Remember the promise you made von Ulysses (San Francisco Love Stories) ================================================================================ Kapitel 9: You're welcome a.k.a. Size doesn't matter... right? -------------------------------------------------------------- "Verdammt, warum hast du mich nicht geweckt?" Jason kam mit der Zahnbürste im Mund in die Küche gerannt. Chris stand am Herd und machte Rührei. Er streute gerade gehobelte Petersilie in die Pfanne. "Du hast so niedlich ausgesehen im Schlaf!" "Oh ja!" nuschelte Jason mit der Bürste im Mund, bevor er die Zahnpasta kurzerhand ins Spülbecken spuckte und sich dort den Mund ausspülte. "Und wie niedlich ich erst aussehen werde, wenn ich zu spät komme... mal wieder. Und das ausgerechnet heute!" "Ach ja, heute ist ja der große Tag." Fast fünf Monate waren seit jener Nacht vergangen, in der sich Jasons und Chris' Leben vollkommen verändert hatte. Und es hatte sich um einiges mehr verändert als Jason zunächst gedacht hatte. Nachdem Mrs. Huber Chris und ihn beim Küssen gesehen hatte, hatte sie diese Neuigkeit im ganzen Haus herumgetragen. Und bald war die Wohnqualität merklich gesunken. Jason wurde von vielen Nachbarn nicht mehr gegrüßt, eine Frau bat ihn gar, doch bitte nicht mehr mit ihrem kleinen Sohn zu sprechen. Wenn er oder Chris durch die Eingangshalle gingen, wurde hinter ihrem Rücken geflüstert. Eines Tages hatte Chris sich nicht mehr zurückhalten können und die Nachbarn, die gerade an den Briefkästen waren, einfach angesprochen, was denn ihr Problem sei und dass sie es ihm wenn schon ins Gesicht sagen sollten. Und Mrs. Sanderson aus dem dritten Stock hatte ihm dann klipp und klar gesagt, dass jemand wie er und wie Jason in einem ehrbaren Haus wie dem ihren nichts verloren hätten. "Ich kam mir vor wie Schwulenstein, dass die nicht mit Fackeln und Mistgabeln hinter mir her waren, war aber auch alles." hatte Chris damals gesagt. In diesem Moment hatte Jason einen Entschluss gefasst und endlich einen guten Verwendungszweck für die ansehnliche Summe gefunden, die er als Kopfgeld für den "Ripper von Frisco" erhalten hatte, wie er später von den Boulevard Blättchen der Stadt genannt worden war. Die Hälfte hatte er Randys Exfrau für die Ausbildung ihrer Tochter gegeben, die ganze Summe hatte sie nicht annehmen wollen. Er und Chris waren umgezogen, so schnell es ging. Jason hatte für sich und Chris mit dem restliche Geld und dem was er durch den Verkauf seiner Wohnung bekommen hatte eine dieser wundervollen viktorianischen Häuser gekauft, für die San Francisco so berühmt war. Eine Mischung aus Halliwell Manor, das die Schwestern in "Charmed" bewohnten, und dem Haus der Familie Tanner aus "Full House", komplett mit Erker. Das zweistöckige Haus war in Weiß- und Gelbtönen gehalten, nach vorn hin musste man eine Treppe zum Eingang hinaussteigen, da der mit Wildblumen bewachsene Vorgarten leicht anstieg. Hinter dem Haus erstreckte sich ein umzäunter Garten mit einem Teich. Chris war hin und weg gewesen von der bereits bestehenden Gartenanlage. Unter einer alten Eiche lud eine Bank zum Ausruhen ein und die Terrasse hinter dem ans Wohnzimmer angrenzenden Wintergarten mit seinen alten Buntglasfenstern säumten farbenfrohe Blumenbeete. Ein Kiesweg führte zu einem kleinen Geräteschuppen am anderen Ende des Gartens. Die Küche in der Jason und Chris sich gerade befanden war ein heller Raum mit hoher Decke. Die Einrichtung war in einem warmen Sandton gehalten, kombiniert mit rustikalen Arbeitsflächen aus Buchenholz, die Hängeschränke an den weißen Wänden hatten allesamt Glastüren. Die Mitte des Raumes dominierte eine vom Rest der Küche freistehende Insel, die gleichzeitig einen Herd und eine Arbeitsfläche bot. Darüber hingen an Holzleisten diverse Löffel, Töpfe und Pfannen, über dem Herd befand sich eine Abzugshaube aus Edelstahl. Unter den großen Fenstern zum Garten stand der rustikale Esstisch mit vier Stühlen. Chris hatte zwei Gedecke aufgetragen. Ein Korb mit Brot stand ebenfalls dort, diverse Marmeladen und ein Glas Marshmallow Fluff, ein extrem süßer Brotaufstrich, bei dem man das Gefühl hatte, dass Innere eines Negerkusses auf seinem Brot zu verteilen. Jason hatte nie Geschmack daran gefunden, aber ab und an hatte er Chris sogar schon erwischt, wie er mit einem Löffel das Fluff direkt aus dem Glas aß. Seine Augen begannen eher zu leuchten, als er die Donuts auf einem kleinen Teller entdeckt. Die Teigringe waren leuchtend rosa, eine Erdbeerglasur, und sicher auch noch mit Erdbeergelee gefüllt. Eine Sünde, die es wirklich wert war. "Setzt dich, das Rührei ist gleich fertig, genau wie du es magst." Jason hatte sich bereits eine Tasse Kaffee eingeschüttet und stürzte das Getränk so schnell es die Temperatur erlaubte herunter. Chris' Kaffee war um ein vielfaches besser als das Gesöff im Department, deswegen wollte er wenigstens eine Tasse trinken. Er langte nach einem Donut, bevor er mit der Tasse in der Hand Richtung Tür ging. Auf dem Weg kam er an Chris vorbei und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Sei nicht