... so war das nicht gemeint... hahaha...“ kicherte sie, anstatt aufzustehen, und kicherte und kicherte, bis Lani sie hochzog und den Stuhl wieder hinstellte. Nadaiya sah sie an. Wieder kicherte sie. „Hi...hihi... hi...“ gluckste sie. „Na los, nun mal raus mit der Sprache!“ meinte Vento, Nadaiya knallte mit dem Kopf auf den Tisch und fing an, zu lachen wie verrückt. „Heilige Maria Mutter Gottes,“ murrte Zenta und goss sich ein neues Schnapsglas ein, „Gleich passiert was mit denen...“ „Ach was, die ist hart im Nehmen!“ grölte Zantis ihm ins Ohr und klopfte Nadaiya auf die Schulter – etwas zu doll, wie er feststellte, als er sie damit glatt vom Stuhl schmiss und sie erneut zu Boden kippte. Es ertönte allgemeines Gelächter von allen Seiten, und Nadaiya stöhnte und sah zu Zenta hoch. „Zenta...?“ „Was?“ machte er, und alle sahen Nadaiya gespannt an. „Fick miiiich!!“ schrie sie und lachte blöd los, und Lani machte einfach mit: „Fick mich, fick mich!!“ „Wenn, dann mach ich das!“ rief Zantis, „Zenta darf nicht!“ „Zenta will garnicht!“ gab Zenta zu hören, und Lani und Nadaiya, die sich wieder hinsetzte, lachten wieder los. „Nanu??!“ schrie Siana plötzlich in einer unangebrachten Lautstärke, „Wo is’n Vento??!“ „Schon unter’n Tisch gefallen!“ grinste Tiras, „Vento, du Sack, steh wieder auf, sonst tret’ ich dich!“ Vento kam glucksend unter dem Tisch hervor. Das hätte er besser nicht getan, denn Siana schüttete ihm jetzt erneut eine Tiva über den Kopf. „PFUI... Pfui bäh... Pfui...!“ gackerte Vento. Jetzt fing auch Siana wieder an, zu lachen und warf ihr leeres Glas einmal quer durch den Raum. Es zersprang an der Fensterscheibe, und ein paar Leute drehten sich erschrocken zu ihnen um. „Was geht denn mit denen ab?“ „Mensch, die wird ja richtig gefährlich!“ stellte Zitan erstaunt fest, und Siana sah ihn an. „Weischt du... weischt du wasch... Tschiddy...?“ lallte sie und sah ihn verdreht an, „Isch gehe... zurück nach Schentaria!“ Sie hob theatralisch den Arm und warf damit noch eine Reihe anderer Gläser um. „Oh, tut mir la-heid!“ „Du willst zurück nach Sentaria?“ lachte Zenta, „Das dauert lange!“ „Wenn isch Kö... Königin bin...!“ machte Siana weiter und zeigte mit dem Finger auf Zenta, „Wirscht du... meine Domina, Zenta! Und diese olle Thanata, mann... die kann ich ja auch mit Tiva übergießen!“ Zitan lachte, als Zenta sie immer empörter anstarrte. „Na, Domina?“ grinste er seinen Freund an, „Willst du meiner Freundin Tiernamen geben??“ „Ich geb dir gleich Tiernamen!!“ schnaubte Zenta, und Siana stand auf und torkelte. „Isch gehe nach Sen-... Sen-... Sen-Sen-Sentariaaaa...!“ Sie wollte loslaufen, lief erstmal gegen einen Pfosten und meinte: „Oooohhh, schulligung... tut mir leid...!“ Sie ging lachend weiter, während Zitan und Zenta sie interessiert mit den Augen verfolgten, doch statt zur Tür zu gehen, ging sie an die Wand, lief dagegen und kippte um wie ein Brett. Zitan sprang auf. „Siana!!... Oh mensch, ich bring sie jetzt ins Hotel... ihr könnt ja nachkommen...“ Er hob Siana auf und trug sie aus der Bar. „Tschüß, und, Domina??! Du hast die Verantwortung!“ „Okay, Sklave!!“ Es waren erneut Stunden vergangen. Es musste fast Mitternacht sein, da wachte Siana langsam auf. Sie fand sich in ihrem Bett im Hotel, sorgfältig zugedeckt. Sie zitterte trotzdem. Sie fühlte sich müde und hätte gern weiter geschlafen, dennoch drehte sie den Kopf zur Seite. Da sah sie, dass das Fenster offen stand. „Wie bin ich denn hierher gekommen??“ wunderte sich Siana und setzte sich auf. Ihr Kopf fing an, zu schmerzen. Da erkannte sie, dass das Fenster garkein Fenster, sondern eine Tür war, die zu dem Balkon führte, der am Zimmer angebracht war. Zitan kam durch die ominöse Tür vom Balkon ins Zimmer. „Wie, du bist schon auf?“ fragte er lächelnd, „Du solltest noch schlafen!“ „Ich kann nicht,“ gab Siana zu bedenken. Zitan seufzte, steckte die Hände in die Hosentaschen und drehte sich ab. „Geht es dir besser?“ fragte er. „Besser? Ja, warum besser??“ lachte sie, und er lachte auch. „Du warst stockbesoffen! Erinnerst du dich nicht mehr?“ Er drehte sich wieder zu ihr um und lächelte gequält. „Hm,“ machte Siana und stand vom Bett auf, „Du scheinst dir ja Sorgen gemacht zu haben...“ Er schnaubte. „Hör mal,“ sagte er, „Ich weiß, wie das ist! Ich war doch selber etliche Male so besoffen wie du! Wenn nicht schlimmer!... Nur... du bist sowas nicht gewohnt... in der Bar bist du gegen die Wand gerannt-... da hab ich dich hierher gebracht.“ Siana lächelte, ging zu ihm herüber und streichelte sanft eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. „Du bist süß...“ sagte sie zu ihm, und er grinste. „Du viel mehr, kleine Prinzessin.“ Mit einem Lächeln ließ sie ihn los und sah auf die Tür. „Lass uns auf den Balkon gehen! Vielleicht kann man von dort das Straßenfest überblicken!“ Die zwei gingen auf den Balkon. Es war angenehm kühl draußen. Die Hitze des vergangenen Tages ließ langsam nach – obwohl sie Dezember hatten, war es auf der Südhälfte Seydons warm. „Gleich machen die hier ein Feuerwerk,“ meinte Zitan, „Es ist gleich Mitternacht!“ Siana lächelte. Die beiden sahen auf die mit Lichtern verzierte Hauptstraße hinunter. Das Mädchen lehnte sich an Zitans Schulter, und mit einem Lächeln legte er einen Arm um sie. „Hey... ...“ „Zid...“ flüsterte sie und sah ihn glücklich an, „Ich bin... unglaublich froh, dich kennengelernt zu haben... mein Gott, ich bin froh entführt worden zu sein??! So ein Schmarrn-...“ Da ging mit einem lauten Knall die erste Rakete hoch. Bunte Sterne in allen Farben waren am Himmel zu sehen. Drei weitere Raketen folgten und explodierten mit lautem Geknalle und wunderschönen Lichtern im pechschwarzen Himmel. Die Leute unten klatschten und jubelten. Zitan drehte Siana zu sich um und sah sie an, bevor er sie näher an sich heranzog. „Siana... darf ich dich küssen?“ Statt zu antworten, schloss sie die Augen, und die beiden näherten sich, bis sich ihre Lippen sanft berührten und sich die beiden zärtlich auf den Mund küssten, während das Feuerwerk richtig losging. Siana legte sanft ihre Arme um seinen Oberkörper, und er zog sie etwas fester an sich heran. „Ich liebe dich, Ziddy...“ wisperte sie und sah ihn mit ihren großen, blauen Augen an. Er lächelte und strich ihr zärtlich durch das lange, braune Haar, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und sie erneut sanft auf den Mund küsste. „Ich dich auch, Siana...“ Die elf anderen hatten sich indessen langsam auf den Weg zum Hotel gemacht. Naja, Tiras und Zenta schoben sie viel mehr, weil man mit den anderen nicht mehr viel anfangen konnte – Zenta war zu Tiras‘ Entsetzen, obwohl er die gesamte Schnapsflasche ausgetrunken hatte, noch nahezu normal. „VENTO!!! PASS AUF, DA-...!“ Zu spät. Rumms! , machte es, und Vento war schon wieder gegen einen Laternenpfahl gelaufen. „Oh mann...“ murrte Tiras entnervt, während er den Jungen von der Straße kratzte, „Siehst du Sterne?“ „Jaa...“ lallte Vento, und Tiras seufzte. „Wie viele?“ „Ein...hundert und dreißig!“ machte Vento, „Ich hab sie gezählt, ja wirklich!!“ „Sicher.“ „Osea, Coran, Lili, fangt ja nicht mit sowas an!!“ beschwörte Zenta die Kleinen solange, und die drei schüttelten die Köpfe. „Du hast auch gesoffen, Zenta!“ protestierte Coran da, und Zenta sah ihn vernichtend an. „Ähh...“ „Du Sparsamen,“ schimpfte Zenta und zog Liona und Tiara hinter sich her, die giggelnd und wackelnd über die Straße liefen. „Jetzt kommt schon! Hoffentlich ist Siana morgen wieder okay... – LOLITA!!!! Komm jetzt!!“ Nadaiya lachte. „Mann scheisse, mir ist schlecht!!“ gluckste sie und lief gegen die nächste Wand, Lani lief ihr glatt hinterher. Mit viel Krach und Getöse stürzten die Mädchen zu Boden und lachten weiter. Tiras hob sie auf. „Ihr seid unverbesserlich!“ „Ob die anderen bald kommen?“ fragte Siana und sah auf das Fest herunter. Zitan stellte sich dicht neben sie. „Bestimmt-... die machen noch Party...“ Siana gluckste. „Zid?... Wollen wir nicht... reingehen?... Mir ist langsam kalt...“ „O.k.!“ meinte Zitan, zog sie in das Zimmer zurück und schloss die Tür zum Balkon. Siana ließ sich auf das Bett fallen. „Puh... ich bin müde...“ Zitan setzte sich neben sie, nahm ihre Hand und grinste sie fröhlich an. Siana mochte sein Grinsen. Sie hatte es zuerst für oberflächlich und kindisch gehalten, aber sie wusste jetzt, dass sein Grinsen echte Fröhlichkeit zeigte. „Siana... du bist die süßeste Prinzessin, die ich je gesehen habe!“ erklärte er feierlich und näherte sich ihrem Gesicht, „Nein, das süßeste Wesen!“ Er küsste sie liebevoll auf die Lippen, und sie erwiederte den Kuss. Ihre Zungen begannen ein sanftes Spiel, und die beiden sanken auf das Bett nieder. Siana umarmte ihn zärtlich und streichelte seinen Rücken. „Ich liebe dich so sehr, Zid...“ flüsterte sie hingebungsvoll, als er sich von ihren Lippen löste – Er sah sie von oben an. „Du bist hübsch,“ meinte er und nickte beeindruckt. „Du auch... Zitan...“ Dann sah sie ihm in die Augen, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn erneut auf den Mund. Er merkte, wie ihm dabei richtig warm wurde, und er umarmte sie zärtlich und erwiederte den Kuss. Lange lagen die beiden da und küssten sich, dann flog die Tür auf, und die anderen kamen herein. Sofort fuhren die beiden auseinander und schossen hoch. „Was zum-...??!“ fluchte Zitan, und er stutzte, als er seine vollkommen blauen Kameraden sah. „Eh-...“ „Nanu?“ machte Tiras. „Stören wir?“ fragte Zenta mit seinem arroganten Unterton, Siana argwöhnisch anstarrend, und sie versuchte, zurückzugiften, aber nach einer Weile gab sie es auf, Zentas Todesblick konnte sie einfach nicht standhalten. „Sehen wir so aus??“ nuschelte sie deshalb und wurde rot, „Geht bitte wieder!“ „Entschuldige mal, aber hier müssen noch ein paar mehr ins Zimmer!“ machte Tiras und sah auf den kümmerlichen Rest. Osea und Lili kamen schon ins Zimmer und krabbelten leise in ihre Betten. „Nacht...“ „Hey,“ machte Tiras, während Zitan aufstand, „Geht’s dir besser, Siana?“ „Viel besser, danke!“ meinte sie, noch immer verlegen, „U-und... was ist... mit dem Haufen da...?“ Sie zeigte auf Vento, Zantis, Liona und Tiara, die mal wieder in irgendwelche Lachkrämpfe versunken waren. „Wo sind Nadaiya und Lani?“ fragte Zitan ernst. Zenta brummte. „Kotzen?“ Es war etwas zwischen Frage und Antwort, aber Zitan verstand schon. „Der Rest ist etwas – nun, ähm, lustig,“ machte Tiras. „Ja, ich sehe schon! – Ins Bett mit euch vieren, aber schnell!! Lili, Osea, passt gut auf sie auf, du auch, Siana!“ Lili, Osea und Siana nickten, während Tiras Liona und Tiara in ihre Betten schob. „Und... passt vor allem auf, dass Nadaiya und Lani keinen Scheiss machen!“ legte Tiras den drei Nüchternen noch nahe, „Denen traue ich alles zu!... Mir gefällt das garnicht, was die alles tun...“ Osea nickte. „Klar!“ „Okay... gute Nacht, ja?“ machte Zitan und sah Siana noch einmal an, die auch ins Bett ging. Sie lächelte und warf ihm einen kleinen Luftkuss zu. „Nacht!“ Osea winkte, bevor die Jungen gingen. Am nächsten Morgen war wie immer Tiras derjenige, der zuerst aufwachte. Er ließ den Rest jedoch schlafen, erst am Mittag weckte er die anderen dann. „Verflucht!!!“ schimpfte Vento und fasste nach seinem Kopf, „ICH HASSE LATERNENPFEILER!!!!“ „Du solltest Tiva hassen!“ machte Zenta. „Was wohl mit Nadaiya und Lani ist?“ fragte Coran, und Zitan seufzte. „Hm... das werden wir feststellen!“ Die sechs Jungs gingen aus dem Zimmer und gingen in das der Mädchen. Lili, Osea und Siana waren schon wach und spielten leise, damit die anderen nicht aufwachten, Ching-Chang-Chong. Als die Jungen hereinkamen, sahen sie auf. „Guten Morgen!“ sagten sie alle drei gut gelaunt. „Euch geht’s gut, ja?“ fragte Tiras verwirrt. „Ja!“ bestätigten die drei fröhlich, und Zenta murrte. „Die haben ja auch nicht so viel gesoffen wie der Rest!“ „Du hast selber gesoffen wie ein Loch!“ schnaubte Zantis, „Hast du keine Kopfschmerzen??!“ „Doch, und was für welche,“ gab Zenta zu hören, „Im Gegensatz zu dir jammere ich nicht herum!!“ „Ist gestern noch irgendwas gewesen...?“ fragte Zitan Siana, und sie schüttelte den Kopf. „Lani und Nadaiya sind noch um irgendwann nachts wiedergekommen...“ „Hm, soso...!“ „Wird Zeit, dass sie aufstehen!“ meinte Tiras, und weckte jetzt die vier anderen Mädchen. Liona und Tiara schienen jetzt wieder ausgeschlafen zu sein und waren sofort auf den Beinen. „Oh raus, ich will schlafen!“ brummte Nadaiya dagegen und verkrümelte sich unter der Decke. „Nichtsda! AUFSTEHEN!!!“ schrie Tiras empört, und nach einigen Minuten brachte er Nadaiya und Lani dazu, aufzustehen. Beide sahen etwas unausgeschlafen aus. „Oh, ihr seid so mies...“ knurrte Lani und rieb sich die Schläfen, „Scheisse, mann...“ „Ja, selber Schuld!“ lachte Zitan, „Kommt! Seid ihr einigermaßen fit?“ „Dieser blöde Jahrmarkt!“ brummte Lani und stand jetzt auf. „Das war ein Straßenfest,“ korrigierte Tiras sie, und Lani scheuerte ihm eine. „Aargh, na und??!!“ „Das war doch ein geiler Jahrmarkt! Yeah!!“ rief Liona und hüpfte durch den Raum. Nadaiya setzte sich mürrisch auf und starrte sie wütend an. „Das war kein geiler Jahrmarkt, das war ein Einmal-und-nie-wieder-Markt!!!“ ___________________ XD Zenta die Domina XDD Kapitel 66: Im Tal der Flammen ------------------------------ Coran korrigierte sie: „Es war ein Straßenfest!“ Nadaiya schnaubte und rieb sich die Schläfen. „Dir zeig ich gleich Straßenfeste, du Blödmann!! Aargh-... mein Kopf...“ Zitan seufzte und lehnte sich an die Wand. „Seht zu, dass ihr in die Puschen kommt, wir gehen weiter!“ Er wollte gerade mit seinem üblichen „Basta!“ den Raum verlassen, da hob Siana den Kopf. „Wohin gehen wir denn, Ziddy??“ Der Blonde blieb stehen. Nach einer Weile richteten sich alle Blicke auf Zenta. „Was??!“ fragte dieser empört, als ihn alle anstarrten. „Du bist unser Kartenmann!“ machte Zantis perplex, „Wo soll's hingehen?“ Er kassierte einen Tritt gegen das Bein von Zenta und jaulte auf wie ein Hund. Lani musste darüber trotz ihrer Kopfschmerzen grinsen. Zenta zog seine Landkarte hervor. „Wo ist euer Problem? Ihr wolltet nach Lesli – bitte, wir sind in Lesli.“ Zitan raufte sich nervös die Haare. „W-wo ist denn Lesli??! Gib mal her!!“ Er entriss Zenta die Karte und erntete ein entrüstetes Zischen von seinem Freund. Zitan studierte die Karte eine Weile, und während Zenta schon ahnte, was gleich kommen würde, sahen alle anderen Zitan erwartungsvoll an. „Und? Was schlägst du vor??“ machte Siana, als Zitan noch nach Minuten schwieg – und plötzlich hob er den Kopf und sah Zenta an. „Eh – wo ist Lesli???“ Es kam ein allgemeines Stöhnen von allen Seiten und etwas Gepolter, als Vento und Tiras völlig synchron zu Boden kippten. Zenta entriss Zitan wieder die Karte. „Kartenbanause!!“ schimpfte er und zeigte auf die Stadt Lesli auf der Karte. „Da sind wir! Das nächste wäre Tanri, die Hauptstadt des Kleinstaates Keszi! – Andererseits könnten wir auch zurück nach Vinni gehen, das ist auch nahe dran!“ „Niemals, das liegt doch fast in derselben Richtung wie Zujani!“ warf Tiara ein, „Außerdem wären wir sicher näher an diesem Kindarn-General und der Königin Kaiyla, wenn wir in diese Richtung gingen.“ „Vorausgesetzt, sie sind noch in Zujani, sie haben ein Luftschiff,“ entgegnete Zenta. Zitan stöhnte. „Maaaann!! Wisst ihr was? Wenn wir immer die Stadt nehmen, die am nächsten dran liegt, wird Kindarn uns sofort wieder finden! Zu allererst mal kann er uns in einer Stadt leichter finden als in der Pampa, es schadet also nicht, mal mehrere Tage draußen zu bleiben!“ Er hörte, wie Siana nörgelte, ignorierte sie aber. „Außerdem,“ fuhr er fort, „Wir gehen immer den kürzesten Weg! Kindarn weiß das, er weiß bestimmt, dass wir von Zujani aus hierher gegangen sind, weil Lesli am nächsten dran lag!“ „Mal abgesehen von Vinni,“ warf Zenta ein, aber keiner hörte ihm zu. „Deshalb werden wir jetzt unsere Strategie ändern! Wir sind damals von Zasni nach Tenji gegangen, weil Kindarn nicht vermutet hätte, dass wir ausgerechnet dahin gehen, wo's unangenehm ist! – Also nehmen wir jetzt den allerumständlichsten Weg in irgendeine verkommene, blöde Stadt, den wir nur finden können! Ha!“ Alle sahen ihn an. „In Vinni waren wir außerdem schon,“ sagte Tiras zu Zenta, und der nickte. „Den umständlichsten Weg??!“ fragte Lili, „Mann, das ist aber garnicht schön...“ „Echt mal, ich habe Kopfweh!“ jammerte Lani. „Na gut,“ meinte Zenta, „Den gefährlichsten Weg nach irgendwo, Zid? Dann geht nach Töryi, das dürfte nett werden, da kommt ihr nämlich durch den Talis-Krater!“ Die anderen sahen sich an. „Ta-was?“ machte Vento. Zantis kreischte. „WAS??!! B-bist du wahnsinnig??! Wir können nicht durch den Talis-Krater gehen!!!“ „Was ist denn dieser... Talisman-Krater??“ fragte Lani, dann sah sie Zantis an. „Und woher weißt du das bitteschön??!!“ „Der Talis-Krater ist der Rest eines Vulkans, des Mt. Giyaa, der hier einst stand,“ sagte Zenta kalt, und Nadaiya wich seinem Blick aus. Er hatte schon wieder dieses Zenta-Lächeln drauf... „Ein riesiger Berg, viel höher als der Mt. Fumo in Islasira!“ fuhr der Junge da fort und fixierte Zitan, „Doch eines Tages explodierte der Vulkan. Keiner weiß, warum. Jedenfalls wurde damals die Umgebung des ganzen, östlichen Grandinasiras völlig zerstört. Und da der Berg weggesprengt wurde, blieb nur der Krater – ein riesiges, karges Loch in der Erde, in das sicher ganz Kasara hineinpassen würde! – Wissenschaftler haben herausgefunden, dass noch immer die heißen Quellen des einstigen Vulkans unter der Erde brodeln... jeder Zeit kann Feuer aus dem Boden kommen! Ein ganzer Wissenschaftlertrupp wurde bei Untersuchungen offenbar von solchen Erdsprüngen überrascht – jedenfalls hat man sie nie wieder gesehen!“ „Ist ja riesig,“ sagte Liona unbeeindruckt, „Und da sollen wir durch? Klasse. Ich glaube, da bevorzuge ich Kindarn.“ Zenta drehte den Kopf und sah sie mit einem eigenartigen Blick an. „Als ein zweiter Trupp von Forschern dorthin gekommen ist, kehrte nur ein einziger von ihnen zurück,“ fuhr er seine Geschichte fort, „Er sagte, er habe gesehen, wie Dämonen, Wesen aus Flammen, seine Kollegen verschlugen hätten! Man hat den Kerl ins Irrenheim gebracht...“ „Eh??!“ machte Liona jetzt, „Wie... Dämonen? Magier?“ „Naja, jedenfalls sollen sie aus Feuer bestanden haben!“ meinte Zenta, „Die Menschen in Fanti sagen, der Talis-Krater ist verflucht.“ „Und, hatte der Mann denn recht?“ fragte Osea. „Der im Irrenheim gelandet ist?“ „Woher soll ich das wissen, ich war nie da.“ Trotz Nadaiyas und Lanis Gemaule saßen die dreizehn kaum einige Momente später auf ihren Kizayas (Tiara saß auf ihrem Drachen Sea) und ritten nach Südosten. Sie überschritten die Grenze zum Land Fanti und waren damit zumindest aus der Gefahr heraus, ohne Ausweis in Chirai erwischt zu werden. Dafür stellte der ihnen bevorstehende Talis-Krater eine neue Gefahr dar. „Da vorne ist es!“ rief Tiara, die auf ihrem Drachen flog und so einen guten Überblick über die Landschaft behalten konnte. Die Freunde erreichten in dem Moment den Fuß der Berge, die einmal der Fuß des großen Vulkans gewesen waren. Mühsam krackselten die armen Kizayas durch das Geröll aus gehärteter Lava und Asche nach oben – von den kleinen Gipfeln der Berge aus erblickten sie den riesigen Krater vor sich, in den allemal ganz Kasara gepasst hätte. „Oh...“ machte Siana und sah sich um, „Sieht kahl aus...“ Auch die anderen sahen sich ratlos um, während Sea auf dem Geröllberg landete. Mit dem Wind kam ihnen der Geruch von Schwefel entgegen, sowie kleine Gaswolken, die die Haare der Kameraden zum Flattern brachten. „Seht ihr?“ machte Zenta, „Der Vulkan ist noch aktiv, obwohl der Berg explodiert ist!“ Nadaiya erschauderte. „I-ich... hasse Vulkane...“ stammelte sie und wurde weiß, ohne dass jemand davon Notiz nahm. „Uuh...“ machte Lili, „Es ist heiß hier-...“ Zitan schwieg. Sein Blick fuhr langsam über die karge Landschaft vor ihm. Der Krater war aus gerölligem Boden, den mitunter große Risse und Spalten unterbrachen. Dampf stieg aus den Ritzen hervor. Zitan wusste instinktiv, dass unter dem Boden, über den sie gleich gehen würden, die kochende Lava war, nur darauf wartend, den Boden aufzureißen und sie alle zu verschlingen. Was mussten sie auch so dumm sein, hier durchzugehen? Sie gingen den Geröllhaufen wieder hinunter und betraten den verfluchten Talis-Krater. Keiner der Freunde wagte es, zu sprechen – die kleinste Schwingung könnte immerhin die Erde zerreißen lassen. Tiara hatte das Glück, über ihnen fliegen zu können. Plötzlich riss vor Osea die Erde auf, und ein Strom Dampf fuhr heraus. Mac stieg erschrocken, und Osea schrie auf. „HILFE!!!“ „Schhh,“ machte Nadaiya zu ihr und legte sachte die Hand auf ihren blauen Schopf. „K-keine Angst... es war bloß ein kleiner Riss...“ Osea schluckte. „Weiter,“ sagte Zitan knapp von vorne, und sie setzten ihren Weg fort. Osea krallte sich zitternd an Macs Mähne fest. „Du hast selbst Angst, Mama...“ flüsterte sie Nadaiya zu, und diese fuhr sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn – warum schwitzte sie? Vor Hitze, oder vor Angst? „Ist schon gut, Osea. Geh zu, sonst verlieren wir die anderen.“ Ein Dröhnen aus der Erde ließ alle erschrocken stehenbleiben und zusammenfahren. Coran blinzelte. „W-was war’n das??!“ „Die Erde grollt,“ sagte Zenta, und Zitan erstarrte – er spürte, wie die Erde unter Kaseras Hufen sich spannte wie die Haut auf dem Bauch einer schwangeren Frau. „Scheisse – z-zurück!! Schnell, geht rückwärts!!“ Er trieb Kasera rasch rückwärts, alle anderen hielten entsetzt die Luft an – kaum hatte Zitan seinen Befehl ausgesprochen, riss unmittelbar vor ihm die Erde auf, an der Stelle, wo er bis eben noch gestanden hatte. Alle schrien auf, und Zitan hielt die erschrockene Kasera fest. Er sah die Lava in der Erdspalte brodeln und aufsteigen, und nervös zurrte er Kaseras Zügel fester zusammen. „Verflucht-...“ „Wartet mal!“ fing Tiara indess oben an, „E-eine Aura! Ich kann eine magische Aura spüren-...! In dem Riss vor euch ist was faul!!“ Alle starrten erst sie, dann den Riss an. Die Lava darin hatte angefangen zu brodeln. Liona spürte die Aura jetzt auch wie einen Nadelstich ihren Kopf durchfahren, und instinktiv wusste sie, dass Chinon ihr den Hinweis gab. Thurayas Aura. „Thu-...rayas Aura??!“ keuchte Liona, und sowohl Zitan, als auch Zenta und Tiara fuhren herum. In dem Moment erhob sich aus der Lava eine menschliche Gestalt, noch von Lava umhüllt. Sofort fuhren die Kizayas zurück, Osea und Coran schrien auf, ebenso taten es Nadaiya und Siana. „Was ist das??!“ fragte Zitan und sprang von Kasera. Liona und Zenta taten es ihm sofort gleich, Tiras, Vento, Lani und Zantis folgten. Die Lava um die Gestalt floss an der Gestalt herunter, und sie gab sich als eine Frau zu erkennen, die rot leuchtete. Ihr Haar schien aus Flammen zu bestehen, ebenso wie das Kleid, das sie trug. Ihre roten Augen blitzten die Freunde böse an. „Nanu?“ machte Vento perplex. „Mmh, schöne Frisur!“ Zenta haute ihm eine runter. „Aargh, du bist auch ein Pansen, mann!!“ Er zückte sofort zwei seiner Messer und starrte die Frau an. „Wer seid Ihr??!“ „Die Frage ist, wer... seid ihr??“ machte die Frau mit einem Kichern. „Ihr durchquert mein Revier, und das werdet ihr bereuen, denn an mir kommt niemand vorbei! – Alle, die hierher kommen, werden... eliminiert! Die Menschen sind inzwischen so schlau, sich fernzuhalten...“ „D-das muss der Dämon sein, von dem dieser verrückte Forscher geredet hat, Zenta!!“ sagte Siana erschrocken, „O-oder??!“ Zenta blieb kalt, und Zitan sah die Frau eindringlich an. „Wir wussten nicht, dass Ihr hier lebt! Entschuldigt bitte vielmals, wir werden Euer Revier natürlich sofort verlassen.“ „Waaas??!“ schrie die Frau erbost, und alle fuhren zurück. „Ihr wusstet nicht??!! Ihr kennt meinen Namen nichtmal??!!“ Lani blinzelte. „Ihr habt ihn uns ja auch nicht gesagt!“ „Hrrgh!! Jeder kennt meinen Namen!!!“ empörte sich die Feuerdame, „Ich bin Epona, die Hexe des Feuers!! Niemand kommt an mir vorbei – ihr werdet alle zusammen vernichtet und in meine Sammlung gesteckt!“ „D-die Feuerhexe??!!“ schrie Zitan, „D-dann bist du die Schwester von Dione und Nemesis!!“ Epona lachte. „Haargenau! Ich habe gehört, ihr hättet schon meine beiden Schwestern getötet! Ich habe mich gefragt, was es für eine interessante Gruppe Sterblicher sein muss, die es fertigbringt, meine Schwestern zu töten! Sie beide waren schwächer und jünger als ich, denn ich bin die älteste der Elementar-Schwestern!“ „Och nö,“ maulte Lani, „Nicht wieder so ´ne olle Schrulle, deine bekloppte Schwester hat genau denselben Schrott erzählt.“ Epona und alle anderen starrten Lani zuerst an, dann jedoch verzog die Feuerhexe das Gesicht zu einem gehässigen Grinsen. „Ganz wie du willst!“ sagte sie und streckte die Hand in Lanis Richtung, und schon schossen Flammen aus ihren Händen. Lani schrie auf und sprang zur Seite, aber das Feuer streifte noch ihren Arm. „LANI!!!“ schrie Zantis und lief zu ihr herüber. Sie fasste erschrocken nach ihrem Arm. „Waahh, ich blute!!“ heulte sie, und Zantis sah sie mitleiderregend an, als wäre er es, der blutete. „Reiß nächstes Mal deine Klappe nicht ganz so weit auf,“ schlug Zenta Lani mürrisch vor. Zitan hob die Hände und sah Epona finster an. „Entschuldige, Epona! Aber wenn du den Weg nicht freiwillig frei machst, müssen wir dich zwingen!!“ Epona lachte ihn nur aus, doch Zitan riss die Hände herum: „TSUNAMI!!“ Doch die Flutwelle verdunstete, sobald sie Epona berührte – und diese lachte sich halbwegs tot. „Wa-was war das denn??!“ fragte Zitan verdutzt. „D-die Tsunami hat nicht geklappt!!!“ Liona schluckte. „Großartig, dann ist die Tsunami zu schwach!“ Sie nahm ihre Hände ebenfalls hoch, und Lani fuhr herum. „Hey! Osea, Coran, seht zu, dass ihr verschwindet!! Alle anderen, die eh‘ Angst haben, können gleich mitgehen...“ „ACHTUNG!!“ schrie Liona da von vorne, und ehe Lani sich versah, hatte sie jemand gepackt und zur Seite gestoßen, und Eponas Feuerstrahl ging ins Leere. Lani fuhr herum. „Schatzi!!“ rief sie, als sie Zantis erblickte, und er strahlte. „Siehste? Ich bin sogar zu was nütze!!“ „TIARA!!“ schrie Zenta das pinkhaarige Mädchen auf dem Drachen an, „Nimm Osea und Coran auf deinen Drachen, die beiden sind hier unten nur im Weg!!“ Tiara lenkte Sea nach unten und sammelte Osea und Coran auf, bevor sie wieder in den Himmel flog. „Tse!!“ machte Epona, „Das wird euch garnichts nützen!! Ich werde euch so oder so verbrennen und euch in meine Armee stecken!! – HAH!!!“ Sie warf eine Flamme nach Sea, doch der blaue Drache fuhr herum und starrte die Flamme so lange scharf an, bis blaue Strahlen aus ihren Augen kamen und die Flammen vernichteten. Die Freunde rappelten sich auf. Während Zitan zusammen mit Zenta, Liona, Tiras, Vento, Zantis und Lani vorne blieb, drängte Siana mit Nadaiyas Hilfe die Kizayas zurück, um sie aus der Schlacht zu holen. Auch Lili blieb hinten sitzen. „Nanu??!“ machte Siana da beim Anblick von Seas unverhofftem Zauber, „S-sie kann ja zaubern!“ „Natürlich kann sie das!“ schnaubte Zenta. Liona sah hinauf in den Himmel. „Tiara muss über Telepathie diese Magie hervorgerufen haben!“ Epona grunzte missbilligend. Mit diesem Weib und seinem Drachen will ich mich erstmal garnicht beschäftigen... erst das Kleinholz aus dem Weg räumen...! „Seid ihr fertig??!“ fragte sie die Bande unwirsch, „Ich würde euch jetzt gerne braten und in meine Armee stopfen!!“ „Ganz ohne unsere Zustimmung wird das leider nicht gehen,“ sagte Zantis perplex zu ihr, und die Feuerhexe lachte laut. „Nun... dann seht sie euch an, meine Armee!! – Erhebt euch, meine Kinder!! Dämonen des Feuers, erscheint! Zeigt eure Kräfte!“ Alle traten einen Schritt zurück, als plötzlich die Erde erzitterte, und einen Augenblick später brach der Boden um die Freunde herum auf, und im Nu waren sie umzingelt von menschlichen Figuren aus flüssiger, glühender Lava. Siana und Nadaiya schrien auf, und die Kizayas wieherten. „Wir sind umzingelt!!!“ „Was du nicht sagst,“ bemerkte Lani empört. „Hey, Manta! Das sind die Forscher, die hier verschwunden sind!! Epona hat sie zu Feuermenschen gemacht!!“ „Ich heiße Zenta!!!“ brüllte er sie an, aber sie starrte bloß hysterisch auf die Dämonen. Epona schwebte ein Stück in den Himmel empor und streckte die Arme weit aus. „Dämonen, Flammenwurf!“ Die Dämonen erzeugten alle gleichzeitig Energiekugeln und feuerten diese auf die Kameraden. „OH NEIN!!“ schrie Siana. Nadaiya brach wieder in einen ihrer Kreischanfälle aus und klammerte sich an ihr weißes Kizaya Chiva. „AAAAHHHH!!!“ Liona streckte ihre Arme dem Himmel entgegen und schloss die Augen. Verdammt!! Chinon, hilf mir!! Du hast es schonmal getan, vielleicht kannst du es nochmal!! „CHINON! ALLMÄCHTIGER GOTT DES TODES, ERHÖRE MEIN FLEHEN UND GIB MIR DEINE KRAFT!!!“ Die Stimme durchzuckte ihren Kopf, und Liona riss die Augen weit auf, als sie wusste, dass der Gott des Todes zu ihr sprach. „Was meinst du mit ‚vielleicht‘, Tochter?“ Es gab ein Donnergrollen aus einem sich pechschwarz färbenden Himmel, und Liona wurde in helles Licht gehüllt. Ein greller Blitz kam aus dem Himmel und schlug auf das Mädchen ein – Sie öffnete die Augen mit einem weiteren, schwarzen Blitzen. „SCHÜTZE UNS, CHINON!!!“ Erneut fuhr ein Blitz aus dem Himmel und bildete ein Schutzschild um die zehn, und die Energiekugeln der Dämonen prallten an Lionas Mächten ab. Zitan fuhr herum. „Chinons-... Chinons Macht!“ stammelte er, „Super, Liona!“ „Verflucht!“ schimpfte Epona zu sich und haute sich mit der Faust auf die flache Hand. „Und jetzt??!“ fragte Lili, als die Dämonen erneut zum Schlag ansetzten. Liona fuhr herum, die Arme die ganze Zeit gekreuzt, während das schwarze Lichtschild um die Freunde herum blitzte. „Ich kann dieses Schild eine Weile aufrecht halten, aber nicht lange! – Ihr müsst Epona besiegen, lasst die Dämonen Dämonen sein! Wenn Epona stirbt, zerfallen die Dämonen zu Asche! Beeilt euch!“ „J-jetzt brauchen wir bloß noch eine Idee!!“ machte Zitan. Zenta hob Lili kurzer Hand von Jägermeister und stellte sie zu Zitan. „Da, los!! Macht die Tsunami zu zweit, aber ein bisschen plötzlich!!“ befahl er barsch, und Lili sah Zitan nickend an. „Los, Cousin!!“ Zitan nickte, und die zwei hielten rasch die Hände aneinander und schlossen die Augen. Nach einer Zeit flammte das dunkelblaue Licht um sie herum auf. Ein Blitz schlug aus dem Himmel zwischen ihren Händen ein, und sie öffneten die Augen, die blau leuchteten. Beide drehten sich zu Epona um, zwischen ihren Händen war eine große, blaue Energiekugel entstanden. „TSUNAMI!!“ schrien beide und schleuderten die Energiekugel von sich auf Epona. Volltreffer. Epona schrie auf und wurde unter der Flutwelle begraben. „Juhu!“ rief Lili aus, und Zitan blinzelte. „Nein, halt! Die Dämonen verschwinden nicht – Epona lebt noch!!!“ Genau da tauchte Epona, etwas rauchend und qualmend, wieder auf. Sie lachte. „Glaubt ihr, Tsunami bringt mich um??! Niemals!!“ höhnte sie, „Da müsst ihr euch schon was besseres einfallen lassen...!! Flammenwurf!!!“ „Beeilt euch, ihr zwei, ich kann die hier nicht lange halten!!!“ rief Liona, deren Kräfte langsam nachließen. Die Dämonen schossen ununterbrochen auf das Schutzschild, was Lionas Kräften bei jedem Schlag etwas schadete. Das Schild begann, stärker zu blitzen und zu flackern, und Liona keuchte. Chinon, bitte!! Noch ein kleines bisschen-...! „Lasst mich das machen!“ rief Siana da. Alle fuhren herum. „Du??! Du kannst nicht zaubern!“ rief Tiras. „Aber jedes Mal, wenn ich in Gefahr bin, übertrifft Zid sich selbst, und hat dann die Hexen besiegt!...“ meinte Siana unschuldig, und Zenta sah aus, als hätte er ihr am liebsten den Kopf abgerissen. „Das ist blanker Blödsinn!!“ schaltete Zitan sich ein, bevor Zenta losbrüllen konnte, „Wenn du dich ihr auslieferst, kriegst du ´ne Ohrfeige von mir, basta!! Das wirst du nicht tun!!“ Epona grinste und hob die Hand. „Dämonen... gebt ihnen den Rest! Flammenwurf!!!!“ Die Dämonen bildeten neue Energiekugeln – im selben Moment traf Epona ein blauer Strahl in den Rücken. Sie schrie gellend auf, und die zehn anderen fuhren auf und sahen nach oben. „Tiara!!“ rief Lani aus. Die Prinzessin von Nami saß auf Sea, deren Augen gerade aufhörten, blau zu glühen. Seas Augen hatten den Strahl auf Epona geschossen und sie verwundet. Die Feuerhexe keuchte und rappelte sich hoch. „Ihr verdammten-...!!“ „Gut gemacht!!“ rief Liona Tiara zu – dann versagten ihre Kräfte. Das Schutzschild erlosch und Liona stürzte ohnmächtig zu Boden. Just in dem Moment warfen die Dämonen ihre Feuerkugeln ab. „AAAAAHHH!!!“ schrie Nadaiya panisch, und auch Siana und Lani keuchten vor Entsetzen. „SO WEIT KOMMT'S NICHT!!!“ schrie Zitan, schloss die Augen und kreuzte die Arme. Kyana, Göttin der Meerestiefe, Beschützerin meiner Familie! Ich bitte dich, gib mir deine Macht! Erhöre mein Flehen und schütze meine Freunde! Die Energiekugeln kamen immer näher, während Zitan blau aufleuchtete. Der Stein an der Kette begann zu glühen, und Zitan öffnete die Augen. Er streckte die Arme von sich, genau im selben Moment erreichten die Energiekugeln der Dämonen die Freunde – doch wie durch ein Wunder wurden sie plötzlich alle in das dunkelblaue Licht gehüllt, und die Feuerbälle erloschen auf der Stelle. Die zehn befanden sich in einer Blase aus blauem Licht, und die Blase wuchs mit jedem Augenblick, den Zitan sich länger konzentrierte. „Wuaah, ich fliege!!“ jodelte Vento, und Zenta, der sich noch um Liona kümmerte, sah zu Zitan auf. „Das ist das Licht der Göttin Kyana... das Licht deines Vaters, Ziddy!“ Zitan riss die Augen auf und stierte Epona an, während sich die magische Aura, die blaue Blase um die Freunde herum, in ein Meer aus blau schimmernden Flammen verwandelte. Es blitzte, als der Stein an Zitans Kette zu glühen begann, und die Freunde fuhren zurück. Epona ihrerseits erbleichte. „Wie ist das möglich?“ fragte sie, „Ich dachte, die Menschen hätten Kyanas Volk der Bastarde ausgerottet-... – Sari!“ „Ja, Epona!!“ schrie Zitan, „Ich bin ein Sari!! Und das ist dein Ende!!“ Damit schmetterte all die blauen Flammen und das Licht auf die Dämonen und Epona. Die Dämonen zerfielen sofort zu Staub, als die Feuerhexe von Zitans Macht erfasst wurde. „Kyana!!!“ brüllte sie, „Kyana, du bist die Mutter dieser Bastarde!!! Schäm dich für... das Vergehen, verdammt!!“ Mit einem letzten Schrei zerbarst Epona in tausende von winzigen Funken. Das Licht erlosch, und Zitan brach auf dem Boden zusammen und blieb liegen, mehr tot als lebendig. _______________________ So^^ Was "Thurayas Aura" angeht, fragt sich sicher jeder was das soll^^ Nun, diese Elementar-Hexen sind Halbgötter, sie sind Kinder der Göttin Thuraya, der Göttin der Magie, und einem Mesumanier der familie Kjay^^ Natürlich sind die schon tausende von Jahren alt, die Elementar-Hexen... XD naja, waren^^ Dann, vllt fragt sich jemand, wieso alle Elementarhexen Saris als "Kyanas Bastarde" oder so bezeichnen (s. Eponas letzten satz...^^) das wird noch geklärt^^ kapi 76^^ Kapitel 67: Ein peinlicher Vorfall ---------------------------------- „Ähhh... was war’n das?“ fragte Vento perplex. „Oh Zid!“ rief Siana und rannte zu Zitan, der noch immer wie tot am Boden lag. Sie nahm seinen Kopf auf und legte ihn auf ihren Schoß. „Zid! Sag doch was!“ flüsterte sie verzweifelt und rüttelte ihn sanft. „Ziddy!! Oh je...“ Sea landete auf dem brüchigen Boden, und nachdem Osea und Coran jubelnd abgesprungen waren, folgte ihnen auch Tiara. Sie trug ihren langen Stab in der Hand. „Hurra!!“ brüllte Coran, „Yima, Yima!! Habt ihr gesehen??! Plötzlich war alles blau und dann, whuuuu! Zid ist klasse!!“ „Nenn mich nicht Yima, du Pfosten!“ schnappte Lani beleidigt, aber sie nahm Coran trotzdem in die Arme. Osea jubelte sich bei Nadaiya und Zenta aus. Letzterer kümmerte sich einen Dreck um das Geschrei des Kindes. „Tiara?“ sprach er nachdenklich den Namen der Prinzessin von Nami aus, und sie sah auf Zitan, bevor sie ihren Stab verschwinden ließ. „Es wird eine Weile dauern, bis er wieder aufwacht,“ versetzte sie murmelnd. „Das war ein Fluch... zwar kein sonderlich schwerer, aber es war ein echter Fluch. Echte Magie... ...“ Jetzt hörten alle auf, zu reden, und sahen erst sie, dann Zitan erstaunt an. Liona rappelte sich ebenfalls wieder auf. „Ein Fluch??“ wiederholte sie scharf. Osea sah Liona ängstlich an. „I-ist ein Fluch etwa etwas schlimmes??“ Das türkishaarige Mädchen wandte sich um. „Es gibt in der musanischen Magie mehrere Bereiche. Es gibt Elementarzauber, Weißmagie, Blaumagie und Schwarzmagie. Sie alle nennt man sterbliche Magie. Und... alles, was darüber liegt... sind Flüche. Wer Flüche anwendet... ist eins mit den Göttern... deswegen nennen wir sie... unsterbliche Magie.“ Eine erdrückende Stille folgte. Tiara nickte. „Das ist richtig,“ sagte sie in alle ungläubigen Gesichter. „Zitan muss wirklich eine Einheit mit der Göttin Kyana gebildet haben – so etwas zu schaffen, ist schwer und kostet viel Konzentration. Deshalb muss er sich ausruhen.“ Siana seufzte erleichtert und streichelte zärtlich Zitans blonde Haare. „Da bin ich ja beruhigt...“ „Ich nicht,“ machte Zenta nervös. „Was soll das, Liona? Will Ziddy uns verarschen?! Er kann gerademal zwei S-Zauber, Rubin und Saphir! Und dann kommt er plötzlich mit Flüchen an!“ „Es gibt Flüche und Flüche!“ erwiederte Liona, „Nicht jeder Fluch ist zwingend heftiger als Todesklinge, welches ja bekanntlich der stärkste sterbliche Zauber ist! – Gut, der Fluch, den Ziddy gezaubert hat, ist mächtiger, als es jeder sterbliche Wasserzauber je sein könnte! Aber im Vergleich gibt es noch ganz andere Flüche, denk an Toiyaka Sarla.“ Zenta und Tiras erstarrten kurz, während Tiara den Kopf drehte und die anderen ratlos dreinschauten. „Was ist denn Toiyaka Sarla?“ fragte Nadaiya verwirrt. „Toiyaka Sarla ist der stärkste Fluch der unsterblichen Magie!“ erwiederte Tiara gelassen. „Er raubt einem Wesen Körper, Geist und das Leben. Ein grauenvoller Todesfluch. Es gibt wenige, die ihn jemals benutzen konnten-... ...“ Sie sah nachdenklich auf Zitan, bevor sie fortfuhr. „Und einer von diesen wenigen-... war sein Vater.“ Die anderen erschauderten. Tiras und Zenta tauschten einen kurzen Blick, bevor Zenta sich wieder Tiara zuwandte. Das Mädchen weiß zu viel. „Kein Wesen Seydons hat es geschafft, Toiyaka Sarla zu überleben,“ sagte Tiara nachdenklich, „Abgesehen-... ...“ Sie brach ab. Abgesehen wovon? Warum sollte sie etwas sagen, das ihre Visionen ihr dank Sea gezeigt hatten? Sie war sich über die Bedeutung dessen nicht im Klaren. Aber Tiras übernahm für sie. „Abgesehen von Thanata.“ Die anderen drehten sich um und starrten ihn an. Zenta erbleichte. „Du kannst es ihnen doch nicht erzählen!“ blaffte er den Rothaarigen an. „Doch, es ist Zeit,“ erwiederte Tiras ruhig. „Nur Zitan sollte es noch nicht erfahren... mit ihm müssen wir behutsamer sein.“ „W-wovon sprichst du??!“ fragte Siana verwirrt, und sie sah zwischen ihm und Zenta hin und her. Tiara sah Tiras groß an. „Du... weißt davon? Ich habe Träume gehabt-... ...“ Tiras senkte den Kopf. „Ich werde euch jetzt... die Wahrheit über Thanata erzählen. Vom Anfang... bis zum jetzigen Zustand.“ Die anderen waren gleichermaßen schockiert, als sie die Wahrheit erfuhren. Siana wurde blass wie eine Leiche, während Lani und Nadaiya mit offenen Mündern einfach nur dastanden. Vento und Zantis bekamen Augen wie Suppenteller, und Liona, Lili und Tiara folgten aufmerksam Tiras‘ Bericht. „Dann ist es wahr, was du vor Zakate gesagt hast, Tiras!“ rief Nadaiya keuchend aus, „Dass Thanata Zitan hasst und ihn töten will! Und Siana war bloß Mittel zum Zweck!“ „Natürlich ist es wahr!“ schnappte Zenta, „Tiras lügt nicht, im Gegensatz zu dir.“ Nadaiya verstummte und wich seinem Blick aus, der sie wie eines seiner Messer zu durchbohren drohte. „Thanatas Ziel ist es, Zitan zu vernichten. Durch Kaiyla kommt sie am besten an ihn heran, und sie braucht Kaiyla, solange ihre Mächte nicht ganz erwacht sind. Zitan muss es schaffen, die Magie perfekt zu beherrschen. Dann kann er sie besiegen. Wenn er es nicht schafft... schafft es niemand.“ Sie setzten ihren Weg stumm fort, Zitan banden sie auf Kaseras Rücken, und Siana wich nicht von seiner Seite. Sie durchquerten den Krater. Als es dunkel wurde, schlugen die Freunde ihr Lager am Rande des Kraters auf. Siana hatte Zitans Kopf wieder auf ihren Schoß gelegt und streichelte ihn ab und zu vorsichtig. Sie fragte sich, wann er aufwachen würde... Sie blickte sich kurz um. Das Feuer war ein Stück von ihr entfernt. Die elf anderen saßen darum herum und spielten Karten, lauthals diskutierend (vor allem Vento). Dass die jetzt gucken, wäre unwahrscheinlich... dachte Siana bei sich und sah wieder auf Zitan herunter. Dann blickte sie noch einmal kurz zu den anderen, um sicher zu gehen, dass auch wirklich niemand guckte, bevor sie sich zu Zitan herunterbeugte und ihn sanft auf den Mund küsste. Er blinzelte kurz. Als er merkte, dass Siana ihn küsste, erwiederte er den Kuss, grinste innerlich und legte jetzt die Arme um ihren Hals. Siana ließ von ihm ab und sah ihn entrüstet an. „Sag schon, wie lange bist du schon wach??!“ Zitan grinste. „Ehrlich, nur ganz kurz!“ lachte er blöd, „Ich bin aufgewacht, als Zenta „Du des Lebens unwürdiger Bastard!“ gebrüllt hat...“ Siana verdrehte die Augen. „Ja, er hat Vento gemeint... oder Zantis, ich bin mir nicht sicher. Sie spielen Rommé!“ Zitan setzte sich auf und hustete. „Sag mal...“ murmelte er dann, „Was hab ich eigentlich gemacht? Ich... erinnere mich nicht mehr-... ... da war das blaue Licht, und... wo ist Epona?“ „Du hast Epona besiegt!“ erklärte Siana ihm stolz, „Du hast einen Fluch angewandt, hat Tiara gesagt. Das ist gut...“ Zitan weitete die Augen. „E-einen echten Fluch?! Heihoya!“ Nachdem er sie eine Weile angesehen hatte, grinste er plötzlich, dann stand er langsam auf. „Wo... wo willst du jetzt hin?“ fragte sie und stand auch auf. Zitan legte sich einen Finger auf den Mund. „Pssst... die anderen haben noch nicht bemerkt, dass ich wach bin! Dann können wir ungestört etwas alleine sein... ohne befürchten zu müssen, dass Zantis uns nachrennt!“ Siana wurde rot, als er ihre Hand nahm. Doch dann kicherte sie und ließ sich von ihm außer Hör- und Sehweite der anderen ziehen. Kaum waren sie im Gestrüpp verschwunden, das am Rand des Kraters wucherte, hob Zantis den Kopf. „Sagt mal,“ sagte er ganz scheinheilig, „Wo sind denn Ziddy und Siana bloß hin...??“ „Ich liebe dich, Siana,“ erklärte Zitan feierlich, als wäre das was völlig neues. Sie grinste. „War's das??!“ Er schüttelte den Kopf, zog sie dann eng an sich heran und küsste sie fest auf den Mund. Sie erwiederte den Kuss und umarmte ihn, so fest sie konnte. Und sie wusste, dass sie glücklich war. So nur mit ihm... nur wir zwei... so soll es immer bleiben... ich wünschte, die Zeit würde stehenbleiben... er ist so warm... und... Die zwei ließen voneinander ab und sahen sich in die Augen. „Keiner küsst so gut wie du...“ flüsterte Siana. Zitan lachte kurz. „Ach, so ist das!“ rief er breit grinsend, „Wen hast du denn sonst noch geküsst??!“ Sie wurde rot, als er sie lachend in die Seite kniff. „G-garkeinen!!“ maulte sie und drückte sich noch näher an ihn heran. Er schloss sie zärtlich in die Arme und lachte kurz. „Weiß ich doch, du dumme Prinzessin.“ „Oh Zid...“ wisperte sie und schloss die Augen, während sie ihren Kopf an seine Brust lehnte. Er spürte, wie eine merkwürdige Hitze sich in seinem Unterkörper breit machte, als sie sich so nahe an ihn herandrückte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, die Prinzessin Sayamainas so nah an sich zu haben... „Ziddy...?“ riss ihn Sianas helle Stimme aus seinen Gedanken, und er sah auf, als sie sich reckte und zärtlich seinen Hals zu küssen begann. „Hey... ... jetzt bleiben wir für immer zusammen, nicht wahr...?“ Es folgte eine Reihe kurzer, liebevoller Küsse auf seinen Hals, und er seufzte leise, als er die Wärme in ihm immer stärker spürte. „S-sicher...“ murmelte er langsam, als sie mit der Hand sanft über seine Brust strich – und er spürte, wie alles Blut mit einem mal in seine Lendengegend zu schießen schien, und mit einem leisen Keuchen hob er den Kopf. „S-Siana, nicht-...!“ Sie sah auf. „Was ist?“ wunderte sie sich, „Wolltest du nicht mit mir alleine sein?“ Er schnappte nach Luft, als sie plötzlich grinste. „Ja, ja, aber-...!“ Er brach ab, als er plötzlich ihre Zunge spürte, wie sie über seinen Hals glitt. Das war genug. Er schob sie von sich weg und wurde plötzlich rot, bevor er unauffällig einen Blick auf seine Hose warf und dann erschrocken wegsah. „D-das ist genug für jetzt, Siana,“ murmelte er nervös, „Lass uns lieber-... ... zurückgehen...?“ Sie sah ihn verwirrt an. „Was ist denn los??“ fragte sie ihn erschrocken, „Hast du was?“ Zitan holte tief Luft. „N-nein!“ machte er, „Ähh, nicht direkt! Das würdest du nicht verstehen, Siana!...