Messing with Movies von Glasschmetterling (100 Filmzitate-Projekt) ================================================================================ Kapitel 8: "Sie stehen in einem riesigen Haufen Scheiße und haben nicht die richtigen Schuhe dafür an." (The Avengers) ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 8. „Sie stehen in einem riesigen Haufen Scheiße und haben nicht die richtigen Schuhe dafür an.” (Die Bourne Verschwörung) Fandom: Avengers Charaktere: Tony Stark, Natasha Romanoff Natasha Romanoff festigte ihren Griff um ihr Sektglas und schlängelte sich durch die Gäste des Empfangs, während sie sich mit gespielt beiläufigem Interesse umsah, nach ihrem Ziel, nach den Fluchtwegen, nach möglichen Gefahren, nach den großen Flügelfenstern, hinter denen sich, wie sie wusste, Tony Stark in seinem Anzug verbarg, bereit, jederzeit zu ihrer Rettung heranzueilen. Der Gedanke beruhigte sie nicht so wirklich – sie war es gewohnt, alleine zu arbeiten, und jedes andere Teammitglied war nicht nur Unterstützung für sie, sondern auch eine mögliche Quelle von Irritationen, die ihre Planung und ihre Verteidigung unterminieren konnten. Natürlich, mit Barton war sie schon immer gut klar gekommen, und während ihres Einsatzes in New York hatte sie sich mit der Idee des Teamworks anfreunden müssen... aber Stark? Ausgerechnet? Auf einem Empfang? Die Wahrscheinlichkeit, dass er ihr half, hielt sich ungefähr mit der die Waage, dass er zuerst das Buffet plünderte, dann betrunken eine Szene machte und sich mit einer hübschen Blondine in irgendeine Besenkammer verzog. Und das, nachdem er und Potts nun endlich verstanden hatten, was im Rest der Welt schon die Spatzen von den Dächern pfiffen. „Romanoff?“ Die Stimme in ihrem Ohr erhöhte ihre Irritation zusätzlich, und sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas, um ihre genervte Antwort zu verbergen. „Ja?“ „Drehen Sie mal den Kopf, ich will wissen, wie es da drinnen aussieht.“ Nur ihre Professionalität sorgte dafür, dass sie ein Augenrollen zurückhalten konnte, doch trotzdem wandte sie sich um, erlaubte der in ihre Brille eingebauten Kamera, die Menge zu beobachten. „Waren Sie noch nie auf einer Party, Stark?“ „Nicht auf einer, die von der russischen Mafia gegeben wird.“ „Sie verpassen nichts außer Kopfschmerzen, und die kann ich Ihnen auch anders besorgen. Und jetzt halten Sie die Fresse und lassen Sie mich meine Arbeit machen.“ Ein letzter Schluck, dann stellte sie das Glas auf dem Tablett eines der vorbeieilenden Kellner ab und zupfte eine verrutschte Strähne zurecht, die zu ihrer Abscheu nun unspektakulär dunkelbraun und glatt waren und nicht mehr rot und gelockt. Wenn Natasha es darauf angelegt hätte, hätte sie der Star des Abends sein können, aber heute war es wichtig, in der Menge im Hintergrund zu verschwinden und keine Aufmerksamkeit zu erregen, wenigstens bis zum richtigen Zeitpunkt. Also war ihr Kleid langweilig schwarz mit einem konservativen Schnitt, der sie schwer an einen Kartoffelsack erinnerte, ihre Frisur schlicht, und sie trug keinen Schmuck außer einer Uhr und einer Perlenkette, die auch direkt vom Hals der Frauen von Stepford hätte kommen können. Und trotz ihrer Behauptung gegenüber Stark, dass sie arbeiten müsse, langweilte sie sich zu Tode. Der Mann, den sie hier suchten, war ein internationaler Waffendealer, der in einem Anflug von Genialität oder Wahnsinn Reste von HYDRAs Experimenten mit dem Tesseract entdeckt hatte und sie nun an den Meistbietenden verscherbeln wollte. Und von dort aus würden sie natürlich auf allen Schlachtfeldern der Welt landen, für den richtigen Preis selbstverständlich, und irgendwann auch gegen die Avengers eingesetzt werden. Das war eine Vorstellung, die sogar Natasha Kopfschmerzen und Albträume bereitete, genauso wie Director Fury, und das war der