Zerbrochener Spiegel von Technomage (für Tsche) ================================================================================ Aus schwärzester Nacht ---------------------- Wenn ihr dies lest, habt ihr den Ekel überwunden und die zweite Kapitel erreicht. Vielen Dank und Gratulation von meiner Seite. Ihr befindet euch auf dem direkten Weg tiefer und detaillierter in den Wahnsinn einzutauchen. Genug der vielen Worte und viel Verwirrung: Rising in the darkest night Ich schwanke zu der Ecke, in der ich dich liegen sah. Meine Sicht verschwamm, wankte und drehte sich um mich. Ich spürte wie die Augen meinen Kopf verließen und ich mich selbst betrachtete, wie ich einem Zombie gleich durch ein Horrormassaker stolperte, unfähig meinen Körper zu kontrollieren. Es ist sehr erbärmlich sich selbst dabei zu betrachten, wie die eigenen Nerven einen belügen und die Muskeln simulieren, sie täten ihre Pflicht. Doch in diesem Moment empfindet man es als nicht mehr als amüsant. Meine Augen kehrten zurück. Ich hatte mich in der letzten Viertelstunde einen, vielleicht zwei Meter zu meinem Ziel bewegt. In meinem Kopf drehte sich ein gleißendes Jahrmarktskarussell aus Blut, Feuer und Verderben. Ich hörte ein Kreischen irgendwo zwischen meinen Schläfen. Erst nur ein schwaches Kratzen. Als würde ein Kobold langsam mit seiner Spitzhacke meine Schädeldecke abtragen. Dann lauter. Das Fauchen einer schwarzen Katze. Anwachsend. Eine Säge auf knirschendem Schiefer. Sekunden vollkommene Stille. Aus dem Nichts ein verzehrender Urschrei, hirnzerreißend und gewalttätig. Ich kannte dieses Gefühl, denn es war mir in meiner Welt der Illusionen schon öfter begegnet. Ich musste nur mit dem Finger schnippen und es würde vorbei sein. Nicht nur der Schrei, sondern auch die Droge in meinem Organismus. Verschwunden von Jetzt auf Gleich. Ich schnippte. Ich hatte es schon öfters erlebt und es war für mich die Art einer höheren Stimme mir zu sagen, wenn ich aufwachen musste, um der Realität in die toten Augen zu sehen. Ich öffnete noch einmal die Augen, obwohl sie bereits offen waren. Ich sah, was ich schon vorher gesehen hatte, nur dieses Mal kam die Information wirklich an. Ich sah ein Mädchen, zusammengekauert und blutüberströmt, friedlich schlafend. Wohl kaum älter als ich und splitternackt in einem Raum, der dem Kinderzimmer eines Psychopathen glich. Sie atmete sanft im Schlaf. Selbst in der Wirklichkeit stand wie auf Papier im Raum geschrieben, dass dieses Schlachtfeld ihr Werk war. Trotzdem gab mein Gehirn mir damals das Wort "unschuldig" ein, als ich ihr friedliches, blutverkrustetes Gesicht betrachtete. In den Gedanken der Menschen geschehen eigenartige Dinge. "Verbindungen" werden gezogen, die mit Worten nicht logisch nachzuvollziehen sind. Synapsen spielen in ihrem eigensinnigen Takt und die Menschen tanzen dazu. Jeder auf seine Art und Weise. Als ich Broken zum ersten Mal sah, empfand ich Schönheit. Genau jene Schönheit, die nicht in Worten existiert und sich nicht um den Verstand des Menschen oder die Einteilungen und Kategorien der Normalität schert. Es war jenes Gefühl, das Menschen mit Bestätigung und Bestimmung erfüllt, "zu wissen, was zu tun ist". Für Sie. Obwohl ich nie, damals wie heute, wirklich die Begeisterung für die einfache Freude der Hausarbeit empfunden habe, erfüllte in den nächsten Stunden etwas meinen Geist, das ich nur als "infernalischen Putzanfall" bezeichnen kann. Die abstoßende Widerwärtigkeit der Szenerie, die ich beseitigte, machte mir dabei seltsamerweise keine Schwierigkeiten. Es