“ Sie verschränkte die Arme. „So? Warum nicht?“ Er spürte, wie ihm heiß wurde. „Ähhh, w-weil das ein... Jungsproblem ist! Irgendwann erkläre ich es dir, aber – n-nicht jetzt!“ „Ich bin doch deine Freundin,“ maulte sie, „Komm schon, sag...“ Er wich ihrem Blick völlig nervös aus. „Nein, bitte!!“ stammelte er und tappelte unruhig von einem Fuß auf den anderen, „W-wenn ich es dir jetzt sage-... ... d-dazu ist es noch zu früh!“ „Wir haben doch lange genug gebraucht, um zusammenzukommen,“ lächelte sie, „Da macht es nichts, wenn etwas anderes dafür früher kommt...“ Zitan starrte sie an. Er wünschte sich aus tiefstem Herzen, er dürfte sie beim Wort nehmen und seinem Problem Abhilfe verschaffen – aber es ging nicht. Verdammt, sie war eine Jungfrau! Sie war die Prinzessin! Und so in einem Wald... nein. Wenn er es mit ihr machen würde, dann sollte es perfekt werden. An einem perfekten Ort, zu einer perfekten Zeit. Außerdem wäre es auch für ihn das erste Mal... ... „Ziddy??“ fragte Siana konfus, „W-warum hibbelst du so rum?! Musst du mal?!“ Er keuchte. „Ähhh, nein!! T-tut mir leid, Siana, ich kann n-nicht-... ...!“ Ein lautes Lachen hinter ihnen ließ plötzlich beide herumfahren. Und ehe sie sich versahen, purzelten Zantis, Vento, Nadaiya, Lani und Coran aus dem Gebüsch, vor Lachen grölend. „W-was??!“ kreischte Siana, „IHR!!!“ Zantis brüllte vor Lachen und kugelte sich über den Boden. „Du bist sooo geil, Zid!!“ kreischte er, „Neeiin!! Du bist ja ein richtiger Gentleman!! – Soll ich dir erzählen, was er f-f-ür ein P-Prob-blem ha-hat, S-Sia-Siana??!“ Er machte Zitans Gestottere nach, und Zitan lief vor Wut rot an. „Verschwindet, ihr Notgeilen!!“ Siana starrte Zantis an. „Was soll das??!“ fragte sie, „Ihr seid so komisch, echt!!“ „Warum sagst du's ihr denn nicht einfach??“ kicherte Nadaiya, „Glaubst du, sie wird dich verstoßen??!“ „Ach, du verstehst doch garnichts, das ist Männersache!“ sagte Coran. Lani schnaubte. „Als ob ausgerechnet du das schonmal gehabt hättest!“ Zantis grinste breiter als jemals zuvor. „Du weißt ja nicht, was wir beide so machen, wenn wir Männergespräche führen...“ Lani verzog das Gesicht. „Du bist so ein Wichser!“ „Klar,“ kicherte Zantis, „Ich stehe dazu, jeder braucht das mal-...! Komm, Siana, ich erklär‘s dir! Guck dir Ziddys Hose an!“ Siana richtete verwirrt den Blick auf Zitans Hose, ehe dieser reagieren konnte, und prompt erstarrte er. „S-...Siana!! Nicht!!“ Sie öffnete den Mund und sah noch verwirrter aus als vorher. „Was-... ... ist denn da?“ Von den fünfen am Boden kam ein Stöhnen. „Was das ist??! Ein Ständer??!“ fragte Lani sie verdrossen, „Bist du überhaupt aufgeklärt?“ Siana wurde rot. „NATÜRLICH!!!!“ „Dann weißt du doch sicher, was das bedeutet, wenn ein Mann so eine Latte hat wie Ziddy!“ grinste Vento. Zantis nahm ihm die Erklärung ab: „Ficken, ficken, ficken!!“ Er rappelte sich auf und fing an, zu tirilieren: „Ziddy will dich bumsen, Ziddy will dich bumsen, hahaha...! Ist die Welt nicht schöööön??!“ „Zantis!!“ schrie Zitan, „D-das ist nicht wahr!!“ Er sah Siana entschuldigend an, „I-ich kann echt nichts dafür! Entschuldige, Siana, das-... ...“ Sie starrte ihn nur an und wurde blass. Als sie Ewigkeiten mit geschürzten Lippen dastand und nichts sagte, verstummten alle anderen verwundert. Vento ahnte, was passieren würde, und hielt sich die Hände auf die Ohren, als Siana Luft holte und den Mund öffnete. „Uh-oh.“ „AAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!“ Am nächsten Tag goss es wie aus Kübeln. Die dreizehn fanden sich ziemlich durchnässt und aufgeweicht in ihrem Lager. Das Feuer war ausgelöscht worden. Zitan erwachte durch die Regentropfen auf seinem Körper, in seine Decke und an Kasera gekuschelt. Siana lag nicht bei ihm. Nach Zantis‘ glorreichem Auftritt vom vergangenen Abend hatte sie ihn nichtmal mehr angesehen, und Zitan hatte die halbe Nacht darüber nachgedacht, was die qualvollste Todesart für Zantis wäre. Er hatte sich im Nachhinein weise gesagt, es wäre besser, ihn am Leben zu lassen, schließlich wollte er sich nicht auf Thanatas Niveau herunterlassen. Sie standen auf und rollten ihre triefnassen Decken zusammen, sprangen auf ihre ebenfalls triefnassen Kizayas (und Tiara auf eine triefnasse Sea) und galoppierten (flogen) los nach Südosten. „Wenn ihr eure lahmarschigen Biester mal antreibt, erreichen wir heute noch Töryi!“ meinte Zenta zur Überraschung aller nicht so missgelaunt wie sonst – zumindest war sein Tonfall im Vergleich mit allen anderen Tonfällen, die die anderen von ihm kannten, ausgesprochen mild. „Oder wollt ihr euch etwa auf das Niveau der Prinzessin aller Prinzessinnen heraufheben und zu blöd sein, um ein Kizaya anzutreiben?“ Diese Anspielung auf längst vergangene Zeiten machte Siana so wütend, dass sie schnaubend an ihm vorbeipreschte und absichtlich genau neben Jali in eine Pfütze galoppierte, sodass Zentas zickiges Kizaya und sein zickiger Reiter von oben bis unten voller Dreck waren. „Arschloch!“ zischte sie ihm noch zu und überholte Zitan auch, so lief sie ganz vorne in der Reihe. Alle anderen lachten, entweder über Zentas Bemerkung oder Sianas Matsch-Aktion. Zenta sah Siana argwöhnisch nach und zog seine Zügel zusammen. „Heh – das wird dir ewig anhängen, Prinzessin Fall-in-den-Schnee!“ grinste er sehr zufrieden, obwohl er voller Dreck war, „Ich bin schließlich keine Prinzessin, nicht wahr?“ Er sah Vento und Tiras an, „Ich bin Dreck gewohnt, huh? Immerhin habe ich mit Vento in einer Hütte gewohnt!“ Wieder lachten alle außer Vento, Zitan und Siana lauthals los. Vento schnaubte. „Pass auf, ich kann das auch!!“ Er preschte an Zenta vorbei durch eine neue Pfütze – doch dann stolperte Tojo und Vento flog kopfüber von seinem Tier in den Matsch. Die anderen blieben stehen und lachten ihn aus, und Zenta bekam sich vor Lachen fast nicht mehr ein. „Mit der Grazie eines kackenden Rehs, Vento, jawohl!“ kicherte er völlig außer sich, „Du musst üben, um an die Würde der Prinzessin aller Prinzessinnen heranzukommen!!“ Er spürte, wie ihn jemand am Arm packte, und als er sich umdrehte, war Zitan mit Kasera neben ihm. „Was hast du heute wieder für einen Narren an Siana gefressen?!“ zischte er seinem Freund zu, „Hör auf, sie so zu verarschen, Zenta, es reicht jetzt. Okay?“ „Aber es macht irre Spaß, sie zu verarschen!“ sagte Zenta unverblümt, „Weil sie sich so schön darüber ärgert!“ „Du bist ein echt mieser Typ, Zenta,“ sagte Nadaiya auch und schürzte die Lippen, „Irgendwo hört der Spaß auch auf.“ Er drehte sich eiskalt zu ihr um. „Was war’n das, willst du mich wiedermal vögeln, Lolita?“ Prompt wurde das Mädchen rot und krallte sich wütend an Chivas Mähne fest, während Zenta sie nur mit seinem Mörderblick anstarrte. Zitan seufzte nur. Zenta verstand es einfach viel zu gut, Menschen zu erniedrigen – und sie die Furcht zu lehren. Durch den Regen kamen sie nicht so schnell voran, wie sie es gerne gehabt hätten. Mit Einbruch der Dunkelheit war Töryi noch immer nicht erreicht. „Wartet mal,“ meinte Zenta irgendwann und zog seine ziemlich mitgenommen aussehende Karte hervor, „Hier in der Nähe muss ein Dorf namens Qui liegen...“ Zitan bremste kurz. „Echt? Das wäre echt klasse-...!“ „Ein Dorf ist immer gut, ich hab Hunger, ich bin nass und mir ist arschkalt!!“ maulte Lani. „Ich sehe es!“ rief Tiara von oben, und die anderen sahen auf zu dem riesigen Drachen Sea. „Es liegt genau vor euch, nichtmal eine Meile!“ „Sehr gut! Danke, Tiara!“ rief Liona ihr grinsend zu, „Na dann los!!“ Bald war das Dorf Qui erreicht. Sofort am Eingang des Dorfes war eine Herberge, in der die dreizehn Freunde freundlich aufgenommen wurden. Die Kizayas brachte man in einen Stall. Tiaras Drache war zu groß für das Dorf. Nachdem die Herbergswirtin kreidebleich geworden war bei Seas Anblick, hatte Tiara es vorgezogen, ihr Haustier draußen vor dem Dorf zu lassen. „So wird sich zumindest kein Dieb ins Dorf trauen und Kindarn schon garnicht!“ meinte Osea zufrieden. Zitan sah sie schräg an. „Hast du vergessen, dass wir Diebe sind?!“ „Ssst, Zitan!“ knurrte Zenta, „Die Herbergswirtin hört dich noch!“ Besagte hatte scheinbar nichts gehört. Kaum war Sea außer Sichtweite, war sie wieder vollkommen wohlauf. „Ihr armen Kinder!“ rief sie wieder und wieder, und Zenta hoffte für sie, dass sie nur Osea, Coran und Lili meinte, und fixierte die dicke Frau mit einem argwöhnischen Blick. „Ihr seid ja völlig durchnässt! Ihr friert sicher! Soll ich eure Kleider waschen? Ihr würdet sie morgen früh zurückbekommen, falls ihr vorhabt, hier zu übernachten. Ich kann euch Handtücher geben für die Zeit...“ „Das ist nicht nö-...“ fing Zitan an, doch Siana unterbrach ihn freudestrahlend: „Au ja!! Das wäre unheimlich nett von Euch!! Wir danken Euch von ganzem Herzen. Diese Fetzen müssten eigentlich viel öfter gewaschen werden!“ Alle sahen sie an, und Zitan räusperte sich perplex. „Ich will meinen Dreck behalten!“ sagte Zenta und reckte die Nase in die Luft, „Ich renne doch nicht halbnackt in einer Herberge herum!“ „Stell dich nicht so an,“ machte Lani, „Als ob wir etwas hätten, was du nicht hast.“ Er starrte sie an. „Für wen hältst du mich, Yima? Für eine Transe?!“ Zantis gluckste, im nächsten Moment klebte er röchelnd an der Wand mit einer riesigen Beule am Hinterkopf, und Zenta klopfte sich den Staub von den Händen. Die rundliche Wirtin lächelte verwirrt, als Zitan wieder das Wort ergriff. „Na gut, Frau. Wascht die Sachen, das ist wirklich sehr nett. – Habt Ihr Sechserzimmer für uns?“ „Leider nicht,“ antwortete sie, und Nadaiya stöhnte. „Als ob ich es nicht irgendwie geahnt hätte. Irgendwie hat mein linkes Hühnerauge die ganze Zeit schon gejuckt.“ „Du hast Hühneraugen?!“ fragte Vento, „Iiieek!“ Sie verdrehte die Augen. „Das war ein Scherz, du Idiot!“ Natürlich gab es Zweierzimmer. Da sie aber dreizehn waren, musste einer ein Einzelzimmer nehmen. Zenta meldete sich sofort, als er das Wort Einzelzimmer auch nur hörte, und keiner widersprach ihm. „Bevor dieser Mistkerl namens Melta mich wieder mit dieser Schlampe Nadaiya in ein Zimmer steckt!“ schnaubte Zenta argwöhnisch, und Zantis zog eine Schnute. „Ihr seid so ein schnuckliges Paar!“ rechtfertigte er sich. „ICH ZEIG DIR GLEICH MEINE SCHNUCKLIGE RECHTE, KLAR SOWEIT??!!“ brüllte Zenta wütend. „K-klar! Klarer als klar!“ Zur Überraschung aller sagte Nadaiya kein Wort. Da ist schon wieder dieses Gefühl... warum??... Was soll denn der Mist...?! dachte sie bei sich, während sie auf den Boden starrte. Sie konnte Zenta nicht ansehen. Wenn sie es täte, würde sie wieder einen seiner schmerzhaften Messerblicke ernten. Zantis teilte die anderen wie üblich ein, mal davon abgesehen, dass Nadaiya dieses mal mit Tiara in einem Zimmer landete. Als die Blonde den Kopf wieder zu heben wagte, war Zenta verschwunden. Sie verschwanden der Reihe nach ins kleine Badezimmer der Herberge, um zu duschen. Ihre dreckigen Kleider und Decken gaben sie der Herbergswirtin zum Waschen, und in Handtüchern bekleidet verzogen sie sich wieder zurück in ihre Zimmer. Abgesehen von Tiara. Zenta war derjenige, der sie draußen auf dem Korridor auf der breiten Fensterbank sitzen sah. „Was ist mit dir, Drachenhüterin?“ fragte er knapp, „Du bist nachdenklich.“ Tiara sah ihn kurz an. „Ich denke über das nach, was ihr über Thanata gesagt habt,“ meinte sie dumpf, und Zenta verschränkte die Arme. „Es wird für Zitan... schwer sein, das zu verarbeiten, oder? Thanata ist... die Mutter seiner Großmutter. Thanata ist für diesen grässlichen Mesumanier-Krieg verantwortlich. Sag mir, Zenta – woher wussten du und Tiras das alles?“ „Ich selbst weiß es von Tiras,“ sagte er zu ihr und stieß sich von der Wand ab, um zu ihr zu gehen, „Es war Zitans Mutter, die all das in ein Tagebuch geschrieben hat. Sie hat dieses Tagebuch einst meiner Mutter geschenkt, und Tiras hat es beim Aufräumen gefunden. Zitan muss damit klarkommen. Was mir viel mehr Sorgen bereitet, ist sein Nicht-Vorankommen mit der Magie. – Um Thanata zu besiegen, braucht er mehr als Rubin, Saphir und einen lächerlichen Wasserfluch! Auch, wenn er Epona besiegt hat, für Thanata reicht kein Wasserfluch! Nichtmal ein Wasserfluch der Göttin der Meerestiefe. Sie hat Toiyaka Sarla überlebt, Herrgott nochmal!“ „Deshalb ist Toiyaka Sarla der einzige Fluch, mit dem er sie töten kann!“ sagte Tiara leise, damit Zitan sie nicht zufällig in seinem Zimmer hörte. „Und er muss es tun, solange sie noch nicht ganz bei Kräften ist! Wenn sie ihre ganze Macht zurück hat, wird das passieren, was ich in meinen Träumen gesehen habe! Vyaali sagt mir eine Menge... weißt du? Der schwarze Schatten wird über Seydon fallen und alles Leben komplett vernichten.“ Sie ließ sich von der Fensterbank gleiten und trat genau vor ihn, bis nur wenige Zoll ihre Körper voneinander trennten. „Soll ich dir zeigen... was passieren wird? Soll ich dir meinen Traum zeigen – Zenta?“ Er sah sie unschlüssig an. „Das ist möglich?“ wunderte er sich. „Du bist nur Magisanierin.“ „Ja,“ sagte sie lächelnd, „Aber meine Kräfte übersteigen die eines normalen halben Halblings dank Sea bei weitem! Ich kann mit Sea kommunizieren. Und so, wie ich das tue, kann ich dir auch meine Träume zeigen. Schließ die Augen.“ Er tat ihr den Gefallen. Er war kein Mann, der sich gerne von einer Frau Befehle geben ließ. Aber Tiara war eine Magierin. Er würde zu Frauen der Magier immer ein anderes Verhältnis haben als zu den dumpfen Menschenfrauen wie Nadaiya. Nadaiya. Als er an sie dachte, verkrampften sich seine Eingeweide vor Abscheu und gleichzeitig vor Verlangen danach, sie so flachzulegen, wie sie es mit ihm vorgehabt hatte. Er spürte, wie Tiaras Fingerspitzen seine Schläfen berührten. Im nächsten Moment verschwamm das Schwarz vor seinen Augen. Er sah die Welt, er sah Seydon. Irgendetwas grummelte böse vor sich hin, als Zenta einen schwarzen Nebel die Welt verschlingen sah wie einen bunten Bonbon. Er hüllte die Welt ein und würde sie nicht mehr loslassen. Der Himmel wurde dunkel. Dann sah er eine graue Landschaft aus Asche, ein ödes Nichts, ein Land des Todes. In seinem Kopf hörte er die krächzende, grausige Lache der Thanata. Tiara ließ seinen Kopf los, und er öffnete benommen die Augen, während er nach seinem Gesicht fasste. „Was war das?“ fragte er sie tonlos. Tiara blieb ausdruckslos. „Das ist Seydon, wie es sein wird, wenn Thanata diesen Kampf gewinnt,“ erwiederte sie ruhig. „Wie es sein wird... wenn Zitan es nicht schafft.“ Zenta blickte sie lange Zeit an. „Du bist mehr als nur ein halber Halbling, Prinzessin Tiara,“ sagte er zu ihr und fixierte sie mit seinen grünen Augen. „Deine Magie... übersteigt die normaler Magier. Vielleicht stehst du in der Gunst der Götter. Schützling der Vyaali...“ „Vielleicht,“ antwortete sie. Er sah sie stumm an. Vyaali, die Göttin der Seelen, musste sich mächtig ins Zeug legen für diese Frau, kam ihm in den Sinn. Ihre Schutzgöttin ließ Tiara mehr wissen als einen normalen Sterblichen. Vielleicht war es Schicksal, dass sie die Drachenhüterin getroffen hatten. Wieder einmal bemerkte Zenta, wie stumpfsinnig Menschen waren. Menschen waren töricht und hatten keine Ahnung von Magie. Und das Schlimmste war, er war einer von ihnen. Er war genauso wie sie. Stumpfsinnig. Wie all die anderen – wie Nadaiya, die Schlampe, die er so sehr hasste und gleichzeitig begehrte. Je länger er da stand, desto mehr musste er an sie denken, und daran, wie sie ihn erniedrigt hatte mit ihrer Wette. Eines Tages würde er sie dafür bluten lassen. Eines Tages würde er sie leiden lassen für diese Schmach, und wieder und wieder würde er ihren Namen sagen und sein Verlangen nach dem Fleisch der Frau an ihr befriedigen. Stumpfsinnigerweise. Er hatte nicht vorgehabt, Tiara zu küssen, und er tat es doch. Weil das Mädchen vor ihm nicht stumpfsinnig war. Eigentlich war es ein zärtlicher Kuss, doch er wurde schnell heftiger, als er sie an die Wand pinnte und sich zu ihr heranzog, während er spürte, wie sie willig den Mund öffnete und seine Berührung erwiederte... Als Siana nach dem Duschen zurück in ihr Zimmer kam, war Zitan schon längst da, lag auf dem Bett und starrte Löcher in die Luft. Als er sie bemerkte, drehte er apathisch den Kopf. „Prinzessin,“ sagte er knapp zu ihr. Obwohl er apathisch war, sah er sie dennoch an, wie sie da stand, bloß in ein Handtuch gewickelt. Er fragte sich schon den ganzen Tag, ob sie ihm noch böse war wegen der vergangenen Nacht. Dann hatte er sich selbst für sein Verlangen nach dem Mädchen verflucht. Wie hatte er so unsensibel sein können? Andererseits – was hatte er eigentlich gemacht? Konnte er etwa etwas dafür, wenn seine Hormone mit ihm durchgingen? „Ja, Zitan,“ erwiederte sie die Begrüßung ebenfalls apathisch. Sie schloss die Tür und sah ihn an. Aus ihren nassen Haaren tropfte das Wasser auf den Boden. Er rang sich dazu durch, etwas zu sagen. „Siana... das da gestern... das... tut mir leid... das war nicht so gemeint...“ Sie sah ihn abermals an und setzte sich dann auf die Bettkante. „Wirklich?“ fragte sie leise. Er nickte. Jetzt lächelte sie. „Dann... bin ich beruhigt...“ flüsterte sie, und er starrte sie perplex an. Das war's? Ein einfaches ‚Tut mir la-heid, bla, bla!‘ und alles war wieder gut? Wo war ihre launische Ader geblieben? Als sie merkte, dass er sie anstarrte, wurde sie etwas rot und drehte sich ab. Auch, wenn er nichts sah, es war ihr peinlich, vor ihm nur im Handtuch zu sitzen – obwohl er ja auch nicht mehr anhatte als ein Handtuch. So saßen beide eine Zeit da und drehten sich den Rücken zu. „Tut mir auch leid,“ sagte sie dann ehrlich. „Ich war gemein zu dir. Du konntest ja nichts dafür...“ „Echt mal,“ maulte er, und beide lachten kurz. Pause. „Mir ist kalt,“ flüsterte sie nach einer Zeit. Er drehte sich zu ihr um. „Mir auch...“ gab er zu, und jetzt drehte sie sich auch um. Beide sahen sich eine Zeit an, dann nickte sie sachte mit dem Kopf, und beide krabbelten zu ihren Kopfkissen und schlüpften unter die Bettdecke. „Schon besser!“ meinte er zufrieden und klopfte auf die Decke. Siana jedoch umklammerte ihre angezogenen Beine mit ihren Armen. Er sah sie an und merkte, dass sie immer noch zitterte. „Frierst du immer noch, Siana?“ Er erntete ein scheues Nicken. „Blödes Mädchen,“ tadelte er sie grinsend und schloss sie in die Arme, „Warum fragst du mich nicht einfach, ob ich dich anflausche?“ „A-anflauschen?“ machte sie perplex, in seinen Armen liegend, und wurde erneut rot. Sie war ihm so nahe... aber dieses mal in Handtüchern – die zudem irgendwie rutschten... „Z-Ziddy-...!“ keuchte sie, als er sie etwas von sich wegschob und ihr Kinn anhob. Doch alle ihre Zweifel verflogen, als er sie küsste. Sie erwiederte seinen Kuss und hatte plötzlich das Gefühl, zu fliegen. Wohin flog sie denn? Sie spürte seine Hände zärtlich ihre Haut streicheln, ihre Arme, ihren Hals und ihre Schultern, während ihre Zungen sich in einen liebevollen Kuss vertieften. Sie liebte ihn! Sie liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt – und plötzlich fragte sie sich, warum sie immer so verlegen gewesen war. Es war so schön, mit ihm so zu liegen und einfach bei ihm zu sein. Doch als sie danach wieder auf seine Hände achtete, stutzte sie, als sie diese auf ihren Brüsten spürte. Augenblicklich hielt sie inne, und Zitan ließ von ihren Lippen ab und sah sie verdutzt an. „Ähm-...?“ machte er, und sie sah unmissverständlich empört auf seine Hände. „Tust du so, als wären die aus Versehen da gelandet?!“ fragte sie, und er grinste das süßestes Grinsen der Welt. „Ähhh, ja?“ Patsch! „Idiot!!!“ ______________________ XDDD Ein kapi in dem ich die ZidSiana-Szenen mal mag XDD Armer Ziddy, dabei ist er doch auch bloß ein Mann^^ und Siana hat keine Peilung was ne Latte ist XDD hahaha XD Kapitel 68: Hoher Besuch ------------------------ Am nächsten Tag strahlte wieder die Sonne. Lani wachte mit dem Kopf auf Zantis‘ Bauch auf und blinzelte. „Wo bin ich?“ fragte sie sich verdutzt. „Was mache ich hier?“ Sie sah Zantis ins Gesicht, der schlief wie ein Murmeltier. Relativ langsam realisierte sie, dass sein Oberkörper, auf dem sie lag, nackt war, und bevor sie sich erschrecken konnte, erinnerte sie sich an die Handtücher – ihre Kleider wurden ja gewaschen... „Und ich dachte schon, der Kerl hätte mich – WAAHH??!!“ Plötzlich kreischte sie doch los und sprang mit so einem Satz aus dem Bett, dass Zantis aufwachte und vor Schreck auch hochschoss. „Was, wie, wo??!“ schrie er, da bekam er eine heftige Backpfeife von Lani. „Aahh!! L-Lani??!!“ „DU SCHWEIN!!!“ brüllte sie und riss die Decke an sich, „WO IST MEIN HANDTUCH??!! Du hast mich vergewaltigt, ich WUSSTE es!!!!! Du bist so ein widerlicher, perverser FICKER!!!!!“ Zantis starrte sie an, als wären ihr Hörner gewachsen. „W-wovon redest du?! Was für ein Handtuch?!“ Er sah an sich herunter – er hatte sein Handtuch erstaunlicherweise um die Hüften. „I-ich hab garnichts gemacht!!“ verteidigte er sich ängstlich, „Ehrlich, Lani!!“ „UND WO IST DANN BITTE MEIN HANDTUCH?! Was hast du mit mir gemacht, während ich unschuldig geschlafen habe, du Rammler??!!“ Sie war kurz vor einem Heulkrampf, und Zantis starrte sie mit jedem Wort blöder an. „I-ich habe keine Ahnung, was du meinst!!! Ich habe dich nichtmal angefasst!! Hallo, ich-... liebe dich, Lani! Wieso sollte ich da gegen deinen Willen mit dir schlafen?! Sowas würde ich nie tun!“ „Lüüügner!!!!!“ schrie sie hysterisch, „Oh mein Gooott!!! Ich gehe zu Nadaiya!!“ Er starrte sie an, wie sie sich in die Decke wickelte und zur Tür wackelte, und als er seine eigene Decke wegschob, um ihr nachzueilen, fand er ein zerknautschtes, rosa Handtuch im Bett. „Lani!!“ rief er strahlend, „Ich habe dein Handtuch gefunden! Guck, es lag im Bett, es muss dir abgerutscht sein...“ Sie fuhr herum und sah ihn da stehen, mit seinem blauen Handtuch um die Hüften und dem rosa in der Hand, und sie starrte ihn an und schürzte gerade völlig konfus die Lippen – als ihm plötzlich sein blaues Handtuch von den Hüften rutschte. Sie starrte ihn wie eingefroren an, die Augen so groß wie Untertassen, und er quiekte und riss jetzt auch seine Decke hoch und ließ dabei ihr Handtuch fallen. „H-hey!! Starr doch nicht so!!“ Da standen sie eine Weile ziemlich dumm mit ihren Decken herum, bis plötzlich die Tür aufflog und Tiras hereinplatzte. „Aufstehen, ihr bei-... ... – ähm... ... störe ich?“ machte er verdutzt, als er die zwei so komisch mit ihren Decken stehen sah, und beide wendeten sich ihm zu. „Nein, nein!“ lachte Lani süßlich, bevor sie an ihm vorbei mitsamt der Decke aus dem Zimmer wackelte, „Ich will nur noch meine Klamotten!! Dieser Spanner macht mich verrückt!“ Sie torkelte davon, und Tiras und Zantis standen da wie bestellt und nicht abgeholt. „Ha-habt ihr Probleme, Lani und du?“ wunderte sich der Rothaarige. „Von wegen!“ maulte er, „Sie hat mich doch angestarrt! Sie ist der Spanner!“ Er wackelte auch aus dem Zimmer, Tiras blieb zurück und dachte über Schmetterlinge nach. Auf dem Flur trafen sich alle Kameraden fertig angezogen mit blitzblank polierten Kleidern. Siana war höchst zufrieden, den anderen war es eigentlich egal. „Mein schöner Dreck!“ maulte Vento scherzhaft, und Zitan trat ihm auf den Fuß. „Aua!!“ „Ruhe! – Was ist, können wir weiter? Wir verplempern unsere Zeit!“ „Wohin gehen wir denn?“ fragte Osea neugierig. Zenta verdrehte die Augen. „Nach Töryi natürlich!“ sagte er, „Wir sind quasi sofort da, Zid, das heißt, den heutigen Tag könnt ihr euch schenken!“ Alle sahen ihn an. „Wieso gehen wir dann nicht durch und weiter zur nächsten Stadt?“ fragte Zitan, „Gib mir mal deine Karte!“ „Nein, du bekommst die nie wieder!!“ rief Zenta grimmig, „Du Kartenbanause kannst sie eh‘ nicht lesen!! – Vergiss es! Das nächste ist Léoni, und das wiederum ist zu weit weg, da ihr Memmen ja nie draußen schlafen wollt!“ „Du bist ungerecht, nur Siana meckert immer!“ sagte Coran empört, und alle anderen nickten: „Genau!!“ Siana ballte mit geschürzten Lippen die Fäuste, und Zitan kratzte sich stöhnend am Kopf. „Okay! Okay! Wir gehen erstmal nach Töryi und überlegen uns da was! Ich habe gerade keine Ahnung, was eigentlich abgeht – wohin wollten wir nochmal?! Warum latschen wir überhaupt herum?“ „Um Abstand von Zujani zu bekommen,“ fiel Tiara ein, „Ich wegen meines Vaters, ihr wegen Königin Kaiyla, immerhin habt ihr sie da zuletzt gesehen!“ Allgemeines Grübeln. Nadaiya sah Tiara an und wunderte sich kurz. Die Prinzessin von Nami war die Nacht über nicht in ihrem gemeinsamen Zimmer aufgetaucht, sie fragte sich, wo Tiara gesteckt hatte... „Natürlich gewinnen wir Abstand von Zujani,“ sagte Zenta ruhig, „Zitan, du vergisst auch echt alles! Wir werden hier so lange herumlaufen, bis du zaubern kannst! Vorher hat es keinen Sinn, zurück nach Divinasira zu kehren! Du kannst Thanata nicht mit Rubin, Saphir und ´nem Wasserfluch besiegen!“ „U-und wenn Liona und Lili mir helfen?!“ fragte Zitan eingeschüchtert. „Ich?!“ schrie Liona, „Ich kann noch weniger als du! Eine schwarze Psychokinese, und das war's!“ Zenta schnaubte verächtlich. „Du, Linni, hast die volle Unterstützung Chinons, deines Schutzgottes! Du... sprichst doch sogar mit ihm! Wenn das nicht was ist, weiß ich auch nicht mehr weiter!“ Liona sah ihn kurz an und blinzelte dann. Tiara meldete sich wieder. „Zitan war, als er vorgestern den Fluch gemacht hat, eine Einheit mit der Göttin Kyana. Was er lernen muss, ist, die perfekte Einheit mit Kyana zu bilden! Mit mehr Flüchen!“ „Todesklinge wäre schonmal hilfreich!“ meckerte Zitan, „So! Wir gehen jetzt nach Töryi, basta, fertig is‘!“ Ohne eine Widerrede zu dulden, ging er aus dem Haus, der Rest folgte ihm, und sie machten sich zusammen auf den Weg nach Töryi. Zenta hatte recht – es dauerte wenige Stunden, bis sie in der Hauptstadt des Landes Fanti ankamen und einmal wieder durch die Straßen zogen, um ein Hotel zu suchen. „Mich meinerseits beunruhigt es, dass wir Kindarn und Kaiyla so lange nicht gesehen haben,“ murmelte Zitan irgendwann, und Zantis stöhnte. „Sag bloß, du vermisst ihn.“ „So ein Blödsinn, ich meine, die brüten bestimmt ein dickes Ei aus, wenn die sich so lange nicht blicken lassen!“ entgegnete der Blonde empört, „Irgendwas haben die vor!“ „Aber Generäle legen keine Eier,“ sagte Vento, und keiner ging auf ihn ein. „Wir kriegen schon Paranoia, wenn wir Kindarn nicht sehen, ist das normal?!“ fragte Liona blöd lachend, „Wir sollten uns mehr sorgen um uns selbst machen!“ „Mal ehrlich, Zitan,“ fing Nadaiya an, „Ich weiß ja, wie du zum Töten stehst, aber-... ... meinst du nicht, dass es uns einigen Stress sparen würde, wenn wir Kindarn einfach... ... kalt machen?“ Alle sahen sie an, besonders Zitan. „Hab ich je behauptet, wir würden ihn verschonen?“ fragte er, sah aber an ihr vorbei ins Leere, während er sprach. „Aber damit eins klar ist: Kindarn... gehört mir! Und keiner von euch wird... ihn für mich beseitigen! Und ich entscheide, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist!“ Damit war das Thema für ihn erledigt, und er ging weiter. Zenta verschränkte die Arme im Nacken und sah seinem Freund nach. „Ja...“ sagte er sich und ließ ein kleines Zenta-Lächeln über seine Lippen schleichen, „Du wirst ihn besiegen, Zitan – und er dafür bezahlen, deinen Vater getötet zu haben!“ „HAAALT!!!!!“ schrie plötzlich jemand hinter ihnen, und alle dreizehn fuhren erschrocken herum. An der Straßenecke tauchten jetzt eine Menge Soldaten auf, und Zitan fiel der Unterkiefer beinahe auf den Schoß. „Wo wir gerade vom Teufel reden!! – KINDARN!! WEG HIER!!“ „Stopp, halt, nein!!“ rief Tiras und zerrte Zitan am Kragen, als er Kasera antreiben wollte, „D-das ist nicht Kindarn!! – Sieh doch!“ Er zeigte auf die Soldaten, denen alle Bürger Töryis eilig und erschrocken den Weg frei machten und die jetzt die Freunde von allen Seiten umzingelten. Auf ihren Schilden erkannte Tiras einen Drachen – das Wappen von Nami! „Was’n?“ fragte Vento, und Zitan verstand. „D-das sind die Soldaten von Zujani!“ „Rührt euch nicht!“ rief der am aufwendigsten gekleidete der Soldaten, offenbar der General, „Ihr seid umzingelt, ihr seid hiermit verhaftet! Ihr habt die Prinzessin Tiara von Zujani entführt, das wird mit dem Tode bestraft!“ „Waaas??!!“ schrie Zantis, „S-Sir! Das ist garnicht wahr, Tiara hat sich uns freiwillig angeschlossen!! B-bitte, tut uns niiichts...“ „Ihr werdet schon sehen!“ schnaufte der General, als alle Soldaten ihre Lanzen auf die zwölf richteten. Zitan warf einen flüchtigen Blick nach oben – aber er konnte weder Sea noch Tiara erblicken. Wo steckten die zwei? Vor allem Sea war ja an sich nicht zu übersehen. Lässt sie uns etwa im Stich?!... „Das ist ein Irrtum, Sir,“ sagte Zenta ruhig zu dem General, „Wie kommt Ihr auf diese absurde Idee?“ „Man hat euch mit der Prinzessin in Lesli gesehen!! Da außerdem keine Ausweise vorlagen, wird euch von Chirais König Betrug vorgeworfen und ihr solltet eigentlich von ihm verhaftet werden! Aber da unser Anliegen viel wichtiger ist, hat er den Haftbefehl an uns abgegeben, der König von Chirai!“ „Na toll!!“ zischte Zantis, „Wessen bescheuerte Idee war es eigentlich, nach Lesli zu gehen??!!“ „Und wo ist die Prinzessin?“ fragte Zenta unverfroren, „Ich kann sie hier bei uns nicht sehen, Ihr, Sir?“ Den General beleidigte diese Veräppelung zutiefst, und wutentbrannt hob er seinen Speer. „Na warte, du dreckiger, kleiner Betrüger...!!“ „HALT!!“ hörten sie da erneut, und wieder hielten alle inne. „Wir haben unsere Sachen gestern gewaschen, wir sind nicht dreckig!“ meinte Coran vorlaut, und Lani hielt ihm eine Hand vor den Mund. Dann kam auf einem braunen Kizaya der König von Nami, König Lomo Zujani, in voller Rüstung dazu. Hinter ihm beeilte sich ein Junge, ein Banner von Nami hinter ihm herzutragen. Die Freunde hielten still, während sich Zitan unruhig nach Tiara umsah. „Majestät,“ der General verneigte sich, „Wir haben die Diebe!“ Der König trieb das Kizaya an den Soldaten vorbei, bis er genau vor den zwölf Kameraden stand. „Wo ist meine Tochter??!“ fragte er höchst missgelaunt. Zenta übernahm wieder die Redearbeit. „Woher sollen wir das wissen, Majestät? Ich für meinen Teil sehe sie nicht, Ihr etwa?“ Der König schnaubte. „Ich will auf der Stelle wissen, wo sie ist, und wenn ihr in Zujanis Kerker sitzt, könnt ihr mir erklären, warum ihr sie entführt habt!!“ „Wollt Ihr das wirklich wissen?“ fragte Zenta mit einem süffisanten Grinsen, „Seht Euch die Gruppe an, sind wir nicht eine Bande von Barbaren? Was kann so eine Bande schon von einem so hübschen Mädchen wir Tiara wollen, hm?“ Der König erbleichte. „I-ihr-...??!!“ „Majestät, er geht zu weit!!“ schrie der General voller Enthusiasmus, „Ich töte sie alle sofort!! So ein Vergehen ist unverzeihlich! Und das an einer Jungfrau!“ „Ähhh, Zenta??!“ zischte Zitan, „Hast du dir überlegt, was du sagst??!“ Zenta ging garnicht auf ihn ein und gluckste. „Jungfrau? Oh... ich fürchte, jetzt nicht mehr... ...“ Alle, sogar die elf anderen, starrten ihn geistesabwesend an. Was redete er da?! Dementsprechend sah auch der König aus – doch Zenta hatte sich alles genau überlegt, denn just in dem Moment ertönte eine vertraute Stimme von oben: „Wenn du ihnen ein Haar krümmst, Vater... bin ich die längste Zeit deine Tochter gewesen!“ Alle fuhren herum, außer Zenta, der nämlich schon längst bemerkt hatte, dass Tiara mit Sea hinter einigen Häusern gelandet war, um zu verschwinden, und jetzt stand sie auf dem Dach eines Hauses, Seas Kopf ragte darüber auf und starrte böse auf das Heer von Zujani herunter. „P-Prinzessin Tiara!!“ schrien die Soldaten und wurden weiß, und König Zujani keuchte. „T-Tochter??!! – Was sagst du da?! Du nimmst die Barbaren in Schutz, die dir deine Unschuld geraubt haben?! – E-etwa alle auf einmal?!“ Tiara blieb, wo sie war, und ließ ihren Zauberstab erscheinen. „Stell dir das bitte mal bildlich vor, das ist anatomisch nicht möglich,“ sagte sie prompt. „Es ist wahr, was Zantis gesagt hat! Ich habe mich ihnen freiwillig angeschlossen! Sie haben mich nicht entführt, ich bin aus Zujani weggelaufen! – Und weißt du, warum?!“ „Oh mein Gott!! M-meine Tiara!!“ Der König brach in Freudentränen aus, „Ich habe Angst um dich gehabt!! – Sag mir, wie konntest du sowas tun??!“ „Und wer hat sie jetzt vergewaltigt?!“ fragte der General völlig empört. Keiner ging auf ihn ein, weil Tiara vom Dach sprang und mitsamt ihrem Stab vor ihrem Vater landete. Die Spitze des Stabes richtete sie genau auf ihn. „Warum?! Das willst du wissen?! – Weil ich deine Angeberei satt habe!! Du hast keine Ahnung von Magie!! Du findest mich zum Vorführen großartig! Aber war ich je eine Tochter für dich??! Du weißt garnicht, was das ist, das ich mit Sea tue, du weißt nicht, was ich träume, du weißt nicht, was ich kann! Aber du erzählst aller Welt großkotzig davon, ohne zu wissen, wovon du redest!! Und das widert mich an, verstanden??! Du weißt nichtmal jetzt, vor wem du stehst!! – Deine Tochter Tiara, huh? Ja, das bin ich!! Aber viel wichtiger bin ich als Schützling der Göttin Vyaali, der Göttin der Seelen!! Vyaali kann durch mich sprechen! Durch Sea! Das ist es, was ich bin, Vater!!“ Alle starrten sie an. „T-Tiara...“ stammelte Zitan völlig konfus. „Sie ist echt wütend...“ murmelte Siana kleinlaut, und Zenta sah Tiara höchst zufrieden grinsend von hinten an. „Eine schöne Ansprache, Schützling von Vyaali – Tiara!“ Tiara ließ den Stab sinken, worauf ihr Vater keuchte und nach seinem unverletzten Hals fasste. „T-... ... T-Tiara...!“ „Und du weißt auch nicht, wer noch vor dir steht,“ sagte sie, jetzt etwas ruhiger, „Weil du Tor nichts weißt von Magie! – Zitan Sari ist der einzige Sohn des einst mächtigsten Mannes der Welt!“ Sie sah auf Zitan, der unmerklich die Augen verdrehte, weil er schon wieder in den Mittelpunkt gezogen wurde. „Und er ist der Einzige... der diese Welt vor dem Untergang retten kann! Das sollte dich interessieren – Vater.“ „Das Einzige... was mich interessiert...“ stammelte der König, „Ist, dich zurückzubekommen... meine Tiara! – Erst Mutter... ich kann nicht auch noch dich verlieren! Du bist alles, was ich noch habe, Tiara...! Bitte... lauf mir nicht fort!“ Sie sah ihn erstaunt an, und alle hielten die Luft an. „Soll das eine Entschldigung werden?!“ fragte sie scharf. „Für all die Jahre, die ich deine Puppe spielen sollte?! Ich bin ein Mädchen, keine Puppe!“ König Zujani sah sie bittend an. „Ja...“ keuchte er, „Das soll... ... eine Entschuldigung werden! Ich bitte dich um Verzeihung, Tiara, für alles Unrecht, was ich dir je getan habe... wenn du dafür nur zu mir zurückkommst...!“ „Er meint es echt ernst...“ sagte Tiras besorgt, und Tiara stand eine Weile schweigend vor ihm. „Du willst mich zurück haben?“ flüsterte sie, „Wen...?“ „Ich will mein Kind zurück haben!“ sagte König Zujani erschüttert, „Mein... Kind...“ Sie erzitterte. „D-dein... Kind...! – Bin ich jetzt... wirklich dein Kind? Bin ich dein Kind? Nicht... deine Puppe?...“ „Nein, nein!“ schluchzte der Mann, „Niemals wieder, Tiara!! – Tiara!! Deine Mutter war ein Schützling der Seelengöttin! Ich bin dumm... ich kenne mich nicht mit Magie aus, du hast recht! – Bring es mir bei, Tiara! Erkläre mir deine Seele! Deine Welt! Und ich werde versuchen, es zu verstehen und dir ein guter Vater zu sein! Bitte...“ Sie ließ den Stab verschwinden, bevor sie auf ihn zutrat, sich streckte und mit den Händen zitternd seine Wangen berührte. Es war nicht leicht, weil er auf einem Kizaya saß. „Dein Kind...!“ flüsterte sie, „Wenn das so ist... und du alles, was du sagst, ernst meinst... ... bin ich bereit, mit dir zurück nach Zujani zu kehren...“ Alle begannen, zu murmeln, und Zitan und die anderen sahen sich an. „Du gehst zurück?“ fragte Liona, und Tiara nickte. „Ja! Ich habe die Chance, mit meinem Vater neu anzufangen. Ich habe viel von euch gelernt und ihr vielleicht auch von mir.“ Sie sah Zenta kurz an. „Ich habe dir gezeigt, wie die Träume aussehen... wie die Zukunft aussieht, wenn ihr es nicht schafft, Thanata zu besiegen! Denk daran.“ „Du hast mein Wort,“ sagte Zenta feierlich und salutierte, „Und Zitan wird dir bestätigen können, dass ich mein Wort noch nie gebrochen habe!“ Sie lächelte. „Ich weiß...“ „Soldaten!! Abmarsch!! Wir gehen heim!!“ rief der König laut, und langsam löste sich der Kreis auf, die Soldaten marschierten in Reih‘ und Glied vorne weg, letzten Endes waren nur noch König Zujani und Tiara da. Die schaulustigen Töryi-Bewohner verzogen sich auch wieder. „Tiara! Wir müssen uns auf den Weg machen, es ist weit nach Zujani!“ „Ich weiß,“ machte sie wieder, bevor sie die zwölf Freunde ansah. „Macht's gut, ihr! Ich werde an euch glauben und für euch beten! Ich werde Vyaali bitten, dir Dinge zu zeigen, Liona... immerhin war deine Mutter einmal Schützling der Vyaali!“ Liona nickte, und die beiden Prinzessinnen umarmten sich kurz. Tiara umarmte auch Lili, Zitan und zur Überraschung aller sogar Zenta, dem Rest gab sie eifrig die Hand, bevor sie wieder zurücktrat. „Sea!!“ rief sie laut und streckte den Arm in die Luft, und mit etwas Lärm kam Sea angeflogen und schwebte so weit herunter, dass Tiara auf ihren Rücken klettern konnte. „Lebt wohl!“ verabschiedete sich die Pinkhaarige erneut und winkte, bevor sie Sea wendete. „Komm, Sea! Wir gehen heim!!“ „Ja!“ rief der König glücklich, als Tiara mit Sea schon losflog, „Habt Dank, Fremde! Und verzeiht mein ungehobeltes Auftreten!“ Mit einer Verneigung drehte auch er sich um und trabte dann davon. Der Junge mit dem Banner eilte ihm nach – er war als einziger noch da geblieben. Zurück blieben die zwölf Kameraden. Vento schielte Zenta grinsend an. „Heeey, was war’n das gerade??! Wieso hat sie dich bitte umarmt?!“ „Woher soll ich das wissen?“ gab Zenta eiskalt von sich, bevor er Jali wendete und einfach losging, „Zid! Suchen wir endlich ein Hotel?! Nachdem diese Sache also geklärt ist...“ Zitan sah ihm völlig konfus nach. „Ähh... ähh... öhm... ja...!“ machte er verwirrt und folgte Zenta, und die anderen taten es ihm gleich. Nadaiya wandte sich an Vento: „Was hast du mit dem eben gemeint?!“ fragte sie perplex, „Du glaubst doch nicht, Tiara und Zenta hätten... da irgendwas entwickelt?!“ „Keine Ahnung, und so anbluffen muss der mich ja auch nicht gleich!“ schnaubte Vento zutiefst beleidigt, und Nadaiya sah Zenta schmollend von hinten an. Wenn dieses Mädel Tiara ihr Zentas erstes Mal weggeschnappt hatte, konnte die aber was erleben! Die Blonde stutzte ob dieser Gedanken. Was dachte sie da? Zenta hasste sie! Wie sollte sie je eine Chance bekommen, mit ihm zu schlafen? Sie wurde rot, als sie ihn länger ansah und sich bereits unsittliche Dinge vorstellte, und wieder spürte sie dieses merkwürdige Gefühl in sich hochsteigen. Da war Lust, da war Verlangen nach seinem attraktiven Körper – aber noch etwas anderes... etwas warmes... Sie schüttelte energisch den Kopf. Was sollte der Humbug? Erstaunlicherweise war es Osea, die ein Hotel entdeckte, in dem sie sich niederließen und sich zwei Sechserzimmer bestellten. Sie waren sehr froh, zur Abwechslung mal nicht die Ansage „Wir haben leider nur Zweierzimmer!“ hören zu müssen. „Ich glaube, die machen das absichtlich,“ orakelte Vento, während er mit dem Großteil der Gruppe im Jungenzimmer Karten spielte – einmal abgesehen von Zitan und Siana, die sich irgendwohin verzogen hatten, spielten alle mit Mau Mau. „Wir sehen wohl einfach so aus, als bräuchten wir Zweierzimmer für die Pärchen!“ „Was für Pärchen?“ fragte Zenta und warf eine Karte auf den Stapel in der Mitte, „Außer Zitan und Siana und Zantis und Yima-...“ „Lani!“ unterbrach Lani ihn grimmig. „... Zantis und Lani... fällt mir keins ein!“ beendete Zenta den Satz, „Und der Rest muss darunter leiden, dass ihr ficken wollt!“ „Du meckerst nur, weil Zantis dich dann jedes mal mit Nadaiya in ein Zimmer steckt,“ grinste Coran, „Mmh, ich wünsche mir Karo!“ Er legte einen Buben auf den Stapel, mit dem man sich bei Mau Mau eine andere Farbe wünschen konnte. Nadaiya sah ihn nichtmal an, sie war sowieso dran. Zenta schon. „Dir hat offenbar niemand beigebracht, deine Zunge zu hüten, Freundchen! – Letzte Karte!“ „Unternehmt was, Zenta gewinnt schon wieder!“ brüllte Vento, „Coran!! Karo ist scheisse!“ „Nö, Karo ist toll!!“ „Das war so toll, als Tiara dabei war und wir dreizehn waren, musste einer ein Einzelzimmer nehmen!“ beschwerte sich Zenta, „Und jetzt sind wir im Falle der Zweierzimmer wieder angearscht, großartig! Wieso können wir dann nicht zwei Zweierzimmer für die Pärchen und für den Rest Einzelzimmer bestellen?! Bezahlen tun wir sie so oder so nicht!“ „Wo er recht hat...“ grübelte Vento, und Tiras seufzte. „Ja, schon, aber denk doch mal nach, welches Hotel in einem kleinen Dorf hat schon mal eben so zehn Zimmer zur Verfügung? Sechs schon eher...“ „Du und Tiara, heh?“ grinste Nadaiya Zenta plötzlich an, „Sag mal, wo hat sie eigentlich gestern nacht gesteckt? Nicht rein zufällig in deinem Bett, Zenta?“ Jetzt unterbrachen alle das Kartenspiel, und Vento keuchte. „Nee, oder??! – Zenta, du hast doch nicht ernsthaft die Prinzessin von Nami flachgelegt??!“ „Erstens – was geht euch das überhaupt an? – Zweitens – woher soll ich denn wissen, wo Tiara gestern nacht gewesen ist?! – Mau, ich hab gewonnen!“ Vento war so entsetzt über das Tiara-Gerücht, dass es ihn garnicht scherte. „Ich glaub's nicht, mann, ey, sag die Wahrheit, du hast sie gevögelt!!“ „Hallo?“ fragte Lili und verzog das Gesicht, „Ich will garnicht hören, was Zenta mit Tiara gemacht oder nicht gemacht hat!“ „Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass sie bei mir war?“ fragte er völlig ruhig, „Nur, weil sie nachts weg bleibt? Sie war sicher bei Sea, oder so!“ „Selbst wenn,“ warf Zantis ein, „Dass Ziddy mit Siana rummacht, schert euch doch auch nicht, wieso soll er dann nicht Tiara haben dürfen??“ „Hallo, ausgerechnet Zenta und eine Prinzessin??!“ rief Vento, „Du kennst ihn doch!! Der Messer werfende, brutalgewalttätige Psychopath!“ Nadaiya ballte bei den Worten die Fäuste. Psychopath. Sie hatte ihn selbst oft so genannt... nachdem er sie nach einer ihrer vielen, intimen Aktivitäten aufgeschlitzt hatte... „Er mag Siana außerdem nicht, er mag doch garkeine Prinzessinnen,“ sagte Lani. „Linni ist ja auch eine,“ widersprach Zenta ihr prompt, „Nicht jede Prinzessin ist so stumpfsinnig und blöd wie Siana! Linni hat, im Gegensatz zu Lady Kesra, einen Sinn für Vernunft!“ Liona lachte kurz. „Naja, ich bin ja auch nicht als Prinzessin geboren und meine Eltern nicht als Könige! Klar, dass wir da nicht so die Elite sind!“ „Seht ihr, er hat's gerade zugegeben! Du stehst doch auf Tiara, Alter!“ protestierte Vento, und Zenta schüttelte genervt den Kopf, bevor Nadaiya plötzlich aufstand und zur Tür ging. Sie hatte echt keine Lust mehr, dieses Thema anzuhören. Es machte sie rasend, sich Zenta mit der komischen Tiara nackt im Bett vorzustellen – sie wollte ihn haben! „Hey??!“ rief Lili, als Nadaiya ging, und alle sahen sich an. „Siehst du?!“ machte Lani empört zu Zenta, „Du hast sie verscheucht!!“ „Ich? – Na und?“ fragte er unverblümt. „Du bist ein unsensibler Vollidiot!!“ schimpfte Lani, „Das Thema gefällt ihr nicht!!“ „Häh, hab ich was verpasst?!“ fragte er kalt, „War sie nicht diejenige, die mit mir gespielt hat?? Kann es ihr da nicht egal sein, mit wem ich rummache?“ Lani sah ihn groß an und hielt den Mund. Ja – was hatte sie da gesagt? Sie und Zantis waren derselben Meinung, dass Nadaiya eigentlich viel mehr für Zenta empfand, als sie vorgab – vor allem während der Gruppentrennung war es ihnen klar geworden. Doch noch nie hatten sie mit dem Rest darüber gesprochen... Zitan und Siana waren etwas im Hotel herumgelaufen und gingen nun eine Treppe hinunter, um noch ein wenig nach draußen zu gehen. „Meinst du, wir sehen Tiara irgendwann wieder?“ fragte Siana, und Zitan zuckte mit den Schultern. „Kann gut sein!... Wir müssen uns jetzt vorläufig um die Lage kümmern... es ist irgendwie verdächtig, dass Kindarn nicht mehr kommt...“ „Ja,“ sagte sie auch beunruhigt, „Glaubst du, sie-...“ Zitan unterbrach sie und hielt ihr den Mund zu. „Ssst!! – H-hörst du das??! Hufegetrappel! Da kommen viele auf das Hotel zu!!“ Im selben Moment hörten sie auch schon eine bekannte Stimme von draußen: „Soldaten! Kommt gefälligst her!! Verschwindet und sucht diese Kinder! So schwer kann das doch nicht sein, es sind Kinder!!... Kaiyla wird denken wir sind bumm wie Dohnenstroh, äh, dumm wie Bohnenstroh, meine ich...!“ „Jawohl, General!“ rief eine andere Stimme. „Redet nicht, kindert und sucht die Verschwindenden, ääh, verschwindet und sucht die Kinder!!!“ „D-du scheiße, Kindarn!!!