Remember the promise you made von Ulysses (San Francisco Love Stories) ================================================================================ Kapitel 24: A rainy day in paradise ----------------------------------- Ulyaoth gewidmet - er wird wissen warum ^^ Chris starrte den anderen Mann mit einer Mischung aus Entsetzen und vollkommener Fassungslosigkeit an, bis dieser die Arme öffnete und ihn einfach an sich zog. "Ich bin so froh, dass ich dich endlich gefunden habe!" Chris stolperte ein paar Schritte zurück und fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung durch die Haare. "Ich... ich muss... arbeiten..." "Das lässt sich ändern", grinste Dave. "Miss!" Er winkte Sarah heran. "Ich muss Ihnen ihren Mitarbeiter für einige Zeit entführen, würden Sie wohl für... sagen wir... Tausend Dollar Trinkgeld seine Tische für heute übernehmen." "Was?!" kam es von Sarah und Chris wie aus einem Mund. Dave achtete nicht darauf und zog aus seiner Brieftasche wie selbstverständlich tatsächlich Tausend Dollar. Er reichte die Scheine an Sarah weiter, die sie nur ungläubig musterte. "Vielen Dank... Sir..." "Keine Ursache, mein Schatz, schließlich haben Sie mir ja Chris hergeholt. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Und jetzt komm, Chris, hol deine Sachen, wir fahren ein bisschen herum und reden. Ich warte auf dem Parkplatz auf dich." Damit lächelte er Chris zu und verließ das Restaurant, seinen Pfannkuchen hatte er nicht angerührt Sarah schüttelte den Kopf. "Chris, Chris... du bist zu beneiden. Dein Freund ist ein fleischgewordener Traumtyp und jetzt kommt ein weiterer süßer Typ mit einem Haufen Geld um dich auf einen Ausflug mitzunehmen... ich muss etwas falsch machen..." Sie räumte den Teller ab und ging zurück Richtung Küche, in ein leises Selbstgespräch vertieft. Chris stand einfach da und schaute auf den nun verwaisten Platz vor sich. Was war denn gerade eigentlich passiert? Jeremy wanderte ziellos durch die Stadt. Der Regen hatte wieder an Intensität zugenommen und der junge Mann war mittlerweile bis auf die Haut durchnässt. Aber so richtig wahr nahm er die eisige Kälte, die sich durch seine Kleidung fraß, nicht. Er fühlte sich wie abgestumpft, als würde er neben sich stehen. Er wusste schon nicht mehr, ob die Tropfen in seinem Gesicht seine Tränen oder der Regen waren. Sein Blick war vollkommen verklärt, ständig rempelte er Passanten an, die durch das Unwetter eilten. Einige schimpften hinter ihm her, aber er hörte sie nicht. Warum musste er immer so dämlich sein? Hatte er wirklich erwartet, dass David sich änderte? Er hatte es ja nicht besser verdient, wenn er diesem Egoisten ständig hinterher rannte, wie ein liebestolles Schoßhündchen. Aber vielleicht war es ja seine Schuld! Vielleicht war er einfach nicht gut genug für David. Jetzt fror er doch. Noch schlimmer: Der erste Gedanke, der sich in seinen Kopf drängte, war der an die wunderbare Wärme von Davids Umarmung. So konnte das nicht weitergehen. Jeremy blieben stehen und schaute in die Wolken hinauf. Der Regen prasselte ihm direkt ins Gesicht und prickelte auf seiner Haut. Es gab nur eine Lösung für sein Problem... Chris stockte er Atem, als er auf den Parkplatz hinaustrat. Direkt an der Tür wartete ein Mann in der typischen schwarzen Uniform eines Chauffeurs, um ihn mit einem Schirm zu einer großen, dunkel lackierten Limousine zu führen. Er hielt ihm die Tür zum hinteren Bereich des Fahrzeugs auf und wartete, bis Chris eingestiegen war, bevor er sie wieder schloss und selbst vorn Platz nahm. Die Fahrerkabine war durch eine mit einer Holzverkleidung umgebenen dicken Scheibe vom hinteren Teil abgetrennt. Dieser erinnert eher an einen Ballsaal denn an ein Auto. Es gab schwarze Ledersitze und Platz für mindestens acht Leute, einen Fernseher, eine Minibar und außerdem noch einen Computer. Dave saß lächelnd auf einem der Plätze und nachdem Chris hinein gekommen war, hob er den Hörer eines Telefons ab und drückte ein paar Knöpfe. "Fahren Sie los, Silvio. Das Ziel ist egal, fahren Sie ein bisschen durch die Stadt." Der Chauffeur nickte nur, er drehte sich nicht einmal um. Dave legte wieder auf und wandte sich Chris zu. Dieser schaute sich immer noch voller Bewunderung um. Hier in der Kabine hörte man weder den Straßenlärm noch das Geräusch des Motors, stattdessen erklang leise Musik aus den Lautsprechern, die überall angebracht waren. "Jeez, Dave, hast du diesen Wagen extra für mich gemietet?!" "Nein", der andere Mann schüttelte den Kopf. "Das habe ich nicht. Er gehört mir." "Was?!" Chris schlug die Hand vor den Mund, das war etwas laut gewesen. "Überrascht?" "Das trifft es nicht so ganz..." "Um deiner Verwirrung ein Ende zu bereiten: Ich war in den letzten zwölf Jahren nicht untätig und ich hatte einiges Glück an der Börse, zudem hatte ich ein Händchen für die richtigen Kapitalanlagen und mittlerweile ist mein Vermögen recht beachtlich. Aber lass uns nicht darüber reden, das klingt so prahlerisch." Chris sank im Sitz zusammen. Dieser geradezu unanständige Luxus gehörte Dave! Das konnte doch nicht wahr sein. Sie waren so lange befreundet gewesen, sie hatten schon im Sandkasten miteinander gespielt (wenn auch nicht so intensiv wie später) und nun? Dave Jerrod, der unscheinbare Junge von nebenan schien plötzlich zu so einer Art Bruce Wayne mutiert zu sein, umwerfend aussehender Multimillionär... fehlte nur noch, dass sie gerade auf dem Weg in die Batcave waren. Und was war er? Chris Fairgate, der die ganze Zeit etwas auf Dave herab gesehen hatte, wurde nun von diesem von seinem Kellnerjob abgeholt, mit dem er sich ein Mindestgehalt und etwas Trinkgeld verdiente. Plötzlich war ihm schlecht. "Ist dir nicht gut? Willst du ein Soda? Ich hab auch Scotch oder Whisky. Wenn du willst, auch Champagner." "Nein...", Chris winkte ab. "Danke, das ist genug Luxus für einen Nachmittag." "Wie geht es dir, Christopher?" "Lass das!", zischte Chris, etwas heftiger als nötig. "Ich will nicht so genannt werden!" "Warum? Hast du einen anderen Namen angenommen?" "Nein! Aber ich will nicht Christopher genannt werden! Nenn mich bitte Chris, Christopher hat mich mein Vater genannt..." "Wie du möchtest, Chris." "Was tust du hier?" Chris fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich. Dave war ein Teil einer Welt, die hinter ihm lag, die er auch nicht wieder betreten wollte. Aber hatte diese Welt wirklich aus Luxuslimousinen bestanden? Er registrierte, dass er wesentlich kühler klang, als er eigentlich wollte, ein automatischer Schutzreflex. "Das klingt, als wärest du nicht sonderlich erfreut, mich zu sehen." "Ich habe nur nicht damit gerechnet... es hat sich soviel verändert..." "Ja, du bist noch schöner geworden..." Chris zuckte zusammen und blickte zu Boden. "Habe ich etwas Falsches gesagt?" "Nein... danke... ich meine nur... sag so etwas bitte nicht, ja?" "Bekommst du nicht gern Komplimente?" lächelte Dave. Chris bemühte sich, ihm direkt in die Augen zu sehen, warum sollte er einen Hehl um die wichtigste Tatsache in seinem Leben machen? "Doch, aber eher von meinem Freund." Dave antwortete zunächst nicht, aber etwas in seinem Blick veränderte sich, als er diese Worte hörte. Er schien auf einmal nicht mehr so selbstsicher, als hätte er plötzlich den Kurs verloren, den er eigentlich hatte einschlagen wollen. "Du hast einen Freund?" Das war eher eine Feststellung als eine Frage, sein Tonfall verriet das. "Ja, seit etwas über sechs Monaten. Wir sind sehr glücklich." Warum hatte er das gesagt? Chris wusste es selbst nicht so genau, aber er hatte plötzlich das Bedürfnis verspürt, sich zu rechtfertigen und deutlich sein Glück zu betonen. "Das freut mich." Das klang sogar ehrlich. "Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Was treibt dich nach San Francisco? Hast du genug von Dallas?" "Oh", Dave lehnte sich zurück. Der Wagen hielt an einer Ampel und das Trommelgeräusch des Regens wurde etwas lauter. "Ich war in den letzten Jahren kaum in Dallas. Meine Eltern wohnen jetzt in Florida. Ich habe eine Wohnung in Boston. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Du bist der Grund, weswegen ist hier bin." "Ich...?" Der andere Mann nickte nur. "Du hast es mir nicht leicht gemacht, ich habe ein ganzes Heer von Privatdetektiven auf deine Spur gesetzt, aber dich nach den ersten Monaten in New York zu verfolgen, war wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen. Ich weiß bis heute nicht alles genau, was damals war, aber irgendwann habe ich deine Fährte wieder aufnehmen können. Hier in San Francisco war es dann kein größeres Problem mehr, dich aufzuspüren." "Das klingt beängstigend, weißt du das? Als wärst du ein Stalker!" Dave lachte leise. "Nein. Natürlich wollte ich dich auch wieder sehen, aber das wichtigste war, dass ich dich für deine Familie finde." Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich die Atmosphäre in der Limo für Chris von unangenehm auf unerträglich. "Ich möchte aussteigen!" "Was?!" Chris hämmerte heftig gegen die Trennscheibe. "Hey! Anhalten." Der Fahrer wandte sich verdutzt um, die Scheibe war isoliert, aber Chris schlug heftig dagegen. "Chris!" "Er soll anhalten! Verdammt! Ich will aussteigen!" Dave seufzte und drückte auf einen Knopf. Ein paar Sekunden später fuhr der Wagen rechts ran und hielt. Ohne groß darüber nachzudenken, riss Chris die Tür an seiner Seite auf und sprang aus dem Wagen. Die Limousine hatte auf Höhe einer kleinen Parkanlage gehalten, wie es Dutzende in der Stadt gab. Es war kaum jemand auf der Straße. Immer noch regnete es in Strömen. Chris war regelrecht in Panik, er rannte einfach vom Auto weg. Nur einen Augenblick später folgte ihm Dave. "Chris, bleib stehen!" Erst ein ganzes Stück in der Parkanlage holte er ihn ein und griff nach seinem Arm. Chris riss sich mit einer wütenden Bewegung los. "Fass mich nicht an! Lass mich einfach in Ruhe!" Die Beiden standen sich im prasselnden Regen gegenüber, Chris' Haar klebte an seinem Kopf, er zitterte am ganzen Körper. "Chris, bitte..." "Nein!" brüllte der blonde Mann, so laut, dass Dave ein wenig zusammenfuhr. "Was bildest du dir eigentlich ein?! Wer gibt dir das Recht dazu, mir so etwas anzutun?! Du kommst hierher, nach zwölf verdammten Jahren und willst mich in ein Leben zurückschleppen, dass ich um jeden Preis der Welt vergessen will! Ich werde niemals, hörst du, niemals zurück nach Dallas gehen! Ich habe keine Familie mehr! Du glaubst nicht, wie oft ich meinem Vater den Tod gewünscht habe!" "Dein Vater ist tot." Chris drehte sich um und schaute auf die Büsche am Wegesrand, deren Blätter durch den Regen in einen wilden Tanz versetzt wurden. Dave trat hinter ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. Diesmal wehrte der blonde Mann sich nicht. "Ich sollte mich jetzt besser fühlen...", sagte er leise. "Es tut mir leid..." "Mir nicht... er war ein Arschloch..." "Was hat er dir nur angetan?" Chris wandte sich um und schaute in Daves Augen, die ehrliches Mitgefühl widerspiegelten. "Willst du mich immer noch in meine persönliche Hölle zurückzerren?" "Hör mich erst einmal an, dann sehen wir weiter. Bitte." Chris zögerte einen Moment, dann nickte er langsam. "Okay..." Alexander setzte die Colaflasche an und trank einen großen Schluck. Normalerweise wäre ihm ein Bier lieber, aber er war fest entschlossen, die Sache mit den Drogen und dem Alkohol durchzuziehen, um Jeremy zu beweisen, dass er es ernst meinte. Er saß breitbeinig auf seiner Couch und musterte den Bildschirm seines Fernsehers. Dort lief "Isle of Desire", ein Streifen von Jeremy und ihm mit einem karibisch angehauchten Setting. Das war einer der aufwendigsten Filme, die das Studio je gedreht hatte, Alex erinnerte sich noch gut an die Dreharbeiten. Sie waren extra an einen abgelegenen Strand bei Bodega Bay gefahren und dort hatten es die Setbauer wirklich geschafft, den Eindruck einer tropischen Insel zu erzeugen. Jeremy und er hatten eine lange Dusche nehmen müssen, um den ganzen Sand wieder los zu werden. Aber sie hatten soviel Spaß gehabt, soviel gelacht. All das war vorbei. Jeremy schien ihn wirklich nur noch als Freund zu sehen, was immerhin etwas war, aber bei weitem nicht das, was Alex wollte. Stattdessen scharwenzelte Jeremy um diesen Großkotz von einem Anwalt herum. Alex hasste David Vanderveer wie die Pest. Er war so ein furchtbarer Schönling, ein Angeber, der sich für Gottes Geschenk an den schwulen Mann hielt. Und Jeremy fiel auf diesen Idioten herein... aber das würde sich noch ändern, er würde dafür sorgen, dass Jeremy begriff, wer wirklich gut für ihn war. Auf dem Fernseher küsste der rothaarige Mann ihn gerade leidenschaftlich, während er mit seinen Händen weiter im Süden arbeitete. Alex lächelte verträumt. Er konnte noch jetzt die wundervollen, süßen Küsse von Jeremy schmecken. Plötzlich klopfte es laut an der Tür. Alex ließ den Fernseher einfach an und ging in den Flur. "Wer ist da?" "Jeremy!" Alex riss die Tür auf. Der junge Tänzer fiel ihm regelrecht in die Arme. Er hatte wohl direkt daran gelehnt und verlor jetzt mit einem Mal den Halt. Alex fing ihn auf. "Hoppla, du bist aber stürmisch!" lachte er. "Sorry..." Jeremy befreite sich aus der Umarmung. Erst jetzt erkannte Alex, wie glasig seine Augen waren, er schwankte und stank wie ein ganzer Spirituosenladen. "Du bist ja betrunken." Jeremy prostete ihm mit der fast leeren Schnapsflasche in seiner Hand zu, er fiel dabei beinahe schon wieder um. "Jepp... ich...bin.... bin ein bisschen... beschwippst..." "Ja, ein bisschen ist gut, du bist voll wie eine Haubitze!" "Das ist... mei... meine Sache, klar?" "Wenn du das sagst." "Darf isch... rein... reinko... kommen?" Alex musste lachen. "Du bist schon drin, fühl dich wie Zuhause!" Jeremy torkelte an ihm vorbei und ging dann einfach ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch fallen zu lassen. Er nahm einen Schluck aus der Flasche und schaute sich das Programm an. Alex blieb in der Tür stehen. "Sag mal... gucksu... au noch wasanderes?" Er bekam Schluckauf. "Als du... als du... die Tabl... die Tabl..." Jeremy musste sich sichtlich konzentrieren, um das Wort über die Lippen zu bekommen, doch versagte kläglich, "jedenfalls alsu diese Dinger ge... geschluckt hast... hast du auso... auch so... was geguckt!" "Das kann sein, ich erinnere mich nicht mehr so gut an diesen Abend. Was ist denn bloß los?" Jeremy schaute ihn einen Moment lang an, als müsse er erst einmal verstehen, was diese Frage zu bedeuten hatte. "David ist ein Arschloch!" stellte er schließlich mit schwerer Zunge fest. Das war natürlich Musik in Alexanders Ohren. Er setzte sich lächelnd auf die Armlehne der Couch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Was hat er gemacht?" "Bin ich eigentlich langweilig?!" wollte Jeremy unvermittelt wissen. Er ignorierte Alex Frage dabei vollkommen. "Wie kommst du darauf?" "Weil ich das sein muss!", platzte es aus ihm heraus. Er musste aufstoßen, registrierte das allerdings kaum. "Er will mit A... Anderen ausgehen! Ist das... ist das... zu fassen?! Bin ich nich genug?!" Der Tänzer war laut geworden, doch mit den letzten Worten brach seine Stimme zusammen. "Bin ich nicht genug..." Er hatte plötzlich Tränen in den Augen. "Bin ich nicht genug....?", wiederholte er noch ein weiteres Mal, bevor er endgültig anfing zu weinen. Der Alkohol sorgte bei ihm für extreme Stimmungsschwankungen, das kannte Alex noch von früher. Der dunkelhaarige Mann sank auf die Couch und nahm Jeremy in den Arm. "Natürlich bist du genug, sogar mehr als das. Du bist alles, was man sich wünschen kann." Der junge Mann sah ihn mit feuchten Augen an. "Meinst du das ernst?", nuschelte er. "Natürlich, mein Schatz." Alex strich ihm über die Wange. "Er ist ein Idiot, wenn er das nicht erkennt." Jeremy schaute an ihm vorbei und brach wieder in Tränen aus. "Ich fühle mich so minderwertig..." "Hör auf damit." Er streichelte Jeremy durchs Haar. "Sei nicht so lieb zu mir... ich bin betrunken genug... um einen... einen Fehler zu machen..." "Wäre es denn einer?" "Ja..." Alex beugte sich vor und küsste Jeremy, ungeachtet seiner Fahne. Er musste diesen Moment ausnutzen, wenn er Glück hatte, würde Jeremy danach endlich begreifen, wer der Richtige für ihn war. Der Kuss war nur kurz, zurückhaltend, dabei aber sehr zärtlich. "Warum hast du das getan?", hauchte Jeremy. "Bist du mir böse?" "Ja... wenn du jetzt aufhörst..." Das ließ sich Alex nicht zweimal sagen... Chris rieb sich gedankenverloren mit der rechten Hand über den Oberarm. Der Bademantel, den er trug, war wundervoll weich, der Stoff fühlte sich herrlich auf der Haut an. Er ließ den Blick schweifen. Der pure Luxus der Suite um ihn herum, raubte ihm regelrecht den Atem. Marmor, Gold, eine Schale mit frischen Früchten auf dem Tisch, hohe Fenster, schwere Brokatvorhänge, Seidenbettwäsche. Er befand sich in der Penthousesuite des Hyatt Regency, eines der teuersten und avantgardistischsten Hotels von ganz San Francisco. Schon die gigantische Lobby mit ihren riesigen modernen Kunstwerken hatte ihn vollkommen umgehauen, aber jetzt in dieser Suite in einen Hyatt Regency Bademantel gehüllt zu sitzen, hatte schon etwas Surreales. Seine Kleidung trocknete über der Heizung. Dave kam eben aus dem Schlafzimmer hinüber, er hatte sich umgezogen, nur seine Haare glänzten noch etwas feucht. "Wird dir jetzt wärmer?" "Ja, danke..." Chris nickte langsam. Er sah sich erneut um. "Dieser Luxus ist beinahe