böse, aber ich hab keine Zeit. Ich sollte schon längst unterwegs sein. Für so ein tolles Frühstück hättest du mich eher wecken müssen." Chris verdrehte die Augen und nahm die Pfanne von der Platte. "Na dann hau schon ab. Esse ich das gute Ei eben allein, damit du es weißt!" Er grinste und streckte Jason die Zunge raus. Dieser stellte die halbleere Tasse auf die Ablage. "Du bist ja wirklich unerbittlich! Bis nachher dann. Ich gehe nach der Arbeit noch mit David ins Fitnessstudio, ich will ja nicht weich werden, wenn ich schon andauernd diese Dinger esse!" Er hob mit der rechten Hand den Donut und klopfte sich mit der linken auf den Bauch. Chris trat zu ihm und schob ihm die Hand unter das Shirt. "Du bist ganz sicher nicht weich." Seine Finger glitten über Jasons Waschbrettbauch. "Nein, wenn du so weiter machst bin ich bald überall hart, aber dafür ist keine Zeit, mein Engel. Das werden wir verschieben müssen." Jason hatte irgendwann damit begonnen, Chris seinen Engel zu nennen. Chris hatte das zuerst ein wenig beschämt, aber mittlerweile genoss er diese Liebesbekundung sehr. Chris ging einen Schritt zurück. "Zu schade. Na ja, wenn ich nachher von der Arbeit heimkomme, werde ich sehnsüchtig auf dich warten." "Du hast heute Mittagsschicht, oder?" Chris nickte. Er hatte einen Job bei IHoP angenommen, dem "International House of Pencakes", einer Restaurantkette die sich vollkommen auf sämtliche Arten von Pfannkuchen spezialisiert hatte. Sein Job brachte nicht umwerfend viel Geld, aber es war ein Anfang und gab ihm das Gefühl, seinen Teil beizusteuern. "Ich muss los." "Ja, verschwinde schon und kämpfe für Recht und Ordnung." lächelte Chris. Er tat fröhlich, aber Jason wusste genau, dass er immer Angst um ihn hatte. Unwillkürlich musste er an seine Mutter denken, die sich immer um seinen Vater gesorgt hatte. Beim Gedanken daran fiel ihm siedendheiß etwas ein. "Fuck! Am Wochenende kommen ja meine Eltern!" Obwohl es ihm furchtbar schwer gefallen war, hatte Jason seine Familie zur Besichtigung des neuen Hauses eingeladen und wollte ihnen bei dieser Gelegenheit Chris vorstellen und reinen Tisch machen. Chris winkte ab. "Keine Panik, ich kümmere mich um die Einkäufe und ich besorg auch die Dekoration für Freitag. Obwohl ich es nicht gerade glücklich finde, dass wir Freitags eine Party geben und Samstag schon deine Eltern hier eintreffen." Freitag war Halloween und Jason und Chris hatten schon seit längerem beschlossen, an diesem Tag eine Housewarming Party, die obligatorische Einweihungsparty für das neue Haus, zu geben und sie mit dem Spukfest zu verbinden. Das dann auch noch an diesem Wochenende die einzige Möglichkeit für Jasons Eltern und Bruder war, für ein paar Tage vorbei zu kommen, damit hatten sie nicht gerechnet. Aber die Einladungen waren bereits raus, der Partyservice bestellt, sie mussten da jetzt durch. "Was würde ich ohne dich tun?" "Noch öfter zu spät kommen?" Jason sah auf die Uhr und kniff die Augen zusammen. "Oh, fuck! Und ich rede die ganze Zeit!" Er steckte sich den Donut in den Mund um die Hände frei zu haben und hechtete in den Flur. "Bis später, du Chaot!" "Bif päter, Fatz!" rief Jason, offenbar noch immer mit dem Donut im Mund, bevor die Haustür ins Schloss fiel. Chris goss sich auch einen Kaffee ein und schichte Rührei auf seinen Teller. Er nahm am Fenster Platz und sah in den Garten hinaus. Die Blätter an den Bäumen färbten sich bereits langsam, der Herbst hielt Einzug. Schön war, dass es im September und Oktober in San Francisco durchschnittlich am wärmsten war, die Durchschnittstemperatur lag am Tage bei 20,5 Grad und das Wasser in der Bay war um diese Jahreszeit auch am wärmsten. Erst im November sank die Temperatur allmählich und die Regentage im Monat wurden häufiger. Trotz allem hatte San Francisco ein wunderbar ausgeglichenes Klima, das nur selten in Extreme verfiel. Doch der Anblick der sich färbenden Blätter machte Chris ein wenig sentimental. Sein Leben hatte sich in den letzten Monaten so wundervoll entwickelt, dass er es immer noch nicht glauben konnte. Chris beobachtete einen Vogel, der am Rand des Gartenteichs badete. Er lächelte, dann schob er den Teller mit dem Rührei weg, nahm einen Löffel, öffnete das Glas mit dem Fluff und schob ihn entschlossen hinein. Er hatte ihn gerade in den Mund genommen und schleckte die zähe Masse genüsslich ab, als das Telefon klingelte. Es hing an der Wand neben der Tür zum Esszimmer, mit einem extralangen Kabel. Chris eilte hin und hob den Hörer ab. "Fairgate." Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er hörte wer am anderen Ende der Leitung war. "Marcus! Wie geht es dir?" Jason betrat im Laufschritt das Großraumbüro des Departments. Er war viel zu spät dran. Vor seinem Büro stand Deputy Mayer und grinste ihn an. "Guten Morgen, Jason!" Er hielt ihm grinsend eine Akte entgegen. "Wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht, Jim! Ich weiß selbst, dass ich zu spät bin. Ist das die Akte vom Neuen?" "Ja, die Überraschung wartet in deinem Büro." "Er ist nicht von hier, oder?" Jim nickte. "Du solltest dich ranhalten." Jason hatte ihm vor kurzem das Du angeboten. Jason nickte und warf einen Blick auf die Akte. "Ashton? Ist das nicht ein Frauenname?" Jim zuckte mit den Schultern. "Na ja, relativ ungewöhnlich, aber dir müsste doch auch Ashton Kutcher was sagen, oder?" "Auch wieder wahr. Na ja, mal abwarten was das für einer ist. Hast du ihn schon gesehen?" "Nein, bisher nicht." "Dann wünsch mir mal Glück." Jim klopfte ihm auf die Schulter und ging. Jason atmete tief durch und öffnete die Tür zu seinem Büro. Auf den ersten Blick war niemand da. Jason schloss die Tür. In diesem Moment drehte sich sein Schreibtischstuhl herum, bisher hatte er nur die Rückenlehne sehen können. "Detective Cunningham, nehme ich an." Jason wollte etwas sagen, aber nur sein Mund öffnete sich, kein Laut kam hervor. Die tiefe, melodische Stimme gehörte einem fleischgewordenen Traum. Anders konnte man den jungen Mann nicht beschreiben, der sich gerade erhob. Er war groß, mindestens so groß wie Jason und muskulös. Sein Oberkörper hatte eine perfekte V-Form, breite Schultern, eine kräftige Brust und schmale Hüften. Sein Haar war dunkelblond und passte gut zu seiner gebräunten Haut. Seine Frisur war wild, sie erinnerte Jason auf den ersten Blick an Colin Farrell. Am faszinierendsten waren aber seine Augen. Sie waren geradezu unverschämt blau und schienen unendlich tief, so wie ein Ozean. Jason musste sich gewaltsam zwingen, ihn nicht zu sehr anzustarren. "Detective?" Jason erwachte wie aus einem Traum, er war für einen Moment vollkommen perplex vom Anblick des Mannes gewesen. "Äh, sorry, ja, ich bin Jason Cunningham." "Schön Sie kennen zu lernen, Detective. Ashton Tallman. Aber ich denke, dass wissen Sie schon." Er streckte die Hand aus. Jason hatte fast Angst sie zu ergreifen. Sein Händedruck war fest und ehrlich. "Es tut mir leid, dass ich Ihren Stuhl benutzt habe, aber ich habe mein Büro noch nicht bezogen. Ich wollte nur mal Probesitzen." "Kein Problem." Jason hoffte, dass er nicht zu sehr starrte. Dieser Mann war umwerfend attraktiv. "Gibt es ein Problem?" "Nein... ich meine ich... warum?" Ashton lächelte. "Nun, Sie scheinen etwas verstört zu sein." Jason fühlte sich ertappt. "Nun... ich äh... ich hab nur... ihre Augen." Er wurde rot. Ashton lächelte unverwandt und zeige dabei seine perfekten, weißen Zähne. "Freut mich, dass sie Ihnen gefallen. Obwohl es mich ein wenig verwundert, dass Sie zunächst auf meine Augen geschaut haben." "Was soll das denn bedeuten?" Jasons Ton wurde lauernd. Ashton hob die Hände und ließ keine Sekunde sein entwaffnendes Lächeln schwinden. "Keine Angst, das war keine Beleidigung oder so. Natürlich bin ich darüber informiert, dass Sie schwul sind und ich dachte, Ihnen würde an mir etwas anderes mehr gefallen als meine Augen." Jason spürte wie seine Hände feucht wurden, er wurde nervös. Eine so direkte Ansprache dieses Themas hätte er nicht erwartet und schon gar nicht so eine direkte Anspielung auf den Körperbau seines Gegenübers. Er wusste nicht genau wie er reagieren sollte, aber in diesem Moment erinnerte er sich an sein Versprechen Chris gegenüber, zu ihm zu stehen, immer und jederzeit. "Nun, ich denke, wenn ich Ihnen Komplimente über Ihre Muskeln machen würde, dann würde das meinem Freund gar nicht gefallen." Er brachte ein Lächeln zustande. "Sie haben einen Freund?" "Ja, ist das ein Problem?" "Hey, nicht so angriffslustig. Ich habe kein Problem mit Schwulen und auch nicht mit ihren Freunden. Jeder sollte so leben wie er will, das ist meine Devise." Er ging um den Schreibtisch herum und legte Jason die Hand auf die Schulter, als er neben ihm war. "Ich werde dann mal mein Büro inspizieren. Auf gute Partnerschaft." Als er schon an der Tür war, nahm Jason all seinen Mut zusammen. "Detective Tallman?" "Ashton oder Ash wenn Ihnen das lieber ist. Ich denke das ist vorteilhafter als die förmliche Anrede." "Also gut, dann bin ich aber auch Jason für Sie." "Wie Sie wünschen, Jason." Für einen Moment verlor Jason durch die Art wie Ashton seinen Namen aussprach vollkommen den Faden. Er musste sich zwingen nicht wild den Kopf zu schütteln, um wieder klar denken zu können. Vor allem da es verdammt unangemessen war, dass er sich von diesem Mann derart hinreißen ließ. Aber einen kleinen Augenblicke der Schwäche, wer konnte sich von so etwas freisprechen, vor allem angesichts eines solchen Mannes? "Wollten Sie noch etwas?" Jason schreckte aus seinen Gedanken hoch und rieb sich unbewusst verlegen mit der linken Hand über den rechten Oberarm. "Ja... ich, ähm, mein Freund und ich geben am Freitag eine Housewarming Party, wir sind umgezogen. Nichts besonderes, ein paar Freunde. Ich dachte, um sich besser kennen zu lernen, wäre es ganz gut. Möchten Sie kommen? Allerdings ist es eine... eine Halloween Party...mit Kostümen..." "Kostümiert?" Jason biss sich auf die Lippe. "Ja... ich weiß, das ist in unserem Alter vielleicht etwas... unüblich..." "Ich finde die Idee toll!" lächelte Ashton. "Ach wirklich?" "Ja, wirklich." Er nickte zur Bestätigung. "Wann? Und mit Begleitung oder ohne?" "Freitag