“ keuchte Zitan, und er packte Siana am Handgelenk und zerrte sie hinter die Theke der Rezeption, hinter der gerade keiner war, warf sie regelrecht auf den Boden und sich selbst schützend über sie. Siana spürte, wie ihr Herz schlug. Bitte, lass ihn uns nicht finden, bitte, bitte!!! Sie hörten, wie die Tür aufging. Schritte kamen näher. Die beiden lagen hinter der Theke auf dem Fußboden und wünschten sich für den Augenblick nichts mehr, als unsichtbar zu sein. Siana krallte sich ängstlich an Zitans Armen fest. Er blickte immer wieder hinter die beiden, um zu sehen, ob einer kommen würde. Doch es kam keiner. Die Schritte verstummten. Der Jemand musste genau vor der Theke stehen geblieben sein. „Verflixt!“ hörten sie Kindarns Stimme direkt über sich – Kindarn war der Jemand, der vor der Theke stand. „Dass das nicht in die Köpfe dieser verdammten Lümmel geht!! Sari... na warte, wir werden euch finden, und dann mach ich euch fertig...!“ Zitan und Siana wagten kaum, zu atmen. Eine falsche Bewegung, und sie wären tot. Siana schlug das Herz bis zum Hals, doch Zitan ging es im Wesentlichen nicht anders. Sie hörten, wie sich die Schritte entfernten. Der geht die Treppe hoch...! schoss es Zitan durch den Kopf. Die beiden hörten tatsächlich, wie Kindarn die Treppe nach oben stampfte. Hoffentlich findet er die anderen nicht!... Siana klammerte sie fester an ihn. Sie hielten die Luft an, solange, bis die Schritte nicht mehr zu hören waren. „Zid!“ flüsterte das Mädchen – die Angst war ihr direkt ins Gesicht geschrieben. „Sie werden sie finden!“ „Wenn wir Pech haben...! Wir müssen unauffällig zu den anderen zurück und die Tür abschließen!“ zischte Zitan und zerrte sie auf die Beine, „W-wie kommen wir unauffällig hoch?!“ Er sah hektisch über die Theke nach draußen, wo zwei Soldaten vor dem Hotel patrouillierten. Dann kam ihm die Idee. „Warte, Siana! Ich hab eine Idee!“ Damit zückte er sein Schwert und schlich sich nach draußen – als die Soldaten vorbeikamen, packte er beide auf einmal und stieß sie so heftig mit den Köpfen zusammen, dass beide einmal schrien und dann ohnmächtig wurden. Siana keuchte. „Ziddy??!!“ „Hilf mir, schnell!! Die Rüstungen, Siana!!“ Sie verstand. Einige Zeit später liefen zwei Soldaten in Rüstung etwas wackelig die Treppen hoch im Hotel, während auf der Straße zwei ohnmächtige Männer in einfachen Kleidern lagen. „D-das ist das berscheuerteste und das widerlichste, was ich je gemacht habe!!“ zeterte Siana in ihrer Rüstung, „Die stinkt!! Und ist viel zu groß!“ „Maul nicht, es geht um das Leben unserer Freun-... – ach du Schreck, da ist er!!“ Die beiden verkleideten Freunde hatten den Flur erreicht, in dem ihr Zimmer lag – und Kindarn streifte eben diesen Flur entlang. Zitan zog sein Schwert hervor und räusperte sich, worauf Kindarn sich umdrehte. „Sir!! Überlasst uns die Arbeit in diesem Flur!“ sagte er mit verstellter Stimme, „Wir werden einfach jedes Zimmer durchwühlen!“ „Ich habe hier schon geguckt!“ schnaubte Kindarn wütend, „Verschwindet, ihr Nichtsnutze, guckt einen Flur weiter oben!!“ Die zwei blieben wie angewurzelt stehen. „Na macht schon, los doch!! Verpisst euch!!“ „Sofort!“ brüllte Zitan und salutierte, „Sir, ja, Sir!!“ Er packte die zitternde Siana am Arm und zog sie die nächste Treppe hoch in den nächsten Flur. Dort angekommen blieben sie keuchend stehen, und Zitan linste zur Seite und die Treppe hinunter. „Okay!! Sobald er runtergeht, gehen wir wieder runter und ins Zimmer,“ meinte der Blonde zu Siana, und sie klammerte sich an seinen Arm. „I-ich hab Angst, Zid...!“ Zitan gebot ihr, zu schweigen, als er sah, wie Kindarn den Flur verließ und die Treppen hinunterschlurfte. Der Wuschel auf seinem Helm wippte dabei auf und ab. Als Zitan sicher war, dass Kindarn außer Sichtweite war, zog er Siana hinter sich her die Treppe wieder herunter und zum Jungenzimmer – als er die Tür öffnete, fuhren alle wie von der Tarantel gestochen auf, und Siana nahm rasch ihren Helm ab: „Wir sind's bloß!!!“ Die anderen erschraken. „Siana??!“ stieß Zenta hervor. Da warf auch Zitan den Helm weg. „Wir brauchten eine Möglichkeit, an Kindarn vorbei zu kommen!! Er ist hier!!!“ sagte er schnell und schloss die Tür. Siana folgte ihm, und die zwei zogen die Rüstungen aus, während Tiras die Zimmertür abschloss. „Was??!“ rief Lani, „Er ist hier??! Also ist er doch noch auf unsere Spur gekommen!“ „Na super, und jetzt?!“ fragte Zantis, „Sollen wir uns verbarrikadieren?“ „Wir fliehen in der Nacht nach Léoni!“ sagte Zitan fest und duldete keinen Widerspruch. „Von da aus mal sehen! – Sind überhaupt alle da??“ Alle schwiegen. Doch dann brachte Osea einen leisen Satz hervor: „Nadaiya fehlt!“ ______________________ XDD! Tja~ was genau Zenta nun mit Tiara gemacht hat oder nicht wird wohl ein Rätsel bleiben.... XD Ganz eurer Fantasie überlassen XDD Kapitel 69: Das Fest der Liebe ------------------------------ „Na toll!“ rief Zitan wütend, „Kann hier nicht einmal in diesem dämlichen Haufen etwas klappen??!“ „Du drehst mir die Worte im Munde um, Zitan!“ schnaubte Zenta und verschränkte die Arme, „Aber, ehrlich gesagt – was soll's. Dann bleibt sie halt hier.“ Alle starrten ihn an. „Was??! Nein!!“ rief Lani laut, und Zantis wedelte nervös mit den Händen. „Shhhht!! Kindarn wird dich hören!“ „Also,“ fing Siana an, „Wo ist Nadaiya denn?“ „Null Ahnung, sie ist weggelaufen, weil Zenta eine Affäre mit Prinzessin Tiara hatte!“ meinte Coran. Zenta fuhr herum und starrte den kleinen Jungen wutentbrannt an. „Ich hatte keine Affäre mit Prinzessin Tiara!!“ „Do-hoch!“ machte Coran frech, und Zenta zückte ein Messer und warf es haarscharf an seinem Kopf vorbei, es landete in der Wand. Lani schrie auf. „Jetzt gehst du zu weit!!! Reicht ja schon, dass du uns immer fast tötest, aber die Kinder darfst du nicht!!“ „Wo ist der Unterschied?“ fragte Zenta gleichmütig, und Zitan fasste einen Entschluss: „Zenta geht Nadaiya holen!! Und zwar jetzt sofort!“ Alle verstummten, und Zenta weitete die Augen, Zitan ansehend. „Wie jetzt,“ machte er kalt, „Willst du Nadaiya sterben sehen?“ „Du hast schon richtig gehört!“ rief der Blonde, „Du wirst Nadaiya herholen, egal, wo sie ist! Schätzungsweise auf’m Damenklo, depressive Mädels gehen immer auf Klo...!“ „Ach ja, und ich soll jetzt ins Damenklo spazieren,“ sagte Zenta abfällig, „Zid – leck mich!“ „Später, wenn du Nadaiya geholt hast,“ konterte Zitan beharrlich, „Basta!!“ Zenta starrte ihn grimmig an, gehorchte dann aber und ging. Alle sahen Zitan an. „W-was soll das denn?“ fragte Siana, „Das gibt doch nur Zoff!!“ „Die beiden sollen sich endlich wieder vertragen – oder zumindest aufhören, sich gegenseitig an die Gurgel zu springen!“ erklärte Zitan, „Was Nadaiya mit ihm gemacht hat, ist unverzeihlich, und er wird ihr das nie verzeihen! Aber die ewige Klopperei der beiden nervt mich und schadet der Gruppe!“ „Außerdem,“ sagte Tiras, „Sind sie doch alle beide rattig aufeinander, also sollen sie sich nicht so zieren und sich eingestehen, dass sie sich gegenseitig geil finden!“ Alle sahen ihn an. „T-Tiras!!“ rief Liona, „H-hast du was genommen??!“ „Nein, er hat recht,“ sagte Lani, „Nadaiya gibt’s zwar nicht zu, aber ich weiß, dass sie hinter ihm her ist! Und zwar dieses mal ohne Wette! – Und so, wie Zenta sich aufführt, erzählt mir nicht, er wäre nicht genauso geil auf sie wie sie auf ihn!“ „Hübsch ist sie ja,“ machte Zantis – im nächsten Moment erntete er Lanis Ellenbogen in seinem Magen. „Hey!!! Du wirst mich ja wohl nicht mit meiner Freundin betrügen, du Wichser!!!“ Zenta fand Nadaiya tatsächlich auf dem Damenklo. Sie stand am geöffneten Fenster und rauchte eine Zigarette. Als sie ihn bemerkte, drehte sie den Kopf und blinzelte. „Zenta...“ stammelte sie, und er räusperte sich sichtlich verunsichert. „Du sollst kommen, Kindarn ist hier,“ sagte er knapp und drehte schon um – im Damenklo fühlte er sich nun wirklich extrem unwohl. „Glaub nicht, ich wäre freiwillig gekommen, das war Ziddys Idee!“ Sie sah ihn an, und dann warf sie die Kippe aus dem Fenster und sah ihn mit einem sarkastischen Lachen an. „Ja, klar. Hab auch nichts anderes von dir erwartet!“ „Ja, prima. Komm also mit, Schlampe.“ Er wollte gehen, doch sie packte ihn am Arm und sah ihn grimmig an. „Sag meinen Namen!! Ich hab's satt, dieses ewige Lolita und Schlampe von dir!!“ „Du musst aber zu dem stehen, was du bist,“ sagte er kalt, „Ich bin ein Killer und stehe dazu! Ich habe dutzende von Menschen auf dem Gewissen, vielleicht mehr als hundert! Na und? Und du bist eine Schlampe, also steh dazu!“ Sie erschauderte. Ein Killer. Ja, das war er wirklich. Sie fragte sich, wie er damit fertig wurde. Hatte er kein schlechtes Gewissen? Nie? „Sag ehrlich,“ sagte sie plötzlich, ohne darauf zu achten, was sie sagte, „War Tiara heute nacht bei dir?“ Er musste grinsen. „Das scheint dich ja extrem zu beschäftigen! – Warum?!“ Sie zuckte beim Klang seiner scharfen Stimme. „W-weil-... ... komm, sein wir ehrlich!! Ich kenne dich, ich weiß, wie du im Bett bist, auch, wenn wir keinen Sex hatten, wir waren schon zwei mal fast nackt zusammen im Bett! Und ich kann mir dich und Tiara einfach nicht vorstellen!“ Er fuhr herum. „Du kennst mich garnicht!!!“ blaffte er sie wutentbrannt an, „GARNICHTS WEIßT DU VON MIR!!! NICHTS, LOLITA!! UND WIE EIN MENSCH SICH IM BETT VERHÄLT, SAGT JA WOHL NICHTS ÜBER IHN AUS!!!“ Sie starrte ihn immer perplexer an. Sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Dieser eine Satz von ihr musste ihm ja fast den Verstand geraubt haben, so dermaßen hasserfüllt, wie er sie anstarrte. „Nichts weißt du!!!“ zischte er und zückte zitternd drei kleine Messer mit einer Hand, „Garnichts!!!“ Sie schrie, als er auf sie zuging, mit erhobenen Messern, und ihr alle drei an die Kehle hielt, und schützend riss sie die Arme hoch, bevor die zwei sich gegenseitig anstarrten. „L-lass mich leben!“ keuchte sie, „Bitte!!“ Je länger sie ihm in sein makelloses Gesicht starrte, desto stärker wurde das Verlangen nach ihm wieder in ihr wach, und sie stöhnte leise und streckte ihm unbewusst unterwürfig die Kehle hin, wie schon so oft. Sie würde alles, alles was sie besaß, dafür geben, wenn er sie jetzt hier auf der Stelle flachlegen würde... Sie schloss die Augen und streckte sich, im nächsten Moment berührten sich ihre Lippen in einem heftigen, fast brutalen Kuss. Sie hatte keine Angst mehr vor seinen Messern, als sich ihre Zungen berührten und einen neuen Kampf begannen. Stöhnend ließ sie die Arme sinken und griff zitternd nach dem hohen Kragen seines T-shirts – im selben Moment zog er sich zurück. Sie öffnete keuchend die Augen und sah in sein vor Wut und Hass verzerrtes Gesicht. „W-was... ... war das?“ fragte sie, und er drehte ihr den Rücken zu und ging. „Du hast... von nichts Ahnung, Lolita,“ sagte er bitter, „Du hast keine Ahnung von der Hölle, die ich durchlebe!“ Im Zimmer warteten die anderen bereits. „Wow,“ meinte Tiras und sah auf, „Das ging ja schneller als ich dachte! Gut gemacht!“ Zenta sagte kein Wort und sah auch niemanden an, er setzte sich einfach nur auf die Fensterbank. „Mister Beleidigte Leberwurst ist zurück,“ sagte Lani, und Zenta warf ihr einen Mörderblick zu, was sie erbleichen ließ. „Lass ihn doch endlich mal in Ruhe, kümmern wir uns lieber um die Flucht heute nacht,“ warf Liona ein, um ein großes Gezanke zu verhindern. „Flucht???“ fragte Nadaiya. „Kindarn ist hier! Hat Zenta dir das etwa nicht erzählt??!“ fragte Siana entsetzt und sah Zenta vorwurfsvoll an. „Doch, hat er, nur von einer Flucht war keine Rede,“ erwiederte Nadaiya erschrocken. „Was glaubst du, was wir sonst tun, wenn Kindarn hier ist?“ fragte Zenta sie spöttisch, „Mit ihm ein Käffchen trinken gehen?“ Sie verdrehte die Augen. „Du übertreibst mal wieder so maßlos, du Spinner...! Wohin fliehen wir denn??“ „Nach Léoni,“ erklärte Zitan knapp, „Heute Nacht brechen wir auf, wir können heute nicht schlafen, Leute, das müssen wir auf morgen verschieben.“ „Wie??“ fragte Osea. „Du kannst ja auf Mac schlafen,“ meinte Vento und winkte ab. Osea maulte. „A-aber das wackelt so...“ „Flenn nicht rum, du kannst ja auch hier bleiben!“ fuhr Zenta sie an, und erschrocken starrten ihn alle an. Zitan blinzelte – irgendetwas musste seine Laune ja extrem verschlechtert haben. Er fragte sich, was Nadaiya zu ihm gesagt haben könnte... so schlecht drauf war er schon lange nicht mehr gewesen. „Heulende Gören kann ich echt nicht ertragen!“ fuhr Zenta wütend fort und kam richtig in Rage, was alle Anwesenden zutiefst entsetzte. „Du bist sowieso bloß ein Klotz am Bein, was kannst du schon??! Und jetzt sieh zu, dass du-... ...!“ Er stutzte plötzlich mitten in seinem Gebrüll und riss die Augen auf. Um ihn herum hielten alle die Luft an vor Entsetzen, außer Osea, die vor Angst zu heulen begann und sich an Nadaiya klammerte. „Was geht denn mit dir heute ab??!“ rief Siana zu Zenta, „Bist du noch ganz schussecht, Osea hat dir nichts getan!!“ „Oh mein heiliger Gott-...!“ keuchte Zenta und fasste mit beiden Händen nach seinem Kopf, „I-ich-... ...!“ Ohne etwas sinnvolles zu sagen, verließ er das Zimmer, und alle standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Zantis blinzelte. „W-was war’n das gerade??!“ Alle sahen Zitan an, der Zenta von allen am besten kannte, doch auch er war völlig ratlos. „Was ist denn bloß in ihn gefahren? So hat er sich ja noch nie benommen...“ „Er ähnelt seinem Vater fast ein bisschen, oder?“ machte Vento perplex, und Zitan schrak hoch. Sein Vater...??! Plötzlich wusste er, was los war. Als es draußen finster geworden war, gingen die zwölf unbemerkt und leise zu ihren Kizayas und sprangen auf. Die Nacht war kühl, jedoch nicht zu kalt. Sterne funkelten am Himmel. Zenta war natürlich auch wieder aufgetaucht. Schließlich konnte er sein heiligstes Versprechen gegenüber Zitans heiliger Mutter Cenja Sari nicht brechen und Zitan einfach ziehen lassen. „Wo müssen wir hin?“ fragte Coran. Lili stöhnte. „Nach Léoni, mann!“ „Und wo ist das?!“ fragte Coran empört, und alle drehten sich zu Zenta um, der antwortete nur kurz angebunden: „Knapp Südöstlich von hier.“ Zitan nickte. „O.k., los geht’s!“ Die zwölf galoppierten los. Bald hatten sie Töryi hinter sich gelassen und näherten sich der Grenze zwischen Fanti und Torani. Sie überstanden die Nacht ohne Zwischenfälle, und als der Morgen graute, gingen sie langsamer. Sie waren jetzt ein ganzes Stück von Töryi entfernt. „Wann sind wir da?“ fragte Osea matt. Sie war unendlich müde, am liebsten wäre sie auf Mac eingeschlafen. „Bald, Kind, bald...“ beruhigte sie Nadaiya und strich ihr über den Kopf. Osea nickte nur. „Naja,“ meinte Zantis, „Von Töryi bis Léoni ist es ein Tagesmarsch – wir werden frühestens heute Spätnachmittag ankommen!“ Osea sah ihn entsetzt an. Lani sah Zantis auch entsetzt an: „Woher weißt du das bitte?!“ Er zischte ihr zu: „Hab heimlich Zentas Karte gelesen...“ Sie runzelte die Stirn. „Du lügst. Er würde dich nie an seine Karte heranlassen, du bist viel zu tollpatschig, um sowas unbemerkt zu machen, gerade bei Zenta!“ Er seufzte. „Na gut, du hast recht... war ´ne Lüge...“ „Da fällt mir was ein,“ warf Coran ein, und alle sahen ihn an. „Heute ist Weihnachten!!“ „Oh,“ machte Lani und wäre vor Schreck fast von Funki gefallen. „Echt??!“ „Stimmt,“ gab Tiras zu hören, „Der vierundzwanzigste Dezember!“ „Und ich krieg keine Geschenke!!!“ heulte Coran. „Lasst uns in Léoni feiern!“ schlug Nadaiya vor, „Wenigstens essen gehen oder so!“ „Seid ihr noch ganz dicht??!“ fragte Zitan und klang fast wie Zenta, „Wir müssen die Welt retten und haben eine Menge zu tun, und ihr wollt Weihnachten feiern??!“ Alle außer Zenta und Liona machten ein kleines, trauriges Dumbo-Gesicht, und Zitan verdrehte genervt die Augen. „Ihr habt echt Nerven, Mädels!“ Vento empörte sich: „Hör mal, ich bin ein Junge!!“ Sie erreichten Léoni, die Hauptstadt von Torani, am Nachmittag. Sie suchten ein Hotel, denn erstmal wollten alle schlafen gehen, nachdem sie die ganze Nacht durchgeritten waren – und sie bekamen ein altbekanntes Problem: „Tut mir leid, wir haben nur Zweierzimmer.“ „... ...“ „Sag mal, landen wir immer in so Flirt-Hotels, oder was?“ fragte sich Tiras genervt und bestellte gezwungenermaßen sechs Schlüssel. Zenta gähnte. „Vielleicht in einem Bordell. Lolita, fühl dich wie zu Hause.“ Nadaiya war zu müde, um sich über seine blöden Sprüche aufzuregen. Sogar Zantis war zu müde, um die Zimmer einzuteilen, und so ergab sich die übliche Aufteilung – nichtmal Zenta protestierte, dass er mal wieder Nadaiya abbekam. Nachdem alle ordentlich ausgeschlafen hatten, trafen nach und nach alle bei Coran und Osea im Zimmer ein. Das kam so, weil Tiras und Vento, die zuerst wach waren, sich nicht trauten, bei Zitan und Siana oder Zantis und Lani reinzugehen (sie könnten ja stören), und da Osea und Coran auch gerade herausgekommen waren, hatten sie sich dort eingenistet, nach und nach waren alle anderen dazugestoßen. Es war inzwischen dunkel geworden. „Na gut,“ meinte Zitan dann, „Wollten wir nicht essen gehen? Immerhin ist Weihnachten nur einmal im Jahr, und... weitergehen werden wir heute ohnehin nicht mehr.“ „Jaaaa!!“ grölten die Kleinen, „Ziddy ist der Beste!!“ „Ziddy ist nur der Gutmütigste,“ beteuerte Lani streng. Zitan lachte und stand auf. „Wir gehen, kommt!!“ Alle trappelten jubelnd aus dem Zimmer und stolperten schon an Zitan vorbei die Treppen hinunter – als Zitan glucksend die Zimmertür schloss, war Zenta der Letzte, der noch da war. „Ich bleibe hier, geht allein,“ murrte er, und Zitan sah ihn groß an. „Was?? Du willst ganz alleine hier bleiben??! – Mensch, Zenta, heute nicht. Heute ist Weihnachten!“ „Was schert‘s mich,“ seufzte er, „Ich fühl mich scheisse, ich geh ins Bett.“ Er drehte Zitan den Rücken zu, und dieser war jetzt richtig besorgt und ging zu seinem Freund herüber. „Hey... ist alles in Ordnung? Du bist seit gestern voll neben der Spur... – hat... Nadaiya wieder was blödes gesagt??“ „Tsss!“ machte Zenta und sah zur Seite, als Zitan sich vor ihn stellte, und er vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Vergiss diese Lolita! – Ich habe ehrlich gesagt keinen Bock, mit diesen Idioten essen zu gehen, ich würde es echt genießen, einen Abend lang keinen von euch an der Backe zu haben!“ Zitan machte ein ernstes Gesicht. „Erstmal antwortest du mir,“ verlangte er. „Irgendwas hast du! Spuck's aus, komm! Du weißt doch, mit mir kannst du reden.“ Er seufzte wieder. Er brauchte eine Weile, um zu antworten. „Findest du... ... dass ich werde wie mein Vater?“ Zitan sah ihn groß an. „Dein Vater?“ „Das gestern mit Osea – d-das ist mir rausgerutscht!“ zischte er fast verzweifelt, „Ich wollte sie nie so anbrüllen! Mir ist klar geworden-... wie ähnlich ich meinem Vater bin! Genau das, wovor ich immer Angst hatte – so zu werden wie er! Du hast mich doch gehört – ich habe mich genauso angehört wie mein Vater!“ Zitan sah ihn bedrückt an. „Um ehrlich zu sein... ja, hast du... – a-aber, hey, das heißt nichts!! Dich und deinen Vater trennen Welten, ich weiß das!! Komm schon, ich kenne dich am besten von allen hier, du bist fast mein Bruder! Du bist viel schlauer als dein Vater-...!“ „Als ob es darum ginge!“ keuchte der Braunhaarige, „Verdammt – meine Wortwahl! Scheisse, ich habe genau das zu Osea gesagt, was er früher zu mir gesagt hat!! Dass sie ein Nichtsnutz ist, dass sie nichts kann! Ich habe abgebrochen... wenn ich mich nicht gestoppt hätte, hätte ich sicher noch das „Wärst du doch nur nie geboren worden!“ gebracht!“ Er ballte verkrampft die Fäuste, als Zitan ihn immer trauriger anblickte. „Zenta-... ... komm, es-... ist vorbei! Er wird... das nie wieder zu dir sagen! Und er wird dich auch nie wieder schlagen, du bist erwachsen...“ „Weißt du eigentlich, dass ich noch bis ich zehn war Wahnvorstellungen von seinem Rohrstock gehabt habe?“ murmelte Zenta dann, und Zitan erstarrte. „Rohrstock? Er hatte – e-einen Rohrstock??! Er hat dich doch nicht etwa mit einem Stock geschlagen?!“ „Geschlagen??!“ fuhr er auf, „Er hat mich halb tot geprügelt!“ Er riss sich den Ärmel seines Shirts hoch und hielt Zitan seinen Oberarm hin. „Siehst du diese Narben da?! Die sind sein Werk! Das Werk meines kranken Vaters, der seinen Sohn fast totgeschlagen hätte!“ Zitan erbleichte. „Er hatte aber nicht vor, dich umzubringen, oder...??“ Der Junge ließ seinen Ärmel wieder los und drehte sich ab. „Nein, er... hat bloß die Beherrschung verloren. Er hat damit aufgehört... nachdem ich die beiden Jungen aus unserer Klasse getötet hatte. – Heh – plötzlich hatte der Wichser Angst vor mir, was? Angst vor einem zehnjährigen Jungen? Pervers, oder?“ Zitan zitterte. „Vor dir haben alle Angst,“ meinte er monoton, und Zenta lachte kalt. „Ja, ja! Sollen sie nur! Ich habe damals gesagt, die Leute sollen die Zeit bereuen, in der sie auf mir herumgehackt haben! – Geh jetzt, Zid. Ich will meine Ruhe haben heute abend. Und ich muss einschlafen, bevor diese Schlampe Nadaiya zurückkommt, sonst nervt sie mich wieder...“ Zitan seufzte. „Soll ich dich echt alleine lassen? Ganz sicher? – Was, wenn Kindarn kommt?“ „Heh, ich kann mich besser wehren als die anderen alle zusammen!“ grinste Zenta und zog mit einer Hand drei Messer aus seiner Tasche, „Wenn Kindarn kommt und meine Ruhe stört, kann der aber was erleben!“ Zitan lachte, bevor er an Zenta vorbei zur Treppe ging. „Na gut! Du hast recht, du bist der Einzige, den ich getrost alleine lassen kann, ohne mir Sorgen zu machen... – also, gute Nacht. Wir sehen uns morgen, ja?“ Damit ging er, und Zenta sah ihm kurz nach, bevor er wieder in sein Zimmer ging. „Ja, sicher.“ „Da bist du ja!“ sagte Siana zu Zitan, als er die anderen erreichte, die schon lange warteten, „Wo hast du so lange gesteckt?“ „Wo ist Zenta?“ fragte Tiras, und Zitan ging schon los. „Er wollte nicht mit,“ erklärte er ihm frei heraus, „Er will seine Ruhe haben.“ Tiras sah ihn besorgt an. „Stimmt was mit ihm nicht?“ „Nein, alles in Ordnung, ich hab noch mit ihm gesprochen,“ versicherte der Blonde lächelnd, „Er kommt klar. – Gehen wir!“ Nadaiya sah betreten zum Hotel zurück, als sie gingen. Was wohl mit ihm los ist? Ob ich mal wieder was falsches gesagt habe...? Sie brauchten etwas, um ein Lokal zu finden, das nicht überfüllt war. Schließlich fanden sie doch eine kleine Kneipe und quetschten sich auf eine Eckbank um einen kleinen Tisch herum. „Heute gibt’s kein Gesaufe!“ sagte Siana entschlossen, „Höchstens drei Tivas für jeden!“ „Oh manno,“ meckerten Zantis und Vento. „Oh cool!“ rief Coran, und Siana schrie: „Für dich gibt’s garkeine, du Depp!!“ „Oh manno,“ machte Coran auch. „Auf Geschenke müssen wir dieses Jahr alle verzichten,“ meinte Zitan, „Wir haben genug an der Backe.“ „Echt mal,“ machte Tiras richtig, bevor er bei einer Kellnerin Getränke und etwas zu essen bestellte. „Weil Weihnachten ist, bezahlen wir auch mal!“ entschloss er dann, „Okay?“ „Okay, wir haben noch das Geld aus Lesli,“ sagte Lili grinsend. „Und ihr Pärchen müsst nachher noch ordentlich reinhauen!“ erklärte Vento grinsend, „Immerhin heißt Weihnachten doch Das Fest der Liebe, oder?!“ Alle sahen ihn an, vor allem Zitan, Siana, Zantis und Lani. „Was willst du sagen?“ grinste Zantis ihn bösartig an, und Siana schnaubte wutentbrannt. „Du Perversling, was denkst du dir aus?!“ „Wie jetzt, du und Ziddy habt immer noch nicht?“ fragte Nadaiya breit grinsend, und als Siana puterrot anlief, räusperte Zitan sich leicht. „Das geht dich ja wohl echt nichts an!“ „Außerdem, du hast mit Zenta ja auch noch nicht,“ sagte Vento, und Zitan fing an zu husten. „W-was??! Die und Zenta, bist du bekloppt?! Dazu wird’s nie kommen, Vento, du kennst doch Zenta!“ „Ja, aber ich kenne Nadaiya auch,“ sagte er und zeigte auf Nadaiya, „Sie hatte hundertundzwei Freunde!“ „Hundertundzwei einhalb, wenn man die Zenta-Wette mitzählt,“ sagte Zantis, „Ich meine, für ein paar Tage waren sie ja ein Paar!“ „Naja, wie man's nimmt,“ grummelte Nadaiya und dachte an ihre zahlreichen Wunden, die sie von Zenta hatte. „Ja, seht ihr, ihr alle habt noch nicht, also seht heute nacht zu,“ meinte Coran, und jetzt hustete Lani. „Was bist du denn, wer hat dich eigentlich aufgeklärt??!“ „Na, Zantis!“ „...“ „Ich mache Hackfleisch aus dir, Sir Melta!“ zischte Lani, und Zantis lachte blöd. „Tu's nicht, vielleicht brauchen wir ihn nochmal,“ meinte Lili, und Coran lachte auch blöd: „Wozu sollten wir den denn brauchen?“ „Coran...!!“ Sie blieben lange in dem kleinen Lokal und amüsierten sich. Für einen Abend vergaßen sie Kindarn, Thanata und alles anderes, was auf sie zukam... schon wieder müde verabschiedeten sie sich irgendwann alle in ihre Zweierzimmer. „Viel Spaß!“ grölte Coran, und Lani gab ihm eine leichte Kopfnuss. „Idiot!! Geh pennen!!“ „Deppen...“ seufzte Zitan und schloss die Zimmertür hinter sich, als er und Siana drinnen waren. Siana seufzte auch und zog ihre Schuhe und Handschuhe aus. „Das war ein schönes Fest,“ meinte sie, „Zwar nicht sehr weihnachtlich, aber egal! Wir sollten öfter alle ohne Saufen zusammensitzen und essen!“ „Findest du?“ fragte der Blonde skeptisch, „Aber nur, wenn Zenta nächstes mal mitkommt!“ Sie sagte nichts, und Zitan zog seine Weste aus und ließ sich auf das Bett fallen. „Ich weiß, du und Zenta, ihr kommt nicht klar... aber er ist nunmal mein allerbester Freund! Tut mir leid, aber ohne ihn kann ich nicht leben!“ Siana lächelte und setzte sich auch auf das Bett. „Ich weiß...“ lange saßen sie da, bis Zitan sich auf den Bauch drehte und mit der Hand Sianas Arm streichelte. „Hey... sagt ja keiner, dass wir vögeln müssen, aber... wollen wir nicht... das Fest der Liebe auf unsere Art feiern?“ Siana bekam eine Gänsehaut bei seiner zärtlichen Berührung. „O-...ohne Sex...? I-ich-...“ Sie wurde rot, „Ich kann das noch nicht-... ...!“ „Weiß ich doch,“ beruhigte er sie, „Ja, ohne Sex. Versprochen.“ Damit legte er sie ins Bett und beugte sich über sie, und errötend blickte sie ihn an. „Oh, Zitan...“ Sie schloss die Augen, als sich ihre Lippen sanft berührten und sie in einem liebevollen Kuss versanken. Langsam schlang sie die Arme um ihren Freund, als er mit den Händen langsam ihre Hose abzustreifen begann. Sie wollte jetzt nur ihm gehören... Als Nadaiya in ihr Zimmer kam, war es stockfinster, und Zenta lag schon im Bett und schien zu schlafen. Das blonde Mädchen sah ihn eine Weile schweigend an, neben dem Bett stehend, bevor sie sich abwandte, sich die Schuhe und die Hose auszog und sich neben ihn in das Bett legte. „Fest der Liebe... huh?“ machte sie monoton zu sich selbst und blickte Zenta dabei von hinten an. „Der, den ich liebe... ...“ Sie brach ab. Lieben? War es das wirklich? Liebte sie... Zenta? Schließlich beugte sie sich ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, über ihn und streckte eine Hand nach ihm aus – kurz vor seinem Gesicht stoppte sie. Wenn er schlief, konnte Zenta zu ihrer Überraschung völlig friedlich und sogar niedlich aussehen. Keiner würde von diesem unschuldigen Gesicht denken, dass es zu dem abgedrehtesten Killer gehörte, den Nadaiya kannte. „Ich bin ein Killer und stehe dazu! Ich habe dutzende von Menschen auf dem Gewissen, vielleicht mehr als hundert!“ Nadaiya zuckte. „Ein Killer...?“ flüsterte sie, „Ich möchte gerne verstehen... wie jemand... so wie du es tust... sein menschliches Dasein töten kann – sein Gewissen... seine Seele töten kann... um so kaltblütig zu werden...“ Sie runzelte die Stirn. „Wie machst du das? Wie kannst du Menschen töten, ohne etwas zu fühlen?“ Sie erstarrte zu Salzsäulen, als Zenta sich unter ihr leicht bewegte und dann den Mund auftat: „Dazu musst du vergessen, dass du ein Mensch bist. Um töten zu können... musst du zu einem Dämon werden.“ _______________________ ja o,o Zentas tragische Kindheit~ schon übel von seinem Vater verkloppt zu werden... Kapitel 70: Zentas gebrochenes Herz ----------------------------------- Am nächsten Morgen wurde Nadaiya von einem schmerzhaften Tritt geweckt. Erschrocken schrie sie auf und schoss aus dem Bett hoch. Es war längst hell. „Wer zum-...??!“ fauchte sie, dann erblickte sie Zenta, der sie kaltblütig anblickte, während er mit verschränkten Armen neben dem Bett stand. „Steh auf, Lolita. Und beeil dich, wir wollen endlich weiter!“ Sie stutzte. „M-musst du mich gleich treten??! Was ist denn mit dir schon wieder los?!“ „Was geht’s dich an, sieh zu, dass du fertig wirst, Schlampe!“ Damit verließ er den Raum und knallte die Tür zu. Das Mädchen saß eine Weile verdattert da. Wieso hatte sie das Gefühl, dass Zenta sie seit ihrem Gespräch im Damenklo von Töryi noch mehr hasste als vorher? Was hatte sie denn gesagt? Sie erinnerte sich an die Nacht. „Dazu musst du vergessen, dass du ein Mensch bist. Um töten zu können... musst du zu einem Dämon werden.“ Das hatte Zenta zu ihr gesagt... ein Dämon? Nadaiya stand auf und zog sich an. Was meinte er damit, und warum Dämon? War es das, was sie gedacht hatte? Zum Töten musste man seine Seele töten... „Huh... vergessen, ein Mensch zu sein?“ fragte sie sich murmelnd, „Zenta ist komisch...“ Sie brachen bald darauf in Léoni auf und gingen nach Norden. „Warum gehen wir jetzt eigentlich weg, und wohin?“ fragte Lani irgendwann, und Zitan seufzte. „Weil wir Kindarn abhängen müssen, und wir gehen nach Lili.“ „Ja?“ rief Lili, weil sie dachte, man hätte sie gerufen. „Nicht du, die Stadt heißt Lili!“ erklärte ihr Liona. Lili sah sie an. „Waaas?! Eine Stadt heißt wie ich?! – Frechheit.“ „Wann kommen wir an?“ fragte Siana und sah Zenta an, bereute es aber sofort, als sie den missgelauntesten Blick von ihm erntete, den sie je gesehen hatte. Selbst für Zenta war das schon ein extrem böser Blick, man war ja einiges von ihm gewohnt. Jener brummte bloß schlecht gelaunt und sah in den Himmel. „Wenn eure komischen Kizayas mal ein bischen schneller laufen würden morgen Nachmittag, da sie das aber nicht tun morgen abend, Klartext, eine Übernachtung im Freien können wir nicht umgehen, Prinzessin Fall-in-den-Schnee.“ Siana hatte vor seiner schlechten Laune solche Angst, dass sie sich nichtmal über den verhassten Spitznamen aufregte. Zitan sah Zenta kurz an. „Hast du was?“ fragte er ihn knapp, und Zenta sah ihn auch kurz an und antwortete: „Nein.“ „Der hat ja noch miesere Laune als gestern,“ sagte Lani beklommen zu Nadaiya, „Sag mal... hast du gestern nacht was mit ihm gemacht??!“ Nadaiya stöhnte. „Sehe ich so aus?“ Sie steckte sich eine Zigarette an, „Wenn ich mit ihm geschlafen hätte, würde ich jetzt ein anderes Gesicht machen, glaub mir.“ Sie grinste zweideutig, und Lani musste auch grinsen. „Also willst du ihn doch!“ „Klar, hab nie was anderes behauptet,“ gestand sie und blinzelte, „Aber... ...“ Sie brach ab und beobachtete Zenta von hinten. Er gab ihr eine Menge zu denken im Moment. Dämon... und dann die Sache mit der Hölle, in der er leben würde? Je länger sie ihn ansah, desto mehr wünschte sie sich, mit ihm gehen zu können. Und zwar überraschenderweise nicht nur im Sinne von Sex – sie wollte auf ganz jugendfreie und zärtliche Art mit ihm zusammen sein. Wie ein – Liebespaar? So ein Quatsch, Nadaiya! redete sie sich empört ein, Du kannst dich doch nicht echt in den verliebt haben! „VORSICHT!!!“ schrie Lili plötzlich, und alle duckten sich erschrocken. Gerade noch rechtzeitig, sonst wäre nämlich ein Pfeil in ihnen gelandet. Statt dessen landete der Pfeil in der Erde, und alle fuhren herum. „Kindarn!!“ rief Liona keuchend und riss die aufgeregt wiehernde Selja herum, „NICHTS WIE WEG!!!“ Alle schrien auf, da sprangen auch schon Kindarn und seine Soldaten aus den Büschen. „Umzingelt sie, Männer!!! Sie dürfen nicht entkommen!“ „Du lernst auch... echt nie dazu!“ sagte Zenta und zückte ein halbes Dutzend Messer aus sämtlichen Hosentaschen, und auch die anderen griffen zu den Waffen, als sie plötzlich eingekreist waren. Grölend zielten die Soldaten mit Lanzen, Speeren, Schwertern und Pfeil und Bogen auf die Kameraden. „Klasse,“ sagte Lili, „Wollen wir sie beseitigen??“ „Ihr seid echt witzig!“ lachte Kindarn, „Das ging ja schnell heute!! – ENGERER KREIS, MÄNNER!! – Sari... dieses mal wird es anders laufen als sonst!“ Er sah in die verzerrten Gesichter der Freunde und lachte laut. „Was denn... habt ihr etwa Angst??!...“ Er sah Osea und Coran an. „BUH!“ machte er, und die Kleinen schrien auf. Der General gluckste. „Und Sir Yason zittert ja sogar schon, huh?“ Zenta zitterte wirklich am ganzen Körper, und Nadaiya starrte ihn an. „Du hast doch wohl nicht etwa Angst??!“ fragte sie, und Zenta grinste plötzlich. „Nein – ich zittere vor Kampfeslust!“ erklärte er, und Zitan zuckte mit der Augenbraue, seinen Freund so dermaßen in Erregung zu sehen. „Ich habe extrem schlechte Laune heute, General,“ verkündete er dann und zückte seine Messer, „Und auf nichts habe ich mehr Lust, als ein Dutzend Männer brutal abzustechen!“ Nadaiya fuhr zurück. Das ist... der Dämon...? Zitan senkte den Kopf und steckte sein Schwert weg. „Z-Ziddy??!“ keuchte Lili, doch er grinste auch. „Tu es, Zenta!“ Zenta war so unglaublich schnell, dass Kindarn garnicht wusste, wie ihm geschah, als plötzlich nahezu gleichzeitig alle Soldaten, die die Freunde umzingelten, niedergemetzelt und in Stücke gerissen wurden. Blut spritzte und Fleisch flog durch die Luft. Kindarn hörte Prinzessin Siana laut kreischen, und dann hörte er Zitan brüllen: „Los, weg!! – LAUFT!!!“ „HAALT!!“ schrie Kindarn, als die Kameraden durch die zerfetzten Soldaten weg nach Norden galoppierten. „SOLDATEN!!“ Hinter ihm kamen plötzlich noch mehr Soldaten aus dem Gebüsch. „Ihnen nach, lasst sie nicht entkommen!! – UND TÖTET DIESEN VERDAMMTEN YASON!!“ Die Freunde galoppierten, so schnell es ging. „Gut gemacht, Zenta!“ sagte Zitan zu ihm, als er seine Messer teils wieder einsteckte – eins steckte er sich hinter sein Ohr wie einen Bleistift und eins klemmte er sich in den Mund, um wenigstens die Hände für die Zügel frei zu haben. „War ein Kinderspiel,“ erklärte er, von oben bis unten mit dem Blut der Soldaten bespritzt, während sie weiterrannten. „Das war eklig!!“ schrie Siana aufgelöst, „K-kannst du das nicht ohne Blut??!“ „Lauft schneller!“ rief Tiras hinten, „Er hat noch mehr Soldaten, sie verfolgen uns!!“ In dem Moment ging auch der Pfeilhagel los. Die Freunde schrien auf und beeilten sich, duckten sich unter fliegenden Pfeilen weg. Die Kizayas wieherten und liefen, so schnell sie konnten. Schließlich riss Zitan Kasera herum. „Verdammt, so geht’s nicht!! Wir trennen uns!! Geht zu zweit, je mehr Gruppen wir sind, desto schwerer wird für sie die Verfolgung! – Wir treffen uns morgen am Haupttor von Lili!!“ Damit packte er Siana am Arm und zerrte sie nach links, ehe sie loskreischen konnte, und die zwei waren verschwunden. „Fächerförmig!“ bellte Zenta, „Los, trennt euch!!“ Jeder rannte dem nächsten anderen hinterher, den er fand, recht unwillkürlich, so teilten sie sich schnell in sechs Gruppen auf und galoppierten auseinander. Die Soldaten blieben stehen an der Stelle, an der sie sich getrennt hatten. „Verdammt!“ rief einer zaghaft. Alle schwiegen. Da kam Kindarn. „Was ist los?!“ fauchte er, „Wo sind die hin?! Warum steht ihr so blöd rum?!“ „Sie haben sich getrennt, Sir.“ „NA UND?!?“ „Ja, jetzt ist es eh‘ zu spät,“ erwiederte ein Soldat. Kindarn schnaubte. „JA, ALLERDINGS!!! VOLLTROTTEL IHR!!!“ „Zid!! Warte!!“ Zitan blieb stehen. Nach einer Zeit tauchte Nervi neben ihm auf. „Sind sie weg?“ fragte Zitan. Siana sah nach hinten und verschnaufte ausgiebig. Sie nickte erschöpft. Der Blonde seufzte und ging langsam im Schritt weiter. „Oookay. Wir müssen irgendwie nach Lili kommen... wir machen einen Bogen nach Westen und gehen dann wieder nach Norden!“ Siana sah ihn traurig an, und er stutzte. „W-was hast du?“ „Ich habe Angst-... ... was wird aus den anderen?? Ob wir alle morgen in Lili wiedertreffen?“ „Keine Ahnung, ich hoffe es! Mehr können wir zur Zeit nicht tun.“ Dann legte er den Kopf schief und grinste kurz: „Hmm, aber eigentlich gefällt es mir, dass wir mal ganz alleine sind! Und es besteht nicht die Gefahr, dass Zantis oder Coran oder Vento uns nachspionieren!“ Sie zuckte und blieb stehen. Zitan sah sie an, und als eine ihrer Augenbrauen nervös zu zucken begann, gluckste er. „Was ist??“ „Du hast ja wohl nichts Unanständiges vor??!“ fragte sie schnippisch, und er lachte. „Iiich? Niiie. Ich bin ein Engel!“ „Bengel passt besser!“ schnaubte sie gespielt beleidigt, „Du bist ein Lüstling, gib's zu!“ Zitan zog eine Schnute. „Iiich? Niiie,“ machte er unschuldig, und sie zwickte ihn ins Bein, „Aua!!“ Hochnäsig grinsend trabte sie an ihm vorbei. „Na komm, hol mich doch ein, du Perverser!“ lachte sie, „Sonst läuft deine Jungfrau dir weg!“ „Waahh!! W-warte, Siana!!!“ „Verrat mir was,“ sagte Zenta dumpf, und das Kizaya hinter ihm blieb stehen. „Was?“ „Warum... bist du ausgerechnet mit mir gegangen – Lolita??!!“ Er fuhr herum und starrte einer unschuldig dreinschauenden Nadaiya ins Gesicht. „Ähh,“ machte sie, „Hat sich so ergeben! Ich hab auch nicht darauf geachtet, wohin ich laufe, es war so hektisch!“ Er lenkte Jali zurück und so dicht neben sie, dass ihr Fuß Jalis Seite streifte, bevor er sich zu ihr herüberbeugte und sein Gesicht so nah vor ihres hielt, dass sie ihn fast aus Versehen geküsst hätte. „Wenn du auf den Gedanken kommen solltest, mich wieder zu umgarnen – endest du wie diese Soldaten heute morgen!“ Sie rührte sich nicht. „Hey,“ sagte sie, „Ich wage es ja kaum auszusprechen, aber... hat sich deine Laune etwa gebessert?“ Er sah sie an. „Ich habe mich an denen etwas abreagiert, ja,“ sagte er mit einem Seufzen, „Jetzt geht es mir etwas besser!“ Damit drehte er sich wieder ab und ging weiter. „Wenn du nicht zurückbleiben willst, halt dich ran,“ warnte er sie noch, „Ich habe keine Lust, zu trödeln, und Jali ist ziemlich schnell, wenn ich sie dazu zwinge!“ Er sah nach oben in den Himmel. „Es wird bald dunkel, bis dahin sollten wir noch ein Stück in den Wald rein, runter von der Hauptstraße, sonst werden wir überfallen.“ Nadaiya sah ihm fassungslos nach, als er einfach davongaloppierte, und schnell setzte sie ihm nach. So nett hatte er ja schon lange nicht mehr mit ihr geredet! – Für seine Verhältnisse war das wirklich freundlich... Sie wünschte sich nur, sie hätte sagen können, dass das jetzt von Dauer wäre... Abends wurde es überraschend schnell düster in dem Wald zwischen Léoni und Lili. „Oh mann!!“ rief Lili und trat einen Ast aus dem Weg. „Dieser bescheuerte Idiot von Kindarn muss natürlich immer im unpassendsten Augenblick kommen!!“ „Jetzt reg dich erstmal ab, wir müssen sehen, dass wir morgen in Lili die anderen finden,“ sagte Liona und warf einen Stapel Reisig in das Feuer, an dem sie und Lili saßen. Selja und Jägermeister lagen hinter ihnen und wärmten sich auch am Feuer. „Ich mache mir Sorgen um den Rest!“ gab Lili dann bedrückt zu, „Naja, also... Siana wird bei Ziddy gut aufgehoben sein! Zantis ist bestimmt mit Lani gegangen, die beiden werden auch klarkommen... Tiras und Vento auch, aber...“ „Nadaiya und Zenta werden sich vermutlich gegenseitig eher töten, als dass sie von Kindarn geschnappt werden,“ gab Liona zu bedenken, „Hast du Zentas Anfall heute morgen gesehen, wie er diese Soldaten abgeschlachtet hat?!“ Die Mesumanierin wirkte schockiert, „Er war ja völlig außer sich!“ „Mein größtes Problem sind Osea und Coran!“ meinte Lili, „Die beiden sind so klein und können sich nichtmal wehren! Die sind echt ein gefundenes Fressen für Kindarn oder wilde Tiere!“ Liona sah ärgerlich ins Feuer. „Scheiße, verdammt. Wir hätten uns ganz anders aufteilen sollen!!“ Zantis und Lani hatten ganz andere Probleme. „Ich muss ehrlich sagen...“ fing Lani an, „Ich habe eine Situation gefunden, in der ich Zenta wie nichts anderes gebrauchen könnte!!! ICH WILL ´NE LANDKARTE, VERDAMMT!!!“ Zantis fasste das gleich wieder falsch auf: „Ich kann das ebenso gut wie der!!“ empörte er sich, „Wir richten uns nach der Sonne!! Ich bin auch gut in Erdkunde, Lani!“ Sie schielte ihn an. „Ey – du kannst doch Zenta nicht toppen!“ lachte sie blöd, „Okay, du hast – woher auch immer – viel über Nemesis und Epona gewusst! Äh, und?!“ „Ich kann viel mehr!“ meckerte Zantis, „Ich beweise es dir! Frag mich was, los!“ Sie seufzte, dann verschränkte sie schnippisch die Arme. „Oookay! Was ist die Hauptstadt von Mikoto?!“ Zantis sah sie empört an. „Äh, Tunajo? – Cito!! – Nein, moment, gleich hab ich's-... – aaach, wie dumm, mir liegt's auf der Zunge...!!“ Lani verdrehte die Augen. „Du hast ja garkeine Ahnung!“ schnappte sie, „Von wegen Erdkunde!! Die Stadt heißt übrigens Zimalo!“ „Toll, ey! Was schert uns Mikoto, wir müssen nach Lili und nicht nach Mazilo!“ „Zimalo,“ korrigierte Lani ihn. „Häh, nein, nach Lili!!“ Sie stöhnte. „Jaah, mann!! Also, wo ist Lili??!“ Er starrte sie an. „Woher soll’n ich das wissen?!“ „Na, du hast doch gerade so große Töne gespuckt!“ meinte sie schnippisch, „Wie heißt die Hauptstadt von... Siniore?!“ Er blinzelte. „Öh – Zakate! – Nein, moment! Baile?“ Sie grübelte auch: „Nein, moment, welches Land ist Siniore? Doch das mit Piscitie?“ „Piscitie gehört zu Passare, das weiß ich noch!“ rief er. „Dann das kleine am anderen Ende! – Nein, das ist doch Nitoe?“ „Wo liegt Vinte eigentlich?“ „Du weißt nichtmal, wo dein Heimatland liegt?!“ schrie sie ihn an, und so diskutierten sie weiter über Erdkunde, ohne vorwärts zu kommen. „Ob die anderen schon schlafen?“ fragte Siana in die Stille hinein. Keine Antwort. Sie blickte neben sich; Zitan hatte sich auf dem Boden zusammengerollt. Sie stieß ihn an. „He!!! Aufwachen!!“ Er schlug verwirrt die Augen auf und gähnte. „Was?? Wie?... Siana... was ist?“ „Wieso schläfst du denn???“ „Weil ich müde bin?“ fragte Zitan verwirrt, schloss die Augen und legte sich wieder hin. Siana seufzte. Dann stand sie auf, nahm seine und ihre Decke und kam zum Feuer zurück. „Dann schlaf mal...“ flüsterte sie und deckte ihn sanft zu, rollte sich in ihre eigene Decke und kuschelte sich dicht an ihn heran. Er grinste sogar mit geschlossenen Augen und zog sie an sich heran und nahm sie in die Arme. „Gute Nacht, Siana... manno, dabei wollte ich doch die Gelegenheit ausnutzen...“ „Wichser,“ stöhnte sie, lächelte aber und küsste ihn sanft auf die Wange, „Träum was Süßes...“ Er nickte leicht mit dem Kopf, zum Sprechen war er viel zu müde. Siana schloss die Augen und machte es sich in seinen Armen gemütlich. Und schon kurze Zeit darauf waren beide eingeschlafen. „Wir sind echt arm dran,“ stellte Coran fest. Osea nickte betrübt. Die zwei saßen in einem hohlen Baumstamm, dicht aneinander gedrängt, völlig im Dunkeln. „Wir haben außer meinem blöden Küchenmesser keine Waffen, können nicht zaubern und wissen nichtmal, wo oben und unten ist!“ „Ich hab Hunger...“ flüsterte Osea traurig, und Coran seufzte. „Ich doch auch... wart mal!...“ Er nahm seinen Rucksack und kramte darin herum. „Willst du ´nen Bonbon???“ Sie sah ihn an und strahlte, als er ihr drei bunte Bonbons hinhielt. „Ja, gern, vielen Dank, Coran!“ Sie nahm die Bonbons und aß sie. Coran kratzte sich am Kopf und grinste leicht verlegen. „Hab nichts anderes, tut mir leid... morgen in Lili kriegen wir vielleicht was besseres...“ Osea nickte. Coran pfiff durch die Zähne. „Hey, Pan!! Komm mal her mit Mac, dann seid ihr nicht so alleine!“ Pan kam angetrabt, Mac trottete hinterher. Das schwarze und das braune Kizaya legten sich vor den hohlen Baumstamm und legten die Köpfe zu ihren Besitzern in die kleine Höhle. „Ach, Mac...“ fing Osea an und strich ihm durch die zottelige Mähne. „Manchmal... wünschte ich... ich wäre in Nisa... zu Hause... und Mama, Papa und Sai wären noch da...“ „Sind deine Eltern tot??“ fragte Coran. Das Mädchen nickte stumm. „Sie erkrankten an einer Seuche, und Sai, meine kleine Schwester, auch... damals war ich vier... ist also schon lange her... was ist eigentlich... mit deinen Eltern?“ Er sah sie kurz an. „Lani und Zantis haben mich adoptiert... als ich zwei war... sie waren damals so alt wie ich jetzt bin... ich kenne meine Eltern garnicht... vielleicht wollten sie mich loswerden...“ meinte Coran. Er sah Osea an. „Sag jetzt nicht kann ich verstehen!!“ Osea lachte. „Und was ist mit Lani und Zantis?“ fragte sie dann, „Was ist mit ihren Eltern??“ Der blonde Junge seufzte wieder. „Also... Zantis ist von zu Hause abgehauen, als er fünf war, weil seine Eltern sich nie richtig um ihn gekümmert haben, sie haben sich nichtmal darum gekümmert, ihn wiederzufinden. Damals traf er dann auch Lani, sie hat ihn mit zu sich genommen. Lanis Eltern haben sich geschieden, als sie vier war. Ihre Mutter war so traurig und verzweifelt deshalb, dass sie sich ein Jahr später von den Klippen gestürzt hat...“ Osea schlug die Hände vor dem Mund zusammen. „W-wie furchtbar!!“ „Ja...“ machte Coran betrübt, „Danach waren Lani und Zantis also ganz allein. Sie gingen nur das erste Jahr noch zur Schule, danach fingen sie an, zu arbeiten, um Geld zu verdienen... Lani wollte nicht in ihrem Elternhaus bleiben, in dem so viel Unglück passiert war... früher ist ihr kleiner Bruder bei der Geburt gestorben, das ist auch der Grund, weshalb die Eltern sich getrennt haben! Nach etwa drei Jahren hatten sie dann genug Geld, um ein kleines Haus zu kaufen, das Haus, in dem wir auch bis vor kurzem noch gewohnt haben – bis ihr kamt.