beängstigend." "Gefällt es dir nicht?" "Doch, doch!", beeilte der blonde Mann sich zu widersprechen. "Es ist nur... so gar nicht meine Welt..." "Das sollte es aber, du würdest es verdienen." Chris blickte ihn verwundert an, Dave wich seinen Augen jedoch aus und schien das Thema auch nicht weiter verfolgen zu wollen. "Willst du jetzt die ganze Geschichte erfahren?" Plötzlich hatte Chris einen Kloß im Hals. "Ich weiß es wirklich nicht... versuch es einfach mal..." "Wo soll ich anfangen...?" Dave richtete diese Frage eher an sich selbst. Er setzte sich Chris gegenüber in einen Sessel und faltete die Hände. "Damals, in diesem Sommer 1992... als du verschwunden bist... das war schrecklich für mich. Ich hatte dich doch seit dieser Sache mit deinem Vater nicht mehr gesehen und als du plötzlich weg warst, hatte ich wahnsinnige Angst, er hätte dich jetzt umgebracht. Ich habe mir Vorwürfe gemacht... ich habe gedacht, ich hätte bei dir bleiben müssen, vielleicht hätte ich verhindern können, was er dir antat..." "Das hättest du nicht...", sagte Chris leise. "Das hat deine Mum mir auch gesagt, als ich schließlich mit ihr gesprochen habe. Sie erzählte mir genauer, was geschehen war, bat mich aber inständig nichts zu sagen. Wusstest du, dass dein Vater deine Mutter auch oft geschlagen hat?" Chris schüttelte nur den Kopf. "Es war aber so. Dein Vater war ein Tyrann, aber so lange du unauffällig und gut in der Schule warst, bist du wohl unter seinem Radar geblieben, die Sache mit mir hat dann die Sicherungen durchbrennen lassen. Langer Rede kurzer Sinn: Nachdem du fort warst und es deinen Vater scheinbar in keiner Weise störte, hat deine Mutter schließlich endlich den Mut gefunden, ihn zu verlassen. Das Haus, in dem ihr gewohnt habt, gehörte sowieso ihr, sie hatte es von ihren Eltern geerbt. Sie schaltete die Polizei ein, erwirkte einen Gerichtsbeschluss, der es deinem Vater verbot, sich mehr als fünfhundert Meter ihr oder eurem Haus zu nähern und reichte wegen seelischer und körperlicher Grausamkeit die Scheidung ein. Zwei Monate nach der Scheidung hat man deinen Vater dann gefunden, mit dem Gesicht im Wasser. Er war scheinbar im Suff in den Fluss gestürzt und ertrunken. Es gab ein paar Verdächtigungen gegen deine Mutter, aber die lösten sich schnell in Luft auf. Danach hat sie jahrelang versucht dich zu finden, aber ihre begrenzten Geldmittel haben ihr das nicht erlaubt. Ich selbst verließ Dallas nach der Highschool und ging nach Boston." Er schaute Chris an und wartete auf eine Reaktion, doch der junge Mann sagte nichts. Also fuhr Dave fort. "Ich habe dir ja erzählt, was mir später passiert ist und vor etwas über einem halben Jahr bin ich nach Dallas zurückgekehrt. Ich besuchte deine Mum und erfuhr, dass sie bis heute daran glaubte, dass du noch lebst. Mir ging es nicht anders und so beschloss ich, meine Mittel spielen zu lassen. Es hat lange gedauert, aber ich habe dich endlich gefunden." Chris stand auf und ging zum Fenster. Von hier aus konnte man die Oakland Bay Bridge sehen, der Gast dieser Luxussuite verdiente wohl auch nur den imposantesten Ausblick. "Hast du ihr schon gesagt, dass du mich gefunden hast?" "Nein", antwortete Dave. "Das tue ich erst, wenn du dich entscheidest, nach Dallas zu gehen, sonst tue ich ihr nur weh." "Dann sag ihr, ich sei tot, dann kann sie damit abschließen..." Dave sprang vom Sessel auf. "Was sagst du da?!" Chris drehte sich herum, seine Hände zitterten. "Du hast mich doch wohl schon beim ersten Mal verstanden", sagte er mit eiskalter Stimme. "Das kannst du nicht ernst meinen! Weißt du, was du da tust?! Du schlägst die Möglichkeit aus, wieder eine Familie zu haben!" "Ich habe eine!" Auch Chris hob die Stimme. "Die von Jason!" "Eine eigene Familie, bitte tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche!" "Ich weiß nicht, ob ich meiner Mutter verzeihen kann, dass sie mir damals nicht geholfen hat!" Dave setzte sich wieder hin. "Glaubst du nicht, dass sie genug gestraft worden ist? Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als ihren Sohn wieder in die Arme schließen zu können. Egal was damals geschehen ist und auch ungeachtet dessen, dass du schwul bist! Das sage ich nur, falls du jetzt dieses Argument bringen willst, um weglaufen zu können!" "Ich laufe nicht weg..." "Doch, das tust du!", gab Dave unbeeindruckt zurück. "Du wirfst eine wundervolle Chance weg, noch bevor du alles weißt!" "Wovon sprichst du?" "Ach?" Seine Stimme klang triumphierend. "Jetzt bist du also doch neugierig... du hast mich ja noch nicht zu Ende erzählen lassen. In Dallas wartet nicht nur deine Mutter auf dich, sondern auch dein Stiefvater und deine Geschwister." "Meine..." Chris musste sich wieder setzen, ihm war plötzlich schwindelig. "Deine Mutter hat wieder geheiratet und ist jetzt glücklich mit ihrem neuen Mann, Darryl McKay, ihm gehören zwei Supermärkte in Dallas. Sie haben zwei Kinder, deine Stiefgeschwister. Dein Bruder Brian wird bald einundzwanzig, deine Schwester April ist sechzehn. Außerdem hat Darryl noch einen weiteren Sohn mit in die Ehe gebracht. Nicolas ist neunundzwanzig und mittlerweile selbst verheiratet." "Hör auf!" Dave schrak zusammen, er hatte nicht mit einer derart heftigen Reaktion seines Gegenübers gerechnet. "Hör auf damit! Wenn du mir jetzt noch erzählst, dass unsere Familienkatze gerade ein putzmunteres Rudel Babys geworfen hat, dann drehe ich durch!" "Was hast du, Chris?" "Was ich habe?" Der blonde Mann warf den Kopf in den Nacken und lachte beinahe hysterisch. "Denkst du, das steckt man so einfach weg? Du schlägst gerade meine gesamte Realität in Stücke. Was erwartest du jetzt von mir?!" "Vielleicht ein wenig Freude..." "Ich weiß nicht, was ich denken soll... was ich tun soll..." Dave lächelte ihn an. "Niemand verlangt von dir eine Entscheidung. Vielleicht hast du Lust, heute Abend mit mir Essen zu gehen. Was isst du gern?" "Chinesisch oder auch Japanisch...", antwortete er wie im Affekt. "Okay. Dann komm heute Abend um acht ins Benkay, weißt du, wo das ist?" "Soll das ein Witz sein?!" Chris konnte es nicht fassen. "Natürlich kenne ich das Benkay." "Dann ist es abgemacht. Heute Abend, acht Uhr." Er kam zu Chris hinüber und strich ihm über die Wange. "Ich verstehe, dass du so verwirrt bist, aber denk in Ruhe über alles nach und dann sehen wir weiter, ist das okay?" Chris konnte nicht anders, als einfach nur zu nicken. Jason langweilte sich tödlich. Samstagnachmittage waren etwas Furchtbares, wenn niemand da war. Chris war immer noch auf der Arbeit und das Haus wirkte schrecklich ruhig. Selbst Batman war keine große Hilfe, der Welpe erholte sich von seinem anstrengenden Spaziergang im Regen mit einem ausgiebigen Schläfchen in seinem Korb. Er fühlte sich mittlerweile schon so wohl und sicher, dass er nicht mehr nur zu einer Kugel zusammen gerollt schlief, sondern sogar ab und an auf dem Rücken lag, was unglaublich niedlich aussah. Auch ans Spazierengehen hatte er sich gewöhnt, am Anfang war die Leine sein ärgster Feind gewesen, er hatte sich mit seinen vier kurzen Beinen mit aller Macht dagegen gestemmt und war kaum aus dem Haus zu bringen gewesen. Auch den einen oder anderen Fleck hatte er in der Wohnung hinterlassen. Jason hatte ihn bis eben auf dem Schoss gehabt und am Bauch gekrault, etwas, das Batman heiß und innig liebte, aber jetzt hatte er wohl genug gehabt und hielt seinen Schönheitsschlaf. Der Polizist saß im Wintergarten und schaute den Sturzbächen zu, die über die Buntglasfenster hinab liefen, der Regen trommelte in einem ununterbrochenen Stakkato gegen die Scheiben. Er gähnte. Diese Lustlosigkeit war schon nicht mehr zu ertragen. Er hatte keine Videospiele mehr, die er nicht schon längst beendet hatte, er las nicht unbedingt viel und im Fernsehen gab es auch nichts außer grauenhaften Realityshows. Die Türklingel riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Chris konnte das nicht sein, aber egal, wer es war, er würde ihn so schnell nicht wieder gehen lassen. Der Lichtblick in seinem trüben Nachmittag entpuppte sich als sein bester Freund. Kaum hatte er die Tür geöffnet, stürmte David an ihm vorbei, er war klatschnass. Batman beendete ruckartig seinen Mittagsschlaf, der Anwalt gehörte zu seinen absoluten Lieblingen. Das kleine Fellknäuel schoss blitzartig in den Flur und hüpfte wie ein Gummiball freudig bellend und mit dem Schwanz wedelnd um den tropfenden Mann herum, bis dieser sich erbarmte und anfing, ihn zu streicheln. "Holy shit, es regnet draußen echt junge Hunde! Nichts für ungut, Batman." "Erzähl mir was Neues. Was treibt dich hierher?" "Komme ich ungelegen?" "Aber nein!", wehrte Jason grinsend ab. "Glaube ja nicht, dass ich dich zu schnell wieder aus dem Haus