Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Anfang --------------------------- Hake jeden Tag ab und betrachte ihn als erledigt. Du hast dein Bestes getan. Irrtümer und Fehler sind immer möglich. Vergiß sie so schnell wie möglich. Ralph Waldo Emerson   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Taichi Yagami war sichtlich genervt. Gut! Das war nichts Neues und bei weitem nicht das erste Mal, aber heute… Ja, heute, war es besonders schlimm. Er wusste gar nicht, was ihn am meisten nervte. Die Erkenntnis, dass er die blöde Einladungskarte zum gefühlt hundertsten Mal angesehen hatte oder die laute Musik, die unaufhörlich an sein Ohr drang.   `Miss Mimi lädt zu ihrem 20. Geburtstag ein. Ins Four Season Hotel`.   Hallo? Das war so typisch Mimi. Man konnte ja nicht einfach in eine Bar gehen, ne Runde schmeißen und nach Hause gehen. Nein, man musste im Four Season Hotel der Prinzessin huldigen. Schon allein diese Vorstellung nervte ihn. Oder nervte ihn doch die ohrenbetäubende Rockmusik, die aus dem Zimmer seines besten Freundes dröhnte? Ja, er teilte sich eine Wohngemeinschaft nicht nur mit Yamato, sondern ebenso mit Koushiro. Mit diesem war das gemeinsame Wohnen jedoch weitaus weniger problematisch. Er hielt sich meistens im Hintergrund. Yamato jedoch war das genaue Gegenteil.   „Man Yama, mach die verdammte Musik leiser!“, brüllte er aus seinem Zimmer - quer durch die ganze Wohnung. Doch die Lautstärke veränderte sich keineswegs. Die Tatsache, dass sein Koffer noch immer leer war, obwohl sie in wenigen Stunden schon zum Flughafen aufbrechen mussten, machte es eindeutig nicht besser.  Zum wiederholten Male ging der Braunhaarige auf seinen Schreibtisch zu und hielt die Einladungskarte in der Hand. Dieses Lächeln… Er schüttelte seinen Kopf, knüllte die Einladungskarte zusammen und schmiss sie in seinen Mülleimer, der unter seinem Schreibtisch stand.   „Yama! Ernsthaft mach die Musik leiser“, schrie er erneut durch die Wohnung. Er überlegte gerade zum Kleiderschrank zu gehen und wenigstens schon mal das Notwendigste einzupacken, sprich Socken und Boxershorts, als die Musik unverändert in seinen Ohren wiederhallte.   Aufbrausend verließ der junge Yagami sein Zimmer und stürmte in das Zimmer seines besten Freundes. Er klopfte nicht mal an, er würde es ja doch nicht hören – so wie immer. So schritt er in das Zimmer des Musikers ein und blieb prompt an der Zimmertüre stehen. Er sah den Blonden unbekleidet über ein fremdes Mädchen gebeugt. Yamato machte sich nicht mal die Mühe, eine Decke zu nehmen, um sich und seine neueste Eroberung zu verhüllen. Wie oft der Braunhaarige seinen besten Freund in dieser Position vorfand, konnte er schon fast gar nicht mehr aufzählen. Er sah ihn öfter nackt, als... Darüber wollte er lieber nicht weiter nachdenken... „Mach die verdammte Musik leiser“, knurrte der Braunhaarige und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Dann wird das Stöhnen aber lauter, ich wollte nur das Beste für euch“, erwiderte der Blonde grinsend. „Alter, schmeiß das Mädchen raus, pack deinen Koffer und um Himmels Willen mache die Musik leiser!“, warnte er erneut. „Ja, gib mir noch fünf Minuten, kannst auch gerne zugucken, vielleicht kannst du ja noch was lernen“, grinste der Musiker. Tai verdrehte die Augen: „Sicher nicht, bei mir hat sich noch keine beklagt…“, konterte er gleich, verließ das Zimmer - aber nicht ohne vorher die Türe laut hinter sich zuknallen zu lassen – und ging zurück in sein eigenes.   