“ „Alle hier haben so schreckliche Sachen erlebt!“ schluchzte Osea, „Ich meine – Ziddys Eltern sind tot. Sianas Vater ist tot und ihre Mutter wird kontrolliert! Liona hat außer ihren Eltern auch alle Verwandten verloren! Genau wie Lili, sie hat außer Ziddy niemanden... und Nadaiya ist in einer extrem armen Familie aufgewachsen, weil ihr Vater nicht genug Geld auftreiben konnte, um die dreizehn Kinder zu ernähren, mussten sie klauen gehen. Der Vater war sogar mal drei Jahre im Gefängnis, weil er erwischt wurde! – Zid hat mir erzählt, Vento hätte mal einen Bruder gehabt, der als Kind bei einem Reitunfall gestorben ist...“ Coran weitete die Augen. „Echt jetzt?!“ „Zenta und Tiras...“ murmelte Osea dann und stutzte. „Zu denen fällt mir nichts ein! Wobei ich mir sicher bin, dass Zenta auch irgendwas durchgemacht hat, was keiner weiß, außer Ziddy vielleicht! So, wie der drauf ist, hat der doch als Kind irgendwas furchtbares erlebt!“ Coran nickte. „Warum sonst sollte er so ein Psychopath geworden sein? – Vielleicht hängt es mit Ziddys Eltern zusammen? Scheint ja, als hätte Zenta Ziddys Familie sehr gemocht...“ Das Mädchen runzelte die Stirn. „Stimmt! Ob ich Zid mal fragen sollte...?“ Nadaiya saß völlig versteift auf dem Waldboden an dem kleinen Lagerfeuer, das sie gemacht hatten, als sie sich auf einer kleinen Lichtung zur Ruhe gesetzt hatten. Sie hatte sich geirrt, Zenta war doch nicht freundlicher geworden. Seit dem Gespräch am Nachmittag hatte er kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Jetzt saß er ihr gegenüber und polierte in aller Ruhe und Feinarbeit jedes seiner Messer einzeln. Nadaiya blickte auf einen Haufen fertig blitzblank polierter Messer und einen Haufen noch blutverschmierter Messer. „Willst du mich jetzt den Rest des Tages anschweigen?“ fragte sie irgendwann, „Wieso redest du nicht mit mir?“ Er sah auf. „Weil du nervst,“ gab er zu hören und polierte weiter sein Messer. Wieder Schweigen. „Darf ich dich... was fragen?“ flüsterte sie dann, und er antwortete nicht, so beschloss sie, einfach loszulegen. „Du hast gesagt... um so töten zu können wie du es tust – muss man... vergessen, ein Mensch zu sein... und ein Dämon werden. Wie... hast du das gemeint?“ Er sah nicht auf, hielt aber kurz beim Polieren inne. Als er damit fortfuhr, murmelte er: „Das ist zugegeben eine sehr intime Frage, Nadaiya. Ich weiß nicht, ob ich mit dir darüber sprechen möchte.“ Sie sah ihn erstaunt an. So friedlich heute? Und er hatte sogar ihren Namen gesagt! „Ich werde dich nicht zwingen,“ lachte sie leise, „Es ist nur, ich – denke seit gestern nur darüber nach...“ Langes Schweigen. Schließlich seufzte er, legte das Messer, das er fertig poliert hatte, weg und nahm ein neues vom schmutzigen Haufen. „Ich bin ja nicht so geboren worden,“ sagte er zu ihr, ohne sie anzusehen, „Ich habe erst mit neun oder zehn Jahren angefangen, so zu denken. Angefangen, meine... Menschlichkeit zu vergessen. Das hat diverse Gründe. Aber du wirst sie nicht verstehen...“ „Vielleicht ja doch!“ sagte sie, „Bitte...“ Der Junge seufzte wieder. „Ich habe mir damals vorgenommen, so zu werden,“ meinte er, „Das war meine Absicht. Ich wollte meine Menschlichkeit vergessen, weil ich das können wollte... dieses kaltblütige Töten.“ Sie sah auf. „Hattest du... kein schlechtes Gewissen?“ „Doch, am Anfang natürlich,“ gab er zu. „Es war nicht leicht... ganz und garnicht leicht. Zuerst habe ich geglaubt, es wäre falsch, was ich mache. Aber dann ist mir irgendwann klar geworden, dass das meine Bestimmung ist.“ „Darf ich nach den Gründen für diese Entscheidung fragen?“ fragte sie zaghaft. „Warum – wolltest du das können?“ Jetzt hob er den Kopf. „Das geht dich wirklich nichts an.“ Sie schwieg, sah ihn aber dennoch etwas enttäuscht an. Aber was erwartete sie? Wenn es für ihn wirklich so intim war... Sie war erstaunt, als er dann doch sprach: „Naja, also... du weißt vielleicht, dass ich Zitans Mutter am Sterbebett versprochen habe, Zitan immer zu beschützen. Nun, damals waren wir beide acht. Später habe ich gemerkt, ich konnte ihn nicht beschützen. Ich war klein, schwach und konnte nichts Großartiges. Wenn man nur gut in der Schule ist, kann man damit niemanden beschützen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, stark zu werden, um mein Versprechen immer einhalten zu können.“ Er nahm erneut ein neues Messer. Nadaiya sah ihn fasziniert an. „D-du tust das alles nur... nur für Ziddy? Alles für ihn? Du hast für ihn... deine Seele getötet?“ Sie keuchte. „Du musst ihn ja... wirklich sehr lieben...“ Er seufzte wieder. „Es geht dich zwar nichts an, aber... Zitan ist schon immer derjenige gewesen, der mir am allermeisten bedeutet hat. Er war quasi mein Ein und Alles. Ohne Zitan war ich verloren. Das ist mir klar geworden in den zwei Jahren Krieg, als er weg war. Ohne ihn konnte ich nichts. Deshalb ist mir dieses Versprechen an seine Mutter nochmal doppelt wichtig...“ Nadaiya nickte einsichtig. Zenta seinerseits polierte weiter seine Messer. Es gab aber noch einen zweiten Grund, wieso er seine Seele quasi verkauft hatte – und ein Teufel geworden war. Ein Teufel ohne Gefühle, der jeden töten konnte. Aber diesen Grund würde er Nadaiya bestimmt nicht nennen. Er dachte voller Widerwillen an seinen Vater und an die zahlreichen Schläge und den Rohrstock. Er dachte an den Tag, an dem er geglaubt hatte, sein Vater würde ihn zu Tode prügeln. An den Tag, an dem er wie ein hilfloses, eingeschüchtertes Beutetier vor dem Jäger am Boden gekauert hatte und wegen der vielen, blutenden Striemen in seinem Gesicht kaum noch hatte sehen können. Und er dachte an die Schule – an die törichten Klassenkameraden, die keine Ahnung hatten von den Magiern. Sie waren über die Mesumanier hergezogen und hatten ihn ausgelacht und gemobt, weil er die Magier immer verteidigt hatte. Als Zitan in die Schule gekommen war, hatten sie vertuscht, wer er wirklich war. Und Zenta hatte sich geschworen, sich niemals wieder von jemandem herumschubsen zu lassen und den Dumpfbacken eine Lehre zu erteilen. Als er die zwei Jungen mit exakt geschickten Messerwürfen getötet hatte, hatte kein Mensch es mehr gewagt, ihn zu hänseln oder sich mit ihm anzulegen. Sein Vater hatte es nicht mehr gewagt, ihn zu verprügeln. Aber er hatte sein Kind seine Torheit und die Strafe für das Töten der Jungen spüren lassen. Er hatte ihm fortan die kalte Schulter gezeigt und war nie wieder ein Vater für ihn gewesen. Und er hatte versucht, sein Kind zu lehren, die Moral zu schätzen, die er schätzte. Er ist ein Narr... murmelte Zenta zu sich selbst und polierte weiter sein Messer. Sein Vater hatte ihn immer spüren lassen, dass er schwach war. Schwächer als Zitan. Schwächer als die Magier, die gut gewesen waren. Und Zenta hatte Zitan eine Weile lang so tierisch um sein Dasein als Magier beneidet, dass er ihn fast wie die Pest gehasst hatte. Er hasste sich selbst dafür, zu den törichten Menschen zu gehören, die er nicht leiden konnte. Und weil er sie nicht leiden konnte, war es für ihn noch doppelt einfach, sie zu töten. Er war ein Monster. Ein Killer. Nadaiya sah ihn groß an, weil er schon lange innehielt. „Was ist?? Alles okay?“ fragte sie, und er sah sie ebenfalls kurz an. „Nerv mich nicht,“ murmelte er und fuhr mit dem Polieren fort. „Was willst du eigentlich von mir?! Wieso willst du sowas von mir wissen? Was interessiert dich der Kram, Nadaiya?!“ Sie sah ihn groß an. „Ich wollte... gerne verstehen, was... das für eine Hölle ist, die du durchlebst, wie du gesagt hast,“ gab sie zu, und er stutzte. Eine Hölle – ja... mein Leben ist echt die Hölle. „Das brauchst du nicht,“ meinte er dann knapp. „Sieh es ein, Nadaiya, und vergiss dein Vorhaben, mich um Verzeihung zu bitten!“ „Wer hat gesagt, dass ich dich um Verzeihung bitten will?“ fragte sie, und er sah überrascht auf. Sie sah ins Feuer. „Du wirst mir das nicht verzeihen können, was ich mit dir gemacht habe,“ meinte sie, „Ich habe dir das Herz gebrochen.“ „Tss,“ machte er schnippisch. „Nein, du hast meine Hölle noch ein bisschen verschlimmert! Du hast mit mir gespielt! Und ich kann es nicht haben, wenn man mit mir spielt! Du hast mir meine Schwäche gezeigt, dafür hasse ich dich!“ „Deine Schwäche... huh?“ machte sie dann, „Du wirst auch nicht stärker, wenn du der Wahrheit nicht ins Auge siehst.“ Er starrte sie an. „Was für einer Wahrheit??!“ zischte er, „Du musst gerade die Klappe aufreißen, du bist viel schwächer als ich!!“ Nadaiya nickte. „Ja, das ist wohl wahr! – Der Wahrheit, dass du verdammt nochmal einen Menschen brauchst, der für dich da ist...“ Er legte das Messer weg und richtete sich halb auf. „Wie bitte??“ fragte er entsetzt, „Du denkst, ich wäre einsam, oder so?? Du kennst mich nicht, Nadaiya!! Du hast keine Ahnung von mir!!“ Sie krabbelte um das Feuer herum zu ihm herüber. „Vielleicht nicht!“ zischte sie, „Aber wir könnten das ändern, Zenta... – okay. Du hast Ziddy! Aber Ziddy hat jetzt Siana, was machst du dann? Du tust nach außen immer so, als wären dir alle egal, aber ich weiß, dass dir nicht alle egal sind! Du hast nur Angst, dich jemandem zu öffnen, weil du denkst, du würdest verletzt werden!...“ Er lachte bitter und schielte sie an. „Ja, und wie man bei der Geschichte mit dir sieht, habe ich ein gutes Recht dazu, oder?“ Jetzt sah sie ihn groß an. „Ich möchte dich niemals wieder verletzen,“ flüsterte sie, „Auch, wenn du so eine harte Schale hast, ich weiß... dass du einen ganz weichen Kern hast. Das ist ein Gefühl, Zenta... wenn ich dich ansehe, sehe ich dieses Misstrauen gegenüber allen Menschen... sehe ich diese Furcht davor, wieder-... verletzt zu werden... und ich habe mit der blöden Wette diesen weichen Kern getroffen und verwundet...“ Je länger sie redete, desto ungläubiger sah er sie an. War das echt die Nadaiya, die er kannte? Seit wann besaß sie eine so gute Menschenkenntnis? Seit wann konnte sie sehen, was er fühlte? Er fühlte sich plötzlich ausgeliefert und wich deswegen zurück. „B-bleib mir vom Leib!“ keuchte er, „Ich – fühl‘ mich gerade etwas bloßgestellt, klar?!“ Sie nickte. „Ich weiß-...“ „Lass es!“ keuchte er, sie anstarrend, „Sich jemandem zu öffnen, macht mich schwach!! Ich habe gemerkt, dass du meine Schwäche warst, und ich bin gnadenlos eingesunken, als du mit der Wahrheit rausgerückt bist! Deshalb werde ich mich niemals wieder einem Menschen öffnen!“ „Du irrst dich!“ meinte sie energisch, „Sich anderen zu öffnen, kann einen auch stark machen! Diese Gefühle... Zuneigung und Liebe können einen auch stärken! Du musst es nur zulassen... du musst zulassen, dass dich jemand liebt... das gibt dir auch eine Form von Stärke, ehrlich!“ Verdutzt blickte er sie an, während sie näherkam und dann genau vor ihm hockte. „Was redest du für Unsinn?“ fragte er, zu seiner eigenen Überraschung sanfter, als er vorgehabt hatte, „Das sind Märchen, die du erzählst.“ „Darf ich dir zeigen, was ich meine?“ fragte sie, „Darf ich versuchen, es dir zu beweisen?“ Zenta blickte sie immer entsetzter an, sagte aber nichts. Auch nicht, als sie sich ihm weiter näherte und langsam die Augen schloss. Es war mehr instinktiv, dass er seine Augen auch schloss und es tatsächlich zuließ, dass sie ihn zärtlich auf den Mund küsste. Überrascht öffnete er den Mund etwas und gewährte ihrer Zunge den Eintritt. Dieser Kuss unterschied sich von allen anderen. Er war viel sanfter und zärtlicher. Und er spürte statt der üblichen Mordlust, die er sonst beim Küssen gespürt hatte, etwas Warmes in sich aufsteigen, als ihre Zungen sich berührten. War das die Liebe? Von ihr ging, anders als sonst, keinerlei Lüsternheit aus, sie war einfach nur zärtlich zu ihm und hob vorsichtig die Hand, um seine Wange zu berühren. Er gab nach und erwiederte ihren Kuss. Den ersten Kuss, den sie teilten, ohne dass er ein Messer an ihre Kehle hielt... ______________________ XDDD wow, was ist DAS?!! XDD ein freundlicher Zenta??! XDDD Kapitel 71: Üben macht den Meister ---------------------------------- „Hey, du Dödel, steh endlich auf, wir müssen weiter nach Lili!!!“ rief Tiras am nächsten Morgen gereizt und zog Vento im Kreis hinter sich her. „Ich hab aber keine Lust!...“ maulte Vento und klammerte sich an seiner Decke fest, während er gezogen wurde. Tiras ließ ihn los und fuhr sich genervt durch die Haare. „Du bist mir einer, komm, steh auf, sonst geh ich allein!“ „Wie böse...“ murrte Vento und fing unter der Decke an zu gackern. Tiras sah ihn schräg an. „Was ist denn jetzt los??“ Vento richtete sich auf und grinste. „Dann muss ich wenigstens nicht immer mit dir in ein Zimmer!“ „Als ob mich das kitzeln würde, steh auf, oder ich mach dir Beine!“ „Nö,“ sagte Vento dreist, und Tiras verpasste ihm einen heftigen Tritt in den Hintern, sodass Vento vorne über stürzte und der Länge nach auf die Nase fiel. „Autsch!“ „Das kommt davon.“ „Mann, bist du gemein,“ grummelte Vento, kletterte lustlos auf Tojo und spuckte aus, „Du Ekel, ich hab Sand im Mund!!“ „Warum bin ich denn dann eklig, schließlich hast du den Sand doch gegessen! Mann, bist du eklig!“ scherzte Tiras und gab Yanko die Sporen. Vento schaute recht angesäuert drein, gab Tojo schließlich auch die Sporen und setzte Tiras nach. Auch die anderen waren alle aufgestanden und hatten sich auf den Weg nach Lili gemacht. „Oh mann, ist das langweilig!“ gab Lili zu hören, während sie neben Liona herritt. „Sag nicht sowas,“ sagte Liona scharf, „Hoffentlich ist den anderen nichts passiert...“ „Ja...“ stimmte Lili ihr beklommen zu, dann sah sie nach vorn: „Hey! Was ist das da vorne? Ich sehe Häuser!“ Liona strahlte. „Das ist Lili, Lili!“ rief sie begeistert, „Wir sind gleich da!“ Die zwei galoppierten los, und nach etwa zehn Minuten waren sie in Lili angekommen. Jetzt gingen sie wieder langsamer, da sie nach den anderen Ausschau hielten. „Die müssen hier irgendwo... hey!! OSEA UND CORAN!!“ rief Lili dann und deutete nach vorn. Im selben Moment entdeckten Osea und Coran auch die zwei und fingen an, wie bescheuert zu winken. „Liona! Lili!! Wie geht es euch??!“ fragte Osea glücklich, als sie die beiden erreichten. „Uns gut, euch, wie man sieht, auch!“ sagte Liona lachend, „Zum Glück, ich habe mir echt Sorgen um euch gemacht! – Sind von den anderen noch keine da?“ Die beiden Kleinen sahen sich um. „Bis jetzt haben wir keinen gefunden,“ antwortete Coran unverblümt, „Wir haben schon gedacht, die kommen zur anderen Seite rein!“ „Wie denn, da müssten sie ja um die Stadt herumlaufen!“ meinte Lili lachend, bevor sie eine Stimme unterbrach: „HEIHOYAAA!!“ „Ziddy!“ rieten die vier anderen, als auch schon Zitan und Siana um die Ecke getrabt kamen. „Haben wir euch gefunden!“ rief Zitan stolz, „Und das bei meinem Orientierungssinn!“ „Erstaunlich, Zid!!“ hörten sie eine Stimme hinter sich, und als alle sich umdrehten, sahen sie Tiras und Vento auch dazukommen. „Da sind wir!“ „Tiras, Vento!“ freute sich Osea, „Oh, und der Rest??“ Alle sahen sich um. Zenta, Zantis, Nadaiya und Lani fehlten noch. Zitan kratzte sich am Kinn. „Das ist aber ungewöhnlich für Zenta, er ist immerhin der Einzige, der den Weg hierher kannte! Wo steckt er denn?“ „D-denen wird ja wohl nichts passiert sein??!“ keuchte Siana und sah sich hektisch um, und Vento grunzte. „Ausgerechnet Zenta??“ „Hast du was gesagt... Vento?“ Vento fuhr ob dieser plötzlichen vertrauten Stimme direkt neben sich schreiend herum und stürzte vor Schreck von Tojo. „WAAHH!!! – Z-Zenta!!! M-musst du dich so anschleichen?!“ meckerte er, und Zenta, hinter dem auch Nadaiya auftauchte, sah die anderen kurz kalt an. „Was glotzt ihr so, sind wir zu spät? Melta und Yima sind doch auch noch nicht da.“ Zitan blinzelte. „Ähhm-... n-nein...“ machte er sichtlich verwirrt, „Also – alles okay bei euch beiden, Zenta, Nadaiya?“ „Wieso braucht Sir Kartenfetischist denn so lange, um herzufinden??“ fragte Vento grummelnd, der sich wieder auf sein schwarzes Kizaya zog, und Zenta würdigte ihn nicht eines Blickes. „Was geht dich das an?“ fragte er völlig cool und ging an ihm vorbei ein Stück von der Gruppe weg. Nadaiya lachte blöd. „War ´ne lange Nacht, wir haben ausgeschlafen!“ erklärte sie ehrlich, und alle sahen sie schweigend an. Nadaiya sah in acht perplexe Gesichter. „Was ist?!“ fragte sie kichernd, „Glaubt ihr mir nicht?“ „Du hast... – i-ihr habt doch nicht etwa-...??! M-mitten im Wald??!“ keuchte Vento entsetzt und starrte Zenta an, „Zenta!! H-ha-hast du sie flachgelegt??!“ „Für wie oberflächlich hältst du mich eigentlich?“ stöhnte jener und sah Vento kurz kaltblütig an, „Glaubst du ernsthaft, ich wäre eine Dumpfbacke, die nichts als Sex im Kopf hat?!“ Zitan seufzte erleichtert – er wusste, dass sie es nicht getan hatten. Nicht, dass er ein Problem damit gehabt hätte – aber wenn die anderen das so erfuhren, würde Zenta sich womöglich bis an sein Lebensende Ventos Gegacker anhören müssen. „Yo, aber wir haben uns vertragen!“ strahlte Nadaiya und wedelte mit den Händen in der Luft herum, „Wir mögen uns jetzt!“ Alle starrten sie an, ausgenommen Zenta. „Waaaaas??!“ schrien Vento und Zitan im Chor, und Osea strahlte: „Jaaa!! Mama und Papa mögen sich!!“ „Heh,“ machte Zenta dann eiskalt, und alle verstummten und drehten sich zu ihm um, während er allen den Rücken zukehrte. „Ich habe gesagt, ich akzeptiere dich, Nadaiya,“ meinte er kühl, „Ich hab nicht gesagt, dass ich dich mag!“ Ihr klappte halbwegs der Unterkiefer runter. „W-wa-...?! A-aber, Zenta-...!! Das gestern-...??!“ Sie dachte schmollend an die vergangene Nacht, als sie sich geküsst und zärtlich berührt hatten – sie konnte sich nicht erinnern, jemals mit jemandem so zärtlich gewesen zu sein wie in dieser Nacht. Das war nicht die Lust gewesen, die sie kannte, sondern eine liebevolle, sanfte Zärtlichkeit... „Huh,“ machte er wieder und drehte jetzt halb den Kopf, um sie aus dem Augenwinkel zu fixieren, „Was du gestern gesagt hast, hat mich beeindruckt! Du hast mich positiv überrascht, das kommt selten vor...“ Sie sah ihn groß an, und alle anderen waren verwirrt. Zitan fragte sich, was Nadaiya großartiges gesagt haben konnte, dass sie Zenta beeindruckt hatte. Es musste ja etwas wahrlich außergewöhnliches gewesen sein. Was... würde den denn beeindrucken? fragte er sich grübelnd, bis er eine Braue hochzog. Tiefgründigkeit? „Wo zum Geier bleiben Zantis und Lani??!“ fragte Coran dann, und jetzt vergaßen alle das Thema Zenta und Nadaiya und wendeten sich ihm zu. „Ich weiß ni-...“ fing Tiras an, da ertönte von vorne lautes Kreischen: „DA SIND SIE!! Es ist die richtige Stadt, Zantis!!! Yeeeaahh!!“ Alle drehten sich um, als Zantis und Lani zur Verwunderung aller nicht von draußen durch das Tor, sondern aus der Stadtmitte zu ihnen herüberkamen. „Nanu!“ machte Liona, „Wo kommt ihr denn her??! – Seid ihr etwa schon die ganze Zeit hier gewesen??“ Die zwei kamen an und sahen erstmal fröhlich in die Runde. Zantis schnaubte. „Ihr seid am falschen Eingang!!“ rief er entrüstet, „Wir sind von da durch die ganze Stadt gelatscht, um euch zu finden!!“ Alle sahen ihn an. „Dann wart ihr am falschen Eingang, du Idiot,“ gab Zenta nüchtern zu hören, „Sag mir jetzt bitte nicht, dass ihr von Norden reingekommen seid!“ „Woher soll ich wissen, wo Norden ist?!“ fragte Zantis, und Zitan lachte blöd. „Da!“ meinte er und zeigte in die Richtung, aus der Zantis und Lani gekommen waren. Alle schwiegen eine Weile. „Ihr seid echt hoffnungslose Deppen,“ stöhnte Zenta, „Ihr seid nicht allen Ernstes um die ganze Stadt rumgelaufen, von Norden rein und dann durch die ganze Stadt bis hierher zum Südtor spaziert??!!“ Zantis und Lani sahen sich an. „Naja, da war immer so eine große Mauer neben uns, an der sind wir entlanggegangen, bis wir ein Tor gefunden haben,“ meinte Lani, und Zenta kippte rückwärts von Jali und stürzte zu Boden. Tiras und Liona fassten sich stöhnend an die Köpfe, und auch Zitan und Lili seufzten bloß. „Oookay, da ja alle wohlauf und wieder da sind... was machen wir jetzt??!“ fragte Zitan dann, und während Zenta sich wieder auf Jali zog und auch die anderen wieder auf ernst schalteten, sah er in die Runde. Tiras seufzte. „Nun, es ist schon nachmittag. Ich würde heute hier bleiben, bis zur nächsten Stadt kommen wir eh‘ nicht mehr!“ „Genau, wurscht!“ machte Zitan, „Morgen brechen wir auf nach Taroni!“ Er schickte sich zum Gehen, und alle starrten ihn an. „Wie jetzt, Tanri liegt viel näher dran,“ sagte Zenta, dann zeigte er auf Zitan: „Seit wann weißt du denn, wo Tarioni ist??!!“ „Ich habe geübt!“ strahlte Zitan, „Tarioni ist zwar weiter weg als Tanri, aber gerade das ist doch gut! Kindarn wird denken, wir gehen nach Tanri, und wir sind so gerissen und gehen nach Tarioni! Haha!!“ Alle schwiegen. „Auch den Trick wird er langsam geschnallt haben, oder?“ fragte Siana misstrauisch. „Was viel wichtiger ist, ist, dass wir endlich mal anfangen, zu üben!“ meinte Liona, „Ab morgen gibt’s Linni-Spezial-Hardcore-Zaubertraining!!“ Sie zeigte drohend auf Lili und Zitan, „Ihr werdet gnadenlos trainiert, so! – Naja, ich ja auch. Und wehe, ihr jammert!!“ Zitan lachte, und auch Lili grinste. „Oh, gute Idee! Wir latschen ohnehin so lange auf Grandinasira herum, bis wir perfekt sind!“ Zenta fasste sich an den Kopf. „Bei eurem Tempo kann das ja dauern! Zid, was kannst du eigentlich, außer Rubin und Saphir?!“ Zitan schmollte. „W-wieso machst du mich gleich so runter?“ „Zenta sollte euch trainieren, dann geht’s schneller,“ meinte Nadaiya, „Drillen kann er sicher gut!“ „Suchen wir endlich ein Hotel...“ So gingen die zwölf ins nächste Hotel und bestellten sich zwei Sechserzimmer. „Ab ins Bett, mann, ich bin todmüde!“ stöhnte Zitan, während sie sich schnatternd auf ihre zwei Zimmer verteilten. Plötzlich packte Zenta Osea am Arm und hielt sie fest, und etwas ängstlich starrte sie ihn an. „W-was-...??“ „Ich muss dich kurz sprechen,“ erklärte er, und als Nadaiya, die auf Osea wartete, ihn schon verdutzt ansah, stöhnte er: „Verschwinde, Nadaiya!! Sie kommt gleich nach!!“ Die Blonde grinste bloß und ging ins Zimmer, bevor Zenta sich zu dem kleinen Mädchen auf den Boden hockte. Aus seiner Tasche kramte er ein kleines Messer und hielt es Osea hin. „Ich wollte mich für mein Gebrüll von neulich in Töryi entschuldigen!“ sagte er ernst, „Ich hab's nicht so gemeint. – Hier, für dich! Ich hab mir in Léoni, als ihr alle Weihnachten gefeiert habt, einen Stapel neue Messer besorgt, und wenn ich dir das nächste mal dumm komme...“ Er grinste plötzlich, „...nimmst du das Messer und geigst mir die Meinung!“ Sie nahm die Waffe staunend und sah ihn mit leuchtenden Augen an. „I-ist das echt für mich??!“ freute sie sich, „Boah, danke, Zenta! Das ist wirklich...!“ Sie fiel ihm um den Hals, und er hustete los. „Danke! Ich hab dich lieb.“ „La-lass mich gefälligst los!!“ hustete er und schob sie von sich weg. Sie nahm das Messer, ließ ihn los und ging auf ihr Zimmer zu, als er sich wieder aufrichtete. „Aber sag mal...“ fing sie dann schelmisch grinsend an, „Seid... du und Nadaiya jetzt ein Liebespaar?“ Er stutzte und sah sie verblüfft an. „Was?? Wer hat das denn behauptet??“ „Seid ihr??!“ hakte das Kind nach und grinste unschuldig. „Nadaiya hat dich ganz doll lieb, das hat sie mir erzählt!“ Er blinzelte und wurde aus unerfindlichen Gründen rot. Ganz doll lieb also, heh? Großartig... „Also...“ fing er an, dann zuckte er mit der Augenbraue. „Sag ihr, sie nervt mich!“ Damit verschwand er ins Zimmer, und Osea drehte sich um, um auch zu gehen, da stand ihr Nadaiya im Weg. „Er hat gesagt, ich soll dir sagen, dass du nervst!“ sagte Osea zu ihr, und Nadaiya grinste. „Oh, gut! Das bedeutet in seiner Sprache, dass er mich liebt!“ Am nächsten Tag brachen sie auf nach Tarioni. Sie ritten den Tag über direkt nach Osten, am Abend schlugen sie ihr Lager mitten auf einer Wiese auf. Tiras kochte wie immer das Essen. „Was ist denn aus dem Linni-Spezial-Hardcore-Zaubertraining geworden??“ fragte Zantis irgendwann, und alle sahen Liona an. „Ihr wolltet doch üben!“ Die Türkishaarige nickte. „Yo!“ rief sie und erhob sich, „Jetzt ist eine gute Zeit dafür! Zid, Lili, auf, wir üben Zaubern!“ Die zwei standen auch auf, während der Rest sie neugierig beobachtete, sogar Tiras sah von seinem Kochtopf auf. „Was sollen wir üben?“ fragte Lili perplex. Liona sah in den Himmel. „Wir alle drei können die gesamte Weißmagie und sämtliche Elementarzauber rauf und runterzaubern! Das müssen wir ganz bestimmt nicht mehr üben. Die Grundzüge hat auch jeder kapiert – was gegen was effektiv ist. Von uns dreien hat jeder seine Stärke und seine Schwäche, es gilt, die Schwächen und Stärken so ins Gleichgewicht zu setzen, dass nichts einem etwas anhaben kann!“ Alle sahen sie an. „Wie jetzt?“ fragte Zitan verdutzt. Zenta stöhnte. „Du und Lili, ihr seid Schützlinge der Kyana,“ erklärte er, „Einer Wassergöttin! Das heißt, eure Wasserzauber, also Aqua, Tsunami und so, sind eure stärksten Waffen! – Und Eis ist gegen Wasser effektiv, also sind Eisra, Topas und Saphir eure Schwächen und am schwersten zu lernen – erstaunlich, dass Ziddys zweiter S-Zauber gleich Saphir war!“ Zitan sah seinen Freund groß an. „Okay, verstanden! Was, äh, heißt das jetzt, Liona? Sollen wir jetzt extrem Eis üben, oder wie?“ „Du sollst die Stärken deiner Wasser- und Eiszauber ins Gleichgewicht bringen,“ antwortete Liona, „Ich meinerseits bin Schützling eines Dunkelgottes, nämlich Chinons! Natürlich werden die Dunkelzauber bei mir am stärksten sein – aber in der sterblichen Magie gibt es keine wirklichen Dunkelzauber außer Todesklinge, deshalb werden es bei mir alle unelementaren Zauber sein, Neutralzauber, Psychozauber, Messerzauber... ich bin da elementar unabhängig, im Gegensatz zu euch!“ Zitan seufzte. „Okay...“ „Also!“ Die Türkishaarige sprang auf, brach einen Ast von einem Busch ab und warf ihn auf Zitan zu. „Los, ich will die größte Tsunami deines Lebens sehen, und gleich darauf den größten Topas der Welt!! – Lösch den Ast, Zid! – FURIA!!“ Der fliegende Ast ging sofort in Flammen auf, und Zitan reagierte sofort und sprang hoch: „TSUNAMI!!“ Die Flutwelle aus seinen Händen löschte das Feuer, und gleich hinterher brüllte er: „TOPAS!!!“ Der Ast wurde eingefroren und landete klirrend auf dem Boden. Liona nickte. „Nicht übel, deine Reaktion war gut!“ „Aber die Magie war saumäßig,“ gab Zenta zu hören, und alle fuhren herum. „Was??!“ rief Lani, „Was weißt du denn, du bist kein Magier!!“ „Ziddy kann das... tausend mal besser!“ schnappte Zenta und sah Zitan böse an, „Gib dir mehr Mühe! Für einen Wasser-Schützling war diese Tsunami unter aller Sau!“ Zitan starrte ihn entsetzt an. „A-aber-...??!“ „Kein aber!!“ rief Zenta streng, „Los, gib dir Mühe!!! Vergiss nicht, du bist eins mit dem Wasser, wenn du zauberst!! LOS JETZT!!“ Gehorsam kreuzte Zitan die Arme erneut und schloss die Augen. Wasser, Wasser... ich bin eins mit dem Wasser...!! Kyana!! Der Stein an seiner Kette begann, zu glühen, und als mit einem Krachen das blaue Licht um ihn herum aufleuchtete und er die Augen öffnete, die ebenfalls leuchteten, fuhr Liona zurück. „WAAHH??!“ schrie sie, „D-das ist-...??!!“ „TSUNAMIIIII!!!“ brüllte Zitan in dem Moment und riss die Arme hoch, und mit einem lauten Grollen überflutete die riesige Flutwelle die halbe Wiese – zum Glück hatte Zitan den anderen den Rücken gekehrt, deshalb traf das Wasser das Lager nicht. Lili taumelte beim Anblick der gewaltigen Wassermassen, und auch Liona war schwer beeindruckt. „Und das macht der von null auf hundert!“ keuchte sie. Zenta stand auf, als das Wasser im Boden versickerte und Zitan ihn wieder ansah. „Besser??!“ Sein Freund grübelte etwas. „Ja,“ meinte er dann, „Das war die Tsunami, die der Wassergöttin Kyanas würdig ist!“ „Jetzt Topas!“ ordnete Liona an, „Ich will von euch beiden den besten Topas sehen, den ihr hinbekommt!! Und dieses mal gebt ihr euch gleich beim ersten mal die Mühe, die Ziddy sich gerade eben gegeben hat!“ Sie zauberten beide Topas. Zitans Topas wurde um einiges besser als Lilis, aber Liona und Zenta hatten nichts anderes erwartet. „Der Trick ist, ihr müsst beide jedes mal, wenn ihr zaubert, fest entschlossen sein, euch selbst zu übertreffen!“ riet Zenta den beiden, „Nehmt euch vor jedem einzelnen Zauber vor, den letzten Zauber um Meilen zurückzulassen! Elementarzauber sind leichter als der Rest! Ihr könnt euch in eine Verbindung mit dem Element hineindenken, so, wie Zid eben eins mit dem Wasser sein sollte!“ „Genau,“ bestätigte Liona und drehte den Kopf, „Wir üben heute Nacht die Palette durch!! Alle vier Hauptelemente werdet ihr voll und ganz im Gleichgewicht beherrschen, und zwar die Blaumagie durch, klar soweit??!“ Die beiden Saris schluckten. „Also... Turmalin, Topas, Tsunami und Chrysoberyll durch?!“ fragte Lili, die inzwischen wenigstens alle Zauber beim Namen nennen konnte. „Genau, und weil’s so Spaß macht, nehmen wir Lava gleich mit! Lava ist zwar genau wie Turmalin ein Feuerzauber und echt leicht, aber er ist doch von der Konsistenz her anders. – Also, Turmalin!! Denkt dran, ihr seid das Feuer!!“ Zitan und Lili konzentrierten sich gleichzeitig und schlossen die Augen. Zitan spürte, wie die Energie durch seinen Körper in seine Hände strömte und wie der Stein erneut zu glühen begann, als er die Augen öffnete und die Arme hochnahm. „Ihr seid das Feuer!“ „TURMALIN!!!!!“ schrie er mit Lili beinahe synchron, und zwei gigantische Feuerbälle flogen in die Luft, wo sie nach einer Weile mit einem lauten Krachen und Blitzen explodierten. Lili und Zitan wurden von der Druckwelle umgeworfen, und Liona war zufrieden mit ihren Schülern. „Ein schöner Turmalin!“ lobte sie, „Oder, Zenta??!“ Zenta nickte zu Lionas Beruhigung – sie war ohnehin überrascht, dass er, obwohl er nichtmal Magier war, mindestens doppelt so streng war wie sie bei dem Training. Liona kratzte sich am Kopf. „Wir sollten es auf Zenta-Spezial-Hardcore-Zaubertraining umtaufen!“ Als alle mitten in der Nacht völlig erschöpft schlafen gingen – vor allem Zitan und Lili – hatten sie die Hauptelemente so gut im Griff, dass sie sie förmlich aus dem kleinen Finger schütteln konnten. Das Prinzip des Eins seins mit dem Element hatten sie jetzt zumindest in den Händen... Zitan wurde am nächsten Morgen von Lionas energischem Rufen geweckt. „Looos, auf!! Wir müssen weiter üben!! Komm schon, hoch mit dir, Ziddy!!“ Zitan stöhnte und vergrub sich unter der Decke. „Ich hab überall Muskelkater, ich will heute nicht...!“ maulte er, und Liona verschränkte die Arme. „Mann, du musst die Welt retten, scheiss auf den Muskelkater!“ „Danke für den Hinweis...“ stöhnte der Blonde, als Liona ihm schon die Decke wegzog, und widerwillig rappelte er sich dann doch hoch und schwang sich auf Kasera. „Ab nach Tarioni, los... – üben wir da??“ „Das hättest du wohl gerne! Wir üben den ganzen Weg!“ erklärte ihm Liona, und Zitan stöhnte nur noch lustloser. „I-ich kann die Elemente aber jetzt...!“ „Glaubst du, das war's?“ wunderte sich Zenta, „Du musst noch einiges mehr können als Turmalin und Tsunami, mein Guter!!“ Die Gruppe setzte sich in Bewegung, und zu Zitans und Lilis Leidwesen fingen Liona und Zenta auch sofort wieder an, sie zu drillen. „Weil ihr jetzt die Hauptelemente draufhabt, kommt jetzt der Rest!“ sagte Liona, „Erstmal werdet ihr zum Aufwärmen genau dasselbe machen wie gestern! Na los, von jedem Element will ich zehn Höchstformen sehen, los doch! Turmalin, Topas, zack! – Danach gibt’s Psychokinese bis zum Abwinken!“ „Es ist besser, wenn wir uns, weil die Zeit drängt, auf wenige Zauber beschränken, aber ihr alle die dafür um so besser könnt!“ meinte Zenta, „Ziddy muss noch einiges mehr als M-Zauber draufhaben!“ Das Höllentraining begann von vorne. Die anderen indessen sahen dem Treiben etwas skeptisch zu. „Die massakrieren Zid und Lili ja!“ sagte Siana traurig, „Bald brechen die zusammen vor Erschöpfung!!“ „PSYCHOKINESE!!!“ brüllten Lili und Zitan im Chor, und die anderen acht zuckten zusammen ob der gewaltigen Zauberkräfte. „Üben müssen sie so oder so!“ meinte Lani zu Siana, „Ob sie nun alles auf einmal machen oder auf zwei Tage verteilt, ist letzten Endes doch Jacke wie Hose!“ Siana sah deprimiert zu Zitan herüber, der aussah, als würde er jeden Moment umfallen. „Mein Ziddy...“ „Hey!“ fiel Coran dann ein, „Wieso trainiert Liona eigentlich nicht?! Die ist doch auch Magierin?!“ Auf seine Worte wurden alle aufmerksam, auch Liona hatte es gehört. Sie grinste. „Keine Sorge, ich trainiere später auch!“ meinte sie, „Ich drück‘ mich schon nicht! Ich kann aber nicht gleichzeitig andere herumhetzen und selbst üben...“ „Keine Sorge, überlass das mir,“ meinte Zenta und schielte sie an, „Aus dir machen wir glatt eine Amazone, pass auf.“ Gegen Abend erreichten sie Tarioni. Sie wanderten zum nächsten Hotel und bestellten sich diesmal drei Viererzimmer, da es weder Sechserzimmer noch die ihnen allen verhassten Zweierzimmer gab. So teilten sie sich in drei Gruppen auf: Osea, Coran, Lani und Zantis verschwanden in das erste Zimmer, Liona, Lili, Siana und Nadaiya ins nächste, und die vier Jungs ins letzte. Zitan und Lili fielen sofort wie tot in die Betten. Liona hingegen war hellwach, und nachdem sie mitsamt Zenta aus dem Hotel verschwunden war, saßen Tiras und Vento allein bei dem schlafenden Zitan im Zimmer und spielten leise Karten. „Ob Zenta Liona jetzt auch noch flachlegt?“ grummelte Vento, und Tiras musste grinsen. „Auf was für Ideen du kommst...“ „Mich regt es gerade furchtbar auf, dass unser kleiner Psychopath Zenta zum Frauenschwarm mutiert...“ „Frauenschwarm??!“ gluckste Tiras, „Wer außer Nadaiya ist denn bitte hinter ihm her? Liona bestimmt nicht! Sie kennen sich bloß von früher und kommen deshalb gut miteinander klar!“ Vento grummelte bloß. „Du bist bloß neidisch, weil du kein Mädchen hast! Zenta und Nadaiya sind jetzt wohl zusammen, oder wie?“ Sein Gegenüber nickte beleidigt. „Nadaiya sagt das zumindest...“ Er legte eine Karte auf den Tisch und sah kurz zu Zitan herüber, der schlief. „Und Ziddy hat Siana... – ey – die Prinzessin von Sayamaina!! Frechheit, oder?“ Tiras musste wieder grinsen. „Ich finde, Zid und Siana sind ein gutes Paar! – Mach dir nichts draus, irgendwann kriegst du auch noch eine ab! Ich frage mich, wie Zenta mit Liona üben will – ich meine, zaubern kann er schonmal nicht-...“ Das Rätsel sollte wohl ungelöst bleiben, und am nächsten Tag hatte Tiras es schon wieder vergessen, als die Freunde aufstanden, frühstückten und sich berieten. „Wie soll's weitergehen?“ fragte Zitan völlig ausgeschlafen und mampfte munter vor sich hin, „Jetzt bin ich fit! Heihoya!!“ „Das ist gut!“ sagte Liona, die dafür weniger fit war, aber sich das nicht so anmerken ließ. „Zenta? Wohin??“ Zenta seufzte und überlegte kurz. „Tanri ist zu nahe dran. Von allen Städten, die wir hier noch nicht kennen, bleiben nur Tanri, Chisuani und Miyatoni übrig! Und Chisuani ist wiederum zu weit, die arme Prinzessin Siana wird sterben, wenn wir so viel draußen schlafen müssen!“ Letzteres galt mit sehr sarkastischer Betonung Siana, die ihn daraufhin wütend anstarrte. Zenta würdigte sie keines Blickes. „Also gehen wir nach Miyatoni. – Zid?“ „Baschda!“ mampfte er mit vollen Mund und nickte, obwohl er sich fragte, wo zum Geier Miyatoni liegen mochte. „Wir gehen, seit wir in Zasni angekommen sind, im ewigen Zickzack!“ stöhnte Zenta dann mit Blick auf seine Landkarte, „Mal hier rum, dann mal hier rum, und nach Norden, nach Osten, nach Süden, jaja! Also Zeit totgeschlagen haben wir auf alle Fälle.“ Alle sahen sich beklommen an. „Wo Kindarn wohl gerade steckt?“ fragte sich Osea, und Zenta zischte: „Nimm nie des Teufels Namen in den Mund, sonst kommt er und holt dich!“ warnte er sie, und sie fuhr eingeschüchtert zurück. Nadaiya gluckste und beugte sich zu ihm herüber, bevor sie ihm ins Ohr flüsterte: „Bist du nicht... der ‚Teufel‘? Hast du selbst behauptet...“ Er sah sie nicht an und nahm sich in aller Ruhe noch ein Brötchen. „Ja, ich komm dann auch und hole dich, Nadaiya!“ Der Weg nach Miyatoni war einigermaßen weit. Doch genau das freute Liona, genau wie das zunehmend gute Wetter. „Wir machen viele Pausen und trainieren da!“ sagte sie, „Den zweiten Schritt des Trainings können wir schlecht im Reiten machen!“ Alle sahen sie an. „Wie jetzt...?“ fragte Lili, und Liona grinste. „Ab jetzt werden wir gegeneinander kämpfen! So trainieren wir uns gleichzeitig gegenseitig! Wir sind vielleicht mit dem Üben alle gleich weit...“ Zitan sah sie an. „Ha-hast du die ganze Nacht durchgeübt??!“ „Yo!“ Sie hielt die Arme hoch in die Luft, „Sogar Zenta hat meine Messerklinge perfekt genannt! – Aber zum Aufwärmen für alle drei: Elementarzauber und Mega-Psychokinese!!“ „Ohh nein, nicht schon wieder!!“ Die erste Pause machten sie am Mittag an einem kleinen Bach. Jetzt waren auch die Nicht-Magier aufgeregt – ein Kampf zwischen den drei Mesumaniern? Das war spannend! „Wir können nur immer zu zweit!“ meinte Liona, „Sonst gibt es nur Chaos! Wer will anfangen?“ „Ich fange an!“ meldete Lili sich freiwillig und erhob sich. Atay, der auf ihrem Kopf gehockt hatte, krähte jetzt und flog auf Oseas Kopf, die kicherte. „Liona – lass uns gegeneinander kämpfen!“ Zitan seufzte. „Jaaa, Pause für mich!“ „Du kannst zugucken und lernen!“ mahnte Zenta, „Okay, ihr zwei, haut rein. Aber nicht in unsere Richtung...“ Liona und Lili stellten sich gegenüber voneinander auf, beide die Hände bereit zum Hochreißen und Zaubern. Zitan klatschte in die Hände. „Auf drei geht’s los!! – Eins – zwei – DREI!!“ „PSYCHOKINESE!!!“ schrien die Mädchen völlig synchron, und mit einem Krachen knallten die zwei Psychokinesen aufeinander und schmetterten beide Kämpferinnen nach hinten. Liona war schneller wieder auf den Beinen und riss die Hand gleich wieder hoch: „TOPAS!!“ „Kontra!!“ keuchte Lili gerade noch, bevor die Attacke sie erwischen konnte, und der Zauber sauste zurück zu Liona, die geschickt auswich und gleich wieder draufhaute: „MESSERKLINGE!!“ „Wuaaahhh!!“ schrie Lili, als die Messerklinge sie traf und ihre Arme zerschnitt, die sie schützend vor ihr Gesicht gehalten hatte. „L-Lili!!“ rief Zitan, dann starrte er Liona an. Woah!! S-sie ist ihr ja haushoch überlegen!! Was zum Geier hat die denn trainiert?! „L-Liona, nicht so doll!!“ keuchte Tiras, doch Lili ließ das auch nicht länger auf sich sitzen. Sie riss den Arm hoch und ließ im Nu einen Wasserstrudel darin entstehen, den sie auf Liona schleuderte: „TSUNAMI!!!!!“ „Heh – so einfach?“ fragte Liona grinsend, „TOPAS!!“ Der Strudel wurde mitten im Flug eingefroren und endete als merkwürdige Eisstatue mitten auf der Wiese. „Moderne Kunst!“ sagte Zantis beeindruckt. „Kannst du auch was anderes als Topas?!“ fragte Lili lachend und sprang hoch, als Liona wieder zur Seite auswich. Beide kreuzten die Arme: „PSYCHOKINESEEEEE!!!!“ Ein lautes Donnern und Krachen schmetterte die Zauber aneinander und die Mädchen in hohem Bogen zurück auf die Erde. Lili überschlug sich, landete danach aber völlig sicher auf den Füßen, ebenso wie Liona, und sofort hatten beide die Arme wieder oben. „MESSERKLINGE!!“ „TURMALIN!!“ rief Lili entgegen, und ehe Lionas unsichtbares Messer sie treffen konnte, hatte der Feuerball den Zauber zerschmettert und zwang Liona erneut zum Ausweichen. „Sie ist echt gut...“ murmelte die Türkishaarige zufrieden, „Das Üben hat sich gelohnt...“ Sie rappelte sich hoch und zückte eine Hand in die Luft, bevor sie Lili angrinste. „Letzter Schlag?!“ „Ich bin bereit!!“ rief Lili und formte bereits eine Energiekugel. Göttin Kyana!! Hilf mir! Sowohl Lilis Kette als auch Lionas Halsband begannen zu glühen, als die Mädchen erneut die Augen öffneten und zum Sprung ansetzten. Und beide zugleich brüllten sie los. „MESSERKLINGE!!!“ „TSUNAMIII!!!!“ Während die Zauber sich trafen und sich gegenseitig mit ohrenbetäubendem Lärm zerschmetterten, landeten die beiden Mädchen genau voreinander, und im Nu hatten beide die ausgestreckte Hand an die Kehle der anderen gehalten. Stille. „Oh,“ machte Zitan, „Unentschieden!“ Liona und Lili ließen die Arme sinken und grinsten sich an, und Zenta nickte zufrieden. „Gleichzeitig. Netter Kampf, Linni, Lili! – Jetzt habt ihr die Reaktion drauf!“ Keuchend standen die zwei sich gegenüber und grinsten immer noch. „Gut gekämpft, Lili!“ meinte Liona, und Lili nickte. „Du aber auch.“ Die nächste Runde lautete Zitan gegen Lili. Und zu niemandes Überraschung hatte Zitan den Kampf ganz schnell für sich entschieden. Lili war zwar auch eine Sari – aber Zitan war unmittelbar verwandt mit Kasko Sari, dem mächtigsten Mann seiner Zeit. Außerdem war er älter... Die dritte Runde galt dann Zitan und Liona. Und für Zenta der interessanteste aller Kämpfe. Auch, wenn Zitan Kasko Saris Sohn war, war Liona doch ein Schützling des Todesgottes Chinon, einem der acht Hauptgötter der Mesumanier, während Kyana nur eine kleine Nebengöttin war. Und obwohl Liona gegen Lili unentschieden gekämpft hatte, hatte Zitan es mit ihr sehr viel schwerer als mit Lili. An ihrer Messerklinge scheiterte er drei mal hintereinander und sah danach aus, als hätte man ihn durch den Reißwolf gezogen. Zitan entschied, dass er Lionas wahnsinnig starker Messerklinge nichts entgegenzusetzen hatte, aber es kam noch besser – als er einmal auswich, sprang er dabei in den kleinen Bach neben dem Lager, und Liona war clever genug, den gesamten Bach mit Topas einzufrieren, so saß Zitan fest und konnte nicht mehr ausweichen – bei einem Versuch, einer Psychokinese auszuweichen, stürzte er auf den Hintern, lag dann da und kam garnicht mehr hoch. Doch einer weiteren Messerklinge entkam er, weil ihm einfiel, dass er mit dem Rückverwandlungszauber Opina den Bach wieder zu Wasser machen konnte, so kam er frei und nagelte Liona letztlich mit einer gigantischen Tsunami auf den Boden, und ehe sie wieder auf den Beinen war, hatte sie seine Hand an der Halsschlagader. „Gut...!“ grinste Zitan und sah auf die keuchende Liona unter sich herunter, „Der Kampf ist aus!“ Das Mädchen keuchte, grinste aber auch. „Jepp – du hast gewonnen, Zid!“ Als es dunkel wurde, rasteten sie, nachdem sie ihren Weg nach den Kämpfen noch fortgesetzt hatten, am Rande eines Wäldchens. Was sie nicht ahnten, war, dass noch jemand sein Lager in der Nähe aufgeschlagen hatte... Nachdem die drei Magier sofort tot in ihren Decken lagen und schliefen (nichtmal essen wollten sie mehr), beschäftigte sich der Rest noch eine Weile mit sich selbst, ehe auch die anderen schlafen gingen. Die Kizayas grasten am Waldrand. Nadaiya lag noch halb wach und drehte sich auf die andere Seite, als sie merkte, dass Zenta verschwunden war. Verwundert drehte sie den Kopf wieder. Nanu? Wo ist der denn hin??... Sie rappelte sich auf und suchte das Lager nach ihm ab – keine Spur. „Z-Zenta??!“ fragte sie verdattert und stand auf, „H-hallo??!!“ Alle anderen schnarchten vor sich hin, und als Nadaiya ratlos zum Waldrand stolperte, lief sie fast in Zenta hinein, der zwischen den Bäumen hervortrat. „Ey,“ sagte er kaltblütig, „Was machst du denn hier, spionierst du mir etwa nach??“ Sie sah ihn entsetzt an. „Da bist du!“ sagte sie leise, um niemanden zu wecken, „Ich dachte, du wärst entführt worden!“ Er sah sie völlig konfus an. „Das... meinst du doch nicht etwa ernst,“ sagte er dann, und Nadaiya zog eine Schnute. „Wo bist du gewesen??“ „Och, ich bin so rumgelaufen und habe ein paar Leute getötet,“ erzählte er unverblümt, und sie erbleichte und starrte ihn an. Er stöhnte. „Wie blöd bist du eigentlich?! Ich war pissen, nichts weiter!! Gibt’s jetzt jedes mal so’n Theater, wenn ich mal ´ne Minute weg bin? Du nervst mich, Nadaiya, lass mich endlich in Ruhe!“ Sie atmete erleichtert auf, weil er niemanden getötet hatte, dann huschte ein Grinsen über ihre Lippen. Verführerisch ließ sie ihre Hand über seine Brust gleiten und sah ihm dabei mit dem bestimmten Blick in die Augen. „Wo wir beide doch gerade als einzige wach sind... wollen wir nicht ein wenig... außer Hörweite gehen?“ Er schielte sie genervt an. „Du nervst mich,“ wiederholte er und wollte an ihr vorbeigehen, doch sie hielt ihn am Shirt fest und zog ihn wieder zu sich heran, leise kichernd. „Komm schon, du willst es doch auch,“ behauptete sie, und er verzog das Gesicht zu einer grimmigen Grimasse und ballte die Fäuste. „Bilde dir nicht ein, du wüsstest, was ich will!“ zischte er ärgerlich – aber je länger sie so an ihm zerrte und ihn angrinste, desto mehr Lust bekam er darauf, ihr die Kehle aufzuschneiden und Dinge zu tun, die sie schon öfter getan hatten... Um nicht den Eindruck zu erwecken, er ließe sich von ihr ziehen, riss er sich los und ging von selbst wieder in den Wald. Sie brauchte etwas, um ihn zu verstehen, bevor sie ihm folgte. „Zeentaaa...“ raunte sie grinsend und hängte sich an seinen Hals, als sie eine kleine Lichtung erreichten, und er drückte sie mit sanfter Gewalt von sich weg. „Nerv nicht!“ „Ich liebe dich...“ meinte sie unschuldig und legte ihm die Arme um den Hals, ihm in die Augen sehend, „Ich lasse dich – jetzt ganz bestimmt nicht mehr gehen!