um acht. Und Sie können gerne eine Begleitung mitbringen." "Gut, dann ist das abgemacht. Bis später dann, Partner!" Er grinste und verließ das Büro. Jason ließ sich auf seinen Stuhl fallen und atmete aus. Da hatte er sich ja gleich mal von seiner besten Seite gezeigt. Aber Ashton Tallman hatte ihn wirklich kalt erwischt. Jason streckte sich und in diesem Moment fiel sein Blick auf das kleine Foto in dem silbernen Rahmen auf seinem Schreibtisch. Eine Schwarzweißaufnahme von Chris, die er ihm von seinem ersten Gehalt geschenkt hatte. Sanft ließ er den Finger über das Bild gleiten. Ashton Tallman mochte ein attraktiver Mann sein, aber mehr auch nicht. Auf diesem Bild lächelte die Liebe seines Lebens. Und nichts würde das ändern. "Hast du heute nicht deinen neuen Partner gekriegt?" David zog sich das Handtuch von den Hüften und betrat nackt den Duschraum des Männerumkleideraums des Fitnessstudios. Jason folgte ihm. Es war nicht viel los heute und der Raum war außer ihnen beiden leer. David drückte den Knopf unter einem der metallenen Duschköpfe an der Wand des klinisch weiß gekachelten Raumes und stellte sich unter den prasselnden Wasserstrahl. Jason nahm die Dusche neben ihm. Er fühlte sich auf eine befriedigende Weise erschöpft. David und er hatten ihr Workout aufeinander abgestimmt und es war jedes mal wieder eine schweißtreibende Angelegenheit. Fast so schön wie Sex, wie David oft sagte. Das Wasser war kühl, aber dadurch auch sehr angenehm auf dem erhitzten Körper. David begann sich einzuschäumen. "Ja, hab ich." "Und?" In Davids Stimme schwang unverhohlene Neugier mit. "Wie ist er so?" Er reichte sein Duschgel an Jason weiter, weil der seines in der Eile am Morgen vergessen hatte. "Hmmm...." Jason drückte sich etwas Duschgel auf die Hand und verrieb es auf seiner Brust. "Wie soll ich sagen... nett." "Nett?! Ist das alles?" Jason lachte. "Na gut... stell dir folgendes vor: Eine wilde Frisur á la Colin Farrell, dunkelblond, braungebrannt, Augen, so blau das es schon fast nicht mehr wahr sein kann, wie der Ozean und dabei sehr warm. Ein entwaffnendes, freundliches Lächeln, so groß wie ich und mit dem Körperbau von Brad Pitt zu seinen besten Troja-Zeiten. Dann hast du Ashton Tallman." "Und eine Latte!" keuchte David ungläubig. Jason sah im Affekt an ihm herunter. War wohl nur ein Scherz gewesen, soweit hatte David sich dann doch unter Kontrolle. "Ich war vollkommen perplex als ich ihn gesehen habe." "Mein Gott, du Glückspilz! Selbst wenn der Vorname etwas ungewöhnlich ist, aber schließlich ist auch Ashton Kutcher verdammt heiß!" In diesem Moment betrat ein anderer Mann den Duschraum und ging an den Freunden vorbei. "Wo wir von heiß sprechen..." Jason sah deutlich, wie Davids Augen seinem Weg folgten, er hörte sogar einen Moment auf sich zu waschen. "David?" "Hm?" "Könntest du aufhören anderen Kerlen auf den Arsch zu starren, wenn ich mit dir rede?" flüsterte er. "Sunshine, ich hab nicht auf seinen Arsch gestarrt." gab David ebenso leise zurück. Jason zog die rechte Augenbraue hoch. "Vorne gab es bei dem doch viel mehr zu sehen!" "Spinner! Dann bin ich ja mal gespannt, wie du dich verhältst, wenn du Ashton kennen lernst." "Klär mich auf." David drehte das Wasser ab, Jason tat es ihm nach und gemeinsam gingen sie in den Raum mit den Spinden zurück. "Ganz einfach, ich hab ihn auf die Party eingeladen. Allerdings hat er gefragt, ob er eine Begleitung mitbringen kann. Also hat er wohl eine Freundin." "Oder einen Freund!" grinste David, während er sich abtrocknete. "Dafür spricht eigentlich bisher nichts." "Schade aber auch. So einen wie den würde ich gern vor die Flinte kriegen." Jason musste lachen. "Vor die Flinte? Du redest wie ein Großwildjäger!" "So ist das doch auch beinahe. Wenn du Glück hast, ist die Beute vielleicht sogar mehr als groß." David rieb sich die Haare so gut es ging trocken. "Ich bin mit der Jagd am Ende." "Sunshine, du hast nie gejagt, deine Beute stand von vornherein fest. Läuft es immer noch so gut?" Jason stieg in seine Hose. "Von Tag zu Tag besser. Ich bin unglaublich glücklich. Es ist wunderbar neben Chris aufzuwachen und sich den ganzen Tag auf ihn zu freuen. Selbst einfach nur mit ihm auf der Couch hängen und fernsehen ist wundervoll. Unser Leben könnte nicht besser sein, glaube ich." "Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh mich das macht, das von dir zu hören. Chris ist aber auch wirklich ein toller Kerl. Auch wenn er mir gegenüber erst ein wenig kühl war. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du mich gleich als einen Ex-Liebhaber outest!" grinste David. "Na ja, es hat sich doch aber schnell gegeben. Mittlerweile mag er dich total, ich glaube er ist glücklich, endlich mal einen echten Freund zu haben." "Ich hab ihn auch gern. Vor allem weil er dir so gut tut. Du strahlst richtig und es ist toll, wie locker du mittlerweile mit deiner Homosexualität umgehen kannst. Du gehst viel offener damit um." "Ja, nur das mir der schwerste Teil des ganzen noch bevorsteht. Ich sterbe bei dem Gedanken an nächstes Wochenende, wenn Mum, Dad und Gary kommen..." "Das wird schon. Ich glaube nicht, dass deine Eltern ein Problem damit haben." Mittlerweile hatten sie sich komplett angezogen. "Wünscht du dir eigentlich wirklich nie eine Beziehung? Selbst jetzt nicht, wo du siehst wie es bei mir läuft?" David seufzte. "Jason, ich bin nicht der Typ für so etwas, glaube ich." "Wie kannst du das wissen, wenn du doch noch nie eine Beziehung gehabt hast?" "Hör auf mich zu verhören, Detective, ich bin nun mal nicht der Beziehungstyp, vielleicht bin ich ja sogar beziehungsunfähig!" "Wenn du das sagst!" grinste Jason. "Bringst du jemanden mit zur Party?" "Soll ich?" "Wenn du magst." Jason zuckte mit den Schultern. "Aber es sind halt eine Menge Pärchen da, denke ich. Ich hab auch Claire eingeladen, sie kommt extra deswegen nach San Francisco und bringt ihren Freund mit. Du weißt schon, das ist die FBI-Agentin von damals." "Meine Güte, eine Pärchenversammlung. Na gut, dann bring ich eben auch ein Date mit. Ich finde schon jemanden." "Weißt du was?! Fick dich doch! Ich werde es nämlich ganz sicher nicht mehr tun!" David knallte sein Handy auf die Bar. Entnervt warf er sich eine Handvoll Erdnüsse in den Mund. Im Mighty war um diese Uhrzeit so gut wie gar nichts los, aber manchmal mochte David es so. Er ließ die Seiten seines Adressbuchs durch seine Finger gleiten. Er hatte beinahe alle Namen durch und keinerlei Lust weiter zu telefonieren. "Das klang ja heftig." David hob den Kopf. "Hm?" Jeremy schob ihm einen Cosmopolitan hin. "Hier, der geht aufs Haus." David schüttelte den Kopf. "Das ist lieb von dir, aber dafür ist es mir zu früh und ich muss noch fahren. Gib mir eine Cola Light, ja?" "Kalorienbewusst?" grinste Jeremy. David zog sein Shirt hoch. "Das kommt nicht von ungefähr, weißt du?" "Zeig mir nicht deinen Waschbrettbauch oder willst du das ich hier nichts mehr auf die Reihe kriege, weil ich mit einer Latte rumlaufe?" "Bist du so leicht zu erregen?" Jeremy beugte sich über die Bar ganz nah zu David. "Willst du es ausprobieren?" "Leider hab ich keine Zeit dazu. Und wenn ich gefickt werden wollte, dann hätte ich gerade jede Menge Gelegenheiten dazu gehabt. Aber leider brauche ich etwas anderes." Jeremy nahm selbst einen Schluck von dem eben gemischten Cosmopolitan und stellte David eine Cola Light hin. "Probleme?" "Wie man es nimmt." David nippte an seiner Cola. "Ich bin am Freitag auf einer Party bei Jason eingeladen und ich hab keine Begleitung. Mein ganzes Adressbuch ist voller Kerle, aber keiner von denen will mit mir auf eine Kostümparty. Beim Vögeln sind sie alle die ersten, aber wenn es mal um etwas anderes geht haben alle eine wunderbar fadenscheinige Ausrede parat. Und jetzt hab ich keine Begleitung." "Stehe zu Diensten!" "Bitte?" Jeremy lächelte. "Ich sagte ich stehe zu Diensten, wenn du eine Begleitung brauchst. Ich habe am Freitag nichts vor, ich hab schon überlegt die Schicht abends zu übernehmen, aber eine Party fände ich besser." "Dir ist aber klar, dass du dich verkleiden musst, oder?" Jeremy nickte. "Aber sicher. Und wie kommst du?" "Ich weiß noch nicht, ich fahre morgen nach der Arbeit mal in einen Kostümverleih. Ich entscheide das spontan." "Du entscheidest das knapp fünf Tage vor Halloween spontan?" lachte Jeremy. "Sicher. Ich krieg schon was." "Na dann. Also, wann holst du mich ab?" "Du gehst aber ganz schön ran, was?" David nahm noch ein paar Erdnüsse. "Ansonsten kommt man zu nichts im Leben." Jeremy zuckte mit den Schultern und lächelte David frech an. "Also gut, Freitag um halb acht. Dann fahren wir zusammen zu Jason." "Abgemacht! Willst du noch eine Cola?" "Wenn du mich so fragst." David sah Jeremy zu, wie er die Cola einfüllte. Der rothaarige junge Mann war wirklich niedlich. David wusste nicht, ob es gut war, ausgerechnet ihn als Date mitzubringen, aber welche Wahl hatte er schon? Und es hätte ihn wirklich schlimmer treffen können. Als Jason die Tür aufschloss, wurde es draußen bereits dunkel. Er betrat den rustikal eingerichteten Eingangsbereich des Hauses und hängte seine Jacke an die Garderobe. Gerade aus führte ein Durchgang ins Esszimmer, hinter dem die Küche lag. Rechts von ihm befand sich das Wohnzimmer, das unter anderem die neue Heimat von Jasons Fischen geworden war, mit der Verbindung zum Wintergarten über den man ebenfalls ins Esszimmer gehen konnte. Links neben der Tür zur Gästetoilette führte eine Treppe in die erste Etage, mit Jasons und Chris' Schlafzimmer, einem großen Bad, einem Gästezimmer und einem bisher ungenutzten Raum, den Chris zu einem Arbeitszimmer erklärt hatte. Hier konnte Jason seine Ruhe haben, wenn er mal Arbeit mit heim brachte. Zudem besaß das Haus noch einen geräumigen Dachboden. "Chris?" Jason streckte den Kopf ins Wohnzimmer, aber alles war leer. "Ich bin oben!" kam die Antwort. Jason stieg die Treppe hinaus. Oben war alles dunkel, nur seine Schlafzimmertür stand auf und flackerndes Licht drang heraus. Jason trat näher. Das Schlafzimmer war groß und hell eingerichtet. Helle Buchenholzmöbel, halbdurchsichtige Vorhänge vor den Fenstern mit den Buntglaseinsätzen, die