war als würde ich das verwüstete Zimmer eines Kindes aufräumen. Ich sammelte müllsäckeweise Knochen, innere Organe und menschliches Fleisch, wischte so viele Liter Blut auf, wie selbst ein Chirurg nicht in seinem Leben sieht, putzte den Obduktionssaal so gründlich, dass die nächsten Benutzer vom Glanz geblendet würden. Selten wird aus etwas so Hässlichem etwas so Sauberes. In einem der Lagerkeller der Leichenhalle, in die sich kaum alle zehn Jahre ein neugieriger Arzt verirrte, gab es eine große Knochenmühle. Ich hatte sie während meiner früheren Wanderschaften einmal entdeckt und bei der Vision eine Najade zu zerstückeln fast meinen rechten Arm verloren. Wirklich erfahren, wie die Maschine dort hinkam, habe ich nie, aber ich vermute einfach, dass man als Leiter einer Leichenhalle mit der Zeit exzentrisch wird. In dieser Nacht wurde diese Manifestation des menschlichen Eigensinns zum Höllenwerkzeug meiner Gedanken. Ich gab dem Magen der Maschine alles zu Fressen, was verschwinden sollte und saß stundenlang daneben, hörte seinem kreischenden Kauen zu, betrachtete wie Sinn zu Nichts wurde. Zwischenzeitlich war ich aus Müdigkeit, Erschöpfung und den Nachwirkungen des Meskalins kurz davor auf der Stelle einzuschlafen, doch das Knirschen der Stahlzähne hielt mich wach. Mit einem ausgezehrten Gefühl in meinen Knochen und meinen Gedanken lehnte ich an der Höllenmaschine und rauchte. Da ich keinen klaren Gedanken fassen konnte, der blutige, nackte Mädchen und geschlachtete Pathologen betraf, schweifte ich bald darüber ab, wie ich den Brei, den der Schlund neben mir wieder ausspuckte, in das Essen von Highschool- und Collegekantinen mischen würde. Am Ende begnügte ich mich doch damit den blutigen Brei Eimer für Eimer der städtischen Kanalisation zu übereignen und mit dem Gefühl, dass in vielleicht zwei oder drei Stunden der Morgen grauen würde, schlurfte ich in den wohl saubersten Obduktionssaal weit und breit zurück. Als ich in den Gang einbog, der mich zu meinem Ziel führte, hatte ich, und das ist eine der wunderbarsten Gaben des Menschen, die ich kenne, für einige Minuten vergessen, was mich dort erwartete und dachte gerade darüber nach, ob ich eine meiner verflossenen Ex-Freundinnen mal wieder anrufen sollte. Alle meine Ex-Freundinnen erfüllten, obwohl sie alle völlig unterschiedliche Wesenszüge hatte und keine von ihnen mit der anderen in eine Schublade gepasst hätten, einige entscheidende Merkmale: Sie waren schüchtern und leicht zu verunsichern, auch wenn es sich bei vielen erst unter einem Mantel der Selbstsicherheit zeigte, waren zu beeindrucken durch Spleenigkeit und die Fähigkeit poetisch und verträumt das Schwarze aus der Nacht zu lügen, keine war älter als ich oder hätte mir geistig das Wasser reichen können und, das war das Wichtigste, bei ausnahmslos jeder genügte ein Anruf, um ihr genug Hoffnungen zu machen, um zumindest wieder mit mir zu schlafen, egal wie oft ich das Spiel wiederholte. Insofern war diese Nacht ein guter Anfang für einschnittige Veränderungen dieser statistischen Konstante meines Lebens gewesen. Als ich die Tür erreichte und sie müde mit dem Fuß aufstieß, konnte ich förmlich das Klicken in meinem Kopf hören, dass mich wieder in die Realität zurückbrachte. Es war das zweite Mal in dieser Nacht, dass ich mich wieder hellwach fühlte. Die Szenerie hatte sich kein Bisschen verändert, der Saal war immer noch zum Spiegeln sauber, bis auf das blutüberströmte Wesen in der Ecke des Raumes, dass nun seltsam bizarr wirkte. Etwas in meinen