“ Er sah sie eine Weile völlig emotionslos an. Dann grinste er. „Du formulierst das... falsch,“ meinte er und ergriff ihre Handgelenke, bevor er mit einer Hand ihre beiden Arme festhielt und sich über sie beugte, sodass sie sich so weit zurücklehnen musste, dass sie fast umgefallen wäre. „Wenn hier jemand jemanden nicht gehen lässt... dann bin ich das. In Zukunft... bist du die Puppe. Und nicht mehr andersrum!“ Damit küsste er sie verlangend auf die Lippen. Sie gab sofort nach und erwiederte den heftigen Kuss, die Arme, die er jetzt losließ, wieder um seinen Hals legend. Sie stöhnte leise in den Kuss hinein, als ihre Zungen einen weiteren Kampf begannen und aus ihrem Mundwinkel ein wenig Speichel rann, der auf ihre Brust tropfte. „Z-Zenta...!“ stöhnte sie, als er von ihr abließ und sie überlegen ansah, „Ja... ich bin dein!“ Er küsste sie darauf nochmal, noch ein wenig heftiger als zuvor. Mit einem sanften Tritt, der ihr aber nicht wehtat, zwang er sie in die Knie und folgte ihr auf den Boden, bis sie lag und er sich auf allen vieren über sie beugte, sie weiterhin küssend. Gleichzeitig zog sie an seinem Shirt und er an ihrer Bluse, und erst, als sie vorhatte, ihm sein Shirt über den Kopf zu ziehen, löste sie sich mit einem erregten Keuchen von seinen Lippen. „Ohh ja...!“ stöhnte sie, „H-hör nicht auf, Zenta...“ „Du stöhnst wie ´ne Hure,“ brummte er dunkel, „Das... nervt!“ Sie blinzelte, als er sich, jetzt ohne Shirt, rasch wieder über sie beugte, sie sanft in den Hals biss und begann, an dem Fleisch zu lutschen und zu saugen. Zuerst bemühte sie sich, um ihm den Gefallen zu tun, nicht zu stöhnen. Aber seine Zunge an ihrem Hals und wie er sie berührte erregte sie dermaßen, dass sie bald nicht mehr anders konnte, als erregt zu keuchen. Seine Hände öffneten ihre Bluse, und sie bewegte sich unter ihm, die Hände wieder und wieder über seinen völlig durchtrainierten, nackten Oberkörper gleiten lassend. Sie wurden von einem Rascheln im Gebüsch gestört. Nadaiya war so in die Tätigkeiten versunken, dass sie nichts hörte, aber Zenta merkte es schon, bevor es überhaupt da war, und er fuhr auf und schmetterte ein Messer in besagten Busch: „Wer ist da??!“ „I-ich bin's bloß!!“ hörten sie eine Stimme aus dem Busch, und jetzt schrak auch Nadaiya hoch und quiekte, als Siana aus dem Busch gestolpert kam – und erstmal innehielt bei dem Anblick der am Boden liegenden Nadaiya mit offener Bluse und des oben ohne über ihr hockenden Zentas. Sie lief augenblicklich knallrot an und keuchte. „W-was zum-...??!! Oh mein Gott, h-hab ich euch etwa-...??!“ „Was ist los, Siana?!“ unterbrach Zenta sie todernst und stand auf, sein Shirt wieder anziehend, und sie keuchte und umklammerte ihren Bogen, den sie dabei hatte. „Kindarn!!“ flüsterte sie, „I-ich hab sein Lager gesehen, nicht weit von hier!! W-wir müssen sofort die anderen wecken und verschwinden!“ „Was?!“ zischte Nadaiya entsetzt, knöpfte ihre Bluse schnell zu und stand auch auf. Zenta nahm Siana an der Schulter und schob sie schon zurück zum Lager. „Sehr gut reagiert, Prinzessin,“ lobte er sie ehrlich, „Du überraschst mich!“ Dann zog er ein halbes Dutzend Messer und folgte Siana mit Nadaiya im Schlepptau zum Lager. „Halt, wartet!!!“ zischte Siana plötzlich, und alle blieben stehen. „Hm?... Oh nein, da ist Kindarn ja schon!!!“ hauchte Nadaiya entsetzt, und sie alle drei blieben im Schutz der Dunkelheit im Gebüsch und starrten auf ihr Lager. Kindarn und zwei Soldaten schlichen auf dem Lager herum. Sie waren ganz still. Völlig konfus beobachtete Zenta die drei Männer, die um die schlafenden anderen herumschlichen. „Was tut der denn da??!“ zischte Nadaiya verwirrt. „Wenn ich das wüsste...“ murmelte Zenta und zückte seine Messer – da hörten sie Kindarn sprechen: „Los, du!! Mach zu, aber dalli! Schnellstens weg von hier, das sind nicht alle! Prinzessin Siana ist weg...!“ Die drei sahen, wie sich einer der Soldaten herunterbeugte und etwas herumhantierte. „Und wie,“ sagte Siana schnippisch, ohne dass sie jemand hörte. Dann fuhr Kindarn so plötzlich zurück, dass die drei ebenfalls hochfuhren. „Scheisse!! Sieh zu, weg!! – Mister Yason ist auch nicht da, und wenn ausgerechnet der spitz kriegt-...!“ „Schon passiert!“ rief Zenta und warf seine Messer, und ehe Kindarn sich versah, waren beide Soldaten röchelnd mit je zwei Messern in der Halsschlagader zu Boden gegangen und starben einen qualvollen Tod. Die drei sprangen aus dem Gebüsch, und Kindarn zog schnell sein Schwert. „Was??! Verdammt!! – Nichts wie weg!!“ rief er noch, als Zenta schon wieder ein Messer warf, „Psychokinese!!“ Und weg war er. Zentas Messer landete auf dem Boden. „Was zum-...??!“ rief Nadaiya, „Was hatte der denn vor?! Wieso hatte er es denn so eilig?!“ „Das würde mich aber jetzt auch mal interessieren!“ meinte Siana unwirsch und sah sich um. Außer den beiden Soldaten war niemand tot. Was hatte Kindarn dann angestellt? ___________________________ Ja XD große Frage XD wird sich bald aufklären XDD Ich liebe Zantis und Lani XD die sind einfach so megahohl um eine ganze Stadt rumzurennen und zum falschen Tor reinzulatschen XDDD Kapitel 72: Partyalarm! ----------------------- Am nächsten Tag packten sie wie gehabt ihre Sachen, um weiterzureiten – beim Packen fand Zitan auf dem Boden eine ominöse Trinkflasche. „Nanu nana!“ machte er und hob die kleine Flasche auf, „Wo kommt die denn her, die war doch gestern noch nicht da??“ „Wie??!“ fragte Siana entsetzt und starrte ihn an, und auch Zenta wurde jetzt hellhörig. „Was, eine Flasche??! Ist was drin, Zid??“ Zitan öffnete die Flasche ratlos und lugte hinein. „Nö... höchstens ein paar Tropfen! – Riecht seltsam...“ Er verzog das Gesicht, und Zantis blinzelte. „Uhh, ein Schnüffelstoff, zeig her!“ „Finger weg, du Amateur!“ schrie Zenta und rempelte Zantis zur Seite, bevor der die Flasche greifen konnte, und jener stürzte zu Boden. „Wuaah??!! S-seit wann kifft Zenta denn?!“ Zenta nahm Zitan die Flasche ab, sah ebenfalls hinein und roch daran. „Du Narr, doch nicht zum Kiffen! Die muss Kindarn gestern nacht hier verloren haben! Und so, wie es riecht, war da bestimmt kein Wasser drin!“ „W-wie, moment, Kindarn??!“ fragte Zantis, „Ha-hab ich was verpasst??!“ Auch die anderen sahen verdutzt drein. „Ja, er war gestern hier!“ erklärte Nadaiya, „Und hat irgendwas gemacht, mit zwei-...“ „WUUUAAAHHH!!!!“ kreischte Osea plötzlich, und alle fuhren herum. „D-da liegen zwei tote Männer am Boden!!“ „Sayamaina-Soldaten!“ keuchte Tiras und starrte auf die blutüberströmten Oberkörper der Kerle und die exakt sauberen Stichwunden in ihren Hälsen. „Zentas Messer...“ diagnostizierte er stirnrunzelnd, und Zitan sah Zenta und Nadaiya an. „Wie jetzt, Kindarn war hier, und ihr habt niemanden geweckt??!“ „Die Flasche nehme ich lieber mit...“ murmelte Zenta bei sich und steckte die Flasche ein, „Wer weiß, was das ist – jetzt weiß ich auch, was er gemacht hat! Er muss jemandem von uns den Inhalt eingeflößt haben! – Also an alle hier außer Lolita und Siana... wenn ihr euch komisch fühlt, sofort Bescheid sagen, vielleicht seid ihr alle vergiftet!“ „WAAS??!“ schrien alle im Chor und wurden blass. „Wo wart ihr denn in der Zeit?!“ fragte Lani Zenta misstrauisch, und Siana hustete. „Zenta und Nadaiya lagen im Wald halbnackt aufeinander!“ Alle sahen sie an, und Nadaiya streckte ihr die Zunge raus. „Peeetze!!“ Zenta warf der Prinzessin einen missbilligenden Blick zu, ohne ein Wort zu verlieren, obwohl ihn Vento, Zitan, Zantis, Coran, Tiras und auch Lani schelmisch angrinsten. „Aaaach was,“ machte Zantis betont langsam, „Unser Karten-Psychopath hatte also sein erstes Petting! Süüüß!!“ Im nächsten Moment flog ein Messer haarscharf an seiner Nase vorbei, und er fuhr zurück und plumpste zu Boden. „Wuah!!“ „Wer sagt denn, dass es mein erstes war?“ grinste Zenta ihn böse an, „Wer sagt dir denn... dass wir nicht längst andere Sachen gemacht haben, die dich nichts angehen, du vorwitziger Blondschopf??“ Alle starrten ihn an, und Zitan hielt es für das beste, die Initiative zu ergreifen, und sprang auf Kasera. „Wir achten alle auf komisches Befinden!“ versprach er Zenta, „Am besten gehen wir gleich weiter nach Miyatoni, da können wir zum Arzt gehen und uns untersuchen lassen!“ So zogen sie los. Liona beschloss, das Zaubertraining für den Tag ruhen zu lassen, allein wegen der möglichen Vergiftung. Unterwegs fiel Nadaiya noch etwas ganz anderes ein. „Wisst ihr waaaas??!“ schrie sie Zenta irgendwann ins Ohr, sodass dieser erstmal die Lippen zusammenkniff und sich schüttelte vor Schreck. „B-bist du bescheuert??!“ „Heute ist Silvester!!“ fuhr sie unbeirrt fort, und Zitan sah sie groß an. „Oh, ehrlich?-... – Na und?“ „Lasst uns feiern!!“ rief Nadaiya fröhlich, „Biiitte!!“ „Jaaaaa!!“ schrien Lani, Zantis und die Kleinen, auch Vento jubelte. Zenta stöhnte. „Wir sind doch neulich in Lesli gerade saufen gewesen!!“ empörte er sich, „Reicht einmal im Monat nicht?!“ „Hallo, alle feiern heute Silvester!“ „Kindarn auch, bestimmt!“ meinte Coran grinsend, „Ziddy, bitte!!“ „Wie Zenta bereits sagte...“ murmelte Zitan, „Kommt nicht in Frage!“ „Aber Zid!“ empörte sich Lani, „Was machen wir sonst in Miyatoni?! Rumhocken?! Da übernachten tun wir so oder so, da können wir doch auch saufen!“ „Ich sagte doch, wie Zenta sagte...!“ sagte Zitan, als Zenta ihm plötzlich in den Rücken fiel: „Hmmm, andererseits, ein kleines Schnäpschen könnte ich mal wieder vertragen bei dem Terror hier...“ „Z-Zenta...!!“ jammerte Zitan, „I-ist außer mir sonst noch wer dagegen??...“ Keiner meldete sich, nichtmal Siana, von der Zitan eigentlich Unterstützung erwartet hatte, oder Lili... Zitan stöhnte. „Na gut-... eigentlich-... yo, gute Idee!“ Er grinste, und jetzt änderte Zenta seine Meinung plötzlich wieder: „Du bist ein miserabler Anführer, du setzt dich nie durch!!“ polterte er los, „Gegen diese Rasselbande hier!!“ Er sah die Kleinen, Nadaiya, Lani, Vento und Zantis an, die blöd grinsten. Liona musste lachen und knuffte Zenta in die Seite. „Manchmal glaubt man, du wärst Ziddys großer Bruder...“ „Wenn, dann ja wohl der kleine!“ meinte Zitan, „Er ist fast fünf Monate jünger als ich!“ Keiner scherte sich darum, so gingen sie in Aussicht auf ein fröhliches Silvester-Saufen weiter nach Miyatoni. Sie erreichten es gegen Spätnachmittag. Dort war so einiges los, da ja nach wie vor Silvester war, und die zwölf hatten nicht wenig Mühe, sich durch die Menschenmassen zu einem Hotel durchzugraben. Schließlich fanden sie eins, stellten ihre Kizayas in den Stall und wanderten in das Gebäude, wo sie sich wie gewöhnlich zwei Sechserzimmer bestellten. Als die Wertsachen gut untergebracht waren, machten sie sich erstmal auf die Suche nach einem Arzt, um sich auf Vergiftung untersuchen zu lassen. Zenta, Nadaiya und Siana blieben im Hotel, neun Leute, die herumrannten und Ärzte nervten, waren mehr als genug, meinte Tiras. Als die neun nach ihrem Arztbesuch zurückkamen, hatten sie erstaunliche Neuigkeiten. „Kein Gift,“ sagte Tiras schulternzuckend, „Keiner ist vergiftet, und auch sonst ist in unseren Mägen nichts komisches...“ Zenta runzelte die Stirn. „Eigenartig,“ sagte er, „Ob es dann vielleicht doch bloß ´ne Trinkflasche war, die Kindarn verloren hat? – Aber was hat er dann im Lager herumhantiert?“ „Wenn er vorgehabt hätte, uns zu töten, hätte er es auch leichter haben können!“ meinte Liona, „Warum sollte er sich die Mühe geben, uns zu vergiften? Wenn wir schlafen, ist doch die einfachste Lösung, mit dem Schwert zuzustechen! Und so clever, wie Thanata ist, weiß sie vermutlich, dass wir geübt haben und alle kaputt waren und somit keine Gegner für Kindarn!“ „Echt mal, und wieso hatte er es so eilig??“ fragte Siana sich auch, „Irgendwas hatte er vor! Aber er scheint uns nicht töten zu wollen, wenn er sich so eine Chance entgehen lässt...“ „Wir fragen ihn, wenn wir ihn nächstes mal sehen,“ ordnete Zitan an, „Jetzt ab in die Kneipe, wir feiern Silvester, es ist schon dunkel!“ „Hurra!“ riefen die Kleinen, und Zitan schielte sie an. „Mooooment! Osea, Coran, Lili, ihr dürft garnicht saufen! – Theoretisch dürften Siana und Liona auch nicht, aber euch drei kann ich ja echt nicht als Sechzehnjährige ausgeben! Bei Liona und Siana kauft man uns das schon ab...“ „Wenn sie nicht gerade so Hardcore-Schnaps bestellen wie Zenta...“ meinte Zantis, und Zenta zeigte ihm den Vogel. „Du wirst ja wohl die Kleinen nicht zum Trinken verführen wollen!! Die kriegen Wasser!!“ „Warum bleiben sie dann nicht gleich hier?!“ fragte Vento, und Zitan fuhr herum. „Die Kinder dürfen auf keinen Fall allein bleiben!! Schon wegen Kindarn! Und abgesehen von Lili kann sich keiner von ihnen wehren!“ „Ich hab ´n Messer!“ rief Coran, und Osea addierte: „Ich auch, guck!!“ Sie hielt das Messer hoch, das sie von Zenta geschenkt bekommen hatte, und Zitan weitete bei dessen Anblick die Augen. „Das ist doch-...??“ Er sah Zenta fragend an, der ihn jedoch garnicht bemerkte. „Gehen wir!“ drängelte Nadaiya, „Die Kinder kommen natürlich mit!! Außerdem gibt’s auch Apfelsaft!“ Sie gingen schließlich aus dem Hotel, nachdem sie beschlossen hatten, die drei Kinder doch vorsichtshalber mitzunehmen. Nachdem sie eine Zeit in der Stadt herumgeirrt waren, entdeckte Lili schließlich eine Bar am Straßenrand. „Hilfe,“ stieß Zenta hervor, als sie den stickigen, überfüllten Raum betraten, in dem schon jetzt die Hälfte grölend und besoffen herumtorkelte, „Voll hier...“ „Dann...“ Zantis zuckte mit den Schultern, „...müssen wir uns halt an die Theke setzen – warum auch nicht??!“ Mit diesen Worten pflanzte er sich auf einen Hocker. Coran strahlte. „Coooooool, da mach ich mit!“ „Coran, nicht mit Anlauf, du kommst da nicht-...!“ fing Lani an, doch der Junge wollte mit Anlauf auf den Hocker springen, warf ihn dabei bloß um und flog mitsamt dem Hocker und viel Gepolter zu Boden. „Idiot...“ stöhnte Lani, stellte den Hocker hin und setzte ihren Adoptivsohn oben drauf. „Also, ihr verhaltet euch ganz unauffällig, Coran, Ose-...“ „Hey, Alter, lass mal ´ne Tiva rüberwachsen!!“ rief Coran dem Barkeeper frech zu, und alle starrten ihn an. Der Barkeeper grinste blöd. „Na, hallöchen!! Wie alt bist du denn, Mister?? Darfst du überhaupt Tiva trinken?!“ „Ich bin fünfundzwanzig!“ sagte Coran grinsend, „Ehrlich! Auch, wenn man's mir nicht ansieht...!“ Lani verpasste ihm eine Kopfnuss, und er fiel glatt vom Hocker. „Beachtet ihn nicht, und unter uns, er ist neun und bekommt einen O-Saft!!“ Langsam fand sich auch der Rest der Truppe an der Theke ein. „Damit wären wir also bei drei O-Säften, acht Tivas und einer ganzen Flasche vom besten Schnaps, den ihr habt!“ bestellte Zantis grinsend bei dem Barkeeper, „Oder wollte jemand was anderes?“ Keiner sagte etwas, so zuckte der Blonde mit den Schultern. „Aber gerührt, nicht geschüttelt!!“ rief Coran noch, „Und bitte mit drei Eiswürfeln. Nein, vier!“ „Benimm dich, du Wichser!!“ sagte Zantis entsetzt. Vento fing plötzlich an, zu grinsen. „Na, Zid?! Was glaubst du, ob Siana nachher wieder Zenta als ihre Domina bezeichnet?!“ Zitan grinste auch, und Siana starrte ihn an. „WAS??!! – Wie kommt ihr denn auf sowas?!“ „Erinnerst du dich nicht mehr?“ fragte Vento, „In Lesli hast du gesagt, wenn du Königin bist, wird Zenta deine Domina! – Heeey... du wirst Ziddy doch nicht ausgerechnet mit seinem besten Freund betrügen??!“ Siana wurde knallrot und starrte Vento und Zitan, der nur lachte, immer fassungsloser an. Sowas hatte sie ausgerechnet zu Zenta gesagt? Na toll. Er musste sie seitdem ja für noch bekloppter halten als ohnehin schon... „Aaah, die Bestellung kommt!“ rief Osea da, und Coran war richtig schnell und nahm alles entgegen und verteilte brav die Gläser und gab Zenta seine Schnapsflasche – als Zantis vor sich plötzlich ein Glas mit O-Saft fand, fuhr er herum: „CORAN??!!! – WO IST MEINE TI-... – CORAN!!!!“ „Hey, cooool!“ rief Coran, der Zantis‘ jetzt leeres Tivaglas gerade wieder abstellte, „Wie jetzt, war das etwa nicht meins?“ Zantis keuchte und wurde weiß, während er zwischen Coran, dem leeren Tivaglas und dem vollen O-Saft-Glas hin und hersah. „D-das darf doch nicht-...!!“ Er wendete sich völlig konfus an den Barkeeper, „B-bitte... n-noch eine Tiva-...! Und, eine Bitte, schreibt ganz groß meinen Namen auf das Glas...!“ Coran lachte sich halb tot, während die anderen schon ihre Gläser bekommen hatten. „Cheers!“ rief Zitan, „Auf... ... ja...??“ „Auf das Linni-Spezial-Hardcore-Zaubertraining!“ meinte Zenta und hob sein Schnapsglas, „Zid, komm – Prost! – In die Augen sehen, Zid...!!“ Zitan lachte, und die zwei starrten sich übertrieben in die Augen, als sie ihre Gläser anstießen und dann beide auf Ex alles runterhauten. Auch die anderen stießen lachend an, und Zantis stellte Coran wütend den O-Saft vor die Nase. „Du Idiot!! Du bekommst heute keinen einzigen Eiswürfel mehr!!!“ „Manno...“ „Nochmal dieselbe Ladung bitte!“ bestellte Liona indessen, bevor auch sie ihre Tiva austrank. „Und, Tiras, du Fachsimpler-...“ fing Zitan an, und Tiras empörte sich: „Ich hab garnichts gesagt!!“ „...das wichtigste dieses Abends: kein Wort über ernste Dinge, klar?!“ fuhr der Blonde fort, und Tiras schielte ihn an. „Das ist Zenta, der immer so viel ernstes Zeug redet!!“ „Jaja, immer mir alles in die Schuhe schieben, Sir Arenka!“ rief Zenta beleidigt und schenkte sich noch ein großzügiges Glas Schnaps ein. „Dass diese Gläser immer so klein sind! – Bedienung! Ich hätte gerne ein größeres Glas, danke!“ „Da kommt schon die nächste Ladung,“ grinste Nadaiya und schnappte sich schon das zweite Tivaglas. Der Rest tat es ihr gleich, und Coran griff schmollend sein zweites O-Saft-Glas. „Und noch eine,“ verlangte Zantis gehorsam bei dem geduldigen Barkeeper, der ihn schon mit einem gutmütigen Grinsen fixierte. „Weißt du noch, in Lesli?!... Da hat Vento alles auf den Kopf gekriegt!“ meinte Lili grinsend, als sie sich an Lesli erinnerte, und Sianas Augen leuchteten gruselig auf. „Au ja!“ Alle erbleichten. „N-nein, Siana, nicht-...!!!“ Platsch! , hatte Vento mal wieder eine Ladung Tiva auf den Kopf bekommen. „...danke...!!!“ knurrte er. Das Mädchen lachte vergnügt. „Du siehst so viel besser aus!“ strahlte sie, „Vielleicht bekommst du so ein Mädchen!“ Er zischte. „Mit Tiva in den Haaren, klar!! Sehr erotisch, Siana!“ „Die dritte Ladung kommt!“ grölte Zantis, und Zitan schnappte gleich zwei Gläser auf einmal und trank beide aus, so guckte Vento blöd aus der Wäsche, als er kein Glas abbekam. „Hey, wo ist mein drittes Glas??!!“ „Komm, willst du ´nen Schluck von mir?“ bot Zenta ihm überraschend an und nahm eines der leeren Gläser und schenkte etwas Schnaps hinein, bevor er es Vento hinhielt. Vento nahm das Glas und starrte Zenta perplex an. „W-was geht denn mit dir ab?! So freundlich heute?! – O-oder hattest du guten Sex?“ Zenta grinste böse. „Oohhh ja!“ stöhnte er und lachte los, „Heiß, jaja! – Du Wichser, was denkst du von mir? Hau runter, komm. Cheers!“ Er stieß Ventos Glas an und trank sein eigenes Glas erneut auf Ex aus, während Vento etwas verwirrt auch den Schnaps trank und Zantis die vierte Ladung bestellte. „WAAAAAAHHHH!!!!“ kreischte Coran plötzlich, und darauf flog eine Ladung Eiswürfel durch die Luft. „Hä?! Was ist denn jetzt wieder los?!“ lachte Lani und fuhr herum. „Die hat mir die ganzen Dinger in den Kragen gesteckt!!!!“ schimpfte Coran und zeigte auf Osea, die lachte. Nadaiya fing an zu lachen und schlug mit dem Kopf auf den Tisch. „Ich wollte dir Eiswürfel abgeben, weil Zantis dir keine mehr gönnt!“ verteidigte sich die Blauhaarige. „Das ist aber kein Grund, die Dinger so in die Gegend zu werfen!“ mahnte Zenta die Kinder, „Da rutscht doch noch jemand drauf-...“ Weiter kam er nicht, da genau hinter den zwölf eine Dame einen Schrei ausstieß und zu Boden flog – sie war natürlich auf einem Eiswürfel ausgerutscht. „...aus...“ beendete Zenta den Satz und sah die Dame perplex an. Der Rest lachte, und die Dame schimpfte: „Banausen ihr!“ Etwa so ähnlich verliefen die nächsten Stunden, und wie beim letzten mal nahm die Geschichte ihren Lauf. Aus vier Gläsern wurden mit der Zeit weit über zwanzig... „Und schon wieder der mit seinen Eiswürfeln...“ gluckste Liona, als Coran erneut eine Handvoll Eiswürfel durch die Luft schleuderte. „MANN, OSEA!!!“ „Na los, noch ´ne... La-La-... wie hieß das noch?... Ladung, genau!...“ rief Zantis, der inzwischen garnicht mehr vernünftig gucken konnte. Der Barkeeper verstand ihn erstaunlicherweise immer noch und bereitete eine neue Ladung vor. „Pass auf, gleich rutschen sie wieder alle aus!“ zischte Lili, als ein paar Leute vorbeikamen, und alle hielten gespannt inne und starrten wie kleine Jungen vor einem Fußballspiel auf die nahenden Eiswürfel-Opfer – die natürlich prompt auf den Eiswürfeln ausrutschten und der Länge nach schreiend auf den Boden fielen. Die zwölf brachen in schallendes Gelächter aus, und zu allem Überfluss goss Siana den Leuten noch ihre Tiva auf den Kopf – einer der Kerle sprang auf und packte sie, zerrte sie in die Luft und hielt sie am Hals fest. „Sag mal, wer bist’n du eigentlich, du Schlampe??! Hast du sie noch alle, ey?!“ Plötzlich hatte er ein Messer am Hals und keuchte. Zenta hielt ihm in aller Ruhe im Sitzen sein Messer an die Kehle. „Heeeey,“ machte er und sah den Typen kaltblütig an, „Wenn du der Süßen was tust, bist du durch, Freundchen! Und ich treffe auch, wenn ich sturzbetrunken bin, verlass dich drauf!“ Der Mann ließ Siana erschrocken los und sah zu, dass er mit den anderen Eiswürfel-Opfern wegkam. Siana setzte sich lachend wieder hin und klopfte Zenta blöd kichernd auf die Schulter. „Heeeey!“ machte sie ihn nach, „Du fin-... findescht... misch also... schüß??!“ Zenta trank seelenruhig seinen Schnaps und behielt sie im Auge. „Zum Anbeißen, Prinzessin.“ „Ohhh, haschdu... hascht du dasch gehöööört, Tschiddy?!“ lachte Siana und zerrte an Zitans Kragen, „Zenta will mich anbeißen!“ „Ohhh!!“ machte Zitan auch erfreut und knuddelte seine Freundin, hob nebenbei sein Glas hoch und trank die Tiva darin aus, „Wenn dich hier einer anbeißt, bin ich das!“ Damit küsste er sie relativ leidenschaftlich auf den Hals, und Siana kicherte in einem Fort. „Na, willst du auch mal ´nen Schnaps, Prinzessin??“ grinste Zenta und hielt ihr ein Glas mit Schnaps hin, während sie Zitan am Hals hatte (wortwörtlich!), und kichernd machte sie den Mund auf und wollte gefüttert werden. „Gib's mir, Zentaaaa!!“ lachte sie, und Zenta goss den Schnaps in ihren Mund – bis er plötzlich von einem wild grölenden Tiras hinter sich angerempelt und nach vorne gestoßen wurde, und er landete – natürlich – genau mit den Lippen auf Sianas Mund. Zitan hing immer noch an ihrem Hals und merkte garnichts, Zenta riss die Augen vor Entsetzen über diesen unfreiwilligen Kuss weit auf, als Siana ihn, besoffen wie sie war, auch noch zurückküsste und er dadurch schon die Hälfte des Schnapses in seinen Mund bekam. „Tschiddyyyy...!“ nuschelte sie in den Kuss hinein und hielt den entsetzten Zenta für Zitan, und als er ihre Zunge in seinen Mund gleiten spürte, riss er mit einem lauten Keuchen den Kopf zurück, kippte mit dem Hocker um und warf damit Tiras und Vento hinter sich zu Boden. Zu allem Überfluss war der Unfall nicht ohne Zeugen von Statten gegangen. „WOOAAHH!!“ brüllte Coran, „ZENTA HAT SIANA GEKNUTSCHT!!! GAAANZ DOLL!! – ZIDDY!!!“ „Was’n?“ fragte Zitan und löste sich maulend von Sianas Hals, den jetzt ein feuerroter Knutschfleck zierte. Siana lachte in einem Fort und kapierte garnichts mehr. „Was machen wir jetzt eigentlich mit denen?“ fragte Lili an Coran und Osea gewendet, als die vierunddreißigste Ladung Tiva ankam, und die Freunde wie immer alles auf einmal aussoffen. „Ääähm... gute Frage...“ antwortete Osea und peilte Zantis an, der halb auf der Theke lag und ausgelassen mit einem Barmädchen herumknutschte, was Lani nicht mitbekam, da sie mit Nadaiya Arm in Arm durch die ganze Kneipe schunkelte. Die zwei sangen dabei schräge, komische Lieder. „Die kriegen wir hier so schnell nicht weg...“ Die drei Kinder (und die vermutlich einzig nüchternen in der ganzen Bar) sahen sich an. „Packen wir's an, es ist gleich Mitternacht,“ bestimmte Lili und stand auf. Coran und Osea taten es ihr gleich. „So, Leutz, wir müssen gehen,“ sagte Coran und zerrte Zantis von der Theke weg. „Hey, ähhh, Süße, verabreden wir uns... mal?!“ grölte Zantis grinsend der verlegen kichernden Bardame zu, „E-ey, Coran, was’n?! Noch ´ne Ladung??“ „Komm gefälligst mit, noch ´ne Ladung kannst’e vergessen, Freundchen!“ meinte Coran erstaunlich erwachsen und zerrte ihn zur Tür. „Und ihr, los, raus mit euch!!!!“ fauchte Lili und schubste einen nach dem anderen vom Hocker, Tiras rutschte komischerweise auf einem Eiswürfel aus, worauf sogar Lili lachen musste. Nach anfänglichen Beschwerden schafften die drei Kinder es, die neun anderen aus der Kneipe zu transportieren. „Das wäre geschafft, und jetzt??!“ fragte Osea, während die neun immer noch kichernd und gackernd auf der Straße standen. „Tja...“ überlegte Lili und kratzte sich am Kopf. „Was is’n hier eigentlich los? Müssen wir schon wieda wech??...“ fragte Vento enttäuscht. „Ist besser für dich,“ meinte Lili schnippisch und verschränkte die Arme. „Mir is‘ schlecht, ey...“ brachte Zitan nur hervor und lehnte sich an eine Hauswand. Plötzlich wurden alle durch einen lauten Knall unterbrochen. Als alle zum Himmel sahen, ging dort das große Silvesterfeuerwerk los, das sich in allen Farben und Formen vom pechschwarzen Himmel abhob. Man hörte überall das Gejubel der Leute aus der Stadt. „Ich jubel auch gleich, alle feiern, und wir sitzen hier mit einem Haufen sturzbesoffener Idioten,“ sagte Coran beleidigt. „Guck mal, das is‘ ja ´ne grüne Sonne, seit wann gibt’s denn sowas??“ hörten sie Zenta sagen, als ein grünes Feuerwerk entstand. „Boah, und da ´ne rote!“ „Häh??“ machte Zenta, „Zwei Sonnen? Is‘ ja komisch, nich‘, Vento??“ Dann brüllte er plötzlich in voller Lautstärke los: „WO IS‘ MEIN SCHNAPS, VERDAMMT??!!“ „Zenta, ganz ruhig!!“ rief Lili erschrocken, „Der Schnaps schläft jetzt.“ „Verarschen kann ich mich auch selber, du Schlampe!“ nörgelte Zenta und sah Lili grimmig an, „Boah, mann... – woah, haut ab, mir kommt gleich alles-...!“ Er hustete und taumelte rückwärts, bevor er gegen die Hauswand der Kneipe stolperte und sich heftig auf die Straße übergab. „Scheisse...“ „Oh mann!!!“ stöhnte Lili, als Zitan ebenfalls zusammenklappte und sich übergab. „Das kannst du laut sagen...!“ brummte Osea ihr zu, während das Feuerwerk weiterging. Die drei schafften es letztendlich, die neun etwas... unbrauchbaren anderen ins Hotel zurückzuschleppen und in ihre Betten zu transportieren. Nachdem Nadaiya ganze drei mal weggelaufen war und einmal bei Vento, einmal bei Tiras und einmal bei Siana im Bett landete (die sie alle drei für Zenta hielt...), und Osea und Lili sie drei mal wieder zurück in ihr Bett schoben, und nachdem Zantis im Jungenzimmer versucht hatte, sich in den Schrank zu quetschen und dort zu schlafen, herrschte kurz vor Sonnenaufgang endlich Ruhe... _______________ XDD auch einer meiner Lieblinge hier^^'' Saufszenen sind einfach so witzig XDD Es gibt traurigerweise bloß 3 Saufszenen in ganze Seydon~ oô' *grad auffall* also eine kommt noch! XD und wuuuh, was hat Siana denn mit Zenta gemacht?! XD Dummerweise hat Coran es gesehen~..... XDD *auslach* nächstes Kapi wird witzig XDD Kapitel 73: Mesumanier vergessen niemals ---------------------------------------- „Gooottt...“ stöhnte Zitan am nächsten Mittag, als endlich wieder alle wach (naja) waren und im Mädchenzimmer saßen – mit tierischen Kopfschmerzen. Mal abgesehen von Osea, Coran und Lili, denen es blendend ging. „Ich saufe nie wieder...!“ „Ich frage mich auch... wie konnte ich so dermaßen tief sinken?“ stöhnte Zenta auch völlig neben sich, der im Allgemeinen über die schlimmsten Kopfschmerzen von allen klagen konnte, „Der Schnaps muss härter als der in Kasara gewesen sein... so besoffen war ich ja ewig nicht-... geschweige denn, dass ich jemals einen so extremen Kater gehabt hätte-...“ „Echt mal...“ jammerte Vento. „Sollen wir euch erzählen, was ihr alles gemacht habt, oder lieber nicht?“ fragte Coran vorwitzig. „Also, nur mal so, es wird viele Tränen geben...“ „Wie jetzt?“ stöhnte Nadaiya, „Wieso, ist jemand tot?“ „Nö, viel extremer!“ sagte Coran verschwörerisch, und die neun blinzelten ihn müde an. „Ja? Und?“ gähnte Tiras. Coran sah Osea und Lili an. „Okay. Ich sag's euch. Mit wem soll ich anfangen? – Zantis?!“ Zantis stöhnte und rieb sich die Schläfen. „Jaah?“ „Du hast Yima betrogen und mit der Kellnerin rumgemacht! Ihr lagt nackt auf der Theke und habt böse Dinge getrieben!“ „Hey, das stimmt garnicht!“ protestierte Lili, „Sie waren beide angezogen, und sie war hinter der Theke!“ Zantis hustete. Coran auch. „Mann, versau mir nicht meinen Spaß!“ Lani fuhr trotz ihrer Kopfschmerzen hoch. „Wie bitte??!!“ keifte sie, „Kellnerin also??!!“ Sie funkelte Zantis an, dann sah sie Coran wütend an. „Wie sah sie aus?! War sie blond?!“ „Ja,“ machte Coran. „Hatte sie größere Brüste als ich??!“ heulte Lani, während alle anderen sie ratlos anstarrten, außer Zantis, der immer kleiner wurde. „Riiiesenbrüste!“ sagte Coran, „Und einen riesigen Po!“ „UWAAAHHH!! ZANTIS, DU BETRÜGER!!“ heulte Lani, „Einen riesigen Po also??!!“ Zantis starrte sie an und schwitzte schon Blut und Wasser vor Angst. „I-i-ich, Lani-...!! Ich liebe deinen Po!! Echt!! U-und deine Brüste sind der Hammer!! I-ich weiß garnicht, w-wie das passieren konnte-...!!“ „ÄHEM!!“ brüllte Zenta, und alle sahen ihn an. „Ich will garnicht wissen, wie du Lanis Brüste und Po findest!! Behalt das für dich!!!“ Lani heulte in einem Fort, und Coran grinste. „Jaja, Zenta!! Du musst dich gerade melden!“ Zenta sah ihn argwöhnisch an. „Wie bitte?! Was soll ich denn gemacht haben?!“ „Das gibt aber echt Zoff,“ warnte Coran ihn, und alle sahen ihn neugierig an. „Na gut, ihr habt es so gewollt! Zenta hat Siana geküsst! Und zwar auf den Mund und ganz extrem lange und mit Zunge!“ Alle erstarrten. Siana kreischte zuerst. „WAAAAS?!!“ schrie sie laut und starrte Zenta an, „DER??!!“ „WAS??!!“ schrie Zitan auch und starrte Zenta an, der die Augen zu Untertassen geweitet hatte und Coran entsetzt anstarrte, „Z-Zenta!!! Ist das wahr??!!“ „Ah, oh, ich erinnere mich!!“ stöhnte Zenta, „Das war ein Unfall!! Tiras hat mich geschubst, da bin ich nach vorne gefallen!! – D-das mit Zunge ist, weil – Siana hat mich mit Zunge geküsst, klar?! Sie hat mich für Ziddy gehalten!“ „WAAAAS??!!“ brüllte Zitan jetzt völlig in Rage – er war aber nicht wütend, sondern bloß verwirrt. Was ging eigentlich ab? Siana war kreidebleich geworden und krallte sich am Bett fest. Ich habe-... Zenta geküsst??!! U-und dann noch richtig mit Zunge??!! Oh mein Gott... – oh mein Gott, sag mir, dass das ein Alptraum ist! Alle sahen sie ängstlich an, bevor sie den Mund auftat, und Zenta hielt sich schonmal die Ohren zu. „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Nach ihrem Schrei verschwand Siana schluchzend und heulend aus dem Raum, und Zitan keuchte und setzte ihr nach. „S-Siana!!! Warte!! D-das war doch e-ein-... Unfall??! Du kannst nichts dafür-...!“ So verschwand auch er, und Zenta hustete und fasste nach seinem Hals. Er hatte plötzlich nach dieser Erkenntnis das dringende Bedürfnis, sich den Finger in den Hals zu stecken und sich zu übergeben... „Scheisse – wie konnte ich so tief sinken??!!“ schrie er außer sich, „Das kann mir doch garnicht passiert sein!!! SCHEISSE!!“ „G-glaubst du, Ziddy wird wütend auf dich sein??“ fragte Liona ihn besorgt. „Eigentlich war es ja nicht deine Schuld...“ „Naja, Siana wird ihn sicherlich bis zum Ende aller Zeiten hassen!“ orakelte Vento. Zenta keuchte und rappelte sich hoch. „Boaahh!! Ich muss kotzen, verdammt!! Das kann nicht wahr sein!! W-warum ich??!“ Er verschwand in Windeseile auch aus dem Raum, und die anderen sahen sich bedrückt an. Lani war indessen dabei, Zantis heulend und schreiend ein schlechtes Gewissen zu machen, und er sah selber schon aus, als wollte er heulen, und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Coran stöhnte. „Ich hab doch gesagt, es wird Tränen geben!“ Zitan fand Siana bei den Kizayas. Sie hing heulend an Nervis Hals. „S-Siana-...“ murmelte er, als er sie da fand, und sie sah kurz auf, wurde krebsrot, als sie ihn sah, und vergrub das Gesicht wieder heulend in Nervis Mähne. „Oh Goootttt, Ziddy!!“ brüllte sie aufgelöst, „W-w-wie konnte ich??! W-wie konnte Zenta??!! D-das ist so-...!! Mir ist richtig schlecht!!!“ „Hey...“ Er ging zu ihr hin, zog sie von Nervi weg und nahm sie sanft in die Arme, und sie heulte weiter. „Es, ähm-... ... es war ja nicht deine Schuld-... – und an sich... auch nicht seine, wenn... Tiras ihn geschubst hat-...? – Hey, wir waren alle besoffen...“ „Das ist keine Entschuldigung!!“ schluchzte sie aufgelöst, „W-wie soll ich dir je wieder in die Augen sehen, Zid?! I-ich liebe dich so sehr... – und ich blöde Gans bringe es echt fertig, dich-... mit deinem besten Freund zu betrügen??!!“ „Du h-hast mich doch garnicht betrogen!“ protestierte er, „Ihr beide habt das nicht gewollt, es ist halt passiert! Du hast geglaubt, ich wäre es-...?“ Sie heulte wieder laut auf und warf sich in seine Arme. „Wie konnte ich??!“ schrie sie, „Zenta kann überhaupt nicht so küssen wie du!!!“ Sie stutzte bei ihren Worten, als sie sich plötzlich an das fatale Ereignis erinnerte. Ja, sie hatte geglaubt, es wäre Zitan... vermutlich hätte sie nie gemerkt, dass es nicht Zitan war. Sie war betrunken gewesen – und ihr Gegenüber (das ja, wie sie jetzt wusste, nicht Zitan gewesen war) hatte eine unverschämt gute Art gehabt, zu küssen... „Oh mein Gott, Zitan!!“ schluchzte sie wieder, „I-ich-...!! Oh nein...!!“ Sie ließ ihn weinend wieder los und sah errötend zu Boden. „Du hast... mich nicht verdient... – du hast was besseres verdient... als eine Schlampe, die dich mit deinem besten Freund betrügt...!“ „Siana!!“ rief er entsetzt, „Hey!! Du wolltest das doch garnicht, du hast mich nicht betrogen!!! Es ist okay, Siana! Lass uns das bitte für immer vergessen, ich-... ...“ Er sah sie an und streichelte ihr sanft über den Kopf. „Wir haben so lange gebraucht, bis wir endlich zusammen sein konnten! Und immer wieder kam was dazwischen... ich will nicht-... dass wir wegen sowas schon wieder streiten! Wir haben doch genug durchgemacht... oder?“ Siana sah erschrocken auf und wagte es, ihm ins Gesicht zu sehen. Er lächelte fröhlich. „Z-...Zid-...??“ stammelte sie, als ihr wieder neue Tränen hochkamen. „Komm,“ meinte er, „Lass es gut sein. Vergessen wir das! Ich liebe dich! Und ich bin nicht bereit... dich schon wieder zu verlieren.“ Es dauerte, bis Liona es schaffte, alle wieder ins Mädchenzimmer zu trommeln – Zitan und Siana fand sie dabei zuerst, aber Lani war völlig außer sich weggerannt und musste sich von der Mesumanierin regelrecht zurückprügeln lassen. „Ihr seid albern, vergesst diesen Kleinmist!!“ rief Liona schließlich, als alle völlig unglücklich oder wütend oder enttäuscht wieder da waren – Lani saß mit vom Heulen geröteten Augen bei Nadaiya und ließ sich von ihr trösten, Siana saß niedergeschlagen, aber friedlich bei Zitan, und Zenta saß auf der Fensterbank und wollte den Rest des Tages niemanden mehr ansehen. Schon garnicht Zitan und Siana. „Wir haben viel wichtigere Dinge zu tun!“ sagte Liona ernst, „Wir müssen überlegen, wie es weitergeht! Wir haben noch lange nicht genug geübt! Wir müssen etwas Zeit gewinnen und dürfen uns auf keinen Fall von irgendwelchen Scheiss aufhalten lassen! Wir müssen jeder Konfrontation, egal mit wem, aus dem Weg gehen! – Also, Zenta, wohin gehen wir am besten? Irgendwohin, wo Kindarn uns nicht so schnell findet...“ Zenta machte keinen Ton. Die Türkishaarige verdrehte die Augen. „Zenta, komm!! Maul auf!“ „Das unwahrscheinlichste ist, zurück nach Lesli oder Tenji zu gehen!“ meinte er trocken, und jetzt sahen alle auf, sogar Lani. „Nach Lesli?? Schon wieder? Warum?“ fragte Nadaiya, „Ohhh nein!! Bitte nicht nach Tenji!!“ „Kindarn wird nicht annehmen, dass wir, wenn wir schon in eine Stadt gehen, in der wir schonmal waren, ausgerechnet die nehmen, die am ungemütlichsten sind! Tenji wegen der Kälte und Lesli wegen der großen Gefahr, ohne Ausweis eingesperrt zu werden!“ erklärte Liona den anderen Zentas Plan, „Nicht wahr, Zenta?“ Er sagte nichts, und Liona gab es auf, ihn zum Reden zu motivieren. „Aber bis Lesli sind es querfeldein fast vier Tage!“ sagte Tiras stirnrunzelnd „Na und? Gehen wir über Tanri, das ist am kürzesten!“ ordnete Liona an, „Zid? Was sagst du?“ Zitan seufzte. „Angesichts der... blöden Situation innerhalb der Gruppe überlasse ich dir die Entscheidungen, Liona-...“ sagte Zitan beklommen, „Aber ich bin einverstanden...“ Liona sah ihn groß an. Dieses Desaster mit dem Betrunkensein schien noch etwas hinter sich herzuziehen, wenn sie so die deprimierten Gesichter ansah... Gesagt – getan. Die zwölf machten sich auf den Weg nach Südwesten. Da Liona von Zitan die Verantwortung übertragen bekommen hatte, ging sie zusammen mit dem Ersatz-Strategen Tiras und Lili vorne weg. Ersatz-Stratege war Tiras deshalb, weil es normalerweise Zentas Job war – und jener war absolut nicht bereit, auch nur noch ein Wort zu sprechen. Die Stimmung in der Gruppe war entsetzlich. Kaum jemand sprach. „Mir geht dieses Genöle auf die Nerven!“ meckerte Lili irgendwann, „Diese Jammerlappen!! Ja, mein Gott, jetzt ist es halt so passiert, wie es passiert ist!! Und, mein Gott, dann hat Siana halt Zenta geküsst, oder wie auch immer! Müssen die deshalb alle gleich deprimiert werden?!“ „Ich hoffe gerade, dass irgendwas dazwischen kommt, was uns wieder zu einer Einheit werden lässt,“ stöhnte Liona, ihr zustimmend, „So... Thanata oder so...!“ „HALT!!“ ertönte es prompt vor ihnen, und Liona bremste, als ein Pfeil genau vor Seljas Hufen im Sand landete. Die anderen bremsten auch und sahen erschrocken hoch, sogar Zenta. Kindarn! „Oder der, noch besser!“ sagte Liona, „Ich hab auch gerade richtig Lust, meine Wut an dem auszulassen, mann!!“ Zitan seinerseits stöhnte, als Kindarn mit seinem Heer vor ihnen auftauchte. „Nicht schon wieder der!!!“ „Wie nett, Sari! Ausnahmsweise läufst du Feigling nicht davon??!“ höhnte Kindarn. Zitan sah ihn seelenruhig an. „Ich laufe nur, weil ich den Kleinen einen Kampf ersparen möchte!“ antwortete er, „Wenn ich mit meinen dreien hier...“ Er nickte Zenta, Vento und Tiras zu, „...allein wäre, würde ich nicht weglaufen, aber nun genug der Reden! Wo ist Kaiyla?!“ Er zog sein Schwert hervor und bedrohte Kindarn. Kindarn grinste plötzlich und – fing zum Entsetzen aller an, zu lachen. „W-was??!“ rief Siana, „W-was lacht Ihr??!!“ „Dieses mal...!“ gluckste der General, „Seid ihr am Arsch!! Dieses mal – kriege ich euch hundertprozentig!! – MÄNNER!! Umzingelt sie, na los!!“ „So kriegst du uns nicht, du Lackaffe,“ stöhnte Zenta und zückte schon seine Messer – doch ehe er die Messer richtig in der Hand hatte, waren sie plötzlich von Soldaten umzingelt. Zitan weitete die Augen. „Woah!! Ihr seid schneller geworden, hat man euch gedrillt??“ Kindarn fing wieder an, zu lachen, während die Soldaten die Freunde bitterböse ansahen. „Schnell, Osea, Coran, geht in die Mitte, wir beschützen euch von allen Seiten!“ meinte Nadaiya und schob die Kleinen hinter sich. Zenta zuckte mit der Augenbraue, als er Kindarn wie verrückt lachen sah. Irgendetwas stimmt nicht...! Hier muss eine Falle sein! Etwas ist anders als sonst... „Zid – sei auf der Hut!“ warnte er seinen Freund, und Zitan zischte. „Tseee!! Denen zeigen wir das Linni-Spezial-Hardcore-Zaubertraining!!“ Er kreuzte die Arme und setzte zur Psychokinese an – und Kindarn grinste, was selbst dem so abgehärteten Zenta einen Schauer über den Rücken jagte. Scheisse, was – grinst der denn so?! Er macht nichtmal Anstalten, Ziddys Angriff zu blocken?! „Das will ich sehen... Zitan!“ grinste Kindarn und verschränkte gemütlich die Arme, und auch die anderen sahen jetzt verwirrt hin und her, während Zitan sich konzentrierte – doch er sah nur schwarz. Weder blitzte es vor seinen Augen, noch fing alles an zu blinken, so wie sonst. Es war einfach nichts. „Hä??! Was ist denn-...?!“ Zitan öffnete die Augen und starrte auf seine Hände. „Was ist los, Zid??!“ fragte Lili erschrocken, und auch die anderen fuhren herum. „Ich... ich sehe nichts!!“ keuchte der Blonde, „Ich... ICH KANN NICHT MEHR ZAUBERN!!“ „WIE BITTE??!“ schrien die anderen, und Zenta riss die Augen auf. „Woah, scheisse!!“ schrie er und starrte Kindarn an, da ging ihm ein Licht auf. Heh – das Fläschchen!! – Jetzt weiß ich des Rätsels Lösung!! „Hahahaha!!! Oooh, armer kleiner Sari!!! Hast du das Zaubern etwa verlernt??? Wie schade!!!“ trällerte Kindarn amüsiert und bekam sich vor lauter Triumphieren garnicht mehr ein. „Na warte!!“ kreischte Liona, „MESSERKLINGE!!“ Doch es geschah nichts. „Wa-...??!“ platzte Zitan hervor. Liona starrte auch auf ihre Hände. „Was soll denn das?!?!“ fauchte sie, „BLITZRA!!“ Nichts geschah. „FLORA!!“ Nichts geschah. „TSUNAMI!!“ Nichts geschah. Die Freunde tauschten einen erschrockenen Blick, während Zenta hastig seinen Rucksack nach dem Fläschchen durchwühlte. Kindarn brüllte vor Lachen. „Hahaha... ihr seid so dumm!... Ohne deine Zauberkräfte bist du machtlos, Sari!!!“ Zitan schüttelte den Kopf und starrte immer wieder verdattert auf seine Hände. „Wie kann das sein??! Kann man zaubern... vergessen??... Mesumanier vergessen niemals...!!“ keuchte er völlig außer sich, und Zenta hielt die kleine Flasche hoch und stierte Kindarn an. „Du Drecksack – jetzt weiß ich, wieso du es sooooo eilig hattest!! Und, was... hier drin war!!“ Kindarn sah auf die Flasche und dann auf Zenta. „Eh – Yason!! Meine Flasche!!“ „Das ist ein Fluch-Wasser!“ rief Zenta barsch, „Du hast sie verflucht, damit ihre Zauberkräfte nicht mehr funktionieren!! Klasse Idee von dir, uns derartig zu entwaffnen! Und logisch, dass sowas kein Arzt nachweisen kann, es ist ja ein magisches Wasser!“ „WAS??!“ schrien die anderen, und Liona, Zitan und Lili starrten sich an. „F-Fluch-Wasser??!“ rief Liona, „Oh nein!! H-heißt das etwa-...??! Unsere Zauberkräfte sind weg??!“ Kindarn grinste Zenta triumphierend an. „Jaja, Yason! Du bist garnicht so dumm, wie du aussiehst! Ich muss zugeben, du hast eine Menge Ahnung! Genau so ist es!“ Zenta zischte und steckte die Flasche wieder ein, bevor er endgültig seine Messer zückte. „Schlaumeier!“ grinste er gehässig, „Aber wir kommen auch so gegen dich an! Du solltest mich besser nicht unterschätzen – auch, wenn ich bloß ein dummer Mensch bin! Was du übrigens auch bist!“ Kindarn erstarrte. „Ja!!“ Der Junge fuhr herum und gab Jali die Sporen, und ehe Kindarn blinzeln konnte, war Zenta plötzlich direkt vor ihm mitsamt seinen Messern. „W-was-...??! Wie hast du-...??!“ „Heh!“ Zenta grinste noch immer, „Ja, General! Ich muss mir... im Gegensatz zu Euch... keine schwarzen Mächte von einer durchgeknallten Schwarzmagierin ausleihen, um Euch fertigzumachen!! – HAH!!!“ Kindarn schrie auf, als Zenta blitzschnell den Arm herumschwang und er plötzlich gleich drei der kleinen Messer im Hals hatte. Hustend und röchelnd stolperte er rückwärts – wunderte sich aber. Nanu?! Er hat... absichtlich nicht auf die Halsschlagader gezielt?!... Er will mich... nichtmal töten?!... Der General keuchte und starrte Zenta vor sich an, bevor er sein Schwert packte. Du hast recht, Yason – dich sollte ich wirklich nicht unterschätzen! Was auch immer du vorhast... „ZID!!“ brüllte Zenta, „Los, nimm dein Schwert, dann machen wir sie ohne Zauber fertig!!“ Zitan keuchte. Dann grinste er plötzlich und packte sein Schwert ebenfalls. „YEEAAHH!!“ Kaum eine Minute später war die Schlacht im Gange. „Ihr Ärsche!!“ schnaubte Liona und stach einen Soldaten mit ihrem Schwert nieder, „Ich bin stinksauer auf euch, damit das klar ist!!! Mir meine Magie zu klauen!!!“ Zitan sprang auf Kasera über die Soldaten hinweg und landete schnell bei Zenta und Kindarn, der sich auch sein Kizaya geschnappt hatte. „Ich übernehme ihn, Zenta!“ grinste der Blonde, „Aber... gute Arbeit!“ Zenta sah ihn kurz von der Seite an. „Huh – ich weiß, dass ich gut bin... Zitan!“ Er nahm neue Messer und drehte Kindarn den Rücken zu, „Er ist dein Gegner! Ich werde dir die Chance nicht versauen, ihn umzubringen. – Und, hey... die Messer sind der einzige Punkt... in dem du mich niemals schlagen wirst, Zid!“ Damit ging er zu den Soldaten, und Zitan sah ihm kurz nach und grinste bei sich. Ja, gut so, Zenta! – Zugegeben bist du in noch vielem anderen viel besser als ich... niemand sollte jemals sagen, du wärst schwächer als ich, oder? „Hey, fünf auf einmal ist nicht fair!!!“ schrie Lili indessen, die mit ihrem Säbel wacker versuchte, gegen die Soldaten anzukommen, die sie in die Enge drängten. Scheisse – und das ohne Magie??! MIIIST!!! Sie kniff die Augen zu, als der eine Soldat ihr plötzlich den Säbel aus der Hand schlug, und sie taumelte. „AAHH!! – Scheisse!!