Remember the promise you made von Ulysses (San Francisco Love Stories) ================================================================================ Kapitel 8: Silver shadows ------------------------- Jason verließ das Krankenhaus und ging zu seinem Wagen. Die Sonne stieg immer höher, der Himmel war bereits jetzt wunderbar blau. Vereinzelt flogen Vögel zwitschernd zwischen den Bäumen umher. Ein sanfter Wind wehte. Von all dem bekam Jason kaum etwas mit. "Jason!" Er drehte sich um als er Chris' Stimme hörte. Der junge Mann kam gerade aus dem Krankenhaus gerannt, seine Wange war mittlerweile tief blau. Als er ihn erreichte, war er vollkommen außer Atem. "Was machst du?" Jason antwortete zunächst nicht. Die Bartstoppeln in seinem Gesicht bedeckten mittlerweile wie ein dunkler Schatten seine Wangen und den Bereich über seiner Oberlippe. Seine Augen waren gerötet und immer noch verquollen, sein Haar unfrisiert. Kurzum, er sah schrecklich aus. Chris ging es nicht viel besser. Sein sonst glänzendes blondes Haar war stumpf und strähnig und auch er wirkte trotz des Schlafes übernächtigt. "Ich muss etwas allein sein..." Chris stemmte die Hände in die Hüften. "Und dann haust du einfach ab? Hättest du mich einfach kommentarlos hier gelassen?" "Mach bitte keine Szene... ich dachte du wolltest hier sein, wenn Marcus' Eltern kommen..." "Ich mache dir keine Szene, natürlich wollte ich hier bleiben. Aber glaubst du nicht, dass ich mir Sorgen gemacht hätte, wenn du einfach verschwunden wärst und..." Er brach ab und blickte zu Boden, ihm war bewusst geworden, was er sagte. "Wäre vielleicht gut gewesen, damit du merkst, wie ich mich gestern morgen gefühlt habe..." "Du bist gemein..." "Dann bin ich eben gemein!" brüllte Jason, so heftig das Chris zusammenzuckte. "Ist mir gerade auch egal! Ich will allein sein, kapierst du das nicht?!" "Ich kapiere es! Aber du verstehst nicht, was ich will!" schrie Chris zurück. Einige Passanten auf dem Parkplatz drehten sich verwundert zu den beiden Männern um. "Ich habe Angst, dich wieder zu verlieren. Versteh das doch. Ich habe einen beschissenen Fehler gemacht, der deinen Partner das Leben gekostet hat und ... ich habe Angst, dass du mich jetzt nicht mehr willst... das ich dich jetzt endgültig verloren habe..." fuhr er deutlich leiser fort. Jason seufzte. "Mach mal die Hand auf..." Er griff in seine Tasche und legte etwas auf Chris' ausgestreckte Handfläche. Einen silbernen Schlüsselanhänger mit zwei Schlüsseln daran. "Was ist das?" "Meine Wohnungsschlüssel." antwortete Jason und ein Anflug eines Lächelns erhellte sein Gesicht. "Ich verstehe nicht ganz." "Also, du hast jetzt meine Schlüssel. Ich rufe gleich vom Handy aus den Portier an, dass er dich reinlassen soll. Sobald Marcus' Eltern hier waren und du mit ihnen geredet hast, nimmst du dir hiervon," Er zog sein Portemonnaie aus der Tasche und gab Chris zwanzig Dollar, "ein Taxi und fährst zu mir. Die Adresse weißt du, oder?" Chris nickte verblüfft. "Da du meine Schlüssel hast, bin ich auf dich angewiesen, wenn ich in meine Wohnung will und das ist deine Versicherung, dass ich dir nicht weglaufe. Ist das okay?" "Du spinnst!" lachte Chris. "Aber okay." "Ich gebe dir keine Schuld an dem was passiert ist. Wirklich nicht." "Nein... du gibst sie dir." Jason senkte den Blick, aber er widersprach nicht. Er drehte sich um und schloss den Wagen auf. "Ich liebe dich, vergiss das nicht..." Chris Stimme klang traurig und ein wenig verzweifelt. "Du trägst keine Schuld, wenn jemand Schuld hat, dann dieser Irre!" "Ich liebe dich auch... und lass dich bitte endlich untersuchen, nicht dass du wirklich eine Gehirnerschütterung hast, sei vernünftig, bitte." war alles was Jason entgegnete, bevor er die Autotür hinter sich zuzog und davon fuhr. Chris blickte seinem Wagen nach, bis er verschwunden war. Geknickt ging er ins Krankenhaus zurück. Als Chris Marcus' Zimmer betrat, saß der Junge aufrecht in seinem Bett mit einem Tablett vor sich. Lustlos stocherte er in einer Portion Rührei herum, sein Brot hatte er noch nicht angerührt. Beim Geräusch der Tür hörte, blickte er auf. "Das ist Fraß..." Chris grinste. "Krankenhausessen eben. Tu mir den Gefallen und iss wenigstens ein bisschen, du musst wieder zu Kräften kommen." "Ich fühle mich aber momentan echt gut." "Das freut mich. Aber auch nur, weil du hier die richtige Behandlung kriegst. Aber um eine Entziehungskur wirst du wohl trotzdem nicht herum kommen. Natürlich nur, wenn du immer noch aufhören willst." Chris ging an Marcus' Bett vorbei und zog sich einen Stuhl ran. Er drehte ihn herum und setzte sich mit der Lehne zwischen seinen Beinen darauf, um die Arme abzustützen. "Wo ist dein Freund?" "Er musste weg," wich Chris dem Thema aus. "Aber ich bleibe noch hier." "Ich hab gestern Abend nicht soviel mitbekommen, aber wenn ich mich recht erinnere, hast du echt Schwein gehabt. Dein Freund ist wirklich süß." "Das klingt als wolltest du ihn mir ausspannen." Marcus lachte und brachte Chris damit unwillkürlich zum Lächeln. "Weißt du, dass ich das genieße? Es ist toll, endlich mal mit jemandem frei darüber reden zu können, dass ich schwul bin." "Konntest du das früher nie?" "Ne... ich meine nicht richtig..." Er schob das Tablett weg. "Bist du wirklich auf den Strich gegangen?" Chris nickte. "Fast zehn Jahre lang und ebenso lange war ich auf Heroin. Das ich hier sitze und mit dir reden kann grenzt eigentlich an ein Wunder. Ich muss dich etwas fragen..." "Was denn?" "Benutzt du Gummis?" Marcus senkte den Blick. "Manche wollten lieber ohne und ich..." "Sag mir nicht, dass du das gemacht hast?!" Marcus fuhr zusammen, so laut wurde Chris mit einem mal. "Hast du schon mal von AIDS gehört?!" "Ja doch!" "Dann stehst du wohl auf Russisch Roulett, was?!" "Schrei mich nicht so an! Bitte!" schluchzte Marcus. Chris fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Ist ja gut... ich kann nur nicht fassen, dass du so verantwortungslos gehandelt hast. Selbst in meinen heftigsten Zeiten hab ich es nie ohne Gummi gemacht. Ein oder zwei mal haben mich welche dazu gezwungen, aber freiwillig nie und ich bin glücklicherweise gesund." "Jetzt habe ich Angst..." Angesichts der Unsicherheit in Marcus' Stimme wurde Chris wieder ruhiger. "Ich rede mit deinen Eltern, damit bei dir ein Test gemacht wird, geh nicht vom schlimmsten aus. Es