im Sonnenlicht farbige Muster auf den Boden malten. Das Haus war bereits alt aber in fabelhaftem Zustand. Ein echtes Schmuckstück, in das sich sowohl Jason als auch Chris auf Anhieb verliebt hatten. Jetzt jedoch waren die Vorhänge zu gezogen und der Raum wurde nur von einer Vielzahl von Kerzen erleuchtet. Rosenblüten lagen auf dem Bett verteilt und im Licht der Kerzen schimmerte goldener Champagner in zwei Gläsern auf Jasons Nachttisch. Chris lag auf dem Bett, nur in seinen schneeweißen Satinbademantel gehüllt, der am Oberkörper weit auseinander klaffte und seine Brust entblößte. Er lächelte Jason an. "Hallo, Süßer." Jason lehnte sich an den Türrahmen und ließ die Szenerie erst einmal auf sich wirken. "Was wird denn das?" grinste er. "Darf man dich nicht mal überraschen?" Chris Stimme klang verrucht, Jason wunderte sich immer wieder darüber, wie gut sein Freund Sexappeal in seine Stimme legen konnte. "Kerzen, Rosenblüten, Champagner und du in einen Hauch von nichts... und das so völlig ohne Anlass... du willst doch was." Chris stand auf und kam auf Jason zu. Während er sich ihm näherte, schob er lasziv, ohne seine Augen von denen Jasons abzuwenden, erst die linke, dann die rechte Schulter seines Bademantels herunter, so dass der weiße Stoff mit einer fließenden Bewegung von seinem Körper glitt und ihn nackt im Kerzenlicht zurückließ. Jason bekam bei diesem Anblick eine Gänsehaut, soviel Erotik lag in diesem kurzen Augenblick. Chris hatte ihn erreicht und strich ihm sanft mit der Hand über die Brust und ließ sie dann wie vollkommen nebensächlich in Jasons Schritt hinab gleiten, bevor er den Saum von Jasons Shirt hochzog. Dieser hob die Arme und ließ Chris so seinen Oberkörper entkleiden. Chris schmiegte sich an Jasons nackte Brust und hauchte Küsse auf seine Haut. "Ja... ich will dich..." Er nahm Jason bei der Hand und führte ihn zum Bett. "Wenn das so ist..." lächelte Jason und ließ ihn unter langen Küssen auf die Laken gleiten... Chris stand vor dem Spiegel im Badezimmer und band sich seine Haare zu einem Pferdeschwanz. Da Jason seine lange Haare sehr mochte, hatte er sie noch ein ganzes Stück länger wachsen lassen in den letzten Monaten. Der Raum war in hellen Blau- und Grüntönen gehalten und maritim mit Muscheln und Fischen dekoriert, das war Chris' Idee gewesen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Jason in der Duschkabine. Es war selten, dass er den aktiven Part übernahm, normalerweise war das Jason, aber manchmal genoss er den Rollentausch. Er nahm einen Flakon aus dem Spiegelschrank und sprühte sich ein wenig Parfüm auf den Hals. Jason drehte das Wasser ab und trat aus der Duschkabine. Chris lächelte unwillkürlich beim Anblick seines unbekleideten, nass glänzenden Freundes. Er selbst war auch immer noch nackt. Jason stellte sich hinter ihn und legte die Arme um ihn. "Hey, du machst mich ganz nass!" "Ich trockne dich ab, wenn du mir endlich sagst, was du von mir willst." Er gab Chris einen Kuss auf den Nacken. "Warum denkst du, dass ich etwas will." "Weil ich dich kenne, mein Engel!" Chris lachte und drehte sich in Jason Umarmung herum. "Na gut, ich gebe auf. Ich will wirklich etwas, aber es ist nichts schlimmes, wirklich nicht." "Dann sag es endlich." Chris senkte den Blick. "Ich hab noch jemanden für Freitag eingeladen." "Ich auch." Chris sah ihn erstaunt an. "Ach ja?" "Ja, meinen neuen Partner, damit wir uns besser kennen lernen können, aber jetzt lenk nicht ab, raus mit der Sprache, wen hast du eingeladen?" "Nun ja, du müsstest unseren Gast abholen, er müsste ein paar Tage bei uns wohnen, aber wir haben ja ein Gästezimmer. Es ist auch kein Problem ihn zu holen, du musst nur kurz nach... nach Oakland fahren." Zum zweiten Mal an diesem Tag ruckte Jasons Augenbraue hoch. "Oakland?" Chris nickte. "Ich hab Marcus eingeladen." "Und seine Eltern sind damit einverstanden?" Chris löste sich von ihm. "Sie sind einverstanden, ich hab mit seinem Vater telefoniert. Er hat sein Okay gegeben, weil ich mich damals um Marcus gekümmert habe und ich denke vor allem weil er weiß, dass du ein Cop bist. Da kann er sicher sein, dass es auf dieser Party weder eine wilde Orgie gibt, noch Drogen oder Alkohol für Marcus. Er ist nämlich seit dieser Nacht damals clean und seine Eltern sind total stolz auf ihn." "Und du sicher auch, oder?" "Ganz ehrlich, ja! Und ich will ihn unbedingt mal wieder sehen. Und er würde sich sicher auch freuen, dich wieder zu sehen. Alles was noch fehlt ist deine Zustimmung, schließlich haben wir beide ja dann die Verantwortung für ihn, so lange er hier wohnt. Seine Eltern würde ihn dann abholen. Das hätte auch den Vorteil, dass dein Bruder jemanden in seinem Alter hier hätte, die beiden würden sich sicher gut verstehen." Jason seufzte überspitzt schwer. "Du hast das Schlafzimmer so hergerichtet und mich verführt, nur um mich danach zu fragen?" Chris Mund verzog sich zu einem frechen Grinsen. "Na ja, der nette Nebeneffekt von leidenschaftlichem Sex mit dir war ein schöner Bonus." Jason zog ihn an sich und gab ihm einen leichten Klaps auf den Hintern. "Also