Messing with Movies von Glasschmetterling (100 Filmzitate-Projekt) ================================================================================ Kapitel 3: "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung." (The Avengers) ----------------------------------------------------------------------- Sequel zu One-Shot #13, Prequel zu One-Shot #6, kann allerdings auch ohne die beiden anderen One-Shots gelesen werden :) 3. „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung!“ (Spider-Man) Fandom: Avengers Charaktere: Bruce Banner, Steven „Steve“ Rogers Doctor Bruce Banner wusste nicht, ob es die Angst vor ihm war oder eine anerzogene Höflichkeit aus einer anderen Zeit, die Steve Rogers dazu brachte, ihn wie eine rohes Ei zu behandeln, aber egal, welche dieser Erklärungen zutraf, das Ergebnis ging ihm auf die Nerven. Und es war niemals eine gute Idee, seine Geduld auf die Probe zu stellen... oder die des anderen. Eigentlich war es natürlich paradox, dass gerade der Versuch, in seiner Nähe nur auf Zehenspitzen zu laufen, genau den gegenteiligen Effekt auslöste, aber in seinem Leben war zu viel passiert, als dass ein schlichtes Paradoxon ihn noch wirklich verwundern konnte, oder ihn in Rage bringen. Ob das gut oder schlecht war... er wusste es nicht. Zu viel Ruhe war nichts, das in seinem Zustand die richtige Lösung darstellte, diese Erkenntnis hatte ihn schließlich eingeholt, während er versuchte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass die Veränderung in ihm, die die Strahlung verursacht hatte, permanent war. Zu wenig Ruhe allerdings auch nicht... und in der Hinsicht musste er Stark eigentlich fast dankbar sein, auch wenn er bezweifelte, dass der Mistkerl ihn aus reiner Menschenfreude triezte. Es war eigentlich unmöglich, dass er herausgefunden hatte, wie er den anderen unter Kontrolle hielt – aber bei Starks Verstand konnte man sich da nie sicher sein. Steve Rogers besaß eigentlich eine ähnlich gute Auffassungsgabe, wenn sie nicht besser war, was Menschen anging, aber sein Blick auf Bruce Banner wurde von einem Doktortitel und einem großen, grünen Monster verstellt. Und so konzentrierte er sich weiter auf wie eingefroren wirkende Höflichkeitsfloskeln und darauf, ihn vor Starks Bemerkungen zu verteidigen, während Bruce einfach nur arbeiten wollte, wenn auch nicht in Ruhe. Eigentlich reichte die bloße Tatsache, dass Loki eine Bedrohung für die Erde darstellte und er deswegen gezwungen war, wieder mit S.H.I.E.L.D zusammenzuarbeiten, um seinen Blutdruck konstant nach oben zu treiben und für die nötige Grundlage an Wut zu sorgen. „Doctor Banner? Kann ich Ihnen helfen?“ Nur wenn Sie einen Weg gefunden haben, den Hulk aus mir herauszuholen. Der sarkastische Kommentar blieb in seinem Inneren, wo er hingehörte, und statt zu antworten, nahm er nur einen tiefen Atemzug. „Doctor Banner?“ Rogers hatte seine Reaktion bemerkt und war auf ihn zugetreten, Sorge in seinem Blick, und Bruce schüttelte den Kopf. „Ich komme zurecht.“ Im Moment tat er das auch, wo Stark gerade irgendwohin verschwunden war, wahrscheinlich, um sich einen Kaffee oder etwas Stärkeres aus der Kantine zu holen, und er das Labor für sich alleine hatte. Rogers hob in einer unwillkürlichen Reaktion die Brauen. „Wirklich?“ Bruce spürte, wie die Wut in ihm hochstieg und der andere sich näher an die Oberfläche seines Seins schob. „Nehmen Sie ihr verdammtes Schuldgefühl und werfen Sie es aus dem Fenster, Rogers!“ Er sah, wie Rogers zusammenzuckte unter seiner Fassade, doch die Befriedigung, die sein kleiner Ausbruch ausgelöst hatte, wurde so schnell aus ihm herausgesaugt wie die Luft eben jenem geöffneten Fenster des Helicarriers. „Entschuldigung...