Remember the promise you made von Ulysses (San Francisco Love Stories) ================================================================================ Prolog: Pure as New York snow ----------------------------- New York, im Januar 2000. Die Stadt erholte sich vom Trubel des Jahrtausendwechsels, der ja streng genommen noch nicht einmal einer gewesen war. Die Weltuntergangsstimmung war dahin, Nostradamus' Prophezeiungen hatten sich nicht erfüllt, sämtliche Hamsterkäufe waren umsonst getätigt worden und selbst der gefürchtete Y2K war verpufft wie eine fehlgeleitete Feuerwerksrakete. Das Leben ging weiter wie eh und je und die Stadt sah mit unendlicher Zuversicht in das neue Jahrtausend, ohne zu ahnen, welches Unheil schon in einem Jahr über sie hereinbrechen und den 11. September zu einem Datum machen würde, das sich unauslöschlich in das Gedächtnis der Welt einbrannte. Der Winter hatte die Ostküste fest im Griff und es schneite fast unaufhörlich in New York City. Chris öffnete die Tür zu seiner Wohnung und schüttelte die letzten weißen Flocken aus seinen klammen Haaren. "Komm rein." Er winkte den brünetten Mann zu sich, der im Flur wartete. Dieser betrat etwas unsicher das kleine Apartment. Es bestand nur aus einem ziemlich unaufgeräumten Zimmer und einem kleinen Badezimmer. Eine separate Küche gab es nicht, nur eine kleine Kochzeile die augenscheinlich nicht allzu häufig benutzt wurde. Überall lagen zerschlissene Klamotten verteilt und das Bett war auch nicht gemacht. Chris bemerkte den Blick seines Gastes. "Ist etwas?" "Nun..." Der junge Mann druckste herum. "Es ist, sagen wir mal, lauschig." Chris musste lachen. "Wenn es dir nicht passt können wir auch woanders hingehen, der Ort ist mir egal so lange wir ungestört sind." "Nein, nein! Ist schon in Ordnung." "Hast wohl Ansprüche, was?" "Nein!" beeilte er sich zu widersprechen. "Nein, hab ich nicht. Es ist wirklich okay. Ganz schön kalt draußen, was?" Chris zog seine Jacke aus. "Willst du mit mir übers Wetter reden?" "Hab ich was falsches gesagt?" Chris hängte die Jacke an einen Haken hinter der Tür. "Jason, richtig?" "Ja." "Also, Jason. Denk daran dass du mich pro Stunde bezahlst bevor du dir zuviel Zeit lässt." Jason lächelte etwas verlegen. "Hast du es eilig?" "Nein, keineswegs, aber die Kohle berechne ich dir ob wir nun vögeln oder nicht, ich könnte sonst längst einen anderen Freier haben. Aber so ist das wenigstens leicht verdientes Geld. Willst du was trinken?" "Danke, gern. Was hast du da?" Chris ging zur Kochzeile hinüber und öffnete den kleinen Kühlschrank, die Tür schwang in Jasons Richtung auf, so dass der blonde Mann für einen Moment bis zur Hüfte aus seinem Blickfeld verschwand. Chris schien etwas im Kühlschrank zu suchen, dann klappte er die Tür wieder zu. "Einen Moment, nicht weglaufen!" Er lief ins Badezimmer hinüber und kam nur Sekunden später mit einer Flasche billigen Schnaps wieder. "Ich frage mal nicht warum du die im Badezimmer hattest." "Das ist gut, frag einfach nicht." grinste Chris. Er drehte die Flasche auf und setzte sie einfach an. Nach einem kräftigen Schluck hielt er sie Jason hin. "Sorry, aber ich hab gerade keine sauberen Gläser. Meine Haushälterin hat heute frei!" Jason nahm die Flasche entgegen und trank ebenfalls einen Schluck. Er verzog das Gesicht. "Das Zeug ist ja widerlich!" "Aber es macht dich locker, du bist ja total nervös." "Bin ich nicht!" beteuerte Jason, in einem Ton der seine Worte Lüge strafte. Er schien das selbst zu merken und führte die Flasche noch einmal an den Mund. Der zweite Schluck schmeckte nicht besser als der erste. "Also, ich muss erst noch was klären, okay? Ich hab dir gesagt was ich verlange und das schließt das volle Programm ein, das heißt ich mache es dir auch mit dem