wird sicher alles gut." Chris wollte Marcus beruhigen, doch der Junge starrte ihn nur schockiert an. "Was hast du da eben gesagt?" Chris begriff das er sich verplappert hatte. "Ich hab... ich meine..." "Du hast meine Eltern gerufen?!" Chris machte eine Kopfbewegung, die wohl erst ein Kopfschütteln werden sollte, dann aber in ein Nicken überging.. "Nicht ich... Das waren die von der Polizei. Was hast du denn erwartet?" "Das du mich nicht auch noch verrätst, nicht nachdem was wir durchgemacht haben!" "Ich verrate dich nicht!" "Doch, das tust du! Meine Eltern werden niemals..." Er brach ab. "Ach, du kannst mich mal!" "Marcus, du verstehst mich nicht. Deine Eltern haben dich wahnsinnig vermisst. Sie machen sich Sorgen um dich. Du hast dich in ihnen getäuscht." "Woher willst du das denn wissen? Meine Eltern werden mich umbringen, wenn sie herausbekommen, dass ich fixe und auf den Strich gehe, du Arsch!" "Marcus!" "Ach, halt die Schnauze! Du bist doch genau wie ich! Du wärst doch nicht in diesem Keller gewesen, wenn du nicht immer noch auf den Strich gegangen wärst. Also bist du nicht viel besser als ich! Spiel dich nicht so auf!" Chris stand auf. "Aber ich habe zumindest den Absprung von den Drogen geschafft!" "Und warum soll ich das nicht auch können?!" "Weil du es nicht allein schaffen musst. Sei doch vernünftig. Warum willst du keine Hilfe." "Von dir vielleicht... aber meine Eltern..." "Hör zu, ich zeig dir jetzt was." Chris schob seinen Ärmel hoch. Er deutete auf eine kleine Narbe an seinem Arm. "Ich hatte Glück, an der Stelle hab ich mir den Arm aufgeschnitten, als mein Vater mich in die Glasvitrine in unserem Wohnzimmer geprügelt hat, nachdem er mich und einen anderen Jungen zusammen erwischt hatte. Der Schnitt war verdammt tief, die Narbe hätte auch größer sein können." "Das... hat dein Vater getan?" Chris nickte. "Ja. Ich hab ihm noch mehr Narben zu verdanken, aber die werde ich dir nicht zeigen." "Warum nicht?" Chris verzog das Gesicht zu einem sarkastischen Lächeln. "Weil ich verdammt viel Probleme kriegen würde, wenn ich vor einem Sechzehnjährigen meine Hose runterlassen würde. Mein Vater hat eine brennende Zigarette auf meinem Schw..." Er schloss die Augen. "Entschuldige, du weißt was ich meine." "Ich bin kein Kind, Chris, ich hab schon schlimmere Ausdrücke dafür gehört. Aber hat dein Vater wirklich...?" "Die Brandnarbe ist noch heute zu sehen. Und ich denke, ich habe Grund meinen Vater zutiefst zu hassen. Hast du den auch? Sag mir einen triftigen Grund dafür, dass du Angst vor deinen Eltern haben solltest, dann verhindere ich, dass sie hierher kommen. Aber sag mir jetzt nicht, dass sie sauer waren, als sie erfuhren, dass du ständig die Schule schwänzt. Denn sie kennen den wahren Grund dafür nicht, oder?" Marcus sah auf die Decke und schüttelte den Kopf. "Ich habe Angst, Chris..." "Ich weiß, aber ich bin bei dir. Du hast deine Eltern und du hast mich. Und du wirst es schaffen." Chris setzte sich auf den Rand des Bettes und nahm Marcus in den Arm. "Was wenn ich wirklich..." Er schluchzte. "Was wenn... ich... wirklich... AIDS hab... ich will nicht.... sterben..." "Du wirst nicht sterben, du bist sicher gesund..." Chris fühlte zum wer weiß wievielten Mal in den letzten zwei Tagen Tränen in sich aufsteigen. Es musste einfach so sein. Marcus musste gesund sein. Er war allein. Bei so gutem Wetter war der Golden Gate Park voller Menschen, aber Jason hatte trotzdem das Gefühl, vollkommen allein zu sein. Er saß auf einer Bank und beobachtete ein paar Kinder, die auf der Wiese vor ihm Frisbee spielten. Es war fast Mittag und die Sommerferien hatten schon vor ein paar Wochen angefangen. Sicherlich waren hier weit mehr Touristen als Einheimische unterwegs. Der Park hallte wieder von Lachen. Jason kam es so vor, als würde die Sonne hier überall scheinen, nur über ihm hingen Wolken. Niemand nahm Notiz von ihm. Er saß schon etwa eine Stunde hier und brütete vor sich hin. Plötzlich fiel wirklich ein Schatten auf ihn. "Jason?" Er blickte auf. Vor ihm stand David. Sein Freund trug ein schwarzes Muscleshirt und schwarze Shorts, beides erlaubte ausreichend Blick auf seine muskulösen Arme und Beine. Er war noch ein ganzes Stück größer als sonst, stand er doch auf seinen Rollerskates. Seine Knie, Ellenbogen und Handflächen schützten schwarze Schoner. Er trug eine Sonnenbrille und hatte sein Haar mit einen Haarreif nach hinten gebändigt, einen Trend den David Beckham in seiner langmähnigen Zeit gesetzt hatte. Auf dem Rücken hatte er einen Rucksack. "Ist da drunter irgendwo der Jason den ich kenne? Du siehst ja furchtbar aus!" "Es ist auch schön, dich zu sehen!" grinste Jason. "Darf ich?" David deutete auf die Bank, quittiert von einem Nicken Jasons. Er nahm den Rucksack ab und ließ sich auf die Bank fallen. "Musst du nicht arbeiten?" "Ich hab mir heute frei genommen. Aber soll ich dich allein lassen?" fragte David in leicht eingeschnapptem Ton. "Du bist ganz schön eisig, weißt du das? Und du stehst kurz davor, frappierend einem Landstreicher zu ähneln." "Übertreib nicht..." "Jason, im Ernst, soll ich dich allein lassen?" Jason sah David einen Moment lang an. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein... eigentlich nicht. Ich hab Chris im Krankenhaus zurückgelassen, damit ich allein sein kann, aber jetzt will ich nicht allein sein... mein Gott, ich bin erbärmlich..." "Im Krankenhaus?! Was ist passiert?" "Es geht ihm gut..." Jason winkte ab. "Ihm ist nichts passiert... Ich hab... es ist eine lange Geschichte." "Hat es etwas damit zu tun, was heute in der Zeitung stand? Das ihr diesen Stricherkiller geschnappt habt?" "Du hast davon gehört?" "Sunshine, ganz San Francisco hat davon gehört. Es steht in allen Zeitungen, dass dieser Kerl einer der schlimmsten Schweinehunde aller Zeiten war, der eine Menge schwule Strichjungen umgebracht hat. So eine Art moderner Jack the Ripper mit Massenmörderambitionen. Aber das soll jetzt vorbei sein. Er ist von einem Cop erschossen worden." "Nein, nicht von einem Cop... von mir..." David sah ihn erschrocken an. "Du hast..." "Ich hab ihn in den Rücken geschossen. Das war die einzige Möglichkeit... er hätte Chris getötet, wenn ich nichts getan hätte..." David war bleich geworden. "Damit hab ich nicht gerechnet. Aber warum war denn dein Chris da? Er ist doch kein Stricher... oder