Grund, wieso sie hier war und Stark sich auf dem Dach des Gebäudes verbarg. Dummerweise war ihr Ziel noch nicht aufgetaucht, und so hatte sie nichts besseres zu tun, als unerwünschte Flirtversuche im Keim zu ersticken und sich mit Champagnergläsern vor dem Angebot von zu viel Wodka zu retten. Ja, sie war Russin, aber abgesehen davon, dass sie einfach hasste, was Alkohol mit ihren Reflexen und ihrer Koordination anstellte, zumindest, wenn sie im Einsatz war, hatte sogar sie ein Limit, und so lange, wie diese Party zu dauern schien, wollte sie nicht riskieren, es zu erreichen. Ein Gutes wenigstens hatte das hässliche kleine Schwarze, das sie trug – es verbarg das beruhigende Gewicht ihrer Pistolen und ihres Messers an ihren Oberschenkeln ganz ausgezeichnet, und wenn sie sich so umsah, ihren Blick über die vielen Männer mit Kurzhaarschnitt und Oberkörpern wie Schränken wandern ließ, dann war das gut so. Fast alle von ihnen brüllten fast das Klischee des Soldaten oder des Söldners heraus, und auch wenn sie sich in der Zwischenzeit vielleicht in Sicherheitsleute oder Bodyguards verwandelt hatten, das machte sie nicht weniger gefährlich. Allerdings war Natasha ebenfalls eine sehr gefährliche Frau, und sie hatte den zusätzlichen Vorteil, dass ihre Haltung und ihre Frisur nicht der ganzen Welt lauthals verkündeten, was sie war. Im Moment sah sie eher aus wie eine langweilige Assistentin denn eine Agentin von S.H.I.E.L.D., und das war gut so. Das Raunen und die Bewegung, die durch die Menge gingen, ließen ihre geübten Sinne prickeln, und sie wandte sich mit den anderen um, verschwand in ihren Reaktionen, passte sich den Gästen an und betrachtete mit ihnen den Mann, der mit zwei Bodyguards in den Raum trat und das Bewusstsein ausstrahlte, dass sie alle für ihn gekommen waren. Natashas erster Gedanke war, dass seine beiden Schläger noch größer und muskulöser waren als die der anderen Gäste, und noch skrupelloser aussahen, aber sie war sich recht sicher, dass sie mit den beiden fertig werden würde. Ihre Erkenntnis wurde dicht gefolgt von Skepsis – der Mann, den sie beschützten, schien den Aufwand kaum wert, mittelgroß und mit erstem Bauchansatz, die Haare gräulich braun und Gesicht und Augen nur von der Gewissheit seiner eigenen Wichtigkeit erhellt. Ohne diese hätte Nastasha ihn wahrscheinlich auf der Straße nicht bemerkt, wenn er an ihr vorübergegangen wäre... er hatte keine Ausstrahlung, keine Genialität, und sie war sich sicher, dass ihm seine Lakaien nur folgten, weil er ihnen viel Geld bezahlte. „Ist er das?“, fragte Stark, und Natasha hob die Hand, um ihre Brille zurechtzurücken und so die Bewegung ihrer Lippen zu verbergen. „Mit ziemlicher Sicherheit. Halten Sie sich bereit.“ „Aye, Ma'am.“ Der Spott in seiner Stimme wurde durch seine aufkeimende Konzentration abgelöst, und Natasha begann, sich zu bewegen, verließ ihre Ecke des Saals und machte sich auf den Weg zum Eingang, wo der Waffendealer gerade vom Gastgeber unter großem Händeschütteln und Schulterklopfen begrüßt wurde. Natasha warf einen langen Blick auf ihn, damit die Kamera in ihrer Brille eine gute Aufnahme von seinem Gesicht machen konnte, dann wandte sie sich um, um die anderen Gäste zu beobachten. Neben ihr hatten sich noch andere in Bewegung gesetzt, um den Star des Abends abzufangen und ein paar Worte mit ihm zu wechseln, ihn sogar jetzt schon zu überzeugen, dass ihr Angebot das beste war, und Natasha lächelte. Das war ein Spiel, das sie auch beherrschte, und sie festigte ihren Griff um ihre Handtasche, während sie sich durch die hochgewachsenen Männer schlängelte und den Vorteil, den ihre unscheinbare Erscheinung ihr verschaffte, ausnutzte. Die wenigen, beiläufigen Blicke, die man ihr zuwarf, ordneten sie offensichtlich als die Assistentin des einen oder anderen Umstehenden ein, bis sie