lasse. Ich sterbe vor Langeweile!" "Weißt du nicht mehr, wie man sich mit sich selbst beschäftigt, seit du mit Chris zusammen bist?" Sein dreckiges Grinsen verriet deutlich, in welche Richtung er dachte. "Ich spare meine Energien lieber für heute Abend, wenn Chris wieder hier ist!", lachte Jason. "Wer trinkt schon Wasser, wenn er Champagner haben kann." "Mein Gott, sag das ja nicht Chris! Wenn man einem Mann sagt, er sei eine Granate im Bett, dann lässt er hundertprozentig nach, weil er meint, es ginge bei ihm ganz von selbst." "Sprichst du da aus Erfahrung? Bist du deswegen ohne Jeremy unterwegs? Ein seltener Anblick in letzter Zeit." David knurrte und ging ins Wohnzimmer, ohne das Batman auch nur einen Meter von seiner Seite wich. Der Hund schaute die ganze Zeit zu ihm hoch und lief deswegen beinahe gegen den Sessel, im letzten Moment wich er aus. "Was war denn das jetzt für eine merkwürdige Reaktion?" Jason war den Beiden gefolgt. "Nichts, es ist alles okay." "Na klar, erzähl mir noch einen." "Hör zu!" David fuhr sich entnervt durch seine nassen Haare. "Ich habe keine Lust über Jeremy zu reden, ja? Jeremy ist unwichtig! Er ist Vergangenheit! Finito, okay?!" "Was ist denn jetzt schon wieder passiert?!" "Spreche ich chinesisch? Sunshine, es ist egal!" "Zufällig mag ich Jeremy, also würde ich schon gern wissen, was zwischen euch da schon wieder passiert ist!" David ließ sich aufs Sofa fallen, ungeachtet der Tatsache, dass er nass war. "Du gibst keine Ruhe, oder?" "Auf keinen Fall!", grinste Jason. "Raus mit der Sprache, aber plötzlich! Und gib es doch zu, du bist hierher gekommen, weil du mit jemandem reden willst." David spielte etwas gedankenverloren mit seinen Fingern. "Vielleicht...", gab er schließlich kleinlaut zu. "Ich koche uns einen Kaffee und du trocknest dich im Bad erst einmal ab, meinetwegen geh hoch und zieh dir was von mir an. Du machst feuchte Flecken auf der Couch." Die Mundwinkel des Anwalts ruckten zu einem fetten Grinsen nach oben. "So, so..." "Spar es dir!" Jason deutete gespielt böse auf seinen Freund. "Habe ich etwas gesagt?" "Du hast es gedacht, das reicht schon! Und jetzt los rauf und zieh dich aus... um, meine ich." "Du solltest doch wieder lernen, dich allein zu beschäftigen, Sunshine!", lachte David. Als er an Jason vorbei ging, holte dieser aus und schlug ihm mit voller Wucht auf den Hintern. Ein wenig später saßen sich David (in Jeans und Pulli aus Jasons Kleiderschrank) und Jason bei Kaffee und Oreo Cookies gegenüber. Immer noch schüttete es wie aus Eimern. Batman hatte beschlossen, seinen Schönheitsschlaf weiter zu führen und hatte sich wieder in sein Körbchen zurück gezogen. Natürlich erst, nachdem er einen Oreo Cookie von David abgestaubt hatte, ganz heimlich, als Jason den Kaffee holte, denn eigentlich sollte der Hund keinen Süßkram bekommen. Aber Batman wusste mittlerweile, dass David die perfekte Anlaufstelle war, wenn es darum ging mit herzerweichendem Hundeblick einen Regelübertritt zu erreichen. Beinahe wäre ihr kleines Geheimnis aufgeflogen, wenn der Welpe nicht im letzten Moment die schwarzen Krümel an seinem Maul weg geschleckt hätte. David nahm einen der Kekse auseinander, um die weiße Creme im Inneren abzulecken. "Jetzt sag endlich, was los ist." "Nichts... na ja... nicht ganz... ich bin mir nicht sicher, was los ist." "Das klingt ernst. Also, womit hast du Jeremy verärgert?" David hörte für einen Moment auf an seinem Keks zu lecken und schaute Jason giftig an. "Warum gehst du schon wieder sofort davon aus, dass ich es war?" "Weil ich dich kenne, mein Lieber. Das ist wie bei uns, Chris ist der Liebe, ich bin der, der Mist baut." "Wie tröstlich." "Also?", fragte Jason unerbittlich. "Ich habe ihn gefragt, ob wir nicht vielleicht auch mal mit Anderen ausgehen können." Jason stellte seine Kaffeetasse ab, legte den Kopf in den Nacken und rieb sich über die Schläfen. "Ich glaube, ich krieg Migräne..." Ein Augenblick der Stille senkte sich über die Beiden, bevor er David verständnislos ansah. "Um Himmels Willen: Warum?!" "Weil ich... nein, eigentlich wegen dir." Jason verschluckte sich an seinem Keks. Er hielt die Hand vor den Mund, um die Krümel nicht über den Tisch zu spucken. "Wie bitte?!", brachte er hervor, als er endlich nicht mehr husten musste. "Na, du hast mir doch gesagt, dass ich eine Beziehung hätte." "Hallo?! Und das ist ein Grund, gleich das Todesurteil auszusprechen?! David, dieser Satz ist das Allerletzte." "Aber ich will keine Beziehung. Und du hast mir die Augen geöffnet, in was ich da hinein schlittere." "Nein!" Jason setzte die Tasse etwas zu lautstark auf dem Couchtisch auf. "Den Schuh ziehe ich mir nicht an! Ich könnte mir in den Arsch beißen, dass ich das gesagt habe!" "Aber ich bin dir dankbar!" "David!" Jason konnte das nicht fassen. "Ich bin froh da raus zu sein! Ich habe langsam keine Luft mehr bekommen!" "Bis gestern Abend warst du noch glücklich und jetzt sagst du so etwas? Das ist doch nicht normal!" "Dann bin ich eben nicht normal!" David wurde laut. "David, ich habe dich lieb, das weißt du, aber ich verstehe dich nicht." Der Anwalt schlug die Augen nieder und seufzte. "Manchmal tue ich das selbst nicht..." "Bedeutet Jeremy dir denn gar nichts?" David sah ihn an, als habe er niemals mit dieser Frage gerechnet. Unsicherheit spiegelte sich in seinen Augen und am Ende hielt er Jasons Blick nicht stand und schaute auf den Boden. "Ich weiß es nicht... wirklich nicht..." "Aber du musst doch was spüren, wenn du mit ihm zusammen bist." Der blonde Mann erhob sich ruckartig und ging in den Wintergarten hinüber. "Was erwartest du von mir?", fragte er mit dem Rücken zu Jason. "Das ich dir jetzt sage, wie sehr ich ihn liebe?" "Nein, ich erwarte keine Liebesschwüre, sondern einfach nur, dass du mal in dich hinein horchst und einmal ehrlich zu dir bist." "Jason, das führt zu nichts! Ich will das einfach nicht, okay? Ich will keine Beziehung!" "Und warum?" Wieder herrschte Stille, nur von dem ständigen Getrommel der Regentropfen unterbrochen. Batman schob seinen Kopf durch den Spalt der Küchentür des Wintergartens, er hatte David wohl gehört und war aufgewacht. Er trottete auf den Anwalt zu und stupste ihm mit der Pfote gegen das Bein, bis er hochgehoben wurde. David ließ sich auf einem der Stühle nieder und kraulte den Welpen auf seinem Schoß, der sich genussvoll zusammenrollte. Jason kam aus dem Wohnzimmer hinüber und setzte sich zu ihm. "David..." Sein Freund hob den Kopf und sah ihn an und zum ersten Mal seit sie sich kannten, entdeckte Jason Tränen in seinen Augen. "Entschuldige... ich weine sonst nie..." "Das ist doch kein Problem." "Doch!" David schluchzte kurz. "Tränen sind ein Zeichen von Schwäche... ich will nicht schwach sein." "Warum können Tränen nicht einfach ein Zeichen von Gefühlen sein?" "Jason... ich... ich weiß einfach nicht, was ich will... das ist furchtbar. Aber ich habe mir geschworen, nie wieder eine Beziehung zu haben." "Moment! Nie wieder?" David lächelte, Jason musste zugeben, dass das sehr niedlich aussah mit den feuchten Tränenspuren auf den Wangen. "Sunshine, glaubst du wirklich, dass ich noch nie eine Beziehung hatte?" "Ich hatte diese Befürchtung, ja." "Nein... ich hatte eine..." Er streichelte Batman am Ohr, was der Hund sehr zu genießen schien. "Kurz nachdem ich nach San Francisco gekommen war. Ich wusste schon lange, dass ich schwul war, schon seit der Highschool und ich hatte einige Erfahrungen gesammelt, auf Partys am College kann einiges passieren, ich könnte dir da Sachen erzählen, die..." "David!", mahnte Jason. "Ist ja gut. Entschuldige. Auf jeden Fall habe ich kurz nachdem ich hierher kam und den Job in der Kanzlei gekriegt habe, Jack kennen gelernt... so etwas war mir bis dato noch nie passiert, ich hielt mich für kühl und abgebrüht, aber er hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Ich war bis über beide Ohren in ihn verliebt. Er war Verkäufer und hat nebenbei gemalt, er hat mir immer erzählt, dass er eines Tages den großen Durchbruch haben würde und wir dann in Saus und Braus leben würden. Ich habe ihm damals jedes Wort geglaubt, ich hing regelrecht an seinen Lippen... mit jedem Cent, den ich verdiente, versuchte ich ihm zu helfen, ich ging sogar noch teilweise nachts an einer Tankstelle jobben. Ich hätte alles für ihn getan." "So kann ich mir dich gar nicht vorstellen..." "Ich mir heute auch nicht mehr, Jason, ich mir auch nicht mehr. Ich war dermaßen blöd! Jede seiner Versprechungen war wie Musik in meinen Ohren, ich habe ihn so vergöttert und er sagte mir bei jeder Gelegenheit, dass ich der schönste Mann auf Erden sei, sein ganzes Glück und so weiter. Aber weißt du, was ich war? Sein Goldesel, der für ihn die