etwa doch?" "Ich hab dir doch gesagt, dass ich ihn in New York kennen gelernt habe..." seufzte Jason und wandte den Blick gen Himmel. Ein paar weiße Wolken zogen langsam über das strahlend blaue Firmament. "... als Freier..." David sog die Luft ein. "Du bist wirklich zu Strichern gegangen? Sunshine, so etwas ist gefährlich, das weißt du, oder?" "Natürlich weiß ich das! Ich bin auch genau genommen nur zu einem Stricher gegangen. Nämlich zu Chris. Er war damals... ich weiß gar nicht, ob es gut ist, wenn ich dir das alles erzähle... du lernst ihn sicher kennen und ich will nicht, dass er sich vor dir schämen muss. Was er dir erzählen will, wird er sicher erzählen..." "Wie du meinst." David wirkte ein wenig enttäuscht. Er gab sich zwar abgeklärt, aber Jason wusste, dass ihn nichts mehr interessiert als Klatsch und Tratsch. Er war wahnsinnig neugierig. Aber gleichzeitig wusste Jason auch, dass er wahrscheinlich niemandem mehr vertrauen konnte als ihm, Chris ausgenommen. "Er war abhängig von Heroin... Damals ist verdammt viel schief gelaufen. Aber mittlerweile ist er clean. Und ich werde auch nicht zulassen, dass er wieder auf den Strich gehen muss, koste es was es wolle." "Ich denke auch nicht, dass du dir in nächster Zeit sonderlich viel Sorgen um Geld machen musst. Auf die Ergreifung deines Killers war ein Kopfgeld ausgesetzt, hast du das gewusst? Manchmal erfährt man so einiges aus der Zeitung. Ich hab nur nicht gewusst, wer ihn erledigt hat, das haben sie nicht geschrieben." Jason sah David überrascht an. "Ein Kopfgeld?" "Ja und sicher nicht wenig." Jason schwieg und schaute wieder in den Himmel. Nicht einmal die Aussicht auf das Geld das er vielleicht bekommen würde heiterte ihn auf. Eigentlich war das Geld ihm egal. Es konnte Randy auch nicht wieder lebendig machen. "Sonderlich glücklich wirkst du nicht, dafür dass du der Held bist, der auch noch das süße Mädel beziehungsweise den süßen Jungen kriegt, nachdem er den Bösen erledigt hat. Wärst du jetzt James Bond, ein schwuler James Bond natürlich, würdest du gerade mit Chris vögeln und nicht allein im Park Trübsal blasen. Blasen... eine nette Formulierung..." Dabei blickte er einem muskulösen Jogger hinterher, der gerade die Bank passierte und dessen enge Radlershorts wenig der Phantasie überließen. Er schlug sich mit der Faust in die flache Hand, als er sich von dem wackelnden Hintern des Mannes losgerissen hatte. "Das ist nicht mit anzusehen!" Er öffnete seinen Rucksack und kramte darin herum. "Hier!" Er drückte dem vollkommen perplexen Jason einen Rasierer, einen kleinen Spiegel und eine Tube Haargel in die Hand. "Ich gehe jetzt ein Eis holen und du beseitigst dieses Gestrüpp in deinem Gesicht, der Akku ist voll aufgeladen. Und mach das Beste aus deinen Haaren. Ich will sehen das du ein Mensch bist, wenn ich wieder hier bin!" Jason sah erst die Sachen in seiner Hand und dann David an. "Du hast wirklich einen Rasierer und Gel dabei, wenn du skaten gehst? Warum um Himmels Willen?" David zuckte mit den Schultern und grinste breit. "Weiß man denn wo man vielleicht übernachtet? Ich hab auch eine Zahnbürste da drin." Zum ersten mal an diesem Tag lachte Jason vollkommen befreit. "Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch, der beim Skaten schon vorsorgt, falls sich eine Gelegenheit für Sex ergeben sollte!" "Man kann nie wissen, Sunshine. Und jetzt sei brav und mach wieder einen ansehnlichen Typen aus dir, das ist ja kein Zustand! Ach ja, welches Eis möchtest du?" "Chocolate Chip und Vanille." "Sunshine, manchmal bist du gerade zu überwältig klassisch." Er zwinkerte, stand auf, schulterte den Rucksack und fuhr los. Jason sah ihm nach und lächelte. David war der wirkliche Sonnenschein von ihnen beiden. Und er hatte es wirklich geschafft die dunklen Wolken für einen Moment zu vertreiben. Er hoffte nicht zu merkwürdig dabei auszusehen, als er begann sich auf der Parkbank im Golden Gate Park zu rasieren. Chris saß auf eine Stuhl vor der Tür von Marcus' Zimmer. Er war kurz nach ihrem Gespräch wieder eingeschlafen. Chris erfuhr nichts genaues über seinen Gesundheitszustand, aber er erkannte, dass der Körper des Jungen von dem Entzug sehr mitgenommen wurde. Aber hier war die beste Versorgung garantiert. Um eine langfristige Entziehung würde er aber trotzdem nicht herum kommen. Manchmal fragte Chris sich, wie in aller Welt er es selbst geschafft hatte, ohne fremde Hilfe von diesem Teufelszeug loszukommen. In diesem Moment hörte Chris, wie sich Schritte näherten. Er blickte auf und sah einen Mann und eine Frau den Gang entlang kommen. Der Mann war hoch gewachsen und trug einen Vollbart, er sah sympathisch aus, so wie man sich eine Vaterfigur vorstellen würde, jemand zu dem man aufsehen konnte. Die Frau neben ihm war wesentlich kleiner und schlank. Sie trug ihr schulterlanges Haar zu einem lockigen Pferdeschwanz. Ihre Augen blickten ängstlich unter ihrer schmalen Brille umher. Chris erhob sich von seinem Stuhl. Als die beiden auf seiner Höhe waren, nahm er all seinen Mut zusammen. "Darf ich Sie kurz stören?" "Kennen wir uns?" entgegnete der Mann. Chris fuhr sich etwas nervös durchs Haar. "Nein, Sie kennen mich nicht, aber ich... ich kenne Ihren Sohn, Marcus. Er ist doch Ihr Sohn, oder?" "Was ist mit ihm?!" Die Stimme der Frau war fast panisch. Chris hob beruhigend die Hände. "Es geht ihm gut. Er schläft. Aber ich... ich weiß, ich habe kein Recht dazu und Sie haben keine Veranlassung, mir zuzuhören, aber ich würde gerne mit Ihnen beiden reden, bevor Sie zu Ihrem Sohn gehen. Es gibt hier eine nette Cafeteria und ich denke da kann man sich gut unterhalten. Wie gesagt, Sie müssen mir nicht zuhören, aber ich denke... es wäre gut für Marcus. Und er schläft ja sowieso..." Der Mann nickte. "Wie Sie meinen, Mr...." "Fairgate!" antwortete Chris eilig. "Christopher Fairgate." "Ich bin Peter Reed und das ist meine Frau Allison. Schön Sie kennen zulernen." Chris lächelte bitter. "Warten Sie es ab, ob Sie das freut." Wenig später saßen sie in der in hellen Beigetönen gehaltene Cafeteria. Marcus' Eltern und Chris hatten je ein Tasse dampfenden Kaffee vor sich. Chris hatte beschämt bemerkt, dass er abgesehen von dem Taxigeld nichts bei sich hatte, aber Peter Reed hatte ihm einen Kaffee ausgegeben. Chris setzte die Tasse an und verbrannte sich beinahe die Zunge. Er