Mund." Er beobachtete belustigt, wie Jason etwas rot wurde. "Aber es läuft nichts ohne Gummi. Wenn du auf gefährliche Aktionen stehst such dir einen anderen, nicht mit mir, okay?" Jason nickte nur. "Und wenn du Sonderwünsche hast dann kostet das extra." "Sonderwünsche?" Chris zuckte mit den Schultern. "Was weiß ich... wenn du willst das ich dich demütige oder so. Du weißt schon, diese lächerlichen Sklave - Herr Spielchen. Du kannst dir nicht vorstellen wie viele Pseudo-Ehemänner aus New Jersey sich unterdrücken lassen wollen." Jason nahm ohne zu antworten noch einen Schluck aus der Flasche und schüttelte nur den Kopf. "Keine Sonderwünsche..." "Na, zum Glück. Ich komme mir dabei immer so blöd vor. Also, was noch...? Ach ja, die einzige Körperflüssigkeit die ich dulde ist deine Wichse, okay?" "Was... meinst du damit?" Chris sah ihn verständnislos an. "Was schon? Ich mache so ein Zeug wie Golden Showers oder so nicht mit." "Golden Showers?" Jasons Stimme klang total verwirrt. Chris trat zu ihm und beugte sich zu ihm hoch. "Du bist süß, weißt du das? Total naiv." Er flüsterte in Jasons Ohr. "Ich lasse mich nicht anpinkeln und ich pinkle auch niemanden an, okay?" Jason riss die Augen auf. "Oh, mein Gott..." "Dann wäre das ja geklärt!" grinste Chris und ging wieder ein Stück zurück. "Und außerdem..." "Willst du mir jetzt den Todesstoß geben? Sollte ich mich besser hinsetzen?" "Schon gut, ich sage das nur zur Vorsicht, aber ich denke ich muss da bei dir keine Bedenken haben. Bei Schmerzen hört für mich der Spaß auf. Ich mache keine Sadomasospielchen, keine scharfen Gegenstände, keine Verletzungen, kein Blut, keine Quälerei. Okay?" Jason nickte. "Du hast echt harte Prinzipien." Chris stemmte die Hände in die Hüften. "Ich bin Stricher, kein Spielzeug mit dem man macht was man will." Jason hob die Hände und verschüttete dabei aus Versehen einen Schluck aus der Schnapsflasche. "Das war als Kompliment gemeint!" "Dann ist ja gut!" lachte Chris und nahm Jason die Flasche aus der Hand. "Ich glaube es ist genug, sonst kriegst du nachher keinen mehr hoch. Ich hab übrigens noch was vergessen." "Oh, bitte nicht..." Chris unterdrückte nur mühsam ein Lachen. "Ich lasse mich nicht fisten, solltest du das gemacht bekommen wollen bitte schön, aber ich verstehe einfach nicht was daran toll sein soll. Weißt du diesmal wovon ich rede?" "Nein und ich möchte es auch gar nicht wissen..." stöhnte Jason und setzte sich aufs Bett, weil es in der Wohnung sonst keine Möglichkeit gab um Platz zu nehmen. Das alte Gestell quietschte. Jason blickte Chris mit hochgezogener rechter Augenbraue an. Dieser zuckte erneut mit den Schultern. "Ich weiß, es ist nicht gerade leise, aber glaube mir das hat einen gewissen Charme." "Charme? Na wenn du meinst. Darf ich dich mal was fragen?" "Immer raus damit, ist selten dass ich Geld durch eine Fragestunde verdienen kann!" Jason deutete mit der Hand im Raum herum. "Reicht das was du verdienst gerade mal um so zu leben? Ich meine, du hast gerade mal billigen Fusel zum Trinken im Haus und dein Kühlschrank scheint auch nicht sonderlich gefüllt zu sein. Ich verstehe nicht, dass du nicht wenigstens ein bisschen besser lebst als so. Wohin fließt dein Geld? Hast du etwa einen Zuhälter, der dir alles abknöpft?" "Du guckst zu viele Filme, mein Süßer. Die meisten schwulen Stricher arbeiten auf eigene Faust, ich glaube es sind eher Nutten die unter ihren Zuhältern leiden. Ich weiß nicht ob ich einem naiven Engel wie dir sagen sollte wohin mein Geld geht, aber sollten wir doch noch miteinander schlafen siehst du es eh wenn ich mich ausziehe." Mit diesen Worten zog er mit einem Ruck den langen Ärmel seines alten Pullovers hoch. Jason sog die Luft ein. Die Armbeuge des blonden Mannes war vollkommen