vor dem Waffendealer stand, der gerade ein Champagnerglas gereicht bekommen hatte und seinen speckigen Arm um eine junge, hübsche Frau schlang. In jeder anderen Situation hätte Natasha mit ihm geflirtet, bis er seine aktuelle Begleitung vergaß, und ihn dann in einen der zahlreichen Nebenräume gelockt, aber mit ihrer heutigen Tarnung, die sie gebraucht hatte, um bis zum richtigen Moment unbehelligt zu bleiben, konnte sie das nicht. Also musste sie sich auf andere Argumente verlassen, aber ihr Geschäftsblick – der, der hartgesottene Killer erschaudern ließ – und der Inhalt ihrer Handtasche sollten dafür mehr als ausreichend sein. „Und wer bist du, Kleine? Solltest du nicht lieber auf einer Tupperparty rumstehen und deine Kinder hüten?“ Die Beleidigung schrammte an ihrer professionellen Schale ab, auch, weil sie von einem Mann kam, der keine starke Ausstrahlung und Persönlichkeit hatte, die er hinter seine Worte legen konnte. Ihr Lächeln enthielt keinerlei Weichheit. „Ich habe ein Angebot für Sie, und es gilt genau zehn Sekunden.“ Sie warf ihm ihre Handtasche zu, und seine angeheuerten Schläger spannten ihre Schultern an, griffen nach ihren Waffen – zu Recht. Sie hätte alles darin verbergen können, von einem Sprengsatz bis zu einem Kontaktgift, und trotzdem war der Mann dumm genug, den Reißverschluss zu öffnen. Sein leiser, beeindruckter Pfiff und die Art, die er sich entspannte, überzeugte seine Leibwächter, dass keine unmittelbare Gefahr von ihr ausging, aber Natasha konnte sehen, wie die beiden Männer mit den Zähnen knirschten. Sie war auf genug Personenschutzmissionen gewesen, um zu wissen, wie unangenehm es war, einen Vollidioten zu beschützen, der keine Ahnung von Sicherheitsprozeduren hatte und sie auch nicht befolgte, aber ihr Mitleid hielt sich in Grenzen. Männer, die ihren Arbeitgeber verachteten und noch dazu wütend auf ihn waren, ließen sich leichter ausschalten, und sie wusste, im Laufe des Abends würde sie froh darüber sein. „Fünf Sekunden.“ „Lassen Sie uns das doch in einem privateren Rahmen besprechen, Ms...?“ „Aljona.“ Sie erlaubte sich ein zweites Lächeln, doch es erreichte nicht ihre Augen, und fast konnte sie sehen, wie die Jovialität von ihrem Ziel abfiel. „Ausgezeichnet.“ Ein paar gewisperte Worte an seinen Leibwächter, und sie wurde durch das Haus davongeführt, während sie das Adrenalin durch ihre Adern pulsieren spürte. Sie hatte die Maske der mausgrauen Assistentin in dem Moment abgelegt, in dem sie dem Dealer gegenübertrat, und er und seine Leibwächter – oder zumindest seine Leibwächter – wussten, dass sie einer gefährlichen Frau gegenüberstanden. Sie musste vorsichtig sein, wie sie nun vorging, um sie auszuschalten, und mit einem Mal war sie doch froh, dass Stark dort draußen vor den Fenstern wartete. „Folge dem Signal“, murmelte er fast unhörbar in ihrem Ohr, und im Hintergrund konnte sie das Flüstern seiner Düsen hören, als er ungesehen zwischen den Fenstern entlangglitt. Sie erreichten einen opulent ausgestatteten Büroraum, und einer der Leibwächter positionierte sich außen an der Tür, während der zweite seinem Auftraggeber nach drinnen folgte und sich an seiner Seite hielt. Natasha spürte ein Lächeln in sich aufsteigen, unterdrückte es aber – gefährlich oder nicht, die beiden Männer waren offensichtlich der Ansicht, dass einer von ihnen mehr als ausreichte, um mit einer Frau wie ihr fertig zu werden. Ein Fehler – aber einer, der ihre Arbeit maßgeblich erleichtern würde. Der Dealer nahm hinter dem gepolsterten Schreibtisch Platz, so als ob er seiner wäre, und bedeutete ihr gönnerhaft, sich an dem Barwagen zu bedienen, der ihm ebenfalls nicht gehörte. Natasha schüttelte den Kopf. „Das Geschäft zuerst.“ „Für wen arbeiten Sie, Aljona?“ „Einen international bekannten Player in Ihrem Geschäft.