Gehirnwindungen ließ mich stocken und ich stand lange regungslos, kaum atmend auf der Türschwelle. Es war als träte mein Verstand wie ein saubereres und besorgtes Bild meiner Selbst vor mich hinaus und hielte mich schützend davon ab, den Raum zu betreten. Zum Glück hatte ich meinen Verstand schon immer als Feind betrachtet, der von Außen meine Gedanken bearbeiten will und keinesfalls ein Teil von mir ist. Mir ist mittlerweile klar geworden, dass, wenn man sich an der Schwelle des Irrsinns bewegt, es klüger ist sich nur auf sich selbst zu verlassen und alles Gelernte, zuallererst das, was die "Gesellschaft" einem Menschen übermitteln will, auszusperren. Auf dieser Gratwanderung hatte ich gelernt meinen Verstand in die bodenlose Schlucht zu stoßen, an deren Rand ich balancierte. Mit neuer Gewissheit betrat ich den Raum, stieß meinen Verstand beiseite und hörte im Vorbeigehend wie er unter Schmerzen am Boden liegend jammerte. Ich nahm einen Operationskittel und Handschuhe aus einem der Schränke und hüllte mich in Weiß. Der ungewohnte Anblick ließ mich für einen Augenblick schmunzeln. Mit einer mir sonst fremden Entschlossenheit hob ich den schlafenden Mädchenkörper auf und nahm ihn in beide Arme. Ihr Kopf lehnte auf meiner Schulter und ihr Gesicht wirkte kindlich zufrieden, während ihr Körper mich über und über mit Blut beschmierte. Sie fühlte sich leicht an in meinen Armen und so machte mir der Weg durch die Leichenhalle bis zu den Spind- und Duschräume keine Probleme. Der große Duschraum war wie erwartet um diese Zeit leer. Das Licht der Straßenlaternen fiel durch die kleinen hohen Fenster und erschuf eine Atmosphäre so gespenstig, wie eine Dusche nun mal sein konnte, wenn man ein blutüberströmtes Mädchen im Arm haltend und übermüdet in den Endausläufern eines Meskalinrausches steht. Ich drehte das kalte Wasser der Dusche voll auf, unter der ich sie abgelegt hatte und mit einem ohrenzermartenden Schrei erwachte mein Dornröschen zum Leben. Es war weniger ein Schrei als das Brüllen eines Raubtieres in Menschengestalt. Ein Schrei, der jedes Wesen, das nur einen Funken Verstand und Selbsterhaltungstrieb in sich hatte, zu Panik und Flucht veranlasste. Aber ich sagte ja schon, wie sich das Verhältnis zwischen mir und meinem Verstand verhielt. So stand ich ungerührt und neugierig, vielleicht aber auch viel zu abgestumpft um wirklich zu reagieren oder Angst um mein Leben zu haben, in einigen Metern Abstand zu ihr, als ihr Körper sich unter Geschrei und Zuckungen zu rühren begann. Das Blut begann sich von ihrem Körper zu lösen und floss als dunkler Wirbel in den Abfluss, während ihr Körper sich aufbäumte. Ich hörte jeden einzelnen ihrer Knochen knacken, als würde es ein Vorzeichen auf das Brechen meiner eigenen sein. Ich war erstaunlich ruhig, als ihr Blick mich fixierte und ihr Körper begann zu mir zu kriechen. Ihre nassen langen Haare hatten sich wie ein klebriger Schleier über ihr Gesicht gelegt und nur noch ein Auge lugte mich wie aus einer Höhle hinaus an. Der Eindruck eines wilden goldgelben Tierauges brannte sich in mein Gedächtnis ein, auch wenn Brokens Augen grau und sanft sind. Meistens zumindest. Sie keuchte schwer, vielleicht weil sie Wasser in die Lunge bekommen hatte, vielleicht weil ihre Beine sich nicht bewegen wollten und sie sich mit den Händen zu mir zog und dabei trotz der Lautstärke des Wassers ein hörbar kreischendes Knirschen auf den Fliesen erzeugte. Ihre Fingernägel schienen Krallen aus Stahl zu sein. Wie Recht ich damit hatte, sollte ich erst noch zu spüren