Extorts Changeover von Lina_Kudo (Ein erpresster Seitenwechsel (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 6: A Lonely Escape -------------------------- Kapitel 6: A LONELY ESCAPE Die einsame Flucht ****Rückblick**** Die Tür ging laut auf. Sofort schreckten sie aus dem schlum-mernden Schlaf hoch. Hellwach verfolgten sie das Geschehen und blickten zur Tür. Es war Gin. Entsetzt fragten sie sich, was nun folgen würde, denn sie wussten: Es war ausnahmslos alles möglich, und gewiss nichts Gutes. Sie wollten aufstehen und sich ihm stellen, um aus dieser Anstalt zu flüchten, doch sie spürten sofort, dass sie keine Energie mehr dafür hatten. Viel zu schwach und erschöpft waren sie von den Ereignissen der letzten Stunden. Gin schritt wortlos auf sie zu und packte Ran am Arm, bevor er sie zu sich zog und den Raum verlassen wollte. Jegliche Versu-che Rans, sich dagegen zu wehren, schlugen fehl. Shinichi rea-gierte schnell, erhob sich mit aller Kraft und rannte ihm hinter-her, doch Wodka kam seinem Vorgesetzten zu Hilfe und hielt den Oberschülerdetektiven ab, indem er ihn achtlos zurück in den Kerker warf. In diesem schwachen Zustand war er seinem Feind natürlich nicht gewachsen. »Ran!«, schrie er sich die Seele aus dem Leib. Er hörte nur noch, wie Ran ebenfalls ängstlich seinen Namen rief, als die Tür ins Schloss fiel. Der Ort wurde mit einem Mal wieder dunkel, still und kalt. ****Rückblick**** »W- Was wollen Sie von mir?«, fragte Ran laut, und doch hielt sie sich aus Angst etwas zurück. Sie saß gefesselt auf einem Stuhl. Direkt gegenüber saß höchstwahrscheinlich der Boss dieser finsteren Organisation. Graue, gefühlskalte Augen schauten sie durch blonde Strähnen hindurch, die ihm mitten auf sein kantiges Gesicht fielen, durchdringend an. Der Ausdruck in seinem Gesicht ließ nichts durscheinen. Keinerlei Mimik oder Gefühlsregung war zu sehen. Sein Blick war so emotionslos und leer, dass es Rans Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Mann hinter dem Schreibtisch war kein Japaner – eher ein Amerikaner mittleren Alters. Ein großer Mann – das konnte sie trotz seiner momentanen Sitzposition erkennen. Er schien sehr durchtrainiert und muskulös zu sein, doch dies verbarg sich unter einem schwarzen eleganten Anzug, wie ihn alle Männer hier trugen. An seiner rechten Hand hielt er zwischen Zeigefinger und Mittelfinger eine Zigarette, inhalierte tief und pustete den stinkenden Rauch direkt in ihr Gesicht aus. Diese kniff die Augen zusammen und musste stark husten von dem Rauch. Ihre Augen begannen durch die Schärfe des Rauches zu tränen. Das war nicht bloß eine Zigarette. Normalen Zigarettenrauch kannte sie durch ihren Vater. Der Geruch war süßlich und intensiver. Abrupt stand der Drahtzieher auf. Das Herz der Gefangenen rutschte ihr in die Hose. Jede kleinste Bewegung seinerseits ließ sie innerlich vor Angst zusammenzucken. Bei jedem dieser Kerle empfand sie so eine Furcht. Vor allem bei diesem Mann. Er hatte so eine entsetzlich negative unmenschliche Aura, so dass sie am liebsten davongelaufen wäre, wenn sie gekonnt hätte. Denn eines wusste sie mit hundertprozentiger Sicherheit: Dieser Mann ging über Leichen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. »Willst du mal? Im Leben sollte man alles einmal ausprobiert haben. Das Leben ist sowieso schon kurz genug«, ertönte seine raue, kratzige Stimme direkt hinter ihr. Blitzschnell drehte sie ihren Kopf zu ihm. Sie war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass er nun direkt hinter ihr stand. Ganz ruhig bot er ihr seinen Joint an, doch das Mädchen mit den langen hellbraunen Haaren reagierte nicht darauf. Sie war doch nicht von allen guten Geistern verlassen und würde sein Angebot annehmen. So weit käme es noch. Niemals würde sie sich so jemandem unterordnen. Sie war stark. Sowohl physisch als auch mental. Sie war kein schwaches Mädchen. »Ich habe dich etwas gefragt und verlange gefälligst eine Antwort von dir!