Auch der junge Yagami hatte unzählige Affären und One-Night-Stands gehabt. Doch etwas veränderte sich seit dem letzten Wochenende, als er seine Liebschaft mit in die Dreier-WG nahm. Es war jener Tag, an dem die Einladungskarte von Mimi ankam. Unaufhörlich prasselten sämtliche Erinnerungen auf den Braunhaarigen ein. Er wollte das alles nicht, er wollte sich ablenken. So ging er feiern.   Schnell wurde eine junge schwarzhaarige Frau auf ihn aufmerksam, die sich an den jungen Yagami – im wahrsten Sinne des Wortes – festsaugte. Der junge Mann genoss die Aufmerksamkeit. Für den Moment fühlte es sich gut an und das war alles was ihn derzeit interessierte. Zügig führte der Braunhaarige das Mädchen zu seinem Auto. Alles in dieser Nacht ging unheimlich schnell. Die junge Frau nahm ein unglaubliches Tempo vor, was den Braunhaarigen verwunderte. Er wusste nicht warum sie es so eilig hatte? Es schien fast, als hätte sie Angst, er könnte es sich anders überlegen, wenn sie sich nicht beeilte. Nach gerade Mal zwanzig Minuten war der ganze Spaß dann auch wieder vorbei. Tai fühlte sich seltsam. Ja, sie hatten Spaß zusammen, aber etwas hatte gefehlt. Er hatte sich mehr Zärtlichkeit, mehr Nähe gewünscht – mehr Vertrauen, doch das konnte er von einem One-Night-Stand wohl nicht erwarten… Denn das bekam er von seiner Bettgefährtin nicht. Sie wollte es hart, rau und laut. Er konnte nicht sagen, dass er es genossen hatte. Vielleicht hatte es ihm gefallen. Er wusste nicht genau was er wollte, aber er wusste, dass er mehr wollte als das. Vielleicht war es an der Zeit eine Sex-Pause einzulegen. Vielleicht war er ausgebrannt.   Er schritt zu seinem leeren Koffer, der ihn fast schon höhnisch entgegen grinste. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein paar Klamotten für eine Woche zusammen zu packen? Warum tat er sich denn dann so verdammt schwer damit?   Er ließ seinen Blick einmal mehr quer durch sein Zimmer wandern und wollte sich endlich dazu aufraffen, zu seinem Kleiderschrank zu gehen um wenigstens noch ein paar Klamotten zum Wechseln dabei zu haben, aber als er einige Schritte ging, änderte er die Richtung und lief auf sein Bett zu. Er kniete sich vor seinem Nachtschränkchen, zog an der untersten Schublade und öffnete diese. Er griff nach einem Foto, sowie einem Bilderrahmen. Er öffnete den Bilderrahmen von hinten, hob das Glas vorsichtig an, legte das Foto rein, klebte dieses dann fest und versiegelte das Bild wieder. Selbst Geschenkpapier hatte er noch in seiner Schreibtischschublade gefunden. Wie die dahin kam, konnte er sich selbst nicht erklären. So verpackte er das Geschenk und legte dieses als ersten in seinen Koffer – wenn er schon nichts zum Anziehen hatte, hatte er wenigstens an ein Geschenk gedacht.   Sie hatten zwar alle zusammengelegt und für Mimi ein Gutschein in einem Tonstudio veranlasst. Dies hatte Sora gemeinsam mit Yamato organisiert. Er war sich sicher, dass sie sich darüber freuen würde, aber er wollte ihr was Eigenes schenken. Etwas dass die Beiden einst verband. Etwas, das vom Herzen kam. Etwas das große Wellen in seinem Herzen schlug, wenn er daran zurückdachte. Er fragte sich, ob es der jungen Tachikawa wohl auch so ergehen würde, wenn sie das Geschenk auspacken würde? Oder ob es ihr nicht so viel bedeuten würde wie ihm...   Sein Blick wanderte zurück zu seinem Schreibtisch oder viel mehr unter dem Papierkorb der unter dem Schreibtisch stand. Er schritt erneut auf diesen zu und fischte die zerknüllte Einladungskarte heraus, strich diese auf seinem Schreibtisch glatt und betrachtete die Einladungskarte. Wieder dieses unvergleichbare Lächeln… Nein! Schoss es eindringlich, wie eine Warnung, durch seinen Kopf.  Wenn es irgendein Mädchen auf dieser Welt gab, für welches seine Gefühle nicht erneut ausbrechen durften, dann waren es die Gefühle für diese Frau.   