“ Sie lächelte – sie hatte nicht einmal lügen müssen. S.H.I.E.L.D. war ebenso bekannt wie Tony Stark, sie hatte nur vorsorglich nicht erwähnt, dass ihr Auftraggeber in einem Kampfanzug über dem Fenster hing, bereit, das Zimmer zu sprengen, sollte ihr irgendetwas passieren. „Und hat dieses Phantom auch einen Namen.“ „Hat er.“ Sie hielt lange genug inne, um Missmut über seine wenig bemerkenswerten Züge huschen zu sehen, bevor sie weitersprach. „Ich bin sicher, Sie werden sich früh genug treffen – nur nicht in diesem Stadium unserer... Verhandlungen.“ Sie begann, gefallen an diesem Spiel zu finden, und konnte fast Starks schadenfrohes Grinsen sehen, während sie nach vorne an den Schreibtisch trat und nach ihrer Handtasche griff, die er noch immer festhielt. Für einen Moment spürte sie den Widerstand seiner Finger, bevor er losließ, aber sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, wie seine Gier sein Verhör vereinfachen würde. Sie musste auf den richtigen Moment warten, um den ersten Leibwächter auszuschalten und den Dealer in Starks wartende Hände zu reichen, bevor sein Lakai vor der Tür überhaupt bemerkte, was geschah. Die gepolsterten Türen würden zwar einen Teil der Kampfgeräusche abfedern, aber nicht alle, also musste sie sich auf ihre Schnelligkeit verlassen und darauf, dass Stark sich nicht wie ein Idiot anstellte. Sie öffnete den Verschluss ihrer Handtasche und ließ die Diamanten – Starks Diamanten – auf die Schreibtischplatte purzeln, nicht einen nach dem anderen, sondern in einer kleinen, funkelnden Lawine. Die Augen der beiden Männer richteten sich fast magisch angezogen auf die Steine und Natasha spannte schon ihre Muskeln an, um sich auf den Leibwächter zu stürzen, als Schüsse durch den Flur gellten. Sie brach den waffenlosen Angriff ab, bevor mehr als ein leichtes Zucken sie verraten hatte, und griff nach ihren Pistolen, als sie am Arm gepackt und brutal hinter den Schreibtisch geschoben wurde. Sie hätte sich wehren können, den Leibwächter abschütteln, aber es hätte sie wertvolle Zeit gekostet, und so ließ sie sich fallen und wirbelte in Feuerposition, Waffen im Anschlag. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für einen heldenhaften Auftritt“, murmelte sie in ihr Mikrofon, als die Tür aufgerissen wurde und Bewaffnete hereinströmten, unter ihnen einige der Leibwächter vom Empfang. Anscheinend hatte es die Konkurrenz nicht allzu gut aufgenommen, dass sie von Natasha ausgestochen worden war. Die ersten von ihnen fielen nach schnellen Schüssen aus ihren Pistolen, während der Dealer sich unter dem Schreibtisch zusammenduckte und sein Leibwächter noch nach seinen Waffen griff. Dann explodierte das französische Fenster hinter ihnen in einem Schauer von Glasscherben, und ein Puls aus Iron Mans Handwaffen ließ die Angreifer im Flur Deckung suchen. „Bringen Sie ihn raus!“, brüllte sie, lauter als nötig, da der Knopf in ihrem Ohr auch ein Flüstern übertragen hätte, und sie sah, wie Stark in seinem Anzug zusammenzuckte. Für einen Moment hielt er inne, unentschlossen, während er noch einmal auf die Angreifer feuerte, dann brach offensichtlich doch die Vernunft bei ihm aus und er packte den Waffendealer und hievte ihn zum Fenster hinaus. Natasha hoffte, dass er nicht noch immer glaubte, er müsse sie beschützen – nach New York sollten sie doch eigentlich darüber hinweg sein – aber für mehr als einen schwachen Anflug von Ärger hatte sie keine Zeit. Der Leibwächter hatte sich ihr zugewandt, als Stark seinen Arbeitgeber am Kragen aus dem Fenster zerrte, offensichtlich kurz davor, sie genauso als Feind anzusehen wie die Männer, die auf sie einströmten, und für diese Diskussion hatte Natasha gerade so gar keine Zeit. Sie schickte ihn mit einem Schlag gegen die Schläfe in die Bewusstlosigkeit, aber ihre Abwehrreaktion dauerte einen Moment zu lange. Ein Schuss streifte ihren Arm, gerade als sie sich wieder in ihre Deckung zurückziehen wollte, und sie biss die Zähne zusammen. „Scheiße. Stark, Tempo!