zerstochen. "Du fixt?" "Jep. Jetzt weißt du wohin meine Kohle geht, Heroin ist nicht billig, weißt du?" "Bist du etwa stolz darauf?" "Was soll dieser vorwurfsvolle Ton? Ich glaube nicht dass dich das was angeht. Weißt du, ich mache das hier nicht zum Spaß. Der Stoff ist das einzige, was mein Leben ein wenig erträglich macht und anders komme ich eben nicht an das Geld ran." Jason wusste nichts zu erwidern. Er war schockiert, dass jemand Drogen als das einzig positive in seinem Leben bezeichnete. "Jetzt bin ich dran mit einer Frage." wechselte Chris das Thema. "Was willst du wissen?" "Warum du hier bist. Ich meine sieh dich an! Schon durch die Jacke und deinen Pullover kann ich sehen, dass du gut gebaut bist. Du siehst fabelhaft aus. Wenn du Sex wolltest müsstest du nur in eine x-beliebige Schwulenkneipe gehen und durchsickern lassen, dass du Anschluss suchst, ich halte jede Wette, dass du innerhalb kürzester Zeit quasi an jedem Finger einen knackigen Kerl haben würdest, der sich darum reißen würde mit dir zu vögeln. Warum willst du dann dafür bezahlen?" "Nun... ich... weißt du..." druckste Jason herum. "Ich will eigentlich... nicht... es weiß keiner..." "Ach so!" unterbrach Chris seine Stotterei. "Du bist einer von der Sorte. Du bist ein Möchtegern-Hetero und hast Angst, dass dich jemand sieht der dich kennt. Hätte nicht gedacht, dass einer wie du so ist." "Berufsbedingt... zumindest größtenteils..." sagte Jason leise, er schien beschämt. "Was bist du denn von Beruf?" Jason blickte an ihm vorbei aus dem schmutzigen Fenster. Draußen tanzten Schneeflocken. "Ich bin ein Cop..." Chris sah ihn einen Moment lang an. "Verstehe. Und jetzt verschwinde!" Seine Stimme war eiskalt. "Warum?" fragte Jason verdutzt und erhob sich. "Dumme Frage! Du solltest wissen, dass das was ich tue illegal ist! Sowohl die Prostitution als auch der Drogenkonsum. Aber wenn du denkst, du könntest über mich vielleicht an meinen Dealer rankommen hast du dich geschnitten, ich..." "Ich bin nicht dienstlich hier, okay?" fiel ihm Jason ins Wort. "Das ist keine verdeckte Ermittlung, ich bin wirklich hier weil ich..." "Weil du ohne Verpflichtungen und heimlich einen Kerl ficken wolltest!" beendete Chris den Satz. "Wenn du es so ausdrücken willst..." "Dann bleib halt... aber ich hab keine Lust mich noch weiter von dir ausfragen zu lassen." "Hast du Angst, ich könnte etwas von dem was du sagst verwenden? Das wäre nur Hörensagen, ich habe keine Zeugen." "Mir egal. Entweder wir vögeln jetzt endlich oder du kannst gehen. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit." "Na gut..." sagte Jason kaum hörbar. Chris nickte und zog sich den Pullover über den Kopf. Ohne auf Jason zu achten öffnete er seine Schuhe und zog sie aus, danach entledigte er sich seiner alten Jeans, Unterwäsche trug er nicht. Ein Hauch von Röte legte sich auf die Wangen des brünetten Mannes, als Chris so nackt vor ihm stand. Der Strichjunge trat zu ihm. "Du darfst mich ruhig anfassen wenn du möchtest." Jason strecke etwas unsicher seine Hand aus und strich über Chris' Oberkörper. Der junge Mann war unglaublich dünn, jede einzelne seiner Rippen war zu erkennen und seine Beckenknochen standen deutlich hervor. Er hatte auf jeden Fall Untergewicht. "Isst du eigentlich etwas, so dünn wie du bist?" "Stört dich das?" "Ich hab doch nur gefragt..." "Manchmal reicht das Geld eben nicht für Essen und Stoff, dann muss eines eben zurückstehen, das weniger wichtige." Jason ließ diese Bemerkung lieber unkommentiert. In diesem Moment fiel sein Blick auf Chris' Schritt. Er hatte sich seine Schambehaarung größtenteils rasiert, aber das war es nicht was Jasons Aufmerksamkeit erregte. Es war das vernarbte Gewebe auf seinem Glied. Die Narbe war nicht groß aber trotzdem