war furchtbar aufgeregt. "Also, Mr. Fairgate, worüber wollten Sie mit uns reden?" "Über Ihren Sohn... ich möchte das Sie wissen... was in ihm vorgeht und wovor er Angst hat. Er ist sehr verängstigt. Er hat eine Menge hinter sich..." "Ja, wir haben gehört, dass er von diesem furchtbaren Mörder entführt worden ist... wir haben in Los Angeles nicht viel davon mitbekommen." "Marcus hat sehr gelitten, aber der Mistkerl hat ihm nichts angetan. Ich weiß das, ich war bei ihm. Aber das wirklich Problem liegt weit tiefer. Ihr Sohn ist vollkommen verunsichert, weil er nicht mit dem klarkommt, was sein Leben ihm entgegensetzt." "Was meinen Sie?" "Mr. und Mrs. Reed, Ihr Sohn ist... es fällt mir schwer ihn quasi dazu zu zwingen es zu offenbaren, weil ich selbst sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht habe, aber ich denke, dass Sie beide anders sind als meine Eltern. Bevor ich mich noch weiter verzettele... ihr Sohn ist schwul... er hat deshalb Probleme mit seinen Mitschülern bekommen und ist darum nicht mehr zu Schule gegangen. Und als Sie davon erfuhren, bekam er Angst vor Ihrer Reaktion und lief davon. Aber das war ein Fehler. Er ist auf den falschen Weg geraten. Ich kann mir denken wie es geschehen ist, auch wenn ich es nicht genau weiß, aber mir ging es vor Jahren ähnlich. Er ist auf den Strich gegangen..." Allison hob erschrocken die Hand vor den Mund. "Und weil er das nicht ertragen hat, war es nur ein kleiner Schritt in die Drogenabhängigkeit." "Er ist...?" Chris nickte und senkte den Blick. "Heroin... ich möchte, dass Sie wissen, dass mir das wahnsinnig schwer fällt Ihnen das alles zu erzählen. Aber Marcus hat verständlicherweise Angst und ich fühle mich für ihn verantwortlich." "Hatten Sie etwas mit meinem Sohn?!" Mr. Reed hob die Stimme ein wenig. Chris hob abwehrend beide Hände. "Nein! Auf keinen Fall, ich bitte Sie. Ich bin achtundzwanzig, Ihr Sohn ist etwas zu jung für mich. Aber ich war in der gleichen Situation wie er, auch ich bin von diesem Kerl entführt worden und hab Ihren Sohn dort getroffen. Mein Freund ist Detective bei der Polizei und hat uns da rausgeholt. Ich will nur, dass Sie verstehen, was in Marcus vorgeht. Ich war selbst abhängig und bin davon losgekommen, aber Ihr Sohn braucht alles Verständnis und alle Liebe die Sie ihm geben können. Ich will Ihnen nicht in seine Erziehung reinreden, ich hab nie selbst Kinder gehabt und werde wohl auch keine haben, aber Marcus ist ein wundervoller Junge, der nur mit seinem Leben nicht klarkommt, weil er zu sensibel ist. Er ist bereit, eine Entziehungskur zu machen und er will sein Leben in den Griff kriegen, aber er braucht Ihre Hilfe... jetzt mehr denn je..." Chris spürte wie seine Augen feucht wurden, als der letzte Punkt näher rückte. "Ich hab selbst wahnsinnige Angst, denn da ist noch etwas. Ihr Sohn hat oft... nun ja... er hatte Verkehr ohne Kondom." Allison Reed wurde blass, sie war fast heller als die Wand. "Ich denke das es das beste ist, wenn Sie so schnell es geht einen HIV-Test machen lassen..." Marcus' Mutter fing an zu weinen. Chris wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Mr. Reed sah ihn an. "Danke... Mr. Fairgate... vielen Dank für Ihre Offenheit, aber würden Sie uns nun allein lassen? Ich glaube, das wäre am besten." Chris nickte und stand auf. Er floh beinahe aus der Cafeteria und als er auf dem Flur war, brach er in Tränen aus. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und vergrub das Gesicht in den Händen. In diesem Moment wurde ihm bewusst, wie sehr er sich nach Jason sehnte. Nach seiner Berührung, seinen Armen, seiner Wärme... Jason kratzte in den Resten seines Eises. David hatte seines bereits aufgegessen und warf gerade den Becher in den Mülleimer neben der Bank. "Das ist furchtbar..." Jason nickte. Er sah ziemlich verändert aus, die Bartstoppeln waren weg und die Haare einigermaßen gerichtet, was bei seinem kultivierten Chaoslook kein großes Problem dargestellt hatte. Als er mit den Eisbechern zurückgekommen war, hatte David ihn gelobt, dass er nun endlich wieder die "drei großen B" des schwulen Traummannes erfüllte: Kein Bauch, keine Brille und kein Bart! Als er jedoch den Grund erfuhr warum Jason so trübsinnig war, wurde sogar er ernst. "Ja... ich bin den ganzen Morgen durch die Gegend gefahren. Dann hab ich mir von der Zentrale die Adresse von Randys Exfrau geben lassen, aber sie war nicht daheim. Sie ist mit ihrer Tochter auf einer Geburtstagfeier hier im Park. Ich hab sie schon gefunden, aber ich hab einfach nicht die Kraft... ich kann das nicht... er hat mich darum gebeten, aber ich hab Angst davor. Ich bin wirklich erbärmlich... weißt du, ich heule seit gestern fast durchgehend. Dabei bin ich doch ein Mann..." "Aber du hast Gefühle..." "Und ich hasse diese Gefühle. Ich hasse mich. Es wird mir jetzt erst bewusst, was letzte Nacht alles geschehen ist. Nicht nur, das Randy gestorben ist... ich habe Chris geschlagen. So heftig das er einen Bluterguss im Gesicht hat. Als ich Randy da liegen sah, in seinem Blut und das nur weil Chris weggelaufen war. Jedenfalls war das mein erster Gedanke. Eigentlich haben wir nur weil er weggelaufen ist diesem Jungen das Leben retten können. Aber als ich Randy da so gesehen hab, war ich so sauer, so wütend... ich hab meine ganze Wut an ihm entladen, auf eine Art die ich einfach nur widerlich finde... ich hätte nie gedacht, dass ich ihn schlagen könnte. Er wollte mich schon mal Ohrfeigen, aber das was ich da getan habe war keine Ohrfeige, ich habe ihn beinahe niedergeschlagen..." "Das war eine Kurzschlussreaktion, im Stress." Jason lehnte sich zurück, die Sonne löste das letzte bisschen Eis in seinem Becher langsam in cremige Flüssigkeit auf, in der noch ein oder zwei Schokoladenstückchen schwammen. "Weißt du... ich denke seit gestern Abend darüber nach, was ich hätte anders machen können. Ich hätte in den Keller gehen sollen, vielleicht hätte ich den Kerl bemerkt... und Randy würde noch leben..." "Oder du wärst schneller tot gewesen als er, weil du im Taumel über die Wiedervereinigung mit Chris sämtliche Vorsicht fahren gelassen hättest." Jason sah David verblüfft an. "Von der Warte hab ich es noch gar nicht betrachtet..." "Tja!" David zuckte mit den Schultern. "Aber wäre das so schlimm gewesen? Randy hat eine