gut, du hast mich überzeugt, wann soll ich ihn holen?" "Oh, klasse!" jubelte Chris, bevor er Jason stürmisch küsste. Am nächsten Tag steuerte Jason sein Auto durch den um diese Uhrzeit zähen Verkehr auf der Oakland Bay Bridge. Von hier aus konnte man San Francisco gut überblicken, Jason liebte den Anblick seiner Stadt im Licht der tief stehenden Sonne. Die Wolkenkratzer funkelten wie große Edelsteine. Der Tag im Department war ruhig gewesen, Papierkram über Papierkram, nicht immer bot der Job Action und lebensgefährliche Einsätze, viel öfter mutierten die starken Arme des Gesetzes zu Schreibtischhengsten. Und oft mahlten die Mühlen dieser Bürokratie unerträglich langsam. Deswegen hatte es auch so lange gedauert, bis er endlich einen neuen Partner zugewiesen bekommen hatte. Obwohl Jason das Gefühl beschlich, dass es andere Gründe hatte. Es war mittlerweile überall unter den Kollegen bekannt, dass er schwul war und nicht jeder ging damit so locker um wie Jim Mayer. Jason hielt jede Wette, dass sicher ein paar Kandidaten abgelehnt hatten, sein neuer Partner zu werden, nicht von ungefähr war Ashton ein Neuling im Department. Das Verhältnis zu einigen seiner Kollegen war seit damals auch merklich abgekühlt, trotz Randys Rede. Jason versuchte nicht allzu viel darauf zu geben, aber es tat ihm schon weh, vor allem weil er bei einigen dieser Kollegen das Gefühl bekam, sie hätten ihn wesentlich lieber tot gesehen als Randy oder gaben ihm zumindest die Schuld an seinem Tod. Aber das lag hinter Jason, er vermisste Randy, aber er hatte auch gelernt mit dessen Tod umzugehen. Er gab sich nicht länger die Schuld daran, auch wenn er bis heute noch ab und an Alpträume von dieser Nacht im Keller hatte. Chris ging es nicht anders. Einen Fall wie diesen hatte er zum Glück seitdem nicht mehr erlebt. In einer Großstadt wie San Francisco waren Gewaltverbrechen keine Seltenheit, aber meist ließen sich die Täter erschreckend leicht überführen, nicht so wie der Ripper. Er hatte heute Ashton in alles eingewiesen und musste zugeben, dass er dessen Gesellschaft nach einem anfänglichen Unwohlsein durchaus genoss. Ashton Tallman war freundlich, witzig, einfach ein netter Kerl. Jason war sich sicher, dass er bald mit ihm befreundet sein würde. Er sah auf den Beifahrersitz hinüber. Marcus sah aus dem Fenster auf die Bucht. Etwas zu lange schon. "Gibt es da was interessantes zu sehen?" Marcus zuckte zusammen. "Äh... nein..." "Mache ich dir Angst?" "Nein." "Bist du nervös?" "...Nein." "Kannst du auch noch was anderes sagen?" "Tut mir leid..." Marcus nahm einen Zug aus dem Erdbeer-Milchshake, den Jason ihm auf dem Weg bei einem McDonald's besorgt hatte. Jason seufzte. Ganz eindeutig machte er den Jungen nervös. Aber Chris hatte nun mal arbeiten müssen und deshalb nicht mitkommen können. Da kam Jason eine Idee, wie er Marcus aus der Reserve locken konnte, eine dreiste Idee, eigentlich nicht unbedingt seine Art, aber scheinbar war David doch etwas auf ihn abgefärbt. "17,6 cm." Marcus sah ihn überrascht an. "Bitte?" "Du hast Chris mal eine Frage über mich gestellt, die ich jetzt beantwortet habe." Marcus nahm bereits wieder einen Zug aus seinem Shake, als ihm bewusst wurde, was Jason da gesagt hatte. Er verschluckte sich und hustete beinahe den Schluck den er genommen hatte auf das Armaturenbrett. "Ihr Ernst?" "Das überlasse ich dir, ich hab dir nur die Frage beantwortet, um dich aus der Reserve zu locken." Jason zwinkerte. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben." "Hab ich auch nicht!" Marcus klang ein wenig beleidigt. "Ich weiß nur nicht so recht, wie ich mich verhalten soll. Schließlich haben Sie mir damals das Leben gerettet und ich habe Ihnen noch nicht einmal gedankt." Jason lächelte. Dieser Junge war einfach lieb. "Geschenkt, vergiss es. Wir hatten damals beide andere Sorgen." "Meinen Sie?" "Ja, das meine ich. Und Marcus, lass mich was klar stellen." Jason sah aus den Augenwinkeln wie der Junge sich im Sitz straffte, er schien etwas schlimmes zu erwarten. "Ich heiße Jason und du brauchst nicht so förmlich zu sein." fuhr Jason grinsend fort. "Ich möchte das du vergisst, dass ich älter bin als du. Natürlich erwarten deine Eltern von Chris und mir, dass wir auf dich aufpassen, aber ich möchte, dass du in mir weniger den Erwachsenen als vielmehr einen Freund siehst. Das möchte ich nämlich für dich sein, genau wie Chris, ein Freund." "Vielen Dank, Mr. Cunningham." Jason räusperte sich. "Jason! Vielen Dank, Jason!" verbesserte sich Marcus rasch. "Schon besser. Also, wie geht es dir?" Marcus stellte seinen Milchshake in den Getränkehalter auf der Beifahrerseite. "Eigentlich wirklich gut. Ich meine im Vergleich zu den ersten Wochen. Die Ärzte sind wirklich zufrieden mit mir und meine Eltern total stolz. Ich hab nicht einmal mehr das Bedürfnis, Heroin anzurühren." "Das freut mich." "Haben Sie Chris mal erlebt, als er noch abhängig war?" wollte Marcus wissen. "Oh ja, das habe ich. Ist nicht gerade die schönste Erinnerung meines Lebens. Und du kannst auch auf das Sie verzichten, okay?" "Na gut. Haben