“ „Jetzt haben wir dich – Püppchen!“ strahlte der Soldat und packte Lilis Arm – und rein aus Reflex schrie sie: „AURORA!!“ Die Soldaten fuhren schreiend zurück, als plötzlich blaue Strahlen aus Lilis Augen auf sie zuschossen und sie in hohem Bogen durch die Luft schleuderten und mit einer Eisschicht überzogen. Lili fuhr auch zurück. „Was??!“ schrie sie, „W-wieso kann ich denn zaubern, ich dachte-...??!“ „GENERAL!!!“ brüllte da ein Soldat, und alle hielten inne. „D-die kann ja zaubern!!! Ich dachte, die Mesumanier hätten das Wasser bekommen?!“ Kindarn fuhr herum und starrte auf Lili. „WAS?!?! Noch ein Mesumanier?!?! VERDAMMT!!“ brüllte er und stierte Zitan an, „Ihr seid... drei??!! – SCHEISSE!!!“ Zitan stutzte erstmal verwirrt – dann grinste er. „Ja, General... wir sind drei!!! – HAH!!!“ Damit klirrten die Schwerter wieder aneinander. Zenta sprang zu Lili und packte sie. „Lia!!“ zischte er ihren richtigen Namen, „Du hattest wohl Glück, dass Kindarn nicht gewusst hat, dass du Magierin bist! – Jetzt bist du unsere beste Waffe! Du musst jetzt das Training sprechen lassen, na los! Wir verlassen uns auf dich, Lia!“ Sie keuchte. „Ich ganz alleine?!“ „Los, sieh zu!! – Die Elemente durch!! Turmalin, Tsunami, Topas!! Ab dafür!“ Lili senkte die Augenbrauen und konzentrierte sich. „Okay!!!“ Prompt fingen ihre Augen Feuer und glühten auf, als sie die Hände hochriss: „TURMALIN!!“ „Wuaaaahhh!!“ brüllten die Männer, die getroffen wurden. „Siana!!“ schrie Liona, „Schnell, bring Osea und Coran weg von hier, wir dürfen nicht in Lilis Schussbahn stehen!!“ Siana nickte und brachte die kampfunfähigen Kleinen aus dem Schlachtfeld, wo auch schon ein Großteil der Kizayas stand, weil man im Stehen einfach besser kämpfen konnte. Auch Zitan und Kindarn waren abgesprungen und duellierten sich zu Fuß. „Du wirst ohne deine Magie nicht weit kommen... Zitan!“ grinste Kindarn, als Zitans Schwert klirrend gegen seins krachte. „Psychokinese!!“ „WAAAHHH!!!“ schrie Zitan und wurde von einem heftigen Zauber getroffen und in hohem Bogen weggeschleudert. „Ach, scheisse!! Immer muss man auf dich aufpassen, Ziddy!!“ hörte er noch Zentas Stimme, im nächsten Moment sah er Kindarn schreiend zu Boden gehen, ein Messer im Bein. Zitan rappelte sich stöhnend auf. „Ohh... hilfst du mir... ausnahmsweise mal... Zenta?“ bettelte er, „Ich kann – wenn er zaubert, kann ich echt nicht alleine!“ Zenta seufzte, half ihm auf die Beine und schnappte sich ein paar neue Messer. „Huh – Schwächling!“ grinste er, ohne das böse zu meinen, „Wir haben lange nicht mehr richtig zusammen gekämpft! Ich vermisse das...“ „Super, gute Gelegenheit, dir den Spaß zu gönnen!“ meinte Zitan, als Kindarn sich hochrappelte und den zwei Jungen gegenüber stand. „Was denn, was denn, zwei gegen einen? Wie unsportlich, Sir Yason!“ höhnte er, „Aber sei’s drum! Ihr kommt auch zu zweit nicht gegen mich an! Ich kann zaubern!“ „Und schwafeln könnt Ihr auch, alle Achtung!“ rief Zitan, „Ich weiß nicht, ob Ihr uns beide je zusammen gegen Euch gehabt habt! Wenn nicht...“ Er drehte sein Schwert in der Hand und kicherte dann, „Könnt ihr natürlich nicht wissen... dass wir zusammen im Nahkampf unschlagbar sind!“ Kindarn zischte wütend. „Wer schwafelt hier??!! – HAH!!“ Damit stürzte er sich auf die beiden, doch als er Zitan erreichte, war Zenta verschwunden, und völlig entsetzt fuhr er herum. „WO IST DER SCHEISSKERL??!!“ „Hinter Euch – Generälchen!“ Zack! , hatte Kindarn das nächste, kleine Messer im Hals und keuchte. Was?!? Er kann sich ja... verdammt schnell bewegen!! Und... schon wieder nicht die tödlichen Stellen? Er wurde in die Realität zurückgerufen, als Zitan ihn mit dem Schwert zurückstieß, und er fuhr wütend herum und warf sein eigenes Schwert weg. Im Nu hatte er mit dem Ring an seinem Finger seine Masamune heraufbeschworen und riss dabei eine Hand in die Luft: „Jetzt... ist es aus mit euch!!! – MESSERKLINGE!!!!!“ Huh – denk an Lionas Messerklinge!! Ausweichen!! befahl Zitan sich selbst und sprang zur Seite, Kindarns Zauber ging ins Leere. Kindarn fuhr herum, als plötzlich alle beide Jungen hinter ihm auftauchten und er zwei Schwerter an seiner Kehle spürte. Scheisse!! Wie schnell sind die bitte?! „Guuut parriert, Zid!“ lobte Zenta seinen Freund, Kindarn sein Schwert an den Hals haltend, „Nun, General... was habe ich gesagt? Unterschätzt mich nicht!“ „Kh...! Bastard!“ schimpfte Kindarn und grinste plötzlich, „Heh... glaubst du... so einfach ist das... Yason?!“ Zenta fuhr herum und riss die Augen auf, als die Masamune in wahnsinniger Geschwindigkeit auf ihn zugesaust kam – im letzten Moment ließ er von Kindarns Hals ab und blockte die riesige Klinge mit seinem Schwert. „Woah, woah, garnicht mal übel, General!“ meinte er, und Zitan sprang wieder vor Kindarn und riss die Masamune von Zenta weg. „Das könnte dir wohl so passen, hm?! – HEH!!!“ Kindarn schwang die Masamune auch schon herum, als er wieder einen Jungen vor und den anderen hinter sich hatte. „EEY!“ grölte Vento da, und Zitan drehte kurz den Kopf. „Was ist??!“ „Die Soldaten sind alle am Boden, Zid! Seid ihr beide auch bald fertig?!“ „Was-...?!“ zischte Kindarn und sah nach den Soldaten, die teils tot und teils bewusstlos und verletzt am Boden lagen. „Ach, verdammt!! Unnütze Idioten sind das!!“ Er ließ die Masamune sinken. „Huh – ich komme wieder, verlass dich drauf, Sari!! Nächstes mal... bist du am Arsch!!“ Damit verschwand er mit Psychokinese. Die Freunde standen da und sahen ratlos an die Stelle, an der er vor kurzem noch gestanden hatte. „Er ist... weg...?“ fragte Siana verwirrt. Zitan seufzte und steckte das Schwert weg. „Sieht so aus!“ So gingen sie, jetzt mit gelösteren Zungen, weiter nach Tanri. „Phuuuh!“ seufzte Tiras, „Das gibt ja Ärger!! Wenn Ziddy und Liona nicht zaubern können...! So können wir weder üben noch Thanata besiegen! Scheisse!“ „Allerdings,“ sagte Liona, „Aber es gibt gegen solche Flüche Gegenflüche! Fluch-Wasser ist keine sepzielle oder starke Technik, dagegen gibt es sicher einen Gegenfluch. Aber-... ... ich kenne keinen Fluch-Experten-... das muss schon ein ziemlich starker Magier sein, der solche Flüche beherrscht!“ „Sollte es nicht auf Maginasira Spezialisten dafür geben?“ fragte Zenta, und Liona sah ihn an. „Maginasira? Der verfluchte Kontinent??“ fragte Lani nach. „Ja!“ meinte Zenta knapp, „Dort soll es Dinge geben, wie sonst nirgendwo auf ganz Seydon! Auf Maginasira sind keine Amateure. Die kennen sich mit Magie aus.“ „Maginasira...“ murmelte Liona, „Er hat recht! Das könnte die Lösung sein!... Und außerdem ist es unsere einzige Chance...“ „Also gehen wir nach Maginasira?! Wie wollen wir da hinkommen??!“ fragte Zantis. „Von Chisuani aus fährt ein angeblich pechschwarzes Schiff bei Vollmond nach Maginasira...“ „Ein Geisterschiff!“ quietschte Osea panisch. Liona sah stirnrunzelnd in den Himmel. „Gut! Ziel ist Chisuani, von dort aus fahren wir mit dem Schiff nach Maginasira, und dort angekommen erkundigen wir uns nach Flüchen, alles klar?“ Die elf anderen nickten einstimmig. „Oh, gut, nicht zurück nach Tenji!“ seufzte Nadaiya erleichtert. „Bis wir auf Maginasira ankommen... müssen wir Kämpfe vermeiden!“ sagte Liona, „So ohne Magie... wird das nichts!“ „Okay,“ sagte Zitan und lachte, „Ab nach Tanri, danach gehen wir von da aus nach Chusaini!“ „Chisuani!“ korrigierten Zenta und Tiras ihn im Chor. „Jaja, Chosauni, meine ich ja!“ Gegen Abend des nächsten Tages erreichten sie Tanri. Es war eine kleine, aber hübsche Stadt, und ausnahmsweise mal eine mit nicht so viel Betrieb. So fanden die zwölf ein Hotel gleich am Eingang der Stadt, wo sie sich diesmal zwölf Einzelzimmer mieten mussten, weil es keine Sechserzimmer und – komischerweise – nichtmal Zweierzimmer gab. „Scheiss-Kuhkaff,“ sagte Zitan, und Lili musste lachen. „Wie weit ist es denn bis Maginasira?“ fragte Siana, als sie alle zusammen in Zitans Zimmer saßen. „Na, Zenta? Wo bleibt die Karte?“ fragte Zantis grinsend. Keine Antwort. Alle sahen sich um. „Zentaaaa?“ machte Zantis verwirrt, doch Zenta war nicht zu sehen. „Nanu nana! Wo steckt der denn?“ „Keine Ahnung, vielleicht kotzt er wieder, weil er Siana-Geschmack im Mund hat,“ meinte Coran, und Liona hätte ihm dafür fast eine reingehauen. Musste der das jetzt ausgraben?! Sofort sah Siana wieder deprimiert zu Boden, doch Zitan lachte. „Siana schmeckt garnicht eklig! Der soll sich nicht so anstellen, der kleine Penner!“ Siana wurde rot, und die anderen seufzten. „Du musst uns jetzt echt nicht erklären, wie Siana schmeckt!“ nörgelte Vento, „Behalt das bitte für dich!“ „Also,“ schaltete sich Tiras ein, „Bis Chisuani laufen wir drei Tage. Dann fahren wir mit dem Schiff rüber nach Tijopan, sind also etwa noch drei Tage auf dem Schiff. Also sind wir in fast einer Woche auf Maginasira.“ Alle blickten ihn an. „Wow!“ machte Lili, „Du weißt sowas auch??!“ Tiras grinste. „Ja! Überrascht?“ „Sechs Tage?!“ fragte Zitan, „Puh, gut, dass es nicht so lange dauert...“ Der letzte Satz war eher ironisch gemeint, das merkten auch die anderen, und Liona nickte. „Mh. – Hauptsache, Kindarn tanzt nicht wieder an in den sechs Tagen! Nächstes mal hat er bestimmt bessere Waffen und Männer dabei, weil er ja weiß, dass wir bloß zu Fuß kämpfen können – außer Lili... und Lili kommt alleine nie gegen eine ganze Armee an!“ Lili seufzte. „Ja...“ „Sagt mal, wo steckt Nadaiya eigentlich?“ fragte Zantis da und sah sich um, „Häh?! Hab ich was verpasst, wo sind alle?“ Dann stutzte er und grinste plötzlich über das ganze Gesicht, sodass die anderen schon erschaudernd zurückfuhren. „Z-Zantis, willst du uns fressen?!“ keuchte Vento, und Zantis kreischte. „Zenta und Nadaiya sind weg??!! Ahaaa, daher weht der Wind! Ich weiß plötzlich, wo sie sein könnten!...“ Tiras ahnte Schlimmes. „Oh nein, du willst sie noch nicht etwa schon wieder belauschen, oder so, du elender Spanner?!“ „Dooooch!!!!“ trällerte er und sprang auf, „Das muss ich sehen!“ „Haaaalt, hiergeblieben!!!!“ Zitan zog ihm am Kragen, und er wurde unsanft zurück auf den Stuhl befördert. „Nichtsda, das könnte dir so passen, lass sie in Ruhe! Es scheint so, als hätten sie ihren Streit endlich vergessen, und jetzt, wo sie endlich-... naja, zusammen sind, sollen sie auch mal ungestört sein können!“ Zantis stöhnte. „Spielverderber... bei denen geht’s sicher voll ab! Ich mein, seine Freundin weiß wenigstens, was eine Latte ist...“ Er fixierte dabei glucksend Siana, und sie sprang mit puterrotem Kopf auf und gab ihm eine Ohrfeige. „DU BIST SO’N SCHWEIN!!!!“ Plötzlich stand Lani auf, und alle sahen sie an, auch Zantis. „Nanu?“ machte er, und sie ballte die Fäuste, ging an ihm vorbei zur Tür und ergriff die Klinke. „Wehe, du... störst die zwei!!“ schrie sie dann, „Bevor du dich um andere Pärchen kümmerst... könntest du Arschloch wenigstens versuchen, dich bei mir zu entschuldigen!!“ Sie sah ihn mit einem tötenden Blick an, und Zantis erstarrte. „Du... bist ein Scheisskerl!!“ Damit ging sie und knallte die Tür hinter sich zu. Alle starrten ihr nach. „Woah... die ist aber wütend!“ bemerkte Vento. „Ich bin Lanis Meinung!“ sagte Siana, „Du bist ein Scheisskerl, Zantis!! Du hast nichtmal ´n schlechtes Gewissen, mit dieser Kellnerin rumgeknutscht zu haben!! Und ich rege mich tierisch über diesen... scheissverdammten Kuss mit Zenta auf!!!“ „Echt mal!“ rief Coran, und Osea nickte, „Zantis, du Scheisskerl!“ Er sprang auf. „Was ist denn in euch gefahren, Lani ist ja wohl meine Sache!!“ rief er, „Ich regel das schon!“ „Ich sehe aber nichts davon!“ meinte Zitan, „Du hast sie gehört! Sie wünscht sich eine Entschuldigung! – Mann, du Idiot, sie liebt dich doch! Wenn du dir Mühe gibst, verzeiht sie dir sicher, du warst immerhin betrunken! Wenn du jetzt nicht zu ihr gehst, bist du echt ein Scheisskerl!“ Er stutzte. „Was??!!“ schrie er, und Zitan grinste die anderen an. „Nicht wahr? Nicht wahr?? Wer ist meiner Meinung?!“ Alle hoben die Hände, und Zantis keuchte. „Ihr seid... affig...!“ stöhnte er, machte aber doch Kehrt und verließ den Raum. Nadaiya zerrte Zenta so heftig am Kragen zu sich heran, dass sie selbst rückwärts stolperte und mit dem Kopf gegen die Wand knallte. „Aaauu...!“ stöhnte sie in den heftigen Kuss hinein, und Zenta ließ ebenfalls stöhnend von ihren Lippen ab und grinste sie hochmütig an. „Woah, woah, nun mal langsam, Mademoiselle! Du kriegst wohl nie genug, wie?“ „Scheisse, verdammt, ich will dich, Zenta...!“ keuchte sie und packte seinen Kragen fester, an seinem schwarzen Shirt zerrend, „Jetzt, hier, sofort!“ Zenta lehnte sich vor, sie dabei gegen die Wand drückend, und stützte sich selbst mit einer Hand an jener Wand ab. „Huh... so schlimm?“ fragte er kalt, „Du willst mich so doll, dass du dir dafür sogar den Kopf an der Wand aufhaust. Dummes Mädchen... – zeig mal her, bist du verletzt?“ Er sah auf ihren Kopf und küsste die kleine Beule, die sie der Wand zu verdanken hatte. „Hmm, bluten tust du nicht.“ Nadaiya keuchte. „D-du bist ja... besorgt??!“ Zenta grinste wieder völlig arrogant vor sich hin. „Nein. Aber wenn dich jemand zum Bluten bringt, dann bin ich das. Ich lasse mir meinen Spaß nicht von einer Wand stehlen!“ Damit packte er mit der freien Hand ihre Schulter, rammte sie erneut gegen die Wand und küsste sie wild auf den Mund. Stöhnend gab sie dem Druck seiner Lippen nach und schlang die Arme um seinen Nacken. Es freute sie ungemein, dass er scheinbar nicht die Spur verklemmt zu sein schien – wofür sie ihn am Anfang an sich gehalten hatte. Nein... so, wie er sich gerade aufführte, war er genauso spitz auf sie wie sie auf ihn. Sie löste eine Hand von seinem Nacken, als ihre Zungen einen heftigen Kampf begannen, und ließ sie schnell hinunter zu seiner Hose gleiten – doch ehe sie die gewisse Region erreichen konnte, hielt er sie fest. „Hah-...“ machte sie erstaunt, als er von ihren Lippen abließ und ihr durchdringend ins Gesicht starrte – und wieder grinste. „Laaaangsam!“ sagte er kalt, „Ich bestimme hier das Tempo, Nadaiya. Wenn ich will, dass du mich da anfasst, werde ich es dir schon mitteilen. Vorher haben deine Grabbel nichts an meiner Hose zu suchen. Klar soweit?“ Sie keuchte. „D-dann mach schneller!“ verlangte sie und küsste ihn wieder, löste sich quasi sofort wieder von ihm, aber nur für eine Sekunde, dann berührten sich ihre Zungen schon wieder heftiger. „Ich sagte doch... ich bestimme das Tempo! Mir ist gerade nicht so danach, da angefasst zu werden. Und solange du davon ausgehst, dass ich dir gebe, was du willst, solltest du besser tun, was ich will, und zwar zur richtigen Zeit.“ Er beugte sich herunter und fuhr mit der Zunge über ihre Wange hinunter über ihren Hals, während er geschickt mit einer Hand ihre Bluse aufknöpfte. Sie stöhnte vor Erregung, als seine Hand ihren Bauch streichelte, und sie lehnte willig den Kopf zurück und legte die Arme wieder um ihn. Okay. Ganz ruhig bleiben! Nervös versuchte sie, ihre steigende Lust im Zaum zu halten – er war gut, er war verdammt gut. Sie wünschte sich plötzlich, dass sie beide auf Knopfdruck nackt wären und er sie endlich durchnehmen würde, und sie wusste, dass er sich absichtlich Zeit ließ, um sie zu ärgern. Sie spürte, wie er ihren BH öffnete und wie sie plötzlich mit nacktem Oberkörper an der Wand vor ihm stand. Er hob kurz den Kopf von ihrem Hals, den er zuvor sanft gebissen hatte, und grinste wieder sein merkwürdiges Zenta-Grinsen. Vor gleichzeitiger Furcht und Erregung stöhnte sie wieder auf. „Zenta...!“ keuchte sie, „Bitte...!! Bitte beeil dich...!“ „Wenn du bettelst, mache ich nur noch langsamer...“ murmelte er, „Macht irre Spaß, dich so dermaßen geil unter mir zu haben, huh?“ Er hob plötzlich ein Bein und schob sein Knie zwischen ihre Beine, worauf sie laut aufkeuchte und sich an seinen Hals hängte. „Ohhh Gooott, Zenta!! Tu es, verdammt!!“ „Du bist und bleibst eine Schlampe,“ tadelte er sie und schob sie mit seinem Knie an der Wand entlang nach oben, bis sie die Beine um seine Hüften schlang und er sie somit auf dem Arm hielt. „Du bist aber ziemlich leicht, kleine Lolita...“ „Sag... meinen... Namen...!“ stöhnte Nadaiya und sah ihn mit einem dermaßen lüsternen Blick an, dass er beinahe schwach geworden wäre und glatt mit sich ringen musste, um sie nicht doch auf der Stelle flachzulegen. Nein, nein. So einfach würde er es ihr sicher nicht machen! „Nadaiya!“ raunte er dann in einer Stimmlage, die Nadaiya als die erotischste Stimmlage aller Zeiten empfand, und sie wimmerte vor Verlangen nach ihm, als er sich zu ihr hinbeugte und sie wieder heftig küsste. Er spürte, wie sie vor Erregung auf seinen Armen zappelte und hibbelte, und er grinste in den Kuss hinein. Sie so aufgekratzt zu wissen, befriedigte ihn zutiefst. Vielleicht war das die Strafe dafür, dass sie mit ihm gespielt hatte. Ja, sagte er sich, So ist das! Deshalb... werde ich jetzt auch mit dir spielen, Nadaiya! Er ließ von ihren Lippen ab und ließ sie von seinen Armen gleiten, und verwirrt sah sie ihn an, als er sich zurückzog. „W-was ist?!“ rief sie, „Kneifst du etwa??“ „Keineswegs,“ sagte er, „Für heute langt das. Wie gesagt – ich bestimme das Tempo.“ Damit ging er aus dem Zimmer, sie einfach stehen lassend. Fassungslos starrte sie ihm nach. Das konnte doch nicht angehen – erst erregte er sie so sehr, wie es noch nie jemand geschafft hatte – und dann haute er einfach ab? „Du... Bastard...!“ stöhnte sie beleidigt. Zenta seinerseits hatte das, vor der Tür stehend, gehört, und seufzte kurz. Vergiss es, Nadaiya. Noch werde ich es sicher nicht tun. Und wenn ich jetzt länger geblieben wäre, hätte ich noch die Beherrschung verloren-... Er sah mit einem nervösen Seufzen auf seine Hose und verschwand in sein eigenes Zimmer. Er musste sich abreagieren... Zantis fand Lani bei den Kizayas. Als sie ihn bemerkte, während sie auf Funki saß und ihre Mähne kraulte, ignorierte sie ihn und tat, als wäre er nicht da. „Hey...“ seufzte Zantis maulig und blieb in der Tür von Funkis Box stehen, „Lani-... – bist du wütend?“ Sie antwortete nicht. Was war das denn für eine bescheuerte Frage? Er vergrub ratlos die Hände in den Hosentaschen. „Ähm... ... tut mir leid, was passiert ist. Ich – hab das nicht gewollt, okay?! Ich war besoffen, und-... ... es... ist halt einfach so-...“ Sie sah ihn nichtmal an, während er sich einen abbrach, um sich zu entschuldigen. Er hätte genauso gut gegen eine Wand reden können. Doch dann sprach sie. „Glaubst du, dass du betrunken warst, ist ´ne Entschuldigung, du Vollidiot?“ fragte sie ihn, „Tss, träum weiter! Kann ja jeder sagen.“ „Maaaann!“ jammerte Zantis, „W-wir hatten doch nichtmal Sex, oder so!“ Sie lachte laut auf. „Woher willst du das wissen?! Du erinnerst dich doch selber nicht mehr daran!! Vielleicht hat Coran es uns mir zuliebe verschwiegen?!“ Zantis wurde weiß. „D-das glaubst du doch selber nicht!! – Komm, Lani, im Ernst, ey... du steckst mich echt in die allerunterste Schublade, dass ich mit irgend´ner wildfremden Tussi auf einer Theke poppen würde?!“ „So, wie ich dich kenne, traue ich dir einiges zu, ja!“ schnappte sie, „Mann, du musst echt lernen, dich zu beherrschen! Kann doch nicht angehen, dass du jedes mal, wenn du besoffen bist, ´ne Frau aufreißt!“ „Ähhh, in Lesli hab ich niemanden aufgerissen!“ meckerte er los. „Du Arsch, wir beide haben noch nicht einmal Sex gehabt, Zantis!!“ schrie sie dann, und er fragte sich, ob es ihr egal war, ob sie jemand hörte. „Wir sind echt noch nicht so lange zusammen, und mann, ich habe keinen Bock, jetzt schon sowas mit dir durchzukauen!“ „D-dann... lass es doch...“ stammelte er verunsichert, und sie starrte ihn an. Schließlich senkte sie den Kopf wieder und fing an, leise zu lachen. Er sah sie verwirrt an, als sie plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach. „Ähh... L-Lani?!“ „Du bist... so ein verdammter Volltrottel... das geht garnicht!!“ rief sie lachend, „Oh mein Gott!! Ich glaub, es hackt!“ Sie legte sich auf Funkis Hals und grinste ihren Freund schräg an. „Du hast keine Peilung, wie man mit einem Mädchen umgeht. In der Beziehung... bist du ja nicht besser als Zenta!“ „Waaas, du vergleichst mich mit Zenta?!“ schrie er wütend. Sie grinste. „Nadaiya erzählt mir viel von ihm, heh? Zenta ist ein Sado-Maso-Fetischist, und du bist einfach nur... total behämmert. ‚Dann lass es doch‘, ey...“ Sie fing wieder an, zu gackern, und Zantis verschränkte beleidigt die Arme. „Manno... – b-bist du mir jetzt nicht mehr böse?“ Sie seufzte, ließ sich von Funkis Rücken gleiten und ging zu ihm hin, bis sie vor ihm stand. „Wenn ich dir noch etwas geben darf, vergessen wir das für immer,“ versprach sie, „Auch, wenn du total bescheuert bist, irgendwas an dir muss ziemlich geil sein, sonst würde ich nicht deine Freundin sein wollen!“ Er grinste. „Was geben? Was, was?“ strahlte er, und Lani sah ihm verführerisch in die Augen – dann holte sie aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige, sodass er schreiend zu Boden stürzte. „W-Waaahh!!! Lani-...??!!“ Sie grinste ihn triumphierend an. „Das war's schon. Jetzt sind wir quitt!“ _________________________ XDD Lani weiß wenigstens wo's langgeht XDD und Zenta und Nadaiya gehen jetzt mal richtig ran wa? oô'' muha XD Kapitel 74: Die Nebelfähre -------------------------- Nach Chisuani brauchten sie, wie Tiras gerechnet hatte, etwa drei Tage. Es war Mittag, als sie die Hauptstadt des Landes Malazi erreichten. „Dieses Schiff nach Tijopan nennt sich Nebelfähre!“ sagte Tiras stirnrunzelnd, als sie alle dicht gedrängt am Hafen vor einem Fahrplan standen. „Und es fährt nur einmal im Monat, nämlich bei Vollmond!“ Zitan blinzelte. „Na toll!! Heißt das etwa-...?!“ „Wir haben Glück, heute ist Vollmond!“ erwiederte Zenta mit Blick auf einen Plan daneben, „Naja, nach Maginasira fahren kaum Leute. Aller Welt ist dieser Kontinent als der verfluchte Kontinent bekannt! Aus der musanischen Sprache übersetzt heißt magina nämlich verwunschen, oder verflucht!“ Die anderen sahen sich kurz an. „Ist da eigentlich... was dran?“ flüsterte Lani dann, „Ich meine – ist der Kontinent echt verflucht?? Er gilt ja seit jeher als Kontinent der Magie, alles, was merkwürdig ist, kommt meistens von Maginasira!“ Zenta nickte. „Mh! Der ganze Kontinent ist von einer magischen Aura umhüllt. Die Menschen haben schon vor tausenden von Jahren erkannt, wie gefährlich die Magie ist. Sie fürchteten sich davor. Maginasira war der letzte Kontinent, den man auf Seydon entdeckt hat. Zuerst hieß er bloß Der sechste Kontinent, doch als die Menschen Lebewesen, eigenartige Kreaturen, die sie noch nie gesehen hatten, dort fanden, und die starke, magische Aura spürten, tauften sie ihn um auf Tsaresira – übersetzt Land der Gefahren. Die einzigen, die sich nicht davor fürchteten, waren natürlich die Magier. Sie bauten das erste Schiff, das in das Land der Gefahren fuhr, und siedelten sich dort an. Sie erkannten ebenfalls die starke Energie, und begannen, sie für sich zu nutzen. Die Musanier gaben dem Kontinenten den Namen grandi zitoriasira – Land der großen Mächte. So hatte der Kontinent zwei Namen zugleich. Erst etwa hundert Jahre später hat sich ein Mensch namens Dalin Gosama mit seiner Flotte auf diesen Kontinenten getraut. Er hat noch seltsamere Wesen als seine Vorgänger gefunden und hat ihn letztendlich auf Maginasira getauft. Später wurde Maginasira in die drei Länder aufgeteilt: Zitorien, Matanosien und Vakanosien. Zitoria bedeutet soviel wie Macht, matano soviel wie Konzentration und vakano etwa Endgültigkeit.“ Alle starrten Zenta nach seiner langen Rede an. Das klang gefährlich... Liona ihrerseits grinste zufrieden. „Ich bin fasziniert von deiner perfekten musanischen Aussprache, Zenta,“ lobte sie ihn, „Wann hast du das gelernt?“ Er seufzte. „Hör mal, ich bin quasi mit Mesumaniern aufgewachsen. – Lasst uns jetzt eine Unterkunft suchen, heute nacht um zwölf kommt unser Schiff.“ So verbrachten sie den Tag in aller Ruhe in Chisuani, um halb zwölf gingen die Kameraden wieder zum Hafen von Chisuani herunter. Wie sie feststellten, war in den Straßen nichts los. Es war kein Mensch zu sehen. Alle Häuser waren stockdunkel. „Ist unheimlich!“ murmelte Osea etwas ängstlich und krallte ihre Finger unmerklich in Macs Mähne fest. Plötzlich hielt Zitan inne. „Merkt ihr das?“ „Was?“ „Es zieht Nebel auf!“ Alle sahen sich um. „Oh je...“ flüsterte Siana, „Mir ist nicht wohl bei dem Gefühl hier...“ Sie krallte sich etwas unsicher an Nervis Mähne fest, und auch Nadaiya machte keinen entspannten Eindruck. „Psst, seid mal still! Hört ihr das?“ fragte Liona. Alle schwiegen und lauschten. „Da kommt was auf dem Wasser an!“ interpretierte Zitan. Siana und Osea gingen sofort zehn Schritte zurück. „Ich sehe in diesem Nebel garnichts!“ meinte Vento und wedelte mit den Händen in der Luft herum. „Hallo?! Hallo?!! Wo ist das Wasser überhaupt??“ Zenta grinste ihn kaltblütig an. „Hinter dir – du Idiot.“ Vento drehte sich um – dann hörte er Liona keuchen. „Bei Chinon! Da ist es...!“ Alle fuhren herum. Sie erkannten jetzt ein riesiges, pechschwarzes Schiff, das in den Hafen einlief. Es sah mehr aus wie ein Wrack, das man aus der Meerestiefe heraufgeholt und wieder fahrbar gemacht hatte. „Ein... ein Geisterschiff!“ stammelte Lani und klammerte sich an Zantis‘ Arm fest. Doch Zantis sah selber aus, als wäre er am liebsten weggerannt. Alle starrten das Schiff mit offenen Mündern an. „Das ist sie...“ sagte Liona schließlich, „...die Nebelfähre.“ Das Schiff kam zum Stillstand. Eine Klappe öffnete sich, und ein Mann mit einer kleinen, rußigen Laterne kam heraus. Er bot die zwölf mit ihren Kizayas herein, und sie zeigten brav ihre (gekauften!) Fahrkarten und gingen mit dem Mann in das düstere Innere des Schiffes. Drinnen war es noch dunkler als draußen, nur der Schein der Laterne erhellte einen Korridor, durch den der Mann sie führte. Die Kizayas kamen in einen Stall, und die Freunde wurden in sechs Zweierzimmer eingeteilt. Alle zwölf waren so überwältigt von dem mysteriösen Schiff, dass niemand über die Aufteilung protestierte, die übrigens dieselbe wie immer war. Aufgrund der recht späten Uhrzeit gingen sie alle sofort in ihre Kabinen und ins Bett, und bald waren alle eingeschlafen, während das Schiff Kurs auf Maginasira nahm. Liona öffnete die Augen. Es war taghell. Die Sonne strahlte ins Fenster hinein. „Oooh... wir sind tatsächlich... auf diesem Schiff...“ Sie setzte sich auf und sah aus dem Fenster auf den endlosen Ozean. „Wow! Wir sind ja richtig schnell!...“ Sie stand auf, zog ihre Sachen an und weckte Lili. Die beiden Mädchen gingen aus dem Zimmer. Auch die Korridore waren taghell, und die Mädchen wunderten sich. „Das-... sieht ja überhaupt kein bisschen so aus wie gestern nacht!“ machte Lili perplex, „Häh?? Alles ist heil und sauber und hell... garnicht so kaputt??“ Da kam der Mann auf sie zu, der sie hereingelassen hatte. Er grinste. „Na, ausgeschlafen?“ „Ja, wunderbar...“ machte Lili, „Sir, sagt – wie kommt es, dass es plötzlich so hell ist??“ Der Mann kicherte. „Ach, kommt mit raus, ihr werdet sehen, das Schiff sieht in Wahrheit nicht so verwahrlost und verschrottet aus...“ Die zwei folgten ihm auf das Deck, und ihnen wären fast die Augen ausgefallen. Das Schiff sah aus wie ein Luxusdampfer! Hier und da standen Liegestühle, sogar Palmen an Deck, auch Tische und Stühle, an denen wenige Leute saßen und Kaffee tranken. „Wa-was?!“ brachte Liona bloß hervor, „Das Schiff ist ja garnicht schwarz, sondern weiß!“ „Ja! Das ist ein Fluch, wenn wir einen Hafen außerhalb von Maginasira erreichen, lassen wir das Schiff so aussehen. Die Bewohner von Maginasira mögen nämlich keine unterbelichteten Einwanderer, die nichtmal wissen, auf was sie sich bei Magie einlassen –wenn Menschen so ein Wrack sehen, kriegen sie Angst, so vermeiden wir alle Besucher, die zu viel Furcht haben, um sich wirklich mit Maginasira auseinanderzusetzen. Sich auf dieses Schiff zu trauen, ist sozusagen sowas wie eine Aufnahmeprüfung, wenn man nach Maginasira will!“ Liona und Lili staunten. „Das ist ganz schön cool!“ machte Lili dann lachend, „Hey! Lass uns die anderen holen, Liona!“ „Ja!“ Die beiden Mädchen wollten gerade unter Deck gehen, doch da kamen ihnen die zehn anderen auch schon entgegen. „Mann,“ meinte Vento, „Haben wir das Schiff gewechselt oder wurde es über Nacht renoviert?!“ „Echt mal, ey!“ machte Zantis entsetzt. Liona lachte und erklärte ihnen, was der Mann ihnen gesagt hatte. Vento kratzte sich am Kopf. „Von Tourismus scheinen die sich da nicht zu ernähren...“ „Und was machen wir jetzt drei Tage und zwei Nächte auf diesem Schiff??“ fragte Zitan stirnrunzelnd, als alle auf dem Deck herumstanden. Nadaiya grinste schelmisch. „Ooh, da fällt uns sicher was schönes ein...“ Sie fixierte Zenta, der mit verschränkten Armen an der Reling lehnte. „Ha!“ strahlte Lili, „Atay kann wieder Münzen fangen, das hat er im Luftschiff nach Grandinasira auch schon immer gemacht!“ Sie pfiff durch die Zähe, und die Hina Atay kam herangesaust und setzte sich auf ihren ausgestreckten Arm. Atay krähte. „Er sagt euch allen guten Morgen!“ dolmetschte Lili. „Guten Morgen, Atay!“ antwortete der Rest einstimmig. Dann verteilten sie sich auf dem Deck. Es war warm, aber ein frisches Lüftchen wehte. Lili warf die Münze in hohem Bogen weg, Atay sauste hinterher, fing sie mit dem Schnabel auf und transportierte sie zu Lili zurück. „Muahaha...“ kicherte Nadaiya, die sich an Zentas Arm gehängt hatte, was diesen mehr als nur nervte, während sie Zitan und Siana hinterhersah, die wieder unter Deck gingen. „Uuuuh, siehst du das, Zenta?? Ziddy und Siana verschwinden gleich wieder, was die wohl vorhaben?!“ Zenta befreite sich murrend aus ihrem Griff. „Lass mich endlich los, Nadaiya, du nervst! – Woran du wieder denkst, Zid wollte mit Siana zu den Kizayas! Der lässt doch seine Kasera nicht drei Tage lang da unten vergammeln!“ Nadaiya seufzte und sah ihn kurz an. „Er scheint Kasera ja echt innig zu lieben, hm?“ wunderte sie sich, „Naja, ich mag Chiva auch – aber... manchmal habe ich das Gefühl, Kasera ist für ihn mehr als bloß ein Kizaya.“ Zenta seufzte. „Das ist sie auch! Sie ist uns zugelaufen, als wir gerade in den Labana-Wald gezogen waren. Sie war noch ein Fohlen und verletzt, und wir haben ihre Wunden versorgt. Als sie gesund war, wollte sie nicht mehr von Ziddys Seite weichen. Sie ist ein Sayani-Kizaya, Lolita! Du weißt sicher, dass Sayani-Kizayas die für Magier typischen Kizayas sind. Kasera hat gespürt, dass Zitan ein Magier ist. Sie ist seine Freundin... er kann mit ihr sprechen, manche Magier haben die Eigenschaft, zu anderen, magischen Wesen Kontakt aufzunehmen, durch Telepathie – so wie Tiara mit ihrem Drachen, genau! Und so wie Lili mit Atay spricht! So spricht Zid mit Kasera, verstehst du?“ „Magische Wesen?“ wunderte sich Nadaiya, „O.k., der Drache von Tiara war ein magischer, aber Kizayas und Hinas sind doch nicht magisch!“ „Sayani-Kizayas strahlen eine magische Aura aus,“ antwortete Zenta unverblümt, „Zwar ist die so klein, dass man sie kaum wahrnimmt, aber Sayani-Kizayas haben gewisse Fähigkeiten!“ Nadaiya wendete sich schweigend dem Meer zu. „Also könnten Kasera und Selja auch zaubern?“ fragte sie dann, und Zenta nickte. „In gewissen Maßen schon!“ Als die Nacht hereinbrach, verzogen sich die meisten wieder in ihre Zimmer. Den Tag über waren sie sich nicht großartig über den Weg gelaufen, hatten nur zu zweit oder in kleinen Gruppen Sachen gemacht, um auch mal Ruhe voneinander zu haben. Als Zitan mit Siana ins Bett gehen wollte, trafen sie auf dem Flur Zantis und Lani – und Zantis konnte natürlich einen dämlichen Spruch nicht lassen, worauf er von Siana eine gewischt bekam und dann groggy am Boden lag. „Der und seine Verkupplungen!“ beschwerte sich Siana und knallte die Zimmertür zu, „Immer diese zweideutigen Sprüche, was denkt sich dieser Perversling?!“ Sie fluchte noch eine Weile weiter, und Zitan lachte und ließ sich auf das Doppelbett fallen. Siana setzte sich auf ihre Hälfte des Bettes und sah ihn an, als sie sich beruhigt hatte. „Wie oft haben wir jetzt zusammen in so einem Bett geschlafen...?“ Zitan hustete und fuhr herum. „Wa-...??!!“ Er räusperte sich und lachte dann blöd. „Zusammen haben wir noch garnicht geschlafen, drück dich gefälligst deutlicher aus!“ „Was???!“ Siana wurde rot und rutschte etwas von ihm weg. „D-du-...!!“ „Hey, keine Panik, ich tu dir schon nichts!“ Beide schwiegen eine Zeit. „Du... Zid...?“ „Ja?“ „Hast du... eigentlich... mit jeder deiner Freundinnen... geschlafen?...“ Er sah sie an. Sie wurde knallrot bei der Frage, und er sah, wie sie die Beine anzog und ihre Knie mit den Armen umschlang. „Äh...“ machte er und räusperte sich erneut, sichtlich verlegen, „Also... um ehrlich zu sein-... ähm-... habe ich noch nie... mit jemandem geschlafen...“ Ihr Kopf ruckte hoch. „Eh?!“ machte sie erstaunt, „Aber-...?! Ich meine, wenn du so ein Frauenheld bist, warum hast du dann noch nie...?“ Zitan seufzte und zog die Beine ebenfalls an. „Weißt du... das ist so lange her... da hab ich mir mal gesagt... dass ich das nur mit einem Mädchen tun werde... das ich wirklich liebe... und... diese anderen, das war... alles, bloß keine Liebe, verstehst du?... Ich meine, ich hab früher immer gesagt, Mädchen zu küssen ist lustig, deshalb hab ich mir so ziemlich jedes Mädchen in ganz Kasara geangelt...“ Sie sah ihn unschlüssig an. Er stöhnte. „Jaahh! Verdammt, das klingt schwul, das weiß ich selber!!“ Sie kicherte, als er sich so aufregte, und sie sah, dass er rot wurde. „Und woher wolltest du wissen, ob du sie liebst oder nicht?“ „Naja... ich weiß nicht... war halt so’n Gefühl...“ Siana lächelte. „Hast du denn... noch nie ein Mädchen wirklich geliebt?...“ „Doch,“ sagte er sofort und sah sie an. Es entstand eine Pause. „Siana... dich... dich liebe ich wirklich... kleine Prinzessin...“ Sie sah ihn erschrocken an. Dann wurde sie rot. „Z-...Zitan...“ flüsterte sie gerührt, aber dann fiel ihr etwas ganz anderes ein. „Eh!! Das... du meinst also... d-du würdest... mit mir... schlafen?...“ Er zuckte mit den Schultern. „Also... eins sag ich dir gleich: solange du nicht willst, mach ich keinen Finger krumm! Ich will dir niemals wehtun, Siana, glaub mir... ich würd's nur tun, wenn du auch willst.“ Sie sah ihn an. Dann nickte sie stumm. „Ist es... dein Wunsch?...“ Er sah sie perplex an, dann nickte er langsam. „Also – um ehrlich zu sein, ja-... – aber nicht, dass du denkst, es ginge nur darum!“ Sie lächelte. „Weiß ich doch... dein... größter Wunsch?...“ Er sah an die Decke. „Hast du Angst?“ Sie schwieg, dann nickte sie. „Ein bisschen...“ „Wovor?“ „Davor... einen Fehler zu machen... ich hab keine Ahnung, und wenn ich was falsch mache, hab ich Angst, dich zu verlieren...“ Er musste lachen. „Hey, ich hab genauso wenig Erfahrung wie du! Ich wette, dass ich auch Fehler machen würde, Siana! Und selbst, wenn nicht... ich würde dich doch wegen sowas nicht allein lassen!... Ich liebe dich doch...“ Sie sah ihn an, dann lächelte sie und küsste ihn sanft auf die Wange. „Zid... das ist lieb... aber... am meisten Angst... hab ich vor einer Enttäuschung...“ Jetzt stutzte er. Irgendwie machte ihn das Gesprächsthema total nervös... „Wie...?“ fragte er unsicher, und sie sah zur Seite. „Na, alle sagen, es wäre so toll, und so... aber... was ist, wenn ich das nicht so empfinde?... Wenn es garnicht so toll ist...?“ „Hey!“ Zitan sah sie empört an, „Du machst mich gerade schlecht, o.k.?!“ „‘Tschuldigung... so war das nicht gemeint, Ziddy...“ Er spielte beleidigt. Sie sah ihn an, dann schwieg sie eine lange Zeit. Schließlich fiel sie ihm in die Arme. „Oh Ziddy... weißt du was?“ „Hm?“ machte er verdattert, sie in den Armen haltend. „Wenn es dein größter Wunsch ist... dann soll es auch meiner sein...“ Er sah sie an. „Heyhey, moment!“ lachte er, „Du sollst nicht mit mir schlafen, nur, weil ich das will! Du sollst es von dir aus wollen!...“ Er starrte sie an, als sie den Kopf hob – sie meinte es echt ernst! Ihm wurde komisch, und keuchend zog er das Gesicht etwas zurück. „S-...Siana...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mir ganz sicher,“ meinte sie ehrlich, „Ich... liebe dich, Zitan. Irgendwann werde ich... es tun. Ganz sicher!“ „Ganz sicher?“ wiederholte er völlig perplex. Das war ja eine Ansage, mann... „Ja!“ Er beäugte sie unschlüssig – dann zog er sie zu sich heran und küsste sie auf den Mund. Sie erwiederte den Kuss und umarmte sanft seinen Nacken, und langsam sanken sie aufeinander ins Bett nieder. Er streichelte ihren Rücken und ihren Hinterkopf, und lange lagen sie so da und küssten sich, sie auf ihm. „Oh Siana... ich liebe dich...“ murmelte er, als sie voneinander abließen, und sie lächelte, dann näherten sie sich wieder und küssten sich erneut auf den Mund. Wieder lagen sie eine Zeit lang da und küssten sich innig, bis Siana sich aufrichtete. „Ich dich auch, Zid...“ Beide sahen sich an, dann küssten sie sich zum dritten Mal auf den Mund, diesmal etwas fester. Mit der Zeit wechselten sie Positionen, sodass sie im Bett lag und er über ihr, nie die Zungen voneinander lösend. Sie spürte die Wärme seines Körpers und wollte, dass die Zeit stehen blieb... und sie wollte, dass es nie aufhörte. Dann fühlte sie plötzlich, wie er ihr den einen Träger ihrer Hose herunterzog, sie also oben nur noch ihren BH trug. Zuerst wurde sie rot und wollte sie etwas sagen, doch dann ließ sie es und gab ihm einen innigen Kuss auf den Mund. Es gefiel ihr, wie er mit seinen Händen sanft ihren Oberkörper berührte und sie immer wieder küsste. Sie schloss die Augen. Schnell hatte sie seine Weste und er ihren BH ausgezogen, sodass sie nun beide oben ohne waren. Die Prinzessin musste kichern, als sie Zitans Hände über ihre runden Brüste fahren spürte. „Und wehe, du beißt mich!“ warnte sie ihn, als er sie darauf auf die nackte Brust küsste. „Hör mal, ich bin doch kein Vampir!“ „Aber deine Zähne sehen genauso aus!“ sagte sie, lachte und verfesterte ihre Umarmung, und er küsste sie innig auf den Mund. „Siana... meine kleine Prinzessin... ich liebe dich... mehr als alles andere...“ erklärte er und zog ihr auch ihre Handschuhe aus. „D-du bist so... du bist so wunderschön, Siana...“ keuchte er, als er spürte, wie ihm beim Anblick ihres nackten Oberkörpers heiß wurde. Scheisse... wenn ich jetzt wieder so durchdrehe wie damals im Wald-...! Er stöhnte leise, als er spürte, wie ihre Hände über seine Brust glitten und ihm dann auch die Handschuhe auszogen. „S-Siana-... ...“ „Was hast du?“ wunderte sie sich, und er räusperte sich und sah sie lange an. „Nichts.“ Damit beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sie erwiederte den Kuss und umarmte sanft seinen Oberkörper. Nach einer Zeit richtete er sich auf. „Du bist die schönste Prinzessin der Welt...“ murmelte er, nachdem er sie abermals lange angesehen hatte. „Ach was, du übertreibst!... Sag mal...“ Sie nahm eine seiner Hände und beäugte sie lange, „Hast du... wirklich Krallen?... So wie Mesumanier halt?...“ Er zuckte mit den Schultern und fuhr seine Krallen aus. Sie lächelte und sah diese an, dann berührte sie sie vorsichtig. „Das ist einfach... cool...“ Darauf ließ sie seine Hand los und strich über die große Narbe auf seiner Brust. „Genau wie die hier... die ist auch cool... muss verdammt wehgetan haben, oder?“ „Ehrlich gesagt...“ grinste er sie an, während er sich über sie beugte und ihren Hals küsste, „Will ich gerade nicht über Narben und Krallen reden...“ Er küsste wieder ihren Hals und fing an, ihre Hose nach untenhin abzustreifen, zu seiner Überraschung schien ihr das zu gefallen, denn sie lächelte, umarmte seinen Oberkörper etwas fester und küsste ihn erneut. Langsam wanderten ihre Hände von seinem Rücken über die Seiten auf den Bauch, und plötzlich merkte er, dass ihm heißer wurde, als sie vorsichtig seinen Gürtel entknotete und seine Hose aufknöpfte. Er umarmte sie jetzt wieder etwas fester, während er ihren ganzen Körper ausgiebig mit Küssen bedeckte. Ihr schien das zu gefallen, und schließlich schaffte sie es, ihm die Hose auszuziehen, nun saßen sie beide in Unterwäsche da. Zitan richtete sich auf und sah an sich herunter. „Nicht, dass mir kalt wird, hm?!“ Sie grinste blöd. „Erstens hast du angefangen, und zweitens kann man ja was dagegen unternehmen, dass einem kalt wird...!“ Er sah sie verwirrt an, doch da schlang sie schon wieder ihre Arme um ihn und gab ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund. Er erwiederte den Kuss und streichelte ihre Brüste, ihren Bauch, ihren Rücken. Schließlich zog er ihr vorsichtig die Unterhose aus und küsste sie erneut auf den Mund, ihre Zungen fanden sich schnell, als sie schließlich ganz nackt unter ihm lag. Siana ihrerseits fing nun an, auch ihm seine Shorts auszuziehen, und letztendlich lagen sie beide splitternackt da. Sie wurde sich darüber im klaren, was eigentlich los war: sie, die Prinzessin Sayamainas, lag mit einem Dieb, der erstens der Sohn des Mörders ihres Vaters und zweitens auch noch Mesumanier war, im Bett, splitternackt, und ließ sich von ihm küssen und berühren und tat es ihm dann auch noch gleich – jede andere Prinzessin (außer Liona vielleicht) hätte vor so etwas zurückgeschreckt. Und Siana hätte das vor einigen Monaten auch noch getan. Doch sie hatte sich nunmal in diesen Dieb verliebt, dagegen konnte niemand etwas machen. Und sie war sich sicher, dass sie glücklich war... denn dieser Dieb war immer noch derjenige, den sie am meisten liebte... „Zid... ich...“ flüsterte sie hingebungsvoll, während sie ihn sanft umarmte und seinen nackten Rücken streichelte, aber sie brach ab, weil er ihr einen Finger auf die Lippen legte. Grinsend sah er sie an. „Ich weiß, Siana. – Ich dich auch.“ Die Berührungen und Küsse wurden schnell heftiger, und die Zeit verstrich. Die beiden waren so sehr in ihre liebevollen Berührungen vertieft, dass sie alles andere um sich herum vergaßen; und in ihrer Traumwelt versanken, ohne jedoch miteinander zu schlafen... __________________________ XD jaaa, ZiddySiana-ACTION!! XDD naja n bisschen^^ musste auch mal wieder sein XP Kapitel 75: Gruppenzuwachs -------------------------- „WUUUAAAHHH!!!!“ brüllte Zitan Siana am nächsten Morgen ins Ohr, und sie schrie auf und schoss wie ein geölter Blitz aus dem Bett. „ZIDDYYYYY!!!“ schrie sie, „W-was ist mit dir??!!“ Sie stutzte, als Zitan schon mit angezogenen Hosen vor ihr stand und wie verrückt mit den Armen wedelte. „Heyheyheeeeey!!“ rief er, „Wir verpassen gerade das Frühstück!!! Die anderen sind sicher längst auf!!“ Siana starrte ihn an, wie er in Windeseile Weste, Schuhe und Handschuhe anzog, und wagte nicht, zu atmen. Frühstück. Das war alles, weshalb er sie so aus den Federn warf?! Zitan hielt inne und sah Siana an, als sie keine Anstalten machte, sich zu rühren. „Ähh, öhh... w-willst du nackt mitkommen??“ Er sah sie an mit Augen so groß wie Untertassen, und erst jetzt merkte Siana, dass sie splitternackt vor ihm stand. Sie kreischte laut auf, warf Zitan die Bettdecke auf den Kopf und zog sich blitzschnell an, während ihr Freund hustend mit der Decke auf seinem Kopf kämpfte. „Warum hast du das nicht gleich gesagt??!“ fauchte Siana, während sie in ihre Hose sprang, „Und du starrst mich an, oh Zid!!!“ Er seufzte und zog letztlich die blöde Decke von seinem Kopf. „Ist ja gut, entschuldige-... – lass uns schnell gehen, sonst macht Zantis wieder blöde Witze über uns!“ Wie recht er hatte. Kaum erreichten die zwei den Speisesaal des Schiffes und die anderen zehn, ernteten sie gleich vier grinsende Gesichter, nämlich Zantis, Vento, Nadaiya und Coran. „Naaa?“ grinste Nadaiya scheinheilig, „Wow, ihr schafft es zum Essen!“ „Du glaubst doch nicht, dass Zid sich das Essen entgehen lässt,“ entgegnete Zenta und fixierte Zitan und Siana kurz skeptisch. Die zwei setzten sich keuchend zu den anderen an den Tisch, und Zitan lachte. „Heihoya, guten... Morgen!“ „Morgen??!“ rief Tiras, „Es ist gleich Mittag!!“ Zitan schmollte und nahm sich ein Brötchen und Butter. „Hmmm, wir sind halt Langschläfer. Tut uns ja leid.“ „Wohl eher Lang-zusammen-schläfer, was?!“ witzelte Zantis, „Ihr habt da gestern nacht so Geräusche gemacht...“ Alle erstarrten und hielten im Kauen inne, und Zitan starrte Zantis an, als wären ihm Hörner gewachsen. „Ähh, also...!“ fing er mit vollem Mund an, „Dasch ischt nischt scho, wie du-...“ Er wurde durch eine schallende Ohrfeige unterbrochen, die Zantis von Siana bekam. Die Prinzessin war mit hochrotem Kopf aufgesprungen und trat noch einmal wutentbrannt nach Zantis. „WIR HABEN NICHT ZUSAMMEN GESCHLAFEN, KLAR?!?!“ brüllte sie. Alle Leute drehten sich zu ihnen um, und Siana wurde noch röter und taumelte. „Entschuldigt bitte...“ murmelte sie und rannte aus dem Raum. Alle Leute im Saal hielten die Luft an. Zenta stöhnte. „Klasse, Zid! Jetzt wissen wir alle, wie euer Liebesleben aussieht! Das wollten wir echt hören!!