Familie... vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich..." "Okay, jetzt reicht es!" fiel ihm David ins Wort. "Hör auf mit dem Mist! Jason, hätte, würde, sollte führt nie zu etwas! Du weinst über verschüttete Milch! Natürlich ist es schrecklich das Randy tot ist und natürlich darfst du traurig sein, aber wenn du jetzt schon anfängst, zu behaupten, dass es besser dich treffen sollte, weil du nichts hinterlässt, dann sollte ich dir vielleicht eine knallen, aber gehörig! Damit du mal wieder klar denkst!" "Ich... ich wollte..." stammelte Jason, von dem plötzlichen Ausbruch seines Freundes überrascht, doch David machte gleich weiter. "Du hast Chris, der dich sehr liebt, wenn alles stimmt, was du mir erzählst, du hast mich und glaube mir, ich würde dich wahnsinnig vermissen und nicht zuletzt hast du deine Eltern und deinen Bruder die dich sehr lieben! Also komm ja nicht auf die Idee zu behaupten, dass dein Tod die bessere Alternative gewesen wäre. Das wäre eine Gemeinheit all denen gegenüber die dich von Herzen mögen!" Jason senkte den Blick. "Es tut mir leid... wirklich... ich bin vollkommen durch den Wind... ich rede nur noch Müll..." David strich ihm sanft über die Wange. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschnauzen, aber so etwas darfst du nicht denken, geschweige denn sagen....Darf ich dich mal was fragen?" "Was denn?" "Warum machst du eigentlich diesen Job? Ich meine, in einem Gerichtssaal geht es auch nicht friedlich zu, aber wenigstens kann man da im Normalfall nicht getötet werden. Hast du keine Angst?" Jason sah ihn einen Moment lang an, als würde er über die Antwort nachdenken müssen. "Weißt du, wenn du aufhörst Angst zu haben bist du so gut wie tot. Das ist so. Die Angst hält dich am Leben. Randy hatte nie Angst, glaube ich. Und weißt du was? Im Krankenhaus ist mir bewusst worden, dass ich wahnsinnig glücklich war, dass Chris nichts geschehen ist. Ich war wirklich froh, dass Randy verletzt war und nicht er... und ich habe mich in dem Moment vor mir selbst geekelt." "Aber das war eine vollkommen normale Reaktion. Du hast so reagiert wie jeder andere Mensch auch. Man schätzt automatisch das Leben derer die man liebt höher als das von anderen. Und Randy war doch eigentlich nie dein Freund bis zu dem Moment als ihr voreinander reinen Tisch gemacht habt. Du hast mir oft gesagt, dass er dich aufregt und das du Angst davor hast, dass er jemals was von deiner Homosexualität erfahren könnte, oder?" "Doch! Er war mein Freund... auf eine merkwürdige Art und Weise war er mein Freund. Immer..." "Jason..." Jason stand auf und streckte sich. "Um deine Frage zu beantworten: Ich mache diesen Job, weil ich daran glaube. Mein Vater hat ihn getan und ich wollte es ebenso, so lange ich denken kann. Ich glaube daran, dass man als Cop Leben retten und die Welt sicherer machen kann. Ich mache diese Job um solchen Schweinen wie dem von letzter Nacht das Handwerk zu legen und ich bin dafür bereit mein Leben zu riskieren." "Und du machst ihn gut, oder nicht? Warum fällt es dir dann so schwer, wenn du doch weißt das dieser Job ein Risiko für das Leben bedeutet, zu akzeptieren das Randy sein Leben in Ausübung seines Dienstes verloren hat? Das ist schrecklich, aber er wusste auch was er tat und was das für ihn bedeuten kann und du hast absolut keine Schuld an dem was passiert ist!" Jason drehte sich um und sah auf David herab. Der blonde Mann schirmte mit der Hand seine Augen gegen die Sonne ab. Sein Haar glänzte im Sonnenlicht und wirkte heller als sonst. Jason wollte seine Frage beantworten, aber ihm fiel nichts ein. Warum wollte er sich unbedingt die Schuld geben? Was hätte er tun können um es zu verhindern? Nichts. Niemand hatte ahnen können, was es bedeuten würde, dass Randy in den Keller ging und nicht er. Und es war absolut unmöglich zu sagen, ob er selbst es besser gemacht hätte oder ob es ihm nicht selbst so ergangen wäre. Und jetzt stand er hier und haderte mit seinem Schicksal. Und wofür? "Was ist?" Jason grinste. "Ich hasse dich, weißt du das? Dich und deine juristische Eigenheit andere an die Wand zu reden. Ich hab kein Argument mehr!" "Tja, umso besser!" David verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste frech. "Vielleicht sollte ich dich erschießen." "Das könntest du nicht, dazu hast du mich zu lieb." "Du bist ganz schön von dir überzeugt." "Eine weitere Grundvoraussetzung für einen Juristen, mein Lieber." Jason wurde wieder ernst. "Würdest du mir einen Gefallen tun?" "Du weißt das ich fast alles für dich tun würde." lächelte David. "Komm bitte mit... zumindest bis in die Nähe der Feier. Ich will nicht allein gehen. Ich weiß, ich hätte Chris bitten sollen, aber heute morgen wollte ich einfach nur allein sein. Und er macht sich solche Sorgen um diesen Jungen, da will ich ihn nicht bitten das Krankenhaus zu verlassen." "Ich komme mit, für dich tu ich das gern. Ich will nur nicht dass Chris mich dann schon hasst bevor ich ihn kennen lerne." "Ganz sicher nicht!" lachte Jason. "Werde ich ihn eigentlich mal zu Gesicht bekommen?" "Worauf du Gift nehmen kannst!" Gut!" David nahm seinen Rucksack vom Boden auf. "Warte nur kurz." Er begann seine Skates zu öffnen und kramte danach ein Paar leichte Turnschuh aus dem Rucksack. "Kriegst du die Dinger da rein?" David rieb sich über den Hinterkopf. "Ja, eigentlich schon." Er holte seine gesamten Utensilien aus dem Rucksack hervor. Eine Zahnbürste, das Haargel, den Rasierer, Aftershave, Jason verkniff sich einen Kommentar beim Anblick der Schachtel mit Kondomen, die auch zum Vorschein kam und grinste nur. David stopfte dann die Rollerblades so gut es ging in den Rucksack und drapierte seine Ausrüstung darum. Als er ihn schloss war der Rucksack prallvoll und deutlich schwerer als vorher. David zog seine Schuhe an und schulterte den Rucksack. Er ächzte beim Aufstehen. Diesmal verkniff sich Jason den Kommentar nicht. "Tja, Alterchen, so ist das, irgendwann kriegt man es im Kreuz!" David funkelte ihn gespielt böse an. "Ich gebe dir gleich von wegen Alterchen! Pass auf sonst kriegst du es ins Kreuz und zwar einen Schlag mit meinem Rucksack!" Jason fing an zu lachen. Als er sich beruhigte lächelte er David an. "Danke..." "Wofür?" "Das du mich zum Lachen gebracht hast." David nickte nur. "Gern geschehen. Wollen wir?" "Von wollen kann keine Rede sein." Doch das Gespräch mit seinem