bekommen. Sie lag mir nun unmittelbar zu Füßen und ihr Auge funkelte mich an. Ihr Blick war der eigenartigste, den ich je gesehen hatte. Es war eine Mischung aus Neugier, Einschätzung, Irrsinn, Freude und etwas Fremdem. Etwas, das man in Menschenaugen nie zu sehen bekommt. Als ich mich gerade an den Blickkontakt mit ihr gewöhnte, schien für sie, kairos, "der richtige Moment" gekommen. Ihr Körper entäußerte jene Art von Kraft, die Raubtiere in eine finale Bewegung umsetzen, die ihre Beute fassen und niederreißen will. Nur dass sich in ihrem Fall nicht nur Körper, sondern auf Geist in diese Kraft zu legen schienen. Selten habe ich seitdem die Macht des Geistes so stark zu spüren bekommen. Ich schaffte es trotz der Wucht, die auf meinen Oberkörper traf, irgendwie auf den Beinen zu bleiben und so hing sie wie ein Torso ohne Beine an meinem Körper. Ihre Nägel, besser gesagt Krallen, hatte sie tief in meine Schultern gebohrt und jetzt, da die Schwerkraft bemerkbar machte und sie keine Ambitionen zeigte loszulassen, zogen sie sich in 10 blutigen Linien meine Arme herab und verbreiteten dabei ein Geräusch, das zu beschreiben selbst meine Nerven und Worte übersteigt. Die Schmerzen müssen in diesem Moment unerträglich gewesen sein, doch das Meskalin und die wahnwitzige Absurdität der Situation linderten sie erheblich. Was sich hätte anfühlen müssen, als zöge mir jemand mit einer Gabel Haut und Fleisch von den Knochen, war mehr wie Nadelstiche, tausende und wieder abertausende von tiefen Stichen einer winzigen Nähnadel, die sich wieder ein Schauer meine Arme hinab zogen. Kein schönes Gefühl, aber interessant. Ihr Auge ließ während all dieser Prozedur keine Sekunde von mir ab und ich konnte mich ebenso wenig ihrem Blick zu entziehen. Er war erfüllt von übermenschlicher Neugier, in irrsinnige Unschuld getaucht und wartend, vor allem wartend. Er schien mir zu zuflüstern " Geht es dir nicht gut, Darling? Tut es irgendwo weh?" und " Diese Schnitte folgen in exakt gleichmäßigem Abstand parallel deiner Hauptschlag. Deine Mathematik-Lehrer wird beeindruckt sein, wenn du es ihm Montagmorgen zeigst!". Seltsamerweise fühlte ich etwas unendlich Liebevolles in deinem Auge damals. Kurz bevor mein Körper höchstwahrscheinlich im Begriff gewesen war den Schmerzen nachzugeben und meinen Geist dazu zu zwingen, das Bewusstsein zu verlieren, hatte ich das Gefühl eine Hand auf meiner blutenden Schulter zu spüren. Danach überzog die Schwärze meinen Geist. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, fand ich mich auf dem Boden meines Pförtnerhauses wieder. Für einen Moment schloss ich meine Augen erneut und grub so tief in meine Erinnerung hinein, wie ich nur konnte. Aber es war wie das Gefühl, wenn man morgens schweißgebadet aus dem Schlaf hochschreckt und seine Gedanken darauf konzentriert die verlorenen Fetzen und sich verflüchtigenden Stücke des Traumes festzuhalten, der sich schnell fallend in den Tiefen des Unterbewussten verliert und einen zerstückelten Film zurücklässt, bei dem das Ende, der entscheidende Dialog und die Zeichen an der Wand fehlen. Es ist als würde man sich mit ausgestreckten Armen in Sand stürzen und versuchen ihn an sich zu drücken und zu umarmen. Doch für mich war das Gefühl um Weiten schlimmer als gewöhnlich, denn ich musste mir selbst eingestehen, dass diese Nacht ebenso krank und real gewesen sein konnte, wie ich sie erlebt hatte, als auch eine einzige große Wahnfantasie. Ich wurde zunehmend wacher und betastete meine Schultern und Arme. Das heißt, ich versuchte es soweit es möglich war, denn die Schmerzen waren unerträglich. Ich öffnete meine Augen. Mein Blick fiel auf die großen roten Balken der Digitaluhr über dem Eingang des Raumes. 