“ „A-aber-... sie hat doch geschrien!“ empörte sich Zitan, dann stand er auf und sah Zantis grübelnd an. „Du bist echt voll panne!“ Damit ging er Siana nach, und Zantis rieb sich stöhnend die feuerrot leuchtende Wange. „Boah, ey... die hat ´nen Schlag!“ „Siana?“ Zitan sah sie, wie sie am Heck des Schiffes stand und auf das Meer herabsah. Sie drehte den Kopf. „Zid...“ Er ging zu ihr herüber und stellte sich neben sie. Lange schwiegen sie. „Woran... denkst du?“ fragte er dann, ergriff ihre Hand und streichelte sie sanft. Sie sah zu Boden. „Daran... dass ich irgendwann nach Sentaria zurückkehren muss... dann... werde ich euch alle... niemals wieder sehen...“ Ihre Stimme erstickte. Zitan sah sie groß an. „Oh... ...“ „Zitan!“ Sie drehte sich zu ihm um und ergriff seine Hände, „Versprich mir eins... es war so schön, gestern nacht, und-... versprich mir... mit mir zu schlafen... bevor wir auseinander gehen!“ Er sah sie etwas erstaunt an. „Es ist doch... unser Wunsch...“ flüsterte sie, sich zu ihm hinstreckend, und er keuchte. „S-Siana...“ stammelte er, „I-Ich... verspreche es dir.“ Sie sahen sich an, dann kamen sie sich näher, bis sich ihre Lippen sanft berührten und sie sich einen zärtlichen Kuss gaben. Zitan legte seine Arme um sie, und sie ihre um ihn. Ich verspreche es dir... kleine Prinzessin... Der Rest traute sich nicht mehr, in Sianas Nähe zu kommen, und aus Angst, der wild gewordenen Prinzessin alleine zu begegnen, saßen sie in einer großen Gruppe am Bug des Schiffes und wagten kaum, zu sprechen. Schließlich brach Lili die Stille. „Wann kommen wir denn eigentlich in Maginasira an?“ „Morgen abend,“ belehrte sie Tiras. Lili seufzte und warf eine Münze über Bord, und mit einem „Kräh!“ sauste Atay herab und fing sie, um sie Lili zu bringen. „Und was tun wir dann da?“ „Erstmal einen suchen, der sich mit Flüchen auskennt,“ meinte Liona und sah auf das Wasser, das an ihnen vorbeirauschte. „Ohne Magie können wir die Sache vergessen! Ziddy ist der Einzige, der Thanata töten kann! Tiara hatte recht, das Schicksal ganz Seydons liegt allein in seinen Händen... – für Zid wird es nicht leicht sein. Er ist... die einzige Hoffnung dieser Welt! Weil sein Vater... Thanata damals verflucht hat...“ „Diese Geschichte ist ziemlich beschissen,“ gab Zenta zu hören, „Es kotzt mich irgendwie an, dass Zitan die Drecksarbeit erledigen muss, und wir Deppen alle fröhlich winkend daneben stehen sollen!“ „Wir nennen uns die Rettet Seydon AG! Ab dafür!“ rief Vento und riss eine Faust in die Luft, „Naaa, wer will mitmachen?!“ „Die Rettet Seydon AG?“ hörten sie eine Stimme neben sich, und alle fuhren herum – Zenta wäre vor Schreck fast hinten über von der Reling gefallen, auf der er saß, zu seinem Glück packte Nadaiya ihn rechtzeitig und zog ihn zurück an Bord. Neben der Gruppe stand ein Junge mit braunen Haaren, die Hände in den Hosentaschen vergraben und an der Reling lehnend. „Nanu!“ machte er, als ihn alle zehn ansahen, „Was denn, was denn? Seid ihr sowas wie Umweltschützer??“ „Wer... bist denn du??!“ platzte Coran heraus und zeigte auf den Jungen. „H-hast du etwa alles gehört, was wir gesagt haben??!“ fragte Liona entsetzt. „Naja, wenn ihr so laut redet...“ lachte der Junge, „Meint ihr das etwa ernst?? Ist dieser Planet in Gefahr?? Wooow, cool!“ „W-was ist daran cool??!“ schrie Lani empört. Zenta stieß sie zur Seite und zeigte drohend auf den komischen Jungen. „Woher kommst du??! Sag mir deinen Namen, Schlappschwanz!“ Der Junge zog eine Schnute. „Ich heiße Lajos Taiysa, aber deshalb musst du mich nicht gleich Schlappschwanz nennen, oder??“ „Was sitzt du so dämlich bei uns rum?!“ fuhr Zenta ihn weiter an, „Hast du keine Freunde??!“ „Ich hab nur mich, mich selbst und mich allein!“ sagte Lajos plinkernd. Zenta stöhnte. „Wundervoll! Und ihr könnt jetzt alle drei verschwinden!“ „Hey, hey!“ Lajos hob die Hände und grinste, „Ich bin Komiker! Vielleicht kann ich euch bei der Rettung der Welt helfen, yeah!! Sowas wie psychologische Kriegsführung, wir bringen einfach den Feind zum Lachen!“ Alle sahen ihn an. „Das zieht bei Thanata nicht, du,“ sagte Nadaiya und gluckste. „Du willst Komiker sein?“ stöhnte Zenta, „Darf ich auch morgen über dich lachen?! Du bist voll unwitzig!!“ „Wartet, wartet, der gefällt euch sicher!!“ Lajos hüpfte auf und ab, „Was ist grün und rennt durch den Wald?!“ Alle sahen sich an. „Ein wilder Brokkoli?“ fragte Vento ratlos. „Ein Rudel Gurken!“ korrigierte ihn Lajos, „Und was ist der Witz daran??!“ „Das wüsste ich auch gerne!“ schnappte Zenta ungeduldig. „Na, Gurken sind keine Rudeltiere!! Haaaahaha!“ Er lachte sich über seinen eigenen Witz (naja) kaputt, und alle anderen standen da und starrten ihn völlig ratlos an. „Ähm...“ machte Tiras konfus. „Was ist daran so... komisch?“ wunderte sich auch Osea. Plötzlich fing Lani auch an, lauthals zu lachen. „Aaaahahaha!!“ grölte sie und hielt sich den Bauch, „Jetzt hab ich's kapiert!! Hahaha! Der ist echt gut!! Muahaha...“ Alle sahen sie verwirrt an, und Lajos kicherte. „Seht ihr? Es wirkt. Ich bin gut, nicht?!“ Darauf wurde er plötzlich von Zenta in hohem Bogen über das ganze Deck getreten, und jaulend flog er durch die Luft und krachte dann auf den Boden zurück. „DU BIST ÜBERHAUPT NICHT KOMISCH, DU PENNER!!!“ brüllte Zenta, „VERPISS DICH!!“ Alle seufzten. „Zenta, nicht ganz so doll...“ murmelte Liona, „Nachher darfst du ihm die Schönheitsoperation bezahlen!“ Zenta fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Schönheitsoperation??! Das hilft dem auch nicht mehr! – Ihr nervt...“ Damit ging er einfach, und Nadaiya wollte ihm schon folgen, doch Tiras hielt sie fest. „Lieber nicht, lass ihn jetzt besser in Ruhe...“ Dann ging er zu Lajos und kratzte ihn vom Boden ab, bevor er ihn zurück zur Gruppe zog. Nadaiya schmollte. „Aber wenn er so aggressiv ist, ist er besonders geil...“ „Also schön,“ sagte Tiras zu Lajos, der wieder stehen konnte, „Verzeih das! Zenta ist sehr launisch. – Du willst also bei uns mitmachen?? Unterstützung können wir immer gebrauchen, oder?“ „Naja, ob der uns ´ne Hilfe sein wird...?“ seufzte Liona, gab dann aber nach und gab Lajos die Hand. „Ich bin Liona, hi. Wir müssen aber Ziddy fragen, ob du mit darfst! Er ist nämlich der Anführer. Übrigens sind wir keine Umweltschützer, wir versuchen bloß, Seydon vor dem Untergang durch eine schwarzmagische Verrückte namens Thanata zu bewahren!“ Lajos blinzelte. „Aaahja...“ Da stellte sich Coran vor ihn. „Echt mal! – Kannst du kämpfen?!“ „Ähm, nö...“ „Hast du ein Kizaya?!“ „Ähh, nein-...“ „Dann vergiss es.“ Damit piekste Coran Lajos ins Bein und verkrümelte sich wieder, und Tiras und Liona starrten ihn an. „H-hey!! – Also, Coran hat schon recht, wir müssen viel kämpfen und weglaufen-...“ meinte Liona, „Willst du – die Geschichte hören??“ Lajos blinzelte immer noch verwirrt. „Öhhh, ja!“ So erzählten Liona und Tiras die ganze Geschichte – sogar alles, was sie über Thanata wussten, immerhin war Zitan nicht dabei, und er war derjenige, der es noch nicht erfahren durfte... Lajos machte mit jedem Satz rundere Augen und starrte die Freunde an wie ein achtes Weltwunder, als sie fertig waren. „Öhm...“ machte er dann ratlos, und die anderen neun sahen ihn an. „Und?“ grinste Lani, „Kommst du mit nach Tijopan?? Naja, und weiter?“ er kratzte sich am Kopf. „Warum hat der Elefant rote Socken an?!“ Alle fuhren zurück und starrten ihn an, bis er loslachte und die Frage beantwortete: „Weil die grünen in der Wäsche sind! Haaahaha!!“ Liona boxte ihn in den Bauch. „Lenk nicht ab!!!“ Lani gackerte sich halb tot, und Zantis verdrehte die Augen. „Das wird ja ein Spaß,“ stöhnte Lili, und Liona und Tiras fragten sich auch gerade, was sie sich da eingebrockt hatten. „Erzähl uns was über dich, Lajos!“ forderte Osea da strahlend, „Woher kommst du??“ Er hörte auf, zu lachen, und kratzte sich kichernd am Kopf. „Naja, geboren bin ich in Baile! Aber vor einigen Monaten ist Baile explodiert, seitdem wandere ich sinnlos umher... jetzt habe ich wenigstens was zu tun!“ „B-Baile?!“ keuchte Liona, „D-da waren wir dabei! Kaiyla hat es in die Luft gejagt!“ „Waaas, boah, die knöpf‘ ich mir vor!“ rief Lajos empört, und Zantis seufzte. „Lern erstmal kämpfen!“ „Wir haben uns noch garnicht vorgestellt,“ fiel Tiras da auf, „Entschuldige bitte! Mein Name ist Tiras Arenka! – Liona hatte sich vorgestellt... das da hinten sind Lili, Zantis, Vento und Lani. Die Kleine hier ist Osea, daneben ist Coran, und das ist Nadaiya! – Dann fehlen noch Zenta, den hast du vorhin kennengelernt, Zid und Siana.“ „Haalt, halt, nicht so schnell!“ Lajos zog einen Notizblock hervor und schrieb sich alle Namen auf, „Also – Tiras – Liona – Lili – Zantis – wie schreibt man Vento?? Mit W?“ „Mit V, du Idiot!!“ rief Vento, „Wento, ja, klar...“ Lani lachte schon wieder los, auch die anderen mussten grinsen. „Coran mit K?“ lachte Lajos weiter, und Coran grinste. „Mit CK! – Warte, ich schreib‘s dir auf.“ Er setzte sich vor Lajos und schrieb, und Lajos las den Namen stirnrunzelnd. „Äh... Ckorahn...??“ „Genau so!“ grinste Coran, und als Lani das sah, haute sie ihm eine runter und schrieb Corans Namen richtig auf Lajos‘ Block. „Maaann, Coran heißt er!!“ „Ich erkläre dir nachher alle Spitznamen!“ versicherte Coran ihm, „Lani möchte viel lieber Yima genannt werden. Und Siana nennst du am besten Prinzessin-Fall-in-den-Schnee, das gefällt ihr irgendwie, und, ach ja, Zenta wird von allen Zenni gerufen!“ Lajos nickte und notierte sich alles, nicht ahnend, was Coran ihm damit einbrockte. Als es dunkel wurde, trafen sich alle im Speisesaal zum Abendbrot. Die neun nahmen Lajos mit, schließlich wollte man Zitan noch fragen, ob er mit durfte oder nicht. „Das ist Lajos!“ stellte Tiras ihn Zitan und Siana vor, „Er will mitkommen, wir haben ihm schon alles erklärt! Einverstanden, Zid?“ Zitan mampfte fröhlich vor sich hin und sah Lajos eine Weile an. „Ipf bin Pfipan!“ sagte er mit vollem Mund und gab Lajos die Hand. Siana stöhnte. „Er meint, er ist Zitan!“ „Hab ich mir schon gedacht!“ lachte Lajos, „Du bist also Prinzessin-Fall-in-den-Schnee?“ Siana zuckte, und Zitan hielt inne, während alle Lajos anstarrten. Nur Coran grinste. „Was hast du gesagt?“ fragte Siana tonlos, Lajos anstarrend. „Wer hat dir gesagt, ich würde so heißen??!!“ „Coran!“ Siana sprang auf. „ICH HEIßE SIANA!!!! Der scheissverdammte Schnee-Spitzname kommt nur von Zenta, dem Wichser!!! WENN DU MICH NOCH EINMAL SO NENNST...!!!“ Damit funkelte sie Lajos wutentbrannt an, und der wurde unter ihrem flammenden Blick immer kleiner und wandte sich an Coran: „D-du hast mir Scheisse erzählt! Das gibt Rache!“ „Apropro Zenta,“ sagte Zitan dann, „Wo steckt der eigentlich?“ „Er war vorhin genervt, und Nadaiya wollte ihn etwas beruhigen,“ meinte Lani, und Zitan und Tiras tauschten einen erschrockenen Blick. „D-das heißt nichts Gutes...!“ „Arme Nadaiya...“ „Und ich dachte, die Leute auf Maginasira wollen keine stumpfsinnigen Menschen!“ stöhnte Zenta und ließ sich auf das Bett fallen, „W-wie hat dieser Trottel Lajos das an Bord geschafft?!“ „So, wie der drauf war, hat der sicher keine Angst vor garnichts,“ sagte Nadaiya glucksend, und Zenta zischte. „Pff... ich werd's dem schon noch beibringen. – Was willst du, Lolita? Du nervst, ich will meine Ruhe.“ Sie setzte sich dicht neben ihn auf das Bett und kraulte grinsend seinen Hals. „Immer, wenn du das sagst, willst du's doch eigentlich erst recht, huh?“ Er verzog keine Miene. „Wovon sprichst du?“ fragte er monoton, ohne sie anzusehen, und sie kicherte und schubste ihn um auf das Bett, sodass er lag, und setzte sich breitbeinig auf seinen Unterkörper, mit den Händen jetzt seinen Bauch streichelnd. „Das hier...?“ Damit beugte sie sich spielerisch über ihn und küsste ihn verlangend auf die Lippen. Er rührte sich nicht und machte keine Anstalten, ihre Berührungen zu erwiedern. Als sie von ihm abließ, sah sie ihn maulend an. „Komm schon, Zenta... ich weiß, dass du es genauso willst wie ich! Du machst dir nur ´nen Heidenspaß daraus, mich zappeln zu lassen!“ Er grinste. „Huh. Gut erkannt, kleine Lolita!“ Er wusste schon, was jetzt kommen würde, und war daher wenig überrascht, als sie schmollte und ihn in den Bauch kniff: „Sag meinen Namen, Zenta!“ Er grinste höchst zufrieden und setzte sich dann auf, sodass sie auf seinem Schoß saß, bevor er mit den Händen ihre Hüften packte. „Ich habe manchmal das Gefühl, Dinge wiederholen sich bei dir, hm... Nadaiya?“ Er ließ die Hände auf eine in ihren Augen unglaublich erregende Weise auf ihren Hüften kreisen, und sie stöhnte leise und streckte ihm wie immer die Kehle hin, als er sich zu ihr hinbeugte. „Oh ja, Zenta...! Ich bin dein, für immer! Nimm mich... jetzt...!“ Er zog ihr Gesicht mit zwei Fingern wieder etwas herunter, sodass er sie auf die Lippen küssen konnte. Schnell öffnete sie den Mund, und ihre Zungen umspielten sich und begannen bald ein neues Duell, als der Kuss immer intensiver und heftiger wurde. Er machte sich nicht viel Mühe, sich Zeit zu nehmen, und so schnell wie noch nie zuvor war sie ihre Bluse und ihren BH los. Keuchend löste sie sich von ihm und sah ihn flackernd an. „Wow, doch anders überlegt?“ „Freu dich nicht zu früh,“ riet er ihr, „Du solltest erst deine freche Klappe wieder auftun, wenn ich mit dir fertig bin, Nadaiya.“ damit hob er sie hoch und legte sie schnell im Bett wieder ab, im Handumdrehen war er über ihr und küsste sie erneut heftig auf den Mund. Sie konnte garnicht fassen, was abging – er meinte es dieses mal tatsächlich ernst? „Wenn ich mit dir fertig bin, Nadaiya...“ „Ohh ja...!“ keuchte sie und zerrte an seinem Shirt, „Gib's mir, komm...!“ „Langsam, langsam, heh...?“ grinste Zenta und zog sich selbst das schwarze Shirt aus, „Wir wollen doch nicht... dass du unnötig verletzt wirst... du musst schließlich danach noch zu gebrauchen sein, nicht wahr? Zwing mich also besser nicht... schnell zu machen...“ Sie erschauderte, als sie sein eiskaltes, blutrünstiges Lächeln sah, und er sich zu ihrem Ohr hinunterbeugte und mit der Zunge darüberfuhr. „Du könntest sonst sterben, Nadaiya...“ Sie erzitterte unter ihm vor Erregung und keuchte leise, als er sich auf sie legte und sie wieder verlangend auf den Mund küsste, sich mit einer Hand am Bett abstützend und mit der anderen ihre Brust bearbeitend, und stöhnend schlang sie die Arme um seinen Nacken und presste sich voller Verlangen nach seinem Körper fest gegen ihn. Sie spürte, wie seine Zunge mit leichter Gewalt in ihre Mundhöhle drang, und mit einem weiteren, erregten Stöhnen schob sie die Arme hoch und berührte seinen nackten Oberkörper. Als sie die Hände über seinen Bauch nach unten zu seiner Hose gleiten ließ, spürte sie plötzlich, wie sich alle seine Bauchmuskeln anspannten, und sie wunderte sich über eine so heftige Reaktion – grinste dann aber in den Kuss hinein. So ist das, huh? Das ist wohl... deine Schwachstelle...? Das ist das erste mal, dass du dir ´ne Blöße gibst dabei... und deine Erregung offen zeigst... Sie ließ die Finger spielerisch wieder über seinen Bauch fahren, rauf und runter, und er löste sich aus dem Kuss und stöhnte kurz auf, bevor er mit einer Hand ihre Hände festhielt. „Bevor du wieder auf blöde Gedanken kommst...“ sagte er und beugte sich zu ihrem Hals herunter, bevor er sanft in das weiche Fleisch dort biss und die Zunge darüber gleiten ließ, „Alles-... unterhalb meines Bauchnabels ist für dich so lange tabu, bis ich dir was anderes sage. Und du kannst jammern, soviel zu willst. Bleib mit deinen Händen da, wo du hingehörst.“ Sie keuchte leicht, als er weiter ihren Hals bearbeitete, und zog ihn seufzend näher an ihren Körper heran. „Z-Zenta, du...“ Sie grinste jetzt, „Bist doch nicht etwa nervös?... Oder wieso soll ich... dich da nicht berühren?“ „Ganz einfach nur deshalb, weil ich bestimme, wo es langgeht, Lolita. Und du wirst dich nach mir richten, klar soweit? Vorausgesetzt, du hast es noch vor... hm?“ Sie sah ihn flackernd an, als er sich wieder aufrichtete und sich selbst über ihr kurz zurechtrückte, bevor er sich erneut über sie beugte und eine Spur kleiner Küsse von ihrem Kinn hinunter bis zwischen ihre Brüste verteilte. Als sie seine Lippen auf ihren Brüsten spürte, gab sie jeden Protest auf und gab sich ihm hin. Erneut drückte sie sich leise stöhnend gegen seinen Unterkörper, als seine Berührungen heftiger wurden. Sie konnte garnicht fassen, dass er tatsächlich noch Jungfrau war – wie schaffte er es, dermaßen gut im Bett zu sein, obwohl er doch eigentlich keine Erfahrung hatte? Keiner der ganzen Profis, die sie sonst so am Haken gehabt hatte, hatte es fertiggebracht, sie so zu erregen. „Zenta...!“ keuchte sie, als sie spürte, wie seine Hände ihre Hose öffneten und sie ein Stück herunterzogen, „H-hör nicht auf...! Bitte, ich-... halte das gleich nicht mehr aus...“ „Gerade deswegen lasse ich mir ja Zeit...“ grinste er sie dunkel an, „Mach die Beine hoch. Los, sonst krieg ich die Hose nicht aus!“ Sie stöhnte und folgte brav seinem Befehl, im Nu war ihre Hose weg und sie lag nur noch in ihrer Unterhose unter ihm. Als er sich wieder über sie beugte, schlang sie die Arme um seinen Nacken und zerrte ihn zu sich herunter in einen neuen, heftigen Zungenkuss. Wie konnte er so ruhig bleiben? Sie konnte einfach nicht fassen, wie er so kühl bleiben konnte, während sie vor Hitze beinahe starb – oder konnte er seine Aufregung einfach nur sehr gut überspielen? „Zenta...! – Zenta, bitte!... Sag mir, dass du... ... es tun wirst...!“ „Das würde die Überraschung verderben,“ sagte er völlig emotionslos, sie kurz ansehend, wie sie vor Lust zitternd fast nackt unter ihm lag und ihn mehr wollte als alles andere auf der Welt. Er grinste höchst zufrieden. Schon der Anblick ihres nackten Körpers und der Gedanke daran, dass sie nichts mehr wollte als ihn, befriedigten ihn zutiefst, und er fragte sich, ob er sich je die Mühe machen müsste, sie zu nehmen, wo es ihm doch so schon ganz gut ging. Dann spürte er, wie sie die Hände hob und wieder ziemlich bewusst seinen nackten Bauch und seine Seiten zu streicheln begann, erst zärtlich, dann heftiger. Ihm war klar, warum sie das tat... vermutlich hatte sie seine empfindliche Stelle bereits gefunden und dachte sich jetzt, ihn so rumkriegen zu können. Zu ihrem Pech hatte er weit mehr Selbstbeherrschung als jeder normale Mensch. „Schließ die Augen, Nadaiya!“ verlangte er nach einer kurzen Pause, während er sich wieder über sie beugte, „Lass mich... dir geben, was ich will...“ Sie keuchte und schloss willig die Augen, und wie er sie so da liegen sah, konnte er sich einen blöden Spruch nicht verkneifen. „Und stell dich lieber darauf ein, dass es jetzt schnell geht-... ich hab's nämlich eilig, Nadaiya.“ Er konnte spüren, wie sie unter ihm vor Aufregung zitterte, und ihm war klar, was sie jetzt dachte. Er musste leise lachen. Eigentlich hatte er gerade mehr als jemals zuvor Lust darauf, sie schallend auszulachen, weil sie so dermaßen naiv war – glaubte sie echt, er würde sie jetzt durchnehmen? Nachdem sie nichtmal seine Hose hatte anfassen dürfen? Törichtes Mädchen... grinste er bei sich und zückte eines seiner kleinen Messer, Worauf ich noch mehr Lust habe, ist, dir wehzutun... ... aber nicht zu doll... Er bewegte sich absichtlich in einer völlig erregenden Weise auf ihrem Unterkörper und presste sich gegen sie, bevor er mit der Zunge über ihren Hals glitt und das Messer zu ihrem Oberarm hob. Da sie die Augen geschlossen hatte, merkte sie es nicht... „Ich will, dass du schreist, Nadaiya...“ flüsterte er ihr ins Ohr und musste sich langsam echt beherrschen, um nicht laut loszulachen – aber noch wegen etwas anderem musste er sich langsam beherrschen. Wird Zeit, dass ich hiermit aufhöre... lange kann ich diese Gleichmütigkeit nicht mehr halten... „Okay, ich tue alles, was du willst!“ versprach Nadaiya ihm seufzend und presste sich ebenfalls mehr gegen ihn, und er kicherte leise. Er sah, wie sie zitterte, und er zitterte ebenfalls vor Erregung, als er mit dem Messer in ihren Arm eindrang und ihr einen sauberen, einigermaßen tiefen Schnitt verpasste. Nadaiya riss mit einem Schrei die Augen auf und starrte ihn an, und als sie das Messer sah, wurde sie weiß und wollte zappeln, doch er hielt sie fest. „Shhh... nicht zappeln, sonst treffe ich noch aus Versehen was wichtiges! Keine Angst, das ist keine gefährliche Wunde... – tut es schon weh?“ Sie keuchte und zitterte jetzt am ganzen Körper. „Z-Z-Zentaaaa!!!“ schrie sie, „W-warum??!! Hör auf, du tust mir-... weh...!!“ „Guuuut!“ freute er sich und zog sanft das Messer aus der blutenden Wunde, „Das war meine Absicht, jaja. Hast du echt geglaubt, ich lege dich jetzt flach? Hm?“ „Ohhh mein Gooott!!!“ schrie Nadaiya panisch und zappelte jetzt herum, „Zenta, du b-bist wahnsinnig!!!!!“ Er verschloss ihre Lippen mit seinen, und obwohl sie hysterisch war, erstickte sein inniger Kuss ihre Panik, und sie gab nach und erwiederte ihn, ihre Arme um seinen nackten Oberkörper schlingend. Ihre Wunde hinterließ dabei Blutspuren auf seinem Rücken, aber es scherte ihn garnicht. Sie stöhnte, als der Kuss immer heftiger und intensiver wurde, bis er schließlich von ihren Lippen abließ und sich abermals zurückzog, weil er jetzt merkte, dass seine Erregung in seiner Hose deutlich sichtbar wurde. „Das reicht für heute, du hast ja Schmerzen...“ meinte er unbekümmert und zog sein Shirt wieder an, „Ich hole dir von Tiras Verbandszeug, warte hier. Und wehe, du läufst weg, dann könnte es vielleicht passieren, dass ich dich doch vergewaltige, und zwar ziemlich heftig.“ Sie keuchte, als er einfach aus dem Zimmer ging – sie war viel zu schockiert, um die Beule in seiner Hose zu bemerken. Und Zenta seinerseits ging statt zu Tiras erstmal ins Bad, um seine Erregung abzureagieren. „Mistkuh...“ brummte er bei sich, während er ungeduldig seine Hose öffnete und sich mit der Hand selbst etwas nachhalf, „Wenn du denkst, ich mache es nur dir schwerer, irrst du dich, und wenn du nicht so eine verdammte Nutte wärst, hätte ich dich längst genagelt, mann! Aber da ich dir damit nur einen Gefallen tue, vergiss es, das ist mir zu leicht. Blöde, verdammte... dreckige Schlampe!!“ Weil er ja inzwischen richtig Erfahrung damit hatte, sich abzureagieren, wusste er, dass es am besten ging, wenn er dabei über Nadaiya meckerte, dementsprechend war er auch schnell fertig, wusch sich gründlich die Hände und ging dann ernsthaft zu Tiras und Vento ins Zimmer. Dort angekommen fand er Tiras und Vento vor, die Karten spielten. „Nanu?“ machte Vento, „Was denn, Sir Yason lässt sich blicken??“ „Ich brauche nur Verbandszeug,“ sagte Zenta trocken zu Tiras, und jener stand besorgt auf, holte gehorsam seinen Vorrat hervor und sah Zenta dann an. „Bist du verletzt??“ „Nein,“ meinte er kühl und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, „Aber Nadaiya. Irgendjemand hat ihren Arm geschnitten, blutet ziemlich stark...“ Vento runzelte die Stirn, als Tiras Zenta den Verband gab und ihm auch ein Schmerzmittel hinhielt. „Vielleicht braucht sie das...?“ „Neinnein, keine Sorge. Sie steht auf Schmerzen! Viieelen Dank, Doktor Arenka!“ Damit machte Zenta seine übliche, übertriebene Verneigung und war dann weg. Vento stand langsam auf, als Tiras Zenta verwirrt nachsah. „Öhm... seit wann kümmert er sich so rührend um Nadaiya? Ist ja putzig.“ Vento seufzte. „Hast du ´nen Hackenschuss?!“ fragte er Tiras, „Zenta hat sie selber aufgeschlitzt, du Depp! So, wie er geredet und gegrinst hat, offensichtlich, oder??!“ Tiras starrte ihn an. „W-was?! B-bist du sicher, das... tut er??!“ „Zantis hat mir gesagt, dass Lani ihm gesagt hat, dass Nadaiya ihr erzählt hat, er hätte schonmal ihren Bauch aufgeschlitzt! Zutrauen würde ich es ihm...“ Tiras schluckte. „E-e-er sah so... ... zufrieden aus!“ stammelte der Rothaarige, „Glaubst du, es... macht ihm Spaß??“ Vento seufzte erneut. „Wer weiß, was er sonst noch mit Nadaiya getrieben hat, wahrscheinlich hat er sie gerade richtig durchgerammelt und ist deshalb so glücklich... tss, ich habe immer gewusst, dass er ein Psychopath ist!!“ ______________________ XDD jaja, Zenta ist so blutrünstig~.... und Lajos!! XDD Ich liebe Lajos, der ist SO sinnlos XDDD aber gerade deshalb ist er so cool XDDDD Kapitel 76: Der Gegenfluch -------------------------- Am nächsten Tag trafen sich die zwölf und Lajos wieder zum Frühstück. „Wie jetzt, was sucht der unlustige Komiker denn hier?“ fragte Zenta missgelaunt, als er Lajos sah, und die anderen sahen ihn an. „Wie jetzt, was soll er hier?“ fragte Zitan, „Er kommt doch mit! Schon ver-... oh, ach so, du warst ja gestern abend garnicht beim Essen!“ Zenta ließ seine Gabel sinken und sah Lajos mit einem Das-darf-doch-nicht-wahr-sein-Blick an. „Ziddy...“ jammerte er dann, „M-muss... das echt sein??! Der wird uns nur aufhalten!“ „Der hier, der hier ist gut!! – Was ist gelb und hüpft durch den Wald??!“ rief Lajos da auch schon, und die Hälfte der Truppe verdrehte die Augen. Vento blinzelte. „Lass mich raten, ein vergammeltes Rudel Gurken!“ „Neeiin! Der Postfrosch!“ rief Lajos, und alle sahen ihn an. Lani brach in schallendes Gelächter aus und knallte mit dem Kopf auf den Tisch. „Wuaaahaha, der Postfrosch!! Wie herrlich!! Du bist klasse, Lajos...!“ Die anderen sahen sie und ihn nur abwechselnd völlig belämmert an. „Postfrosch, huh?“ knurrte Zenta, „Weil du so auf Farben stehst, zeig ich dir gleich ein blaues Auge, kennst du das?“ Lajos lachte blöd. „Oh, klar... ...“ „Aber du kennst nicht die Yason-Spezial-Hardcore-Version des blauen Auges...“ raunte Zenta, und Liona musste lachen. „Ehrlich, das ist eine Familientechnik! Mein Vater kann sie auch, und zwar ziemlich gut!“ Die anderen lachten, nur Lajos natürlich nicht, und Zitan senkte etwas bitter den Kopf. Klar, dass Zenta auf die Schläge anspielte, die er seinem Vater zu verdanken hatte. Er wusste, dass Zenta das seinem Vater ein Leben lang übel nehmen würde... Nach dem Frühstück verteilten sich die Freunde auf dem Schiff. „Gibt’s hier ein Badezimmer?“ fragte Siana, und Zitan, mit dem sie durch die Korridore ging, sah sie an. „Okay,“ sagte er ergeben und blieb stehen, „Du bist selbstbewusster geworden, aber diese Eigenschaft mit dem Badezimmer können wir dir wohl nie austreiben!“ „Richtig geraten!!“ „Na schön, und was willst du im Badezimmer?“ „Äh, vielleicht baden??“ Er sah sie groß an. „Ooooh nein!! Du bleibst draußen, klar??! Ich liebe dich über alles, Zid, aber beim Baden musst du mir nun wirklich nicht zugucken, oder womöglich noch mitbaden, was??!“ Er spielte beleidigt. „Nu‘ mach aber mal ´nen Punkt, ich hab dich doch eh‘ schonmal nackt gesehen!“ grummelte er leise, aber absichtlich laut genug, dass sie es hörte. „Heeey, aber immerhin im Dunkeln!“ Plötzlich setzte er ein nahezu diabolisches Grinsen auf. „Hast du vergessen? Ich bin Mesumanier, Kindchen! Ich sehe im Dunkeln genauso gut wie im Hellen!“ Sie wurde schlagartig rot und sah verlegen zu Boden. „O-oh mein Gott, Ziddy...!!“ „Hey, Kopf hoch...“ Er legte ihr einen Finger unter das Kinn und schob ihren Kopf hoch, „Du bist wirklich schön, Siana.“ Seufzend wandte sie sich ab. „Ich geh jetzt ins Badezimmer!“ verkündete sie, „Und du wirst nicht mitkommen!“ Damit trabte sie davon, und Zitan blieb verwirrt stehen. Ich dachte, sie weiß nicht, wo das Bad ist? So ging er etwas gelangweilt durch die Gänge, und als er nach einiger Zeit wieder zurück in sein und Sianas Zimmer ging, sah er seine Freundin da im Handtuch stehen, und da sie es wohl gerade hatte fallen lassen wollen, zog sie das Tuch jetzt rasch wieder hoch und fuhr herum, als sie Zitan sah. „Z-Zid??!“ keuchte sie. Zitan blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie an. „Oh, du bist schon fertig?“ „Raus oder rein??“ fragte sie energisch. „Äh, rein!“ Er ging ins Zimmer und schloss die Tür wieder hinter sich. „Das ging echt schnell! Wow!“ Sie seufzte und rubbelte mit einem zweiten Handtuch ihre nassen Haare. „Ja, nicht?-... ... Äh... Ziddy...“ Er brauchte etwas, um sie zu verstehen, dann fuhr er auf. „Oh, oh, ich drehe mich um!“ Er drehte ihr den Rücken zu und hielt sich die Augen zu. Siana legte das Handtuch weg und fing an, sich anzuziehen. Vorsichtig lugte er hinter seiner Hand hervor und schielte sie an. Irgendwie gefiel es ihm, wenn sie völlig nackt da stand... plötzlich wurde ihm heiß, und er keuchte und drehte sich schnell wieder weg. Scheisse, mann...! „ZIDDY!!!“ schrie sie empört. Sie hatte ihn bemerkt, und er hustete. „Hab nichts gesehen!“ Sie sah ihn eine Zeit skeptisch an, dann zog sie sich weiter an. Als sie ihre Sachen wieder anhatte, stöhnte sie. „Glotz mich nie wieder so an, wenn ich nackt bin, du Perverser!!!“ „Iiiich? Pervers?? Aber Siana...“ lachte er und tätschelte ihren Kopf, „Ich bin auch nur ein Mann. Tut mir leid.“ Das Schiff erreichte mit Einbruch der Dunkelheit Tijopans Hafen. Die zwölf holten ihre Kizayas und gingen mit Lajos vom Schiff, letzterer musste zu Fuß gehen, da er kein Kizaya hatte. „Keine Angst!“ sagte Zantis, „Wir besorgen’s dir schon noch.“ Lajos sah ihn blinzelnd an. „Ähh... w-wie bitte?!“ Zantis hielt an, und die anderen sahen die beiden ebenfalls an – dann fing Zenta an, zu grinsen. „Also ehrlich, Zantis... tststs, das hätte ich selbst von dir nicht gedacht. So offensichtlich, das gehört sich aber nicht...“ „W-was?!“ schrie Zantis, der nicht verstand, was abging, und alle lachten los. Zenta beugte sich zu ihm hin und raunte ihm auf sehr zweideutige Weise ins Ohr: „Wenn du es so dringend nötig hast, geht ihr am besten in eine dunkle, gemütliche Gasse, hm?...“ Zantis keuchte und riss Fuzzy zur Seite. „WEG, DU SCHWUCHTEL!!!“ schrie er und wurde kreidebleich, und Lani gab ihm eine Kopfnuss. „Aua??! W-was ist los??!“ „Du bist hier der Schwuchtel!! – Na kommt, gehen wir!!“ Liona begann sofort, alle Menschen nach einem Spezialisten für Flüche auszufragen. Es wurde eine lange Fragerei, doch letztendlich konnte ein kleines Mädchen ihr Antwort geben: „Sir Shikage ist ein Meister der Flüche!“ erklärte es Liona mit großen Augen, „Er ist in der ganzen Stadt als Fluchmeister bekannt! Wenn ihr zu ihm wollt, müsst ihr dort hinten über die Brücke gehen, das Haus ist das letzte rechts!“ „Danke!“ meinte Liona und wendete sich an Zitan, „Na los, kommt! Wir wissen, wo wir hin wollen!“ So galoppierten sie los durch die dunklen Straßen Tijopans und über die Brücke, bis sie das besagte Haus erreichten. In den Fenstern brannte Licht. Die Freunde banden ihre Kizayas draußen an, und als alle vor der hölzernen Tür standen, klopfte Zitan. Nach einer weile steckte ein Mann mittleren Alters den Kopf heraus. „Ja, bitte?“ fragte er erstaunt, und Zitan räusperte sich. „Guten Abend, seid Ihr Sir Shikage, der Fluchmeister?“ „Ja, der bin ich! – Wie kann ich euch helfen?“ Zitan seufzte. „Ähhh, sagen wir-... meiner Kameradin und mir,“ Er zeigte auf Liona und auf sich, „Wurden mit einem Fluch-Wasser die Zauberkräfte entzogen, und-... wir haben gehört, es gibt einen Gegenfluch für so etwas?“ Shikage nickte. „Das ist richtig. Fluch-Wasser? Kommt herein, das haben wir gleich. Ein Kinderspiel.“ Er öffnete die Tür ganz, und die dreizehn gingen in das warme Haus hinein. Da sie jetzt, in Tijopan, wieder auf der Nordhalbkugel Seydons waren, war es, da es Januar war, auch wieder kalt, im Gegensatz zur Südhalbkugel. „Setzt euch doch!“ bot der Fluchmeister freundlich an, als sie die Stube erreichten, und mit etwas Gedrängel setzten sich alle um einen großen Tisch. „Ihr wisst nicht rein zufällig, um welche Art von Fluch-Wasser es sich handelt? Es gibt verschiedene...“ „Hab ich mir ja gedacht, dass das nützlich ist. – Sir, vielleicht sind in dieser Flasche noch zwei, drei Tropfen drin...“ Zenta kramte das Fläschchen hervor und gab es dem Mann, der daraufhin nickend eine Hand hob. „Oh ja, prima. Das spart einiges an Arbeit!“ Er öffnete die rechte Hand und ließ darin eine kleine Kugel aus Wasser erscheinen, die zwischen seinen Fingern hin und herwabbelte. Dann nahm er mit der linken Hand die Flasche, öffnete sie mit Psychokinese und träufelte die letzten Tropfen aus der Flasche genau auf die selbstgemachte Wasserkugel. Diese färbte sich darauf mit einem kleinen Puff pink. Die dreizehn staunten. „W-was ist das für ein Zauber??!“ fragte Zitan erschrocken. Shikage kicherte, stellte die Flasche weg und ließ die pinkfarbene Kugel mit einem weiteren Puff verschwinden. „Die Kugel ist nichts weiter als ein konzentrierter Aqua-Zauber. Man kann mit Aqua eine Menge mehr machen als einfach nur Wasserstrahlen herumzuballern! Wenn man eine bestimmte Menge konzentriert, kann man witzige Formen aus Wasser machen. – Das Fluch-Wasser reagiert mit Wasser, deshalb ändert sich die Farbe. Jedes andere Fluch-Wasser nimmt mit Wasser eine andere Farbe an, so kann ich erkennen, um welche Art es sich handelt. Dieses hier war Nosara-Wasser. Nosara ist auch dafür bekannt, gerade zum Blocken der Magie eingesetzt zu werden. Damit werden zum Beispiel Verbrecher entwaffnet!“ Zitan blinzelte. „Oh-... ... – ähm... cool!“ „Werdet Ihr uns die Magie zurückgeben können?“ fragte Liona, „Wir-... stecken nämlich in Schwierigkeiten und brauchen die Zauber dringend zurück-...!“ Sir Shikage nickte. „Dazu bin ich ja schließlich da, nicht wahr? – Kommt ihr beide mit mir mit. Ihr anderen, wollt ihr etwas trinken?“ Der Rest sah sich an, als Liona und Zitan aufstanden. „Schnaps!“ meldete Coran völlig seriös, „Aber bester Jahrgang!“ Lani haute ihm eine runter, und er kippte von der Bank. „Manno, ich wollte es nur wie Zenta machen...“ „Aarrgh, du Idiot!!! – O-Saft!!“ fuhr sie den Fluchmeister an, „Und zwar für alle!!“ Sir Shikage führte die beiden Freunde in ein anderes Zimmer und schloss die Tür. „Ihr beide konzentriert euch jetzt einfach, so, als würdet ihr ganz normal zaubern,“ ordnete er an, und Liona und Zitan schlossen gehorsam die Augen und versuchten es. „Das geht schnell, keine Sorge.“ Er machte diverse Fingerzeichen mit seinen Händen in irrer Geschwindigkeit, bevor er selbst die Augen schloss. „Lyiusza! Die Technik der Thuraya, Aufhebungsfluch!“ Mit diesen Worten formte er ein letztes Fingerzeichen, und mit einem kurzen Knallen und einer kleinen Druckwelle, die Zitan und Liona rückwärts stolpern ließ, war es vorbei. Zitan spürte plötzlich, wie der Stein an seiner Kette heiß wurde, und als er die Augen öffnete, bewegten sich seine Hände von ganz alleine und setzten zum Zauber an, während es über ihm laut krachte. Der Fluchmeister sah das und fuhr zurück. Was??! Wie kann das sein, er wandelt die Konzentration sofort in Magie um?! Das ist ein Gebiet, das jeden normalen Mesumanier übersteigen würde, es sei denn, er-...! Shikage keuchte. „Ach du scheisse!“ Da hatte Zitan auch schon die Energiekugel in seinen Händen geformt und schleuderte das dunkelblau schimmernde Ding genau auf den Mann zu. Liona fuhr auf. „ZIDDY??!“ „Keine Angst, ich komme klar – Vari! Die Technik der Tija, Barriere!“ bevor Zitans Zauber ihn erreichen konnte, bildete sich um ihn herum ein Schutzschild, gebildet durch ein neues Fingerzeichen, und an der Barriere zerplatzte Zitans Zauber, und der Junge fuhr zurück und ließ die Arme sinken. „Was zum-...??!“ fragte er, während Sir Shikage seine Barriere verschwinden ließ und Liona Zitan anstarrte. „W-was machst du?! – D-die Kräfte sind jedenfalls wieder da, huh?!“ Zitan taumelte. „I-ich hab keine Ahnung! Der Stein, e-er hat... einfach reagiert! Und dann kam es einfach so... herausgesprudelt...! Ist Euch was passiert, Shikage?“ Der Mann seufzte. „Nein... – du sagst, dein Stein hätte reagiert?“ Er musterte Zitan, „Sag mir deinen Namen...“ „Zitan-... Sari...“ murmelte Zitan, und der Fluchmeister seufzte kurz. „Sari – das erklärt alles, klar. Aus der Familie der Kyana... kein Wunder, dass dein Gottessymbol gleich reagiert und du sofort eine Einheit mit Kyana bildest.“ Zitan verstand nichts. „W-was ist los?“ Shikage sah ihn kurz an. „Nun, Saris sind eine spezielle Mesumanier-Familie! Obwohl Kyana nur eine Nebengöttin ist, und die Familien der Hauptgötter normalerweise stärker sind, ist sie die stärkste Familie von allen! – Bei dir, Mädchen...“ Er sah Liona an, „Habe ich Chinons Aura gespürt. Du musst aus der Familie Kizalos stammen!“ „Liona Kizalos, genau,“ erwiederte das Mädchen beeindruckt, „Ihr wisst viel... – also, die Schutzfamilien der acht großen Götter sind eigentlich stärker als die der Nebengötter??“ Shikage nickte. „So ist es! Von allen Mesumanierfamilien sollten acht die Elite bilden, die Schützlinge der acht großen Götter! Die Viiyias, die Kizalos‘, die Tizunos, die Kades, die Jisamas, die Junas, die Teijos und die Chokaras!“ Zitan und Liona nickten. „Tizuno... Yari war ein Schützling des Karon, des Gottes des Feuers,“ meinte Zitan, „Sie war – eine Elite! – U-und meine Mutter, Cenja Sari, ist in der Familie der Tija geboren, bei den Viiyias!“ Er sah Shikage zweifelnd an. „W-wieso... ist meine Familie dann so stark?“ Der Fluchmeister sah ihn lange grübelnd an. „Ich weiß nichts genaues, ich bin kein Gott... unter den Sterblichen wird die Familie Sari als Gottesnächste Familie verehrt! Bei den Göttern dagegen... werden sie... als Bastarde abgetan.“ Zitan fuhr zurück, genau wie Liona. „Was??!“ schrie letztere, „Bastarde?! Wollt Ihr sagen, die Götter-... hassen Saris?!“ „Neinnein, das sicher nicht! Sonst hätte sicher längst jemand von ihnen die Familie Sari ausgerottet! Kyana ist eine sehr gute Schutzpatronin! – Aber ich habe mich eine Menge mit den Göttern auseinandergesetzt, und mit Geschichten. Es heißt, dass Kyana selbst Mutter eines Urahnen der Saris sein soll – das bedeutet, die Familie stammt direkt von ihrer Schutzgöttin ab. Das bedeutet, das göttliche Blut der Kyana fließt in allen Saris, und deswegen sind sie so stark.“ Die beiden blinzelten. „K-Kyanas-... Blut??!“ keuchte Zitan und fasste nach dem Stein an seiner Kette. Liona verstand. „Und die Unsterblichen, die Götter, haben es nicht gerne gesehen, dass sich Kyana mit einem Sterblichen vereint hat?“ Shikage nickte. „Zumindest ist das das, was ich gelesen und gehört habe! Ich selbst bin ein Schützling des Zaron, des Gottes der Flüche. Deswegen fällt es mir leicht, mit ihnen umzugehen...“ Zitan sah nur etwas abwesend auf sein Gottessymbol. Er trug Kyanas Blut in sich? Liona sah den Fluchmeister jetzt wieder neugierig an. „Was waren das für seltsame Techniken, die Ihr angewandt habt? Diese Worte... Lyiusza bedeutet zurückkehren! Vari bedeutet schützen... – und was... bedeutete Technik der Thuraya...?“ Der mann lachte. „Jeder Gott hat eine Technik, und diese Techniken zählen zu den leichteren Flüchen. Quasi jeder kann sie beherrschen, dazu braucht man aber die Unterstützung des jeweiligen Gottes, dessen Technik man anwenden möchte. Ihr wisst ja sicher, dass eure Schutzgötter euch eure Magie geben. Ihr verbindet euch mit ihnen, wenn ihr zaubert. – Was meine beiden Techniken von eben angeht... ja, die Technik der Thuraya, der Göttin der Magie, hat natürlich etwas mit Zaubern zu tun, so habe ich euch eure Magie zurückgegeben. Es ist wie eine Art Opina für Flüche, ein Aufhebungszauber eben. Die Vari-Technik errichtet eine Barriere.“ Liona sah ihn interessiert an. Das könnte Zukunft haben, vielleicht sollte sie sich mit dem Gedanken anfreunden, genau diese Techniken zu lernen. Dann kam ihr eine andere Frage auf. „Was ist... mit Toiyaka Sarla? Was ist das... für eine Art Fluch...?“ Shikage erstarrte in der Bewegung, ebenso wie Zitan. Ihm war dieser Fluch natürlich ein Begriff. Immerhin war sein Vater derjenige gewesen, der diesen Fluch einwandfrei beherrscht hatte. „Toiyaka Sarla, der unverzeihliche Fluch!“ keuchte Shikage, „Der allerschwerste Fluch der ganzen Magie, die ein Sterblicher anwenden kann! Kaum jemand hat ihn je richtig beherrscht... – was meinst du, was für eine Art ist er? Es gibt mehrere Klassen von Flüchen. Diese Techniken, die ich benutzt habe, bilden eine Klasse. Es gibt dann noch leichte und schwere Flüche und dann gibt es noch die tödlichen Flüche. Deren Gebrauch ist strafbar und darf nur in Notwehr genehmigt werden.“ Liona sah zur Seite. „Was ist denn mit Todesklinge? Todesklinge kann jeder Depp lernen und ist nicht verboten, genau wie alle andere Schwarzmagie-Zauber! Aber tödlich sind sie auch...“ Der Mann nickte wieder. „Ja, das stimmt, aber nur zum Teil! Nicht jeder Depp kann Schwarzmagie lernen! Manche leichten Flüche sind leichter zu lernen als Schwarzmagie! Wir unterteilen die musanische Magie in sterbliche und unsterbliche Magie. Die sterbliche sind alle Zauber, die man in der Schule schon beim Namen auswendig lernt, von Vitra bis rauf zu Todesklinge. Die Flüche nennen wir unsterblich. Aber die Begriffe sind irreführend, es klingt, als wäre man nur bei den Flüchen wirklich eins mit dem Gott! Das ist nicht wahr, man leiht sich bei jedem noch so kleinen Zauber die Mächte der Götter – auch bei Todesklinge. Der Unterschied liegt darin, dass ihr bei der sterblichen Magie nur die Hilfe eures Schutzgottes braucht – für jeden sterblichen Zauber, für Vitra und für Todesklinge. Bei der unsterblichen Magie braucht ihr für jeden elementaren Zauber die Hilfe des jeweiligen Schutzgottes, also für Feuerflüche die Hilfe des Karon, für Wasserflüche die Hilfe der Saiya... – und da Todesklinge der schwerste sterbliche Zauber ist, ist er quasi auf selber Stufe wie Toiyaka Sarla. Man darf Flüche und sterbliche Zauber nicht in eine Rangordnung bringen, sie sind einfach nur zwei verschiedene Klassen. Jede Klasse hat ihren schwersten Zauber. Und das sind Todesklinge und Toiyaka Sarla.“ Zitan und Liona waren geplättet von dieser Rede. Aber beiden wurde klar, dass ihre Gabe der Magie keinesfalls etwas völlig nebensächliches war. Es war etwas besonderes. Ein Geschenk. Die drei kehrten zurück zu den anderen und diese sprangen sofort alle auf. „Uuuund?! Hat's geklappt?!“ schrie Zantis als Erster. „Jawohl!“ machte Zitan und hob lachend die Hand, „Siehst du? – EISRA!“ Er schoss einen kleinen Strahl nach Zantis, und dieser sprang kreischend zur Seite. Alle lachten. „Prima, Zid, dann können wir ja gehen,“ sagte Zenta, „Wir müssen sehen, dass wir weiter kommen. – Sir, wieviel bekommt Ihr für Eure Hilfe?“ „Garnichts...“ lachte Shikage, „Lasst es gut sein. So etwas wie Zitan Sari habe ich ja nicht oft im Haus!“ Zitan seufzte. „Oh nö, doch nicht nur, weil ich Sari heiße...!“ „Du bist und bleibst etwas besonderes,“ entgegnete Shikage, „Du bist ein Nachfahre der stärksten Familie von allen! Die Elite!“ Er sah Zenta kurz an und lachte, „Wohin wollt ihr denn so eilig? Es ist bereits Nacht...“ Zenta seufzte. „Wir haben eine wichtige Mission. Der Typ, der uns verfolgt, steckt unter einer Decke mit einer Wahnsinnigen namens Thanata...“ Der Mann fuhr hoch. „Thanata?!“ fragte er, „D-dann – sind die Gerüchte also wahr?! Das Wesen, das aus der Unterwelt auftauchte, um uns... alle zu vernichten?“ Er sah Zitan an und blinzelte. „Oh, mein Zaron! Ich verstehe... wegen deines Vaters wird sie sich zuerst an dir rächen, deshalb verfolgen sie euch!“ Zenta und Tiras starrten den Mann an, und Zitan tat es ihnen gleich. Scheissdreck, sagte Zenta zu sich, Der Kerl weiß ´ne Menge!... „S-Sir-...!“ fing er schon an, aber Zitan unterbrach ihn. „Wie jetzt??!“ fragte er, „Moment, wieso mein Vater?? – Tiras?!-... Öh, du hast mal erwähnt, dass ich Thanatas Hassobjekt bin! A-aber-...?! Was hat das mit meinem Vater zu tun?“ Er sah Tiras an, der nur die Schultern zuckte. Zitan blieb energisch. „Arsch mich nicht an – du weißt es! Du weißt mehr als ich, stimmt's? Raus damit, sofort!!“ Tiras weitete die Augen, Zenta drehte schon den Kopf weg, und alle anderen hielten sich raus. „Ziddy...“ fing Tiras kleinlaut an, „Nun, du-... ... hast recht. Ich habe dir-... so einiges... verschwiegen. Ich dachte, es wäre besser, wenn... du es noch nicht weißt... ... Thanata... hat schon viel mit deiner Familie zu tun...“ Zitan verschränkte die Arme. „Ich höre.“ So erzählte Tiras ihm alles, was er wusste. Alles, was er in dem Buch gelesen hatte, das Zitans Mutter persönlich geschrieben hatte. Die Geschichte der Saris – und Thanata. Mit jedem Satz wurden Zitans Augen größer. Und mit jedem Satz wurde ihm klarer, dass es wahr war – er war der einzige, der fähig war, dieses Scheusal zu töten. Er musste... Toiyaka Sarla lernen. „Das-... ... das ist-... ... das ist pervers!“ lachte Zitan verwirrt, als Tiras fertig war, und Zenta sah ihn besorgt an. „Ziddy, bitte nicht-... bleib ruhig...“ „I-ich bin die... Ruhe in Person!“ keuchte Zitan und fasste irre lachend nach seinem Kopf. „Woah – diese Thanata – diese Bestie-...! Sie ist Schuld am Krieg?! Sie ist-... die Mutter meiner mütterlichen Großmutter?! Sie hat schon einmal versucht, mich zu töten, und... Vater hat Toiyaka Sarla gezaubert und sie verflucht-... jetzt kapiere ich endlich, was das soll, dass sie bald ihre volle Macht zurück hat! Bald ist die Wirkung des Fluches meines Vaters dahin! Bald... ... sechzehn Jahre lang hat er-... gehalten?