“ Der andere zog sich mit einem Knurren zurück, und Bruce spürte, wie seine Wut auf Rogers sich auflöste und nur noch die Unzufriedenheit mit dieser Situation zurückblieb. Eigentlich sollte er froh sein, dass Rogers sich um die Ergebnisse seiner Behandlung durch Dr. Erskine kümmerte – Bruce hatte in seinem Leben zu viele skrupellose Männer gesehen, um diesen Charakterzug nicht zu schätzen... aber betrachtet zu werden wie ein fehlgeschlagenes Experiment, wie ein armer, bemitleidenswerter Hund, der in einem Autounfall ein Bein verloren hatte und nun verwöhnt werden musste, ließ immer wieder ein Gefühl der Hilflosigkeit in ihm hochsteigen. Alle anderen wollten bestimmen, wie er sein Leben lebte, wie er sich verhalten musste, in welche Zelle sie ihn sperrten, um niemanden in Gefahr zu bringen – und das, obwohl er auch ohne all diese gutmeinenden Idioten nicht an einem Übermaß von Freiheit in seinem Leben litt. Dafür hatte der Hulk gesorgt. Und der war eben kein kleiner, niedlicher Schoßhund, sondern ein großer, böser, grüner Wolf, der in seinem Inneren regelmäßig die Zähne bleckte, wenn jemand ihn einsperren wollte – wenigstens darin waren er und Bruce sich einig. Für einen Moment sah Rogers ihn an wie eine Handgranate ohne Sicherheitsstift, dann hatte er sich anscheinend selbst davon überzeugt, dass von ihm keine Gefahr ausging, zumindest im Augenblick, und die Anspannung fiel von seinen muskulösen Schultern ab. „Nicht dafür.“ Seine Stimme klang zumindest irritiert, unsicher, fast fragend, mehr wie die eines Kindes, das nicht wusste, was es falsch gemacht hatte und weswegen es nun gescholten wurde, und Bruce wandte sich wieder seinem Computer zu. Es war nicht sein Job, Rogers zu tätscheln, bis er sich nicht mehr vernachlässigt fühlte, und eigentlich war der gute Mann auch alt genug, um über die Phase der Bestätigung durch andere hinweg zu sein. Leider verstand Rogers seinen alles andere als subtilen Hinweis, dass dieses Gespräch beendet war, bevor es begonnen hatte, nicht, und drängte sich in sein Sichtfeld, indem er sich neben den Computerbildschirm stellte. Seine Hand zerzauste seine dunkelblonden Strähnen noch mehr, fuhr in einer Geste der Hilflosigkeit durch seine Haare, dann zuckte er mit den Schultern. „Es ist nur... ich fühle mich verantwortlich, Doctor.“ Erzähl mir etwas Neues. Der Sarkasmus brach wieder durch, aber selbst unter seiner Irritation wusste er, dass es nie schlecht war, seine eigenen Analysen und Interpretationen bestätigt zu sehen. „Wir beide wissen, dass das irrational ist, Rogers. Wenn Sie es nicht gewesen wären, hätte die Regierung sicherlich irgendeinen anderen Freiwilligen gefunden, der ein bisschen Schmerz gegen übermenschliche Fähigkeiten eintauscht.“ Rogers' Kopf schnellte herum, und Bruce sah, wie die Wut auch in seinen Augen schimmerte – auch oder vielleicht gerade weil ihm klar war, dass Bruce Recht hatte, und seine Gefühle großteils irrational waren. „Und das befreit mich von jeglicher Verantwortung?“ Beißender Sarkasmus in Rogers' Stimme. „Als ich mich freiwillig gemeldet habe, dachte ich, dass ich nur ein Prototyp wäre – eine Blaupause für andere Soldaten wie mich. Es ist mein gottverdammter Job, mich um die zu kümmern, die nach mir kommen, Banner.“ Du verwechselst da was, Junge. „Ja, ja, aus großer Kraft folgt große Verantwortung, schon klar.“ Bruce gab jeglichen Versuch auf, sich auf seine Arbeit und die Auswertung der zahlreichen Daten, die aus aller Welt in diesem Computer landeten, zu konzentrieren, und wandte sich nun ganz Rogers zu. „Ja. Und Sie sind ganz offensichtlich nicht in der Lage, diese Verantwortung wahrzunehmen, Doctor. Was aus Macht ohne Verantwortung wird, sehen wir in der Gefängniszelle – ich brauche nicht auch noch ein zweites, leuchtend grünes Beispiel.