Moneten gekackt hat! Eines Tages kam ich früher von der Arbeit, ich weiß nicht mehr wieso, und ich erwischte ihn mit Louis im Bett. Louis war sein bester Freund, zumindest hat er mir das gesagt, wir haben andauernd etwas miteinander unternommen. Ich stand an der Tür und habe sie belauscht... weißt du wie es sich anfühlt, wenn man hört wie der Mann, den man über alles liebt, über einen spricht als sei man der letzte Dreck? Sie haben über mich gelacht, während sie herumgeschmust haben! Wie dämlich ich sei, ein absoluter Idiot, dass ich nicht merken würde, dass Jack mir nur das Geld aus der Tasche zieht. Louis hat ihn gefragt, warum er überhaupt noch mit einer klammernden Nervensäge, wie mir zusammen sei, und Jack hat geantwortet: ,Na gut, er geht einem tierisch auf den Sack, aber er gibt mir immer Kohle wenn ich welche brauche und sein Schwanz ist auch nicht zu verachten, obwohl ich ihm manchmal am liebsten das Maul stopfen würde, weil mich sein Liebesgelaber beim Bumsen so abturnt.' Und dann haben sie lauthals gelacht..." Jason wusste nicht, was er sagen sollte. David liefen schon wieder Tränen über die Wangen, die Erinnerung schien ihn schrecklich zu schmerzen. "Und deswegen habe ich mir damals geschworen, nie wieder jemanden so nah an mich heran zu lassen, dass er mir so weh tun kann." Der Polizist griff nach der freien Hand seines Freundes, mit der anderen streichelte David immer noch den mittlerweile schlafenden Hund. "Aber du kannst doch nicht alle Männer über einen Kamm scheren. Jeremy ist doch kein Jack, er würde dich sicher nicht hintergehen..." Die letzten Worte blieben ihm beinahe im Halse stecken, denn ihm wurde bewusst, dass Jeremy genau das tat... er belog David. Aber trotzdem konnte man das nicht vergleichen, dessen war sich Jason sicher und so gelang es ihm, diesen Gedanken zu verdrängen. "Ich weiß, dass er nicht Jack ist, aber sieh es doch mal so: Welche Zukunft würden wir schon haben? Ich bin fast vierzig, Jeremy ist noch ein halbes Kind." "Na, jetzt übertreibst du aber, Alterchen! Du bist fünfunddreißig, was dir sowieso keiner glaubt, fast vierzig ist ein wenig arg." "Jetzt fang nicht mit Haarspalterei an." "Doch, weil du nur eine Ausrede suchst, um dich dahinter zu verstecken." "Das sagt der Richtige, du hast dich doch jahrelang versteckt." "Das ist was anderes", lächelte Jason. "Du bist wirklich unmöglich, jetzt lass es doch gut sein." "Hast du Angst, dass ich Recht haben könnte?" David zuckte mit den Schultern. "Was ändert das noch? Jeremy will nichts mehr von mir wissen und ich bin eigentlich froh, da raus zu sein... weißt du, ich habe jahrelang mit Männern um die zwanzig geschlafen, weil die keine Verpflichtungen eingehen wollen und dann gerate ich ausgerechnet an den Twen, der genau das will! Ich weiß nicht genau, wie ich mit Jeremy umgehen soll, verstehst du?" "Warum nimmst du ihn nicht einfach so, wie er ist und erfreust dich daran. Du musst ihn doch nicht heiraten, aber stoße ihn doch nicht immer gleich von dir weg, wenn er dir etwas näher kommt." David schloss die Augen. "Aber ich habe Angst, verstehst du das nicht... Jeremy hat etwas Besseres verdient, jemanden der sich seiner Sache sicher ist und der nicht dauernd Mist baut." "Jetzt schiebst du es auf Jeremy", lächelte Jason. "Merkst du das nicht? Du suchst händeringend nach einer Begründung, warum es nicht gehen kann." "Vielleicht..." "Ganz sicher", beharrte der Polizist. "Warum suchst du nicht einfach mal nach Gründen, wieso es gehen könnte, hm? Ich kann dir welche nennen: Jeremy mag dich sehr, das merkt man sofort. Allein wie er dich ansieht, wenn du mal nicht hinschaust. Ihr Beide passt wunderbar zusammen, ihr harmoniert perfekt, so wie du gern mitteilst, auch im Bett, das ist nicht zu bestreiten. Um es kurz zu machen: Ihr beiden gehört einfach zusammen." "Du wärst eine tolle Kuppelmutter, weißt du das?" "Lenk nicht ab", grinste Jason. "Und was, wenn ich beschließe mein Herz zu öffnen und er tut mir genauso weh?" "Was, wenn es diesmal vollkommen anders ist?" "Ich hasse dich..." David zog einen Flunsch. "Warum?" Jason konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "Weil du nicht aufgibst, wenn du dich mal in etwas verbissen hast. Du könntest mich auch einfach unterstützen." "Und zusehen, wie mein bester Freund sich eine wunderbare Chance entgehen lässt? No way, mein Lieber!" "Und was, wenn Jeremy nichts mehr mit mir zu tun haben will? Ich könnte es ihm noch nicht einmal verdenken." "Er wird dir schon zuhören. Lass ihm etwas Zeit, um sich zu beruhigen, meinetwegen geh morgen erst zu ihm. Bring ihm Frühstück mit, das ist nett. Das habe ich nach meinem ersten Mal mit Chris auch gemacht." David zog die Augenbrauen hoch. "Ich dachte, du wärst damals als Freier zu ihm gekommen." "Das war ich auch, aber ich habe die ganze Nacht bei ihm verbracht und am nächsten Tag Frühstück geholt..." Sein Blick wurde leicht verträumt. "Das war bei mir Liebe auf den ersten Blick..." "Ihr und euer Geschnulze!", frotzelte David. "Bei euch muss man wirklich aufpassen, dass man keine Karies bekommt." "Statt frech zu werden, solltest du dir lieber meine Ratschläge zu Herzen nehmen, Casanova! Ich will dich mit Jeremy wieder zusammen sehen, aber so schnell wie möglich!" "Ja, ja, hetz mich nicht!", lachte der Anwalt. Im Flur fiel die Tür ins Schloss. Batman sprang eilig von Davids Schoß und wieselte zur Haustür, um den Neuankömmling willkommen zu heißen. "Chris?" rief Jason. Sein Freund war eigentlich schon überfällig. Aus dem Flur kam keine Antwort. David und Jason schauten sich verwundert an. Beide standen auf und gingen hinüber. "Fuck!", entfuhr es Jason bei dem Anblick, der sich ihm bot. Chris stand im Eingangsbereich, um ihn herum bildete sich langsam eine Wasserlache. Er war bis auf die Haut durchnässt, seine Kleidung klebte an ihm, ebenso seine Haare. Er stand einfach nur da und machte keinerlei Anstalten auf das freudig wedelnde Fellbündel zu seinen Füßen zu reagieren. "Schatz, was ist denn los?" Chris sah die Beiden an, als würde er gerade aus einem Traum erwachen. "Ich bin rum gelaufen...", sagte er leise. "Bei dem Wetter?! Du musst aus den Sachen raus, aber schnell!", bestimmte Jason. "Kann ich helfen?", mischte sich David ein. "Nein, schon okay. Du hast genug eigene Probleme", lächelte der Polizist dankbar. Er berührte seinen besten Freund liebevoll an der Schulter. "Geh ruhig." "Okay, aber wenn du mich brauchst, rufst du an, ja? Ich werde los ziehen und mir Gedanken machen, was ich morgen machen kann." "Mach das." David nickte. "Ist wirklich alles okay, Chris?" Der blonde Mann schaute ihn an und nickte dann ebenfalls. "Es ist alles okay... ich bin nur... nur etwas neben der Spur... alles klar." Der Anwalt schien nicht ganz überzeugt, aber da Chris ja nicht allein war, ließ er es dabei bewenden. Er verabschiedete sich von den Beiden und ging. "Was will er morgen machen?" "Das ist jetzt egal.", Jason winkte ab. Er nahm Chris am Arm und führte ihn zur Treppe. "Das Wichtigste ist, dass du endlich aus diesen Sachen raus kommst." "Du willst mich ja nur ausziehen...", lächelte Chris schwach. Ein paar Minuten später saß er diesmal in seinem eigenen Bademantel auf dem Bett und rieb sich mit einem Handtuch die Haare trocken. Batman hatte sich neben dem Bett zusammen gerollt und hielt Wache, damit er da war, wenn einer seiner Papis ihn brauchte. Jason kam mit einer Tasse heißer Schokolade wieder. "Hier, damit du dich aufwärmen kannst." Chris nahm sie entgegen und trank in kleinen Schlucken von dem warmen Getränk. "Danke... der Auftritt tut mir leid." "Schon okay, was war denn bloß los? Hat dir jemand etwas getan?" "Nein..." Chris schüttelte den Kopf. "Nein, wirklich nicht..." "Aber warum läufst du dann bei diesem Hundewetter allein durch die Gegend? Bei diesem Regen will noch nicht einmal Batman raus." Der Welpe hob den Kopf, als sein Name fiel. "Ich habe jemanden getroffen..." "Wen? Etwa jemanden, der dich aus New York kennt?" "Nein... jemand, der mich aus Dallas kennt..." Jason ließ sich aufs Bett fallen und nahm ihn in den Arm. "Jemand, der dich aus Dallas kennt?" "Gibt es hier ein Echo?", grinste Chris. "Jetzt sag endlich, was los ist!" "Ist ja gut. Sei doch froh, dass ich wieder besser drauf bin." "Ach und woran liegt das?" "Weil ich wieder bei dir bin, du Blödmann. Ist doch klar." Jason kniff ihn in die Seite. "Also, was ist los?" "Ich habe eine Familie..." "Ich weiß, Mum und Dad haben dich total ins Herz geschlossen." "Nein! Eine echte Familie! Ich habe einen Freund von der Highschool getroffen, der noch Kontakt zu meiner Mutter hat. Nachdem ich damals weggelaufen bin, hat sie meinen Vater verlassen und später sogar neu geheiratet. Plötzlich habe ich einen