erkennbar und sah nach einer Verbrennung aus. "Was ist das?" Chris blickte nicht einmal herunter. "Nichts, was dich interessieren muss." "Wer hat dir das angetan?" "Es ist egal..." Doch Jason ließ nicht locker. "Quält dich jemand? Wenn dir jemand so etwas antut, dann..." "Lass jetzt hier nicht den Beschützer raushängen!" Chris wurde laut. "Es geht dich nichts an und es braucht dich nicht zu interessieren! Aber damit du endlich Ruhe gibst: Mich quält niemand! Das war mein Vater, okay? Seine Art zu zeigen was er davon hält, dass sein Sohn eine Schwuchtel ist! Der Sack lebt in Dallas, wenn er nicht schon längst krepiert ist, was ich nur hoffen kann! Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit ich sechzehn war. Also lass den Beschützer stecken, ja?" "Entschuldige..." Jason fiel nichts ein was er erwidern konnte. Dieser junge Mann weckte gleichzeitig sein Interesse und sein Mitleid. Und trotz seiner abgebrühten Haltung auch seine Begierde. Er hatte so etwas zerbrechliches. Und es lag etwas in seinen Augen, das Jason nicht genau definieren konnte, das ihn aber unheimlich faszinierte. Er leistete keinen Widerstand als Chris seine Hände unter seinen Pullover schob und den jungen Polizisten davon befreite. Weil es verdammt kalt draußen war, trug Jason ein enges, schwarzes Unterhemd. "Meine Fresse..." Chris' Finger glitten über Jasons Brust unter dem dunklen Stoff und dann seinen Bauch hinab. "Was ist?" "Du bist hart wie ein Felsen. Ich glaube ich hab noch nie so sexy Muskeln gesehen. Treibst du Sport?" "Fitnessstudio, ab und an jogge ich, früher hab ich Football gespielt." "Mann..." Mit einer Faszination, die an ein Kind erinnerte, dass ein lang ersehntes Weihnachtsgeschenk auspackte, zog Chris Jason das Unterhemd über den Kopf. Er fing an Jasons Brust mit Küssen zu bedecken und zärtlich an den dessen Brustwarzen zu knabbern, während er beinahe beiläufig mit geschickten Fingern seine Hose öffnete. Jason entfuhr ein leichtes Stöhnen als Chris Hand in seinem offen stehenden Hosenbund verschwand und in seine Shorts glitt. Chris fing an ihn zu massieren. "Gefällt dir das?" "Ja..." "Dann ist ja gut!" grinste der blonde Mann und drängte Jason langsam in Richtung des Bettes. Ohne viel Zeit zu verlieren half er Jason aus seinen Schuhen und der Hose, in der Shorts des Polizisten zeigte sich eine unübersehbare Beule. Sanft drückte Chris Jason aufs Bett und beugte sich über ihn. "Was hast du?" "Hm?" Chris lächelte. "Du liegst da wie ein Brett. Warum bist du so angespannt?" "Ich hab... noch nie..." Chris' Augen wurden groß. "Sag mir nicht, dass das dein erstes Mal ist. Du meinst doch wohl hoffentlich nur dein erstes Mal mit einem Stricher." Jason schüttelte den Kopf. "Ich hab einmal... aber da war ich stockbesoffen und ich glaube nicht, dass es zum letzten gekommen ist... ich kann mich nicht genau erinnern..." "Süßer, wie alt bist du?" "Im September werde ich sechsundzwanzig." "Holy shit, mit fast sechsundzwanzig noch Jungfrau?!" Jason lief rot an. "Es hat sich halt nie ergeben. Ich hatte ein Mädchen auf der Schule, aber mit einem Mann... wie gesagt, nur das eine mal... volltrunken..." "Du suchst dir einen Stricher für dein erstes Mal? Süßer, ist das die Erinnerung die du dir wünscht?" "Ich..." Chris schloss die Augen und atmete tief durch. "Ich muss verrückt sein. Pass auf, ich tu jetzt etwas was ich normalerweise für einen Freier niemals tun würde, okay?" Bevor Jason antworten konnte versiegelte er seine Lippen mit einem zärtlichen Kuss. Scheinbar unendlich lang umspielten sich ihre Zungen, Jasons Hände umfassten Chris Hinterkopf und hielten ihn bei sich. Als sie sich voneinander lösten, lächelte Chris den verdutzten Polizisten an. "Du küsst gut." "Tu ich das... ich meine... danke... warum