Es gab mal eine Zeit, in der er dachte, dass sie zusammengehörten. Dass sie füreinander bestimmt seien. Wenn es so etwas überhaupt gab.   Es gab mal eine Zeit in der die Beiden sich so unglaublich nah waren, dass auch wenn sie nur stillschweigend nebeneinanderlagen – ohne sich zu berühren –, dass er sich wünschte, er könnte diesen Moment für immer zwischen zwei Fingern festhalten.   Es gab mal eine Zeit, in der es so schien, als würde jeder darauf warten, dass sie sagten: `Wir sind zusammen`.   Doch dies passierte nie.   Er hatte die Zeichen wohl falsch gedeutet, falsch interpretiert, falsch verstanden.   Denn das Mädchen seiner Träume, träumte wohl nicht von ihm. Nein, sie träumte von einem anderen Jungen. Einen Jungen, der ihm nur allzu vertraut war. Von einem Jungen, der einer seiner besten Freunde war. Ein Junge der auf den Namen Koushiro hörte – alleine deshalb war diese Frau absolut tabu für ihn. Denn er wusste wie sehr er damals unter der Trennung litt.   Ob er wohl noch immer etwas für sie empfand?     *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Ein Seufzen entfuhr seinen Lippen, als er einmal mehr ihre Nachricht las. Den Kopf auf der flachen Hand abgestützt, scrollte er die Zeilen hoch und runter, prägte sich jedes einzelne Wort ganz genau ein und stellte sich die zierliche Gestalt hinter den Zeilen vor. Wieder seufze er, als er die Nachricht wieder nach oben scrollte.   Hallihallo mein geliebter Computer-Nerd,   Mein geliebter…   Noch einmal entwich seinen Lippen ein Seufzen. Wehmütig betrachtete er die aufgestellten Fotos, die sich auf seiner Kommode sammelten. Auf einigen war er gemeinsam mit den anderen Digirittern zu sehen, andere zeigten seine Eltern oder nur ihn und Taichi. Unter ihnen mischte sich auch ein Foto von ihr. Ihre haselnussbraunen Augen strahlten und ihr Lächeln erwärmte sein wild schlagendes Herz. Gemeinsam mit Mimi posierte er grinsend vor der Kamera. Sein Grinsen wirkte mehr gestellt, als alles andere. Doch seine roten Wangen demonstrierten sein Inneres nach außen. Wie glücklich er doch in dieser Zeit war.   Sein Blick glitt erneut zu der Einladungskarte, die vor ihm auf seinem Schreibtisch lag. Dekoriert mit dem wohl schönsten Lächeln, welches er kannte, lud Mimi groß zu ihrem 20. Geburtstag ein. In einem ‚Four Seasons Hotel‘ würde die große Fete stattfinden. Typisch Mimi, wie der Rothaarige empfand. Dass sie ihre Volljährigkeit groß feiern würde, hatte er ja bereits erwartet. Dass sie zudem auch noch in ein Hotel einlud, jedem den Flug spendierte und auch noch ein Hotelzimmer finanzierte, hatte er nicht erwartet. Nun ja. Er wusste aber auch, dass ihre Eltern ausreichend Geld dafür zur Verfügung hatten.   Zwei Jahre war es nun her, seit er sie das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Durch ihr Studium und den Nebenjob in der Firma ihres Vaters, war Mimi zeitlich stark eingespannt. Daher war es ihr die letzten zwei Jahre nicht möglich gewesen, sich mit den anderen zu treffen oder ihr Heimatland zu besuchen. Regelmäßig schrieb sie ihm eine E-Mail, beschrieb ihren Alltag und verschiedene Gegebenheiten in ihrem Leben. Egal wie lang ihre Nachrichten waren, ihre emotionale Ebene blieb hinter ihren Zeilen verborgen. Stattdessen informierte sie ihn nur über oberflächliche Belange. Sie berichtete ihm sogar über ihre neue Beziehung. Als ob ihn das interessieren würde. Doch solang sie glücklich war, war er es auch. Mehr oder weniger zumindest.   „Oh man…“ Seine Gedanken fanden ein jähes Ende, als Musik an sein Ohr klang. Genervt fuhr er sich über den Nasenrücken, als er das Knallen und Brüllen seines besten Freundes hörte. Wieder einmal hallte lautstark die Musik aus Yamatos Zimmer. Kein Wunder, schließlich probte er regelmäßig für seine Konzerte und verwechselte dabei viel zu häufig den Proberaum mit seinem WG-Zimmer. Koushiro selbst hatte es mittlerweile aufgegeben, etwas dagegen zu sagen. Denn womöglich war es sinnvoller, mit einer Wand zu kommunizieren, anstatt mit Yamato. Zumal er im Moment nicht einmal probte, sondern scheinbar nur den Klängen seiner Lieblingsband lauschen wollte. In einer nicht unbedingt angebrachten Lautstärke. Wahrscheinlich aus einem ganz bestimmten Grund heraus. Aber Koushiro hatte im Moment nun wirklich andere Sorgen.   Bereits morgen würden sie im Flieger sitzen und auf dem Weg zu Mimis Geburtstagsparty sein. Tatsache war, dass er das Packen bisher immer wieder vor sich hergeschoben hatte und nun blieb ihm keine andere Wahl mehr, als sich aktiv damit zu beschäftigen. Gegen den Schreibtisch gestemmt, rollte er mit seinem Stuhl zurück und stand auf, nur um wenige Meter zu seinem Kleiderschrank zu überwinden. Unmotiviert öffnete er diesen und warf einen Blick hinein. Fein sortiert befanden sich seine wenigen Kleidungstücke in diesem, welche ihm förmlich entgegenriefen, wie unmodern sie doch waren. Bereits jetzt konnte er sich Mimis Kommentare vorstellen. Damals waren sie sehr häufig zusammen einkaufen gewesen und Mimi hatte seine Garderobe gestaltet. Aus besagten Klamotten war er mittlerweile jedoch herausgewachsen. Missmutig betrachtete er daher seine geringe Auswahl an Hemden und Hosen. Kein Wunder, dass Mimi ihn abserviert hatte. Er war wirklich langweilig.   Mit gesenkten Blick sah er zu Boden, kurz bevor er seine Augen zusammenkniff und an den Tag seiner Trennung zurückdachte. Sie waren gerade einmal zwei Jahre zusammen, doch bereits zu diesem Zeitpunkt folgte eine Krise der anderen. Nach einem glücklichen Jahr ihrer Beziehung war Mimi mit ihren Eltern nach Amerika gezogen. Natürlich hatte sich die Tachikawa dagegen gewehrt, doch gegen das Wort ihres Vaters hatte sie keine Chance. So beschlossen Koushiro und sie wehmütig, eine Fernbeziehung einzugehen. Einfach aus dem Willen heraus, nicht voneinander ablassen zu wollen. Ihm fiel es nicht sonderlich schwer, eine Fernbeziehung zu führen. Wenn er ehrlich war, genoss er es zu dieser Zeit sogar, nicht ständig shoppen gehen zu müssen. Mimi war eben schon immer ein kleiner Wirbelwind gewesen und wünschte sich stets seine volle Aufmerksamkeit. Dem Computer-Nerd – wie sie ihn gerne nannte – war es das ein oder andere Mal tatsächlich zu viel, sich um die Belange seiner Freundin zu kümmern. Er bemühte sich zwar, aber sehr häufig fand Mimi dennoch einen Grund, über irgendwas zu meckern. Miss Mittelpunkt nannte er sie zu dieser Zeit recht gerne. Denn auch wenn sein Herz nur für sie schlug, so konnte sie durchaus nervig sein.   Leider schien sie weitaus mehr unter der Trennung zu leiden als seine eigene Person. Vor drei Jahren geschah es dann.   „Ich kann das so nicht mehr, Koushiro-kun…“ Traurig richtete sein Gegenüber den Blick auf den Boden, während ihr Tränen über ihre Wangen wanderten. Noch nie konnte es Koushiro leiden, seine Freundin weinen zu sehen. Daher legte sie sanft seine Hände auf ihre Schultern und zwang sie dazu, ihn anzusehen. „So eine Fernbeziehung…I-Ich glaub…das ist nichts für mich…“, sprach sie aufrichtig. Oh Gott, irgendwas zerbrach in seinem Inneren. Denn er wusste ganz genau, was sie ihm mit ihren folgenden Worten sagen würde. Er wollte es nicht hören. Doch viel schlimmer war es für ihn, Mimi so leiden zu sehen. „Bitte hör auf zu weinen…“, flüsterte er einfühlsam. Koushiro hob seine Hand und fing eine ihrer Tränen