Freund hatte ein paar der Wolken beiseite geschoben, die seine Welt verdunkelt hatten. Ein Silberstreif am Horizont, aber das war schon mal was. Jason hoffte, dass der Stein auf seinem Herzen noch einmal ein bisschen leichter werden würde, wenn er die Pflicht die ihm bevorstand hinter sich gebracht hatte. Er dachte an Chris, der jetzt wahrscheinlich im Krankenhaus war und sich um Marcus sorgte. Vielleicht war er auch schon bei ihm daheim, auch wenn er das für unwahrscheinlich hielt. Er freut sich auf ihn. Er freute sich darauf, ihn zu umarmen und ihm einen Kuss zu geben. In diesem Moment wurde ihm bewusst, wie sehr er sich nach ihm sehnte. Es wurde Abend bevor Jason in sein Apartment zurückkehrte. An der Tür kramte er in seinen Taschen herum auf der Suche nach seinem Schlüssel, bis ihm klar wurde, dass er ihn nicht hatte. Er schlug sich an die Stirn. Ein Gedächtnis wie ein Sieb. Er drückte auf die Klingel. Nichts geschah. Jason kam ein Gedanke. Bei seinem Glück war Chris noch im Krankenhaus und mit ihm seine Schlüssel. Im Notfall konnte er sich vom Portier öffnen lassen. Er betätigte noch ein weiteres mal den Klingelknopf. "Mr. Cunningham?" Jason sah sich um. Ein Stück entfernt stand Mrs. Huber, deren Apartment auf der gleichen Etage lag. Sie war Mitte Vierzig und die Nachrichtenstation des Hauses. Wenn man etwas über die Bewohner erfahren wollte, brauchte man nur sie zu fragen. Es gab nichts was sie nicht erfuhr und mit Freuden weitertratschte. Jason mochte sie nicht wirklich, weil er es hasste, wenn man sich zu sehr in die Angelegenheiten anderer einmischte. "Guten Tag, Mrs. Huber." "Warum klingeln Sie an Ihrer eigenen Tür?" Was geht es dich an, altes Klatschmaul? , war es was Jason dachte. "Ich habe meinen Schlüssel nicht." war was er sagte. "Aber wie wollen Sie dann in die Wohnung kommen, haben Sie seit neustem jemanden bei sich wohnen?" Sie lächelte auf eine gekünstelt mütterliche Weise, was so falsch wirkte, dass Jason beinahe die Augen verdreht hätte. "Haben Sie etwa endlich eine Frau gefunden? Ich habe zu meinem Dan," Das war ihr in Jasons Augen bemitleidenswerter Mann, "schon so oft gesagt, dass Sie so ein netter junger Mann sind und ich einfach nicht begreifen kann, warum Sie nicht längst in festen Händen sind! Und wissen Sie was? Mein Göttergatte meinte, dass Sie vielleicht schwul seien! Das ich nicht lache, habe ich gesagt, Dan, der junge Mann ist ganz sicher keiner von diesen... Schwulen." "Nun, Mrs. Huber, ich..." Jason konnte den Satz nicht beenden, denn in diesem Moment wurde seine Wohnungstür ruckartig aufgerissen und Chris flog regelrecht in seine Arme. Bevor er überhaupt wusste wie ihm geschah fand er sich in einem leidenschaftlichen Kuss mit dem blonden Mann wieder. "Ich hab dich vermisst!" lächelte Chris als er von ihm abließ. "Ich dich... äh... ich dich auch..." stammelte Jason. Von seiner merkwürdigen Reaktion verwundert blickte Chris den Flur hinunter und sah Mrs. Huber, die mittlerweile so weiß wie die Wand war. "Haben Sie ein Problem, Lady? Noch nie schwule Männer gesehen?" Mrs. Huber keuchte und fasste sich an die Brust. "Unerhört!" "Chris, ich glaube wir sollten reingehen." Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen schob Jason seinen Freund mit sanfter Gewalt in die Wohnung. "Einen schönen Tag noch, Mrs. Huber." Doch Chris wand sich aus seinem Griff und streckte den Kopf noch einmal in den Flur. "Und wir werden jetzt gleich Sex miteinander haben!" Jason zog ihn durch die Tür und erhaschte dabei einen Blick auf Mrs. Huber, die ihre Hände vor den Mund gerissen hatten. Dann fiel die Tür ins Schloss. "Was sollte denn der letzte Kommentar?" Jason wusste nicht ob er lachen oder sauer sein sollte. Er entschied sich fürs Lachen. Chris setzte ihm den Zeigefinger auf die Brust und kicherte. "Hör auf dich zu verstecken, Jason! Zeig mal ein bisschen gay pride! Meine Güte, wir sind nun mal schwul, also kann man auch stolz darauf sein!" "Du redest wie David!" lachte Jason. Chris legte den Kopf schräg. "David? Etwa ein Konkurrent, den ich beseitigen muss?" Er rieb sich die Hände. "Ich kenne da ein paar Typen, die stellen keine Fragen und dann wird man nie wieder was von einem David hören." Er lachte gespielt teuflisch. Jason konnte nicht mehr. Er zog Chris an sich und küsste ihn zärtlich. "Du bist wundervoll. Deine Laune scheint ja glänzend zu sein." Chris löste sich von ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann nahm er ihn an die Hand und führte ihn beschwingten Schrittes weiter in die Wohnung hinein. "In Anbetracht der Umstände ist meine Laune wirklich glänzend!" "Was ist passiert?" "Weißt du, ich war bis vor einiger Zeit im Krankenhaus bei Marcus. Heute morgen war es echt schlimm, es geht ihm nicht so gut und dann muss ich auch noch erfahren, dass er sich oft zum Sex ohne Kondom hat überreden lassen! Und das musste ich seinen Eltern mitteilen, die beiden waren am Boden zerstört. Aber ich glaube, ich muss mir überlegen doch an Gott zu glauben, denn was heute passiert ist, kann man eigentlich nur als Wunder bezeichnen. Marcus ist vollkommen gesund! Er hat noch nicht einmal einen Tripper oder so, nichts. Du glaubst gar nicht wie glücklich seine Eltern waren. Und sie werden ihn vollkommen unterstützen! Claire hatte mit ihrem Eindruck über sie recht, sie lieben ihn abgöttisch. Aber das beste kommt noch!" Er klatschte in die Hände wie ein kleines Kind, Jason kam nicht umhin, bei diesem Anblick eine Wärme im Herzen zu spüren, die er schon lange nicht mehr empfunden hatte. Chris so glücklich zu sehen war ein wundervoller Anblick, der sämtliche Sorgen und dunklen Wolken wie ein Wirbelwind davon fegte. Chris ließ ihm kaum Zeit, denn er plapperte gleich weiter. "Sie haben nichts dagegen, wenn ich zu ihm Kontakt halte. Ich habe die Handynummer des Vaters und ihre Privatnummer. Sie sind dankbar, dass ich mich so um ihn gekümmert habe und ihm klar gemacht habe, was für ihn auf dem Spiel steht. Und noch besser!" "Noch besser?" unterbrach ihn Jason mit einem schelmischen Grinsen. "Ja, noch besser! Ich weiß in welche Entziehungsklinik er kommen wird! In eine renommierte Klinik in Oakland. Das heißt ich muss nur über die Oakland Bay Bridge um zu ihm zu kommen... natürlich müsste mich mein starker Freund," er strich Jason über die Brust, "der soviel Eindruck auf Marcus gemacht