« Brutal steckte er der wehrlosen Ran den Joint in den Mund. Von einer Sekunde auf die andere war er richtig wütend geworden. Seine Stimme war so laut geworden, dass sie bereits da vor Schreck zusammengezuckt war. Sofort spuckte sie geschockt die Zigarette aus. Tränen der Verzweiflung schossen in ihre blauen Augen. Durch diese Aktion waren mit einem Mal ihr ganzer Stolz und ihr gesamtes Selbstbewusstsein, welche sie sich ihr ganzes Leben lang aufgebaut hatte, gebrochen. Shinichi, hilf mir bitte … Das war der einzige Gedanke, der ihr in diesem Moment noch Halt und Kraft gab, stark zu sein und es auch zu bleiben. Auf einmal spürte sie eine große, kalte Hand unter ihrem Kinn. Sie wehrte sich nicht; ließ ihre Augen geschlossen und es geschehen, als die Hand ihr Gesicht zu dem Peiniger führte. »Hmm, du gefällst mir. Optisch genau mein Typ, nur an deiner unschuldigen Art müssen wir noch arbeiten. Ich stehe nämlich eher auf böse Mädchen«, hörte sie seine lüsterne Stimme sagen, bevor er wieder von ihr abließ. »Ich habe heute meinen großzügigen Tag und mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen solltest, wenn du willst, dass dein Liebster lebend hier rauskommt«, fing das Oberhaupt der Schwarzen Organisation an und fuhr sich durch seinen kurzen Blondschopf. Ran wurde hellhörig, öffnete sofort ihre Augen und sah ihm erwartungsvoll in die Augen. Bestrebt, auf alles gefasst zu sein. Shinichi saß, immer noch unter Schock stehend, auf dem kalten Boden. Nachdem er erfolglos versucht hatte, sich irgendeine Strategie einfallen zu lassen, von hier rauszukommen, um Ran zu retten, saß er nun verzweifelt auf dem Boden und hielt sich den Kopf. Er hatte auch, untypisch für ihn, so lange gegen die Tür eingeschlagen und rumgebrüllt mit der Hoffnung, dass sie sein Geschrei nerven könnte und die Tür aufmachen würden. Vergeblich. Was machten sie nur mit Ran? Warum sie? Er war es doch, den sie wollten! Oh Gott, hoffentlich taten sie ihr nichts. Das würde er sich niemals verzeihen können. Durch ein lautes Schlossknacken und dem Lichtspalt, der den Kerker ein wenig aufhellte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Sofort richtete er sich mühsam auf. Nach wie vor tat ihm alles weh. Ernst und doch mit der Hoffnung in den Augen, Ran unversehrt wiederzusehen, schaute er auf. Doch leider wurde seine Hoffnung keine Wirklichkeit, denn vor ihm stand eine junge Frau, die einen schwarzen Blazer und dazu einen passenden rabenschwarzen Rock trug. Platinblonde, gewellte lange Haare umspielten geschmeidig ihr schmales, amerikanisches Gesicht. Sie schaute ihn mit einem abschätzigen Blick durch die blauen Augen an. Es war keine Geringere als Vermouth. »So sieht man sich also wieder«, sagte sie mit scharfer und zugleich weiblicher Stimme. Sie befahl ihm durch eine eindeutige Handbewegung, zu ihr zu kommen. Shinichi, der keine andere Wahl hatte, tat wie ihm geheißen. Er spielte mit den Gedanken, sie zu überwältigen, doch Vermouth durchschaute seinen Plan schnell und richtete warnend eine Pistole auf ihn. »Ja nicht auf falsche Gedanken kommen«, mahnte sie mit einem gefährlichen Grinsen. Widerwillig senkte Shinichi seinen Blick. Kurz darauf wurden ihm die Augen verbunden und seine Hände gefesselt, bevor sie diesen düsteren Ort verließen. Wenn sie ihr die Augen verband, konnte das doch nur heißen, dass sie ihn nach draußen bringen wollte, oder? Warum sonst sollte sie das tun? Schließlich sollte er ja nicht erfahren, wo sich ihr Versteck befand. Hätten sie vor, ihn um die Ecke zu legen, hätte es ihnen ja egal sein können. »Wo ist Ran?«, fragte er die Amerikanerin sofort, nachdem er merkte, dass sie das Gebäude verlassen hatten und nun unter freiem Himmel standen. Vermouth setzte ein schelmisches Grinsen auf. »Vergiss die Kleine! Sie hat sich dazu entschlossen, sich uns anzuschließen. Ihr ist ein friedliches Leben wohl nicht mehr aufregend genug«, antwortete sie amüsiert. »Nein, das ist eine Lüge! Ran würde niemals so etwas tun!«, unterbrach er sie völlig aufgebracht, war jedoch total hilflos. Die Frau mit den langen blonden Haaren näherte sich seinem Ohr und hauchte: »Bist du dir da wirklich sicher?« Er wollte schon bejahen, doch im nächsten Moment spürte er eine Nadel, die in seinen Arm hineinstach. Die unausweichliche Dunkelheit übermannte ihn. Hoch über ihnen blickte Ran traurig aus dem Fenster und beobachtete das Geschehen traurig. Sehnsüchtig legte sie ihre Hände auf die Fensterscheibe. Eine stumme Träne verließ ihre Augen. Sie würde ihn wohl niemals wiedersehen. Aber das war sogar das Beste für ihn. Vermouth verfrachtete den bewusstlosen Shinichi ins Auto, stieg in den Fahrersitz ein und fuhr los. Das war‘s. Aber wenigstens hatte sie sich mit eigenen Augen vergewissern können, dass er aus diesem schrecklichen Ort hinausgeschafft worden war. Wenigstens er. Ihr Blick galt dem Boden, als sie sich schwermütig auf den Stuhl zubewegte, der gegenüber von dm Boss dieses kriminellen Bundes stand. »Okay, dein Möchtegerndetektiv ist in Sicherheit. Bist du nun zufrieden?