5:34. Ich hatte kaum länger als zwei Stunden "geschlafen". Ich richtete mich unter Schmerzen auf und betrachtete meine Arme. Zu meiner Überraschung waren sie mehr oder weniger ordentlich verbunden und ich konnte nur einen leichten roten Schimmer der fünf Streifen auf jedem Arm erkennen. Normalerweise hätten die Wunden in diesem Zustand bereits genug ausgeblutet haben um den ganzen Fußboden zu überschwemmen. Mehr oder weniger. Ich beschloss nicht nachzusehen, was sich unter den Verbänden befand. Es ist ein wenig wie mit Geistern, Dämonen und dem Tod. Solange man sie nicht hört, nicht spürt, nicht ihren Atem riecht und vor allem die Paranoia der Spukgeschichten, die sich um sie weben, nicht im Kopf hat, sind sie halb so schlimm, eigentlich fast nicht da. Nachdem ich einmal durch die Leichenhalle zu den verschiedenen Schauplätzen meiner nächtlichen "Geschichte" gewankt war, kehrte ich wieder in den kleinen Raum am Eingang der Einrichtung zurück und ließ mich in den großen gemütlichen Stuhl fallen, in dem ich schon viele friedliche Nächte verbracht hatte. Ich zog ihn dem Ausklappbett vor, denn allgemein schlief ich damals schlecht in Betten. Ich denke, ich fühlte mich unvorbereitet, wenn ich ruhend auf einem Bett lag, entblößt und schutzlos, im Frieden des Schlafes angreifbarer. Schwer zu beschreiben. Ich hatte alles so vorgefunden, wie ich es in schwammiger Erinnerung hatte. Der glänzende Obduktionssaal, die noch nasse Dusche, ja sogar die Knochenmühle war noch leicht warm von ihrer anstrengenden Arbeit. Nur die letzten Spuren Blut, die ich hinterlassen hatte, als ich Dich in die Dusche trug, mein blutiger Kittel, die kleinen übrig gebliebenen Details waren verschwunden, beziehungsweise während meiner Ohnmacht beseitigt worden. Noch immer schwankte in mir die Klarheit darüber, ob alles Wahn oder Wahrheit gewesen war. Ich konnte mir nicht trauen, denn ich hielt mich damals durchaus für fähig, mir selbst in den Tiefen des Irrsinns sogar solche Verletzungen zu zufügen. Doch als ich in das Leder des Stuhls einsank, spürte ich erst, wie müde nicht nur mein Körper, sondern auch mein Geist war und der Schlaf überkam mich nicht langsam, er war eilig und fordernd, hatte keine Zeit zu verlieren. Ein letztes Mal schreckte ich noch hoch, als ein Gedanke in meinem Dämmerzustand erschien. Ich suchte aus den Regalen den Plan heraus, der die Belegungen der Säle und Räume in den letzten Wochen verzeichnete. Die Spalte des Obduktionssaals 104, jener, in dem ich Sie gefunden hatte, war blütenweiß und rein zwischen seinen schwarzen Linien. Kein einziger Termin, keine auch nur kurze Belegung oder Nutzung war seit zwei Wochen und auch für die weiteren drei Wochen verzeichnet. Genau in diesem Moment war ich davon überzeugt gewesen keine Sekunde der letzten Nacht geträumt oder phantasiert zu haben. Zufrieden sank ich in den Stuhl zurück und hinein in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Nun, wie war der Blick in den nächtlichen Wahnsinn? Ich hoffe unterhaltsam. Falls sich jemand über das Wort "kairos" gewundert haben sollte, wovon ich ausgehe, es ist ein Wort aus dem altgriechischen, das sich eben genau als "der richtige Moment" übersetzen lässt (im Neugriechischen bedeutet es seltsamerweise soviel wie "Wetter"). Würde mich über eure Meinung freuen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)