ganzen Stall voll Geschwister..." "Aber das ist ja wundervoll!" Chris musterte das strahlende Gesicht seines Freundes voller Überraschung. "Ist es das?" "Etwa nicht?" Begleitet von einem verständnislosen Blick. "Ich weiß es nicht... ich weiß einfach nicht, was ich will..." "Oh, Mann, das muss echt eine Epidemie sein, heute weiß keiner, was er will..." Jetzt war es an Chris, verständnislos zu gucken. "Vergiss es, ist jetzt nicht wichtig", sagte Jason, begleitet von einer wegwerfenden Handbewegung. "Ich weiß auf jeden Fall nicht genau, wie ich damit jetzt umgehen soll. Dave möchte meiner Mutter Bescheid sagen, dass ich noch lebe. Und natürlich soll ich nach Dallas kommen... aber ich will hier wohnen bleiben. Ich will nicht zurück nach Dallas." "Was spricht denn dagegen, wenn du hier bleibst? Meine Familie wohnt in New York. Du bist doch kein Kind mehr." "Ich weiß... aber... ach, vergiss es..." Jason konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. "Das ist schon beängstigend, wie gleich du und David euch gerade benehmt. Er hat auch nur nach Ausreden gesucht." "Du bist gemein, ich suche nicht nach Ausreden!", schmollte Chris. "Doch, weil du Angst davor hast, was dich in Dallas erwartet." "Ist das denn nicht verständlich? Das ist ein anderes Leben... vielleicht erwartet meine Mutter, ihren Chris wieder zu sehen... aber ich habe mit diesem Jungen von damals nichts mehr gemein... ich bin nicht mehr ihr kleiner Chris..." Er legte den Kopf an Jasons Schulter. "Meine Mutter war immer eine gläubige Frau. Dave hat gesagt, dass sie und auch der Rest der Familie kein Problem mit meiner Homosexualität haben, aber ich bin mehr als das..." "Du warst mehr als das. Vergiss das nicht. Das liegt hinter dir und du hast es sogar geschafft, den Drogen aus eigener Kraft zu entkommen. Und deine Zeit auf dem Strich liegt auch schon lange hinter dir." "Aber mir haftet das immer noch an!" "Das bildest du dir ein." "Ach ja? Tue ich das?" Chris verzog das Gesicht. "Weil ich mir das Ganze nur einbilde, verheimlichen wir das auch vor deinen Eltern, nicht wahr?" Jason fiel kein Gegenargument ein, er wusste bis heute nicht, wie seine Eltern darauf reagieren würden, wenn sie erführen, dass sich ihr Sohn und ihr Quasi-Schwiegersohn als Freier und Stricher kennen gelernt hatten. "Aber du musst das doch nicht gleich breit treten." "Natürlich und was habe ich dann die Jahre in New York gemacht?" "Sei kreativ, meinetwegen warst du Straßenverkäufer, Burgerbrater, Schuhputzer, Tellerwäsche, der Möglichkeiten sind gar viele." Er grinste. "Schön, dass du das so locker siehst!" "Jetzt sei nicht eingeschnappt." Der Polizist streichelte Chris sanft über die Wange. "Wie wäre es einfach mit einem Schritt nach dem anderen, hm? Du könntest dir erst einmal klar werden, ob du zu deiner Familie willst oder nicht. Dann kannst du immer noch sehen, wie es läuft." Chris gab keine Antwort, er brummelte nur etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. "War das jetzt eine Zustimmung?" "Ja doch... dann sollten wir uns wohl auch bald fertig machen." "Wofür?" Chris grinste breit. "Mit gefangen, mit gehangen, mein Süßer. Glaub ja nicht, dass dein Job als seelische Stütze damit beendet ist. Dave hat mich für heute Abend zum Essen eingeladen und ich habe beschlossen, dass du mitkommst und meine Hand hältst." "Ich soll mich selbst einladen?!", lachte Jason. Chris stand auf und streckte ihm die Zunge raus. "Die Ausrede zieht nicht. Dave hat heute einer Kellnerin im IHoP Tausend Dollar zugesteckt, damit sie meine Tische übernimmt und er residiert im Hyatt Regency, da wird er sicher nichts dagegen haben" "Ach du Scheiße! Was für ein Bonze ist das denn? Wohin schleppst du mich?" "Ins Benkay!", antwortete Chris über die Schulter, während er im Badezimmer verschwand. Jason sah ihm nach und knirschte mit den Zähnen. Da hatte er ja was Tolles angerichtet. Er hatte sich immer vorgenommen, Chris einmal in dieses Lokal einzuladen und jetzt war er nur die Begleitung, weil jemand Anderer schneller gewesen war. "Jeannie, jetzt hör auf zu weinen! Ich bin bald da! Wir verbrennen zusammen alle Fotos von ihm, okay? Ja, wir zerschneiden auch die Klamotten, die von ihm noch da sind. Und dann gehen wir aus! Wir machen einen drauf." Abby kontrollierte ihren Lidstrich im Spiegel, während sie ins Handy redete. Sie strich über ihre Kleidung und schätze auch diese mit einem Kontrollblick in den Spiegel ab. Endlich hatte Jeannie sich von diesem Idioten getrennt, der sie sowieso nur nach Strich und Faden betrogen hatte, aber leicht hatte sie es nicht genommen. Aus dem Telefon erklangen weiterhin Laute von heftigem Schluchzen. "Ja, es ist okay, ich komme zu dir. Jeremy ist mal wieder außer Haus, der verbringt in letzter Zeit soviel Zeit mit David, das weißt du doch. Ja, ich finde die Beiden auch niedlich." Sie nahm die Schlüssel vom Brett und schaltete das Licht im Flur aus. "So, ich fahre jetzt zu dir. Mach dich ein bisschen frisch und versprich mir, dass du nicht mehr weinst. Okay?" Die junge Frau zog die Tür auf. "Also, bis glei..." Vollkommen überrascht blickte sie direkt auf Alexander, der Jeremy stützte. Die Klamotten ihres Freundes waren vollkommen durcheinander und seine glasigen Augen verrieten deutlich, dass er mehr als ein Glas zuviel intus hatte. "Was? Nein, alles in Ordnung", sagte sie schnell ans Handy gerichtet, Jeannie hatte sich erkundigt, warum plötzlich Funkstille war. "Bis gleich, Jeannie." Abby legte auf. "Hi, Abby!" lallte Jeremy. "Duuu siehst doll aus, weißu das?" Sie stemmte die Hände in die Hüften. "Was ist denn mit dir los?" "Er ist betrunken", antwortete Alex an seiner Stelle. "Das sehe ich selbst, vielen Dank. Ich dachte, du bist bei David." "Davidisteinarschloch!", war Jeremys Reaktion darauf, wobei man die Worte nur mit Müh und Not auseinander ziehen konnte, so schwer war seine Zunge bereits. "Ich kümmere mich um ihn, Abby, geh du ruhig aus." Abby musterte den dunkelhaarigen Mann misstrauisch. "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ich kenne dich, Alex, du bist ein Unruhestifter." "Du hast mich nie gemocht, oder?" "Stimmt auffallend. Jeremy ist ohne dich besser dran." "Habihr auch soooo einen Du... Durst?", kicherte der Tänzer, aber die beiden Anderen beachteten ihn nicht. "Menschen können sich ändern, Abigail." Alex nutzte absichtlich Abbys kompletten Vornamen, weil er wusste, wie sehr sie ihn hasste. "Nun, Alexander", Sie betonte den vollen Namen ihres Gegenüber voller Sarkasmus, "das muss derjenige dann erst einmal beweisen. Und in deinem Fall bin ich mir ganz und gar nicht sicher, ob du dich wirklich verändert hast oder Jeremy nur wieder ins Bett kriegen willst." "Jeremy ist zu mir gekommen, oder etwa nicht? Nicht zu dir, sondern zu mir. Also ist es auch vollkommen in Ordnung, dass ich auf ihn aufpasse und du dich ruhig deinen Angelegenheiten widmen kannst." Abby rieb sich übers Kinn. Sie hatte dem dunkelhaarigen Mann nichts entgegen zu setzen, außerdem konnte sie Jeannie nicht allein lassen, die machte sonst noch Unfug. "Es kann aber sein, dass ich heute Abend nicht mehr zurück komme, ich weiß nicht, ob ich Jeannie heute Nacht allein lassen kann." "Mach dir keine Sorgen, Abby, ich werde hier übernachten und auf ihn aufpassen, wenn es dir Recht ist." Abby konnte keinen Grund finden, um es ihm zu verbieten. Sie zuckte etwas resigniert mit den Schultern und machte den Weg frei. "Aber lass ja die Finger von ihm! Gute Nacht, Jem." Der Tänzer reagierte nicht, er musterte interessiert den Türrahmen. "Keine Angst, Abby, ich bin ganz brav und schlafe auf der Couch!", lächelte Alex etwas süffisant. Abby schenkte ihm einen geringschätzigen Blick, ging aber schließlich und Alex ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen. Kaum war sie zu, verdrehte er die Augen. "Dämliche Kuh!", zischte er. Er zog Jeremy an sich und küsste ihn auf den Nacken. "Ich freue mich schon, endlich mal wieder in deinem Bett Sex zu haben, du auch?" Jeremy schlang einfach nur seine Arme um Alex Hals und kicherte. "Duuu bist... versaut." "Nein, nur scharf auf dich." Damit führte er den Tänzer in Richtung von dessen Schlafzimmer. Die Wände des Fahrstuhls schienen sich um die beiden Männer zusammen zu ziehen. Jason nestelte unentwegt an seine Krawatte herum, als wäre sie zu eng. Chris trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Beide trugen Anzüge, nachdem Chris seinen letzten hatte leihen müssen, hatte Jason ihm später einen geschenkt. Der Anzug war etwas besonderes: Schneeweiß, zusammen mit einem farbigen Hemd kombiniert sah der blonde Mann darin umwerfend aus, eben wie ein Engel, wie Jason betonte. Der Magen des Polizisten knurrte. Er hatte furchtbaren Hunger. "Das Benkay ist ein chinesisches Restaurant, oder?" Chris schüttelte den Kopf. "Nein, japanisch." "Bitte?! Das heißt hier gibt es nur rohen Fisch?!" Jason ließ sich gegen die Wand des Aufzugs sinken. "Ich dachte, du wolltest mal mit mir hierher?" "Ja, aber nur weil du davon geschwärmt hast! Ich dachte, du stehst auf Chinesisch!" "Tu ich auch, aber ich mag auch Japanisch. Sushi ist sehr lecker. Ich war schon ab und an mal in den günstigen Sushibars in Japantown, wenn ich es mir leisten konnte. Ich freue mich drauf, mal wieder welches zu essen." "Ich glaube, mir wird schlecht..." "Benimm dich", zischte Chris. "Du bist hier um mich zu unterstützen, nicht um mir Probleme zu machen." "Ich kann auch wieder gehen!" Für einen Moment herrschte gespannte Stimmung im Fahrstuhl, zum Glück stieg niemand ein. Die leuchtenden Zahlen näherten sich der neunzehnten Etage. Das Restaurant lag im fünfundzwanzigsten Stockwerk des japanischen Nikko Hotels. "Tut mir leid...", sagte Chris schließlich leise. "Ich bin nervös..." "Nicht nur du..." Jason seufzte hörbar. "Gibt es hier wirklich nur rohen Fisch?" "Nein, du kannst zum Beispiel auch Teriyaki essen. Und du kannst bei mir mal vom Sushi probieren." "Mal sehen." Jason lächelte schief. Die Fahrstuhltüren glitten auf und dem Polizisten stockte der Atem. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, in Japan zu sein. Sie wurden schon beim verlassen des Fahrstuhls von einer mit einem reich verzierten Kimono bekleideten Kellnerin begrüßt. Es gab einen penibel geharkten Sandgarten, leise Musik, ausgefeilte Beleuchtung, es war einfach beeindruckend. Durch die großen Fenster konnte man auf das nächtliche San Francisco hinaus schauen, der Anblick rundete das vorzügliche Ambiente ab. Die Stadt erstrahlte in den typischen Millionen Lichtern der Nacht, sogar der Regen hatte endlich aufgehört. "Guten Abend, Gentlemen.", lächelte die junge Frau freundlich. "Haben Sie eine Reservierung." "Ähm... wir sind hier verabredet, wir sind die Gäste von Mr. Jerrod... ähm... Dave Jerrod." Die Kellnerin schaute kurz auf die Liste und nickte dann. "Folgen Sie mir bitte." Sie verbeugte sich kurz und führte die beiden dann am normalen Speisesaal vorbei zu den Tatami Räumen. Hier speiste man wirklich stilecht japanisch. Jason wurde beim Anblick der niedrigen Tische ein wenig blass. "Wo sind die Stühle?", flüsterte er Chris zu. "Es gibt keine!" "Was?!" "Bitte sehr." Die Kellnerin verbeugte sich erneut und schob die dünne Papierwand hinter den Männern zu. Dave hatte bereits am Tisch Platz genommen, er stand nun auf und drehte sich lächelnd um. Sein Lächeln verlosch allerdings, als er realisierte, dass Chris nicht allein war. Aber nur für eine Sekunde, dann hatte er sich wieder im Griff, Jason jedoch hatte das durchaus wahrgenommen. "Chris, schön dich zu sehen." Er umarmte den blonden Mann sehr herzlich, bevor er sich Jason zuwandte. "Wir kennen uns noch nicht, wenn ich nicht irre." "Ja, das stimmt." Chris lächelte etwas verlegen. "Das ist Jason, mein Freund, ich hatte dir von ihm erzählt. Jason, das ist Dave." "Freut mich!" Jason ergriff Daves Hand und schüttelte sie, er nahm sich in diesem Augenblick vor, nicht einen Moment Schwäche zu zeigen, denn die Sekunden in denen Daves Lächeln verschwunden war, hatten ihm gezeigt, dass dieser Mann mit seiner Anwesenheit keineswegs zufrieden war. "Mich auch.", antwortete Dave und es klang sogar ehrlich. Entweder hatte Jason sich das vorher eingebildet oder er war einfach nur ein guter Lügner. "Ich hoffe, du bist nicht böse, dass ich Jason mitgebracht habe." "Aber gar kein Problem." Jason hätte am liebsten mit den Zähnen geknirscht. Dieser Satz hatte einen eindeutigen Unterton von Angeberei, auch wenn Chris das nicht zu merken schien. Das klang einfach protzig. Sie ließen sich um den Tisch herum nieder, Jason orientierte sich dabei an seinem Freund, um keinen Fehler zu machen, er wollte sich auf keinen Fall blamieren. Die Kellnerin kam und brachte einen Aperitif und die Karten. "Wir brauchen keine Karten, ich denke wir nehmen die große Sushiplatte, nicht wahr?", bestimmte Dave. Das "nicht wahr" hätte er sich auch sparen können. "Nein, ich glaube wir..." Jason legte unter dem Tisch seine Hand auf Chris' Knie, damit er nicht weiter redete. Die Kellnerin schaute fragend zwischen Dave und den beiden anderen Männern hin und her. "Ist schon okay, vielen Dank.", lächelte Jason. Auf keinen Fall würde er diesem Fatzke zeigen, dass er noch nie Sushi gegessen hatte, selbst wenn es so scheußlich war, wie er es sich vorstellte, irgendwie würde er es schon runter kriegen. Chris musterte ihn verwundert, sagte aber nichts. "Nun, Jason. Was machen Sie von Beruf? Ich glaube, Chris sagte etwas von der Polizei." "Ja, das stimmt. Ich bin Detective beim Morddezernat." "Interessante Berufswahl für einen schwulen Mann, haben Sie da nicht viele Probleme mit ihren Kollegen." "Was sollte ein schwuler Mann denn Ihrer Meinung nach tun? Ich war noch nie gut darin, Mode zu kreieren.", entgegnete Jason kampflustig. Dave hob die Hände und machte eine abwehrende Geste. "Oh, das haben Sie falsch verstanden. Ich meinte das wirklich mit Respekt, ich könnte es mir nicht vorstellen als Polizist zu arbeiten, ich hätte ein Problem mit den Reaktionen der Kollegen. Und ich denke keineswegs, dass ein schwuler Mann nur Designer oder Visagist werden kann, ich bin es ja schließlich auch nicht.", fügte er mit einem süffisanten Lächeln hinzu. Jason musste sich Mühe geben, dass ihm nicht die Kinnlade herunter fiel. Er schaute seinen Freund an, der sich auf die Lippe biss, dann wieder Dave. "Ich denke, ich habe mich gerade ein wenig blamiert. Entschuldigen Sie, Dave, ich war da nicht so ganz informiert.", sagte er mit einem grimmigen Seitenblick auf Chris, der unauffällig die Dekoration bewunderte. Bevor die Situation vollkommen aus dem Ruder laufen konnte, kam der Zufall zur Hilfe. Die Kellnerin betrat den Raum und lächelte Dave an. "Ein Telefongespräch für Sie, Mr. Jerrod." Dave nickte nur. "Entschuldigt mich kurz." Er ging mit der Kellnerin und Chris und Jason blieben allein zurück. "Bevor du etwas unkluges tust: Diese Wände sind sehr dünn! Bedenke das, bevor du mich anschreist." "Ich werde dich nicht anschreien." Jasons Stimme war ganz ruhig, was Chris nur viel nervöser machte. "Hast du zufällig vergessen, mir da etwas zu sagen? Er ist also schwul?" "Ja... das ist er..." "Und?" "Nichts weiter..." Er biss sich erneut auf die Lippe. "Spuck es aus." "Nein, wenn ich das tue, dann schreist du mich doch an!" "Werde ich nicht." "Wirst du doch!", lachte Chris, aber es klang unsicher. "Du erinnerst dich doch an das, was ich dir über den Tag erzählt habe, als mein Vater mich verprügelt hat, oder?" "Ja, daran erinnere ich mich..." Jasons Augen wurden groß. "Das ist nicht er! Nicht der Junge mit dem du rum gemacht hast!" "Pst!" Chris schaute sich leicht panisch um. "Jetzt wirst du doch laut." "Ich stehe da wie ein dummer Junge!" "Nein, tust du nicht! Es tut mir leid, ich hätte dir das schon noch gesagt. Aber bevor du anfängst dein Revier zu markieren: Ich habe Dave nie geliebt und ich werde ihn nie lieben, daran ändert auch seine Kohle nichts. Er war so etwas wie ein Fuck Buddy für mich und wir hatten noch nicht einmal richtigen Sex. Also bitte mach jetzt keine Szene." Jason legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. "Es tut mir leid, ist schon gut." "Du musst dir wirklich keine Sorgen machen." "Ich glaube dir ja." Er gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Komm schon, zeigen wir ihm, wie glücklich man auch ohne fettes Bankkonto sein kann." Als Dave zurückkehrte, zeigte er keinerlei Interesse daran, das Thema wieder auf zu nehmen. Im Gegenteil, sie gingen zu eher belanglosem Smalltalk über. Es ging um das Wetter in San Francisco, ob hier wirklich so viele Erdbeben waren (Jason hatte zum Glück bisher noch keines erlebt), ob ein Ausflug nach Alcatraz auf jeden Fall zum Pflichtprogramm bei einem Urlaub hier gehörte, usw. Dave zeigte außerdem außerordentliches Interesse an Jasons Beruf. Der Polizist entspannte sich allmählich, er war immer noch kein Fan von Dave Jerrod, aber der Abend schien doch noch einigermaßen gut zu laufen. Chris sagte recht wenig, er schien immer noch nervös wegen der Sache mit seiner Familie, die aber bisher nicht zur Sprache gekommen war. Jasons Glückssträhne endete, als das Essen gebracht wurde. Auf mehreren Platten gab es alles, was der Sushiliebhaber begehrte, kunstvoll angerichtet. Während Chris Augen leuchteten, hoffte sein Freund, dass er beim Anblick der vielen eigenartigen Dinger (von denen einige auch noch, wie Jason mit Schrecken feststellte, ihre Schwänze beim Zubereiten behalten