hat, dann ab und zu fahren, da ich ja weder Führerschein noch Auto besitze!" Die Oakland Bay Bridge war die Verbindung zwischen San Francisco und der Stadt Oakland. Die Brücke war zweistöckig, auf der einen Etage fuhr man Richtung Oakland, auf der anderen Richtung San Francisco. Bei den berüchtigten Erdbeben, welche die Stadt immer wieder mal erschütterten war es dort bereits zu einige Zwischenfällen gekommen. Zuletzt hatte es Ende der 80er Jahre eine große Katastrophe gegeben als während eines Erdbebens die obere Spur der Brücke zusammenbrach und auf die untere stürzte. Die Autofahrer auf der unteren Spur waren dadurch im wahrsten Sinne des Wortes zerquetscht worden. Seitdem war nichts mehr passiert, die Brücke war wieder aufgebaut und verstärkt worden, damit etwas ähnliches nicht noch einmal geschehen konnte. "Ich hab Eindruck auf ihn gemacht?" grinste Jason. Chris nickte. "Er ist ein Teenager, Jason, was erwartest du? Als seine Eltern kurz weg waren um mit den Ärzten zu reden hat er mich gefragt wie groß du bist." "1,92 m warum?" Chris senkte den Kopf und blickte Jason von unten an. "Süß, mein Freund das naive Engelchen." Jason öffnete den Mund um etwas zu sagen. Doch in diesem Moment wurde ihm bewusst, was Chris meinte. "Jesus, was für ein Früchtchen!" "Tja!" lachte Chris. "Hat aber lange gedauert." "Was hast du ihm gesagt?" "Das ein Gentleman genießt und schweigt. Was dachtest du?" "Ich traue dir einiges zu." "Tust du das? Ich hätte ja auch sagen können, dass du..." "Schluss jetzt!" lachte Jason und packte Chris um ihn zu kitzeln. Der blonde Mann wand sich kichernd und lachend. "Ich gebe auf! Ich gebe auf!" Jason hob ihn hoch und warf ihn sich über die Schulter, Chris war nicht zu schwer. Er strampelte. "Hey! Was wird das?!" "Der Sieger nimmt den Verlierer gefangen!" "Kriege ich keine Gnade?" Jason ließ ihn sanft auf die Couch gleiten und beugte sich über ihn. "Meinst du, dass du Gnade verdient hast?" Chris nickte und grinste frech. "Na dann." Jason gab ihm einen zarten Kuss. "Ich liebe dich." Chris sah ihn für einen Moment lang an. Seine blauen Augen leuchteten. "Ich dich auch." Er ließ seine Hand über Jasons Hinterkopf gleiten und kraulte ihm sanft über den Nacken. "Ist das ein Verführungsversuch?" "Vielleicht..." "Bist du dazu in der Stimmung?" "Im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als in deiner Nähe zu sein. So nah es geht. Ich will dich spüren, dich schmecken, dich atmen." "Du bist ja ein Poet." "Das täuscht, wenn ich in deiner Nähe bin, werde ich eher zum Trampel." "Das stimmt nicht." lächelte Chris und zog Jason zu sich hinunter. "Und jetzt ist genug geredet worden." Damit versiegelte er Jasons Lippen mit einem innigen Kuss. Jason saß aufrecht im Bett und hatte sein Kissen als Stütze im Rücken aufgestellt. Er hatte die Decke bis zum Bauch hochgezogen. Chris' Kopf ruhte auf seinem Schoß, Jasons Finger spielten beiläufig mit einzelnen Strähnen seines blonden Haares. Jasons kräftige Brust glänzte verschwitzt. Er hatte die Augen geschlossen und hörte Chris' gleichmäßigem Atem zu. Ganz leise hörte man von draußen die Geräusche der Stadt. Es war mittlerweile dunkel geworden. "Woran denkst du?" "An nichts..." "Das glaube ich dir nicht..." lächelte Chris. "Lüge niemals einen Mann an, mit dem du gerade Sex hattest." "Was ist das denn für eine Weisheit?" "Eine von mir." lachte Chris. "Ach, ich denke an das was heute passiert ist und an die Veränderungen die auf uns zukommen." "Wirst du nach einem Orgasmus immer philosophisch?" grinste Chris. Seine Hand glitt unter die Decke und strich über Jasons Oberschenkel. Die Berührung war so zärtlich, dass Jason eine Gänsehaut bekam. "Mal ernsthaft. Ich war heute bei Randys Exfrau und seiner Tochter und hab ihnen alles gesagt... Seine Tochter hat mich angeschrieen, dass das nicht wahr wäre. Und seine Ex hat angefangen zu weinen. Sie hatten eine schmutzige Scheidung und trotzdem hat sie angefangen zu weinen. Ich musste da weg. Und danach war ich auf dem Department. Ich hab mit Claire gesprochen. Wusstest du, dass auf dieses Schwein ein Kopfgeld ausgesetzt worden ist? Das fällt jetzt mir zu, ein ganz schöner Haufen Geld. Ich weiß noch nicht einmal ob ich es annehmen soll..." Chris setzte sich abrupt auf. "Wieso das denn nicht?" "Ich hab das Gefühl, dass das Geld schmutzig ist. Es klebt Randys Blut daran!" "So ein Unsinn! Rede nicht so einen Quatsch! Du hast diesen Kerl zur Strecke gebracht und das nicht auf Randys Kosten. Randys Tod ist tragisch, aber nicht deine Schuld das musst du begreifen. Bitte..." Jason ließ seine Hand liebevoll über Chris' Wange gleiten, über die ohne Bluterguss. "Warum sagst du das so flehentlich?" Chris nahm Jasons Hand und hielt sie an seiner Wange, er schloss die Augen und schmiegte sich daran. "Weil ich es nicht ertrage, dass du dich quälst." "Tut mir leid..." Jason zog die Hand weg und stand auf. Chris musterte seinen nackten Freund im Gegenlicht, die breiten Schultern, die schlanken Hüften, die kräftigen Oberschenkel. "Du bist unglaublich..." Jason wandte sich um. "Was meinst du?" Chris lehnte sich in den Kissen zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Du bist unglaublich schön, Jason, weißt du das?" "Ist das dein Beitrag zum Thema Schuldgefühle?" Chris stand ebenfalls auf. "Nein, mein Beitrag dazu ist das." Er kam auf Jason zu, umarmte ihn und stellte sich ein wenig auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen. Nur auf die Lippen, zart und kurz. "Du bist der sensibelste Mann, den ich je kennen gelernt habe und ich glaube gerade deswegen habe ich mich in dich verliebt. Wenn du könntest, würdest du die Last der ganzen Welt auf deine Schultern nehmen, nur um es anderen schöner zu machen. Aber zuviel Altruismus ist auch nicht gut, Jason. Du trägst keine Schuld an Randys Tod." "Das weiß ich." "Das klang ja sogar überzeugt!" stellte Chris erstaunt fest. "Ich habe heute im Park David getroffen und er hat das gleiche gesagt." Chris stemmte die Hände in die Hüften. "Schon wieder dieser David. Allmählich wird mir das suspekt!" Diesmal schwang kein Spaß in seiner Stimme mit, er schien tatsächlich eifersüchtig zu sein. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich hab ihn zufällig getroffen. David ist mein bester Freund." "Schwul?" "Ja... ist er.." "Aha!" Chris drückte ihm den Zeigefinger gegen die Brust und triumphierte wie Sherlock Holmes der gerade einen schwierigen Fall gelöst hatte. "Also ist er doch gefährlich." "Nein... ist er nicht..." Jason druckste herum. "Ich will ehrlich sein, ich hab mit ihm geschlafen, aber rein platonisch... ich weiß das klingt merkwürdig, aber David nennt das einen Fuck Buddy." Chris zuckte mit den Schultern. "Einen Fick Freund, was ist daran merkwürdig? Hatte ich auch schon, mit sechzehn." Jason setzte sich aufs Bett und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. "Ich glaube ich bin verklemmt... ich hielt das für ungewöhnlich. Aber wie auch immer... es ist vorbei und zwar seit dem Moment, als ich ihn im Bett Chris genannt habe... das war an dem Abend wo du dich ausgeknockt hast, das war ich vorher bei ihm." Chris schaute ihn verdutzt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Sein ganzer Körper wurde vom Lachen geschüttelt, er hielt sich den Bauch und lachte so heftig, dass ihm eine Träne über das Gesicht lief. "Was hast du denn plötzlich?" Jasons Stimme klang leicht beleidigt. Chris schnappte nach Luft, als er sich langsam beruhigte. "Tut mir leid! Aber du bist so süß! Du schaffst es immer wieder dich in peinliche Situationen zu bringen." "Merkst du das erst jetzt? Aber glaube mir, David ist keine Gefahr für dich. Ich mag ihn verdammt gern, er hat mir wahnsinnig viel geholfen als ich hierher kam und ich kann ihn aus meinem Leben nicht mehr wegdenken, aber es gibt einen Unterschied bei den Gefühlen, die ich für ihn als meinen besten Freund und für dich, als den Mann den ich über alles liebe, habe." Chris setzte sich neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. Jason nahm ihn liebevoll in den Arm. "Ich weiß. Entschuldige, wenn ich ein bisschen paranoid reagiert habe. Aber ich neige zu Minderwertigkeitskomplexen..." Er schloss die Augen. "Ich weiß eh nicht... ob wir nicht einen Fehler machen..." "Was meinst du?" "Die gleiche Chose wie immer. Was bin ich denn schon? Willst du deinen Eltern irgendwann einen Strichjungen vorstellen?" "Ist ja wohl klar, dass du damit aufhörst!" bestimmte Jason. "Ich will mich nicht von dir aushalten lassen!" "Das sagt doch auch gar keiner. Wir finden schon einen Job für dich." "Ja..." Chris klang resigniert. "Als Müllmann vielleicht...." "Übertreib nicht gleich. Warte es doch erst einmal ab. Ich sehe ja gar nicht ein, dass wir, nach allem was wir in New York und hier durchgemacht haben, unserer Beziehung jetzt keine Chance geben! Zusammen kriegen wir das hin!" "Sag mal, gerade eben warst du noch mies drauf und jetzt sprühst du vor Enthusiasmus und Optimismus, das wirkt etwas schizophren." "Das hat nichts mit Schizophrenie zu tun, sondern mit dir. Ich bin selbst manchmal pessimistisch, aber wenn ich in deine Augen sehe, sehe ich die Zukunft. In deinen Augen liegt ein Glanz, der mir die Kraft gibt, mich allem zu stellen!" Chris sah ihn vollkommen perplex an. "Du bist..." "Schmalzig?" "Nein, umwerfend war das Wort nach dem ich gesucht habe. Du bist unglaublich. Wie habe ich dich verdient?" "Ich frage mich ebenso wie ich dich verdient habe. Weißt du was? Ich denke, es ist Zeit das wir vergessen und von vorne anfangen. Lass uns den Mist in New York vergessen und die letzten Tage hinter uns lassen. Lass uns einfach ganz von vorne anfangen. Keine Lügen, keine Geheimnisse. Ich bemühe mich, dazu zu stehen das ich schwul bin, du hörst auf, dich zu prostituieren. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, für immer bei dir sein, morgens neben dir aufwachen und abends mit dir zusammen einschlafen. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so starke Liebe empfunden wie für dich. Und ich denke wirklich, dass wir alles zusammen schaffen können. Also, was sagst du?" Chris zögerte keine Sekunde. Er warf sich in Jasons Arme und drückte sich an ihn. "Ja! Auf jeden Fall! Ich liebe dich auch!" Jason hielt Chris fest, die ganze Nacht. Als Chris schon längst in seinem Arm eingeschlafen war, lag Jason noch eine ganze Zeit wach und musterte ihn. Ihn, seinen blonden Engel. Er würde endlich sein Versprechen halten können und Chris ein neues Leben ermöglichen. Es würde schwer werden, dessen war er sich sicher. Auf ihn kamen große Veränderungen zu und er musste immer noch mit dem Tod von Randy klarkommen. Aber er hatte Chris, er hatte David und er hatte sich selbst. Er würde es schaffen, auf jeden Fall. Als Jason in dieser Nacht einschlief, war er so glücklich wie noch nie in seinem Leben. Auch für ihn begann ein neues Leben, ein neues Leben an der Seite von Chris. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Was habe ich mir dabei eigentlich gedacht? Dieses Kapitel gefällt mir gar nicht, aber ich weiß auch nicht wirklich, was ich noch verändern sollte, ohne es ausufern zu lassen. Alles geht in meinen Augen zu schnell, im Schweinsgalopp sozusagen ;-) Marcus' und Randys Geschichte elegant in einem Kapitel enden zu lassen und gleichzeitig Jason und Chris endgültig zusammenzuführen und einen Auftritt von David einzubauen, das war nicht wirklich leicht. Eigentlich hatte ich noch eine Szene zwischen Marcus und Chris im Kopf und wollte ausführlich beschreiben, wie Jason Randys Exfrau über dessen Tod aufklärt, aber das Kapitel ist schon so in Word über 10 Seiten lang. Aber noch ein Kapitel dafür aufzuwenden war mir um ehrlich zu sein zuviel. Ich habe zu viele Ideen im Kopf, für David, für Jason und Chris, für den neuen Charakter, da konnte und wollte ich mich nicht länger an den Nachwirkungen der Mörderstory aufhalten. Fans von Marcus brauchen keine Angst haben, auch wenn er nun fürs erste nicht mehr persönlich auftreten wird, so wird er doch nicht aus der Story verschwinden. Aber ein Teenager passte leider nicht wirklich in die Geschehnisse die ich noch plane, daher ist er fürs erste raus ^^ Ich schreibe dieses Nachwort um 01.52 Uhr am 03.02.2005... ich bin seit knapp zwei Stunden 22 Jahre alt ^^ Auch was wert ^^ Also weiter im Text, das nächste Kapitel beginnt mit einem Zeitsprung von ein paar Monaten und wird eine Menge Veränderungen bringen. Ich freue mich drauf und ich hoffe, dass ihr dieses Kapitel nicht allzu langweilig fandet. Es juckt mich schon in den Fingern das nächste Kapitel anzufangen, aber nicht mehr heute, ich bin zu müde. *gähn* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)