“ Er zitterte mit jedem Wort mehr, und Zenta ballte schon die Fäuste. „W-wir können darüber reden!“ meinte er ernst, „Das wird wieder, Zid. Und wir werden Thanata besiegen! Du schaffst das, du muss jetzt auf dich vertrauen!“ „B-bin nicht sonst immer ich derjenige gewesen... der dich motivieren musste?“ fragte der Blonde, und Zenta keuchte erneut. „Reiß dich bitte zusammen!...“ „Mir wird schlagartig klar-... ... dass ich sowas wie-... der Erbe bin...“ murmelte Zitan, „Der Erbe meines Vaters-... ... und ich... muss sein Werk vollenden – Thanata zu töten! Den Dämon... ... der auf diese Welt gekommen ist, um-... ... uns alle mit ihrem Hass zu vernichten!“ „So ist es,“ sagte Liona, „Aber du bist nicht alleine! Wir alle unterstützen dich dabei. Dabei... Sarias Erbe anzutreten!“ „Wolltest du nicht immer wie dein Vater werden?“ fragte Zenta ihn gelassen. „Das wolltest du schon als Kind immer!“ Er sah zur Seite, bevor er weiter sprach. „Und... ich wollte das auch... ...“ Zitan sah ihn nur kurz an, bevor er wieder keuchend zu Boden sah. „Sarias Erbe... hn?“ murmelte er, und die anderen sahen ihn bedrückt an. „Ja, verdammter Gott!“ fuhr Zenta plötzlich auf, „Genau so!! Du wirst das Erbe deines Vaters antreten – und bei Gott, so wahr ich hier stehe, du wirst mich erst los, wenn mein Kopf auf der Erde rollt! Ich gehe mit dir, und wenn ich dafür zehn mal sterben muss.“ Zitan blinzelte – dann lächelte er plötzlich. „Ich weiß,“ sagte er einfach. Alle sahen die zwei groß an. „Zid...“ „Ich weiß...“ wiederholte Zitan, „Du bist – mein Leben lang mein Bruder gewesen, Zenta. Meine Eltern... waren für dich mehr Eltern als deine eigenen. Meine Eltern... haben dich geliebt...“ „Deswegen nehme ich das Versprechen an Cenja ja so ernst...“ meinte Zenta kurz und ließ ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschen, „Das Versprechen, dich zu beschützen, Zitan, egal, was kommt. Mit deinen Eltern – sind auch meine gestorben. Du erinnerst dich sicher an meine peinliche Aktion auf Cenjas Trauerfeier-... aber es war ernst gemeint-...“ Zitan kicherte. „Das war doch nicht peinlich. Das war normal... und ich weiß, dass es ernst war.“ Er drehte den anderen den Rücken zu und ging zur Tür. „Yo! Gehen wir jetzt endlich schlafen – verdammt, ich bin müde! Und... ab morgen treten wir alle zusammen Sarias Erbe an, klar?“ Die anderen sahen ihn an, und Lani fing an, zu heulen. „I-ihr seid so rührend!!“ schrie sie und wischte sich die Augen, „Ja, Zid!! Das machen wir!!“ Die Kameraden verließen das Haus von Sir Shikage wieder und suchten ein Hotel für die Nacht. Als sie eines gefunden hatten, bestellten sie sich sechs Zweier- und ein Einzelzimmer. Und weil dreizehn eine blöde Zahl war, gab es Probleme mit Zantis‘ Lieblingsbeschäftigung, der Zimmeraufteilung. „Einer kriegt ein Einzelzimmer!“ sagte er schlau, „Wer geht freiwillig?“ „Zenta geht mit mir!!“ fauchte Nadaiya und hängt sich an Zentas Hals, als der schon im Begriff war, die Hand zu heben. Der Junge stöhnte bloß. „Du nervst, Lolita.“ Zantis seufzte. „Okaaay...? – Na gut, ihr zwei also. Ziddy und Siana nehmen auch eins, hm? Lani und ich natürlich-... Osea und Coran – und war machen wir mit dem Rest?“ Er sah auf Liona, Lili, Tiras, Vento und Lajos, während alle anderen schonmal in ihre Zimmer verschwanden. „Lili und ich können wie immer zusammen ein Zimmer nehmen,“ meinte Liona, „Wenn es recht ist.“ „Okay, ab mit euch. – Und ihr drei Kerle??“ Vento, Tiras und Lajos sahen sich an. Dann schnappte Vento sich Lajos und einen Schlüssel und zerrte ihn zu einem Zimmer. „Ich nehme Lajos mit! Bevor ich wieder bei Tiras lande und als schwul bezeichnet werde!“ Damit knallte er die Tür zu – Lani, Zantis und Tiras, die übrig blieben, sahen sich an. „Irgendwas... hat er da nicht verstanden,“ meinte Lani blinzelnd, „Ob er nun Tiras oder Lajos nimmt, mit beiden ist er schwul!“ Sie nahm Zantis und schleppte ihn in das letzte Doppelzimmer, dort angekommen schloss sie die Tür hinter sich ab und grinste ihren Freund an. „Heey... wir haben jetzt echt mal Zeit für uns alleine! Gut, huh?“ Zantis sah sich im Zimmer um und zog seine Schuhe aus – dann warf er sich mit Karacho auf das große Doppelbett im Zimmer, dass es laut knackte. „JUHU!!“ brüllte er, und Lani stand an der Tür wie erstarrt. „W-was machst du denn da??!“ keuchte sie, „Willst du das Bett zertrümmern??!“ Zantis wippte auf dem Bett auf und ab und lachte. „Ich wollte gucken, ob es bruchsicher ist!“ Lani drückte sich an die Wand. „Uuuh, w-wie hast du denn vor-... ... w-willst du mich derartig durchrammeln, dass du befürchtest, das Bett könnte zusammenkrachen?!“ Sie wurde weiß bei der (schmerzhaften) Vorstellung, und Zantis kicherte. „Keine Angst, ich bin doch nicht Zenta, ich bin kein Freund von Gewalt!“ Lani hustete bloß. „Wie Nadaiya freiwillig mit dem in einem Bett schlafen kann, verstehe ich auch nicht-...! Sie hatte schon wieder ´nen Verband am Oberarm, huh? Sie hat zwar nichts gesagt, aber ich wette, dass Zenta sie wieder... ...“ Sie seufzte und setzte sich jetzt zu Zantis auf das Bett. Prompt stieß er sie sanft um, sodass sie lag, und rollte sich auf sie, im nächsten Moment berührten sich ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss. Lani schloss willig die Augen und legte die Arme um seinen Nacken, ihn näher an sich heranziehend, während er seine Hand unter ihr Top schob und ihre Brüste berührte. Mit einem Seufzen löste sie sich aus dem Kuss und lehnte den Kopf zurück. „Hör nicht auf... ...“ flüsterte sie, als er sich zu ihrem Hals hinbeugte und diesen auch küsste. Zantis gluckste. „Niemals, Lani.“ Er küsste sie erneut, und sie begann, seine Weste aufzuknöpfen und ihm von den Schultern zu streifen, bis er oben ohne war, bevor sie die Arme wieder um seinen Oberkörper schlang. „Ja...“ seufzte sie, als er ihre Bluse auseinander knotete und erneut mit den Händen über ihre runden Brüste strich, „Niemals ist gut...“ Er kicherte kurz, einen kurzen, zärtlichen Kuss auf ihre Lippen setzend. „Ich weiß...“ ________________________ Ja uû Die Göttertechniken werden btw seeeehr wichtig! XDDD die gabs inna alten version auch nicht^^ Kapitel 77: Riaiyla ------------------- Langsam öffnete Siana die Augen. Sie lag fast genauso, wie sie eingeschlafen war, nämlich in Zitans Armen. Er hatte seine Umarmung im Schlaf etwas gelockert. Sie lächelte. Er sieht immer so niedlich aus, wenn er schläft... wie ein kleines Baby... so naiv... und so friedlich... Siana sah ihn lange an. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Haut. Plötzlich bewegten sich seine Augenlider, und er umarmte sie wieder etwas fester. „Kleine Prinzessin...“ nuschelte er im Schlaf. Sie lächelte erneut. Er schlief weiter. Erst, als sie ihn zärtlich auf den Mund küsste, schlug er seine tiefblauen Augen auf. Siana liebte seine Augen. Sie fühlte sich immer, wenn sie in seine Augen sah, als sehe sie in die unendliche Tiefe des Meeres. Seine Augen hatten etwas besonderes. Nicht nur das, dass er mit ihnen auch im Dunkeln hervorragend sehen konnte, es war noch etwas anderes. Sie waren so unendlich tief. Es war, als sehe man in einen Tunnel, dessen Ende im Nichts verschwindet – einen Tunnel in die Tiefe des Meeres. „Ziddy...“ flüsterte sie und sah weiter in seine Augen. Er sah auch in ihre Augen und lächelte. „Guten Morgen, meine Kleine...“ sagte er und gähnte dann herzhaft, „Schon auf...?“ Sie lächelte wieder und strich ihm durch die blonden Haare, bevor sie sich aufsetzte und begann, ihre Kleider anzuziehen (nein, sie hatten nicht nackt geschlafen, sondern in Unterwäsche!). „Auf, hoch mit dir!“ lachte sie, „Die anderen warten sicher längst!“ Murrend stand er auch auf, und sie beeilten sich, aus dem Zimmer zu kommen – keiner da! Zitan blinzelte. „Häh? Keiner wach?“ Siana blinzelte auch. „Oh, ähm-... ... wie jetzt, nichtmal Tiras?“ Der Blonde stöhnte und lehnte sich an die Wand. „Die Beeilung hätten wir uns sparen können...“ Nach einigen Stunden hatten sich endlich alle anderen im Flur eingefunden, und Zitan war schon fast wieder eingeschlafen. „Seit wann bist du denn so’n Morgenmensch, Zid?“ fragte Vento ihn, „Dass du früher aufstehst als Tiras?!“ „Halt einfach die Klappe...“ jammerte Zitan, „Zentaaaa... wohin wollen wir...?“ „Weg von der Küste, wir gehen einfach hoch nach Laszaiyan,“ meinte Zenta und verschränkte die Arme, „Und auf dem Weg dahin könnt ihr drei fleißig üben!“ Lionas Augen blitzten schon vor Vorfreude auf, und Lili wich zurück. „Oh nein, bitte nicht...!“ „Muahaha!“ grinste Liona und klatschte in die Hände, „Jetzt üben wir! Wir polieren Ziddy auf Hochglanz! Ein Erbe Sarias muss schließlich gut sein, hm?“ So brachen sie auf und gingen langsam, weil Lajos zu Fuß war, durch Tijopan nach Norden. Sie hatten die Stadt fast durchquert und kamen schon beim Tor an, da fiel Osea etwas ein: „Lajos braucht immer noch ein Kizaya und eine Waffe!“ Lajos sah sie groß an, und Zenta seufzte mürrisch. „Ein Kizaya auf alle Fälle! Eine Waffe, mal sehen, nachher zerstört er noch etwas damit!“ Lajos verschränkte die Arme und stampfte mit dem Fuß auf wie ein kleines Kind. „MENNO!!“ maulte er, „Ich will eine coole Waffe, du Freak!!! Woher willst du wissen, dass ich nicht sogar besser mit Waffen kann als du?? Ich bin ein Überraschungs-Komiker!“ Zenta sah ihn kurz an – und grinste dann sein grausiges Grinsen. Zitan fuhr herum. „L-Lajos, das hättest du nicht sagen dürfen-...“ „Huh...“ machte Zenta und drehte Lajos den Rücken zu, „Du... bildest dir ein, mit Waffen besser als ich zu sein? Ich werde dir zeigen – dass du ein blutiger Amateur bist!“ Damit zückte er blitzschnell drei kleine Messer mit einer Hand und warf sie gekonnt über die Schulter nach hinten, und sie flogen haarscharf an Lajos‘ Gesicht vorbei und landeten an einer Holzwand hinter ihm. Lajos blinzelte. Uh-oh... Plötzlich war Zenta samt Jali direkt vor ihm und beugte sich so weit herunter, dass er genau vor Lajos‘ Gesicht war und beinahe seine Nasenspitze mit seiner eigenen berührte. Lajos keuchte und riss die Augen auf. „W-wie bist’n du so schnell...??!“ „Einen... halben Centimeter von deinem Gesicht entfernt... Mister Taiysa!“ sagte Zenta kalt zu ihm, „Wenn ich treffen will, treffe ich, auch rückwärts und überkopf! Mach mir das... einmal nach... du Versager.“ Im Handumdrehen hatte er seine Messer aufgesammelt und ging zurück zu den anderen, die ihn und Lajos nur abwechselnd erschrocken ansahen. „Ähhm...“ machte Lajos kleinlaut, und Vento klopfte ihm auf die Schulter. „Du darfst hier über vieles Witze machen – aber niemals solltest du es wagen, Zentas Kampfkünste zu bezweifeln. Auch, wenn er noch so ein Arsch ist, abgesehen von Zid ist er hier mit einer Meile Abstand der Beste!“ Lajos merkte sich das lieber, und Zitan seufzte. „Ookay! Gehen wir einfach weiter, bevor Kindarn noch-...“ „HAAALT!!!“ hörten sie es da hinter sich, und alle erstarrten und fuhren herum. Zitan drehte Kasera entsetzt herum. „Woah, scheisse!! Kindarn!! – Nichts wie weg!!“ Er setzte schon zum Galoppieren an, dann bremste er aber und drehte sich erneut, „MIIIST!!! L-Lajos hat ja garkein Kizaya!! – Raus aus der Stadt, wir kämpfen draußen...“ „Z-Zid??!“ schrie Siana, als er davontrabte, und der Rest folgte ihm, bevor die Soldaten sie auch schon eingeholt und umzingelt hatten. Ausnahmsweise hatte der General von Königin Kaiyla nur wenige Soldaten dabei, es waren nur zehn! „Wie jetzt,“ machte Zenta, „Das ist alles, General? Ihr macht wohl Witze.“ „Witze?!“ rief Lajos, das war sein Stichwort. „Hört mal, hört mal! – Wie erschießt man einen blauen Elefanten?!“ Alle, auch Kindarn, starrten ihn an. „Wie bitte?!“ fauchte der General. Lajos lachte los. „Mit einer Kanone für blaue Elefanten!! Haaahahaha!!“ Lani fing schallend an zu lachen – alle anderen blieben wie versteinert stehen und sahen Lajos nur blöd an. Kindarn wollte gerade den Mund auftun, da fuhr Lajos schon fort: „Und wie erschießt man einen roten Elefanten?!“ „Mit einer Kanone für rote Elefanten?!“ fragte Vento ratlos. Kindarn holte schon Luft, da unterbrach Lajos ihn grölend: „Neeiinn!! Man würgt ihn, bis er blau anläuft, und erschießt ihn dann mit der Kanone für blaue Elefanten!“ Lani lag bereits lachend am Boden. „Du bist guuut, Lajos...!!“ Kindarn schnappte erneut nach Luft. „D-das ist ja wohl-...!!“ empörte er sich, und Zenta seufzte in seine Richtung. „Das müsst Ihr entschuldigen, General. Das ist unser Neuer...“ „Wie erschießt man einen grünen Elefanten?“ fragte Lajos, und Kindarn lief vor Wut schon selber grün an – was ging denn mit dem ab, ihn derartig zu verarschen? Er war der erste General der Königin! „Ich würde langsam lieber wissen, wie man einen braunhaarigen Jungen in blauem T-shirt erschießt, der blöde Witze reißt!!“ rief Zenta, und Lajos verstummte und sah sich dann lachend um: „Was denn, was denn? Wer ist denn hier mit dem braunhaarigen Jungen im-... ...!“ Er sah sich lachend nach allen anderen um, die ihn blöd anguckten, bevor er an sich heruntersah – er hatte ein blaues T-shirt an! „Ähm, oh... du meinst mich...!“ Zenta zückte seine Messer. „Erraten, Verlierer! – Kindarn, jetzt seid Ihr dran! Mit Euren netten zehn Männlein hier.“ Kindarn zauberte seine Masamune herauf und sprang von seinem Kizaya, bevor er lachte. „Die zehn netten Männlein sind zufällig die besten, ausgewählten Kämpfer Sayamainas! Die Königin hat mir dieses mal die echten Künstler mitgegeben! Dieses mal seid ihr gearscht. Und unterschätzt die Männlein nicht, nur, weil sie zehn sind! Da bei euch drei Leute nicht kämpfen können-... die beiden Kinder und dieser Joker da-...“ Er fixierte Lajos etwas angesäuert, „Seid ihr ebenfalls nur zehn! Überrascht, Yason? Du darfst dich gleich mit dem Besten der Besten auseinandersetzen, und ich knöpfe mir Zitan Sari alleine vor!“ „Ihr habt nur Angst vor mir,“ sagte Zenta trotzig, als sich ihm schon der Beste der Besten vorstellte, einer der zehn schwer bewaffneten Krieger mit grimmigem Gesicht. Von der Statur her war Zenta gegen den Mann eine schmächtige, kleine Bohnenstange. Zitan seufzte. „Okay, Mann gegen Mann! – Osea, Coran, Lajos, verschwindet bitte mit den Kizayas nach hinten! Ihr anderen macht diese dreimaltollen Krieger fertig, ich nehme den aufmüpfigen General! – HEH!!“ Damit sprang er auf Kindarn zu und riss die Hände hoch, ehe der General ihn nur erblicken konnte: „TSUNAMIII!!!“ Von der Wucht der Flutwelle wurde Kindarn zurückgeschleudert, und die Schlacht war eröffnet. Während Lajos, Osea und Coran die Kizayas hüteten und Zenta sich voller Enthusiasmus dem besten Krieger widmete (endlich hatte er einen Gegner für sich alleine!), stürzten sich die anderen auf die übrigen neun Kämpfer. „Was zum-...?!“ fluchte Kindarn, der wieder aufstand, „Wieso kannst du wieder zaubern??!“ Zitan grinste und hob die Hand erneut. „Was meinst du, warum wir so eilig nach Maginasira gefahren sind??“ gluckste er, „Wir haben von einem Fluchmeister einen Gegenfluch anwenden lassen! So einfach ist das!“ „Ihr verdammten...!!! – TSAVORIT!!“ Zitan wich der Attacke aus und zog sein Schwert, um damit Kindarns Masamune abzublocken, bevor er eine Hand erneut hochriss und Kindarn es ihm gleichtat: „PSYCHOKINESE!!!“ „Ziddy!!“ rief Lili, als sie sah, wie die Psychokinesen explodierten und beide Kämpfer zurückschmetterten, doch sie wurde von dem Krieger abgelenkt, der auf sie zugestürzt kam. „TOPAS!!!“ rief das Mädchen laut und schoss die Eis-Attacke auf den Mann, doch zu ihrem Entsetzen wich er gekonnt aus und war plötzlich über ihr. „So einfach ist das nicht... Mädchen!“ zischte er und schwang das riesige Beil herum, das er in den Händen trug, und Lili kreischte. „AAAAHHHHH!!!“ Wie durch einen Instinkt glühte der Sari-Stein an ihrer Kette auf, als sie reflexartig die Arme hochriss, und wie durch ein Wunder traf das Beil des Mannes sie nicht, als sie plötzlich in blaues Licht gehüllt wurde und die Hände ausstreckte. „TSUNAMI!!“ „Wuaahh!!“ grölte der Beil-Mann, als er weggespült wurde, er flog an Vento und Tiras vorbei, die sich zu zweit mit einem weiteren Mann duellierten. „Nanu?!“ schrie Vento, „Da flog was!!“ „Laber nicht!!“ fuhr Tiras ihn an und schlug mit seinem Schwert nach dem Mann vor ihnen, dieser schwang seinen Morgenstern über seinem Kopf herum und schlug ihn auf die zwei Jungen herunter – Tiras keuchte und stieß Vento zur Seite, und der Morgenstern verfehlte nur knapp seine Füße, als die zwei zu Boden flogen. „Scheissdreck!! Die sind ja echt besser als sonst!!“ stellte der Rothaarige fest, als der Morgenstern schon wieder auf sie zukam. „Oh-oh – WEG, VENTOO!!!“ „PSYCHOKINESE!!!“ brüllte Liona ihnen dazwischen, und im Nu war der Morgenstern-Mann davongeschmettert worden. Tiras und Vento rappelten sich auf. „Woah!“ rief Vento, „Danke, Liona! Das war knapp!“ „Dreck!“ schrie Liona bloß, „Seht zu, dass wir weiter kommen! Die sind echt nicht zu unterschätzen! Und das, obwohl sie nichtmal zaubern können!“ „Mann, das sind doch bloß Soldaten!“ meckerte Zantis auch, „Wieso haben die plötzlich das Kämpfen drauf?! – WAAAAAAAHHH!!!“ Er duckte sich gerade noch rechtzeitig unter einem weiteren Morgenstern weg und rettete seinen Kopf. „Scheissdreck!“ Selbst Zenta hatte mit seinem Gegner, dem Besten der Besten, ein gutes Stück Arbeit – oder eine ordentliche Herausforderung, das kam ganz darauf an, wie man es sah. Sein Gegner hatte zu seinem Missfallen genau dieselben Stärken wie er selbst und benutzte scharfe Wurfspieße und Messer im Kampf. „Wo hat dieser Schwachmat von Kindarn euch Söldner denn aufgegabelt??!“ fragte Zenta unverblümt, während er in die Luft sprang, gleichzeitig zwei Wurfspießen auswich und selbst drei der kleineren Messer auf den Gegner warf. Der Mann war aber erstaunlich schnell und hatte blitzschnell den Arm hochgerissen, und alle drei Messer prallten an der Rüstung des Mannes ab und fielen zu Boden. „Che,“ machte Zenta und zückte gleich neue Messer, „Schätz dich glücklich, Dicker. Immerhin verschwende ich meine Zeit mit dir!“ „Das würde ich an deiner Stelle erst sagen... wenn du gewonnen hast!“ sagte der Krieger grinsend, „Du Wurm.“ Im Nu flog wieder ein Dutzend Messer von beiden Seiten durch die Luft. Zum ersten mal musste Zenta sich sogar beeilen, um ausweichen zu können – er war wirklich beeindruckt von den Fähigkeiten des Kriegers. Kindarn hat also dieses mal das Maul tatsächlich nicht bloß aufgerissen... dieser Typ kann wirklich kämpfen! Und er ist sogar noch schneller als ich... das ist ungünstig... Er riss den Kopf zur Seite, um einem neuen Spieß auszuweichen, bevor er ein weiteres Messer packte und sich frontal auf den Dicken stürzte, der sein Messer mit einem eigenen Messer abblockte. Während Zentas Linke und die Rechte des Mannes sich gegenseitig Messer an die Pulsader hielten, zückte der Krieger mit seiner freien Hand weitere Spieße aus der Tasche. „Jaja, so ist das, Kleiner!“ grinste er, „Da deine eine Hand beschäftigt ist, kannst du nichts anderes tun, als meinen Angriffen auszuweichen! Wie lange hältst du wohl mit meinem Tempo mit, huh?!“ Scheissdreck. Zenta riss den Arm hoch und blockte so gerade eben noch den heranfliegenden Wurfspieß mit dem Unterarm ab – er wurde zwar getroffen, aber besser im Unterarm als in der Kehle... „MESSERKLINGE!!!“ schrie Liona indessen und verfehlte einen der Krieger um Haaresbreite mit dem Zauber. Sie landete auf dem Boden und kreuzte sofort wieder die Arme, um erneut zu zaubern. „So ein Mistdreck!“ schimpfte sie, „Das dauert ja ewig!! – LEUTE, HAUT REIN!!!“ Sie hatten es mit vereinten Kräften geschafft, schon einen der Soldaten kampfunfähig zu machen. Einen von neun, mit dem zehnten hatte Zenta genug zu tun. Wenn sogar Zenta so lange brauchte, um einen Mann zu erledigen, dachte Liona sich, dann mussten diese Kämpfer tatsächlich mehr hinter den Ohren haben als alle vorigen. Sie hatten es geschafft, jeder ihrer Messerklingen auszuweichen! Etwas, das nicht einmal Zitan geschafft hatte, der ja nun der Sohn Kasko Saris war! Sie sind verdammt schnell...! Unsere einzige Chance ist ein genauso schneller Überraschungsangriff! Aber wie...?! In dem Moment musste sie zur Seite springen, um dem riesigen Beil des einen Mannes auszuweichen, und sie fuhr herum und sprang erneut hoch – doch während sie beim Konzentrieren auf den Beil-Mann zielte, fuhr sie dann ganz plötzlich herum und schmetterte die Messerklinge auf den Mann hinter ihr, der zwei Schwerter trug und damit Siana und Lili in Bewegung hielt. „MESSERKLINGE!!!“ Der Mann war getroffen und der Zauber zerschnitt ihm den Rücken, schon befleckte Blut den Boden. Liona keuchte. „YEAH!! Ich hab ihn erwischt!! Siana, jetzt!!! Ziel auf den Hals, du weißt schon!“ Siana nickte, spannte in Windeseile einen Pfeil ein und schoss – der getroffene Mann ging mit einem Pfeil im Hals zu Boden. Siana hatte nicht seine Halsschlagader getroffen. Es gab am Hals genug Punkte, die man mit etwas Geschick treffen konnte, sodass das Opfer nicht ganz starb, aber auf jeden Fall für die nächste Zeit außer Gefecht gesetzt war. Wenn es möglich war, vermieden sie, zu töten. „ACHTUNG, LIONA!!!“ schrie Lili dann, und Liona fuhr herum, als der Beil-Mann erneut auf sie zugesaust kam, das Beil voraus. Sie wollte gerade zur Messerklinge ansetzen, da war der Kerl schon über ihr und warf seinen Schatten auf sie – Liona keuchte und rettete sich im letzten Moment zur Seite, das Beil hackte ein paar ihrer untersten Haarspitzen ab, die zu Boden fielen. „Mist...!!“ Sie rappelte sich hoch, um sich erneut zu konzentrieren – doch schon wieder war der Kerl ihr zu nahe und sie musste ausweichen. Er hetzte sie von einem Ort zum anderen, und Liona fluchte. „Wie soll ich so zaubern, du hältst mich auf!!! MESSERKLI-... AAHH!!“ Sie brach erneut ab, um dem Beil auszuweichen. Überraschungsangriff, Überraschungsangriff...!! Wie bloß?! grübelte sie nebenbei, Aus einer Richtung, die er nicht erwarten würde-...?! „Aus ist es – Sari!“ zischte Kindarn, und Zitan ließ sein Schwert fallen, als er plötzlich die Masamune am Hals hatte. Dreck...! Kindarn grinste gehässig und beugte sich zu dem Jüngeren hin. „Dieses mal wird dein Kumpel Yason dich nicht retten können... er ist voll und ganz beschäftigt...“ Zitan schielte zu Zenta und dem Krieger herüber – es sah nicht so aus, als hätte sein Freund ein so leichtes Spiel wie sonst. „Du bist ein Bastard, Kindarn!!“ zischte Zitan und ballte die Fäuste, „Glaub ja nicht... du kriegst mich klein!!“ „Sagte der Junge, der die Masamune am Hals hatte!“ grinste Kindarn, und Zitan schnappte wütend nach Luft. „Wer zuletzt lacht... lacht am besten – Sari!“ Er holte schon mit der Masamune aus – doch die kurze Zeit, in der er ausholte, nutzte Zitan für sich und riss den Arm hoch: „TURMALIN!!!“ Kindarn schrie auf, als ihm Flammen entgegengeschossen kamen, ließ die Masamune fallen und taumelte rückwärts, und Zitan packte sein Schwert. „Ich habe doch gesagt, mich kriegst du nicht klein!“ „Na warte!!!“ brüllte der Wurfspieß-Mann indessen, der sich mit Zenta herumschlug, und warf einen neuen Stapel Spieße auf den Jungen. Doch Zenta hatte erstaunlicherweise mit jedem Wurf seines Gegners weniger Probleme, auszuweichen. Allmählich habe ich dein Tempo erkannt, Mann! grinste er zu sich, Und je länger du mich attackierst, desto besser weiß ich, was du tust... – und dann bin ich dran! Damit riss er den Kopf runter, um einem fliegenden Messer auszuweichen, und stieß den Mann mit der linken Hand und dem Messer rückwärts, sodass jener stolperte. Zenta rappelte sich schnell hoch und zückte mit der Rechten auch wieder ein paar kleine Messer, die er auf den Gegner schleuderte. Jetzt war er es, der zurückweichen musste und immer mehr gegen die Stadtmauer von Tijopan gedrängt wurde. „Jetzt bin ich derjenige, der attackiert,“ sagte Zenta mit seinem üblichen, lässigen Ton, als wäre das alles keinerlei Aufregung für ihn, „Und du bist derjenige, der nichts anderes tun kann, als auszuweichen.“ Damit warf er ein Messer am Hals des Mannes vorbei, das jedoch seinen Kragen traf und ihn an jenem gegen die Stadtmauer pinnte, sodass er festsaß. Der Krieger hustete. „D-du bist schneller als ich??!!“ rief er, „Wie kann das sein?!“ „Ich bin flexibel, Alterchen. Lass mich kurzen Prozess mit dir machen... klar soweit?“ Der Krieger zischte und riss wutentbrannt neue Spieße hervor, die er auf Zenta schmetterte, aber der Junge hatte nichtmal Mühe, auszuweichen. „Wenn du wütend bist, wird’s eh‘ nichts!“ sagte er, „Es ist aus, Kerl. Du wirst sterben.“ „Wer hier stirbt...!!“ fluchte der Krieger, „Werden wir... ja sehen!!“ Er riss sich mit aller Kraft von der Mauer los und zerriss dabei seinen Kragen, bevor er blitzschnell wieder zu Messern griff und in die Luft sprang. Zenta holte in aller Ruhe mit jeder Hand ein größeres Wurfmesser hervor, den Mann im Auge behaltend. Diese Technik ist wirklich ziemlich unangenehm für dich, Kerl – aber mir soll es egal sein. Du hast es nicht anders gewollt! „Du wirst sterben!!“ sagte er erneut, dann schleuderte er beide Messer gleichzeitig auf den Mann. Im Flug drehten sie sich mit rasanter Geschwindigkeit um sich selbst, bevor eines von vorne und eine von hinten auf den Hals des Mannes zugesaust kam, ehe der wusste, wie ihm geschah. Er keuchte noch, als sich beide Messer von vorne und von hinten in seinen Hals schnitten, wie eine Schere, die weiter zusammen schnitt, bis sie sich in der Mitte trafen und der Mann enthauptet zu Boden stürzte. Zenta bekam eine Ladung spritzendes, heißes Blut ab, es scherte ihn nicht. Als würde er etwas derartiges jeden Tag tun, klopfte er sich den Staub von den Händen und sammelte seine Messer wieder ein. „Eine Schande, nicht wahr...? Wer nicht hören will, muss fühlen!“ „YAAHH!!“ schrie Liona erschrocken, als das Beil sie wieder beinahe skalpiert hätte, und sprang zurück, der Beil-Mann immer noch hinter ihr her – jetzt stürzte sich auch ein zweiter Mann auf sie zu, und sie fuhr herum. „Wollt ihr mich verarschen??!!“ Chinon!! Verdammt, hilf mir!! Ich brauche einen Weg...!! Ich brauche einen Weg, diese Bastarde zu besiegen – Chinon!! Sie hörte das bekannte, dunkle Kichern in ihrem Kopf, als sich ihre Hände plötzlich wie von alleine bewegten – in rasender Geschwindigkeit. Was-...??! keuchte sie innerlich, S-sind das-... – Fingerzeichen??! „Reicht das als... ‚Weg‘... Tochter?“ Liona schloss die Finger zum letzten Zeichen, bevor es über ihnen grollte und sich auch ihr Mund wie von selbst bewegte. „Ikari! Die Technik des Chinon! Schattenkreuz!“ Alle anderen fuhren bei diesen Worten auf, sogar Kindarn, und Zitan keuchte. „D-das ist doch-...??!“ Mit einem mal schoss die Attacke in Form von mehreren unsichtbaren Klingen nicht etwa aus Lionas Händen, sondern aus dem Boden direkt auf die beiden Männer, die auf das Mädchen zugesprungen waren. Mit einem lauten Schreien stürzten beide blutend zu Boden, als die Klingen sie von allen Seiten zerfetzten und sie als halbe Wracks auf dem Boden zurückließen – lebendig, aber kampfunfähig. Liona keuchte und taumelte rückwärts, als ihr schwindelig wurde. „W-was war-...??!“ schrie sie, „D-die-... Technik des Chinon??!“ Sie starrte auf ihre Hände. „Was denn, was denn?!“ grinste die Stimme in ihrem Kopf, und Liona fuhr auf. „Du bist schon fertig? Neeeiiin, ich glaube nicht! Üben – Liona!“ Erneut bewegten sich ihre Hände und ihr Mund wie von selbst zu den Fingerzeichen und der Formel: „Ikari! Die Technik des Chinon! Schattenkreuz!“ Ehe Liona sich versah, waren mit einem kurzen Blitzen drei weitere Männer an der Schattenkreuz-Attacke gescheitert und zu Boden gegangen. Liona verstand jetzt den Sinn des Zaubers. „Ah! Die Klingen springen aus dem Schatten der Opfer!“ fiel ihr auf, „Wow, geschicktes Teil...“ „Mach so weiter, Liona, der Rest ist auch gleich dran!“ rief Zantis grinsend, „Boah, wo hast du das denn gelernt??!“ Liona antwortete nicht, sondern handelte, während sowohl Kindarn als auch alle anderen sie fassungslos anstarrten. Das Mädchen formte die Fingerzeichen eigenständig und ohne Chinons Hilfe – plötzlich wusste sie, wie es funktionierte. „Ikari! Die Technik des Chinon – Schattenkreuz!“ rief sie zum dritten mal, und als die drei übrigen Kämpfer schon brüllend weglaufen wollten, erwischte sie die Schattenkreuz-Attacke trotzdem und riss sie quasi in Stücke, ohne sie jedoch zu töten. Jetzt hatten sie alle Krieger besiegt. Kindarn keuchte. Verdammte Axt – sie kann die Techniken der Götter??! Damit ist sie... mir um einen riesigen Schritt voraus-...! Scheisse. Er sah zu, dass er mittels Psychokinese verschwand, sah Zitan aber noch einmal giftig an: „Wir sehen uns, Sari!!“ Weg war er. Die dreizehn Kameraden standen da wie vom Donner getroffen – einmal abgesehen von dem Mann, den Zenta umgebracht hatte, lebten die Krieger noch, wenn auch nicht sehr bequem. Zitan sah Liona immer noch starr an. „D-du kannst ja das, was der Fluchmeister konnte!!“ rief er entsetzt. „W-woher-...?!“ „Frag mich nicht, ich konnte es plötzlich!“ meinte sie, „Chinon hat mir geholfen – dass ich seine Technik zuerst lerne, ist klar... er ist mein Schutzgott...“ Jetzt versammelten sich alle um Liona. „Huh... ikari bedeutet vergehen!“ dolmetschte Zenta klug, „Dieses Schattenkreuz muss, wenn es ein richtiger Profi anwendet, eine tödliche Technik sein – immerhin ist Chinon der Gott des Todes! Das ist eine geniale Waffe, Linni!“ Liona lachte kurz. „Ich habe mir fest vorgenommen, diese Göttertechniken zu lernen!“ erklärte sie, „Das ist echt viel geiler als die blöde Messerklinge-... – aber auch anstrengender-...“ Sie taumelte bereits, und Nadaiya fing sie auf und nahm sie dann Huckepack. „Na, na, ganz locker, Liona.“ Zitan sah die anderen auch an. „Wow, ähm – i-ich will das auch können... ...“ „Lasst uns nach Laszaiyan gehen!“ meinte Tiras schnell, „Ich will aus diesem Schlachtfeld raus-... – hey, Lajos! Du kannst ja ein Kizaya der Krieger nehmen, und eins der Schwerter von ihnen, die hier herumliegen...“ Lajos sah auf. „YEAH!!“ grölte er, schnappte sich ein braunes Kizaya und ein herumliegendes Schwert, das er an seinen Gürtel steckte, und er schwang sich mit so viel Schwung auf das Kizaya, dass er glatt auf der anderen Seite wieder herunterrutschte und zu Boden stürzte. „Au...!“ „Idiot,“ stöhnte Zenta und sprang völlig geschickt auf Jali, „Sogar Vento kann das besser als du!“ Vento streckte ihm die Zunge raus. „Wie soll sie denn heißen, Lajos?“ grinste Lili, und Lajos blinzelte. „Sie???“ „Ja, dein Kizaya ist eine Sie,“ meinte Lili und streichelte das Kizaya, „Es ist süß...“ Das Kizaya schnaubte vergnügt. „Was für einen Namen denn? Vorschläge?“ lachte Lajos, und Lili überlegte. „Was hältst du von... Majala?...“ Sie sah das Kizaya an, „Ich finde, das passt zu ihr!“ „Gut! Majala, hallo!“ grinste Lajos und klopfte Majala am Hals. Sie wieherte fröhlich. Anscheinend hatte der Soldat, dem sie vorher gehört hatte, so etwas nie bei ihr gemacht... Sie verließen Tijopan nach Norden. Liona ruhte sich eine Weile auf Selja aus, aber sie war erstaunlich schnell wieder bei Sinnen. Sie erreichten am Nachmittag des nächsten Tages eine kleine Stadt – und Zentas sonst so ausgefeilte Logik verlor ihren Faden. „Was zum Kuckuck ist denn das hier??!“ fragte er verdattert, „Laszaiyan dürften wir erst morgen erreichen! – Außerdem... ist dieses Kuhkaff nie und nimmer Matanosiens Hauptstadt!“ Er drehte seine Weltkarte in alle möglichen Richtungen, ohne schlauer zu werden. „Hmm, merkwürdige Sache...“ Auch die anderen sahen sich um – so wenige Häuser, wie es gab, konnte das wirklich nicht die Hauptstadt sein. „V-vielleicht ein Vorort?“ fragte Lani verunsichert. „Auch egal!“ meinte Zitan und parierte Kasera durch, „Wir suchen ´ne Herberge und bleiben hier! Bis heute abend können wir trainieren! Liona muss mir unbedingt diese Schattenkreuz-Technik beibringen!“ Er strahlte, und Liona lachte. „Das ist nichts, was ich dir beibringen kann... außerdem brauchst du dafür Chinons Hilfe! Du würdest eher die Technik der Kyana hinkriegen, Zid-... ... keine Ahnung, wie sie heißt, aber Kyana ist immerhin deine Schutzgöttin... – andererseits... weil du als Sari was Besonderes bist, keine Ahnung...!“ Wie sie so redeten, merkten sie garnicht, dass sie seit dem Gespräch neugierig beobachtet wurden – erst, als sie eine Stimme hinter sich hörten, drehten sie sich um. „Hey – ihr sucht eine Herberge? Die werdet ihr hier nicht finden... aber wenn ihr wollt, kann ich euch zu mir nach Hause einladen!“ Die dreizehn blinzelten. Hinter ihnen stand ein junges Mädchen, vermutlich im selben Alter wie Siana oder Liona, mit kurzen, blonden Haaren, die ihr fast bis zu den Schultern reichten. „Kennen wir uns?“ fragte Zenta unwirsch, „Warum sollten wir zu dir nach Hause kommen??!“ Das Mädchen kicherte. „Vermutlich kennen wir uns nicht – aber wenn du schon unsere Familienstadt nicht kennst, hast du natürlich keine Peilung!“ Zenta zuckte mit der Augenbraue. Familienstadt? Auch Zitan blinzelte, als er in die Augen des Mädchens sah – sie waren türkis. Und als sie grinste, erkannte er auch ihre Reißzähne... „Du bist Mesumanierin!“ stellte er klug fest, „Oh, ähm, hey! Das ist eure... Familienstadt?“ Das Mädchen lachte. „Familienstadt?“ fragte Osea verwirrt. „Na, in Nuria hat jede Mesumanier-Familie ihre eigene Provinz und ihre eigene Stadt gehabt! Bei Ziddy hieß das Saria, bei Liona hieß das Kizalosa! – Natürlich, aus Nuria sind viele Familien nach Maginasira geflohen...“ Die kleine Blonde lehnte sich zufrieden grinsend (sie erinnerte damit fast an Zenta...) an eine Hauswand. „Du weißt ja doch was! – Mein Name ist Riaiyla Juna, aus der Schutzfamilie der Laiya, der Göttin des Eises! Diese Stadt heißt Junan, nach unserem Familiennamen!“ Die dreizehn sahen sie an. „Laiya also...“ überlegte Zenta grübelnd. Liona sah auch auf. Juna?? – Schützling der Laiya, also... gehört sie auch zur sogenannten ‚Elite‘! Zu den Schützlingen der acht großen Götter... „W-wie heißt du??!“ fragte Lani, „Riai-was?!“ „Riaiyla!“ antwortete das Mädchen, „Von mir aus sagt Ria zu mir. – Was ist mit euch? Drei von euch sind ebenfalls Magier, wie ich sehe... wohin wollt ihr denn?“ „Nach Laszaiyan,“ antwortete Zitan, „Also... steht das Angebot noch, zu dir mitzukommen... Ria??“ Er grinste, „Dann könnten wir wenigstens irgendwo schlafen-... ...“ „Und wenn das jetzt eine Falle ist?!“ fragte Siana leise an Zitan gewendet, während die ominöse Ria den anderen fröhlich den Weg zeigte. Statt Zitan antwortete ihr Zenta. „Das ist keine Falle, du dumme Prinzessin. Wenn sie lügen würde, würde ich es ihr ansehen. Und du kannst mir... ruhig vertrauen!“ Siana schwieg bedröppelt. Ob sie ihm je vertrauen würde, wusste sie nicht... Riaiyla Junas Haus war mehr eine recht große Villa. Zitan schluckte, als er an dem riesigen Haus emporsah. Er erinnerte sich an seine Kindheit in Saria. Jede Familie hatte ihre eigene Festung gehabt. Saris Festung war um einiges größer gewesen als das Haus der Junas, aber was machte das schon? Sie leben wie... eine richtige Mesumanier-Familie! stellte Zitan voller Freude fest, So, als wäre das hier... das gute, alte Nuria... „Ihr könnt eure Kizayas da hinten im Stall abstellen,“ sagte Ria da und riss ihn aus seinen Gedanken, und nach und nach stiegen alle dreizehn ab – Lajos plumpste völlig ratlos von Majala. Vento lachte ihn aus: „Du kannst nichtmal reiten, mann!! Wieso wolltest du bitteschön mitkommen?!“ „Was sagt Tarzan zu Jane, wenn zwei Elefanten vom Hügel herunterkommen?!“ fragte er, und Vento stöhnte. „Du hast's aber echt mit deinen Elefanten, huh?!“ „Er sagt ‚Da kommen zwei Elefanten vom Hügel herunter!‘ ! Aaaahahaha!!“ lachte Lajos über seinen eigenen Witz (naja), und keiner reagierte (außer Lani natürlich, die kicherte und gluckste). „Was war daran jetzt witzig...“ grübelte Zitan kopfschüttelnd und führte Kasera in den Stall – als er sich umdrehte, um wieder zu gehen, war plötzlich Ria genau vor seiner Nase. Er fuhr zurück. „WUAH??!“ „Du bist ein Sari!“ sagte Ria richtig, ihn genau betrachtend, und Zitan hustete. „Was zum-...?!“ „Du bist ein Schützling der Kyana, habe ich vorhin gehört! Also ein Sari! – Wow, du gehörst zur mächtigsten Familie der Welt!“ Er sah sie kurz an, bevor er Kasera streichelte und den Kopf senkte. „Das-... war sie vielleicht einmal. Jetzt, nach dem Krieg... ist das vorbei.“ Damit klopfte er sein Kizaya am Hals und ging an Ria vorbei aus dem Stall. Die Blonde drehte den Kopf. „Ey!“ rief sie und folgte ihm eilig, „Trübsal blasen ist nicht hier! – Wir alle haben im Krieg viel verloren. Meine Familie ist im Krieg hierher geflohen, wir haben unsere Stadt hier neu aufgebaut!“ Zitan sah auf und dem Mädchen dann ins Gesicht. „Du...??“ „Ihr habt über die Göttertechniken geredet!“ sagte sie unverfroren und grinste, und auch Liona und Lili horchten jetzt auf. „Ja, Liona hat neulich die Technik des Chinon gelernt!“ erklärte Lili, „Sie ist eine Kizalos, also immerhin sein Schützling!“ Ria sah Liona auch kurz an. „Huh – Kizalos? Dann bist du ja keine andere als die Neo-Prinzessin von Takuya!“ Sie legte die Finger nachdenklich an ihr Kinn und sah Liona stirnrunzelnd an. „Hmmm. Wenn du ein Kind Chinons bist, sind wir beide etwa auf demselben Level, huh? Kannst du gut zaubern?“ „Heyhey,“ machte Siana, die sich einmischte, „Was wird das, ein Spaßkampf?! Wir haben keine Zeit, wir sind auf einer wichtigen Mission!!“ Ria grinste sie an. „Mann, reg dich nicht gleich so auf, wer hat was von kämpfen gesagt? – Das ist interessant, oder?“ Sie wurde dann wieder ernst. „Was für ´ne Mission ist das, von der du sprichst?“ Alle sahen auf, und dann wendeten sich alle an Zitan. Er seufzte ratlos. „Wie jetzt, sollen wir noch wen einweihen?!“ „Damit das klar ist, mitkommen tut niemand mehr,“ sagte Zenta trotzig und schielte Lajos an, „Mit dem da haben wir uns echt selber an den Haken gehängt...“ „Hört mal! Hört mal! Kennt ihr schon den-...“ „HALT DIE FRESSE, LAJOS!!!“ brüllten alle im Chor (außer Lani und Ria), und der Junge seufzte. „Manno... der hätte euch gefallen!“ „Antworte mir lieber,“ sagte Ria zu Zenta, der Lajos schon eine Backpfeife verpasste, „Was ist das für eine Mission? In letzter Zeit kreisen merkwürdige Gerüchte hier in Matanosien, es geht um das Ende der Welt...“ Sie sah zur Seite, als sie weitersprach. „Meine Schutzgöttin Laiya... hat mir auf einmal einiges gezeigt...“ Im Unterbewusstsein griff sie nach einer Kette, die um ihre Hüften lag, und ergriff einen kleinen, hellblauen Kristall, der daran befestigt war. Junas Familiensymbol. Zenta schielte die Mesumanierin an. „Du bist ziemlich klug, hm?“ machte er grübelnd, „Um ehrlich zu sein geht es um das Ende der Welt. Und wir sind die Deppen, die sich unfreiwillig dafür gemeldet haben, es zu verhindern.“ Ria sah ihn wieder an. „Aaah, jetzt wird mir einiges klar!“ sagte sie und grinste wieder, und alle sahen sie an. „Aber ihr wolltet mich ja nicht mitnehmen...“ „W-wieso zum Kuckuck willst du mitkommen??!“ fragte Zitan erschrocken, „Bist du scharf darauf, draufzugehen?! Das ist kein Kinderspiel hier! Wir werden vom Heer Sayamainas über den ganzen Planeten gejagt! Und die Person, mit der wir kämpfen wollen, ist eine ernst zu nehmende Gegnerin! Thanata! Ein Wesen, das aus der Unterwelt zurückgekehrt ist, um uns zu vernichten! Nichts kann sie einfach so bremsen. Sie ist mächtig und voller Hass auf diese ganze, verdammte Welt!“ „Echt mal!“ stimmte Coran ihm zu. Lani trat ihm auf den Fuß. „Ruhe, du Idiot!“ „Aber es geht um die Existenz dieser Welt!“ sagte Ria darauf, „Der Welt, in der wir geboren sind! Sollen wir etwa schmollend herumhocken und darauf warten, dass wir explodieren?! – Laiya hat mir vieles gezeigt, was diese Geschichte angeht... ich habe gewusst, dass ihr kommen würdet. Und ich habe gewusst... dass ich mit euch gehen werde. Das ist – meine Bestimmung.“ „Und wenn wir nein sagen?“ fragte Zenta, „Das ist viel zu gefährlich, reicht ja, wenn wir Idioten dabei draufgehen.“ Nadaiya starrte ihn an. Wie jetzt?! fragte sie sich entsetzt, Er redet es ihr aus – weil er sich SORGEN macht?! Nicht, weil sie ihn nervt??! „Was geht hier ab?“ fragte Osea auch. „Echt mal, die kleinen Kinder sind ja auch dabei, für die ist es nicht gefährlich?“ Ria kicherte, bevor sie sich vor Zenta stellte und ihm mit einem Finger gegen die Nase piekste. „Ich habe keine Angst vor Gefahren. Nicht solange, bis ich einen Grund sehe, mich zu fürchten.“ Damit drehte sie den dreizehn den Rücken zu und ging ins Haus. „Keine Sorge. Mich werdet ihr so schnell nicht los. Es ist alles schon vorbereitet. Morgen können wir aufbrechen!“ Die anderen starrten ihr nach. „Öhm...“ machte Zantis, „D-die ist ja... voll geladen...“ „Sie ist süß,“ sagte Zenta blinzelnd, und Nadaiya kreischte. „DU GEHÖRST MIIIIR!!“ Sie betraten Rias Haus, und das Mädchen stellte die Gruppe vollkommen guter Laune ihren Eltern, ihrer jüngeren Schwester, ihrem Onkel, ihren zwei Cousins und ihrer Großmutter vor. „Das ist aber eine große Familie!“ sagte Lajos kleinlaut zu Zantis, und dieser hustete bloß. „Mesumanier haben so große Familien,“ erklärte Lili ihnen, „Unsere Familie war riesengroß, als sie noch lebte...“ „Ich richte sofort ein paar Zimmer für euch ein,“ versprach Rias Mutter lächelnd, „Macht es euch ruhig gemütlich.“ „Yeah!“ rief Ria voller Energie, „Wir setzen uns in die Stube und ihr erzählt alles von Anfang an!! – Papa, Zeana, Oma, macht mal Platz, und ihr Jungs holt noch ein paar Stühle!!“ Die beiden Cousins, die Zwillinge und einige Jahre jünger als Ria waren, murrten genervt. „Jawohl, du Domina! – Mann, Onkel, kannst du ihr nicht sagen, dass sie damit aufhören soll?“ „Genau, sie kommandiert uns nur herum!“ „Ihr seid mir ein paar Heulsusen!“ sagte Ria, und ihr Vater und ihr Onkel, der Vater der Zwillinge, glucksten auch nur, und maulend und meckernd zogen die Jungen davon. „Ich bin Zeana!“ stellte sich Rias kleine Schwester Coran und Osea vor, die wenigstens mit ihr auf Augenhöhe waren. „Wie heißt ihr, und wo kommt ihr her?“ „Ich bin Coran Jamatso!“ sagte Coran und grinste breit, „Ich bin dreiundzwanzig und habe vier Kinder, das ist meine Frau Osea! – Echt jetzt, wir sehen nur so jung aus!“ Die anderen der Gruppe stöhnten nur, und Lani warf Coran mit einigem wütenden Fluchen zu Boden. „Du bist ein Depp!!“ rief sie, „Von wegen vier Kinder, ich werd‘ dir was! – Zeana, er ist neun und hat garantiert keine Kinder! Und Osea ist sechs und bestimmt nicht seine Frau!!“ Die kleine Zeana lachte nur verlegen. „O-okay...“ Nachdem sich endlich alle gesetzt hatten, konnte Tiras anfangen, die Geschichte zu erzählen. Mit allem, was dazugehörte. Selbst die Geschichte der Thanata konnte er, da Zitan es jetzt auch endlich wusste, gleich miterzählen. Die Junas waren beeindruckt von den Erzählungen. „Dann ist es also wahr... was Riaiyla gesagt hat,“ murmelte Mr. Juna, Rias Vater, und steckte sich eine Pfeife an, „Diese Welt schwebt in großer Gefahr.“ „Ria geht also weg?!“ riefen die beiden Cousins und grinsten über beide Backen, „JUHU!!“ Ria gab beiden eine Kopfnuss. „Heeey!!“ grölte sie, „So benimmt man sich nicht vor der Erbin Junans!! Ich bin von allen Kindern dieser Generation die Älteste, klar?!“ „Aber wir sind Jungen!“ sagten die Zwillinge, „Wir werden Doppel-Oberhaupt der Junas!“ „Genau!“ „Von wegen, es ist mein Vater, der das Oberhaupt ist, klar?!“ fragte Ria grinsend, „Deshalb werde ich auch die Erbin sein! Ihr Blödmänner seid doch gerademal zehn!!“ „Das sind bloß vier Jahre weniger als du!“ meckerten die Zwillinge, und ihr Vater stöhnte. „Ab ins Bett mit euch, na los! – Zeana, du auch, es ist spät! Eure Cousine und Schwester verlässt uns morgen, ihr wollt doch wohl aufstehen, um ihr Tschüß zu sagen?“ Die Jungen murrten und zogen wieder meckernd davon. Auch Zeana ging jetzt. „Ich bringe sie hoch, keine Sorge,“ lachte die Großmutter, den Kindern hinterhergehend. „Vierzehn bist du also!“ sagte Zitan nach einer langen Rechnung zu Ria, und sie lachte. „Yo!“ „So alt wie ich!“ meinte Liona und grinste jetzt auch, „Hmmm, wir werden bestimmt auf demselben Level sein!“ „Wenn du die Technik des Chinon kannst, auf alle Fälle.“ Ria zwinkerte dem türkishaarigen Mädchen zu, „Alles weitere sehen wir morgen! – Ihr habt doch jetzt nichts dagegen, dass ich mitkomme?“ Zitan lachte kurz. „Also, naja – wenn man es so sieht, du bist Magierin! Und ein Magier mehr ist eine prima Waffe mehr im Kampf gegen Kindarn! Außerdem, wenn wir sogar diesen Deppen Lajos mitgenommen haben-...“ Lajos sah auf, als er seinen Namen hörte. „Hört mal, hört mal!! Wie kriegt man einen Elefanten-...“ „SCHNAUZE!!!“ „Vergesst den Kerl,“ sagte Zitan entschuldigend zu Rias Familie, „Er ist-... ein Überraschungs-Komiker.“ __________________________ TATAAA!!! XD Ria ist da, tärää, tärää! XD Ich mag Ria XD die ist so witzig XDDD UND Liona kann Schattenkreuz, muahahaha!! >oo