Sie... hast du, ihm damals geholfen, davon weg zu kommen?" Jason sah auf die Straße. "Nein..." sagte er leise. "Das ist eine lange Geschichte, aber ich habe ihm damals nicht geholfen und das bereue ich bis heute. Aber ebenso stolz bin ich auf ihn, dass er es ganz allein geschafft hat." "Chris ist sehr glücklich mit Ih.... dir, das hat er mir gesagt." Jason nahm für einen Moment den Blick von der Straße. "Hat er das?" Marcus lächelte. "Ja, das hat er. Schon oft. Er ist unglaublich glücklich mit dir. Beneidenswert. Mit jedem Telefonat schien er glücklicher." Jason beobachtete wieder den Verkehr. Das von Marcus zu hören tat sehr gut. Wenn Chris schon bei anderen davon sprach, wie glücklich er war, musste es wirklich bergauf gehen. Nach all den Strapazen hatten sie sich das aber auch verdient, fand Jason. Auch er war jetzt endlich vollkommen glücklich. Genauso sollte es immer bleiben, das nahm er sich in diesem Moment fest vor. Als sie die Brücke verließen und in die Straßen von San Francisco kamen, hatte Jason eine Idee. "Magst du Pfannkuchen?" "Ja, warum?" fragte Marcus verwundert. "Wart es ab!" grinste Jason. Jason setzte den Blinker und bog ab. Am liebsten hätte er sein Glück über die ganze Stadt hinaus geschrieen. Das bereits ein neues Gewitter am Horizont aufzog, ahnte der junge Polizist in diesem Moment nicht... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ... ich weiß! Ich weiß! Ich hab im letzten Nachwort (das wird langsam zur Gewohnheit) groß getönt, dass Marcus nicht in meine Pläne passt und deswegen raus ist, aber ich konnte einfach nicht anders als ihn zurückholen. Marcus hat als Charakter eine Menge Potenzial, das einfach verschenkt gewesen wäre. Dank einer Anregung von KatoKira (*dafür knuddel*) kam mir aber dann doch die Erleuchtung, wie ich Marcus benutzen und charakterlich ordentlich sezieren kann *ggg* Ansonsten ist dieses Kapitel die Exposition für den Neuanfang innerhalb der Story, weswegen streng genommen nicht wirklich viel passiert. Neues Zuhause, neuer Partner, Jasons Leben ist von Grund auf neu. Apropos neuer Partner: Durch die Rückkehr von Marcus ist Ashton etwas kurz gekommen, aber dafür bekommt er schon mal eine Charafile und wird im nächsten Kapitel mehr zu tun kriegen. Kleine Anekdote am Rande: Ash hat eine lange Odyssee hinter sich, was seinen Namen anging. Sein endgültiger Name ist das Produkt eines Zufalls. Erst sollte er Dylan heißen, dann Alexander, danach Alexis und schließlich Lindsey. Das ganze Kapitel über habe ich den Namen Lindsey benutzt, doch während ich dieses Nachwort schrieb, schaute ich "101 juiciest Hollywood couples" auf VIVA und auf einem der vordersten Plätze, Platz 7 oder so, waren Ashton Kutcher und die wesentlich ältere Demi Moore. Da hat es klick gemacht. Ich mag den Namen Ashton sehr gern, schon allein weil meine Lieblingsfigur aus "Fackeln im Sturm" (dort allerdings eine Frau) so heißt und damit war Lindseys Schicksal besiegelt und er wurde zu Ashton. Außerdem ist Jeremy wieder da und tritt seine wiederkehrende Rolle an. Noch ein Nebenchara, der jetzt aufsteigt, obwohl er eigentlich nach seinem Auftritt in Kapitel 3 für immer von der Bildfläche verschwinden sollte. Die Story war eigentlich vollkommen auf Jason und Chris ausgerichtet, aber es entwickelt sich immer mehr in eine Art "Tales from the City", da jetzt auch David, Jeremy, Ashton und Co. in den Vordergrund treten und natürlich nicht alle Stories immer direkt mit Jason oder Chris zu tun haben, besonders Davids Handlungsstrang wird sich ein ganzes Stück von Jasons und Chris' Leben entfernen. Erste Anzeichen gibt es schon in diesem Kapitel, in der kurzen Szene mit David und Jeremy in der weder Chris noch Jason auftreten... soweit ich mich erinnere abgesehen von dem kleinen Blick auf den Mörder ein absolutes Novum der Story, bisher liefen beinahe alle Szenen aus Jasons Sicht ab und wenn nicht dann aus der von Chris. Aber es macht immer mehr Spaß, je weiter das kleine Universum meiner Leute wächst, ich hoffe den Lesern geht es ähnlich *smile* Mit dem Titel dieses Kapitels habe ich mich echt schwer getan, weil ja bisher alle Titel irgendwo inhaltlich aufgegriffen wurden (meistens setze ich die Überschrift erst, wenn das Kapitel komplett ist). Hier wollte mir aber nichts tiefsinniges einfallen, also habe ich als "also known as" (so ein kleiner Tick von mir) eine Anspielung auf das Gespräch von Jason und Marcus im Auto genommen... hab ich mich eigentlich mit fast 18 cm ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt...? Na ja... ist ja nur eine Geschichte und Jason bestätigt ja nie, ob das nun die Wahrheit war *g* Übrigens hatte ich wegen meines Lern-Stresses diesmal nicht viel Ruhe zum Korrektur lesen, ich hoffe es verstecken sich nicht zu viele Tippfehler in dem Kapitel und ich habe nicht wieder Namen verdreht (aber für den Fall habe ich ja Alaska *g* *knu*) ^^ Ach ja, dieses Nachwort füllt in "Word" bereits Seite 100, das hätte ich nie erwartet. Also auf die nächsten 100 Seiten *Korken knallen lass* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)