hatten) nicht allzu blass wurde. "Dann wünsche ich guten Appetit.", lächelte Dave und er und Chris begannen, ihre Teller mit einer Auswahl der Delikatessen zu füllen. Jason tat es Chris nach, er nahm, was er nahm, nur um die Teile mit den Schwänzen machte er einen großen Bogen. Dave reichte ihm ein Schälchen mit einer grünlichen Paste. "Möchten Sie auch Wasabi, Jason?" "Oh ja, vielen Dank." Jason nahm das Schälchen an, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, was Wasabi war. "Ich liebe diesen japanischen Senf.", mischte sich der blonde Mann ganz beiläufig ein, damit Jason ungefähr wusste, womit er es zu tun hatte. "Ich kann mich an diesem Zeug kaum satt essen." Dave lächelte Chris dabei an, der eifrig nickte. "Ja, ich habe schon öfter Sushi gegessen, aber das hier schlägt alles. Wirklich toll. Findest du nicht auch, Jason?" Er wollte seinen Freund unterstützen und lächelte ihm aufmunternd zu, doch in der nächsten Sekunde gefror seine Miene. "Jason! Nein!" Aber es war zu spät, der Polizist hatte sich ein Stück Sushi mit mehr als fingerdick geschmiertem Wasabi in den Mund gesteckt, er hatte vorgehabt, damit den Geschmack etwas zu übertünchen, vor allem weil er Senf sehr gern aß. In der nächsten Sekunde hatte er das Gefühl, sein Mund würde in Flammen stehen. Seine Augen quollen regelrecht hervor, er fing an heftig zu husten und griff so schnell er konnte nach dem Glas mit Wasser auf dem Tisch. Chris wollte ihm helfen, doch Jason stieß mit Beinen gegen den niedrigen Tisch und dabei fiel das Weinglas des blonden Mannes um und dessen Inhalt verteilte sich auf seinem Anzug. Endlich schien es Jason besser zu gehen, sein Gesicht war knallrot. "Wieder okay?" Chris ignorierte die Flecken auf seinem Anzug, Jason war wichtiger. Der Polizist sprang auf. "Entschuldigt mich!" Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und eilte Richtung Toilette davon. "Ich bin gleich wieder da, entschuldige!" Chris stand ebenfalls auf, um ihm zu folgen. Daves schadenfrohes Grinsen sah er deswegen nicht mehr. Glücklicherweise waren sie allein in den Waschräumen. Als Chris den Raum betrat, stand Jason über eines der edlen Waschbecken gebeugt und warf sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Seine Haut schien immer noch regelrecht zu glühen, so rot war sie. "Alles in Ordnung?" "Nichts ist in Ordnung!", fauchte Jason. "Gar nichts! Das war Absicht! Dieser Dreckskerl hat das mit Absicht gemacht!" "Er hat dir aber nicht soviel Wasabi drauf getan, das warst du." "Er hat es gesehen! Er hatte direkten Augenkontakt mit mir, als ich dieses verdammte Ding in den Mund genommen habe! Er hätte es leicht verhindern können! Aber er wollte, dass ich mich blamiere!" "Unsinn, er hat das sicher nicht registriert!" "Natürlich, du bist mal wieder naiv und gutgläubig! Außerdem sagtest du, es sei Senf." "Das habe ich nur gesagt, um dir ungefähr mitzuteilen, was das ist!" "Glanzleistung!", meinte Jason verächtlich. "Du weißt, dass ich Senf in rauen Mengen essen kann." "Ja, gib mir ruhig die Schuld für deinen verdammten Stolz! Ich hätte die Karte verlangt, aber nein, Jason Cunningham muss den weltmännischen Feinschmecker raushängen lassen und lässt Dave bestellen, obwohl er sich vorher im Aufzug noch angestellt hat! Am besten bittest du ihn noch hierher, damit ihr messen könnt, wer von euch den Längeren hat!" "Wie lang sein Schwanz ist, kannst du ja sicher am besten beurteilen!" Chris' Hand klatschte in Jasons Gesicht. "Arschloch!" Er drehte sich um und wollte gehen, doch Jason packte ihn am Arm. "Warte!" "Lass mich los!" "Es tut mir leid..." Chris' blaue Augen funkelten zornig, doch als er Jasons Gesichtsausdruck sah, der zeigte, dass es ihm ehrlich leid tat, verflog sein Ärger. "Ich wollte das nicht sagen. Ich fühle mich nur in die Ecke gedrängt. Ich habe das Gefühl, dass dieser Kerl mir zeigen will, was für ein Trampel ich im Gegensatz zu ihm bin, nur weil er mehr Geld hat als ich." "Deine Eltern sind auch nicht arm." "Aber bei weitem nicht so wohlhabend wie er! Und schließlich leben wir größtenteils von meinem Einkommen und natürlich von deinem, nicht von dem Geld meiner Eltern." "Aber das ist doch vollkommen egal, ich bin glücklich mit dir." "Aber sei doch mal ehrlich." Jason nahm ihn in den Arm. "Wärst du nicht noch glücklicher, wenn du so sorgenfrei leben könntest wie er?" Chris drückte sich an ihn. "Jason, du bist manchmal ein echter Dummkopf. Meinst du, Geld könnte dich aufwiegen. Wir könnten in einem Pappkarton wohnen, ich würde bei dir bleiben." "Übertreib nicht!", grinste Jason. "Na gut, manchmal bist du unausstehlich, besser so?" "Ja, besser! Aber ich muss zugeben, dass mich die Ohrfeige eben irgendwie heiß gemacht hat. Was meinst du? Wollen wir uns versöhnen? Die Kabinen sind alle frei." Er fuhr ganz beiläufig mit der Hand in den Schritt seines Freundes, doch dieser beendete die Exkursion sehr schnell und trat einen Schritt zurück. "Nichts da, wir sind schon lange genug weg und ich habe genug Flecken auf dem Anzug! Reiß dich zusammen, du Lustmolch. Wenn du willst, knall ich dir zuhause noch eine!" Jetzt grinste er auch breit. "Wenn uns einer hört!" "Dann wissen alle, was ich für ein Ferkel als Freund habe!" "Gehen wir zurück?" Chris nickte, verschränkte aber gleichzeitig die Arme vor der Brust. "Aber nur, wenn es keine weiteren Machoausbrüche gibt. Du musst mir nicht beweisen, dass du hier der Hengst bist." "Diese Analogie gefällt mir." "Zuviel Kontakt mit David..." Chris verdrehte gespielt die Augen. "Eindeutig zuviel Kontakt mit David, das wird eingeschränkt, rigoros, du darfst jetzt nur noch mit ihm spielen, wenn Jeremy und ich das erlauben, damit er dich nicht auch noch verdirbt!" "Ja, Daddy!", lachte Jason, er behielt die Tatsache, dass Jeremy und David mal wieder dicke Luft hatten, immer noch für sich. "Bevor wir wieder rüber gehen: Das Thema ist ja noch gar nicht gefallen, aber was machst du jetzt wegen Dallas?" Chris atmete tief ein. "Darüber habe ich den ganzen Abend nachgedacht... und ich glaube ich habe mich entschieden." Er lächelte etwas unsicher. "Ich habe wahnsinnige Angst davor, aber in einer Hinsicht hat Dave Recht. Es ist eine wundervolle Chance. Ich habe mir immer eine normale Familie gewünscht und jetzt habe ich die Möglichkeit, eine zu bekommen..." Er schmiegte sich an Jasons Brust und schloss die Augen. "Ich werde nach Dallas gehen." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 20 Seiten! Ô_o Dieses Kapitel hat ohne dieses Nachwort sage und schreibe 20 Seiten und es wäre eigentlich noch länger, aber die Szene im Benkay wurde gekürzt (eigentlich sollten die Beiden noch zu Dave zurückkehren und Chris dort seine Entscheidung treffen) und die Auflösung des aktuellen David-Jeremy Plots gibt es nun erst im nächsten Kapitel. Das nächste Kapitel... das ist Nummer 25... ich hatte vor Urzeiten mal gesagt, dass diese Geschichte wohl 25 Kapitel haben wird... ich gehe jetzt mal grob geschätzt von der doppelten Anzahl aus ^^ Regen, ich liebe das. Ich wollte schon lange so eine Szene wie die zwischen Dave und Chris in dem Park schreiben, Schreierei im Regen hat etwas herrlich dramatisches ^^ Der heimliche Star dieses Kapitels ist ohne Zweifel Batman, der noch nie soviel vorkam ^^ Ich kann ihn gut beschreiben, weil wir selbst einen Beagle haben, auch wenn man den schon lange nicht mehr auf den Schoss nehmen kann, 18 kg sind etwas viel *lol* Endlich ist raus, warum David so ein Beziehungsphobiker ist ^^ Eine Rückblende darauf wird es nicht geben, ich denke, das reicht so aus. Am meisten Spaß hatte ich dann aber an der Benkay Szene ^^ Ich liebe es, aus Jason den eifersüchtigen, etwas machohaften Beschützer zu machen und dass er Mist baut ist nur recht und billig, kündigt er das doch im Gespräch mit David schon an. Dieses Kapitel ist wie gesagt dem lieben Uly gewidmet, er wird sicher verstehen warum ^^ Als mein Kollege im Club der tauben Nüsschen hat er sich das verdient! (*singt* Wir alle sind taube Nüsschen! *g*) Eigentlich müsste es das nächste Kapitel sein, wenn der Grund für die Widmung öfter vertreten ist, aber ich plane eine kleine Aktion für Kapitel 25, die jemand anderem eine Widmung zukommen lassen wird *lacht geheimnisvoll* Ich halte jetzt lieber das Maul, bevor mir das Kapitel nachher noch wegen des Nachwortes geteilt wird *lach* Bis zum nächsten Kapitel ^^ Euer taubes Nüsschen Uly (da muss irgendwo ein Nest sein, ich bin aber nur ein Halb-Uly *g*) PS: Ich weiß, dass die Umschreibung des Essens im Benkay eher grob ist, schließlich gibt es viele Arten Sushi, aber ich denke, für den hier gewollten Zweck reicht es. ^^ PPS: Steckbrief Update: Sly samt Bild online ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)