auf. Jedoch folgten dieser noch andere. „Koushiro…ich glaube, wir sollten uns trennen…“, sprach sie nun offen aus. Es war fast so, als würde sein Herz in tausend Teile zerspringen. Vor allem wenn er sah, wie sehr Mimi doch darunter litt, diesen Schritt gehen zu müssen. Koushiro drückte seine Zähne auf seine Unterlippe, während sich seine Hand auf ihrer Schulter verkrampfte. Unsicher hob sich der Blick der Tachikawa, während sie weiterhin ihren Tränen freien Lauf ließ. Nun konnte auch Koushiro einen verletzten Ausdruck nicht mehr verbergen. „E-Es tut mir so leid…i-ich…ich will dir nicht weh tun…Aber ich kann das nicht. Tausende Kilometer entfernt sein und eine Beziehung führen. I-Ich liebe dich… aber anderes…als du es dir wünschst. Ich will dir einfach nicht weh tun, indem ich mit dir zusammen bin und nicht das Gleiche empfinde…Oh Gott… es tut mir so leid!“, schluchze sie erneut, während sie sich erneut ihren Tränen hingab. Sanft strich er ihr über die gerötete Wange. Als sie seinen Blick erwiderte, lächelte er gequält. „Es ist schon okay… ich versteh dich…“, erwiderte er ihre Worte. Sie wusste, dass er log. Nichts war okay. Aber wenn sie nicht glücklich war, machte das Alles tatsächlich keinen Sinn. Daher nahm er sie einfach nur stumm in den Arm und strich ihr behutsam über den Rücken.   Ein lautes Krachen riss ihn erneut aus seinen Gedanken. Einen kurzen Augenblick richtete er seinen Blick auf seine Zimmertüre und dachte darüber nach, nicht doch rauszugehen und nach dem Rechten zu sehen. Doch verharrte er in seiner Position und richtete wieder seinen Blick auf den noch leeren Koffer. Schließlich brachte es nichts, weiterhin der Vergangenheit nachzutrauern. Mimi hatte mittlerweile einen neuen Mann in ihr Herz gelassen und ihn womöglich längst vergessen. Er war „nur“ noch ihr bester Freund und als dieser, wollte er seine Rolle so gut es ging mimen.   So wand er sich wieder seinem Koffer zu, zog einfach willkürlich Klamotten aus seinem Schrank und ließ sie in seinen Koffer gleiten. Daraufhin wühlte er in seinen Schubladen nach Unterwäsche, Badesachen und anderen Utensilien, die man für einen Wochenausflug benötigte. Missmutig begutachtete er seinen gepackten Koffer – sichtlich unzufrieden mit der Klamottenauswahl. Daraufhin suchte er auch noch nach Ausgehklamotten und legte sie seinen anderen Klamotten beiseite.   Wieder glitt sein Blick zu dem Foto von sich und Mimi. Gedankenverloren streckte er seine Hand nach diesem aus und zog aus dem Fotorahmen ein kleines Foto heraus. Auf diesem sah ihm seine Exfreundin mit einem lieblichen Lächeln an. Genau in dieses Lächeln hatte er sich damals verliebt. Allein wenn er daran dachte, verspürte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Insgeheim fürchtete er sich vor dem ersten Aufeinandertreffen. Sie hatten sich wirklich lange nicht mehr gesehen und er hatte das Gefühl, einer gänzlich Unbekannten entgegen zu treten. Damals waren sie sich so nahe gewesen. Doch nun fühlte es sich so an, als würde er sie gar nicht mehr kennen. Jedes Mal, wenn er sich ihre Nachrichten durchlas, fühlten sich ihre Worte wahnsinnig falsch an.   Er wollte wieder für sie da sein und ihr zur Seite stehen. Sein Gefühl verriet ihm, dass sie ihn brauchte. Sie brauchte einen Freund an ihrer Seite, dem sie vertrauen konnte. Mimi belastete nur selten Jemanden mit ihren Problemen und schon gar nicht vermittelte sie ihre Gefühlswelt über digitale Nachrichten. Das ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass irgendwas nichts stimmte.   Doch ahnte er zu dem Zeitpunkt nicht einmal entfernt, wie Recht er damit doch hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)