hast du eben gesagt, dass du so etwas niemals tun würdest?" "Weil ich nie Freier küsse, ich ekele mich davor. Aber bei dir hatte ich das Gefühl es zu können. Du bist so niedlich und unschuldig. Du bist so rein wie frisch gefallener New Yorker Schnee." Er strich Jason sanft über die Wange. "Du hast eine Unschuld an dir, die ich schon lange verloren habe..." "Das ist das Schönste, was mir jemals jemand gesagt hat..." Chris küsste ihn noch einmal sanft, nur auf die Lippen. "Entspann dich und lass mich machen..." Er fing wieder an Jasons Oberkörper mit Küssen zu bedecken, während Jason schüchtern seine Hand über den schlanken Rücken des blonden Mannes gleiten ließ. Chris Kopf näherte sich immer weiter seiner Körpermitte. Schließlich gab er Jason durch leichtes Ziehen am Bund der Shorts ein Zeichen, sein Becken etwas anzuheben damit er ihn von seinem letzten Kleidungsstück befreien konnte. Chris flüsterte etwas, das Jason nicht genau verstand, was aber wie "Strammer Bursche" klang. Jason schloss die Augen und gab sich ganz dem Moment hin, einem Augenblick der sein Leben verändern sollte... Jason stieg in seine Hose, als Chris mit einem Handtuch um den Kopf aus dem Badezimmer kam. Ein anderes hatte er um die Hüften gebunden. Jason war glücklich. Es war ein kurzes aber wundervolles Erlebnis gewesen. Und nicht nur das, Chris war etwas geschehen was ihm nach eigenen Angaben sonst so gut wie nie passierte. Er war gekommen, trotz der Abstumpfung die sein Beruf mit sich brachte. Und zwar überall auf Jason, weswegen Chris ihm eine Dusche angeboten hatte. "Gehst du?" Jason nickte. "Ich hab gedacht, du willst mich loswerden." "Wir haben gerade zusammen geduscht, ist das ein Befehl für dich zu gehen?" "Na ja... ich muss eh noch wissen was ich dir schulde." Chris seufzte und zog das Handtuch von seinen Haaren. "Nun... ich will... ich glaube ich will kein Geld von dir..." "Warum?" fragte Jason verblüfft. "Du warst doch vorhin so versessen aufs Geld." Chris blickte zu Boden. "Ich fühl mich nicht gut dabei... ich meine... ich hab das vorhin... wirklich genossen... und ich fühle mich komisch dafür Geld zu nehmen... wo es doch auch quasi dein erstes Mal war." "Meinst du das ernst?" "Ich fürchte ja... und ich würde dir auch nichts berechnen, wenn du noch etwas bleiben würdest..." Er spielte etwas geistesabwesend mit einer Haarsträhne. "Autsch, das war aber ein heftiger Schlag mit dem Zaunpfahl." "Offenbar hast du deine Schüchternheit verloren, was? Was ein Orgasmus so bewirken kann." "Vielleicht war es auch deine Art mich einzuseifen." "Wow, das war ja jetzt ein richtig toller Wortwechsel, du bist schlagfertig." "Manchmal. Hast du Hunger?" Chris sah ihn überrascht an. "Ja, aber ich habe nichts im Haus." "Ich bestelle uns Pizza. Wenn du schon kein Geld willst." "Gern!" lächelte Chris. Ein Geräusch weckte Jason. Für einen Moment wusste er nicht wo er war, dann kam die Erinnerung wieder. Er sah sich um. In der kleinen Wohnung war es dunkel. Draußen fiel immer noch Schnee im Licht der Straßenlaternen. Er war allein im Raum. Aber wo war das Geräusch hergekommen, das ihn geweckt hatte? Und wo war Chris? Er stand auf. Bis auf seine Shorts war er unbekleidet. Das letzte woran er sich erinnerte, war das er Chris im Arm gehabt hatte. Und darüber musste er eingeschlafen sein. Er fühlte sich ein bisschen merkwürdig. Er hatte sich einen Stricher gesucht weil er so unpersönlich wie möglich Sex haben wollte. Und jetzt hatte er sich einen ganzen Abend lang mit eben diesem unterhalten und war dann sogar noch hier eingeschlafen. Aber dieser junge Mann hatte etwas. So kühl und arrogant er am Anfang gewirkt hatte, so verletzlich und lieb war er je näher man ihm kam. Jason hatte schnell bemerkt, dass Chris sich hinter einer