«, drängte der Mann, der vor ihr saß und deutete auf das Blatt vor ihr. Ein Vertrag. Wenn sie ihn unterschrieb, dann gab es kein Zurück mehr. Dann würde sie ihr komplettes Leben umschmeißen und es endgültig hinter sich lassen. Ihr bisheriges Leben … vergessen. Ihr altes Ich vergessen. Vergessen, dass sie Ran Mori war. Eine vollständig andere Identität annehmen. Und auch die Menschen, die in ihrem Leben wichtig waren, musste sie … vergessen. Alle ihre Freunde. Heiji und Kazuya. Sonoko, ihre allerbeste Freundin. Ihre Mutter. Ihren Vater. Und auch ihn. Shinichi. Er war nicht nur in ihrem Leben gewesen, er war ihr Leben gewesen und war es immer noch, aber jetzt … musste sie alles vergessen. Für sie alle. Einfach nur vergessen … Sie stand vor der Entscheidung ihres Lebens, und doch hatte sie sich eigentlich schon längst entschieden. Sie hatte schon längst zugesagt. Wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, würden sowohl sie als auch alle ihre geliebten Personen nicht mehr allzu lange zu leben haben, und genau das durfte sie nicht zulassen. Dann würde sie Shinichi erst recht nicht mehr wiedersehen, und allein diese Vorstellung zerfraß sie noch mehr als der Gedanke, nun für die Bösen arbeiten zu müssen. Denn auf diesem Wege bestand wenigstens eine klitzekleine Chance, dass sie sich irgendwann wieder begegnen würden. Dieser Gedankengang machte ihr Mut. Mut, das alles hier durchzustehen. Es war ihr egal. Egal, wenn sie jetzt nun auf der dunklen Seite stand. Egal, dass sie nun offiziell auf verschiedenen Seiten kämpften. Sie wollte nur eins: Ihn irgendwann wiedersehen. Ganz langsam, jedoch mit einem entschlossenen Blick, griff Ran nach dem anthrazitfarbenen Kugelschreiber, der vor ihr lag, drückte leicht ans Ende des Stiftes, damit aus dem anderen Ende eine goldene Mine herauslugte. Damit bewegte sie sich auf das schwarz bedruckte weiße Papier zu. »Ran!«, brüllte Shinichi und riss sich aus der Bewusstlosigkeit. Kerzengerade saß er da und versuchte verzweifelt, zu Atem zu kommen. Er befand sich in seinem Schlafzimmer. Alles schien so friedlich, so normal, so alltäglich zu sein. War alles etwa nur ein Traum gewesen? Wie war das möglich? Der Braunhaarige stand auf und suchte sein Zimmer nach Hinterlassungen des Geschehens ab. Er war sich hundertprozentig sicher, dass alles kein Traum gewesen war, so sehr er es sich auch wünschte. Dafür war das Erlebnis viel zu real gewesen. Außerdem hatte er seinen ursprünglichen Körper wieder, und das war Beweis genug, das alles bittere Realität gewesen war, was er erlebt hatte. Sein Blick blieb auf seinem Schreibtisch stehen. Dort lag ein weißes Briefpapier mit königsblauer Tinte beschriftet. Ohne lange nachzudenken griff er danach und untersuchte zunächst das gesamte Blatt. Der Brief war höchstwahrscheinlich in aller Eile geschrieben worden. Trotzdem war die geschwungene Schrift beachtlich ordentlich und schön. Nachdem er das Äußerliche näher analysiert hatte, widmete er sich dem Kern, dem Inhalt des Geschriebenen. So konzentriert wie es in seiner momentanen Lage nur ging, las er sich alles Wort für Wort durch, und mit jedem gelesenen Satz spiegelte seine Miene eine höhere Stufe des blanken Entsetzens wider. Nachdem er die Zeilen zu Ende gelesen hatte, ließ der fassungslose Shinichi den Brief achtlos fallen und sackte zusammen. Wie paralysiert starrte er wieder auf das weiße Blatt Papier. Unkontrolliert und pausenlos schlug er mit der Faust gegen den Fußboden und Tränen der Verzweiflung rannen seine Wangen hinunter, nachdem er richtig realisiert hatte, was er gerade durch diesen Brief erfahren hatte. »Nein, Ran! Bitte nicht …«, schluchzte er und wollte es nicht wahrhaben. Er konnte die Wahrheit nicht ertragen. Er wollte sie nicht akzeptieren … geschweige denn einfach so hinnehmen. Niemals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)