“ Bruce spürte, wie sich seine Fäuste fast aus eigenem Willen ballten und seine Muskeln sich anspannten, und Rogers sah es – doch diesmal wich er nicht entschuldigend zurück, sondern sah ihn aus ebenso sturen, blauen Augen an wie seinen eigenen. Rogers hatte keine Ahnung, weder von dem beängstigenden Gefühl, dass sein Körper nicht mehr ihm gehörte, noch von den Anstrengungen, die er unternommen hatte, um genau das zu verhindern, seine Kontrolle zu behalten. Er sollte die Schnauze halten, verdammt! „Und ich brauche nicht noch einen wohlmeinenden, ahnungslosen Gutmenschen, der mir sagt, was ich tun kann und was nicht, wie ich mein Leben leben soll oder nicht, während ich dazu noch ganz gut selbst in der Lage bin. Ich bin nicht Ihr Projekt, Rogers, und falls Sie es vergessen haben – es ist nicht so, dass ich in diese Sache hineingestolpert bin, ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse, so wie Sie!“ Rogers' Kiefer verkrampften sich, und er biss die Zähne zusammen, doch das hielt Bruce nicht davon ab, weiterzusprechen – eine kleine Prügelei des anderen mit Captain America würde diesen wahrscheinlich nachhaltig von jeglichem, übermäßigen Verantwortungsgefühl befreien. „Was von dem, was Sie sind, war schon vor dem Serum da? Die Reflexe? Die Geschwindigkeit? Die taktischen Kenntnisse? Keines davon... Sie wurden gemacht, Rogers, Sie sind nicht. Ich hingegen bin immer noch der Mann, der ich war... und ich brauche den Hulk nicht, um mich meiner Identität zu versichern.“ „Mein Herz ist immer noch dasselbe.“ Er klang überzeugt, stellte Bruce fast ein wenig überrascht fest, unbeeinflusst von den grausamen Worten, die er ihm eben an den Kopf geworfen hatte, und ein Teil von ihm, der nicht unbedingt mit dem anderen zu tun hatte, sondern aus ihm stammte, der, der Recht haben wollte, brachte ihn dazu, weiterzusprechen. „Und was hätte Ihr Herz Ihnen gebracht, Captain? Einen frühen, einsamen Tod – oder versuchen Sie sich tatsächlich einzureden, dass Sie mit Ihrem alten Körper älter als fünfzig geworden wären?“ Ein kleiner, drohender Schritt auf ihn zu, und der andere grinste zufrieden in seinem Inneren. „Sie haben keine Ahnung, Banner... keine Vorstellung...“ „Wie es ist, alle seine Freunde zu verlieren? Alles aufgeben zu müssen, was mir wichtig ist, und danach zurückzukehren und zu sehen, das die Welt eine andere ist?“ Er wusste, dass er an Rogers' Grenzen gegangen war, schon als er das wütende Aufblinken in seinen Augen sah, noch bevor sich die stahlharte Hand um seine Schulter schloss, doch womit er nicht gerechnet hatte, war seine eigene Reaktion. Überrascht spürte er, wie seine Kontrolle auf unebenem Grund ins Wanken geriet – jetzt schon? Er kannte doch seine Grenzen, kannte die Auslöser seiner Wut, seine wunden Punkte... „Banner.“ Die kalte Stimme von der Tür, nun bar jeden Amüsements, ließ ihn zusammenfahren, vielleicht im letzten möglichen Moment, bevor der andere die Kontrolle übernahm, und Bruce sog einen tiefen, beruhigenden Atemzug ein. „Ja?“ „Lassen Sie den guten Captain in Ruhe, Sie wissen doch, wie leicht er die Beherrschung verliert.“ Nun, da Stark sah, dass Bruce zumindest den äußeren Anschein von Beherrschung zurückgewonnen hatte, konnte er auch seinen gewohnten, stichelnden Humor wieder auspacken. Mit einem distanzierten Gefühl der Befriedigung sah Bruce, wie Rogers Gesicht rötlich anlief, doch nun richtete sich seine Wut mit eingespielter Leichtigkeit auf Stark, nicht auf ihn oder den anderen, was die Gefahr eines Zwischenfalls minimierte. „Das sagt der Richtige“, murmelte Rogers, und Bruce wandte sich wieder seinem Computer zu in der Hoffnung, dieses Zwischenspiel bald zu beenden und nach Kalkutta zurückkehren zu können, wo ihn keiner dieser Heißsporne so aus der Fassung bringen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)