Mauer verschanzte, ebenso wie er das die meiste Zeit tat. Nur das Chris damit nicht seine Homosexualität versteckte, sondern sein Bedürfnis nach Nähe. Und Jason musste zugeben, dass er die Nähe dieses jungen Mannes genoss. Er war ein Junkie und er verkaufte sich, aber es war etwas an ihm das Jason faszinierte und anzog. "Chris?" Er bekam keine Antwort. Aber in diesem Moment schepperte es im Badezimmer. Jason folgte dem Geräusch und öffnete die Tür. In dem kleinen Bad brannte Licht. Chris saß nackt auf dem Boden, halb auf die Toilette gestützt. Eine Flasche war umgefallen, das war das Geräusch gewesen, das Jason gehört hatte. "Bist du hingefallen?" "Nein!" lachte Chris. "Ich bin... doch ich bin hingefallen, bin nur umgeknickt." "Hast du dir weh getan?" "Nein! Alles okay." Jason wollte auf ihn zu gehen, doch in diesem Moment fiel sein Blick auf etwas, auf das er fast getreten wäre. Er bückte sich und hob es auf. Eine Spritze. Jason warf sie ins Waschbecken. Er ging zu Chris hinüber und half ihm auf. Die Augen des blonden Mannes waren vollkommen verklärt, seine Pupillen geweitet. Er kicherte. "Mein Retter." "Du hättest dir auch gut was brechen können." "Ne... Ich bin ja sicher auf den Beinen!" Sprach es und stolperte. Jason fing ihn auf und hob ihn hoch. "Du bist aber stark!" kicherte Chris "Du wiegst ja auch so gut wie gar nichts." Jason trug ihn hinüber ins andere Zimmer und legte ihn aufs Bett. Chris rollte sich zusammen, er kicherte immer noch. Jason setzte sich neben ihn aufs Bett und deckte ihn zu. "Kommst du zu mir?" Jason musste unwillkürlich lächeln. Chris öffnete die Augen und blinzelte. Draußen war es hell und immer noch tanzten Schneeflocken durch die Luft. Er drehte sich auf den Rücken und blickte zur Decke. Langsam kam die Erinnerung an die letzte Nacht wieder. Er hatte Jason schlafen lassen und sich im Badezimmer... Er rieb sich durch die Augen. Er hatte wirklich versucht es nicht zu tun, obwohl er selbst nicht genau wusste warum. Er hatte Jason nicht zumuten wollen ihn auf einem Trip zu erleben. Aber er hatte sich dann doch nicht zusammenreißen können. Danach verschwamm die Erinnerung rapide, wie meistens wenn er auf Drogen war. Aber das Gefühl war befreiend, jedes mal wieder aufs neue. Er genoss es alles vergessen zu können und einfach frei zu sein. Er wusste genau, dass die Drogen ihn kaputt machten, langsam aber sicher. Aber er konnte trotzdem nicht davon lassen. Er sah sich um. Allein. Er war allein. Jason war nicht mehr da. Aber was hatte er auch erwartet? Das ein Mann wie er seine ganze Nacht bei einem Stricher verbringen würde? Warum nahm ihn das so mit? Dieser Kerl war nur ein Freier gewesen, nichts anderes. "Auch wenn ich kein Geld von ihm verlangt habe... ich Idiot" bestätigte sich Chris laut selbst. Seine Stimme klang kratzig. Und trotzdem war das Erlebnis etwas besonderes gewesen... irgendwie. Es klopfte. Chris reagierte nicht. Er hatte keine Lust jemanden zu sehen, wahrscheinlich war es eh nur einer der anderen Stricher der ihn um Geld oder Stoff anpumpen wollte. Es klopfte weiter. Chris stöhnte. Widerstrebend schwang er die Beine aus dem Bett und ging nackt wie er war zur Tür. "Ja, was ist denn?!" motzte er, während er die Tür öffnete. Im nächsten Moment erstarrte er. Vor ihm stand Jason, mit einer Tüte und einer Thermoskanne in der Hand. "Lust auf Frühstück? Ich hab Donuts mitgebracht. Darf ich reinkommen?" Chris konnte nicht antworten. Er öffnete einfach nur die Tür weiter und ließ Jason hinein. Und in diesem Augenblick wusste er, dass dieser Mann nicht einfach nur ein weiterer Freier war sondern mehr, viel mehr... aber wieviel mehr sollte sich erst Jahre später herausstellen... in San Francisco... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)