“ „Dreißig Sekunden.“ Er fügte noch etwas hinzu, von dem es dem Tonfall nach vielleicht besser war, dass sie ihn nicht verstand, zumindest, wenn Potts ihn in einem Stück zurückhaben wollte, und das Rauschen seiner Düsen auf Höchstleistung drang durch die Verbindung. Nur noch ein paar Sekunden... Es stellte sich heraus, dass sie genau diese Sekunden nicht hatte – kaum hatte sie den Gedanken beendet, trat ein Mann mit einer großen, einem Maschinengewehr ähnlichen Waffe herein, deren blaues Leuchten sie überall erkannt hätte. „Scheiße.“ Sie bemerkte abwesend, dass sie sich zu wiederholen begann, während der Schreibtisch, der ihr Deckung geboten hatte, in einem blauen Blitz verschwand und sie sich nach einer neuen Deckung umsah und nichts entdeckte, das sie hätte erreichen können. Also blieb ihr nur eine Wahl – sie schlug einen Haken, um einem neuen Schuss zu entgehen, und hechtete dann in einem Splitterregen zum Fenster hinaus. Sie wusste, dass sie sich im fünften Stock befand und dass es mit etwas Übung sehr einfach war, ein ballistisch fliegendes Objekt zu treffen... aber sie brauchte auch nur ein paar Sekunden. Nur ein paar... Sie schlug auf dem Boden auf, bereit, sich abzurollen und so die größten Schäden des Falls von sich abzuwenden, aber sie landete nicht, wie sie vermutet hatte, auf Asphalt, sondern in einer weichen, nachgiebigen Masse. Ihr Fuß verhakte sich und sie hörte, wie irgendetwas in ihrem Knöchel knackte – Knochen, dem Klang nach zu urteilen – aber sie stemmte sie hoch. Sie musste in Bewegung bleiben, musste weiterlaufen, musste ausweichen... die lange Nachladezeit der HYDRA-Waffen konnte ihr nur so lange zum Vorteil gereichen, wie sie schneller war als der Schütze. Sie stürzte erneut, als ihr Knöchel ihr Gewicht nicht tragen wollte trotz all ihrem Willen, ihn dazu zu bringen, doch dann explodierte etwas über ihr und sie wandte sich um, um nach oben zu Blicken. Iron Man schwebte über ihr und hatte das Büro, aus dem sie gerade geflüchtet war, in ein Schlachthaus verwandelt, und trotz des Gestanks von verbrannter Einrichtung und Blut spürte sie, wie die Erleichterung über sie hinwegwusch. Sie war sicher. „Die Waffe, Stark, die Waffe“, schnappte sie, als er zu ihr hinunterschweben wollte, und er zerrte die verkohlten, noch vage blau leuchtenden Reste des Maschinengewehrs aus den Trümmern, während Natasha sich angestrengt aufrichtete. Jetzt erst begriff sie, worin sie gelandet war, und sie rümpfte ihre Nase – warum musste dieser verdammte Müllcontainer auch unbedingt hier stehen? „Was mache ich hier eigentlich?“, murmelte sie mehr zu sich selbst und wünschte sich fast, sich gemeinsam mit Barton in einer nordnorwegischen Blockhütte den Arsch auf einer Observationsmission abzufrieren. Als Fury ihnen ihre Aufträge vergeben hatte, hatte sie ihn ausgelacht – jetzt war sie der Ansicht, dass Kälte wirklich vorzuziehen war, wenn die andere Möglichkeit beinhaltete, mit der Nase nach vorne in einem zwei Wochen alten, zerrissenen Müllsack zu landen. „Sie stehen in einem riesigen Haufen Scheiße und haben nicht die richtigen Schuhe dafür an?“, entgegnete Stark trocken und sie rollte mit den Augen, doch nicht, bevor sie einen Blick auf ihre Pumps geworfen hatte. „Das war eine rhetorische Frage.“ Sie hätte gerne noch etwas Beißendes hinzugefügt, aber immerhin sollte er sie von hier wegbringen, und sie war nicht ganz so lebensmüde wie Barton gerne behauptete. „Wo ist unser Ziel?“ „Auf einem Hausdach ein paar Blocks weiter – ohne Wartungszugang.“ Natasha grinste, auch wenn der Schmerz in ihrem Fuß zunehmend schwieriger zu ignorieren war. „Dann bringen Sie mich hin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)